[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum gleichzeitigen Trennen einer Vielzahl
von Scheiben von einem Werkstück mittels einer Drahtsäge, umfassend einen Trennschleifvorgang,
wobei ein Werkstück senkrecht zu einer Längsachse des Werkstücks gegen ein zwischen
zwei Drahtführungsrollen gespanntes Drahtgatter eines Sägedrahts, der in Längsrichtung
des Sägedrahts bewegt wird, zugestellt wird, wobei ein Kühlschmiermittel dem Drahtgatter
zugeführt wird, und wobei zwischen Drahtabschnitten des Drahtgatters Scheiben entstehen,
die an einer Leiste befestigt sind und zwischen denen Trennspalte bestehen; und das
das Herausziehen der Leiste und der Scheiben aus dem Drahtgatter.
[0002] Für eine Vielzahl von Anwendungen werden gleichförmige Scheiben mit guter Planparallelität
ihrer Vorder- und Rückseiten benötigt, die arm sind an kristallinen und strukturellen
Defekten. Ein Beispiel sind Scheiben aus einkristallinem Halbleitermaterial zum Strukturieren
mikroelektronischer Bauelemente. Derartige Scheiben werden beispielsweise durch Abtrennen
von einem zylindrischen Werkstück aus einkristallinem Silicium mittels Drahtsägen
erhalten.
Stand der Technik / Probleme
[0003] Ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Drahtsägen sind beispielsweise aus der
DE 10 2016 211 883 A1 bekannt. Beim Drahtsägen wird Sägedraht spiralförmig um mindestens zwei Drahtführungsrollen
herumgeführt, so dass zwei Drahtführungsrollen ein dem Werkstück zugewandtes Drahtgatter
aus parallel zueinander verlaufenden Drahtabschnitten aufspannen. Die Mantelflächen
der Drahtführungsrollen sind mit einer Vielzahl kreisförmig geschlossener und in Ebenen
senkrecht zu den Achsen der Drahtführungsrollen verlaufender Rillen versehen, die
den Sägedraht führen. Gleichsinniges Drehen der Drahtführungsrollen erzeugt eine Relativbewegung
zwischen den Drahtabschnitten und dem Werkstück. Eine Drahtsäge weist ferner eine
Zustellvorrichtung auf, an der das Werkstück über eine Leiste, an die es geklebt ist,
befestigt ist und die das Werkstück senkrecht auf das Drahtgatter zustellt. Die Relativbewegung
und die Anwesenheit eines abrasiv wirkenden Schneidmittels erzeugen bei Kontakt von
Werkstück und Drahtgatter einen Materialabtrag vom Werkstück. Bei fortgesetztem Zustellen
bilden die Drahtabschnitte Trennspalte im Werkstück aus, und das Drahtgatter arbeitet
sich langsam durch das gesamte Werkstück hindurch, bis das Drahtgatter vollständig
innerhalb der Sägeleiste zu liegen kommt. Das Werkstück ist dann vollständig in Scheiben
aufgetrennt, die wie Zinken eines Kamms, nur durch die Klebefuge gehalten, an der
Leiste hängen.
[0004] Nach Beenden des Trennvorgangs muss das in Scheiben aufgetrennte Werkstück durch
Umkehrung der Bewegungsrichtung der Zustellvorrichtung aus dem Drahtgatter herausgezogen
werden (Ingot Retrieval).
[0005] Drahtsägen kann nach Drahttrennläppen und Drahttrennschleifen unterschieden werden.
Beim Drahttrennläppen ist der Sägedraht zunächst frei von abrasiv wirkenden Stoffen,
und das Schneidmittel wird in Form einer Aufschlämmung (Slurry) als frei bewegliches
Korn in einer Trägerflüssigkeit zugeführt. Beim Drahttrennschleifen sind in der Oberfläche
des Sägedrahts abrasiv wirkende Schneidmittel verankert und es wird eine Schneidflüssigkeit
zugeführt, die als Kühlschmiermittel (cooling fluid) wirkt und keine abrasiv wirkenden
Stoffe enthält.
[0006] Sägedraht besteht meist aus hypereutektischem perlitischem Stahl (Pianodraht). Es
kommen gerade (glatte) Sägedrähte (plain wire, straight wire) und strukturierte (structured
wire, crimped wire) Sägedrähte zum Einsatz.
[0007] Beim Drahttrennläppen besteht das Schneidmittel meist aus Siliciumcarbid (SiC) und
die Trägerflüssigkeit meist aus Öl oder Glycol. Beim Drahttrennschleifen besteht das
Schneidmittel meist aus Wasser, ggf. mit einem Netzmittel- und Entschäumer-Zusatz,
und das im Sägedraht verankerte Schleifmittel sind in der Regel Diamanten. Die Leiste
besteht aus einem Kunststoff-Verbundmaterial oder aus gesinterter Kohle.
[0008] Beim Drahtsägen wird der Sägedraht einem ersten Vorrat, meist in Form einer ersten
Spule, auf die der Sägedraht aufgewickelt ist, entnommen, und nach Verbrauch einem
zweiten Vorrat zugeführt, meist ebenfalls in Form einer zweiten Spule. Die erste Spule
wird als Frischdraht-Spule und die zweite Spule als Altdraht-Spule bezeichnet. Drahtsägen
kann mit unidirektionaler oder bidirektionaler Drahtbewegung erfolgen. Beim unidirektionalen
Drahtsägen wird der Sägedraht über die gesamte Dauer des Trennvorgangs in einer Drahtlängsrichtung
von der Frischdraht- zur Altdrahtspule bewegt. Beim Drahtsägen mit bidirektionaler
Drahtbewegung wird der Sägedraht während des Abtrennvorgangs mittels mindestens eines
Paares von Richtungsumkehrungen bewegt, wobei ein Paar an Richtungsumkehrungen ein
erstes Bewegen des Sägedrahts um eine erste Länge in eine erste Drahtlängsrichtung
und ein zweites Bewegen des Sägedrahts um eine zweite Länge in eine zweite, der ersten
genau entgegengesetzten Richtung umfasst. Insbesondere kann das Drahtsägen mit bidirektionaler
Drahtbewegung eine Vielzahl derartiger Paare von Drahtrichtungsumkehrungen umfassen,
wobei die erste Länge größer als die zweite Länge gewählt wird, so dass sich insgesamt
der Drahtvorrat während des Trennvorgangs von der Frischdraht- zur Altdrahtspule hin
verlagert. Das letztgenannte Verfahren wird als Drahtsägen im Pilgerschritt (pilgrim
mode slicing, wirereciprocating slicing) bezeichnet.
[0009] Es sind auch Drahtsägen bekannt, bei denen während des Trennvorgangs das Werkstück
um eine Achse parallel zur Längsachse des Werkstücks geschwenkt werden kann. Insbesondere
kann diese Rotationsbewegung in Form einer fortwährenden Abfolge aus einer Vielzahl
von Paaren an Rotationswechseln durchgeführt werden, wobei ein Paar eines Rotationswechsels
ein Rotieren im Uhrzeigersinn mit einer ersten Winkelgeschwindigkeit um einen ersten
Winkel und ein nachfolgendes Rotieren im Gegenuhrzeigersinn mit einer zweiten Winkelgeschwindigkeit
um einen zweiten Winkel umfasst. Dabei können erste und zweite Winkelgeschwindigkeiten
und erste und zweite Winkel im Verlauf des Trennvorgangs auch variieren, bspw. in
Abhängigkeit von der Schnitttiefe oder in Abhängigkeit von der momentanen Länge, mit
der sich der Sägedraht im Werkstück befindet. Eine solche wiederkehrende Schaukelbewegung
des Werkstücks wird auch als Rocking des Werkstücks bezeichnet. Eine dafür geeignete
Vorrichtung beschreibt beispielsweise die
US 2022/0134600 A1.
[0010] Während des Trennvorgangs wird Material hauptsächlich entlang der Kontaktfläche,
entlang derer sich der Sägedraht mit dem Werkstück in Material abtragender Berührung
befindet und die sich entgegengesetzt zur Richtung der Werkstückzustellung erstreckt,
abgetragen. Diese Kontaktfläche wird als Hauptspanfläche bezeichnet. Die Kontaktfläche,
die der Sägedraht mit dem Werkstück senkrecht zu dieser Richtung, also in Richtung
der Achse des Werkstücks, einnimmt, wird als Nebenspanfläche bezeichnet, da hier keine
Kräfte infolge der Werkstückzustellung wirken und somit zunächst kein Material abgetragen
wird. Die Summe aller momentanen Nebenspanflächen eines Trennspalt über den gesamten
Trennvorgang bilden Vorder- und Rückseite eines Paares benachbarter Scheiben.
[0011] Beim Drahtsägen ohne Rocking erstreckt sich die Hauptspanfläche entlang der gesamten
Bogenlänge vom Eintritt des Sägedrahts in den Trennspalt bis zum Austritt des Sägedrahts
aus dem Trennspalt. Beim Drahtsägen mit Rocking besteht zu jeder Zeit die Hauptspanfläche
nur aus dem kurzen Bogenabschnitt, mit dem der Sägedraht Kontakt mit der aufgrund
des Rockings gekrümmten Trennlinie zwischen Werkstück und Trennspalt hat. Rocking
verbessert die Versorgung der Trennspalte mit Kühlschmiermittel oder Slurry auch bei
Werkstücken mit großen Durchmessern.
[0012] Beim Trennläppen ist die Materialabtragsrate proportional zum Druck auf die Hauptspanfläche.
Beim Trennschleifen steigt die Materialabtragsrate überproportional mit dem Druck
auf die Hauptspanfläche. Mit Hilfe des Rockings kann also schneller trenngeschliffen
(aber nicht schneller trenngeläppt) werden als ohne Rocking.
[0013] Das Herausziehen des in Scheiben zertrennten Werkstücks aus dem Drahtgatter erfolgt
beim Drahtsägen durch Rückstellen der Zustellung des Werkstücks. Dabei wird der Sägedraht
langsam in Drahtlängsrichtung bewegt und Schneidflüssigkeit zugegeben, um Schneidflüssigkeit
als Kühlschmierung in die Trennspalte zu ziehen und dort die Reibung des Sägedrahts
in den Trennspalten und ein Verklemmen einzelner Drahtabschnitte zwischen den gegenüberliegenden
Nebenspanflächen eines Trennspalts zu verhindern. Beim Ingot Retrieval nach Drahttrennläppen
tropft durch die langsame Drahtbewegung das meiste Slurry vom Sägedraht ab, bevor
dieser in die Trennspalte eintritt, so dass die Dicke des Slurryfilms, der den Sägedraht
im Trennspalt umgibt, wesentlich geringer ist als die Dicke des Slurryfilms während
des vorangegangenen Trennvorgangs. Der Sägedraht hat beim Ingot Retrieval nach Drahttrennläppen
somit Spiel im Trennspalt und verklemmt nicht. Das begünstigt ein gleichförmiges Gleiten
des Drahtgatters durch die Trennspalte und schließlich aus diesen heraus, ohne dass
der Sägedraht zwischen den Nebenspanflächen des Spalts verklemmt oder einen Materialabtrag
von den Nebenspanflächen verursacht.
[0014] Beim Drahttrennschleifen umgibt keine Aufschlämmung von Schneidmittel den Sägedraht.
Die Breite der Trennspalte ist somit identisch mit dem Drahtdurchmesser einschließlich
der in den Sägedraht eingebundenen Diamanten. Während des Ingot Retrievals hat der
Sägedraht somit kein Spiel innerhalb der Trennspalte und verklemmt daher häufig bei
verschiedenen Schnitttiefen. Durch die langsame Drahtlängsbewegung erfolgt dort sofort
ein zusätzlicher Materialabtrag und es bilden sich Kerben in den Wänden der Trennspalte.
Da die Wände eines Trennspalts die Vorderseite einer und die Rückseite der unmittelbar
benachbarten Scheibe bilden, entstehen so Kerben in den nach Vereinzeln erhaltenen
Scheiben. Scheiben mit Kerben in der Oberfläche sind für anspruchsvolle Anwendungen
ungeeignet.
[0015] Während des Hängenbleibens des Sägedrahts bei einer Schnitttiefe während des Ingot
Retrievals nach Drahttrennschleifen wird die Zustellvorrichtung weiter zurückgestellt.
Der Sägedraht wird folglich in Drahtquerrichtung ausgelenkt und dadurch in Drahtlängsrichtung
elastisch gedehnt. Der Sägedraht erfährt dadurch eine steigende Rückstellkraft. Wenn
diese ausreichend angewachsen ist, springt der Sägedraht von der Schnitttiefe, bei
der er während des Retrievals verklemmte, zu einer geringeren Schnitttiefe, wo er
wieder verklemmt und so weiter (Stick-and-slip-Bewegung des Sägedrahts). Wenn die
Zugkraft aufgrund der Drahtlängsdehnung infolge der Querauslenkung des Sägedrahts
die Materialfestigkeit des Sägedrahts überschreitet, reißt der Sägedraht während des
Ingot Retrievals. In diesem Fall muss das Werkstück vollständig aus dem defekten Drahtgatter
rückgestellt werden, die Drahtreste von Hand aus den Trennspalten entfernt werden,
und das Drahtgatter vor dem nächsten Trennvorgang wieder repariert werden. Das ist
zeitaufwendig und kostenintensiv.
[0016] Gelegentlich reißt der Sägedraht während des Trennvorgangs aufgrund Überlastung oder
Materialfehlern im Sägedraht. Das teilweise aufgetrennte Werkstück muss dann durch
Rückstellen der Zustell-Vorrichtung aus dem defekten Drahtgatter herausgefahren, die
Drahtreste aus den Trennspalten entfernt, das Drahtgatter repariert, die Drahtabschnitte
in die bereits vorhandenen Trennspalte wieder eingefädelt werden und das Werkstück
bis zu der Schnitttiefe, bei der der Drahtriss auftrat, wieder zugestellt werden,
um den Trennvorgang beenden zu können. Beim Drahttrennläppen gelingen Einfädeln und
Zustellen des Werkstücks im Drahtgatter mühelos und ohne Hängenblieben des Sägedrahts
bei bestimmten Schnitttiefen, da der Sägedraht aufgrund des umgebenden Slurryfilms
ausreichend Spiel im Trennspalt hat. Beim Drahttrennschleifen, bei dem der Sägedraht
keine Bewegungsfreiheit hat, verklemmt der Sägedraht beim Zustellen des Werkstücks,
und es werden Kerben erzeugt.
[0017] Selbst wenn der mit Diamanten besetzte Sägedraht bei der Zustellung des Werkstücks
nach Drahtriss oder beim Rückstellen der Zustellung während eines Ingot Retrievals
nicht erkennbar verhakt, führt der Mangel an Bewegungsfreiheit doch in jedem Fall
zu einem zusätzlichen Materialabtrag von den den Spalt begrenzenden Seitenwänden und
somit zu einer Schädigung der Vorder- und Rückseiten der betreffenden Scheiben. Eine
solche Schädigung verursacht Materialspannungen in der geschädigten Oberfläche, die,
wenn sich scheibenvorder- und -rückseitige Spannung nicht genau ausgleichen (was in
der Regel nicht der Fall ist), die Scheibe elastisch verformen. Diese elastische Verformung
durch Oberflächenschädigung ist der plastischen Verformung überlagert, und die plastische
Verformung kann nicht isoliert durch Bestimmen der Scheibenform mittels Messung nach
dem Drahtsägen bestimmt und somit auch nicht durch geeignete Maßnahmen gezielt beseitigt
werden. Letzteres ist erforderlich, denn die elastische Verformung verschwindet, wenn
in der Material abtragenden Folgebearbeitung die geschädigten Schichten entfernt werden,
während die plastische Verformung verbleibt, wenn sie nicht durch gezielten Materialabtrag
beseitigt wird.
[0018] US 2009/0223539 A1 beschreibt beispielsweise ein Verfahren zum Reinigen von Scheiben für Solaranwendungen,
die nach Abschluss des Trennvorgangs und Entfernen aus der Drahtsäge, noch mit ihrer
Klebefuge an der Sägeleiste (Opferleiste) hängend, in ein Reinigungsbad eingetaucht
werden. Die Trennfugen werden von mehreren separaten Sprühdüsen mit Spülflüssigkeit
beaufschlagt. Dort, wo Spülflüssigkeit eingesprüht wird, weitet sich der Trennspalt
im Wasserbad auf, so dass sich die Reinigungswirkung verstärkt. Durch Bewegen der
Düsen relativ zum Werkstück können nacheinander alle Trennspalte aufgeweitet und so
sukzessive gereinigt werden. Das beschriebene Verfahren leistet keinen Beitrag zur
Vermeidung der Folgen einer Stick-and-Slip-Bewegung des Sägedrahts beim Ingot Retrieval.
[0019] JP 2006-66793 A beschreibt ein ähnliches Verfahren, bei dem ein Block aufgetrennter Scheiben nach
Abschluss des Trennvorgangs und Ausbau aus der Drahtsäge zwecks Reinigung seitlich
mittels Sprühdüsen mit einer Spühflüssigkeit besprüht wird.
[0020] US 2011/0168212 beschreibt ein ähnliches Verfahren zur Reinigung dünner, leicht zerbrechlicher Solarwafer
nach Sägen und Ausbau des zertrennten Werkstücks aus der Drahtsäge.
[0021] JP2004-106360 beschreibt ein Verfahren, bei dem nach Drahttrennläppen und Ingot Retrieval eines
Werkstücks eine Spülflüssigkeit durch in der Leiste vorhandene Kanäle zum Reinigen
der Trennspalte geschickt wird.
[0022] Aufgabe der Erfindung ist es, Stick-and-slip-Bewegungen des Sägedrahts und deren
nachteilige Folgen zu vermeiden.
[0023] Die Aufgabe der Erfindung wird gelöst durch ein Verfahren zum gleichzeitigen Trennen
einer Vielzahl von Scheiben von einem Werkstück mittels einer Drahtsäge, umfassend
einen Trennschleifvorgang, wobei ein Werkstück senkrecht zu einer Längsachse des Werkstücks
gegen ein zwischen zwei Drahtführungsrollen gespanntes Drahtgatter eines Sägedrahts,
der in Längsrichtung des Sägedrahts bewegt wird, zugestellt wird, wobei ein Kühlschmiermittel
dem Drahtgatter zugeführt wird, und wobei zwischen Drahtabschnitten des Drahtgatters
Scheiben entstehen, die an einer Leiste befestigt sind und zwischen denen Trennspalte
bestehen, und
das Herausziehen der Leiste und der Scheiben aus dem Drahtgatter; gekennzeichnet durch
während des Herausziehens der Leiste und der Scheiben das Besprühen der Trennspalte
mit einer Flüssigkeit mittels einer Sprühvorrichtung, bis die Drahtabschnitte die
Trennspalte verlassen haben, wobei die Flüssigkeit unter hohem Druck durch Düsen zugeführt
wird, die an Düsenleisten befestigt sind, die parallel zur Längsachse des Werkstücks
oszillierend bewegt werden, wobei die Flüssigkeit und mitgerissene Luft die Scheiben
zeitweilig zum Schwingen anregen.
[0024] Die Düsen sprühen während des Herausziehens Flüssigkeit auf die Trennspalte. Dabei
wird umgebende Luft verwirbelt und die Scheiben mittels Bernoulli-Effekt in Vibration
versetzt. Die Düsenleisten führen eine oszillierende Hubbewegung parallel zur Werkstückachse
aus, weshalb auf jeden Trennspalt zeitweilig Flüssigkeit aus mindestens einer Düse
in der Ebene des entsprechenden Trennspalts auftrifft. Auf diese Weise gelangt Flüssigkeit
tief in die Trennspalte und der durch die oszillierende Bewegung bedingte Wechsel
des Sprühdrucks bewirkt ein fortwährendes periodisches Auffächern nach und nach aller
Trennspalte während des Herausziehens der Leiste und der Scheiben aus den Trennspalten.
[0025] Der Druck, mit dem die Flüssigkeit durch die Düsen zugeführt wird, wird vorzugsweise
so gewählt, dass die Austrittsgeschwindigkeit des Spülmittels der Geschwindigkeit
entspricht, mit der der Draht relativ zum Werkstück bewegt wird.
[0026] Die Düsen sind vorzugsweise Bestandteil einer Sprühvorrichtung umfassend mindestens
jeweils eine Düsenleiste, die seitlich der Drahtführungsrollen des Drahtgatters zwischen
der jeweiligen Drahtführungsrolle und dem Werkstück angeordnet sind. Die Düsenleisten
können eine Hubbewegung parallel zur Werkstückachse vollführen und sind vorzugsweise
parallel zu Drehachsen der Drahtführungsrollen angeordnet.
[0027] Besonders bevorzugt sind genau zwei Düsenleisten, von denen in Richtung der Werkstückachse
betrachtet eine Frischdraht-eingangsseitig und eine Altdraht-ausgangsseitig seitlich
des Werkstücks angeordnet sind. Die Düsen sind bevorzugt so ausgerichtet, dass jede
Düse einen Teilstrahl an Flüssigkeit erzeugt, der tangential zum Drahtgatter und in
einer der Ebenen, in denen die Trennspalte verlaufen, ausgerichtet ist. Die Amplitude
der oszillierenden Bewegung, mit dem die jeweilige Düsenleiste parallel zur Längsachse
des Werkstücks bewegt wird, beträgt vorzugsweise mindestens die Hälfte des Abstands
zweier benachbarter Düsen. Der gesamte, der Doppelamplitude entsprechende Hub beträgt
also mindestens den Abstand zweier Düsen. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass
nach einer Periode der oszillierenden Bewegung jede Düse alle Trennspalte, die sich
zwischen dieser Düse und der benachbarten Düse befinden, überstreicht.
[0028] Die Anzahl der Düsen je Düsenleiste beträgt vorzugsweise 10 bis 50. Eine möglichst
hohe Düsenzahl ist besonders bevorzugt. Die Anzahl ist nach oben hin nur durch die
Abmessungen der Düsen begrenzt. Der erforderliche Hub der Oszillationsbewegung der
Düsenleiste wird dadurch geringer und das Überstreichen der Trennspalte erfolgt in
kürzeren Intervallen.
[0029] Beim Trennschleifvorgang wird das Werkstück mittels einer Zustellvorrichtung zugestellt.
Die Drahtführungsrollen drehen sich gleichsinnig, so dass die Drahtabschnitte eine
Relativbewegung zum Werkstück beschreiben und beim Eingreifen ins Werkstück in Folge
der Zustellbewegung ein Materialabtrag erfolgt. Am Ende des Trennschleifvorgangs ist
das Werkstück vollständig zertrennt und eine Vielzahl parallel zueinander verlaufender
Trennspalte zwischen Scheiben entstanden, die von der Leiste gehalten werden.
[0030] Das Herausziehen der Leiste und der Scheiben aus den Trennspalten umfasst das Rückstellen
der Zustellvorrichtung unter Bewegung der Drahtabschnitte in Drahtlängsrichtung in
Anwesenheit von Kühlschmiermittel.
[0031] Das Werkstück ist vorzugsweise ein kreiszylindrischer Stab aus einkristallinem Halbleitermaterial.
[0032] Das Verfahren umfasst vorzugsweise auch das Schwenken des Werkstücks um eine Achse
parallel zur Längsachse der Werkstücks während des Trennschleifvorgangs, wobei das
Werkstück eine Vielzahl von Paaren von Schwenkbewegungen ausführt, und ein Paar von
Schwenkbewegungen ein erstes Schwenken um einen ersten Winkel mit einer ersten Winkelgeschwindigkeit
und ein nachfolgendes zweites Schwenken um einen zweiten Winkel mit einer zweiten
Winkelgeschwindigkeit umfasst. Die ersten und zweiten Winkelgeschwindigkeiten und
die ersten und zweiten Winkel zweier Paare von aufeinanderfolgenden Paaren von Schwenkbewegungen
sind vorzugsweise unterschiedlich.
[0033] Der Sägedraht ist vorzugsweise ein hypereutektischer perlitischer Stahldraht (Pianodraht),
auf dessen Oberfläche Schneidmittel fixiert sind. Die Schneidmittel sind vorzugsweise
Diamanten.
[0034] Das Bewegen des Sägedrahts in Längsrichtung während des Trennschleifvorgangs kann
ohne oder mit Richtungsumkehr erfolgen. Beim Bewegen des Sägedrahts in Längsrichtung
mit Richtungsumkehr wird der Sägedraht mittels einer Vielzahl von Pilgerschritten
bewegt, wobei ein Pilgerschritt jeweils ein erstes Bewegen des Drahts in eine erste
Längsrichtung um eine erste Länge und ein zweites Bewegen des Sägedrahts in eine zweite,
der ersten Drahtlängsrichtung genau entgegengesetzte Längsrichtung um eine zweite
Länge umfasst und die erste Länge größer als die zweite Länge ist.
[0035] Das Kühlschmiermittel und die Flüssigkeit bestehen vorzugsweise aus Wasser, das gegebenenfalls
einen flüssigen Zusatz enthält. Beide können identisch oder unterschiedlich zusammengesetzt
sein. Der flüssige Zusatz ist vorzugsweise ein Netzmittel, ein Korrosionsschutzmittel,
ein die Viskosität beeinflussendes Mittel, beispielsweise Glykol und/oder Methylcellulose,
ein Entschäumungsmittel oder eine beliebige Mischung dieser Mittel.
[0036] Die erfindungsgemäße Vorgehensweise wird vorzugsweise auch genutzt, um angemessen
auf eine Unterbrechung des Trennschleifvorgangs zu reagieren, insbesondere in Folge
eines Risses des Sägedrahts. Sie vermeidet, dass beim Herausziehen des Werkstücks
nach dem Drahtriss und beim Zurückversetzen des Werkstücks in die Position vor dem
Drahtriss Drahtabschnitte hängen bleiben und Riefen oder elastische Verformungen die
Qualität der Scheiben beeinträchtigen.
[0037] Das Unterbrechen des Trennschleifvorgangs geschieht unter Fortführen des Bewegens
des Sägedrahts in Längsrichtung und umfasst das Herausziehen des Werkstücks aus den
Trennspalten, das Zurückführen des Werkstücks in die Trennspalte und das Fortsetzen
des Trennschleifvorgangs. Während des Zurückführens des Werkstücks wird Flüssigkeit
durch die Düsen in die Trennspalte gesprüht und die Düsenleisten werden parallel zur
Längsachse des Werkstücks bewegt.
[0038] Vorzugsweise erfolgt das Bewegen des Sägedrahts in Längsrichtung während des Trennschleifvorgangs
mit einer Geschwindigkeit, die mindestens zehnmal schneller ist, als die Geschwindigkeit
der Bewegung des Sägedrahts in Längsrichtung beim Herausziehen und Zurückführen des
Werkstücks im Zuge der Unterbrechung des Trennschleifvorgangs.
[0039] Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf Zeichnungen an einem bevorzugten
Ausführungsbeispiel einer Drahtsäge vorgestellt.
Kurzbeschreibung der Figuren
[0040]
Fig. 1 zeigt Merkmale der Drahtsäge und des Werkstücks, die zum Verständnis der Erfindung
beitragen.
Fig. 2 (A) und (B) zeigen Einzelheiten einer Sprühvorrichtung, die zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens geeignet ist.
Liste der verwendeten Bezugszeichen
[0041]
- 1
- Werkstück
- 2
- Leiste
- 3
- Richtung der Zustellung
- 4
- Sägedraht
- 5
- linke Drahtführungsrolle
- 6
- rechte Drahtführungsrolle
- 7
- Drehachse
- 8
- Drehachse
- 9
- Richtung der Drahtzufuhr
- 10
- Richtung der Drahtabfuhr
- 11
- Richtung der Drehung der Drahtführungsrolle
- 12
- Leiste
- 13
- Leiste
- 14
- Düse
- 15
- Kühlschmiermittels
- 16
- linke Düsenleiste
- 17
- rechte Düsenleiste
- 18
- Achse der linken Düsenleiste
- 19
- Achse der rechten Düsenleiste
- 20
- Düse
- 21
- Flüssigkeit
- 22
- Trennspalt
- 23
- Rille
- 24
- Drahtgatter
- 25
- Klebefuge
- 26
- Längsachse des Werkstücks
- 27
- oszillierende Bewegung
- 28
- oszillierende Bewegung
- 29
- Bewegungsrichtung
- 30
- aufgeweiteter Trennspalt
- 31
- Düse
- 32
- Düse
- 33
- Diamanten
- 34
- Scheibe
- 35
- mitgerissene Luft
Detaillierte Beschreibung eines erfindungsgemäßen Ausführungsbeispiels
[0042] Wie in Fig. 1 dargestellt, wird beim Drahtsägen Sägedraht 4 derart spiralförmig um
mindestens zwei Drahtführungsrollen herumgeführt, dass zwei Drahtführungsrollen 5
und 6 ein dem Werkstück 1 zugewandtes Drahtgatter 24 aus parallel zueinander verlaufenden
Drahtabschnitten aufspannen. Die Drahtführungsrollen weisen die Form gerader Kreiszylinder
auf mit Drehachsen 7 und 8, die parallel zueinander ausgerichtet sind und um die sie
in Richtungen 11 gedreht werden können. Die Mantelflächen der Drahtführungsrollen
sind mit einer Vielzahl kreisförmig geschlossener und in Ebenen senkrecht zu den Drehachsen
7 und 8 verlaufender Rillen 23 versehen, die den Sägedraht 4 führen. Gleichsinniges
Drehen der Drahtführungsrollen erzeugt eine Relativbewegung zwischen Drahtabschnitten
und Werkstück. Dabei wird frischer Sägedraht aus einem ersten Drahtvorrat, der sogenannten
Frischdrahtspule, entnommen (Richtung 9) und verbrauchter Sägedraht einem zweiten
Drahtvorrat, der sogenannten Altdrahtspule, zugeführt (Richtung 10). Die Drahtsäge
weist ferner eine Zustellvorrichtung auf, an der das Werkstück 1 durch Verklebung
25 mit einer Leiste 2 befestigt ist und die das Werkstück senkrecht auf das Drahtgatter
zustellt (Richtung 3). Die Relativbewegung und die Anwesenheit eines abrasiv wirkenden
Schneidmittels erzeugen bei Kontakt von Werkstück und Drahtgatter einen Materialabtrag
vom Werkstück. Durch fortgesetzte Zustellung, Relativbewegung und Zufuhr von Schneidmittel
bildet jeder Drahtabschnitt des Drahtgatters 24 mittels fortgesetzten Materialabtrags
vom Werkstück einen Trennspalt 22 aus. Die Seitenwände eines Trennspalts 22 begrenzen
jeweils die Rückseite einer und die Vorderseite einer zweiten Scheibe 34 eines Paares
unmittelbar benachbarter Scheiben.
[0043] Das Schneidmittel sind Diamanten 33, die in der Oberfläche des Drahts 1 fest eingebunden
sind. Während des Trennschleifvorgangs wird dem Drahtgatter 24 über zwei Leisten 12,
13 links und rechts des Werkstücks, die mit Düsen 14 versehen sind, ein Kühlschmiermittel
15 zugegeben, das selbst keine abrasiv wirkenden Schneidmittel (Hartstoffe) enthält.
Der Trennschleifvorgang ist beendet, wenn sich das gesamte Drahtgatter vollständig
durch das Werkstück hindurchgearbeitet hat und in der Leiste 2 zu liegen gekommen
ist. Die Scheiben 34 des vollständig aufgetrennten Werkstücks hängen dann wie Zinken
eines Kamms, nur durch die Klebefuge 25 mit der Leiste 2 verbunden, an der halb durchtrennten
Leiste.
[0044] Die dargestellte Drahtsäge ist mit einer linken Düsenleiste 16 und einer rechten
Düsenleiste 17 versehen. Die Düsenleisten 16, 17 tragen eine Vielzahl von Düsen 20,
die eine Flüssigkeit 21 auf die Trennspalte 22 des Werkstücks 1 sprühen. Die Achsen
18 und 19 der Düsenleisten sind parallel zueinander und parallel zu den Drehachsen
7 und 8 der das Drahtgatter 24 aufspannenden Drahtführungsrollen 5 und 6 und senkrecht
zu den Trennspalten 22 des Werkstücks 1 bzw. parallel zur Längsachse 26 des Werkstücks
1 angeordnet. Die Düsenleisten führen oszillierende Bewegungen 27 und 28 in Richtungen
ihrer Achsen 18 und 19 aus. Durch dieses periodische Verschieben überstreichen die
Strahlen der Flüssigkeit 21, die die einzelnen Düsen 20 verlassen, die Trennspalte
22 des Werkstücks 1 in periodischen Abständen.
[0045] Die bevorzugte Anordnung gemäß Fig. 1 zeigt die Düsenleiste 16 links vom Werkstück
1, also Frischdraht-eingangsseitig, und Düsenleiste 17 rechts vom Werkstück 1, also
Altdraht-ausgangsseitig, und beide, aus Richtung der Zustellvorrichtung gesehen, unterhalb
des Drahtgatters 24. Abweichend davon können die Düsenleisten auch oberhalb des Drahtgatters
24 angeordnet sein.
[0046] Wie bereits erwähnt kann das erfindungsgemäße Verfahren auch mit einer Drahtsäge
durchgeführt werden, bei der das Werkstück während des Trennschleifvorgangs um eine
Achse parallel zur Längsachse des Werkstücks geschwenkt werden kann. Bei diesem Rocking
gelangt zu jedem Zeitpunkt nur ein Teilabschnitt des gesamten innerhalb eines Trennspalt
verlaufenden Drahtabschnitts in Material abtragenden Kontakt mit dem Werkstück. In
Drahtlängsrichtung betrachtet werden vor und hinter dieser momentanen Kontaktfläche
Spalte zwischen Sägedraht und Werkstück mit Ausdehnung in Richtung der Werkstückzustellung
gebildet. Wenn die Düsenleisten oberhalb des Drahtgatters angeordnet sind, kann die
Flüssigkeit besonders gut zwischen Sägedraht und Werkstück gelangen. Wenn die Düsenleisten
unterhalb des Drahtgatters angeordnet sind, kann trotz Rocking kaum Flüssigkeit zwischen
Sägedraht und Werkstück gelangen. Andererseits werden in diesem Fall die unter das
Drahtgatter ragenden aufgetrennten Teile des Werkstücks - die späteren Scheiben -
durch den Bernoulli-Effekt des Strahls der Flüssigkeit besonders gut zum Schwingen
und somit periodischen Vergrößern und Verkleinern der Trennspaltbreite angeregt.
[0047] Fig. 2 (A) und (B) zeigt Einzelheiten einer die Düsenleisten 16 und 17 umfassenden
Sprühvorrichtung in Aufsicht (aus Richtung der Zustellvorrichtung betrachtet) auf
die linke Düsenleiste 16 und einen Teil des Werkstücks 1 mit den Trennspalten 22 und
der Längsachse 26 des Werkstücks.
[0048] Fig. 2 (A) zeigt die Düsenleiste 16 mit Achse 18 parallel zur Längsachse 26 des Werkstücks
am Anfang der oszillierenden Bewegung 27 parallel zur Achse 18. Es gibt Düsen 31,
von denen ein Teil deren Strahls von Flüssigkeit 21 genau in der Ebene jeweils eines
Trennspalts 22 verläuft, wodurch Flüssigkeit 21 tief in den Trennspalt 22 hineingedrückt
wird. Im Zuge dessen wird das Paar benachbarter Scheiben 34, das der Trennspalt 22
trennt, in Bewegungsrichtungen 29 vom Trennspalt elastisch weggedrückt, wodurch sich
der Trennspalt zu einem aufgeweiteten Trennpalt 30 elastisch aufweitet. Darüber hinaus
gibt es Düsen 32, von denen kein Teil deren Strahls von Flüssigkeit 21 innerhalb der
Ebene eines Trennspalts 22 verläuft, und die somit keinen Trennspalt elastisch aufweiten.
Die Strahlen von Flüssigkeit 21 reißen mittels Impulsaustauschs Luft 35 aus der Umgebung
mit (entrainment).
[0049] Wenn die linke Düsenleiste 16 die oszillierende Bewegung 27 in Richtung der Achse
18 ausgeführt hat, erreicht sie die in Fig. 2 (B) gezeigte Position des anderen Endes
ihrer oszillierenden Bewegung. Die Düsen 31, von denen ein Teil deren Strahlen Flüssigkeit
in einen Trennspalt hineindrücken und ihn so aufweiten, sind nun in einer anderen
Position und weiten andere Trennspalte auf als diejenigen in der Anordnung gemäß Fig.
2 (A). Die Amplitude der oszillierenden Bewegung 27 beträgt mindestens den Wert des
Abstandes zweier benachbarter Düsen.
[0050] Während der oszillierenden Bewegung 27 streichen die Strahlen von Flüssigkeit 21
(Flüssigkeit inkompressibel) und die von den Strahlen mitgerissene Luft 35 (Luft/Gas
kompressibel) über Scheiben 34 und Trennspalte 22 hinweg. Da sie während der oszillierenden
Bewegung Scheiben und Trennspalte in unterschiedlichen Ebenen umströmen, werden die
Scheiben 34 durch die dynamischen Luftdruckänderungen der von den Strahlen mitgerissenen
Luft zu Schwingungen angeregt (Bernoulli-Effekt). Mit anderen Worten, es werden elastische
Auslenkungen der Scheiben und sich periodisch verbreiternde und verjüngende Trennspalte
angeregt.
[0051] Der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Untersuchungen zur Vermeidung des Stick-and-Slips
des Sägedrahts bei Ingot Retrieval und beim Repositionieren eines Werkstücks nach
einer Unterbrechung des Trennschleifvorgangs haben gezeigt, dass eine Schwingungsanregung
der Scheiben notwendig ist, um die Reibungskräfte des Sägedrahts im engen Trennspalt
zu reduzieren. Ein Aufweiten des Trennspalts durch forciertes Hineinpressen von Flüssigkeit
an wechselnden Trennspalten und der damit verknüpfte Reinigungseffekt als einzige
Maßnahme, läuft zu langsam ab. Damit lässt sich nicht verhindern, dass der Sägedraht
beim Ingot Retrieval oder beim Repositionieren des Werkstücks nach einer Unterbrechung
des Trennschleifvorgangs Riefen oder strain-induced Warpage erzeugt.
[0052] Nur das Anregen von Schwingungen der Scheiben mittels des Bernoulli-Effekts durch
einen Strahl von Flüssigkeit und mitgerissener Luft erweist sich als zur Lösung der
Aufgabe geeignet.
1. Verfahren zum gleichzeitigen Trennen einer Vielzahl von Scheiben von einem Werkstück
mittels einer Drahtsäge, umfassend
einen Trennschleifvorgang, wobei ein Werkstück senkrecht zu einer Längsachse des Werkstücks
gegen ein zwischen zwei Drahtführungsrollen gespanntes Drahtgatter eines Sägedrahts,
der in Längsrichtung des Sägedrahts bewegt wird, zugestellt wird, wobei ein Kühlschmiermittel
dem Drahtgatter zugeführt wird, und wobei zwischen Drahtabschnitten des Drahtgatters
Scheiben entstehen, die an einer Leiste befestigt sind und zwischen denen Trennspalte
bestehen, und
das Herausziehen der Leiste und der Scheiben aus dem Drahtgatter, gekennzeichnet durch während des Herausziehens der Leiste und der Scheiben das Besprühen der Trennspalte
mit einer Flüssigkeit mittels einer Sprühvorrichtung, bis die Drahtabschnitte die
Trennspalte verlassen haben, wobei die Flüssigkeit unter hohem Druck durch Düsen zugeführt
wird, die an Düsenleisten befestigt sind, die parallel zur Längsachse des Werkstücks
oszillierend bewegt werden, wobei die Flüssigkeit und mitgerissene Luft die Scheiben
zeitweilig zum Schwingen anregen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Amplitude der oszillierenden Bewegung gleich oder größer ist, als die Summe
des Abstands zweier benachbarter Düsen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder Anspruch 2,
gekennzeichnet durch das Unterbrechen des Trennschleifvorgangs unter Fortführen des Bewegens des Sägedrahts
in Längsrichtung, umfassend
das Herausziehen des Werkstücks aus den Trennspalten;
das Zurückführen des Werkstücks in die Trennspalte; und
das Fortsetzen des Trennschleifvorgangs, wobei während des Zurückführens des Werkstücks
Flüssigkeit durch die Düsen in die Trennspalte gesprüht wird und die Düsenleisten
parallel zur Längsachse des Werkstücks bewegt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, gekennzeichnet durch das Schwenken des Werkstücks um eine Achse parallel zur Längsachse der Werkstücks
während des Trennschleifvorgangs, wobei das Werkstück eine Vielzahl von Paaren von
Schwenkbewegungen ausführt und ein Paar von Schwenkbewegungen ein erstes Schwenken
um einen ersten Winkel mit einer ersten Winkelgeschwindigkeit und ein nachfolgendes
zweites Schwenken um einen zweiten Winkel mit einer zweiten Winkelgeschwindigkeit
umfasst.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die ersten und zweiten Winkelgeschwindigkeiten und die ersten und zweiten Winkel
zweier Paare von aufeinanderfolgenden Paaren von Schwenkbewegungen unterschiedlich
sind.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Kühlschmiermittel Wasser und einen ersten flüssigen Zusatz und die Flüssigkeit
Wasser und einen zweiten flüssigen Zusatz umfassen.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der erste und der zweite flüssige Zusatz identisch sind und ein Netzmittel oder ein
Korrosionsschutzmittel oder ein die Viskosität beeinflussendes Mittel, ein Entschäumungsmittel
oder eine Mischung davon umfassen.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Sägedraht aus hypereutektischem perlitischem Stahldraht besteht, auf dessen Oberfläche
Diamanten als Schneidmittel fixiert sind.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Werkstück ein kreiszylindrischer Stab aus einkristallinem Halbleitermaterial
ist.
10. Verfahren nach Anspruch 3, gekennzeichnet durch das Bewegen des Sägedrahts in Längsrichtung während des Trennschleifvorgangs mit
einer Geschwindigkeit, die mindestens zehnmal schneller ist als die Geschwindigkeit
der Bewegung des Sägedrahts in Längsrichtung beim Herausziehen und Zurückführen des
Werkstücks.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, gekennzeichnet durch das Bewegen des Sägedrahts in Längsrichtung ohne Richtungsumkehr.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, gekennzeichnet durch das Bewegen des Sägedrahts in Längsrichtung mit Richtungsumkehr, wobei der Sägedraht
mittels einer Vielzahl von Pilgerschritten bewegt wird, wobei ein Pilgerschritt jeweils
ein erstes Bewegen des Drahts in eine erste Längsrichtung um eine erste Länge und
ein zweites Bewegen des Sägedrahts in eine zweite, der ersten Drahtlängsrichtung genau
entgegengesetzte Längsrichtung um eine zweite Länge umfasst und die erste Länge größer
als die zweite Länge ist.