Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft die durch maschinelles Lernen gestützte Applikation von Funktionen,
welche innerhalb einer Steuereinheit einer Fahrzeugkomponente angeordnet sind.
Hintergrund
[0002] Steuereinheiten von Fahrzeugkomponenten umfassen eine Vielzahl von Funktionen zur
Steuerung der Fahrzeugkomponenten. Diese Funktionen sind softwaretechnisch innerhalb
der Steuereinheiten der Fahrzeugkomponenten implementiert. Hierbei wird eine Vielzahl
der Funktionen unter Anwendung von Kennzahlen, Kennlinien, Kennfeldern oder auch mehrdimensionalen
Kennräumen anstelle mittels realer mathematischer Operationen berechnet. Kennzahlen,
Kennlinien, Kennfelder und mehrdimensionale Kennräume, im Folgenden als Steuerparameter
bezeichnet, enthalten somit Zuweisungen von Zahlenwerten, welche entsprechend einer
oder mehrerer Eingangsgrößen eine oder mehrere Ausgangsgrößen erzeugen. Um die Zuweisung
und somit das Verhalten der einzelnen Funktionen zu beeinflussen, umfassen Steuerparameter
Kalibrierungswerte. Um das Verhalten einzelner Funktionen zu verändern, müssen die
Kalibrierungswerte angepasst werden. Dieser Vorgang ist auch unter dem Begriff Applikation
bekannt. Innerhalb einer Fahrzeugkomponente wird eine Vielzahl von Funktionen, welche
beispielsweise das Brennverfahren einer Brennkraftmaschine steuern, stetig angepasst
und mit Hinblick auf die durch eine Brennkraftmaschine als die Fahrzeugkomponente
erzeugten Abgasemissionen als Zielgröße optimiert. Zur Applikation von Funktionen
von Steuereinheiten müssen verschiedene Messparameter vermessen werden, welche ebenfalls
Kennzahlen, Kennlinien, Kennfelder sowie mehrdimensionale Kennräume umfassen können.
Zur Applikation von Funktionen von Brennkraftmaschinen als Fahrzeugkomponente, bei
welchen beispielsweise das Brennverfahren mittels Nockenwellen gesteuert wird, müssen
entsprechend verschiedene Nockenwellenvariationen als Messparameter für sämtliche
interessierende Betriebspunkte des Motorkennfeldes der Brennkraftmaschine vermessen
werden. Ein Betriebspunkt des Motorkennfeldes einer Brennkraftmaschine umfasst eine
Stützstelle aus Drehzahl (n) und Drehmoment (M) oder relativer Luftfüllung (rl). Eine
Nockenwellenvariation, oder mit anderen Worten ein Messpunkt des Messparameters, umfasst
Werte für den Gradkurbelwinkel der Kurbelwelle, jeweils für die Einlassnockenwelle,
die Auslassnockenwelle sowie den Zündzeitpunkt. Somit ist es erforderlich, für jeden
interessierenden Betriebspunkt des Motorkennfeldes, welcher einen potenziellen gewünschten
Effekt durch die Applikation erzielen kann, sämtliche Messpunkte zu vermessen. Oft
sind jedoch die interessierenden Betriebspunkte, oder mit anderen Worten die Betriebspunkte,
die eingerichtet sind, um ein gewünschtes Verhalten der Brennkraftmaschine oder auch
der Fahrzeugkomponente zu verändern, nicht bekannt. Diese werden in konventioneller
Art und Weise durch Fachwissen manuell festgelegt oder das Motorkennfeld der Brennkraftmaschine
wird in ein Raster unterteilt, wobei jeder Betriebspunkt des Rasters der Reihe nach
einzeln vermessen werden muss. Nachdem sämtliche Messpunkte für sämtliche Betriebspunkte
des Rasters des Motorkennfeldes vermessen wurden, werden diese abschließend hinsichtlich
weiterer Nebenbedingungen bewertet und aussortiert, um die gezielte Kombination von
Betriebspunkten für das gewünschte Verhalten der Applikation zu identifizieren. Für
Applikationsverfahren nach dieser konventionell beschriebenen Art und Weise werden
somit viele Betriebspunkte und Betriebspunktkombinationen vermessen, welche im späteren
Verlauf der Applikation nicht mehr benötigt werden. Somit entsteht hierbei ein Kostentreiber,
zeitlich mehr Vermessungsaufwand zu leisten als erforderlich. Um dieser Anforderung
zu begegnen, existieren im Stand der Technik Verfahren, um Applikationstätigkeiten
zu automatisieren oder sogar Kalibrierungswerte mittels mathematischer Modelle vorherzusagen.
Stand der Technik
[0003] In
DE 10 2017 201 632 A1 wird ein System zur Vorhersage von Kalibrierungswerten aufgrund von vorhandenen Kalibrierungen
vorgeschlagen, wobei für die Steuerung einer Brennkraftmaschine Trainingsdaten empfangen
werden und mit diesen ein Vorhersagemodell automatisiert entwickelt wird. Die Entwicklung
des Vorhersagemodells umfasst hierbei das Auswählen einer von mehreren hinterlegten
Anwendungen des maschinellen Lernens, aufgrund der Trainingsdaten, welche die Grundlage
für das Vorhersagemodell bilden. Im Anschluss an die Entwicklung des Vorhersagemodells
werden die erforderlichen Kalibrierungswerte mittels Vorhersagemodell erzeugt und
an die entsprechende Steuereinheit übergeben, sodass diese die Brennkraftmaschine
steuern kann.
[0004] In
DE 10 2019 008 400 A1 wird ein Verfahren zur Kalibrierung eines Antriebsstranges für ein Fahrzeug vorgeschlagen,
wobei der Antriebsstrang, welcher verbrennungsmotorischer, elektrifizierter oder elektrischer
Ausgestaltung sein kann, gemäß einem Ablaufplan betrieben wird und, wobei die Kalibrierungswerte
mittels verstärkten Lernens ermittelt werden.
[0005] In
DE10 2013 206 274 A1 wird ein Verfahren zum nachträglichen Anpassen oder auch der Nachapplikation eines
nicht parametrischen Funktionsmodells mittels nachträglich erfasster Trainingsdaten
offenbart, wobei nachträglich erfasste Trainingsdaten aus ermittelten Messpunkten
bestimmt und durch einen Algorithmus in entsprechende Trainingsdaten umgewandelt sowie
zur Anpassung des Funktionsmodells eingesetzt werden.
[0006] In
DE 10 2009 024 544 A1 wird ein Verfahren für eine automatisierte Bedatung eines Steuergerätes eines Fahrzeuges
offenbart, wobei beispielsweise eine Kennlinie unter Anwendung von zwei Kennfeldern
und zusätzlich ausgewerteten Messdaten einem mathematischen Optimierungsalgorithmus
zugeführt werden, um erste Messdaten automatisch in der Kennlinie umzusetzen.
Kurzdarstellung
[0007] Den Stand der Technik einen die Umstände, dass zur Automatisierung der Applikationsverfahren
entweder auf historische Trainingsdaten zurückgegriffen werden muss, um daraus zunächst
ein geeignetes Vorhersagemodell zu entwickeln, wobei jedoch die Validierung mittels
realer Messwerte säumig bleibt oder, dass die technische Einrichtung selbst gemäß
einem konventionellen Ablaufplan betrieben werden muss, um anhand dieser Abfolge Kalibrierungswerte
mittels Elementen des maschinellen Lernens zu erzeugen.
[0008] Dem begegnet die hiermit vorgeschlagene Erfindung, deren Aufgabe es ist, den Applikationsaufwand
von Steuereinheiten von Fahrzeugkomponenten insoweit zu reduzieren, als dass mittels
Elementen des maschinellen Lernens eine automatisierte Auswahl von zu vermessenden
Messpunkten der Betriebspunkte und Betriebspunktkombinationen in Abhängigkeit einer
gewünschten Zielgröße erzeugt und dazu genutzt wird, um den gesamten Applikationsvorgang
zu automatisieren. Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Anspruch 1 sowie ein
System nach Anspruch 10 gelöst, wobei durch die abhängigen Unteransprüche weitere
Varianten der Erfindung ausgebildet sind. In einem Ausführungsbeispiel, welches gleichermaßen
als vorzugsweise Ausführungsform zu verstehen ist, wird die Nockenwellenapplikation
einer Brennkraftmaschine durch das erfindungsgemäße Verfahren hinsichtlich optimierter
Abgasemissionswerte als zielgrößenoptimierte Applikation, unter Anwendung von Elementen
des maschinellen Lernens automatisiert. Die vorzugsweise Ausführungsform der technischen
Anwendung der Nockenwellenapplikation ist jedoch lediglich als ein Ausführungsbeispiel
für das erfindungsgemäße Verfahren zu verstehen, welches ebenso auf sämtliche weitere
Anwendungsfälle übertragbar ist und durch die Anwendung der Nockenwellenapplikation
nicht begrenzt sein soll.
[0009] Die vorgeschlagene Erfindung umfasst ein Verfahren und ein System zur zielgrößenoptimierten
Applikation der Steuereinheit einer Fahrzeugkomponente, wobei die Applikation das
Bedaten von wenigstens einem Steuerparameter der Steuereinheit mit Kalibrierungswerten
umfasst, umfassend eine zeiteffiziente Betriebspunktvermessung, die eingerichtet ist,
um den Vermessungsaufwand zu reduzieren und hinsichtlich einer Zielgröße zu optimieren,
eine zielgrößenoptimierte Betriebspunktkombination, die eingerichtet ist, um jene
Betriebspunktkombination auszuwählen, welche ein bezogen auf die Zielgröße optimiertes
Verhalten der Fahrzeugkomponente hervorruft, sowie eine Parameterbedatung, die eingerichtet
ist, um aus der zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination die Kalibrierungswerte
der entsprechenden Steuerparameter zu modellieren.
Kurzbeschreibung der Zeichnungen
[0010]
Fig. 1 zeigt ein Blockschaltbild, das ein System zur zielgrößenoptimierten Applikation der
Steuereinheit einer Brennkraftmaschine gemäß einem Ausführungsbeispiel zur Applikation
einer Nockenwelle darstellt.
Fig. 2 zeigt einen Prozessablaufplan, der den übergeordneten Prozessablauf des erfindungsgemäßen
Verfahrens darstellt.
Fig. 3 zeigt einen Prozessablaufplan, der den Teilprozess der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung
darstellt.
Fig. 4A - 4D zeigen einen beispielhaften Durchlauf der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung.
Fig. 5 zeigt einen Prozessablaufplan, der den Teilprozess der zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination
darstellt.
Fig. 6A - 6B zeigen die schematische Darstellung der zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination.
Fig. 7 zeigt das Ergebnis der zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination einer beispielhaften
Ausführungsform.
Fig. 8 zeigt einen Prozessablaufplan, der den Teilprozess der Parameterbedatung darstellt.
Fig. 9 zeigt die schematische Darstellung der Rohparameterbedatung.
Fig. 10 zeigt die Interpolation der Rohparameterbedatung als Ergebnis der zielgrößenoptimierten
Applikation einer beispielhaften Ausführungsform.
Detaillierte Beschreibung
[0011] Einige Ausführungsformen der hier beschriebenen Systeme und Verfahren beziehen sich
auf die Applikation von Steuereinheiten einer Brennkraftmaschine als eine Fahrzeugkomponente,
insbesondere auf die Applikation einer oder mehrerer Nockenwellenkennfelder als Steuerparameter,
welche innerhalb der Steuereinheit softwaretechnisch implementiert sind. Die beschriebenen
Systeme und Verfahren können jedoch ebenso dazu verwendet werden, um Steuereinheiten
weiterer Fahrzeugkomponenten zielgrößenoptimiert zu applizieren und sollen nicht durch
die hier beschriebenen Ausführungsformen begrenzt sein. Sämtliche dargestellte Systeme,
Teilsysteme und Komponenten können sowohl als Hardware als auch als Software implementiert
sein, ein oder mehrere Module sowie eine oder mehrere Übertragungsschnittstellen umfassen,
welche nicht einzeln dargestellt sind.
[0012] Fig. 1 zeigt ein Blockschaltbild, das ein System (1) zur zielgrößenoptimierten Applikation
der Steuereinheit (5) einer Fahrzeugkomponente (3) gemäß einem Ausführungsbeispiel
zur Applikation einer Nockenwelle (6) einer Brennkraftmaschine (4) darstellt, umfassend
eine Vermessungseinrichtung (2), die im Wesentlichen dazu eingerichtet ist, um Messwerte
für die zu vermessenden Messpunkte zu erzeugen und eine Applikationseinrichtung (8),
die im Wesentlichen dazu eingerichtet ist, um eine erfindungsgemäße Applikation ausgewählter
Steuerparameter der Steuereinheit (5) durchzuführen. Die Vermessungseinrichtung (2)
ist als die Gesamtheit an einzelnen technischen Komponenten und Einrichtungen zu verstehen,
welche erforderlich sind, um Messwerte für die Kalibrierungswerte der Steuerparameter
der Steuereinheit (5) der Fahrzeugkomponente (3) zu erzeugen. Generell umfasst die
Vermessungseinrichtung (2) wenigstens je eine Steuereinheit (5), eine Fahrzeugkomponente
(3) sowie eine Messeinrichtung (7).
[0013] Die Fahrzeugkomponente (3) ist zu verstehen als jenes technische System oder Teilsystem,
dessen Steuerung mittels Anpassung der Kalibrierungswerte der Steuerparameter innerhalb
der zugehörigen Steuereinheit (5) durch das erfindungsgemäße Verfahren appliziert
wird und kann entsprechend die Steuereinheit (5) selbst sowie innerhalb einer vorzugsweisen
Ausführungsform eine Brennkraftmaschine (4) oder Nockenwellen (6) oder jegliche weitere
Fahrzeugkomponenten (3) betreffen. Die Steuereinheit (5) ist zu verstehen als jenes
technische System oder Teilsystem, welches die Fahrzeugkomponente (3) steuert, indem
es Steuerungsbefehle übermittelt. Die Messeinrichtung (7) ist als jenes technische
System oder Teilsystem zu verstehen, welches den aktuellen Betriebszustand der Fahrzeugkomponente
(3) erfasst, wie beispielsweise durch Aufnahme von Messwerten. In einer Ausführungsform
ist die Vermessungseinrichtung (2) ein Fahrzeug, die zu kalibrierende Fahrzeugkomponente
(3) eine Antriebseinheit des Fahrzeuges, die Steuereinheit (5) ein Antriebssteuergerät
für die Antriebseinheit und die Messeinrichtung (7) ein Computer, umfassend wenigstens
eine Datenschnittstelle, um Daten von der Antriebseinheit und/oder dem Antriebssteuergerät
zu erfassen. Die beschriebene Ausführungsform soll das erfindungsgemäße System hierbei
weder beschränken noch auf jene Ausgestaltung festlegen. Vielmehr sollen hierdurch
der funktionelle Aufbau sowie die qualitativen, aufgabenbezogenen Verhältnisse der
einzelnen Komponenten der Vermessungseinrichtung (2), wie Steuereinheit (5), Fahrzeugkomponente
(3) und Messeinrichtung (7) zueinander offenbart werden.
[0014] In einer vorzugsweisen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Systems (1) ist die
Vermessungseinrichtung (2) ein Prüfstand, insbesondere ein Antriebsstrangprüfstand
für ein Fahrzeug, vorzugsweise ein Komponentenprüfstand, wobei die Fahrzeugkomponente
(3) eine Brennkraftmaschine (4), insbesondere eine oder mehrere Nockenwellen (6),
die Steuereinheit (5) ein Antriebssteuergerät, welches eingerichtet ist, um die Brennkraftmaschine
(4) zu steuern, sowie die Messeinrichtung (7) Prüfstandmesstechnik, die wenigstens
eingerichtet ist, um die Drehzahl, das Drehmoment, die relative Luftfüllung sowie
je den Gradkurbelwinkel der Einlassnockenwelle, Auslassnockenwelle und des Zündzeitpunktes
messtechnisch zu erfassen, umfassen.
[0015] In einigen Ausführungsformen umfasst die Steuereinheit (5) je eine oder mehrere elektrische
und elektronische Komponenten, wie eine eigene elektronische Recheneinheit, wie einen
Mikroprozessor oder anders geartete elektronische Prozessoren, nichtflüchtige Speicher,
Eingangs- und Ausgangsschnittstellen sowie Steuerungs- und Datenbusse. Auf der Steuereinheit
(5) oder auf deren elektronischen Speichern sind Steuerparameter angeordnet, um die
Fahrzeugkomponente (3) zu steuern. Innerhalb der Steuerparameter sind die Kalibrierungswerte
angeordnet, welche beispielsweise tabellarische Zuweisungen, aber auch Parameter für
Rechenoperationen und weitere Steuerungsfunktionen umfassen, sodass eine Veränderung
der Kalibrierungswerte entsprechend ein verändertes Steuerungsverhalten der Fahrzeugkomponente
(3) hervorruft. In einer vorzugsweisen Ausführungsform umfassen die Steuerparameter
wenigstens je ein Betriebskennfeld für die Einlassnockenwelle (ENW), Auslassnockenwelle
(ANW) sowie den Zündzeitpunkt (ZZP), wobei die Einträge der einzelnen Stützstellen
jener Betriebskennfelder Kalibrierungswerten der Steuereinheit (5) der Brennkraftmaschine
(4) entsprechen.
[0016] Bezugnehmend auf
Fig. 1 umfasst die Applikationseinrichtung (8) entsprechend wenigstens je eine Eingangs-
(9) und Ausgangsschnittstelle (10), die eingerichtet sind, um Kommunikationsverbindungen
mit weiteren Komponenten aufzubauen und Daten zu übertragen. Die Applikationseinrichtung
(8) umfasst weiterhin wenigstens je eine Recheneinheit (11) und wenigstens einen elektronischen
Speicher (12). Die Recheneinheit (11) kann hierbei eine elektronische Verarbeitungseinrichtung,
wie einen Mikroprozessor oder auch anders geartete Prozessoren umfassen. Der elektronische
Speicher (12) ist wenigstens dazu eingerichtet, um wenigstens je ein softwareimplementiertes
Vorhersagemodell (13) sowie ein Auswahlmodell (14) zu speichern. Das Vorhersagemodell
(13) ist im Wesentlichen dazu eingerichtet, um ein datenbasiertes Verfahren, vorzugsweise
ein Verfahren des maschinellen Lernens, insbesondere vorzugsweise ein neuronales Netz,
zu trainieren, das Verhalten einer Zielgröße zu erlernen und die Zielgröße für veränderliche
Eingangsgrößen vorherzusagen. Das Auswahlmodell (14) ist im Wesentlichen dazu eingerichtet,
um in jeder Iteration des erfindungsgemäßen Verfahrens einen oder mehrere zu vermessende
Messpunkte auszuwählen. Die beschriebenen Ausführungsformen sollen das erfindungsgemäße
System (1) hierbei weder beschränken noch auf jene Ausgestaltung festlegen. Vielmehr
sollen hierdurch der funktionelle Aufbau sowie die qualitativen, aufgabenbezogenen
Verhältnisse der einzelnen Komponenten der Applikationseinrichtung (8), wie Eingangs-
(9) und Ausgangsschnittstellen (10), Recheneinheit (11), Speicher (12), Vorhersagemodell
(13) sowie Auswahlmodell (14) zueinander offenbart werden. In einer vorzugsweisen
Ausführungsform umfasst die Applikationseinrichtung (8) einen Computer, wobei Eingangs-
(9) und Ausgangsschnittstellen (10), Recheneinheit (11) und Speicher (12) hardwareimplementiert
sowie Vorhersagemodell (13) und Auswahlmodell (14) softwareimplementiert sind.
[0017] Fig. 2 zeigt einen Prozessablaufplan, der den übergeordneten Prozessablauf für das erfindungsgemäße
Verfahren zur zielgrößenoptimierten Applikation der Steuereinheit (5) einer Fahrzeugkomponente
(3) gemäß einigen Ausführungsformen der Erfindung darstellt. In einem ersten Schritt
(S10) erfolgt eine zeiteffiziente Betriebspunktvermessung, die eingerichtet ist, um
den Vermessungsaufwand zu reduzieren und hinsichtlich einer Zielgröße zu optimieren.
In einem zweiten Schritt (S20) erfolgt eine zielgrößenoptimierte Betriebspunktkombination,
die eingerichtet ist, um jene Betriebspunktkombination auszuwählen, welche ein bezogen
auf die Zielgröße optimiertes Verhalten der Fahrzeugkomponente (3) hervorruft. In
einem dritten Schritt (S30) erfolgt eine Parameterbedatung, die eingerichtet ist,
um aus der optimalen Betriebspunktkombination die Kalibrierungswerte der entsprechenden
Steuerparameter zu modellieren.
[0018] Fig. 3 zeigt den Prozessablaufplan, der den Teilprozess der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung
nach dem ersten Schritt (S10) des übergeordneten Prozessablaufes darstellt. In einem
ersten Schritt (S11) erfolgt die Auswahl eines oder mehrerer Betriebspunkte der Fahrzeugkomponente
(3), für welche im weiteren Prozessablauf mehrere Messpunkte vermessen werden. In
einer Ausführungsform sind die einzelnen Betriebspunkte durch Fachwissen und / oder
Erfahrungswerte auswählbar. Hierbei sind die Betriebspunkte nach charakteristischen
Eigenschaften der Steuerparameter wählbar, wie beispielsweise Extremstellen von zweidimensionalen
Kennlinien oder von dreidimensionalen Kennfeldern, Eckpunkten von Kennfeldern oder
mehrdimensionalen Kennräumen mit bekanntem physikalischen Verhalten oder aus Erfahrungswerten
bekannte interessierende Betriebspunkte. In einer vorzugsweisen Ausführungsform, in
welcher das erfindungsgemäße Verfahren zur Applikation einer Brennkraftmaschine (4)
als Fahrzeugkomponente (3) angewendet wird, sind die charakteristischen Eckpunkte
des Drehzahl-Drehmomenten-Kennfeldes wählbar, wobei die einzelnen Betriebspunkte im
Prozessablauf der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung der Reihe nach vermessen
werden.
[0019] Fig. 4A -
4D zeigen einen Durchlauf der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung nach dem ersten
Schritt (S10) des übergeordneten Prozessablaufes des erfindungsgemäßen Verfahrens
gemäß einem Ausführungsbeispiel der vorzugsweisen Ausführungsform der Nockenwellenapplikation
einer Brennkraftmaschine (4) als Fahrzeugkomponente (3). Hierbei bilden jeweils die
oberen drei Diagramme Ausschnitte der Nockenwellenvariationen als Messparameter für
ausgewählte Werte des Gradkurbelwinkels der Einlassnockenwelle, jeweils für 22°KW,
12°KW sowie 2°KW in Abhängigkeit der Gradkurbelwinkel der Auslassnockenwelle und des
Zündzeitpunktes. Weißgefüllte Punkte der oberen Diagramme zeigen jeweils die bereits
vermessenen Messpunkte der jeweiligen Nockenwellenvariationen als Messparameter. Durch
die mittels unterschiedliche Buchstaben referenzierten Flächen in den oberen Diagrammen
werden die modellierten Werte für eine gelernte Zielgröße visualisiert. Die Modellierung
der Zielgröße erfolgt hierbei durch das Vorhersagemodell (13) an festgelegten Stützstellen
der Nockenwellenvariationen als Messparameter und / oder folgt einem festen Muster
oder Raster von nach einem Messablaufplan vorgegebenen Messpunkten des Messparameters.
Die Zielgröße wird hierbei von a nach h im berechneten Wert aufsteigend abgebildet,
wobei Bereiche in Richtung h gegenüber Bereichen in Richtung a einen höheren Wert
der Zielgröße aufweisen. Das untere Diagramm zeigt jeweils die berechneten Werte der
Zielgröße für jeden vermessenen Messpunkt als Verlauf über die bisher erfolgten Iterationsschritte
der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung. Weißgefüllte Punkte stellen hierbei validierte
Messpunkte mit gültigen Nebenbedingungen und schwarzgefüllte Punkte Messpunkte mit
ungültigen Nebenbedingungen dar.
[0020] Wieder bezugnehmend auf
Fig. 3 erfolgt in einem zweiten Schritt (S12) die Bestimmung der Auswahlstrategie für die
Auswahl des zu vermessenden Messpunktes durch das Auswahlmodell (14). Das Auswahlmodell
(14) umfasst hierbei Algorithmen, um potenziell zu vermessende Messpunkte des Messparameters
bestmöglich mittels Raumabdeckungsverfahren oder in Abhängigkeit der durch das Vorhersagemodell
(13) berechneten Zielgröße auszuwählen. Im erstmaligen Durchlauf des Prozessablaufplans
des erfindungsgemäßen Verfahrens ist jedoch die Auswahl von einem oder mehreren initialen
Startmesspunkten erforderlich, von welchen aus das Auswahlmodell (14) den oder die
weiteren Messpunkte, innerhalb einer oder mehrerer weiterer Iterationen des Prozessablaufes,
auswählt. Die initiale Vermessung von Messpunkten umfasst die Vermessung von wenigstens
einem Startmesspunkt für die sich im Folgenden anschließenden Verfahrensschritte.
Im konventionellen Applikationsverfahren sind die Rahmenbedingungen über die zu kalibrierende
Fahrzeugkomponente (3) zumeist bereits qualitativ, ferner auch quantitativ bekannt
und/oder werden anhand der technischen Ausgestaltung der Fahrzeugkomponente (3) physikalisch
definiert. Das Drehzahl-Drehmoment-Kennfeld einer Brennkraftmaschine (4) als Fahrzeugkomponente
(3) weist beispielsweise ein charakteristisches Erscheinungsbild auf, wobei die Betriebspunkte
eines Steuerparameters aufgrund der technischen Ausgestaltung und der damit verbundenen
physikalischen Eigenschaften der Brennkraftmaschine (4) auswählbar sind. Zur Applikation
entsprechender Fahrzeugkomponenten (3) nach konventionellen Verfahren werden weiterhin
aus Erfahrungswerten oder rein statistischer Ausprägung Raster innerhalb der Steuer-
und Messparameter festgelegt, wobei jeder einzelne Messpunkt eines ausgewählten Betriebspunktes
des Rasters vermessen werden muss. Diesem Raster oder auch den charakteristischen
Eigenschaften können jedoch für die initiale Vermessung zumindest charakteristische
Messpunkte, wie beispielsweise Eckpunkte von Drehmoment-Kennfeldern oder physikalische
Grenzen von Kennlinien sowie Maxima und Minima von Kennwerten entnommen und als zu
vermessende (Start-)Messpunkte festgelegt werden. Die Auswahl der Anzahl und Eigenschaften
der Startmesspunkte kann hierbei insofern einen Einfluss auf das erfindungsgemäße
Applikationsverfahren haben, als dass die Bestimmung der Kalibrierungswerte der Steuerparameter
mit einer höheren Anzahl von Startmesspunkten genauer und/oder schneller konvergieren
kann. Jedoch besteht die Intention des erfindungsgemäßen Verfahrens in vorteilhafter
Art und Weise darin, die Anzahl an zu vermessenden Messpunkten zu reduzieren, wodurch
ein anwendungsspezifischer Trade-Off zwischen der Anzahl an zu vermessenden Startmesspunkten
und Reduzierung der Gesamtanzahl an zu vermessenden Messpunkten entsteht.
[0021] In einem dritten Schritt (S13) erfolgt die Auswahl eines zu vermessenden Messpunktes
innerhalb eines Messparameters für einen ausgewählten Betriebspunkt durch das Auswahlmodell
(14). In einer Ausführungsform, in welcher die zu applizierende Fahrzeugkomponente
(3) eine Brennkraftmaschine (4) umfasst, bei welcher eine Nockenwellenapplikation
vorgenommen wird, werden im dritten Schritt (S13) ein oder mehrere Messpunkte ausgewählt,
welche den qualitativ charakteristischen Eckpunkten der Nockenwellenvariationen der
Brennkraftmaschine (4) entsprechen. Die Nockenwellenvariationen ergeben sich aus der
Kombination der Gradkurbelwinkel für die Einlassnockenwelle, die Auslassnockenwelle
und den Zündzeitpunkt, sodass hierbei ein dreidimensionaler Kennraum als Messparameter
entsteht. Innerhalb dieses Kennraumes existieren charakteristische Eckpunkte, welche
durch Fachwissen und / oder Erfahrungswerte bekannt sind. Alternativ ist die initiale
Auswahl von mehr oder weniger Startmesspunkten möglich und hängt typischer Weise von
Art und Aufbau der zu applizierenden Fahrzeugkomponente (3) ab. Beispielsweise sind
bei Drehzahl-Drehmoment-Kennfeldern von elektrischen Maschinen durchaus 6 Startmesspunkte
erforderlich, um die Eckpunkte jenes Drehzahl-Drehmoment-Kennfeldes abzudecken. Entsprechend
der anwendungsspezifischen Abhängigkeit der Anzahl der zu vermessenden Startmesspunkte
wird im dritten Schritt (S13) und innerhalb des ersten Durchlaufes des erfindungsgemäßen
Verfahrens wenigstens ein Messpunkt mittels Auswahlmodell (14) oder manuell ausgewählt.
[0022] Die vorzugsweise Ausführungsform der Applikation der Nockenwellen einer Brennkraftmaschine
(4) umfasst jedoch einen Spezialfall, wobei Messparameter verschachtelt vorliegen,
nämlich zunächst das Drehzahl-Drehmomenten-Kennfeld, von dessen Stützstellen jeweils
interessierende Betriebspunkte ausgewählt werden und anschließend mehrere Nockenwellenvariationen
pro Betriebspunkt, die als Messpunkte ausgewählt werden. In alternativen Anwendungsfällen,
wie beispielsweise für elektrische Maschinen werden lediglich einzelne Betriebspunkte
des Drehzahl-Drehmomenten-Kennfeldes als Messpunkte ausgewählt und vermessen. Entsprechend
dieser Ausführungen können in einer alternativen Ausführungsform die ersten beiden
Schritte (S11, S12) der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung nach dem ersten Schritt
(S10) des übergeordneten Prozessablaufes zusammenfallen, sodass manuell und basierend
auf Fachwissen oder durch das Auswahlmodell (14) ein oder mehrere Betriebspunkte eines
Steuerparameters als (Start-) Messpunkte ausgewählt werden.
[0023] In einem vierten Schritt (S14) erfolgt das Vermessen des Messpunktes innerhalb einer
Vermessungseinrichtung (2) durch das Aufnehmen von Messwerten der Fahrzeugkomponente
(3) mittels einer Messeinrichtung (7). Entsprechend der anwendungsspezifischen Abhängigkeit
der Anzahl der zu vermessenden Startmesspunkte wird im vierten Schritt (S14) des erfindungsgemäßen
Verfahrens wenigstens ein Messpunkt mittels Vermessungseinrichtung (2) vermessen,
um wenigstens einen Messwert zu erhalten. Die Vermessung von Messpunkten umfasst die
Aufnahme von Messwerten durch die Messeinrichtung (7) über ausgewählte Betriebsparameter
der zu applizierenden Fahrzeugkomponente (3) zu einem oder mehreren definiert eingestellten
Messpunkten. Die Vermessung von Messpunkten gemäß dem vierten Schritt (S14) des erfindungsgemäßen
Verfahrens umfasst weiterhin die Übertragung der erzeugten Messwerte an die Applikationseinrichtung
(8). Die Übertragung von Messwerten kann über eine elektronische Datenverbindung,
wie Datenbusse, drahtlose Kommunikationsverbindungen oder sämtliche weitere bekannte
Übertragungsmethoden erfolgen. Die Art und Weise oder Ausgestaltung der Datenübertragung
ist nicht Gegenstand der Erfindung, vielmehr soll die Kommunikation zwischen Vermessungseinrichtung
(2) und Applikationseinrichtung (8) verdeutlicht werden. Generell versteht sich für
den Fachmann, dass Komponenten der Vermessungseinrichtung (2), wie beispielsweise
Teile der Messeinrichtung (7) mit Komponenten der Applikationseinrichtung (8) unmittelbar
in elektronischer Verbindung stehen, aber auch software- und/oder hardwaretechnisch
implementierte Module desselben computerimplementierten Systems sein können. In einer
Ausführungsform umfasst die Aufnahme von Messwerten das Erfassen der Gradkurbelwinkel
für Einlassnockenwelle, Auslassnockenwelle, Zündzeitpunkt sowie Drehzahl, Drehmoment
und die relative Luftfüllung der Brennkraftmaschine (4), aber auch von weiteren physikalischen
Größen.
[0024] Bezugnehmend auf
Fig. 3 erfolgt in einem fünften Schritt (S15) der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung
(S10) das Berechnen einer Zielgröße für den vermessenen Messpunkt mittels einer Applikationseinrichtung
(8) und das Modellieren der Zielgröße für eine oder mehrere Stützstellen des Messparameters,
in Abhängigkeit des vermessenen Messpunktes, durch das neuronale Netz des Vorhersagemodells
(13) der Applikationseinrichtung (8). In einer Ausführungsform erfolgt die Berechnung
eines Wertes der Zielgröße, oder mit anderen Worten eines Zielgrößenwertes, für den
aktuellen Messpunkt aus den aufgenommenen Messwerten. In einer vorzugsweisen Ausführungsform
erfolgt die Berechnung des Zielgrößenwertes für den aktuellen Messpunkt aus einer
oder mehrerer der physikalischen Größen des Gradkurbelwinkels für Einlassnockenwelle,
Auslassnockenwelle, Zündzeitpunkt sowie Drehzahl (n), Drehmoment (M) und die relative
Luftfüllung (rl) der Brennkraftmaschine (4) sowie wenigstens einer weiteren physikalischen
Größe. Die Zielgröße ist als eine quantitativ bestimmbare charakteristische Eigenschaft
zu verstehen, an welcher die Funktionsweise der applizierten Fahrzeugkomponente (3)
bewertet werden kann. In einer vorzugsweisen Ausführungsform umfasst die Zielgröße
eine physikalische Größe, wie erzeugte Abgasemissionen einer Brennkraftmaschine (4).
Alternativ sind jede weitere quantitativ bestimmbare und aus den entsprechend vorhandenen
und / oder vermessenen Messwerten der Messpunkte berechenbare Zahlenwerte als Zielgrößen
anwendbar. In einer vorzugsweisen Ausführungsform, in welcher die Abgasemissionen
einer Brennkraftmaschine (4) als Fahrzeugkomponente (3) als charakteristische Eigenschaft
für die Zielgröße angewendet wird, werden aus den aufgenommenen Messwerten Emissionswerte
als Zielgrößenwerte berechnet, welche die ausgestoßenen Abgasemissionen jener Brennkraftmaschine
(4) repräsentieren.
[0025] Mittels nach solcherart vermessenen Messwerten, in Kombination mit der berechneten
Zielgröße für den aktuellen Messpunkt werden erfindungsgemäß durch das Vorhersagemodell
(13) Zielgrößenwerte für weitere Stützstellen des Messparameters modelliert. Die Modellierung
von Zielgrößenwerten für Stützstellen des Messparameters umfasst das Bestimmen von
Werten der Zielgröße an sämtlichen Stützstellen des Messparameters, für welche noch
keine Messwerte vorhanden sind, oder mit anderen Worten an sämtlichen weiteren Messpunkten,
welche noch nicht vermessen worden sind. In einer vorzugsweisen Ausführungsform umfasst
das Bestimmen von Zielgrößenwerten an sämtlichen Stützstellen des Messparameters durch
das Vorhersagemodell (13) das Bestimmen der Zielgröße für jede Stützstelle oder jeden
potenziellen Messpunkt eines Rasters sämtlicher Nockenwellenvariationen des aktuellen
Betriebspunktes einer Brennkraftmaschine (4). In einigen Ausführungsformen umfasst
das Vorhersagemodell (13) Elemente des maschinellen Lernens, wobei das maschinelle
Lernen mithilfe von verschiedenen Arten von Verfahren ausgeführt werden kann, wobei
das Vorhersagemodell (13) neuronale Netze, logistische Regression, Stützvektormaschinen,
Bayes'sche Netzwerke und weitere, sowie unterschiedliche Ausführungsformen davon umfassen
kann. Der detaillierte Aufbau des Vorhersagemodells (13) soll hierbei nicht durch
die aufgezählten Ausführungsformen beschränkt sein. Vielmehr sei angedeutet, dass
das Vorhersagemodell (13) mathematische Operationen ausführt und mindestens dazu eingerichtet
ist, um unter Berücksichtigung der Stützstellen oder auch eines Rasters potenzieller
Messpunkte eines Messparameters und unter Einbezug der aufgenommenen Messwerte bereits
vermessener Messpunkte sowie in Abhängigkeit der für die bereits vermessenen Messpunkte
berechneten Zielgrößen weitere Zielgrößenwerte zu modellieren, oder mit anderen Worten
vorherzusagen. Hierbei ist das Vorhersagemodell (13) selbst nicht Gegenstand der Erfindung
und kann eine anwendungsspezifische Ausgestaltung annehmen.
[0026] Bezugnehmend auf
Fig. 4D werden erfindungsgemäß für jeden, gemäß beispielsweise einem vorhandenen Raster oder
einem Messablaufplan, vorgegebenen Messpunkt Zielgrößenwerte durch das Vorhersagemodell
(13) modelliert. Das Ergebnis der Modellierung ist beispielsweise eine Zuweisung von
modellierten Werten der Zielgröße zu Stützstellen des Messparameters. Erfindungsgemäß
vorteilhaft werden in einer Ausführungsform durch das Vorhersagemodell (13) auch modellierte
Zielgrößenwerte für die bereits vermessenen Messpunkte einer vorangegangenen Iteration
erzeugt. In einer vorzugsweisen Ausführungsform werden die berechneten Zielgrößenwerte
innerhalb des Rasters der Messpunkte interpoliert, sodass die modellierten Zielgrößenwerte
gemäß
Fig. 4A -
4D nach der alphabetischen Abstufung darstellbar sind, wobei diese hierbei über den
Kennraum der Nockenwellenvariationen in der vierten Dimension qualitativ und beispielhaft
aufgetragen sind und, wobei Bereiche in Richtung a qualitativ für einen niedrigen
sowie Bereiche in Richtung h für einen hohen Wert stehen. In der abgebildeten beispielhaften
Ausführungsform für die Nockenwellenapplikation einer Brennkraftmaschine (4) existieren
Bereiche mit hohem interpolierten Wert der modellierten Zielgröße, welche sich insbesondere
um vermessene Messpunkte mit hohen berechneten Zielgrößenwerten ausbilden und Bereiche
mit niedrigem interpolierten Wert der modellierten Zielgröße, welche sich insbesondere
um vermessene Messpunkte mit niedrigen berechneten Zielgrößenwerten ausbilden oder
an Bereichen, an denen noch keine Messpunkte vermessen worden sind.
[0027] Bezugnehmend auf
Fig. 3 erfolgt in einem sechsten Schritt (S16) das Training des Vorhersagemodells (13) in
Abhängigkeit der berechneten Zielgrößenwerte und mit dem Ziel, den in der kommenden
Iteration des erfindungsgemäßen Verfahrens zu vermessenden Messpunkt in der Art auszuwählen,
dass der durch den neuen Messpunkt berechnete Zielgrößenwert maximiert wird. In einigen
Ausführungsformen umfasst das Vorhersagemodell (13) ein oder mehrere neuronale Netze.
In einer vorteilhaften Ausführungsform umfasst das Vorhersagemodell (13) ein oder
mehrere Elemente des maschinellen Lernens, vorzugsweise Elemente des verstärkenden
Lernens, oder mit anderen Worten "Reinforcement Learning". Das verstärkende Lernen
ist dem Fachmann als eine Methode des maschinellen Lernens bekannt, wobei das neuronale
Netz selbstständig und ohne die Verwendung von Trainingsdaten aus einem bestehenden
Prozessablauf heraus eine Strategie erlernt, um wenigstens eine oder mehrere Belohnungen
zu maximieren. Das Lernen des neuronalen Netzes bezieht sich hierbei insbesondere
auf das Verändern oder Parametrieren der einzelnen Gewichte des Netzes, sodass auf
der Grundlage der gleichen Eingangsgrößen veränderte Ausgangsgrößen erzeugt werden.
Aufbau und Funktionsweise des im Einzelfall angewendeten neuronalen Netzes sind nicht
Gegenstand der Erfindung, insbesondere, da diese Ausgestaltung rein mathematischer
Natur ist. Vielmehr soll verdeutlicht werden, dass das neuronale Netz und somit das
Vorhersagemodell (13) generell dazu eingerichtet ist, um berechnete Zielgrößenwerte
als Belohnungskriterium dazu zu verwenden, um sich selbst zu lernen, den neuen Messpunkt
in der Art auszuwählen, dass dessen Vermessung den auf diesen Informationen aufbauend
berechneten Wert der Zielgröße maximiert.
[0028] In einigen Ausführungsformen werden zusätzlich Nebenbedingungen aufgestellt, deren
Verletzung im Verlauf des Modelltrainings nach dem sechsten Schritt (S16) zu Bestrafungen
während des Reinforcement-Learning führen. Sind die Nebenbedingungen quantitativ mittels
Zahlenwerten darstellbar, so ist beispielsweise stets eine Abweichung der durch den
aktuellen Messpunkt erzeugten Messwerte zu den Zahlenwerten der Nebenbedingungen bestimmbar,
sodass je betragsmäßig größer die Abweichung ist, umso größer kann die Bestrafung
im Reinforcement-Learning erfolgen, um mittels Trainings des neuronalen Netzes die
Messpunktauswahl durch das Auswahlmodell (14) zu optimieren. In einer Ausführungsform
betrifft die Anwendung von Reinforcement-Learning das Herabsetzen des berechneten
Zielgrößenwertes eines Messpunktes als Bestrafung, wenn dieser Nebenbedingungen verletzt.
Hierbei wird der betreffende Messpunkt mit einem verschlechterten Zielgrößenwert weitergelernt,
wobei das neuronale Netz diesen Bereich aufgrund des geringeren Zielgrößenwerts umso
stärker meiden wird, je stärker die Nebenbedingungen verletzt sind.
[0029] Um nun eine Messpunktreduktion zu erzielen, wobei nicht sämtliche aufgestellten Messpunkte
eines vorgegebenen Rasters oder ein vollständiger Messablaufplan vermessen werden
müssen, wird in einem siebten Schritt (S17) nach jeder Iteration der vorangegangenen
Schritte (S12 - S16) ein Abbruchkriterium geprüft. Ziel der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung
(S10) ist es, Messpunkte zu identifizieren, deren vermessene Messwerte zu einem gewünschten
Verhalten der Fahrzeugkomponente (3) führen. In einer vorzugsweisen Ausführungsform
wird das gewünschte Verhalten am Zahlenwert der definierten Zielgröße bemessen. Dementsprechend
soll durch das erfindungsgemäße Verfahren für jeden ausgewählten Betriebspunkt des
zu applizierenden Steuerparameters der Fahrzeugkomponente (3) wenigstens ein Messpunkt
identifiziert werden, der die Zielgröße optimiert. In einigen Ausführungsformen, insbesondere
beispielsweise in welchen, in denen die Steuerparameter und / oder die Messparameter
in drei- oder höherdimensionalen Parameterräumen darstellbar sind, können mehrere
Messpunkte aufgestellte Gütekriterien bezüglich der Zielgröße, wie besonders hohe
Zielgrößenwerte, erreichen.
[0030] Dadurch, dass sich die Verhaltensweise des zu applizierenden Steuerparameters der
Fahrzeugkomponente (3) letztendlich aus der Kombination der einzelnen Messpunkte verschiedener
Betriebspunkte ergibt, ist es oftmals nicht zulässig, lediglich für jeden Betriebspunkt
jenen Messpunkt zu verwenden, der den quantitativ höchsten Zahlenwert der Zielgröße
erzeugt, wenn diese Kombination der einzelnen Messpunkte die Nebenbedingungen verletzt.
Vielmehr muss eine Vielzahl an Kombinationen unterschiedlicher Messpunkte für einzelne
Betriebspunkte in deren Kombination betrachtet werden. Aus diesem Grund soll in einer
vorzugsweisen Ausführungsform ein Abbruchkriterium aufgestellt werden, welches mehrere
Messpunkte pro Betriebspunkt zulässt, die die Nebenbedingungen erfüllen und, welche
in Kombination mehrerer Betriebspunkte potenziell zu einer zielgrößenoptimierten Applikation
des gesamten Steuerparameters führen können.
[0031] In einigen Ausführungsformen werden die berechneten Zielgrößenwerte der bereits vermessenen
Messpunkte eines Betriebspunktes in ein Zielgrößenranking absteigend und beginnend
mit dem aktuell höchsten berechneten Zahlenwert der Zielgröße eingeordnet. In einer
Ausführungsform wird über das Abbruchkriterium entschieden, ob genügend Messpunkte
vermessen wurden, sodass eine ausreichende Anzahl an Messpunkten mit hohen berechneten
Zielgrößenwerten vorhanden ist. Hintergrund hierzu ist jener, dass wenn während der
einzelnen Iterationen des zeiteffizienten Betriebspunktverfahrens für die jeweiligen
Betriebspunkte gemäß den einzelnen Schritten (S12 - S16) jene Messpunkte mit den höchsten
Zahlenwerten der Zielgröße vermessen und somit die Bereiche für potenziell optimale
Zielgrößenwerte bereits identifiziert wurden, durch weitere Iterationsschleifen nur
noch Messpunkte vermessen werden, welche zu niedrigeren Zahlenwerten der Zielgröße
führen. In einer Ausführungsform wird eine Anzahl an favorisierten Messpunkten N
fMP festgelegt, bei deren Erreichen das Abbruchkriterium erfüllt ist, sodass wenigstens
eine Anzahl N
fMP an Messpunkten in den bereits vermessenen Messpunkten vorhanden ist, welche einen
hohen Zielgrößenwert aufweist. Hierzu ist beispielsweise ein Schwellwert für den Zielgrößenwert
definierbar, welchen ein vermessener Messpunkt erreichen muss, um als favorisierter
Messpunkt zu gelten. In einer vorzugsweisen Ausführungsform wird eine Anzahl von aufeinanderfolgenden
Messpunkten N
RMP festgelegt, innerhalb welcher wenigstens ein Messpunkt vorhanden sein muss, der zu
den besten Messpunkten des Zielgrößenrankings gehört. In einer alternativen vorzugsweisen
Ausführungsform wird das Abbruchkriterium erfüllt, wenn nicht innerhalb einer Anzahl
von N
RMP der letzten aufeinanderfolgenden vermessenen Messpunkte wenigstens ein Messpunkt
vorhanden ist, dessen berechneter Zielgrößenwert zu den obersten N
fMP favorisierten Messpunkten des aktuellen Zielgrößenrankings gehört. Durch die Definition
der Anzahl der favorisierten Messpunkte N
fMP sowie der zugehörigen Länge der Messreihe, dargestellt durch die Anzahl N
RMP der aufeinanderfolgenden Messungen, ist die erfindungsgemäße zeiteffiziente Betriebspunktvermessung
anwendungsgerecht auslegbar. Somit ist bei niedrigeren Werten der entsprechenden Anzahlen
(N
fMP, N
RMP) eine höhere Messpunktreduktion und somit eine höhere Zeitersparnis erzielbar, wobei
jedoch das erreichbare Maximum des Zahlenwertes der Zielgröße niedriger ausfallen
könnte, da eventuell zielgrößenoptimierte Messpunkte nicht vermessen werden. Hingegen
ist bei entsprechend hohen Anzahlen (N
fMP, N
RMP) die Wahrscheinlichkeit entsprechend höher, sämtliche Messpunkte mit hohen Zahlenwerten
der Zielgröße zu erfassen, wobei die erreichbare Messpunktreduktion niedriger ausfällt,
was in diesem Zug zu einer geringeren Zeitersparnis führt. Begrenzt wird das erfindungsgemäße
Verfahren somit zwischen dem Vermessen von lediglich einem Messpunkt auf der einen
Seite und sämtlichen potenziellen Messpunkten, welche durch ein Raster oder einen
festen Messablaufplan vorgegeben sein können, auf der anderen Seite.
[0032] Wird nun bezugnehmend auf
Fig. 3 im siebten Schritt (S17), beispielsweise nach der ersten Iteration des Prozessablaufes,
festgestellt, dass das Abbruchkriterium nicht erfüllt wird, springt der Prozessablauf
zum zweiten Schritt (S12), wobei gemäß dem Prozessablauf erneut die Auswahlstrategie
für die Auswahl des neuen Messpunktes durch ein Auswahlmodell (14) bestimmt und eine
weitere Iteration eingeleitet wird. In einigen Ausführungsformen wird das Vorhersagemodell
(13) darauf trainiert, die Auswahl der Messpunkte durch das Auswahlmodell (14) in
der Art zu treffen, dass die dadurch erzeugbaren Zielgrößenwerte maximiert werden.
Wird bezugnehmend auf
Fig. 4A beispielsweise innerhalb des Ausführungsbeispiels der Nockenwellenapplikation einer
Brennkraftmaschine (4) als Fahrzeugkomponente (3) in einer aktuellen Iteration der
zeiteffizienten Betriebspunktvermessung der Messpunkt MP1 eines vorgegebenen Rasters
der Nockenwellenvariationen als Messparameter als aktueller Messpunkt vermessen, so
könnten gemäß dem fünften Schritt (S15) die modellierten Zielgrößenwerte entsprechend
der alphabetisch abgestuften Darstellung abgebildet und interpoliert werden. Entsprechend
der Darstellung bilden sich nunmehr für den gesamten Kennraum der Nockenwellenvariationen
Bereiche mit höheren und niedrigeren modellierten Zielgrößenwerten heraus. Das Vorhersagemodell
(13) wird nun in der aktuellen Iteration des Prozessablaufes gemäß dem sechsten Schritt
(S16) darauf trainiert werden, einen neuen Messpunkt in der Art auszuwählen, um den
berechneten Zielgrößenwert durch den neuen Messpunkt zu maximieren, wobei das Auswahlmodell
(14) entsprechend dem Training und in Abhängigkeit der modellierten Zielgrößenwerte
beispielsweise einen neuen Messpunkt MP2` auswählen wird, welcher sich bereits in
einem Bereich in Richtung h des Kennraums befindet, um weitere Bereiche mit hohen
Zahlenwerten der Zielgröße zu identifizieren. Das Trainieren eines neuronalen Netzes
für das Vorhersagemodell (13) mittels Reinforcement Learning eröffnet erfindungsgemäß
den Vorteil, dass neue Messpunkte potenziell an den Stellen ausgewählt werden, an
denen die höchsten Zielgrößenwerte erreichbar sind, oder mit anderen Worten das größte
Optimierungspotential des Vorhersagemodells (13) vorhanden ist, sodass die Identifizierung
der zielgrößenoptimalen Messpunkte verhältnismäßig schnell konvergiert, obgleich die
gleichmäßige Vermessung des gesamten Kennraumes ungewiss ist.
[0033] In einer alternativen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird innerhalb
des Auswahlmodells (14) anstelle des mittels Reinforcement Learning trainierten neuronalen
Netzes des Vorhersagemodells (13) zur Berücksichtigung der Zielgröße ein Raumabdeckungsverfahren,
oder mit anderen Worten ein "Space filling Design", angewendet. Raumabdeckungsverfahren
sind dem Fachmann bekannt als Methoden, um Punkte in einem Raum zu generieren, um
den Raum bestmöglich abzudecken. In einer vorteilhaften Ausführungsform wird innerhalb
des Auswahlmodells (14) die Methode der Halton-Sequenz als Methode der Raumabdeckungsverfahren
angewendet. Alternativ ist jedes weitere bekannte Raumabdeckungsverfahren anwendbar,
insofern, als dass eine homogene Befüllung durch die Auswahl entsprechender Messpunkte
eines Steuer- und / oder Messparameters der Messwerte der zu applizierenden Fahrzeugkomponente
(3) erreichbar ist. Die Anwendung von Raumabdeckungsverfahren innerhalb des Auswahlmodells
(14) eröffnet den Vorteil, dass eine gleichmäßige Abtastung des vorgegebenen Rasters
oder Messablaufplans durch die Auswahl und Vermessung entsprechender Messpunkte erfolgt.
Im Ausführungsbeispiel der Nockenwellenapplikation einer Brennkraftmaschine (4) als
Fahrzeugkomponente (3), welche eine vorzugsweise Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens darstellt, wobei bezugnehmend auf
Fig. 4A der Messpunkt MP1 als aktueller Messpunkt vermessen wurde, kann beispielsweise der
Messpunkt MP2" als neuer Messpunkt mittels Raumabdeckungsverfahren ausgewählt werden,
anstelle des Messpunktes MP2` durch das neuronale Netz des Vorhersagemodells (13).
Darauf aufbauend ist es ebenso möglich, dass in der nächsten Iteration der Messpunkt
MP3 durch das neuronale Netz des Vorhersagemodells (13) oder auch durch das Raumabdeckungsverfahren
ausgewählt wird.
[0034] Bezugnehmend auf
Fig. 3 erfolgt im dritten Schritt (S13) der aktuellen Iteration in einigen Ausführungsformen
die Auswahl des neuen Messpunktes durch das Auswahlmodell (14), durch eine Kombination
von einem mittels Reinforcement-Learning trainierten neuronalen Netz, welches die
modellierten Zielgrößenwerte der vorangegangenen Iteration, und mit einem Raumabdeckungsverfahren,
welches die homogene Füllung des vorgegebenen Rasters oder Messablaufplanes berücksichtigt.
In einer Ausführungsform liegt der Auswahl des neu zu vermessenden Messpunktes in
jeder Iteration erneut eine Entscheidung zugrunde, ob der aktuell neu auszuwählende
Messpunkt mittels neuronalen Netzes unter Berücksichtigung der Zielgröße oder mittels
Raumabdeckungsverfahren bestimmt wird. Hierzu kann eine Zufallsziehung zwischen beiden
Auswahlmöglichkeiten hinzugezogen werden, wobei den beiden Auswahlmöglichkeiten jeweils
eine Wahrscheinlichkeit zugeordnet wird, mit welcher die zugehörige Auswahlmöglichkeit
ausgeführt wird. Entsprechend ergibt die Summe aus beiden Wahrscheinlichkeiten 1.
In einer vorteilhaften Ausführungsform wird sowohl der Auswahl mittels neuronalen
Netzes als auch der Auswahl mittels Raumabdeckungsverfahren eine Wahrscheinlichkeit
von 0,5 zugeordnet, sodass jede der beiden Varianten innerhalb einer Iteration mit
einer Wahrscheinlichkeit von 50% ausgeführt wird. Alternativ ist jede weitere Aufteilung
anwendbar, sodass in vorteilhafter Art und Weise durch den Anwender des erfindungsgemäßen
Verfahrens die anwendungsgerechte Aufteilung erfolgen kann. Dies impliziert gleichsam
die Zuweisung einer Wahrscheinlichkeit von 1 oder 0. Im Ausführungsbeispiel der Nockenwellenapplikation
einer Brennkraftmaschine (4) als Fahrzeugkomponente (3), welche eine vorzugsweise
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens darstellt, erfolgt die Auswahl des
neuen Messpunktes durch das Auswahlmodell (14) ausschließlich durch das neuronale
Netz des Vorhersagemodells (13) und somit in Abhängigkeit von der Zielgröße.
[0035] Gemäß dem Ausführungsbeispiel der Nockenwellenapplikation einer Brennkraftmaschine
(4) als Fahrzeugkomponente (3) umfasst die Zielgröße, nach der die Nockenwellenapplikation,
oder mit anderen Worten auch die Messpunktauswahl, optimiert werden soll, in einigen
Ausführungsformen ein gelerntes Emissionsranking, welches berechnete Emissionswerte
als Zielgrößenwerte, die der zahlenwertigen Größe nachgeordnet sind, umfasst. Die
Emissionswerte werden hierbei für jeden vermessenen Messpunkt und unter Verwendung
der hierfür aufgenommenen Messwerte und / oder weiterer physikalischer Größen berechnet,
welche sich in dem jeweiligen Betriebszustand der Brennkraftmaschine (4) als Fahrzeugkomponente
(3) durch den aktuellen Messpunkt als eingestellte Nockenwellenvariation für den jeweiligen
Betriebspunkt des Drehzahl-Drehmomenten-Kennfeldes als Steuerparameter ergeben. Emissionswerte
sind hierbei als fiktive Zahlenwerte zu verstehen. In einigen Ausführungsformen umfasst
ein Emissionswert das Verhältnis von emittierten Zielabgasemissionen zu durch die
Brennkraftmaschine (4) und / oder den gesamten Antriebstrang, inklusive möglicher
Abgasnachbehandlungssysteme, erzeugten Abgasemissionen. In einer vorzugsweisen Ausführungsform
ist der Emissionswert Ew als Verhältnis von Abgasmassenströmen, insbesondere einzelner
Emissionsspezies, wie nach Gleichung 1 darstellbar.

[0036] Somit entspricht der Emissionswert Ew dem Verhältnis aus einem Zielabgasmassenstrom
(
ṁAbg,Ziel) zu einem aktuell vorhandenen Abgasmassenstrom (
ṁAbg) einzelner Emissionsspezies oder der Gesamtheit der Emissionsspezies. In diesem Zusammenhang
bedeuten Werte des Emissionswertes größer oder gleich 1, dass weniger Abgasemissionen
emittiert werden als erforderlich oder festgelegt. Wo hingegen Werte des Emissionswertes
kleiner als 1 höhere Abgasemissionen als erforderlich oder festgelegt betreffen. Die
detaillierte Ausführung und Berechnung eines solchen Emissionswertes ist nicht Gegenstand
der Erfindung und obliegt dem Endanwender des erfindungsgemäßen Verfahrens. Vielmehr
soll hierdurch die praktische Umsetzung einer möglichen Zielgröße für das vorzugsweise
Ausführungsbeispiel der Nockenwellenapplikation einer Brennkraftmaschine (4) als Fahrzeugkomponente
(3) verdeutlicht werden. Alternativ sind sämtliche weitere Zielgrößen anwendbar, insofern
sich diese für jeden Messpunkt quantitativ berechnen und zahlenwertig darstellen lassen.
[0037] Gemäß dem Ausführungsbeispiel der Nockenwellenapplikation einer Brennkraftmaschine
(4) als Fahrzeugkomponente (3) als vorzugsweise Ausführungsform werden zusätzlich
zur Berechnung des Emissionswertes als Zielgrößenwert bei jeder Vermessung von Messpunkten
ebenso eine oder mehrere aufstellbare Nebenbedingungen geprüft, wie bezugnehmend auf
die
Fig. 4A -
4D in den unteren Diagrammen für die einzelnen Iterationen der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung
veranschaulicht. In einigen Ausführungsformen umfassen Nebenbedingungen physikalische
Größen, welche sich ebenfalls auf das gewünschte Betriebsverhalten der Fahrzeugkomponente
(3) auswirken, jedoch beispielsweise nicht durch die vermessenen Messwerte des erfindungsgemäßen
Verfahrens abgedeckt werden. In einer Ausführungsform umfassen die Nebenbedingungen
eine oder mehrere der physikalischen Größen des induzierten Zylinderinnendruckes der
Brennkraftmaschine (4), als deren laufruhekennzeichnende Eigenschaft, der Abgastemperatur
an der Position direkt am Ausgang der Brennkraftmaschine (4) und / oder stromaufwärts
einer ersten Abgasnachbehandlungseinrichtung, als weitere charakteristische Größe
für die Abgasemissionen des gesamten Antriebstranges sowie verschiedene Gradienten
innerhalb der Betriebskennfelder als Steuerparameter der Brennkraftmaschine (4), um
zu großen Sprüngen in den Kalibrierungswerten benachbarter Stützstellen innerhalb
der Steuerparameter vorzubeugen. In dem Ausführungsbeispiel der Nockenwellenapplikation
einer Brennkraftmaschine (4) als Fahrzeugkomponente (3) als vorzugsweise Ausführungsform
gelten beispielhaft folgende Nebenbedingungen für die Einlassnockenwelle nach Gleichung
2.

[0038] Hierbei entspricht P
I0s dem induzierten Zylinderinnendruck und T
AbgvKat der Abgastemperatur stromaufwärts einer ersten Abgasnachbehandlungseinrichtung. Die
Nebenbedingungen werden durch die Konstanten
pIOs und
τAbgvK definiert, welche in einer Ausführungsform konstante Zahlenwerte abbilden. Die quantitative
Bedatung der entsprechenden Konstanten obliegt dem Anwender und ist beispielsweise
mittels Fachwissens oder anhand von Erfahrungswerten für die spezifische technische
Endanwendung auslegbar.
[0039] In
Fig. 4A wurden nunmehr bereits 11 Iterationen der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung
durchlaufen, wobei die einzelnen vermessenen Messpunkte in den Ausschnitten des Kennraums
der Nockenwellenvariationen, veranschaulicht durch die oberen Diagramme, sowie als
Verlauf der einzelnen Durchläufe und in Abhängigkeit der dazugehörigen berechneten
Emissionswerte als Zielgrößenwerte eingetragen sind. Alle 11 vermessenen Messpunkte
weisen gültige Nebenbedingungen auf, was durch weißgefüllte Punkte im unteren Diagramm
gekennzeichnet ist, und schwanken in einem engen Bereich um einen Emissionswert. Bezugnehmend
auf
Fig. 3 und entsprechend der bereits vermessenen Messpunkte nach dem vierten Schritt (S14),
der Modellierung der Zielgröße nach dem fünften Schritt (S15) sowie des Trainings
des Vorhersagemodells (13) nach dem sechsten Schritt (S16) werden durch das neuronale
Netz des Vorhersagemodells (13) die gelernten Emissionswerte als modellierte Zielgrößenwerte
auf den gesamten Kennraum der Nockenwellenvariation interpoliert, wobei sich ein Bereich
c um die bereits vermessenen Messpunkte, mit gültigen Nebenbedingungen und mittleren
Emissionswerten bildet.
[0040] In
Fig. 4B ist der Prozessablauf der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung (S10) bereits 75
Iterationen durchlaufen, wobei während dem Training des Vorhersagemodells (13) mittels
Reinforcement-Learning auf die Emissionswerte einige Messpunkte mit hohem, aber auch
niedrigem Emissionswert als Zielgröße erzeugt wurden und, wobei auch einige Messpunkte
ungültige Nebenbedingungen aufweisen. Den höchsten Emissionswert weist hierbei der
Messpunkt MP48, der 48ten Iteration auf, wobei das Vorhersagemodell (13) um diesen
Messpunkt herum Bereiche mit den höchsten erzielbaren Emissionswerten als modellierte
Zielgrößenwerte interpoliert. Gleichzeitig weist der Messpunkt MP48 jedoch ungültige
Nebenbedingungen auf. Dennoch lernt das neuronale Netz des Vorhersagemodells (13)
erfindungsgemäß vorteilhaft auch in diese Richtung weiter, da sich im von dem Messpunkt
MP48 umliegenden Bereich weitere Messpunkte befinden können, welche ähnlich hohe Emissionswerte
erzielen und dabei gültige Nebenbedingungen umfassen können.
[0041] In
Fig. 4C ist der Prozessablauf der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung (S10) bereits 150
Iterationen durchlaufen, wobei zunehmend tendenziell nur noch Messpunkte mit niedrigem
Emissionswert und ungültigen Nebenbedingungen vermessen werden. Zusätzlich scheint
der Raum um die hohen Emissionswerte bereits ausreichend durch vermessene Messpunkte
erschöpft zu sein, sodass sich die noch freien Räume des Kennraums der Nockenwellenvariationen
eher in Bereichen befinden, für welche das Vorhersagemodell (13) geringe erzielbare
Emissionswerte als Zielgröße modelliert. Prinzipiell könnte die zeiteffiziente Betriebspunktvermessung
an dieser Stelle bereits abgebrochen sein, da wohl keine weiteren Messpunkte der noch
nicht vermessenen Stützstellen eines Rasters oder Messablaufplanes hohe Emissionswerte
erzielen werden und gleichzeitig gültige Nebenbedingungen aufweisen. Außerdem wurden
bei dieser Anzahl von Durchläufen bereits mehrere geeignete Messpunkte vermessen und
das ausgemachte Ziel des erfindungsgemäßen Verfahrens ist eine Messpunktreduktion.
[0042] In
Fig. 4D ist der Prozessablauf der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung nunmehr 215 Iterationen
durchlaufen, wodurch bestätigt ist, dass keine besseren Messpunkte in diesem Betriebspunkt
vermessen wurden. Hierbei geht gleichsam hervor, dass im Vergleich zu konventionellen
Verfahren, wobei sämtliche Messpunkte eines Rasters oder Messablaufplanes vermessen
werden, es innerhalb dieses Ausführungsbeispiels ausreichend gewesen wäre, nach den
ersten 100 Iterationen abzubrechen. Innerhalb der ersten 100 Messpunkte würden somit
nur jene Messpunkte vermessen werden, welche in den gestrichelt-umrandeten Bereichen
innerhalb des Kennraums der Nockenwellenvariationen liegen. Somit wäre also bereits
an dieser Stelle eine Messpunktreduktion um mehr als 50% möglich. Funktionsbedingt
steht im Vornhinein nicht fest, wie viele Durchläufe des Prozessablaufes der zeiteffizienten
Betriebspunktvermessung erforderlich sind. In einer vorzugsweisen Ausführungsform
ist die Anzahl an favorisierten Messpunkten N
fMP auf 5 sowie die Anzahl der aufeinanderfolgenden Messungen N
RMP auf 21 festgelegt, sodass das Abbruchkriterium nach dem siebten Schritt (S17) dann
erfüllt ist, wenn innerhalb von N
RMP = 21 aufeinanderfolgenden Durchläufen der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung
keine Messpunkte nach dem Emissionswert als Zielgröße zu den N
fMP = 5 besten Messpunkten des aktuellen Emissionsrankings zählen, welche die Nebenbedingungen
erfüllen. In dieser Konfiguration konnte bereits eine Messpunktreduktion um über 75%
erreicht werden. Ist das Abbruchkriterium erfüllt, wird im letzten Schritt (S18) überprüft,
ob sämtliche vorbestimmte Betriebspunkte vermessen wurden, wobei der Prozessablauf
bei noch ausstehenden zu vermessenden Betriebspunkten zum ersten Schritt (S11) springt
und andernfalls die zeiteffiziente Betriebspunktvermessung beendet ist.
[0043] Bezugnehmend auf
Fig. 2 umfasst das Ergebnis der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung einen oder mehrere
festgelegte Betriebspunkte mit vermessenen Messpunkten, für welche Messwerte aufgenommen,
Emissionswerte als Zielgröße berechnet und modelliert sowie das Emissionsranking berechnet
wurden, wobei die einzelnen Messpunkte wiederum aufgestellte Nebenbedingungen erfüllen
oder auch nicht erfüllen, in einer Anzahl von durchaus 100 oder mehr Messpunkten pro
Betriebspunkt. Im zweiten Schritt (S20) des übergeordneten Prozessablaufes erfolgt
nunmehr die zielgrößenoptimierte Betriebspunktkombination mit dem Ziel, eine auf die
Zielgröße und unter Berücksichtigung der Nebenbedingungen optimale Kombination der
Messpunkte der einzelnen Betriebspunkte zu identifizieren. Der Prozessschritt der
zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination umfasst das Bestimmen einer zielgrößenoptimierten
Betriebspunktkombination, in Abhängigkeit der vermessenen Messpunkte, der für jeden
Messpunkt berechneten Zielgröße sowie von einer oder mehreren Nebenbedingungen, wobei
die zielgrößenoptimierte Betriebspunktkombination je einen identifizierten Messpunkt
für jeden ausgewählten Betriebspunkt umfasst, der sämtliche Nebenbedingungen erfüllt
und, wobei die Summe der berechneten Zielgrößen der identifizierten Messpunkte maximal
ist. In
Fig. 5 ist hierzu der Prozessablauf der zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination dargestellt,
umfassend die Auflistung der einzelnen Betriebspunkte in einem ersten Schritt (S21),
dem Festlegen von Nebenbedingungen in einem zweiten Schritt (S22) sowie dem Lösen
des kombinatorischen Optimierungsproblems in einem dritten Schritt (S23).
[0044] Fig. 6A zeigt die schematische Auflistung der einzelnen Messpunkte MPx(BPy) ∈ [MP1(BP1),...,
MPz(BPz)] für jeden Betriebspunkt BPy ∈ [BP1,..., BPz], entsprechend einer Matrixschreibweise,
nach dem ersten Schritt (S21). In einer vorzugsweisen Ausführungsform sind sämtliche
Messpunkte (MPx) eines Betriebspunktes (BPy) in Abhängigkeit von ihrem für die Zielgröße
berechneten Zahlenwert in absteigender Reihenfolge sortiert. In einer vorzugsweisen
Ausführungsform sind die einzelnen Messpunkte (MPx) der Betriebspunkte (BPy) in Abhängigkeit
ihres berechneten Emissionswertes für das Emissionsranking als Zielgröße in absteigender
Reihenfolge aufgelistet. Während der zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination
soll nunmehr die Kombination von je einem vorhandenen Messpunkt (MPx) pro Betriebspunkt
(BPy) gefunden werden, die die höchste Summe der einzelnen Zahlenwerte des Emissionsrankings
der entsprechenden Messpunkte (MPx(BPy)), unter Erfüllung aufgestellter Nebenbedingungen,
aufweist.
[0045] Bezugnehmend auf
Fig. 6B erfolgt nunmehr nach dem zweiten Schritt (S22) das Festlegen von weiteren Nebenbedingungen,
welche während der zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination (S20) berücksichtigt
werden sollen. In einer beispielhaften Ausführungsform sind weitere Nebenbedingungen
für das Ausführungsbeispiel des Messparameters des Einlassnockenwellenkennfeldes aufgestellt,
nach Gleichung 3.

[0046] In einigen Ausführungsformen umfassen die Nebenbedingungen die dargestellten Nockenwellengradienten,
jeweils umfassend Gradienten der Gradkurbelwinkelwerte der Einlassnockenwelle zur
relativen Luftfüllung (rl) und zur Drehzahl (n). Die Nebenbedingungen werden durch
die Konstanten
χ1 und
χ2 definiert, welche in einer Ausführungsform konstante Zahlenwerte abbilden. Die quantitative
Bedatung der entsprechenden Konstanten obliegt dem Anwender und ist beispielsweise
mittels Fachwissens oder anhand von Erfahrungswerten für die spezifische technische
Endanwendung auslegbar. In einer alternativen Ausführungsform werden diese Nebenbedingungen
bereits während der zeiteffizienten Betriebspunktvermessung berücksichtigt. In einer
alternativen Ausführungsform umfassen die Nebenbedingungen zusätzlich weitere aufstellbare
Nebenbedingungen. In dem Ausführungsbeispiel der Nockenwellenapplikation einer Brennkraftmaschine
(4) als Fahrzeugkomponente (3) als vorzugsweise Ausführungsform gelten für die Nebenbedingungen
aus dem zweiten Schritt (S22) der zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination ebenfalls
die Nebenbedingungen nach Gleichung 2. Durch den Einbezug von Nebenbedingungen ist
es möglich, dass nicht für jeden Betriebspunkt (BPy) jeweils die ersten Messpunkte
(MP1 (BP1), ..., MP1 (BPZ)), oder mit anderen Worten jene Einträge mit dem höchsten
Emissionswert als Zielgröße auch zur optimalen Betriebspunktkombination führen, welche
sämtliche Nebenbedingungen erfüllt. Vielmehr müssen sämtliche mögliche Kombinationen
von jedem Messpunkt eines Betriebspunktes mit jedem Messpunkt der weiteren Betriebspunkte
bewertet werden. Dieser Umstand sei durch unterschiedliche angedeutete Betriebspunktkombinationen
in
Fig. 6A durch die jeweils durchgezogene, gestrichelte sowie gepunktete Linie veranschaulicht.
Innerhalb des Ausführungsbeispiels der Nockenwellenapplikation einer Brennkraftmaschine
(4) als Fahrzeugkomponente (3) können demnach bis zu 100 und mehr Messpunkte pro Betriebspunkt
entstehen, wodurch sich mit zunehmender Anzahl an festgelegten und zu vermessenden
Betriebspunkten eine entsprechend hohe Anzahl an möglichen Betriebspunktkombinationen
ergibt. Während einer durchgeführten Validierung des erfindungsgemäßen Verfahrens
entstand eine Anzahl möglicher Betriebspunktkombinationen in Größenordnungen von ca.
2,7*10
30.
[0047] Bezugnehmend auf
Fig. 5 gilt es nunmehr, in einem dritten Schritt (S23) der zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination
das hieraus hervorgehende kombinatorische Optimierungsproblem zu lösen. In einer Ausführungsform
umfasst die Lösung des kombinatorischen Optimierungsproblems den Ansatz des "Branch-and-Bound"-Konzeptes,
welches dem Fachmann als eine mathematische Behandlungsmethode bekannt ist, um ganzzahlige
kombinatorische Optimierungsprobleme zu lösen. Hierbei wird der Suchraum stetig in
relevante und irrelevante Bereiche aufgeteilt, wobei die irrelevanten Bereiche nicht
weiter beachtet werden. In einer vorzugsweisen Ausführungsform werden sämtliche Kombinationen,
deren Zielfunktionswert geringer als jener der Kombination mit dem bisher größten
Zielfunktionswert ist und welche die aufgestellten Nebenbedingungen verletzen, nicht
weiter getestet. Auf diese Art und Weise entfällt erfindungsgemäß vorteilhaft ein
Großteil an irrelevanten Betriebspunktkombinationen, was bezugnehmend auf
Fig. 6B durch die gestrichelten Linien angedeutet ist. Innerhalb des Ausführungsbeispiels
der Nockenwellenapplikation einer Brennkraftmaschine (4) als Fahrzeugkomponente (3)
wurde die Anzahl an analysierten Betriebspunktkombinationen von ca. 2,7*10
30, mittels "Branch-and-Bound"-Ansatz auf ca. 16*10
6 reduziert, wobei von diesen für ca. 2,6*10
6 Kombinationen die Nebenbedingungen überprüft wurden. Die Anwendung des "Branch-and-Bound"-Ansatzes
zur Lösung des kombinatorischen Optimierungsproblems bietet somit das Potential, in
Anbetracht der verfügbaren Rechenkapazitäten, ein solches kombinatorisches Optimierungsproblem
überhaupt in einer wirtschaftlichen Zeit zu lösen. In alternativen Ausführungsformen
sind sämtliche weitere mathematische Ansätze anwendbar, welche der Lösung von kombinatorischen
Optimierungsproblemen dienen, in der Art, dass gemessen an der Zielgröße und unter
Berücksichtigung der Nebenbedingungen eine bezüglich der Summe der einzelnen berechneten
Zielgrößenwerte der Messpunkte optimale Kombination ausgewählt wird.
[0048] Das Ergebnis der zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination umfasst demnach eine
Kombination aus Messpunkten für jeden Betriebspunkt, umfassend deren aufgenommene
Messwerte sowie optional weitere berechnete Größen. Bezugnehmend auf
Fig. 7 umfasst das Ergebnis der zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination für das Ausführungsbeispiel
der Nockenwellenapplikation einer Brennkraftmaschine (4) als Fahrzeugkomponente (3)
eine Betriebspunktkombination, die ebenfalls tabellarisch darstellbar ist. Die hierbei
ausgewiesenen Zahlenwerte sind fiktiver Natur und dem bisherig beschriebenen Ausführungsbeispiel
als zugehörig zu verstehen. So wurden hierbei beispielsweise 14 Betriebspunkte vermessen,
welche mittels dem Indexwert aus der ersten Spalte nummeriert sind. Die weiter dazugehörigen
aufgenommenen Messwerte umfassen den jeweiligen Betriebspunkt charakterisierende Größen,
wie das Drehmoment (M) und die Drehzahl (n), die mittels Messpunktes identifizierte
Nockenwellenvariation, umfassend die Gradkurbelwinkel für die Einlassnockenwelle (ENW),
Auslassnockenwelle (ANW) sowie den Zündzeitpunkt (ZZP), optional weitere aufgenommene
Messwerte, wie die relative Luftfüllung (rl) und die jeweils berechneten Emissionswerte
(EW) als Zielgröße. Die Summe der einzelnen Emissionswerte für das Emissionsranking
ergeben hierbei einen Wert, welcher stellvertretend für den Gesamtwert der Zielgröße
für die entsprechende Betriebspunktkombination steht. Wiederholt sei darauf hingewiesen,
dass das erfindungsgemäß angewendete Emissionsranking lediglich eine vorzugsweise
Ausführungsform widerspiegelt, wobei auch jegliche andere Art von Zielgröße durch
die dargestellten Prinzipien Anwendung finden kann.
[0049] Die zielgrößenoptimierte Betriebspunktkombination umfasst demnach bereits eine Steuerparameterbedatung
für ausgewählte Stützstellen der Steuerparameter, in Ausgestaltung der vermessenen
und als, bezogen auf die Zielgröße sowie weitere Nebenbedingungen, optimal identifizierte
Messpunkte der festgelegten Betriebspunkte. Darauf aufbauend erfolgt nunmehr in einem
weiteren Schritt (S30) die Steuerparameterbedatung, entsprechend dem vorzugsweisen
Ausführungsbeispiel also die Bedatung der Kennfelder der Nockenwellenvariationen.
Die Steuerparameterbedatung umfasst die Bedatung von wenigstens einem Steuerparameter
durch Interpolieren der Kalibrierungswerte auf Stützstellen jenes Steuerparameters,
in Abhängigkeit der zielgrößenoptimierten Betriebspunktkombination. Bezugnehmend auf
Fig. 8 umfasst der Prozessablauf der Steuerparameterbedatung die Schritte Aufstellung der
Rohparameter (S31), Modellierung des Optimierungsproblems (S32) sowie Interpolation
durch Lösung des Optimierungsproblems (S33).
[0050] Fig. 9 zeigt die schematische Darstellung der Rohparameterbedatung nach dem ersten Schritt
(S31) für das Ausführungsbeispiel des Kennfeldes (KF) der Einlassnockenwelle als Steuerparameter.
In einigen Ausführungsformen erfolgt hierbei zunächst die Aufstellung des Rohkennfeldes,
umfassend das Festlegen von Stützstellen. Im Ausführungsbeispiel der Nockenwellenapplikation
einer Brennkraftmaschine (4) als Fahrzeugkomponente (3) umfasst das Kennfeld (KF)
der Einlassnockenwelle als beispielhaften Steuerparameter die Gradkurbelwinkel der
Einlassnockenwelle als Kalibrierungswerte (Funktionswerte) über die Drehzahl (n) in
der x-Achse und die relative Luftfüllung (rl) in der y-Achse. Die aufgestellten Stützstellen
entsprechen hierbei der gewünschten Ausgestaltung des Endanwenders, in der Form, wie
diese als Steuerparameter schlussendlich auch auf der Steuereinheit (5) implementiert
werden. In der dargestellten beispielhaften Ausführungsform ist zudem der Wert von
22° Kurbelwinkel als zusätzliche Nebenbedingung am Rand des Kennfeldes (KF) angegeben.
Zur Veranschaulichung sind die bisherigen zielgrößenoptimierten Betriebspunkte aus
der optimalen Betriebspunktkombination nach
Fig. 7 in die nächstgelegenen Stützstellen eingetragen. In einem zweiten Schritt (S32) erfolgt
nunmehr die Modellierung des Optimierungsproblems, um die weiteren aufgestellten Stützstellen
zu bedaten. In einigen Ausführungsformen umfasst die Modellierung des Optimierungsproblems
einen nichtlinearen Optimierungsansatz mit linearen Nebenbedingungen. Generell sind
derartig modellierte Optimierungsprobleme mit aus dem Stand der Technik bekannten
Verfahren lösbar. In einer vorzugsweisen Ausführungsform umfasst die Modellierung
des Optimierungsproblems einen Optimierungsansatz nach Gleichung 4, zusammen mit aufstellbaren
Nebenbedingungen nach Gl. 5.

[0051] Das Ziel der Optimierung ist eine Interpolation der Stützstellen des Steuerparameters,
basierend auf der bereits identifizierten Betriebspunktkombination, wobei einerseits
sämtliche bisherige vermessene Messwerte der Betriebspunktkombination mit möglichst
hoher Übereinstimmung getroffen werden sollen. Dies wird mit dem ersten Term aus Gleichung
4 dadurch erreicht, dass über die aufsummierten quadrierten Differenzen ein Einlassnockenwellenwert
(KF(n,rl)), abhängig von Drehzahl (n) und relativer Luftfüllung (rl), gefunden wird,
der ähnlich zu den vermessenen Werten ist. Generell ist dieser Term dem Fachmann als
Metrik bekannt, um Abstände zwischen zwei Werten zu ermitteln. Zusätzlich soll ein
möglichst sprungarmer Übergang zwischen benachbarten Stützstellen erzeugt werden,
wobei die beiden weiteren Summenterme jeweils die Nockenwellengradienten der Einlassnockenwelle
(ENW) über die Drehzahl (n) und die relative Luftfüllung (rl) abbilden und über die
benachbarten Stützstellen (St) aufsummiert werden. Durch einen Gewichtungsfaktor (
β > 0) kann der Einfluss beider Terme auf die Zielfunktion angepasst werden, wobei
mit einem Anstieg des Gewichtungsfaktors eine höhere Übereinstimmung der modellierten
Einlassnockenwellenwerte (KF(n, rl)) mit den Messwerten (ENW
Mess) erreicht wird. Die beiden hinteren Terme werden zusätzlich mit den Konstanten
χ1 und
χ2, bekannt aus den Nebenbedingungen nach Gleichung 3, gewichtet und finden zusätzlich
in den Nebenbedingungen nach Gleichung 5 Anwendung.
[0052] Bezugnehmend auf
Fig. 10 erfolgt in einem dritten Schritt (S33) die Interpolation auf das Rohkennfeld durch
Lösung des Optimierungsproblems, wobei hier die entsprechenden Stützstellen für das
Ausführungsbeispiel des Einlassnockenwellenkennfeldes als Steuerparameter beispielhaft
dargestellt sind. Innerhalb des Ausführungsbeispiels der Nockenwellenvariation einer
Brennkraftmaschine (4) als Fahrzeugkomponente (3) als vorzugsweise Ausführungsform
werden entsprechend dieser Vorgehensweise ebenso die Kennfelder (KF) der Auslassnockenwelle
und des Zündzeitpunktes bedatet. Abschließend werden die nach solcherart zielgrößenoptimierten
Steuerparameter auf die Steuereinheit (5) übertragen, sodass diese die Brennkraftmaschine
(4), stellvertretend als Fahrzeugkomponente (3) mittels der applizierten Steuerparameter
steuern kann.
[0053] Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich wie folgt dazu, dass durch
die zeiteffiziente Betriebspunktvermessung (S10) der Vermessungsaufwand gegenüber
konventionellen Verfahren, wobei jeder Messpunkt eines Rasters vermessen werden muss,
deutlich reduziert werden kann. Dies wird erfindungsgemäß vorteilhaft dadurch erzielt,
dass ein neuronales Netz auf das Verhalten einer Zielgröße trainiert wird, um in Abhängigkeit
von der gelernten Zielgröße nacheinander gezielt Messpunkte auszuwählen, welche den
Zahlenwert der Zielgröße optimieren. Durch das erfindungsgemäße Abbruchkriterium ist
das Verfahren flexibel auf die Anzahl der zu vermessenden Messpunkte anpassbar und
somit in seinen Eigenschaften anwendungsgerecht auslegbar. Durch die sich daran anschließende
zielgrößenoptimierte Betriebspunktkombination kann pro Betriebspunkt wenigstens ein
potenziell, bezogen auf die Zielgröße, optimaler Messpunkt und somit auch wenigstens
eine optimale Betriebspunktkombination identifiziert und gleichzeitig der Rechenaufwand
durch die effektive Reduktion möglicher Kombinationen verringert werden. Durch die
Parameterbedatung mittels Interpolation und Berücksichtigung von Nebenbedingungen,
ausgehend von den identifizierten Messpunkten der optimalen Betriebspunktkombination,
ist eine zeit- und ressourceneffiziente Befüllung der entsprechenden Steuerparameter
mit Kalibrierungswerten abbildbar, die mit den vermessenen Messpunkten korrelieren.
Bezugszeichenliste
[0054]
- 1
- System
- 2
- Vermessungseinrichtung
- 3
- Fahrzeugkomponente
- 4
- Brennkraftmaschine
- 5
- Steuereinheit
- 6
- Nockenwelle
- 7
- Messeinrichtung
- 8
- Applikationseinrichtung
- 9
- Eingangsschnittstelle
- 10
- Ausgangsschnittstelle
- 11
- Recheneinheit
- 12
- Elektronischer Speicher
- 13
- Vorhersagemodell
- 14
- Auswahlmodell
- ANW
- Auslassnockenwelle
- BPy
- Betriebspunkt
- ENW
- Einlassnockenwelle
- ENWMess
- Messwert
- ER
- Emissionsranking
- EW
- Emissionswert
- I
- Index
- KF
- Kennfeld
- M
- Drehmoment
- MPx
- Messpunkt
- n
- Drehzahl
- NfMP
- Anzahl favorisierter Messpunkte
- NRMP
- Anzahl aufeinanderfolgender Messpunkte
- PIOs
- induzierter Zylinderinnendruck
- rl
- Relative Luftfüllung
- Stst
- Stützstelle
- TAbgvKat
- Temperatur vor Abgaskatalysator
- ZZP
- Zündzeitpunkt
- β
- Gewichtungsfaktor
- χ1, χ2, ρIOs, τAbgvK
- Konstanten
1. Computerimplementiertes Verfahren zur zielgrößenoptimierten Applikation der Steuereinheit
(5) einer Fahrzeugkomponente (3), wobei die Applikation das Bedaten von wenigstens
einem Steuerparameter der Steuereinheit (5) mit Kalibrierungswerten umfasst,
gekennzeichnet durch das Ausführen der Schritte
• (S11) Auswählen eines oder mehrerer Betriebspunkte der Fahrzeugkomponente (3),
• (S13) Auswählen eines zu vermessenden Messpunktes innerhalb eines Messparameters
für einen der ausgewählten Betriebspunkte, durch ein Auswahlmodell (14) einer Applikationseinrichtung
(8),
• (S14) Vermessen des Messpunktes innerhalb einer Vermessungseinrichtung (2), durch
das Aufnehmen von Messwerten der Fahrzeugkomponente (3) mittels einer Messeinrichtung
(7),
• (S15) Berechnen wenigstens eines Zielgrößenwertes für den vermessenen Messpunkt
mittels einer Applikationseinrichtung (8) und Modellieren wenigstens eines Zielgrößenwertes
für eine oder mehrere Stützstellen des Messparameters, in Abhängigkeit des vermessenen
Messpunktes, durch ein Vorhersagemodell (13) der Applikationseinrichtung (8),
• (S16) Trainieren des Vorhersagemodells (13), in Abhängigkeit des wenigstens einen
berechneten Zielgrößenwertes,
• (S17) Überprüfen eines Abbruchkriteriums, in Abhängigkeit des berechneten Zielgrößenwertes
und einer Anzahl bereits vermessener Messpunkte des ausgewählten Betriebspunktes,
wobei das Verfahren bei Nichterfüllung des Abbruchkriteriums, beginnend mit (S13)
dem Auswählen eines zu vermessenden Messpunktes für den ausgewählten Betriebspunkt,
erneut durchlaufen wird und, wobei bei Erfüllung des Abbruchkriteriums überprüft wird,
ob für sämtliche ausgewählte Betriebspunkte ein oder mehrere Messpunkte gemäß den
vorherigen Schritten vermessen wurden, wobei das Verfahren, beginnend mit (S11) der
Auswahl eines weiteren Betriebspunktes der Fahrzeugkomponente (3), erneut durchlaufen
wird, wenn nicht für sämtliche ausgewählte Betriebspunkte ein oder mehrere Messpunkte
vermessen wurden und, wobei andernfalls die weiteren Schritte ausgeführt werden, umfassend
• (S20) das Bestimmen einer zielgrößenoptimalen Betriebspunktkombination, in Abhängigkeit
der vermessenen Messpunkte, des einen oder der mehreren für jeden Messpunkt berechneten
Zielgrößenwerte sowie von einer oder mehreren Nebenbedingungen, wobei die zielgrößenoptimale
Betriebspunktkombination je einen identifizierten Messpunkt für jeden ausgewählten
Betriebspunkt umfasst, wobei sämtliche Nebenbedingungen erfüllt sind und, wobei die
Summe der berechneten Zielgrößenwerte der identifizierten Messpunkte maximal ist sowie
• (S30) die Bedatung von wenigstens einem Steuerparameter durch Interpolieren der
Kalibrierungswerte auf Stützstellen jenes Steuerparameters, in Abhängigkeit der zielgrößenoptimierten
Betriebspunktkombination.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass (S13) das Auswählen eines zu vermessenden Messpunktes innerhalb eines Messparameters
für einen der ausgewählten Betriebspunkte, durch ein Auswahlmodell (14), in Abhängigkeit
von einem oder mehreren der modellierten Zielgrößenwerte und eines durch das Vorhersagemodell
(13) trainierten neuronalen Netzes, erfolgt.
3. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das (S15) Modellieren wenigstens eines Zielgrößenwertes für eine oder mehrere Stützstellen
des Messparameters, das Interpolieren über sämtliche berechnete Zielgrößenwerte der
bereits vermessenen Messpunkte des ausgewählten Betriebspunktes umfasst.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das (S16) Trainieren des Vorhersagemodells (13), das Trainieren des neuronalen Netzes
mittels Reinforcement-Learning und in Abhängigkeit der berechneten Zielgrößenwerte
der bereits vermessenen Messpunkte des ausgewählten Betriebspunktes umfasst.
5. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Erfüllung des Abbruchkriteriums das Überprüfen, ob innerhalb einer vorgegebenen
Anzahl von aufeinanderfolgenden vermessenen Messpunkten NRMP zu einem aktuellen ausgewählten Betriebspunkt kein Messpunkt zu einer Anzahl NfMP favorisierter Messpunkte eines Zielgrößenrankings zuordenbar ist, wobei das Zielgrößenranking
eine nach den berechneten Zielgrößenwerten absteigend sortierte Auflistung der bereits
vermessenen Messpunkte darstellt, umfasst.
6. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das (S20) Bestimmen der zielgrößenoptimalen Betriebspunktkombination das Lösen eines
kombinatorischen Optimierungsproblems mittels Branch-and-Bound-Ansatz, sowie, dass
die (S30) Bedatung der Steuerparameter das Modellieren und Lösen eines nichtlinearen
Optimierungsproblems mit linearen Nebenbedingungen umfasst.
7. Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
• die Fahrzeugkomponente (3) eine Brennkraftmaschine (4) ist, wobei die auswählbaren
Betriebspunkte Stützstellen des Motorkennfeldes, umfassend eine Drehzahl (n) und ein
Drehmoment (M), umfassen,
• die Messparameter Nockenwellenvariationen sind, umfassend einen Kennraum aus den
physikalischen Größen für den Gradkurbelwinkel jeweils der Einlassnockenwelle, Auslassnockenwelle
und dem Zündzeitpunkt, wobei ein Messpunkt die Stützstelle einer Nockenwellenvariation
eines Betriebspunktes umfasst,
• sowie, dass die Steuerparameter ein oder mehrere Einlassnockenwellenkennfelder,
Auslassnockenwellenkennfelder und / oder Zündzeitpunktkennfelder umfassen, wobei die
einzelnen Steuerparameter jeweils Kalibrierungswerte als Werte des Gradkurbelwinkels
für jeweils die Einlassnockenwelle, Auslassnockenwelle und Zündzeitpunkt umfassen.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der berechnete Zielgrößenwert einen Emissionswert umfasst, der für jeden vermessenen
Messpunkt mittels der aufgenommenen Messwerte und / oder weiterer physikalischer Größen
berechenbar ist, wobei das Zielgrößenranking als ein Emissionsranking darstellbar
ist.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die aufstellbaren Nebenbedingungen ein oder mehrere der nachfolgenden Größen einer
Abgastemperatur (TAbgvKat), einem induzierten Zylinderinnendruck (PI0s) sowie der Gradienten der Werte des Gradkurbelwinkels der Einlassnockenwelle und
der Auslassnockenwelle, jeweils zur Drehzahl (n) und zur relativen Luftmenge (rl)
umfassen.
10. System zur zielgrößenoptimierten Applikation der Steuereinheit (5) einer Fahrzeugkomponente
(3), das eingerichtet ist, um ein Verfahren nach einem der vorherigen Ansprüche auszuführen,
umfassend eine Vermessungseinrichtung (2), die eingerichtet ist, um wenigstens einen
Messpunkt eines ausgewählten Betriebspunktes einer Fahrzeugkomponente (3) zu vermessen,
um wenigstens einen Messwert mittels einer Messeinrichtung (7) aufzunehmen und an
eine Applikationseinrichtung (8) zu übertragen, sowie eine Applikationseinrichtung
(8), umfassend wenigstens je eine Recheneinheit (11), einen elektronischen Speicher
(12), eine Eingangs- (9) und Ausgangsschnittstelle (10), die eingerichtet ist, um
mittels Recheneinheit (11)
• wenigstens einen Messpunkt mittels Auswahlmodell (14) auszuwählen,
• wenigstens einen Zielgrößenwert in Abhängigkeit wenigstens eines vermessenen Messpunktes
zu berechnen,
• wenigstens einen weiteren Zielgrößenwert in Abhängigkeit der bereits vermessenen
Messpunkte mittels eines Vorhersagemodells (13) zu modellieren,
• das Vorhersagemodell (13) in Abhängigkeit des wenigstens einen berechneten Zielgrößenwertes
zu trainieren,
• ein Abbruchkriterium, in Abhängigkeit des wenigstens einen berechneten Zielgrößenwertes
und einer Anzahl der bereits vermessenen Messpunkte, zu überprüfen,
• eine zielgrößenoptimale Betriebspunktkombination, in Abhängigkeit der vermessenen
Messpunkte, der für jeden Messpunkt berechneten Zielgrößenwerte sowie von einer oder
mehreren Nebenbedingungen, zu bestimmen,
• sowie wenigstens einen Steuerparameter durch Interpolieren der Kalibrierungswerte
auf Stützstellen jenes Steuerparameters, in Abhängigkeit der zielgrößenoptimalen Betriebspunktkombination,
zu bedaten.