[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anlage zur Herstellung eines Wasserstoff
enthaltenden Produkts unter Einsatz einer Elektrolyse.
Hintergrund der Erfindung
[0002] Zur Herstellung von Wasserstoff im großtechnischen Maßstab ist eine Reihe unterschiedlicher
Verfahren bekannt und in gängigen Nachschlagewerken, beispielsweise im Artikel "
Hydrogen" in Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, 15. Juni 2000, DOI: 10.1002/14356007.a13_297, Abschnitt 4, "Production", beschrieben. Die Herstellung von Wasserstoff kann durch
Umsetzung von gasförmigen, festen oder flüssigen Kohlenstoffquellen wie Erdgas, Naphtha
oder Kohle erfolgen. Ein weiterer Weg zur Herstellung von Wasserstoff aus entsprechenden
Kohlenstoffquellen umfasst die katalytische partielle Oxidation (POX, Partial Oxidation)
und die katalytische Reformierung in unterschiedlichen Ausgestaltungen wie beispielsweise
Dampfreformierung oder autotherme Reformierung. Auch kombinierte Verfahren können
hierbei verwendet werden.
[0003] Neben derartigen Synthesewegen kann Wasserstoff aber auch elektrolytisch aus Wasser
hergestellt werden, wie in dem erwähnten Artikel in Ullmann's Encyclopedia of Industrial
Chemistry insbesondere in Abschnitt 4.2, "Electrolysis" erläutert.
[0004] Bei der klassischen Wasserelektrolyse wird eine wässrige alkalische Lösung, typischerweise
von Kaliumhydroxid, als Elektrolyt verwendet (AEL, alkalische Elektrolyse). Die Elektrolyse
mit einer uni- oder bipolaren Elektrodenanordnung erfolgt hierbei bei Atmosphärendruck
oder im industriellen Maßstab auch bei einem Überdruck von bis zu 30 bar. Neuere Entwicklungen
bei der Wasserelektrolyse umfassen die Verwendung von anionen- oder protonenleitenden
lonenaustauschmembranen bzw. Anionen- oder Protonenaustauschmembranen (AEM, Anion
Exchange Membrane; PEM, Proton Exchange Membrane). Diese Verfahren zählen zu den sogenannten
Niedertemperaturverfahren, bei denen das zu elektrolysierende Wasser in der Flüssigphase
vorliegt. Die vorliegende Erfindung betrifft insbesondere die Wasserelektrolyse, und
allgemein Niedertemperaturelektrolysen, wobei beliebige Separatoren (wie Diaphragmen
in der alkalischen Elektrolyse und Membranen bei Elektrolysen mit der Protonen- oder
Anionenaustauschmembran) zum Einsatz kommen. Spezifischere Ausgestaltungen der Erfindung
erfolgen entweder in Form der alkalischen Elektrolyse oder unter Verwendung von anionen-
oder protonenleitenden lonenaustauschmembranen.
[0005] Daneben kann auch eine sogenannte Hochtemperaturelektrolyse vorgenommen werden, die
ebenfalls mit alkalischen Elektrolyten (also als AEL) mit angepassten Membranen, beispielsweise
Polysulfonmembranen, sowie unter Verwendung von Festoxidelektrolysezellen (SOEC, Solid
Oxide Electrolysis Cells) und Sauererstoffionen leitenden Hochtemperaturmaterialien
durchgeführt werden kann. Diese kommen im Rahmen der vorliegenden Erfindung nicht
oder allenfalls zusätzlich zum Einsatz. Letztere Materialien umfassen insbesondere
dotiertes Zirkondioxid oder dotierte Oxide anderer seltener Erden, die bei mehr als
600°C technisch signifikant leitfähig werden. Zu entsprechenden Verfahren sei auf
Fachliteratur wie
Hauch et.al., "Recent advances in solid oxide cell technology for electrolysis", Science
2020, Bd. 370, Nr. 6513, und
Ebbesen et. al., "Poisoning of Solid Oxide Electrolysis Cells by Impurities", J. Electrochem.
Soc. 2010, Bd. 157, Nr. 10, verwiesen.
[0006] Der technische Hintergrund und Ausgestaltungen entsprechender Elektrolysen ist beispielsweise
in den Absätzen [0019] bis [0024] der
EP 3 766 831 A1 beschrieben, auf die an dieser Stelle ausdrücklich Bezug genommen wird, um sie dadurch
in vollem Umfang in die Beschreibung aufzunehmen.
[0007] Zur elektrochemischen Herstellung von Kohlenmonoxid aus Kohlendioxid kann ebenfalls
eine Hochtemperaturelektrolyse, die unter Verwendung einer oder mehrerer Festoxid-Elektrolysezellen
durchgeführt wird, zum Einsatz kommen. Hierbei bilden sich Sauerstoff auf der Anodenseite
und Kohlenmonoxid auf der Kathodenseite. Beispielsweise wird auf die
WO 2014/154253 A1, die
WO 2013/131778 A2, die
WO 2015/014527 A1 und die
EP 2 940 773 A1 verwiesen.
[0008] Die vorliegende Erfindung stellt sich die Aufgabe, die Herstellung von Wasserstoff
bzw. Wasserstoff enthaltenden Produkten (ein Wasserstoff enthaltendes Produkt kann
dabei ein Gemisch aus Wasserstoff und weiteren Komponenten oder reinen Wasserstoff
darstellen) unter Einsatz einer Elektrolyse zu verbessern.
Offenbarung der Erfindung
[0009] Vor diesem Hintergrund schlägt die vorliegende Erfindung ein Verfahren und eine Anlage
zur Gewinnung eines wasserstoffhaltigen Produkts unter Einsatz einer Elektrolyse mit
den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche vor. Ausgestaltungen sind jeweils Gegenstand
der abhängigen Ansprüche und der nachfolgenden Beschreibung.
[0010] Ist nachfolgend von "einer" Elektrolyse bzw. Elektrolysezelle im Singular die Rede,
versteht sich, dass Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung mit mehreren Elektrolysezellen
realisiert sind, wobei entsprechende Elektrolysezelle insbesondere Teil eines Elektrolysestapels
(Zellstapel usw., engl. Stack) bekannter Art sein können, in denen solche Elektrolysezellen
in Mehrzahl vorhanden sind. In einem derartigen Elektrolysestapel kann eine Vielzahl
von Anordnungen aus jeweils Anode, Elektrolyt und Kathode bereitgestellt sein, wobei
jeweils Mittel zur Einspeisung bzw. Entnahme der jeweiligen zu bearbeitenden bzw.
bearbeiteten Fluide an der Anoden- und Kathodenseite bereitgestellt sind. Diese sind
dabei mit Einspeise- bzw. Sammelleitungen verbunden, die den gesamten Elektrolysestapel
versorgen. Ist nachfolgend von "einem" Elektrolysestapel im Singular die Rede, versteht
sich gleichermaßen, dass Ausgestaltungen mit einem oder mehreren Elektrolysestapeln
gemeint sein können.
[0011] Es ist bekannt, dass Elektrolysezellen nach ihrer Inbetriebnahme eine stetige Degradation
erfahren. Diese Degradation führt unter anderem dazu, dass die Zellenspannung bei
konstanter Stromdichte im Laufe der Zeit ansteigt oder dass die Stromdichte bei konstanter
Spannung im Laufe der Zeit abnimmt. Bis heute sind die Degradationsmechanismen, die
zu diesem Phänomen führen, nicht vollständig geklärt. Aus der Literatur geht jedoch
hervor, dass es eindeutige Faktoren gibt, wie z.B. höhere Betriebstemperaturen und/oder
größere Lastschwankungen, die zu einer beschleunigten Degradation der Zellen führt.
[0012] Heutzutage werden Elektrolyseanlagen während ihrer gesamten Lebensdauer bei konstantem
Druck und konstanter Temperatur betrieben. Die Temperatur der Elektrolysezellen kann
z.B. durch den Strom oder die Eintrittstemperatur eines Kühlmediums, z.B. Wasser,
das den Elektrolysezellen zugeführt wird, gesteuert werden. Die vorliegende Erfindung
schlägt nun jedoch in Abkehr vom Bekannten einen Betrieb einer Elektrolyse vor, der
umfasst, dass die Betriebstemperatur eines Elektrolysestapels zu einem bestimmten
Zeitpunkt während seiner Lebensdauer erhöht wird, um seine Leistungsverschlechterung
auszugleichen.
[0013] In dem erfindungsgemäß vorgeschlagenen Verfahren zur Herstellung eines Wasserstoff
enthaltenden Produkts unter Einsatz einer Elektrolyse ist dabei vorgesehen, dass die
Elektrolyse unter Verwendung eines eine Vielzahl von Elektrolysezellen aufweisenden
Elektrolysestapels durchgeführt wird, wobei die Elektrolysezellen während eines kontinuierlichen
oder eines diskontinuierlichen Produktionszeitraums zwischen einem ersten Zeitpunkt
und einem zweiten Zeitpunkt mit einer an den Elektrolysestapel angelegten Elektrolysespannung
beaufschlagt werden, und dass die Elektrolysezellen während des Produktionszeitraums
mit einer auf einen Vorgabewert eingestellten Betriebstemperatur betrieben werden.
Gemäß Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung ist vorgesehen, dass der Vorgabewert
für die Betriebstemperatur während eines kontinuierlichen oder diskontinuierlichen
Teilzeitraums, der nach einem vorgegebenen Zeitpunkt während des Betriebszeitraums
liegt, erhöht wird.
[0014] Unter einem "diskontinuierlichen" Zeitraum wird hierbei insbesondere ein Gesamtzeitraum
verstanden, der sich aus Teilzeiträumen zusammensetzt. Im vorliegenden Fall kann ein
Betriebszeitraum, in dem eine Elektrolyse durchgeführt, und daher die Elektrolysezellen
mit Strom und entsprechenden Medien beaufschlagt werden, durch unterschiedliche andere
Zeiträume, bspw. Wartungs- oder Reparaturzeiträume, unterbrochen sein und dennoch
einen Gesamtzeitraum bilden, der insbesondere zwischen einem Lebens- bzw. Betriebsdauerbeginn
(engl. Begin of Life, BoL) und einem Lebens- bzw. Betriebsdauerende (engl. End of
Life, EoL) liegt.
[0015] Eine "Erhöhung" eines Werts kann im Rahmen der vorliegenden Erfindung insbesondere
eine graduelle, stufenweise, oder einer bestimmten mathematischen Funktion entsprechende
Erhöhung sein. Da diese in einem diskontinuierlichen Zeitraum erfolgen kann, kann
sie auch von Zeiträumen einer Nichterhöhung oder Verringerung unterbrochen sein.
[0016] Durch den Einsatz der vorliegenden Erfindung und entsprechender Ausgestaltungen können
die Lebensdauer des Elektrolysestapels verlängert und gleichzeitig die maximale Spannung
und/oder Leistungsaufnahme des Elektrolysestapels begrenzt werden. Elektrolysestapel
können über einen längeren Zeitraum genutzt werden, ohne eine bestimmte Schwellenspannung
zu überschreiten, wobei die Nennproduktionsrate und/oder Stromdichte der Elektrolyseanlage
zu erreichen ist. Ein Overengineering von Stromversorgungseinheiten kann, wie auch
unten unter Bezugnahme auf Ausführungsformen der Erfindung weiter erläutert, reduziert
werden, ohne die Nutzungsdauer des Elektrolysestapels hierdurch zu verkürzen.
[0017] In Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung wird der Zeitpunkt, ab dem der Vorgabewert
für die Betriebstemperatur erhöht wird, d.h. ein entsprechender kontinuierlicher oder
diskontinuierlicher Zeitraum beginnt, auf Grundlage wenigstens einer Kenngröße vorgegeben,
die mit einem Degradationsgrad der Elektrolysezellen des Elektrolysestapels korreliert.
Weitere Details werden ebenfalls weiter unten erläutert. Insbesondere ist es hierdurch
möglich, einen entsprechenden Zeitpunkt exakt zu wählen und dem realen Betrieb anzupassen.
[0018] Es kann vorgesehen sein, dass zumindest während eines kontinuierlichen oder diskontinuierlichen
Teilzeitraums, der vor dem vorgegebenen Zeitpunkt liegt, eine Betriebsspannung, mit
der die Elektrolysezellen betrieben werden, erhöht wird, wobei die Kenngröße, die
mit einem Degradationsgrad der Elektrolysezellen des Elektrolysestapels korreliert,
ein Erreichen oder Überschreiten eines Schwellwerts durch die Betriebsspannung ist.
Eine derartige Erhöhung kann vorteilhafterweise dazu vorgesehen sein, eine Degradation
der Elektrolysezellen auszugleichen. Sie kann in Abhängigkeit beispielsweise von einer
Produktionsrate des Elektrolyseprodukts erfolgen, insbesondere um diese konstant zu
halten.
[0019] In einer alternativen Ausgestaltung kann während eines kontinuierlichen oder diskontinuierlichen
Teilzeitraums, der vor dem vorgegebenen Zeitpunkt liegt, eine maximal erreichbare
Stromstärke, bei der die Elektrolysezellen betrieben werden, verringert werden, wobei
die Kenngröße, die mit einem Degradationsgrad der Elektrolysezellen des Elektrolysestapels
korreliert, ein Erreichen oder Unterschreiten eines Schwellwerts durch die maximal
erreichbare Stromstärke ist.
[0020] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung kann insbesondere vorgesehen sein, dass die
maximal erreichbare Betriebsspannung, mit der die Elektrolysezellen betrieben werden,
während des Teilzeitraums, der nach dem vorgegebenen Zeitpunkt liegt, nicht mehr erhöht
wird. Entsprechendes kann auch für die maximal erreichbare Stromstärke vorgesehen
sein. Hierdurch wird die entsprechende Spannung bzw. der Strom begrenzbar und eine
weitere Degradation kann durch die in Ausgestaltungen der Erfindung vorgesehene Erhöhung
der Betriebstemperatur kompensiert werden.
[0021] Ein entsprechender Schwellwert für eine Betriebsspannung kann insbesondere bei 101
bis 150% oder 104 bis 120% eines anfänglichen Werts der Betriebsspannung liegen. Damit
ist es möglich, entsprechende Stromversorgungseinheiten lediglich so leistungsfähig
bereitzustellen, dass sie diese Spannungssteigerung zulassen. Ein Overdesign kann
vermieden werden. Entsprechend kann ein entsprechender Schwellwert für eine Stromstärke
bei 50 bis 99% oder 80 bis 96% des anfänglichen Werts der Stromstärke liegen.
[0022] In Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung kann die Elektrolyse unter Verwendung
von Elektrolysemembranen durchgeführt werden, wobei die Elektrolysemembranen und/oder
eine oder mehrere weitere Komponenten der Elektrolysezellen dazu eingerichtet sind,
durch die Elektrolysemembranen permeierenden Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser
umzusetzen.
[0023] Bei Verwendung einer membranbasierten Elektrolyse (z.B. vom Typ einer Protonenaustauschmembran
oder Anionenaustauschmembran) kann dabei ein entsprechendes Material in die Anordnung
aus Membran und Elektroden eingebracht werden. Dieses ist dafür eingerichtet, den
in die Membran zur Anodenseite der Elektrolysezelle eindringenden Wasserstoff mit
Sauerstoff zu rekombinieren, um Wasser zu bilden. Eine Degradation kann nämlich zu
einer Ausdünnung der Membran führen und damit den Gasdurchtritt durch die Membran
erhöhen. Außerdem kann ggf. die Permeation von Wasserstoff und Sauerstoff durch typisches
Membranmaterial bei höheren Temperaturen verstärkt werden. Dementsprechend kann es
beim Betrieb einer membranbasierten Elektrolyseanlage bei erhöhter Temperatur während
eines Zustands hoher Degradation vorteilhaft sein, ein entsprechendes Mittel zur Rekombination
von permeiertem Sauerstoff und Wasserstoff einzubauen, um Sicherheitsauflagen zu erfüllen,
wie z.B. die Höchstgrenze von Wasserstoff in Sauerstoff. Bei dem Mittel zur Rekombination
von Sauerstoff und Wasserstoff kann es sich um einen Katalysator, z.B. auf Platinbasis,
handeln, der in die Membran eingebettet, mit dem anodenseitigen Katalysator vermischt,
oder als dünne Schicht zwischen dem Anodenkatalysator und der Membran aufgebracht
sein kann.
[0024] Mit anderen Worten können die Elektrolysemembranen und/oder eine oder mehrere weitere
Komponenten der Elektrolysezellen, die dafür eingerichtet sind, den durch die Elektrolysemembranen
permeierenden Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser umzusetzen, einen platinbasierten
Katalysator aufweisen.
[0025] Alternative Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung können auch eine Verwendung
einer alkalischen Elektrolyse eingerichtet sein, d.h. die Elektrolyse kann unter Verwendung
von Elektrolysezellen durchgeführt werden, die für eine alkalische Wasserelektrolyse
eingerichtet sind, wie sie grundsätzlich aus dem Stand der Technik bekannt sind.
[0026] In entsprechenden Verfahren kann in Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung insbesondere
vorgesehen sein, dass eine anodenseitige Wasserstoffkonzentration überwacht und der
Betrieb der Elektrolyse in Abhängigkeit hiervon angepasst wird.
[0027] Die Anpassung des Betriebs kann insbesondere durch eine Änderung der Betriebsbedingungen,
z.B. der Zellspannung und der Zelltemperatur, erfolgen, so dass ein Schwellenwert
der Wasserstoffkonzentration an der Anode nicht überschritten wird. Der Schwellenwert
kann insbesondere unterhalb der unteren Explosionsgrenze von 4% liegen. Es können
aber auch Schwellenwerte bei 2% oder darunter liegen, um einen entsprechenden Sicherheitspuffer
bereitzustellen.
[0028] Es ist zu erwarten, dass die Wasserstoffkonzentration an der Anodenseite bei hohen
Temperaturen und niedrigen Stromdichten besonders hoch ist. Daher kann die gemessene
Konzentration verwendet werden, um eine Obergrenze für die Temperatur oder eine Untergrenze
für die Zellspannung und/oder Stromdichte festzulegen. Insbesondere dann, wenn ein
Betrieb bei geringer Belastung, d.h. bei niedriger Spannung und Stromdichte, gewünscht
ist, kann eine Senkung der Temperatur zur Begrenzung der Wasserstoffkonzentration
an der Anode vorteilhaft sein.
[0029] Somit kann der Betrieb der Elektrolyse gemäß Ausgestaltungen der Erfindung angepasst
oder weiter angepasst werden, wenn die anodenseitige Wasserstoffkonzentration einen
Wert von 2% oder 4% überschreitet.
[0030] In Ausgestaltungen der Erfindung kann die Elektrolyse zumindest zeitweise während
des Betriebszeitraums mit subnominalen Stromdichten betrieben werden, wobei die Betriebstemperatur
in Abhängigkeit von den Stromdichten eingestellt wird.
[0031] Insbesondere beim Betrieb einer Elektrolyseanlage mit schwankenden Produktionsraten
kann die Temperatur in Abhängigkeit von der vorübergehend angelegten Spannung variiert
werden. Beim Betrieb mit einer Stromdichte, die niedriger ist als die Nennstromdichte
des Elektrolysestapels, kann der Elektrolysestapel bei einer niedrigeren Temperatur
betrieben werden als der Betriebstemperatur, die bei gleicher Degradation bzw. gleichem
Degradationsniveau und bei Nennstromdichte verwendet wird. Der Betrieb bei dieser
niedrigeren Stromdichte kann trotz des gegebenen Degradationsniveaus ohne Erhöhung
der Temperatur oder Überschreitung der zuvor festgelegten Schwellenspannung möglich
sein. Der Betrieb bei einer niedrigeren Temperatur kann den Gasübergang reduzieren,
der bei niedrigen Stromdichten kritisch sein kann, und er kann die Degradation verringern.
[0032] Die Erhöhung der Betriebstemperatur kann in Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung
durch Verringern eines Kühlmittelflusses durch die und/oder Erhöhen einer Kühlmitteleintrittstemperatur
in die Elektrolysezellen erfolgen.
[0033] Wird ein Elektrolysestapel bei höheren Temperaturen als der Nenntemperatur betrieben,
so kann die höhere Betriebstemperatur also durch eine Verringerung des Kühlmitteldurchflusses
und/oder eine Erhöhung der Temperatur des in den Elektrolysestapel eintretenden Kühlmittels
erreicht werden. Wird überstöchiometrisches Wasser zur Steuerung der Zellentemperatur
verwendet, kann dieses Wasser gereinigt werden, z.B. durch Verwendung eines lonenaustauschharzes.
Vorzugsweise darf die Temperatur des in die Reinigungseinheit eintretenden Wassers
eine Schwellentemperatur, z.B. 60°C, nicht überschreiten.
[0034] Um die maximale Betriebstemperatur des verwendeten Harzes einzuhalten, kann die Elektrolysestapeltemperatur
durch einen Bypass über den Wärmetauscher, der das Wasser kühlt, gesteuert werden.
Allgemeiner gesprochen kann den Elektrolysezellen zugeführtes Wasser zu einem einstellbaren
ersten Anteil zuvor einer Temperier- und einer Reinigungseinrichtung zugeführt werden,
und in einem verbleibenden Rest um die Temperier- und Reinigungseinrichtung (oder
nur die Temperier- oder die Reinigungseinrichtung) herumgeführt und stromab hiervon
wieder mit dem ersten Anteil vereinigt werden. Somit kann zumindest ein Teil des Wassers,
welches um die Temperiereinheit herumgeführt wird, auch um die Reinigungseinheit herumgeführt
werden, sodass das Wasser am Eintritt des Elektrolysestapels eine höhere Temperatur
haben kann als das Wasser am Eintritt der Reinigungseinheit. Beliebige Bypässe entsprechender
Art sind möglich und können in Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung vorgesehen
sein.
[0035] Es kann also beim Betrieb des Elektrolysestapels mit einer höheren Temperatur als
seiner Nenntemperatur zu einem anfänglichen Zeitpunkt mindestens ein Teil des Wassers
zum Wärmetauscher und zum Harz geleitet werden, während mindestens ein anderer Teil
des Wassers den Wärmetauscher und das Harz umgeht. Optional kann ein Teil des Anoden-
und/oder Kathodenstroms aus dem System abgeleitet werden oder den Wärmetauscher und
die Wasserreinigungseinheit umgehen.
[0036] Die erfindungsgemäß vorgeschlagene Anlage zur Herstellung eines Wasserstoff enthaltenden
Produkts ist zur Durchführung einer Elektrolyse eingerichtet und weist für die Durchführung
der Elektrolyse einen eine Vielzahl von Elektrolysezellen aufweisenden Elektrolysestapels
auf. Sie ist dafür eingerichtet, die Elektrolysezellen während eines kontinuierlichen
oder eines diskontinuierlichen Produktionszeitraums zwischen einem ersten Zeitpunkt
und einem zweiten Zeitpunkt mit einer an den Elektrolysestapel angelegten Elektrolysespannung
zu beaufschlagen und die Elektrolysezellen während des Produktionszeitraums mit einer
auf einen Vorgabewert eingestellten Betriebstemperatur zu betreiben.
[0037] In einer derartigen Anlage sind Mittel bereitgestellt, die dafür eingerichtet sind,
den Vorgabewert für die Betriebstemperatur während eines kontinuierlichen oder diskontinuierlichen
Teilzeitraums, der nach einem vorgegebenen Zeitpunkt während des Betriebszeitraums
liegt, zu erhöhen.
[0038] Zu weiteren Merkmalen und Vorteilen einer entsprechenden Anlage und Ausgestaltungen
hiervon sei auf die obigen Erläuterungen betreffend das erfindungsgemäß vorgeschlagene
Verfahren und seine Ausgestaltungen ausdrücklich verwiesen, da diese hierfür in gleicher
Weise gelten.
[0039] Entsprechendes gilt auch für eine Anlage, die gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung
dazu eingerichtet ist, ein Verfahren gemäß einer beliebigen Ausgestaltung der vorliegenden
Erfindung durchzuführen.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0040] Ausführungsformen der Erfindung werden nachfolgend rein beispielhaft unter Bezugnahme
auf die beigefügte Zeichnung beschrieben, wobei
[0041] Figuren 1 bis 5 zeigen Diagramme, anhand derer der Hintergrund und Merkmale von Ausgestaltungen
der vorliegenden Erfindung veranschaulicht sind, und
[0042] Figur 6 eine Anlage gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung veranschaulicht.
Ausführungsformen der Erfindung
[0043] Die nachfolgend beschriebenen Ausführungsformen werden lediglich zu dem Zweck beschrieben,
den Leser beim Verständnis der beanspruchten und zuvor erläuterten Merkmale zu unterstützen.
Sie stellen lediglich repräsentative Beispiele dar und sollen hinsichtlich der Merkmale
der Erfindung nicht abschließend und/oder beschränkend betrachtet werden. Es versteht
sich, dass die zuvor und nachfolgend beschriebenen Vorteile, Ausführungsformen, Beispiele,
Funktionen, Merkmale, Strukturen und/oder anderen Aspekte nicht als Beschränkungen
des Umfangs der Erfindung, wie er in den Ansprüchen definiert ist, oder als Beschränkungen
von Äquivalenten zu den Ansprüchen zu betrachten sind, und dass andere Ausführungsformen
verwendet und Änderungen vorgenommen werden können, ohne vom Umfang der beanspruchten
Erfindung abzuweichen.
[0044] Unterschiedliche Ausführungsformen der Erfindung können weitere zweckmäßige Kombinationen
der beschriebenen Elemente, Komponenten, Merkmale, Teile, Schritte, Mittel usw. umfassen,
aufweisen, aus ihnen bestehen oder im Wesentlichen aus ihnen bestehen, auch wenn solche
Kombinationen hier nicht spezifisch beschrieben sind. Darüber hinaus kann die Offenbarung
andere Erfindungen umfassen, die gegenwärtig nicht beansprucht sind, die aber in Zukunft
beansprucht werden können, insbesondere wenn sie vom Umfang der unabhängigen Ansprüche
umfasst sind.
[0045] Erläuterungen, die sich auf Vorrichtungen, Apparate, Anordnungen, Systeme usw. gemäß
Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung beziehen, können auch für Verfahren,
Prozesse, Methoden usw. gemäß den Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung gelten
und umgekehrt. Gleiche, gleich wirkende, in ihrer Funktion einander entsprechende,
baulich identisch oder vergleichbar aufgebaute Elemente, Verfahrensschritte usw. können
mit identischen Bezugszeichen angegeben sein.
[0046] Die Aufspaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff in einer Elektrolyse ist
ein energieaufwändiger Prozess. Bei der Wasserelektrolyse wird die für die Wasserspaltungsreaktion
erforderliche Energie durch Anlegen eines elektrischen Stroms an eine Anordnung von
Elektrolysezellen, den soeben erläuterten Elektrolysestapel, bereitgestellt. Die durch
den Elektrolysestapel verbrauchte elektrische Energie kann als Produkt aus dem durch
jede Elektrolysezelle fließenden Strom, der Spannung über jede Elektrolysezelle und
der Anzahl der Elektrolysezellen im Elektrolysestapel berechnet werden.
[0047] Die Spannung über jede Elektrolysezelle wird auch als Zellspannung U
cell bezeichnet und kann für jede Elektrolysezelle in einem Elektrolysestapel als annähernd
gleich angenommen werden. Die Zellspannung lässt sich in die reversible Spannung U
rev, d.h. die thermodynamische Mindestspannung, bei der eine Reaktion stattfinden kann,
und eine Überspannung aufteilen. Die Überspannung umfasst die Aktivierungsüberspannung
an der Katalysatoroberfläche sowie die Spannungen, die erforderlich sind, um den Zellstrom
über die ohmschen Widerstände der verschiedenen Komponenten der Elektrolysezelle zu
leiten, sowie sonstige Überspannungen durch Massentransportlimitierungen. Im Gegensatz
zur reversiblen Spannung steigt daher die Überspannung mit der Stromdichte.
[0048] Beim Betrieb mit einer industriell relevanten Stromdichte ist die Zellspannung einer
Elektrolysezelle größer als ihre thermoneutrale Spannung U
tn, d.h. die Spannung, bei der die in die Elektrolysezelle übertragene Energie (d.h.
die übertragene Ladung multipliziert mit der angelegten Spannung) größer ist als die
Reaktionsenthalpie. Dementsprechend wird in den Elektrolysestapels Wärme erzeugt und
über ein Kühlmedium, in der Regel nicht umgewandeltes Wasser, abgeführt.
[0049] Typische Kurven für die reversible Spannung, die thermoneutrale Spannung und die
Zellspannung über der Stromdichte sind in Figur 1 dargestellt. Die Beziehung zwischen
Zellspannung und Stromdichte wird oft als U-i-Kurve bezeichnet. Wie in Figur 2 veranschaulicht,
die eine Stromdichte in A/cm
2 auf der Horizontalachse gegen die Zellspannung in V auf der Vertikalachse darstellt,
und in der von oben nach unten entsprechende Kurven für Temperaturen von 30, 40, 55,
60, 70, 80 und 90°C gezeigt sind, besteht eine Temperaturabhängigkeit der U-i-Kurve.
[0050] Die Zellspannung ist nicht nur eine Funktion der Stromdichte, sondern auch der Betriebstemperatur.
Diese Beziehung ist insbesondere im Rahmen der vorliegenden Erfindung relevant. Mit
steigender Betriebstemperatur sinkt die reversible Spannung aufgrund der zugrunde
liegenden Thermodynamik der Wasserspaltungsreaktion. Darüber hinaus nehmen die verschiedenen
Widerstände innerhalb der Elektrolysezelle mit steigender Temperatur ab, was ebenfalls
zu einem Rückgang der Überspannung führt. Infolgedessen sinkt die Zellspannung und
damit der spezifische Energieverbrauch der Zelle mit steigender Betriebstemperatur.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass eine Erhöhung der Temperatur die Degradation der
Elektrolysezelle beschleunigt, so dass typischerweise ein Kompromiss zwischen Zelleneffizienz
und Lebensdauer geschlossen werden muss.
[0051] Wie erwähnt, ist bekannt, dass Elektrolysezellen nach ihrer Inbetriebnahme eine stetige
Degradation erfahren. Diese Degradation führt unter anderem dazu, dass die Zellenspannung
bei konstanter Stromdichte im Laufe der Zeit ansteigt, oder dass die Stromdichte bei
konstanter Spannung im Laufe der Zeit abnimmt. Bis heute sind die Degradationsmechanismen,
die zu diesem Phänomen führen, nicht vollständig geklärt.
[0052] Aus der Literatur geht jedoch hervor, dass es eindeutige Faktoren gibt, wie z.B.
höhere Betriebstemperaturen und/oder größere Lastschwankungen, die zu einer beschleunigten
Degradation der Zellen führen.
[0053] Wie ebenfalls erwähnt, werden Elektrolyseanlagen während ihrer gesamten Lebensdauer
bei konstantem Druck und konstanter Temperatur betrieben, wobei die Temperatur der
Elektrolysezellen z.B. durch den Strom oder die Eintrittstemperatur eines Kühlmediums,
z.B. Wasser, das der Elektrolysezellen zugeführt wird, gesteuert werden kann. Die
vorliegende Erfindung umfasst eine Abkehr hiervon.
[0054] In der industriellen Praxis ist es häufig erwünscht, die Produktionsrate einer Anlage
konstant zu halten. Bei Elektrolyseanlagen entspricht dies in etwa einer konstanten
Stromdichte. Um die Degradation der Zelle auszugleichen, wird die Zellspannung mit
der Zeit erhöht. Daher steigt bei gleichbleibender Wasserstoffproduktionsrate oder
Stromdichte der Stromverbrauch des Elektrolysestapels im Laufe der Zeit an, so dass
die verwendete Stromversorgungseinheit in der Lage sein muss, mit zunehmender Alterung
der Zellen den gleichen elektrischen Strom bei höherer Spannung zu liefern. In der
industriellen Praxis ist es wünschenswert, die Anlagen mit einer konstanten Produktionsrate
zu betreiben bzw. die maximale Produktionsrate konstant zu halten, wenn ein fluktuierender
Betrieb angestrebt wird.
[0055] Aufgrund der Degradation der Zellen steigt die Betriebsspannung und damit der Stromverbrauch
von Elektrolyseanlagen mit der Zeit an, wenn eine konstante Stromdichte oder Produktionsrate
beibehalten wird. Dies ist beispielsweise in Figur 3 veranschaulicht, in der auf einer
Horizontalachse eine Zeit zwischen Lebensdauerbeginn (engl. Begin of Life, BoL) und
Lebensdauerende (engl. End of Life, EoL), auf der linken Vertikalachse eine Stromdichte
und auf der rechten Vertikalachse eine Zellspannung dargestellt sind. Die obere Kurve
zeigt die Zellspannung, die untere Kurve die Stromdichte über einen entsprechenden
Zeitraum.
[0056] Als Kriterium für den Austausch des Elektrolysestapels wird häufig die Spannung genannt,
die erforderlich ist, um die nominale Wasserstoffproduktion der Anlage aufrechtzuerhalten.
Ein Austausch erfolgt dann, wenn ein bestimmter Schwellenwert erreicht wird. Dieser
Schwellenwert kann eine feste Spannung, z.B. 2,2 V, oder eine prozentuale Degradation,
z.B. 10%, sein.
[0057] Eine Stromversorgungseinheit muss mit zunehmender Zellenalterung in der Lage sein,
mehr Leistung bei einer höheren Spannung zu liefern, was zumindest ein gewisses Maß
an Overdesign der Stromversorgungseinheit gegenüber den Anforderungen zu Beginn der
Lebensdauer der Anlage erfordert. Das Kriterium für den Austausch des Elektrolysestapels
kann daher auch darin bestehen, dass der Leistungsbedarf des Elektrolysestapels größer
als die maximale Ausgangsleistung der Stromversorgungseinheit bei einem bestimmten
Strom wird, oder zu groß für einen wirtschaftlichen Betrieb wird. Allgemeiner kann
irgendein Kriterium berücksichtigt werden, das damit zusammenhängt, dass die Spannung
über den Elektrolysestapel und/oder ein Teil des Elektrolysestapels einen bestimmten
oberen Schwellenwert oder die maximal erreichbare Stromstärke einen bestimmten unteren
Schwellwert erreicht.
[0058] Die vorliegende Erfindung schlägt einen Betrieb einer Elektrolyse vor, der umfasst,
dass die Betriebstemperatur eines Elektrolysestapels zu einem bestimmten Zeitpunkt
während seiner Lebensdauer erhöht wird, um seine Leistungsverschlechterung auszugleichen.
Hierdurch kann die Lebensdauer des Elektrolysestapels verlängert und gleichzeitig
die maximale Spannung und/oder Leistungsaufnahme des Elektrolysestapels begrenzt werden.
Wie erwähnt, kann dies umfassen, dass die Temperatur ab einem bestimmten Punkt erhöht
wird, bis zu welchem ein Degradationsausgleich mittels einer Spannungserhöhung oder
einer Verminderung der maximal zu erreichenden Stromstärke erfolgt.
[0059] Eine Erhöhung der Betriebstemperatur kann zu einer beschleunigten Degradation des
Elektrolysestapels führen. Daher kann in Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung
ab dem Beginn der Lebensdauer des Elektrolysestapels der Leistungsabfall vorzugsweise
zunächst durch eine Erhöhung der Elektrolysestapelspannung bis zum Erreichen einer
Schwellenspannung ausgeglichen werden.
[0060] In einer derartigen Ausgestaltung kann also vorgesehen sein, ab dem Beginn des Betriebszeitraums
eine Betriebsspannung der Elektrolysezellen des Elektrolysestapels so lange zu erhöhen,
bis eine Schwellenspannung erreicht ist, die in Abhängigkeit von einer Nennspannung
der Elektrolysezellen des Elektrolysestapels ausgewählt ist. Diese Erhöhung kann wiederum
während eines kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Zeitraums erfolgen, d.h. die
Spannung kann zwischenzeitlich auch wieder verringert werden, beispielsweise um eine
Produktionsrate zu reduzieren oder weil der Abbau reversibler Degradationseffekte
eine entsprechende Verringerung ermöglicht. Insgesamt wird jedoch eine Erhöhung vorgenommen,
d.h. insbesondere die Spannungsmaxima erhöhen sich vor dem Beginn des Betriebszeitraums,
bis diese einen Schwellwert erreichen. Dies kann über einen Zeitraum von Jahren erfolgen.
Alternativ oder zusätzlich kann ab dem Beginn des Betriebszeitraums eine Betriebsstromdichte
der Elektrolysezellen des Elektrolysestapels so lange verringert werden, bis eine
untere Schwellenstromdichte erreicht ist. Mit anderen Worten kann während eines kontinuierlichen
oder diskontinuierlichen Teilzeitraums, der vor dem vorgegebenen Zeitpunkt liegt,
eine maximal erreichbare Stromstärke, bei der die Elektrolysezellen betrieben werden,
verringert wird, wobei die Kenngröße, die mit einem Degradationsgrad der Elektrolysezellen
des Elektrolysestapels korreliert, ein Erreichen oder Unterschreiten eines Schwellwerts
durch die maximal erreichbare Stromstärke ist. Wiederum kann eine zwischenzeitliche
Erhöhung der Stromstärke erfolgen, soweit die Stromstärkemaxima sich bis zum Erreichen
des Schwellwerts verringern.
[0061] Die Schwellenspannung kann in Ausgestaltungen der Erfindung, wie erwähnt, in Form
eines prozentualen Werts der Nennspannung zu Beginn des Betriebszeitraums ausgedrückt
werden, und das Kriterium kann auf eine oder mehrere Spannungen angewandt werden,
die jeweils über eine oder mehrere Zellen gemessen werden. Entsprechend kann ein Stromstärkenschwellwert
als prozentualer Wert eines anfänglichen Werts ausgedrückt werden.
[0062] Wenn andernfalls die Schwellenspannung überschritten würde, kann ab einem entsprechenden
Zeitraum die Elektrolysestapeltemperatur erhöht werden, um das Produktionsziel zu
erreichen, ohne das Spannungskriterium zu verletzen.
[0063] Die vorgeschlagene Strategie ermöglicht es, mit einem Elektrolysestapel, der einen
gewissen Grad an Degradation erfahren hat, Produktionsraten zu erzielen, die innerhalb
des nominalen Temperatur- und Spannungsbereichs nicht mehr erreicht werden können.
Daher ermöglicht die vorgeschlagene Strategie eine Verlängerung der Betriebslebensdauer
des Elektrolysestapels bei gleichzeitiger Einhaltung der Betriebsbedingungen, wie
z.B. der erreichbaren Produktionsrate.
[0064] Das resultierende Temperatur- und Spannungsprofil über die Zeit wird beispielhaft
für den stationären Betrieb in Figur 4 dargestellt, in der ein Betriebszeitraum in
Jahren auf der Horizontalachse, eine Temperaturdifferenz zwischen der momentanen Betriebstemperatur
und der Betriebstemperatur zum Beginn der Lebensdauer bzw. des dargestellten Betriebszeitraums
in K auf der linken Vertikalachse, und ein Verhältnis der verwendeten zur nominalen
Betriebsspannung in Prozent auf der rechten Vertikalachse veranschaulicht ist. Die
obere Kurve bezieht sich auf das Spannungsverhältnis, die untere auf die Temperaturdifferenz.
[0065] Es ist in der Industrie bekannt, dass ein kleiner Teil des bei der Elektrolyse erzeugten
Wasserstoffs und Sauerstoffs durch den Separator, der den Anoden- und Kathodenraum
trennt, hindurchtreten kann. Der so genannte Wasserstoff-Crossover, d.h. der Übergang
von Wasserstoff aus dem Kathoden- in den Anodenraum, kann auf der Anodenseite zu einem
Gasgemisch führen, das nahe der unteren Explosionsgrenze von Wasserstoff in Sauerstoff
liegt.
[0066] Das Crossover-Phänomen kann sich bei höheren Temperaturen noch verstärken. Eine beispielhafte
Trajektorie des Wasserstoffs in Sauerstoff an der Anodenseite für die vorgeschlagene
Betriebsstrategie ist in Figur 5 veranschaulicht, wo die Horizontalachse der Horizontalachse
gemäß Figur 4 entspricht, und auf der Vertikalachse ein prozentualer Gehalt von Wasserstoff
in Sauerstoff dargestellt ist. Ausgestaltungen der Erfindung, die bereits zuvor erläutert
wurden, können insbesondere dazu verwendet werden, negative Effekte hiervon zu kompensieren.
[0067] In Figur 6 ist ein anhand eines stark vereinfachten Anlagendiagramms eine Anlage
gemäß einer Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung veranschaulicht. Die Anlage ist
insgesamt mit 100 bezeichnet. Die Anlage 100 kann im dargestellten Beispiel zur Elektrolyse
unter Verwendung von Protonenaustauschmembranen oder Anionenaustauschmembranen ausgebildet
sein, die kathoden- und/oder anodenseitig mit Wasser beaufschlagt werden können. Die
Erfindung ist nicht hierauf beschränkt, sondern kann grundsätzlich auch mit Elektrolysezellen
verwendet werden, die für eine alkalische Elektrolyse eingerichtet sind. Entsprechende
Ausgestaltungen sind hier lediglich aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht gesondert
dargestellt.
[0068] Eine Elektrolysezelle bzw. ein Elektrolysestapel ist mit 10 bezeichnet und weist
eine Anodenseite A und eine Kathodenseite C auf. Eine Membran ist mit M veranschaulicht.
Der Anlage 100 wird ein Wasserstrom 101 zugeführt, der mit Recycleströmen 102 und
103 vereinigt wird. Gestrichelt veranschaulichte Anteile dieser Recycleströme 102,
103 können zuvor abgezweigt werden. Auch ein Betrieb ohne Recycleströme 102, 103 ist
möglich. Auch eine Rückführung der Recycleströme 102, 103 an einer stromabwärtigen
Position, wie ebenfalls mittels gestrichelten Pfeilen veranschaulicht, kann vorgesehen
sein.
[0069] In der in Figur 6 veranschaulichten Ausgestaltung der vorliegenden Erfindung kann
ein variabler Anteil des entsprechend gebildeten Wasserstroms als Bypassstrom 104
abgezweigt werden. Ein Rest 105 wird mittels eines Wärmetauschers 20 gekühlt und zumindest
ein Teil des Austrittsstrom des Wärmetauschers 20 wird danach in einer Reinigungseinrichtung
30 aufgereinigt. Nach Wiedervereinigung mit dem Bypassstrom 104 und ggf. den gestrichelt
veranschaulichten Recycleströme 102, 103 bzw. entsprechenden Anteilen hiervon erfolgt
eine Aufspaltung in zwei Einsatzströmen 106 zur Anodensesite A bzw. 107 zur Kathodenseite
C. Alternativ zur Vereinigung mit den Strömen 102 und 103 kann auch vorgesehen sein,
den Wasserstrom 101 stromabwärts des Wärmetauschers 20 oder der Reinigungseinheit
30 der Anlage zuzuführen, oder, wie hier mit Bypässen 104' und 104" veranschaulicht,
einzeln um diese herumzuführen. Beliebige Arten von Bypässen sind möglich.
[0070] Von der Anodenseite A kann ein Stoffstrom 108, in dem die gasförmigen Anodenprodukte,
insbesondere Sauerstoff, und das nicht umgesetzte Wasser enthalten sind, entnommen
und einem Gas-Flüssig-Trenner 40 zugeführt werden. In dem Gas-Flüssig-Trenner 40 kann
das als der Recyclestrom 102 verwendete Wasser abgetrennt und ein gasförmiges Anodenprodukt
110 erhalten werden. In der Praxis kann das Anodenprodukt, falls keine Abtrennung
oder dergleichen vorgesehen ist, aufgrund von Crossover über die Membran in das Anodenprodukt
übergegangenen Wasserstoff enthalten.
[0071] Von der Kathodenseite C kann ein Stoffstrom 109, in dem die gasförmigen Kathodenprodukte,
insbesondere Wasserstoff, und das nicht umgesetzte Wasser enthalten sind, entnommen
und einem Gas-Flüssig-Trenner 50 zugeführt werden. In dem Gas-Flüssig-Trenner 50 kann
das als der Recyclestrom 103 verwendete Wasser abgetrennt und ein gasförmiges Kathodenprodukt
111 erhalten werden. In der Praxis kann das Kathodenprodukt, analog zu dem Anodenprodukt,
falls keine Abtrennung oder dergleichen vorgesehen ist, aufgrund von Crossover über
die Membran in das Kathodenprodukt übergegangenen Sauerstoff enthalten.
1. Verfahren zur Herstellung eines Wasserstoff enthaltenden Produkts (111) unter Einsatz
einer Elektrolyse (10), wobei die Elektrolyse (10) unter Verwendung eines oder mehrerer,
eine Vielzahl von Elektrolysezellen aufweisender Elektrolysestapel durchgeführt wird,
wobei die Elektrolysezellen während eines kontinuierlichen oder eines diskontinuierlichen
Produktionszeitraums zwischen einem ersten Zeitpunkt (BoL) und einem zweiten Zeitpunkt
(EoL) mit einer an den Elektrolysestapel angelegten Elektrolysespannung beaufschlagt
werden, und wobei die Elektrolysezellen während des Produktionszeitraums mit einer
auf einen Vorgabewert eingestellten Betriebstemperatur betrieben werden, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorgabewert für die Betriebstemperatur während eines kontinuierlichen oder diskontinuierlichen
Teilzeitraums, der nach einem vorgegebenen Zeitpunkt während des Betriebszeitraums
liegt, erhöht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem der vorgegebene Zeitpunkt, ab dem der Vorgabewert
für die Betriebstemperatur erhöht wird, auf Grundlage wenigstens einer Kenngröße vorgegeben
wird, die mit einem Degradationsgrad der Elektrolysezellen des Elektrolysestapels
korreliert.
3. Verfahren nach Anspruch 2, bei dem zumindest während eines kontinuierlichen oder diskontinuierlichen
Teilzeitraums, der vor dem vorgegebenen Zeitpunkt liegt, eine Betriebsspannung, mit
der die Elektrolysezellen betrieben werden, erhöht wird, wobei die Kenngröße, die
mit einem Degradationsgrad der Elektrolysezellen des Elektrolysestapels korreliert,
ein Erreichen oder Überschreiten eines Schwellwerts durch die Betriebsspannung ist.
4. Verfahren nach Anspruch 2, bei dem zumindest während eines kontinuierlichen oder diskontinuierlichen
Teilzeitraums, der vor dem vorgegebenen Zeitpunkt liegt, eine maximal erreichbare
Stromstärke, bei der die Elektrolysezellen betrieben werden, verringert wird, wobei
die Kenngröße, die mit einem Degradationsgrad der Elektrolysezellen des Elektrolysestapels
korreliert, ein Erreichen oder Unterschreiten eines Schwellwerts durch die maximal
erreichbare Stromstärke ist.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, bei dem die maximal zu erreichende Betriebsspannung,
mit der die Elektrolysezellen betrieben werden, während des Teilzeitraums, der nach
dem vorgegebenen Zeitpunkt liegt, nicht mehr erhöht wird.
6. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, bei dem der Schwellwert bei 104 bis 120% eines anfänglichen
Werts der Betriebsspannung liegt.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem die Elektrolyse (10) unter
Verwendung von Elektrolysemembranen (M) durchgeführt wird, wobei die Elektrolysemembranen
(M) und/oder eine oder mehrere weitere Komponenten der Elektrolysezellen dazu eingerichtet
sind, durch die Elektrolysemembranen permeierenden Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser
umzusetzen.
8. Verfahren nach Anspruch 7, bei dem die Elektrolysemembranen (M) und/oder eine oder
mehrere weitere Komponenten der Elektrolysezellen, die dafür eingerichtet sind, den
durch die Elektrolysemembranen permeierenden Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser
umzusetzen, einen platinbasierten Katalysator aufweisen.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, bei dem die Elektrolyse (10) unter Verwendung
von Elektrolysezellen durchgeführt wird, die für eine alkalische Wasserelektrolyse
eingerichtet sind
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem eine anodenseitige Wasserstoffkonzentration
überwacht wird und der Betrieb der Elektrolyse (10) in Abhängigkeit hiervon angepasst
wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, bei dem der Betrieb der Elektrolyse (10) angepasst oder
weiter angepasst wird, wenn die anodenseitige Wasserstoffkonzentration einen Wert
von 2% oder 4% überschreitet.
12. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem die Elektrolyse (10) zumindest
zeitweise während des Betriebszeitraums mit subnominalen Stromdichten betrieben wird,
wobei die Betriebstemperatur in Abhängigkeit von den Stromdichten eingestellt wird.
13. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem die Erhöhung der Betriebstemperatur
durch Verringern eines Kühlmittelflusses durch die und/oder Erhöhen einer Kühlmitteleintrittstemperatur
in die Elektrolysezellen erfolgt.
14. Anlage (100) zur Herstellung eines Wasserstoff enthaltenden Produkts (111), die zur
Durchführung einer Elektrolyse (10) eingerichtet ist und für die Durchführung der
Elektrolyse (10) einen oder mehrere, eine Vielzahl von Elektrolysezellen aufweisende
Elektrolysestapel aufweist, wobei die Anlage (100) dafür eingerichtet ist, die Elektrolysezellen
während eines kontinuierlichen oder eines diskontinuierlichen Produktionszeitraums
zwischen einem ersten Zeitpunkt (BoL) und einem zweiten Zeitpunkt (EoL) mit einer
an den Elektrolysestapel angelegten Elektrolysespannung zu beaufschlagen und die Elektrolysezellen
während des Produktionszeitraums mit einer auf einen Vorgabewert eingestellten Betriebstemperatur
zu betreiben, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel bereitgestellt sind, die dafür eingerichtet sind, den Vorgabewert für die
Betriebstemperatur während eines kontinuierlichen oder diskontinuierlichen Teilzeitraums,
der nach einem vorgegebenen Zeitpunkt während des Betriebszeitraums liegt, zu erhöhen.
15. Anlage (100) nach Anspruch 14, die zur Durchführung eines Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1 bis 13 eingerichtet ist.