[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erstellen eines Dynamikmodells eines Schienenfahrzeuges,
ein Verfahren zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs, eine Steuereinheit für ein Schienenfahrzeug
sowie ein Schienenfahrzeug.
[0002] Um Schienenfahrzeuge effizient zu betreiben ist es notwendig, eine Charakteristik
der Dynamik des Schienenfahrzeugs zu kennen. Insbesondere kann die Charakteristik
der Dynamik umfassen, welche Stellwerte von Bedienelementen des Schienenfahrzeugs
welche Fahrwerte zur Folge haben. Beispielsweise ist es vorteilhaft, zu wissen, welche
Stellung eines Fahrhebels zu welchen Geschwindigkeiten und/oder Beschleunigungen führt,
oder welche Stellung eines Bremshebels zu welchen Verzögerungen führt. Die Stellung
des Fahr- beziehungsweise des Bremshebels kann dann ein Stellwert sein, die Geschwindigkeit,
Beschleunigung oder Verzögerung ein Fahrwert. Die Charakteristik der Dynamik kann
in einem Dynamikmodell des Schienenfahrzeugs hinterlegt sein. Das Dynamikmodell kann
dazu dienen, mittels vorgegebener Fahrwerte zugehörige Stellwerte zu berechnen oder
mittels vorgegebener Stellwerte zugehörige Fahrwerte zu berechnen.
[0003] Hersteller von Schienenfahrzeugen haben im Regelfall genügend Kenntnis über das Schienenfahrzeug,
um ein Dynamikmodell bereitzustellen. Allerdings kann diese Kenntnis der Geheimhaltung
unterliegen, verloren gegangen sein, da der Hersteller beispielsweise den Betrieb
eingestellt hat und/oder veraltet sein, da das Schienenfahrzeug verändert ist, beispielsweise
aufgrund von Alterung/Verschleiß und/oder aufgrund von vorgenommenen Modifikationen.
In diesen Fällen steht gegebenenfalls nur ein veraltetes oder überhaupt kein Dynamikmodell
zur Verfügung. Es ist ferner möglich, ein Dynamikmodell für ein Schienenfahrzeug zu
bestimmen, indem Stellwerte und Fahrwerte verglichen werden und Zusammenhänge erkannt
werden.
[0004] Dieses Verfahren ist jedoch aufwändig und mit hohen Kosten verbunden.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Erstellen eines Dynamikmodells
eines Schienenfahrzeuges bereitzustellen, bei dem das Dynamikmodell automatisiert
erstellt wird und so ein Aufwand beziehungsweise Kosten reduziert sein können. Eine
weitere Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs
bereitzustellen, das ein solches Dynamikmodell nutzt. Eine weitere Aufgabe der Erfindung
ist es, eine Steuereinheit bereitzustellen, die in diesen Verfahren eingesetzt werden
kann. Eine weitere Aufgabe der Erfindung ist es, ein Schienenfahrzeug bereitzustellen.
[0006] Diese Aufgaben werden mit den Gegenständen der unabhängigen Patentansprüche gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0007] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erstellen eines Dynamikmodells eines Schienenfahrzeuges,
wobei das Dynamikmodell zumindest einen Modellparameter umfasst. Das Verfahren zum
Erstellen eines Dynamikmodells umfasst die folgenden Schritte. Das Dynamikmodell wird
mit dem Modellparameter initialisiert. Gleichzeitig, davor oder danach werden erfasste
Daten des Schienenfahrzeugs eingelesen, wobei die erfassten Daten einen zeitlichen
Verlauf zumindest eines Stellwerts und einen zeitlichen Verlauf zumindest eines Fahrwerts
des Schienenfahrzeugs umfassen. Die erfassten Daten können dabei während Testfahrten
oder im regulären Betrieb des Schienenfahrzeugs generiert worden sein. Anschließend
wird der zeitliche Verlauf des Stellwerts in das Dynamikmodell eingegeben und ein
Modellverlauf des Fahrwerts daraus berechnet. Dann wird der modellierte zeitliche
Verlauf des Fahrwerts und der erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts miteinander
verglichen. Bei diesem Vergleich kann vorgesehen sein, zu überprüfen, ob der modellierte
zeitliche Verlauf des Fahrwerts mit dem erfassten zeitlichen Verlauf des Fahrwerts
ausreichend gut übereinstimmt, beispielsweise indem eine Abweichung des modellierten
zeitlichen Verlaufs des Fahrwerts vom erfassten zeitlichen Verlauf des Fahrwerts vorliegt.
Für den Fall, dass der modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der erfasste
zeitliche Verlauf des Fahrwerts maximal um eine vorgegebene Abweichung voneinander
abweichen wird das Dynamikmodell in einem Speicher abgelegt. In diesem Fall kann davon
ausgegangen werden, dass das Dynamikmodell ausreichend genau ist und somit das Dynamikmodell
für eine spätere Anwendung abgelegt werden kann. Für den Fall, dass der modellierte
zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts um
mehr als eine vorgegebene Abweichung voneinander abweichen wird der Modellparameter
angepasst. Das Dynamikmodell wird dann mit dem angepassten Modellparameter fortgeschrieben.
Der zeitliche Verlauf des Stellwerts wird nun in das fortgeschriebene Dynamikmodell
eingegeben und ein fortgeschriebener modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts daraus
berechnet. Anschließend können der fortgeschriebene modellierte zeitliche Verlauf
des Fahrwerts und der erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts miteinander verglichen
werden. Gegebenenfalls kann nun das fortgeschriebene Dynamikmodell im Speicher abgelegt
werden.
[0008] Dadurch, dass das Dynamikmodell mit diesem Verfahren erstellt wird, ist eine einfache
Möglichkeit gegeben, ein Dynamikmodell für ein Schienenfahrzeug zu erstellen. Insbesondere
kann dabei vorgesehen sein, dass das Initialisieren mit dem Modellparameter anhand
von grundsätzlichen Erwägungen, wie das Schienenfahrzeug gegebenenfalls funktionieren
könnte, erfolgt. Gegebenenfalls können das Anpassen des Modellparameters, das Fortschreiben
des Dynamikmodells mit dem angepassten Modellparameter, das Eingeben des zeitlichen
Verlaufs des Stellwerts in das fortgeschriebene Dynamikmodell, die Berechnung des
ein fortgeschriebener modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts daraus und der Vergleich
des fortgeschriebenen modellierten zeitlichen Verlaufs des Fahrwerts und des erfassten
zeitlichen Verlaufs des Fahrwerts miteinander mehrfach durchgeführt werden. Ferner
können auch mehrere Modellparameter vorgesehen sein, wobei für den Fall, dass der
modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der erfasste zeitliche Verlauf des
Fahrwerts um mehr als eine vorgegebene Abweichung voneinander abweichen einer der
Modellparameter, mehrere der Modellparameter oder alle Modellparameter verändert werden.
[0009] Es kann vorgesehen sein, dass bei der Erstellung der erfassten Daten vorgegebene
Fahrsituationen durchlaufen werden, damit die erfassten Daten möglichst relevant zur
Erstellung des Dynamikmodells sind. Alternativ oder zusätzlich können die erfassten
Daten während eines regulären Betriebs des Schienenfahrzeugs erstellt worden sein.
Letzteres kann insbesondere dann vorteilhaft sein, wenn das Schienenfahrzeug bereits
eingesetzt wird.
[0010] Dadurch, dass das Dynamikmodell mittels der erfassten Daten erstellt wird, kann es
sein, dass ein Einfluss eines Triebfahrzeugführers auf einen Energieverbrauch des
Schienenfahrzeugs negiert werden kann, da neben dem Istwert des Energieverbrauchs
auch ein nach dem Dynamikmodell berechneter optimaler Energieverbrauch zur Verfügung
steht.
[0011] Durch das Verfahren kann ein Zusammenhang zwischen Stellwerten von Bedienelementen
des Schienenfahrzeugs und Fahrwerten des Schienenfahrzeugs mittels des Dynamikmodells
beschrieben werden. Beispielsweise kann so ermittelt werden, welche Stellung eines
Fahrhebels zu welchen Geschwindigkeiten und/oder Beschleunigungen oder welche Stellung
eines Bremshebels zu welchen Verzögerungen führt. Ein Stellwert kann somit die Stellung
des Fahrhebels beziehungsweise die Stellung des Bremshebels sein, ein Fahrwert entsprechend
die Geschwindigkeit, Beschleunigung oder Verzögerung. Allgemein ist ein Stellwert
der eingestellte Wert eines Bedienelements. Der Fahrwert bezieht sich allgemein auf
einen Wert, der die Bewegung des Schienenfahrzeugs beschreibt. Das Dynamikmodell kann
dazu genutzt werden, mittels vorgegebener Fahrwerte zugehörige Stellwerte zu berechnen
oder mittels vorgegebener Stellwerte zugehörige Fahrwerte zu berechnen.
[0012] In einer Ausführungsform des Verfahrens erfolgt das Fortschreiben des Dynamikmodells
iterativ. Dies kann insbesondere dadurch erfolgen, dass mehrere Durchläufe des Verfahrens
durchgeführt werden, wobei die vorgegebenen Abweichungen jeweils verkleinert werden,
um schlussendlich ein möglichst gut passendes Dynamikmodell zu erhalten.
[0013] In einer Ausführungsform des Verfahrens ist der Speicher im Schienenfahrzeug angeordnet.
Dann kann das Verfahren von einer Recheneinheit im Schienenfahrzeug, beispielsweise
einer Steuereinheit des Schienenfahrzeugs, bereits während einer Fahrt, insbesondere
der Testfahrt, durchgeführt werden. Alternativ kann das Verfahren auch von einer außerhalb
eines Schienenfahrzeugs angeordneten Recheneinheit durchgeführt werden. Das Dynamikmodell
kann dann auf einen Speicher im Schienenfahrzeug übertragen werden.
[0014] In einer Ausführungsform des Verfahrens wird während des Betriebs des Schienenfahrzeugs
das Dynamikmodell weiter fortgeschrieben. Dies ermöglicht beispielsweise eine Anpassung
des Dynamikmodells automatisch bei Alterung/Verschleiß und/oder bei vorgenommenen
Modifikationen. Das Dynamikmodell aktualisiert sich dann selbstständig und ist immer
auf dem aktuellen Stand. Dies ermöglicht ein verbessertes Erstellen des Dynamikmodells.
Ferner kann vorgesehen sein, dass eine Information das veränderte Dynamikmodell betreffend
ausgegeben wird, um so beispielsweise ein Verschleißmanagement des Schienenfahrzeugs
zu ermöglichen.
[0015] In einer Ausführungsform des Verfahrens werden zum Fortschreiben des Dynamikmodells
weitere erfasste Daten des Schienenfahrzeugs eingelesen. Die weiteren erfassten Daten
umfassen einen weiteren zeitlichen Verlauf zumindest eines Stellwerts und einen weiteren
zeitlichen Verlauf zumindest eines Fahrwerts des Schienenfahrzeugs. Der Stellwert
und der Fahrwert können dabei identisch zum initial verwendeten Stellwert und Fahrwert
sein. Der weitere zeitliche Verlauf des Stellwerts wird in das Dynamikmodell im Speicher
eingegeben und ein weiterer modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts daraus berechnet.
Der weitere modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der weitere erfasste zeitliche
Verlauf des Fahrwerts werden verglichen. Für den Fall, dass der weitere modellierte
zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der weitere erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts
um mehr als eine weitere vorgegebene Abweichung voneinander abweichen, wird der Modellparameter
angepasst, das Dynamikmodell mit dem angepassten Modellparameter weiter fortgeschrieben,
der weitere zeitliche Verlauf des Stellwerts in das weiter fortgeschriebene Dynamikmodell
eingegeben, ein weiterer fortgeschriebener modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts
daraus berechnet. Der weiter fortgeschriebene modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts
und der weitere erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts werden verglichen. Gegebenenfalls
wird dann der Modellparameter angepasst und das Verfahren wiederholt oder das weiter
fortgeschriebene Dynamikmodell im Speicher abgelegt.
[0016] In einer Ausführungsform des Verfahrens umfasst das Dynamikmodell mehrere Modellparameter.
Es wird ferner überprüft, ob alle Modellparameter Einfluss auf den modellierten zeitlichen
Verlauf des Fahrwerts haben. Das Dynamikmodell wird erst im Speicher abgelegt, wenn
alle Modellparameter Einfluss auf den modellierten zeitlichen Verlauf des Fahrwerts
haben. In diesem Fall kann man davon ausgehen, dass genügend erfasste Daten verwendet
wurden, um das Dynamikmodell ausreichend gut zu bestimmen und alle relevanten Fahrsituationen
in den erfassten Daten vorhanden waren.
[0017] In einer Ausführungsform des Verfahrens werden bei der Überprüfung, ob alle Modellparameter
Einfluss auf den modellierten zeitlichen Verlauf des Fahrwerts haben die Modellparameter
variiert. Es wird angenommen, dass ein Modellparameter Einfluss auf den modellierten
zeitlichen Verlauf hat, wenn ein variierter Modellparameter zu einem veränderten modellierten
zeitlichen Verlauf führt. Die Modellparameter werden dabei insbesondere einzeln variiert,
um die Beeinflussung des Dynamikmodells von den einzelnen Modellparametern und so
deren messtechnische Unsicherheit erkennen zu können.
[0018] In einer Ausführungsform des Verfahrens erfolgt das Berechnen des modellierten zeitlichen
Verlaufs des Fahrwerts mittels eines neuronalen Netzes. Neuronale Netze sind insbesondere
dann geeignet, einen Zusammenhang zwischen den Stellwerten und den Fahrwerten zu ermitteln,
wenn sonst keine weiteren Kenntnisse über das Dynamikmodell vorliegen.
[0019] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs,
wobei das Schienenfahrzeug eine Steuereinheit mit einem Speicher umfasst. Im Speicher
ist ein mit dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Erstellen eines Dynamikmodells erstelltes
Dynamikmodell des Schienenfahrzeugs abgelegt. Die Steuereinheit wählt einen Fahrwert,
berechnet mittels des Dynamikmodells einen Stellwert, mit dem der Fahrwert erreicht
wird und stellt anschließend den Stellwert anhand der Berechnung. Dies kann beispielsweise
beim automatisierten Steuern des Schienenfahrzeugs eingesetzt werden.
[0020] In einer Ausführungsform überprüft die Steuereinheit das Dynamikmodell anhand von
Fahrwerten und Stellwerten und passt das Dynamikmodell gegebenenfalls an, wenn Abweichungen
vorliegen. Dies kann beispielsweise mittels des beschriebenen Verfahrens zum Erstellen
des Dynamikmodells erfolgen.
[0021] In einer Ausführungsform wird ein angepasstes Dynamikmodell mittels Funkverbindung
an eine zentrale Recheneinheit gesendet. Die Zentrale Recheneinheit ist dann gegebenenfalls
eingerichtet, Erkenntnisse aus dem angepassten Dynamikmodell, insbesondere angepasste
Modellparameter, an andere Schienenfahrzeuge auszugeben.
[0022] In einer Ausführungsform wird der Steuereinheit ein Fahrwertprofil vorgegeben, wobei
die Steuereinheit ein Stellwertprofil aus dem Fahrwertprofil anhand des Dynamikmodells
berechnet. Anschließend stellt die Steuereinheit das Stellwertprofil bereit. Das Stellwertprofil
kann dabei zeitlichen Veränderungen des Stellwerts entsprechen. Das Fahrwertprofil
kann zeitlichen Veränderungen des Fahrwerts entsprechen und beispielsweise durch eine
Fahrstrecke (beispielsweise aufgrund von Geschwindigkeitsbegrenzungen) oder durch
einen Fahrplan vorgegeben sein.
[0023] In einer Ausführungsform stellt die Steuereinheit Abweichungen zwischen aus den Stellwerten
berechneten Fahrwerten und realen Fahrwerten fest und gibt eine Information aus. Die
Information kann beispielsweise an einen Triebfahrzeugführer mittels Anzeige oder
akustisch ausgegeben werden und so auf fehlerhafte bzw. kritische Zustände des Schienenfahrzeuges
aufmerksam machen.
[0024] Des Weiteren betrifft die Erfindung auch ein Computerprogrammprodukt mit Programmbefehlen
zur Durchführung des genannten erfindungsgemäßen Verfahrens und/oder dessen Ausführungsbeispielen,
wobei mittels des Computerprogrammprodukts jeweils das erfindungsgemäße Verfahren
und/oder dessen Ausführungsbeispiele durchführbar sind.
[0025] Darüber hinaus betrifft die Erfindung auch noch eine Bereitstellungsvorrichtung zum
Speichern und/oder Bereitstellen des Computerprogrammprodukts. Die Bereitstellungsvorrichtung
ist beispielsweise ein Datenträger, der das Computerprogrammprodukt speichert und/oder
bereitstellt. Alternativ und/oder zusätzlich ist die Bereitstellungsvorrichtung beispielsweise
ein Netzwerkdienst, ein Computersystem, ein Serversystem, insbesondere ein verteiltes
Computersystem, ein cloudbasiertes Rechnersystem und/oder virtuelles Rechnersystem,
welches das Computerprogrammprodukt vorzugsweise in Form eines Datenstroms speichert
und/oder bereitstellt.
[0026] Die Erfindung umfasst ferner eine Steuereinheit für ein Schienenfahrzeug, die eingerichtet
ist, ein Dynamikmodell aus einem Speicher zu laden, einen Fahrwert zu wählen, mittels
des Dynamikmodells einen Stellwert zu berechnen, mit dem der Fahrwert erreicht wird
und anschließend den Stellwert zu stellen. Ferner kann vorgesehen sein, dass die Steuereinheit
darüber hinaus eingerichtet ist, das erfindungsgemäße Verfahren zum Betreiben eines
Schienenfahrzeugs auszuführen und/oder das erfindungsgemäße Verfahren zum Erstellen
eines Dynamikmodells des Schienenfahrzeugs auszuführen. Insbesondere kann die Steuereinheit
eingerichtet sein, das Dynamikmodell zu überprüfen, indem die anhand der gestellten
Stellwerte erwarteten Fahrwerte mit realen Fahrwerten verglichen werden und anschließend
gegebenenfalls bei Abweichung das Dynamikmodell angepasst wird.
[0027] Die Erfindung umfasst ferner ein Schienenfahrzeug mit einer erfindungsgemäßen Steuereinheit.
[0028] Die oben beschriebenen Eigenschaften, Merkmale und Vorteile dieser Erfindung sowie
die Art und Weise, wie diese erreicht werden, werden klarer und deutlicher verständlich
durch die Erläuterungen der folgenden, stark vereinfachten, schematischen Darstellungen
bevorzugter Ausführungsbeispiele. Hierbei zeigen in jeweils schematisierter Darstellung:
FIG 1 ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Erstellen eines Dynamikmodells eines
Schienenfahrzeuges;
FIG 2 ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs; und
FIG 3 ein Schienenfahrzeug mit einer Steuereinheit.
[0029] FIG 1 zeigt ein Ablaufdiagramm 100 eines Verfahrens zum Erstellen eines Dynamikmodells
eines Schienenfahrzeuges, wobei das Dynamikmodell zumindest einen Modellparameter
umfasst.
[0030] In einem ersten Verfahrensschritt 105 wird das Dynamikmodell mit dem Modellparameter
initialisiert. Gleichzeitig, davor oder danach wird ein zweiter Verfahrensschritt
110 ausgeführt, bei dem erfasste Daten des Schienenfahrzeugs eingelesen werden, wobei
die erfassten Daten einen zeitlichen Verlauf zumindest eines Stellwerts und einen
zeitlichen Verlauf zumindest eines Fahrwerts des Schienenfahrzeugs umfassen. Die erfassten
Daten können dabei während Testfahrten oder im regulären Betrieb des Schienenfahrzeugs
generiert worden sein.
[0031] In einem daran anschließenden dritten Verfahrensschritt 115 wird der zeitliche Verlauf
des Stellwerts in das Dynamikmodell eingegeben und ein modellierter zeitlicher Verlauf
des Fahrwerts daraus berechnet. In einem daran anschließenden vierten Verfahrensschritt
120 werden der modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der erfasste zeitliche
Verlauf des Fahrwerts miteinander verglichen. Bei diesem Vergleich kann vorgesehen
sein, zu überprüfen, ob der modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts mit dem erfassten
zeitlichen Verlauf des Fahrwerts ausreichend gut übereinstimmt, beispielsweise indem
eine Abweichung des modellierten zeitlichen Verlaufs des Fahrwerts vom erfassten zeitlichen
Verlauf des Fahrwerts vorliegt. Für den Fall, dass der modellierte zeitliche Verlauf
des Fahrwerts und der erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts maximal um eine vorgegebene
Abweichung voneinander abweichen wird ein fünfter Verfahrensschritt 125 ausgeführt,
bei dem das Dynamikmodell in einem Speicher abgelegt wird. In diesem Fall kann davon
ausgegangen werden, dass das Dynamikmodell ausreichend genau ist und somit das Dynamikmodell
für eine spätere Anwendung abgelegt werden kann. Für den Fall, dass der modellierte
zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts um
mehr als eine vorgegebene Abweichung voneinander abweichen, wird ein sechster Verfahrensschritt
130 ausgeführt. Im sechsten Verfahrensschritt 130 wird der Modellparameter angepasst.
Ferner wird das Dynamikmodell mit dem angepassten Modellparameter fortgeschrieben.
[0032] Anschließend wird das Verfahren mit dem dritten Verfahrensschritt 115 fortgeführt,
wobei erneut der zeitliche Verlauf des Stellwerts in das nun fortgeschriebene Dynamikmodell
eingegeben und ein fortgeschriebener modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts daraus
berechnet wird. Anschließend wird der vierte Verfahrensschritt 120 erneut ausgeführt
und der fortgeschriebene modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der erfasste
zeitliche Verlauf des Fahrwerts miteinander verglichen. Weichen nun der fortgeschriebene
modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der erfasste zeitliche Verlauf des
Fahrwerts maximal um eine vorgegebene Abweichung voneinander ab, kann nun der fünfte
Verfahrensschritt 125 ausgeführt werden. Ansonsten werden der sechste Verfahrensschritt
130, der dritte Verfahrensschritt 115 und der vierte Verfahrensschritt 120 erneut
ausgeführt, gegebenenfalls so lange, bis sich der fortgeschriebene modellierte zeitliche
Verlauf des Fahrwerts und der erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts nur noch um
die vorgegebene Abweichung voneinander unterscheiden. Sobald sich der fortgeschriebene
modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der erfasste zeitliche Verlauf des
Fahrwerts nur noch um die vorgegebene Abweichung voneinander unterscheiden, kann der
fünfte Verfahrensschritt 125 ausgeführt werden.
[0033] Dadurch, dass das Dynamikmodell mit diesem Verfahren erstellt wird, ist eine einfache
Möglichkeit gegeben, ein Dynamikmodell für ein Schienenfahrzeug zu erstellen. Insbesondere
kann dabei vorgesehen sein, dass das Initialisieren mit dem Modellparameter im ersten
Verfahrensschritt 105 anhand von grundsätzlichen Erwägungen, wie das Schienenfahrzeug
gegebenenfalls funktionieren könnte, erfolgt. Ferner können auch mehrere Modellparameter
vorgesehen sein, wobei für den Fall, dass der modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts
und der erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts um mehr als eine vorgegebene Abweichung
voneinander abweichen einer der Modellparameter, mehrere der Modellparameter oder
alle Modellparameter verändert werden.
[0034] Es kann vorgesehen sein, dass bei der Erstellung der erfassten Daten, die im zweiten
Verfahrensschritt 110 eingelesen werden, vorgegebene Fahrsituationen durchlaufen werden,
damit die erfassten Daten möglichst relevant zur Erstellung des Dynamikmodells sind.
Alternativ oder zusätzlich können die erfassten Daten während eines regulären Betriebs
des Schienenfahrzeugs erstellt worden sein. Letzteres kann insbesondere dann vorteilhaft
sein, wenn das Schienenfahrzeug bereits eingesetzt wird.
[0035] Dadurch, dass das Dynamikmodell mittels der erfassten Daten erstellt wird, kann es
sein, dass ein Einfluss eines Triebfahrzeugführers auf einen Energieverbrauch des
Schienenfahrzeugs negiert werden kann, da neben dem Istwert des Energieverbrauchs
auch ein nach dem Dynamikmodell berechneter Energieverbrauch zur Verfügung steht.
[0036] Außerdem sind in FIG 1 weitere optionale Verfahrensschritte 135, 140, 145, 150 gezeigt.
Diese werden, zusammen mit weiteren Optionen der bereits genannten Verfahrensschritte
105, 110, 115, 120, 125, 130 im Folgenden erläutert.
[0037] In einem Ausführungsbeispiel erfolgt das Fortschreiben des Dynamikmodells iterativ.
Dies kann insbesondere dadurch erfolgen, nachdem sich der fortgeschriebene modellierte
zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts nur
noch um die vorgegebene Abweichung voneinander unterscheiden die für den vierten Verfahrensschritt
120 relevante vorgegebene Abweichung reduziert wird, so dass der sechste Verfahrensschritt
130, der dritte Verfahrensschritt 115 und der vierte Verfahrensschritt 120 weiter
ausgeführt werden. Mehrere Durchläufe des Verfahrens beziehungsweise dieser Verfahrensschritte
können dann durchgeführt werden, wobei die vorgegebenen Abweichungen immer weiter
reduziert werden, wenn die bisherige vorgegebene Abweichung unterschritten wird. Nach
Unterschreiten einer Abbruchabweichung ist dann ein möglichst gut passendes Dynamikmodell
erreicht, welches im fünften Verfahrensschritt 125 dann im Speicher abgelegt werden
kann.
[0038] In einem Ausführungsbeispiel ist der Speicher im Schienenfahrzeug angeordnet. Dann
kann das Verfahren von einer Recheneinheit im Schienenfahrzeug, beispielsweise einer
Steuereinheit des Schienenfahrzeugs, bereits während einer Fahrt, insbesondere der
Testfahrt, durchgeführt werden. Alternativ kann das Verfahren auch von einer außerhalb
eines Schienenfahrzeugs angeordneten Recheneinheit durchgeführt werden. Das Dynamikmodell
kann dann auf einen Speicher im Schienenfahrzeug übertragen werden.
[0039] In einem Ausführungsbeispiel wird das Dynamikmodell während des Betriebs des Schienenfahrzeugs
weiter fortgeschrieben. Hierzu wird im ersten Verfahrensschritt 105 das zuvor im fünften
Verfahrensschritt 125 gespeicherte Dynamikmodell initialisiert und dann in einem siebten
Verfahrensschritt 135 weitere erfasste Daten des Schienenfahrzeugs eingelesen. Dies
ermöglicht beispielsweise eine Anpassung des Dynamikmodells automatisch bei Alterung/Verschleiß
und/oder bei vorgenommenen Modifikationen. Das Dynamikmodell kann dann mittels des
dritten Verfahrensschritts 115, des vierten Verfahrensschritts 120 und gegebenenfalls
des sechsten Verfahrensschritts 130 weiter aktualisiert werden und ist so immer auf
dem aktuellen Stand. Dies ermöglicht ein verbessertes Erstellen des Dynamikmodells.
Ferner kann vorgesehen sein, dass eine Information das veränderte Dynamikmodell betreffend
in einem achten Verfahrensschritt 140 ausgegeben wird, um so beispielsweise ein Verschleißmanagement
des Schienenfahrzeugs zu ermöglichen. Diese Ausgabe kann an den Triebfahrzeugführer
oder an eine zentrale Stelle erfolgen.
[0040] Werden zum Fortschreiben des Dynamikmodells weitere erfasste Daten des Schienenfahrzeugs
im siebten Verfahrensschritt 135 eingelesen, können diese insbesondere einen weiteren
zeitlichen Verlauf zumindest eines Stellwerts und einen weiteren zeitlichen Verlauf
zumindest eines Fahrwerts des Schienenfahrzeugs umfassen. Der Stellwert und der Fahrwert
können dabei identisch zum initial verwendeten Stellwert und Fahrwert sein. Der weitere
zeitliche Verlauf des Stellwerts wird im dritten Verfahrensschritt 115 in das Dynamikmodell
aus dem Speicher eingegeben und ein weiterer modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts
daraus berechnet. Der weitere modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der
weitere erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts werden im vierten Verfahrensschritt
120 verglichen. Nun wird entweder der fünfte Verfahrensschritt 125 durchgeführt, wenn
der weitere modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der weitere erfasste zeitliche
Verlauf des Fahrwerts maximal um eine weitere vorgegebene Abweichung voneinander abweichen,
oder der sechste Verfahrensschritt 130 und nachfolgend der dritte Verfahrensschritt
115 und der vierte Verfahrensschritt 120 durchgeführt, wenn der weitere erfasste zeitliche
Verlauf des Fahrwerts um mehr als eine weitere vorgegebene Abweichung voneinander
abweichen. Dann wird im sechsten Verfahrensschritt 130 der Modellparameter angepasst
und das Dynamikmodell mit dem angepassten Modellparameter weiter fortgeschrieben.
Im dritten Verfahrensschritt 115 wird dann der weitere zeitliche Verlauf des Stellwerts
in das weiter fortgeschriebene Dynamikmodell eingegeben und ein weiterer fortgeschriebener
modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts daraus berechnet. Im vierten Verfahrensschritt
120 werden der weiter fortgeschriebene modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts
und der weitere erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts verglichen. Gegebenenfalls
wird dann der Modellparameter angepasst und das Verfahren über den sechsten Verfahrensschritt
130 wiederholt oder das weiter fortgeschriebene Dynamikmodell im fünften Verfahrensschritt
125 im Speicher abgelegt.
[0041] In einem Ausführungsbeispiel umfasst das Dynamikmodell mehrere Modellparameter. In
einem neunten Verfahrensschritt 145 wird nach dem vierten Verfahrensschritt 120 ferner
überprüft, ob alle Modellparameter Einfluss auf den modellierten zeitlichen Verlauf
des Fahrwerts haben. Das Dynamikmodell wird erst im Speicher abgelegt, wenn alle Modellparameter
Einfluss auf den modellierten zeitlichen Verlauf des Fahrwerts haben. In diesem Fall
kann man davon ausgehen, dass genügend erfasste Daten verwendet wurden, um das Dynamikmodell
ausreichend gut zu bestimmen und alle relevanten Fahrsituationen in den erfassten
Daten vorhanden waren. In diesem Fall wird also der fünfte Verfahrensschritt 125 durchgeführt.
Haben noch nicht alle Modellparameter Einfluss auf den modellierten zeitlichen Verlauf
des Fahrwerts, wird das Verfahren nach dem neunten Verfahrensschritt 145 mit dem dritten
Verfahrensschritt 115 fortgeführt, nachdem entweder ferner der zweite Verfahrensschritt
110 oder der siebte Verfahrensschritt 135 erneut durchgeführt wurden, also weitere
erfasste Daten zur Verfügung stehen.
[0042] Es kann vorgesehen sein, dass im neunten Verfahrensschritt 145 die Modellparameter
variiert werden. Es wird angenommen, dass ein Modellparameter Einfluss auf den modellierten
zeitlichen Verlauf hat, wenn ein variierter Modellparameter zu einem veränderten modellierten
zeitlichen Verlauf führt. Es kann vorgesehen sein, dass die Modellparameter dabei
insbesondere einzeln variiert werden, um die Beeinflussung des Dynamikmodells von
den einzelnen Modellparametern erkennen zu können.
[0043] In einem Ausführungsbeispiel erfolgt das Berechnen des modellierten zeitlichen Verlaufs
des Fahrwerts im dritten Verfahrensschritt 115 mittels eines neuronalen Netzes. Neuronale
Netze sind insbesondere dann geeignet, einen Zusammenhang zwischen den Stellwerten
und den Fahrwerten zu ermitteln, wenn sonst keine weiteren Kenntnisse über das Dynamikmodell
vorliegen.
[0044] Außerdem kann ein optionaler zehnter Verfahrensschritt 150 vorgesehen sein, in dem
das im Speicher abgelegte Dynamikmodell an eine zentrale Recheneinheit ausgegeben
wird. Der zehnte Verfahrensschritt kann dabei insbesondere nach dem fünften Verfahrensschritt
125 ausgeführt werden. Es kann vorgesehen sein, dass der zehnte Verfahrensschritt
150 immer dann ausgeführt wird, wenn sich das Dynamikmodell ändert und dann das in
FIG 1 gezeigte Verfahren zu einem erneuten Ablegen eines fortgeschriebenen Dynamikmodells
führt.
[0045] FIG 2 zeigt ein Ablaufdiagramm 100 eines Verfahrens zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs.
Das Schienenfahrzeug umfasst eine Steuereinheit mit einem Speicher. Im Speicher ist
ein mit dem im Zusammenhang mit FIG 1 erläuterten Verfahren zum Erstellen eines Dynamikmodells
erstelltes Dynamikmodell des Schienenfahrzeugs abgelegt. Gegebenenfalls kann sich,
wenn das in FIG 1 dargestellte Verfahren ebenfalls von der Steuereinheit des Schienenfahrzeugs
durchgeführt wurde, das in FIG 2 gezeigte Verfahren direkt an das in FIG 1 gezeigte
Verfahren anschließen. Die Steuereinheit lädt in einem elften Verfahrensschritt 155
das Dynamikmodell aus dem Speicher. Die Steuereinheit wählt in einem zwölften Verfahrensschritt
160 einen Fahrwert, berechnet in einem dreizehnten Verfahrensschritt 165 mittels des
Dynamikmodells einen Stellwert, mit dem der Fahrwert erreicht wird und stellt in einem
anschließenden vierzehnten Verfahrensschritt 170 den Stellwert anhand der Berechnung.
Dies kann beispielsweise beim automatisierten Steuern des Schienenfahrzeugs eingesetzt
werden.
[0046] Außerdem sind in FIG 2 weitere optionale Verfahrensschritte 175, 180 gezeigt. Diese
werden, zusammen mit weiteren Optionen der bereits genannten Verfahrensschritte 155,
160, 165, 170 im Folgenden erläutert.
[0047] In einem Ausführungsbeispiel wird der Steuereinheit im zwölften Verfahrensschritt
160 ein Fahrwertprofil vorgegeben. Im dreizehnten Verfahrensschritt 165 berechnet
die Steuereinheit ein Stellwertprofil aus dem Fahrwertprofil anhand des Dynamikmodells.
Anschließend stellt die Steuereinheit das Stellwertprofil im vierzehnten Verfahrensschritt
170. Das Stellwertprofil kann dabei zeitlichen Veränderungen des Stellwerts entsprechen.
Das Fahrwertprofil kann zeitlichen Veränderungen des Fahrwerts entsprechen und beispielsweise
durch eine Fahrstrecke (beispielsweise aufgrund von Geschwindigkeitsbegrenzungen)
oder durch einen Fahrplan vorgegeben sein.
[0048] In einem Ausführungsbeispiel überprüft die Steuereinheit in einem fünfzehnten Verfahrensschritt
175 das Dynamikmodell anhand von Fahrwerten und Stellwerten und passt das Dynamikmodell
gegebenenfalls an, wenn Abweichungen vorliegen. Dies kann beispielsweise mittels des
im Zusammenhang mit FIG 1 beschriebenen Verfahrens zum Erstellen des Dynamikmodells
erfolgen. Hierzu werden im fünfzehnten Verfahrensschritt 175 die für den zwölften
Verfahrensschritt 160 relevanten Fahrwerte im fünfzehnten Verfahrensschritt 175 zur
Verfügung gestellt.
[0049] In einem Ausführungsbeispiel wird ein angepasstes Dynamikmodell mittels Funkverbindung
in einem sechzehnten Verfahrensschritt 180 an eine zentrale Recheneinheit gesendet.
Die Zentrale Recheneinheit ist dann gegebenenfalls eingerichtet, Erkenntnisse aus
dem angepassten Dynamikmodell, insbesondere angepasste Modellparameter, an andere
Schienenfahrzeuge auszugeben.
[0050] In einem Ausführungsbeispiel stellt die Steuereinheit Abweichungen zwischen aus den
Stellwerten berechneten Fahrwerten und realen Fahrwerten fest und gibt in einem siebzehnten
Verfahrensschritt 185 eine Information aus. Die Information kann beispielsweise an
einen Triebfahrzeugführer mittels Anzeige oder akustisch ausgegeben werden.
[0051] FIG 3 zeigt ein Schienenfahrzeug 200 mit einer Steuereinheit 210 für das Schienenfahrzeug
200. Die Steuereinheit 210 ist eingerichtet, ein Dynamikmodell aus einem Speicher
211 zu laden. Ferner weist die Steuereinheit einen Prozessor 212 auf, der eingerichtet
ist, das in FIG 1 gezeigte Verfahren und/oder das in FIG 2 gezeigte Verfahren durchzuführen.
Insbesondere kann der Prozessor 212 eingerichtet sein, einen Fahrwert zu wählen, mittels
des Dynamikmodells einen Stellwert zu berechnen, mit dem der Fahrwert erreicht wird
und anschließend den Stellwert zu stellen, indem der Stellwert über einen Ausgang
213 an einen Antrieb 201 des Schienenfahrzeugs ausgegeben wird. Alternativ oder zusätzlich
kann der Stellwert über den Ausgang 213 an eine Bremsvorrichtung 202 ausgegeben werden.
Insbesondere kann die Steuereinheit 210 ferner eingerichtet sein, das Dynamikmodell
zu überprüfen, indem die anhand der gestellten Stellwerte erwarteten Fahrwerte mit
realen Fahrwerten, die mittels eines Sensors 203 ermittelt und über einen Eingang
214 eingelesen werden, verglichen werden und anschließend gegebenenfalls bei Abweichung
das Dynamikmodell wie im Zusammenhang mit FIG 1 erläutert, angepasst wird.
[0052] Die Steuereinheit 210 weist ferner ein Funkmodul 215 auf, mit dem das Dynamikmodell
an eine zentrale Recheneinheit 220 gesendet werden kann. Diese weist hierzu ebenfalls
ein Funkmodul 221 auf. Ferner kann vorgesehen sein, dass die Steuereinheit 210 ein
Dynamikmodell von der zentralen Recheneinheit 220 empfängt.
[0053] Obwohl die Erfindung im Detail durch das bevorzugte Ausführungsbeispiel näher illustriert
und beschrieben wurde, so ist die Erfindung nicht durch die offenbarten Beispiele
eingeschränkt und andere Variationen können vom Fachmann hieraus abgeleitet werden,
ohne den Schutzumfang der Erfindung zu verlassen.
1. Verfahren zum Erstellen eines Dynamikmodells eines Schienenfahrzeuges (200), wobei
das Dynamikmodell zumindest einen Modellparameter umfasst, mit den folgenden Schritten:
- Initialisieren des Dynamikmodells mit dem Modellparameter;
- Einlesen von erfassten Daten des Schienenfahrzeugs (200), wobei die erfassten Daten
einen zeitlichen Verlauf zumindest eines Stellwerts und einen zeitlichen Verlauf zumindest
eines Fahrwerts des Schienenfahrzeugs (200) umfassen;
- Eingabe des zeitlichen Verlaufs des Stellwerts in das Dynamikmodell und Berechnen
eines modellierten zeitlichen Verlaufs des Fahrwerts daraus;
- Vergleich des modellierten zeitlichen Verlaufs des Fahrwerts und des erfassten zeitlichen
Verlaufs des Fahrwerts;
- Für den Fall, dass der modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der erfasste
zeitliche Verlauf des Fahrwerts maximal um eine vorgegebene Abweichung voneinander
abweichen wird das Dynamikmodell in einem Speicher (211) abgelegt;
- Für den Fall, dass der modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der erfasste
zeitliche Verlauf des Fahrwerts um mehr als eine vorgegebene Abweichung voneinander
abweichen, wird der Modellparameter angepasst, das Dynamikmodell mit dem angepassten
Modellparameter fortgeschrieben, der zeitliche Verlauf des Stellwerts in das fortgeschriebene
Dynamikmodell eingegeben, ein fortgeschriebener modellierte zeitliche Verlauf des
Fahrwerts daraus berechnet und der fortgeschriebene modellierte zeitliche Verlauf
des Fahrwerts und der erfasste zeitliche Verlauf des Fahrwerts verglichen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Fortschreiben des Dynamikmodells iterativ erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei der Speicher (211) im Schienenfahrzeug (200)
angeordnet ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3, wobei während des Betriebs des Schienenfahrzeugs (200)
das Dynamikmodell weiter fortgeschrieben wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei zum Fortschreiben des Dynamikmodells weitere erfasste
Daten des Schienenfahrzeugs (200) eingelesen werden, wobei die weiteren erfassten
Daten einen weiteren zeitlichen Verlauf zumindest eines Stellwerts und einen weiteren
zeitlichen Verlauf zumindest eines Fahrwerts des Schienenfahrzeugs umfassen, und wobei
der weitere zeitliche Verlauf des Stellwerts in das Dynamikmodell im Speicher (211)
eingegeben und ein weiterer modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts daraus berechnet
wird, der weitere modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der weitere erfasste
zeitliche Verlauf des Fahrwerts verglichen werden und für den Fall, dass der weitere
modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der weitere erfasste zeitliche Verlauf
des Fahrwerts um mehr als eine weitere vorgegebene Abweichung voneinander abweichen,
der Modellparameter angepasst wird, das Dynamikmodell mit dem angepassten Modellparameter
weiter fortgeschrieben wird, der weitere zeitliche Verlauf des Stellwerts in das weiter
fortgeschriebene Dynamikmodell eingegeben wird, ein weiterer fortgeschriebener modellierte
zeitliche Verlauf des Fahrwerts daraus berechnet wird und der weiter fortgeschriebene
modellierte zeitliche Verlauf des Fahrwerts und der weitere erfasste zeitliche Verlauf
des Fahrwerts verglichen werden.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei das Dynamikmodell mehrere Modellparameter
umfasst, wobei ferner überprüft wird, ob alle Modellparameter Einfluss auf den modellierten
zeitlichen Verlauf des Fahrwerts haben, wobei das Dynamikmodell erst im Speicher (211)
abgelegt wird, wenn alle Modellparameter Einfluss auf den modellierten zeitlichen
Verlauf des Fahrwerts haben.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei bei der Überprüfung, ob alle Modellparameter Einfluss
auf den modellierten zeitlichen Verlauf des Fahrwerts haben, die Modellparameter variiert
werden und ein Modellparameter Einfluss auf den modellierten zeitlichen Verlauf hat,
wenn ein variierter Modellparameter zu einem veränderten modellierten zeitlichen Verlauf
führt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei das Berechnen des modellierten zeitlichen
Verlaufs des Fahrwerts mittels eines neuronalen Netzes erfolgt.
9. Verfahren zum Betreiben eines Schienenfahrzeugs (200), wobei das Schienenfahrzeug
(200) eine Steuereinheit (210) mit einem Speicher (211) umfasst, wobei im Speicher
(211) ein mit dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8 erstelltes Dynamikmodell
des Schienenfahrzeugs (200) abgelegt ist, wobei die Steuereinheit (210) einen Fahrwert
wählt, mittels des Dynamikmodells einen Stellwert berechnet, mit dem der Fahrwert
erreicht wird und anschließend den Stellwert gestellt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, wobei die Steuereinheit (210) das Dynamikmodell anhand
von Fahrwerten und Stellwerten überprüft und anpasst.
11. Verfahren nach Anspruch 10, wobei ein angepasstes Dynamikmodell mittels Funkverbindung
an eine zentrale Recheneinheit (220) gesendet wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 11, wobei der Steuereinheit (210) ein Fahrwertprofil
vorgegeben wird und wobei die Steuereinheit (210) ein Stellwertprofil aus dem Fahrwertprofil
anhand des Dynamikmodells berechnet und anschließend stellt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 12, wobei die Steuereinheit (210) bei Feststellen
von Abweichungen zwischen aus den Stellwerten berechneten Fahrwerten und realen Fahrwerten
eine Information ausgibt.
14. Steuereinheit (210) für ein Schienenfahrzeug (200), die eingerichtet ist, ein Dynamikmodell
aus einem Speicher (211) zu laden, einen Fahrwert zu wählen, mittels des Dynamikmodells
einen Stellwert zu berechnen, mit dem der Fahrwert erreicht wird und anschließend
den Stellwert zu stellen.
15. Schienenfahrzeug (200) mit einer Steuereinheit (210) nach Anspruch 14.