[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben von Schienenfahrzeugen in einem
Verkehrsnetz. Außerdem betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Modernisieren eines
Betriebsbereiches für Schienenfahrzeuge. Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verkehrsnetz
zum Betreiben von Schienenfahrzeugen mit einem mit anderen Verkehrsteilnehmern als
den Schienenfahrzeugen geteilten Betriebsbereich. Ferner betrifft die Erfindung ein
Schienenfahrzeug zum Betreiben in einem Verkehrsnetz mit einem mit anderen Verkehrsteilnehmern
als den Schienenfahrzeugen geteilten Betriebsbereich sowie eine Verarbeitungseinheit
zum Betreiben in einem Verkehrsnetz mit einem mit anderen Verkehrsteilnehmern als
den Schienenfahrzeugen geteilten Betriebsbereich. Zuletzt betrifft die Erfindung ein
Computerprogramm sowie eine Bereitstellungsvorrichtung für dieses Computerprogramm,
wobei das Computerprogramm mit Programmbefehlen zur Durchführung dieses Verfahrens
ausgestattet ist.
[0002] Im Zugsicherungsbetrieb (in einem für Schienenfahrzeuge reservierten Betriebsbereich)
von unterirdisch fahrenden Straßenbahnen wird beispielsweise CBTC (Communication-Based
Train Control) eingesetzt. Dort wird also ein rechnergestütztes, auf bidirektionale
Kommunikation gestütztes Verfahren zur zentralen Zugüberwachung und Betriebsführung
mit den Teilfunktionen einer automatisierten Zugsicherung, einer automatisierten Bedienung
und einer automatisierten Überwachung durchgeführt. In einem Sichtfahrbetrieb ohne
automatisierte Zugsicherung (d. h. in einem mit anderen Verkehrsteilnehmern geteilten
Betriebsbereich) findet i.d.R. eine punktförmige unidirektionale Kommunikation (z.B.
mit IMU Koppelspulen, IMU steht für induktive Meldeübertragung) zwischen Zug und Strecke
statt. Die Bereiche werden bei der Umsetzung gesondert behandelt. Daher ist für den
Betreiber eine genaue Zuglaufverfolgung in mit anderen Verkehrsteilnehmern geteilten
Betriebsbereichen mit Sichtfahrbetrieb nicht möglich. Auf der Leittechnikseite werden
nur ausschließlich für Schienenfahrzeuge reservierte Betriebsbereiche dargestellt.
Im Cockpit des Zuges gibt es ein HMI für den reservierten Betriebsbereich mit automatisierter
Zugsicherung (Zugsicherungsbetrieb).
[0003] Zum Beispiel wird eine Fahrsperre im geteilten Betriebsbereich üblicherweise durch
Streckeneinrichtungen im Gleis (induktive, magnetische oder mechanische Übertragungsprinzipien
wie Koppelspule, Eurobalise oder ähnliches) realisiert, der die Information einer
Fahrtfreigabe (entspricht inaktiver Fahrsperre) oder Stopp (entspricht aktivierter
Fahrsperre) an eine entsprechende Antenne bei einem Passieren durch Überfahrt der
Streckeneinrichtung sendet. Die Fahrzeugeinrichtung löst dann eine Bremsung aus, wenn
"Stopp" empfangen wird.
[0004] Bei Metro- und Fernbahnsystemen werden oft kontinuierliche Überwachungen genutzt,
um das Überfahren von Gefahrenpunkten zu verhindern, wie z.B. bei ETCS (European Train
Control System), PTC (Positive Train Control) und CBTC (Communication-Based Train
Control). Eine kontinuierliche Überwachung ermöglicht eine automatische Zugbeeinflussung
unter Anwendung eines kontinuierlichen Zuglaufbetriebs und erübrigt die Einrichtung
einer Vielzahl von streckenseitigen Einrichtungen, wobei das System einer kontinuierlichen
Überwachung jedoch an anderer Stelle wesentlich aufwendiger ist. Bei Straßenbahnen,
die teilweise unterirdisch fahren oder längere Tunnel passieren, werden kontinuierliche
Überwachungen durchgeführt, beispielsweise CBTC. Im oberirdischen Fahrbetrieb ist
jedoch aufgrund der komplexeren Verkehrssituation (Verkehrsteilnehmer wie Autos, Fahrräder
und Fußgänger müssen berücksichtigt werden) die Zugfahrt durch einen Fahrzeugführer
(Sichtfahrbetrieb) durchzuführen. Hier wird auf streckenseitige Einrichtungen wie
Koppelspulen, die in der Straße am Gleis verbaut sind und entsprechende Komponenten
zur Kommunikation im Fahrzeug gesetzt.
[0005] Die genannten Komponenten des Sichtfahrbetriebs erfordern einen gewissen Bauraum.
Insbesondere bei sogenannten Niederflurfahrzeugen (beispielsweise Straßenbahnen),
bei denen der Raum zwischen Fahrzeugboden und Gleis beschränkt ist, treten bei der
Installation der genannten Komponenten Platzprobleme auf. Außerdem erfordern die Komponenten
einen gewissen Wartungsaufwand, um Störungen zu vermeiden. Insbesondere im Gleis verbaute
Komponenten bei Straßenbahnen werden nicht nur durch die Straßenbahn überfahren, sondern
auch von anderen Fahrzeugen, die die Straße benutzen. Dies bewirkt eine erhöhte mechanische
Beanspruchung der Komponenten, die auch deren Störanfälligkeit erhöht.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren, ein Verkehrsnetz (enthaltend
Strecken bestehend aus Schienenwegen) zum Betreiben von Schienenfahrzeugen sowie ein
Schienenfahrzeug anzugeben, welches mit einem möglichst geringen Aufwand an insbesondere
am oder im Gleis verbauten Komponenten einen möglichst großen Funktionsumfang in einem
mit anderen Verkehrsteilnehmern geteilten Verkehrsbereich gewährleistet. Außerdem
besteht die Aufgabe der Erfindung darin, ein Computerprogramm sowie eine Bereitstellungsvorrichtung
für dieses Computerprogramm anzugeben, mit dem das vorgenannte Verfahren durchgeführt
werden kann.
[0007] Diese Aufgabe wird mit dem eingangs angegebenen Anspruchsgegenstand (Verfahren) erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass die Schienenfahrzeuge und die Streckenelemente für eine Kommunikation
untereinander einen V2X Standard nutzen und die Schienenfahrzeuge in einem für die
Schienenfahrzeuge reservierten Betriebsbereich über einen vom V2X Standard verschiedenen
Kommunikationsstandard mit den Streckenelementen kommunizieren.
[0008] Die Nutzung des V2X Standards ermöglicht vorteilhaft eine bidirektionale, kontinuierliche
Zug-Strecke-Kommunikation, eine bidirektionale Kommunikation ist auch bei dem von
dem V2X Standard verschiedenen Kommunikationsstandard (beispielsweise CBTC) möglich.
V2X basiert außerdem auf funkbasierter Übertragung. Deshalb wird keine Hardware im
Gleis benötigt. Alle Komponenten sind einfach zugänglich und die Infrastruktur des
Betreibers kann ohne Baumaßnahmen angepasst werden. Insbesondere können auch Infrastruktur-Elemente
verwendet werden, die bereits im Einzugsgebiet der Strecke für die Kommunikation mit
Verkehrsteilnehmern installiert wurden, bei denen es sich nicht um Schienenfahrzeuge
handelt, beispielsweise Kraftfahrzeuge oder Busse.
[0009] V2X als öffentlicher Standard findet Verwendung in der Automobilindustrie und ist
darum zukunftssicher und nicht proprietär. V2X bietet zum einen eine direkte Verbindung
(WLAN-Technik 802.11p) zwischen Streckenelementen und Schienenfahrzeug. Der Kunde
ist deshalb nicht von der Verfügbarkeit öffentlicher Netze abhängig. V2X bietet alternativ
als Cellular V2X eine mobile Datenverbindung, womit sich Komfortfunktionen (Mehrwertdienste)
realisieren lassen, die nicht direkt betriebsentscheidend sind. Die Mehrwertdienste,
sind dann durch netzwerkbasierte Kommunikation einfach umsetzbar.
[0010] Ein besonderer Vorteil ist die Migrationsfähigkeit mit annähernd identischer Funktionsweise
wie bei der konventionellen Meldeübertragungstechnik (IMU, Infrarot, Analogfunk).
Es können daher erfindungsgemäß einzelne Übertragungsstellen unabhängig voneinander,
also auch sukzessive migriert werden. Eine Kommunikation mit Komponenten der Straßeninfrastruktur
ist dabei möglich. Hier kann die z. T. bereits bestehende Infrastruktur von Städten
(z. B. an Ampelanlagen) einfach einbezogen werden, da ein einheitlicher Kommunikationsstandard
genutzt wird. Eine installierte V2X-Roadside Unit (Access Point an der Strecke der
nicht notwendigerweise allein durch den Zug, sondern auch durch andere Verkehrsteilnehmer
als Schienenfahrzeuge genutzt wird) empfängt dann Nachrichten im ITS-G5 (V2X) Format.
[0011] Durch die Lösung werden im Sichtfahrbetrieb sowohl die Streckeneinrichtungen im Gleis
als auch die korrespondierenden Fahrzeugantennen eingespart, die bei einer klassischen
punktförmigen Zugbeeinflussung zum Einsatz kommen müssten. Dies führt zu erheblichen
Einsparungen und löst Probleme der Montage der Fahrzeugantenne insbesondere in Niederflurstraßenbahnen.
Stattdessen wird erfindungsgemäß der V2X Standard genutzt, um Daten zu übertragen,
welche die realisierten Anwendungen betreffen. An der Strecke kann ein an den modifizierten
Funktionsumfang des Sichtfahrbetriebs angepasster Umfang an Komponenten (für den V2X
Standard) installiert werden, oder eine im geteilten Betriebsbereich bereits installierte
Infrastruktur für V2X genutzt werden. Hierdurch können Installationskosten zumindest
so weit eingespart werden, wie sich die bereits installierten Komponenten nutzen lassen.
Dadurch, dass hierzu ein Datenkommunikationssystem des Fahrzeugs wie zum Beispiel
V2X verwendet wird, ist die Lösung vergleichsweise kostengünstig realisierbar. Da
auf einen Zugsicherungsbetrieb verzichtet wird, können beispielsweise COTS-Komponenten
zum Einsatz kommen (COTS sind components of the shelf, also handelsübliche und damit
leicht verfügbare und kostengünstige Komponenten).
[0012] Das auf V2X basierende System bietet damit erfindungsgemäß einfach zu realisierende
digitale platzsparende Funktionen, insbesondere auch für Straßenbahnsysteme, ohne
Gleiseinrichtungen und auf diese zugeschnittene Antennen im Schienenfahrzeug. Die
digitalen oder virtuellen Funktionen können daher bevorzugt auch bei Niederflurfahrzeugen
mit begrenzten Platzverhältnissen zum Einsatz kommen (beispielsweise Straßenbahnen).
[0013] Weitere Vorteile sollen im Folgenden stichpunktartig aufgeführt werden.
- Kontinuierliche Erfassung und Meldung der Fahrzeugposition zur Ermöglichung einer
Zuglaufverfolgung in quasi Echtzeit als zusätzliches Feature.
- Bi-direktionaler Datenaustausch zwischen Strecke und Zug. Vorteilhaft kann dies durch
eine Übertragungstechnik, die durch ein automatisches Zugsicherungssystem im reservierten
Betriebsbereich vorgegeben wird, gewährleistet werden, wodurch ein Systemwechsel bei
der bidirektionalen Kommunikation im reservierten Betriebsbereich und im geteilten
Betriebsbereich vermieden wird.
- Bidirektionale Kommunikation, um Nachrichten (Text/Sprache) von Fahrdienstleitung
an Fahrer und umgekehrt zu ermöglichen. Vorteilhaft wird dies auch durch den V2X Standard
gewährleistet.
- Vereinfachung und Vereinheitlichung von Schnittstellen zu Streckeninfrastruktur und
auf dem Fahrzeug. Dies bedeutet, dass spätestens nach einer kompletten Ablösung bestehender,
im Gleis verbauter, im allgemeinen unidirektionaler Übertragungstechniken komplett
auf eine einheitliche Übertragungstechnik zurückgegriffen werden kann, welche dann
sowohl im reservierten Betriebsbereich als auch im geteilten Betriebsbereich zum Einsatz
kommt.
- Gerade bei Verkehrsnetzen, die sowohl über geteilte als auch reservierte Betriebsbereiche
verfügen, wird eine ganzheitliche Integration der unterschiedlichen Bereiche in ein
gemeinsames Verkehrsmanagementsystem erreicht, sodass eine gesamtheitliche Sichtbarkeit
und (wenn auch im geteilten Betriebsbereich eingeschränkte) Beinflussungsmöglichkeit
der Züge im gesamten Verkehrsnetz (d. h. in geteilten Betriebsbereichen genauso wie
in reservierten Betriebsbereichen) besteht.
- Der Möglichkeit der Einbindung beispielsweise einer Straßenbahn in ein gesamtheitliches,
standardisiertes Verkehrsmanagementsystems einer Stadt/Kommune/Ballungsraum wird möglich.
Dies kann über den schienengebundenen Verkehr hinaus gehen und auch Systeme des Straßenverkehrs,
bspw. Lichtsignalanlagen oder Omnibuslinien, umfassen.
- Die Nutzung einer vollständigen Infrastrukturausrüstung eines automatischen Zugbeeinflussungssystems
im geteilten Betriebsbereich wäre nicht wirtschaftlich und nicht nötig. Ein Betreiber
möchte eine bedarfsgerechte, investitionsoptimierte Ausrüstung des Streckennetzes
je nach Anforderungsprofil (Zugsicherungsbetrieb vs. Sichtfahrbetrieb). Hier setzt
eine Ausgestaltung der Erfindung an, wonach für den Sichtbereich ein modifizierter
Funktionsumfang zur Verfügung gestellt wird. Dieser ist vorzugsweise um sicherheitsrelevante
Funktionen reduziert, die im Sichtfahrbetrieb durch einen Zugführer übernommen werden
müssen. Deswegen kann auch eine im Funktionsumfang reduzierte Infrastruktur im Sichtfahrbetrieb
installiert werden. Beispielsweise können Sensoren weggelassen werden, die für einen
automatisierten Fahrbetrieb erforderlich wären.
- Möglichst wenig Hardware im Gleis / Gleiskörper, um Wartungs- und Instandhaltungsaufwände
zu reduzieren und gleichzeitig eine höhere Flexibilität bei Änderungen oder Erweiterungen
zu gewährleisten. Dies wird vorteilhaft durch den V2X Standard gewährleistet.
- Der Ablösung / Migration alter Meldeübertragungstechnik, da eine baldige Obsoleszenz
der bestehenden Systeme absehbar ist. Hier kann die Installation einer Infrastruktur
für die automatische Zugbeeinflussung Synergie-Effekte erzeugen, wobei die Infrastruktur
idealerweise mit standardisierter und zukunftsfähiger Technik einen Investitionsschutz
bietet. Dies gilt ebenfalls für die eingesetzte Hardware. Diese sollte ebenfalls möglichst
auf standardisierten Komponenten basieren.
- Ein weiterer Vorteil ist die Ausbaufähigkeit. Beispielsweise ist es möglich, den automatischen
Zugbetrieb (Zugsicherungsbetrieb) sukzessive auch auf den geteilten Betriebsbereich
zu übertragen, wenn die Technologie hierfür ausgereift genug ist. In diesem Fall müssen
nur noch die Komponenten der Infrastruktur für den automatischen Zugbetrieb installiert
werden, wobei eine Nachrüstung in einem solchen Fall kostengünstiger ist, als es eine
Erstausrüstung wäre. Perspektivisch können beispielsweise fahrerlose Straßenbahnen
dann sowohl in den reservierten Betriebsbereichen als auch in den geteilten Betriebsbereichen
zum Einsatz kommen.
[0014] Unter "rechnergestützt" oder "computerimplementiert" kann im Zusammenhang mit der
Erfindung eine Implementierung eines Verfahrens verstanden werden, bei dem mindestens
ein Computer oder Prozessor mindestens einen Verfahrensschritt des Verfahrens ausführt.
[0015] Unter einer "Rechenumgebung" kann im Zusammenhang mit der Erfindung eine IT-Infrastruktur
bestehend aus Komponenten wie Computern, Speichereinheiten, Programmen und aus mit
den Programmen zu verarbeitenden Daten, verstanden werden, die zur Ausführung mindestens
einer Applikation, die eine Aufgabe zu erfüllen hat, verwendet werden. Die IT-Infrastruktur
kann insbesondere auch aus einem Netzwerk der genannten Komponenten bestehen.
[0016] Unter einer "Recheninstanz" (oder kurz Instanz) kann innerhalb einer Rechenumgebung
eine funktionale Einheit verstanden werden, die einer Applikation (gegeben beispielsweise
durch eine Anzahl von Programmmodulen) zugeordnet werden kann und diese ausführen
kann. Diese funktionale Einheit bildet bei der Ausführung der Applikation ein physikalisch
(beispielsweise Computer, Prozessor) und/oder virtuell (beispielsweise Programmodul)
in sich geschlossenes System.
[0017] Der Ausdruck "Rechner" oder "Computer" deckt alle elektronischen Geräte mit Datenverarbeitungseigenschaften
ab. Computer können beispielsweise Clients, Server, Handheld-Computer, Kommunikationsgeräte
und andere elektronische Geräte zur Datenverarbeitung sein, die Prozessoren und Speichereinheiten
aufweisen können und über Schnittstellen auch zu einem Netzwerk zusammengeschlossen
sein können.
[0018] Unter einem "Prozessor" kann im Zusammenhang mit der Erfindung beispielsweise ein
Wandler, ein Sensor zur Erzeugung von Messsignalen oder eine elektronische Schaltung
verstanden werden. Bei einem Prozessor kann es sich insbesondere um einen Hauptprozessor
(engl. Central Processing Unit, CPU), einen Mikroprozessor, einen Mikrocontroller,
oder einen digitalen Signalprozessor, möglicherweise in Kombination mit einer Speichereinheit
zum Speichern von Programmbefehlen und Daten handeln. Auch kann unter einem Prozessor
ein virtualisierter Prozessor oder eine Soft-CPU verstanden werden.
[0019] Unter einer "Speichereinheit" kann im Zusammenhang mit der Erfindung beispielsweise
ein computerlesbarer Speicher in Form eines Arbeitsspeichers (engl. Random-Access
Memory, RAM) oder Datenspeichers (Festplatte oder Datenträger) verstanden werden.
[0020] Als "Programmmodule" sollen einzelne Software-Funktionseinheiten verstanden werden,
die einen erfindungsgemäßen Programmablauf von Verfahrensschritten ermöglichen. Diese
Software-Funktionseinheiten können in einem einzigen Computerprogramm oder in mehreren
miteinander kommunizierenden Computerprogrammen verwirklicht sein. Die hierbei realisierten
Schnittstellen können softwaretechnisch innerhalb eines einzigen Prozessors umgesetzt
sein oder hardwaretechnisch, wenn mehrere Prozessoren zum Einsatz kommen.
[0021] "Schnittstellen" können hardwaretechnisch, beispielsweise kabelgebunden oder als
Funkverbindung, und/oder softwaretechnisch, beispielweise als Interaktion zwischen
einzelnen Programmmodulen eines oder mehrerer Computerprogramme, realisiert sein.
[0022] Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass eine Cooperative Awareness
Message (CAM) des V2X Standards für die Kommunikation genutzt wird.
[0023] In diesem Anwendungsfall wird die CAM (Cooperative Awareness Message) genutzt, das
ließe sich alternativ aber auch mit einem anderen Nachrichtentyp innerhalb des V2X
Protokolls verwirklichen. In dieser Nachricht sind vorteilhaft Informationen enthalten,
aus der eine gewünschte Aktion eines Streckenelementes abgeleitet werden kann. Dies
kann z.B. Kurs, Linie und Ziel sein aus der im Falle einer Einzelweichensteuerung
die zu stellende Weichenlage ermittelt werden kann.
[0024] Vorzugsweise ist vorgesehen, dass ein erweiterter (also über den Wechsel von spezifischen
Streckeneinrichtungen hinausgehender) Funktionsumfang, der durch den V2X Standard
zusätzlich abgedeckt wird, nur Funktionen enthält, die für den Betrieb des Schienenfahrzeugs
als nicht sicherheitsrelevant eingestuft sind.
[0025] Gemäß der internationalen Norm IEC 61508 beziehungsweise spezifisch für den Bahnbereich
gemäß der europäischen Norm EN 50129 werden für Sicherheitsfunktionen (Safety) vier
Sicherheits-Integritätslevel oder Englisch Safety Integrity Level (SIL-1 bis SIL-4)
beziehungsweise Sicherheits-Anforderungsstufen unterschieden. Hierbei stellt der Sicherheits-Integritätslevel
4 die höchste und der Sicherheits-Integritätslevel 1 die niedrigste Stufe der Sicherheits-Integrität
dar. Der jeweilige Sicherheits-Integritätslevel beeinflusst das Vertrauensintervall
eines Messwertes dahingehend, dass das Vertrauensintervall umso kleiner ist, je höher
der Sicherheits-Integritätslevel ist, der seitens der jeweiligen Vorrichtung zu erfüllen
ist. Damit ergeben sich Einschränkungen aufgrund vergleichsweise ungenauer Messwerte
und des damit verbundenen vergleichsweise großen Vertrauensintervalls insbesondere
für solche Systeme, welche die höheren Sicherheits-Integritätslevel SIL-4 oder SIL-3
erfüllen. Die Dimension der Sicherheit der verschiedenen Sicherheits-Integritätslevel
lässt sich anschaulich mit der zu erwartenden Häufigkeit eines Ausfalls des Sicherheitsrelevanten
Systems, auch MTBF (Mean Time Between Failures) genannt, beschreiben. Diese liegt
bei SIL-1 im Bereich von 10 ... 100 a, bei SIL-2 im Bereich von 100 ... 1000 a, bei
SIL-3 im Bereich von 1000 ... 10000 a, und bei SIL-4 im Bereich von 10000 ... 100000
a.
[0026] Wenn durch den erweiterten Funktionsumfang nur Funktionen umfasst sind, die nicht
sicherheitsrelevant sind, hat das den Vorteil, dass die den Sichtfahrbetrieb begleitende
Hardwareinfrastruktur an der Strecke selbst auch nicht die Anforderungen an eine erhöhte
Sicherheit erfüllen müssen. Hierbei wird die Erkenntnis genutzt, dass im Sichtfahrbetrieb
für sicherheitsrelevante Funktionen der Zugführer verantwortlich ist, sodass die automatisch
umgesetzten Funktionen selbst die Sicherheit des Betriebs des Schienenfahrzeugs nicht
gefährden.
[0027] Als Beispiel kann die kontinuierliche Ortung des Schienenfahrzeugs im geteilten Betriebsbereich
genannt werden. Diese wird nicht für sicherheitsrelevante Funktionalitäten des Bahnbetriebs
verwendet. Der Fahrzeugführer wird mit anderen Worten unabhängig von der ermittelten
Position aufgrund von eigenen Urteilen Fahrentscheidungen für das im Sichtfahrbetrieb
befindliche Fahrzeug treffen. Die Ortung kann aber für nicht sicherheitsrelevante
Anwendungen (sog. Komfortfunktionen) wie zum Beispiel einen adaptiven Fahrplan genutzt
werden. Sollte bei einer solchen Funktion die durch Ortung ermittelte Position nicht
mit der tatsächlichen Position übereinstimmen, beeinflusst dies nämlich nicht die
Sicherheit des Schienenfahrzeug als solche sondern würde nur zu einem eventuell unzureichend
optimierten Fahrplan führen. Die daraus resultierenden Verspätungen würden allerdings
kein Sicherheitsrisiko für die Nutzer des Schienenfahrzeugs darstellen.
[0028] Vorteilhaft kann vorgesehen werden, dass der erweiterte Funktionsumfang mindestens
eine der folgenden Funktionen verwirklicht: Ermittlung von Ankunftsinformationen der
Schienenfahrzeuge, Fahrplan-Management mit einer Optimierung des Fahrplans.
[0029] Diese Funktionen können auch als Komfortfunktionen bezeichnet worden. Komfortfunktionen
zeichnen sich dadurch aus, dass sie für einen Betrieb des Schienenfahrzeugs aus Sicht
von Sicherheitserwägungen nicht erforderlich sind. Jedoch kann die Erfüllung von Komfortfunktionen
die Usability des Betriebs der Schienenfahrzeuge in dem betreffenden Verkehrsnetz
verbessern. Verbesserungen können in der Leistungsfähigkeit des Betriebs liegen, zum
Beispiel eine engere Taktung von aufeinanderfolgenden Zügen in dem Verkehrsnetz. Oder
auch in einer Verbesserung bei der Nutzung durch die Fahrgäste, zum Beispiel durch
Vorhersage der tatsächlichen Ankunftszeiten eines Schienenfahrzeugs im Bahnhof. Insgesamt
führen die angebotenen Komfortfunktionen zu einer größeren Akzeptanz bei den Fahrgästen
und vorteilhaft dadurch auch zu einer breiteren Nutzung.
[0030] Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Streckenelemente,
die den V2X Standard nutzen, dahingehend modifiziert sind, dass sie eine Verarbeitungseinheit
verwenden, die eine nach dem V2X Standard empfangene Nachricht in Steuerbefehle für
ein Stellelement konvertiert oder aus der empfangenen Nachricht Steuerbefehle generiert
und in beiden Fällen die Steuerbefehle an eine Steuerung für das betreffende Stellelement
überträgt, wobei die Steuerung das Stellelement mit den Steuerbefehlen ansteuert.
[0031] Innerhalb der Verarbeitungseinheit wird demnach berechnet, welche Aktion aus den
empfangenen Informationen abgeleitet werden kann. Z. B.: "Der Zug hat sich auf eine
gewisse Distanz angenähert, er fährt in die Richtung A und gehört der Linie B an,
außerdem stimmen alle Randbedingungen." daraus kann abgeleitet werden: "Ich gebe der
Weichensteuerung einen Steuerbefehl"
[0032] Diese Information wird nun an die Steuerung des Streckenelements geschickt. Dabei
werden dieselben Eingänge genutzt, die das vorige konventionelle System (z. B. sog.
IMU91) genutzt hat, was eine sukzessive Migration von dem konventionellen System zum
erfindungsgemäßen System vorteilhaft unterstützt. Denn es wird die Übertragungsstrecke
ersetzt, ohne die aktiven Komponenten zu ändern. Ein Vorteil ist dabei auch, Steuerungen
anderer Hersteller anschließen zu können. Bei der Umstellung eines Systems auf V2X
können streckenseitig einzelne IMU-Schleifen ersetzt und einzelne Verarbeitungseinheiten
installiert werden. Da die Kommunikation dezentral 1:1 erfolgen kann, ist die Folge
eine besonders leichte Migrationsfähigkeit.
[0033] Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die konvertierten Steuerbefehle
(Steueranforderung) eine Syntax aufweisen, die derjenigen von für das betreffende
Stellelement entwickelten spezifischen Streckenelementen entspricht.
[0034] Bei den spezifischen Streckenelementen handelt es sich um diejenigen, die durch die
Verarbeitungseinheit zu modifizieren bzw. modernisieren sind (oder bereits modifiziert
oder modernisiert wurden) . Wenn nach der Konvertierung der Nachrichten nach dem V2X
Standard als Ergebnis Nachrichten in derjenigen Syntax weitergeleitet werden können,
die die spezifischen Streckenelementen vorher genutzt haben, ist es vorteilhaft möglich,
dass die Steuerung sowie das Stellelement dieselben Nachrichten erhält, wie dies vor
der Modernisierung (Austausch von spezifischen Streckenelementen durch Verarbeitungseinheiten
nach dem V2X Standard) der Fall war. Dies bedeutet vorteilhaft, dass für die Steuerung
und gegebenenfalls das Stellelement kein Softwareupdate erforderlich ist. Auch eine
mit einem Systemwechsel eventuell verbundene Neuzulassung der Steuerung oder des Stellelementes
werden dadurch bedeutend vereinfacht.
[0035] Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass in dem geteilten Betriebsbereich
sowohl die modifizierten Streckenelemente als auch die spezifischen Streckenelemente
zum Einsatz kommen.
[0036] Ein geteilter Betriebsbereich, der so eingerichtet ist, dass sowohl die modifizierten
Streckenelemente als auch die spezifischen Streckenelemente zum Einsatz kommen können,
ermöglicht, wie bereits erläutert, die sukzessive Modernisierung des geteilten Betriebsbereiches.
Dies bedeutet, dass die spezifischen Streckenelemente wie zum Beispiel Kontaktschleifen
im Straßenbelag, nach und nach durch modifizierte Streckenelemente wie zum Beispiel
Funkmodule nach dem V2X-Standard (im Rahmen dieser Erfindung auch in sog. V2X-Einheiten
oder Schienenfahrzeuge integriert) ersetzt werden können. Hierbei wird vorteilhaft
der Betrieb mit Schienenfahrzeugen in dem betreffenden Verkehrsnetz kaum gestört,
sodass es nicht zu längeren Streckensperrungen kommen muss. Außerdem kann der Systemwechsel
sukzessive und damit bedarfsorientiert und kostengünstig durchgeführt werden.
[0037] Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass fest in einem Gleiskörper
verbaute spezifische Streckenelemente ersetzt werden.
[0038] Als Gleiskörper verstanden wird die gesamte Anlage, auf der ein schienengebundenes
Verkehrsmittel fahren kann, also Schienen und deren Befestigung beispielsweisen mit
Schwellen auf einem Gleisbett aus Schotter oder auch einer Straße für Straßenfahrzeuge
als Gleisbett, wie dies bei Straßenbahnen üblich ist.
[0039] Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass in einen das Gleis umgebenden
Straßenbelag eingebettete spezifischen Streckenelemente ersetzt werden.
[0040] Bei einem Austausch von spezifischen Streckenelementen, die im Gleiskörper fest verbaut
sind, wird der Vorteil eines Systemwechsels auf die erfindungsgemäßen modifizierten
Streckenelemente besonders deutlich. Die spezifischen Streckenelemente können am Einbauort
verbleiben, weswegen keine Bauarbeiten notwendig werden. Gleichzeitig können die modifizierten
Streckenelemente ohne größere Bauarbeiten in dem Verkehrsnetz installiert werden.
Diese benötigen keinen Einbauort im Gleiskörper, sondern können in der Nähe des Gleises
angebracht werden. Eine Kommunikation erfolgt dann vorteilhaft über den V2X Standard
per Funk.
[0041] Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung ist somit vorgesehen, dass außerhalb des
Gleiskörpers verbaute modifizierte Streckenelemente (beispielsweise in Form von V2X-Einheiten)
genutzt werden, damit die mit der Installation verbundenen Bauarbeiten wie erläutert
auf ein Mindestmaß reduziert werden können.
[0042] Die genannte Aufgabe wird alternativ mit dem eingangs angegebenen Anspruchsgegenstand
(Verfahren) erfindungsgemäß auch dadurch gelöst, dass zur Modernisierung in einer
Strecke des Betriebsbereiches verbaute, für das betreffende Stellelement spezifische
Streckenelemente sukzessive durch modifizierte Streckenelemente ersetzt werden, die
modifizierten Streckenelemente als Verarbeitungseinheit konfiguriert werden, die eine
nach dem Kommunikationsstandard empfangene Nachricht in Steuerbefehle für ein Stellelement
konvertiert oder aus der empfangenen Nachricht Steuerbefehle generiert und in beiden
Fällen an eine Steuerung für das betreffende Stellelement überträgt, wobei die Steuerung
das Stellelement mit den Steuerbefehlen ansteuert, die Steuerbefehle eine Syntax aufweisen,
die derjenigen von den in einer Strecke für das Schienenfahrzeug verbauten spezifischen
Streckenelementen entspricht,
wobei in dem geteilten Betriebsbereich sowohl als Verarbeitungseinheit ausgeführte
Streckenelemente als auch spezifische Streckenelemente zum Einsatz kommen.
[0043] Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass als Kommunikationsstandard
eine V2X Standard verwendet wird.
[0044] Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass der Betriebsbereich
in einem Verkehrsnetz liegt, der mit anderen Verkehrsteilnehmern als den Schienenfahrzeugen
geteilt wird.
[0045] Mit dem genannten weiteren Verfahren lassen sich die Vorteile erreichen, die im Zusammenhang
mit dem obenstehend näher beschriebenen Verfahren bereits erläutert wurden. Das zum
erfindungsgemäßen Verfahren Aufgeführte gilt entsprechend auch für das erfindungsgemäße
weitere Verfahren (zur Modernisierung).
[0046] Die genannte Aufgabe wird alternativ mit dem eingangs angegebenen Anspruchsgegenstand
(Verkehrsnetz) erfindungsgemäß auch dadurch gelöst, dass das Verkehrsnetz Streckenelemente
aufweist, die eingerichtet sind, ein Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6 durchzuführen.
[0047] Die genannte Aufgabe wird alternativ mit dem eingangs angegebenen Anspruchsgegenstand
(Schienenfahrzeug) erfindungsgemäß auch dadurch gelöst, dass das Schienenfahrzeug
eingerichtet ist, in einem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6 mit einem Streckenelement
zu kommunizieren.
[0048] Die genannte Aufgabe wird alternativ mit dem eingangs angegebenen Anspruchsgegenstand
(Verarbeitungseinheit) erfindungsgemäß auch dadurch gelöst, dass die Verarbeitungseinheit
eingerichtet ist, in einem Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6 mit einem Streckenelement
zu kommunizieren.
[0049] Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Streckenelement
ein modifiziertes Streckenelement ist.
[0050] Mit den genannten Vorrichtungen lassen sich die Vorteile erreichen, die im Zusammenhang
mit dem obenstehend näher beschriebenen Verfahren bereits erläutert wurden. Das zum
erfindungsgemäßen Verfahren Aufgeführte gilt entsprechend auch für die erfindungsgemäßen
Vorrichtungen.
[0051] Des Weiteren wird ein Programmmodule enthaltendes Computerprogramm mit Programmbefehlen
zur Durchführung des genannten erfindungsgemäßen Verfahrens und/oder dessen Ausführungsbeispielen
beansprucht, wobei mittels des Computerprogramms jeweils das erfindungsgemäße Verfahren
und/oder dessen Ausführungsbeispiele durchführbar sind.
[0052] Darüber hinaus wird eine Bereitstellungsvorrichtung zum Speichern und/oder Bereitstellen
des Computerprogramms beansprucht. Die Bereitstellungsvorrichtung ist beispielsweise
ein Speichereinheit, die das Computerprogramm speichert und/oder bereitstellt. Alternativ
und/oder zusätzlich ist die Bereitstellungsvorrichtung beispielsweise ein Netzwerkdienst,
ein Computersystem, ein Serversystem, insbesondere ein verteiltes, beispielsweise
cloudbasiertes Computersystem und/oder virtuelles Rechnersystem, welches das Computerprogramm
vorzugsweise in Form eines Datenstroms speichert und/oder bereitstellt.
[0053] Die Bereitstellung erfolgt in Form eines Programmdatensätzen als Datei, insbesondere
als Downloaddatei, oder als Datenstrom, insbesondere als Downloaddatenstrom, des Computerprogramms.
Diese Bereitstellung kann beispielsweise aber auch als partieller Download erfolgen,
der aus mehreren Teilen besteht. Ein solches Computerprogramm wird beispielsweise
unter Verwendung der Bereitstellungsvorrichtung in ein System eingelesen, sodass das
erfindungsgemäße Verfahren auf einem Computer zur Ausführung gebracht wird.
[0054] Weitere Einzelheiten der Erfindung werden nachfolgend anhand der Zeichnung beschrieben.
Gleiche oder sich entsprechende Zeichnungselemente sind jeweils mit den gleichen Bezugszeichen
versehen und werden nur insoweit mehrfach erläutert, wie sich Unterschiede zwischen
den einzelnen Figuren ergeben.
[0055] Bei den im Folgenden erläuterten Ausführungsbeispielen handelt es sich um bevorzugte
Ausführungsformen der Erfindung. Bei den Ausführungsbeispielen stellen die beschriebenen
Komponenten der Ausführungsformen jeweils einzelne, unabhängig voneinander zu betrachtende
Merkmale der Erfindung dar, welche die Erfindung jeweils auch unabhängig voneinander
weiterbilden und damit auch einzeln oder in einer anderen als der gezeigten Kombination
als Bestandteil der Erfindung anzusehen sind. Des Weiteren sind die beschriebenen
Komponenten auch durch mit den vorstehend beschriebenen Merkmalen der Erfindung kombinierbar.
[0056] Es zeigen:
Figur 1 ein Ausführungsbeispiel der erfindungsbemäßen Vorrichtungen in Form des Verkehrsnetzes
und des Schienenfahrzeugs mit ihren Wirkzusammenhängen schematisch,
Figur 2 ein Ausführungsbeispiel einer Computer-Infrastruktur der Vorrichtung gemäß
Figur 1 als Blockschaltbild, wobei die einzelnen Funktionseinheiten Programmmodule
ausführen, die jeweils in einem oder mehreren Prozessoren ablaufen können und wobei
die Schnittstellen demgemäß softwaretechnisch oder hardwaretechnisch ausgeführt sein
können.
[0057] Gemäß Figur 1 ist schematisch ein Verkehrsnetz dargestellt, welches exemplarisch
durch ein Gleis GL der das Verkehrsnetz mitbildenden Strecke für ein Fahrzeug FZ,
welches sich in einer Fahrtrichtung FR bewegt, vorgesehen ist. Die Strecke weist einen
reservierten Betriebsbereich RBB auf, wo nur Schienenfahrzeuge FZ verkehren dürfen.
Dies ist in einem Tunnel TL der Fall. Außerdem gibt es einen geteilten Betriebsbereich
GBB, wie dies beispielsweise bei Straßenbahnen üblich ist. In diesen geteilten Betriebsbereich
GBB können andere Verkehrsteilnehmer, die in Figur 1 nicht näher dargestellt sind,
das Gleis GL kreuzen oder in dessen Bereich fahren (Fußgänger, Radfahrer, Kraftfahrzeuge).
[0058] Das Gleis GL kann streckenseitige Einrichtungen wie z. B. eine Balise BL und ein
weiteres Streckenelement IMU, welches durch eine induktive elektrische Schleife gebildet
ist, aufweisen. Das Streckenelement IMU ist in den das Gleis GL tragenden Untergrund
eingebettet und nicht näher dargestellt. Weiterhin sind Stellelemente W1, W2 in Form
von Weichen dargestellt. Diese bestimmen über den Weg des Schienenfahrzeugs FZ im
Verkehrsnetz. Die Stellelemente W1, W2 werden durch Controller CL1, CL2 angesteuert,
welche entsprechende Stellbefehle umsetzen.
[0059] Im Falle des ersten Stellelements W1 wird über das Streckenelement IMU ein Stellbefehl
über eine dritte Schnittstelle S3 an den ersten Controller CL1 weitergegeben, der
den Stellbefehl über eine dreizehnte Schnittstelle S13 umsetzt, um das erste Stellelement
W1 zu stellen. Im Falle des zweiten Stellelements W2 wird ein Stellbefehl beispielsweise
über eine zehnte Schnittstelle S10 initiiert, wobei es sich bei der zehnten Schnittstelle
S10 um eine Funkschnittstelle zwischen zwei Antennen AT, jeweils im Schienenfahrzeug
FZ und in einer V2X-Einheit V2X-U handelt, die daher als V2X-Schnittstelle ausgeführt
ist.
[0060] Die Verarbeitungseinheit CV bildet einen Teil eines modifizierten Streckenelementes,
welches ein spezifisches Streckenelement ersetzen soll. Das spezifische Streckenelement
ist daher nicht dargestellt, weil es aus der Strecke ausgebaut oder zumindest außer
Betrieb gesetzt wurde (vergleiche hierzu auch die folgenden Erklärungen). Die Verarbeitungseinheit
CV konvertiert das durch die V2X-Einheit V2X-U über eine 14. Schnittstelle S14 übertragene
Signal und sendet es über eine vierte Schnittstelle S4 an den zweiten Controller CL2.
Dabei ist das durch die Verarbeitungseinheit CV konvertierte Signal in demselben Format
verfügbar wie das durch das spezifischen Streckenelement IMU erzeugte und über die
dritte Schnittstelle S3 dem ersten Controller CL1 übermittelte Signal. Zu diesem Zweck
kann der zweite Controller CL2 über eine zwölfte Schnittstelle S12 einen Stellbefehl
an das zweite Stellelement W2 geben.
[0061] Figur 1 macht deutlich, dass das Streckenelement IMU in Abhängigkeit von einer Überfahrt
des Schienenfahrzeugs FZ ein Signal über die dritte Schnittstelle S3 übermittelt.
Insofern ist das Streckenelement IMU als Sensor zur Detektion zur Überfahrt von Schienenfahrzeugen
FZ ausgelegt. Dieses Streckenelement kann jedoch, wie für das Stellelement W2 gezeigt
ist, durch die Verarbeitungseinheit CV und die an der Strecke liegende V2X-Einheit
V2X-U mit einer Antenne AT ersetzt werden, was eine direkte Aussendung eines Signals
von der V2X-Einheit über die vierzehnte Schnittstelle S14 ermöglicht. Hierbei wird
eine IT-Infrastruktur nach dem V3X-Standard genutzt, die im Verkehrsnetz zumindest
zum Teil ohnehin vorhanden ist und die im Schienenfahrzeug kostengünstig mit COTS-Komponenten
nachgerüstet werden kann.
[0062] In dem Verkehrsnetz ist durch eine Vielzahl von Antennen AT ein Netzwerk gebildet,
welches eine Kommunikation ermöglicht. Hieran ist auch eine Leitzentrale LZ beteiligt,
in der beispielsweise adaptive Zugpläne erstellt werden können und die bei der Abwicklung
eines CBTC Verfahrens in dem reservierten Betriebsbereich RBB mitwirkt. Die Leitzentrale
LZ kommuniziert zu diesem Zweck über eine erste Schnittstelle S1 mit einem Stellwerk
STW, welches seinerseits über eine zweite Schnittstelle S2 mit einer CBTC-Einheit
CBTC-U zur Durchführung eines CBTC Verfahrens in dem Tunnel TL kommuniziert. Bei einer
Balise im Tunnel handelt es sich aber um eine sogenannte Festdatenbalise die im Rahmen
der Durchführung des CBTC-Verfahrens beteiligt ist.
[0063] Das Schienenfahrzeug FZ kommuniziert über eine sechste Schnittstelle S6 mit der Leitzentrale
LZ. Weitere Schnittstellen können vorgesehen sein, auch wenn dies nicht in Figur 1
dargestellt ist. Zum Beispiel kommuniziert das Schienenfahrzeug FZ über nicht dargestellte
Schnittstellen mit Antennen AT im Tunnel TL, damit eine Verbindung über die Schnittstelle
S5 zur CBTC-Einheit CBTC-U aufgebaut werden kann. Wichtig ist allerdings, dass der
Zugsicherungsbetrieb im Tunnel TL über CBTC, und der Sichtfahrbetrieb, in dem ein
nicht dargestellter Fahrzeugführer das Schienenfahrzeug FZ führt, ein Dienst mit im
Vergleich zum automatisierten Zugleitbetrieb modifiziertem Funktionsumfang zum Einsatz
kommt, wobei eine automatisierte Bedienung und Überwachung des Schienenfahrzeugs durchgeführt
wird. Dieser Dienst bedient sich zur Kommunikation des V2X-Standards.
[0064] In Figur 2 ist zu erkennen, wie ein Netzwerk entsprechend der Darstellung in Figur
1 für den geteilten Betriebsbereich (GBB) aufgebaut sein kann. Die Leitzentrale LZ
weist einen ersten Computer CP1 mit einer ersten Speichereinheit SE1 auf, die über
eine einundzwanzigste Schnittstelle S21 mit dem ersten Computer CP1 verbunden ist.
Mit einem Computer CP2 im Schienenfahrzeug FZ kommuniziert der Computer CP1 der Leitzentrale
LZ über die sechste Schnittstelle S6. Einzelheiten zur Übertragungstechnik sind in
Figur 2 nicht dargestellt. Das Schienenfahrzeug FZ weist zum Zwecke der Kommunikation
den zweiten Computer CP2 auf, der über eine zweiundzwanzigste Schnittstelle S22 mit
einer zweiten Speichereinheit SE2 verbunden ist. Über die zehnte Schnittstelle S10
kommuniziert der zweite Computer CP2 mit einem fünften Computer CP5 in der Verarbeitungseinheit
CV, die ebenfalls eine fünfte Speichereinheit SE5 aufweist, die mit dem fünften Computer
CP5 über eine fünfundzwanzigste Schnittstelle S25 verbunden ist.
[0065] Außerdem ist eine V2X-Einheit V2X-U vorgesehen, die über einen achten Computer CP8
verfügt, welcher über eine 28. Schnittstelle S28 mit einer achten Speichereinheit
SE8 verbunden ist. Über eine 14. Schnittstelle S14 kann der fünfte Computer CP5 auch
Signale von der V2X-Einheit empfangen, beispielsweise über WLAN, wobei es sich bei
der betreffenden V2X-Einheit um eine in dem geteilten Betriebsbereich (GBB) auch für
andere Verkehrsteilnehmer (beispielsweise Kraftfahrzeuge) vorgesehene Einheit handelt.
[0066] Der fünfte Computer CP5 kommuniziert über die vierte Schnittstelle S4 mit einem siebten
Computer CP7 des zweiten Controllers CL2, wobei der siebte Computer CP7 über eine
siebenundzwanzigste Schnittstelle S27 mit einer siebten Speichereinheit SE7 verbunden
ist. Der zweite Controller CL2 kann mit dem siebenten Computer CP7 über die zwölfte
Schnittstelle S12 das zweite Stellelement W2 ansteuern.
[0067] Über die elfte Schnittstelle S11 findet auch eine Kommunikation des Schienenfahrzeugs
FZ mit einem sechsten Computer CP6 des ersten Controllers CL1 statt. Diese besteht
in einer Überfahrt über das Streckenelement IMU, wobei dabei induktiv ein Signal ausgelöst
wird. Auch der erste Controller CL1 weist eine sechste Speichereinheit SE6 auf, die
über eine sechsundzwanzigste Schnittstelle S26 mit dem sechsten Computer CP6 verbunden
ist. Der sechste Computer CP6 kann seinerseits über die dreizehnte Schnittstelle S13
das erste Stellelement W1 ansteuern.
Bezugszeichenliste
[0068]
- LZ
- Leitzentrale
- FZ
- Fahrzeug
- FR
- Fahrtrichtung
- GL
- Gleis
- AT
- Antenne
- STA
- Streckenabschnitt
- W1 ... W2
- Stellelement (Weiche)
- CL1 ... CL2
- Controller (Steuerung)
- CV
- Verarbeitungseinheit (Converter als Teil des modifizierten Streckenelements)
- BL
- Balise
- TL
- Tunnel
- RBB
- reservierter Betriebsbereich
- GBB
- geteilter Betriebsbereich
- IMU
- Streckenelement (spezifisch)
- STW
- Stellwerk
- CBTC-U
- CBTC-Einheit
- V2X-U
- V2X-Einheit
- CP1 ... CP7
- Computer
- SE1 ... SE7
- Speichereinrichtung
- S1 ... S13
- Schnittstelle
- ZSB
- Zugsicherungsbetrieb
- SFB
- Sichtfahrbetrieb
- SIL1...4
- sicherer Betriebsmodus
- NSIL
- nicht sicherer Betriebsmodus
- CBTC
- Zugbeeinflussungsschritt
- TRF
- Transferschritt
- INF
- Informationsschritt
- INF_OT
- Ausgabeschritt für Information
- STB
- Steuerbefehl
- STB_OT
- Ausgabeschritt für Steuerbefehl
- HMB
- manueller Befehl durch Zugführer
- HMB_IN
- Eingabeschritt für manuellen Befehl
1. Verfahren zum Betreiben von Schienenfahrzeugen (FZ) in einem Verkehrsnetz in einem
mit anderen Verkehrsteilnehmern als den Schienenfahrzeugen geteilten Betriebsbereich
(GBB), wobei die Schienenfahrzeuge mit im Betriebsbereich angeordneten Streckenelementen
kommunizieren,
dadurch gekennzeichnet,
dass
• die Schienenfahrzeuge und die Streckenelemente für eine Kommunikation untereinander
einen V2X Standard nutzen und
• die Schienenfahrzeuge in einem für die Schienenfahrzeuge reservierten Betriebsbereich
(RBB) über einen vom V2X Standard verschiedenen Kommunikationsstandard mit den Streckenelementen
kommunizieren.
2. Verfahren nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet,
dass eine Cooperative Awareness Message (CAM) des V2X Standards für die Kommunikation
genutzt wird.
3. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Streckenelemente, die den V2X Standard nutzen, dahingehend modifiziert sind,
dass sie eine Verarbeitungseinheit (CV) verwenden, die eine nach dem V2X Standard
empfangene Nachricht in Steuerbefehle für ein Stellelement (W1 ... W2) konvertiert
oder aus der empfangenen Nachricht Steuerbefehle generiert und in beiden Fällen die
Steuerbefehle an eine Steuerung (CL2) für das betreffende Stellelement überträgt,
wobei die Steuerung das Stellelement mit den Steuerbefehlen ansteuert.
4. Verfahren nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass die konvertierten Steuerbefehle eine Syntax aufweisen, die derjenigen von für das
betreffende Stellelement (W1 ... W2) entwickelten spezifischen Streckenelementen (IMU)
entspricht.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass in dem geteilten Betriebsbereich sowohl die modifizierten Streckenelemente als auch
die spezifischen Streckenelemente (IMU) zum Einsatz kommen.
6. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass fest in einem Gleiskörper verbaute spezifischen Streckenelemente (IMU) ersetzt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass in einen das Gleis umgebenden Straßenbelag eingebettete spezifischen Streckenelemente
(IMU) ersetzt werden.
8. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass außerhalb des Gleiskörpers verbaute modifizierte Streckenelemente (V2X-U) genutzt
werden.
9. Verfahren zum Modernisieren eines Betriebsbereiches (GBB) für Schienenfahrzeuge (FZ),
wobei der Betriebsbereich Stellelemente (W2) aufweist, die von Streckenelementen mit
Steuerbefehlen angesteuert werden,
dadurch gekennzeichnet,
dass
• zur Modernisierung in einer Strecke des Betriebsbereiches verbaute, für das betreffende
Stellelement (W2) spezifische Streckenelemente (IMU) sukzessive durch modifizierte
Streckenelemente ersetzt werden,
• eine Verarbeitungseinheit der modifizierten Streckenelemente (CV) jeweils konfiguriert
wird, die eine nach einem Kommunikationsstandard empfangene Nachricht in Steuerbefehle
für ein Stellelement (W1) konvertiert oder aus der empfangenen Nachricht Steuerbefehle
generiert und in beiden Fällen an eine Steuerung (CL2) für das betreffende Stellelement
überträgt, wobei die Steuerung das Stellelement (W1) mit den Steuerbefehlen ansteuert,
• die Steuerbefehle eine Syntax aufweisen, die derjenigen von den in einer Strecke
für das Schienenfahrzeug verbauten spezifischen Streckenelementen (IMU) entspricht,
• wobei in dem geteilten Betriebsbereich sowohl jeweils eine Verarbeitungseinheit
(CV) aufweisende Streckenelemente als auch spezifische Streckenelemente (IMU) zum
Einsatz kommen.
10. Verfahren nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass als Kommunikationsstandard ein V2X-Standard verwendet wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Betriebsbereich (GBB) in einem Verkehrsnetz liegt, der mit anderen Verkehrsteilnehmern
als den Schienenfahrzeugen (FZ) geteilt wird.
12. Verkehrsnetz zum Betreiben von Schienenfahrzeugen (FZ) mit einem mit anderen Verkehrsteilnehmern
als den Schienenfahrzeugen geteilten Betriebsbereich (GBB),
dadurch gekennzeichnet,
dass das Verkehrsnetz Streckenelemente aufweist, die eingerichtet sind, ein Verfahren
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6 durchzuführen.
13. Schienenfahrzeug (FZ) zum Betreiben in einem Verkehrsnetz mit einem mit anderen Verkehrsteilnehmern
als den Schienenfahrzeugen geteilten Betriebsbereich (GBB),
dadurch gekennzeichnet,
dass das Schienenfahrzeug eingerichtet ist, in einem Verfahren gemäß einem der Ansprüche
1 bis 6 mit einem Streckenelement (CV, IMU) zu kommunizieren.
14. Verarbeitungseinheit (CV) zum Betreiben in einem Verkehrsnetz mit einem mit anderen
Verkehrsteilnehmern als den Schienenfahrzeugen geteilten Betriebsbereich (GBB),
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verarbeitungseinheit eingerichtet ist, in einem Verfahren gemäß einem der Ansprüche
1 bis 6 in einem Streckenelement (CL2) Signale zu verarbeiten.
15. Schienenfahrzeug nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Streckenelement (CL2) ein modifiziertes Streckenelement ist.
16. Computerprogramm mit Programmbefehlen zur Durchführung des Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1 - 9.
17. Bereitstellungsvorrichtung für das Computerprogramm nach dem letzten voranstehenden
Anspruch, wobei die Bereitstellungsvorrichtung das Computerprogramm speichert und/oder
bereitstellt.