[0001] Die Erfindung betrifft ein Schienenfahrzeug mit wenigstens einer Seilverbindung.
[0002] Gemäß entsprechender Vorschriften müssen Schienenfahrzeuge, insbesondere Straßenbahnen,
Schutzvorrichtungen vorweisen, die verhindern, dass Fahrgäste durch das Aufreißen
und/oder Abreißen eines Wagenübergangs zwischen zwei Wagenkästen hinausfallen können.
[0003] Um dies zu gewährleisten, werden an den Wagenkästen in der Regel soweit möglich Gelenkendanschläge
seitlich am Gelenkendquerträger vorgesehen.
[0004] Die Anwendung solcher Gelenkendanschläge ist ggf. problematisch, da dies nicht immer
in bzw. bei einer günstigen Kräftelage möglich ist. Je näher die Gelenkendanschläge
an der Drehachse positioniert werden, desto höher werden die aufzunehmenden Kräfte.
Sofern der Bauraum des Gelenkendquerträgers des betreffenden Schienenfahrzeugs eine
günstige Anordnung der Gelenkendanschläge nicht zulässt, werden die aufzunehmenden
Druckkräfte sehr hoch. Eine entsprechende konstruktive Lösung dafür ist aufwändig,
schwer und teuer.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Schienenfahrzeug anzugeben, bei der
auf einfache Weise das Aufreißen und/oder Abreißen eines Wagenübergangs zwischen zwei
Wagenkästen verhindert wird.
[0006] Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des unabhängigen Patentanspruchs 1. Weiterbildungen
und Ausgestaltungen der Erfindung finden sich in den Merkmalen der abhängigen Patentansprüche
wieder.
[0007] Dazu wird ein Schienenfahrzeug mit wenigstens einem ersten und einem zweiten Wagenkasten,
die mittels wenigstens eines Gelenks beweglich, insbesondere drehbar, miteinander
verbunden sind, wobei das Schienenfahrzeug einen, mittels einer flexiblen Umhüllung
nach außen im Wesentlichen geschlossenen Wagenübergang zwischen den wenigstens zwei
Wagenkästen aufweist, angegeben, wobei der Wagenübergang wenigstens eine Seilverbindung
aufweist, die mit den wenigstens zwei Wagenkästen verbunden ist.
[0008] Das erfindungsgemäße Schienenfahrzeug hat den Vorteil, dass die Sicherung eines Wagenübergangs
zwischen zwei Wagenkästen vor einem möglichen Aufreißen und/oder Abreißen nicht mehr
auf der Grundlage einer Druckkraftbeanspruchung sondern vielmehr auf der Grundlage
einer Zugkraftbeanspruchung gelöst bzw. gewährleistet wird. Erfindungsgemäß verhindert
wenigstens ein Verbindungsseil, dass der Wagenübergang auf- und/oder auseinanderreißen
kann, da entsprechend auftretende Zugkräfte mittels der Seilverbindung direkt von
Wagenkasten zu Wagenkasten übertragen bzw. eingeleitet werden können und somit kann
mit einfachen Mitteln zuverlässig verhindert werden, dass Fahrgäste ggf. hinausfallen
können. Zusätzlich kann mit der erfindungsgemäßen Lösung eine flexible, leichte und
platzsparende Anbindung an die Portale der entsprechenden Wagenkästen in Bereichen
realisiert werden, in denen sowieso schon kraftleitende Strukturen vorhanden sind
und somit nicht zusätzlich aufwändig neu geschaffen werden müssen. Besonders bevorzugt
ermöglicht die erfindungsgemäße Lösung deren Anwendung an Wagenkästen, die besser
einer Zugbelastung standhalten als einer Druckbelastung.
[0009] Nach einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die wenigstens eine Seilverbindung
flexibel ausgeführt, wobei die Seilverbindung ohne Einwirkung einer Kraft entspannt
ist und sich die Seilverbindung bei Einwirken einer Zugkraft spannt. Besonders bevorzugt
nimmt die wenigstens eine Seilverbindung ein Zugkraftmoment von wenigstens 400 kNm
auf, ohne zu reißen. Im normalen Fahrbetrieb befindet sich die flexible Seilverbindung
im entspannten Zustand und wird allenfalls durch Zugkräfte zwischen den Wagenkästen,
die durch die üblichen Fahrbewegungen des Schienenfahrzeugs entstehen, aus dem entspannten
Zustand ausgelenkt. Erst im irregulären Fall einer besonderen Situation während des
Fahrbetriebs, insbesondere bei einer Entgleisung oder einem Unfall, z.B. mit einem
zweiten Fahrzeug, können Zugkräfte zwischen den entsprechenden Wagenkästen auftreten,
durch die sich erfindungsgemäß die Seilverbindung bis zur maximalen Auslenkung entsprechend
der Entstehung der Zugkräfte innerhalb kürzester Zeit spannt und Zugkraftmomente in
Höhe von wenigstens 400 kNm und ggf. auch darüber aufnimmt, ohne zu zerreißen, hält
auf diese Weise den entsprechenden Wagenübergang zusammen und verhindert somit ein
mögliches Aufreißen und/oder Abreißen.
[0010] Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung besteht die Umhüllung aus einer
äußeren und einer inneren Hülle. Besonders bevorzugt verläuft die wenigstens eine
Seilverbindung außerhalb der Umhüllung des Wagenübergangs. Für die Fahrgäste, die
sich im Innern der Wagenkästen des Schienenfahrzeugs und ggf. auch im, von der flexiblen
Umhüllung, beispielsweise einem Balg umgebenen, nach außen im Wesentlichen geschlossenen
Wagenübergang zwischen den Wagenkästen aufhalten, ist die wenigstens eine Seilverbindung
nicht sichtbar und durch die Umhüllung bzw. bei einer Ausführung mit doppelter Hülle,
also bei der die Umhüllung aus einer äußeren und einer inneren Hülle besteht, zumindest
durch die innere Hülle von den Fahrgästen getrennt und abgeschirmt. Dadurch werden
insbesondere beim Eintreten einer gefährlichen Situation, in der die Seilverbindung
zum Einsatz kommt, durch die Seilverbindung selbst auch keine Fahrgäste gefährdet.
Dies ist, wie oben bereits erwähnt, auch der Fall, wenn die flexible Umhüllung nicht
nur eine einzige bzw. einzelne Umhüllung, insbesondere einen Balg, sondern gemäß der
weiteren Ausführungsform eine doppelte Hülle, bestehend aus einer äußeren und einer
inneren Hülle, insbesondere einen doppelten Balg, bestehend aus einem äußeren und
einem inneren Balg, aufweist. In diesem Fall kann die wenigstens eine Seilverbindung
auch zwischen der äußeren und der inneren Hülle der Umhüllung, insbesondere zwischen
dem äußeren und dem inneren Balg des Wagenübergangs verlaufen und den selben Zweck
erfüllen, wobei bei dieser Ausführungsform die wenigstens eine Seilverbindung durch
die äußere Hülle, insbesondere dem äußeren Balg, besser vor Umwelteinflüssen geschützt
ist und deshalb eine deutlich verlängerte Lebensdauer aufweist.
[0011] Unter dem Begriff Balg werden im vorliegenden Dokument jeweils alle Arten eines üblicherweise
verwendeten Balgs, insbesondere Wellenbälge und Faltenbälge, verstanden, die alle
ohne Einschränkung hierfür geeignet sind und entsprechend erfindungsgemäß eingesetzt
werden können.
[0012] Nach einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die wenigstens
eine Seilverbindung wenigstens zweiteilig, wobei das eine Ende des ersten Teils der
Seilverbindung mit dem ersten Wagenkasten und das andere Ende des ersten Teils der
Seilverbindung mit einem Absatz des Wagenübergangs und das eine Ende des zweiten Teils
der Seilverbindung mit dem Absatz des Wagenübergangs und das andere Ende des zweiten
Teils der Seilverbindung mit dem zweiten Wagenkasten verbunden ist.
[0013] Bevorzugt ist der Absatz des Wagenübergangs der Mittelrahmen des Wagenübergangs.
Besonders bevorzugt weist der Wagenübergang eine erste und eine zweite Seilverbindung
auf, wobei beide Seilverbindungen mit den wenigstens zwei Wagenkästen verbunden sind,
wobei bezüglich der Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs die erste Seilverbindung auf
der linken Seite und die zweite Seilverbindung auf der rechten Seite jeweils außerhalb
oder jeweils zwischen der äußeren und der inneren Hülle der Umhüllung des Wagenübergangs
verläuft bzw. angeordnet ist.
[0014] Durch eine zwei- oder je nach Bedarf und Anforderung auch mehrteilige Seilverbindung
mit entsprechend einer oder auch mehreren Anbindungen am Wagenübergang zwischen den
Wagenkästen lassen sich ggf. die entstehenden Zugkräfte besonders vorteilhaft auch
indirekt an bzw. in die Wagenkästen übertragen bzw. einleiten. Ein besonderer Vorteil
ergibt sich in der Anwendung mit einem Doppelgelenk, bei der üblicherweise in der
Mitte des Wagenübergangs zwischen zwei Wagenkästen ein entsprechend stabiler Mittelrahmen
bereits vorhanden ist und an dem von beiden Wagenkästen ausgehend, jeweils eine einfache
oder doppelte Umhüllung, insbesondere jeweils ein einfacher oder doppelter Balg, befestigt
ist. Mit diesem ohnehin bereits vorhandenen Mittelrahmen können, insbesondere auch
auf beiden Seiten des Wagenübergangs jeweils die beiden Teile der Seilverbindung somit
zwanglos verbunden werden und somit von beiden Seiten die jeweilig vorhandenen Umhüllungen,
insbesondere Bälge umfassen und demzufolge für die entsprechenden Umhüllungen bzw.
Bälge des Doppelgelenkübergangs den Schutz vor Auf- und/oder Auseinanderreißen des
kompletten Übergangs erreichen. Dadurch kann auf eine äußerst aufwändige, zusätzliche
Struktur an der Koppelstange verzichtet werden, die sonst, sofern die Gelenkendanschläge
nicht auf Höhe des Gelenkendquerträgers vorgesehen werden können, gesondert realisiert
werden müsste, um die Gelenkendanschläge auf das jeweilige Höhenniveau zu legen, wodurch
wiederum durch den Höhenversatz sehr hohe Momente aufgefangen werden müssten. Die
beidseitige Seilverbindung ist selbstverständlich auch bei einem Wagenübergang mit
einem Einfachgelenk möglich und vorteilhaft.
[0015] Nach einer weiteren besonders bevorzugten Ausführung der Erfindung spannen sich die
erste und die zweite Seilverbindung je nach einwirkender Zugkraft jeweils unabhängig
voneinander. Dies ist besonders vorteilhaft, da bei einem Winkelversatz der Wagenkästen
zueinander bezüglich der Wagenlängsachsen unterschiedliche Zugkräfte auf der linken
und der rechten Seite zwischen den Wagenkästen auftreten und somit auf die beiden
Seilverbindungen einwirken, die demzufolge jeweils unabhängig voneinander, je nach
Einwirken und Größe der einwirkenden Zugkraft gespannt werden. Insbesondere bei Kurvenfahrten
werden die Wagenkästen auf der Kurvenaussenseite stärker auseinandergezogen als auf
der Kurveninnenseite. Die entsprechende Seilverbindung wird dementsprechend auf der
Kurvenaussenseite stark bzw. sehr stark gespannt, während die Wagenkästen auf der
gegenüberliegenden Seite, der Kurveninnenseite, nicht oder kaum auseinandergezogen
werden - die entsprechende Seilverbindung auf der Kurveninnenseite wird kaum gespannt,
oder bleibt sogar entspannt. Auf diese Weise kann insbesondere bei Kurvenfahrten,
ein einseitiges Aufreißen des Wagenübergangs zuverlässig verhindert werden.
[0016] Ein weiterer Vorteil ist, dass bei Kurvenfahrten zusätzlich, bei entsprechender bzw.
geeigneter Länge der Seilverbindungen im vollständig gespannten Zustand, der Kontakt
der Wagenkästen auf der jeweiligen Kurveninnenseite durch die vollständig gespannte
Seilverbindung auf der jeweiligen Kurvenaussenseite zuverlässig verhindert werden
kann.
[0017] Im Weiteren werden bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung mit Bezugnahme auf
die Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 eine erfindungsgemäße Seilverbindung am Beispiel eines Einfachgelenks,
Fig. 2 eine weitere erfindungsgemäße Seilverbindung am Beispiel eines Doppelgelenks
und
Fig. 3 eine erfindungsgemäße Seilverbindung am Beispiel eines Doppelgelenks im gespannten
Zustand von oben betrachtet.
[0018] Fig. 1 zeigt eine erfindungsgemäße Seilverbindung 9 am Beispiel eines Einfachgelenks
5. Figur 1 zeigt im Schnitt die Seitenansicht auf ein Schienenfahrzeug, wobei die
Bewegungsrichtung des Schienenfahrzeugs in der Zeichenebene liegt und durch den Pfeil
von links nach rechts symbolisiert wird. Zwischen den stilisiert angedeuteten Wagenkästen
1, 2 ist der Wagenübergang 3 dargestellt, dessen Innenraum (in der dargestellten Sicht
hier nicht zu sehen) von einer flexiblen Umhüllung, insbesondere dem Balg 7 umschlossen
ist. Der Balg 7 ist unmittelbar über bzw. auf der Plattform des Wagenübergangs 3 angeordnet,
der auch das Gelenk 5, hier ein Einfachgelenk, aufweist, mittels welchem die beiden
Wagenkästen 1, 2 beweglich, insbesondere drehbar miteinander verbunden sind. Wagenkasten
1 und Wagenkasten 2 sind in Figur 1 jeweils links und rechts nahtlos mit dem Balg
7 verbunden, wodurch der Balg 7 somit ohne Zwischenraum an die Wagenkästen 1, 2 angeschlossen
ist. Der Innenraum des Wagenübergangs 3 ist in Richtung der Wagenkästen 1, 2 jeweils
offen und für Fahrgäste durchgängig begeh- und passierbar. Des Weiteren ist in Fig.
1 die erfindungsgemäße, flexible Seilverbindung 9 dargestellt, die sich hier auf der
Außenseite des Balgs 7 befindet und dort mit den zwei Wagenkästen 1, 2 verbunden ist.
[0019] Bei der weiteren Ausführungsform mit einem doppelten Balg 7, bestehend aus einem
inneren und einem äußeren Balg, wäre gemäß Darstellung in Figur 1 der Balg 7 der äußere
Balg und der innere Balg entsprechend verdeckt und daher nicht sichtbar. Bei der weiteren
Ausführungsform mit einem doppelten Balg 7 könnte sich die Seilverbindung 9 auch zwischen
dem äußeren und dem inneren Balg befinden und wäre dann gemäß Darstellung in Figur
1 ebenfalls nicht sichtbar, da die Seilverbindung 9 in diesem Fall vom äußeren Balg
7 verdeckt und somit durch den äußeren Balg 7 vor Umwelteinflüssen geschützt wäre.
[0020] Die in Fig. 1 dargestellte Ausführungsform der Seilverbindung 9 ist einteilig und
zeigt diese im entspannnten Zustand, d.h. die Seilverbindung 9 hängt unterhalb der
Befestigungspunkte an den Wagenkästen 1, 2 entspannt durch. Beim Auftreten von Zugkräften
auf die Wagenkästen 1, 2 gegeneinander entlang der Längsachsen der Wagenkästen 1,
2 bzw. entlang der Bewegungsrichtung des Schienenfahrzeugs, d.h. Wagenkasten 2 bewegt
sich in der Zeichenebene dann in Pfeilrichtung nach rechts und gleichzeitig bewegt
sich Wagenkasten 1 entgegengesetzt nach links, wird zunächst der Balg 7 entsprechend
der Zugkraftbelastung auseinander gezogen und parallel dazu spannt sich auch die Seilverbindung
9, je nach Größe der einwirkenden Zugkraft bis zur maximalen Ausdehnung, in der die
Seilverbindung 9 dann völlig parallel zur Längsachse der Wagenkästen 1, 2 verläuft.
Im normalen Fahrbetrieb befindet sich die flexible Seilverbindung 9 wie dargestellt
im entspannten Zustand und wird allenfalls durch Zugkräfte zwischen den Wagenkästen
1, 2, die durch die üblichen Fahrbewegungen des Schienenfahrzeugs entstehen, aus dem
entspannten Zustand ausgelenkt. Entsteht während des Fahrbetriebs jedoch eine irreguläre
Situation, insbesondere eine Entgleisung oder ein Unfall, z.B. mit einem zweiten Fahrzeug,
können Zugkräfte zwischen den Wagenkästen 1, 2 auftreten, durch die sich erfindungsgemäß
die Seilverbindung 9 innerhalb kürzester Zeit bis zur maximalen Auslenkung, bzw. Ausdehnung
spannt und Zugkraftmomente in Höhe von wenigstens 400 kNm und ggf., je nach Anforderung,
insbesondere abhängig von Ausführung und/oder Material der Seilverbindung 9, auch
darüber aufnimmt, ohne zu zerreißen. Die Seilverbindung 9 hält auf diese Weise den
Wagenübergang 3 insbesondere den Balg 7 zusammen und verhindert somit ein mögliches
Aufreißen und/oder Abreißen des Balgs 7 bzw. des gesamten Wagenübergangs 3, so dass
keine Fahrgäste aus dem Schienenfahrzeug fallen können. Besonders vorteilhaft weist
der Wagenübergang 3 noch eine zusätzliche, zweite Seilverbindung auf der gegenüberliegenden
Seite des Wagenübergangs 3 analog zur Seilverbindung 9 auf, die aufgrund der dargestellten
Perspektive in der Fig. 1 verdeckt ist und die Sicherheit gegen Auf- und/oder Abreißen
des Wagenübergangs 3 und somit der Fahrgäste weiter signifikant erhöht. Dabei spannen
sich die erste 9 und die zweite, hier verdeckte Seilverbindung, je nach einwirkender
Zugkraft unabhängig voneinander. Dies ist besonders bei Situationen, insbesondere
bei Kurvenfahrten, vorteilhaft, bei denen ein Winkelversatz der Wagenkästen 1, 2 zueinander
bezüglich der Wagenlängsachsen entsteht (hier nicht dargestellt) und somit unterschiedliche
Zugkräfte auf der linken und der rechten Seite zwischen den Wagenkästen 1, 2 bezüglich
der Wagenlängsachsen des Schienenfahrzeugs auftreten und somit auf die beiden Seilverbindungen
einwirken, die demzufolge unabhängig voneinander, je nach Einwirken und Größe der
einwirkenden Zugkraft gespannt werden. Insbesondere bei Kurvenfahrten werden die Wagenkästen
1, 2 dabei auf einer Seite, der Kurvenaussenseite stärker auseinandergezogen als auf
der anderen Seite, der Kurveninnenseite. So wird die Seilverbindung 9, die sich beispielsweise
auf der Kurvenaussenseite befindet, dabei dementsprechend stark bzw. sehr stark gespannt,
während die Wagenkästen 1, 2 auf der gegenüberliegenden Seite, der Kurveninnenseite,
nicht oder kaum auseinandergezogen werden - die entsprechende, hier nicht sichtbare
Seilverbindung wird dabei kaum gespannt, oder bleibt sogar entspannt. Auf diese Weise
kann insbesondere bei Kurvenfahrten ein einseitiges Aufreißen des Wagenübergangs 3
zuverlässig verhindert werden. Darüber hinaus wird bei entsprechender bzw. geeigneter
Länge der entsprechenden Seilverbindungen im vollständig gespannten Zustand, der Kontakt
der Wagenkästen 1, 2 auf der jeweiligen Kurveninnenseite durch die vollständig gespannte
Seilverbindung auf der jeweiligen Kurvenaussenseite zuverlässig verhindert.
[0021] Die jeweiligen Seilverbindungen können, je nach Ausführungsform des Balgs 7, wie
oben bereits beschrieben, selbstverständlich entweder außerhalb des Balgs 7 oder zwischen
dem äußeren und dem inneren Balg angeordnet sein, dies bei der Ausführungsform mit
einem doppelten Balg. Falls erforderlich oder gewünscht ist es auch möglich eine Seilverbindung,
beispielsweise die in Fahrtrichtung links befindliche, außerhalb des doppelten Balgs,
und die andere Seilverbindung, beispielsweise die in Fahrtrichtung rechts befindliche,
zwischen dem äußeren und dem inneren Balg anzuordnen.
[0022] Für Fahrgäste, die sich im Innern der Wagenkästen 1, 2 des Schienenfahrzeugs und
insbesondere auch im, vom Balg 7 umgebenen Wagenübergang 3 zwischen den Wagenkästen
1, 2 aufhalten, ist die Seilverbindung 9 bzw. auch die hier verdeckte zweite Seilverbindung
nicht sichtbar und durch den Balg 7 bzw. durch den ggf. ebenfalls nicht sichtbaren,
inneren Balg von den Fahrgästen getrennt und abgeschirmt. Dadurch werden insbesondere
beim Eintreten einer gefährlichen Situation, in der die Seilverbindung(en) 9 wie oben
geschildert zum Einsatz kommt/kommen, durch die Seilverbindung(en) 9 selbst auch keine
Fahrgäste gefährdet.
[0023] Auf diese Weise wird die Sicherung des Wagenübergangs 3 zwischen den Wagenkästen
1 und 2 vor einem möglichen Aufreißen und/oder Abreißen nicht mehr auf der Grundlage
einer Druckkraftbeanspruchung sondern vielmehr auf der Grundlage einer Zugkraftbeanspruchung
gelöst. Erfindungsgemäß verhindert somit das Verbindungsseil 9 und/oder das zweite
verdeckte Verbindungsseil, dass der Wagenübergang 3 auf- und/oder auseinanderreißen
kann, da entsprechend auftretende Zugkräfte mittels der Seilverbindung(en) 9 direkt
von Wagenkasten zu Wagenkasten übertragen bzw. eingeleitet werden können und demzufolge
mit einfachen Mitteln zuverlässig verhindert werden kann, dass Fahrgäste ggf. hinausfallen
können.
[0024] Fig. 2 zeigt eine weitere erfindungsgemäße Seilverbindung 18, 19 am Beispiel eines
Doppelgelenks 11, 12. Die in Fig. 1 dargestellten Gegebenheiten und Vorteile gelten
im Rahmen der Übertragbarkeit selbstverständlich auch für die Ausführungsform der
Erfindung gemäß Figur 2. Im Unterschied zur Fig. 1 ist aufgrund des Doppelgelenks
11, 12 der Wagenübergang 3 zwischen den Wagenkästen 1 und 2 entsprechend größer, wobei
der hier gezeigte Wagenübergang 3 einen Mittelrahmen 17 sowie zwei Bälge 14 und 15
aufweist, die jeweils mit einer Seite am bzw. mit dem Mittelrahmen 17 und mit der
anderen Seite am bzw. mit dem jeweiligen Wagenkasten 1 oder 2 befestigt bzw. verbunden
sind.
[0025] Die hierfür gezeigte Seilverbindung 18, 19 ist zweiteilig, wobei das eine Ende des
ersten Teils der Seilverbindung 18 mit dem Wagenkasten 1 und das andere Ende des ersten
Teils der Seilverbindung 18 mit dem Mittelrahmen 17 des Wagenübergangs 3 und das eine
Ende des zweiten Teils der Seilverbindung 19 ebenfalls mit dem Mittelrahmen 17 des
Wagenübergangs 3 und das andere Ende des zweiten Teils der Seilverbindung 19 mit dem
Wagenkasten 2 verbunden ist.
[0026] Durch die zwei- oder je nach Bedarf und Anforderung auch eine hier nicht gezeigte,
mehrteilige Seilverbindung mit entsprechend einer oder auch mehreren Anbindungen am
Wagenübergang 3 zwischen den Wagenkästen 1 und 2 lassen sich ggf. die entstehenden
Zugkräfte besonders vorteilhaft auch indirekt an bzw. in die Wagenkästen 1, 2 übertragen
bzw. einleiten. Ein besonderer Vorteil ergibt sich in der Anwendung bei dem in Fig.
2 gezeigten Doppelgelenk 11, 12, da der entsprechend stabile Mittelrahmen 17 in der
Mitte des Wagenübergangs 3 zwischen den zwei Wagenkästen 1, 2 bei solchen Schienenfahrzeugen
üblicherweise bereits vorhanden ist und somit zwanglos genutzt werden kann. Besonders
vorteilhaft weist auch der Wagenübergang 3 der Fig. 2 noch eine zusätzliche, zweite
zweigeteilte Seilverbindung auf der gegenüberliegenden Seite des Wagenübergangs 3
analog zur Seilverbindung 18, 19 auf, die aufgrund der dargestellten Perspektive in
der Fig. 2 ebenfalls verdeckt ist und die Sicherheit gegen Auf- und/oder Abreißen
des Wagenübergangs 3 und somit der Fahrgäste ebenfalls signifikant erhöht.
[0027] Somit können auch gemäß der Ausführungsform in Fig. 2 beide Bälge 14 und 15 des Wagenübergangs
3 von beiden Seiten umfasst und demzufolge für jeden der Bälge 14, 15 des Doppelgelenkübergangs
3 der Schutz vor Auf- und/oder Auseinanderreißen des kompletten Wagenübergangs 3 erreicht
werden.
[0028] Analog zur Ausführungsform gemäß Beschreibung der Figur 1 gilt dies selbstverständlich
auch für die Situationen, insbesondere bei Kurvenfahrten, bei denen ein Winkelversatz
der Wagenkästen 1, 2 zueinander bezüglich der Wagenlängsachsen entsteht und dementsprechend
ein einseitiges Aufreißen des Wagenübergangs 3 ebenfalls zuverlässig verhindert wird.
[0029] Fig. 3 zeigt die erfindungsgemäße Seilverbindung 18, 19, 21, 22 am Beispiel des Wagenübergangs
3 mit Doppelgelenk 11, 12 im gespannten Zustand von oben betrachtet.
[0030] In Fig. 3 ist insbesondere die Wirkung bzw. Auswirkung der erfindungsgemäßen, hier
zweigeteilten Seilverbindungen 18, 18 bzw, 21, 22 beim Auftreten entsprechender Zugkräfte
zwischen den Wagenkästen 1 und 2 bezüglich des Wagenübergangs 3 dargestellt. Die vier
Teile der beiden Seilverbindungen 18, 19, 21, 22, von denen sich jeweils eine der
zweigeteilten Seilverbindungen links 18, 19 bzw. rechts 21, 22 bezüglich der Fahrtrichtung
des Schienenfahrzeugs jeweils auf der Außenseite der Bälge 14 und 15 befinden, und
wie in Fig. 2 beschrieben an den Wagenkästen 1 und 2 bzw. am Mittelrahmen 17 des Wagenübergangs
3 befestigt sind, sind vollständig gespannt und umfassen von beiden Seiten beide Bälge
14 und 15 des Wagenübergangs 3 wodurch für jeden der Bälge 14 und 15 des Doppelgelenkübergangs
3 der Schutz vor Auf- und/oder Auseinanderreißen des kompletten Wagenübergangs 3 erreicht
und somit ein Hinausfallen von Fahrgästen zuverlässig verhindert werden kann.
[0031] Bei der weiteren Ausführungsform mit zwei doppelten Bälgen 14 und 15, jeweils bestehend
aus einem inneren und einem äußeren Balg (hier nicht dargestellt), könnten die entsprechenden
Seilverbindungen 18, 19, 21, 22 auch zwischen den jeweiligen äußeren und inneren Bälgen
angeordnet sein und wären dann zusätzlich durch die jeweiligen äußeren Bälge vor Umwelteinflüssen
geschützt.
[0032] Analog gilt der Schutz vor Auf- und/oder Auseinanderreißen des kompletten Wagenübergangs
3 und somit der Schutz der Fahrgäste vor einem Hinausfallen aus dem Schienenfahrzeug
selbstverständlich auch hier für die Situationen, insbesondere bei Kurvenfahrten,
bei denen ein Winkelversatz der Wagenkästen 1, 2 zueinander bezüglich der Wagenlängsachsen
entsteht und (hier ebenfalls nicht dargestellt) sich die erste 18, 19 und die zweite
Seilverbindung 21, 22 je nach einwirkender, unterschiedlicher Zugkräfte auf der linken
und der rechten Seite zwischen den Wagenkästen 1, 2 unabhängig voneinander spannen,
wobei die Wagenkästen 1, 2 dabei auf beiden Seiten, wie oben bereits beschrieben,
unterschiedlich stark auseinandergezogen werden. Auf diese Weise kann auch hier insbesondere
bei Kurvenfahrten, ein einseitiges Aufreißen des Wagenübergangs 3 zuverlässig verhindert
werden.
1. Schienenfahrzeug mit wenigstens einem ersten Wagenkasten (1) und einem zweiten Wagenkasten
(2), die mittels wenigstens eines Gelenks (5, 11, 12) beweglich miteinander verbunden
sind, wobei das Schienenfahrzeug einen, mittels einer flexiblen Umhüllung (7, 14,
15) nach außen im Wesentlichen geschlossenen Wagenübergang (3) zwischen den wenigstens
zwei Wagenkästen (1, 2) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Wagenübergang (3) wenigstens eine Seilverbindung (9) aufweist, wobei die wenigstens
eine Seilverbindung (9) mit den wenigstens zwei Wagenkästen (1, 2) verbunden ist.
2. Schienenfahrzeug nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die wenigstens eine Seilverbindung (9) flexibel ist, wobei die Seilverbindung (9)
ohne Einwirkung einer Kraft entspannt ist und sich die Seilverbindung (9) bei Einwirken
einer Zugkraft spannt.
3. Schienenfahrzeug nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
die wenigstens eine Seilverbindung (9) ein Zugkraftmoment von wenigstens 400 kNm aufnimmt,
ohne zu reißen.
4. Schienenfahrzeug nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Umhüllung (7, 14, 15) aus einer äußeren und einer inneren Hülle besteht.
5. Schienenfahrzeug nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die wenigstens eine Seilverbindung (9) außerhalb der Umhüllung (7, 14, 15) des Wagenübergangs
(3) verläuft.
6. Schienenfahrzeug nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die wenigstens eine Seilverbindung (9) zwischen der äußeren und
der inneren Hülle der Umhüllung (7, 14, 15) des Wagenübergangs (3) verläuft.
7. Schienenfahrzeug nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die wenigstens eine Seilverbindung (9) wenigstens zweiteilig ist, wobei das eine Ende
des ersten Teils der Seilverbindung (18) mit dem ersten Wagenkasten (1) und das andere
Ende des ersten Teils der Seilverbindung (18) mit einem Absatz (17) des Wagenübergangs
(3) und das eine Ende des zweiten Teils der Seilverbindung (19) mit dem Absatz (17)
des Wagenübergangs (3) und das andere Ende des zweiten Teils der Seilverbindung (19)
mit dem zweiten Wagenkasten (2) verbunden ist.
8. Schienenfahrzeug nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Absatz (17) des Wagenübergangs (3) der Mittelrahmen des Wagenübergangs (3) ist.
9. Schienenfahrzeug nach einem der vorherigen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Wagenübergang (3) eine erste (18, 19) und eine zweite (21, 22) Seilverbindung
aufweist, wobei beide Seilverbindungen (18, 19, 21, 22) mit den wenigstens zwei Wagenkästen
(1, 2) verbunden sind, wobei bezüglich der Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs die
erste Seilverbindung (18, 19) auf der linken Seite und die zweite Seilverbindung (21,
22) auf der rechten Seite jeweils außerhalb oder jeweils zwischen der äußeren und
der inneren Hülle der Umhüllung (7, 14, 15) des Wagenübergangs (3) angeordnet ist.
10. Schienenfahrzeug nach Anspruch 9
dadurch gekennzeichnet, dass
sich die erste (18, 19) und die zweite (21, 22) Seilverbindung je nach einwirkender
Zugkraft jeweils unabhängig voneinander spannen.