[0001] Die Erfindung betrifft einen lackisolierten Runddraht, ein Verfahren zur Herstellung
eines lackisolierten Runddrahts und die Verwendung von lackisolierten Runddrähten.
[0002] Ein weitverbreitetes Beispiel für einen lackisolierten Runddraht ist ein Kupferdraht,
also ein so genannter Kupferlackdraht. Ein Kupferlackdraht ist ein isolierter Leiter,
der bei der Fertigung mit einer elektrisch isolierenden Lackschicht überzogen wurde.
Die Dicke und das Gewicht dieser Lackisolation ist im Vergleich zu anderen Isolierstoffen
mit gleicher Wirkung sehr gering. Ein Kupferlackdraht wird daher bevorzugt zum Bau
von elektrischen Spulen, Transformatoren und Maschinen verwendet. Weitere Anwendungen
sind lötbare Schaltdrähte sowie die Herstellung von Hochfrequenzlitzen.
[0003] Durch den Einsatz von Kupferlackdraht wird die mechanische Baugröße elektrischer
Maschinen in günstiger Weise verringert, wobei sich durch die Konzentration der elektrischen
und magnetischen Felder auf kleinerem Raum im Rahmen der Wickeltechnik räumliche Einsparungseffekte
ergeben. Letztlich führt diese Verringerung der Baugröße durch kürzere Leitungswege
auch zu Energieeinsparungen bei gleicher Leistungsabgabe.
[0004] Elektroisolierlacke werden zur Beschichtung der Kupferlackdrähte, die als elektrische
Leiter in elektrischen Bauteilen wie Spulen, Rotoren und Statoren verwendet werden,
eingesetzt. Um diese elektrischen Bauteile herzustellen, wird der beschichtete und
isolierte Runddraht mit automatisierten Wickelmaschinen aufgewickelt. Dabei sollten
die lackierten elektrischen Drähte an den Kanten der elektrischen Bauteile nicht verletzt
werden und sich leicht in die Nuten der Bauteile einfügen, damit eine hohe Packungsdichte
des Drahtes in den elektrischen Bauteilen erreicht werden kann. Hohe Packungsdichten
sind erforderlich, um eine optimale Induktionsleistung zu erreichen. Eine hohe Packungsdichte
ist außerdem erstrebenswert, da elektrische Maschinen wie beispielsweise Elektromotoren,
die solche elektrischen Bauteile enthalten, mehr und mehr miniaturisiert werden, da
eine gestiegene Nachfrage nach immer kleineren Geräten und Bauteilen besteht.
[0005] Beispielsweise werden Niederspannungsmotoren üblicherweise mittels gewickelten Rund-Lackdrähten
hergestellt, welche nach dem Wickelprozess in das Statorblechpaket eingezogen werden.
Ein limitierender Faktor ist dabei die Kupferfüllung in der Nut, also die Anzahl der
Drähte, welche mittels dieser Technologie vollautomatisiert in die Nut eingebracht
werden können. Die Kupferlackdrähte werden zunächst mittels eines so genannten Flyer-Wicklers
um eine Schablone gewickelt und im Anschluss im Bündel in die Nut gezogen. Hierbei
wird die zunächst sehr geordnete Wicklung nicht weiter fixiert, wodurch ungünstige
Gelege entstehen können, - wie z.B. Drahtkreuzungen. Solche Kreuzungen vergrößern
zusätzlich den effektiven Querschnitt der Drahtbündel wodurch die benötigte Einzugskraft
und dadurch die Belastung sowohl auf den Einziehautomaten als auch auf die Wicklung
weiter erhöht wird. Um diese Kräfte zu minimieren und damit die maximal mögliche Kupferfüllung
zu erhöhen, werden nach dem Stand der Technik gleitfähige Wachse, z.B. Paraffine,
als Überzug eingesetzt. Auch wird durch die Nutzung von Siloxan-Co-Polymeren in der
obersten Drahtlackschicht eine deutliche Erhöhung der Gleitfähigkeit erzeugt.
[0006] Eine gute Gleitfähigkeit ermöglicht so die Verarbeitung des Kupferlackdrahtes in
modernen Hochgeschwindigkeitswickelautomaten, in welchen Draht-, Brems- und/oder Führungssysteme
den Kupferlackdraht stark beanspruchen. Aus diesen Gründen hat sich das Merkmal der
Gleitfähigkeit von Drähten zu einem wichtigen Qualitätsmerkmal für die Herstellung
und Verarbeitung von isolierten Runddrähten entwickelt.
[0007] Aus der
EP 3769403 A1 ist ein elektrisches Isolationssystem EIS eines Elektromotors bekannt, das elektrische
Leiter in Form von Rundlackdrähten mit einer in einer Nut eines Blechpakets eines
Stators angeordneten Rundlack-Drahtwicklung umfasst. Zwischen den Wicklungen der Leiter
sind die Hohlräume mit Imprägnierharz ausgefüllt. Der Gehalt an Imprägnierharz wird
durch Einbringen eines Imprägnierharz-haltigen Trägers in den Leiter bestimmt, um
die Hohlräume im Leiter des Blechpakets ausreichend zu vergießen. Dabei benetzt das
Imprägnierharz die Oberfläche des Runddrahtlacks vor der Aushärtung.
[0008] Der Drahtlack an sich umfasst eine Vielzahl einzelner Kunststoffschichten, beispielsweise
aus Polyethylen, "PE", Polyetherimid, "PEI", Polyamidimid "PAI", Polyimid "PI", wobei
beispielsweise jede Schicht für sich gleitfähig auf der darunter und/oder darüberliegenden
Schicht aufgebracht ist, um flexibel gegenüber mechanischer Belastung, z.B. Streckung,
Biegung, etc. zu sein.
[0009] Mittels der Siloxan-Co-Polymertechnologie - zumindest in der obersten Drahtlackschicht
- ist es möglich, sehr hohe Kupferfüllungen vollautomatisiert zu realisieren, jedoch
ist eine nachträgliche Imprägnierung - beispielsweise der gefüllten Nut - mittels
Imprägnierharz, dass beispielsweise Polyetherimid, Polyether und/oder Epoxidharz umfasst,
nicht möglich, da die chemischen Oberflächengruppen, die die Gleitfähigkeit bewirken,
das Imprägnierharz abstoßen. Insbesondere ist keine chemische Anbindung zwischen den
unpolaren funktionellen Gruppen - beispielsweise Siloxan- oder Fluor-gruppen, also
der Gleitlack-Oberfläche einerseits und dem polaren Imprägnierharz andererseits, herstellbar.
Eine Imprägnierung eines Runddrahtes mit hoher Gleitfähigkeit, hergestellt durch Fluor
und/oder Siloxangruppen an der Oberfläche, ist daher bislang nicht möglich. Für Niederspannungsmotoren
werden aber regelmäßig Imprägnierharze in den Nuten eingesetzt.
[0010] Daher ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Runddrahtlack zur Verfügung
zu stellen, der hohe Gleitfähigkeit mit guter Imprägnierbarkeit mit den herkömmlichen
Imprägnierharzen auf Basis von Polyurethan, Polyetherimid, Polyether und/oder Epoxidharz
kombiniert.
[0011] Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand der vorliegenden Erfindung, wie er in der
Beschreibung, den Figuren und den Ansprüchen offenbart ist, gelöst.
[0012] Dementsprechend ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung ein lackisolierter Runddraht,
einen elektrischen Leiter, der mit Drahtlack isoliert ist, der den Runddraht ummantelnd
umgibt, umfassend, dergestalt, dass eine Schicht aus thermisch instabilem Material
als oberste Schicht oder als vorletzte, direkt an die Oberfläche angrenzende Schicht
der Drahtlackisolierung vorgesehen ist.
[0013] Außerdem ist Gegenstand der Erfindung ein Verfahren zur Herstellung eines lackisolierten
Runddrahtes, folgende Verfahrensschritte umfassend:
- Aufbringen von polymerisierbarem Lackmaterial schichtweise auf den Runddraht,
- Schichtweise Aushärten und Polymerisieren des Lackmaterials zum Erhalt einer dünnen
polymerisierten Lackschicht,
- Optional Wiederholen der ersten beiden Verfahrensschritte, bis ein Runddraht mit einer
Lackisolation im Multilagen-Drahtlack-Aufbau vorliegt,
- Aufbringen einer thermisch instabilen Schicht darüber,
- Herstellen der Wicklung,
- Einziehen der Wicklung in die Nut,
- Erwärmen der gefüllten Nut, wodurch eine Zersetzung der thermisch instabilen Schicht
in Gang gesetzt wird,
- Imprägnieren durch Eintauchen in flüssiges Imprägnierharz und anschließendes
- Aushärten.
[0014] Schließlich ist noch Gegenstand der Erfindung die Verwendung eines lackisolierten
Runddrahtes wie oben beschrieben und darauf einer Lage aus thermisch instabilem Material
zur Herstellung von Niederspannungs-Elektromotoren.
[0015] Nach einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung wird eine Gleitlackschicht
über der thermisch instabilen Schicht aufgebracht, die beim Zersetzen der thermisch
instabilen Schicht zumindest löchrig wird und/oder an einigen Stellen durch Gasfreisetzung
der sich zersetzenden unteren thermisch instabilen Schicht teilweise oder ganz entfernt
wird. Die Gleitlackschicht kann vollflächig oder teilweise vorgesehen sein, wobei
bei teilweiser Beschichtung mit Gleitlack dieser als bereichsweise wie "Eisschollen"
auf der unteren Schicht, vor allem beim Aufschmelzen auf der unteren Schicht, treibt.
Der Gleitlack kann einen Flächenanteil beispielsweise im Bereich von 40% bis zu 100%,
bevorzugt 50% bis 99%, insbesondere auch im Bereich von 55% bis 95% der Oberfläche
der Drahtlack-Isolation ausmachen.
[0016] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung wird ein Gleitlack
chemisch so konzipiert, dass die Basis thermisch instabil ist, wobei Gleitfähigkeit
oberflächlich durch Einbringen, Copolymerisieren, Vermischen und/oder Blenden des
Basispolymers mit Gleitfähigkeits-Bestandteilen erzielt wird.
[0017] Solche Gleitfähigkeits-Bestandteile sind z.B. Paraffine, Wachse, Seifen, Schmierstoffe,
Festschmierstoffe, organische Gruppen und Verbindungen wie Tenside, Siliziumorganischen
Verbindungen, insbesondere also Siloxane, Polysiloxane, Silazane, Polysilazane, Bornitrid,
fluorierte Verbindungen wie Perfluoroctanäure "PFOA", Polytetrafluorethylen "PTFE"
oder "Teflon
®" und ähnliches in den thermisch instabilen Drahtlack-Isolierschichten.
[0018] Nach einer Ausführungsform der Erfindung wird die oberste Drahtlack-Isolationsschicht
aus einem thermisch instabilen Material wie Polethylen gemacht, damit sich nach dem
Einbringen in die Nut beim Erwärmen diese Schicht zersetzt und die darunter liegenden
Schichten, die z.B. Teil eines Multilagen-Drahtlack-Aufbaus sind, der mit den Imprägnierharzen
kompatibel ist, freilegt.
[0019] Die thermisch instabile Schicht umfasst beispielsweise eine Verbindung ausgewählt
aus der Gruppe umfassend: Polyethylen, Polyethylenglykol, Polyolefin- und/oder Polyolefin-Wachs
allein oder in beliebigen Kombinationen. Dabei kann durch Variation der Kettenlänge
des Polymers die Temperaturstabilität beeinflusst werden. Grundsätzlich wird dabei
die Temperaturstabilität bei längerer Kettenlänge zu höheren Temperaturen verschoben.
[0020] Beim Imprägnieren von Elektromotoren wird häufig das so genannte Strom UV-Verfahren
verwendet, wobei die Statoren vor dem Eintauchen in das flüssige Imprägnierharz vorab
durch Bestromung der einzelnen Phasen erwärmt werden. Hierbei erreichen die Temperaturen
in den Kupferwicklungen, welche - eben durch den Joul'schen Effekt direkt erhitzt
werden - kurzzeitig 200°C bis 300°C, bevor sich die Wärme - relativ - homogen im Stator
verteilt. Ein Anklemmen der Statoren und beheizen ist also üblich, auch um die Viskosität
des Imprägnierharzes zu reduzieren und die chemische Gelierung gezielt herbeizuführen.
[0021] Herkömmliche Drahtlacke umfassen mehrere, beispielsweise im Bereich von 3 bis 30
Schichten verschiedener oder gleicher Polymere, z.B. Polyetherimid, Polyetherimin
und/oder Polyamidimid, sowie beliebige Kombinationen oder Mischungen daraus. Dies
wird allgemein als Multilagen-Drahtlack-Aufbau des Draht-Isolierlacks bezeichnet.
[0022] Insbesondere werden für den Multilagen-Drahtlack-Aufbau Imprägnierharze auf Basis
von Polyurethan, gesättigtem und insbesondere bevorzugt ungesättigtem Polyesterimid,
Polyamidimid, Polyester und/oder Epoxidharz, sowie beliebige Kombinationen, Mischungen,
Copolymeren und/oder Blends davon, kombiniert, eingesetzt.
[0023] Die Anzahl der Schichten variiert, beispielsweise liegt sie zwischen 3 und 25 Schichten,
bevorzugt bei 7 bis 20 Schichten, oder 10 bis 20 Schichten, insbesondere bevorzugt
beispielsweise bei 15 Schichten.
[0024] Bevorzugt werden die Schichten voneinander getrennt gehärtet, so dass dazwischen
jeweils gleitfähige Grenzflächen entstehen und keine chemische Verbindung zwischen
den Schichten auftritt.
[0025] Beispielsweise kann die thermisch instabile Schicht auch als eine - im Vergleich
zu den anderen Drahtlackschichten etwas dickere - oberste Schicht aufgetragen werden.
[0026] Die Schichten des Multilagen-Drahtlack-Aufbaus für die Drahtlackisolierung von Runddrähten
liegen in Bezug auf die Schichtdicke im Bereich von 0,2 µm bis 200pm, insbesondere
von 0,3 µm bis 50 µm und besonders vorteilhaft im Bereich zwischen 0,5 bis 20 µm.
[0027] Die thermisch instabile Schicht wird beispielsweise auch als Prepreg auf Basis von
Polyethylen und/oder Polyethylenglykol aufgebracht.
[0028] Im Folgenden wird die Erfindung noch anhand von drei Figuren, die den Stand der Technik
und beispielhafte Ausführungsformen der Erfindung zeigen, näher erläutert:
Figur 1 zeigt einen Überblick über den Stand der Technik, wie lackisolierte Runddrähte
üblicherweise aufgebaut sind und als imprägnierter Verbund in einer Nut, beispielsweise
eines Niederspannungs-Elektromotors wie eines Traktionsmotors, vorliegen.
[0029] Zu erkennen ist ein Verbund 7 aus mit Drahtlack 2 lackisolierten und mit Imprägnierharz
3 imprägnierten Runddrähten 1.
[0030] Rechts neben dem Verbund wird ein kegelförmiger Detailausschnitt 4 vergrößert gezeigt,
wobei wieder der Runddraht 1, und Drahtlack 2 zu erkennen ist. Beim Drahtlack 2 sind
in der vergrößerten Darstellung die einzelnen Schichten 4 erkennbar.
[0031] Unter der Detailansicht befindet sich eine weitere Vergrößerung des oben gezeigten
kegelförmigen Ausschnitts, wobei hier ein weiterer Stand der Technik gezeigt ist.
Dabei befindet sich oberhalb der üblichen Drahtlackschichten 2 z.B. mit einem Schichtaufbau
4, wie oben gezeigt, eine Gleitlackschicht 5. Diese Gleitlackschicht 5 umfasst z.B.
ein Siloxan-Copolymer, wodurch die Gleitlackschicht 5 eine gleitfähige Oberfläche
8 erhält, an der das Imprägnierharz 3 aber leider abperlt.
[0032] Direkt angrenzend an den Bereich zwischen Runddraht 1, herkömmlicher Drahtlack 2,
befindet sich also diese Lage Gleitlack 5 mit Gleitfähigkeits-Zusatz, beispielsweise
mit einem Siloxan-Copolymer und darauffolgend eine rot eingezeichnete gestrichelte
Grenzfläche 8 auf der Oberfläche der Gleitlackschicht 5, die die zumindest schlechte
oder gar komplett fehlende chemische Anbindung des Imprägniermittels 3 an die oberste
mit Gleitmittel an der Oberfläche angereicherte Gleitlackschicht 5 in der Figur 1
verdeutlicht. Wegen dieser Schicht 8, die sich nach dem SdT ausbilden würde, wenn
die Runddrähte mit Gleitlackschicht 5 mit Imprägnierharz 3 imprägniert würden, ergibt
sich das Problem der vorliegenden Erfindung. Die Technik mit Gleitlackdrähten wird
grundsätzlich nur ohne nachfolgende Imprägnierung eingesetzt, weil das Imprägnieren
technisch nichts bringt, solange das Imprägnierharz 3 am Gleitlack 5 abperlt.
[0033] Figur 2 zeigt - ausgehend von diesem Stand der Technik - die Lösung gemäß der vorliegenden
Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels.
[0034] Genutzt wird wieder der Multilagen-Drahtlack-Aufbau 2 respektive 4 auf dem Runddraht
1. Als oberste "letzte" Schicht wird eine dünne Gleitlackschicht 5 aufgebracht. Es
gibt viele Gleitlacke 5, die sich für den hier relevanten Einsatzbereich eignen. Beispielsweise
eignen sich natürliche Wachse, Montanwachse, Polethylenwachse, und Copolymere mit
Propylenpolymeren aus höheren α-Olefine, Polypropylenoxide, Ester aus höher funktionellen
Polyolen und längerkettige Fettsäuren. Aber auch Polytetrafluorethylen-Dispersionen,
wie sie aus der
WO 2007/045575 bekannt sind, eignen sich als Gleitlack für die Gleitlackschicht 5. Schließlich gibt
es Gleitlackschichten 5 mit Siloxan-Copolymer, die als Gleitlackschicht 5 geeignet
sind. Bei einem weiteren Ansatz zur Verbesserung der Gleitfähigkeit von Elektroisolierlacken
werden die im Lack enthaltenden Polymere mit Komponenten funktionalisiert, z.B. die
Modifizierung von Polyamidimiden mit terminalen längerkettigen Alkylgruppen.
[0035] Unter der letzten obersten Gleitlackschicht 5 und direkt anschließend daran befindet
sich als "vorletzte" Schicht eine thermisch instabile Schicht 10, beispielsweise aus
Polethylenglykol. Die thermisch instabil Schicht 10 kann auch aus einem anderen geeigneten
Polymer sein, das bei höheren Temperaturen, wie sie beispielsweise bei der Herstellung
der Niederspannungsmotoren mit bereits gefüllten Stator-Nuten auftreten, zersetzt
und - durch beispielsweise Gasentwicklung wie CO2-Entwicklung - die obere Schicht
zumindest zum Teil absprengt, wie nach dem Pfeil 11 in der Figur 2 gezeigt.
[0036] Kern der Erfindung ist es, den Multilagenaufbau eines Drahtlackes zu nutzen, um die
oberste Schicht aus Gleitlack günstig für den Einziehprozess der lackisolierten Runddrähte
in die Statornut des Motors zu nutzen und im Anschluss - nach dem Befüllen der Nut
- durch den Temperatureintrag die Gleitschicht durch "Aufplatzen" einer darunterliegenden
Schicht so weit zu zerstören, dass eine chemisch mit dem Imprägnierharz anbindbare
Oberfläche freigelegt wird.
[0037] Dies zeigt die Figur 2:
Ganz links in der Figur 2 ist eine thermisch instabile Schichtschicht 10, als "vorletzte"
dünne Lage auf den Multilagen-Drahtlack-Aufbau 2 - 4 zu erkennen. Darüber befindet
sich die letzte Schicht aus Gleitlack 5, der chemisch an das Imprägnierharz nicht
anbindbar ist.
[0038] Pfeil 11: Durch Erwärmen, z.B. Bestromen, der sich bereits in der Nut befindlichen
Wicklung während der Herstellung des Motors, entsteht ein Temperatureintrag und der
thermisch instabilen Schicht 10 und zersetzt diese. Das Zersetzen setzt in der Regel
CO2 gasförmig frei und bewirkt so ein Aufplatzen der darüberliegenden Gleitlackschicht
5 an vielen Stellen, so dass das Material der vorletzten Schicht 10 auf der Oberfläche
der Lackisolation zu liegen kommt. Siehe mittige Darstellung der Figur 2.
[0039] Pfeil 12: Imprägnieren der Wicklung mit Imprägnierharz 3 trifft nun auf eine Oberfläche,
die zumindest zum Teil aus thermisch instabiler Schicht 10 besteht, wodurch an diesen
Stellen eine gute chemische Anbindung des Imprägniermittels 3 an die thermisch instabile
Schicht 10 möglich wird. Andererseits wird unterhalb der zersetzten thermisch instabilen
Schicht 10 der Multilagen-Drahtlack-Aufbau 2, respektive 4, freigelegt, über den auch
eine gute chemische Anbindung an das Imprägnierharz 3 möglich ist.
[0040] Links in der Figur 2 zeigt dann die gemäß der Erfindung gute chemische Anbindung
des Imprägnierharzes 3 an die Oberfläche des lackisolierten Runddrahtes 1, weil an
vielen Stellen das Material der thermisch instabilen Schicht 10 oder des Multilagen-Drahtlacks
4 die Oberfläche der Drahtisolation bildet.
[0041] Figur 3 zeigt eine weitere vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung. Dabei wird
durch Einbringen von Siloxangruppen in die thermisch instabile Schicht nach dem Einziehen
der mit Gleitlack beschichteten Runddrähte in die Nut bei der folgenden Erwärmung
die Gleitlackschicht zumindest zum Teil zersetzt, wodurch der darunterliegende Multilagen-Drahtlack-Aufbau
4 freigelegt wird und oberflächlich mit einem Imprägnierharz eine gute chemische Anbindung
ausbilden kann.
[0042] Im Einzelnen wird wieder links der Aufbau eines in die Nut mittels oberflächlichem
Gleitlack 9 eingezogenen Runddrahtes 1 dargestellt. Der Gleitlack 9 ist so konzipiert,
dass er neben den Gleiteigenschaften, die durch enthaltene Siloxangruppen erzielt
werden, als Basismaterial ein thermisch instabiles Material, wie beispielsweise Polyethylen
und/oder Polyethylenglykol, hat.
[0043] So entsteht bei Temperatureintrag - dargestellt durch Pfeil 11 -, der während der
Herstellung eines Motors erfolgt, eine Auflösung des Gleitlacks 9 auf thermisch instabiler
Materialbasis. Unterhalb des Gleitlacks 9 wird der Multilagen-Drahtlack-Aufbau 4 freigelegt,
der - siehe Pfeil 12 - beim Imprägnieren mit Imprägnierharz 3 eine chemisch an das
Imprägnierharz 3 gut anbindbare Oberfläche hat.
[0044] Somit können sowohl die Vorteile der Gleitlacktechnik als auch die des Imprägnierens
genutzt werden.
[0045] Bislang konnten gleitfähige Drahtlacke, insbesondere auch mit Siloxangruppen-haltigen
Polymeren, nicht imprägniert werden, da die oberste "letzte" Gleitschicht beim Multilagenaufbau
des Drahtlacks aufgrund der Siloxangruppen unpolare Eigenschaften hat. Die Erfindung
zeigt, dass der Multilagenaufbau genutzt werden kann, um durch den ohne oftmals vorhandene
Zwischenschritt mit Temperatureintrag der Bestromung und/oder Joule'sehen Erwärmung
kurzzeitig auf 200°C oder mehr die oberste Gleitlack-schicht zumindest aufzubrechen,
so dass eine darauffolgende Imprägnierung mit flüssigem Imprägnierharz an die unter
der obersten Gleitschicht befindliche thermisch instabile Schicht anbinden kann.
Bezugszeichenliste
[0046]
- 1
- Runddraht
- 2
- Drahtlack
- 3
- Imprägnierharz
- 4
- Multilagen-Drahtlack-Aufbau
- 5
- Gleitlack nach dem Stand der Technik
- 6
- Detailausschnitt
- 7
- Verbund aus lackisoliertem Runddrähten und Imprägnierharz
- 8
- Grenzfläche, die chemisch nicht an Imprägnierharz anbindet
- 9
- Thermisch instabile Gleitlackschicht
- 10
- Thermisch instabile vorletzte Schicht
- 11
- Pfeil
1. Lackisolierter Runddraht, ein elektrischer Leiter, der mit Drahtlack isoliert ist,
der den Runddraht ummantelnd umgibt, umfassend, dergestalt, dass eine Schicht aus
thermisch instabilem Material mit einem Gleitfähigkeits-Bestandteil als oberste Schicht
vorgesehen ist und/oder eine thermisch-instabile Schicht als vorletzte, direkt an
die Oberfläche angrenzende Schicht der Drahtlackisolierung vorgesehen ist.
2. Runddraht nach Anspruch 1, bei dem der Drahtlack in einem Multilagen-Drahtlack-Aufbau
mit 2 bis 40 Schichten, realisiert ist.
3. Runddraht nach einem der Ansprüche 1 oder 2, bei dem ein Multilagen-Drahtlack-Aufbau
mit 10 bis 20 Schichten vorliegt.
4. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem die einzelnen Schichten
des Drahtlacks eine Schichtdicke im Bereich von 0,2 bis 200µm haben.
5. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem die einzelnen Lagen des
Multilagen-Drahtlack-Aufbaus aus polymerem Material sind.
6. Runddraht nach Anspruch 4, bei dem die einzelnen Lagen des Multilagen-Drahtlack-Aufbaus
ein Imprägnierharz, ausgewählt aus der Gruppe folgender Verbindungen: Epoxid, Polyetherimid,
Polyurethan und/oder Polyamidimid, sowie beliebige Kombinationen und/oder Mischungen
daraus, umfassen.
7. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, bei dem nach jeder Drahtlack-Schicht
des Multilagen-Drahtlack-Aufbaus eine Aushärtung der Schicht vor dem Aufbringen der
nächsten Schicht erfolgt und damit zwischen den Schichten gleitfähige Oberflächen
vorhanden sind.
8. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die thermisch instabile Schichtschicht
ein oder mehrere Gleitfähigkeits-Bestandteile umfasst.
9. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die thermisch instabile Schicht
Siloxan- Silazan und/oder Fluorgruppen umfasst, die der thermisch instabilen Schicht
eine gleitfähige Oberfläche verleihen.
10. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die thermisch instabile Schichtschicht
ein Material, ausgewählt aus der Gruppe folgender Verbindungen: Polethylen, Polyethylenglykol,
Polyolefin- und/oder Polyethylenwachs allein oder in beliebigen Kombinationen, Blends
und/oder Copolymeren, umfasst.
11. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die thermisch instabile Schichtschicht
dicker als die anderen Schichten des Multilagen-Drahtlack-Aufbaus ist.
12. Runddraht nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei der Multilagen-Drahtlack-Aufbau
des Runddrahtes als vorletzte Schicht eine thermisch instabile Schicht hat und darauf
liegend als letzte und oberste Schicht eine Gleitlackschicht umfasst.
13. Verfahren zur Herstellung eines lackisolierten Runddrahtes, folgende Verfahrensschritte
umfassend:
- Aufbringen von polymerisierbarem Lackmaterial schichtweise auf den Runddraht,
- Schichtweise Aushärten und Polymerisieren des Lackmaterials zum Erhalt einer dünnen
polymerisierten Lackschicht,
- Mehrmaliges Wiederholen der ersten beiden Verfahrensschritte, bis ein Runddraht
mit einer Lackisolation im Multilagen-Drahtlack-Aufbau vorliegt
- Aufbringen einer thermisch instabilen Schicht darüber,
- Herstellen der Wicklung
- Einziehen der Wicklung in die Nut
- Erwärmen der gefüllten Nut, wodurch eine Zersetzung der thermisch instabilen Schicht
in Gang gesetzt wird,
- Imprägnieren durch Eintauchen in flüssiges Imprägnierharz und anschließendes
- Aushärten.
14. Verfahren nach Anspruch 13, bei dem der Verfahrensschritt des Erwärmens zumindest
zum Teil durch Bestromung durchgeführt wird.
15. Verwendung eines lackisolierten nach einem der Ansprüche 1 bis 12 zur Herstellung
von Niederspannungs-Elektromotoren.