Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft eine Nadelwebmaschine, insbesondere eine Nadelbandwebmaschine,
mit verzögertem Schusseintrag sowie Anwendungen dazu.
Stand der Technik
[0002] Bei Nadelbandwebmaschinen ist der Antrieb der Schussnadelbewegung seit langem ein
im Stand der Technik erörtertes Problem. Dabei wird beispielsweise in der
CH 633 331 davon ausgegangen, dass der Schussnadelantrieb über ein Kurbel - und Hebelsystem
mit der Hauptantriebswelle der Webmaschine verbunden wird. Ein solcher Schussnadelantrieb
ist in Fig. 2 schematisch dargestellt. Figur 4 zeigt dabei schematisch die Geometrie
der Schussnadelbewegung und Figur 4a den Verlauf der Schussnadelbewegung mit einem
Facheintritt bei ca. 85°.
[0003] Nadelbandwebmaschinen können - wie in der
WO 94/26964 A1 und der
WO 2012/163571 A2 vorgeschlagen - auch mehrere, auswechselbare Schussfäden - vorzugsweise mit Schussfäden
verschiedener Farben, aber auch durchaus Schussfäden unterschiedlichen Materials oder
Materialstärken aufweisen - die dann durch einen Schussfadenwechsel ausgetauscht werden
können, im Falle der
WO 2012/163571 A2 mittels eines Schaftrahmens. In der
WO 2017/042015 A1 wird eine Webmaschine vorgestellt, bei der Wirk- oder Legefäden eingearbeitet werden.
In der
WO 2017/216117 A2 wird von der mechanischen Verbindung zwischen der Hauptwelle der Nadelbandwebmaschine
und dem Schussfadeneintrag Abstand genommen und vorgeschlagen, die Schussfadenbewegung
mittels eines Linearaktuators oder eines Drehaktuators durchzuführen. Allen diesen
Anwendungen ist aber das Problem zu eigen, dass die Schussfadeneintragsnadel nicht
zu früh in das Webfach eintreten soll, sei es um einfach ein schon weiter geöffnetes
Webfach zu haben, sei es um mehr Zeit zu haben, um den Schussfadenwechsel, bzw. den
Einstich der Wirk- oder Legefäden sicher und störungsfrei zu gewährleisten. Der einfachste
Weg das Ziel zu erreichen, wäre dabei, einfach die Schussnadel zunächst einen gewissen
Weg ausserhalb des Webfaches ausführen zu lassen. Dies hätte aber den grossen Nachteil,
dass nutzlos grosse Wege und auch nachteilhafte grosse Beschleunigungen anfallen würden,
was es - insbesondere bei einer hohen Webgeschwindigkeit - zu vermeiden gilt.
Darstellung der Erfindung
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Nadelwebmaschine, insbesondere eine Nadelbandwebmaschine,
vorzuschlagen, bei der der Schussnadeleintrag in das Webfach spät erfolgen kann, ohne
dafür die oben genannten Nachteile in kaufnehmen zu müssen.
[0005] Die Aufgabe der Erfindung wird dabei durch eine Maschine nach Anspruch 1 gelöst.
Dabei haben die Massnahmen der Erfindung zunächst einmal zur Folge, dass bei einem
solchen Antrieb der Schussnadel, bei dem zwischen Kurbeltrieb und Schusswellenhebel
ein Kniehebelsystem angeordnet ist, die Bewegung der Schusswelle verzerrt ist. Die
von der Schusswelle über ein zweites Hebelsystem angetriebenen Schussnadeln werden
durch die Wirkung des Kniehebels in ihrer Bewegung derart verändert, dass sie verzögert
ins Webfach eintreten bzw. verfrüht daraus wieder austreten. Zudem führen sie eine
kleine Rückhubbewegung aus, wenn sie sich ausserhalb des Webfaches befinden. Damit
ergeben sich - gemäss der oben genannten Aufgabenstellung - die folgenden Vorteile,
nämlich
Vorteil 1: Grössere Fachöffnung:
[0006] Beim Schussnadelantrieb gem. Stand der Technik ist die Fachöffnung an der Stelle,
wo die Schussnadel ins Webfach eintritt, noch sehr klein. Im Vergleich dazu ist die
Fachöffnung beim Schussnadelantrieb gemäss der vorliegenden Erfindung bereits ca.
doppelt so gross. Dadurch wird die Sicherheit gegen Unter- oder Überstechen von Kettfäden,
die zum Klammern neigen oder die wegen elektrostatischer Aufladung gerne aneinander
kleben bleiben, erhöht. Der Webvorgang wird zuverlässiger und das erzeugte Gewebe
weist viel weniger Webfehler auf.
Vorteil 2: Kleinerer Schussnadelradius:
[0007] Bei einem herkömmlichen Schussnadelantrieb hat sich das Webblatt zum Zeitpunkt des
Eintritts der Schussnadel ins Webfach erst sehr wenig vom Blattanschlagpunkt weg bewegt.
Mit den Massnahmen der Erfindung ergibt sich aber, dass das Webblatt zum Zeitpunkt
des Facheintritts der Schussnadel schon deutlich weiter vom Blattanschlag weg bewegt
hat. Daraus ergibt sich als weiteren Vorteil, dass der Schussnadelradius kleiner gewählt
werden kann, ohne dass die Schussnadel im Laufe ihrer Bewegung durch das Webfach mit
dem Webblatt kollidiert. Mit kleinerem Schussnadelradius ist eine kompaktere Bauweise
der Webstelle möglich, und die mechanische Belastung des Schussnadelantriebs wird
reduziert (kleinere zu beschleunigende Masse).
Vorteil 3: Einfacher, prozesssicherer Schussfadenwechsel
[0008] Der Schussnadelantrieb gemäss der vorliegenden Erfindung ist auch bei einer Maschine
mit Schussfadenwechsel vorteilhaft: Wie in
WO2012/163571 beschrieben, werden die in die mit einer Gabel versehenen Schussnadel einzulesenden
Schussfäden mittels der Bewegung von ausgewählten Schäften in die Ein- oder Ausleseposition
gebracht. Beim Schussnadelantrieb gemäss Stand der Technik ist es aber nicht möglich,
dafür die normalen Schaftwechselzeiten zu nutzen. Vielmehr muss der Schaftwechselzeitpunkt
beim Auslesen früher, beim Einlesen später gewählt werden. Das ist bei elektronisch
angesteuerten Schäften unproblematisch. Bei mechanisch betätigten Schäften sind dazu
aber spezielle Exzenter bzw. Kettenglieder nötig, und das Einrichten der Maschine
ist entsprechend kompliziert. Da für den Wechsel der Schussfäden beim Schussnadelantrieb
gemäss der vorliegenden Erfindung viel mehr Zeit zur Verfügung steht, und da die Schussnadel
wie oben beschrieben eine kleine Rückhubbewegung durchführt, gelingt es, für den Schussfadenwechsel
die normalen Schaftwechselzeiten zu nutzen. Das vereinfacht das Einrichten der Maschine
stark, und der Schussfadenwechselvorgang wird betriebssicherer.
Vorteil 4: Zuverlässigeres Einstechen der Lochnadelstecher bei einer Maschine mit
Einarbeitung von Wirkfäden.
[0009] Der verzögerte Eintritt der Schussnadel in das Webfach ist auch sehr vorteilhaft
bei einer Maschine, die mit einer Vorrichtung zum Einarbeiten von Wirkfäden versehen
ist. Bei dieser Vorrichtung sticht mindestens ein Lochnadelstecher bei Bedarf von
oben in das geöffnete Webfach ein und bringt mindestens einen Wirk- oder Effektfäden
derart ins Unterfach, dass er von der Schussnadel überstochen und damit ins Gewebe
eingebunden wird. Dem Lochnadelstecher steht für die Einstechbewegung wenig Zeit zur
Verfügung (typischerweise ca. 90 Grad Maschinenwinkel), da er diese erst nach dem
Blattanschlag beginnen kann und sich vor dem Kreuzen mit der Schussnadel bereits genügend
tief im Unterfach befinden muss. Durch den verzögerten Schussnadeleintrag wird die
zur Verfügung stehende Zeit um ca. 25% vergrössert, was ein tieferes Einstechen des
Lochnadelstechers und damit ein grösseres und prozesssichereres Wirkfadenfach erlaubt.
[0010] Die vorbenannten, sowie die beanspruchten und in den nachfolgenden Ausführungsbeispielen
beschriebenen, erfindungsgemäss zu verwendenden Elemente unterliegen in ihrer Grösse,
Formgestaltung, Materialverwendung und ihrer technischen Konzeption keinen besonderen
Ausnahmebedingungen, so dass die in dem jeweiligen Anwendungsgebiet bekannten Auswahlkriterien
uneingeschränkt Anwendung finden können.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0011] Ausführungsbeispiele der Webmaschine werden nachfolgend anhand der Zeichnungen näher
beschrieben, dabei zeigen:
- Figur 1
- eine Webmaschine (perspektivisch) mit einem Kniehebelgelenk gemäss einem Ausführungsbeispiel
der Erfindung,
- Figur 2
- eine Webmaschine (perspektivisch) mit einem Schussnadelantrieb gemäss dem Stand der
Technik,
- Figur 3
- die geometrischen Verhältnisse der Bewegung der Schussnadel, gemäss dem Ausführungsbeispiel
der vorliegenden Erfindung nach Figur 1,
- Figur 3a
- die Bewegung der Schussnadelspitze mit einem Facheintritt bei ca. 110° Maschinenwinkel,
gemäss dem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung nach Figur 1 und 3,
- Figur 4
- die geometrischen Verhältnisse der Bewegung der Schussnadel, gemäss dem Stand der
Technik nach Figur 2,
- Figur 4a
- die Bewegung der Schussnadelspitze mit einem Facheintritt bei ca. 85° Maschinenwinkel,
gemäss dem Stand der Technik nach Figur 2 und 4,
- Figur 5
- eine Draufsicht auf die Webstelle zu dem Zeitpunkt, zu dem die Schussnadel ins Webfach
eintritt, gemäss einer Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung nach Figur 1
und 3,
- Figur 5a
- eine Seitenansicht ins offene Webfach gemäss Figur 5 (Ausführungsbeispiel der vorliegenden
Erfindung),
- Figur 6
- eine Draufsicht auf die Webstelle zu dem Zeitpunkt, zu dem die Schussnadel ins Webfach
eintritt, gemäss dem Stand der Technik nach Figur 2 und 4,
- Figur 6a
- eine Seitenansicht ins offene Webfach gemäss Figur 6 (Stand der Technik),
- Figur 7
- den schematischen Aufbau gemäss einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung
mit Schäften zum Schussfarbenwechsel,
- Figur 8a
- die Bewegungen der Schussnadel gemäss einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung
nach Figur 1 und Figur 7,
- Figur 8b
- die Bewegungen der Schussfaden-Steuerschäften gemäss einem Ausführungsbeispiel der
vorliegenden Erfindung nach Figur 1 und Figur 7,
- Figuren 9a bis 9i
- den Vorgang des Schussfadenwechsels gemäss dem Ausführungsbeispiel nach Figur 7,
- Figur 10a
- die Bewegungen der Schussnadel gemäss dem Stand der Technik nach Figur 2 und Figur
7,
- Figur 10b
- die Bewegungen der Schussfaden-Steuerschäften gemäss dem Stand der Technik nach Figur
2 und Figur 7,
- Figuren 11a bis 11i
- den Vorgang des Schussfadenwechsels gemäss dem Stand der Technik,
- Figur 12
- die Position des Lochnadelstechers zum Zeitpunkt des Blattanschlags gemäss einem weiteren
Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung,
- Figur 13
- das zuverlässige Einstechen des Lochnadelstechers zum Zeitpunkt des Schussnadeleintritts
in das Webfach gemäss dem Ausführungsbeispiel nach Figur 12.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0012] In Figur 1 ist eine Ausgestaltung der Erfindung, nämlich eine Webmaschine mit dem
dem Webblatt 10, dem Antriebsmotor 12, der Hauptwelle 45, die einen Kurbelantrieb
13 antreibt, einer Kettfadenzuführung 14, einer Fachbildeeinrichtung 16, die ein Webfach
18 auszubilden geeignet ist. Das Webfach 18 umfasst die Webstelle 15 zur Herstellung
des Gewebes 20, indem ein Schussfaden 24 mittels einer eine Schussnadel 42 aufweisende
Schussnadeleintragsvorrichtung 40. Die Schussnadel 42 wird vom Schusswellenhebel 44
angetrieben, der mittels des Kniehebelsystems 46 mit der Hauptwelle 45 bzw. dem Kurbelantrieb
13 verbunden ist. Die erfinderische Ausgestaltung gemäss dem vorliegenden Ausführungsbeispiel
unterscheidet sich von eine Webmaschine gemäss dem hier zitierten Stand der Technik
gemäss Figur 2 insbesondere durch die Verbindung des Schussnadelantriebs mit der Hauptwelle
45 mittels eben des Kniehebelsystems 46.
[0013] Während die Bewegung der Schussnadel 42 bei der Ausführung gemäss dem Stand der Technik
annähernd sinusförmig ist - wie in Figur 4 und 4a gezeigt -, wird die Bewegung der
mittels dem veränderten Antriebssystem mit dem Kniehebel 46 angetriebenen Schussnadel
42 eben durch die Wirkung des Kniehebels 46 derart verändert, dass sie verzögert ins
Webfach eintreten und auch verfrüht daraus wieder austritt - wie in Figur 3 und 3a
gezeigt. Zudem führen sie eine kleine Rückhubbewegung aus, wenn sie sich ausserhalb
des Webfaches 18 befindet.
[0014] Fig. 5 bzw. 5a und Fig. 6 bzw. 6a zeigen je eine Draufsicht auf die Webstelle und
eine Seitenansicht ins offene Webfach zu dem Zeitpunkt, zu dem die Schussnadel ins
Fach eintritt. Beim Schussantrieb gem. Stand der Technik ist die Fachöffnung h an
der Stelle, wo die Schussnadel ins Webfach 18 eintritt, noch sehr klein, wie aus den
Figuren 6 uns 6a ersichtlich. Im Vergleich dazu ist die Fachöffnung h beim Schussantrieb
gemäss dem Ausführungsbeispiel der Erfindung bereits ca. doppelt so gross, wie man
in den Figuren 5 und 5a entnehmen kann. Dadurch ist die Sicherheit gegen Unter- oder
Überstechen von Kettfäden, die zum Klammern neigen oder die wegen elektrostatischer
Aufladung aneinander kleben bleiben können, erhöht. Der Webvorgang wird zuverlässiger
und das erzeugte Gewebe weist viel weniger Webfehler auf. Ebenfalls in Fig. 6 ist
zu sehen, dass sich beim herkömmlichen Schussnadelantrieb das Webblatt 10 zum Zeitpunkt
des Eintritts der Schussnadel ins Webfach erst sehr wenig vom Blattanschlagpunkt weg
bewegt hat (Mass a in Fig. 6). In Fig. 5 ist zu sehen, dass das Webblatt 10 zum Zeitpunkt
des Facheintritts der Schussnadel schon deutlich weiter vom Blattanschlag weg bewegt
hat. Daraus ergibt sich als weiteren Vorteil, dass der Schussnadelradius R kleiner
gewählt werden kann, ohne dass die Schussnadel 42 im Laufe ihrer Bewegung durch das
Webfach 18 mit dem Webblatt 10 kollidiert. Mit kleinerem Schussnadelradius R ist eine
kompaktere Bauweise der Webstelle möglich, und die mechanische Belastung des Schussnadelantriebs
wird durch die kleinere zu beschleunigende Masse reduziert.
[0015] In einem weiteren Ausführungsbeispiel der Erfindung ist die Anwendung ein einfacher,
prozesssicherer Schussfadenwechsel, ohne dass auf die oben beschriebenen Eigenschaften
und Vorteile gemäss dem vorstehenden Ausführungsbeispiel verzichtet werden müsste.
Der Schussantrieb gemäss diesem Ausführungsbespiel wird bei einer Webmaschine mit
Schussfadenwechsel eingesetzt. Wie in
WO2012/163571 A2 beschrieben, werden die in die mit einer Gabel versehenen Schussnadel einzulesenden
Schussfäden mittels der Bewegung von ausgewählten Schäften 32 und 35 in die Ein- oder
Ausleseposition gebracht. Bei einem solchen Schussantrieb ist es aber - wie aus den
Figuren 10a, 10b und 11a bis 11i hervorgeht - nicht möglich, dafür die normalen Schaftwechselzeiten
zu nutzen. Vielmehr muss der Schaftwechselzeitpunkt beim Auslesen früher, beim Einlesen
später gewählt werden, wie in Figur 3 von
WO 2012/163571 A2 dargestellt. Das ist bei elektronisch angesteuerten Schäften unproblematisch. Bei
mechanisch betätigten Schäften 32 und 35 sind dazu aber spezielle Exzenter bzw. Kettenglieder
nötig, und das Einrichten der Maschine ist entsprechend kompliziert.
[0016] Da für den Wechsel der Schussfäden beim Schussantrieb gemäss dem Ausführungsbeispiel
nach Figur 1 und Figur 7 viel mehr Zeit zur Verfügung steht und da die Schussnadel
42 wie oben beschrieben eine kleine Rückhubbewegung in Richtung des Gewebes durchführt,
gelingt es, für den Schussfadenwechsel die normalen Schaftwechselzeiten zu nutzen.
Das vereinfacht das Einrichten der Maschine stark, und der Schussfadenwechselvorgang
wird betriebssicherer. Wie in Figur 7 gezeigt ist die Schussnadel gegen die Schäfte
hin offen (Gabel 43). Die mit den vordersten Schäften 32 und 35 verbundenen Schussfadenführer
36 und 33 werden durch die Schaftbewegung derart bewegt, dass die gewünschte Schussfarbe
zum gewünschten Zeitpunkt in die offene Schussnadel eingelesen oder ausgelesen wird,
siehe Figur 8a, 8b, 9a bis 9i. In Figur 8a sind Schussnadelbewegung und in Fig. 8b
die Hübe der zwei Schussfaden-Steuerschäfte 32 und 35 bzw. -Selektiernadeln 36 und
33 aufgezeichnet. Die Nulllinie der vertikalen Achse von Fig. 8b entspricht dabei
der Höhe der Bewegungsebene der Schussnadel 42. Das Auslesen des ersten Schussfadens
geschieht in Position A, bei ca. 325 Grad Maschinenwinkel, zu einem Zeitpunkt, bei
dem sich die Schussnadel in der Rückhubbewegung befindet. Der entsprechende Steuerschaft
35 bzw.- die mit ihm verbundene Selektiernadel 33 sind zu diesem Zeitpunkt in Abwärtsbewegung
und befinden sich leicht unterhalb der Schussnadel (Höhe -H
A). Wie aus Figur 9d ersichtlich, kreuzt die offene Gabel 43 der Schussnadelspitze
zu diesem Zeitpunkt die Strecke F-G, sodass Schussfaden 34 von der Gabel 43 nicht
mehr gehalten wird und aus dieser nach unten herausfällt. Im weiteren Bewegungsverlauf
setzt die Schussnadel die Rückhubbewegung in Richtung des Gewebes noch etwas fort.
Steuerschaft 32 bzw. die mit ihm verbundene Selektiernadel 36 sind zu diesem Zeitpunkt
in Aufwärtsbewegung und befinden sich bereits leicht oberhalb der Schussnadelebene,
sodass der Schussfaden 37 von unten leicht um die Schussnadel 42 geschlungen wird,
wie in Figur 9e dargestellt. Figur 9f zeigt, wie Schussfaden 37 in die Gabel 43 springt,
wenn diese bei ihrer erneuten Bewegung vom Gewebe weg die Strecke K-L kreuzt. Siehe
auch Position E in Fig. 8a bzw. Hub H
E in Figur 8b. Schussfaden 37 verbleibt in der Folge in der Gabel 43 und wird so lange
ins Fach eingetragen, bis Steuerschaft 32 bzw. die mit ihm verbundene Selektiernadel
36 sich wieder nach unten bewegen.
[0017] Was geschieht, wenn bei einem bisherigen Schussantrieb der Schussfadenwechsel mit
den normalen Schaftwechselzeiten durchgeführt werden sollte, ist in Fig. 10a, 10b
und 11a bis 11i aufgezeigt. Wie in Figur 11f bzw. Figur 10a/10b (Position A) dargestellt,
findet das Auslesen des ersten Schussfadens 34 zwar bei ca. 40 Grad Maschinenwinkel
statt. Das Einlesen des zweiten Schussfadens 37 wäre gemäss Figur 10b ab ca. 320 Grad
Maschinenwinkel grundsätzlich möglich, da sich die Selektiernadel 36 ab diesem Zeitpunkt
oberhalb der Bewegungsebene der Schussnadel befindet. Da aber die Gabel 43 der Schussnadel
42 den zum Einlesen vorgelegten Schussfaden 37 bei 320 Grad bereits passiert hat,
wird er von der Gabel nicht mitgenommen. Wenn sich die Schussnadel nach dem Umkehrpunkt
wieder in Richtung des Gewebes zurückbewegt, hat sich die Selektiernadel 36 bereits
so weit nach oben bewegt, dass der vorgelegte Schussfaden 37 von der Schussnadel 42
unterstochen und von der Gabel 43 ebenfalls nicht mitgenommen wird (siehe Figur 11g
und 11h). Die Schussnadel bewegt sich also ohne Schussfaden ins Fach - der Schusswechselvorgang
war nicht erfolgreich.
[0018] Ein weiteres Ausführungsbeispiel ist in Figur 12 gezeigt und bewirkt mit den Massnahmen
der Erfindung ein zuverlässigeres Einstechen eines Lochnadelstechers 52 bei einer
Maschine mit Einarbeitung von Wirkfäden 60. Der verzögerte Eintritt der Schussnadel
42 in das Webfach 18 ist eben sehr vorteilhaft bei einer Maschine, die mit einer Vorrichtung
zum Einarbeiten von Wirkfäden 60 versehen ist. Bei dieser Vorrichtung sticht mindestens
ein Lochnadelstecher 52 bei Bedarf von oben in das geöffnete Webfach 18 ein und bringt
einen Wirk- oder Effektfaden 60 derart ins Unterfach, dass er von der Schussnadel
42 überstochen und damit ins Gewebe 20 eingebunden wird. Der Lochnadelstecher 52 schwenkt
dabei synchron mit dem Webblatt 10 in Kettrichtung nach vorne und hinten. Dabei muss
er zum Zeitpunkt des Blattanschlags so weit hochgezogen werden, dass er mit der Kammwelle
53, die sich in Schussrichtung über der Webstelle erstreckt, nicht kollidiert. Dem
Lochnadelstecher 52 steht für die Einstechbewegung wenig Zeit zur Verfügung (typischerweise
ca. 90 Grad Maschinenwinkel), da er diese erst nach dem Blattanschlag beginnen kann
und sich vor dem Kreuzen mit der Schussnadel 42 bereits genügend tief im Unterfach
61 befinden muss. Durch den verzögerten Schussnadeleintrag wird die zur Verfügung
stehende Zeit um ca. 25% vergrössert, was ein tieferes Einstechen des Lochnadelstechers
52 und damit ein grösseres und prozessichereres Wirkfadenfach erlaubt.
Bezuqszeichenliste
[0019]
- 10
- Webblatt
- 12
- Antriebsmotor
- 13
- Kurbeltrieb
- 14
- Kettfadenzuführung
- 15
- Webstelle
- 16
- Fachbildeeinrichtung
- 18
- Webfach
- 20
- Gewebe
- 24
- Schussfaden
- 26
- Kettfäden
- 30
- Vorrichtung zum Schussfadenwechsel
- 32
- Schaft 1
- 33
- Schussfadenselektiernadel 2
- 34
- Schussfaden 2
- 35
- Schaft 2
- 36
- Schussfadenselektiernadel 1
- 37
- Schussfaden 1
- 38
- Schaft 3
- 39
- Schaft 4
- 40
- Schussfadeneintragsvorrichtung
- 42
- Schussnadel
- 43
- Gabel
- 44
- Schusswellenhebel
- 45
- Hauptwelle
- 46
- Kniehebelsystem
- 47
- Schusswelle
- 50
- Vorrichtung zum Einarbeiten von Wirkfäden
- 52
- Lochnadelstecher
- 53
- Kammwelle
- 60
- Wirk- oder Effektfäden
- 61
- Unterfach
1. Webmaschine mit zumindest einer Hauptwelle (45) mit einem Kurbeltrieb (13), einer
Kettfadenzuführung (14), einer Webstelle mit einer Fachbildeeinrichtung (16) zur Ausbildung
eines Webfaches (18), einem Webblatt (10), einer Schussfadeneintragsvorrichtung (40)
mit einer Schussnadel (42) und einem Schusswellenhebel (44), wobei die Schussfadeneintragsvorrichtung
(40) mit der Hauptwelle (45) der Webmaschine mittels des Kurbeltriebs (13) wirkverbunden
ist, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Kurbeltrieb (13) und dem Schusswellenhebel (44) ein Kniehebelsystem
(46) angeordnet ist und die Schussfadeneintragsvorrichtung (40) weiterhin ein zweites
Hebelsystem zum Antreiben der Schussnadel (42) aufweist, wobei durch die Wirkung des
Kniehebels die Bewegung der Schussnadel (42) derart verändert wird, dass sie verzögert
ins Webfach (18) eintritt und/oder verfrüht daraus wieder austritt.
2. Webmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schussnadeleintragsvorrichtung (40) zudem so ausgebildet ist, dass die Schussnadel
(42) eine Rückhubbewegung in Geweberichtung ausführt, wenn sie sich ausserhalb des
Webfachs (18) befindet.
3. Webmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Webmaschine weiterhin eine Vorrichtung zum Schussfadenwechsel, vorzugsweise mittels
der Bewegung von ausgewählten Schäften (32, 35) und den Schäften jeweils zugeordneten
Selektiernadeln (36, 33) aufweist.
4. Webmaschine nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Spitze der Schussnadel (42) mit einer Gabel (43) versehenen ist, und die Webmaschine
so eingerichtet ist, dass die einzulesenden Schussfäden (36, 33) mittels der Bewegung
der ausgewählten Schäfte (32, 35) in die Ein- oder Ausleseposition gebracht werden.
5. Webmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Webmaschine so eingerichtet ist, dass das Auslesen des Schussfadens (34) bei
einem Maschinenwinkel von 315 bis 335°, vorzugsweise von 320 bis 330°, zu einem Zeitpunkt,
bei dem sich die Schussnadel (42) in der Rückhubbewegung befindet, geschehen kann.
6. Webmaschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Webmaschine so eingerichtet ist, dass der entsprechende Steuerschaft (35) und
die mit dem Steuerschaft (35) verbundene Selektiernadel (33) zum Zeitpunkt des Auslesens
in Abwärtsbewegung sind und sich leicht unterhalb der Schussnadel (Höhe -HA) befinden.
7. Webmaschine nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Webmaschine so eingerichtet ist, dass die offene Gabel (43) der Schussnadelspitze
zu diesem Zeitpunkt des Auslesens so positioniert ist, dass der Schussfaden (34) von
der Gabel (43) nicht mehr gehalten wird und aus dieser nach unten herausfällt.
8. Webmaschine nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Webmaschine so eingerichtet ist, dass im weiteren Bewegungsverlauf die Schussnadel
(42) die Rückhubbewegung in Richtung des Gewebes noch fortsetzt, während der Steuerschaft
(32) und die mit ihm verbundene Selektiernadel (36) in Aufwärtsbewegung sich bereits
oberhalb der Schussnadelebene befinden, sodass der Schussfaden (37) von unten leicht
um die Schussnadel geschlungen wird.
9. Webmaschine nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Webmaschine so eingerichtet ist, dass die Schussnadel (42) im weiteren Bewegungsverlauf
ihre Rückhubbewegung beendet und sich wieder vom Gewebe entfernt, wodurch der von
unten leicht um die Schussnadel (42) geschlungene Schussfaden (37) in Richtung der
offenen Gabel (43) rutscht, bis er schliesslich in die offene Gabel (43) springt und
von dieser mitgenommen wird.
10. Webmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Webmaschine weiterhin eine Vorrichtung (50) zum Einarbeiten von Wirkfäden aufweist,
mittels derer Lochnadelstecher (52) wahlweise von oben in das geöffnete Webfach (18)
Wirk- oder Effektfäden (60) derart einbringen, dass sie von der Schussnadel (42) überstochen
und damit ins Gewebe eingebunden werden.
11. Webmaschine nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Webmaschine so eingerichtet ist, dass der Eintritt der Schussnadel (42) in das
Webfach (18) mittels der Kniehebelsystems (46) verzögert ist und der Lochnadelstecher
(52) dabei synchron mit dem Webblatt in Kettrichtung nach vorne und hinten schwenkt.
12. Webmaschine nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Webmaschine so eingerichtet ist, dass durch den verzögerten Schussnadeleintrag
die dem Lochnadelstecher (52) zum Einbringen des Wirkfadens (60) ins Unterfach (61)
zur Verfügung stehende Zeit um zumindest 20%, vorzugsweise um zumindest 25%, vergrössert
wird.