[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren sowie einen Reaktor zur katalytischen Umsetzung
eines Einsatzstroms, insbesondere zur Methanol- und/oder Ammoniaksynthese.
[0002] In Anlagen und Verfahren zur katalytischen Umsetzung eines Einsatzstroms kann der
jeweilige Einsatzstrom im Gegenstrom gegen einen den Katalysator verlassenden Produktstrom
erwärmt werden, um den Einsatzstrom auf eine Temperatur zu bringen, bei der der jeweilige
Katalysator effizient arbeiten kann.
[0003] Dabei können auch Zwischenkühlungen vorgesehen sein, so dass beispielsweise das jeweilige
Katalysatorbett auf drei Einzelreaktoren aufgeteilt ist und jeweils zwischen den Reaktoren
ein Wärmetausch zwischen dem jeweiligen (Zwischen-)Produkt und dem Einsatzstrom vorgesehen
werden kann. Dadurch wird eine gleichmäßigere Wärmetönung angestrebt und es werden
Gleichgewichtslimitierungen vermieden. Ein mittels derartiger Zwischenkühlungen erreichbares
Temperaturverhalten ist in Fig. 3 vereinfacht in Form eines Diagramms des Reaktionsfortschritts
X über der Temperatur T dargestellt, die hier zu Erläuterungszwecken vorab beschrieben
werden soll. In dem X/T Diagramm ist der Verlauf des thermodynamischen Gleichgewichts
einer beispielhaften Reaktion einer Ammoniaksynthese gezeigt (Kurve 300). Die optimale
Reaktionsführung in Bezug auf die Reaktionsgeschwindigkeit ist mit der Kurve 320 gezeigt.
310 und 330 bezeichnen jeweils Verläufe mit der halben Reaktionsgeschwindigkeit im
Vergleich zu dem optimalen Verlauf 320. Die Kurve 340 illustriert demgegenüber einen
typischen Reaktionsverlauf, wie er im Rahmen üblicher Verfahren mit Zwischenkühlungen
(waagerechte Teilbereiche der Kurve 340) beobachtet wird. Dabei ist erkennbar, dass
sich die Kurve 340 zumindest bei einer kleinen Stufenzahl von der optimalen Kurve
320 entfernt.
[0004] Dementsprechend besteht bezüglich der Temperaturverteilung innerhalb des gesamten
Katalysatorbetts noch erheblicher Verbesserungsbedarf, so dass Verfahrensweisen und
Anlagen gesucht werden, bei denen eine möglichst günstige Temperaturverteilung erreicht
wird.
[0005] Diese Aufgabe wird durch Verfahren und Reaktoren gemäß den jeweiligen unabhängigen
Patentansprüchen gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind jeweils
Gegenstand der abhängigen Patentansprüche sowie der vorliegenden Beschreibung.
[0006] Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren zur katalytischen Umsetzung eines Einsatzstroms
unter Erhalt zumindest eines Produktstroms, werden die katalytische Umsetzung in einem
Katalysatorbett durchgeführt und der Einsatzstrom zur Kühlung des Katalysatorbetts
verwendet, wobei der Einsatzstrom während seiner Verwendung zur Kühlung des Katalysatorbetts
abwechselnd in einer ersten und einer zweiten Richtung an dem Katalysatorbett vorbeigeleitet
wird, wobei der Einsatzstrom während seiner katalytischen Umsetzung zu dem Produktstrom
in einer dritten Richtung durch das Katalysatorbett geleitet wird, wobei die zweite
Richtung der ersten Richtung entgegengesetzt verläuft und die dritte Richtung weder
der ersten noch der zweiten Richtung entspricht, und wobei der Einsatzstrom während
des Wechsels von der ersten in die zweite Richtung und während des Wechsels von der
zweiten in die erste Richtung auf seinem Weg vorbei am Katalysatorbett zumindest einmal
in der dritten Richtung und zumindest einmal entgegen der dritten Richtung versetzt
wird. Mit anderen Worten wird der Einsatzstrom nach Durchlaufen der ersten (oder zweiten)
Richtung und vor Durchlaufen der zweiten (oder ersten) Richtung einmal in der dritten
Richtung versetzt und nach Durchlaufen der ersten (oder zweiten) Richtung und vor
Durchlaufen der zweiten (oder ersten) Richtung einmal entgegen der dritten Richtung
versetzt.
[0007] Es versteht sich, dass die erste bzw. die zweite Richtung auch außerhalb des Katalysatorbettes
durchlaufen werden kann, also der Einsatzstrom beispielsweise nur in der ersten Richtung
an dem Katalysatorbett vorbeigeführt wird, um dieses zu kühlen, und außerhalb des
Katalysatorbettes (also ohne Kühlwirkung auf dieses) wieder zu der Eingangsseite zurückgeführt
wird, bevor er erneut in der ersten Richtung an dem Katalysatorbett kühlend vorbeiströmt.
Eine solche Konfiguration kann selbstverständlich auch nur für einen Teil der Durchläufe
verwendet werden.
[0008] Viele chemische Reaktionen verlaufen umso schneller, je höher die Temperatur am Reaktionsort
ist. Gleichzeitig wird durch eine Temperaturerhöhung das Reaktionsgleichgewicht einer
exothermen Reaktion auf die Eduktseite verschoben, so dass bei einer zu hohen Temperatur
eine Gleichgewichtslimitierung des Umsatzes eintritt. Es ergibt sich folglich ein
Optimierungsproblem, bei dem das Katalysatorbett möglichst präzise in einem schmalen
Temperaturkorridor gehalten werden sollte, um maximale Prozessausbeute zu ermöglichen.
Dabei ist ferner zu beachten, dass es innerhalb des Katalysatorbetts nicht eine konstante
Optimaltemperatur gibt, sondern sich dieses Temperaturoptimum aufgrund der sich verändernden
Konzentrationsverhältnisse, die sich über die Reaktionsstrecke durch die fortschreitende
Reaktion zwangsläufig ergeben, örtlich verändert, wie auch aus der eingangs erläuterten
Figur 3 ersichtlich.
[0009] Es versteht sich, dass der Einsatzstrom, bevor er zur Kühlung des Katalysatorbetts
verwendet wird, eine im Vergleich zu dem Katalysatorbett niedrige Temperatur aufweist.
Daraus ergibt sich, dass an einer Eintrittsstelle des Einsatzstroms in das Katalysatorbett
eine hohe Temperaturdifferenz und damit eine starke Kühlwirkung auftritt, da der Einsatzstrom
an dieser Stelle noch nicht erwärmt wurde. Herkömmlicherweise wird bei einer Gegenstromkühlung
der Einsatzstrom entgegengesetzt zu dem zu kühlenden Produktstrom geführt, um eine
möglichst hohe Kühlwirkung zu erzielen. Im Gegensatz dazu sieht die Erfindung vor,
dieses Gegenstromprinzip zu durchbrechen, um eine möglichst nahe am reaktionskinetischen
Optimum liegende Temperaturverteilung in dem Katalysatorbett zu erreichen. Dazu wird
die Kühlung einerseits direkt in dem Katalysatorbett realisiert, und nicht der Produktstrom
erst nach Verlassen des Katalysatorbetts gekühlt. Andererseits wird der kühlende Einsatzstrom
nicht im Gegenstrom durch das Katalysatorbett geführt, sondern, wie bereits erwähnt,
entlang der ersten und zweiten Richtung hin und her, während er bei einem Wechsel
von der ersten in die zweite Richtung und umgekehrt entlang bzw. entgegengesetzt der
dritten Richtung, die der Strömungsrichtung in dem Katalysatorbett entspricht, versetzt
wird.
[0010] In einem Beispielsfall, bei dem die erste und die zweite Richtung im Wesentlichen
horizontal und die dritte Richtung im Wesentlichen vertikal gerichtet sind, kann der
Einsatzstrom von links kommend in einer ersten Höhe zur Kühlung an dem Katalysatorbett
vorbeigeführt werden, dann in einer zweiten Höhe, z.B. oberhalb der ersten Höhe, wieder
nach links zurückgeführt werden und anschließend in einer dritten Höhe, die in diesem
Beispiel entweder zwischen der ersten und der zweiten Höhe oder unterhalb der ersten
Höhe liegt, wieder von links nach rechts an dem Katalysatorbett vorbei geführt werden.
Stromab dieser dritten Vorbeiführung wird der nun erwärmte Einsatzstrom in der dritten
Richtung, zum Beispiel von oben, in das Katalysatorbett geleitet. Dadurch ergibt sich
eine zwar unregelmäßig erscheinende Kühlung, die jedoch genau so gestaltet werden
kann, dass die Temperatur des Katalysatorbetts über die gesamte Reaktionsstrecke möglichst
nahe an der jeweils örtlichen Optimaltemperatur liegt.
[0011] Die dritte Richtung verläuft bevorzugt senkrecht zu der ersten und zweiten Richtung.
Dies ist einerseits konstruktionstechnisch günstig, andererseits erleichtert es die
Ermittlung der thermisch sinnvollsten Reihenfolge an Richtungswechseln des zur Kühlung
verwendeten Einsatzstroms.
[0012] Insbesondere verläuft die dritte Richtung geodätisch senkrecht, insbesondere nach
geodätisch unten. Dadurch wird einem durch Konvektion verursachten Temperaturgradienten
vorgebeugt.
[0013] Die katalytische Umsetzung umfasst vorteilhafterweise eine oder mehrere chemische
Reaktionen zur Synthese von Ammoniak und/oder Methanol. Dies sind besonders relevante
Anwendungsfälle, in denen dieses vom Gegenstromprinzip abweichende Kühlregime vorteilhaft
eingesetzt werden kann.
[0014] Ein erfindungsgemäßer Reaktor zur katalytischen Umsetzung eines Einsatzstroms zu
einem Produktstrom umfasst ein Katalysatorbett und Wärmetauscherrohre bzw. andere
Wärmetauschelemente wie z.B. Plattenpaare (im Folgenden der besseren Lesbarkeit halber,
jedoch ausdrücklich ohne Beschränkung der Allgemeinheit dieses Begriffs, nur als Wärmetauscherrohre
bezeichnet), die durch das Katalysatorbett verlaufen, wobei die Wärmetauscherrohre
in zumindest erste, zweite und dritte Rohrsätze (bzw. Wärmetauschelementsätze, im
Folgenden kurz: Rohrsätze) unterteilt sind, die jeweils parallel zueinander angeordnet
sind, wobei jeder der ersten, zweiten und dritten Rohrsätze jeweils ein Eingangs-
und ein Ausgangsende aufweist, und wobei das Ausgangsende des ersten Rohrsatzes mit
dem Eingangsende des zweiten Rohrsatzes verbunden ist und das Ausgangsende des zweiten
Rohrsatzes mit dem Eingangsende des dritten Rohrsatzes verbunden ist. Ein erfindungsgemäßer
Reaktor ist dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Rohrsatz in dem Katalysatorbett
nicht zwischen dem ersten und dem dritten Rohrsatz angeordnet ist und dass stromab
des dritten Rohrsatzes die Wärmetauscherrohre einen Ausgang in das Katalysatorbett
aufweisen. Dadurch wird ein vom Gegenstromprinzip abweichendes Kühlregime mit den
bereits erläuterten Vorteilen ermöglicht.
[0015] Insbesondere ist der Reaktor zur Durchführung eines Verfahrens wie vorstehend beschrieben
eingerichtet und profitiert daher von dessen Vorteilen in analoger Weise.
[0016] Vorteilhafterweise sind in dem Katalysatorbett stromab des dritten Rohrsatzes und
stromauf des Ausgangs in das Katalysatorbett zumindest ein weiterer Rohrsatz, beispielsweise
ein vierter, fünfter etc. Rohrsatz, parallel zu dem ersten, zweiten und dritten Rohrsatz
angeordnet. Dies erweitert die Möglichkeiten der präzisen Temperatureinstellung sowie
insgesamt die Wärmetauschleistung. Hierbei kann der vierte Rohrsatz beispielsweise
direkt benachbart zum dritten Rohrsatz angeordnet sein. Ferner kann ein weiterer (fünfter)
Rohrsatz direkt benachbart zum vierten Rohrsatz angeordnet sein. Solche Anordnungen
werden in den Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0017] Bevorzugt umfasst der Reaktor eine Reaktorhülle und eine aus der Reaktorhülle entnehmbare
Kartusche, wobei die Kartusche zumindest das Katalysatorbett und die Wärmetauscherrohre
umfasst. Dadurch kann das Katalysatorbett einfach und zeitsparend ausgetauscht werden,
so dass sich für diese regelmäßig erforderliche Maßnahme nur eine geringe Anlagenausfallzeit
ergibt und damit insgesamt eine bessere Anlagenauslastung erzielt werden kann. Der
(insbesondere zylindrische) Mantel nimmt die Druckdifferenz zwischen Verfahrensdruck
und Umgebung auf, während die internen Strukturen des Reaktors nicht durch den Verfahrensdruck
belastet werden.
[0018] Insbesondere ist dabei in der Reaktorhülle zumindest eine Schiene vorgesehen, entlang
derer die Kartusche in die Reaktorhülle eingeführt werden kann. Dies erleichtert die
Montage und den Austausch der Kartusche und verringert damit die dafür benötigte Zeit
noch weiter.
[0019] Vorteilhafterweise umfasst dabei die Kartusche zumindest ein Einführelement, wobei
das Einführelement zum Zusammenwirken mit der zumindest einen Schiene eingerichtet
ist. Damit kann die Kartusche sicher entlang der Schiene geführt werden. Das Katalysatorbett
umfasst bevorzugt zumindest einen Katalysator, der zur Katalyse zumindest einer chemischen
Reaktion zur Synthese von Ammoniak und/oder Methanol in der Lage ist. Diese Synthesen
sind für die beschriebene Kühlung, die vom bekannten Gegenstromprinzip abweicht, besonders
relevant und geeignet.
Kurze Beschreibung der Figuren
[0020]
Figur 1 zeigt schematisch eine vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung.
Figur 2 zeigt eine detailliertere schematische Darstellung eines Teils der vorteilhaften
Ausgestaltung der Erfindung gemäß Figur 1.
Figur 3 zeigt einen typischen Temperaturverlauf in einem Reaktor herkömmlicher Art.
Figur 4 zeigt einen typischen Temperaturverlauf, wie er im Rahmen von vorteilhaften
Ausgestaltungen der Erfindung beobachtet werden kann.
[0021] In Figur 1 ist ein Reaktor gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung
schematisch dargestellt und insgesamt mit 100 bezeichnet. Dabei ist eine Seitenansicht
a) sowie eine Ansicht b) in Richtung einer Achse des Reaktors 100, jeweils im Schnitt,
dargestellt.
[0022] Der Reaktor 100 weist eine im Wesentlichen zylindrische Reaktorhülle 110, einen Rohrwärmetauscher
130 sowie ein Katalysatorbett 140 auf. Wärmetauscher 130 und Katalysatorbett 140 sind
in dem gezeigten Beispiel zu einer Kartusche 120 zusammengefasst, die aus der Reaktorhülle
110 entnehmbar ist, wie in Figur 2 gezeigt und unten näher beschrieben ist. Die Ausgestaltung
der Figur 2 entspricht dabei im Wesentlichen der aus Figur 1, wobei die Darstellung
in Figur 2 detaillierter ist.
[0023] Die Reaktorhülle 110 ist mit einer Isolierung 112 ausgekleidet, um thermische Verluste
zu minimieren und den drucktragenden Mantel von der Verfahrenstemperatur zu entlasten.
Ferner weist die Reaktorhülle 110 einen Flansch 115 auf, mittels dessen sie zusammengehalten
wird. Zur Entnahme bzw. zum Einbau der Kartusche 120 kann die Reaktorhülle 110 entlang
des Flansches 115 geöffnet werden. Im geodätisch unteren Teil der Reaktorhülle 110
sind Schienen 117 vorgesehen, auf denen die Kartusche 120 ruht und im Falle eines
Austauschs gleiten bzw. rollen kann. Dies erleichtert Zusammenbau und Wartung des
Reaktors 100 erheblich. Während des Betriebs des Reaktors 100 ist die Kartusche 120
auf den Schienen 117 derart gelagert, dass ihre Position fixiert ist. So kann eine
Beschädigung des Reaktors 100 verhindert werden. Zur weiteren Vereinfachung der Wartung
können an der Kartusche 120 ein oder mehrere Einführelemente, die zur Zusammenwirkung
mit der Schiene 117 eingerichtet sind, vorgesehen sein, beispielsweise in der Form
von Rädern oder Kufen. Die Kartusche 120 ist an ihrem unteren Ende durch einen fluiddurchlässigen
Boden 123 begrenzt, der den Katalysator 140 zurückhält, Reaktionsprodukte 3 jedoch
passieren lässt. Beispielsweise kann der Boden 123 in Form eines Rostes oder in Form
von Gazematten bereitgestellt werden, wobei auch andere geeignete Ausgestaltungen
verwendet werden können. Der Boden 123 wird von einer Stützstruktur 113 gestützt,
beispielsweise in Form eines Tragrahmens, die verhindert, dass der Boden 123 zu stark
durchhängt, insbesondere bei hohen Temperaturen. In bevorzugten Ausgestaltungen ist
der Boden 123 der Kartusche 120 von unten her demontierbar, um eine einfache Entnahme
des Katalysatorbettes 140, beispielsweise zur Erneuerung von verbrauchtem Katalysator,
zu ermöglichen. An der oberen Seite ist die Kartusche über einen abnehmbaren Deckel
122 abgedichtet, um das Füllen bzw. Entleeren der Kartusche 120 mit Katalysator 140
zu ermöglichen.
[0024] Der Rohrwärmetauscher 130 ist so angeordnet, dass die Wärmetauscherrohre, die den
Wärmetauscher 130 bilden, parallel zu der Achse des Reaktors 100 verlaufen. In dem
gezeigten Beispiel ist der Wärmetauscher 130 in fünf Rohrsätze unterteilt, die jeweils
parallel zueinander übereinander durch das Katalysatorbett 140 verlegt sind.
[0025] Der Wärmetauscher 130 wird beim Betrieb des Reaktors 100 von einem Einsatzstrom 1
durchströmt, der dabei erwärmt wird, während das Katalysatorbett 140 gekühlt wird.
Der erwärmte Einsatzstrom 2 tritt durch einen Ausgang 138 des Wärmetauschers 130 in
das Katalysatorbett aus und wird beim Durchströmen des Katalysatorbetts 140 in einer
Richtung (in Figur 1 durch einen breiten Pfeil angedeutet), die im Wesentlichen senkrecht
zu der Achse des Reaktors 100 verläuft, zu einem Produktstrom 3 umgewandelt.
[0026] Das Besondere des Reaktors 100 ist hierbei die Reihenfolge bzw. Schichtung der fünf
Rohrsätze des Wärmetauschers 130. Diese weicht deutlich von einem klassischen Gegenstromprinzip
ab, da der kalte Einsatzstrom nicht an einem Ausgang des Katalysatorbetts in den Wärmetauscher
130 einströmt, sondern - in dem gezeigten Beispiel - von der Mitte des Katalysatorbetts
140 etwas in Richtung des Eingangs des Katalysatorbetts 140 (bzw. in Richtung des
Ausgangs 138 des Wärmetauschers 130) versetzt. Dazu wird der Einsatzstrom über einen
Verteilereingang 131 des ersten Rohrsatzes auf die einzelnen Rohre des ersten Rohrsatzes
aufgeteilt. Nach Durchlaufen des ersten Rohrsatzes in einer ersten Richtung 11 wird
der Einsatzstrom 1 in einem Sammelverteiler 132, der zugleich Ausgang des ersten Rohrsatzes
und Eingang des zweiten Rohrsatzes ist, in eine zweite Richtung 12, die der ersten
Richtung 11 im Wesentlichen entgegengesetzt ist, umgelenkt und in den zweiten Rohrsatz,
der in direkter Nachbarschaft zum Eingang des Katalysatorbetts angeordnet ist, geleitet.
[0027] Am Ausgang des zweiten Rohrsatzes wird des Einsatzstrom 1 wiederum in einem Sammler
133 gesammelt und zu einem Verteiler 134, der den Eingang des dritten Rohrsatzes darstellt,
in eine dritte Richtung 13 geleitet. Der dritte Rohrsatz ist in dem hier gezeigten
Beispiel am Ausgang des Katalysatorbetts 140 angeordnet, wird wiederum in der ersten
Richtung 11 durchströmt und mündet in einen weiteren Sammelverteiler 135, von dem
aus der Einsatzstrom in den vierten Rohrsatz, der direkt benachbart zu dem dritten
Rohrsatz angeordnet ist und wiederum in der zweiten Richtung 12 durchströmt wird,
umgeleitet wird. Der vierte Rohrsatz mündet wiederum in einem Sammelverteiler 136,
der den Einsatzstrom in den fünften Rohrsatz, der hier abermals in der ersten Richtung
11 zwischen dem ersten und dem vierten Rohrsatz angeordnet ist, umleitet, an dessen
Ausgang der nun erwärmte Einsatzstrom 2 abermals in einem Sammler zusammengefasst
und zu dem Ausgang 138 des Wärmetauschers 130 geleitet wird.
[0028] Das Katalysatorbett wird hingegen in einer dritten Richtung 13, die im Wesentlichen
senkrecht zu der ersten 11 und zweiten 12 Richtung steht, durchströmt, wobei allfällige
Turbulenzen bei der Bestimmung der Strömungsrichtung außer Acht gelassen werden und
lediglich die resultierende Hauptströmungsrichtung betrachtet wird.
[0029] Der Produktstrom 3 wird dem Reaktor 100 in dem gezeigten Beispiel axial entnommen,
ebenso wie der Einsatzstrom 1 dem Reaktor 100 axial zugeführt wird.
[0030] Durch die nicht dem klassischen Gegenstromprinzip entsprechende Medienführung wird
eine Temperaturverteilung in dem Katalysatorbett 140 erreicht, die im Vergleich zu
der eingangs erläuterten Temperaturverteilung herkömmlicher Systeme mit Zwischenkühlung
erheblich näher an der optimalen Temperaturkurve 320 liegt. Dadurch kann eine Verkürzung
der Verweilzeit im Reaktor bzw. ein höherer Durchsatz erzielt werden, was die Effizienz
der Anlage insgesamt erhöht.
[0031] Es versteht sich, dass je nach Anwendung und Dimensionierung des Reaktors 100 auch
mehr oder weniger Rohrsätze vorgesehen werden können. Die Abweichung von dem klassischen
Gegenstromprinzip und eine Schichtung der einzelnen Rohrbündel zueinander zur Erzielung
des jeweils möglichst nahe am reaktionskinetischen Optimum liegenden Temperaturprofils
innerhalb des Katalysatorbetts 140 sind dabei das Wesentliche der vorliegenden Erfindung.
Vorteilhaft sind solche Reaktoren prinzipiell für alle exothermen Reaktionen, die
bei hohen Temperaturen ablaufen und durch das thermische Gleichgewicht limitiert sind.
Durch die kontinuierliche Kühlung kann eine höhere durchschnittliche Reaktortemperatur
realisiert werden, ohne eine thermische Überlastung des Katalysators befürchten zu
müssen.
[0032] In Figur 4 ist beispielhaft ein Reaktionsverlaufsdiagramm, wie es im Rahmen der Erfindung
beobachtet werden kann, dargestellt. Analog zu dem Diagramm aus Figur 3 ist auch hier
der Reaktionsfortschritt X über der Temperatur T mit den jeweils identischen Vergleichskurven
300, 310, 320, 330 dargestellt. Dabei ist zu beachten, dass hierbei eine nicht einheitliche
Temperaturverteilung über die gesamte Länge des Reaktors 100 beobachtet wird, da sich
der Einsatzstrom 1 über die Länge des Reaktors 100 erwärmt. Dennoch ist klar erkennbar,
dass sich die Kurvenschar 410, die den Reaktionsverlauf beschreibt, in Figur 4 über
weite Bereiche des Reaktionsgeschehens näher an die Optimalkurve 320 anschmiegt, als
dies für die Kurve 340 in Figur 3 der Fall ist. Dementsprechend ergibt sich durch
die Erfindung eine im Vergleich zum Stand der Technik verbesserte Reaktionsführung
mit den entsprechenden Vorteilen in Bezug auf Prozessausbeute bzw. Energie- und Ressourceneffizienz.
[0033] Unabhängig von der konkreten Ausgestaltung des Reaktors 100 kann es vorteilhaft sein,
zwischen zwei aufeinanderfolgenden Rohrsätzen einen Teilstrom des jeweiligen Einsatzstroms
zu entnehmen und/oder einen zusätzlichen Teilstrom zuzuführen. Das kann insbesondere
ein temperierter Einsatzstrom sein, mit dessen Eintrittstemperatur das Temperaturprofil
des Reaktors eingestellt werden kann, bevorzugt ein vergleichsweise kalter Einsatzstrom,
über dessen Einmischung der Reaktor gekühlt wird.
[0034] In einigen Ausgestaltungen kann der Reaktor 100 im Teillastbetrieb derart betrieben
werden, dass ein Teil des Produktstroms 3 als Recycle in den Reaktor 100 zurückgeführt
wird und gleichzeitig dessen Eintrittstemperatur so gesetzt wird, dass in den beiden
oberen Rohrsätzen - bzw. allgemeiner formuliert in den Rohrsätzen, die geometrisch
zwischen dem rohseitigen Eintritt (Verteiler 131) und dem Festbetteintritt 138 liegen
- ein für den gewünschten Umsatz ausreichendes Reaktionsgeschehen stattfindet. Dazu
kann eine höhere bzw. niedrigere, auch deutlich höhere bzw. niedrigere, Eintrittstemperatur
als am normalen Betriebspunkt eingestellt werden. Beispielsweise kann die Temperatur
im Teillastbetrieb mindestens 10 °C, 20 °C oder bis zu 50 °C über oder unter der für
diese Reaktionszone als optimal ermittelte Reaktionstemperatur liegen. Eine höhere
Konzentration des Produkts, beispielsweise Ammoniak, im Einsatzstrom 1 kann beispielsweise
eingestellt werden, indem in einem der Reaktion in dem Reaktor 100 nachgelagerten
Prozess zur Aufreinigung des Produktstroms 3 eine höhere Kondensationstemperatur als
im Normalbetrieb gewählt wird oder indem ein Teilstrom des Produktstroms unter Umgehung
eines dazu verwendeten Kondensators recycelt wird, so dass eine geringere Menge des
Zielprodukts kondensiert, bevor man das verbleibende Gas zum Reaktor recycelt. Durch
die so erreichte höhere Produktkonzentration im Einsatzstrom 1 wird das Reaktionsgleichgewicht
in Richtung der Edukte verlagert, was die Reaktionsgeschwindigkeit insgesamt bremst.
Damit kann gezielt die angestrebte Teillast eingestellt werden.
[0035] Es sei an dieser Stelle ausdrücklich betont, dass im Rahmen der vorliegenden Erfindung
unter dem Begriff "erster Rohrsatz" nicht zwingend der tatsächlich als eingangsseitig
zuerst durchlaufene Rohrsatz zu verstehen ist. Beispielsweise kann der Einsatzstrom
1, bevor er den "ersten Rohrsatz" durchströmt, bereits einen oder mehrere weitere
Rohrsätze durchströmt haben. Analoges gilt selbstverständlich für die Begriffe "zweiter
Rohrsatz" und "dritter Rohrsatz". Die Bezeichnung ist vielmehr als Unterscheidungsmerkmal
zu verstehen, um die erfindungsrelevante Reihenfolge der Durchströmung der ersten,
zweiten und dritten Rohrsätze zu bezeichnen.
[0036] Ferner sei hier nochmals darauf hingewiesen, dass anstatt von Wärmetauscherrohren
130 auch andere Wärmetauscherelemente, wie beispielsweise Plattenpaare eines Plattenwärmetauschers,
verwendet werden können. Die vorstehende Beschreibung mit Bezug auf Rohrwärmetauscher
ist demgemäß lediglich als beispielhafte Ausführungsform zu verstehen.
1. Verfahren zur katalytischen Umsetzung eines Einsatzstroms (1) unter Erhalt zumindest
eines Produktstroms (3),
wobei die katalytische Umsetzung in einem Katalysatorbett (140) durchgeführt wird
und der Einsatzstrom (1) zur Kühlung des Katalysatorbetts (140) verwendet wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Einsatzstrom (1) während seiner Verwendung zur Kühlung des Katalysatorbetts (140)
abwechselnd in einer ersten (11) und einer zweiten (12) Richtung an dem Katalysatorbett
(140) vorbeigeleitet wird,
dass der Einsatzstrom (1) während seiner katalytischen Umsetzung zu dem Produktstrom (3)
in einer dritten Richtung (13) durch das Katalysatorbett (140) geleitet wird,
dass die zweite Richtung (12) der ersten Richtung (11) entgegengesetzt verläuft und die
dritte Richtung (13) weder der ersten (11) noch der zweiten (12) Richtung entspricht,
und
dass der Einsatzstrom (1) während des Wechsels von der ersten (11) in die zweite (12)
Richtung und von der zweiten (12) in die erste (11) Richtung zumindest einmal in der
dritten Richtung (13) und zumindest einmal entgegen der dritten Richtung (13) versetzt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die dritte Richtung (13) senkrecht zu der ersten
(11) und zweiten (12) Richtung verläuft.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei die dritte Richtung (13) geodätisch senkrecht,
insbesondere nach geodätisch unten, verläuft.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die katalytische Umsetzung
eine oder mehrere chemische Reaktionen zur Synthese von Ammoniak und/oder Methanol
umfasst.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei ein Teil des Produktstroms
(3) in einem Teillastbetrieb als Recycle in den Einsatzstrom (1) zurückgeführt wird
und/oder die Eintrittstemperatur des Einsatzstroms (1) in Abhängigkeit von einer gewünschten
Reaktionsgeschwindigkeit eingestellt wird.
6. Reaktor (100) zur katalytischen Umsetzung eines Einsatzstroms (1) zu einem Produktstrom
(3), umfassend ein Katalysatorbett (140) und Wärmetauschelemente (130), die durch
das Katalysatorbett (140) verlaufen,
wobei die Wärmetauschelemente (130) in zumindest erste, zweite und dritte Wärmetauschelementsätze
unterteilt sind, die jeweils parallel zueinander angeordnet sind,
wobei jeder der ersten, zweiten und dritten Wärmetauschelementsätze jeweils ein Eingangs-
(131, 132, 134, 135, 136) und ein Ausgangsende (132, 133, 135, 136, 137) aufweist,
und
wobei das Ausgangsende des ersten Wärmetauschelementsatzes (132) mit dem Eingangsende
des zweiten Wärmetauschelementsatzes (132) verbunden ist und das Ausgangsende des
zweiten Wärmetauschelementsatzes (133) mit dem Eingangsende des dritten Wärmetauschelementsatzes
(134) verbunden ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass der zweite Wärmetauschelementsatz in dem Katalysatorbett (140) nicht zwischen dem
ersten und dem dritten Wärmetauschelementsatz angeordnet ist und
dass stromab des dritten Wärmetauschelementsatzes die Wärmetauschelemente (130) einen
Ausgang (138) in das Katalysatorbett (140) aufweisen.
7. Reaktor (100) nach Anspruch 6, wobei der Reaktor (100) zur Durchführung eines Verfahrens
nach einem der Ansprüche 1 bis 5 eingerichtet ist.
8. Reaktor (100) nach Anspruch 6 oder 7, wobei in dem Katalysatorbett (140) stromab des
dritten Wärmetauschelementsatzes und stromauf des Ausgangs (138) in das Katalysatorbett
(140) zumindest ein weiterer Wärmetauschelementsatz parallel zu dem ersten, zweiten
und dritten Wärmetauschelementsatz angeordnet ist.
9. Reaktor (100) nach einem der Ansprüche 6 bis 8 mit einem oder mehreren Fluidanschlüssen,
der bzw. die dazu eingerichtet sind, einen oder mehrere Teilströme zwischen zwei aufeinander
folgenden Wärmetauschelementsätzen zu entnehmen und/oder zuzuführen.
10. Reaktor (100) nach einem der Ansprüche 6 bis 9, umfassend eine Reaktorhülle (110)
und eine aus der Reaktorhülle (110) entnehmbare Kartusche (120), wobei die Kartusche
(120) zumindest das Katalysatorbett (140) und die Wärmetauschelemente (130) umfasst.
11. Reaktor (100) nach Anspruch 10, wobei in der Reaktorhülle (110) zumindest eine Schiene
(117) vorgesehen ist, entlang derer die Kartusche (120) in die Reaktorhülle (110)
eingeführt werden kann.
12. Reaktor (100) nach Anspruch 11, wobei die Kartusche (120) zumindest ein Einführelement
umfasst, wobei das zumindest eine Einführelement zum Zusammenwirken mit der zumindest
einen Schiene (117) eingerichtet ist.
13. Reaktor (100) nach einem der Ansprüche 10 bis 12, wobei die Kartusche (120) oben mit
einem abnehmbaren Deckel (122) abgedichtet ist.
14. Reaktor (100) nach einem der Ansprüche 10 bis 13, wobei die Kartusche (120) unten
durch einen, insbesondere von unten demontierbaren, fluiddurchlässigen Boden (123)
begrenzt ist.
15. Reaktor (100) nach einem der Ansprüche 6 bis 14, wobei das Katalysatorbett (140) zumindest
einen Katalysator umfasst, der zur Katalyse zumindest einer chemischen Reaktion zur
Synthese von Ammoniak und/oder Methanol in der Lage ist.