[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Probenträger, sowie ein Verfahren zur Ausbildung
einer Kanalstruktur in einem Hydrogel in einem derartigen Probenträger.
[0002] Eine Kanalstruktur in einem Hydrogel kann in einem Probenträger dadurch ausgebildet
werden, dass in ein Reservoir des Probenträgers eine Opferstruktur eingebracht wird,
die anschließend von Hydrogel eingehüllt wird. Abschließend wird die Opferstruktur
ausgespült. Dabei sind die Anschlüsse für die Opferstruktur in einer Seitenwand des
Reservoirs ausgebildet. Ein derartiger Probenträger ist aus der wissenschaftlichen
Publikation "
Renal absorption in 3D vascularized proximal tubule models", Lin et. al, PNAS 116,
p. 5399-5404 (2019) bekannt. Ein Problem mit dieser Ausführung ist, dass die Opferstruktur schlecht
in diese seitlichen Öffnungen eingebracht werden kann, insbesondere nicht mittels
3D-Druck oder eines anderen automatisierten Verfahrens, bei dem die Opferstruktur
von einer Oberseite in das Reservoir eingebracht wird. Dadurch kann es vorkommen,
dass nach dem Ausspülen der Opferstruktur unsaubere Anschlüsse der Kanalstruktur im
Hydrogel entstehen oder die Kontaktierung insgesamt fehlschlägt, weil die Kanalstruktur
an den Anschlüssen unterbrochen ist. Ein weiterer Nachteil des zitierten Probenträgers
ist, dass die Opferstruktur direkt auf den Boden des Reservoirs aufgetragen wird,
statt rundum von Hydrogel umgeben zu sein. Diese Struktur ist allerdings unphysiologisch
und entspricht nicht den in der Natur vorkommenden Strukturen, beispielsweise im Inneren
von Organen, die eigentlich untersucht werden sollen.
[0003] Ein Fluidkanalsystem umfassend eine mit einem polymerisierten Hydrogel befüllte Kammer
wird in
EP 3 020 480 A1 offenbart. Aus
EP 1 880 764 A1 ist ein Probenträger umfassend ein Substrat mit einem Reservoir mit einem Boden bekannt,
wobei das Reservoir bis zu einer vorherbestimmten Höhe mit einem Trägermaterial für
Zellwachstum befüllt ist.
EP 1 480 749 A2 lehrt ein Mikrofluidsystem mit einem durchströmbaren Volumen, das in ein Flüssigkeitsreservoir
mündet.
[0004] Im Lichte dieser Nachteile ist es die Aufgabe der der vorliegenden Erfindung, einen
Probenträger, sowie ein zugehöriges Verfahren zur Ausbildung einer Kanalstruktur in
einem Hydrogel bereitzustellen, um eine verbesserte Ausbildung von Anschlüssen einer
Kanalstruktur an im Probenträger ausgebildeten Kanälen zu ermöglichen. Diese Aufgabe
wird durch den Probenträger nach Anspruch 1 und das Verfahren nach Anspruch 11 gelöst.
Besonders vorteilhafte Ausbildungen finden sich in den zugehörigen Unteransprüchen.
[0005] Erfindungsgemäß wird ein Probenträger bereitgestellt, umfassend ein Reservoir mit
einem Boden und zwei Kanäle, die jeweils eine Mündung in das Reservoir besitzen, wobei
die beiden Mündungen oberhalb des Bodens angeordnet sind, wobei eine Unterseite des
Probenträgers plan ausgebildet ist, und wobei jede der beiden Mündungen in eine Richtung
weist, die nicht parallel zur Unterseite ausgerichtet ist.
[0006] Aufgrund der Mündungen im Reservoir, die in eine Richtung weisen, die nicht parallel
zur Unterseite ist, kann eine Opferstruktur für eine Kanalstruktur von außen aufgebracht
werden, so dass die Opferstruktur sauber an den Mündungen kontaktiert wird. Die spezielle
Ausrichtung der Mündungen ermöglicht es hierbei, die Struktur sauber auf die Mündungen
aufzutragen und eine verbesserte Ausbildung von Anschlüssen der Opferstruktur an die
im Probenträger ausgebildeten Kanäle sicherzustellen.
[0007] Die plane Unterseite wird im Folgenden als Referenzfläche zur Beschreibung der weitergehenden
Eigenschaften des Probenträgers herangezogen. Eine der Unterseite gegenüberliegende
Seite des Probenträgers wird im Folgenden als dessen Oberseite bezeichnet. Im bestimmungsgemäßen
Gebrauch des Probenträgers bildet die Unterseite die Bodenfläche des Probenträgers,
auf der er aufliegen kann.
[0008] Sofern nicht anders spezifiziert, sind im Folgenden alle Angaben, die sich direkt
oder indirekt auf den Probenträger und die räumliche Anordnung dessen Komponenten
beziehen, also beispielsweise "oberhalb", "unterhalb", "oben", oder "unten" mit Bezug
auf die Unterseite des Probenträgers zu verstehen. Ein Element, das zwischen der Unterseite
und der Oberseite angeordnet ist, befindet sich folglich oberhalb der Unterseite.
[0009] Für das Reservoir sind unterschiedliche Ausführungsformen möglich. So kann es beispielsweise
als eine Vertiefung im Probenträger ausgebildet sein. Der Probenträger kann eine plane
Oberseite haben. Auf dieser planen Oberseite kann das Reservoir in Form eines Topfes
angeordnet sein. Auch eine Querschnittsform des Reservoirs, wobei der Schnitt parallel
zur Unterseite durchgeführt wird, kann vielseitig ausgeführt sein, beispielweise kreisförmig
oder polygonal, insbesondere rechteckig oder sechseckig. Der Boden des Reservoirs
kann plan ausgebildet sein. Insbesondere kann der Boden des Reservoirs parallel zur
Unterseite des Probenträgers ausgebildet sein.
[0010] Ein Kanal bezeichnet beispielweise einen im Probenträger ausgebildeten Hohlraum.
Alternativ kann ein Kanal auch in Form eines Grabens beziehungsweise einer rillenartigen
Vertiefung in einer Oberfläche des Probenträgers ausgebildet sein. Ebenso kann ein
Kanal beide genannten Ausführungsformen umfassen, wobei er teilweise als Hohlraum
innerhalb des Probenträgers und teilweise als Graben in einer Oberfläche des Probenträgers
ausgebildet ist. Typischerweise umfasst ein Kanal dabei zwei Öffnungen oder Mündungen.
Eine dieser Öffnungen jedes Kanals ist als Mündung innerhalb des Reservoirs und oberhalb
des Bodens ausgebildet.
[0011] Ein Kanal oder beide Kanäle können einen Durchmesser, beziehungsweise eine Breite
eines Querschnitts, besitzen, die kleiner ist als die Länge des Kanals oder der Kanäle.
Die Länge kann hierbei die Distanz zwischen den beiden Mündungen eines Kanals bezeichnen,
wobei man zur Bestimmung der Länge eines Kanals diesen von seiner ersten Mündung zu
seiner zweiten Mündung durchläuft. Das Verhältnis zwischen der Breite eines Querschnitts
und der Länge eines Kanals kann dabei einen Wert von 0,2 oder weniger, insbesondere
0,1 oder weniger, insbesondere 0,05 oder weniger besitzen. Ein Reservoir hingegen
kann einen Durchmesser oder eine Breite eines Querschnitts besitzen, die größer als
die Höhe des Reservoirs ist. Die Höhe des Reservoirs bezeichnet den vertikalen Abstand
zwischen dem Boden des Reservoirs und der Oberseite des Probenträgers. Das Verhältnis
zwischen der Breite des Querschnitts und der Höhe des Reservoirs kann einen Wert von
2 oder mehr, insbesondere 5 oder mehr, insbesondere 10 oder mehr besitzen.
[0012] Dabei ist jede der Mündungen derart ausgebildet, dass sie in eine Richtung weist,
die nicht parallel zur Unterseite ist. Gleichsam kann die Mündung in eine Richtung
weisen, die gegenüber der Unterseite gekippt ist. Die Mündung bildet eine Mündungsebene.
Für diese Mündungsebene kann ein Normalenvektor definiert werden, der senkrecht auf
der Mündungsebene steht. In der gleichen Weise kann auch ein Normalenvektor für die
Unterseite definiert werden. Der Normalenvektor der Mündungsebene ist dabei nicht
senkrecht zum Normalenvektor der Unterseite des Probenträgers. Beispielsweise schließen
der Normalenvektor der Mündungsebene und der Normalenvektor der Unterseite einen Winkel
größer oder gleich 0° und kleiner als 90° ein. Insbesondere besitzt dieser Winkel
einen Wert zwischen 0° und 45°, insbesondere zwischen 0° und 30°. Alternativ kann
auch der Winkel zwischen der Richtung, in die jede der beiden Mündungen weist und
der Unterseite einen Wert größer als 0° und kleiner gleich 90° besitzen, insbesondere
einen Wert zwischen 45° und 90°, insbesondere zwischen 60° und 90°.
[0013] Das Reservoir des Probenträgers kann eine Seitenwand aufweisen, die einen Oberflächenbereich
umfasst, der nicht senkrecht zur Unterseite ausgebildet ist, wobei eine oder beide
der Mündungen in dem Oberflächenbereich angeordnet ist.
[0014] Eine in dem Oberflächenbereich angeordnete Mündung ist leichter zugänglich, insbesondere
von oben, als eine direkt in der Seitenwand angeordnete Mündung. Dies ermöglicht ein
einfaches Einbringen einer Substanz, beispielsweise einer Opferstruktur, in die Mündungen.
So ist es beispielsweise möglich, mit einer Nadel wie von einem 3D-Drucker oder einer
vergleichbaren Befüllvorrichtung von oben die Substanz in die Mündungen einzubringen.
Dadurch wird auch sichergestellt, dass im Fall einer maschinellen Befüllung der Mündungen
diese sauber ausgefüllt werden um schließlich eine saubere Kontaktierung einer Kanalstruktur
an die Mündungen herzustellen.
[0015] Dieser Oberflächenbereich kann dabei derart ausgebildet sein, dass eine Querschnittsfläche
des Reservoirs ausgehend vom Boden gleichbleibt oder zunimmt. Der Oberflächenbereich
kann eine Oberfläche besitzen, die nicht senkrecht zur Unterseite des Probenträgers
ausgebildet ist. Insbesondere kann der Winkel zwischen der Unterseite des Probenträgers
und der Oberfläche des Oberflächenbereichs größer oder gleich 0° und kleiner als 90°
sein. Insbesondere kann dieser Winkel einen Wert zwischen 0° und 45°, insbesondere
zwischen 0° und 30° besitzen.
[0016] Der Oberflächenbereich kann umlaufend, also entlang des gesamten inneren Umfangs
des Reservoirs an der Seitenwand des Reservoirs, ausgebildet ist. Der Oberflächenbereich
kann auch nur entlang eines Abschnitts an der Seitenwand ausgebildet sein. Alternativ
können auch mehrere Oberflächenbereiche vorkommen, die als einzelne, separierte Abschnitte
ausgebildet sind. Für jede der Mündungen kann ein einzelner Oberflächenbereich ausgebildet
sein, wobei die relative Anordnung der Oberflächenbereiche nicht beschränkt ist. Ebenfalls
können beide Mündungen in einem gemeinsamen Oberflächenbereich ausgebildet sein und/oder
er kann einzelne Oberflächenbereiche geben, in denen keine Mündung ausgebildet ist.
[0017] Durch die frei wählbare Ausführung und Anordnung des Oberflächenbereichs sowie der
darin ausgebildeten Mündungen können am Ende vielfältige Strukturen in das Reservoir
eingebracht werden. Der Probenträger ist dadurch flexibel für verschiedene Verwendungen
und Simulationen konfigurierbar und einsetzbar.
[0018] Weiterhin kann der Oberflächenbereich in Form einer Stufe ausgebildet sein, wobei
der Oberflächenbereich parallel zur Unterseite des Probenträgers angeordnet ist.
[0019] Die Anordnung der Mündungen in einem Oberflächenbereich, der parallel zur Unterseite
ausgebildet ist, ist besonders vorteilhaft im Zusammenhang mit der erwähnten Befüllung
der Mündungen mit einer Substanz wie beispielsweise einer Opferstruktur. Beispielsweise
kann eine Nadel einer Befüllvorrichtung für besagte Substanz direkt von oben in das
Reservoir eingebracht werden, so dass die Substanz optimal auf die Mündungen aufgetragen
werden kann und diese optimal mit der Substanz bedeckt werden.
[0020] Unter einer Stufe kann insbesondere eine Struktur verstanden werden, die eine zur
Unterseite des Probenträgers parallele Oberfläche, sowie eine Kante besitzt. Folglich
weisen die Mündungen, die in diesem Oberflächenbereich ausgebildet sein können, in
diesem Fall in eine Richtung senkrecht zur Unterseite, beziehungsweise der Normalenvektor
der Mündungsebene ist parallel zum Normalenvektor der Unterseite. Die Mündungen können
zur Oberseite des Probenträgers weisen.
[0021] Die Seitenwand des Reservoirs kann derart ausgebildet sein, dass sie einen Abschnitt
besitzt, der senkrecht zur Unterseite angeordnet ist. Die Stufe kann an den senkrechten
Abschnitt der Seitenwand anschließen, so dass zwischen dem senkrechten Abschnitt der
Seitenwand und dem Oberflächenbereich, beziehungsweise der Stufe, ein rechter Winkel
liegt. Auch kann der Oberflächenbereich eine weitere rechtwinklige Kante aufweisen,
die einer vertikalen Mittelachse des Reservoirs zugewandt ist.
[0022] Einer der beiden Kanäle des Probenträgers kann ein zweites Ende besitzen, das in
Form eines Lochs an einer Oberseite des Probenträgers ausgebildet ist, die der Unterseite
gegenüberliegt.
[0023] Im bestimmungsgemäßen Gebrauch des Probenträgers vereinfacht eine solche Anordnung
der Anschlüsse an der Oberseite des Probenträgers die Befüllung der Kanäle, weil der
Zugang von oben üblicherweise mit den wenigsten räumlichen Einschränkungen verbunden
ist. Insbesondere eine maschinelle Befüllung, bei der eine Nadel oder eine andere
Befüllungsvorrichtung von oben an den Probenträger heranragt, wird dadurch besonders
einfach ermöglicht. Ebenfalls können die Anschlüsse und die Mündungen mit der gleichen
Vorrichtung und/oder Technik befüllt werden.
[0024] Es ist ebenso möglich, dass beide Kanäle ein zweites Ende als Loch oder Mündung an
der Oberseite des Probenträgers besitzen. Es kann auch sein, dass der Probenträger
mehr als ein Reservoir umfasst. In diesem Fall kann ein Kanal derart ausgebildet sein,
dass er die zwei Reservoire verbindet und somit kein Ende an der Oberseite des Probenträgers
besitzt. Darüber hinaus können die Kanäle ausgehend von dem jeweiligen Loch in der
Oberseite zumindest teilweise senkrecht durch den Probenträger verlaufen.
[0025] Der Probenträger kann ein Deckelement und ein Bodenelement umfassen, wobei das Deckelement
und das Bodenelement flächig miteinander verbunden sind, wobei die Unterseite des
Probenträgers am Bodenelement angeordnet ist, wobei mindestens einer der Kanäle zumindest
teilweise in Form eines Grabens an einer unteren Seite des Deckelements ausgebildet
ist und wobei der Graben durch das Bodenelement abgedeckt ist.
[0026] Die zusätzliche Verwendung eines Bodenelements vereinfacht die Herstellung des Probenträgers.
Beispielsweise kann das Deckelement mittels Spritzguss hergestellt werden, was eine
einfache, präzise und kostengünstige Fertigungsmethode darstellt. Während mit Spritzguss
keine Hohlräume in einer zu fertigenden Komponente ausgebildet werden können, stellt
die Ausbildung eines Grabens an einer Oberfläche, der mit dem Bodenelement abgedeckt
ist, eine einfache Alternative dar, um einen äquivalenten Probenträger zu erhalten.
[0027] In diesem Fall kann der gesamte Probenträger also aus zwei Elementen, dem Bodenelement
und einem Deckelement aufgebaut sein. Insbesondere können dabei im Deckelement das
Reservoir mit einem Boden und die beiden Kanäle angeordnet sein. Die bisher genannten
Eigenschaften des Probenträgers können folglich auch auf das Deckelement zutreffen.
[0028] Der Probenträger kann auch derart ausgebildet sein, dass das Reservoir als ein durchgehendes
Loch im Deckelement ausgebildet ist und der Boden des Reservoirs durch das Bodenelement
gebildet wird.
[0029] Die im Probenträger ausgebildeten Kanäle können wie oben beschrieben als Hohlraum
im Probenträger, insbesondere im Deckelement, oder als Graben an einer unteren Seite
des Deckelements ausgebildet sein. Es können auch beide Arten gemeinsam in einem Probenträger
vorliegen, beispielsweise wenn ein Kanal zumindest teilweise als Hohlraum innerhalb
des Probenträgers, insbesondere des Deckelements, und zumindest teilweise als Graben
an einer Oberfläche des Probenträgers, insbesondere der unteren Seite des Deckelements,
ausgebildet ist, wobei der Graben durch das Bodenelement abgedeckt ist. Unter einer
Abdeckung wird in diesem Zusammenhang insbesondere eine flüssigkeitsdichte Verschließung
des Grabens durch das Bodenelement verstanden. Dadurch können Flüssigkeiten durch
den Kanal strömen, ohne dass diese an anderen Stellen als an den Kanalenden austreten
können.
[0030] Einer oder beide Kanäle können von den Mündungen ausgehend zumindest teilweise senkrecht
zur Unterseite durch den Probenträger verlaufen.
[0031] Diese Ausrichtung der Kanäle stellt einen weiteren Beitrag zu einer einfachen und
effizienten Herstellung eines Probenträgers dar, insbesondere wenn das Deckelement
mittels Spritzguss hergestellt wird. Insbesondere ist es bei Spritzguss vergleichsweise
einfach möglich, horizontal und/oder vertikal zu einer Grundfläche verlaufende Elemente
auszubilden, wohingegen diagonal oder anderweitig verlaufende Elemente schwierig oder
unmöglich auszubilden sind. Daher ist die Ausbildung von teilweise vertikalen Kanälen,
insbesondere in Kombination mit Abschnitten in Form von Gräben, für Spritzgussverfahren
vorteilhaft.
[0032] Einer oder beide der im Probenträger ausgebildeten Kanäle können aus Abschnitten
bestehen, die parallel oder senkrecht zur Unterseite sind. Insbesondere können die
Gräben die parallelen Abschnitte bilden und vertikale Abschnitte können senkrecht
zur Unterseite des Probenträgers als Durchgangslöcher durch das Deckelement verlaufen.
[0033] Ein oder beide der Mündungen der Kanäle der Oberseite des Probenträgers können weiterhin
über einen Anschluss verfügen. Diese Anschlüsse an den Enden der Kanäle in der Oberfläche
des Probenträgers können konisch ausgebildet sein. Insbesondere können die Anschlüsse
dem Luer-Standard entsprechen, wobei die Anschlüsse einen weiblichen Luer- oder Luerlock-Adapter
aufweisen können. Im bestimmungsgemäßen Gebrauch kann dann eine Vorrichtung zum Befüllen
der Kanäle durch die Anschlüsse einen männlichen Luer- oder Luerlock-Adapter aufweisen.
[0034] Durch die Verwendung konischer Anschlüsse, insbesondere von Anschlüssen, die dem
Luer-Standard entsprechen, können die Anschlüsse beim Befüllen flüssigkeitsdicht verbunden
werden und das Befüllen dadurch einfach und verlässlich durchgeführt werden. Zudem
ist der Probenträger mit den meisten Vorrichtungen zum Befüllen kompatibel, da der
Luer-Standard in diesem Zusammenhang weit verbreitet ist.
[0035] Das Deckelement kann ein Kunststoffträger sein. Insbesondere kann es Kunststoffe
wie COC (Cyclo-Olefin Copolymer), COP (Cyclo-Olefin Polymer), PC (Polycarbonat), PS
(Polystyrol), PE (Polyethylen), PMMA (Polymethymetacrylat) oder einen transparenten
Thermoplast oder ein Elastomer umfassen. Insbesondere kann das Deckelement durch Spritzguss
hergestellt worden sein. Allerdings ist das Deckelement gemäß dieser Beschreibung
nicht auf die genannten Materialien und Herstellungsverfahren beschränkt.
[0036] Durch die Verwendung der genannten Materialien und Verfahren können die Probenträger
kostengünstig, sowie in großer Stückzahl mit konstanter Qualität produziert werden.
Dies liegt daran, dass der Spritzguss mit Kunststoffen ein etabliertes und verlässliches
Verfahren ist und insbesondere im Fall der genannten Kunststoffe anwendbar ist. Die
Verwendung eines transparenten Kunststoffs ist insbesondere vorteilhaft, um optische
Untersuchungen im Probenträger vornehmen zu können, beispielsweise via Mikroskopie.
[0037] Das Bodenelement kann Kunststoff und/oder Glas umfassen. Als Kunststoffe können COC,
COP, PC, PS, PE, PMMA oder andere transparente Kunststoffe, insbesondere Thermoplaste
verwendet werden. Insbesondere kann das Bodenelement auch in Form einer Folie ausgebildet
sein. Dabei kann das Bodenelement ein Material umfassen, das die Doppelbrechung und
die Autofluoreszenz eines Schott-Deckglases (wie D 263 M Schott Glas, Nr. 1.5H (170
+/- 5 µm)) aufweist.
[0038] Ein solcher optisch hochwertiger Kunststoff kann Mikroskopieuntersuchungen mit hoher
Präzision und geringen optischen Imperfektionen ermöglichen, insbesondere bei der
Anwendung von Mikroskopie. Beispielsweise kann inverse Mikroskopie am Probenträger
durchgeführt werden. Dabei wird ein Objektiv von unten auf den Probenträger gerichtet
und die Untersuchung erfolgt durch die Unterseite des Probenträgers hindurch. In diesem
Fall sind die genannten hochwertigen optischen Eigenschaften des Bodenelements von
Vorteil, um Aufnahmen mit hoher Auflösung und geringen Abbildungsfehlern zu erhalten.
[0039] Das Bodenelement kann durch Verschweißen, wie beispielsweise Ultraschallverschweißen,
Lösungsmittelverschweißen oder Hitzeverschweißen am Deckelement angebracht werden.
Das Bodenelement kann auch durch Verkleben am Deckelement angebracht werden. Insbesondere
können in diesem Fall Dispersionsklebstoffe oder Doppelklebebänder verwendet werden.
[0040] Dabei ist das Bodenelement auf eine Art und Weise mit dem Deckelement verbunden,
so dass die optischen Eigenschaften des Probenträgers erhalten bleiben und beispielsweise
Mikroskopie insbesondere Fluoreszenzmikroskopie oder inverse Mikroskopie, mit dem
Probenträger durchgeführt werden kann. Gleichzeitig sind diese Verfahren im Zusammenhang
mit Kunststoffbauteilen etabliert und stellen einen kostengünstigen und effizienten
Weg zur verlässlichen Anbringung des Bodenelements an dem Deckelement dar.
[0041] Das Deckelement kann eine Dicke von 0,5 mm bis 2 cm, insbesondere von 0,5 mm bis
5 mm aufweisen. Dabei bezeichnet die Dicke den Abstand zwischen einer Oberseite und
einer Unterseite des Deckelements. Das Bodenelement kann eine Dicke zwischen 1 µm
und 2 mm, insbesondere zwischen 1 µm und 300 µm aufweisen. Dabei ist für die Dicke
des Bodenelements eine analoge Definition anzuwenden.
[0042] Insbesondere kann das Bodenelement als Folie ausgebildet sein, die am Deckelement
befestigt ist. Eine geringe Dicke des Bodenelements hat dabei den Vorteil, dass bei
inverser Mikroskopie das Objektiv besonders nah an einen zu beobachtenden Bereich
im Probenträger herangebracht werden kann. Dies ermöglicht eine verbesserte optische
Auflösung.
[0043] Der Probenträger kann über mindestens einen weiteren Kanal, den sogenannten Versorgungskanal
verfügen, wobei ein Ende des Versorgungskanals in einer Versorgungsöffnung in das
Reservoir mündet und wobei die Versorgungsöffnung auf einer Höhe einer der beiden
Mündungen oder oberhalb beider Mündungen ausgebildet ist.
[0044] Der mindestens eine Versorgungskanal erhöht die Flexibilität und die Einsatzmöglichkeiten
des beschriebenen Probenträgers. So können durch diesen Versorgungskanal beispielsweise
andere Stoffe oder Substanzen in das Reservoir geleitet werden als durch die anderen
vorhandenen Kanäle. Dieser konkrete Vorteil wird in der Beschreibung des zugehörigen
Verfahrens noch genauer erläutert.
[0045] Der Probenträger kann einen oder mehrere Versorgungskanäle umfassen. Die bezüglich
eines Versorgungskanals genannten Eigenschaften können auf einen, mehrere oder alle
Versorgungskanäle zutreffen.
[0046] Wenn im Folgenden auf die Höhe eines Elements Bezug genommen wird, ist damit der
vertikale Abstand zwischen der Unterseite des Probenträgers und dem Element gemeint.
Insbesondere bezeichnet die Höhe einer Mündung den vertikalen Abstand zwischen der
Unterseite des Probenträgers und der Mündung.
[0047] Dieser Versorgungskanal kann dabei wie die anderen Kanäle zumindest teilweise als
Hohlraum innerhalb des Probenträgers und/oder als Graben an einer Oberfläche des Probenträgers
ausgebildet sein. Weiterhin sind keine weiteren Einschränkungen hinsichtlich einer
Richtung vorgesehen, in die die im Reservoir ausgebildete Versorgungsöffnung weist.
So kann die Versorgungsöffnung beispielsweise direkt in einer Seitenwand ausgebildet
sein. Falls die Seitenwand senkrecht auf der Unterseite des Probenträgers steht, würde
die Versorgungsöffnung in diesem Fall in eine Richtung weisen, die parallel zur Unterseite
ist. Ebenso ist es möglich, dass ein Oberflächenbereich, ähnlich wie im Fall der Mündungen,
ausgebildet ist, in der die Versorgungsöffnung angeordnet ist. Dabei kann die Versorgungsöffnung
auf Höhe einer der Mündungen oder oberhalb beider Mündungen angeordnet sein. Insbesondere
kann die Versorgungsöffnung auch in einem Oberflächenbereich ausgebildet sein, in
dem sich eine oder mehrere Mündungen befinden. Falls der Oberflächenbereich in der
Form einer Stufe ausgebildet ist, kann die Versorgungsöffnung insbesondere in der
Oberseite der Stufe ausgebildet sein.
[0048] Der Versorgungskanal kann zumindest teilweise an der unteren Seite des Deckelements
als Graben ausgebildet sein. Der Versorgungskanal kann auch zumindest teilweise senkrecht
durch den Probenträger verlaufen.
[0049] Dabei kann der Versorgungskanal wie die anderen Kanäle eine weitere Öffnung, die
sogenannte Versorgungsöffnung, in einer Oberfläche des Probenträgers, insbesondere
in dessen Oberseite besitzen. Ebenso kann diese Öffnung weiterhin über einen Anschluss
verfügen. Dieser Anschluss kann konisch ausgebildet sein und/oder dem Luer-Standard
entsprechen.
[0050] Der Versorgungskanal kann aus einzelnen Abschnitten bestehen, die parallel oder senkrecht
zur Unterseite des Probenträgers ausgebildet sind.
[0051] Der Probenträger kann eine Versorgungsöffnung umfassen, die an einer Stelle in der
Seitenwand des Reservoirs angeordnet sein, an der eine Kante ausgebildet ist und/oder
an der der Krümmungsradius der Seitenwand ein lokales Minimum besitzt.
[0052] Eine Seitenwand des Reservoirs, in der eine Kante oder eine Stelle mit einem minimalen
Krümmungsradius ausgebildet ist, an der sich Versorgungsöffnung befindet, ist für
die bestimmungsgemäße Verwendung des Probenträgers vorteilhaft. Bei der Befüllung
des Reservoirs durch den Kanal mit einem Hydrogel können Luftblasen entstehen, die
im finalen Probenträger zu unerwünschten Nebeneffekten führen können, wie in Bezug
auf das erfindungsgemäße Verfahren erklärt wird. Durch eine Stelle mit einem minimalen
Krümmungsradius wird das Absaugen dieser Luftblasen vereinfacht. Dieser Umstand wird
in der detaillierten Beschreibung des zugehörigen Verfahrens noch genauer erläutert.
[0053] Eine in der Seitenwand ausgebildete Kante kann insbesondere dadurch bewerkstelligt
sein, dass das Reservoir eine Querschnittsfläche in Form eines Polygons besitzt, insbesondere
eines Rechtecks oder eines Sechsecks. Die Versorgungsöffnung kann dabei direkt an
einer solchen Kante in der Seitenwand des Reservoirs ausgebildet sein. Falls mehr
als eine Kante vorhanden ist, kann die Versorgungsöffnung an einer beliebigen der
Kanten ausgebildet sein. Wie beschrieben können auch mehrere Versorgungskanäle vorhanden
sein, sodass auch mehrere Versorgungsöffnungen im Reservoir vorhanden sein können.
In diesem Fall kann die Mehrzahl von Versorgungsöffnungen an mehreren der vorhandenen
Kanten in der Seitenwand angeordnet sein oder die Vielzahl der Versorgungsöffnungen
kann gemeinsam an einer der Kanten angeordnet sein.
[0054] Das Reservoir muss nicht zwingend eine Kante in der Seitenwand besitzen. Stattdessen
kann in der Seitenwand eine Stelle ausgebildet sein, die einen minimalen Krümmungsradius
aufweist. Dabei bezeichnet der Krümmungsradius den Radius eines Kreises, der an die
betreffende Stelle in der Seitenwand angelegt wird und die Stelle der Seitenwand an
der Innenseite berührt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, eine solche Stelle mit minimalem
Krümmungsradius zu realisieren. Beispielsweise kann das Reservoir eine Vertiefung
in der Seitenwand aufweisen. Diese Vertiefung kann insbesondere in der Form einer
Halbkugel eines Kegelstumpfes, eines Pyramidenstupfes oder dergleichen ausgebildet
sein.
[0055] Insbesondere kann die Versorgungsöffnung in einer schmal ausgebildeten Verlängerung
des Reservoirs ausgebildet sein, insbesondere an einem Ende der Verlängerung, wobei
die Versorgungsöffnung im Oberflächenbereich angeordnet sein kann. Dabei wird ausgehend
von der Grundform des Reservoirs, in dem ein Oberflächenbereich ausgebildet ist, beispielsweise
einem Viereck oder einem Sechseck, an mindestens einer der Kanten des Reservoirs eine
längliche Vertiefung ausgebildet. Eine Unterseite dieser Vertiefung kann dabei auf
der gleichen Höhe wie der Oberflächenbereich liegen. Unter einer länglichen Vertiefung
wird hierbei ein Raum verstanden, dessen Länge größer als dessen Breite ist. Die Versorgungsöffnung
kann dann in einer Oberseite der Vertiefung ausgebildet sein. Dadurch, dass die Vertiefung
eine größere Länge als Breite besitzt, kann der Krümmungsradius an dieser Stelle als
minimal angesehen werden.
[0056] Weiterhin kann der Probenträger ein Verschlusselement umfassen, das das Reservoir
nach außen verschließt.
[0057] Dieses Verschlusselement kann eine Deckfläche des Reservoirs bilden.
[0058] Durch das Verschließen des Reservoirs, kann der Probenträger sowohl von der Oberseite
als auch von der Unterseite untersucht werden, beispielsweise kann Mikroskopie am
Probenträger von der Oberseite und der Unterseite durchgeführt werden können. Der
Probenträger ist damit für verschiedene Anwendungen flexibel anwendbar.
[0059] Beispielsweise kann das Reservoir mit einem Verschlusselement verschlossen sein.
Das Verschlusselement kann insbesondere gleiche oder ähnliche Eigenschaften bezüglich
des Materials und der Dicke besitzen wie das Bodenelement. Ebenso gelten an das Verschlusselement
die gleichen Anforderungen wie an das Bodenelement, das bedeutet, dass beispielweise
die gleichen optischen Eigenschaften erfüllt werden. Insbesondere kann das Verschlusselement
Kunststoff oder Glas umfassen, wobei Kunststoff COC, COP, PC, PS, PE, PMMA oder einen
anderen transparenten Kunststoff einschließt. Das Material kann die Doppelbrechung
und die Autofluoreszenz eines Schott-Deckglases (wie D 263 M Schott Glas, Nr. 1.5H
(170 +/- 5 µm)) aufweisen. Das Verschlusselement kann außerdem eine Dicke von 1 µm
bis 1 cm, insbesondere von 1 µm bis 300 µm aufweisen. Insbesondere kann es sich beim
Verschlusselement auch um eine Folie handeln.
[0060] Zum Verschließen des Reservoirs mit dem Verschlusselement können die gleichen Techniken
eingesetzt werden wie zum Anbringen des Bodenelements an das Deckelement. Diese sind
beispielsweise Verschweißen, einschließlich Ultraschallverschweißen, Lösungsmittelverschweißen
oder Hitzeverschweißen. Ebenso können das Verschlusselement und das Deckelement miteinander
verklebt werden, wobei dispensierfähige Klebstoffe oder Doppelklebebänder verwendet
werden können. Dadurch, dass die gleichen Techniken wie auch beim Bodenelement angewendet
werden können, ist diese hohe Flexibilität nicht oder nur geringfügig mit erhöhtem
Aufwand oder zusätzlichen Kosten verbunden.
[0061] In einem Probenträger kann das Reservoir mit einem Hydrogel befüllt sein, wobei die
Mündungen nicht mit dem Hydrogel bedeckt sind.
[0062] Durch die Bereitstellung eines derartigen Probenträgers, kann ein Anwender des Probenträgers
die entsprechende Verwendung frei bestimmen. Beispielsweise kann er nach Belieben
eine Kanalstruktur im Hydrogel erzeugen, die für eine entsprechende Anwendung optimiert
ist.
[0063] Das Reservoir kann bis zur Höhe einer oder beider Mündungen mit Hydrogel befüllt
sein, sodass die Mündungen im Reservoir nicht mit Hydrogel bedeckt sind. Beispielweise
kann das Hydrogel nur bis zur Höhe der tieferliegenden der beiden Mündung eingefüllt
sein. Es ist auch möglich, dass die Oberfläche des Hydrogels nicht ebenmäßig oder
parallel zur Unterseite des Probenträgers ist. Dies schließt insbesondere die Möglichkeit
ein, dass die Füllhöhe des Hydrogels bezüglich des Bodens des Reservoirs nicht konstant
ist, sondern die Füllhöhe von der höherliegenden Mündung zur tieferliegenden Mündung
hin abnimmt.
[0064] Das Hydrogel entspricht einem Gel aus vernetzten Polymeren, welches Wasser binden
kann. Es kann die Materialien GelMA, Alginat, Kollagen oder Fibrin umfassen oder daraus
bestehen. Bei der Wahl des Materials gilt es zu beachten, dass es entsprechend geliert
können werden muss um ein Gel zu bilden. Kollagen kann beispielsweise durch thermischen
Einfluss vernetzt werden. Dem gegenüber kann Alginat chemisch vernetzt werden, während
bei GelMA die Vernetzung durch UV-Strahlung erzielt werden kann. Im Fall von Fibrin
kann ein Gel enzymatisch durch Thrombin erzeugt werden. Insbesondere kommen jene Materialien
in Frage, die den Anforderungen an die entsprechende Anwendung, insbesondere ausreichende
Stabilität, beispielweise für die physiologische Simulation von Transportvorgängen
in einer Leber oder einer Niere, erfüllen.
[0065] Bei den zuvor beschriebenen Probenträgern kann weiterhin eine Kanalstruktur in dem
Hydrogel ausgebildet sein, die die Mündungen miteinander verbindet.
[0066] Ein Probenträger mit einem mit Hydrogel befüllten Reservoir und einer darin ausgebildeten
Kanalstruktur kann beispielsweise zur physiologischen Simulation von Vorgängen in
menschlichen Organen verwendet werden. So ist es insbesondere möglich, Kanäle mit
einem runden oder annähernd runden Querschnitt zu erzeugen, die einem in der Natur
vorkommenden Kanalsystem am nächsten kommt. Demgegenüber hätte die Kanalstruktur beispielsweise
eine abgeflachte oder deutlich abgeflachtere Querschnittsfläche, wenn sie direkt auf
dem Boden des Reservoirs ausgebildet wäre.
[0067] Unter einer Kanalstruktur wird ein Hohlraum verstanden, der an mindestens zwei Seiten
eine Mündung besitzt und diese Mündungen miteinander verbindet. Im Reservoir des Probenträgers
sind diese Enden der Kanalstruktur mit den Mündungen verbunden. Dabei können die Kanäle
geradlinig, einfach oder mehrfach gekrümmt verlaufen. Auch können die Kanäle der Kanalstruktur
sich verzweigen oder wieder verbinden. Die Kanalstruktur ist auch nicht auf eine Ebene
beschränkt, sondern kann dreidimensional innerhalb des Hydrogels ausgebildet sein.
[0068] Das Reservoir kann vollständig mit Hydrogel befüllt sein oder bis zu einer Höhe oberhalb
der Mündungen, sodass die Opferstruktur von Hydrogel umschlossen oder zumindest darin
eingebettet ist.
[0069] Die vorliegende Erfindung beinhaltet darüber hinaus ein Verfahren zum Ausbilden einer
Kanalstruktur in einem Hydrogel. Dabei umfasst das Verfahren die folgenden Schritte:
Bereitstellen eines zuvor beschriebenen Probenträgers;
Befüllen des Reservoirs des Probenträgers mit Hydrogel, sodass die Mündungen nicht
mit Hydrogel bedeckt sind;
Aufbringen einer Opferstruktur auf dem eingefüllten Hydrogel, sodass die Mündungen
mit der Opferstruktur bedeckt und die Mündungen durch die Opferstruktur verbunden
sind;
weiteres Befüllen des Reservoirs mit Hydrogel, so dass die Opferstruktur von dem Hydrogel
teilweise oder vollständig umschlossen ist; und
Ausspülen der Opferstruktur, sodass sich die Kanalstruktur im Hydrogel bildet, die
die Mündungen verbindet.
[0070] Nach einer vollständigen Durchführung des beschriebenen Verfahrens erhält man einen
Probenträger, in dessen Reservoir eine Kanalstruktur in einem Hydrogel ausgebildet
ist. Das Verfahren in Verbindung mit dem beschriebenen Probenträger bietet dabei mehrere
Vorteile. Zunächst ist es möglich, eine Kanalstruktur zu bilden, die teilweise oder
vollständig von Hydrogel umschlossen ist; die Opferstruktur ist damit in das Hydrogel
eingebettet. Damit sind die Seitenwände der Kanalstruktur durch Hydrogel gebildet.
Dies stellt eine physiologischere Konfiguration dar, als wenn die Kanalstruktur zumindest
teilweise durch eine Oberfläche das Probenträgers abgeschlossen ist, weil die Kanalstruktur
auf diese Weise eine physiologische Steifigkeit besitzt. Würde die Opferstruktur beispielsweise
direkt auf den Boden des Reservoirs aufgetragen, würden die Seitenwände der Kanalstruktur
teilweise durch das Material des Deckelements oder Bodenelements gebildet. Dieses
ist härter als das Hydrogel und stellt für Zellen innerhalb der Kanalstruktur eine
unphysiologische Konstellation dar.
[0071] Darüber hinaus können je nach Ausgestaltung der aufgebrachten Opferstruktur verschiedene
Querschnittsformen der Kanalstruktur realisiert werden. Weiterhin ist es möglich,
Hydrogel einzufüllen, ohne die Mündungen der Kanäle zu verschließen oder zumindest
teilweise zu verstopfen. Damit können verbesserte Anschlüsse der Kanalstruktur an
die Mündungen und an die im Probenträger ausgebildeten Kanäle hergestellt werden.
Dies ist eine wichtige Voraussetzung, damit die Kanalstruktur am Ende gut an den Mündungen
kontaktiert ist und eine Flüssigkeit die im Probenträger ausgebildeten Kanäle und
die im Hydrogel ausgebildete Kanalstruktur durchströmen kann. Die Mündungen sind durch
die Kanalstruktur fluidisch verbunden. All diese Faktoren tragen insgesamt zu einer
verbesserten Ausbildung einer Kanalstruktur in einem Hydrogel bei.
[0072] Das Befüllen des Reservoirs kann beispielsweise dadurch bewerkstelligt werden, dass
das Hydrogel von oben mit einer Befüllungsvorrichtung eingefüllt wird. Das Hydrogel
wird dabei bis zu einer Höhe der Mündungen eingefüllt, sodass die Mündungen selbst
nicht mit dem Hydrogel bedeckt werden. Falls die Mündungen nicht auf der gleichen
Höhe bezüglich der Unterseite des Probenträgers ausgebildet sind, so kann das Hydrogel
bis zur Höhe der tieferliegenden Mündung eingefüllt werden. Alternativ kann die Oberfläche
des Hydrogels auch nicht parallel zur Unterseite ausgebildet sein, sodass eine Füllhöhe
des Hydrogels von der höherliegenden Mündung zur tieferliegenden Mündung hin abnimmt.
[0073] Die Opferstruktur kann derart aufgebracht werden, dass die Mündungen vollständig
von der Opferstruktur bedeckt sind. Dabei kann die Opferstruktur auch teilweise in
die Kanäle hineinragen. Die Opferstruktur wird ebenfalls auf dem Hydrogel ausgebildet,
sodass sich eine Struktur ergibt, die die Mündungen miteinander verbindet. Die auf
diese Weise ausgebildete Struktur kann zweidimensional oder auch dreidimensional ausgebildet
sein.
[0074] Das Reservoir besitzt üblicherweise eine maximale Füllhöhe. Das Hydrogel kann in
dem Schritt des weiteren Befüllens des Reservoirs mit Hydrogel höchstens bis zur maximalen
Füllhöhe eingefüllt werden, aber auch bis zu einer beliebigen anderen Füllhöhe zwischen
der Höhe einer der Mündungen und der maximalen Füllhöhe.
[0075] Zum Ausspülen des Hydrogels kann die Temperatur des Probenträgers und/oder der in
das Substrat eingefüllten Substanzen über einen Schmelzpunkt der Opferstruktur erhöht
werden, sodass sich die Opferstruktur verflüssigt. Danach kann die Opferstruktur durch
die Kanäle ausgespült werden. Hierzu kann zum Beispiel Wasser, aber auch eine andere
geeignete Flüssigkeit verwendet werden. Es ist auch möglich, die Flüssigkeit, die
zum Ausspülen verwendet wird, über den Schmelzpunkt der Opferstruktur zu erhitzen
und durch die Kanäle zu leiten. Auch dadurch verflüssigt sich die Opferstruktur nach
und nach und kann schließlich ausgespült werden. Je nach Verwendungszweck und der
beim Ausspülen verwendeten Temperatur können unterschiedliche Materialien für die
Opferstruktur eingesetzt werden. Beispielsweise kann die Opferstruktur Pluronic umfassen.
In diesem Fall kann das Ausspülen bereits bei niedrigen Temperaturen durchgeführt
werden, beispielsweise im Bereich zwischen 4°C und 8°C. Alternativ kann die Opferstruktur
auch Gelatine enthalten. In diesem Fall sollte für das Ausspülen eine höhere Temperatur
von 37°C oder höher verwendet werden, weil Gelatine ab 37°C flüssig wird.
[0076] In dem beschriebenen Verfahren kann die Opferstruktur mittels 3D-Druck aufgebracht
werden.
[0077] Die Verwendung von 3D-Druck zur Ausbildung der Opferstruktur hat einerseits den Vorteil,
dass sie automatisiert ablaufen kann. Damit gehen typischerweise eine gute Reproduzierbarkeit
und Effizienz, beispielsweise in Form von Zeitersparnis gegenüber anderen Methoden
einher. Andererseits kann 3D-Druck auch beliebige Strukturen mit hoher Präzision ausbilden.
Wie aus dieser Beschreibung hervorgeht, ist der Probenträger insbesondere mit der
Verwendung von 3D-Druck kompatibel.
[0078] Dabei kann die gesamte Opferstruktur auf diesem Weg gedruckt werden. Ebenfalls ist
es möglich, die Opferstruktur teilweise mit 3D-Druck auszubilden, beispielsweise an
den Mündungen oder auf dem Hydrogel.
[0079] In dem beschriebenen Verfahren zum Ausbilden einer Kanalstruktur in einem Hydrogel
kann zunächst ein zuvor beschriebener Probenträger bereitgestellt werden, der einen
Versorgungskanal umfasst, wobei das weitere Befüllen des Reservoirs mit Hydrogel durch
den Versorgungskanal durchgeführt wird, und wobei das Ausspülen der Opferstruktur
nicht durch den Versorgungskanal durchgeführt wird.
[0080] Das Verfahren kann weiterhin ein Verschließen des Reservoirs umfassen, beispielsweise
mithilfe eines Verschlusselements. Da das Reservoir nun verschlossen ist, kann das
Hydrogel nicht mehr von oben in das Reservoir eingefüllt werden. Stattdessen kann
der Versorgungskanal genutzt werden, um das Hydrogel in das Reservoir einzufüllen.
Von der zusätzlichen Schicht Hydrogel kann die Opferstruktur teilweise oder vollständig
umschlossen sein. Das Reservoir kann bis höchstens zu einer maximalen Füllhöhe des
Reservoirs mit Hydrogel befüllt werden oder bis zu einer beliebigen Füllhöhe zwischen
der Höhe einer der Mündungen und der maximalen Füllhöhe. Abschließend kann die Opferstruktur
ausgespült werden, wobei in diesem Fall nicht der Versorgungskanal genutzt wird, um
das Ausspülen durchzuführen. Das Ausspülen kann wie im oben beschriebenen Verfahren
bewerkstelligt werden.
[0081] Durch die Verwendung eines Versorgungskanals für das Einfüllen von Hydrogel, insbesondere
im Zusammenspiel mit einem Verschlusselement, ist es möglich, das Reservoir vollständig
zu befüllen, ohne dass Hydrogel über das Reservoir hinausragt oder überquillt. Dem
gegenüber ist das Befüllen des Reservoirs mit einer Befüllvorrichtung von oben weniger
präzise und/oder es ist umständlicher, die korrekte Menge an Hydrogel einzufüllen,
sodass das Reservoir vollständig befüllt ist. Ist die Menge an Hydrogel zu gering,
können sich unerwünschte Hohlräume bilden. Ist die Menge an Hydrogel dagegen zu hoch,
kann es über das Reservoir hinausragen und die Oberfläche des Probenträgers benetzen,
was ebenfalls nicht gewünscht ist.
[0082] Das Verschließen kann auch nach einem anderen Verfahrensschritt durchgeführt werden.
Beispielsweise kann das Reservoir auch nach dem Einfüllen des Hydrogels durch den
Versorgungskanal oder nach dem Ausspülen der Opferstruktur verschlossen werden.
[0083] In Verbindung mit diesem Verfahren ist es auch möglich als weiteren Schritt ein Absaugen
von Luftblasen im Hydrogel durch den Versorgungskanal durchzuführen.
[0084] Luftblasen können im Hydrogel einerseits dazu führen, dass die Stabilität des Hydrogels
abnimmt und die im Hydrogel ausgebildete Kanalstruktur instabil wird und/oder einstürzt.
Andererseits können Luftblasen, die an die Kanalstruktur angrenzen, diese Kanalstruktur
verändern, indem beispielsweise zusätzlich Hohlräume geschaffen werden, in denen sich
ein durch die Kanalstruktur geleitetes Fluid ausbreiten kann. Dadurch würden die durchgeführten
Untersuchungen und resultierenden Messergebnisse verfälscht. Weiterhin können Luftblasen
Abbildungsfehler bei mikroskopischen Untersuchungen am Probenträger induzieren.
[0085] Das Absaugen von Luftblasen kann insbesondere mit einem beschriebenen Probenträger
kombiniert werden, der eine Versorgungsöffnung an einer Stelle in der Seitenwand des
Reservoirs besitzt, an der eine Kante ausgebildet ist und/oder an der der Krümmungsradius
ein lokales Minimum besitzt. In diesem Fall können Luftblasen besonders effizient
abgesaugt werden. Dies liegt daran, dass durch den besonders geringen Krümmungsradius
ein trichterartiger Einlass in die Mündungsöffnung ergibt. Dadurch können in Folge
einer Sogwirkung Luftblasen besonders gerichtet in die Versorgungsöffnung eingesaugt
werden. In diesem Fall wäre beispielsweise eine ebenmäßig ausgebildete Seitenwand
nachteilig, weil keine gerichtete Sogwirkung vorliegenden würde. Dies würde dazu führen,
dass große Mengen Hydrogel wieder abgesaugt werden müssten, um die entstandenen Luftblasen
zuverlässig mit abzusaugen. Insbesondere kann ein trichterförmiger Einlass den weiteren
Vorteil besitzen, dass der Probenträger gekippt werden kann und die Luftblasen dadurch
in den Einlass steigen. Dort können sie dann leicht abgesaugt werden.
[0086] Weitere Merkmale und Vorteile werden nachfolgend anhand der beispielhaften Figuren
erläutert. Dabei zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Schrägansicht eines Probenträgers gemäß einer ersten Ausführungsform;
- Figuren 2A bis 2D
- unterschiedliche Ausführungsformen des Reservoirs im Probenträger, sowie unterschiedliche
Ausführungsformen für den Oberflächenbereich in der Seitenwand des Reservoirs;
- Figur 3A
- eine schematische Schrägansicht eines Probenträgers gemäß einer zweiten Ausführungsform;
- Figur 3B
- eine weitere Ansicht des Probenträgers in Figur 3A;
- Figuren 4A und 4B
- eine schematische Ansicht des Probenträgers gemäß einer dritten Ausführungsform;
- Figuren 5A bis 5C
- unterschiedliche Ausführungsformen eines Versorgungskanals und/oder einer Versorgungsöffnung;
- Figuren 6A bis 6E
- ein Verfahren zur Ausbildung einer Kanalstruktur in einem Hydrogel gemäß einer ersten
Ausführungsform; und
- Figuren 7A bis 7D
- ein Verfahren zur Ausbildung einer Kanalstruktur in einem Hydrogel gemäß einer zweiten
Ausführungsform.
[0087] Im Folgenden und in den Figuren werden in den verschiedenen Ausführungsbeispielen,
sofern nicht anders spezifiziert, die gleichen Bezugszeichen für gleiche oder entsprechende
Elemente verwendet.
[0088] Figur 1 illustriert die verschiedenen Elemente eines Probenträgers 10. Dabei ist
der Probenträger 10 in einer Schrägansicht dargestellt, wobei dessen Oberseite im
Vordergrund ist. In diesem Fall besitzt der Probenträger 10 die Form eines Quaders
mit einer planen Unterseite und umfasst ein transparentes Material, vorzugsweise einen
der in dieser Beschreibung genannten Kunststoffe COC, COP, PC, PS, PE, PMMA oder einen
transparenten Thermoplast oder ein Elastomer. Der gezeigte Probenträger 10 besitzt
eine rechteckige Grundfläche, die dessen Unterseite entspricht. Die Grundfläche des
Probenträgers 10 kann grundsätzlich auch andere Formen haben, beispielsweise anderweitig
vieleckig oder mit abgerundeten Ecken und/oder Kanten.
[0089] Eine plane Seite ist dabei insbesondere bei einer optischen Untersuchung von Vorteil.
Beispielsweise in der Mikroskopie wird eine plane Unterseite benötigt, um optische
Abbildungsfehler, wie Astigmatismus, zu reduzieren oder zu vermeiden.
[0090] In der Oberseite des Probenträgers 10 ist das Reservoir 12 in der Form einer zylindrischen,
das heißt im Querschnitt kreisförmigen, Vertiefung im Probenträger 10 ausgebildet.
Wie nachfolgend beschrieben ist die Form der Vertiefung allerdings nicht auf eine
Kreisform beschränkt. Das Reservoir 12 besitzt einen Boden 12a, der ebenfalls im Probenträger
10 ausgebildet ist. Dies bedeutet, dass die Unterseite des Probenträgers 10 abgeschlossen
ist. Der Boden 12a ist auch insbesondere parallel zur Unterseite des Probenträgers
10. An seiner Seitenwand besitzt das Reservoir 12 einen umlaufenden Oberflächenbereich
15, der in Form einer Stufe ausgebildet ist. Die Oberfläche der Stufe ist daher parallel
zum Boden 12a des Reservoirs 12 und der Unterseite des Probenträgers 10 ausgebildet.
[0091] Das Reservoir 12 kann auch in Form eines Topfes an der Oberseite des Probenträgers
10 angeordnet sein. In diesem Fall gelten die gleichen Erwägungen hinsichtlich der
Querschnittsform wie im Fall, dass das Reservoir 12 als Vertiefung im Probenträger
10 ausgebildet ist.
[0092] Zwischen dem Boden 12a und der Oberseite des Probenträgers 10 lässt sich entsprechend
die Höhe des Reservoirs 12 definieren. Wie in der Figur gezeigt, ist der Oberflächenbereich
15 etwa auf der halben Höhe des Reservoirs 12 ausgebildet, sodass auch die Mündungen
14 etwa mittig zwischen dem Boden 12a und der Oberseite des Probenträgers 10 ausgebildet
sind. Der Oberflächenbereich 15 kann allerdings auch auf einer anderen Höhe im Reservoir
12 ausgebildet sein. Dabei kann die konkrete Ausführungsform an den entsprechenden
Verwendungszweck des Probenträgers 10 angepasst sein. In seiner bestimmungsgemäßen
Verwendung wird die Höhe des Oberflächenbereichs 15 beispielsweise die Position bestimmen,
an der eine Kanalstruktur in einem Hydrogel innerhalb des Reservoirs 12 ausgebildet
sein wird.
[0093] Weiterhin umfasst der Probenträger 10 zwei Kanäle 13, die im Inneren des Probenträgers
10 als Hohlräume ausgebildet sind. Dabei besitzen die Kanäle 13 jeweils eine Mündung
14 in der Oberseite der Stufe in das Reservoir 12. Die Mündungsebene liegt folglich
parallel zum Boden 12a und der Unterseite des Probenträgers 10. Ausgehend von der
Mündung 14 verlaufen die Kanäle 13 zunächst senkrecht zur Unterseite durch den Probenträger
10. Unterhalb der Mündung 14 verlaufen die Kanäle im Weiteren horizontal durch den
Probenträger 10, bevor sie erneut senkrecht bis zu einer Öffnung in der Oberseite
des Probenträgers 10 verlaufen. Die Öffnungen können dabei mit einem entsprechenden
Anschluss 18 versehen sein. Damit verlaufen die Kanäle 13 zwischen der Mündung 14
und dem Anschluss 18 innerhalb des Probenträgers 10.
[0094] Die in der Figur gezeigten Anschlüsse 18 sind konisch ausgebildet und entsprechen
insbesondere dem Luer-Standard. Dabei ist der Anschluss 18 ein weiblicher Luer-Anschluss.
Beim Befüllen der Kanäle 13 mit einer entsprechenden Vorrichtung vereinfacht dies
eine flüssigkeitsdichte und effiziente Verbindung zwischen den Anschlüssen 18 und
einer Befüllungsvorrichtung. Entsprechend kann die Befüllungsvorrichtung mit einem
männlichen Luer- oder Luerlock-Adapter ausgestattet sein.
[0095] Die konkrete Auswahl von Höhe, Länge und Breite des Probenträgers 10, sowie von Form,
Volumen und konkreter Ausführungsform des Reservoirs 12 und der Kanäle 13 werden gemäß
der jeweiligen Verwendung des Probenträgers 10 festgelegt. So kann beispielsweise
eine rechteckige Form, die einem typischen in der Mikroskopie verwendeten Objektträger
nachempfunden ist, bei der mikroskopischen Untersuchung des Probenträgers 10 nützlich
sein. Form und Volumen des Reservoirs 12 können beispielsweise auf die darin auszubildende
Kanalstruktur optimiert sein. Ebenso ist der Probenträger 10 nicht auf die zwei gezeigten
Mündungen 14 und zwei gezeigten Kanäle 13 beschränkt. Es können auch mehr als zwei
Kanäle 13 und mehr als zwei Mündungen 14 vorhanden sein. Insbesondere kann die Zahl
der Kanäle 13 auch der Zahl der Mündungen 14 und der Anschlüsse 18 entsprechen.
[0096] Die Figuren 2A bis 2D zeigen verschiedene Ausführungsformen eines im Probenträger
10 ausgebildeten Reservoirs 12 als Draufsicht. Der Probenträger 10 selbst besitzt
in diesem Fall eine rechteckige Grundfläche, allerdings sind die gezeigten Ausführungsbeispiele
für das Reservoir 12 auch mit anderen Formen des Probenträgers 10 kombinierbar. In
allen gezeigten Beispielen umfasst das Reservoir 12 einen Boden 12a, sowie einen Oberflächenbereich
15, der in Form einer Stufe ausgebildet ist. Die Oberseite der Stufe ist dabei parallel
zum Boden 12a ausgebildet. Weiterhin sind in der Oberseite des Oberflächenbereichs
15 zwei Mündungen 14 ausgebildet die jeweils ein Ende der Kanäle 13 darstellen. Grundsätzlich
sind die gezeigten Ausführungsformen des Reservoirs 12 allerdings nicht auf zwei Mündungen
14 beschränkt. Stattdessen können in dem Reservoir 12 auch mehr als zwei Mündungen
14, insbesondere in dem Oberflächenbereich 15, ausgebildet sein.
[0097] In Figur 2A ist die Grundfläche des Reservoirs 12 kreisförmig ausgebildet und der
Oberflächenbereich 15 ist umlaufend an der Seitenwand des Reservoirs 12 ausgebildet.
Die Mündungen 14 befinden sich an gegenüberliegenden Stellen im Oberflächenbereich
15.
[0098] Gemäß dem in Figur 2B gezeigten Ausführungsbeispiel ist die Grundfläche des Reservoirs
12 kreisförmig ausgebildet. Der Oberflächenbereich 15 ist dabei nur an zwei separaten
Abschnitten an der Seitenwand des Reservoirs 12 ausgebildet und in jedem der beiden
separaten Abschnitte des Oberflächenbereichs 15 ist eine Mündung ausgebildet. Im gezeigten
Beispiel sind die beiden Abschnitte an gegenüberliegenden Seiten der Innenwand des
Reservoirs 12 angeordnet. Allerdings ist es auch möglich, eine beliebige Anordnung
der Abschnitte an der Seitenwand zu wählen. Ebenso ist es möglich, einen, zwei oder
mehr separate Abschnitte zu haben. Für jede Mündung 14 kann dabei ein separater Abschnitt
vorhanden sein. Gleichsam können mehr als eine Mündung 14 in einem einzelnen Abschnitt
ausgebildet sein. Auch können Abschnitte vorhanden sein, in denen keine Mündung 14
ausgebildet ist.
[0099] Neben einer kreisförmigen Grundfläche kann das Reservoir 12 beispielsweise eine elliptische
Grundfläche besitzen.
[0100] Das Reservoir 12 der in Figur 2C gezeigten Ausführungsform besitzt eine rechteckige
Grundfläche. Der Oberflächenbereich 15 ist dabei umlaufend an der Seitenwand des Reservoirs
12 ausgebildet. Die Mündungen 14 befinden sich an gegenüberliegenden Stellen in der
Oberfläche des Oberflächenbereichs 15.
[0101] Während Figur 2C eine rechteckige Grundfläche des Reservoirs 12 zeigt, sind auch
andere viereckige Formen denkbar. Dies schließt insbesondere ein Quadrat, eine Raute,
ein Parallelogramm, ein Trapez oder auch unregelmäßige Vierecke als Grundflächenform
ein.
[0102] Das Reservoir gemäß Figur 2D besitzt eine sechseckige Grundfläche mit einem an der
Seitenwand des Reservoirs 12 umlaufend ausgebildeten Oberflächenbereich 15. Die Mündungen
14 befinden sich an gegenüberliegenden Stellen in dem Oberflächenbereich 15.
[0103] Die in den Figuren 2A bis 2D gezeigten Beispiele sind nicht auf diese konkreten Kombinationen
beschränkt. So ist die Form der Grundfläche des Reservoirs 12 frei mit der Ausbildung
des Oberflächenbereichs 15 und der Anordnung der Mündungen 14 im Oberflächenbereich
15 kombinierbar. Beispielsweise kann ein rechteckiges oder sechseckiges Reservoir
12 mit separaten Abschnitten eines Oberflächenbereichs 15 ausgebildet sein. Auch die
Mündungen 14 müssen nicht zwingend an gegenüberliegenden Stellen des Reservoirs 12
ausgebildet sein.
[0104] Neben dem Reservoir 12 sind in den Figuren 2A bis 2D auch die Kanäle 13 und Anschlüsse
18 dargestellt. Allerdings sind die konkrete Anordnung sowie die Anzahl der Kanäle
13 und Anschlüsse 18 in Bezug auf das Reservoir 12 nicht auf die gezeigten Beispiele
beschränkt.
[0105] Figur 3A stellt die Schrägansicht eines Probenträgers 10 dar. Der Probenträger 10
umfasst hierbei ein Bodenelement 20 und ein Deckelement 40. Die weiteren gezeigten
Elemente des Probenträgers 10 entsprechen jenen aus dem Ausführungsbeispiel gemäß
Figur 1.
[0106] In diesem Ausführungsbeispiel kann sich die Ausbildung der Kanäle 13 im Probenträger
10 vom Ausführungsbeispiel gemäß Figur 1 unterscheiden, sodass die Kanäle 13 nicht
vollständig als Hohlraum innerhalb des Probenträgers 10 ausgebildet sind. Stattdessen
können die Kanäle 13 zumindest teilweise als Gräben oder rillenartige Vertiefungen
an einer Oberfläche des Deckelements 40 ausgebildet sein. Dieser Umstand ist in Figur
3B gezeigt. Die Figur zeigt eine Schrägansicht eines Probenträgers 10, wobei dessen
Unterseite 11 oben dargestellt ist. Die beiden Kanäle 13 umfassen dabei jeweils einen
Abschnitt, in dem sie in der Form von Gräben in der Oberfläche des Deckelements 40
ausgebildet sind. Dabei müssen die Kanäle 13 nicht über ihre gesamte Länge als Graben
ausgebildet sein. Wie im Beispiel gezeigt verlaufen die Kanäle 13 ausgehend von den
Gräben beispielsweise vertikal durch den Probenträger 10 hindurch.
[0107] Die Gräben werden mit dem Bodenelement 20 abgedeckt. Insbesondere kann es sich bei
dem Bodenelement 20 um eine transparente Folie, insbesondere aus den genannten Materialien
COC, COP, PC, PS, PE, PMMA oder einem anderen transparenten Kunststoff oder einem
Thermoplast handeln. Diese Folie kann dabei insbesondere die Autofluoreszenz und die
Doppelbrechung eines Schott-Deckglases aufweisen. Dabei werden die Gräben derart abgedeckt,
dass eine durch die Kanäle 13 strömende Flüssigkeit nicht an den Gräben austreten
kann. Die Abdeckung mit dem Bodenelement 20 ist also flüssigkeitsdicht.
[0108] Die Figur zeigt zwei Kanäle 13, die teilweise als Graben in der Oberfläche des Probenträgers
10 ausgebildet sind. Dieses Beispiel ist allerdings nicht als einschränkend zu verstehen.
Wie beschrieben kann ein Probenträger 10 auch mehr als zwei Kanäle 13 umfassen. Entsprechend
können keiner, einer, mehrere oder alle Kanäle zumindest teilweise als Gräben an einer
Oberfläche des Deckelements 40, ausgebildet sein.
[0109] Die Figuren 4A und 4B zeigen jeweils die Draufsicht eines Probenträgers 10.
[0110] Die Figur 4A zeigt eine Draufsicht eines Probenträgers 10, wobei die Oberseite des
Probenträgers 10 dargestellt ist. Dieser umfasst ein Reservoir 12 mit einem Boden
12a. Das Reservoir 12 besitzt dabei eine sechseckige Grundfläche, wobei an zwei gegenüberliegenden
Ecken eine Verlängerung ausgebildet ist. Der Boden 12a besitzt die Form eines Sechsecks.
An der Seitenwand des Reservoirs 12 ist umlaufend der Oberflächenbereich 15 ausgebildet,
an dessen Oberseite zwei Mündungen 14 angeordnet sind. Diese Mündungen 14 befinden
sich hier an gegenüberliegenden Seiten des Reservoirs 12. An der Oberseite des Probenträgers
10 sind insgesamt vier Anschlüsse vorgesehen. Davon sind zwei Anschlüsse 18 zu Kanälen
13 gehörend, die von diesen Anschlüssen 18 zu den Mündungen 14 führen. Darüber hinaus
sind zwei weitere Anschlüsse, sogenannte Versorgungsanschlüsse 19 vorgesehen, deren
Zweck nachfolgend erläutert wird.
[0111] In Figur 4B ist eine Draufsicht desselben Probenträgers 10 wie in Figur 4A gezeigt,
wobei dessen Unterseite 11 dargestellt ist. Darin sind zwei Kanäle 13, sowie zwei
weitere Versorgungskanäle 16 zu sehen. Diese vier gezeigten Kanäle sind dabei als
Gräben an der Unterseite 11 des Probenträgers 10 ausgebildet. Es ist allerdings auch
möglich, dass einer, mehrere oder alle der gezeigten Versorgungskanäle 16 und Kanäle
13 auch als Hohlraum innerhalb des Probenträgers 10 ausgebildet sind. Die Anzahl an
Kanälen 13 und Versorgungskanälen 16 ist auch nicht auf jeweils zwei beschränkt. So
können auch mehr als zwei Kanäle 13 und/oder einer, zwei oder mehr als zwei Versorgungskanäle
16 ausgebildet sein.
[0112] Die Versorgungsanschlüsse 19 stellen somit die Anschlüsse der Versorgungskanäle 16
an der Oberseite des Probenträgers 10 dar.
[0113] Figur 4A zeigt darüber hinaus zwei im Oberflächenbereich 15 des Reservoirs 12 ausgebildete
Versorgungsöffnungen 17. Diese Versorgungsöffnungen 17 bilden jeweils ein Ende eines
Versorgungskanals 16, das in das Reservoir 12 mündet. Die Versorgungsöffnung 17 ist
daher mit dem Versorgungsanschluss 19 über den Versorgungskanal 16 verbunden. Wie
in der Figur dargestellt, umfasst das Reservoir 12, das in diesem Fall eine sechseckige
Grundfläche besitzt, an zwei gegenüberliegenden Ecken eine schmale Verlängerung. Konkret
ist diese schmale Verlängerung derart ausgebildet, dass die Oberseite des Oberflächenbereich
15 als Verlängerung einer der Ecken des Reservoirs 12 ausgebildet ist.
[0114] Die Anordnung der Versorgungsöffnungen 17 ist nicht auf das gezeigte Beispiel beschränkt.
Insbesondere müssen die Versorgungsöffnungen 17 nicht an gegenüberliegenden Ecken
oder Kanten des Reservoirs 12 angeordnet sein.
[0115] Schmal bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Verlängerung eine kleinere Breite
als Länge besitzt.
[0116] Eine derartige Ausbildung einer Versorgungsöffnung 17 an einer Stelle mit minimalem
Krümmungsradius oder einer Kante hat bei der bestimmungsgemäßen Verwendung des Probenträgers
10 den praktischen Vorteil, dass Luftblasen die in einem Hydrogel innerhalb des Reservoirs
ausgebildet sein können, leichter abgesaugt werden können. Dies wäre bei der Ausbildung
einer Versorgungsöffnung 17 in einer offeneren Position, beispielsweise in einer planen
Oberfläche wie im Fall der Mündungen 14, nicht gegeben.
[0117] In den Figuren 5A bis 5C sind weitere beispielhafte Ausführungsformen für die Anordnung
einer Versorgungsöffnung 17 im Reservoir 12 dargestellt.
[0118] Figur 5A zeigt den Querschnitt eines Reservoirs 12 mit einem Boden 12a, in dem zwei
Mündungen 14, die jeweils ein Ende eines Kanals 13 bilden, in der Oberseite eines
Oberflächenbereich 15 ausgebildet sind. Darüber hinaus ist in der Oberseite des Oberflächenbereichs
15 eine Versorgungsöffnung 17 ausgebildet, die ein Ende eines Versorgungskanals 16
bildet, und die neben einer der Mündungen 14 angeordnet ist. Diese Konfiguration ist
ähnlich zu der in Figur 4A gezeigten, in der die Versorgungsöffnungen 17 in einer
schmalen Verlängerung des Reservoirs ausgebildet ist. Die Versorgungsöffnung 17 kann
insbesondere in unmittelbarer Nähe eines vertikalen Abschnitts der Seitenwand ausgebildet
sein, sodass die Versorgungsöffnungen 17 an einer Kante angrenzend liegt. Insbesondere
ist das gezeigte Beispiel nicht auf eine Versorgungsöffnung 17 beschränkt, sodass
auch mehr als eine Versorgungsöffnung 17 vorgesehen sein kann.
[0119] Figur 5B stellt eine weitere mögliche Anordnung einer Versorgungsöffnung 17 in einem
Reservoir 12 dar. Anders als im vorherigen Ausführungsbeispiel ist die Versorgungsöffnung
17 hier in einem vertikalen Abschnitt der Seitenwand des Reservoirs 12 und oberhalb
des Oberflächenbereichs 15 ausgebildet. Zudem ist die Versorgungsöffnung 17 in Form
einer Vertiefung in der Seitenwand ausgebildet, an deren Ende der Versorgungskanal
16 angeordnet ist. Dabei ist der Durchmesser der Versorgungsöffnung 17 größer als
der Durchmesser des Versorgungskanals 16 am Übergang zur Versorgungsöffnung 17. Insbesondere
kann die Vertiefung verjüngend ausgebildet sein, beispielsweise in der Form einer
Halbkugel, eines Pyramidenstumpfes oder eines Kegelstumpfes. Auch weitere Ausbildungsformen,
die dieses Kriterium erfüllen, sind an dieser Stelle denkbar.
[0120] Eine weitere Anordnung einer Versorgungsöffnung 17 innerhalb des Reservoirs 12 ist
in Figur 5C gezeigt. Die Figur zeigt dabei eine Schrägansicht einer Kante des Reservoirs
12. Dabei ist die Versorgungsöffnung 17 direkt in der Kante und oberhalb des Oberflächenbereichs
15 ausgebildet. In diesem Fall schließt der Versorgungskanal 16 direkt an die Versorgungsöffnung
17 an und besitzt den gleichen Durchmesser wie die Versorgungsöffnung 17.
[0121] Die genannten Ausführungsformen einer Versorgungsöffnung 17 innerhalb des Reservoirs
12 sind nicht auf die genannten Möglichkeiten beschränkt und können insbesondere miteinander
kombiniert werden. Beispielsweise können im Reservoir 12 mehrere Versorgungsöffnungen
17 vorhanden sein. In diesem Fall können mehrere der genannten Kombinationen gleichzeitig
realisiert, die mehreren Versorgungsöffnungen 17 also in unterschiedlicher Art und
Weise angeordnet sein. Ebenfalls ist es beispielsweise möglich, dass eine Vertiefung
wie in Figur 5B in einer Kante ausgebildet ist.
[0122] In all den gezeigten Fällen wird der gewünschte technische Effekt erreicht, Luftblasen
in einem Hydrogel leichter absaugen zu können.
[0123] Figuren 6A bis 6E zeigen die Schritte eines erfindungsgemäßen Verfahrens zur Ausbildung
einer Kanalstruktur in einem Hydrogel unter Verwendung eines Probenträgers gemäß der
vorliegenden Erfindung.
[0124] Figur 6A zeigt einen Probenträger 10 wie in Figur 3 dargestellt. Jedoch ist das im
folgenden beschriebene Verfahren nicht auf diese Ausführungsform eines Probenträgers
10 beschränkt, sondern kann beispielsweise auch mit einem Probenträger 10 wie in den
Figuren 1 und 2 beispielhaft dargestellt oder mit einem Probenträger wie in Figuren
4 und 5 dargestellt durchgeführt werden.
[0125] Der Probenträger 10 ist im Querschnitt entlang der mittleren Längsachse gezeigt und
umfasst erfindungsgemäß ein Deckelement 40 mit einem Reservoir 12 mit einem Boden
12a, mit einem als Stufe ausgebildeten Oberflächenbereich 15 und zwei Mündungen 14,
zwei Kanäle 13 mit konischen Anschlüssen 18, sowie ein Bodenelement 20. Dabei ist
der Probenträger 10, insbesondere das Reservoir 12, zu Beginn des Verfahrens nicht
befüllt.
[0126] Die Kanäle 13 verlaufen ausgehend von den Mündungen 14 im Reservoir 12 senkrecht
zur Unterseite des Probenträgers 10 durch das Deckelement 40 bis zur unteren Seite
des Deckelements 40. An der unteren Seite des Deckelements 40 schließt sich ein Graben
an, der parallel zur Unterseite des Probenträgers 10 ausgebildet ist. An einem Ende
des Grabens schließt sich ein weiterer Abschnitt des Kanals 13 an, der senkrecht zur
Unterseite des Probenträgers 10 durch das Deckelement verläuft und in einer Mündung
an der Oberseite des Probenträgers 10, die mit einem Anschluss 18 versehen ist, endet.
[0127] In einem ersten Verfahrensschritt gemäß Figur 6B wird das Reservoir 12 mit einem
Hydrogel 30 befüllt, wobei das Reservoir 12 nur bis zu einer Höhe befüllt wird, sodass
die Mündungen 14 nicht mit dem Hydrogel 30 bedeckt werden. Insbesondere sollte dabei
auch kein Hydrogel in die Kanäle 13 eindringen und diese verstopfen. In diesem Beispiel
sind die beiden Mündungen 14 auf der gleichen Höhe angeordnet, bis zu der auch das
Hydrogel 30 eingefüllt wird. Die beiden Mündungen 14 können auch auf unterschiedlichen
Höhen angeordnet sein. In diesem Fall kann das Hydrogel 30 beispielsweise bis zur
Höhe der tieferliegenden Mündung 14 eingefüllt werden oder die Füllhöhe des Hydrogels
30 nimmt von der höherliegenden Mündung 14 zur tieferliegenden Mündung 14 hin ab.
[0128] Es sei angemerkt, dass, beispielsweise aufgrund des Herstellungsverfahrens, die Höhe
des Hydrogels 30 im Reservoir 12, beispielsweise durch Bildung eines Meniskus an der
Seitenwand des Reservoirs 12, im Bereich der Seitenwand des Reservoirs 12 größer sein
als in von der Seitenwand beabstandeten Bereichen.
[0129] Das Hydrogel 30 kann dabei von oben in das Reservoir 12 eingefüllt werden, beispielsweise
mit einer dafür vorgesehenen Befüllvorrichtung oder auf manuelle Weise.
[0130] Der nächste Verfahrensschritt ist in Figur 6C dargestellt, in dem eine Opferstruktur
31 in das Reservoir 12 eingebracht wird. Dabei wird die Opferstruktur 31 auf das Hydrogel
30 in der Form aufgetragen, in der die spätere Kanalstruktur 32 im Hydrogel 30 ausgebildet
sein soll. Diese Struktur kann insbesondere Verzweigungen und Zusammenführungen einzelner
Kanäle umfassen. Ebenfalls ist es möglich, die Kanalstruktur 32 nicht nur in einer
Ebene auszubilden, sondern dreidimensional anzuordnen. Wenn die Opferstruktur 31 auf
das Hydrogel 30 aufgetragen wird, ist es wichtig, dass die Opferstruktur 31 nicht
verläuft, sondern eine feste Konsistenz beibehält. Entsprechend wird als Material
für die Opferstruktur 31 beispielsweise Pluronic oder Gelatine verwendet. Auch andere
Materialien sind denkbar, solange sie die genannten Anforderungen erfüllen.
[0131] Die Opferstruktur 31 wird auch auf die Mündungen 14 aufgetragen, wobei es insbesondere
möglich ist, dass die Opferstruktur 31 teilweise in die Kanäle 13 eindringt. Auf diese
Weise kann erreicht werden, dass eine zusammenhängende Opferstruktur 31 zwischen den
beiden Mündungen 14 erzeugt wird und kein Hydrogel 30 in die Kanäle 13 eindringen
kann. Dieser Schritt ist entscheidend für die schlussendliche Bildung einer dichten
und befüllbaren Kanalstruktur 32.
[0132] Das Auftragen der Opferstruktur 31 kann insbesondere mit einem 3D-Drucker durchgeführt
werden. Dazu wird die Nadel des 3D-Druckers von oben in das Reservoir 12 eingeführt
und die Opferstruktur 31 entsprechend auf die Mündungen 14 und das Hydrogel 30 aufgedruckt.
Durch die nach oben weisende, insbesondere senkrechte, Ausbildung der Mündungen 14
kann die Nadel des 3D-Druckers bis in die Kanäle 13 hineinragen und die Opferstruktur
31 aufbringen. Dadurch kann im weiteren Verfahren kein Hydrogel in die Kanäle 13 eindringen
und verstopfen. Dies stellt zusätzlich sicher, dass eine zusammenhängende Opferstruktur
31 und am Ende eine zusammenhängende Kanalstruktur 32 zwischen den beiden Mündungen
14 hergestellt werden kann. Ein weiterer Vorteil der Verwendung eines 3D-Druckers
ist die präzise oder detaillierte und reproduzierbare Ausbildung einer Opferstruktur
31 und damit einer Kanalstruktur 32 im Hydrogel 30.
[0133] Wie in Figur 6D gezeigt, wird im anschließenden Verfahrensschritt eine weitere Schicht
Hydrogel 30 eingefüllt. Dabei wird die Opferstruktur 31 in das Hydrogel 30 eingebettet
oder vollständig mit Hydrogel 30 bedeckt. Dadurch, dass die Opferstruktur 31 zuvor
auf die Mündungen 14 und zumindest teilweise in die Kanäle 13 eingebracht wurde, gelangt
kein Hydrogel 30 in die Kanäle 13, wodurch diese nicht verstopft werden können.
[0134] Die zweite Schicht Hydrogel 30 kann so weit eingefüllt werden, dass das Reservoir
12 vollständig befüllt ist. Dies entspricht einer maximalen Füllhöhe. Dies ist jedoch
nicht zwangsläufig der Fall. Ebenso ist es möglich, dass nur so viel Hydrogel 30 in
diesem Schritt eingefüllt wird, dass die Opferstruktur 31 darin eingebettet oder gerade
bedeckt ist. Auch eine andere Füllhöhe zwischen den beiden genannten Möglichkeiten
ist denkbar.
[0135] Der abschließende Schritt des Verfahrens, in dem die Opferstruktur 31 ausgespült
wird, ist in Figur 6E gezeigt. Dazu kann zunächst die Temperatur des Probenträgers
10 und/oder der im Reservoir 12 eingefüllten Substanzen über den Schmelzpunkt der
Opferstruktur 31 erhöht werden. Dadurch verflüssigt sich die Opferstruktur 31. Über
die Kanäle 13 wird eine Flüssigkeit zum Ausspülen der Opferstruktur 31 eingeleitet,
sodass die verflüssigte Opferstruktur 31 ausgespült wird. Je nach Wahl des Materials
der Opferstruktur 31 kann für diesen Schritt beispielsweise Wasser oder eine andere
geeignete Flüssigkeit zum Ausspülen verwendet werden.
[0136] Ebenfalls kann die Flüssigkeit, die durch die Kanäle 13 geleitet wird, eine Temperatur
oberhalb des Schmelzpunktes der Opferstruktur 31 besitzen, sodass sich die Opferstruktur
31 nach und nach verflüssigt und auf diese Weise aus dem Hydrogel 30 gespült werden
kann. Ein Erwärmen des gesamten Probenträgers 10 wäre in diesem Fall nicht notwendig.
[0137] Nach diesem Verfahrensschritt verbleibt folglich an den Stellen, an denen zuvor das
Hydrogel 31 ausgebildet war, eine Kanalstruktur 32 im Hydrogel 30 zurück. Diese Kanalstruktur
32 ist an den Mündungen 14 kontaktiert und bildet zusammen mit den Kanälen 13 einen
geschlossenen Flüssigkeitsweg. In die Kanalstruktur 32 können nun beispielsweise über
die Kanäle 13 Träger, Zellen oder Zellmedien eingebracht werden.
[0138] In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass das Hydrogel 30 ausreichend stabil sein
muss, sodass nach dem Ausspülen der Opferstruktur 31 die Kanalstruktur 32 erhalten
bleibt. Ebenso wenig darf das Hydrogel 30 beim Ausspülen mit abgetragen werden. Aus
diesen Gründen kommen die in dieser Beschreibung genannten Materialien für das Hydrogel
30 infrage, wobei das Hydrogel 30 entsprechend geliert wurde.
[0139] Das beschriebene Verfahren kann zusammen mit allen in dieser Beschreibung aufgeführten
Ausführungsbeispielen eines Probenträgers 10 durchgeführt werden und ist insbesondere
nicht auf eine konkrete Ausführungsform eines Probenträgers 10 beschränkt.
[0140] Figuren 7A bis 7D zeigen die Schritte eines Verfahrens zur Ausbildung einer Kanalstruktur
in einem Hydrogel.
[0141] Dazu wird zunächst ein Probenträger 10 bereitgestellt. Dieser umfasst ein Deckelement
40 mit einem Reservoir 12 mit einem Boden 12a, zwei Mündungen 14 mit einem als eine
Stufe ausgebildeten Oberflächenbereich 15, zwei Kanäle 13, zwei Versorgungskanäle
16, die jeweils ein Ende besitzen, das als eine Versorgungsöffnung 17 in das Reservoir
12 mündet. Diese Versorgungsöffnungen 17 sind dabei ebenso wie die Mündungen 14 im
Oberflächenbereich 15 ausgebildet und weisen vertikal nach oben. An der Oberseite
des Probenträgers 10 sind jeweils zwei Anschlüsse 18 für die Kanäle 13, sowie zwei
Versorgungsanschlüsse 19 für die Versorgungskanäle 16 angeordnet. Die Bodenfläche
des Probenträgers 10 wird durch ein Bodenelement 20 gebildet. Dabei ist der Probenträger
10, insbesondere das Reservoir 12, zu Beginn des Verfahrens nicht befüllt.
[0142] Die Versorgungskanäle 16 verlaufen ausgehend von der Versorgungsöffnung 17 im Reservoir
senkrecht zur Unterseite des Probenträgers 10 durch das Deckelement 40 bis zur unteren
Seite des Deckelements 40. An der unteren Seite des Deckelements 40 schließt sich
ein Graben an, der parallel zur Unterseite des Probenträgers 10 ausgebildet ist. An
einem Ende des Grabens schließt sich ein weiterer Abschnitt des Versorgungskanals
16 an, der senkrecht zur Unterseite des Probenträgers 10 durch das Deckelement 40
verläuft und in einer Öffnung an der Oberseite des Probenträgers 10 endet, an der
ein Versorgungsanschluss 19 angeordnet ist.
[0143] Die ersten beiden Verfahrensschritte, also das Einfüllen eines Hydrogels 30 und das
Auftragen einer Opferstruktur 31, sind analog wie im ersten Ausführungsbeispiel des
Verfahrens zum Ausbilden einer Kanalstruktur 32 in einem Hydrogel 30.
[0144] Wie in Figur 7B gezeigt, wird in einem nächsten Schritt das Reservoir mit einem Verschlusselement
21 verschlossen. Dieses Verschlusselement 21 kann wie dargestellt bündig mit der Oberseite
des Probenträgers angeordnet sein. Ebenfalls ist es möglich, dass das Verschlusselement
21 innerhalb des Reservoirs 12 angebracht ist, beispielsweise auf einer Höhe zwischen
dem Oberflächenbereich 15 und der Oberseite des Probenträgers 10. Insbesondere kann
das Verschlusselement 21 das gleiche Material wie das Bodenelement 20 umfassen und
insbesondere die gleiche Dicke besitzen.
[0145] Nachdem das Reservoir 12 abgedeckt wurde, wird eine weitere Schicht Hydrogel 30 in
das Reservoir 12 eingebracht. Dieser Schritt ist in Figur 7C dargestellt. Da nach
dem Abdecken des Reservoirs 12 die zweite Schicht Hydrogel 30 nicht von oben in das
Reservoir 12 eingebracht werden kann, erfolgt das Einfüllen des Hydrogels 30 über
mindestens einen der Versorgungskanäle 16. Dazu wird das Hydrogel 30 ausgehend von
der Versorgungsöffnung 19 durch den Versorgungskanal 16 in das Reservoir 12 geleitet.
[0146] Dabei kann das Reservoir 12 vollständig bis zum Verschlusselement 21 mit Hydrogel
30 gefüllt werden. Alternativ kann nur so viel Hydrogel 30 in diesem Schritt eingefüllt
werden, dass die Opferstruktur 31 darin eingebettet oder gerade bedeckt ist. Ebenso
ist eine beliebige andere Füllhöhe zwischen den beiden genannten Möglichkeiten denkbar.
[0147] Wie in der Figur gezeigt, können die Versorgungskanäle 16 auch nach diesem Verfahrensschritt
mit Hydrogel 30 gefüllt sein, was für die bestimmungsgemäße Verwendung des Probenträgers
10 keinen Nachteil darstellt. Stattdessen kann der Versorgungskanal 16 auch von Hydrogel
30 befreit werden, nachdem das Reservoir 12 befüllt wurde. Beispielsweise ist es möglich,
Luft durch den Versorgungsanschluss 19 in den Versorgungskanal 16 zu leiten, so dass
das im Versorgungskanal 16 verbliebene Hydrogel noch in das Reservoir 12 geführt wird,
aber ohne dass Luftblasen im Hydrogel entstehen.
[0148] In einem letzten Schritt gemäß Figur 7D wird die Opferstruktur 31 ausgespült. Dieser
Verfahrensschritt verläuft analog zum korrespondierenden Verfahrensschritt des Verfahrens
zum Ausbilden einer Kanalstruktur 32 in einem Hydrogel 30 gemäß dem in Figuren 6A
bis 6E dargestellten Verfahren. Auch hier gelten die gleichen Anforderungen an das
Hydrogel 30 und die Opferstruktur 31, beispielsweise in Bezug auf Stabilität wie im
vorangegangenen Ausführungsbeispiel des Verfahrens.