[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines binauralen Hörgeräts mit
zwei Einzelgeräten, wobei die Einzelgeräte jeweils mindestens einen Eingangswandler
zur Aufnahme eines akustischen Signals und Wandlung in ein mehrkanaliges Eingangssignals,
eine Impulsschallunterdrückung zur Erzeugung einer Dämpfungskurve zur Reduzierung
von Impulsschallsignalpegeln in den Eingangssignalen, eine Signalverarbeitungseinrichtung
zur mehrkanaligen Signalverstärkung der Eingangssignale und Erzeugung eines Ausgangssignals,
einen Ausgangswandler zur Wandlung des Ausgangssignals in ein Schallsignal, und eine
Sende- und Empfangseinheit zur signaltechnischen Kopplung zwischen den Einzelgeräten
aufweisen. Die Erfindung betrifft weiterhin ein binaurales Hörgerät und eine Software
auf einem Datenträger zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Hörhilfevorrichtungen sind tragbare Hörgeräte, die zur Versorgung von Schwerhörenden
oder Hörgeschädigten dienen. Um den zahlreichen individuellen Bedürfnissen entgegenzukommen,
werden unterschiedliche Bauformen von Hörhilfevorrichtungen wie Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte
(HdO) und Hörgeräte mit einem externen Hörer (RIC: receiver in the canal) sowie In-dem-Ohr-Hörgeräte
(IdO), zum Beispiel auch Concha-Hörgeräte oder Kanal-Hörgeräte (ITE: In-The-Ear, CIC:
Completely-In-Channel, IIC: Invisible-In-The-Channel), bereitgestellt. Die beispielhaft
aufgeführten Hörgeräte werden am Außenohr oder im Gehörgang eines Hörhilfevorrichtungsnutzers
getragen. Darüber hinaus stehen auf dem Markt aber auch Knochenleitungshörhilfen,
implantierbare oder vibrotaktile Hörhilfen zur Verfügung. Dabei erfolgt die Stimulation
des geschädigten Gehörs entweder mechanisch oder elektrisch.
[0003] Derartige Hörgeräte besitzen prinzipiell als wesentliche Komponenten einen Eingangswandler,
einen Verstärker und einen Ausgangswandler. Der Eingangswandler ist in der Regel ein
akusto-elektrischer Wandler, wie beispielsweise ein Mikrofon, und/oder ein elektromagnetischer
Empfänger, zum Beispiel eine Induktionsspule oder eine (Radiofrequenz-, RF-)Antenne.
Der Ausgangswandler ist meist als ein elektro-akustischer Wandler, zum Beispiel als
ein Miniaturlautsprecher (Hörer), oder als ein elektromechanischer Wandler, wie beispielsweise
ein Knochenleitungshörer, realisiert. Der Verstärker ist üblicherweise in eine Signalverarbeitungseinrichtung
integriert. Die Energieversorgung erfolgt üblicherweise durch eine Batterie oder einen
aufladbaren Akkumulator.
[0004] Die von den Eingangswandlern aufgenommenen Eingangssignale sind typischerweise mehrkanalig,
dies bedeutet, dass die Eingangssignale in mehrere einzelne Frequenzkanäle unterteilt
sind, wobei jeder Frequenzkanal ein Frequenzband einer gewissen spektralen Breite
abdeckt. Beispielsweise kann ein Hörgerät hierbei 48 (Frequenz-)Kanäle in einem Frequenzbereich
zwischen 0 kHz (Kilohertz) und 24 kHz aufweisen, wobei die einzelnen Signalkomponenten
des Eingangssignals in den Kanälen mittels der Signalverarbeitungseinrichtung einzeln
verarbeitbar, insbesondere einzeln filterbar, verstärkbar und/oder dämpfbar sind.
[0005] Bei einem sogenannten binauralen Hörgerät werden zwei derartige Einzelgeräte von
einem Benutzer auf unterschiedlichen Seiten des Kopfs getragen, sodass jedes Einzelgerät
einem Ohr zugeordnet ist, wobei zwischen den Einzelgeräten eine Kommunikationsverbindung
besteht. Im Betrieb werden hierbei beispielsweise drahtlos Daten, gegebenenfalls auch
große Datenmengen, zwischen dem Hörgerät am rechten und linken Ohr ausgetauscht. Die
ausgetauschten Daten und Informationen ermöglichen eine besonders effektive Anpassung
der Einzelgeräte an eine jeweilige akustische Umgebungssituation. Insbesondere wird
hierdurch ein besonders authentischer Raumklang für den Benutzer ermöglicht sowie
das Sprachverständnis, auch in lauten Umgebungen, verbessert.
[0006] Im Betrieb werden die Hörgeräteeinstellungen, also ein oder mehrere Hörgeräteparameter
und/oder eine Hörgeräteleistung, anhand von verschiedenen Parametern oder Größen automatisch
eingestellt, so dass für den Benutzer in jeder (akustischen) Umgebungs- oder Hörsituation
ein möglichst geeignetes Hörsignal erzeugt wird.
[0007] Das plötzliche Auftreten von Impulsschall kann sich hierbei nachteilig auf die automatische
Einstellung der Hörgeräteparameter und/oder der Hörgeräteleistung auswirken. Unter
einem Impulsschall ist hierbei insbesondere ein akustisches Schallereignis mit einer
sehr schnellen oder plötzlichen Anstiegszeit des Signalpegels (kleiner 0,2 s) zu verstehen,
welches große Signalanteile bei bestimmten Frequenzen aufweist. Impulsschall tritt
insbesondere bei knallartigen Geräuschen, wie beispielsweise Händeklatschen, Geschirrklappern,
oder einer zuschlagenden Tür auf. Durch besondere Algorithmen, Schaltungen und Programmtechniken
werden solche Impulsschallsignale gedämpft ohne die Sprachqualität im Ausgangssignal
zu mindern.
[0008] Die Maßnahmen zur Dämpfung oder Unterdrückung von Impulsschall im Hörgerät sind hier
und im Folgenden insbesondere als eine Impulsschallunterdrückung oder Impulsschallfilterung
bezeichnet. Bei einer solchen Impulsschallunterdrückung läuft im Hintergrund permanent
ein Detektionsverfahren zur Impulsschallerkennung, sodass bei einem Geräusch mit einer
sehr schnell ansteigenden Amplitude (Impulsschall), die Verstärkung entsprechender
Frequenzen möglichst instantan unterdrückt werden kann, um einen möglichst optimalen
Hörkomfort zu gewährleisten. Die Impulsschallunterdrückung erzeugt hierbei für jeden
Kanal des Eingangssignals einen Dämpfungswert welcher angibt, wie stark die Signalverstärkung
der Signalverarbeitungseinrichtung in den einzelnen Kanälen für das Geräusch gedämpft
oder reduziert werden soll, um die störenden Einflüsse des Impulsschalls im Ausgangssignal
möglichst gering zu halten. Die Dämpfungswerte für alle Frequenzkanäle sind zusammenfassend
auch als eine Dämpfungskurve bezeichnet.
[0009] Bei binauralen Hörgeräten werden die Impulsschallunterdrückungen der Einzelgeräte
in der Regel nicht miteinander synchronisiert, da es in der kurzen Zeit während des
Impulsschalls typischerweise nicht möglich ist, die Verstärkung im linken und rechten
Einzelgerät für mehrere Frequenzbänder oder Kanäle aneinander anzupassen, weil die
Übertragung von beispielsweise 48 Verstärkungen oder Dämpfungswerten zu lange dauern
würde.
[0010] In der Praxis kann es vorkommen, dass sich die von den Einzelgeräten erfassten Signalpegel
des Impulsschalls aufgrund von Hall in der Umgebung und durch den akustischen Einfluss
des Kopfes des Trägers (Kopfschatten, Kopfabschattung) unterscheiden. Die Folge ist,
dass die Impulsschallunterdrückungen des linken und rechten Einzelgeräts unterschiedliche
Dämpfungskurven und somit unterschiedliche Verstärkungen für die Ausgangssignale bewirken.
Dies kann zu Schwankungen oder Abweichungen der natürlichen interauralen Pegelunterschiede
(engl. Interaural Level Differences, ILD) führen. Dieser Effekt kann bei dem Hörgerätebenutzer
die Lokalisierung und die räumliche Wahrnehmung der akustischen Umgebung beeinträchtigen.
Beispielsweise kann es hierbei vorkommen, dass der Pegel des Impulssignals im Ausgangssignal
für dasjenige Einzelgerät, welches sich räumlich näher an der Impulsschallsignalquelle
befindet, stärker reduziert wird, als für das weiter entfernte Einzelgerät, wodurch
für den Benutzer kurzzeitig eine Änderung der Richtungswahrnehmung auftritt.
[0011] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein besonders geeignetes Verfahren zum
Betrieb eines binauralen Hörgeräts anzugeben. Insbesondere sollen Änderungen in der
räumlichen Richtungswahrnehmung der akustischen Umgebung beim Auftreten von Impulsschall
reduziert werden. Der Erfindung liegt weiterhin die Aufgabe zugrunde, ein besonders
geeignetes binaurales Hörgerät und eine besonders geeignete Software auf einem Datenträger
anzugeben.
[0012] Hinsichtlich des Verfahrens wird die Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und
hinsichtlich des binauralen Hörgeräts mit den Merkmalen des Anspruchs 9 sowie hinsichtlich
der Software mit den Merkmalen des Anspruchs 10 erfindungsgemäß gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0013] Die im Hinblick auf das Verfahren angeführten Vorteile und Ausgestaltungen sind sinngemäß
auch auf das Hörgerät und/oder die Software übertragbar und umgekehrt.
[0014] Sofern nachfolgend Verfahrensschritte beschrieben werden, ergeben sich vorteilhafte
Ausgestaltungen für das Hörgerät insbesondere dadurch, dass dieses ausgebildet ist,
einen oder mehrere dieser Verfahrensschritte auszuführen.
[0015] Das erfindungsgemäße Verfahren ist zum Betreiben eines binauralen Hörgeräts vorgesehen
sowie dafür geeignet und ausgestaltet. Das Hörgerät ist binaural ausgebildet und weist
hierbei zwei Einzelgeräte auf, welche jeweils zumindest einen Eingangswandler, eine
Impulsschallunterdrückung, eine Signalverarbeitungseinrichtung, eine Sende- und Empfangseinheit
sowie zumindest einen Ausgangswandler aufweisen und dadurch ausgebildet sind, Schallsignale
aus der Umgebung aufzunehmen und an einen Nutzer des Hörgeräts auszugeben. Die vorstehend
genannten Gerätekomponenten sind insbesondere in jeweils einem (Einzel)Gerätegehäuse
des Hörgeräts untergebracht. Die Gerätegehäuse sind derart ausgebildet, dass diese
vom Nutzer am Kopf und in der Nähe des Ohrs getragen werden kann, z.B. im Ohr, am
Ohr oder hinter dem Ohr. Beispielsweise ist das Hörgerät als BTE-Hörgerät, ITO-Hörgerät
oder RIC-Hörgerät ausgebildet.
[0016] Bei einem binauralen Hörgerät werden die beiden Einzelgeräte vom Nutzer auf unterschiedlichen
Seiten des Kopfs getragen, sodass jedes Einzelgerät einem Ohr zugeordnet ist. Die
Einzelgeräte sind mittels einer durch die Sende- und Empfangseinheiten (Transceiver)
gebildeten Drahtlosschnittstelle zum signaltechnischen Datenaustausch eingerichtet.
[0017] Das Hörgerät dient insbesondere der Versorgung eines hörgeschädigten Nutzers (Hörgerätnutzer).
Das Hörgerät ist hierbei ausgebildet, Schallsignale aus der Umgebung aufzunehmen und
an einen Nutzer des Hörgeräts auszugeben. Hierzu weist das Hörgerät den zumindest
einen Eingangswandler, insbesondere einen akusto-elektrischen Wandler, wie beispielsweise
ein Mikrofon, auf. Der Eingangswandler nimmt im Betrieb des Hörgeräts Schallsignale
(Geräusche, Töne, Sprache, etc.) aus der Umgebung auf, und wandelt diese jeweils in
ein elektrisches Eingangssignal um. Das Eingangssignal ist hierbei mehrkanalig ausgeführt.
Mit anderen Worten werden die akustischen Signale in ein mehrkanaliges Eingangssignal
gewandelt. Das Eingangssignal weist also mehrere Frequenzkanäle, insbesondere mindestens
zwei, vorzugsweise mindestens 20, besonders vorzugsweise mindestens 40, beispielsweise
48 (Frequenz-)Kanäle auf, welche jeweils ein zugeordnetes Frequenzband eines Frequenzbereichs
des Hörgeräts abdecken. Beispielsweise ist hierbei ein Frequenzbereich zwischen 0
kHz und 24 kHz in 48 Kanäle unterteilt, so dass Eingangssignale mit 48 Kanälen erzeugt
werden.
[0018] Die Einzelgeräte weisen jeweils einen Ausgangswandler, insbesondere einen elektro-akustischen
Wandler, wie beispielsweise einen Hörer auf. Aus dem elektrischen (mehrkanaligen)
Eingangssignal wird ein elektrisches (mehrkanaliges) Ausgangssignal erzeugt, indem
das Eingangssignal, beziehungsweise die einzelnen Frequenz- oder Signalkanäle, in
einer Signalverarbeitungseinrichtung modifiziert (z.B. verstärkt, gefiltert, gedämpft)
werden.
[0019] Zur Dämpfung oder Unterdrückung von Impulsschall ist in den Einzelgeräten jeweils
eine Impulsschallunterdrückung (Impulsschallfilterung) vorgesehen, welche beispielsweise
in der Signalverarbeitungseinrichtung integriert ist. Vorzugsweise ist die Impulsschallunterdrückung
signaltechnisch einem (Signal-)Verstärker der Signalverarbeitungseinrichtung vorgeschaltet.
[0020] Die Impulsschallunterdrückung ist dazu vorgesehen und eingerichtet das Auftreten
eines Impulsschalls in den Kanälen des Eingangssignals zu erkennen, und für die Kanäle
jeweils einen Dämpfungswert zu erzeugen, welche die Signalverstärkung des Verstärkers
für den jeweiligen Kanal um den Dämpfungswert reduziert. Das Auftreten von Impulsschall
kann hierbei beispielsweise anhand einer sehr schnell (< 0,2 s) ansteigenden Signalamplitude
(Signalpegel) erkannt werden. Die Menge der Dämpfungswerte für mehrere oder alle Kanäle
des Eingangssignals ist nachfolgend als Dämpfungskurve bezeichnet. Wird kein Impulsschall
erkannt, so weisen die Dämpfungswerte beispielsweise einen Wert von 0 dB (Dezibel)
auf, so dass die Signalverstärkung in der Signalverarbeitungseinrichtung beziehungsweise
in dem Verstärker nicht beeinflusst wird. Im Fall eines Impulsschalls können die Dämpfungswerte
beispielsweise einen Wert von -20 dB bis - 40 dB aufweisen, wobei die nachfolgende
Signalverstärkung um diesen Wert gedämpft oder reduziert wird. Die von der Impulsschallunterdrückung
im Betrieb des Hörgeräts erzeugten Dämpfungskurven reduzieren somit die Impulsschallsignalpegel
in den verstärkten Eingangssignalen beziehungsweise Ausgangssignalen.
[0021] Verfahrensgemäß wird in jedem Einzelgerät ein skalarer Begrenzungswert aus der jeweiligen
Dämpfungskurve bestimmt. Mit anderen Worten wird ein einzelner skalarer Begrenzungswert
aus den mehreren, beispielsweise 48, Dämpfungswerten bestimmt. Der Begrenzungswert
kann hierbei aus der vollständigen Dämpfungskurve für alle Kanäle oder lediglich für
eine (Teil-)Dämpfungskurve der vom Impulsschall betroffenen Kanäle bestimmt werden.
Beispielsweise weist ein Impulsschall einer zuschlagenden Tür höhere Signalanteile
in den niederfrequenten Bändern beziehungsweise Kanälen auf, wobei ein Geschirrklappern
mehr Signalanteile in höherfrequenten Kanälen aufweist.
[0022] Die Begrenzungswerte der Einzelgeräte werden anschließend an das jeweils andere Einzelgerät
übermittelt, wobei aus den Begrenzungswerten beider Einzelgeräte jeweils ein gemeinsamer,
(pseudo-)synchronisierte, Begrenzungswert bestimmt wird. Dieser gemeinsame oder synchronisierte
Begrenzungswert wird anschließend zur Begrenzung der Dämpfungskurven verwendet. Mit
anderen Worten wird der synchronisierte Begrenzungswert insbesondere als ein unterer
Schwellwert verwendet, wobei wenn die Dämpfungswerte beziehungsweise die Dämpfungskurve
den Begrenzungswert erreichen oder unterschreiten, diese auf den Begrenzungswert beschränkt
oder begrenzt werden. Die begrenzte Dämpfungskurve beziehungsweise die begrenzten
Dämpfungswerte werden zur Einstellung der Signalverstärkungen in der Signalverarbeitungseinrichtung
verwendet.
[0023] Das Verfahren nimmt hierbei in Kauf, dass durch den synchronisierten Begrenzungswert
womöglich eines der Einzelgeräte den Impulsschall nicht ausreichend im Ausgangssignal
dämpft. Jedoch stellt das Verfahren hiermit sicher, dass es für den Nutzer bei einem
Impulsschall nicht zu einer nachteiligen Beeinflussung der Richtungswahrnehmung kommt.
Dadurch wird eine Lokalisierung und die räumliche Wahrnehmung der akustischen Umgebung
verbessert. Insbesondere kommt es somit nicht zu Schwankungen oder Abweichungen der
natürlichen interauralen Pegelunterschiede (IDL), so dass ein besonders geeignetes
Verfahren zum Betrieb eines binauralen Hörgeräts realisiert ist.
[0024] Das erfindungsgemäße Verfahren zielt darauf ab, nicht die exakten Verstärkungen in
den Frequenzbändern (Kanälen) zu synchronisieren, sondern einen skalaren (breitbandigen)
Begrenzungswert, der einen maximalen Dämpfungswert für alle Kanäle vorgibt. Dadurch
werden die vorher im Wesentlichen unbegrenzten Dämpfungswerte einer relevanten Anzahl
von Frequenzbändern (den Bändern mit der höchsten gewünschten Dämpfung) auf den gleichen
Begrenzungswert beschränkt, wenn dieser erreicht oder überschritten/unterschritten
wird.
[0025] Das Problem einer sehr schnellen Synchronisierung (Mikrosekundenbereich) von mehrkanaligen
Verstärkungen auf beiden Ohrseiten wird erfindungsgemäß somit durch eine (Pseudo-)Synchronisation
gelöst, bei welcher ein einzelner Begrenzungswert zwischen den Einzelgeräten übertragen
wird. Die Begrenzungswerte entsprechen hierbei im Wesentlichen einem erwarteten (geschätzten,
extrapolierten) Wert für den jeweils nächsten Impulsschall (Impulsschallereignis,
Impulsschallevent), wobei die Begrenzungswerte zwischen den Impulsschallen zwischen
den Einzelgeräten übertragen und synchronisiert werden. Der synchronisierte Begrenzungswert
gilt hierbei im Wesentlichen lediglich für den nächsten Impulsschall. Dem Verfahren
liegt hierbei die Annahme zugrunde, dass ein erneuter (zukünftiger) Impulsschall eine
vergleichbare Amplitude beziehungsweise einen vergleichbaren Signalpegel zum aktuellen
(vergangenen) Impulsschall aufweist, wie es beispielsweise beim Händeklatschen oder
Geschirrklappern der Fall ist. Wenn diese Annahme erfüllt ist, werden die angewandten
Dämpfungswerte in den relevanten Frequenzbereichen (die mit der am meisten gewünschten
Dämpfung) auf den synchronisierten maximalen Dämpfungswert (Begrenzungswert) in beiden
Einzelgeräten begrenzt und sind somit gleich und flach. Diese Gleichmäßigkeit oder
Flachheit der Dämpfungskurve (gleicher Dämpfungswert für verschiedene Frequenzen)
ist ein weiterer Vorteil des Verfahrens: Sie verhindert, dass der Impulsschall in
seiner Frequenzform verzerrt wird, zumindest über den Frequenzbereich und während
der Zeit, in welcher der synchronisierte Begrenzungswert angewendet wird.
[0026] Vorzugsweise wird jeweils lediglich ein skalarer Begrenzungswert zwischen den Einzelgeräten
ausgetauscht. Ebenso denkbar ist jedoch, dass die Frequenzkanäle der Einzelgeräte
in mindestens zwei Frequenzbänder oder Frequenzabschnitte unterteilt werden, und für
jedes Frequenzband oder jeden Frequenzabschnitt jeweils ein skalarer Begrenzungswert
bestimmt und ausgetauscht wird. Beispielsweise sind die Frequenzkanäle in hohe Frequenzen
und tiefe Frequenzen unterteilt, wobei tiefe Frequenzen beispielsweise den Frequenzbereich
einer zuschlagenden Tür, und hohe Frequenzen beispielsweise den Frequenzbereich von
klappernden Geschirr abdecken. Wesentlich ist, dass eine gegenüber der Anzahl der
Frequenzkanäle deutlich reduzierte Anzahl von skalaren Begrenzungswerten zwischen
den Einzelgeräten ausgetauscht wird, so dass eine schnelle (Pseudo-)Synchronisation
der Einzelgeräte ermöglicht ist. Die Einzelgeräte übertragen beispielsweise jeweils
weniger als fünf skalare Begrenzungswerte, insbesondere weniger als drei skalare Begrenzungswerte,
vorzugsweise lediglich einen skalare Begrenzungswert.
[0027] Für den Fall, dass für längere Zeit kein Impulsschall eintritt, sinkt die Wahrscheinlichkeit,
dass der nächste Impulsschall in irgendeiner Weise mit dem vorhergehenden zusammenhängt.
In einer geeigneten Ausführung wird der gemeinsame oder synchronisierte Begrenzungswert
nach einer vorgegebenen Zeitdauer auf einen hinterlegten Standardwert gesetzt. Beispielsweise
nimmt der synchronisierte Begrenzungswert mit zunehmender Zeit zwischen den Impulsschallen
langsam oder sukzessive einen hinterlegten oder vorgegebenen Standard- oder Anfangswert
(Default value), beispielsweise -20 dB, an. Nach einer vorgegebenen Zeitdauer, bei
welcher die Wahrscheinlichkeit hinreichend gering ist, dass der nächste Impulsschall
mit dem vergangen zusammenhängt, wird der synchronisierte Begrenzungswert somit vergessen
("Vergessensfaktor"). Welche Zeitdauer beziehungsweise welche Wahrscheinlichkeit hierbei
als hinreichend gilt und wie groß die Wahrscheinlichkeit konkret ist, ist dabei zunächst
nebensächlich. Dies lässt sich beispielsweise aus vergangenen Daten oder aus entsprechenden
Versuchen oder Erprobungen ermitteln. Für unterschiedliche Impulsschallereignisse
(Tür zufallen, Händeklatschen, ...) Umgebungs-/Hörsituationen oder Anwendungsszenarien
ergeben sich unter Umständen unterschiedliche Zeitdauern.
[0028] In einer denkbaren Weiterbildung wird der gemeinsame Begrenzungswert durch eine Mittelung
der beiden Begrenzungswerte bestimmt. Mit anderen Worten werden die Begrenzungswerte
zu dem gemeinsamen oder synchronisierten Begrenzungswert gemittelt. Dadurch ist eine
besonders einfache und aufwandreduzierte Bestimmung des gemeinsamen Begrenzungswertes
realisiert.
[0029] In einer bevorzugten Ausgestaltung wird für die Bestimmung der einzelnen Begrenzungswerte
jeweils ein Mittelwert und ein Minimumwert der zugehörigen Dämpfungskurve bestimmt.
Mit anderen Worten werden die von der Impulsschallunterdrückung bestimmten Dämpfungswerte
zu einem (Dämpfungs-)Mittelwert gemittelt und ein minimaler Dämpfungswert als (Dämpfungs-)Minimumwert
bestimmt. Geeigneterweise wird der Begrenzungswert hierbei derart bestimmt, dass er
zwischen dem Mittelwert und dem Minimumwert liegt. Der Mittelwert stellt somit eine
obere Grenze oder einen oberen Schwellwert und der Minimumwert eine untere Grenze
beziehungsweise einen unteren Schwellwert für den Begrenzungswert dar. Der bestimmte
Begrenzungswert ist somit stets größer als der Minimumwert und stets kleiner als der
Mittelwert.
[0030] In einer zweckmäßigen Ausbildung wird der Begrenzungswert aus der Summe des Mittelwerts
und des Minimumwerts bestimmt, wobei der Mittelwert und der Minimumwert vorzugsweise
mit einem Gewichtungsfaktor modifiziert werden. Der Gewichtungsfaktor weist hierbei
zweckmäßigerweise einen Wertebereich zwischen Null (0) und Eins (1) auf. Dies bedeutet,
dass der Gewichtungsfaktor größer oder gleich Null (≥ 0) und kleiner oder gleich Eins
ist (≤ 1). Beispielsweise wird der Minimumwert (min) mit dem Gewichtsfaktor (w) multipliziert,
wobei der Mittelwert (mean) mit einem Faktor Eins minus Gewichtsfaktor (1 - w) multipliziert
wird, und wobei die gewichteten Werte miteinander addiert werden. In einer Formel
ausgedrückt ergibt sich der Begrenzungswert (att_bb_thr) somit beispielsweise als:

[0031] Bei dem Gewichtungsfaktor kann es sich um einen hinterlegten oder vorgegebenen Wert
handeln. Der Gewichtungsfaktor ist vorzugsweise konstant und entsprechend den jeweiligen
Wünschen oder Anforderungen zwischen 0 und 1 dimensioniert, je nachdem ob man im Mittel
weniger (Mittelwert, w = 0) oder mehr (Minimum, w = 1) Dämpfung erzielen will. Welchen
Wert der Gewichtungsfaktor konkret aufweist ist dabei zunächst nebensächlich. Ein
geeigneter Gewichtungsfaktor lässt sich beispielsweise aus vergangenen Daten oder
aus entsprechenden Versuchen oder Erprobungen ermitteln. Für unterschiedliche Impulsschallereignisse
(Tür zufallen, Händeklatschen, ...), Umgebungs-/Hörsituationen oder Anwendungsszenarien
sind unter Umständen unterschiedliche Gewichtungsfaktoren vorgesehen. Der Gewichtungsfaktor
kann also beispielsweise in Abhängigkeit einer aktuellen Hörsituation eingestellt
sein.
[0032] Das erfindungsgemäße binaurale Hörgerät weist zwei Einzelgeräte auf. Jedes Einzelgerät
weist hierbei mindestens einen Eingangswandler zur Aufnahme eines akustischen Signals
und Wandlung in ein mehrkanaliges Eingangssignal, eine Impulsschallunterdrückung zur
Erzeugung einer Dämpfungskurve zur Reduzierung von Impulsschallsignalpegeln in dem
Eingangssignal, einen (Signal-)Verstärker zur mehrkanaligen Signalverstärkung des
Eingangssignals und Erzeugung eines Ausgangssignals, einen Ausgangswandler zur Wandlung
des Ausgangssignals in ein Schallsignal, und eine Sende- und Empfangseinheit zur signaltechnischen
Kopplung zwischen den Einzelgeräten auf. Die Impulsschallunterdrückung und der Verstärker
sind beispielsweise Teil einer Signalverarbeitungseinrichtung.
[0033] Das Hörgerät, insbesondere die Signalverarbeitungseinrichtung oder die Impulsschallunterdrückung,
weist weiterhin einen Controller, also eine Steuereinheit, auf. Der Controller ist
hierbei allgemein - programm- und/oder schaltungstechnisch - zur Durchführung des
vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahrens eingerichtet. Der Controller
ist somit konkret dazu eingerichtet, aus den Dämpfungswerten oder Dämpfungskurven
einen Begrenzungswert zu bestimmen und an die Sende- und Empfangseinheit zu übermitteln,
sowie aus den Begrenzungswert und dem vom jeweils anderen Einzelgerät übermittelten
Begrenzungswert einen gemeinsamen oder synchronisierten Begrenzungswert zu bestimmen,
und diesen auf die Dämpfungskurve als Begrenzung oder Beschränkung anzuwenden.
[0034] In einer bevorzugten Ausgestaltungsform ist der Controller zumindest im Kern durch
einen Mikrocontroller mit einem Prozessor und einem Datenspeicher gebildet, in dem
die Funktionalität zur Durchführung des erfindungsgemäßen Ver-fahrens in Form einer
Betriebssoftware (Firmware) programmtechnisch implementiert ist, so dass das Verfahren
- gegebenenfalls in Interaktion mit einem Hörgerätnutzer - bei Ausführung der Betriebssoftware
in dem Mikrocontroller automatisch durchgeführt wird. Der Controller kann im Rahmen
der Erfindung alternativ aber auch durch ein nicht-programmierbares elektronisches
Bauteil, wie zum Beispiel einem anwendungsspezifischen integrierten Schaltkreis (ASIC),
gebildet sein, in dem die Funktionalität zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
mit schaltungstechnischen Mitteln implementiert ist.
[0035] Ein zusätzlicher oder weiterer Aspekt der Erfindung sieht eine Software auf einem
Medium oder Datenträger zur Durchführung oder Ausführung des vorstehend beschriebenen
Verfahrens vor. Dies bedeutet, dass die Software auf einem Datenträger hinterlegt
ist, und zur Ausführung des vorstehend beschriebenen Verfahrens vorgesehen, sowie
dafür geeignet und ausgestaltet ist. Dadurch ist eine besonders geeignete Software
für den Betrieb eines binauralen Hörgeräts realisiert, mit welcher die Funktionalität
zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens programmtechnisch implementiert
wird. Die Software ist somit insbesondere eine Betriebssoftware (Firmware), wobei
der Datenträger beispielsweise ein Datenspeicher des Controllers ist.
[0036] Nachfolgend ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung näher erläutert. Darin zeigen
in schematischen und vereinfachten Darstellungen:
- Fig. 1
- ein binaurales Hörgerät mit zwei Einzelgeräten, und
- Fig. 2
- ein Blockdiagramm zur Funktionsaufteilung eines Verfahrens zum Betrieb des Hörgeräts.
[0037] Einander entsprechende Teile und Größen sind in allen Figuren stets mit den gleichen
Bezugszeichen versehen.
[0038] Die Fig. 1 zeigt den prinzipiellen Aufbau eines erfindungsgemäßen binauralen Hörgeräts
2. Das Hörgerät 2 ist hierbei mit zwei signaltechnisch gekoppelten Hörhilfegeräten
beziehungsweise Einzelgeräten 4a, 4b ausgeführt. Die Einzelgeräte 4a, 4b sind hierbei
beispielhaft als Hinter-dem-Ohr-Hörhilfegeräte (HdO) ausgestaltet. Die Einzelgeräte
4a, 4b sind untereinander mittels einer drahtlosen Kommunikationsverbindung 6 signaltechnisch
gekoppelt oder koppelbar.
[0039] Die Kommunikationsverbindung 6 ist beispielsweise eine induktive Kopplung zwischen
den Einzelgeräten 4a und 4b, alternativ kann die Kommunikationsverbindung 6 beispielsweise
als eine Funkverbindung, insbesondere als eine Bluetooth- oder RFID-Verbindung, zwischen
den Einzelgeräten 4a und 4b ausgeführt sein.
[0040] Das Einzelgerät 4a ist im Anwendungszustand beispielsweise am rechten Ohr des Hörgerätenutzers
angeordnet, wobei das Einzelgerät 4b entsprechend an einem linken Ohr angeordnet ist.
[0041] Der Aufbau der Einzelgeräte 4a, 4b ist nachfolgend beispielhaft anhand des Einzelgeräts
4a erläutert, wobei die Erläuterungen sinngemäß auch auf das Einzelgerät 4b übertragbar
sind. Die Komponenten des Einzelgeräts 4a sind hierbei mit dem Suffix "a" gekennzeichnet,
wobei in den Figuren die entsprechenden Komponenten des Einzelgeräts 4b mit dem entsprechenden
Suffix "b" gekennzeichnet sind.
[0042] Das Einzelgeräte 4a umfasst, wie in der Fig. 1 schematisch dargestellt, ein Gerätegehäuse
8a, in welches ein oder mehrere Mikrofone, auch als (akusto-elektrische) Eingangswandler
10a bezeichnet, eingebaut sind. Mit den Eingangswandlern 10a wird ein Schall beziehungsweise
die akustischen Signale in einer Umgebung des Hörgeräts 2 aufgenommen, und in elektrische,
mehrkanalige, Eingangssignale 12a gewandelt (Fig. 2). Vorzugsweise weisen die Eingangssignale
12a hierbei mehrere Frequenzkanäle, beispielsweise 48 Kanäle im Frequenzbereich zwischen
0 kHz und 28 kHz, auf.
[0043] Eine Signalverarbeitungseinheit 14a die ebenfalls in das Gerätegehäuse 8a integriert
ist, verarbeitet die Eingangssignale 12a. Ein Ausgangssignal 16a (Fig. 2) der Signalverarbeitungseinheit
14a wird an einen Ausgangswandler 18a, welcher beispielsweise als ein Lautsprecher
oder Hörer ausgeführt ist, übertragen, welcher ein akustisches Signal ausgibt. Bei
dem Einzelgerät 4a wird das akustische Signal gegebenenfalls über einen nicht näher
dargestellten Schallschlauch oder externen Hörer, der mit einer im Gehörgang einsitzenden
Otoplastik, zum Trommelfell eines Hörsystemnutzers übertragen. Es ist aber auch beispielsweise
ein elektro-mechanischer Ausgangswandler 20 als Hörer denkbar, wie beispielsweise
bei einem Knochenleitungshörer.
[0044] Die Energieversorgung des Einzelgeräts 4a und insbesondere die der Signalverarbeitungseinheit
14a erfolgt durch eine ebenfalls ins Gerätegehäuse 8a integrierte Batterie 20a.
[0045] Die Signalverarbeitungseinrichtung 14a ist signaltechnisch an eine Sende- und Empfangseinheit
(Transceiver) 22a geführt. Der Transceiver 22a dient insbesondere zum Senden und Empfangen
von drahtlosen Signalen mittels der Kommunikationsverbindung 6.
[0046] Die Signalverarbeitungseinrichtung 14a weist hierbei eine Impulsschallunterdrückung
24a und eine (Signal-)Verstärkung beziehungsweise einen Verstärker 26a sowie einen
nicht näher gezeigten Controller als Steuergerät auf. Der Controller ist hierbei zur
Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens zum Betrieb des Hörgeräts 2 vorgesehen
sowie dafür geeignet und eingerichtet. Nachfolgend ist das Verfahren anhand der Fig.
2 näher erläutert.
[0047] Die Eingangswandler 10a, 10b nehmen im Betrieb des Hörgeräts 2 Schallsignale (Geräusche,
Töne, Sprache, etc.) aus der Umgebung auf, und wandeln diese in die mehrkanaligen
Eingangssignale 12a, 12b. Die Eingangssignale 12a, 12b werden der jeweiligen Impulsschallunterdrückung
24a, 24b zugeführt, welche die Eingangssignale 12a, 12b auf das Vorhandensein von
Impulsschall untersucht. Bei einem Impulsschall erzeugt die Impulsschallunterdrückung
24a, 24b eine Dämpfungskurve 28a, 28b zur Steuerung und/oder Regelung des mehrkanaligen
Verstärkers 26a, 26b.
[0048] Die Dämpfungskurven 28a, 28b sind in der Fig. 2 schematisch und beispielhaft anhand
eines Frequenz-Dämpfungs-Diagramms gezeigt, wobei horizontal, also entlang der Abszissenachse
(X-Achse), die Frequenz f, beispielsweise von 0 kHz bis 24 kHz, und entlang der vertikalen
Ordinatenachse (Y-Achse) die Dämpfung (Gain), beispielsweise von -40 dB bis 0 dB,
aufgetragen ist. Die Dämpfungskurven 28a, 28b zeigen hierbei beispielsweise den Verlauf
für eine zuschlagende Tür, deren Impulsschall niedertonig oder niederfrequent ist,
so dass der höchste Signalpegel - und entsprechend die niedrigsten Dämpfungswerte
- bei niedrigen Frequenzen auftreten. Die Dämpfungskurven 28a, 28b weisen hierbei
aufgrund von Hall oder Kopfabschattung unterschiedliche Verläufe auf.
[0049] Der Controller des jeweiligen Einzelgeräts 4a, 4b bestimmt aus der jeweiligen Dämpfungskurve
28a, 28b einen jeweiligen Minimumwert 30a, 30b und einen Mittelwert 32a, 32b. Der
Minimumwert 30a, 30b entspricht hierbei dem tiefsten Dämpfungswert der Dämpfungskurve
28a, 28b, also demjenigen Wert mit der größten Dämpfung für die Verstärkung 26a, 26b,
wobei der Mittelwert 32a, 32b der gemittelte Wert der jeweiligen Dämpfungskurve 28a,
28b ist.
[0050] Der Controller des jeweiligen Einzelgeräts 4a, 4b bestimmt einen skalaren Begrenzungswert
34a, 34b aus den Minimumwert 30a, 30b und dem Mittelwert 32a, 32b, welcher er zwischen
dem Mittelwert 32a, 32b und dem Minimumwert liegt 30a, 30b. Die Begrenzungswerte 34a,
34b werden hierbei insbesondere nach folgender Formel berechnet:

wobei att_bb_thr der Begrenzungswert 34a, 34b, min der Minimumwert 30a, 30b, mean
der Mittelwert 32a, 32b, und w ein Gewichtungsfaktor zwischen Null und Eins (0 ≤ w
≤ 1).
[0051] Die Begrenzungswerte 34a, 34b der Einzelgeräte 4a, 4b werden anschließend mittels
der Kommunikationsverbindung 6 an das jeweils andere Einzelgerät 4b, 4a übermittelt.
Somit stehen den Controllern beider Einzelgeräte 4a, 4b jeweils beide Begrenzungswerte
34a und 34b zur Verfügung. Die Controller bestimmen aus den Begrenzungswerten 34a
und 34b durch Mittelung einen synchronisierten Begrenzungswert 36, welcher in beiden
Einzelgeräten 4a, 4b den gleichen Wert aufweist. Der Begrenzungswert 36 ist hierbei
beispielsweise das arithmetische Mittel (arithmetische Mittelwert) der Begrenzungswerte
34a und 34b.
[0052] Die Werte für die skalaren Größen des Minimumwerts 30a, 30b, des Mittelwerts 32a,
32b und der Begrenzungswerte 34a, 34b, 36 sind in den Diagrammen der Fig. 2 schematisch
als strichlinierte Linien dargestellt.
[0053] Der synchronisierte Begrenzungswert 36 wird anschließend zur Begrenzung der Dämpfungskurven
28a, 28b verwendet. Mit anderen Worten wird der synchronisierte Begrenzungswert 36
insbesondere als ein unterer Schwellwert verwendet, alle Werte der jeweiligen Dämpfungskurve
28a, 28b, welche diesen Begrenzungswert 36 erreichen oder unterschreiten, auf den
Begrenzungswert 36 limitiert werden. Mit anderen Worten werden die Dämpfungskurven
28a, 28b unterhalb des Begrenzungswertes 36 "abgeschnitten", so dass die begrenzten
Dämpfungskurven 28a`, 28b' im Bereich der größten spektralen Energie abgeflacht werden,
so dass die spektrale Charakteristik des Impulsschalls bei der Verstärkung erhalten
bleibt. Die begrenzte Dämpfungskurven 28a, 28b werden zur Einstellung der Signalverstärkungen
der (Frequenz-)Kanäle in dem Verstärker 26a, 26b verwendet.
[0054] Der synchronisierte Begrenzungswert 36 gilt hierbei im Wesentlichen lediglich für
den jeweils nächsten Impulsschall. Dem Verfahren liegt hierbei die Annahme zugrunde,
dass ein erneuter (zukünftiger) Impulsschall eine vergleichbare Amplitude beziehungsweise
einen vergleichbaren Signalpegel zum aktuellen (vergangenen) Impulsschall aufweist.
Wenn diese Annahme erfüllt ist, werden die Dämpfungskurven 28a, 28b für den zukünftigen
Impulsschall in beiden Einzelgeräten 4a, 4b auf den Begrenzungswert 36 begrenzt, so
dass die Dämpfungskurven 28a`, 28b' im Wesentlichen gleich und flach sind. Der synchronisierte
Begrenzungswert 36 wird nach einer vorgegebenen Zeitdauer auf einen hinterlegten Standardwert
gesetzt.
[0055] Die beanspruchte Erfindung ist nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel
beschränkt. Vielmehr können auch andere Varianten der Erfindung von dem Fachmann hieraus
im Rahmen der offenbarten Ansprüche abgeleitet werden, ohne den Gegenstand der beanspruchten
Erfindung zu verlassen. Insbesondere sind ferner alle im Zusammenhang mit dem Ausführungsbeispiel
beschriebenen Einzelmerkmale im Rahmen der offenbarten Ansprüche auch auf andere Weise
kombinierbar, ohne den Gegenstand der beanspruchten Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0056]
- 2
- Hörgerät
- 4a, 4b
- Einzelgerät
- 6
- Kommunikationsverbindung
- 8a, 8b
- Gerätegehäuse
- 10a, 10b
- Eingangswandler
- 12a, 12b
- Eingangssignal
- 14a, 14b
- Signalverarbeitungseinrichtung
- 16a, 16b
- Ausgangssignal
- 18a, 18b
- Ausgangswandler
- 20a, 20b
- Batterie
- 22a,22b
- Sende- und Empfangseinheit
- 24a, 24b
- Impulsschallunterdrückung
- 26a, 26b
- Verstärker
- 28a, 28b, 28a`, 28b`
- Dämpfungskurve
- 30a, 30b
- Minimumwert
- 32a, 32b
- Mittelwert
- 34a, 34b
- Begrenzungswert
- 36
- Begrenzungswert
1. Verfahren zum Betreiben eines binauralen Hörgeräts (2) mit zwei Einzelgeräten (4a,
4b), wobei die Einzelgeräte (4a, 4b) jeweils
a) mindestens einen Eingangswandler (10a, 10b) zur Aufnahme eines akustischen Signals
und Wandlung in ein mehrkanaliges Eingangssignal (12a, 12b),
b) eine Impulsschallunterdrückung (24a, 24b) zur Erzeugung einer Dämpfungskurve (28a,
28b) zur Reduzierung von Impulsschallsignalpegeln in dem Eingangssignal (12a, 12b),
c) einen Verstärker (26a, 26b) zur mehrkanaligen Signalverstärkung des Eingangssignals
(12a, 12b) und Erzeugung eines Ausgangssignals (16a, 16b) anhand der Dämpfungskurve
(28a, 28b),
d) einen Ausgangswandler (18a, 18b) zur Wandlung des Ausgangssignals (16a, 16b) in
ein Schallsignal, und
e) eine Sende- und Empfangseinheit (22a, 22b) zur signaltechnischen Kopplung zwischen
den Einzelgeräten (4a, 4b) aufweisen,
- wobei in jedem Einzelgerät (4a, 4b) ein skalarer Begrenzungswert (34a, 34b) aus
der jeweiligen Dämpfungskurve (28a, 28b) bestimmt wird,
- wobei die Begrenzungswerte (34a, 34b) an das jeweils andere Einzelgerät (4a, 4b)
übermittelt werden,
- wobei aus den beiden Begrenzungswerten (34a, 34b) ein gemeinsamer Begrenzungswert
(36) bestimmt wird,
- wobei die Dämpfungskurven (28a, 28b) mit dem gemeinsamen Begrenzungswert (36) begrenzt
werden, und
- wobei die Signalverstärkung anhand der begrenzten Dämpfungskurven (28a`, 28b`) eingestellt
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der gemeinsame Begrenzungswert (36) nach einer vorgegebenen Zeitdauer auf einen hinterlegten
Standardwert gesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der gemeinsame Begrenzungswert (36) durch eine Mittelung der beiden Begrenzungswerte
(34a, 34b) bestimmt wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass für die Bestimmung des Begrenzungswerts (36) aus der Dämpfungskurve (28a, 28b) ein
Mittelwert (32a, 32b) und ein Minimumwert (30a, 30b) der Dämpfungskurve (28a, 28b)
bestimmt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Begrenzungswert (34a, 34b) derart bestimmt wird, dass er zwischen dem Mittelwert
(32a, 32b) und dem Minimumwert (30a, 30b) liegt.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Begrenzungswert (34a, 34b) durch Summierung des Minimumwerts (30a, 30b) und des
Mittelwerts (32a, 32b) bestimmt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Mittelwert (32a, 32b) und der Minimumwert (30a, 30b) zur Bestimmung des Begrenzungswerts
(36) mit einem Gewichtungsfaktor modifiziert werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Gewichtungsfaktor zwischen Null und Eins dimensioniert ist.
9. Binaurales Hörgerät (2) mit zwei Einzelgeräten (4a, 4b), wobei die Einzelgeräte (4a,
4b) jeweils
- mindestens einen Eingangswandler (10a, 10b) zur Aufnahme eines akustischen Signals
und Wandlung in ein mehrkanaliges Eingangssignal (12a, 12b),
- eine Impulsschallunterdrückung (24a, 24b) zur Erzeugung einer Dämpfungskurve (28a,
28b) zur Reduzierung von Impulsschallsignalpegeln in dem Eingangssignal (12a, 12b),
- einen Verstärker (26a, 26b) zur mehrkanaligen Signalverstärkung des Eingangssignals
(12a, 12b) und Erzeugung eines Ausgangssignals (16a, 16b) anhand der Dämpfungskurve
(28a, 28b),
- einen Ausgangswandler (18a, 18b) zur Wandlung des Ausgangssignals (16a, 16b) in
ein Schallsignal,
- eine Sende- und Empfangseinheit (22a, 22b) zur signaltechnischen Kopplung zwischen
den Einzelgeräten (4a, 4b), und
- einen Controller () zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche 1
bis 8 aufweisen.
10. Software auf einem Datenträger zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der Ansprüche
1 bis 8, wenn die Software auf einem Computer abläuft.