[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur mehrachsigen Umformung eines
hohlen Werkstücks, insbesondere eines Vierkant-Rohres, eines Sechskant-Rohres oder
eines anderen polygonalen hohlen Werkstücks.
[0002] Verschiedene technische Prozesse erfordern das mehrachsige Umformen hohler Werkstücke
wie Rohre oder dergleichen, namentlich das mehrachsige Umformen derartiger Rohre etc.
unter Verengung des eingeschlossenen Hohlraumes im Sinne einer Verringerung des Hohlraum-Querschnitts.
Bei rohrartigen und vergleichbaren Werkstücken mit rundem Querschnitt kommen hierfür
als solches bekannte und gebräuchliche Radialpressen (vgl. das Sortiment der Uniflex-Hydraulik
GmbH, Karben) zum Einsatz, bei denen typischerweise acht Pressbacken, welche einander
bezüglich einer Pressachse jeweils paarweise gegenüberstehen, unter der Wirkung einer
(z. B. hydraulisch, elektrisch oder manuell betätigten) Antriebseinheit synchron radial
nach innen in Richtung auf die Pressachse bewegt werden. Die betreffenden Pressbacken
verfügen dabei radial innen über eine konkav gewölbte Pressfläche mit einer an die
finale Geometrie des umzuformenden runden Werkstücks, d. h. dessen Sollgeometrie nach
erfolgter Radialverpressung, angepassten Geometrie.
[0003] Die
DE 10 2012 205 855 A1 offenbart ein Verfahren zum Formen eines Teils aus einem einen hohlen Abschnitt enthaltenden
Werkstück in einer Presse. Ebenfalls offenbart ist ein bei der Durchführung eines
solchen Verfahrens verwendbarer Innendorn für den zu formenden hohlen Abschnitt. Hierbei
wird der hohle Abschnitt des Werkstücks mit Dornmaterial gefüllt, welches zum Formen
des Dorns in dem hohlen Abschnitt innerhalb des Werkstücks umgewandelt wird. Es werden
diverse mögliche Dornmaterialien erwähnt wie insbesondere Gas, Kautschukmischung,
Granulat, Ton und Sand; ebenfalls erwähnt werden gelierbares und/oder schäumbares
Material sowie Material, welches bei einer Übergangstemperatur seine Viskosität ändert.
[0004] Aus der
JP 2002 113 524 A ist ein zum Einsetzen in ein zu bearbeitendes Rohr bestimmter Kern bekannt, der dazu
dient, das Auftreten von Formfehlern bei der Bearbeitung des Rohres zu verhindern.
Der Kern besteht aus einer zylindrischen Blase, welche, nachdem sie in das Rohr eingesetzt
worden ist, mittels eines unter Druck zugeführten Fluids zur festen Anlage an der
Innenwand des Rohres expandiert wird.
[0005] Die
US 5 823 031 A offenbart einen zum Aufweiten eines Rohres bestimmten, in das Rohrinnere einsetzbaren
expandierbaren Kern. Dieser umfasst einen zylindrischen Block aus einem flexiblen
Material, durch den hindurch sich ein mit einem Zugantrieb verbundenes Zugglied erstreckt,
mittels dessen zwei einander gegenüberliegend stirnseitig an dem Block angeordnete
Druckplatten aufeinander zu bewegt werden können, um den Block radial aufzuweiten.
Zu verwenden ist ein solcher expandierbarer Kern insbesondere zur Formgebung eines
Rohres in einer Matrize.
[0006] Die vorliegende Erfindung ist darauf gerichtet, den Stand der Technik, der im Hinblick
auf das mehrachsige Umformen hohler Werkstücke wie Rohre oder dergleichen, namentlich
das mehrachsige Umformen derartiger Rohre etc. unter Verengung des eingeschlossenen
Hohlraumes im Sinne einer Verringerung des Hohlraum-Querschnitts existiert, hinsichtlich
des erzielbaren Ergebnisses der mehrachsigen Umformung eines hohlen Werkstücks zu
verbessern. Insbesondere soll eine technisch besonders brauchbare Lösung bereitgestellt
werden, wenn ein polygonales hohles Werkstück, insbesondere ein Vier- oder Sechskant-Rohr,
unter Verengung des eingeschlossenen Hohlraumes mehrachsig umzuformen ist. Als ein
besonders wesentlicher Aspekt der technischen Brauchbarkeit wird dabei eine hinreichende
Reproduzierbarkeit der entsprechenden mehrachsigen Umformung angesehen, was hinwiederum
insbesondere bedeutet, dass die Verengung des hohlen Werkstücks im Bereich von dessen
mehrachsiger Umformung nicht ungewollt zu einer Änderung der prinzipiellen polygonalen
Form des Werkstücks führt.
[0007] Gelöst wird die vorstehend angegebene Aufgabenstellung gemäß der vorliegenden Erfindung
durch das in Anspruch 1 angegebene Verfahren. Demgemäß umfasst - gemäß der vorliegenden
Erfindung - ein Verfahren zur mehrachsigen Umformung eines hohlen Werkstücks, insbesondere
eines Vier- oder Sechskant-Rohres oder sonstigen polygonalen hohlen Werkstücks, die
folgenden Schritte:
- a) Bereitstellen des umzuformenden hohlen Werkstücks;
- b) Einbringen eines Stützkerns in den Hohlraum des Werkstücks, wobei der Stützkern
zwei Endplatten, eine zwischen diesen aufgenommene rieselfähige oder pastöse Füllung
und eine die Endplatten miteinander verbindende, einen Zuganker aufweisende Zugstruktur
umfasst;
- c) Verspannen der Endplatten gegeneinander mittels der Zugstruktur unter Einspannung
der Füllung in den durch die Endplatten begrenzten Werkstück-Hohlraum;
- d) Einlegen der Werkstück-Stützkern-Gesamtheit in eine Radialpresse mit einer Mehrzahl
von synchron radial auf eine Pressachse bewegbaren Pressbacken;
- e) Umformung des Werkstücks in der Radialpresse unter Verringerung mindestens zweier
Radialabmessungen des Werkstückes durch Einwirkung der Pressbacken auf dieses;
- f) Öffnen der Radialpresse;
- g) Entnehmen des umgeformten Werkstücks aus der Radialpresse;
- h) Entnehmen des Stützkerns aus dem Hohlraum des Werkstücks.
[0008] Ein zentraler, wesentlicher, mit den übrigen Aspekten des erfindungsgemäßen Verfahrens
synergetisch zusammenwirkender Aspekt der vorliegenden Erfindung besteht demgemäß
in der Abstützung des - insbesondere polygonalen - hohlen Werkstücks bei dessen Umformung
von innen her, und zwar durch einen Stützkern, welcher sich in charakteristischer
Weise hinwiederum dadurch auszeichnet, dass er insbesondere zwei mittels einer sich
durch den Hohlraum des hohlen Werkstücks hindurch erstreckenden Zugstruktur gegeneinander
verspannte Endplatten und eine zwischen diesen aufgenommene rieselfähige oder pastöse
Füllung umfasst.
[0009] Die in Umsetzung der vorliegenden Erfindung mögliche Form der Abstützung des hohlen
Werkstücks von innen her reduziert substantiell die Gefahr, dass das hohle Werkstück
bei seiner Umformung ungewollt seine prinzipielle Form verändert; denn der Stützkern
stellt, wie dargelegt, eine das Werkstück von innen her stützende, dem Einfallen der
Wände entgegenwirkende Wirkung bereit. Dies gilt in ganz besonderem Maße bei der Umformung
eines polygonalen hohlen Werkstücks; denn hier ist die vorteilhafte Wirkung der Erfindung,
dass nämlich dem Einfallen der jeweils durch zwei einander benachbarte Kanten begrenzten,
zunächst ebenen Wandungsabschnitte eines polygonalen hohlen Werkstücks nach innen
entgegengewirkt wird, besonders ausgeprägt. Soweit der innen in dem Werkstück wirkende
Stützkern zu Beginn der Radialverpressung - bei der Umformung eines polygonalen Werkstücks
setzt diese typischerweise zunächst an den Kanten des polygonalen Werkstücks an, nachdem
dort die Pressbacken zuerst aufsetzen - ein (leichtes) Auswölben der jeweils durch
zwei einander benachbarte Kanten begrenzten, zunächst ebenen Wandungsabschnitte nach
außen nach sich zieht, bleibt dies eine vorübergehende Deformation ohne nachteilige
Folgen; denn ein solches lokales leichtes Auswölben nach außen wird durch die später
dort aufsetzenden Pressbacken wieder korrigiert, so dass jedenfalls am Ende der Radialverpressung
die prinzipielle polygonale Form des radial verpressten Werkstücks optimal jener des
Werkstücks vor der Radialverpressung entspricht. Indem sich in Anwendung der vorliegenden
Erfindung ein Einfallen der Wände verhindern lässt, lassen sich beispielsweise örtlich
verengte Vier- oder Sechskantrohre herstellen, die im Bereich der Verengung einen
Vier- bzw. Sechskant-Querschnitt mit vier bzw. sechs zumindest im Wesentlichen ebenen
Wandabschnitten aufweisen.
[0010] Die Nachgiebigkeit einer rieselfähigen, den Hohlraum des hohlen Werkstücks zumindest
in der Umformzone ausfüllenden Füllung, damit diese eine die Wandung des Werkstücks
definiert abstützende, die Umformung allerdings nicht verhindernde Wirkung entfaltet,
lässt sich im Rahmen der vorliegenden Erfindung auf verschiedene Weise erreichen.
Gemäß einer ersten bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung besteht die rieselfähige
Füllung aus Partikeln eines Materials, welches bei den sich beim Umformen des Werkstücks
in der Füllung einstellenden Drücken definiert kompressibel ist. Hier kommen insbesondere
geeignete Elastomere in Betracht.
[0011] In bevorzugter alternativer Ausgestaltung ist das Material, aus dem die die rieselfähige
Füllung bildenden Partikel bestehen, bei den sich einstellenden Drücken indessen nicht
kompressibel; allerdings sind die Füllungspartikel in solcher Weise (plastisch und/oder
elastisch) verformbar, dass sich unter dem sich beim Umformen des Werkstücks in dessen
Hohlraum aufbauenden Druck - unter Verringerung des zwischen den Füllungspartikeln
verbleibenden Porenvolumens - die Packungsdichte der Füllungspartikel (und somit die
Dichte der Füllung als Ganzes) erhöht. Ein vergleichbarer Effekt lässt sich mit einem
Füllungsmaterial erreichen, bei dem Füllungspartikel sich beim Umformen des hohlen
Werkstücks - unter der Wirkung des sich im Zuge der Umformung erhöhenden Drucks -
in mehrere Fragmente zerlegen; denn auch dies führt zu einer Verringerung des zwischen
den (teilweise zerkleinerten) Füllungspartikeln verbleibenden Porenvolumens und somit
einer definierten Steigerung der Dichte der Füllung als Ganzes, wenn sich beim Umformen
des hohlen Werkstücks in dessen Hohlraum ein entsprechend hoher Druck aufbaut. Insoweit
kommt für die Füllungspartikel insbesondere ein mineralisches und/oder keramisches
Material in Betracht. Ein insoweit für übliche Anwendungen der Erfindung geeignetes
FüllungsMaterial ist Sand, der ggf. mit die Druckbeständigkeit und/oder die Fließfähigkeit
modifizierenden chemischen Zusätzen versetzt sein kann; beispielsweise kann das Füllungsmaterial
so auf eine pastöse, etwa mit weicher Knete vergleichbare Konsistenz eingestellt werden.
[0012] Im Hinblick auf eine mehrfache Verwendbarkeit der rieselfähigen Füllung ist von den
vorstehend dargelegten Varianten jene mit elastisch verformbaren Partikeln besonders
zu bevorzugen.
[0013] Eine wiederum andere bevorzugte Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens, bei
welcher die (ggf. pastöse) Füllung beim Umformen des hohlen Werkstücks seine Dichte
nicht (oder zumindest nicht wesentlich) ändert, zeichnet sich dadurch aus, dass eben
beim Umformen des Werkstücks in der Radialpresse der Abstand zwischen den Endplatten
zunimmt. Der sich reduzierende Querschnitt des Werkstücks in der Umformzone wird somit
durch eine definierte Ausdehnung der Füllung längs der Achse des Werkstücks (zumindest
teilweise) kompensiert. Dies kann insbesondere erreicht werden durch eine definierte
Dehnung der die beiden Endplatten, zwischen denen die Füllung eingespannt ist, gegeneinander
verspannenden Zugstruktur. Technische Ausgestaltungen hierzu können insbesondere sein
eine Dehnung des sich zwischen den beiden Endplatten erstreckenden Zugankers oder
eine Stauchung von (außerhalb des mit der rieselfähigen Füllung ausgefüllten Hohlraums
angeordneten) Druckfedern, über welche sich die Endplatten an dem durch sie hindurchtretenden
Zuganker abstützen.
[0014] Ersichtlich können, worauf zur Vermeidung von Fehlvorstellungen vorsorglich hinzuweisen
ist, im Rahmen der vorliegenden Erfindung auch mehrere der vorstehend erläuterten
Mechanismen kombinatorisch wirkend implementiert werden.
[0015] Die zwischen den beiden Endplatten vorhandene, den Hohlraum des umzuformenden Werkstücks
ausfüllende Füllung ist - gemäß einer bevorzugten Weiterbildung der Erfindung - in
einer nachgiebigen, z. B. membranartigen Hülle aufgenommen, deren charakteristische
Eigenschaften wie Festigkeit und Dehnbarkeit insbesondere denen eines handelsüblichen
Luftballons ähneln können. Auf diese Weise kommt die rieselfähige oder pastöse Füllung
nicht direkt mit der Innenwand des hohlen Werkstücks in Berührung. Das reduziert die
Gefahr, dass sich beim Umformen des Werkstücks an dessen innerer Oberfläche Füllungs-Partikel
festsetzen und somit das Werkstück innen verunreinigen. Im Übrigen hat eine solche
"Kapselung" der Füllung Vorteile bei dem Entnehmen des Stützkerns aus dem Werkstück
und seiner anschließenden Wiederverwendung.
[0016] Dem leichten Entfernen des Stützkerns aus dem Werkstück nach dessen Umformung kommt
entgegen, wenn die Endplatten nicht passgenau in das Werkstück hineinpassen, sondern
vielmehr jeweils ein lichter Ringspalt zwischen Endplatte und Werkstück verbleibt.
Um das Eindringen von Füllung in diesen Ringspalt zu verhindern, ist auf der jeweils
der Füllung zugewandten Seite der jeweiligen Endplatte besonders bevorzugt eine Dichtung
angeordnet, welche - den Ringspalt überbrückend - sowohl an der Endplatte als auch
an der Innenfläche des Werkstücks dicht anliegt.
[0017] Es ist zu betonen, dass die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile zwar bei der Radialumformung
polygonaler hohler Werkstücke in besonders ausgeprägtem Maße zum Tragen kommen, sich
hingegen nicht auf diese Anwendung beschränken. Auch bei Rohren oder sonstigen hohlen
Werkstücken mit anderen - z. B. runden oder ovalen - Querschnittsgeometrien lässt
sich die vorliegende Erfindung mit Vorteil einsetzen.
[0018] Eine andere bevorzugte Weiterbildung der vorliegenden Erfindung zeichnet sich dadurch
aus, dass die Zugstruktur als Zuganker mindestens eine zumindest abschnittsweise mit
einem Außengewinde versehene Stange und eine mit dieser zusammenwirkende Spannmutter
umfasst. Gegebenenfalls, nämlich insbesondere dann, wenn eine Vergrößerung des Abstandes
zwischen den Endplatten während der Umformung des Werkstücks (s. o.) erwünscht ist,
aber die Stange nur eine sehr geringe Nachgiebigkeit aufweist, kann die Zugstruktur
zusätzlich noch eine zwischen der Spannmutter und der benachbarten Endplatte des Stützkerns
angeordnete, eine definierte Nachgiebigkeit bereitstellende Druckfeder (z. B. in Form
Tellerfeder bzw. eines Tellerfederpakets oder einer Schraubenfeder) umfassen.
[0019] Unabhängig von der individuellen Ausführung der rieselfähigen Füllung und der Zugstruktur
des Stützkerns ist gemäß einer wiederum anderen bevorzugten Weiterbildung des erfindungsgemäßen
Verfahrens vorgesehen, dass beim Entnehmen des Stützkerns aus dem Hohlraum des Werkstücks
(nach dessen Umformung) die beiden Endplatten zu unterschiedlichen Seiten aus dem
Hohlraum des Werkstücks entnommen werden. Bei dieser Weiterbildung wird, mit anderen
Worten, nach der erfolgten Umformung des polygonalen Werkstücks der Stützkern in dem
umgeformten Werkstück zerlegt in dem Sinne, dass mindestens eine der beiden Endplatten
von der Zugstruktur getrennt wird, so dass sie zu einer anderen Seite hin aus dem
Werkstück entnommen werden kann als der Zuganker der Zugstruktur. Durch eine solche
Zerlegbarkeit des Stützkerns lässt sich eine sehr genaue Anpassung der Geometrie der
Endplatten des Stützkerns an den Querschnitt des Hohlraumes des polygonalen Werkstücks
außerhalb der Verformungszone vornehmen, was sich für das Ergebnis der Umformung als
vorteilhaft erweist, insbesondere im Sinne eines hohen Grades an Reproduzierbarkeit.
Die Endplatten können nämlich auf diese Weise dazu beitragen, den Bereich der Umformung
des Werkstücks durch seine Radialverpressung in axialer Richtung definiert zu begrenzen.
[0020] Gemäß den vorstehenden Erläuterungen des erfindungsgemäßen Verfahrens zeichnet sich,
gemäß einem anderen Aspekt der vorliegenden Erfindung, ein zur Verwendung bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren geeigneter Stützkern dadurch aus, dass er zwei polygonale
Endplatten, eine diese miteinander verbindende Zugstruktur und eine zwischen den Endplatten
aufnehmbare rieselfähige Füllung umfasst. Hinsichtlich weiterer bevorzugter Gestaltungsmerkmale
des Stützkerns wird - zur Vermeidung von Wiederholungen - auf die vorstehenden Ausführungen
und auf die nachfolgende Erläuterung eines bevorzugten Ausführungsbeispiels der vorliegenden
Erfindung verwiesen, welches in der Zeichnung veranschaulicht ist.
[0021] Dabei zeigt
- Fig. 1
- einen senkrecht zur Pressachse geführten Vertikalschnitt durch den hier maßgeblichen
Bereich einer als Jochpresse ausgeführten Radialpresse mit eingelegter Werkstück-Stützkern-Gesamtheit,
und zwar in vollständig geöffneter Konfiguration vor Beginn der Radialverpressung,
- Fig. 2
- die Radialpresse mit eingelegter Werkstück-Stützkern-Gesamtheit gemäß Fig. 1 in vollständig
geschlossener Konfiguration nach Abschluss der Radialverpressung und
- Fig. 3
- einen Längsschnitt durch die der Radialpresse nach Beendigung der Radialverpressung
und Öffnen der Radialpresse entnommene Werkstück-Stützkern-Gesamtheit.
[0022] Die in der Zeichnung teilweise schematisch veranschaulichte Radialpresse orientiert
sich hinsichtlich ihrer Konzeption, ihrer Bau- und Funktionsweise sowie ihrer strukturellen
Merkmale an dem hinlänglich bekannten Stand der Technik (vgl. beispielsweise
DE 10 2011 015 706 A1,2 sowie das Produktprogramm der Uniflex-Hydraulik GmbH, DE-61184 Karben). Sie umfasst
eine (nicht gezeigte) Basis, ein zu dieser stationäres Unterjoch 1 und ein Oberjoch
2, welches mittels einer - nur im Umfang der Zugstangen 3 angedeuteten - Antriebseinheit
relativ zu dem Unterjoch 1 vertikal auf und ab bewegbar ist (vgl. Doppelpfeil B).
Die Radialpresse weist in bekannter Weise acht gleichmäßig und konzentrisch um eine
Pressachse X herum angeordnete Grundbacken 4 auf, welche infolge der Relativbewegung
von Oberjoch 2 und Unterjoch 1 bezüglich einander synchron - beim Absenken des Oberjochs
2 - radial in Richtung auf die Pressachse X und - beim Hochfahren des Oberjochs 2
- radial von der Pressachse X weg bewegbar sind. Zwischen einander benachbarten Grundbacken
4 wirken jeweils Rückstellfedern 5. Die Grundbacken 4 weisen jeweils radial innen
eine zylindrisch gewölbte Anlagefläche 6 für auswechselbar an ihnen anbringbare Pressbacken
7 auf.
[0023] Da die Radialpresse zum Radialverpressen eines beispielhaft als Vierkantrohr 8 mit
quadratischem Querschnitt ausgeführten polygonalen Werkstücks W hergerichtet ist,
sind die radial innen an den Pressbacken 7 vorgesehenen Pressflächen 9 spezifisch
ausgeführt; vier der Pressbacken 7 verfügen über ebene Pressflächen 9.1, die Pressflächen
9.2 der anderen vier Pressbacken 7 sind demgegenüber winkelförmig gekehlt. Die Ausführung
der Pressflächen 9.1 und 9.2 ist dabei dergestalt aufeinander abgestimmt, dass diese
bei vollständig geschlossener Radialpresse (vgl. Fig. 2) einen quadratischen Querschnitt
definieren.
[0024] Bevor das Vierkantrohr 8 in der entsprechend hergerichteten Radialpresse der Radialverpressung
(vgl. Figuren 1 und 2) unterzogen wird, wird in das Vierkantrohr 8 ein Stützkern 10
(vgl. Fig. 3) eingebracht. Dieser umfasst zwei Endplatten 11 mit einer an den Innen-Querschnitt
des (unverformten) Vierkantrohres angepassten Geometrie, eine die beiden Endplatten
11 miteinander verbindende Zugstruktur 12 und eine in dem Innenraum des Vierkantrohres
8 zwischen den beiden Endplatten 11 aufgenommene rieselfähige Füllung 13. Die Zugstruktur
12 umfasst dabei ihrerseits einen Zuganker 15 in Form einer endseitig mit Gewinden
14 versehenen Zugstange, welche beidseits durch im Wesentlichen mittig in den Endplatten
11 vorgesehene Bohrungen 16 hindurchtritt, sowie an jedem der beiden Endbereiche des
Zugankers 15 eine Spannmutter 17, eine ihrerseits durchbohrte Druckplatte 18 und eine
Druckfeder 19. Letztere stützt sich außen an der zugeordneten Endplatte 11 ab und
übt so auf diese eine Vorspannkraft gegen die rieselfähige Füllung 13 aus. Diese besteht
aus Quarzsand.
[0025] Bei der Radialverpressung des Vierkantrohres 8 reduziert sich in dem Umformbereich
U der Querschnitt des Hohlraumes. Soweit diese Querschnittsreduktion nicht durch eine
entsprechenden Verdichtung der zwischen den beiden Endplatten 11 eingeschlossenen
rieselfähigen Füllung 13 kompensiert werden kann, erfolgt deren Verdrängung in axialer
Richtung unter entsprechender Verschiebung der Endplatten 11 nach außen gegen die
Vorspannkraft der Druckfedern 19. Je nach der individuellen Ausführung (Länge, Durchmesser,
Material) des Zugankers 15 und der Abstimmung auf die Federhärte der Druckfedern 19
kann sich im Zuge der Radialverpressung des Vierkantrohres 8 synchron zu der Kompression
der Druckfedern 19 die Zugstange mehr oder weniger ausgeprägt längen.
[0026] Nach dem Abschluss der Radialverpressung und dem Öffnen der Radialpresse wird das
umgeformte Vierkantrohr 8 mitsamt des Stützkerns 10, d. h. die Werkstück-Stützkern-Gesamtheit
der Radialpresse entnommen. Die Zugstruktur 12 wird gelöst, indem auf einer der beiden
Seiten die Spannmutter 17 von der Zugstange abgeschraubt und die Spannmutter 17 sowie
die Druckplatte 18 und die Druckfeder 19 dem Hohlraum des Vierkantrohres 8 entnommen
werden. Anschließend wird die Zugstange zu der entgegengesetzten Richtung (samt der
auf jener Seite befindlichen Spannmutter 17, Druckplatte 18 und Druckfeder 19) aus
dem Vierkantrohr 8 ausgetrieben. Abschließend werden die beiden Endplatten 11 zu unterschiedlichen
Seiten aus dem Vierkantrohr 8 entnommen und die Füllung 13 aus diesem herausgeschüttelt.
[0027] Erkennbar ist in Fig. 3 - beispielhaft an der links dargestellten Endplatte 1 veranschaulicht
- auch die Ausführung der Endplatte 11 mit einer dergestalt gegenüber den Innenabmessungen
des Vierkantrohres 8 reduzierten Kontur, dass zwischen der Endplatte 11 und dem Vierkantrohr
8 ein schmaler Ringspalt 20 verbleibt. Dieser Ringspalt 20 wird durch eine innen auf
der Endplatte 11 aufliegende, mit ihrem Umfangsrand dicht an der Innenwand des Vierkantrohres
8 anliegende Dichtung 21 überbrückt.
1. Verfahren zur mehrachsigen Umformung eines hohlen Werkstücks (W), insbesondere eines
Vierkant-Rohres (8), eines Sechskant-Rohres oder eines anderen polygonalen hohlen
Werkstücks, umfassend die folgenden Schritte:
a) Bereitstellen des umzuformenden hohlen Werkstücks (W);
b) Einbringen eines Stützkerns (10) in den Hohlraum des Werkstücks (W), wobei der
Stützkern (10) zwei Endplatten (11), eine zwischen diesen aufgenommene rieselfähige
oder pastöse Füllung (13) und eine die Endplatten (11) miteinander verbindende, einen
Zuganker (15) aufweisende Zugstruktur (12) umfasst;
c) Verspannen der Endplatten (11) gegeneinander mittels der Zugstruktur (12) unter
Einspannung der Füllung (13) in den durch die Endplatten (11) begrenzten Werkstück-Hohlraum;
d) Einlegen der Werkstück-Stützkern-Gesamtheit in eine Radialpresse mit einer Mehrzahl
von synchron radial auf eine Pressachse (X) bewegbaren Pressbacken (7);
e) Umformung des Werkstücks (W) in der Radialpresse unter Verringerung mindestens
zweier Radialabmessungen des Werkstückes durch Einwirkung der Pressbacken (7) auf
dieses;
f) Öffnen der Radialpresse;
g) Entnehmen des umgeformten Werkstücks (W) aus der Radialpresse;
h) Entnehmen des Stützkerns (12) aus dem Hohlraum des Werkstücks (W).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Partikel der rieselfähigen Füllung (13) aus einem kompressiblen Material bestehen.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Partikel der rieselfähigen Füllung (13) aus einem inkompressiblen Material bestehen.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass beim Umformen des hohlen polygonalen Werkstücks (W) die Packungsdichte der Partikel
der rieselfähigen Füllung (13) gegen einen Widerstand gesteigert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine aus Sand und mindestens einem die Druckfestigkeit und/oder die Fließfähigkeit
modifizierenden chemischen Zusatz bestehende pastöse Füllung zum Einsatz kommt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass bei Schritt e) der Abstand zwischen den Endplatten (11) zunimmt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass bei Schritt e) die Zugstruktur (12) gedehnt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass bei Schritt e) der Zuganker (15) gedehnt wird
9. Verfahren nach Anspruch 6 oder Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass bei Schritt e) mindestens eine der Zugstruktur (12) zugehörige Druckfeder (19) gestaucht
wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass bei Schritt h) die beiden Endplatten (11) zu unterschiedlichen Seiten aus dem Hohlraum
des Werkstücks (W) entnommen werden.
11. Stützkern zur Verwendung bei dem Verfahren nach Anspruch 1, umfassend zwei Endplatten
(11), eine diese miteinander verbindende Zugstruktur (12) und eine zwischen den Endplatten
aufnehmbare rieselfähige oder pastöse Füllung (13).
12. Stützkern nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die rieselfähige Füllung (13) aus mineralischem Material besteht.
13. Stützkern nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die rieselfähige Füllung (13) aus Keramik-Partikeln besteht.
14. Stützkern nach einem der Ansprüche 11 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass der Zuganker (15) der Zugstruktur (12) mindestens an einem Endabschnitt mit einem
Außengewinde versehen ist, mit welchem eine Spannmutter (17) zusammenwirkt.
15. Stützkern nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die pastöse Füllung aus Sand und mindestens einem die Druckfestigkeit und/oder die
Fließfähigkeit modifizierenden chemischen Zusatz besteht.
16. Stützkern nach einem der Ansprüche 11 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Füllung (13) in einer nachgiebigen, z. B. membranartigen Hülle aufgenommen ist.