(19)
(11) EP 4 284 024 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
29.11.2023  Patentblatt  2023/48

(21) Anmeldenummer: 23172877.5

(22) Anmeldetag:  11.05.2023
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
H04R 25/00(2006.01)
H04R 1/10(2006.01)
H01Q 1/27(2006.01)
(52) Gemeinsame Patentklassifikation (CPC) :
H04R 25/554; H04R 25/609; H04R 1/1091; H04R 2225/51; H04R 2225/57; H04R 2420/07; H01Q 1/273
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC ME MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(30) Priorität: 25.05.2022 DE 102022205231

(71) Anmelder: Sivantos Pte. Ltd.
Singapore 539775 (SG)

(72) Erfinder:
  • SUN, Wei
    539775 Singapore (SG)
  • GOH, Yew Seng
    539775 Singapore (SG)

(74) Vertreter: FDST Patentanwälte 
Nordostpark 16
90411 Nürnberg
90411 Nürnberg (DE)

   


(54) HÖRGERÄT MIT EINER MULTIFEED-ANTENNENVORRICHTUNG


(57) Die Erfindung betrifft ein Hörgerät (2), insbesondere Hörhilfegerät, aufweisend eine Multifeed-Antennenvorrichtung (20) mit mindestens zwei Antennenzweigen (22a, 22b), wobei jeder Antennenzweig (22a, 22b) an eine Leitung (24a, 24b) angeschlossen ist, wobei die Leitungen (24a, 24b) an einem Verschaltungspunkt (26) miteinander verschaltet und über einen Filter (30) und ein erstes Anpassungsnetzwerk (32) an eine Transceiverschaltung (34) geführt sind, und wobei jedem Antennenzweig (22a, 22b) ein zweites Anpassungsnetzwerk (36a, 36b) zur Phasenverschiebung und zur Anpassung zugeordnet ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Hörgerät, aufweisend eine Multifeed-Antennenvorrichtung mit mindestens zwei Antennenzweigen. Die Erfindung betrifft weiterhin eine entsprechende Multifeed-Antennenvorrichtung für ein Hörgerät.

[0002] Hörhilfegeräte sind tragbare Hörgeräte, die insbesondere zur Versorgung von Schwerhörenden oder Hörgeschädigten dienen. Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen, werden unterschiedliche Bauformen von Hörhilfegeräte wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO) und Hörgeräte mit einem ex-ternen Hörer (RIC: receiver in the canal) sowie In-dem-Ohr-Hörgeräte (IdO, ITE), zum Beispiel auch Concha-Hörgeräte oder Kanal-Hörgeräte (CIC: Completely-In-Channel, IIC: Invisible-In-The-Channel), bereitgestellt. Die beispielhaft aufgeführten Hörgeräte werden am Außenohr oder im Gehörgang eines Hörhilfegerätenutzers getragen. Darüber hinaus stehen auf dem Markt aber auch Knochenleitungshörhilfen, implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation des geschädigten Gehörs entweder mechanisch oder elektrisch.

[0003] Derartige Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche (Hörgeräte-)Komponenten einen Eingangswandler, einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein akusto-elektrischer Wandler, wie beispielsweise ein Mikrofon. Der Ausgangswandler ist meist als ein elektro-akustischer Wandler, zum Beispiel als ein Miniaturlautsprecher (Hörer), oder als ein elektromechanischer Wandler, wie beispielsweise ein Knochenleitungshörer, realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinrichtung integriert. Die Energieversorgung erfolgt üblicherweise durch eine Batterie oder einen aufladbaren Akkumulator.

[0004] Derartige Hörgeräte weisen weiterhin beispielsweise einen elektromagnetischen Empfänger, beispielsweise eine Antennenvorrichtung als RF-Antenne auf, mittels welchen das Hörgerät signaltechnisch beispielsweise mit einem Bedienelement (Fernbedienung) und/oder mit einem weiteren Hörgerät koppelbar ist. In der Regel wird aus Platzgründen dieselbe Antennenvorrichtung für das Senden und das Empfangen von Daten verwendet.

[0005] Hörgeräte sind vorzugsweise besonders platzsparend und kompakt ausgeführt, sodass sie optisch möglichst unscheinbar von einem Hörgerätenutzer getragen werden können. Dadurch werden zunehmend kleinere Hörgeräte hergestellt, welche einen zunehmend höheren Tragekomfort aufweisen, und somit von einem Benutzer bei einem Tragen an oder in einem Ohr kaum wahrgenommen werden. Aufgrund des dadurch reduzierten Bauraums ist es jedoch zunehmend schwieriger konventionelle Antennenelemente zur drahtlosen Signalübertragung in derartigen Hörgeräten unterzubringen und/oder einzubauen.

[0006] Beispielsweise weisen sogenannte Styletto-Hörgeräte einen besonders kleinen und schlanken Formfaktor, welcher auch als "SLIM-RIC" (Slim Receiver-In-Canal Hörgerät) bezeichnet ist, auf. Derzeit wird bei solchen Hörgeräten beispielsweise der verfügbaren Bauraum oberhalb der Batterie genutzt, um die HF-Antennenleitungen (HF: Hochfrequenz) zu verlegen. Um die Größe des Formfaktors weiter zu reduzieren, besteht eine Möglichkeit darin, die (HF-)Antennenvorrichtung derart zu gestalten, dass einige der elektronischen Komponenten oder ASICs (anwendungsspezifische integrierte Schaltkreise) in den Bauraum verlegt werden, in dem sich die Antennenvorrichtung befindet.

[0007] Herkömmlicherweise sind Antennenvorrichtungen in HdO- und (SLIM-)RIC-Hörgeräten mittels Leiterplatten (Platinen, Schaltungsträger, engl.: Printed Circuit Board, PCB) ausgeführt. Beispielsweise sind die Antennenvorrichtungen hierbei als MBGA (Mainboard Ground Antenna) oder MBDA (Mainboard PCB Dedicated Antenna) ausgeführt. Bei einem MBGA-Antennenkonzept wird eine Mainboard-Platine als Teil der Antenne verwendet. Die Platine oder Leiterplatte weist hierbei einen (Antennen-)Erregungsschlitz auf, wobei für die Entkopplung aller Leiterbahnen, die durch den Antennenerregungsschlitz verlaufen, zusätzliche Induktivitäten benötigt werden. Bei einem MBDA-Konzept sind die Antennenleitungen oder Antennenarme auf einem dedizierten Leiterplattenbereich angeordnet, wobei ein gewisser Erdungsabstand im Antennenbereich erforderlich ist. Sowohl MBGA als auch MBDA sind Antennenvorrichtungen, welche herkömmlicherweise mit einer einzigen Antennenspeisung ausgeführt sind (Singlefeed-Antennenvorrichtungen).

[0008] Unter einer Antenneneinspeisung (engl.: Antenna Feed) oder einem Antennenspeisesystem ist hier und im Folgenden insbesondere das Kabel oder der Leiter und andere zugehörige Geräte zu verstehen, die den Sender (Transmitter) oder Empfänger (Receiver) oder Sende-Empfänger (Transceiver) mit der Antenne verbinden und die beiden Geräte kompatibel machen. Beispielsweise erzeugt der Transceiver beim Aussenden von Signalen einen Wechselstrom, welcher mittels der Antenneneinspeisung in die Antenne oder den Antennenarm eingespeist wird, welche die Leistung des Stroms in Funkwellen wandelt. Entsprechend regen die ankommenden Funkwellen winzige Wechselströme in der Antenne an, wobei das Einspeisesystem diesen Strom an den Transceiver weiterleitet, welcher das Signal verarbeitet.

[0009] Die Antennenleistung von MBGA- und MBDA-Antennenkonzepten hängt in hohem Maße vom Leiterplattendesign ab, wie beispielsweise einer Länge der Leiterplatte, ein Origami (Faltung, Biegung) der Leiterplatte, oder den Ort der Antennenerregung/-einspeisung. Beide Antennenkonzepte sind weiterhin vergleichsweise empfindlich gegenüber der Umgebung. Beispielsweise beeinflussen verschiedene mechanische Materialien (z.B. Drähte, Batterie, ...), welche die Hauptplatine umgeben, die Sende- oder Empfangsleistung einer solchen Antennenvorrichtung.

[0010] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein besonders geeignetes Hörgerät anzugeben. Insbesondere soll ein Hörgerät mit einem besonders geeigneten Antennenkonzept angegeben werden, welches auch bei einem bauraumkompakten Formfaktor eine zuverlässige Signalübertragung gewährleistet. Der Erfindung liegt weiterhin die Aufgabe zugrunde, eine besonders geeignete Multifeed-Antennenvorrichtung anzugeben.

[0011] Hinsichtlich des Hörgeräts wird die Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und hinsichtlich der Multifeed-Antennenvorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 6 erfindungsgemäß gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche. Die im Hinblick auf das Hörgerät angeführten Vorteile und Ausgestaltungen sind sinngemäß auch auf die Multifeed-Antennenvorrichtung übertragbar und umgekehrt.

[0012] Erfindungsgemäß wird ein Multifeed-Antennenkonzept für ein Hörgerät realisiert. Unter einer Multifeed-Antennenvorrichtung (Multi-Feeds-Antennenvorrichtung) wird hier und im Folgenden eine Antennenvorrichtung mit einer Anzahl von Antennenzweigen (Antennenarmen) und einer entsprechenden Anzahl von Antenneneinspeisungen beziehungsweise Einspeisepunkten (engl.: Feed point) verstanden. Insbesondere weist die Antennenvorrichtung hierbei mindestens zwei Antennenzweigen und mit mindestens zwei zugeordnete Antenneneinspeisungen auf.

[0013] Das Hörgerät ist vorzugsweise als ein Hörhilfegerät ausgeführt, und dient insbesondere der Versorgung eines hörgeschädigten Nutzers (Hörgerätenutzer). Das Hörgerät ist hierbei ausgebildet, Schallsignale aus der Umgebung aufzunehmen und an den Hörgerätenutzer auszugeben. Hierzu weist das Hörgerät zumindest einen Eingangswandler, insbesondere einen akusto-elektrischen Wandler, wie beispiels-weise ein Mikrofon, auf. Der Eingangswandler nimmt im Betrieb des Hörgeräts Schallsignale (Geräusche, Töne, Sprache, etc.) aus der Umgebung auf, und wandelt diese jeweils in ein elektrisches Eingangssignal um. Das Eingangssignal ist hierbei beispielsweise mehrkanalig ausgeführt. Mit anderen Worten werden die akustischen Signale in ein mehrkanaliges Eingangssignal gewandelt. Das Eingangssignal weist also vorzugsweise mehrere Frequenzkanäle, insbesondere mindestens zwei, vorzugsweise mindestens 20, besonders vorzugsweise mindestens 40, beispielsweise 48 (Frequenz-)Kanäle auf, welche jeweils ein zugeordnetes Frequenzband eines Frequenzbereichs des Hörgeräts abdecken. Beispielsweise ist hierbei ein Frequenzbereich zwischen 0 kHz und 24 kHz in 48 Kanäle unterteilt, so dass Eingangssignale mit 48 Kanälen erzeugt werden.

[0014] Das Hörgerät weist weiterhin einen Ausgangswandler, insbesondere einen elektro-akustischen Wandler, wie beispielsweise einen Hörer, auf. Aus dem elektrischen (mehrkanaligen) Eingangssignal wird ein elektrisches (mehrkanaliges) Ausgangssignal erzeugt, indem das Eingangssignal, beziehungsweise die einzelnen Frequenz- oder Signalkanäle, in einer Signalverarbeitungseinrichtung modifiziert (z.B. verstärkt, gefiltert, gedämpft) werden.

[0015] Das Hörgerät ist beispielsweise als ein HdO-Hörgerät (BTE-Hörgerät) oder IdO-Hörgerät (ITE-Hörgerät) oder als ein RIC-Hörgerät, insbesondere als ein SLIM RIC-Hörgerät, ausgeführt.

[0016] Erfindungsgemäß weist das Hörgerät eine Multifeed-Antennenvorrichtung zur drahtlosen Kommunikation und/oder Signalverbindung mit einem weiteren Hörgerät oder einem externen Bedien- und Anzeigegerät (beispielsweise Smartphone) auf. Die Multifeed-Antennenvorrichtung ist hierbei vorzugsweise für eine Bluetooth-Antennenfrequenz im Bereich zwischen 2402 MHz (Megahertz) und 2480 MHz ausgeführt.

[0017] Die erfindungsgemäße Multifeed-Antennenvorrichtung weist hierbei eine Antenne oder ein Antennenelement mit mindestens zwei Antennenzweigen auf. An jedem Antennenzweig ist eine Leitung (Leiterbahn), insbesondere eine Hochfrequenz-(HF) oder Radiofrequenz-Leitung (RF), angeschlossen. Die Antenne und RF-Leitung des Hörgeräts sind also in mindestens zwei Teile aufgeteilt. Die Leitungen sind an einem gemeinsamen Verschaltungspunkt miteinander verschaltet. Mit anderen Worten sind die Leitungen an dem Verschaltungspunkt zu einer Leitung kombiniert. Diese Leitung ist über einen Filter und ein erstes Anpassungsnetzwerk (matching network) an eine Transceiverschaltung geführt.

[0018] Die nachfolgend auch als Transceiver bezeichnete Transceiverschaltung ist hierbei beispielsweise als ein integrierter Schaltkreis, insbesondere als ein RFIC (radio frequency integrated circuit), ausgeführt.

[0019] Das erste Anpassungsnetzwerk ist hierbei zur Anpassung oder Abstimmung (matching tune) zwischen dem Filter und dem Transceiver beziehungsweise RFIC vorgesehen sowie dafür geeignet und eingerichtet.

[0020] Jedem Antennenzweig ist hierbei ein zweites Anpassungsnetzwerk zur Phasenverschiebung (phase shift) zugeordnet. Die zweiten Anpassungsnetzwerke sind also dazu vorgesehen und eingerichtet eine Phasenverschiebung eines durchlaufenden Signals zu bewirken, also die Phase des Signales zu verändern, wenn das Signal durch das jeweilige zweite Anpassungsnetzwerk läuft. Die zweiten Anpassungsnetzwerke bilden hierbei die Einspeisepunkte oder Antenneneinspeisungen für den jeweiligen Antennenzweig.

[0021] Die zweiten Anpassungsnetzwerke sind hierbei insbesondere dazu vorgesehen und eingerichtet die Phasenverschiebung und die S-Parameter, insbesondere den S11-Parameter, der Antennenzweige abzustimmen oder einzustellen. Unter einem S-Parameter ist hierbei insbesondere die Eingangs-Ausgangs-Beziehung zwischen Anschlüssen (oder Klemmen) in einem elektrischen System zu verstehen, wobei der S11 -Parameter angibt, wie viel Leistung von der Antenne reflektiert wird, und ist daher auch als Reflexionskoeffizient bekannt. Vorzugsweise wird der S11-Parameter mittels der zweiten Anpassungsnetzwerke derart eingestellt, dass er bei einer gegebenen (Antennen-)Frequenz möglichst niedrig ist. Mit den zweiten Anpassungsnetzwerken werden somit die Phasen der zwei Antennenzweige eingestellt und somit die Leistung der Antennenvorrichtung optimiert.

[0022] Für die Abstimmung oder Einstellung der S-Parameter weisen die zweiten Anpassungsnetzwerke beispielsweise Induktoren und Kondensatoren auf. Für die Phasenverschiebung weisen die zweiten Anpassungsnetzwerke beispielsweise eine Kapazität, eine Induktionsspule, einen Chipsatz, eine Diode, ein Balun und eine Mikostreifenleitung (micro strip) als Bauteile oder Komponenten auf. Vorzugsweise weisen die zweiten Anpassungsnetzwerke insbesondere Induktoren und Kondensatoren auf, so dass die Anpassung und die Phasenverschiebung gleichzeitig erfolgen.

[0023] Dadurch ist ein besonders geeignetes Hörgerät mit einer besonders geeigneten Multifeed-Antennenvorrichtung realisiert. Die Verwendung eines Multifeed-Antennenkonzepts ermöglicht eine weitere Verkleinerung oder Miniaturisierung des Hörgeräts beziehungsweise dessen Formfaktors. Durch den Einsatz der zweiten Antennennetzwerke wird weiterhin kein zusätzlicher Phasenschieber benötigt. Weiterhin wird im Gegensatz zu einer herkömmlichen Dipolantenne beispielsweise kein Balun benötigt.

[0024] Das Antennenelement oder die Antennenzweige können beispielsweise durch eine Hauptplatine des Hörgeräts, eine FPC-Antenne (FPC: Flexible Printed Circuit), eine Metallstanz-Antenne (metal stamping antenna), eine Chip-Antenne, eine Keramik-Antenne, oder dergleichen gebildet sein.

[0025] In einer vorteilhaften Weiterbildung ist die Multifeed-Antennenvorrichtung auf einer Leiterplattenanordnung angeordnet. Die Leiterplattenanordnung umfasst hierbei mindestens eine Leiterplatte (Platine). Vorzugsweise wird hierbei eine Mainboard-Platine des Hörgeräts als Strahler beziehungsweise Antenne für die drahtlose Kommunikation oder Signalverbindung verwendet. Dadurch ist eine effektive Nutzung der Haupt- oder Mainboard-Platine des Hörgeräts ermöglicht, ohne die Leistung der Multifeed-Antennenvorrichtung zu beeinträchtigen. Weiterhin sind somit keine zusätzlichen Montagearbeiten zur Versorgung der Multifeed-Antennenvorrichtung, da die Batteriezelle des Hörgeräts ohnehin mit der Leiterplatte verbunden werden soll.

[0026] In einer bevorzugten Ausgestaltung weist die Leiterplattenanordnung zwei Antennenabschnitte und einen Schaltungsabschnitt aufweist, wobei die Antennenabschnitte die Antennenzweige bilden, und wobei die Transceiverschaltung und der Filter sowie das erste Anpassungsnetzwerk auf dem Schaltungsabschnitt angeordnet sind. Die zweiten Anpassungsnetzwerke sind beispielsweise auf dem Schaltungsabschnitt oder auf den jeweiligen Antennenabschnitten angeordnet.

[0027] Die Antennenabschnitte sind beispielsweise als MBGA-Antennenkonzept ausgeführt. Beispielsweise wird die gesamte Mainboard-Platine des Hörgeräts in drei Teile (zwei Antennenabschnitte und einen Schaltungsabschnitt) unterteilt.

[0028] Bei einem herkömmlichen Antennendesign wird das Antennenelement auf einem kontinuierlichen Metall hergestellt, wobei beim Einbau in das Hörgerät der entsprechende Bauraum für das Antennenelement bereitgestellt werden muss. Aufgrund eines begrenzten Bauraums wird somit die Antennenleistung reduziert. Bei einem Antennendesign mit Mehrfacheinspeisung wird das Antennenelement in zwei oder drei kleinere Antennenelemente aufgeteilt. So wird es flexibel und kann den begrenzten Bauraum im Hörgerät effektiv nutzen. Im Vergleich zu einem gewöhnlichen Antennenkonzept weist die Multifeed-Antennenvorrichtung somit eine verbesserte RF-Antennenleistung auf.

[0029] In einer denkbaren Ausführung sind zwischen dem Schaltungsabschnitt und den Antennenabschnitten jeweils ein Einspeisepunkt für die Antennenzweige angeordnet.

[0030] In einer geeigneten Ausbildung sind die Antennenabschnitte räumlich beabstandet zu dem Schaltungsabschnitt angeordnet sind. Die Antennenabschnitte und der Schaltungsabschnitt sind somit insbesondere als separate einzelne Platinen oder Leiterplatten ausgeführt. Dadurch ist der Bauraum im Hörgerät besser oder einfacher nutzbar.

[0031] Nachfolgend sind Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand einer Zeichnung näher erläutert. Darin zeigen:
Fig. 1
in schematischer Darstellung ein Hörgerät,
Fig. 2
in schematischer Darstellung eine Multifeed-Antennenvorrichtung,
Fig. 3
in perspektivischer Darstellung das Hörgerät,
Fig. 4
in perspektivischer Darstellung die Multifeed-Antennenvorrichtung in einer ersten Ausführungsform,
Fig. 5
in perspektivischer Darstellung die Multifeed-Antennenvorrichtung in einer zweiten Ausführungsform, und
Fig. 6
in perspektivischer Darstellung die Multifeed-Antennenvorrichtung in einer dritten Ausführungsform.


[0032] Einander entsprechende Teile und Größen sind in allen Figuren stets mit den gleichen Bezugszeichen versehen.

[0033] Die Fig. 1 zeigt in einer schematischen und vereinfachten Darstellung den prinzipiellen Aufbau eines tragbaren Hörgeräts 2. Das Hörgerät 2 ist hierbei beispielhaft als ein (SLIM-)RIC-Hörhilfegerät ausgestaltet.

[0034] Das Hörgerät 2 umfasst, wie in der Fig. 1 schematisch dargestellt, ein Gerätegehäuse 4 mit einem schlanken oder kompakten Formfaktor. In das Gerätegehäuse 4 sind ein oder mehrere Mikrofone, auch als (akusto-elektrische) Eingangswandler 6 bezeichnet, eingebaut. Mit den Eingangswandlern 6 wird ein Schall beziehungsweise die akustischen Signale in einer Umgebung des Hörgeräts 2 aufgenommen, und in elektrische, mehrkanalige, Eingangssignale 8 gewandelt. Vorzugsweise weisen die Eingangssignale 8 hierbei mehrere Frequenzkanäle, beispielsweise 48 Kanäle im Frequenzbereich zwischen 0 kHz und 28 kHz, auf.

[0035] Eine Signalverarbeitungseinrichtung 10 die ebenfalls in das Gerätegehäuse 4 integriert ist, verarbeitet die Eingangssignale 8. Ein Ausgangssignal 12 der Signalverarbeitungseinheit 10 wird an einen gehäuseexternen Ausgangswandler 14, welcher beispielsweise als ein Lautsprecher oder Hörer ausgeführt ist, übertragen, welcher ein akustisches Signal ausgibt. Der Ausgangswandler 14 ist beispielsweise in einem Dom oder einer Otoplastik 16 angeordnet, welche in den Gehörgang eines Hörgerätenutzers einsetzbar ist.

[0036] Die Energieversorgung des Hörgeräts 2 und insbesondere die der Signalverarbeitungseinrichtung 10 erfolgt durch eine ebenfalls ins Gerätegehäuse 4 integrierte Batterie (Batteriezelle) 18. Das Gerätegehäuse 4 weist eine Ladeschnittstelle 19 (Fig. 3) zum Aufladen der Batterie 18 auf.

[0037] Das Hörgerät 2 weist weiterhin eine Multifeed-Antennenvorrichtung 20 auf, welche beispielsweise für eine drahtlose 2.4 GHz Bluetooth-Signalübertragung in einem ISM-Frequenzband geeignet und eingerichtet (. Über die Multifeed-Antennenvorrichtung 20 ist beispielsweise eine drahtlose Signalverbindung mit einem nicht näher dargestellten Bedien- und Anzeigegerät, insbesondere mit einem Smartphone, realisierbar.

[0038] Nachfolgend ist der Aufbau der Multifeed-Antennenvorrichtung 20 anhand der schematischen und vereinfachten Darstellung der Fig. 2 näher erläutert.

[0039] Die Multifeed-Antennenvorrichtung 20 weist hierbei eine Antenne oder ein Antennenelement mit mindestens zwei Antennenzweigen 22a, 22b auf. An jedem Antennenzweig 22a, 22b ist eine Leitung (Leiterbahn) 24a, 24b angeschlossen, welche an einem gemeinsamen Verschaltungspunkt 26 miteinander zu einer Leitung 28 verschaltet sind. Die Leitung 28 ist über einen Filter 30 und ein Anpassungsnetzwerk 32 an eine Transceiverschaltung 34 geführt. Die Transceiverschaltung 34 ist beispielsweise als ein RFIC ausgeführt.

[0040] Jedem Antennenzweig 22a, 22b ist ein Anpassungsnetzwerk 36a, 36b zur Phasenverschiebung (phase shift) zugeordnet. Die Anpassungsnetzwerke 36a, 36b sind hierbei zwischen dem Verschaltungspunkt 26 und dem jeweiligen Antennenzweig 22a, 22b verschaltet. Die Anpassungsnetzwerke 36a, 36b bilden hierbei die Einspeisepunkte oder Antenneneinspeisungen für den jeweiligen Antennenzweig 22a, 22b.

[0041] Mit den Anpassungsnetzwerken 36a, 36b werden die Phasen der zwei Antennenzweige 22a, 22b eingestellt und die Leistung der Multifeed-Antennenvorrichtung 20 optimiert. Die Anpassungsnetzwerke 36a, 36b sind hierbei insbesondere dazu vorgesehen und eingerichtet die Phasenverschiebung und die S-Parameter, insbesondere den S11-Parameter, der Antennenzweige 22a, 22b abzustimmen oder einzustellen.

[0042] Nachfolgend ist anhand der Fig. 3 und der Fig. 4 ein erstes Ausführungsbeispiel der Multifeed-Antennenvorrichtung 20 näher erläutert.

[0043] Die Fig. 3 zeigt eine perspektivische Darstellung des Hörgeräts 2 mit einem transparent dargestellten Gerätegehäuse 4. Die Signalverarbeitungseinrichtung 10 weist hierbei eine Leiterplattenanordnung auf, welche die Batterie 18 bauraumkompakt innerhalb des Gerätegehäuses 4 umgreift.

[0044] Die Signalverarbeitungseinrichtung 10 weist hierbei eine Mainboard-Platine als Leiterplattenordnung 38 auf, auf welcher die Multifeed-Antennenvorrichtung 20 angeordnet ist. Die Leiterplattenanordnung 38 weist hierbei drei räumlich getrennte Teile oder Abschnitte 40, 42a, 42b auf. Der nachfolgend auch als Schaltungsabschnitt 40 bezeichnete Teil der Leiterplattenanordnung 38 weist den Filter 30 und das Anpassungsnetzwerk 32 sowie die Transceiverschaltung 34 auf. Die nachfolgend auch als Antennenabschnitte 42a, 42b bezeichneten Teile der Leiterplattenanordnung 38 bilden gemäß einem MBGA-Antennenkonzept jeweils einen der Antennenzweige 22a, 22b. Die Anpassungsnetzwerke 36a, 36b sind hierbei jeweils im Übergangsbereich zwischen dem Schaltungsabschnitt 40 und den Antennenabschnitten 42a, 42b angeordnet.

[0045] Das Hörgerät 2 ist beispielsweise als ein binaurales Hörgerät mit zwei Einzelgeräten ausgeführt, wobei in den Gerätegehäusen 4 jeweils eine zweite Antennenvorrichtung 44 für eine Signalverbindung zwischen den Einzelgeräten, welche auch als Ohr-zu-Ohr oder Ear-to-Ear (e2e) Kommunikation bezeichnet ist, angeordnet ist. Die Antennenvorrichtung 44 ist hierbei insbesondere als magnetisch-induktive Antenne (MI-Antenne) realisiert.

[0046] Wie insbesondere in der Fig. 3 ersichtlich ist, ist über den mehrteiligen Aufbau der Multifeed-Antennenvorrichtung 20 ein besonders bauraumeffizientes Antennendesign realisiert. Der Antennenabschnitt 42a ist hierbei im Bereich der Eingangswandler 6 und des Ausgangswandlers 14 angeordnet, wobei sich der Antennenabschnitt 40 entlang der Batterie 18 erstreckt. Der Antennenabschnitt 42b umgreift abschnittsweise die Batterie 18 und die Antennenvorrichtung 44.

[0047] In den Figuren 5 und 6 ist eine zweite und dritte Ausführungsform der Multifeed-Antennenvorrichtung 20 gezeigt. In diesen Ausführungen ist der Antennenzweig 22a beziehungsweise der Antennenabschnitt 42a nicht als MGBA sondern als ein weiterer Leiterplattenzweig ausgebildet. Die Ausführungen der Fig. 5 und Fig. 6 unterscheiden sich hierbei lediglich in der Anordnung des Einspeisepunktes beziehungsweise der Anordnung des Anpassungsnetzwerks 36a.

[0048] Die beanspruchte Erfindung ist nicht auf die vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt. Vielmehr können auch andere Varianten der Erfindung von dem Fachmann hieraus im Rahmen der offenbarten Ansprüche abgeleitet werden, ohne den Gegenstand der beanspruchten Erfindung zu verlassen. Insbesondere sind ferner alle im Zusammenhang mit den verschiedenen Ausführungsbeispielen beschriebenen Einzelmerkmale im Rahmen der offenbarten Ansprüche auch auf andere Weise kombinierbar, ohne den Gegenstand der beanspruchten Erfindung zu verlassen.

Bezugszeichenliste



[0049] 
2
Hörgerät
4
Gerätegehäuse
6
Eingangswandler
8
Eingangssignale
10
Signalverarbeitungseinrichtung
12
Ausgangssignal
14
Ausgangswandler
16
Otoplastik
18
Batterie
19
Ladeschnittstelle
20
Multifeed-Antennenvorrichtung
22a, 22b
Antennenzweig
24a, 24b
Leitung
26
Verschaltungspunkt
28
Leitung
30
Filter
32
Anpassungsnetzwerk
34
Transceiverschaltung
36a, 36b
Anpassungsnetzwerk
38
Leiterplattenanordnung
40
Schaltungsabschnitt
42a, 42b
Leiterplattenabschnitt
44
Antennenvorrichtung



Ansprüche

1. Hörgerät (2), insbesondere Hörhilfegerät, aufweisend eine Multifeed-Antennenvorrichtung (20) mit mindestens zwei Antennenzweigen (22a, 22b),

- wobei jeder Antennenzweig (22a, 22b) an eine Leitung (24a, 24b) angeschlossen ist,

- wobei die Leitungen (24a, 24b) an einem Verschaltungspunkt (26) miteinander verschaltet und über einen Filter (30) und ein erstes Anpassungsnetzwerk (32) an eine Transceiverschaltung (34) geführt sind, und

- wobei jedem Antennenzweig (22a, 22b) ein zweites Anpassungsnetzwerk (36a, 36b) zur Phasenverschiebung und zur Anpassung zugeordnet ist.


 
2. Hörgerät (2) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Multifeed-Antennenvorrichtung (20) auf einer Leiterplattenanordnung (38) angeordnet ist.
 
3. Hörgerät (2) nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Leiterplattenanordnung (38) zwei Antennenabschnitte (42a, 42b) und einen Schaltungsabschnitt (40) aufweist, und dass die Antennenabschnitte (42a, 42b) die Antennenzweige (22a, 22b) bilden.
 
4. Hörgerät (2) nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass zwischen dem Schaltungsabschnitt (40) und den Antennenabschnitten (42a, 42b) jeweils ein Anpassungsnetzwerk (36a, 36b) angeordnet ist.
 
5. Hörgerät (2) nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Antennenabschnitte (42a, 42b) räumlich beabstandet zu dem Schaltungsabschnitt (40) angeordnet sind.
 
6. Multifeed-Antennenvorrichtung (20) für ein Hörgerät (2) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, aufweisend mindestens zwei Antennenzweige (22a, 22b),

- wobei jeder Antennenzweig (22a, 22b) an eine Leitung (24a, 24b) angeschlossen ist,

- wobei die Leitungen (24a, 24b) an einem Verschaltungspunkt (26) miteinander verschaltet und über einen Filter (30) und ein erstes Anpassungsnetzwerk (32) an eine Transceiverschaltung (34) geführt sind, und

- wobei jedem Antennenzweig (22a, 22b) ein zweites Anpassungsnetzwerk (36a, 36b) zur Phasenverschiebung und zur Anpassung zugeordnet ist.


 




Zeichnung













Recherchenbericht









Recherchenbericht