[0001] Die Erfindung betrifft ein Blechformteil mit verbesserten Verarbeitungseigenschaften
und ein Verfahren zur Herstellung eines solchen Blechformteils aus einem Stahlflachprodukt.
[0002] Wenn nachfolgend von einem "Stahlflachprodukt" oder auch von einem "Blechprodukt"
die Rede ist, so sind damit Walzprodukte, wie Stahlbänder oder -bleche, gemeint aus
denen für die Herstellung von beispielsweise Karosseriebauteilen "Blechzuschnitte"
(auch Platinen genannt) abgeteilt werden. "Blechformteile" oder "Blechbauteile" der
erfindungsgemäßen Art sind aus derartigen Blechzuschnitten hergestellt, wobei hier
die Begriffe "Blechformteil", "Blechbauteil" und "Bauteil" synonym verwendet werden.
[0003] Alle Angaben zu Gehalten der in der vorliegenden Anmeldung angegebenen Stahlzusammensetzungen
sind auf das Gewicht bezogen, sofern nicht ausdrücklich anders erwähnt. Alle nicht
näher bestimmten, im Zusammenhang mit einer Stahllegierung stehenden "%-Angaben" sind
daher als Angaben in "Gew.-%" zu verstehen. Mit Ausnahme der auf das Volumen (Angabe
in "Vol.-%") bezogenen Angaben zum Restaustenit-Gehalt des Gefüges eines erfindungsgemäßen
Blechformteils beziehen sich Angaben zu den Gehalten der verschiedenen Gefügebestandteile
jeweils auf die Fläche eines Schliffs einer Probe des jeweiligen Erzeugnisses (Angabe
in Flächenprozent "Flächen-%"), soweit nicht ausdrücklich anders angegeben. In diesem
Text gemachte Angaben zu den Gehalten der Bestandteile einer Atmosphäre beziehen sich
auf das Volumen (Angabe in "Vol.-%").
[0004] Mechanische Eigenschaften, wie Zugfestigkeit, Streckgrenze, Dehnung, die hier berichtet
werden, sind im Zugversuch gemäß DIN-EN ISO 6982-1, Probenform 2 (Anhang B Tab. B1)
(Stand 2020-06) ermittelt worden, soweit nicht ausdrücklich anders angegeben. Der
Biegewinkel wird gemäß der VDA-Norm 238-100 für das Kraftmaximum ermittelt. Die Vickershärte
HV5 wurde gemäß DIN EN ISO 6507 (2018.07) bestimmt. Unter der Streckgrenze ist im
Sinne dieser Anmeldung im Falle einer ausgeprägten Streckgrenze die Streckgrenze Re
zu verstehen. Im Falle einer kontinuierlichen Streckgrenze ist dagegen unter Streckgrenze
der Wert für die Dehngrenze Rp0,2 zu verstehen.
[0005] Das Gefüge wurde an Längsschliffen bestimmt, die einer Ätzung mit 3% Nital (alkoholische
Salpetersäure) unterzogen worden sind. Der Anteil an Restaustenitwurde röntgendiffraktometrisch
bestimmt.
[0006] Aus der
WO 2019/223854 A1 sind ein Blechformteil und ein Verfahren zum Herstellen eines solchen Blechformteils
bekannt, das eine Zugfestigkeit von mindestens 1000 MPa besitzt. Das Blechformteil
besteht dabei aus einem Stahl, der neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen
aus (in Gew.-%) 0,10 - 0,30 % C, 0,5 - 2,0 % Si, 0,5 - 2,4 % Mn, 0,01 - 0,2% Al, 0,005
- 1,5 % Cr, 0,01 - 0,1% P und gegebenenfalls weiteren optionalen Elementen, insbesondere
0,005 - 0,1% Nb, zusammengesetzt ist. Zudem umfasst das Blechbauteil einen Korrosionsschutzüberzug,
der Aluminium enthält.
[0007] Aus der
WO 2006/128821 und der
WO 2007/122230 A1 sind Verfahren bekannt zu Herstellung von Blechformteilen mit verbesserten Verarbeitungseigenschaften.
Dabei kommen Umformwerkzeuge zum Einsatz, die verschiedene Temperaturzonen aufweisen.
[0008] Vor dem Hintergrund des Standes der Technik bestand die Aufgabe ein Blechformteil
so weiterzuentwickeln, dass in Verbindung mit einem Korrosionsschutzüberzug auf Aluminium-Basis
verbesserte Verarbeitungseigenschaften erreicht werden. Darüber hinaus sollte ein
Verfahren angegeben werden, mit dem sich derartige Blechformteile praxisgerecht herstellen
lassen.
[0009] Die Erfindung löst diese Aufgabe durch ein Verfahren zum Herstellen eines Blechformteils
mit mindestens einer ersten und einer zweiten Zone mit unterschiedlichen Materialeigenschaften
umfassend folgende Arbeitsschritte:
a. Bereitstellen eines Blechzuschnitts aus einem Stahlflachprodukt umfassend ein Stahlsubstrat
aus Stahl, der neben Eisen und unvermeidbaren Verunreinigungen (in Gew.-%) aus
C: |
0,27 - 0,5 %, |
Si: |
0,05 - 0,6 %, |
Mn: |
0,4 - 3,0 %, |
Al: |
0,10 - 1,0 %, |
Nb: |
0,001 - 0,2 %, |
Ti: |
0,001 - 0,10 % |
B: |
0,0005 - 0,01% |
P: |
≤ 0,03 %, |
S: |
≤ 0,02 %, |
N: |
≤ 0,02 %, |
Sn: |
≤ 0,03 %, |
As: |
≤ 0,01 % |
sowie optional einem oder mehreren der Elemente "Cr, Cu, Mo, Ni, V, Ca, W" in folgenden
Gehalten
Cr: |
0,01 - 1,0 %, |
Cu: |
0,01 - 0,2 %, |
Mo: |
0,002 - 0,3 %, |
Ni: |
0,01 - 0,5 %, |
V: |
0,001 - 0,3%, |
Ca: |
0,0005 - 0,005 %, |
W: |
0,001 -1,0 %, |
besteht.
b. Erwärmen des Blechzuschnitts derart, dass zumindest teilweise die AC3 Temperatur
des Blechzuschnitts überschritten ist und die Temperatur T
Einlg des Blechzuschnitts beim Einlegen in ein für ein Warmpressformen vorgesehenes Umformwerkzeug
(Arbeitsschritt c)) zumindest teilweise eine Temperatur oberhalb von Ms+100°C aufweist,
wobei Ms die Martensitstarttemperatur bezeichnet;
c. Einlegen des erwärmten Blechzuschnitts in ein Umformwerkzeug, wobei das Umformwerkzeug
eine Temperiereinrichtung zum Regeln der Temperatur mindestens einer seiner während
des Warmpressformen mit dem Blechzuschnitt in Kontakt kommenden Abschnitte aufweist
und wobei die für das Entnehmen aus der Erwärmungseinrichtung und das Einlegen des
Zuschnitts benötigte Transferdauer t
Trans höchstens 20 s, bevorzugt höchstens 15 s, beträgt;
d. Warmpressformen des Blechzuschnitts zu dem Blechformteil, wobei der Zuschnitt im
Zuge des Warmpressformens auf eine erste Zieltemperatur in der ersten Zone und eine
zweite Zieltemperatur in der zweiten Zone abgekühlt wird und optional dort gehalten
wird;
e. Entnehmen des abgekühlten Blechformteils aus dem Werkzeug;
[0010] Gegenüber bekannten Stahlflachprodukten weist das Stahlsubstrat des erfindungsgemäß
verwendeten Stahlflachproduktes einen Aluminium-Gehalt auf, der mindestens 0,10 Gew.-%,
besonders bevorzugt mindestens 0,11 Gew.-%, insbesondere mindestens 0,12 Gew.-%, bevorzugt
mindestens 0,16 Gew.-% beträgt. Der maximale Aluminium-Gehalt beträgt 1,0 Gew.-%,
insbesondere maximal 0,8 Gew.-%.
[0011] Bei einer ersten weitergebildeten Variante beträgt der Aluminium-Gehalt mindestens
0,10 Gew.-%, besonders bevorzugt mindestens 0,11 Gew.-%, insbesondere mindestens 0,12
Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,16 Gew.-%. Der maximale Aluminium-Gehalt beträgt bei
dieser Variante maximal 0,50 Gew.-%, insbesondere maximal 0,35 Gew.-%, bevorzugt maximal
0,25 Gew.-%, insbesondere maximal 0,24 Gew.-%.
[0012] Bei einer zweiten weitergebildeten Variante beträgt der Aluminium-Gehalt mindestens
0,50 Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,60 Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,70 Gew.-%. Der
maximale Aluminium-Gehalt beträgt bei dieser Variante maximal 1,0 Gew.-%, insbesondere
maximal 0,9 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,80 Gew.-%.
[0013] Aluminium ("Al") wird bei der Erzeugung von Stahl bekanntermaßen als Desoxidationsmittel
hinzugegeben. Zur sicheren Abbindung des in der Stahlschmelze enthaltenen Sauerstoffs
werden mindestens 0,01 Gew.-% Al benötigt. Al kann darüber hinaus zusätzlich zur Abbindung
von unerwünschten, jedoch herstellungsbedingt unvermeidbaren Gehalten an N verwendet
werden. Vergleichsweise hohe Aluminium-Gehalte wurden bislang vermieden, da sich mit
dem Aluminium-Gehalt auch die Ac3-Temperatur zu höheren Temperaturen verschiebt. Dies
wirkt sich negativ auf die, für die Warmumformung wichtige, Austenitisierung aus.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass erhöhte Aluminium-Gehalte überraschenderweise zu
positiven Effekten führen in Verbindung mit einem Korrosionsschutzüberzug auf Aluminium-Basis.
[0014] Beim Beschichten des Stahlflachproduktes mit einem Korrosionsschutzüberzug auf Aluminium-Basis
und beim nachfolgenden Warmumformen von hiervon abgeteilten Blechzuschnitten zu Blechformteilen
kommt es zu einer Diffusion von Eisen aus dem Stahlsubstrat in den flüssigen Korrosionsschutzüberzug.
In der Interdiffusionszone werden dabei Eisen-Aluminidverbindungen mit höherer Dichte
über eine mehrstufige Phasentransformation (Fe2Al5→Fe2Al→FeAl→Fe3Al) gebildet. Die
Ausbildung von solchen dichteren Phasen ist mit einem höheren Aluminiumverbrauch als
bei weniger dichten Phasen verbunden. Dieser lokal höhere Aluminiumverbrauch führt
zur Entstehung von Poren (Leerstellen) in der erhaltenen Phase. Bevorzugt bilden sich
diese Poren im Übergangsbereich zwischen Stahlsubstrat und Korrosionsschutzüberzug,
wo der Anteil des zur Verfügung stehenden Aluminiums stark durch den Aluminium-Gehalt
des Stahlsubstrates geprägt ist. Es kann insbesondere zu einer Ansammlung von Poren
in Form eines Bandes im Übergangsbereich kommen.
[0015] Solche Poren und insbesondere ein Band von Poren verursachen vielfältige Probleme:
- Durch die Poren ist die mechanische Integrität in diesem Bereich reduziert. Es kann
schneller zu Schichtablösung bei korrosiver Beanspruchung kommen.
Zudem reduziert sich die übertragbare Kraft an der Verbindungsstelle zweier Bauteile
nach Verkleben oder Verschweißen
- Die Poren führen zu veränderten Strombahnen im Material beim Widerstandpunktschweißen,
die die Schweißeignung negativ beeinflussen und so den Schweißbereich reduzieren.
- Bereits die Poren selbst erleichtern die Risseinleitung und Rissausbreitung beim statischen
und dynamischen Biegen.
[0016] Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass durch die Erhöhung des Aluminium-Gehaltes
("Al") im Stahlsubstrat auf die beschriebenen Untergrenzen und darüber hinaus eine
deutliche Reduzierung der Porenbildung bei der Beschichtung mit einem Korrosionsschutzüberzug
auf Aluminium-Basis und der nachfolgenden Warmumformung erreicht werden kann. Insbesondere
im Übergangsbereich zwischen Stahlsubstrat und Korrosionsschutzüberzug kann der lokal
höhere Aluminiumverbrauch bei der Bildung dichterer Eisen-Aluminidverbindungen zumindest
teilweise durch den Aluminium-Gehalt des Stahlsubstrates kompensiert werden, so dass
die Bildung von Poren, insbesondere eines Bandes aus Poren, unterdrückt wird.
[0017] Bei einem zu hohen Al-Gehalt, insbesondere bei Gehalten von mehr als 1,0 Gew-% Al,
besteht die Gefahr, dass sich an der Oberfläche eines aus erfindungsgemäß legiertem
Stahlwerkstoff gefertigten Produkts Al-Oxide bilden, die das Benetzungsverhalten beim
Schmelztauchbeschichten verschlechtern würden. Zudem wird bei höheren Al-Gehalten
die Bildung von nichtmetallischen Al-basierten Einschlüssen begünstigt, die als grobe
Einschlüsse das Crashverhalten negativ beeinflussen. Daher wird der Al-Gehalt bevorzugt
unterhalb der bereits genannten Obergrenzen gewählt.
[0018] Unterstützt wird dabei insbesondere das Biegeverhalten des Blechbauteils durch den
erfindungsgemäßen Niob-Gehalt ("Nb") von mindestens 0,001 Gew.-%. Bevorzugt beträgt
der Niob-Gehalt mindestens 0,005 Gew.-%, insbesondere mindestens 0,010 Gew.-%, bevorzugt
mindestens 0,015 Gew.-%, besonders bevorzugt mindestens 0,020 Gew.-%, insbesondere
mindestens 0,024 Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,025 Gew.-%.
[0019] Der angegebene Niob-Gehalt führt insbesondere beim dem nachfolgend beschriebenen
Verfahren zum Herstellen eines Stahlflachprodukts für die Warmumformung mit einem
Korrosionsschutzüberzug zu einer Verteilung von Niobkarbonitriden, die beim anschließenden
Warmumformen zu einem besonders feinen Härtungsgefüge führt. Während des Abkühlens
nach dem Schmelztauchbeschichten wird das beschichtete Stahlflachprodukt für eine
gewisse Zeit in einem Temperaturbereich von 400 °C und 300 °C gehalten. In diesem
Temperaturbereich besteht noch eine gewisse Diffusionsgeschwindigkeit von Kohlenstoff
im Stahlsubstrat, während die thermodynamische Löslichkeit sehr gering ist. Somit
diffundiert Kohlenstoff zu Gitterstörungen und sammelt sich dort. Gitterstörungen
werden insbesondere durch gelöste Niob-Atome verursacht, die durch ihr deutlich höheres
Atomvolumen das Atomgitter aufweiten und somit die Tetraeder- und Oktaederlücken im
Atomgitter vergrößern, so dass die lokale Löslichkeit von C erhöht ist. Folglich ergeben
sich Cluster von C und Nb im Stahlsubstrat, welche sich dann im nachfolgenden Austenitisierungsschritt
der Warmumfomung zu sehr feinen Ausscheidungen umwandeln und als zusätzliche Austenitkeime
wirken. Daher ergibt sich ein verfeinertes Austenitgefüge mit kleineren Austenitkörnern
und damit auch ein verfeinertes Härtungsgefüge.
Dies betrifft insbesondere auch die sich in der Warmumformung ausbildende ferritische
Interdiffusionsschicht. Das verfeinerte ferritische Gefüge in der Interdiffusionsschicht
unterstützt die Reduzierung der Risseinleitungstendenzen unter Biegebelastungen.
[0020] Ein zu hoher Nb-Gehalt führt allerdings zu einer verschlechterten Rekristallisierbarkeit.
Daher beträgt der Nb-Gehalt maximal 0,2 Gew.-%. Weiterhin bevorzugt beträgt der Niob-Gehalt
maximal 0,20 Gew.-%, insbesondere maximal 0,15 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,10 Gew.-%,
insbesondere maximal 0,05 Gew.-%.
[0021] Aluminium und Niob haben beide einen Einfluss auf die Kornfeinung bei der Austenitisierung
im Warmumformprozess. Es hat sich herausgestellt, dass Al neben Nb insbesondere das
Kornwachstum bei erhöhten Temperaturen im Austenit (beispielsweise bei über 1200 °C)
über eine verhältnismäßig frühe, d.h. bei relativ hohen Temperaturen stattfindende,
Bildung von AIN verfeinert. Die Bildung von AIN ist gegenüber der Bildung von NbN
bzw. NbC thermodynamisch begünstigt. Die Ausscheidung von AIN wirkt hier kornfeinend
im Austenit und somit zähigkeitsverbessernd. Steigende Al/Nb-Verhältnisse verbessern
diesen Effekt. Daher gilt optional für das Verhältnis Al/Nb aus Al-Gehalt zu Nb-Gehalt:

bevorzugt ist das Verhältnis Al/Nb ≥ 2, insbesondere ≥ 3. Gleichzeitig führt ein
zu großes Verhältnis von Al/Nb dazu, dass die AlN-Bildung nicht mehr so vorteilhaft
fein erfolgt, sondern zunehmend gröbere AlN-Partikel auftreten, was den Kornfeinungseffekt
wieder schmälert. Es hat sich gezeigt, dass dieser Effekt bei niedrigen Mangan-Gehalten
früher auftritt als bei höheren Mangan-Gehalten, da mit steigendem Mangan-Gehalt die
AC3-Temperatur abnimmt. Daher ist es vorteilhaft, optional bei niedrigen Mangan-Gehalten
von kleiner gleich 1,6 Gew.-% ein Verhältnis von Al/Nb einzustellen für das gilt:

was etwa einem atomaren Verhältnis beider Elemente ≤ 6 entspricht. Bevorzugt ist
für Mn ≤ 1,6 Gew.-% das Verhältnis Al/Nb ≤ 18.0, insbesondere ≤ 16.0, bevorzugt ≤
14.0, besonders bevorzugt ≤ 12.0, insbesondere <10.0, bevorzugt ≤ 9.0, insbesondere
≤ 8.0, bevorzugt ≤ 7.0.
[0022] Bei höheren Mangan-Gehalten von Mn ≥ 1,7 Gew.-% sind dagegen auch höhere Verhältnisse
möglich. Daher ist es vorteilhaft, optional bei höheren Mangan-Gehalten von 1,7 Gew.-%
oder mehr ein Verhältnis von Al/Nb einzustellen, für das gilt:

[0023] Bevorzugt ist für Mn ≥ 1,7 Gew.-% das Verhältnis Al/Nb ≤ 28.0, insbesondere ≤ 26.0,
bevorzugt ≤ 24.0, besonders bevorzugt ≤ 22.0, bevorzugt ≤ 20.0, insbesondere ≤ 18.0,
insbesondere ≤ 16.0, bevorzugt ≤ 14.0, besonders bevorzugt ≤ 12.0, insbesondere ≤10.0,
bevorzugt ≤ 9.0, insbesondere ≤ 8.0, bevorzugt ≤ 7.0.
[0024] Unabhängig vom Mangan-Gehalt ist es also optional bevorzugt ein Verhältnis von Al/Nb
einzustellen, für das gilt:

[0025] Bevorzugt ist das Verhältnis Al/Nb ≤ 18.0, insbesondere ≤ 16.0, bevorzugt ≤ 14.0,
besonders bevorzugt ≤ 12.0, insbesondere ≤10.0, bevorzugt ≤ 9.0, insbesondere ≤ 8.0,
bevorzugt ≤ 7.0.
[0026] Kohlenstoff ("C") ist im Stahlsubstrat des Stahlflachproduktes in Gehalten von 0,27
- 0,5 Gew.-% enthalten. Derart eingestellte C-Gehalte tragen zur Härtbarkeit des Stahls
bei, indem sie die Ferrit- und Bainitbildung verzögern sowie den Restaustenit im Gefüge
stabilisieren.
[0027] Durch hohe C-Gehalte kann allerdings die Schweißbarkeit negativ beeinflusst werden.
Um die Schweißbarkeit zu verbessern, kann der Kohlenstoffgehalt auf 0,50 Gew.-% bevorzugt
auf höchstens 0,45 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,40 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,38
Gew.-%, insbesondere maximal 0,35 Gew.-% eingestellt werden.
[0028] Um die positiven Effekte der Anwesenheit von C besonders sicher nutzen zu können,
können C-Gehalte von mindestens 0,30 Gew.-%, bevorzugt 0,32 Gew.-%, insbesondere mindestens
0,33 Gew.-%, insbesondere mindestens 0,34 Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,35 Gew.-%
vorgesehen werden. Bei diesen Gehalten lassen sich unter Beachtung der weiteren Maßgaben
der Erfindung Zugfestigkeiten des Blechformteils von mindestens 1700 MPa, insbesondere
mindestens 1800 MPa nach Warmpressformen sicher erreichen.
[0029] Silizium ("Si") wird zur weiteren Erhöhung der Härtbarkeit des Stahlflachprodukts
sowie der Festigkeit des pressgehärteten Produkts über Mischkristallverfestigung verwendet.
Silizium ermöglicht außerdem den Einsatz von Ferro-Silizio-Mangan als Legierungsmittel,
was sich begünstigend auf die Produktionskosten auswirkt. Ab einem Si-Gehalt von 0,05
Gew.-% stellt sich bereits ein Härtungseffekt ein. Ab einem Si-Gehalt von mindestens
0,15 Gew.-%, insbesondere mindestens 0,20 Gew.-% tritt ein signifikanter Anstieg der
Festigkeit auf. Si-Gehalte oberhalb von 0,6 Gew.-% wirken sich nachteilig auf das
Beschichtungsverhalten aus, insbesondere bei Al-basierten Beschichtungen. Si-Gehalte
von höchstens 0,50 Gew.-%, insbesondere höchstens 0,30 Gew.-% werden bevorzugt eingestellt,
um die Oberflächenqualität des beschichteten Stahlflachprodukts zu verbessern.
[0030] Mangan ("Mn") wirkt als härtendes Element, indem es die Ferrit- und die Bainitbildung
stark verzögert. Bei Mangangehalten kleiner 0,4 Gew.-% werden während des Presshärtens
selbst bei sehr schnellen Abkühlgeschwindigkeiten signifikante Anteile von Ferrit
und Bainit gebildet, was vermieden werden sollte. Mn-Gehalte mindestens 0,5 Gew.-%,
insbesondere von mindestens 0,8 Gew.-%, bevorzugt von mindestens 0,9 Gew.-%, besonders
bevorzugt von mindestens 1,10 Gew.-%, sind vorteilhaft, wenn ein martensitisches Gefüge
insbesondere in Bereichen größerer Umformung gewährleistet werden soll. Mangangehalte
von mehr als 3,0 Gew.-% wirken sich nachteilig auf die Verarbeitungseigenschaften
aus, weshalb der Mn-Gehalt erfindungsgemäßer Stahlflachprodukte auf höchstens 3,0
Gew.-%, bevorzugt höchstens 2,5 Gew.-% beschränkt ist. Vor allem die Schweißbarkeit
ist stark eingeschränkt, weshalb der Mn-Gehalt bevorzugt auf höchstens 1,6 Gew.-%
und insbesondere auf 1,30 Gew.-%, insbesondere auf höchstens 1,20 Gew.-% beschränkt
ist. Mangangehalte kleiner oder gleich 1,6 Gew.-% werden darüber hinaus auch aus ökonomischen
Gründen bevorzugt.
[0031] Titan ("Ti") ist ein Mikrolegierungselement, welches hinzulegiert wird, um zur Kornfeinung
beizutragen, wobei mindestens 0,001 Gew.-% Ti, insbesondere mindestens 0,004 Gew.-%,
bevorzugt mindestens 0,010 Gew.-% Ti, für eine ausreichende Verfügbarkeit hinzugegeben
werden sollten. Ab 0,10 Gew.-% Ti verschlechtert sich die Kaltwalzbarkeit und Rekristallisierbarkeit
deutlich, weshalb größere Ti-Gehalte vermieden werden sollten. Um die Kaltwalzbarkeit
zu verbessern, kann der Ti-Gehalt bevorzugt auf 0,08 Gew.-%, insbesondere auf 0,038
Gew.-%, besonders bevorzugt auf 0,020 Gew.-%, insbesondere 0,015 Gew.-% beschränkt
sein. Titan hat zudem den Effekt, Stickstoff abzubinden und so Bor zu ermöglichen,
seine stark ferrithemmende Wirkung zu entfalten. Daher beträgt bei einer bevorzugten
Weiterbildung der Titan-Gehalt mehr als das 3,42-fache des Stickstoffgehaltes, um
eine ausreichende Abbindung von Stickstoff zu erreichen.
[0032] Bor ("B") wird hinzulegiert, um die Härtbarkeit des Stahlflachprodukts zu verbessern,
indem auf den Austenitkorngrenzen angelagerte Boratome oder Borausscheidungen die
Korngrenzenenergie verringern, wodurch die Nukleation von Ferrit während des Presshärtens
unterdrückt wird. Ein deutlicher Effekt auf die Härtbarkeit tritt bei Gehalten von
mindestens 0,0005 Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,0007 Gew.-%, insbesondere mindestens
0,0010 Gew.-%, insbesondere mindestens 0,0020 Gew.-% auf. Bei Gehalten über 0,01 Gew.-%
bilden sich hingegen vermehrt Borkarbide, Bornitride oder Bornitrokarbide, welche
wiederum bevorzugte Keimstellen für die Nukleation von Ferrit darstellen und den härtenden
Effekt wieder absenken. Aus diesem Grund wird der Borgehalt auf höchstens 0,01 Gew.-%,
bevorzugt höchstens 0,0100 Gew.-%, bevorzugt höchstens 0,0050 Gew.-%, insbesondere
höchstens 0,0035 Gew.-%, insbesondere höchstens 0,0030 Gew.-%, bevorzugt höchstens
0,0025 Gew.-% beschränkt.
[0033] Phosphor ("P") und Schwefel ("S") sind Elemente, die als Verunreinigungen durch Eisenerz
in den Stahl eingeschleppt werden und nicht vollständig im großtechnischen Stahlwerksprozess
beseitigt werden können. Der P-Gehalt und der S-Gehalt sollten so gering wie möglich
gehalten werden, da sich die mechanischen Eigenschaften wie zum Beispiel die Kerbschlagarbeit
mit zunehmendem P-Gehalt bzw. S-Gehalt verschlechtern. Ab P-Gehalten von 0,03 Gew.-%
tritt zudem eine beginnende Versprödung des Martensits auf, weshalb der P-Gehalt eines
erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts auf höchstens 0,03 Gew.-%, insbesondere höchstens
0,02 Gew.-%, begrenzt ist. Der S-Gehalt eines erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts
ist auf höchstens 0,02 Gew.-%, bevorzugt höchstens 0,0010 Gew.-%, insbesondere höchstens
0,005 Gew.-%, begrenzt.
[0034] Stickstoff ("N") ist ebenfalls aufgrund des Stahlfertigungsprozesses in geringen
Mengen im Stahl als Verunreinigungen vorhanden. Der N-Gehalt ist möglichst gering
zu halten und sollte höchstens 0,02 Gew.-% betragen. Insbesondere bei Legierungen,
die Bor enthalten, ist Stickstoff schädlich, da es durch die Bildung von Bornitriden
den umwandlungsverzögernden Effekt von Bor verhindert, weshalb der Stickstoffgehalt
in diesem Fall bevorzugt höchstens 0,010 Gew.-%, insbesondere höchstens 0,007 Gew.-%,
betragen sollte.
[0035] Weitere typische Verunreinigungen sind Zinn ("Sn") und Arsen ("As"). Der Sn-Gehalt
beträgt maximal 0,03 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,02 Gew.-%. Der As-Gehalt beträgt
maximal 0,01 Gew.-%, insbesondere maximal 0,005 Gew.-%.
[0036] Neben den zuvor erläuterten Verunreinigungen P, S, N, Sn und As können auch noch
weitere Elemente als Verunreinigungen im Stahl vorhanden sein. Diese weiteren Elemente
werden unter den "unvermeidbaren Verunreinigungen" zusammengefasst. Bevorzugt beträgt
der Gehalt an diesen "unvermeidbaren Verunreinigungen" in Summe maximal 0,2 Gew.-%,
bevorzugt maximal 0,1 Gew.-%. Die nachfolgend beschriebenen optionalen Legierungselemente
Cr, Cu, Mo, Ni, V, Ca und W, für die eine Untergrenze angegeben ist, können auch in
Gehalten unterhalb der jeweiligen Untergrenze als unvermeidbare Verunreinigungen im
Stahlsubstrat vorkommen. In dem Fall werden sie ebenfalls zu den "unvermeidbaren Verunreinigungen"
gezählt, deren Gesamtgehalt auf maximal 0,2 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,1 Gew.-% begrenzt
ist.
[0037] Chrom, Kupfer, Molybdän, Nickel, Vanadium, Calzium und Wolfram können dem Stahl eines
erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts jeweils einzeln oder in Kombination miteinander
optional hinzulegiert werden.
[0038] Chrom ("Cr") unterdrückt die Bildung von Ferrit und Perlit während einer beschleunigten
Abkühlung eines erfindungsgemäßen Stahlflachprodukts und ermöglicht eine vollständige
Martensitbildung auch bei geringeren Abkühlraten, wodurch eine Steigerung der Härtbarkeit
erzielt wird.
[0039] Diese genannten Effekte stellen sich ab einem Gehalt von 0,01 Gew.-% ein, wobei sich
ein Gehalt von mindestens 0,10 Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,15 Gew.-% in der Praxis
für eine sichere Prozessführung bewährt hat. Zu hohe Gehalte an Cr beeinträchtigen
allerdings die Beschichtbarkeit des Stahls. Deshalb ist der Cr-Gehalt des Stahls eines
des Stahlsubstrates auf höchstens 1,0 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,80 Gew.-%, insbesondere
maximal 0,75 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,50 Gew.-% beschränkt.
[0040] Vanadium (V) kann optional in Gehalten von 0,001 - 1,0 Gew.-% hinzulegiert werden.
Bevorzugt beträgt der Vanadium-Gehalt maximal 0,3 Gew.-%. Aus Kostengründen wird maximal
0,2 Gew.-% Vanadium hinzulegiert.
[0041] Kupfer (Cu) kann optional hinzulegiert werden, um bei Zugaben von mindestens 0,01
Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,010 Gew.-%, insbesondere mindestens 0,015 Gew.-% die
Härtbarkeit zu erhöhen. Darüber hinaus verbessert Kupfer den Widerstand gegen atmosphärische
Korrosion unbeschichteter Bleche oder Schnittkanten. Bei einem zu hohen Cu-Gehalt
verschlechtert sich die Warmwalzbarkeit aufgrund niedrigschmelzender Cu-Phasen an
der Oberfläche deutlich, weshalb der Cu-Gehalt auf höchstens 0,2 Gew.-%, bevorzugt
höchstens 0,1 Gew.-%, insbesondere maximal 0,10 Gew.-% beschränkt ist.
[0042] Molybdän (Mo) kann zur Verbesserung der Prozessstabilität optional hinzugegeben werden,
da es die Ferritbildung deutlich verlangsamt. Ab Gehalten von 0,002 Gew.-% bilden
sich dynamisch Molybdän-Kohlenstoff Cluster bis hin zu ultrafeinen Molybdänkarbiden
auf den Korngrenzen, welche die Beweglichkeit der Korngrenze und somit diffusiver
Phasenumwandlungen deutlich verlangsamen. Außerdem wird durch Molybdän die Korngrenzenenergie
verringert, was die Nukleationsrate von Ferrit verringert. Bevorzugt beträgt der Mo-Gehalt
mindestens 0,004 Gew.-%, insbesondere mindestens 0,01 Gew.-%. Aufgrund der hohen Kosten,
welche mit einer Legierung von Molybdän verbunden sind, sollte der Gehalt höchstens
0,3 Gew.-%, insbesondere höchstens 0,10 Gew.-%, bevorzugt höchstens 0,08 Gew.-% betragen.
[0043] Nickel (Ni) stabilisiert die austenitische Phase und kann optional hinzulegiert werden,
um die Ac3-Temperatur zu verringern und die Bildung von Ferrit und Bainit zu unterdrücken.
Nickel hat darüber hinaus einen positiven Einfluss auf die Warmwalzbarkeit, insbesondere,
wenn der Stahl Kupfer enthält. Kupfer verschlechtert die Warmwalzbarkeit. Um dem negativen
Einfluss von Kupfer auf die Warmwalzbarkeit entgegenzuwirken, können dem Stahl 0,01
Gew.-% Nickel hinzulegiert werden, bevorzugt beträgt der Ni-Gehalt mindestens 0,020
Gew.-%. Aus ökonomischen Gründen sollte der Nickelgehalt auf höchstens 0,5 Gew.-%,
insbesondere höchstens 0,20 Gew.-%, beschränkt bleiben. Bevorzugt beträgt der Ni-Gehalt
maximal 0,10 Gew.-%.
[0044] Calcium (Ca) dient in Stählen zur Einformung von nichtmetallischen Einschlüssen,
insbesondere von Mangansulfiden. Durch die rundliche Einformung wird die negative
Wirkung der Einschlüsse auf die Warmumformbarkeit, Dauerfestigkeit und Zähigkeit deutlich
reduziert. Um diesen Effekt auch bei einem erfindungsgemäßen Stahlflachprodukt zu
nutzen, kann ein erfindungsgemäßes Stahlflachprodukt optional mindestens 0,0005 Gew.-%
Ca, insbesondere mindestens 0,0010 Gew.-%, bevorzugt mindestens 0,0020 Gew.-% enthalten.
Der maximale Ca-Gehalt beträgt 0,01 Gew.-%, insbesondere maximal 0,007 Gew.-%, bevorzugt
maximal 0,005 Gew.-%. Bei zu hohen Ca-Gehalten wächst die Wahrscheinlichkeit, dass
sich nichtmetallische Einschlüsse unter Beteiligung von Ca bilden, die den Reinheitsgrad
des Stahles und auch seine Zähigkeit verschlechtern. Aus diesem Grund sollte eine
Obergrenze des Ca-Gehalts von höchstens 0,005 Gew-%, vorzugsweise höchstens 0,003
Gew-%, insbesondere höchstens 0,002 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,001 Gew.-% eingehalten
werden.
[0045] Wolfram (W) kann optional in Gehalten von 0,001 - 1,0 Gew.-% zur Verlangsamung der
Ferritbildung hinzulegiert werden. Ein positiver Effekt auf die Härtbarkeit ergibt
sich bereits bei W-Gehalten von mindestens 0,001 Gew.-%. Aus Kostengründen wird maximal
1,0 Gew.-% Wolfram hinzulegiert.
[0046] Bei bevorzugten Weiterbildungen beträgt die Summe des Mn-Gehaltes und des Cr-Gehaltes
("Mn+Cr") mehr als 0,7 Gew.-%, insbesondere mehr als 0,8 Gew.-%, bevorzugt mehr als
1,1 Gew.-%. Unterhalb einer Mindestsumme beider Elemente geht deren notwendige umwandlungshemmende
Wirkung verloren. Unabhängig davon beträgt die Summe des Mn-Gehaltes und des Cr-Gehaltes
weniger als 3,5 Gew.-%, bevorzugt weniger als 2,5 Gew.-%, insbesondere weniger als
2,0 Gew.-%, besonders bevorzugt weniger als 1,5 Gew.-%. Die oberen Grenzwerte beider
Elemente entstehen durch die Sicherstellung der Beschichtungsperformance und zur Gewährleistung
ausreichenden Schweißverhaltens.
[0047] Die vorstehenden Erläuterungen zu Elementgehalten und deren bevorzugten Grenzen gelten
entsprechend für das im folgenden beschriebene Verfahren zum Herstellen eines Blechformteils
und für Blechformteil selbst.
[0048] Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird als nächstes der so bereitgestellte Blechzuschnitt
(Schritt a)) in an sich bekannter Weise so erwärmt, dass die AC1 Temperatur des Zuschnitts
vom gesamten Zuschnitt überschritten ist und bevorzugt zumindest teilweise die AC3
Temperatur des Zuschnitts überschritten ist und die Temperatur T
Einlg des Zuschnitts beim Einlegen in ein für ein Warmpressformen vorgesehenes Umformwerkzeug
(Arbeitsschritt c)) zumindest teilweise eine Temperatur oberhalb von Ms+100°C, insbesondere
oberhalb von Ms+300°C, beträgt. Unter teilweisem Überschreiten einer Temperatur (hier
AC3 bzw. Ms+100°C) wird im Sinne dieser Anmeldung verstanden, dass mindestens 30%,
insbesondere mindestens 60%, des Volumens des Zuschnitts, bevorzugt mindestens 90%
des Volumens des Zuschnitts eine entsprechende Temperatur überschreiten. In allen
Fällen, in denen auf ein teilweises Überschreiten einer Temperatur Bezug genommen
wird, überschreitet bevorzugt der gesamte Zuschnitt die entsprechende Temperatur.
Beim Einlegen in das Umformwerkzeug weist also mindestens 30% des Zuschnitts ein austenitisches
Gefüge auf, d.h. die Umwandlung vom ferritischen ins austenitische Gefüge muss beim
Einlegen in das Umformwerkzeug noch nicht abgeschlossen sein. Vielmehr können bis
zu 70 % des Volumens des Zuschnitts beim Einlegen in das Umformwerkzeug aus anderen
Gefügebestandteilen, wie angelassenem Bainit, angelassenem Martensit und/oder nicht
bzw. teilweise rekristallisiertem Ferrit bestehen. Zu diesem Zweck können bestimmte
Bereiche des Zuschnitts während der Erwärmung gezielt auf einem niedrigeren Temperaturniveau
gehalten werden als andere. Hierzu kann die Wärmezufuhr gezielt nur auf bestimmte
Abschnitte des Zuschnitts gerichtet werden oder die Teile, die weniger erwärmt werden
sollen, gegen die Wärmezufuhr abgeschirmt werden. In dem Teil des Zuschnittmaterials,
dessen Temperatur niedriger bleibt, entsteht im Zuge der Umformung im Werkzeug kein
oder nur deutlich weniger Martensit, so dass das Gefüge dort deutlich weicher ist
als in den jeweils anderen Teilen, in denen ein martensitisches Gefüge vorliegt. Auf
diese Weise kann im jeweils geformten Blechformteil gezielt ein weicherer Bereich
eingestellt werden, indem beispielsweise eine für den jeweiligen Verwendungszweck
optimale Zähigkeit vorliegt, während die anderen Bereiche des Blechformteils eine
maximierte Festigkeit besitzen.
[0049] Maximale Festigkeitseigenschaften des erhaltenen Blechformteils können dadurch ermöglicht
werden, dass die zumindest teilweise im Blechzuschnitt erreichte Temperatur zwischen
Ac3 und 1000 °C, bevorzugt zwischen 850 °C und 950 °C liegt.
[0050] Dabei ist die zu überschreitende Mindesttemperatur Ac3 gemäß der von HOUGARDY, HP.
in Werkstoffkunde Stahl Band 1: Grundlagen, Verlag Stahleisen GmbH, Düsseldorf, 1984,
p. 229., angegebenen Formel

mit %C = jeweiliger C-Gehalt, %Si = jeweiliger Si-Gehalt, %Mn = jeweiliger Mn-Gehalt,
%Cr = jeweiliger Cr-Gehalt, %Mo = jeweiliger Mo-Gehalt, %Ni =jeweiliger Ni-Gehalt
und %V = jeweiliger V-Gehalt des Stahls, aus dem der Zuschnitt besteht, bestimmt.
[0051] Eine optimal gleichmäßige Eigenschaftsverteilung lässt sich dadurch erreichen, dass
der Zuschnitt im Arbeitsschritt b) vollständig durcherwärmt wird.
[0052] Bei einer bevorzugten Ausführungsvariante beträgt die mittlere Aufheizgeschwindigkeit
r
Ofen des Blechzuschnittes beim Erwärmen in Schritt b) mindestens 3 K/s, bevorzugt mindestens
5 K/s, insbesondere mindestens 6 K/s, bevorzugt mindestens 8 K/s, insbesondere mindestens
10 K/s. Die mittlere Aufheizgeschwindigkeit r
Ofen ist dabei als mittlere Aufheizgeschwindigkeit von 30° C auf 700° C zu verstehen.
[0053] Bei einer bevorzugten Ausführungsvariante beträgt die normierte mittlere Aufheizung
Θ
norm mindestens 5 Kmm/s, insbesondere mindestens 8 Kmm/s, bevorzugt mindestens 10 Kmm/s.
Maximal beträgt die normierte mittlere Aufheizung 15 Kmm/s, insbesondere maximal 14
Kmm/s, bevorzugt maximal 13 Kmm/s.
[0054] Unter der mittleren Aufheizung Θ ist dabei das Produkt aus mittlerer Aufheizgeschwindigkeit
in Kelvin pro Sekunde von 30 °C auf 700 °C und Blechdicke in Millimetern zu verstehen.
[0055] Bei der normierten mittleren Aufheizung wird dieses Produkt Θ um die vorliegende
Ofentemperatur T
Ofen im Verhältnis zu einer Referenz-Ofentemperatur T
Ofen, Referenz von 900°C=1173,15 K in der folgenden Weise normiert:

dabei sind die Ofentemperaturen jeweils in Kelvin einzusetzen.
[0056] Bei einer bevorzugten Ausführungsvariante erfolgt die Erwärmung in einem Ofen mit
einer Ofentemperatur T
Ofen von mindestens Ac3 + 10 K, bevorzugt mindestens 850 °C, bevorzugt mindestens 880
°C, besonders bevorzugt mindestens 900 °C, insbesondere mindestens 920 °C, und maximal
1000 °C, bevorzugt maximal 950°C, besonders bevorzugt maximal 930 °C.
[0057] Bevorzugt beträgt der Taupunkt der Ofenatmosphäre im Ofen mindestens -25°C, insbesondere
mindestens -20°C, bevorzugt mindestens -15°C, insbesondere mindestens -5°C, besonders
bevorzugt mindestens 0°C und maximal +25 °C, bevorzugt maximal + 20 °C insbesondere
maximal +15 °C.
[0058] Bei einer speziellen Ausführungsvariante erfolgt die Erwärmung in Schritt b) stufenweise
in Bereichen mit unterschiedlicher Temperatur. Insbesondere erfolgt die Erwärmung
in einem Rollenherdofen mit unterschiedlichen Heizzonen. Hierbei erfolgt die Erwärmung
in einer ersten Heizzone mit einer Temperatur (sogenannte Ofeneinlauftemperatur) von
mindestens 650 °C, bevorzugt mindestens 680 °C, insbesondere mindestens 720 °C. Maximal
beträgt die Temperatur in der ersten Heizzone bevorzugt 900 °C, insbesondere maximal
850 °C. Weiterhin bevorzugt beträgt die maximale Temperatur aller Heizzonen im Ofen
maximal 1200 °C, insbesondere maximal 1000 °C, bevorzugt maximal 950 °C, besonders
bevorzugt maximal 930 °C.
[0059] Die Gesamtzeit im Ofen t
Ofen, die sich aus einer Erwärmungszeit und einer Haltezeit zusammensetzt, beträgt bei
beiden Varianten (konstante Ofentemperatur, stufenweise Erwärmung) bevorzugt mindestens
2 Minuten, insbesondere mindestens 3 Minuten, bevorzugt mindestens 4 Minuten. Weiterhin
beträgt die Gesamtzeit im Ofen bei beiden Varianten bevorzugt maximal 20 Minuten,
insbesondere maximal 15 Minuten, bevorzugt maximal 12 Minuten, insbesondere maximal
8 Minuten. Längere Gesamtzeiten im Ofen haben den Vorteil, dass eine gleichmäßige
Austenitisierung des Blechzuschnittes sichergestellt ist. Andererseits führt ein zu
langes Halten oberhalb von Ac3 zu einer Kornvergröberung, die sich negativ auf die
mechanischen Eigenschaften auswirkt. Bei den Ausführungsvarianten, bei denen das Blechformteil
einen Korrosionsschutzüberzug auf Aluminium-Basis umfasst, führt das zu lange Halten
oberhalb von AC3 zudem dazu, dass die Dicke der Legierungsschicht (auch häufig als
Interdiffusionszone bezeichnet) zu stark anwächst. Dies wirkt sich negativ auf die
Schweißbarkeit des Korrosionsschutzüberzuges aus.
[0060] Der so erwärmte Zuschnitt wird aus der jeweiligen Erwärmungseinrichtung, bei der
es sich beispielsweise um einen konventionellen Erwärmungsofen, eine ebenso an sich
bekannte Induktionserwärmungseinrichtung oder eine konventionelle Einrichtung zum
Warmhalten von Stahlbauteilen handeln kann, entnommen und so schnell in das Umformwerkzeug
transportiert, dass seine Temperatur beim Eintreffen in dem Werkzeug zumindest teilweise
oberhalb von Ms+100°C liegt, insbesondere oberhalb von Ms+300°C, bevorzugt oberhalb
von 600°C, insbesondere oberhalb von 650°C, besonders bevorzugt oberhalb von 700°C.
Hierbei bezeichnet Ms die Martensitstarttemperatur. Bei einer besonders bevorzugten
Variante liegt die Temperatur zumindest teilweise oberhalb der AC1-Temperatur. Bei
allen diesen Varianten beträgt die Temperatur insbesondere maximal 900°C. Durch diese
Temperaturbereiche wird insgesamt eine gute Umformbarkeit des Materials gewährleistet.
[0061] Im Arbeitsschritt c) wird der Transfer des austenitisierten Zuschnitts von der jeweils
zum Einsatz kommenden Erwärmungseinrichtung zum Umformwerkzeug innerhalb von vorzugsweise
höchstens 20 s, insbesondere von maximal 15 s absolviert. Ein derart schneller Transport
ist erforderlich, um eine zu starke Abkühlung vor der Verformung zu vermeiden.
[0062] Das Umformwerkzeug weist dabei eine Temperiereinrichtung zum Regeln der Temperatur
mindestens einer seiner während des Warmpressformen mit dem Blechzuschnitt in Kontakt
kommenden Abschnitte auf. Hierdurch kann das Umformwerkzeug abschnittsweise auf unterschiedliche
Temperaturen temperiert werden.
[0063] Im nachfolgenden Schritt d) erfolgt ein Warmpressformen des Blechzuschnitts zu dem
Blechformteil, wobei der Zuschnitt im Zuge des Warmpressformens auf eine erste Zieltemperatur
in der ersten Zone und eine zweite Zieltemperatur in der zweiten Zone abgekühlt wird
und optional dort gehalten wird. Durch das Abkühlen auf unterschiedliche Zieltemperaturen
wird erreicht, dass sich unterschiedliche Gefüge in den verschiedenen Zonen einstellen.
Hierdurch werden wiederum unterschiedliche Materialeigenschaften in der ersten und
der zweiten Zone gewährleistet.
[0064] Beispielsweise kann sich die Zugfestigkeit, die Härte und/oder die Duktilität in
den beiden Zonen unterscheiden.
[0065] Bei der ersten Zone kann es sich beispielsweise um Bereiche des Bauteils mit einer
höheren Festigkeit handeln, die für Schweißpunkte oder Flansche vorgesehen sind. Derartige
zweite Zonen haben typischerweise eine Fläche von mindestens 100 cm
2, insbesondere von 100 bis 5000 cm
2.
[0066] Bei der zweiten Zone kann es sich beispielsweise um Bereich des Bauteils mit einer
höheren Duktilität handeln. Derartige erste Zonen haben typischerweise eine Fläche
von maximal 5000 cm
2, insbesondere von 1 bis 5000 cm
2.
[0067] Im Werkzeug wird der Zuschnitt somit nicht nur zu dem Blechformteil geformt, sondern
gleichzeitig auch die jeweilige Zieltemperatur in den verschiedenen Zonen abgeschreckt.
Die Abkühlrate in der ersten Zone r
WZ,1 auf die erste Zieltemperatur beträgt insbesondere mindestens 20 K/s, bevorzugt mindestens
30 K/s, insbesondere mindestens 50 K/s, in besonderer Ausführung mindestens 100 K/s.
Die Abkühlrate in der zweiten Zone r
WZ,2 auf die zweite Zieltemperatur beträgt insbesondere mindestens 10 K/s, bevorzugt mindestens
15 K/s. Bevorzugt ist eine mittlere Abkühlrate r
WZ,1 in der ersten Zone höher als eine mittlere Abkühlrate r
WZ,2 in der zweiten Zone. Dabei bezieht sich die mittlere Abkühlrate jeweils auf den Temperaturbereich
von der Einlegetemperatur T
Einlg zur jeweiligen ersten oder zweiten Zieltemperatur.
[0068] Nach dem Entnehmen des Blechformteils in Schritt e) erfolgt ein Abkühlen des Blechformteils
auf eine Abkühltemperatur TAB von weniger als 100 °C innerhalb einer Abkühldauer t
AB von 0,5 bis 600 s. Dies geschieht im Regelfall durch eine Luftabkühlung.
[0069] Bei einer bevorzugten Ausführungsvariante des Verfahrens beinhalten die während des
Warmpressformen mit dem Blechzuschnitt in Kontakt kommenden Abschnitte mindestens
einen ersten Abschnitt und einen zweiten Abschnitt. Dabei kommt der erste Abschnitt
während des Warmpressformens mit der ersten Zone in Kontakt und der zweite Abschnitt
während des Warmpressformens mit der zweiten Zone in Kontakt. Zudem ist der erste
Abschnitt auf eine erste Werkzeugtemperatur temperiert und der zweite Abschnitt auf
eine zweite Werkzeugtemperatur temperiert, wobei bevorzugt die erste Werkzeugtemperatur
geringer ist als die zweite Werkzeugtemperatur. Durch diese unterschiedlichen Abschnitte
mit unterschiedlicher Werkzeugtemperatur wird gewährleistet, dass die jeweiligen Zonen
des Blechzuschnitts, die mit den unterschiedlichen Abschnitten in Kontakt kommen,
auf unterschiedliche Zieltemperaturen während des Warmpressformens abgekühlt werden.
[0070] Unter der Werkzeugtemperatur in einem mit dem Blechzuschnitt in Kontakt kommenden
Werkzeugabschnitt wird die Oberflächentemperatur dieses Abschnitts unmittelbar vor
dem Einlegen des Blechzuschnittes verstanden. Dabei ist die Temperatur über diesen
Abschnitt zu mitteln. Gemessen wird eine solche Temperatur beispielsweise mittels
einer Thermobildkamera. Über eine Bildanalyse kann anschließend die Temperatur über
den Abschnitt gemittelt werden.
[0071] Bei einer bevorzugten Variante beträgt die erste Werkzeugtemperatur maximal 200°C.
Bevorzugt liegt die erste Werkzeugtemperatur zwischen Raumtemperatur (RT) und 200
°C, bevorzugt zwischen 20 °C und 180 °C, insbesondere zwischen 50 °C und 150 °C. Durch
diese niedrigen ersten Werkzeugtemperaturen lässt sich eine entsprechend niedrige
erste Zieltemperatur sicher erreichen.
[0072] Die zweite Werkzeugtemperatur beträgt bevorzugt mindestens 200 °C, bevorzugt mindestens
300 °C, insbesondere mindestens 400 °C, bevorzugt mindestens 450 °C, insbesondere
mindestens 500 °C. Weiterhin beträgt die zweite Werkzeugtemperatur bevorzugt maximal
600 °C, insbesondere maximal 550 °C. Diese zweiten Werkzeugtemperaturen ermöglichen
eine prozesssichere Einstellung der gewünschten zweiten Zieltemperatur.
[0073] Die erste Zieltemperatur liegt insbesondere unterhalb von 400 °C, bevorzugt unterhalb
300 °C, insbesondere unterhalb von 250 °C, bevorzugt unterhalb von 200 °C, besonders
bevorzugt unterhalb von 180 °C, insbesondere unterhalb von 150 °C. Alternativ liegt
die erste Zieltemperatur besonders bevorzugt unter Ms-50°C, wobei Ms die Martensitstarttemperatur
bezeichnet. Weiterhin beträgt die Zieltemperatur des Blechformteils bevorzugt mindestens
20 °C, besonders bevorzugt mindestens 50 °C. Durch diese niedrige erste Zieltemperatur
lässt sich eine ausreichende Bildung von Härtegefüge sicherstellen.
[0074] Die zweite Zieltemperatur beträgt bevorzugt mindestens 200 °C, bevorzugt mindestens
300 °C, insbesondere mindestens 400 °C, bevorzugt mindestens 450 °C, insbesondere
mindestens 500 °C. Weiterhin beträgt die zweite Zieltemperatur bevorzugt maximal 650
°C, besonders bevorzugt maximal 600 °C, insbesondere maximal 550 °C. Hierdurch ist
sichergestellt, dass sich ein entsprechend weiches Gefüge ausbildet. Insbesondere
ist die zweite Zieltemperatur größer als die erste Zieltemperatur, um das unterschiedliche
Gefüge der beiden Zonen einzustellen.
[0075] Beim Warmpressformen kann sich der Blechzuschnitt maximal auf die Temperatur des
anliegenden Werkzeugs abgekühlt. Die erste Zieltemperatur entspricht daher mindestens
der ersten Werkzeugtemperatur. Ebenso entspricht die zweite Zieltemperatur mindestens
der zweiten Werkzeugtemperatur. Durch rechtzeitiges Entnehmen des Blechformteils aus
dem Werkzeug (d. h. Einstellen der Verweilzeit im Werkzeug twz) kann im Prinzip eingestellt
werden, wie weit die Zieltemperatur oberhalb der zugeordneten Werkzeugtemperatur liegt.
Beispielsweise kann bei einer Werkzeugtemperatur von 50 °C das Blechformteil auch
entnommen werden, wenn es erst auf 350 °C abgekühlt ist. Hierzu muss das Blechformteil
lediglich zum richtigen Zeitpunkt entnommen werden. Da die momentane Abkühlrate jedoch
umso kleiner ist, je näher die Temperatur des Blechformteils an die Temperatur des
Werkzeugs kommt, lässt sich die Zieltemperatur stabiler einstellen, wenn sich Zieltemperatur
und Werkzeugtemperatur nicht so stark unterscheiden. Bei großen Differenzen ist die
momentane Abkühlrate vergleichsweise hoch, so dass das Verfahren sehr sensitiv auf
kleine Variationen der Verweilzeit im Werkzeug reagiert. Aus diesem Grund liegt die
erste Zieltemperatur bevorzugt maximal 250 K, bevorzugt maximal 200 K, insbesondere
maximal 150 K, bevorzugt maximal 100 K, insbesondere maximal 80 K oberhalb der ersten
Werkzeugtemperatur. Ebenso liegt bevorzugt die zweite Zieltemperatur maximal 100 K,
insbesondere maximal 70 K, bevorzugt maximal 50 K, insbesondere maximal 30 K, oberhalb
der zweiten Werkzeugtemperatur. Besonders bevorzugt werden beide Kriterien gleichzeitig
eingehalten.
[0076] Die Verweilzeit im Werkzeug twz beträgt bevorzugt mindestens 2s, insbesondere mindestens
3s, besonders bevorzugt mindestens 5s. Maximal beträgt die Verweilzeit im Werkzeug
bevorzugt 25s, insbesondere maximal 20s, insbesondere maximal 15s, bevorzugt maximal
10s. Hierdurch lässt sich eine effiziente Produktion im industriellen Maßstab realisieren.
[0077] Die genannten Umwandlungstemperaturen werden im Sinne dieser Anmeldung wie folgt
festgelegt:
Die Martensitstarttemperatur eines im Rahmen der erfindungsgemäßen Vorgaben liegenden
Stahls ist gemäß der Formel:

zu berechnen, wobei hier mit C% der C-Gehalt, mit %Mn der Mn-Gehalt, mit %Mo der
Mo-Gehalt, mit %Cr der Cr-Gehalt, mit %Ni der Ni-Gehalt, mit %Cu der Cu-Gehalt, mit
%Co der Co-Gehalt, mit %W der W-Gehalt und mit %Si der Si-Gehalt des jeweiligen Stahls
in Gew.-% bezeichnet sind.
[0078] Die AC1-Temperatur und die AC3-Temperatur eines im Rahmen der erfindungsgemäßen Vorgaben
liegenden Stahls ist gemäß den Formeln:

zu berechnen, wobei auch hiermit mit %C der C-Gehalt, mit %Si der Si-Gehalt mit %Mn
der Mn-Gehalt mit %Cr der Cr-Gehalt, mit %Mo der Mo-Gehalt, mit %Ni der Ni-Gehalt
und mit +%V der Vanadium-Gehalt des jeweiligen Stahls bezeichnet sind (Brandis H 1975
TEW-Techn. Ber. 18-10)
[0079] Bei einer bevorzugten Variante des Verfahrens wird das Abkühlverhalten des Zuschnitts
im Schritt d) zumindest teilweise über die Flächenpressungen des Umformwerkzeugs eingestellt.
Insbesondere in Bereichen niedriger Temperaturen im Umformwerkzeug, also in dem ersten
Abschnitt mit der ersten Werkzeugtemperatur, führt eine Variation der Flächenpressung
zu deutlich unterschiedlichen Abkühlgeschwindigkeiten, so dass das Gefüge des Zuschnitts
insbesondere in der zugeordneten ersten Zone über die Flächenpressung veränderbar
ist. Das Umformwerkzeug weist in einem solchen Fall bevorzugt Mittel zur Variierung
der Flächenpressung auf.
[0080] Bei einer weiteren bevorzugten Variante des Verfahrens wird eine Umformgeschwindigkeit
beim Warmpressformen in Schritt d) unter Berücksichtigung der Dauer gesteuert, mit
der der hinsichtlich seiner Temperatur geregelte Abschnitt des Umformwerkzeugs während
des Warmpressformens mit dem Zuschnitt in Kontakt kommt. So kann beispielsweise die
Umformgeschwindigkeit derart gesteuert werden, dass die erste Zone möglichst schnell
mit dem ersten Abschnitt des Umformwerkzeugs in Kontakt kommt. Hierdurch wird erreicht,
dass die erste Zone möglichst schnell stark abkühlt, da der erste Abschnitt auf eine
niedrige erste Werkzeugtemperatur temperiert ist. Dies wiederum führt zu einer hohen
Festigkeit in der ersten Zone, da sich ein hoher Martensitgehalt in dieser ersten
Zone bildet. Umgekehrt wird die Umformgeschwindigkeit beispielsweise dann vermindert,
wenn eine bestimmte Zone des Blechformteils besonders langsam abkühlen soll, um dort
ein weicheres Gefüge zu erzeugen. Bevorzugt wird also die Umformgeschwindigkeit derart
gesteuert, dass der erste Abschnitt mit der ersten Zone in Kontakt kommt, bevor die
erste Zone auf eine Temperatur unterhalb von Ms+300°C abgekühlt ist. Anschließend
wird die Umformgeschwindigkeit reduziert. Hierdurch wird bevorzugt erreicht, dass
der zweite Abschnitt mit der zweiten Zone erst in Kontakt kommt, nachdem die zweite
Zone auf eine Temperatur von unterhalb von Ms+300°C abgekühlt ist. Hierdurch wird
die langsamere Abkühlung in der zweiten Zone, die ohnehin durch die höhere zweite
Werkzeugtemperatur gewährleistet wird, noch weiter unterstützt.
[0081] Das Verfahren ist bei einer speziellen Variante derart weitergebildet, dass der Blechzuschnitt
Bereiche unterschiedlicher Dicke aufweist. Ebenso ist das nachstehend erläuterte Blechformteil
derart weitergebildet, dass es Bereiche unterschiedlicher Dicke aufweist.
[0082] Bereiche unterschiedlicher Dicke des Blechzuschnittes (sogenannte "tailored blanks")
können auf verschiedene Arten erzeugt werden:
- Durch spezielle Kaltwalzstiche, bei denen einzelne Bereiche stärker oder häufiger
gewalzt werden, ergibt sich in diesen Bereichen eine geringere Materialstärke und
damit eine geringere Dicke (sogenannte "tailor rolled blanks")
- Durch Aneinanderschweißen (typischerweise mittels Laserschweißen) werden Blechzuschnitte
unterschiedlicher Dicke miteinander verbunden, um einen zusammenhängenden Blechzuschnitt
mit Bereichen unterschiedlicher Dicke zu erreichen (sogenannte "tailor welded blanks")
- Mittels Widerstandspunktschweißen oder Laserschweißen werden Flicken (sogenannte "Patches")
auf einen bestehenden Blechzuschnitt aufgebracht, um diesen bereichsweise aufzudicken.
Alternativ können die Flicken auch mittels Strukturklebstoffen aufgebracht werden.
[0083] Bereiche unterschiedlicher Dicke haben den Vorteil, dass gezielt einzelne Gebiete
des finalen Blechformteils (siehe unten) gezielt verstärkt werden können. Auf diese
Weise ist es möglich diejenigen Partien, die besondere Belastungen erfahren (beispielsweise
während eines Crashes), entsprechend stabil auszugestalten, während andere Partien
dünner ausgestaltet werden, um das Gewicht des Bauteils zu reduzieren. Es resultiert
also ein gewichtsoptimiertes Bauteil, das gezielte Verstärkungen in den Bereichen
hoher Belastungen aufweist.
[0084] Bei dem Umformwerkzeug kann es sich um jede Art von Werkzeug handeln, das unter Berücksichtigung
der jeweiligen Formgebung des zu erzeugenden Blechformteils geeignet ist, die geforderten
Umform- und Presskräfte auf den jeweils verformten Blechzuschnitt auszuüben. Zu diesem
Zweck eignen sich insbesondere solche Umformwerkzeuge, die eine Matrize und einen
zum Umformen in die Matrize stellbaren Stempel aufweisen.
[0085] Die Temperiereinrichtung kann insbesondere in Form einer Kühleinrichtung ausgeführt
sein. In einem solchen Fall ist die Temperiereinrichtung bevorzugt benachbart zum
ersten Abschnitt am oder im Umformwerkzeug angeordnet.
[0086] Weiterhin kann die Temperiereinrichtung insbesondere in Form einer Heizeinrichtung
ausgeführt sein. In einem solchen Fall ist die Temperiereinrichtung bevorzugt benachbart
zum zweiten Abschnitt am oder im Umformwerkzeug angeordnet. Insbesondere kann die
Heizeinrichtung als eine oder mehrere Heizpatronen ausgeführt sein, die in eine Bohrung
im Umformwerkzeug eingebracht sind.
[0087] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsvariante umfasst die Temperiereinrichtung
in das Umformwerkzeug eingebrachte Kanäle, die von einem Medium durchströmt sind.
Diese Variante hat den Vorteil, dass sowohl Wärme in das Werkzeug eingebracht werden
kann, in dem die Kanäle von einem heißen Medium durchströmt sind, oder auch Wärme
abgeleitet werden kann, indem die Kanäle von einem kühleren Medium durchströmt sind.
Bei dem Medium handelt es sich in Abhängigkeit von der gewünschten Temperatur um beispielsweise
Wasser, Eiswasser, Öl, eine tiefgekühlte Salzlösung, flüssigen Stickstoff oder ein
anderes Fluid. Folglich kann sowohl eine als Kühleinrichtung ausgeführte Temperiereinrichtung
als auch eine als Heizeinrichtung ausgestaltete Temperiereinrichtung eine solche Bauform
mit ins Umformwerkzeug eingebrachten Kanälen, die von einem Medium durchströmt sind,
aufweisen. Eine als Heizeinrichtung ausgeführte Temperiereinrichtung kann alternativ
oder ergänzend elektrische Heizelemente aufweisen, die am oder im Umformwerkzeug angeordnet
sind. Elektrische Heizelemente haben den Vorteil, schnellere Temperaturwechsel zu
ermöglichen.
[0088] Bei einer besonders bevorzugten konkreten Ausführungsvariante beinhalten die während
des Warmpressformens mit dem Blechzuschnitt in Kontakt kommenden Abschnitte mindestens
einen ersten Abschnitt und einen zweiten Abschnitt. Dabei kommt der erste Abschnitt
während des Warmpressformens mit der ersten Zone in Kontakt und der zweite Abschnitt
während des Warmpressformens mit der zweiten Zone in Kontakt. Zudem ist der erste
Abschnitt mittels der als Kühleinrichtung ausgestalteten Temperiereinrichtung auf
die ersten Werkzeugtemperatur temperiert und der zweite Abschnitt mittels einer als
Heizeinrichtung ausgestalteten Temperiereinrichtung auf die zweite Werkzeugtemperatur
temperiert. Das Umformwerkzeug umfasst also eine Kühleinrichtung, um den ersten Abschnitt
auf die erste Werkzeugtemperatur zu kühlen, und gleichzeitig eine Heizeinrichtung,
um den zweiten Abschnitt auf die zweite Werkzeugtemperatur zu erwärmen.
[0089] Das Stahlflachprodukt umfasst bevorzugt einen Korrosionsschutzüberzug, um das Stahlsubstrat
beim Warmumformen und bei der Verwendung des erzeugten Stahlbauteils vor Oxidation
und Korrosion zu schützen.
[0090] Bei einer speziellen Ausführungsform umfasst das Stahlflachprodukt bevorzugt einen
Korrosionsschutzüberzug auf Aluminium-Basis. Dabei kann der Korrosionsschutzüberzug
einseitig oder beidseitig auf dem Stahlflachprodukt aufgebracht sein. Als die beiden
Seiten des Stahlflachproduktes werden die beiden sich gegenüberliegenden großen Flächen
des Stahlflachproduktes bezeichnet. Die schmalen Flächen werden als Kanten bezeichnet.
[0091] Ein solcher Korrosionsschutzüberzug wird bevorzugt durch Schmelztauchbeschichten
des Stahlflachproduktes erzeugt. Dabei wird das Stahlflachprodukt durch eine flüssige
Schmelze geführt, die aus bis 15 Gew.-% Si bevorzugt mehr als 1,0%, optional 2-4 Gew.-%
Fe, optional bis zu 5 Gew.-% Alkali- oder Erdalkalimetalle, bevorzugt bis zu 1,0%
Gew.-% Alkali- oder Erdalkalimetalle, und optional bis zu 15 % Gew.-% Zn, bevorzugt
bis zu 10 Gew.-% Zn und optionalen weiteren Bestandteilen, deren Gehalte in Summe
auf höchstens 2,0 Gew.-% beschränkt sind, und als Rest Aluminium besteht.
[0092] Bei einer bevorzugten Variante beträgt der Si-Gehalt der Schmelze 1,0-3,5 Gew.-%
oder 7-12 Gew.-%, insbesondere 8-10 Gew.-%.
[0093] Bei einer bevorzugten Variante umfasst der optionale Gehalt an Alkali- oder Erdalkalimetallen
in der Schmelze 0,1 - 1,0 Gew.-% Mg, insbesondere 0,1 - 0,7 Gew.-% Mg, bevorzugt 0,1
- 0,5 Gew.-% Mg. Weiterhin kann der optionale Gehalt an Alkali- oder Erdalkalimetallen
in der Schmelze insbesondere mindestens 0,0015 Gew.-% Ca, insbesondere mindestens
0,01 Gew.-% Ca, umfassen.
[0094] Beim Schmelztauchbeschichten diffundiert Eisen aus dem Stahlsubstrat in den flüssigen
Überzug, so dass der Korrosionsschutzüberzug des Stahlflachproduktes beim Erstarren
insbesondere eine Legierungsschicht und eine Al-Basisschicht aufweist.
[0095] Die Legierungsschicht liegt auf dem Stahlsubstrat auf und grenzt unmittelbar an dieses
an. Die Legierungsschicht wird im Wesentlichen aus Aluminium und Eisen gebildet. Die
übrigen Elemente aus dem Stahlsubstrat oder der Schmelzenzusammensetzung reichern
sich nicht signifikant in der Legierungsschicht an. Bevorzugt besteht die Legierungsschicht
35-60 Gew.-% Fe, bevorzugt α-Eisen, optionalen weiteren Bestandteilen, deren Gehalte
in Summe auf höchstens 5,0 Gew.-%, bevorzugt 2,0% beschränkt sind, und als Rest Aluminium,
wobei der Al-Gehalt bevorzugt in Richtung Oberfläche ansteigt. Die optionalen weiteren
Bestandteile beinhalten insbesondere die übrigen Bestandteile der Schmelze (das heißt
Silizium und gegebenenfalls Alkali- oder Erdalkalimetalle, insbesondere Mg bzw. Ca)
und die übrigen Anteile des Stahlsubstrates zusätzlich zu Eisen.
[0096] Die Al-Basisschicht liegt auf der Legierungsschicht und grenzt unmittelbar an diese
an. Bevorzugt entspricht die Zusammensetzung der Al-Basisschicht der Zusammensetzung
der Schmelze des Schmelzbades. Das heißt, sie besteht aus 0,1 - 15 Gew.-% Si, optional
2-4 Gew.-% Fe, optional zu 5 Gew.-% Alkali- oder Erdalkalimetalle, bevorzugt bis zu
1,0 Gew.-% Alkali- oder Erdalkalimetalle, optional bis zu 15 % Gew.-% Zn, bevorzugt
bis zu 10 Gew.-% Zn und optionalen weiteren Bestandteilen, deren Gehalte in Summe
auf höchstens 2,0 Gew.-% beschränkt sind, und als Rest Aluminium.
[0097] Bei einer bevorzugten Variante der Al-Basisschicht umfasst der optionale Gehalt an
Alkali- oder Erdalkalimetallen 0,1 - 1,0 Gew.-% Mg, insbesondere 0,1 - 0,7 Gew.-%
Mg, bevorzugt 0,1 - 0,5 Gew.-% Mg. Weiterhin kann der optionale Gehalt an Alkali-
oder Erdalkalimetallen in der Al-Basisschicht insbesondere mindestens 0,0015 Gew.-%
Ca, insbesondere mindestens 0,1 Gew.-% Ca, umfassen.
[0098] Bei einer weiter bevorzugten Variante des Korrosionsschutzüberzuges ist der Si-Gehalt
in der Legierungsschicht geringer als der Si-Gehalt in der Al-Basisschicht.
[0099] Der Korrosionsschutzüberzug hat bevorzugt eine Dicke von 5 - 60 µm, insbesondere
von 10 - 40 µm. Das Auflagengewicht des Korrosionsschutzüberzuges beträgt insbesondere

bei beidseitigen Korrosionsschutzüberzügen bzw.

bei der einseitigen Variante. Bevorzugt beträgt das Auflagengewicht des Korrosionsschutzüberzuges

bei beidseitigen Überzügen bzw.

für einseitige Überzüge. Besonders bevorzugt beträgt das Auflagengewicht des Korrosionsschutzüberzuges

bei beidseitigen Überzügen bzw.

für einseitige Überzüge.
[0100] Die Dicke der Legierungsschicht ist bevorzugt kleiner als 20 µm, besonders bevorzugt
kleiner 16 µm, insbesondere kleiner 12 µm, besonders bevorzugt kleiner 10 µm, bevorzugt
kleiner 8 µm, insbesondere kleiner 5 µm. Die Dicke der Al-Basisschicht ergibt sich
aus der Differenz der Dicken von Korrosionsschutzüberzug und Legierungsschicht. Bevorzugt
beträgt die Dicke der Al-Basisschicht auch bei dünnen Korrosionsschutzüberzügen mindestens
1 µm.
[0101] Bei einer bevorzugten Variante umfasst das Stahlflachprodukt eine auf dem Korrosionsschutzüberzug
angeordnete Oxidschicht. Die Oxidschicht liegt dabei insbesondere auf der Al-Basisschicht
und bildet bevorzugt den äußeren Abschluss des Korrosionsschutzüberzuges.
[0102] Die Oxidschicht besteht insbesondere zu mehr als 80 Gew.-% aus Oxiden, wobei der
Hauptanteil der Oxide (d.h. mehr als 50 Gew.-% der Oxide) Aluminiumoxid ist. Optional
sind in der Oxidschicht zusätzlich zu Aluminiumoxid Hydroxide und / oder Magnesiumoxid
alleine oder als Mischung vorhanden. Bevorzugt besteht der nicht von den Oxiden und
optional vorhandenen Hydroxiden eingenommene Rest der Oxidschicht aus Silizium, Aluminium,
Eisen und/oder Magnesium in metallischer Form. Für die optionale Ausführungsform mit
Zink als Bestandteil der Al-Basisschicht sind auch Zinkoxidbestanddteile in der Oxidschicht
vorhanden.
[0103] Bevorzugt hat die Oxidschicht des Stahlflachproduktes eine Dicke, die größer ist
als 50 nm. Insbesondere beträgt die Dicke der Oxidschicht maximal 500 nm.
[0104] Bei einer alternativen Ausgestaltung umfasst das Stahlflachprodukt einen Korrosionsschutzüberzug
auf Zink-Basis. Dabei kann der Korrosionsschutzüberzug einseitig oder beidseitig auf
dem Stahlflachprodukt aufgebracht sein. Als die beiden Seiten des Stahlflachproduktes
werden die beiden sich gegenüberliegenden großen Flächen des Stahlflachproduktes bezeichnet.
Die schmalen Flächen werden als Kanten bezeichnet.
[0105] Ein solcher Korrosionsschutzüberzug auf Zink-Basis umfasst bevorzugt 0,2 - 6,0 Gew.-%
Al, 0,1-10,0 Gew.-% Mg, optional 0,1- 40 Gew.-% Mangan oder Kupfer, optional 0,1-10,0
Gew.-% Cer, optional höchstens 0,2 Gew.-% weitere Elemente, unvermeidbare Verunreinigung
und als Rest Zink. Insbesondere beträgt der Al-Gehalt maximal 2,0 Gew.-%, bevorzugt
maximal 1,5 Gew.-%. Der Mg-Gehalt beträgt insbesondere maximal 3,0 Gew.-%, bevorzugt
maximal 1,0 Gew.-%. Der Korrosionsschutzüberzug kann durch Schmelztauchbeschichten
oder durch physikalische Gasphasenabscheidung oder durch elektrolytische Verfahren
aufgebracht werden.
[0106] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Blechformteil geformt aus einem Stahlflachprodukt
umfassend ein zuvor im Zusammenhang mit dem Verfahren erläutertes Stahlflachprodukt.
Das Stahlflachprodukt umfasst dabei ein Stahlsubstrat aus Stahl, der neben Eisen und
unvermeidbaren Verunreinigungen (in Gew.-%) aus
C: |
0,06 - 0,5 %, |
Si: |
0,05 - 0,6 %, |
Mn: |
0,4 - 3,0 %, |
Al: |
0,10- 1,0%, |
Nb: |
0,001 - 0,2 %, |
Ti: |
0,001 - 0,10 % |
B: |
0,0005 - 0,01% |
P: |
≤ 0,03 %, |
S: |
≤ 0,02 %, |
N: |
≤ 0,02 %, |
Sn: |
≤ 0,03 % |
As: |
≤ 0,01 % |
sowie optional einem oder mehreren der Elemente "Cr, Cu, Mo, Ni, V, Ca, W" in folgenden
Gehalten
Cr: |
0,01 - 1,0 %, |
Cu: |
0,01 - 0,2 %, |
Mo: |
0,002 - 0,3 %, |
Ni: |
0,01 - 0,5 % |
V: |
0,001 - 0,3% |
Ca: |
0,0005 - 0,005 % |
W: |
0,001 -1,0 % |
besteht.
[0107] Die im Zusammenhang mit dem Verfahren zuvor erläuterten bevorzugten Ausgestaltungen
des Stahlsubstrates des Stahlflachproduktes sind ebenfalls bevorzugte Ausgestaltungen
für das Stahlsubstrat des Blechformteils.
[0108] Das erfindungsgemäße Blechformteil umfasst mindestens eine erste Zone und eine zweite
Zone mit unterschiedlichen Materialeigenschaften.
[0109] In der ersten Zone weist das Blechformteil auf:
- eine Streckgrenze von mindestens 1200 MPa, insbesondere mindestens 1300 MPa
- und/oder eine Zugfestigkeit von mindestens 1400 MPa, insbesondere mindestens 1600
MPa
- und/oder eine Bruchdehnung A80 von mindestens 3,5 %, insbesondere mindestens 4 %,
insbesondere mindestens 4,5 % bevorzugt mindestens 5 %
- und/oder einen Biegewinkel von mindestens 30°, insbesondere mindestens 40°, bevorzugt
mindestens 45°
- und/oder ein Streckgrenzenverhältnis von mindestens 60 % und höchstens 85 %
- und/oder eine Vickershärte von mindestens 500 HV5, insbesondere mindestens 540 HV5.
[0110] Das Blechformteil weist in einer weitergebildeten Variante in der ersten Zone eine
Streckgrenze von mindestens 1200 MPa, bevorzugt mindestens 1300 MPa, besonders bevorzugt
mindestens 1400 MPa, insbesondere mindestens 1500 MPa auf.
[0111] Bei einer weitergebildeten Variante weist das Blechformteil in der ersten Zone eine
Zugfestigkeit von mindestens 1300 MPa, bevorzugt mindestens 1400 MPa, insbesondere
mindestens 1600 MPa auf, bevorzugt von 1700 MPa, besonders bevorzugt 1800 MPa auf.
[0112] Insbesondere weist das Blechformteil in der ersten Zone eine Bruchdehnung A80 von
mindestens 3,5 %, insbesondere mindestens 4 %, insbesondere mindestens 4,5 %, bevorzugt
mindestens 5 % auf.
[0113] Zudem kann das Blechformteil bei einer bevorzugten Variante in der ersten Zone einen
Biegewinkel von mindestens 30°, insbesondere mindestens 40° aufweisen, besonders bevorzugt
mindestens 45°. Unter dem Biegewinkel ist hier der hinsichtlich der Blechdicke korrigierte
Biegewinkel zu verstehen. Der korrigierte Biegewinkel ergibt sich aus dem ermittelten
Biegewinkel im Kraftmaximum (gemessen nach VDA-Norm 238-100) (auch als maximaler Biegewinkel
bezeichnet) aus der Formel

wobei die Blechdicke in mm in die Formel einzusetzen ist. Dies gilt für Blechdicken
größer 1,0 mm. Bei Blechdicken kleiner 1,0 mm entspricht der korrigierte Biegewinkel
dem ermittelten Biegewinkel.
[0114] Bei einer besonders bevorzugten Variante weist das Blechformteil in der ersten Zone
ein Streckgrenzenverhältnis (Verhältnis von Streckgrenze zu Zugfestigkeit) von mindestens
60 % und höchstens 85 % auf. Bevorzugt beträgt das Streckgrenzenverhältnis mindestens
65 %, insbesondere mindestens 70 %.
[0115] Bei einer bevorzugten Ausführungsvariante weist das Blechformteil in der ersten Zone
eine Vickershärte von mindestens 500 HV5, bevorzugt mindestens 550 HV5, insbesondere
mindestens 570 HV5, bevorzugt mindestens 580 HV5.
[0116] Die Vickershärte ist qualitativ der Widerstand gegen das Eindringen eines Prüfkörpers
und damit der Widerstand gegen plastische Verformung. Die Charakterisierung mittels
Vickershärte hat den Vorteil, dass die Bestimmung der Vickershärte auch für kleinere
Bauteilabschnitte möglich ist. Auf diese Weise können einzelne Bereiche des Bauteils
gezielt untersucht werden, bei denen aufgrund der Geometrie (z.B. gebogene Werkstücke
oder Bereiche mit Blechdickenvariation) Zugversuche nicht möglich sind. Die Vickershärte
wird nach DIN EN ISO 6507 (2018.07) bestimmt. Die Angabe "5" bezieht sich auf die
Prüfkraft in kilopond (kp). Bei HV5 beträgt die Prüfkraft 5 Kilopond (kp). Bei einer
normgerechten Prüfung ergeben sich bei der Messung von HV1 bis HV30 allerdings keine
signifikanten Unterschiede. Die Werte mit anderen Prüfkräften liegen also ebenso in
den für HV5 angegebenen Bereichen.
[0117] Die genannten mechanischen Kennzahlen haben sich als besonders vorteilhaft erwiesen,
um den Einsatz in einem Automobil mit guter Crashperformance zu gewährleisten.
[0118] In der zweiten Zone weist das Blechformteil auf:
- eine Streckgrenze von maximal 800 MPa, insbesondere von maximal 600 MPa, insbesondere
maximal 580 MPa
- und/oder eine Zugfestigkeit von maximal 1000 MPa, insbesondere von maximal 800 MPa
- und/oder eine Bruchdehnung A80 von mindestens 8 %, insbesondere von mindestens 10
%, insbesondere mindestens 12 %
- und/oder das einen Biegewinkel von mindestens 80°, insbesondere mindestens 90°, bevorzugt
mindestens 100°
- und/oder ein Streckgrenzenverhältnis von mindestens 60 % und höchstens 85 %
- und/oder eine Vickershärte von maximal 320 HV5, insbesondere von maximal 300 HV5,
insbesondere maximal 270 HV5.
[0119] Das Blechformteil weist in einer weitergebildeten Variante in der zweiten Zone eine
Streckgrenze von maximal 800 MPa, insbesondere von maximal 600 MPa, bevorzugt maximal
580 MPa, besonders bevorzugt 560 MPa, ganz besonders bevorzugt 540 MPa auf.
[0120] Bei einer weitergebildeten Variante weist das Blechformteil in der zweiten Zone eine
Zugfestigkeit von maximal 1000 MPa, insbesondere von maximal 800 MPa, bevorzugt 780
MPa, besonders bevorzugt 760 MPa, ganz besonders bevorzugt 740 MPa auf.
[0121] Insbesondere weist das Blechformteil in der zweiten Zone eine Bruchdehnung A80 von
mindestens 8%, insbesondere von mindestens 10%, insbesondere mindestens 12 %, ganz
besonders bevorzugt mindestens 14 % auf.
[0122] Zudem kann das Blechformteil bei einer bevorzugten Variante in der zweiten Zone einen
Biegewinkel von mindestens 80°, insbesondere mindestens 90° aufweisen, besonders bevorzugt
mindestens 100°. Unter dem Biegewinkel ist hier der hinsichtlich der Blechdicke korrigierte
Biegewinkel zu verstehen. Der korrigierte Biegewinkel ergibt sich aus dem ermittelten
Biegewinkel bei einer bestimmten Dicke aus der Formel

wobei die Blechdicke in mm in die Formel einzusetzen ist. Dies gilt für Blechdicken
größer 1,0 mm. Bei Blechdicken kleiner 1,0 mm entspricht der korrigierte Biegewinkel
dem ermittelten Biegewinkel.
[0123] Bei einer besonders bevorzugten Variante weist das Blechformteil in der zweiten Zone
ein Streckgrenzenverhältnis (Verhältnis von Streckgrenze zu Zugfestigkeit) von mindestens
60 % und höchstens 85 % auf. Bevorzugt beträgt das Streckgrenzenverhältnis mindestens
65 %, insbesondere mindestens 70 %.
[0124] Bei einer bevorzugten Ausführungsvariante weist das Blechformteil in der zweiten
Zone eine Vickershärte von maximal 320 HV5, insbesondere von maximal 300 HV5, insbesondere
maximal 270 HV5, bevorzugt maximal 260 HV5, insbesondere maximal 250 HV5, bevorzugt
maximal 240 HV5, bevorzugt maximal 230 HV5.
[0125] Ein Blechformteil mit einer solcherart gestalteten ersten Zone und zweiten Zone hat
wesentliche Vorteile. Zum einen liegt mit der ersten Zone ein hochfester Bereich vor,
der besonders widerstandsfähig gegen Verformung ist. Zum anderen liegt mit der zweiten
Zone ein relativ weicher Bereich vor, der besonders gut geeignet ist durch Verformung
Energie aufzunehmen. Im Ergebnis ergibt sich ein Blechformteil mit besonders guter
Crash Performance, da einerseits eine Energieaufnahme von beispielsweise Aufprallenergie
gewährleistet ist und andererseits ein hochstabiler Bereich vorliegt, um bestimmte
sensitive Teile (Beispiel den Fahrgastraum) vor Verformung zu schützen. Bei dem Blechformteil
handelt es sich insbesondere um eine B-Säule mit einem weichen Fuß oder einen vorderen
bzw. hinteren Längsträger mit weichem Bereich.
[0126] Die realen mechanischen Kennwerte des Blechformteils werden ermittelt, indem das
Blechformteil zunächst kathodisch mit Tauchlack beschichtet wird oder einer anlogen
Wärmebehandlung unterzogen wird. Kathodische Tauchlackierungen werden im Regelfall
für entsprechende Bauteile in der Automobilindustrie durchgeführt. Bei einer kathodischen
Tauchlackierung werden die Bauteile zunächst in einer wässrigen Lösung beschichtet.
Diese Beschichtung wird anschließend bei einer Wärmebehandlung eingebrannt. Dabei
werden die Blechformteile auf 170 °C erwärmt und bei dieser Temperatur für 20 Minuten
gehalten. Anschließend werden die Bauteile an Umgebungsluft auf Raumtemperatur abgekühlt.
Da diese Wärmebehandlung Einfluss auf die mechanischen Kenngrößen haben kann, sind
im Sinne dieser Anmeldung die mechanischen Kenngrößen (Streckgrenze, Zugfestigkeit,
Streckgrenzenverhältnis, Bruchdehnung A80, Biegewinkel, Vickershärte) so zu verstehen,
dass sie an einem Bauteil mit einer kathodischen Tauchlackierung vorliegen oder an
einem Bauteil, das nach der Umformung, einer Wärmebehandlung unterzogen wurde, die
analog zu einer kathodischen Tauchlackierung ist. In der Praxis kommen variiert die
Wärmebehandlung der kathodischen Tauchlackierung geringfügig. Üblich sind Temperaturen
von 165°-180° und Haltezeiten von 12-30 Minuten. Die Änderung der mechanischen Kenngrößen
aufgrund dieser Variationen sind jedoch vernachlässigbar.
[0127] In einer bevorzugten Variante umfasst das Blechformteil eine kathodische Tauchlackierung.
[0128] Bei einer bevorzugen Ausführungsvariante weist das Blechformteil in der ersten Zone
ein Gefüge mit mehr als 95% Martensit, insbesondere mehr als 98% auf.
[0129] Durch den hohen Martensitgehalt in der ersten Zone lassen sich sehr hohe Zugfestigkeiten
und Streckgrenzen erreichen.
[0130] In einer bevorzugten Ausführungsform weisen die ehemaligen Austenitkörner des Martensits
in der ersten Zone einen mittleren Korndurchmesser auf, der kleiner ist als 14µm,
insbesondere kleiner als 12µm, bevorzugt kleiner als 10µm, bevorzugt kleiner ist als
8µm. Durch das feine Gefüge ist dieses homogener. Es ergibt sich eine Verbesserung
der mechanischen Eigenschaften, insbesondere eine geringere Rissempfindlichkeit und
damit verbesserte Biegeeigenschaften und eine höhere Bruchdehnung.
[0131] Weiterhin bevorzugt weist das Blechformteil in der zweiten Zone ein Gefüge mit weniger
als 95 % angelassenem Martensit und Bainit und optional bis zu 60 % Perlit auf. Dabei
ist der Restaustenitgehalt insbesondere kleiner 3 %, bevorzugt kleiner 1 %. Da angelassener
Martensit und Bainit schwer zu unterscheiden sind, wird hier die Summe aus angelassenem
Martensit und Bainit betrachtet. Diese Summe ist kleiner als 95 %, bevorzugt kleiner
als 90 %, insbesondere kleiner als 80 %, bevorzugt kleiner als 70 %. Unter Bainit
wird in diesem Fall sowohl unterer Bainit als auch oberer Bainit verstanden. Der Anteil
an Perlit beträgt bevorzugt maximal 50 %, insbesondere maximal 40 %. Insbesondere
beträgt der Anteil an Perlit mindestens 35 %, bevorzugt mindestens 30 %. Die Summe
aus angelassenem Martensit und Bainit beträgt bevorzugt mindestens 40 %, insbesondere
mindestens 50 %, bevorzugt mindestens 60 %.
[0132] In einer bevorzugten Ausführungsform weisen die ehemaligen Austenitkörner des angelassenen
Martensits in der zweiten Zone einen mittleren Korndurchmesser auf, der kleiner ist
als 14µm, insbesondere kleiner als 12µm, bevorzugt kleiner als 10µm, bevorzugt kleiner
ist als 8µm. Durch das feine Gefüge ist dieses homogener. Es ergibt sich eine Verbesserung
der mechanischen Eigenschaften, insbesondere eine geringere Rissempfindlichkeit und
damit verbesserte Biegeeigenschaften und eine höhere Bruchdehnung.
[0133] Bei einer speziellen Weiterbildung weist das Blechformteil feine Ausscheidungen im
Gefüge, insbesondere in Form von Niobkarbonitriden und/oder Titankarbonitriden, auf.
Dies betrifft sowohl die erste Zone als auch die zweite Zone.
[0134] Unter feinen Ausscheidungen werden im Sinne dieser Anmeldung alle Ausscheidungen
mit einem Durchmesser kleiner als 30 nm bezeichnet. Die übrigen Ausscheidungen werden
als grobe Ausscheidungen bezeichnet.
[0135] Bei einer bevorzugten Ausgestaltung beträgt der mittlere Durchmesser der feinen Ausscheidungen
maximal 11nm, bevorzugt maximal 10 nm.
[0136] Bei einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung weist das Blechformteil weitgehend feine
Ausscheidungen im Gefüge auf. Dies betrifft sowohl die erste Zone als auch die zweite
Zone. Im Sinne dieser Anmeldung ist unter weitgehend feinen Ausscheidungen zu verstehen,
dass mehr als 80 %, bevorzugt mehr als 90 %, aller Ausscheidungen feine Ausscheidungen
sind. Das heißt, dass mehr als 80 %, bevorzugt mehr als 90 %, aller Ausscheidungen
einen Durchmesser haben, der kleiner ist als 30nm.
[0137] Die feinen Ausscheidungen bedingen ein besonders feines Gefüge mit kleinen Korndurchmessern.
Durch das feine Gefüge ist dieses homogener. Es ergibt sich eine Verbesserung der
mechanischen Eigenschaften, insbesondere eine geringere Rissempfindlichkeit und damit
verbesserte Biegeeigenschaften und eine höhere Bruchdehnung. Hierdurch stellt sich
auch eine bessere Zähigkeit mit ausgeprägterem Brucheinschnürverhalten ein.
[0138] Bei einer weitergebildeten Variante des Blechformteils umfasst das Blechformteil
einen Korrosionsschutzüberzug. Der Korrosionsschutzüberzug hat den Vorteil, dass er
Zunderbildung verhindert während der Austenitisierung beim Warmumformen. Weiterhin
schützt ein solcher Korrosionsschutzüberzug das geformte Blechformteil gegen Korrosion.
[0139] Bei einer speziellen Ausführungsform umfasst das Blechformteil bevorzugt einen Korrosionsschutzüberzug
auf Aluminium-Basis. Bevorzugt umfasst der Korrosionsschutzüberzug des Blechformteils
eine Legierungsschicht und eine Al-Basisschicht. Beim Blechformteil wird die Legierungsschicht
auch häufig als Interdiffusionsschicht bezeichnet.
[0140] Die Dicke des Korrosionsschutzüberzuges beträgt bevorzugt mindestens 10 µm, besonders
bevorzugt mindestens 20 µm, insbesondere mindestens 30 µm.
[0141] Die Dicke der Legierungsschicht ist bevorzugt kleiner als 30 µm, besonders bevorzugt
kleiner 20 µm, insbesondere kleiner 16 µm, besonders bevorzugt kleiner 12 µm. Die
Dicke der Al-Basisschicht ergibt sich aus der Differenz der Dicken von Korrosionsschutzüberzug
und Legierungsschicht.
[0142] Die Legierungsschicht liegt dabei auf dem Stahlsubstrat auf und grenzt unmittelbar
an dieses an. Bevorzugt besteht die Legierungsschicht des Blechformteils aus 35-90
Gew.-% Fe, 0,1 - 10 Gew.-% Si, optional bis zu 0,5 Gew.-% Mg und optionalen weiteren
Bestandteilen, deren Gehalte in Summe auf höchstens 2,0 Gew.-% beschränkt sind, und
als Rest Aluminium. Durch das weitere Eindiffundieren von Eisen in die Legierungsschicht
sind die Anteile von Si und Mg entsprechend niedriger als ihr jeweiliger Anteil in
der Schmelze des Schmelzbades.
[0143] Die Legierungsschicht hat bevorzugt ein ferritisches Gefüge.
[0144] Die Al-Basisschicht des Blechformteils liegt auf der Legierungsschicht des Stahlbauteils
und grenzt unmittelbar an diese an. Bevorzugt besteht die Al-Basisschicht des Stahlbauteils
aus 35-55 Gew.-% Fe, 0,4 - 10 Gew.-% Si, optional bis zu 0,5 Gew.-% Mg und optionalen
weiteren Bestandteilen, deren Gehalte in Summe auf höchstens 2,0 Gew.-% beschränkt
sind, und als Rest Aluminium.
[0145] Die Al-Basisschicht kann eine homogene Elementverteilung aufweisen, bei der die lokalen
Elementgehalte um nicht mehr als 10 % variieren. Bevorzugte Varianten der Al-Basisschicht
weisen dagegen siliziumarme Phasen und siliziumreiche Phasen auf. Siliziumarme Phasen
sind dabei Gebiete, deren mittlerer Si-Gehalt mindestens 20 % weniger beträgt als
der mittlere Si-Gehalt der Al-Basisschicht. Siliziumreiche Phasen sind dabei Gebiete,
deren mittlerer Si-Gehalt mindestens 20 % mehr beträgt als der mittlere Si-Gehalt
der Al-Basisschicht.
[0146] Bei einer bevorzugten Variante sind die siliziumreichen Phasen innerhalb der siliziumarmen
Phase angeordnet. Insbesondere bilden die siliziumreichen Phasen mindestens eine 40
% durchgehende Schicht, die von siliziumarmen Gebieten begrenzt ist. Bei einer alternativen
Ausführungsvariante sind die siliziumreichen Phasen inselförmig in der siliziumarmen
Phase angeordnet.
[0147] Unter "inselförmig" wird im Sinne dieser Anmeldung eine Anordnung verstanden, bei
der diskrete unzusammenhängende Bereiche von einem anderen Material umschlossen werden
- es sich also "Inseln" eines bestimmten Materials in einem anderen Material befinden.
[0148] Bei einer bevorzugten Variante umfasst das Stahlbauteil eine auf dem Korrosionsschutzüberzug
angeordnete Oxidschicht. Die Oxidschicht liegt dabei insbesondere auf der Al-Basisschicht
und bildet bevorzugt den äußeren Abschluss des Korrosionsschutzüberzuges.
[0149] Die Oxidschicht des Stahlbauteils besteht insbesondere zu mehr als 80 Gew.-% aus
Oxiden, wobei der Hauptanteil der Oxide (d.h. mehr als 50 Gew.-% der Oxide) Aluminiumoxid
ist. Optional sind in der Oxidschicht zusätzlich zu Aluminiumoxid Hydroxide und /
oder Magnesiumoxid alleine oder als Mischung vorhanden. Bevorzugt besteht der der
nicht von den Oxiden und optional vorhandenen Hydroxiden eingenommene Rest der Oxidschicht
aus Silizium, Aluminium, Eisen und/oder Magnesium in metallischer Form.
[0150] Die Oxidschicht hat bevorzugt eine Dicke von mindestens 50 nm, insbesondere von mindestens
100 nm. Weiterhin beträgt die Dicke maximal 4 µm, insbesondere maximal 2 µm.
[0151] Bei einer speziellen Ausgestaltung umfasst das Blechformteil einen Korrosionsschutzüberzug
auf Zink-Basis.
[0152] Ein solcher Korrosionsschutzüberzug auf Zink-Basis umfasst bevorzugt bis zu 80 Gew.-%
Fe, 0,2 - 6,0 Gew.-% Al, 0,1-10,0 Gew.-% Mg, optional 0,1- 40 Gew.-% Mangan oder Kupfer,
optional 0,1 - 10,0 Gew.-% Cer, optional höchstens 0,2 Gew.-% weitere Elemente, unvermeidbare
Verunreinigung und als Rest Zink. Insbesondere beträgt der Al-Gehalt maximal 2,0 Gew.-%,
bevorzugt maximal 1,5 Gew.-%. Der Fe-Gehalt, der durch Eindiffundieren zustande kommt,
beträgt bevorzugt mehr als 20 Gew.-%, insbesondere mehr als 30 Gew.-%. Zudem beträgt
der Fe-Gehalt insbesondere maximal 70 Gew-%, insbesondere maximal 60 Gew.-%. Der Mg-Gehalt
beträgt insbesondere maximal 3,0 Gew.-%, bevorzugt maximal 1,0 Gew.-%. Der Korrosionsschutzüberzug
kann durch Schmelztauchbeschichten oder durch physikalische Gasphasenabscheidung oder
durch elektrolytische Verfahren aufgebracht werden.
[0153] Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
[0154] Die Figuren zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Darstellung eines Blechzuschnitts in einem Umformwerkzeug zum Zeitpunkt
des Einlegens in das Umformwerkzeug,
- Figur 2
- eine schematische Darstellung eines Blechzuschnitts in einem Umformwerkzeug nach dem
Umformen,
- Figur 3
- eine Korndarstellung des rekonstruierten Austenits.
[0155] Die nachfolgenden Ausführungsbeispiele dienen der näheren Erläuterung der Erfindung.
[0156] Zum Nachweis der Wirkung der Erfindung wurden mehrere Versuche durchgeführt. Dafür
wurden in konventioneller Weise Stahlbänder (d.h. Stahlflachprodukte) mit den in Tabelle
1 angegebenen Zusammensetzungen erzeugt. Leerstellen in Tabelle 1 bedeuten, dass das
jeweilige Element nicht bewusst hinzulegiert wurde. Als unvermeidbare Verunreinigung
kann das Element jedoch dennoch vorhanden sein. Bei der Stahlzusammensetzungen F handelt
es sich um ein Referenzbeispiel, das nicht erfindungsgemäß ist.
[0157] Die so erzeugten Stahlbänder wurden in konventioneller Weise schmelztauchbeschichtet,
wobei die in Tabelle 2 angegebenen Schmelzen zum Einsatz kamen. Tabelle 2 gibt jeweils
die Schichtdicke des Korrosionsschutzüberzuges auf einer Seite an, wobei Ober- und
Unterseite beschichtet vorlagen.
[0158] Die Dicke der erzeugten Stahlbänder lag bei allen Versuchen zwischen 1,4 mm und 1,6
mm.
[0159] Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur wurden für ein Stahlband je Stahlsorte gemäß
DIN EN ISO 6892-1 Probenform 2 (Anhang B Tab. B1) Proben quer zur Walzrichtung entnommen.
Die Proben wurden gemäß DIN EN ISO 6892-1 Probenform 2 (Anhang B Tab. B1) einer Zugprüfung
unterzogen. In Tabelle 3 sind die Ergebnisse der Zugprüfung am Stahlflachprodukt angegeben.
Im Rahmen der Zugprüfung wurden folgende Materialkennwerte ermittelt: die Streckgrenzenart,
sowie bei einer kontinuierlichen Streckgrenze der Wert für die Dehngrenze Rp0,2 (hier
als Streckgrenze bezeichnet), die Zugfestigkeit Rm, die Gleichmaßdehnung Ag und die
Bruchdehnung A80. Alle Proben weisen eine kontinuierliche Streckgrenze und eine Gleichmaßdehnung
Ag von mindestens 10 % auf.
[0160] Von den erzeugten Stahlbändern sind jeweils Zuschnitte abgeteilt worden, die für
die weiteren Versuche verwendet worden sind. Aus den Zuschnitten (Formplatinen) wurden
entsprechende Stahlbauteile warmpressgeformt. An ebenen Stellen dieser Bauteile wurden
die Proben für die weiteren mechanischen Prüfungen entnommen. Bei der Weiterverarbeitung
sind die Zuschnitte in einer Erwärmungseinrichtung, beispielsweise in einem konventionellen
Erwärmungsofen, von Raumtemperatur mit einer mittleren Aufheizgeschwindigkeit r
Ofen (zwischen 30°C und 700°C) in einem Ofen mit einer Ofentemperatur T
Ofen erwärmt worden. Die Gesamtdauer im Ofen, die eine Erwärmen und eine Halten umfasst,
ist mit t
Ofen bezeichnet. Der Taupunkt der Ofenatmosphäre ist mit T
Taupunkt bezeichnet. Anschließend sind die Zuschnitte aus der Erwärmungseinrichtung entnommen
und innerhalb einer Transferzeit in ein Umformwerkzeug eingelegt worden. Beim Zeitpunkt
des Entnehmens aus dem Ofen hatten die Zuschnitte die Ofentemperatur angenommen. Die
sich aus der für das Entnehmen aus der Erwärmungseinrichtung, den Transport zum Werkzeug
und das Einlegen ins Werkzeug zusammensetzende Transferdauer t
Trans lag zwischen 5 und 15 s. Beim Einlegen in das Umformwerkzeug hatten die Zuschnitte
eine Temperatur T
Einlg angenommen. Im Umformwerkzeug sind die Zuschnitte zum jeweiligen Blechformteil umgeformt
worden. Die Verweildauer im geschlossenen Werkzeug nach der Umformung wird mit twz
bezeichnet. Abschließend sind die Proben an Luft auf Raumtemperatur abgekühlt worden.
In Tabelle 4a sind diese allgemeinen Parameter für die Warmumformung angegeben.
[0161] Figur 1 zeigt eine schematische Darstellung eines Blechzuschnittes 1 beim Einlegen
in das Umformwerkzeug 3. Das Umformwerkzeug umfasst eine Matrize 5 mit einer Ausnehmung
7 und einen Stempel 9. Der Stempel 9 besitzt eine im Querschnitt trapezförmige Grundform
mit einer Stirnfläche und schräg auf die Stirnfläche zulaufende Seitenflächen 16.
Getragen wird der Stempel 9 von einem einstückig mit ihm verbundenen Träger 10, dessen
seitliche Randbereiche 12, 14 nach Art eines Kragens seitlich über die Seitenflächen
16 des Stempels 9 an deren oberen Rand hinaus stehen. Die unteren Randflächen 18 der
Randbereiche 12, 14 sind dabei in horizontaler Ausrichtung an die Seitenfläche 16
des Stempels 9 angeschlossen. An der Stirnseite des Stempels 9 befindet sich ein erster
Abschnitt 11 und am Übergang der Seitenfläche 16 des Stempels 9 zur unteren Randfläche
18 des Randbereichs 14 befindet sich ein zweiter Abschnitt 13 des Umformwerkzeuges
3. Der erste Abschnitt 11 ist mittels einer als Kühleinrichtung ausgestalteten Temperiereinrichtung
15 auf eine erste Werkzeugtemperatur temperiert. Die Temperiereinrichtung 15 ist in
der Figur 1 in Form von Kühlkanälen dargestellt. Der zweite Abschnitt 13 ist mittels
einer als Heizeinrichtung ausgestalteten Temperiereinrichtung 17 auf eine zweite Werkzeugtemperatur
temperiert. Die Temperiereinrichtung 17 ist in der Figur 1 in Form von Heizschlangen
dargestellt. Die Matrize 5 weist einen weiteren Abschnitt 19 auf, der mittels einer
als Kühleinrichtung ausgestalteten Temperiereinrichtung 21 auf eine dritte Werkzeugtemperatur
temperiert ist.
[0162] Abweichend von der Figur sind im Regelfall Abschnitte des Stempels 9 und der Matrize
5, die sich gegenüberliegen und somit mit der gleichen Zone des Blechzuschnittes 1
in Kontakt kommen, beide mit gleichwirkenden Temperiereinrichtungen versehen. Beispielsweise
wäre im Regelfall gegenüber der als Heizeinrichtung ausgestalteten Temperiereinrichtung
17 auch in der Matrize 5 eine als Heizeinrichtung ausgestaltete Temperiereinrichtung
vorgesehen. Zur besseren Sichtbarkeit ist in der Figur auf eine solche Darstellung
verzichtet worden.
[0163] Beim nun folgenden Warmpressformen des Blechzuschnitts 1 wird der Stempel 9 mit einer
hohen Geschwindigkeit auf den Blechzuschnitt 1 aufgesetzt, so dass der stark gekühlte
erste Abschnitt 11 schnell in intensiven Kontakt mit der ihm zugeordneten ersten Zone
31 (siehe Figur 2) des Blechzuschnitts in Kontakt kommt. Der Blechzuschnitt 1 wird
auf diese Weise in seiner ersten Zone 31 so schnell abgeschreckt, dass sich dort andere
Materialeigenschaften einstellen als in einer zweiten Zone 33 des Blechzuschnitts
1. Anschließend wird der Vorschub des Stempels 9 vermindert, um insbesondere in der
zweiten Zone 33 keine zu schnelle Abkühlung zu bewirken, die zur Entstehung von Härtegefüge
führen könnte. Dabei erfolgt insbesondere im zweiten Abschnitt 13, der auf die zweite
höhere Werkzeugtemperatur temperiert ist, nur eine verminderte Wärmeabfuhr über den
Stempel 9, so dass in der zweiten Zone 33 des Blechzuschnitts 1, die mit diesem zweiten
Abschnitt 13 in Kontakt kommt, ein weicheres, zäheres Gefüge erhalten bleibt.
[0164] Figur 2 zeigt den Blechzuschnitt 1 im Umformwerkzeug 3 bei Abschluss der Umformung.
Aus dem Blechzuschnitt 1 ist somit das Blechformteil geworden. Deutlich zu erkennen
ist, dass der Blechzuschnitt 1 (bzw. das Blechformteil) eine erste Zone 31 aufweist,
die während des Warmpressformens mit dem ersten Abschnitt 11 des Umformwerkzeugs 3
in Kontakt kommt. Weiterhin weist der Blechzuschnitt 1 (bzw. das Blechformteil) eine
zweite Zone 33 auf, die während des Warmpressformens mit dem zweiten Abschnitt 13
des Umformwerkzeugs 3 in Kontakt kommt. Das derart durch Umformen des Blechzuschnitts
1 erzeugte Blechformteil weist somit eine erste Zone 31 und eine zweiten Zone 33.
Wobei in der erste Zone 31 andere Materialeigenschaften vorliegen als in der zweiten
Zone 33.
[0165] In der Tabelle 4b sind die Parameter der Warmumformung angegeben, die sich in den
verschiedenen Abschnitten bzw. Zonen unterscheiden. Dies ist die erste Werkzeugtemperatur
T
WZ,1, auf die der erste Abschnitt temperiert ist und die zweite Werkzeugtemperatur T
WZ,2, auf die der zweite Abschnitt temperiert ist. Aufgrund der unterschiedlichen Werkzeugtemperaturen
ergeben sich zwangsläufig die unterschiedlichen Abkühlraten r
WZ,1 und r
WZ,2 in der ersten bzw. zweiten Zone des Blechzuschnitts. Bei der Entnahme des Blechformteils
aus dem Umformwerkzeug liegen weiterhin unterschiedliche Zieltemperaturen in der ersten
und der zweiten Zone vor, die mit T
Ziel,1 und T
Ziel,2 bezeichnet sind.
[0166] Die Tabellen 5a und 5b geben die mechanischen Eigenschaften des Blechformteils in
der ersten und zweiten Zone wieder, wie sie sich durch den vorangehenden Prozess ergeben
haben. Deutlich ist zu erkennen, dass sich in der ersten Zone eine höhere Festigkeit
eingestellt hat, während in der zweiten Zone eine höhere Duktilität vorliegt.
[0167] Zusätzlich zu der Bestimmung der mechanischen Eigenschaften wurde zudem das Gefüge
in der ersten und zweiten Zone bestimmt. Die Ergebnisse hierzu sind in den Tabellen
6a und 6b wiedergegeben. Während in der ersten Zone das Gefüge zu mehr als 99 % aus
Martensit besteht und lediglich geringe Anteile von Restaustenit aufweist, hat sich
in der zweiten Zone ein Gefüge eingestellt mit weniger als 95 % angelassenem Martensit
und Bainit und bis zu 60 % Perlit. Restaustenit konnte in diesem Fall nicht nachgewiesen
werden und liegt daher unter 1%.
[0168] Weiterhin sind in den Tabelle 6a und 6b die Eigenschaften der feinen Ausscheidungen
im Gefüge angegeben. Bei den Ausscheidungen handelt es sich um Niobkarbonitride und
Titankarbonitride, die beide zur Kornfeinung beitragen. Die Ausscheidungen werden
mit Hilfe von elektronenoptischen und Röntgen-Aufnahmen (TEM und EDX) anhand von Kohlenstoffausziehabdrücken
(in der Fachliteratur bekannt als "carbon extraction replicas") bestimmt. Hergestellt
wurden die Kohlenstoffausziehabdrücke an Längsschliffen (20x30mm). Die Auflösung der
Messung lag zwischen 10.000-fach und 200.000-fach. Anhand dieser Aufnahmen lassen
sich die Ausscheidungen in grobe und feine Ausscheidungen unterteilen. Als feine Ausscheidungen
werden alle Ausscheidungen mit einem Durchmesser kleiner als 30 nm bezeichnet. Die
übrigen Ausscheidungen werden als grobe Ausscheidungen bezeichnet. Durch Auszählen
wird der Anteil von feinen Ausscheidungen an der Gesamtzahl an Ausscheidungen im Messfeld
ermittelt. Für die feinen Ausscheidungen wird zudem mittels computergestützter Bildanalyse
der mittlere Durchmesser berechnet. Bei den erfindungsgemäßen Proben beträgt der Anteil
von feinen Ausscheidungen sowohl in der ersten als auch in der zweiten Zone mehr als
90 %. Der mittlere Durchmesser der feinen Ausscheidungen ist zudem unter 11 nm. Bei
einem Versuch sind die Ausscheidungen nicht bestimmt worden. Der Eintrag in der Tabelle
lautet daher "n.b." (nicht bestimmt).
[0169] Weiterhin ist in den Tabelle 6a und 6b der Korndurchmesser der ehemaligen Austenitkörner
angegeben. Hierzu würden die Austenitkörner mittels der Software ARPGE aus EBSD-Messungen
rekonstruiert. Die Softwareparameter betrugen dabei:
- Orientierungsbeziehung Nishiyama-Wassermann
- Tolerance for grain identification 7°
- Tolerance for parent growth nucleation 7°
- Tolerance for parent grain growth 15°
- Minimum accepted grain size 10 Pixel
[0170] Für die Kornidentifikation wurde eine maximale Abweichung der Orientierung von 5°
und ein minimaler Korndurchmesser von 5 Pixeln gemäß DIN EN ISO 643 angenommen.
[0171] Beispielhaft zeigt Figur 3 eine entsprechende Rekonstruktion des Austenits. In diesem
Fall beträgt der mittlere Durchmesser der ehemaligen Austenitkörner 7,5µm. Bei allen
erfindungsgemäßen Beispielen liegt der mittlere Korndurchmesser der ehemaligen Austenitkörner
unter 14µm.
Tabelle 1 (Stahlsorten)
Stahl |
C |
Si |
Mn |
Al |
Cr |
Nb |
Ti |
B |
P |
S |
N |
Sn |
As |
Cu |
Mo |
Ca |
Ni |
Al/Nb |
A |
0,35 |
0,16 |
1,1 |
0,21 |
0,118 |
0,026 |
0,0096 |
0,0025 |
0,005 |
<0,0005 |
0,0035 |
0,005 |
0,003 |
0,019 |
0,005 |
0,001 |
0,032 |
8,1 |
B* |
0,37 |
0,3 |
1,4 |
0,05 |
0,18 |
0,003 |
0,040 |
0,0035 |
0,015 |
0,003 |
0,007 |
0,03 |
0,01 |
0,05 |
0,035 |
0,003 |
0,03 |
16,7 |
C |
0,46 |
0,20 |
0,80 |
0,20 |
0,12 |
0,03 |
0,010 |
0,0025 |
0,005 |
0,0005 |
0,0035 |
0,005 |
0,003 |
0,019 |
0,005 |
0,001 |
0,019 |
6,7 |
Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen. Angaben jeweils in Gew.-%;
* nicht erfindungsgemäße Referenzbeispiele |
Tabelle 2 (Beschichtungsvarianten)
Beschichtungvariante |
Schmelzenanalyse |
Schichtdicke (einseitig) [µm] |
Si |
Fe |
Mg |
Sonstige |
Al |
α |
9,5 |
3 |
0,3 |
<1% |
Rest |
10 |
β |
8 |
3,5 |
0,5 |
<1% |
Rest |
40 |
γ |
10 |
3 |
<0,01 |
<1% |
Rest |
25 |
δ |
8,2 |
3,8 |
0,25 |
<1% |
Rest |
27 |
ε |
10,5 |
3,1 |
0,33 |
<1% |
Rest |
30 |
φ |
8,1 |
3,9 |
<0,01 |
<1% |
Rest |
25 |
Tabelle 3 (Zugversuchskennwerte Stahlflachprodukte)
Beschichtun gsversuch-Nr. |
Stahl |
Dicke des Stahlbandes [mm] |
Beschichtungs -variante |
Streckgrenzenart |
Streckgrenze [MPa] |
Rm [MPa] |
Bruchdehnung A80 [%] |
Gleichmaßdehnung Ag [%] |
1 |
A |
1,5 |
γ |
kontinuierlich |
493 |
717 |
20 |
12 |
2 |
A |
1,5 |
α |
kontinuierlich |
436 |
682 |
21 |
13 |
3 |
A |
1,5 |
β |
kontinuierlich |
451 |
693 |
20 |
12 |
4* |
B |
1,6 |
γ |
kontinuierlich |
403 |
591 |
24 |
13 |
5* |
B |
1,6 |
ε |
kontinuierlich |
411 |
603 |
20 |
13 |
6 |
C |
1,4 |
γ |
kontinuierlich |
511 |
723 |
16 |
10 |
7* |
B |
1,5 |
γ |
kontinuierlich |
371 |
553 |
26 |
14 |
* nicht erfindungsgemäße Referenzbeispiele |
Tabelle 4a (Parameter Warmumformung allgemein)
Warmumformvariante |
Mittlere Aufheizgeschwindigkeit rOfen [30 - 700 °C] [K/s] |
TOfen [°C] |
t Ofen [min.] |
Transfer - zeit [s] |
Taupunkt Ofen [°C] |
TEinlg [°C] |
twz [S] |
II |
5 |
920 |
6 |
6 |
-5 |
815 |
6 |
III |
15 |
920 |
5 |
5 |
-5 |
830 |
15 |
IV |
10 |
880 |
6 |
7 |
-5 |
740 |
10 |
VIII |
5 |
920 |
12 |
8 |
-5 |
796 |
15 |
IX |
5 |
920 |
12 |
14 |
-5 |
728 |
10 |
Angaben teilweise gerundet |
Tabelle 4b (Parameter Warmumformung erste und zweite Zone)
Warmumformvariante |
TWZ,1 [°C] |
Abkühlgeschwindigkeit rWZ,1 [K/s] |
TZiel,1 [°C] |
TWZ,2 [°C] |
Abkühlgeschwindig keit rWZ,2 [K/s] |
TZiel,2 [°C] |
II |
RT |
300 |
40 |
480 |
15 |
530 |
III |
RT |
50 |
50 |
450 |
23 |
500 |
IV |
100 |
50 |
120 |
470 |
18 |
520 |
VIII |
RT |
100 |
50 |
505 |
20 |
550 |
IX |
100 |
200 |
110 |
470 |
19 |
510 |
Angaben teilweise gerundet |
Tabelle 5a (Kennwerte Blechformteil erste Zone)
Versuch Nr. |
Stahl |
Beschichtungsvariante |
Warmumformvariante |
Materialeigenschaften in erster Zone |
Streckgrenze [MPa] |
Zugfestigkeit [MPa] |
A80 [%] |
Biegewinkel [°] |
Vickershärte [HV5] |
1 |
A |
γ |
II |
1422 |
1856 |
5,3 |
45 |
595 |
2 |
A |
α |
III |
1411 |
1846 |
5,5 |
46 |
592 |
3 |
A |
β |
IV |
1391 |
1823 |
5,0 |
43 |
589 |
4* |
B |
γ |
II |
1400 |
1854 |
5 |
43 |
592 |
5* |
B |
ε |
IX |
1380 |
1830 |
5,2 |
44 |
598 |
6 |
C |
γ |
VIII |
1622 |
1893 |
4,5 |
36 |
607 |
7* |
B |
γ |
IX |
1361 |
1816 |
5,4 |
45 |
586 |
Tabelle 5b (Kennwerte Blechformteil zweite Zone)
Versuch Nr. |
Stahl |
Beschichtungsvariante |
Warmumformvariante |
Materialeigenschaften in zweiter Zone |
Streckgrenze [MPa] |
Zugfestigkeit [MPa] |
A80 [%] |
Biegewinkel [°] |
Vickershärte [HV5] |
1 |
A |
γ |
II |
582 |
779 |
11,4 |
87 |
209 |
2 |
A |
α |
III |
535 |
767 |
13,0 |
98 |
240 |
3 |
A |
β |
IV |
556 |
739 |
14,5 |
101 |
231 |
4* |
B |
γ |
II |
630 |
855 |
9,0 |
75 |
283 |
5* |
B |
ε |
IX |
643 |
856 |
8,5 |
71 |
292 |
6 |
C |
γ |
VIII |
587 |
764 |
11,0 |
83 |
248 |
7* |
B |
γ |
IX |
620 |
806 |
9,2 |
69 |
275 |
Tabelle 6a (Gefüge erste Zone)
Versuch Nr. |
Martensit |
Ferrit |
Restaustenit |
Feine (Nb,Ti)(C,N)-Ausscheidungen Anteil [%] / Mittlerer Durchmesser |
Korndurchmesser der ehem. Austenitkörner |
1 |
99,9 |
- |
0,1 |
95% / 5 nm |
6,5 µm |
2 |
99,9 |
- |
0,1 |
92% / 6,5 nm |
6,2 µm |
3 |
99,9 |
- |
0,1 |
91% / 4 nm |
5,9 µm |
4* |
99,9 |
- |
0,1 |
Nur grobe Ausscheidungen |
10 µm |
5* |
100 |
- |
- |
Nur grobe Ausscheidungen |
11 µm |
6 |
100 |
- |
0 |
n.b. |
10,4 mm |
7* |
100 |
- |
- |
Nur grobe Ausscheidungen |
13 µm |
* nicht erfindungsgemäße Referenzbeispiele |
Tabelle 6b (Gefüge zweite Zone)
Versuch Nr. |
Angelasse ner Martensit und Bainit |
Perlit |
Restaustenit |
Feine (Nb,Ti)(C,N)-Ausscheidungen Anteil [%] / Mittlerer Durchmesser |
Korndurchmesser der ehem. Austenitkörner |
1 |
67 |
33 |
<1,0 |
96% / 6 nm |
7,1 µm |
2 |
63 |
37 |
<1,0 |
94% / 8 nm |
6,4 µm |
3 |
62 |
38 |
<1,0 |
94% / 6 nm |
6,1 µm |
4* |
85 |
15 |
<1,0 |
Nur grobe Ausscheidungen |
9 µm |
5* |
79 |
21 |
<1,0 |
Nur grobe Ausscheidungen |
11 µm |
6 |
63 |
37 |
<1,0 |
n.b. |
10,8 mm |
7* |
89 |
11 |
<1,0 |
Nur grobe Ausscheidungen |
14 µm |
* nicht erfindungsgemäße Referenzbeispiele |