Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ausrichten eines mehradrigen fadenförmigen
Werkstoffes, insbesondere einer mehradrigen Leitung, sowie eine Vorrichtung zum Ausführen
eines solchen Verfahrens.
Stand der Technik
[0002] In der Kabelkonfektion besteht bei mehradrigen Leitungen das Problem, dass die Ausrichtung
der Adern der Leitung nach dem Einlegen in eine Konfektionsanlage oft nicht einer
gewünschten Ausrichtung entspricht. In der Regel wird eine waagrechte Ausrichtung
der Adern mit einer definierten Position der Einzeladern bevorzugt. Diese Ausrichtung
erfordert ein Drehen der Leitung, wobei der Drehwinkel von Leitung zu Leitung verschieden
sein kann.
[0003] Die Druckschrift
DE 10 2019 122 706 A1 betrifft eine Montagevorrichtung zum automatisierten Montieren und Einstecken einer
Leitung in einen Steckverbinder. Die Montagevorrichtung weist eine erste Manipulatoreinheit
und eine zweite Manipulatoreinheit auf, die jeweils zum Greifen und Führen der Leitung
ausgebildet sind. Eine optische Erkennungsvorrichtung ist vorgesehen, die zur Positions-
und Ausrichtungsbestimmung der Leitung ausgebildet ist, wobei die erste Manipulatoreinheit
zur Vorpositionierung der Leitung ausgebildet ist und wobei die zweite Manipulatoreinheit
zur Ausrichtung und zum Einstecken der vorpositionierten Leitung ausgebildet ist.
[0004] Im Stand der Technik sind bei beidseitiger Bearbeitung der Leitung beide Leitungsenden
eingespannt. Die Leitungsenden zeigen für die Bearbeitung für gewöhnlich in die gleiche
Richtung, was einen 180°- Bogen der Leitung erforderlich macht. Je enger der Bogen,
d.h. je geringer der Biegeradius der Leitung ist, desto größer ist die Stauchung bzw.
Dehnung im Biegebereich. Je höher die Steifigkeit der Leitung ist, desto stärker wirkt
sich der Biegeradius im Widerstandsmoment beim Drehen der Leitung aus.
[0005] In der Praxis sind die Leitungsenden üblicherweise so nah wie möglich und nur so
weit wie nötig voneinander beabstandet, um die Anlagenlänge nicht unnötig zu vergrößern
und Taktzeit zu sparen. Bei sehr steifen Leitungen, kann es im Stand der Technik dazu
kommen, dass die Leitung nicht mehr verarbeitet bzw. gedreht werden kann.
Beschreibung der Erfindung
[0006] Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung
bereitzustellen, die eine vereinfachte Ausrichtung einer mehradrigen Leitung ermöglichen.
[0007] Die oben genannte Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Ausrichten eines mehradrigen
fadenförmigen Werkstoffes nach Anspruch 1, sowie eine Vorrichtung zum Ausführen eines
Verfahrens zum Ausrichten eines mehradrigen fadenförmigen Werkstoffes nach Anspruch
12 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungsformen der Erfindung lassen sich den
Unteransprüchen, der Beschreibung sowie den Zeichnungen entnehmen.
[0008] Insbesondere wird die oben genannte Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zum Ausrichten
eines mehradrigen fadenförmigen Werkstoffes, aufweisend die folgenden Schritte: Fixieren
eines ersten Endes des fadenförmigen Werkstoffes mit einer ersten Fixiervorrichtung
und fixieren eines zweiten Endes des fadenförmigen Werkstoffes mit einer zweiten Fixiervorrichtung,
Ausrichten der ersten und zweiten Fixiervorrichtung, so dass der fadenförmige Werkstoff
zwischen dem ersten und dem zweiten Ende des fadenförmigen Werkstoffes eine Schlaufe
bildet, wobei die Schlaufe einen ersten Radius aufweist, Ausführen einer Relativbewegung
der ersten und/oder zweiten Fixiervorrichtung, so dass der erste Radius auf einen
zweiten Radius vergrößert wird, und Drehen des ersten Endes mittels der ersten Fixiervorrichtung
und/oder des zweiten Endes mittels der zweiten Fixiervorrichtung, so dass die Adern
des fadenförmigen Werkstoffes eine bestimmte Ausrichtung erhalten.
[0009] Wie im Stand der Technik beschrieben, sind die Enden einer Leitung bzw. eines Werkstoffes
üblicherweise so nah wie möglich und nur so weit wie nötig voneinander beabstandet.
In der Praxis bildet die Leitung dabei, in Abhängigkeit ihrer Länge, ihrer Steifigkeit
und des Abstands der Leitungsenden, eine Schlaufe mit einem ersten Radius. Die Erfinder
haben erkannt, dass diese Anordnung, insbesondere der gebildete erste Radius der Schlaufe,
oftmals im Widerspruch zu einem effektiven und leichten Drehen des Werkstoffes bzw.
der Leitung steht. Je nach Länge des Werkstoffes bzw. der Leitung und/oder dessen/deren
Biegesteifigkeit verringert ein größerer Radius der Schlaufe das benötigte Drehmoment/Widerstandsmoment
zum Ausrichten der Enden des mehradrigen Werkstoffs bzw. der mehradrigen Leitung.
In der Folge verringert ein geringeres Drehmoment die Wahrscheinlichkeit einer mechanischen
Verletzung der Leitung und den benötigten mechanischen Aufwand, d.h. Energie. Dadurch
kann eine hohe Qualität in der Verarbeitung erreicht werden und Kosten gesenkt werden.
[0010] Bevorzugt umfasst der Schritt des Ausrichtens, dass das erste und das zweite Ende
des fadenförmigen Werkstoffes in einem ersten Abstand zueinander in die gleiche Richtung
ausgerichtet werden.
[0011] Bevorzugt umfasst der Schritt des Ausführens einer Relativbewegung der ersten und/oder
zweiten Fixiervorrichtung, dass der erste Abstand auf einen zweiten Abstand vergrößert
wird und/oder, dass die erste und zweite Fixiervorrichtung quer zueinander ausgerichtet
werden. Quer meint dabei, dass die erste und zweite Fixiervorrichtung (21, 22) nicht
parallel ausgerichtet sind. Durch das Vergrößern des ersten Abstands kann auf einfache
Weise der erste Radius vergrößert werden. Insbesondere an Lineartransferanlagen ohne
drehbare Werkstoffträger bzw. Fixiereinrichtungen kann die Vergrößerung des ersten
Abstands leicht umgesetzt werden und zum Vergrößern des ersten Radius führen.
[0012] Bevorzugt umfasst der Schritt des Drehens, dass das erste oder das zweite Ende in
seine bestimmte Ausrichtung gedreht wird und das entsprechende zweite oder erste Ende
mitgedreht wird, und danach das zweite oder erste Ende, das mitgedreht wurde, alleine
in seine bestimmte Ausrichtung gedreht wird. Das Mitdrehen des entsprechenden Endes
reduziert oder begrenzt die Torsion der Leitung. Die Torsion der Leitung kann auf
maximal 180 Grad begrenzt werden. Je geringer die Torsion desto besser für die Leitungsqualität.
Im besten Fall kann die Torsion beim Mitdrehen auf Null gehalten werden. Lediglich
die danach möglicherweise noch erfolgende Einzeldrehung des mitgedrehten Endes in
seine bestimmte Ausrichtung kann dann zu einer Torsion führen. In diesem Fall ist
die Torsion jedoch auch auf max. 180 Grad begrenzt. Eine Torsion der Leitung bis zu
360 Grad ist ausgeschlossen.
[0013] Bevorzugt weist das Verfahren weiterhin den Schritt auf: Ausführen einer Relativbewegung
der ersten und/oder zweiten Fixiervorrichtung, so dass der zweite Radius auf den ersten
Radius oder einen dritten Radius verringert wird. Bevorzugt weist das Verfahren weiterhin
den Schritt auf: Ausführen einer Relativbewegung der ersten und/oder zweiten Fixiervorrichtung,
so dass der zweite Abstand auf den ersten Abstand oder einen dritten Abstand verringert
wird. Die Reduzierung des Radius und/oder Abstandes ermöglicht eine platzsparende
Weiterverarbeitung des Werkstoffes bzw. der Leitung, zum Beispiel in der Leitungskonfektion.
Der fadenförmige Werkstoff muss nicht seine ursprüngliche erste Ausrichtung einnehmen,
wenn ein verschiedener dritter Abstand bzw. dritter Radius für das weitere Werkstoff-
oder Leitungshandling vorteilhafter ist.
[0014] Bevorzugt umfasst der erste Abstand einen Bereich von 40 - 90mm, bevorzugter von
50 - 80mm, und am bevorzugtesten von 65 - 75mm. Die genannten Abstände bieten einen
guten Kompromiss in der Leitungskonfektion zwischen der Anlagenlänge und einer optimalen
Verarbeitung der Leitungsenden.
[0015] Bevorzugt entspricht der zweite Abstand mindestens dem 1,2-fachen, bevorzugt mindestens
dem 1,5-fachen, und am bevorzugtesten mindestens dem 2-fachen des ersten Abstands.
Ein größerer Abstand reduziert das notwendige Drehmoment für das Drehen eines Werkstoffes
bzw. einer Leitung. Je höher die Biegesteifigkeit eines Werkstoffes und/oder je größer
die Länge des Werkstoffes bzw. der Leitung desto größer sollte der Abstand gewählt
werden, um eine Drehung leichter zu bewirken. Entscheidend ist der kleinste Biegeradius
der Leitung, der das Widerstandsmoment überwiegend erzeugt.
[0016] Bevorzugt werden das erste und zweite Ende gleichzeitig und in die gleiche Drehrichtung
gedreht. Die gleichzeitige Drehung an beiden Enden erleichtert die Drehung und beschleunigt
die Ausrichtung.
[0017] Bevorzugt weist der fadenförmige Werkstoff zumindest zwei Adern auf und die bestimmte
Ausrichtung umfasst eine waagerechte Ausrichtung der zumindest zwei Adern, so dass
die zumindest zwei Adern am ersten und zweiten Ende des fadenförmigen Werkstoffes
auf einer Geraden liegen. Die Ausrichtung aller Adern der beiden Enden des Werkstoffes
bzw. der Leitung auf einer Geraden ermöglicht eine einfachere und bessere Weiterbearbeitung
des Werkstoffes bzw. der Leitung.
[0018] Bevorzugt umfasst der fadenförmige Werkstoff eine nicht-gecoilte Leitung. Ein Ende
des fadenförmigen Werkstoffs kann bei einer Drehung als das führende Ende bezeichnet
werden. Bei einer nicht-gecoilten Leitung wirkt sich die Drehung des führenden Endes
unmittelbar auf das andere Ende aus, so dass das andere Ende in gleichem Maße mitgedreht
wird. Dadurch kann eine Torsion der Leitung, die sich nachteilig auf die Leitungsqualität
auswirkt, zumindest verringert bzw. begrenzt werden.
[0019] Bevorzugt umfasst die Relativbewegung eine Bewegung der ersten Fixiervorrichtung
oder eine Bewegung der zweiten Fixiervorrichtung oder eine Bewegung der ersten und
zweiten Fixiervorrichtung.
[0020] Bevorzugt erfolgen das Drehen um die Mittelachse des Werkstoffes bzw. der Leitung
und die Ausrichtung der Adern in Bezug auf die Mittelachse am ersten und/oder zweiten
Ende. Bevorzugt beträgt eine Drehung weniger als 360 Grad, bevorzugter weniger als
180 Grad und am bevorzugtesten weniger als 135 Grad. Der Drehwinkel ergibt sich aus
dem Abstand zu einer Bezugsebene. Die Bezugsebene kann eine vertikale, horizontale
oder geneigte Ebene umfassen.
[0021] Die oben genannte Aufgabe wird weiterhin insbesondere gelöst durch eine Vorrichtung
zum Ausführen eines Verfahrens zum Ausrichten eines mehradrigen fadenförmigen Werkstoffes.
[0022] Bevorzugt sind die erste und die zweite Fixiervorrichtung separat, und die erste
und die separate zweite Fixiervorrichtung können unabhängig voneinander bewegt werden.
Die erste und zweite Fixiervorrichtung können an einer gemeinsamen Basis befestigt
sein, sind jedoch unabhängig voneinander bewegbar. Insbesondere kann die gleichzeitige
Bewegung der ersten und zweiten Fixiervorrichtung die Zeit zum verändern des Abstandes
verringern, während die Bewegung nur einer Fixiervorrichtung die Komplexität der Vorrichtung
verringern kann.
[0023] Die folgende Beschreibung von Ausführungsformen erfolgt unter Bezugnahme auf die
begleitenden Figuren. Dabei zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer Ausführungsform einer Anordnung eines fadenförmigen
Werkstoffes, bei dem ein erstes und ein zweites Ende des Werkstoffes in einem ersten
Abstand zueinander angeordnet sind;
- Fig. 2
- die Darstellung aus Fig. 1, bei der das erste und das zweite Ende in einem zweiten
Abstand zueinander angeordnet sind;
- Fig. 3
- eine schematische Schnittdarstellung der Ebene A-A aus Fig. 1, bei der die Adern des
Werkstoffes bzw. der Leitung in Bezug auf die Mittelachse willkürlich ausgerichtet
sind; und
- Fig. 4
- die Darstellung aus Fig. 3, bei der alle Adern nach dem Ausrichten entlang einer Gerade
ausgerichtet sind.
[0024] Im Folgenden werden bevorzugte Ausführungsformen im Detail mit Bezug auf die beigefügten
Figuren beschrieben.
[0025] Fig. 1 zeigt eine Ausführungsform einer Anordnung einer Leitung 1 mit einem ersten
Ende 11 in einer ersten Fixiervorrichtung 21 und einem zweiten Ende 12 in einer zweiten
Fixiervorrichtung 22. Das erste und das zweite Ende 11, 12 müssen nicht notwendigerweise
mit ihrer Schnittkante (Ebene A-A) in der jeweiligen ersten oder zweiten Fixiervorrichtung
21, 22 angeordnet sein. Wie in Figs. 1 und 2 dargestellt, kann die Schnittkante des
ersten bzw. zweiten Leitungsendes 11, 12 einen Abstand zur ersten bzw. zweiten Fixiervorrichtung
21, 22 aufweisen, so lange die Leitungsenden 11, 12 zuverlässig durch die erste und
zweite Fixiervorrichtung 21, 22 gehalten und ausgerichtet werden. Die Leitung 1 kann
eine niedrige oder hohe Biegesteifigkeit aufweisen. Die Länge der Leitung 1 umfasst
bevorzugt einen Bereich von 0,2 - 2 m, bevorzugter einen Bereich von 0,3 - 1,8 m,
und am bevorzugtesten einen Bereich von 0,4 - 1,5 m. In Fig. 1 befindet sich die Leitung
in einer Ausgangsstellung. In der Ausgangsstellung zeigen beide Enden 11, 12 in die
gleiche Richtung X, so dass die Leitung 1 einen Biegebereich bzw. eine Schlaufe 14
bildet. Die Schlaufe 14 weist, bei Annahme einer idealisierten Kreisform, einen ersten
(Biege-)Radius R1 auf. In der Praxis ist der erste Radius R1 eher ein Kreissegment
mit maximalem Abstand von einem Mittelpunkt der Schlaufe 14.
[0026] Die erste und die zweite Fixiervorrichtung 21, 22 sind in der dargestellten Ausführungsform
separat, und die erste und die separate zweite Fixiervorrichtung 21, 22 können unabhängig
voneinander bewegt werden. Die erste und die zweite Fixiervorrichtung 21, 22 umfassen
Mittel zum Fixieren einer Leitung. Insbesondere können die beiden Fixiervorrichtungen
21, 22 Greif-, Klemm-, Saug-, und/oder Haftvorrichtungen umfassen, wobei die Fixiervorrichtungen
21, 22 in einer oder mehreren Dimensionen bewegbar sind. Insbesondere können die Fixiervorrichtungen
21, 22 drehbar gelagert sein. In einer Ausführungsform können die beiden Fixiervorrichtungen
21, 22 leicht im Winkel angestellt werden, so dass der erste Radius R1 vergrößert
wird. In einer bevorzugten Ausführungsform umfassen die beiden Fixiervorrichtungen
21, 22 jeweils einen Werkstückträger mit zumindest einer Klemmvorrichtung, die entlang
eines Lineartransfersystems verschiebbar sind.
[0027] In der in Fig. 1 dargestellten Ausgangsstellung beträgt der erste Abstand L1 zwischen
dem ersten und dem zweiten Ende 11, 12 etwa 70mm. Dieser Abstand ist optimal für die
Konfektion der Leitung 1. In anderen Ausführungsformen können andere erste Abstände
L1 bereitgestellt sein.
[0028] Eine Ausführungsform des Verfahrens zum Ausrichten eines mehradrigen fadenförmigen
Werkstoffes 1 wird im Folgenden mit Bezug auf die Figuren 1 - 4 beschrieben. Der fadenförmige
Werkstoff 1 umfasst in der Ausführungsform eine nicht-gecoilte Leitung. Nicht-gecoilt
bedeutet, dass die Leitung 1 nicht aufgewickelt ist, sondern eine freiliegende Schlaufe
14 umfasst. Das Verfahren weist die folgenden Schritte auf.
[0029] Zunächst wird das erste Ende 11 der Leitung 1 mit einer ersten Fixiervorrichtung
21 und das zweite Ende 12 der Leitung 1 mit einer zweiten Fixiervorrichtung 22 fixiert.
Das Fixieren kann zum Beispiel manuell erfolgen, in dem Personal die beiden Leitungsenden
11, 12 in der ersten und zweiten Fixiervorrichtung 21, 22 anordnet und fixiert. Das
Fixieren kann auch automatisiert erfolgen, in dem das Anordnen der beiden Leitungsenden
11, 12 zum Beispiel durch einen Manipulator erfolgt. In einer bevorzugten Ausführungsform
werden die beiden Leitungsenden 11, 12 in der ersten und zweiten Fixiervorrichtung
21, 22 geklemmt. Die Klemmung ist temporär und kann wieder gelöst werden.
[0030] Danach werden die erste und zweite Fixiervorrichtung 21, 22 ausgerichtet, so dass
das erste und das zweite Ende 11, 12 der Leitung 1 in einem ersten Abstand L1 zueinander
in die gleiche Richtung X ausgerichtet sind. Die gebildete Schlaufe 14 weist einen
ersten Radius R1 auf. Die Leitung 1 befindet sich nun in der Ausgangsstellung (für
das Drehen der Leitung).
[0031] Bevor die Leitung 1 gedreht wird, führen die ersten und/oder die zweite Fixiervorrichtung
21, 22 eine Relativbewegung aus, so dass der erste Radius R1 auf einen zweiten Radius
R2 vergrößert wird. Dabei wird in der dargestellten Ausführungsform der erste Abstand
L1 auf den zweiten Abstand L2 vergrößert (siehe Fig. 2). Durch den zweiten Abstand
L2 vergrößert sich der zweite (Biege-)Radius R2 der Schlaufe 14. In der dargestellten
Ausführungsform sind das erste und zweite Leitungsende 11, 12 weiterhin in die gleiche
Richtung X ausgerichtet. Die Relativbewegung kann eine Bewegung der ersten Fixiervorrichtung
21 oder eine Bewegung der zweiten Fixiervorrichtung 22 oder eine Bewegung der ersten
und zweiten Fixiervorrichtung 21, 22 umfassen. In der oben genannte bevorzugten Ausführungsform
werden einer oder beide Werkstückträger entlang des Lineartransfersystems voneinander
wegbewegt. Der erste Abstand L1 umfasst einen Bereich von 40 - 90mm, bevorzugter von
50 - 80mm, und am bevorzugtesten von 65 - 75mm. In einer bevorzugten Ausführungsform
entspricht der erste Abstand L1 70mm. Der zweite Abstand L2 ist beliebig wählbar und
in der Praxis abhängig von der Leitungslänge und einer maximalen Prozessbreite. Der
zweite Abstand L2 entspricht in bevorzugten Ausführungsformen mindestens dem 1,2-fachen,
bevorzugt mindestens dem 1,5-fachen, und am bevorzugtesten mindestens dem 2-fachen
des ersten Abstands L1. In einer alternativen Ausführungsform können die Werkstückträger
zueinander gedreht werden, so dass die beiden Enden 11, 12 ihren ersten Abstand L1
beibehalten, die beiden Fixiervorrichtungen 21, 22 jedoch quer oder schief zueinander
stehen und dadurch den ersten Radius R1 auf den zweiten Radius R2 vergrößern.
[0032] Wenn der zweite Radius R2 an der Schlaufe 14gebildet ist, kann das erste Ende 11
mittels der ersten Fixiervorrichtung 21 und/oder das zweite Ende 12 mittels der zweiten
Fixiervorrichtung 22 gedreht werden, so dass die Adern 31, 32 der Leitung 1 eine bestimmte
Ausrichtung erhalten. Die Drehung erfolgt um die Mittelachse M der Leitung 1 an einem
oder jedem Ende 11, 12. Durch den größeren zweiten Radius R2 verringert sich, insbesondere
bei Leitungen 1 mit einer hohen Biegesteifigkeit, der Drehwiderstand. Durch den geringeren
Drehwiderstand lässt sich eine Leitung 1 leichter drehen bzw. können Leitungen 1 mit
einer hohen Biegesteifigkeit überhaupt erst gedreht werden. Eine Leitung 1 zu drehen
bedeutet auch, dass sich die Leitung 1 nach dem drehen nicht wieder, aufgrund ihrer
Biegesteifigkeit, zurückstellt, wie es im Stand der Technik vorkommen kann. Darüber
hinaus ist entscheidend, dass sich eine Leitung 1 überhaupt ohne Beschädigungen drehen
lässt.
[0033] In einer bevorzugten Ausführungsform werden das erste und das zweite Ende 11, 12
gleichzeitig und in die gleiche Drehrichtung D gedreht (siehe Fig. 3). Die Drehung
ist abhängig von Ausgangslage bzw. der Position der verschiedenen Adern 31, 32 der
Leitung 1. Der Drehwinkel kann am ersten und zweiten Ende 11, 12 unterschiedlich sein.
Gleichzeitig drehen meint, dass der Beginn einer Drehung gleichzeitig erfolgt, wobei
die Drehdauer je nach Drehwinkel unterschiedlich lang sein kann. In einer alternativen
Ausführungsform kann anstelle der Drehdauer die Drehgeschwindigkeit an der ersten
und zweiten Fixiervorrichtung 21, 22 unterschiedlich sein, so dass die Drehbewegungen
am ersten und zweiten Leitungsende 11, 12 zur selben Zeit starten und enden. In einer
bevorzugten Ausführungsform weist die Leitung 1 zumindest zwei Adern 31, 32 auf, und
die bestimmte Ausrichtung umfasst eine waagerechte Ausrichtung der zumindest zwei
Adern 31, 32, so dass die zumindest zwei Adern 31, 32 am ersten und zweiten Ende 11,
12 der Leitung 1 auf einer Geraden G liegen, welche in dieser Ausführungsform die
Bezugsebene für die beide Enden 11, 12 ist (siehe Fig. 4). Die Ausrichtung der Adern
31, 32 ist jedoch abhängig von Folgeprozessen. Wird ein gleicher Stecker an beiden
Enden 11, 12 konfektioniert, ist die gleiche Ausrichtung erforderlich. Werden verschiedene
Stecker an dem ersten und dem zweiten Ende 11, 12 konfektioniert, können unterschiedliche
Ausrichtungen der Adern 31, 32 am ersten und zweiten Ende 11, 12 bzw. unterschiedliche
Bezugsebenen benötigt werden. Die unterschiedlichen Ausrichtungen am ersten und zweiten
Ende 11, 12 sind mit dem vorliegenden Verfahren und/oder der entsprechenden Vorrichtung
(auch) möglich.
[0034] Nach dem Drehen kann das Verfahren weiterhin den Schritt aufweisen, dass eine Relativbewegung
der ersten und/oder zweiten Fixiervorrichtung 21, 22 ausgeführt wird, so dass der
zweite Radius R2 auf den ersten Radius R1 oder einen dritten Radius R3, bzw. falls
der Abstand variiert wird, auf einen dritten Abstand L3, verringert wird. Der dritte
Radius R3 kann in Abstimmung mit darauffolgenden Prozessschritten gewählt werden,
denn die Konfektion der Leitung 1 kann weitere Bearbeitungsschritte eines oder beider
Enden 11, 12 umfassen. In einer bevorzugten Ausführungsform umfasst der dritte Abstand
L3 einen Bereich von 40 - 90mm, bevorzugter von 50 - 80mm, und am bevorzugtesten von
65 - 75mm.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0035]
- 1
- Leitung
- 11
- erstes Ende
- 12
- zweites Ende
- 14
- Schlaufe
- 21
- erste Fixiervorrichtung
- 22
- zweite Fixiervorrichtung
- 31, 32
- Adern
- A-A
- Schnittebene
- D
- Drehrichtung
- G
- Gerade
- L1
- erster Abstand
- L2
- zweiter Abstand
- L3
- dritter Abstand
- M
- Mittelachse
- R1
- erster Radius
- R2
- zweiter Radius
- R3
- dritter Radius
- X
- Richtung
1. Verfahren zum Ausrichten eines mehradrigen fadenförmigen Werkstoffes (1), aufweisend
die folgenden Schritte:
a) Fixieren eines ersten Endes (11) des fadenförmigen Werkstoffes (1) mit einer ersten
Fixiervorrichtung (21) und fixieren eines zweiten Endes (12) des fadenförmigen Werkstoffes
(1) mit einer zweiten Fixiervorrichtung (22);
b) Ausrichten der ersten und zweiten Fixiervorrichtung (21, 22), so dass der fadenförmige
Werkstoff (1) zwischen dem ersten und dem zweiten Ende (11, 12) des fadenförmigen
Werkstoffes (1) eine Schlaufe (14) bildet, wobei die Schlaufe (14) einen ersten Radius
(R1) aufweist;
c) Ausführen einer Relativbewegung der ersten und/oder zweiten Fixiervorrichtung (21,
22), so dass der erste Radius (R1) auf einen zweiten Radius (R2) vergrößert wird;
und
d) Drehen des ersten Endes (11) mittels der ersten Fixiervorrichtung (21) und/oder
des zweiten Endes (12) mittels der zweiten Fixiervorrichtung (22), so dass die Adern
(31, 32) des fadenförmigen Werkstoffes (1) eine bestimmte Ausrichtung erhalten.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem der Schritt des Ausrichtens umfasst, dass das erste
und das zweite Ende (11, 12) des fadenförmigen Werkstoffes (1) in einem ersten Abstand
(L1) zueinander in die gleiche Richtung (X) ausgerichtet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, bei dem der Schritt des Ausführens einer Relativbewegung
der ersten und/oder zweiten Fixiervorrichtung (21, 22) umfasst, dass der erste Abstand
(L1) auf einen zweiten Abstand (L2) vergrößert wird und/oder, dass die erste und zweite
Fixiervorrichtung (21, 22) quer zueinander ausgerichtet werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 3, bei dem der Schritt des Drehens umfasst,
dass das erste oder das zweite Ende (11, 12) in seine bestimmte Ausrichtung gedreht
wird und das entsprechende zweite oder erste Ende (12, 11) mitgedreht wird, und danach
das zweite oder erste Ende (12, 11), das mitgedreht wurde, alleine in seine bestimmte
Ausrichtung gedreht wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 4, bei dem das Verfahren weiterhin den Schritt
aufweist:
Ausführen einer Relativbewegung der ersten und/oder zweiten Fixiervorrichtung (21,
22), so dass der zweite Radius (R2) auf den ersten Radius (R1) oder einen dritten
Radius (R3) verringert wird.
6. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem das Verfahren weiterhin den Schritt aufweist:
Ausführen einer Relativbewegung der ersten und/oder zweiten Fixiervorrichtung (21,
22), so dass der zweite Abstand (L2) auf den ersten Abstand (L1) oder einen dritten
Abstand (L3) verringert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 2, bei dem der erste Abstand (L1) einen Bereich von 40 - 90mm,
bevorzugter von 50 - 80mm, und am bevorzugtesten von 65 - 75mm umfasst.
8. Verfahren nach Anspruch 3, bei dem der zweite Abstand (L2) mindestens dem 1,2-fachen,
bevorzugt mindestens dem 1,5-fachen, und am bevorzugtesten mindestens dem 2-fachen
des ersten Abstands (L1) entspricht.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 8, bei dem das erste und zweite Ende (11, 12)
gleichzeitig und in die gleiche Drehrichtung (D) gedreht werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 9, bei dem der fadenförmige Werkstoff (1) zumindest
zwei Adern (31, 32) aufweist und die bestimmte Ausrichtung eine waagerechte Ausrichtung
der zumindest zwei Adern (31, 32) umfasst, so dass die zumindest zwei Adern (31, 32)
am ersten und zweiten Ende (11, 12) des fadenförmigen Werkstoffes (1) auf einer Geraden
(G) liegen.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 - 10, bei dem der fadenförmige Werkstoff (1)
eine nicht-gecoilte Leitung umfasst.
12. Vorrichtung zum Ausführen eines Verfahrens zum Ausrichten eines mehradrigen fadenförmigen
Werkstoffes (1) nach einem der Ansprüche 1 - 11.
13. Vorrichtung nach Anspruch 12, bei dem die erste und die zweite Fixiervorrichtung (21,
22) separat sind, und die erste und die separate zweite Fixiervorrichtung (21, 22)
unabhängig voneinander bewegt werden können.