[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Überwachung der Standsicherheit
einer Arbeitsmaschine, insbesondere einer Autobetonpumpe, nach dem Oberbegriff des
Anspruchs 1, eine Arbeitsmaschine mit einer Steuereinheit, die zur Ausführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens eingerichtet ist, sowie ein entsprechendes Computerprogrammprodukt.
[0002] Viele aus dem Stand der Technik bekannte Arbeitsmaschinen wie beispielsweise Mobilkrane
oder Autobetonpumpen weisen einen fahrbaren Unterwagen, einen drehbar auf dem Unterwagen
gelagerten Aufbau (bei Mobilkranen ist dies der Oberwagen mit Ausleger, bei Autobetonpumpen
der in der Regel faltbare Verteilermast) sowie eine Abstützvorrichtung auf. Letztere
dient dazu, die Lasten des Aufbaus sowie ggf. weitere auf den Unterwagen wirkende
Kräfte in den Untergrund abzuleiten und einen stabilen Stand der Arbeitsmaschine sicherzustellen.
[0003] Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf Autobetonpumpen mit einem drehbar auf
einem Unterwagen gelagerten Verteilermast. Letzterer kann beispielsweise auf einen
mit einem Fahrzeuggestell verbundenen Mastbock drehbar gelagert sein. Die Ausführungen
gelten jedoch analog für andere gattungsgemäße Arbeitsmaschinen wie Mobilkrane oder
Raupenbetonpumpen mit Verteilermast.
[0004] Unter Berücksichtigung verschiedener Lastannahmen - in Europa und weiten Teilen der
Welt beruhend auf der deutschen Norm DIN 24117 - erfolgen Standsicherheitsnachweise
für Autobetonpumpen üblicherweise durch einen simplen Vergleich der kippenden Drehmomente
(Kippmomente) mit den rückstellenden Drehmomenten (Standmomente) der Maschine um einen
Kipppunkt. Sind die Standmomente größer als die Kippmomente, gilt die Maschine als
standsicher.
[0005] Die Kippmomente resultieren bei Autobetonpumpen im Wesentlichen aus dem Verteilermast
samt Eigen- und Betriebslasten sowie ungünstig wirkenden äußeren Einwirkungen wie
z.B. Wind. Aus einer mathematischen Überlagerung des Schwerpunkts des Verteilermasts
mit dem Schwerpunkt des Unterwagens ergibt sich der sogenannte Schwerpunktkreis der
Arbeitsmaschine als kreisförmige Fläche, innerhalb der sich der Schwerpunkt der gesamten
Maschine bei Bewegung des Verteilermasts befindet.
[0006] Die Verbindungslinien zweier benachbarter Stützfüße der Abstützung bzw. des Abstützsystems
der Maschine auf Höhe der Aufstandsfläche werden als Kippkanten bezeichnet. Eine Autobetonpumpe
(bzw. generell jede abgestützte Arbeitsmaschine) besitzt mindestens drei, üblicherweise
jedoch vier Stützfüße und somit Kippkanten, wobei die Anzahl der Stützfüße und Kippkanten
nach oben hin unbegrenzt ist. Alle Kippkanten der Maschine umschließen eine beliebige
geometrische Fläche. Befindet sich der Gesamtschwerpunkt der Arbeitsmaschine innerhalb
dieser Fläche, so gilt die Maschine als standsicher. Ein Ziel bei der Konstruktion
von Autobetonpumpen ist es, die von den Kippkanten umschlossene Fläche bestmöglich
auszunutzen.
[0007] Üblicherweise werden die Abstützgeometrien von Autobetonpumpen diskret so dimensioniert,
dass die Kippkanten den Schwerpunktkreis an der jeweiligen Stelle des kürzesten Abstands
zum Mittelpunkt des Schwerpunktkreises gerade nicht berühren. Dabei wird üblicherweise
die für die jeweilige Abstützkonfiguration zugelassene oder vorgesehene ungünstigste
Verteilermaststellung angenommen. Der Vorteil dieses Vorgehens mit Fokus auf Grenzsituationen
ist die vergleichsweise einfache Berechnung unabhängig von der tatsächlichen Stellung
des Verteilermasts.
[0008] Neben einer Zunahme des Arbeitsaufwands bei einer zeitgemäßen Anzahl an Abstützmöglichkeiten
moderner Autobetonpumpen, liegt der Nachteil dieser Vorgehensweise in ihrem konservativen
Ansatz: so beschränkt die Annahme einer abstützspezifischen Maximalausladung des Verteilermasts
insbesondere bei Schmalabstützungen die Schwenkbereiche des Verteilermast unnötig
gegenüber einem in Wirklichkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht derart ungünstig
gestellten Verteilermast. Zum anderen ist das Abbilden des Kippmoments als Schwerpunktkreis
nicht deckungsgleich mit der durch die Kippkanten gebildeten Fläche - es verbleiben
hierbei Bereiche außerhalb des Schwerpunktkreises aber innerhalb der durch die Kippkanten
umschlossen Fläche, die als Arbeitsbereich des Verteilermasts nicht genutzt werden.
[0009] Bei Autobetonpumpen kann eine Kippmomentermittlung über eine Messung des Hydraulikdrucks
im Zylinderantrieb des ersten Verteilermastgelenks in Verbindung mit der Erfassung
des Neigungswinkels dieses Arms und des Schwenkwinkels des Verteilermasts erfolgen.
Die weitere Maststellung wird hierbei nur insoweit berücksichtigt, wie weitere diskrete
Datensignale verfügbar sind. Eine standsicherheitsrelevante Schrägstellung der Maschine
wird ebenfalls nicht in Echtzeit erfasst (z.B. eine Verkürzung der Hebelarme durch
eine Schrägstellung gegenüber einem ideal waagerechten Aufbau), sondern meist indirekt
über konservative Annahmen bei der Gestaltung des Abstützsystems berücksichtigt. Das
ermittelte Lastmoment kann dann mit einem Standmoment aus vorgegebenen Maschinendaten
und einer Weg- oder Schwenkwinkelmessung der horizontalen Stützbeinantriebe und damit
mit der jeweiligen Stützbeinposition abgeglichen werden. Ein solches System arbeitet
zweidimensional in der Horizontalen, vertikale Effekte bleiben hierbei jedoch unberücksichtigt.
[0010] Nachteilhaft ist ferner, dass eine Echtzeitmessung von Lastdaten wie Hydraulikdrücken
erfahrungsgemäß das Problem einer großen Unschärfe der Messdaten aufgrund von Messrauschen
mit sich bringt, die es systemseitig durch entsprechende Filter und damit unter Inkaufnahme
von Abstrichen bei der Leistungsfähigkeit auszugleichen gilt.
[0011] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren anzugeben,
welches bei gattungsgemäßen Arbeitsmaschinen eine sichere und effiziente Überwachung
der Standsicherheit ermöglicht und die vorgenannten Nachteile zu überwinden weiß.
[0012] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1, eine Arbeitsmaschine mit den Merkmalen des Anspruchs 13 sowie ein Computerprogrammprodukt
mit den Merkmalen des Anspruchs 15 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung
ergeben sich aus den Unteransprüchen und der nachfolgenden Beschreibung.
[0013] Demnach wird einerseits ein Verfahren zur Überwachung der Standsicherheit einer Arbeitsmaschine,
insbesondere einer Autobetonpumpe, vorgeschlagen. Die Arbeitsmaschine umfasst dabei
einen Unterwagen, einen auf dem Unterwagen drehbar gelagerten Aufbau sowie eine verstellbare
Abstützung zum Abstützen der Arbeitsmaschine. Der Unterwagen ist vorzugsweise verfahrbar
und kann ein Rad- oder ein Raupenfahrwerk aufweisen.
[0014] Erfindungsgemäß wird bei dem Verfahren ein aktueller dreidimensionaler Schwerpunktvektor
basierend auf mindestens einer gemessenen aktuellen Stellung der Arbeitsmaschine ermittelt.
Der Schwerpunktvektor weist also nicht nur horizontale, sondern auch eine vertikale
Komponente auf. Der ermittelte aktuelle Schwerpunktvektor wird auf eine Hilfsebene
projiziert, wodurch ein zweidimensionaler, projizierter Schwerpunktvektor erhalten
wird, dessen Koordinaten von der Wahl der Hilfsebene abhängen.
[0015] Die gemessene aktuelle Stellung der Arbeitsmaschine kann sich auf ein einzelnes bewegliches
Bauteil, beispielsweise einen Gelenkarm des Aufbaus, oder auf mehrere bewegliche Bauteile
beziehen. Der aktuelle Schwerpunktvektor kann neben Messwerten auch auf weiteren Informationen
wie z.B. geometrischen Daten eines oder mehrerer beweglicher Teile der Arbeitsmaschine
bzw. des Aufbaus basieren.
[0016] Darüber hinaus wird eine aktuelle, durch die Abstützung definierte Kippkante der
Arbeitsmaschine auf besagte Hilfsebene projiziert. Aus diesen Projektionen wird ein
Grenzvektor ermittelt, der sich innerhalb der Hilfsebene vom Ursprung des Schwerpunktvektors
bzw. des projizierten Schwerpunktvektors entlang der von letzterem vorgegebenen Richtung
bis zur projizierten Kippkante erstreckt. Die Kippkante kann selbst durch Vektoren
definiert sein, die sich auf denselben Ursprung wie der Schwerpunktvektor beziehen.
Insbesondere kann es sich bei der genannten Kippkante um einen Kippkantenvektor handeln.
Ebenfalls ist es denkbar, dass gleichzeitig mehrere oder alle Kippkanten der aktuellen
Abstützung auf die Hilfsebene projiziert werden.
[0017] Erfindungsgemäß wird eine Differenz des projizierten Schwerpunktvektors und des Grenzvektors
berechnet, wobei es sich bei besagter Differenz um den Betrag des Differenzvektors
oder um die Differenz der Beträge des projizierten Schwerpunktvektors und des Grenzvektors
handeln kann. Im letztgenannten und vorliegend bevorzugten Fall sagt das erhaltene
Vorzeichen etwas darüber aus, ob sich der zum Schwerpunktvektor gehörige Schwerpunkt
innerhalb oder außerhalb der Kippkante befindet und damit, ob ein Reichweitenzugewinn
durch eine fortgesetzte Bewegung des Aufbaus (beispielsweise ein weiteres Ausfalten
eines Verteilermasts) möglich ist oder nicht.
[0018] Auf der Grundlage der berechneten Differenz wird erfindungsgemäß automatisch eine
Aktion durchgeführt, beispielsweise durch eine die vorstehend beschriebenen Berechnungen
durchführende Steuereinheit der Arbeitsmaschine. Besagte Aktion, die also vom Wert
der berechneten Differenz abhängt, kann die Steuerung wenigstens eines Antriebs der
Arbeitsmaschine (beispielsweise eines Aktuators des Aufbaus) und/oder die Ausgabe
eines Signals umfassen. Die Ausgabe eines Signals kann eine simple Anzeige eines Werts
und/oder eine grafische Darstellung auf einer Anzeigeeinheit, beispielsweise einem
Monitor in einer Fahrerkabine oder an einem Führerstand der Arbeitsmaschine oder auf
einem mobilen Steuergerät zur Steuerung der Arbeitsmaschine, umfassen. Ebenfalls ist
eine Regelung eines oder mehrerer Aktuatoren der Arbeitsmaschine basierend auf den
Signalen der Steuereinheit und somit basierend auf einer regelmäßigen Berechnung der
Differenz denkbar.
[0019] Die Grundidee der vorliegenden Erfindung besteht also darin, sowohl die Lage eines
für die Kippsicherheit relevanten Schwerpunkts der Arbeitsmaschine (charakterisiert
durch den aktuellen Schwerpunktvektor) als auch die Lage der Kippkante(n) (z.B. charakterisiert
durch entsprechende Kippkantenvektoren) bezogen auf einen gemeinsamen Ursprung räumlich
zu beschreiben und per Projektion auf eine gemeinsame Bezugsebene (Hilfsebene) als
Standsicherheitsbedingung gleichzusetzen. Die Standsicherheitsbedingung entspricht
dabei dem rechnerischen Vergleich durch Differenzbildung des projizierten Schwerpunktvektors
mit dem Grenzvektor, insbesondere der Beträge des projizierten Schwerpunktvektors
mit dem Grenzvektor.
[0020] Für jede beliebige Stellung des Aufbaus und der Abstützkonfiguration liefert der
Wert der Differenz eine Aussage darüber, wie weit der Schwerpunkt von der für die
aktuelle Bewegung relevanten Kippkante entfernt ist, sodass bei einer Annäherung ggf.
frühzeitig eine Warnung angezeigt oder Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können. Sind
die Kippmomente gleich den Standmomenten, ist die Differenz gleich Null.
[0021] Durch den vektoriellen Ansatz gelingt es, den für die Kippsicherheit der Arbeitsmaschine
relevanten Schwerpunkt, beispielsweise den Schwerpunkt des Aufbaus bzw. bei einer
Autobetonpumpe den Schwerpunkt des Verteilermasts, soweit geometrisch-mechanisch möglich
jeder beliebigen von theoretisch unbegrenzt vielen Kippkanten umschlossenen Fläche
folgen zu lassen und damit keinerlei mögliche Arbeitsbereiche zu verschenken.
[0022] Der gemeinsame Ursprung, auf den sich der Schwerpunktvektor und der Grenzvektor beziehen,
kann ein beliebiger Punkt in der Hilfsebene sein. Ebenfalls ist es denkbar, dass der
Ursprung in einer, in zwei oder in drei Dimensionen durch eine mechanische bzw. geometrische
Gegebenheit der Arbeitsmaschine festgelegt ist, beispielsweise durch einen Anlenkpunkt
eines beweglichen Teils des Aufbaus oder eine Drehachse des Aufbaus oder eines Teils
desselben.
[0023] In einer möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Ermittlung des Schwerpunktvektors
und/oder des Grenzvektors während des Betriebs der Arbeitsmaschine in regelmäßigen
Zeitabständen erfolgt. Dadurch ist eine kontinuierliche bzw. in Echtzeit erfolgende
Überwachung der Standsicherheit der Arbeitsmaschine möglich. Dabei wird für jede Bewegung
der Arbeitsmaschine der tatsächlich zur Verfügung stehende Arbeitsbereich, innerhalb
dessen die Standsicherheit gewährleistet ist, vorzugsweise vollständig ausgenutzt.
[0024] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Ermittlung des
Schwerpunktvektors und/oder des Grenzvektors während des Betriebs der Arbeitsmaschine
in Reaktion auf eine Bewegung der Arbeitsmaschine, insbesondere eine Bewegung bzw.
Veränderung der Abstützung und/oder des Aufbaus, erfolgt. Steht die Arbeitsmaschine
still, braucht die Berechnung der Vektoren bzw. der Differenz nicht aktualisiert zu
werden. Erfolgt hingegen eine Bewegung, werden die Werte aktualisiert bzw. neu berechnet.
[0025] Die ereignis- bzw. bewegungsbasierte Überwachung kann der in regelmäßigen Abständen
erfolgenden Ermittlung der Schwerpunkt- und/oder Grenzvektoren überlagert sein, beispielsweise
indem die Werte unabhängig von einer Bewegung in größeren Zeitabständen regelmäßig
aktualisiert werden.
[0026] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Hilfsebene horizontal
orientiert ist. Ebenfalls ist denkbar, dass die Orientierung der Hilfsebene festgelegt
werden kann, beispielsweise durch eine Eingabe des Maschinenführers in ein Eingabemittel.
[0027] Generell ist die Orientierung der Hilfsebene vorzugsweise unabhängig von der tatsächlichen
Orientierung bzw. Neigung der Arbeitsmaschine, sodass eine sich auf die Standsicherheit
auswirkende Neigung der Arbeitsmaschine bei der Überwachung berücksichtigt werden
kann.
[0028] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass sich der aktuelle
dreidimensionale Schwerpunktvektor auf den Gesamtschwerpunkt der Arbeitsmaschine bezieht.
Alternativ kann sich der aktuelle dreidimensionale Schwerpunktvektor auf den Gesamtschwerpunkt
des Aufbaus (bei einer Autobetonpumpe also auf den Gesamtschwerpunkt des Verteilermasts)
oder auch nur auf einen Schwerpunkt eines Teils des Aufbaus, insbesondere eines ersten
Gelenkarms des Aufbaus, beziehen.
[0029] Für die Überwachung der Standsicherheit einer Autobetonpumpe kann es beispielsweise
ausreichen, den Anstellwinkel eines ersten Gelenkarms des Verteilermasts zu manipulieren,
um bei ansonsten beliebiger Verteilermaststellung den Schwerpunkt des Verteilermasts
innerhalb üblicher Kippkanten zu halten. Dadurch muss nicht die exakte Stellung des
Verteilermasts bzw. die Positionen sämtlicher beweglicher Teile des Verteilermasts
erfasst und/oder manipuliert werden, was die Überwachung erheblich vereinfacht.
[0030] Ist eine höhere Genauigkeit bei der Standsicherheitsüberwachung gewünscht, kann selbstverständlich
auch eine vollständige Erfassung der genauen Stellung des Aufbaus (bzw. aller seiner
beweglichen Teile) erfolgen, um einen möglichst präzisen Wert für den tatsächlichen
Schwerpunkt in die Berechnungen eingehen zu lassen.
[0031] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass zur Ermittlung des
aktuellen dreidimensionalen Schwerpunktvektors eine oder mehrere der folgenden Größen
erfasst wird:
- eine Neigung bzw. Schrägstellung der Arbeitsmaschine, insbesondere des Unterwagens,
welche beispielsweise mittels eines Neigungsgebers erfasst werden kann;
- ein Drehwinkel des Aufbaus relativ zum Unterwagen, z.B. durch eine Messung über einen
Drehwinkelgeber;
- ein Schwenkwinkel mindestens eines schwenkbar gelagerten Teils des Aufbaus, beispielsweise
eines Verteilermastgelenks, welcher z.B. mittels eines Drehwinkelgebers und/oder per
Wegmesser in einem Gelenkantriebszylinder gemessen werden kann; selbstverständlich
können hierbei Schwenkwinkel von mehr als einem schwenkbaren Teil gemessen werden,
beispielsweise die Gelenkwinkel aller Verteilermastgelenke bei einer Autobetonpumpe;
- eine Ausschublänge mindestens eines teleskopierbaren Teils des Aufbaus, beispielsweise
gemessen durch einen Weggeber;
- ein Druck in einem Hydraulikkreis oder Hydraulikantrieb, insbesondere in einem Hydraulikzylinder,
mittels welchem sich ein erster Gelenkarm des Aufbaus verschwenken lässt, wobei die
Messung über einen Drucksensor erfolgen kann; bei dem genannten Hydraulikantrieb kann
es sich beispielsweise um den Hydraulikzylinder des A-Gelenks eines Verteilermasts
einer Autobetonpupe handeln, aber auch um einen Hydraulikmotor oder eine Hydraulikpumpe;
- eine Windstärke und/oder Windrichtung, beispielsweise gemessen über ein oder mehrere
Anemometer, die an einer oder verschiedenen Positionen an der Arbeitsmaschine angeordnet
sein können.
[0032] Zur bestmöglichen Ermittlung des aktuellen Schwerpunktvektors ist die Arbeitsmaschine
vorzugsweise mit einer umfassenden Messtechnik für die Erfassung der zuvor genannten
Messgrößen ausgestattet. Mithilfe dieser Messgrößen lässt sich die zur Standsicherheitsaussage
notwendige Vektorrechnung beispielsweise auf dem Steuergerät bzw. der Steuereinheit
der Arbeitsmaschine und vorzugsweise unter Berücksichtigung maschinenspezifischer
Konstanten wie Gelenkarm- und/oder Stützbeinlängen in Echtzeit durchführen. Die gemessenen
Echtzeitdaten der Maschine sind vorzugsweise rauscharme Geometriedaten aus Weg- und
Winkelmessungen. Eine Messung des Hydraulikdrucks in Bezug auf einen Hydraulikantrieb
der Arbeitsmaschine, beispielsweise des Hydraulikzylinders des A-Gelenks eines Verteilermasts,
kann dann optional zusätzlich zur Verbesserung der Aussagekraft der Standsicherheitsüberwachung
herangezogen werden, wie weiter unten beschrieben ist.
[0033] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass zur Ermittlung des
aktuellen dreidimensionalen Schwerpunktvektors zusätzlich zu den gemessenen Echtzeitdaten
gespeicherte Informationen der Arbeitsmaschine herangezogen werden. Bei diesen Inforationen
kann es sich um geometrische Daten betreffend mindestens ein Bauteil des Unterwagens
und/oder des Aufbaus und/oder der Abstützung handeln, beispielsweise um Gelenkarmlängen,
Bauteilmassen, Stützbeinlängen und dergleichen mehr. Diese Daten können auf einer
Datenbank der Arbeitsmaschine hinterlegt sein, beispielsweise auf einem Speicher der
Steuereinheit der Arbeitsmaschine oder auf einem separaten Speicherbaustein, auf den
die Steuereinheit Zugriff hat. Ebenfalls ist es denkbar, dass die Daten auf einer
externen Rechnereinheit oder in einer Cloud hinterlegt sind, mit der die Arbeitsmaschine
in drahtloser kommunikativer Verbindung steht, sodass der Steuereinheit die benötigten
Daten zur Verfügung gestellt werden können.
[0034] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Ermittlung des
aktuellen dreidimensionalen Schwerpunktvektors und/oder die Ermittlung der aktuellen
Kippkante ausschließlich auf gemessenen Größen beruht, die durch Weg- und/oder Winkelmessungen
erhalten werden. Derartige Messungen sind besonders rauscharm und daher aussagekräftig.
[0035] Selbstverständlich ist in einer vorteilhaften Ausgestaltung vorstellbar, die gemessenen
Geometriedaten durch über weitere Messtechnik hinzugefügte Messwerte zu ergänzen und
so die Effizienz der Standsicherheitsüberwachung zu steigern - eine Hydraulikdruckmessung
im Zylinder des A-Gelenks eines Verteilermasts einer Autobetonpumpe könnte etwa Aufschluss
darüber liefern, ob die angenommene Höchstdichte des Fördermediums tatsächlich erreicht
wird. Bei einer niedrigeren Dichte ließe sich eine größere Reichweite des Verteilermasts
in Abhängigkeit von der Abstützgeometrie erlauben. Auch die bereits angesprochene
Messung der Windstärke und/oder -richtung kann zusätzliche Daten für die Standsicherheitsüberwachung
liefern, um deren Aussagekraft zu verbessern.
[0036] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist ein Planungsmodus vorgesehen, welcher
es ermöglicht, in Abhängigkeit einer vom Bediener der Arbeitsmaschine gewünschten
räumlichen Zielposition, bei einer Autobetonpumpe beispielsweise der Verteilermastspitze,
eine dafür erforderliche, d.h. die Standsicherheit gewährleistende Mindestabstützgeometrie
zu berechnen, bevor die Maschine zum Einsatz gebracht wird.
[0037] Der Planungsmodus erlaubt es, eine gewünschte Stellung der Arbeitsmaschine, insbesondere
des Aufbaus, festzulegen, insbesondere durch eine Eingabe über ein Eingabemittel.
Für die gewünschte Stellung wird dann ein entsprechender zukünftiger, dreidimensionaler
Schwerpunktvektor berechnet und auf die Hilfsebene projiziert. Basierend darauf wird
eine sichere Abstützposition und/oder Kippkante ermittelt, deren Projektion auf die
Hilfsebene eine Differenz der Beträge von projiziertem Schwerpunktvektor und Grenzvektor
ergibt, die einem bestimmten Wert entspricht. Dieser Wert kann Null betragen (d.h.
die Standsicherheitsbedingung ist an der berechneten Kippkante genau erfüllt), oder
es wird eine Kippkante in einem gewissen Sicherheitsabstand ermittelt, d.h. der Wert
der Differenz der Vektorbeträge entspricht einem definierten und insbesondere festlegbaren
negativen Wert (da der projizierte Schwerpunkt innerhalb der Kippkanten liegt). Der
Sicherheitsabstand kann durch den Bediener oder werkseitig festlegbar bzw. einstellbar
sein.
[0038] Es ist denkbar, dass die Planung durch den Bediener der Arbeitsmaschine selbst durchgeführt
werden kann, d.h. die Eingabe der Zielposition erfolgt durch ein Eingabemittel direkt
an bzw. in der Arbeitsmaschine (z.B. an einem Führerstand oder in einer Fahrerkabine).
Alternativ oder zusätzlich kann vorgesehen sein, dass die Planung außerhalb der Arbeitsmaschine
erfolgt und die entsprechenden Daten drahtlos an die Arbeitsmaschine bzw. das die
Planungen durchführende Planungsmodul / Planungsmittel gesendet werden.
[0039] Der Planungsmodus kann von einem Planungsmittel durchgeführt werden. Dabei kann es
sich um einen von der Steuereinheit der Arbeitsmaschine separaten Rechner handeln,
der sich in der Arbeitsmaschine oder an einem anderen Ort befinden kann. Bei dem Planungsmittel
kann es sich auch um einen Softwarebaustein handeln, der beispielsweise in der Steuereinheit
der Arbeitsmaschine ausgeführt wird.
[0040] In einem umgekehrten Planungsmodus könnte optional die geplante Bewegung der Arbeitsmaschine
bzw. des Aufbaus "durchgespielt" werden, ohne die Maschine tatsächlich zu bewegen,
wobei für die virtuelle Bewegung bzw. die entsprechenden Stellungen die Differenz
gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren berechnen und die Standsicherheit überprüft
wird. Dadurch kann es beispielsweise möglich sein, für eine gewünschte Zielposition
der Arbeitsmaschine dem Bediener anzuzeigen, ob diese bei der aktuellen Abstützposition
möglich ist oder nicht. Falls sie nicht möglich ist, könnte eventuell dem Bediener
ein Vorschlag für eine alternative, sichere Bewegung / Position oder für eine Veränderung
der Abstützung, die eine sichere Durchführung der gewünschten Bewegung erlaubt, angezeigt
werden.
[0041] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass die Abstützung mindestens
drei Stützfüße umfasst, wobei die Stützfüße vorzugsweise in einer zur Drehachse des
Aufbaus parallelen Richtung ein- und ausfahrbar sind (d.h. bei einem horizontalen
Untergrund fahren die Stützfüße vertikal ein und aus, beispielsweise über entsprechende
hydraulische Abstützzylinder, welche selbst die Stützfüße bilden können). Alternativ
oder zusätzlich sind vorzugsweise zumindest zwei Stützfüße jeweils an einem schwenkbar
und/oder teleskopierbar am Unterwagen gelagerten Stützbein angeordnet. Vorzugsweise
sind vier Stützfüße und entsprechend vier schwenkbare und/oder teleskopierbare Stützbeine
vorhanden. Hier sind jedoch bei der Anzahl der Stützfüße und -beine nach oben keine
Grenzen gesetzt.
[0042] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass zur Ermittlung der
aktuellen Kippkante(n) eine oder mehrere der folgenden Größen erfasst wird:
- eine Ausschublänge mindestens eines Stützfußes in einer zur Drehachse des Aufbaus
parallelen Richtung, z.B. per Wegmesser; vorzugsweise können alle Stützfüße mittels
hydraulischen Abstützzylindern ein- und ausgefahren werden, wobei die Ausschublängen
aller Abstützzylinder über eine entsprechende Anzahl von Wegmessern erfasst werden;
- eine Ausschublänge mindestens eines teleskopierbaren Stützbeins, z.B. per Wegmesser;
- ein Schwenkwinkel mindestens eines schwenkbar am Unterwagen gelagerten Stützbeins,
beispielsweise per Drehwinkelgeber oder über Wegmesser in einem die Schwenkbewegung
steuernden Stützbeinantriebszylinder.
[0043] Zur bestmöglichen Ermittlung der Lage aller Kippkanten ist die Arbeitsmaschine vorzugsweise
mit einer umfassenden Messtechnik für die Erfassung der zuvor genannten Messgrößen
ausgestattet, insbesondere in allen vorhandenen Stützfüßen bzw. - beinen. Zusätzlich
zu den Winkel- und/oder Wegmessungen können auch hier zusätzliche Informationen über
einen oder mehrere Drucksensoren zur Erfassung eines oder mehrerer Hydraulikdrücke
gewonnen werden, wobei vorzugsweise primär rauscharme Winkel- und Wegmessungen für
die Berechnungen herangezogen werden.
[0044] In einer weiteren möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass eine aktuelle Bewegung
des Aufbaus automatisch gebremst oder gestoppt wird, sobald die berechnete Differenz
des projizierten Schwerpunktvektors und des Grenzvektors einem Wert von Null oder
einem definierten und insbesondere festlegbaren Wert entspricht. Dadurch wird ein
Überfahren der Kippkante und somit ein Kippen der Arbeitsmaschine verhindert. Um ein
abruptes Stoppen bei Erreichen der Kippkante und somit potenziell schädliche Schwingungen
zu vermeiden, kann vorgesehen sein, dass ein kontrollierter Bremsvorgang erfolgt,
sobald die berechnete Differenz einen definierten Wert erreicht, also noch bevor die
Kippkante erreicht wird.
[0045] Alternativ oder zusätzlich kann ein Warnsignal ausgegeben werden, sobald die berechnete
Differenz des projizierten Schwerpunktvektors und des Grenzvektors einem Wert von
Null oder einem definierten und insbesondere festlegbaren Wert entspricht. Hierbei
kann es sich beispielsweise um ein optisches und/oder akustisches Warnsignal handeln.
[0046] Selbstverständlich kann gleichzeitig zu dieser / diesen Maßnahmen eine kontinuierliche
Anzeige der relevanten Werte und/oder eine grafische Anzeige der Arbeitsmaschine und/oder
des tatsächlichen oder projizierten Schwerpunkts und/oder der tatsächlichen oder projizierten
Kippkanten auf einer Anzeigeeinheit erfolgen, damit der Bediener die aktuelle Betriebssituation
und Standsicherheit der Arbeitsmaschine im Blick hat.
[0047] Die vorliegende Erfindung betrifft ferner eine Arbeitsmaschine mit einer Steuereinheit,
welche eingerichtet ist, das erfindungsgemäße Verfahren durchzuführen. Dabei ergeben
sich offensichtlich dieselben Vorteile und Eigenschaften wie für das erfindungsgemäße
Verfahren, weshalb auf eine wiederholende Beschreibung verzichtet wird.
[0048] Vorzugsweise umfasst die Arbeitsmaschine mindestens einen Sensor, der mit der Steuereinheit
in kommunikativer Verbindung steht. Hierbei kann es sich um einen oder mehrere der
oben genannten Sensoren zur Erfassung der in die Berechnung der Differenz eingehenden
Größen handeln.
[0049] In einer möglichen Ausführungsform ist vorgesehen, dass es sich bei der erfindungsgemäßen
Arbeitsmaschine um eine Autobetonpumpe mit einem auf dem Unterwagen drehbar gelagerten
und insbesondere faltbaren Betonverteilermast handelt. Letzterer kann auf einem Mastbock
gelagert sein, welcher auf einem Fahrzeugrahmen montiert ist.
[0050] Die vorliegende Erfindung betrifft ferner ein Computerprogrammprodukt, welches Befehle
umfasst, die bei der Ausführung des Programms durch eine Steuereinheit einer Arbeitsmaschine
die Steuereinheit veranlassen, das erfindungsgemäße Verfahren durchzuführen. Das Computerprogrammprodukt
kann ein Berechnungsmittel umfassen, das die Ermittlung der Schwerpunkt- und Grenzvektoren
sowie die Berechnung der Differenz durchführt. Alternativ oder zusätzlich kann das
Computerprogrammprodukt ein Steuerungsmittel umfassen, welches basierend auf der berechneten
Differenz Steuerbefehle und/oder Signale für entsprechende Anzeigen generiert, um
die jeweils vorgesehene Aktion durchzuführen oder zu initiieren. Alternativ oder zusätzlich
kann das Computerprogrammprodukt ein Planungsmittel umfassen, wie oben beschrieben.
Alternativ oder zusätzlich kann das Computerprogrammprodukt ein Anzeigemittel umfassen,
das eine entsprechende numerische Anzeige eines oder mehrerer der berechneten Werte
und/oder eine grafische Anzeige generiert, die auf einer Anzeigeeinheit wie z.B. einem
in / an der Arbeitsmaschine vorgesehenen Display oder einem mobilen Gerät einem Bediener
angezeigt wird.
[0051] Weitere Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den nachfolgend
anhand der Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
- Figur 1:
- eine schematische Darstellung verschiedener Komponenten zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens gemäß einem Ausführungsbeispiel;
- Figur 2:
- eine schematische Darstellung der vektoriellen Zusammenhänge bei der erfindungsgemäßen
Standsicherheitsüberwachung; und
- Figur 3:
- eine schematische Darstellung der ersten beiden Gelenkarme des Verteilermasts einer
Autobetonpumpe gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung;
[0052] Die Figur 1 zeigt verschiedene Komponenten einer erfindungsgemäßen Arbeitsmaschine
gemäß einem Ausführungsbeispiel zur Durchführung der erfindungsgemäßen Verfahrens
zur Standsicherheitsüberwachung, wobei hier nur die wichtigsten Komponenten schematisch
dargestellt sind.
[0053] Eine Steuereinheit 10 der Arbeitsmaschine erhält Messwerte von einer Reihe von Sensoren,
die kollektiv durch den Kasten 12 bezeichnet sind. Obwohl es sich hierbei prinzipiell
um einen einzelnen Sensor 12 handeln kann, ist es bevorzugt, wenn mehrere Sensoren
12 unterschiedliche Messwerte zur Stellung der Arbeitsmaschine und deren Abstützung
liefern, um dadurch eine möglichst präzise Aussage zur Standsicherheit zu erhalten.
Bei den Sensoren 12 kann es sich um Winkelgeber, Wegmesser, Drucksensoren, Anemometer,
Neigungssensoren, Beschleunigungssensoren, optische Sensoren, akustische Sensoren
etc. handeln, die ihre Messwerte an die Steuereinheit 10 liefern.
[0054] Die Steuereinheit 10 ermittelt aus diesen Messwerten einen der aktuellen Stellung
der Arbeitsmaschine (bzw. des für die Schwerpunktberechnung herangezogenen Teils derselben
- dabei kann es sich beispielsweise nur um den drehbar auf dem Unterwagen gelagerten
Aufbau 1 handeln) entsprechenden dreidimensionalen Schwerpunktvektor

, welcher auf eine (im hier beschriebenen Ausführungsbeispiel) horizontale Hilfsebene
H projiziert wird. Eine schematische Darstellung der relevanten Größen und Vektoren
findet sich in der Figur 2.
[0055] Die Arbeitsmaschine ist im gezeigten Ausführungsbeispiel durch eine Abstützung umfassend
vier Stützfüße (schematisch durch die Punkte 20 repräsentiert) abgestützt, welche
über hydraulische Abstützzylinder ein- und ausgefahren werden können. Die Stützfüße
können sich an schwenk- und/oder teleskopierbaren Stützbeinen befinden, die mit dem
Unterwagen der Arbeitsmaschine verbunden sind. Die Verbindungsgeraden zwischen den
Stützfüßen 20 bilden Kippkanten K.
[0056] Um die Neigung der Arbeitsmaschine mit in die Berechnungen einzubeziehen, werden
die Kippkanten K ebenfalls auf die gemeinsame Hilfsebene H projiziert. Die projizierten
Kippkanten H' können durch Vektoren bzw. Kippkantenvektoren repräsentiert sein.
[0057] Für die Berechnung des Schwerpunktvektors

und/oder der Kippkanten K greift die Steuereinheit 10 auf Maschinendaten wie z.B.
Konstanten, Bauteilmassen oder geometrische Daten von Bauteilen der Arbeitsmaschine
zu, die auf einem Speicher oder einer Datenbank 14 hinterlegt sind. Diese(r) kann
sich innerhalb oder außerhalb der Arbeitsmaschine befinden oder Teil der Steuereinheit
10 sein.
[0058] In der in Fig. 2 gezeigten Situation befindet sich der Schwerpunkt des betrachteten
Systems außerhalb der Kippkanten K, was sich dadurch äußert, dass der projizierte
(zweidimensionale) Schwerpunktvektor

eine der projizierten Kippkanten K' schneidet.
[0059] Um diesen Umstand zu quantifizieren, ermittelt die Steuereinheit 10 einen Grenzvektor

, der sich vom Ursprungspunkt U des Schwerpunktvektors

entlang einer durch den projizierten Schwerpunktvektor

definierten Geraden bis zur projizierten Kippkante K` erstreckt. Der Grenzvektor

liegt also ebenfalls innerhalb der gemeinsamen Hilfsebene H und verläuft parallel
zum projizierten Schwerpunktvektor

.
[0060] Die Steuereinheit 10 berechnet nun die Differenz

der Beträge des projizierten Schwerpunktvektors

und des Grenzvektors

. Ist diese Differenz gleich Null, so befindet sich der Schwerpunkt genau auf der
Kippkante K`. Hat die Differenz ein negatives Vorzeichen, so befindet sich der Schwerpunkt
innerhalb der Kippkanten K`, sodass die Standsicherheit gewährleistet ist. Ein positives
Vorzeichen zeigt an, dass sich der Schwerpunkt außerhalb der Kippkanten K` befindet
(wie in der Figur 2 zu sehen). In dieser Situation droht ein Kippen der Arbeitsmaschine,
was es zu vermeiden gilt
[0061] Die Steuereinheit 10 ist mit einer Anzeigeeinheit 40 verbunden und übermittelt Signale
an diese. Hierbei ist es vorstellbar, dass auf der Anzeigeeinheit 40 die relevanten
Werte, beispielsweise die berechnete Differenz und/oder einige oder alle der erfassten
Messwerte und/oder hiervon abgeleitete Größen, numerisch und/oder grafisch repräsentiert
anzeigt werden.
[0062] Ebenfalls könnte zur einfacheren visuellen Überwachung der Standsicherheit durch
den Bediener und für eine bessere Übersichtlichkeit eine grafische Anzeige der relevanten
Vektoren erfolgen, beispielsweise in einer schematischen Weise ähnlich zur Figur 2.
Auch eine Darstellung des Arbeitsgeräts und/oder Aufbaus 1 in Kombination mit den
Kippkanten K, K` und dem ermittelten Schwerpunkt (jeweils auf die Hilfsebene H projiziert
und/oder in drei Dimensionen) ist denkbar, sodass der Bediener die geometrischen Zusammenhänge
und Abstände auf einen Blick überwachen kann.
[0063] Um rechtzeitig vor einem potenziell gefährlichen Überfahren des Schwerpunks über
eine Kippkante K einzugreifen, kann die Steuereinheit 10 mit mindestens einem Aktuator
30 des Arbeitsgeräts verbunden sein und entsprechende Steuersignale an diesen senden,
um die aktuelle Bewegung automatisch zu stoppen oder kontrolliert abzubremsen. Dies
kann vollautomatisch erfolgen oder es kann dem Bediener zunächst nur eine Warnung
angezeigt werden. Vorzugsweise lassen sich mehrere Aktuatoren 30, beispielsweise der
gesamte Aufbau (bzw. Verteilermast bei einer Autobetonpumpe) durch die Steuereinheit
10 steuern.
[0064] In der Steuereinheit 10 kann ferner ein Planungsmittel 16 in Form eines Softwarebausteins
implementiert sein, um beispielsweise für eine gewünschte Zielposition des Aufbaus
1 (z.B. bei einer Autobetonpumpe eine Zielposition der Verteilermastspitze) eine erforderliche
Mindestabstützgeometrie bzw. sichere Kippkante zu errechnen.
[0065] Bei der Arbeitsmaschine kann es sich um eine Autobetonpumpe mit einem auf einem Unterwagen
drehbar gelagerten Verteilermast 1 handeln. Der Mast 1 ist insbesondere faltbar ausgebildet
und umfasst mehrere gelenkig miteinander verbundene Gelenkarme, die durch entsprechende
Aktuatoren (insbesondere Hydraulikzylinder) bewegbar bzw. verschwenkbar sind.
[0066] In der Figur 3 ist ein Ausführungsbeispiel eines Verteilermasts 1 einer Autobetonpumpe
schematisch in einer Seitenansicht dargestellt, wobei nur die ersten beiden Gelenkarme
3, 4 und der Mastbock 5 gezeigt sind. Der erste Gelenkarm 3 ist über ein erstes Gelenk
2 (sogenanntes A-Gelenk) am Mastbock 5 angelenkt und über einen ersten (nicht dargestellten)
Hydraulikzylinder verschwenkbar.
[0067] Der dem erfindungsgemäßen Überwachungsverfahren zugrunde liegende Schwerpunktvektor

kann sich auf den Gesamtschwerpunkt der Autobetonpumpe (also Unterwagen und Verteilermast
1 kombiniert) beziehen. Um die Berechnungen und Messtechnik zu vereinfachen, kann
aber auch nur der Schwerpunkt des Verteilermasts 1 zugrunde gelegt werden.
[0068] Unter Inkaufnahme von Abstrichen bei der Qualität der Standsicherheitsaussage lässt
sich ggf. die ideale Maschinenausstattung mit Messtechnik verringern - bei üblichen
Maschinenneigungen und Aushüben etwa fallen Aushubunterschiede der Abstützzylinder
in der Regel kaum ins Gewicht.
[0069] So kann es beispielsweise für die Überwachung der Standsicherheit einer Autobetonpumpe
ausreichen, den Anstellwinkel
α1 eines ersten Gelenkarms 3 des Verteilermasts 1 zu manipulieren, um bei ansonsten
beliebiger Verteilermaststellung den Schwerpunkt des Verteilermasts 1 innerhalb üblicher
Kippkanten K zu halten. Reduziert auf den Anstellwinkel
α1 des ersten Verteilermastgelenks 2 (sogenanntes A-Gelenk) als Steuergröße ergibt sich
der mathematische Zusammenhang zur Standsicherheitsaussage im Sinne der vorliegenden
Erfindung gemäß folgender Gleichung:

wobei
lArm1 die Länge des ersten Gelenkarms 3 des Verteilermasts 1 bezeichnet.
Bezugszeichenliste:
[0070] 1 Aufbau (Verteilermast)
2 Erstes Gelenk (A-Gelenk)
3 Erster Gelenkarm
4 Zweiter Gelenkarm
5 Mastbock
10 Steuereinheit
12 Sensor
14 Datenbank / Speicher
16 Planungsmittel
20 Stützfuß
30 Aktuator
40 Anzeigeeinheit
α1 Anstellwinkel
H Hilfsebene
K Kippkante
K' Projizierte Kippkante
lArm1 Länge des ersten Gelenkarms

Grenzvektor

Dreidimensionaler Schwerpunktvektor

Projizierter Schwerpunktvektor
U Ursprungspunkt
1. Verfahren zur Überwachung der Standsicherheit einer Arbeitsmaschine, insbesondere
einer Autobetonpumpe, wobei die Arbeitsmaschine einen Unterwagen, einen auf dem Unterwagen
drehbar gelagerten Aufbau (1) sowie eine verstellbare Abstützung zum Abstützen der
Arbeitsmaschine umfasst,
dadurch gekennzeichnet, dass
- ein aktueller dreidimensionaler Schwerpunktvektor (5) basierend auf mindestens einer
gemessenen aktuellen Stellung der Arbeitsmaschine ermittelt und auf eine Hilfsebene
(H) projiziert wird,
- eine aktuelle, durch die Abstützung definierte Kippkante (K) der Arbeitsmaschine
auf die Hilfsebene (H) projiziert wird,
- ein sich parallel zum projizierten Schwerpunktvektor (

) von dessen Ursprung zur projizierten Kippkante (K`) erstreckender Grenzvektor (

) ermittelt wird,
- eine Differenz des projizierten Schwerpunktvektors (

) und des Grenzvektors (

) berechnet wird und
- basierend auf der berechneten Differenz automatisch eine Aktion durchgeführt wird,
insbesondere wenigstens ein Antrieb der Arbeitsmaschine angesteuert und/oder ein Signal
ausgegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die Ermittlung des Schwerpunktvektors (

,

) und/oder des Grenzvektors (

) während des Betriebs der Arbeitsmaschine in regelmäßigen Zeitabständen erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Ermittlung des Schwerpunktvektors (

) und/oder des Grenzvektors (

) während des Betriebs der Arbeitsmaschine in Reaktion auf eine Bewegung der Arbeitsmaschine,
insbesondere eine Bewegung der Abstützung und/oder des Aufbaus (1), erfolgt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Hilfsebene (H) horizontal
orientiert oder in ihrer Orientierung festlegbar ist.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei sich der aktuelle dreidimensionale
Schwerpunktvektor (

) auf den Gesamtschwerpunkt der Arbeitsmaschine, auf den Gesamtschwerpunkt des Aufbaus
(1) oder auf einen Schwerpunkt eines Teils des Aufbaus (1), insbesondere eines ersten
Gelenkarms (3) des Aufbaus (1), bezieht.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei zur Ermittlung des aktuellen
dreidimensionalen Schwerpunktvektors (

) eine oder mehrere der folgenden Größen erfasst, insbesondere mittels jeweils mindestens
eines Sensors (12) gemessen, wird:
- eine Neigung der Arbeitsmaschine, insbesondere des Unterwagens,
- ein Drehwinkel des Aufbaus (1) relativ zum Unterwagen,
- ein Schwenkwinkel eines schwenkbar gelagerten Teils des Aufbaus (1),
- eine Ausschublänge eines teleskopierbaren Teils des Aufbaus (1),
- ein Druck in einem Hydraulikkreis oder Hydraulikantrieb, insbesondere in einem Hydraulikzylinder,
mittels welchem sich ein erster Gelenkarm (3) des Aufbaus (1) verschwenken lässt,
- eine Windstärke und/oder Windrichtung.
7. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, wobei zur Ermittlung des aktuellen dreidimensionalen
Schwerpunktvektors (

) zusätzlich gespeicherte Informationen der Arbeitsmaschine, insbesondere geometrische
Daten betreffend mindestens ein Bauteil des Unterwagens und/oder des Aufbaus (1) und/oder
der Abstützung, herangezogen werden.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Ermittlung des aktuellen
dreidimensionalen Schwerpunktvektors (

) und/oder die Ermittlung der aktuellen Kippkante (K) ausschließlich auf gemessenen
Größen beruht, die durch eine Wegmessung oder eine Winkelmessung erhalten werden.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei in einem Planungsmodus eine
gewünschte Stellung der Arbeitsmaschine, insbesondere des Aufbaus (1), festgelegt
wird, insbesondere durch eine Eingabe über ein Eingabemittel, für die gewünschte Stellung
ein zukünftiger dreidimensionaler Schwerpunktvektor (

) berechnet und auf die Hilfsebene (H) projiziert wird und basierend darauf eine sichere
Abstützposition oder Kippkante (K) ermittelt wird, deren Projektion auf die Hilfsebene
(H) eine Differenz der Beträge von projiziertem Schwerpunktvektor (

) und Grenzvektor (

) ergibt, die einem Wert von Null oder einem definierten und insbesondere festlegbaren
negativen Wert entspricht.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Abstützung mindestens
drei Stützfüße (20) umfasst, wobei die Stützfüße (20) vorzugsweise in einer zur Drehachse
des Aufbaus (1) parallelen Richtung ein- und ausfahrbar sind und/oder wobei vorzugsweise
zumindest zwei Stützfüße (20) jeweils an einem schwenkbar und/oder teleskopierbar
am Unterwagen gelagerten Stützbein angeordnet sind.
11. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, wobei zur Ermittlung der aktuellen Kippkante
(K) eine oder mehrere der folgenden Größen erfasst, insbesondere mittels jeweils mindestens
eines Sensors (12) gemessen, wird:
- eine Ausschublänge eines Stützfußes (20) in einer zur Drehachse des Aufbaus (1)
parallelen Richtung,
- eine Ausschublänge eines teleskopierbaren Stützbeins,
- ein Schwenkwinkel eines schwenkbar am Unterwagen gelagerten Stützbeins.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei eine aktuelle Bewegung des
Aufbaus (1) automatisch gebremst oder gestoppt wird und/oder ein Warnsignal ausgegeben
wird, sobald die berechnete Differenz des projizierten Schwerpunktvektors (

) und des Grenzvektors (

) einem Wert von Null oder einem definierten und insbesondere festlegbaren Wert entspricht.
13. Arbeitsmaschine mit einer Steuereinheit (10), welche eingerichtet ist, das Verfahren
nach einem der vorhergehenden Ansprüche durchzuführen, wobei die Arbeitsmaschine vorzugsweise
mindestens einen Sensor (12) umfasst, der mit der Steuereinheit (10) in kommunikativer
Verbindung steht.
14. Arbeitsmaschine nach dem vorhergehenden Anspruch, wobei es sich bei dieser um eine
Autobetonpumpe mit einem auf dem Unterwagen drehbar gelagerten Betonverteilermast
handelt.
15. Computerprogrammprodukt umfassend Befehle, die bei der Ausführung des Programms durch
eine Steuereinheit (10) einer Arbeitsmaschine diese veranlassen, das Verfahren nach
einem der Ansprüche 1 bis 12 auszuführen.