[0001] Die Erfindung betrifft einen lackisolierten Runddraht, ein Verfahren zur Herstellung
eines lackisolierten Runddrahts und die Verwendung von lackisolierten Runddrähten.
[0002] Ein weitverbreitetes Beispiel für einen lackisolierten Runddraht ist ein Kupferdraht,
also ein so genannter Kupferlackdraht. Ein Kupferlackdraht ist ein isolierter Leiter,
der bei der Fertigung mit einer elektrisch isolierenden Lackschicht überzogen wurde.
Die Dicke und das Gewicht dieser Lackisolation ist im Vergleich zu anderen Isolierstoffen
mit gleicher Wirkung sehr gering. Ein Kupferlackdraht wird daher bevorzugt zum Bau
von elektrischen Spulen, Transformatoren und Maschinen verwendet. Weitere Anwendungen
sind lötbare Schaltdrähte sowie die Herstellung von Hochfrequenzlitzen.
[0003] Durch den Einsatz von Kupferlackdraht wird die mechanische Baugröße elektrischer
Maschinen in günstiger Weise verringert, wobei sich durch die Konzentration der elektrischen
und magnetischen Felder auf kleinerem Raum im Rahmen der Wickeltechnik räumliche Einsparungseffekte
ergeben. Letztlich führt diese Verringerung der Baugröße durch kürzere Leitungswege
auch zu Energieeinsparungen bei gleicher Leistungsabgabe.
[0004] Elektroisolierlacke werden zur Beschichtung der Kupferlackdrähte, die als elektrische
Leiter in elektrischen Bauteilen wie Spulen, Rotoren und Statoren verwendet werden,
eingesetzt. Um diese elektrischen Bauteile herzustellen, wird der beschichtete und
isolierte Runddraht mit automatisierten Wickelmaschinen aufgewickelt. Dabei sollten
die lackierten elektrischen Drähte an den Kanten der elektrischen Bauteile nicht verletzt
werden und sich leicht in die Nuten der Bauteile einfügen, damit eine hohe Packungsdichte
des Drahtes in den elektrischen Bauteilen erreicht werden kann. Hohe Packungsdichten
sind erforderlich, um eine optimale Induktionsleistung zu erreichen. Eine hohe Packungsdichte
ist außerdem erstrebenswert, da elektrische Maschinen wie beispielsweise Elektromotoren,
die solche elektrischen Bauteile enthalten, mehr und mehr miniaturisiert werden, da
eine gestiegene Nachfrage nach immer kleineren Geräten und Bauteilen besteht.
[0005] Beispielsweise werden Niederspannungsmotoren üblicherweise mittels gewickelten Rund-Lackdrähten
hergestellt, welche nach dem Wickelprozess in das Statorblechpaket eingezogen werden.
Ein limitierender Faktor ist dabei die Kupferfüllung in der Nut, also die Anzahl der
Drähte, welche mittels dieser Technologie vollautomatisiert in die Nut eingebracht
werden können. Die Kupferlackdrähte werden zunächst mittels eines so genannten Flyer-Wicklers
um eine Schablone gewickelt und im Anschluss im Bündel in die Nut gezogen. Hierbei
wird die zunächst sehr geordnete Wicklung nicht weiter fixiert, wodurch ungünstige
Gelege entstehen können, - wie z.B. Drahtkreuzungen. Solche Kreuzungen vergrößern
zusätzlich den effektiven Querschnitt der Drahtbündel wodurch die benötigte Einzugskraft
und dadurch die Belastung sowohl auf den Einziehautomaten als auch auf die Wicklung
weiter erhöht wird. Um diese Kräfte zu minimieren und damit die maximal mögliche Kupferfüllung
zu erhöhen, werden nach dem Stand der Technik gleitfähige Wachse, z.B. Paraffine,
als Überzug eingesetzt. Auch wird durch die Nutzung von Siloxan-Co-Polymeren in der
obersten Drahtlack-Isolationsschicht eine deutliche Erhöhung der Gleitfähigkeit erzeugt.
[0006] Eine gute Gleitfähigkeit ermöglicht so die Verarbeitung des Kupferlackdrahtes in
modernen Hochgeschwindigkeitswickelautomaten, in welchen Draht-, Brems- und/oder Führungssysteme
den Kupferlackdraht stark beanspruchen. Aus diesen Gründen hat sich das Merkmal der
Gleitfähigkeit von Drähten zu einem wichtigen Qualitätsmerkmal für die Herstellung
und Verarbeitung von isolierten Runddrähten entwickelt.
[0007] Aus der
EP 3769403 A1 ist ein elektrisches Isolationssystem EIS eines Elektromotors bekannt, das elektrische
Leiter in Form von Rundlackdrähten mit einer in einer Nut eines Blechpakets eines
Stators angeordneten Rundlack-Drahtwicklung umfasst. Zwischen den Wicklungen der Leiter
sind die Hohlräume mit Imprägnierharz ausgefüllt. Der Gehalt an Imprägnierharz wird
durch Einbringen eines Imprägnierharz-haltigen Trägers in den Leiter bestimmt, um
die Hohlräume im Leiter des Blechpakets ausreichend zu vergießen. Dabei benetzt das
Imprägnierharz die Oberfläche des Runddrahtlacks vor der Aushärtung.
[0008] Der Drahtlack an sich umfasst eine Vielzahl einzelner Kunststoffschichten, beispielsweise
aus Polyethylen, "PE", Polyetherimid, "PEI", Polyamidimid "PAI", Polyimid "PI", wobei
beispielsweise jede Schicht für sich gleitfähig auf der darunter und/oder darüberliegenden
Schicht aufgebracht ist, um flexibel gegenüber mechanischer Belastung, z.B. Streckung,
Biegung, etc. zu sein. Dadurch wird auch Rissausbreitung durch alle Lagen erschwert.
[0009] Mittels der Siloxan-Co-Polymertechnologie - zumindest in der obersten Drahtlack-Isolationsschicht
- ist es möglich, sehr hohe Kupferfüllungen vollautomatisiert zu realisieren, jedoch
ist eine nachträgliche Imprägnierung - beispielsweise der gefüllten Nut - mittels
Imprägnierharz, dass beispielsweise ungesättigtes Polyesterimid, Polyester und/oder
Epoxidharz umfasst, nicht möglich, da die chemischen Oberflächengruppen, die die Gleitfähigkeit
bewirken, das Imprägnierharz abstoßen. Insbesondere ist keine chemische Anbindung
zwischen den unpolaren funktionellen Gruppen - beispielsweise Siloxan- oder Fluor-gruppen,
also der Gleitlack-Oberfläche einerseits und dem polaren Imprägnierharz andererseits,
herstellbar. Eine Imprägnierung eines Runddrahtes mit hoher Gleitfähigkeit, hergestellt
durch Paraffin, Fluor und/oder Siloxangruppen an der Oberfläche, ist daher bislang
nicht möglich. Für Niederspannungsmotoren werden aber regelmäßig Imprägnierharze in
den Nuten eingesetzt.
[0010] Daher ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Runddrahtlack zur Verfügung
zu stellen, der hohe Gleitfähigkeit mit guter Imprägnierbarkeit mit den herkömmlichen
Imprägnierharzen, insbesondere solche auf Basis von Polyurethan, ungesättigtem Polyesterimid,
Polyester und/oder Epoxidharz, sowie beliebige Kombinationen, Mischungen, Copolymeren
und/oder Blends davon, kombiniert.
[0011] Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand der vorliegenden Erfindung, wie er in der
Beschreibung, den Figuren und den Ansprüchen offenbart ist, gelöst.
[0012] Dementsprechend ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung ein Lackisolierter Runddraht,
einen elektrischen Leiter, der mit Drahtlack, dessen Oberfläche durch eine Gleitlackschicht
reibungsvermindert ist, isoliert ist, wobei die Gleitlackschicht
- nicht vollflächig die unteren, mit dem Imprägnierharz chemisch verbindbaren Schichten
bedeckt und/oder
- unterhalb, direkt angrenzend an die GleitlackSchicht eine "vorletzte" Schicht aus
Backlack vorgesehen ist.
[0013] Eine Backlackschicht ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn die Gleitlackschicht
ganz oder fast ganz vollflächig die Oberfläche der Drahtlack-Isolation bedeckt, weil
dann die Backlackschicht während der Herstellung, insbesondere dem, einem Füllen der
Nut nachgeschalteten, Temperatureintrag, die oberflächliche Gleitlackschicht durch
den Backlack-Schmelzvorgang aufbricht und so Lackisolationsbereiche freilegt, die
mit Imprägnierharz verbindbar sind.
[0014] Außerdem ist Gegenstand der Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines lackisolierten
Runddrahtes, folgende Verfahrensschritte umfassend:
- a) Aufbringen von polymerisierbarem Lackmaterial schichtweise auf den Runddraht,
- b) Schichtweise Aushärten und Polymerisieren des Lackmaterials zum Erhalt einer dünnen
polymerisierten Lackschicht,
- c) optionales Wiederholen der ersten beiden Verfahrensschritte a) und b), bis ein
Runddraht mit einer Lackisolation im Multilagen-Drahtlack-Aufbau vorliegt,
- d) optionales Aufbringen einer Backlackschicht darüber,
- e) vollflächiges oder teilweises Aufbringen einer Gleitlack-Schicht auf die nach den
Verfahrensschritten a) bis c) oder a) bis d) hergestellte Isolation,
- f) Herstellen der Wicklung,
- g) Einziehen der Wicklung in die Nut,
- h) Erwärmen der gefüllten Nut, wodurch der die Oberfläche ganz oder teilweise bedeckende
Gleitlack entfernt wird,
- i) Imprägnieren der Nut durch Eintauchen in flüssiges Imprägnierharz und anschließendes
- j) Aushärten des Imprägnierharzes.
[0015] Schließlich ist noch Gegenstand der Erfindung die Verwendung eines lackisolierten
Runddrahtes - wie oben beschrieben - mit einer Drahtlack-Isolation und einer vollflächigen
oder teilweise aufgebrachten obersten Lage aus einem Gleitlack zur Herstellung von
Niederspannungs-Elektromotoren.
[0016] Allgemeine Erkenntnis der Erfindung ist es, dass die zum Befüllen der Nutz mit Lackisoliertem
Runddrähten erforderliche Gleitfähigkeit der lackisolierten Runddrähte durch Gleitlackbeschichtung
nicht vollflächig ausgebildet sein muss, um eine optimale Füllung der Nut zu erreichen.
Es wurde gefunden, dass eine bereichsweise Gleitlack-Beschichtung hier bereits ausreicht.
Zur Herstellung einer teilweisen oberflächlichen Gleitlackbeschichtung ist es möglich,
diesen von vorneherein nur bereichsweise aufzutragen, oder ihn nach dem Einzug der
Drähte in die Nut bereichsweise wieder zu entfernen.
[0017] Zur zumindest bereichsweisen Entfernung der oberflächlichen Gleitlackbeschichtung
kann z. B. nach einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung eine zweitoberst
aufgebrachte Backlackschicht eingesetzt werden, weil diese, bei den normal bei der
Herstellung der Niederspannungs-Motoren durch Bestromung auftretenden Temperaturen
einen darüberliegenden Gleitlack zumindest teilweise entfernt. Das Entfernen bei erhöhter
Temperatur von 200°C bis 300°C kann durch Abplatzen und/oder durch Versenken von Gleitlack-Inseln
in darunterliegende Lack-Schichten erfolgen.
[0018] Backlack ist ein Produkt, das hier - als "nicht-oberste" respektive vorletzte - Schicht
auf den Runddrahtlack aufgetragen - beim Temperatureintrag nach dem Füllen der Nut
aufschmilzt und daher einer darauf befindlichen oberen Schicht Schäden durch zumindest
Risse und Fehlstellen zufügt und/oder diese teilweise oder ganz entfernt.
[0019] Der Gleitlack ist auf der Drahtlack-Isolation nicht immer vollflächig aufgebracht,
es reicht unter Umständen aus, dass oberflächlich Bereiche mit guten Gleiteigenschaften
vorliegen.
[0020] Nach einer vorteilhaften Ausführungsform mit Backlack unterhalb der Gleitlackschicht
treibt der Gleitlack beispielsweise nach dem Einziehen der Drähte in die Nut und Temperatureintrag
in Form isolierter Bereiche auf und in der Backlackschmelze wie Eisschollen auf und
in einem auftauenden See.
[0021] In der Form kann mit Imprägnierharz, dass sich mit Backlack so gut wie mit den üblichen,
nicht Gleitlack-fähigen Drahtlack-Isolationsschichten chemisch gut verbinden lässt,
technisch sinnvoll imprägniert werden.
[0022] Die Gleitlackschicht ist nach einer anderen Ausführungsform auf dem Backlack nicht
vollflächig aufgebracht, z.B. ist nur im Bereich von 40% oder mehr der Oberfläche
mit Gleitlack bedeckt. In den restlichen Bereichen liegt der Backlack frei, so dass
hier Imprägnierharz chemisch anbinden kann.
[0023] Der Anteil der Oberfläche, der mit Gleitlack bedeckt ist, kann variieren, beispielsweise
liegt er im Bereich von 40% bis 100%, oder von 50% bis 99% oder im Bereich von 55%
bis 98% oder im Bereich von 60% bis 95%.
[0024] Die Gleitlackbereiche können beispielsweise Stoffe wie Polysiloxan, Seife, Schmierstoff,
Wachs etc. umfassen. "Gleitfähige Bereiche" im Multilagen-Drahtlack-Aufbau beispielsweise
aus Wachsflocken, sind auch allein oder in Kombination mit anderen Gleitlacken möglich.
[0025] Als "Backlack" auf dem die Gleitlackbereiche entweder aufgebracht sind oder der komplett
mit Gleitlack bedeckt ist, eignen sich beispielsweise Materialien auf Basis von Epoxidharz,
Vinylesterharz, aliphatischem Polyamid, aromatischen Polyamid und/oder Polyvinyl Butyral.
Der Backlack kann bei der Herstellung der Schichtisolation auch als feste Schicht
eines Harzes im B-Zustand, wie z.B. im Fall des Deamelt
® 356, der Firma Elantas
® PDG, INc. USA, eingesetzt werden.
[0026] Dabei kann es nach einer Ausführungsform vorgesehen sein, dass die Backlackschicht
dicker als die übrigen Schichten ist und/oder als Prepreg-Schicht ohne Zwischenhärtung
aufgebracht ist.
[0027] Insbesondere haben sich als "Backlack" Produkte der Firma Elantas
® PDG, INc. USA aus der Reihe "wire enamels" hier bewährt. Beispielsweise wurden die
Backlacke Deamelt
® 355, Deamelt
® 356, W23
®, Schenbond
® 1539, Schenbond
® 1540 Bonding Enamel 1236 und Bonding Ename 11251 hier erfolgreich getestet.
[0028] Beim Imprägnieren von Elektromotoren wird häufig das so genannte Strom UV-Verfahren
verwendet, wobei die Statoren vor dem Eintauchen in das flüssige Imprägnierharz vorab
durch Bestromung der einzelnen Phasen erwärmt werden. Hierbei erreichen die Temperaturen
in den Kupferwicklungen, welche - eben durch den Joul'schen Effekt direkt erhitzt
werden - kurzzeitig 200°C bis 300°C, bevor sich die Wärme - relativ - homogen im Stator
verteilt. Ein Anklemmen der Statoren und beheizen ist also üblich, auch um die Viskosität
des Imprägnierharzes zu reduzieren und die chemische Gelierung gezielt herbeizuführen.
[0029] Herkömmliche Drahtlacke umfassen mehrere, beispielsweise im Bereich von 3 bis 30
Schichten verschiedener oder gleicher Polymere, z.B. Polyetherimid, Polyetherimin
und/oder Polyamidimid, sowie beliebige Kombinationen oder Mischungen daraus. Dies
wird allgemein als Multilagen-Drahtlack-Aufbau des Draht-Isolierlacks bezeichnet.
[0030] Insbesondere werden für den Multilagen-Drahtlack-Aufbau Imprägnierharze auf Basis
von Polyurethan, gesättigtem und insbesondere bevorzugt ungesättigtem Polyesterimid,
Polyamidimid, Polyester und/oder Epoxidharz, sowie beliebige Kombinationen, Mischungen,
Copolymeren und/oder Blends davon, kombiniert, eingesetzt.
[0031] Die Anzahl der Schichten variiert, beispielsweise liegt sie zwischen 3 und 25 Schichten,
bevorzugt bei 7 bis 20 Schichten, oder 10 bis 20 Schichten, insbesondere bevorzugt
beispielsweise bei 15 Schichten.
[0032] Bevorzugt werden die Schichten voneinander getrennt gehärtet, so dass dazwischen
jeweils gleitfähige Grenzflächen entstehen, und keine chemische Verbindung zwischen
den Schichten auftritt.
[0033] Beispielsweise kann auch Backlack als vorletzte Schicht aufgetragen und gehärtet
werden. Beispielsweise hat die Backlackschicht dann eine Schichtdicke im Bereich 0,2
bis 200 µm, insbesondere 0,3 µm bis 150pm und besonders bevorzugt im Bereich 0,5 bis
100 µm.
[0034] Bei der Verwendung eines Backlacks als vorletzte Schicht soll als technische Wirkung
nicht das "Verbacken" der Drahtlacke erzielt werden, sondern das Aufplatzen der obersten
Schicht oder Teilschicht. Daher kann ein derartiger Backlack in dünnerer Schichtdicke
aufgetragen werden als üblich, wenn - wie nach dem Stand der Technik vorgesehen -
die Wirkung des Verbackens zu erzielen ist.
[0035] Die Schichten des Multilagen-Drahtlack-Aufbaus für die Drahtlackisolierung von Runddrähten
liegen in Bezug auf die Schichtdicke im Bereich von 0,2 µm bis 200pm, insbesondere
von 0,3 µm bis 50 µm und besonders vorteilhaft im Bereich zwischen 0,5 bis 20 µm.
[0036] Die Backlackschicht wird nach einer Ausführungsform auch als Prepreg auf Basis von
beispielsweise Epoxidharz aufgetragen und/oder als thermoplastisch aufschmelzende
Schicht ohne weitere chemische Vernetzung.
[0037] Die Backlackschicht kann - als so genanntes "Prepreg-fähiges" Material beispielsweise
ein teilvernetztes B-Stage Epoxid und/oder Vinylesterharz umfassen. "B-Stage" heißt
der Zustand eines dreidimensional-vernetzbaren Polymers, wenn nur eindimensional vernetzt
ist, also das beispielsweise duromere Material noch in Ketten vorliegt und daher unzersetzt
aufschmelzbar ist. Im Stand der Technik wird durch Aufheizen und gleichzeitiges Verpressen
von Kupferdrähten - z.B. Wicklungen im Motor - das Aufschmelzen dieser oberen Backlackschicht
bewirkt und es folgt das "Verbacken" also das Verkleben und Aushärten der Kupfer-Drahtlacke.
Dieses Verbacken - nach dem Stand der Technik - kann als Ersatz für eine spätere Imprägnierung
dienen.
[0038] Im Folgenden wird die Erfindung noch anhand von zwei Figuren, die einen Überblick
über den Stand der Technik und eine beispielhafte Ausführungsform der Erfindung zeigen,
näher erläutert:
Figur 1 zeigt einen Überblick über den Stand der Technik, wie lackisolierte Runddrähte
üblicherweise aufgebaut sind und als imprägnierter Verbund in einer Nut, beispielsweise
eines Niederspannungs-Elektromotors wie eines Traktionsmotors, vorliegen.
[0039] Zu erkennen ist ein Verbund 7 aus mit Drahtlack 2 lackisolierten und mit Imprägnierharz
3 imprägnierten Runddrähten 1.
[0040] Rechts neben dem Verbund wird ein kegelförmiger Detailausschnitt 4 vergrößert gezeigt,
wobei wieder der Runddraht 1, und Drahtlack 2 zu erkennen ist. Beim Drahtlack 2 sind
in der vergrößerten Darstellung die einzelnen Schichten 4 erkennbar.
[0041] Unter der Detailansicht befindet sich eine weitere Vergrößerung des oben gezeigten
kegelförmigen Ausschnitts, wobei hier ein weiterer Stand der Technik gezeigt ist.
Dabei befindet sich oberhalb der üblichen Drahtlackschichten 2 z.B. mit einem Schichtaufbau
4, wie oben gezeigt, eine Gleitlackschicht 9. Diese Gleitlackschicht 9 umfasst z.B.
ein Siloxan-Copolymer, wodurch die Gleitlackschicht 9 eine gleitfähige Oberfläche
8 erhält, an der das Imprägnierharz 3 aber leider abperlt.
[0042] Direkt angrenzend an den Bereich zwischen Runddraht 1, herkömmlicher Drahtlack 2,
befindet sich also diese Lage Gleitlack 9 mit Gleitfähigkeits-Zusatz, beispielsweise
mit einem Siloxan-Copolymer und darauffolgend eine rot eingezeichnete gestrichelte
Grenzfläche 8 auf der Oberfläche der Gleitlackschicht 9, die die zumindest schlechte
oder gar komplett fehlende chemische Anbindung des Imprägniermittels 3 an die oberste
mit Gleitmittel an der Oberfläche angereicherte Gleitlackschicht 9 in der Figur verdeutlicht.
Wegen dieser Schicht 8, die sich nach dem SdT ausbilden würde, wenn die Runddrähte
mit Gleitlackschicht mit Imprägnierharz 3 imprägniert würden, ergibt sich das Problem
der vorliegenden Erfindung. Die Technik mit Gleitlackdrähten wird grundsätzlich nur
ohne nachfolgende Imprägnierung eingesetzt, weil das Imprägnieren technisch nichts
bringt, solange das Imprägnierharz 3 am Gleitlack 9 abperlt.
[0043] Figur 2 zeigt - ausgehend von diesem Stand der Technik - die Lösung gemäß der vorliegenden
Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels.
[0044] Genutzt wird wieder der Multilagen-Drahtlack-Aufbau 20 auf dem Runddraht 1. Als oberste
"letzte" Schicht wird eine dünne Gleitlackschicht 9 aufgebracht. Es gibt viele Gleitlacke,
die sich für den hier relevanten Einsatzbereich eignen. Beispielsweise eignen sich
natürliche Wachse, Montanwachse, Polethylenwachse, und Copolymere mit Propylenpolymeren
aus höheren α-Olefine, Polypropylenoxide, Ester aus höher funktionellen Polyolen und
längerkettige Fettsäuren. Aber auch Polytetrafluorethylen-Dispersionen, wie sie aus
der
WO 2007/045575 bekannt sind, eignen sich als Gleitlack für die Gleitlackschicht 9. Schließlich gibt
es Gleitlackschichten mit Siloxan-Copolymer, die als Gleitlackschicht 9 geeignet sind.
Bei einem weiteren Ansatz zur Verbesserung der Gleitfähigkeit von Elektroisolierlacken
werden die im Lack enthaltenden Polymere mit Komponenten funktionalisiert, z.B. die
Modifizierung von Polyamidimiden mit terminalen längerkettigen Alkylgruppen.
[0045] Unter der letzten Gleitlackschicht 9 und direkt anschließend daran befindet sich
als "vorletzte" Schicht eine Backlackschicht 10, beispielsweise aus einem Prepreg-Epoxy,
wie dem Deamelt
® 356, der Fa. Elantas PDG, Inc.USA oder einem anderen Prepreg. Die Backlackschicht
10 kann auch aus einem anderen geeigneten Backlack-Polymer sein, das bei höheren Temperaturen,
wie sie beispielsweise bei der Herstellung der Niederspannungsmotoren mit bereits
gefüllten Stator-Nuten auftreten, unter Volumenvergrößerung schmilzt.
[0046] Kern der Erfindung ist es, den Multilagenaufbau eines Drahtlackes zu nutzen, um die
oberste Schicht aus Gleitlack 9 günstig für den Einziehprozess der lackisolierten
Runddrähte in die Statornut des Motors zu nutzen und im Anschluss - nach dem Befüllen
der Nut - durch den Temperatureintrag die Gleitschicht durch "Aufplatzen" einer darunterliegenden
BacklackSchicht 10 so weit zu zerstören, dass eine chemisch mit dem Imprägnierharz
anbindbare Oberfläche entsteht.
[0047] Dies zeigt die Figur 2:
Teilbild a) der Figur 2 zeigt eine Backlackschicht 10, beispielsweise auf Prepreg-fähigem
Epoxid, die als "vorletzte" dünne Lage auf den Multilagen-Drahtlack-Aufbau 2 respektive
4 aufgebracht ist. Darüber befindet sich die letzte und oberste Gleitlackschicht 9,
der chemisch an das Imprägnierharz nicht anbindbar ist.
[0048] Pfeil 11: Durch Erwärmen, beispielsweise Bestromen, der sich bereits in der Nut befindlichen
Wicklung während der Herstellung des Motors entsteht ein Temperatureintrag und der
Backlack 10 schmilzt auf. Das Aufschmelzen bewirkt ein Aufplatzen der Gleitlackschicht
9 an vielen Stellen, so dass das Backlack-Material der vorletzten Schicht 10 auf der
Oberfläche der Lackisolation zu liegen kommt. Siehe Darstellung Teilbild b) der Figur
2.
[0049] Pfeil 12: Imprägnieren der Wicklung mit Imprägnierharz 3 trifft nun auf eine Oberfläche,
die zumindest zum Teil aus Backlack 10 besteht, wodurch an diesen Stellen eine gute
und im Sinne der Imprägnierung stabile chemische Anbindung des Imprägniermittels 3
an die Backlackschicht 10 möglich wird.
[0050] Teilbild c) der Figur 2 zeigt gemäß der Erfindung eine gute chemische Anbindung des
Imprägnierharzes 3 an die Oberfläche des lackisolierten Runddrahtes 1, weil an vielen
Stellen das Material des Backlacks 10 die Oberfläche der Drahtisolation bildet.
[0051] Somit können sowohl die Vorteile der Gleitlacktechnik als auch die des Imprägnierens
genutzt werden.
[0052] Bislang konnten gleitfähige Drahtlacke, insbesondere auch mit Siloxangruppen-haltigen
Polymeren, nicht imprägniert werden, da die oberste "letzte" Gleitschicht beim Multilagenaufbau
des Drahtlacks aufgrund der Siloxangruppen unpolare Eigenschaften hat. Die Erfindung
zeigt, dass erstens eine bereichsweise Aufbringung der Gleitlackschicht zum Füllen
ausreicht und/oder dass der Multilagenaufbau genutzt werden kann, um durch den ohne
oftmals vorhandene Zwischenschritt mit Temperatureintrag der Bestromung und/oder Joule'sehen
Erwärmung kurzzeitig auf 200°C die oberste Gleitlackschicht zumindest aufzubrechen,
so dass eine darauffolgende Imprägnierung mit flüssigem Imprägnierharz an die unter
der obersten Gleitschicht befindlichen Lackschicht, z.B. Backlackschicht, anbinden
kann.
Bezugszeichenliste
[0053]
- 1
- Runddraht
- 2
- Drahtlack
- 3
- Imprägnierharz
- 4
- Multilagen-Drahtlack
- 5
- Thermisch instabile Schicht
- 6
- Detailausschnitt
- 7
- Verbund aus lackisoliertem Runddrähten und Imprägnierharz
- 8
- Grenzfläche, die chemisch nicht an Imprägnierharz anbindet
- 9
- Gleitlack
- 10
- Backlack
- 11
- Pfeil
- 12
- Pfeil
1. Lackisolierter Runddraht, ein elektrischer Leiter, der mit Drahtlack, dessen Oberfläche
durch eine Gleitlackschicht reibungsvermindert ist, isoliert ist, wobei die Gleitlackschicht
- nicht vollflächig die unteren, mit dem Imprägnierharz chemisch verbindbaren Schichten
bedeckt und/oder
- unterhalb, direkt angrenzend an die GleitlackSchicht eine "vorletzte" Schicht aus
Backlack vorgesehen ist.
2. Runddraht nach Anspruch 1, bei dem der Drahtlack in einem Multilagen-Drahtlack-Aufbau
mit 2 bis 40 Schichten, realisiert ist.
3. Runddraht nach einem der Ansprüche 1 oder 2, bei dem ein Multilagen-Drahtlack-Aufbau
mit 10 bis 25 Schichten vorliegt.
4. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem die einzelnen Schichten
des Drahtlacks eine Schichtdicke im Bereich von 0,2 bis 200µm haben.
5. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem die einzelnen Lagen des
Multilagen-Drahtlack-Aufbaus aus polymerem Material sind.
6. Runddraht nach Anspruch 4, bei dem die einzelnen Lagen des Multilagen-Drahtlack-Aufbaus
ein Imprägnierharz, ausgewählt aus der Gruppe folgender Verbindungen: Epoxid, Polyetherimid,
Polyurethan und/oder Polyamidimid, sowie beliebige Kombinationen und/oder Mischungen
daraus, umfassen.
7. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem nach jeder Drahtlack-Schicht
des Multilagen-Drahtlack-Aufbaus eine Aushärtung der Schicht vor dem Aufbringen der
nächsten Schicht erfolgt und damit zwischen den Schichten gleitfähige Oberflächen
vorhanden sind.
8. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Backlackschicht ein Prepreg-fähiges
im B-Zustand Material umfasst.
9. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Backlackschicht thermoplastisch
aufschmelzendes Material ohne weitere chemische Vernetzung umfasst.
10. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Backlackschicht ein Material,
ausgewählt aus der Gruppe folgender Verbindungen: Epoxidharz, Vinylesterharz, aliphatisches
Polyamid, aromatisches Polyamid und/oder Polyvinyl-Butyral allein oder in beliebigen
Blends und/oder Copolymeren, umfasst.
11. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Backlackschicht dicker
als die anderen Schichten des Multilagen-Drahtlack-Aufbaus ist.
12. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Gleitlackschicht ein
Fluor-haltiges und/oder Siloxan-haltiges Polymer umfasst.
13. Verfahren zur Herstellung eines lackisolierten Runddrahtes, folgende Verfahrensschritte
umfassend:
a) Aufbringen von polymerisierbarem Lackmaterial schichtweise auf den Runddraht,
b) Schichtweise Aushärten und Polymerisieren des Lackmaterials zum Erhalt einer dünnen
polymerisierten Lackschicht,
c) optionales Wiederholen der ersten beiden Verfahrensschritte a) und b), bis ein
Runddraht mit einer Lackisolation im Multilagen-Drahtlack-Aufbau vorliegt,
d) optionales Aufbringen einer Backlackschicht darüber,
e) vollflächiges oder teilweises Aufbringen einer Gleitlack-Schicht auf die nach den
Verfahrensschritten a) bis c) oder a) bis d) hergestellte Isolation,
f) Herstellen der Wicklung,
g) Einziehen der Wicklung in die Nut,
h) Erwärmen der gefüllten Nut, wodurch der die Oberfläche ganz oder teilweise bedeckende
Gleitlack entfernt wird,
i) Imprägnieren der Nut durch Eintauchen in flüssiges Imprägnierharz und anschließendes
j) Aushärten des Imprägnierharzes.
14. Verfahren nach Anspruch 13, bei dem der Verfahrensschritt des Erwärmens zumindest
zum Teil durch Bestromung durchgeführt wird.
15. Verwendung eines lackisolierten Runddrahtes nach einem der Ansprüche 1 bis 12 zur
Herstellung von Niederspannungs-Elektromotoren.