[0001] Die Erfindung betrifft eine Lösung, um bei Kabel und Leitungen eine verbesserte Funktion,
insbesondere betreffend Festigkeit und Adhäsion in dem Kabelmantel zu erreichen, die
insbesondere verbesserte mechanische Eigenschaften aufweist und weiter mit Vorteil
als Schutz gegen Tierverbiss, wie Marderbisse eingesetzt werden kann.
[0002] Aus dem Stand der Technik sind Lösungen bekannt, bei denen ein Material zur Ummantelung
von Kabeln, Schläuchen und Rohren vorgesehen ist, das mindestens einen Bestandteil
aufweist, der auf Tiere abschreckend oder abstoßend wirkt und somit der Verhinderung
von Verbissschäden an Fahrzeugen, anderen technischen Erzeugnissen und Anlagen wie
z. B. Kabeln, Hydraulikschläuchen, Haltemitteln, Abdichtungen und dergleichen, dient.
Zur Verhinderung solcher Verbissschäden sind bereits zahlreiche Mittel und Wege bekannt.
Sie weisen jedoch verschiedene Nachteile auf.
[0003] So sind im Handel erhältliche Geschmacks- und/oder Duftstoffe mit abschreckender
oder abstoßender Wirkung zur Verwendung im Motorraum von Kraftfahrzeugen ca. alle
zwei Wochen zu erneuern, wobei vor jedem Aufsprühen eine komplette Motorwäsche durchgeführt
werden muss. Dies ist nicht nur unpraktikabel, sondern auch aufwendig und teuer.
[0004] Ferner gibt es bereits die Möglichkeit einer Panzerung bzw. einer besonders dicken
Ummantelung der Kabel, Schläuche und Rohre zum Schutz vor Verbissschäden. Dies ist
jedoch sowohl aufwendig als auch teuer.
[0005] Ferner besteht nicht nur ein Bedürfnis danach einen mechanischen Schutz gegen Marderbisse
zu erzielen, sondern generell eine technische Lösung bereits zu stellen, ein mechanisch
verbesserte Leitungslösung vorzuschlagen, sowie ein Verfahren, um solche Leitungen
kostengünstig herzustellen. Ein besonderes Problem besteht ferner darin, dass neben
der Anforderung an die mechanische Beständigkeit einer Leitung auch andere Anforderungen
zu berücksichtigen sind, so dass eine Lösung benötigt wird, die sich bei einer Vielzahl
von Mantelwerkstoffen gleichermaßen einsetzen lässt.
[0006] Speziell bei Leitungen, die im Extrusionsverfahren aus Thermoplast-, Elastomere oder
Thermoplastische-Elastomere Werkstoffe hergestellt wurden, wird eine zuverlässige
Lösung benötigt.
[0007] Es ist dabei bekannt, dass Werkstoffe wie Thermoplaste, thermoplastische Elastomere
und Elastomere einen mehr oder weniger hohen Reibungskoeffizienten haben, was sich
bei der Verarbeitung und Anwendung negativ auswirken kann. Es ist weiter bekannt,
dass vor allem Elastomere Werkstoffe eine geringere Kerbfestigkeit und hohe Reibungsverluste
aufweisen. Dadurch haben diese Werkstoffe einen geringeren Anwendungspotential. So
ist dem Fachmann weiter geläufig, dass bei der Verarbeitung von additionsvernetzende
Silikonmischungen eine Nachvernetzung an der Oberfläche stattfinden kann wodurch eine
kraftschlüssige Verbindung von benachbarten Lagen entsteht und somit das Endprodukt
unbrauchbar werden kann.
[0008] Bekannte Maßnahmen, um die Oberflächenbeschaffenheit gewünscht einzustellen, zeigen
aber nicht die gewünschte Wirkung.
[0009] Insbesondere ist es wünschenswert die Abriebsfestigkeit des Kabelmantels zu verbessern.
Eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, die Adhäsionseigenschaften
günstig und in vorteilhafter Weise zu modifizieren.
[0010] Nachteilig sind Funktionsschichten, die ergänzend zum eigentlichen Mantel aufgebracht
werden, z. B. durch lackieren oder Co-Extrusion. Diese sind aufwändig und können unterschiedliche
Nachteile mit sich bringen, wie zum Beispiel Haftungsprobleme oder Unverträglichkeiten
der Materialien.
[0011] Wesentliche Ziele sind:
- erhöhte Abriebfestigkeit
- Schutz gegen Tierverbiss
- Antiadhäsives Verhalten der Oberfläche (insbesondere bei Silikonleitungen)
- Verbesserte Gleiteigenschaften der Oberfläche
[0012] Weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, vorgenannte Nachteile zu
überwinden und eine Lösung für Kabel und Leitungen vorzuschlagen, die universeller
anwendbar ist, ohne Wartungsaufwand möglichst lange ihre Funktion behält und neben
den genannten mechanischen Verbesserungen der Leitung.
[0013] Diese Aufgabe wird durch die Merkmalskombination gemäß Patentanspruch 1 gelöst.
[0014] Erfindungsgemäß wird daher ein Verfahren zum Herstellen eines modifizierten Kabelmantels
einer elektrischen Leitung oder eines Kabels, insbesondere sofort nach dem Extrudieren
des Kabels mit den folgenden Schritten vorgeschlagen:
- a. Bereitstellen von, vorzugsweise kugelförmigen, amorphen Partikeln,
- b. Implantieren der amorphen Partikeln in den Kabelmantel, insbesondere derart, dass
eine Vielzahl der amorphen Partikel teilweise oder gerade so tief wie ihr Durchmesser,
weniger tief oder nur minimal tiefer in die Oberfläche des Kabelmantels eindringen.
[0015] Bevorzugt erfolgt das Implantieren durch Beschuss mit beschleunigten Partikeln um
den gesamten Kabelumfang, somit um das gesamte Kabel herum, sodass eine etwa homogene
Implantation an der Oberfläche bzw. in die Oberfläche des Kabelmantels hinein erfolgt.
Hierdurch wird die Abriebfestigkeit verbessert und die Adhäsion verringert. Denkbar
wäre z. B. für einen Marderschutz auch nur eine partielle Implantation von Partikeln.
Jedenfalls soll ein so nennenswerter Bereich der Oberfläche entsprechend dem Konzept
der Erfindung modifiziert sein, dass ein ausreichender Schutz gegen Tierverbiss erzeugt
wird.
[0016] In einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die kinetische
Energie der Partikel beim Beschuss insbesondere in Abhängigkeit der Partikeleigenschaften,
weiter insbesondere der Größe und/oder der Partikelmasse sowie wenigstens einer Eigenschaft
des Kabelmantels, insbesondere der Festigkeit des Kabelmantels, so gewählt wird, dass
eine Vielzahl der amorphen Partikel gerade so tief wie ihr Durchmesser, weniger tief
oder nur minimal tiefer wie ihr Durchmesser in die Oberfläche des Kabelmantels eindringen.
Dies gewährleistet einerseits eine ausreichende Wirkung im äußeren Kabelbereich und
andererseits wir kein unnötig dicker Kabelmantel benötigt. Die geeignete Abstimmung
kann abhängig vom Material des Kabels durch einfache Versuche bestimmt werden. Sobald
die Partikel zu tief in den Mantel eindringen, wird man die kinetische Energie entsprechend
reduzieren.
[0017] Weiter vorteilhaft ist es, wenn die amorphen Partikel Glaskugeln, insbesondere kugelförmige
Glaskugeln sind. Anhand der kraterartigen Regionen in denen die Partikel eintreten,
lässt sich durch Inaugenscheinnahme oder durch mikroskopische Untersuchung erkennen,
ob die Partikel ausreichend tief und fixiert in den Kabelmantel eingedrungen sind.
Speziell bei tief eingedrungenen Partikeln, verbleibt sichtbar zur Oberfläche eine
kraterartige Öffnung, da sich die Oberfläche nicht nach dem Implantieren verschließt.
Dies ist aber gerade eine gewünschte Eigenschaft, so dass z.B. ein Marder sofort Kontakt
mit den eingedrungenen Partikeln verspürt. Es hat sich gezeigt, dass Tiere, wie Marder
oder Nagetiere dann von einem weiteren Nagen abstand nehmen, wenn sie auf Glaskugeln
oder amorphe harte Partikel beißen.
[0018] Ein weiterer Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft neben dem Herstellungsverfahren
auch ein Kabel oder eine Leitung, insbesondere ausgebildet mit einem Mantel zum Schutz
gegen Tierverbiss, mit einem oder mehreren elektrischen Leitern, welche von einem
äußeren Kabelmantel umhüllt sind, vorzugsweise einem Kabelmantel, der aus einem Thermoplast,
thermoplastischen Elastomer oder einem Elastomer extrudiert wurde. Natürlich können
auch beliebige andere geeignete Mantelmaterialien verwendet werden, was ein besonderer
Vorteil dieser Erfindung darstellt.
[0019] In den äußeren Mantelbereich des Kabelmantels sind eine Vielzahl an harten amorphen
Partikeln eingebracht, vorzugsweise Partikel bestehend aus SiO
2 oder Silikat eingebettet, weiter vorzugsweise durch Implantation oder Beschuss von
außen in den Kabelmantel oder durch andere geeignete mechanische Implantationsmethoden.
[0020] Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Implantieren der Partikel mit dem zuvor beschriebenen
Verfahren erfolgt. Denkbar ist es auch, den Kabelmantel zu erwärmen, z. B. auf eine
Temperatur im Bereich von 60 °C - 90 °C und dann den Beschuss bzw. das Implantieren
mit geringerer kinetischer Energie vorzunehmen. Durch geeignete Abstimmung der Prozessparameter
kann man dann das gewünschte Implantationsergebnis der Teilchen in Bezug auf Verteilung
und Eindringtiefe erreichen.
[0021] Insbesondere kann vorgesehen sein, dass eine Teilzahl der Partikel mit zumindest
einem Partikelbereich bis zur Oberfläche des Kabelmantels reichend oder aus diesem
teilweise (weniger als der Radius des Teilchens) hervorstehen.
[0022] Es hat sich gezeigt, dass die kugelförmigen Partikel mit Vorteil einen Durchmesser
im Bereich zwischen 30 µm bis 100 µm besitzen. Andere Teilchengrößen können abhängig
vom Kabel und der Kabelgröße ebenfalls geeignet verwendet werden.
[0023] Zusätzlich kann vorgesehen sein, dass die Oberfläche der Partikel mit einem Haftvermittler
versehen ist. Dadurch wird beim Implantieren gleichzeitig auch eine adhäsive Verbindung,
neben einer formschlüssigen Verbindung
[0024] Andere vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet
bzw. werden nachstehend zusammen mit der Beschreibung der bevorzugten Ausführung der
Erfindung anhand der Figuren näher dargestellt. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein erfindungsgemäßes Kabel im Querschnitt in schematischer Ansicht.
[0025] Die Figur 1 ist lediglich beispielhaft schematisch und zeigt ein Kabel 1 ausgebildet
mit einem Mantel zum Schutz gegen Tierverbiss, mit mehreren elektrischen Leitern 10,
die von einem äußeren Kabelmantel 20 umhüllt sind.
[0026] In den äußeren Mantelbereich 21 des Kabelmantels 20 sind exemplarisch eine Vielzahl
an harten amorphen Partikeln 30 durch Implantation d. h. hier Beschuss mit Partikeln
30, die auf eine bestimmte kinetische Energie beschleunigt wurden und dann von außen
in den Kabelmantel 20 eingedrungen sind. Die gezeigten Partikel besitzen eine Kugelform.
In der Praxis wird die Anzahl der Partikel deutlich höher sein, so dass eine Struktur
an der Oberfläche erzielt wird. Es sind beispielhaft Partikel 30 gezeigt, die bestimmungsgemäß
weniger tief als der Durchmesser, genauso tief wie der Durchmesser und etwas tiefer
als ihr Durchmesser in den Kabelmantel 20 eingedrungen sind.
[0027] Somit sind die Partikel 30 so auf den Kabelmantel beschleunigt worden, dass diese
zumindest mit einem außenliegenden Partikelbereich 31 bis zur Oberfläche des Kabelmantels
20 reichen.
1. Verfahren zum Herstellen eines modifizierten Kabelmantels (20) einer elektrischen
Leitung oder eines Kabels (1) mit den folgenden Schritten:
a. Bereitstellen von, vorzugsweise kugelförmigen, amorphen Partikeln (30),
b. Implantieren der amorphen Partikeln (30) in den Kabelmantel (20), insbesondere
durch Beschuss, derart, dass eine Vielzahl der amorphen Partikel (30) gerade so tief
wie ihr Durchmesser, weniger tief oder nur minimal tiefer in die Oberfläche des Kabelmantels
(20) eindringen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei die kinetische Energie der Partikel beim Beschuss
in Abhängigkeit der Partikeleigenschaften, insbesondere der Größe und/oder der Partikelmasse
sowie wenigstens einer Eigenschaft des Kabelmantels, insbesondere der Festigkeit des
Kabelmantels, so gewählt wird, dass eine Vielzahl der amorphen Partikel (30) gerade
so tief wie ihr Durchmesser, weniger tief oder nur minimal tiefer wie ihr Durchmesser
in die Oberfläche des Kabelmantels (20) eindringen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei die amorphen Partikel (30) Glaskugeln, insbesondere
kugelförmige Glaskugeln sind.
4. Kabel oder Leitung (1) insbesondere ausgebildet mit einem Mantel zum Schutz gegen
Tierverbiss, mit einem oder mehreren elektrischen Leitern (10), welche von einem äußeren
Kabelmantel (20) umhüllt sind, vorzugsweise einem Kabelmantel (20), der aus einem
Thermoplast, thermoplastischen Elastomer oder einem Elastomer extrudiert wurde, wobei
in den äußeren Mantelbereich (21) des Kabelmantels (20) eine Vielzahl an harten amorphen
Partikeln (30), vorzugsweise Partikel (30) bestehend aus SiO2 oder Silikat eingebettet, vorzugsweise durch Implantation oder Beschuss von außen
in den Kabelmantel eingebracht sind.
5. Kabel oder Leitung (1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Implantieren der Partikel (30) mit dem Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3 erfolgte.
6. Kabel oder Leitung (1) nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Partikel (30) kugelförmig sind.
7. Kabel oder Leitung (1) nach Anspruch 4, 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine Teilzahl der Partikel (30) mit zumindest einem Partikelbereich (31) bis zur
Oberfläche des Kabelmantels (20) reichend, in den Kabelmantel (20) eingebracht sind.
8. Kabel oder Leitung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die kugelförmigen Partikel (30) einen Durchmesser im Bereich zwischen 30 µm bis 100
µm besitzen.
9. Kabel oder Leitung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche 4 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche der Partikel (30) mit einem Haftvermittler versehen ist.
10. Verwendung eines Kabels oder einer Leitung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche
4 bis 9 als Marderbiss- oder Tierverbissschutz.