[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein System zur Erfassung und Darbietung von Schall,
wobei das System mindestens ein Aufnahmemittel, Zuweisungsmittel und mindestens ein
Wiedergabemittel umfasst, wobei das Aufnahmemittel dazu ausgebildet ist, Schall einer
Schallquelle aufzunehmen, wobei das Wiedergabemittel dazu ausgebildet ist, den Schall
wiederzugeben und wobei die Zuweisungsmittel dazu ausgebildet sind, mindestens einem
der Wiedergabemittel die Wiedergabe von aufgenommenem Schall mindestens eines Aufnahmemittels
zuzuweisen.
[0002] Nach dem Stand der Technik ist es bekannt Schall bzw. Schallwellen mit einem Aufnahmemittel
aufzunehmen und mit einem Wiedergabemittel wiederzugeben.
[0003] Wenn für die menschliche Wahrnehmung von Reizen mehrere Sinnesorgane beteiligt sind,
kann es für die Wahrnehmung entscheidend sein, dass keine spürbare zeitliche Lücke
oder kein auffälliger Widerspruch zwischen der Wahrnehmung der einzelnen Reize vorhanden
ist. Insbesondere für Videokonferenzsysteme ist dies bei der Übertragung und Wahrnehmung
von Schall entscheidend, wenn die Teilnehmer nicht in ein am Körper angebrachtes Mikrofon
sprechen, sondern über ein am Bildschirm integriertes oder im Raum aufgestelltes Mikrofon
angebunden sind.
[0004] Ebenso besteht bei Hörgeräten der Bedarf den vom Hörgerät empfangenen Schall im Hinblick
auf den vom Nutzer des Hörgeräts gewünschten Schall zu unterscheiden und damit eine
Überlastung der Wahrnehmung des Nutzers zu vermeiden.
[0005] Vor diesem Hintergrund liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein
System zur Erfassung und Darbietung von Schall, insbesondere im Hinblick auf die Wahrnehmung
des Schalls, insbesondere im Vergleich zu anderen wahrgenommenen Sinneseindrücken,
zu verbessern.
[0006] Diese Aufgabe wird durch das Verfahren mit den Merkmalen des unabhängigen Anspruchs
1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen
Ansprüche.
[0007] Demnach ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass die Zuweisungsmittel dazu ausgebildet
sind, dem Wiedergabemittel die Wiedergabe desjenigen Schalls zuzuweisen, welcher ein
bestimmtes Kriterium erfüllt und/oder die Wiedergabe des durch das Aufnahmemittel
aufgenommenen Schalls an das Wiedergabemittel derart zuzuweisen, dass die räumliche
Anordnung des Aufnahmemittels und des Wiedergabemittels berücksichtigt wird.
[0008] Es kann vorgesehen sein, dass die Zuweisungsmittel dazu ausgebildet sind, dem Wiedergabemittel
die Wiedergabe des aufgenommenen Schalls desjenigen Aufnahmemittels zuzuweisen, welches
Schall mit einem im Vergleich zu anderen Aufnahmemitteln bestimmten Kriterium aufnimmt.
[0009] Es wird somit vorzugsweise ein verbessertes subjektives Empfinden bei Anwendungen,
die mehrere Sinnesorgane ansprechen, ermöglicht.
[0010] Es kann analog zu einer optischen Perspektivenkorrektur eine automatisierte Korrektur
des akustischen Signals durchgeführt werden, um die virtuelle Schallquelle am Lautsprechersystem
des Empfängers bzw. Hörers so zu gestalten, dass der Schall aus der Blickrichtung
der sprechenden Person zu kommen scheint.
[0011] Beispielsweise kann der Schall von mehreren örtlich versetzt angebrachten oder aufgestellten
Mikrofonen empfangen werden und für die Übertragung das jeweils am besten geeignete
Mikrofon anhand von Lautstärkekriterien, wie Schalldruck, elektrische Spannung oder
Signalpegel ausgewählt werden. Ähnlich wie bei einer Multi-Beam-Antenne kann zunächst
das Signal von dem am besten geeigneten Mikrofon für die akustische Übertragung ausgewählt
werden und auf ein anderes Mikrofon umgeschaltet werden, falls die Lautstärkekriterien
für dieses Mikrofon höhere Werte haben.
[0012] Darüber hinaus kann die unterschiedliche Laufzeit des Schalls zwischen der Schallquelle,
beispielsweise des Sprechers und den unterschiedlichen Mikrofonen mit der Kenntnis
der örtlichen Position des jeweiligen Mikrofons so kombiniert werden, dass dies beim
Empfänger am anderen Ende der Verbindung wieder reproduziert werden kann. Der Schall
eines nicht mittig vor dem Bildschirm sitzenden Sprechers wird dabei beispielsweise
zunächst von einem sich näher am Sprecher befindenden Mikrofon aufgenommen und kurze
Zeit später von einem sich weiter vom Sprecher entfernten Mikrofon. An diesem zweiten
Mikrofon wird auch der Schalldruck geringer sein, daher soll am Ort des Empfängers
das akustische Signal aus diesem zweiten Lautsprecher entsprechend geringer abgestrahlt
werden, um den räumlichen Eindruck des schräg sitzenden ersten Teilnehmers am Ort
des zweiten Teilnehmers reproduzieren zu können. Auch eine unterschiedlich starke
Dämpfung der Schallwellen für unterschiedliche Frequenzen kann berücksichtigt werden.
[0013] Vorzugsweise ist vorgesehen, dass das Aufnahmemittel ein Mikrofon und/oder das Wiedergabemittel
ein Lautsprecher ist, wobei das Aufnahmemittel und/oder das Wiedergabemittel jeweils
vorzugsweise an einer Kamera, an einem Display eines Computers, eines Laptops, eines
Smartphones, eines Tablets, eines Fernsehers, eines sonstigen elektronischen Gerätes
oder an einer Brille angeordnet ist. Vorzugsweise ist vorgesehen, dass das System
ferner Mittel aufweist mittels derer Nebengeräusche identifiziert und zumindest teilweise
bei der Aufnahme und/oder vor der Wiedergabe des Schalls eliminiert werden können.
[0014] Denkbar ist, dass das Kriterium der Betrag der Lautstärke, des Schalldrucks, der
elektrischen Spannung oder des Signalpegels des Aufnahmemittels und/oder dass das
Kriterium eine Nutzereingabe ist.
[0015] Ebenso denkbar ist, dass das Kriterium eine Blickrichtung ist. Es ist damit eine
optoakustische Kopplung zwischen der Blickrichtung und der Zuweisung des Schalls denkbar.
[0016] Vorzugsweise ist vorgesehen, dass die räumliche Anordnung des Aufnahmemittels und
des Wiedergabemittels insofern berücksichtig wird, als dass der Schall, der durch
Aufnahmemittel, die näher an der Schallquelle positioniert sind, als andere Aufnahmemittel
aufgenommen wird, von Wiedergabemitteln, die näher an einem Empfänger des Schalls
positioniert sind als andere Wiedergabemittel, wiedergegeben wird.
[0017] Denkbar ist, dass das Aufnahmemittel und das Wiedergabemittel mindestens indirekt
über Kommunikationsmittel zur Fernkommunikation, vorzugsweise über ein Mobilfunknetz
nach dem 5G-Standard verbunden sind.
[0018] In einer beispielhaften Ausführung wird jeweils ein Mikrofon neben einer Kamera angebracht
und die Umschaltung auf ein anderes Mikrofon erfolgt zeitgleich mit dem Umschalten
auf eine andere Kamera. Beispielsweise über die Auswertung des optischen Signals ist
bekannt, wo sich der Mund einer sprechenden Person befindet und die Aufzeichnung des
Schalls kann unter Kenntnis der optischen Informationen entsprechend mitgeführt werden,
ähnlich wie bei Beamforming-Antennen. Dadurch kann die Qualität des akustischen Signals
verbessert werden und der Schall stärker von Hintergrundgeräuschen separiert werden.
Störende Nebengeräusche können dabei eliminiert werden.
[0019] Der Autofokus einer Kamera kann auf die Schallquelle, also beispielsweise einen Mund,
gerichtet werden und der räumliche Effekt des Hörens kann übertragen werden. Das System
kann hören und sehen, wo der Schall herkommt und diesen, in Kombination mit Kameras,
der Bewegung nachführen.
[0020] Ein Nachteil bekannter Hörgeräte liegt in der fehlenden Identifikation der für die
Verstärkung gewünschten Schallquelle. Richtmikrofone verstärken den Schall so, dass
auch ein leiser Sprecher noch gut wahrgenommen werden kann. Dies führt zu einer Verwirrung
bei dem Nutzer, da beispielsweise bei einem Restaurantbesuch auch die Stimmen der
Gäste an den Nachbartischen deutlich verstärkt werden und dadurch eine Vielzahl menschlicher
Stimmen über den Lautsprecher im Hörgerät wiedergegeben werden.
[0021] Für den Nutzer eines Hörgerätes ist es schwierig, den richtigen Sprecher zu identifizieren,
da der Schall einer sich weiter hinten befindenden Person verstärkt wiedergegeben
wird. Vorzugsweise ist daher nur den Schall des gewünschten Sprechers zu übertragen.
[0022] Vorzugsweise wird eine Korrelation zwischen Hören und Sehen hergestellt. Der Nutzer
des Hörgeräts trägt dazu neben dem Hörgerät vorzugsweise auch eine Brille. Die Brille
kann, abhängig von den verwendeten Gläsern, eine Sehschwäche korrigieren. Es kann
sich aber auch um eine Virtual-Reality-Brille handeln, in die eine nach innen gerichtete
Kamera eingebaut ist, die das Auge des Menschen filmt und über die erkannt werden
kann, in welche Richtung er blickt. Zudem kann eine nach außen gerichtete Kamera an
der Brille angebracht sein, sowie mehrere Mikrofone, an jeder Seite der Brille bzw.
des Kopfes.
[0023] Es kann analog für die akustischen Signale verfahren werden, die bei einer Videokonferenz
übertragen und im Gehirn des zuhörenden Teilnehmers mit den optischen Signalen kombiniert
werden. Je nach Sprecher sind unterschiedliche Schallquellen vorhanden und diese werden
von mehreren Mikrofonen erfasst. Es kann eine Auswahl des am besten geeigneten Mikrofons
anhand des höchsten Schallpegels bzw. der geringsten Störung durch weitere Schallquellen
erfolgen. Durch mehrere Mikrofone und mehrere Lautsprecher kann der Schallquelle eine
örtliche Richtung zugeordnet werden. Für ein nach vorne am Kopfhörer angebrachtes
Mikrofon ist der Schalldruck eines gegenüberstehenden Sprechers beispielsweise höher
als an einem seitlich am Kopfhörer oder am Hinterkopf angebrachten Mikrofon. Es können
vorzugsweise akustische Korrekturmaßnahmen durchgeführt werden, um beim Empfänger
den subjektiven Eindruck zu erzielen, dass Schall und Optik des Sprechers aus derselben
Richtung kommen.
[0024] Bei einer Audio- oder Videokonferenz, die über Kopfhörer geführt wird, können die
Stimmen weiterer Personen in der näheren Umgebung, die nicht an der Konferenz teilnehmen,
störend wirken. Hier kann vorzugsweise der durch diese Personen erzeugte Schall ausgeblendet
werden.
[0025] Während einer Kommunikation ist oftmals eine dominante Schallquelle vorhanden und
der Mensch wendet sich üblicherweise mit dem Blick in die Richtung, aus der das akustische
Signal kommt, das er am deutlichsten hören möchte. Damit blicken die Augen bei einer
Videokonferenz in Richtung des ausgewählten Sprechers. Die Kamera filmt dabei beispielsweise,
welche Person betrachtet wird. Diese Korrelation zwischen Hören und Sehen kann technisch
genutzt werden.
[0026] Denkbar ist eine Erweiterung von visuellen Korrekturmaßnahmen auf akustische Signale,
die übertragen werden, wobei Mikrofone bevorzugt neben den Kameras angebracht werden
und die Schallrichtung mit der korrigierten Blickrichtung in Einklang gebracht wird.
[0027] Denkbar ist auch eine Korrelation von Kameras und Mikrofonen zur Schallverstärkung
und Schallunterdrückung bei Hörgeräten. Durch diese Maßnahme wird auf Basis der Blickrichtung
einer Person das in diese Richtung ausgerichtete Mikrofon für die Verstärkung des
aufgenommenen Schalls ausgewählt, der in einem lokal verwendeten Hörgerät abgestrahlt
wird. Zugleich wird der Schall, der primär aus anderen Richtungen kommt, für die Wiedergabe
im Hörgerät unterdrückt. Hierzu werden in unterschiedliche Richtungen ausgerichtete
Mikrofone verwendet.
[0028] Vorzugsweise ist vorgesehen, dass das System ein Videokonferenzsystem oder ein System
zur Verbesserung des Hörens und/oder Teil eines Hörgeräts ist.
[0029] Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zur Erfassung und Darbietung von Schall
mit einem erfindungsgemäßen System mit den folgenden Schritten:
- a) Aufnehmen von Schall einer Schallquelle durch eines oder mehrere Aufnahmemittel;
- b) Zuweisen des aufgenommenen Schalls an eines oder mehrere Wiedergabemittel;
- c) Wiedergeben des aufgenommenen Schalls.
[0030] Vorzugsweise ist vorgesehen, dass die Zuweisung nach bestimmten Kriterien, wie vorzugsweise
Betrag der Lautstärke, des Schalldrucks, der elektrischen Spannung oder des Signalpegels
des Aufnahmemittels und/oder Blickrichtung und/oder Nutzereingabe erfolgt.
[0031] Die hierin beschriebenen Merkmale sind mutatis mutandis vorzugsweise Merkmale des
Systems als auch des Verfahrens.
[0032] Die Erfindung betrifft auch ein Computerprogramm, welches Befehle umfasst, die bewirken,
dass das erfindungsgemäße System die Verfahrensschritte eines erfindungsgemäßen Verfahrens
ausführt.
[0033] Die Erfindung betrifft auch ein computerlesbares Medium, auf dem das erfindungsgemäße
Computerprogramm gespeichert ist.
[0034] Die vorliegende Erfindung bezieht sich vorzugsweise auf das Gebiet der Kommunikationssysteme,
insbesondere auf ein System und ein Verfahren für ein verbessertes subjektives Empfinden
bei Anwendungen, die mehrere Sinnesorgane ansprechen.
[0035] An dieser Stelle wird darauf hingewiesen, dass die Begriffe "ein" und "eine" nicht
zwingend auf genau eines der Elemente verweisen, wenngleich dies eine mögliche Ausführung
darstellt, sondern auch eine Mehrzahl der Elemente bezeichnen können. Ebenso schließt
die Verwendung des Plurals auch das Vorhandensein des fraglichen Elementes in der
Einzahl ein und umgekehrt umfasst der Singular auch mehrere der fraglichen Elemente.
Weiterhin können alle hierin beschriebenen Merkmale der Erfindung beliebig miteinander
kombiniert oder voneinander isoliert beansprucht werden.
[0036] Weitere Vorteile, Merkmale und Effekte der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus
der nachstehenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf
die Figuren, in welchen gleiche oder ähnliche Bauteile durch dieselben Bezugszeichen
bezeichnet sind. Hierbei zeigen:
- Fig. 1:
- eine schematische Darstellung eines Teils einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Systems.
- Fig. 2:
- eine schematische Darstellung einer Ausführungsform einer Vorrichtung zur Verbesserung
der nonverbalen Kommunikation.
[0037] Fig. 1 zeigt eine Vorrichtung mit Kameras und Mikrofonen zur Schallverstärkung und
Schallunterdrückung bei Hörgeräten. Die Brille 300 verfügt über zwei Kameras, wobei
eine nach innen gerichtete Kamera 310 und eine nach außen gerichtete Kamera 320 vorhanden
ist. Zusätzlich sind an jeder der vier Seiten der Brille 300 jeweils nach außen gerichtete
Mikrofone 330, 340, 350 und 360 angebracht.
[0038] In einer Variante ist ein Hörgerät 370 in jeden Brillenbügel integriert, in einer
weiteren Variante ist das Hörgerät 380 oder die Hörgeräte 380 nicht mechanisch mit
der Brille verbunden. Die Kommunikation zwischen der Brille 300 und dem Hörgerät 380
erfolgt in diesem Fall über Bluetooth oder einer sonstigen Schnittstelle 440.
[0039] Vorzugsweise kann eine der Varianten für beide Seiten umgesetzt werden. Dies bedeutet,
dass die Hörgeräte an jeweils beiden Seiten nicht mechanisch mit der Brille 300 verbunden
sind, wie dies in Fig. 1 mit dem Hörgerät 380 gezeigt ist oder an jeweils beiden Seiten
mechanisch mit der Brille 300 verbunden sind, wie dies in Fig. 1 mit dem Hörgerät
370 gezeigt ist.
[0040] Die Kameras und Mikrofone sind über eine integrierte Steuerelektronik 390 mit den
Hörgeräten 370 und 380 verbunden. In einer weiteren Ausgestaltung ist eine Sende-
und Empfangseinheit 400 zur Verbindung mit einem Mobilfunknetz enthalten, über das
Daten von der Brille 300 zu einem externen Server übertragen werden können oder über
das externe Daten zum Zwecke der optischen, akustischen oder taktilen Wiedergabe an
der Brille 300 empfangen werden können.
[0041] Für taktile Anwendungen verfügt die Brille 300 über eine Vorrichtung zum Aufnehmen
und Abgeben einer mechanischen Kraft, beispielsweise über ein Piezoelement 410, das
eine mechanische Verformung als Reaktion auf eine angelegte elektrische Spannung ausführt
und ebenso eine ausgeübte mechanische Kraft aufgrund der Verschiebung der Ladungsträger
des Kristalls in Form einer elektrischen Spannungsänderung registriert.
[0042] Die Brille 300 verfügt zudem über eine Spannungsquelle in Form einer Batterie, über
einen Prozessor zur Verarbeitung der Daten, über eine Speichereinheit, eine Eingabe-
und Ausgabeeinheit und ein Bussystem, über das die elektronischen Komponenten verbunden
sind.
[0043] In Fig. 1 sind zwei Personen 420 und 430 dargestellt, die in unterschiedlichen Richtungen
zu der Brille 300 stehen. Der von diesen Personen erzeugte Schall wird über die Mikrofone
aufgenommen und gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren auf Basis der Korrelation mit
den Kameradaten unterschiedlich stark verstärkt oder unterdrückt in den Lautsprechern
der Hörgeräte wiedergegeben.
[0044] Beispielsweise sitzt eine Person an einem Tisch in einem Restaurant und schaut den
Gesprächspartner an, wobei die Person die Brille 300 trägt. Das Anschauen des Gesprächspartners
wird über die Korrelation der Daten der nach innen und der nach außen gerichteten
Kameras erkannt.
[0045] In einem ersten Schritt wird dasjenige Mikrofon für die Übertragung des Schalls an
das Hörgerät ausgewählt, das in die Blickrichtung der Person zeigt. In einem weiteren
Schritt wird der über die anderen Mikrofone registrierte Schall bewusst unterdrückt,
so dass über den Lautsprecher im Hörgerät nicht nur eine Verstärkung des Schalls erfolgt,
der aus der Richtung des Gesprächspartners kommt, sondern zugleich erfolgt eine Unterdrückung
des Schalls, der aus anderen Richtungen kommt.
[0046] Schallverstärkung und Schallunterdrückung erfolgen vorzugsweise hierbei auf Basis
der Korrelation zwischen Hören und Sehen oder anders ausgedrückt durch eine optoakustische
Kopplung.
[0047] Die Kamera folgt dabei den Augen, das System erkennt, wohin die Person blickt und
das am besten in diese Richtung ausgerichtete Mikrofon wird für die Verstärkung des
akustischen Signals ausgewählt, während die in andere Richtungen ausgerichteten Mikrofone
zur Unterdrückung des primär aus diesen Richtungen kommenden Schalls verwendet werden.
[0048] Von allen Mikrofonen wird eine Überlagerung des Schalls registriert. Je nach örtlicher
Ausrichtung des Mikrofons werden aber die unterschiedlichen Schallquellen mit unterschiedlichem
Schalldruck erfasst.
[0049] Durch die optoakustische Kopplung eines Hörgeräts mit der Kamera und den Mikrofonen
wird eine verbesserte Hörgerätefunktion erreicht, die insbesondere für Schwerhörige
eine Erleichterung bietet.
[0050] Die Person trägt ein Hörgerät, setzt dazu die Brille mit den Kameras und den in die
unterschiedlichen Raumrichtungen ausgerichteten Mikrofonen auf, es erfolgt die Kopplung
über die Bluetooth-Schnittstelle und anstelle eines dumpfen Rauschens erfährt die
Person mehr Klarheit im Klang.
[0051] Eine Steuerung des Systems kann über ein durch die nach innen gerichtete Kamera 310
erfasstes Augenzwinkern des Brillenträgers möglich sein. So kann beispielsweise die
Auswahl des Mikrofons für die Verstärkung des Schalls durch Zwinkern mit den Augen
erfolgen.
[0052] Eine weitere Steuermöglichkeit kann durch die über das Piezoelement 410 erfasste
Krafteinwirkung realisiert werden oder über einen anderen Sensor zur Messung einer
Kraft. Damit kann eine Steuerung des Systems beispielsweise durch Bewegen der Ohren
ausgeführt werden.
[0053] Die in Fig. 2 dargestellte Vorrichtung 800 zur Verbesserung der nonverbalen Kommunikation
umfasst eine Ein- und Ausgabeeinheit 810 zum Einlesen der Daten und zur Ausgabe der
verarbeiteten Daten, einen Prozessor 820 zum Verarbeiten der Daten, eine Speichereinheit
830 und eine Software zum Ausführen des Programms. Die Hardware-Komponenten sind über
ein Bussystem miteinander verbunden. Diese Vorrichtung kann in einer separaten Hardware-Einheit
bereitgestellt werden oder als Bestandteil bestehender Kommunikationssysteme realisiert
werden und ist damit für den Einsatz in Kommunikationsmitteln wie Personal Computern
(PC), Mobilfunk-Endgeräten, insbesondere Smartphones und Tablets, sowie Virtual-Reality-Plattformen
vorgesehen. Dies betrifft vorzugsweise Kommunikationsmittel, in denen Kameras, Mikrofone
und Mittel zur taktilen Kommunikation zum Einsatz kommen.
[0054] Mit der optoakustischen Kopplung zur Einbindung von Hörgeräten können bestehende
Einschränkungen für Hörgeräteträger und insbesondere Schwerhörige reduziert werden
und deren Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wieder stärker ermöglicht werden.
1. System zur Erfassung und Darbietung von Schall, wobei das System mindestens ein Aufnahmemittel,
Zuweisungsmittel und mindestens ein Wiedergabemittel umfasst, wobei das Aufnahmemittel
dazu ausgebildet ist, Schall einer Schallquelle aufzunehmen, wobei das Wiedergabemittel
dazu ausgebildet ist, den Schall wiederzugeben und wobei die Zuweisungsmittel dazu
ausgebildet sind, mindestens einem der Wiedergabemittel die Wiedergabe von aufgenommenem
Schall mindestens eines Aufnahmemittels zuzuweisen, dadurch gekennzeichnet, dass die Zuweisungsmittel dazu ausgebildet sind, dem Wiedergabemittel die Wiedergabe desjenigen
Schalls zuzuweisen, welcher ein bestimmtes Kriterium erfüllt und/oder die Wiedergabe
des durch das Aufnahmemittel aufgenommenen Schalls an das Wiedergabemittel derart
zuzuweisen, dass die räumliche Anordnung des Aufnahmemittels und des Wiedergabemittels
berücksichtigt wird.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Aufnahmemittel ein Mikrofon und/oder das Wiedergabemittel ein Lautsprecher ist,
wobei das Aufnahmemittel und/oder das Wiedergabemittel jeweils vorzugsweise an einer
Kamera, an einem Display eines Computers, eines Laptops, eines Smartphones, eines
Tablets, eines Fernsehers, eines sonstigen elektronischen Gerätes oder an einer Brille
angeordnet ist.
3. System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das System ferner Mittel aufweist mittels derer Nebengeräusche identifiziert und
zumindest teilweise bei der Aufnahme und/oder vor der Wiedergabe des Schalls eliminiert
werden können.
4. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Kriterium der Betrag der Lautstärke, des Schalldrucks, der elektrischen Spannung
oder des Signalpegels des Aufnahmemittels und/oder dass das Kriterium eine Nutzereingabe
ist.
5. System nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das das Kriterium eine Blickrichtung ist.
6. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die räumliche Anordnung des Aufnahmemittels und des Wiedergabemittels insofern berücksichtig
wird, als dass der Schall, der durch Aufnahmemittel, die näher an der Schallquelle
positioniert sind, als andere Aufnahmemittel aufgenommen wird, von Wiedergabemitteln,
die näher an einem Empfänger des Schalls positioniert sind als andere Wiedergabemittel,
wiedergegeben wird.
7. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Aufnahmemittel und das Wiedergabemittel mindestens indirekt über Kommunikationsmittel
zur Fernkommunikation, vorzugsweise über ein Mobilfunknetz nach dem 5G-Standard verbunden
sind.
8. System nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das System ein Videokonferenzsystem oder ein System zur Verbesserung des Hörens und/oder
Teil eines Hörgeräts ist.
9. Verfahren zur Erfassung und Darbietung von Schall mit einem System nach einem der
vorhergehenden Ansprüche mit den folgenden Schritten:
a) Aufnehmen von Schall einer Schallquelle durch eines oder mehrere Aufnahmemittel;
b) Zuweisen des aufgenommenen Schalls an eines oder mehrere Wiedergabemittel;
c) Wiedergeben des aufgenommenen Schalls.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Zuweisung nach bestimmten Kriterien, wie vorzugsweise Betrag der Lautstärke,
des Schalldrucks, der elektrischen Spannung oder des Signalpegels des Aufnahmemittels
und/oder Blickrichtung und/oder Nutzereingabe erfolgt.
11. Computerprogramm, welches Befehle umfasst, die bewirken, dass das System eines der
Ansprüche 1 bis 8 die Verfahrensschritte eines der Ansprüche 9 bis 1 ausführt.
12. Computerlesbares Medium, auf dem das Computerprogramm nach Anspruch 11 gespeichert
ist.