[0001] Die Erfindung betrifft eine eine Randverfestigung aufweisende Wirkware, eine Vorrichtung
und ein Verfahren zu deren Herstellung. Wirkware mit einem Schussfadensystem ist bekannt.
Bei einer Wirkware wird mittels eines maschenbildenden Kettfadensystems eine Maschenware,
welche auch als Gewirke bezeichnet wird, hergestellt. Ein Gewirke ist prinzipiell
auch ohne Schussfaden stabil genug und weist einen entsprechenden Zusammenhalt auf,
weil die Maschen untereinander nicht nur in Längs-, sondern auch in Querrichtung einer
Warenbahn miteinander verbunden sind. Aus ästhetischen und Festigkeitsgründen können
aber auch im Gewirke, welche über die gesamte Breite eine gleichmäßige Verteilung
der Maschen aufweisen, Schussfäden eingebracht werden. Diese Schussfäden werden in
den Maschen mittels maschenbildender Organe abgebunden. Wirkware wird häufig auch
als Gitterstruktur eingesetzt. Bei einer derartigen Gitterstruktur werden in Warenbahnproduktionsrichtung
mittels der maschenbildenden Kettfäden jeweils aus mehreren, in Breitenrichtung und
miteinander verwirkten Maschen bestehenden Streifen erzeugt, welche in Breitenrichtung
untereinander mit Schussfäden verbunden sind, welche in den Maschen eingebunden sind.
Für diese Gitterware sind die Schussfäden zwingend erforderlich. Insbesondere für
die der Erfindung zugrundeliegende Gitterstruktur sind drei Fadenarten erforderlich:
maschenbildende Kettfäden, Stehfäden und Schussfäden. Gegenüber einer Wirkware sind
bei Webware Schussfäden, welche sich mit den Kettfäden ondulieren, zwingend immer
erforderlich.
[0002] Um der Wirkware eine entsprechende Randstabilität zu verleihen, sind verschiedene
Maßnahmen im Stand der Technik bekannt geworden. In
DE 10 163 730 C1 sind ein Verfahren und eine Kettenwirkmaschine zur Herstellung eines Kettengewirkes
mit eingelegten Verstärkungselementen beschrieben. Die beschriebenen Verstärkungselemente
dienen der Erhöhung der Festigkeit des Gewirkes und bestehen aus in Kettrichtung orientierten
Faden-, Faser-, Vlies- oder anderen Elementen. Diese Verstärkungselemente werden so
zugeführt, dass sie den Maschenverbund verstärken, wozu eine komplexere Nadelstruktur
und damit eine komplexere Wirkelementanordnung erforderlich ist. Die Verstärkungselemente
werden innerhalb der Warenbahn, jedoch nicht an den Randbereichen zur Verstärkung
des Gewirkes eingesetzt.
[0003] In
DE 10 021 341 A1 sind ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Bildung von vor allem mehrschichtigen
Schussfäden-Verlegungen mit multiaxial orientiertem Fadengelege sowie ein Fadenleger
hierfür beschrieben. Dabei werden Endlosschussfäden in die hinlaufende Richtung und
wieder zurück in die rücklaufende Richtung verlegt, wobei unabhängig von der Verlegerichtung
alle Schussfäden den gleichen Abstand voneinander aufweisen. Insbesondere ist auf
eine fadenschonende Fadenumkehr geachtet worden. Das Gewirke wird durch die Endlosschussfäden
insgesamt verstärkt, einer Forderung nach weichem und fließendem Gewirke und gleichzeitiger
Randverfestigung ist in diesem Dokument nicht angesprochen.
[0004] Zwar ist in
CN 111 479 964 A eine Gitterstruktur einer Wirkware beschrieben, bei welcher Längs- und Querfäden
in ihren jeweiligen Kreuzungspunkten abgebunden sind. Abgesehen von einer mehrschichtigen
Abdeckschicht, welche Verstärkungen eingewirkt hat, sind jedoch diesem Stand der Technik
keinerlei Informationen zu entnehmen, Randbereiche der Wirkware beziehungsweise des
Gewirkes zu verstärken.
[0005] In
US 5,246,306 B sind Verstärkungen für Asphaltschichten, Verfahren zum Herstellen derartiger Verstärkungen
und verstärkte Schichten beschrieben. Dabei wird eine Gitterstruktur auf eine derartige
Asphaltschicht gelegt, und es werden sich kreuzende Fasern an ihren Kreuzungspunkten
fixiert. Randverfestigungen sind nicht beschrieben.
[0006] In
DE 10 2006 003 413 B3 sind ein Gewebe mit einer durch eingelegte Schussfadenendabschnitte gebildeten Einlegekante
und eine Verwendung desselben beschrieben. Dabei werden bei dem beschriebenen Gewebe
monofile Schussfäden endlicher Länge, welche breiter ist als die eigentliche Gewebebreite,
in an sich kreuzender Weise mit in Gewebebahnproduktionsrichtung kreuzender Weise
abgebunden und deren überstehende Enden um 180° umgelegt und in den Seitenbereichen
jeweils miteingewebt. Damit entstehen Einlegekanten, die allerdings nichts mit der
Stabilisierung der Randbereiche des Gewebes zu tun haben, sondern zur Erzeugung eines
Feldes mit alphanumerischen Zeichen, Logos oder zumindest mit einer Farbe dienen,
was als Werbeträger in dem Randbereich des Gewebes vorgesehen ist. Die Einlegekante
hat also einen rein optischen beziehungsweise ästhetischen Zweck und dient vor allen
Dingen der Präsentation von Labels für besonders hochpreisige Konfektion.
[0007] Des Weiteren ist in
CH 688 382 A5 ein Verfahren für scharf abgegrenzte Einlege-Webkanten insbesondere für Araber-Kopftücher
beschrieben. Dabei wird die Gewebekante auch als ästhetisches Merkmal eingesetzt;
die Schussfäden werden in üblicher Weise in sich kreuzender Art und Weise je nach
der Bindung mit den Kettfäden onduliert, das heißt abgebunden, wobei ein über die
Gewebebreite überstehendes Ende des jeweiligen Schussfadens um 180° umgelegt und an
den Rändern eingewebt wird. Auch hier handelt es sich nicht um eine Randverfestigung,
sondern um ein rein ästhetisches Merkmal.
[0008] In
DE 4 222 076 A1 ist ebenfalls ein Gewebe beschrieben, bei welchem mittels einer Einlegetechnik ein
überstehendes Ende eines Schussfadens in den Kantenbereich des Gewebes durch 180°
Umlegung eingelegt wird, wobei das Ziel darin besteht, die Schussfadenenden so abzubinden
im Gewebe, dass diese letztlich im Wesentlichen unsichtbar sind.
[0009] Die mit Verstärkungen stabilisierten, bekannten Gewirke sind darauf beschränkt, Verstärkungen
für das Gewirke entweder flächenmäßig oder im Inneren zu verwenden, Verstärkungen
im Randbereich sind dagegen nicht beschrieben. Die für Gewebe beschriebenen Einlegekanten
haben mit Gewirke nicht das Geringste zu tun, können überhaupt nur durch 180° Umlegung
überstehender Schussfäden erzielt werden, da webbedingt durch das Anschlagen der Schussfäden
an den Bindepunkt überhaupt keine andere Möglichkeiten gegeben sind. Bei Einlegekanten
von Geweben gibt es also nur eine definierte Ausrichtung des eingelegten Schussfadenendes,
und zwar unabhängig davon, ob es sich um Multifilamentgarne oder Monofilamentgarne
der Schussfäden handelt. Den bekannten Geweben mit Einlegekante liegt also die Orientierung
zugrunde, aus der Not eine Tugend zu machen, indem die Schussfadenenden nicht abgeschnitten
werden, was zu unschönem Aussehen durch Ausfransen führen würde, sondern das Einweben
und Verstecken der Schussfadenenden, um insgesamt die optische Attraktivität zu erhöhen.
Bei Gewirken, insbesondere gitterartig aufgebaute Geotextilien, liegen die Verhältnisse
- nicht vergleichbar mit den Geweben - völlig anders.
[0010] Gegenüber den bekannten Textilien besteht die Aufgabe der Erfindung daher darin,
ein Textilgitter zu schaffen, welches aus Schussfäden, Stehfäden und maschenbildenden
Kettfäden besteht, wobei die Schussfäden endliche Schussfäden sind und deren über
die Breite des Gewirkes überstehende Enden vorzugsweise unkontrolliert, d.h. in beliebiger
Winkelanordnung, schräg entgegen der Warenbahnproduktionsrichtung wieder eingewirkt
werden. Diese Aufgabe schließt ein, dass nicht nur Monofilament-, sondern auch Multifilamentgarne
als Schussfäden verwendet werden, bei denen eine Auffächerung der einzelnen Filamente
dazu führt, dass die Schussfadenenden nicht in einem Winkel, sondern in einer Vielzahl
von unterschiedlichen Winkeln für einzelne Filamente des Multifilamentgarns des Schussfadens
als Einlegekanten in das Gewirke wieder zurückgelegt und dort in die Maschen eingebunden
und fixiert werden.
[0011] Diese Aufgabe wird durch eine Wirkware mit den Merkmalen gemäß Anspruch 1, eine Vorrichtung
mit den Merkmalen gemäß Anspruch 7 und ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß Anspruch
9 gelöst. Zweckmäßige Weiterbildungen sind in den jeweiligen abhängigen Ansprüchen
definiert.
[0012] Die erfindungsgemäße Wirkware weist ein maschenbildendes Kettfadensystem auf, in
welches endliche Schussfäden eingebunden, d.h. eingewirkt sind. Die Wirkware wird
als Warenbahn mit einer definierten Breite ausgebildet, wobei an ihren Rändern ein
Stehfaden angeordnet ist, welcher die Warenbahn an den Rändern begrenzt. Die eingewirkten
endlichen Schussfäden weisen eine Länge auf, welche größer ist als die Breite der
Warenbahn, sodass sie bezüglich des jeweiligen Stehfadens einen Überstand aufweisen.
Zum Erzielen einer Randverfestigung wird eine Einlegekante der Wirkware dadurch gebildet,
dass der Überstand des Schussfadens gegenüber der Warenbahnbreite mit einem definierten
Winkel entgegen der Warenbahnproduktionsrichtung umgelenkt ist. Und zwar wird der
Überstand zumindest so weit umgelenkt, dass dieser in das maschenbildende Kettfadensystem
in zumindest einer Masche der bezüglich der Warenproduktionsrichtung nachfolgenden
Maschen als Einlegekante abgebunden ist. Für die Wirkware werden Schussfäden als monofile
Fäden oder als multifile Fäden eingesetzt. Das Umlegen des Überstandes entgegen der
Warenproduktionsrichtung muss dabei, als Vorteil gegenüber allen beschriebenen bekannten
Einlegekanten bei Webware, nicht unter einem definierten Winkel erfolgen. Vielmehr
reicht es, wenn der Überstand des Schussfadens in eine beliebige Richtung, und zwar
vorzugsweise zwischen 90° bis 180°, umgelegt wird. Eine Randverfestigung tritt bereits
dann auf, wenn der Überstand wieder eingewirkt worden ist durch dessen Umlegen entgegen
der Warenbahnproduktionsrichtung, d.h. in Richtung der Stehfäden. Gegenüber den monofilen
Schussfadengarnen tritt bei den multifilen Schussfadengarnen das Problem auf, dass
durch das Umlegen eine gewisse Auffächerung der einzelnen Filamente des Fadens auftreten
kann. Wenn derartige Überstände aus Multifilamentgarnen und dabei aufgefächert umgelegt
werden, so werden die einzelnen Filamente bzw. Gruppen von Filamenten jeweils in unterschiedlichen
Maschen eingewirkt und somit eingebunden. Diese Einbindung einzelner Filamente bzw.
einzelner Gruppen von Filamenten hat den Vorteil, dass einzelne Filamente von der
Wirkware nicht abstehen und andererseits eine recht gute Randverfestigung des Gewirkes
realisierbar ist.
[0013] Prinzipiell ist es ausreichend, dass der entgegen der Warenbahnproduktionsrichtung
umgelegte Überstand in den dem eigentlichen Schussfaden nachfolgenden Maschen in zumindest
einer dieser Maschen abgebunden ist. Es ist jedoch bevorzugt, dass der Überstand mehrfach,
d.h. in mehreren Maschen, abgebunden ist. Wenn eine Mehrfachabbindung realisiert wird,
dann ist in der Regel eine bessere Randverfestigung des Gewirkes erzielbar, als wenn
der Überstand nur in einer einzelnen Masche abgebunden ist.
[0014] Gemäß der Erfindung ist die Wirkware vorzugsweise ein Textilgitter. Ein solches Textilgitter
besteht aus drei Fadensystemen: den Stehfäden, die durchgehend ohne Richtungsänderung
in Produktionsrichtung verlaufen, d.h. in einer sogenannten 0°-Richtung, die Schussfäden,
die innerhalb der Warenbahn quer zur Warenbahnproduktionsrichtung verlaufen, d.h.
in einer 90°-Richtung verlaufen, wobei die Schussfäden und die Stehfäden allein genommen
sich zwar kreuzen, aber noch keine Warenbahn bilden, bei welcher die beiden Fäden
verbunden sind, sowie Kettfäden, mittels derer die Maschen gebildet werden. Diese
Maschen sind dabei so ausgeprägt und angeordnet, dass sie die Stehfäden und die Schussfäden
relativ zueinander, insbesondere an deren Kreuzungspunkten, fixieren. Gegebenenfalls
werden auch die Stehfäden fixiert, die Stehfäden und die Schussfäden können vorzugsweise
gruppenweise relativ zueinander fixiert werden. Würde eines dieser Fadensysteme fehlen,
zerfielen die Warenbahnen in Einzelteile, die dann kein funktionierendes Textilgitter
mehr darstellen würden. Das als maschenbildendes Kettfadensystem bezeichnete System
umfasst die Kettfäden, welche gleichzeitig von einem jeweiligen Kettbaum abgezogen
werden und mit maschenbildenden Nadelsystemen die miteinander verbundenen Maschen
und damit die Wirkware, d.h. das Gewirke, herstellen.
[0015] Ein wesentlicher Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass beim Einbinden
des Überstandes der Schussfäden in die Wirkwarenkante, d.h. die dort vorhandenen Maschen,
gerade ohne besondere Rücksicht auf die exakte Lage des Überstandes bezüglich der
Warenproduktionsrichtung bzw. bezüglich der Maschenbildungsrichtung dieser eingebunden
werden kann. Auch die üblichen relativ hohen Filamentzahlen von Schussfäden bei Textilgitterstrukturen,
speziell bei Geotextilgittern, selbst wenn diese beim Umlegen des Überstandes auffächern
und damit in eine Vielzahl von Maschen eingebunden werden sollten, leisten einen Beitrag
zu einer deutlichen Randverfestigung der Wirkware.
[0016] Vorzugsweise erfolgt die Umlegung des Überstandes der Schussfäden derart, dass an
der Warenkante zunächst eine Ausrichtung in etwa 0°, d.h. in Richtung des jeweiligen
seitlichen Stehfadens erfolgt, zumindest über die Länge einer Masche, dass zum Einwirken
bzw.
[0017] Einbinden dieser eine Masche quasi frei bleibt und erst dann ein Zurückschwenken
des Überstandes in die dann nachfolgende Masche erfolgt, sodass dann erst der Überstand
gegen die Warenbahnproduktionsrichtung unter einem beliebigen, nicht kontrollieren
Winkel ausgerichtet und so eingewirkt wird.
[0018] Dieses unkontrollierte Einlegen bedeutet, dass die winkelmäßige Ausrichtung des Überstandes
in der Einlegekante nicht gesteuert wird, sodass alle Überstände beispielsweise den
gleichen Winkel zur Warenbahnproduktionsrichtung hätten, sondern dass man einfach
ein Umlegen realisiert und dabei nur wichtig ist, dass der umgelegte Teil, d.h. der
Überstand der Schussfadens, wenigstens in einer Masche, vorzugsweise in mehreren Maschen,
entsprechend eingebunden und damit fixiert ist. Dadurch entsteht eine Randverfestigung
der Wirkware.
[0019] Vorzugsweise ist die Wirkware eine Gitterstruktur, bei welcher die in Warenproduktionsrichtung
verlaufenden Maschenreihen über die Warenbreite gesehen zwischen derartigen Maschenreihen
Bereiche aufweisen, in denen lediglich Schussfäden sind, welche die einzelnen Maschenreihen
miteinander verbinden, sodass insgesamt eine Gitterstruktur entsteht. Zweckmäßigerweise
sind die Schussfädenüberstände dann in den jeweiligen an den Rändern der Wirkware
vorhandenen Maschenreihen zumindest in einer Masche jeweils eingewirkt.
[0020] Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung ist die Vorrichtung zur Herstellung von
Wirkware gemäß den vorstehend genannten Merkmalen der erfindungsgemäßen Wirkware so
aufgebaut, dass entsprechende Wirkwerkzeuge für ein maschenbildendes Kettfadensystem
und ein Schussfadeneintragsystem zum Eintragen von Schussfäden in das maschenbildende
Kettfadensystem vorgesehen sind, sodass die Schussfäden in dem maschenbildenden Kettfadensystem
in jeweiligen Maschen davon entsprechend abgebunden sind. Die eine Länge aufweisenden
Schussfäden, welche über die Breite der Wirkwarenbahn hinausgeht, bilden gegenüber
der Breite der Wirkware einen Überstand, welcher gemäß der erfindungsgemäßen Vorrichtung
mittels eines Umlenkelementes ein Wiedereintragen eines solchen Überstandes von außen,
d.h. von dem äußeren Stehfaden aus gesehen, wieder hinein in die äußeren Kettfadenreihen,
welche aus Maschen bestehen, erfolgt. Durch das erfolgte Wiedereinlegen des Überstandes
in die entsprechenden vom Kettfadensystem gebildeten Maschenreihen wird die randverfestigende
Einlegekante gebildet. Die Ausrichtung des Überstandes in der Einlegekante ist dabei
beliebig bzw. unkontrolliert bzw. ungesteuert.
[0021] Vorzugsweise ist das Umlenkungselement als eine Luftdüsenanordnung, d.h. eine pneumatische
Anordnung, ausgebildet. Es ist jedoch auch möglich, dass mechanische Umlenkungselemente
eingesetzt werden, wie beispielsweise mechanische Führungen, eine Gleitschuh- oder
Leistenanordnung oder eine Bürsten-, Kamm- oder Rechenanordnung. Der Einsatz eines
jeweiligen Umlenkungselementes ist auch abhängig von der Materialart der verwendeten
Schussfäden. Eine Luftdüsenanordnung als pneumatische Anordnung ist bevorzugt.
[0022] Gemäß einem weiteren Aspekt der Erfindung wird eine zuvor beschriebene randverfestigte
Wirkware mit einer zuvor beschriebenen Vorrichtung hergestellt. Bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren werden endliche Schussfäden in ein eine Warenbahn bildendes maschenbildendes
Kettfadensystem eingetragen. Die Warenbahn ist an ihren Warenrändern durch Stehfäden
begrenzt. Zur Randverfestigung der Wirkware dienen die Enden der Schussfäden, welche
über die Breite der Warenbahn hinausstehen, sodass die Schussfäden länger sind als
die Breite der Warenbahn. Diese gegenüber den Warenrändern vorhandenen Überstände
werden entgegen der Warenbahnproduktionsrichtung zunächst entlang der Randstehfäden
und dann zurück in zumindest die äußeren Reihen der durch das maschenbildende Kettfadensystem
gebildeten Maschen eingelegt. Erfindungsgemäß wird der Überstand in zumindest eine
Masche der an den Warenrändern befindlichen Maschenreihen unter einem Winkel zur Schussfadenrichtung
zum Bilden einer randverfestigenden Einlegekante eingelegt. Das Verfahren ist prinzipiell
auf monofile Schussfäden wie auch auf multifile Schussfäden gerichtet. Vorzugsweise
wird der Überstand der Schussfäden hinsichtlich ihrer Einlegerichtung unkontrolliert
in das maschenbildende Kettfadensystem eingelegt. Das bedeutet, dass bei Verwendung
von monofilen Schussfäden die Richtung der Enden der Schussfäden, d.h. deren Überstand
in beliebiger Richtung in einem Winkelbereich von 90° bis 180° in das Gewirke eingebunden
werden.
[0023] Bei Multifilamentgarnen ist es häufig nicht vermeidbar, dass abgeschnittene Enden,
in diesem Fall die Überstände der Schussfäden, in Folge des Umlegens fächerartig sich
aufspreizen, sodass die eingelegten Enden nicht in einem bestimmten Winkel sondern
über einen Winkelbereich vereinzelter Filamente oder vereinzelter Gruppen von Filamenten
aus dem Multifilamentgarn der Schussfäden in die Einlegekante eingebracht werden.
Je mehr die Faserenden der Multifilamentgarne auffächern, umso mehr Maschen tragen
zum Abbinden der Überstände der Schussfäden bei. So entsteht eine bezüglich der Überstände
der Schussfäden unregelmäßige Einlegekante der Wirkware, welche aber insbesondere
auch durch die Auffächerung zu einer deutlichen Randverfestigung der Wirkware beitragen.
[0024] Vorzugsweise wird der Überstand von vornherein so in die Maschen der maschenbildenden
Kettfadensysteme in die zur Warenproduktionsrichtung dem Schussfaden nachfolgenden
Maschenreihen mehrfach abgebunden.
[0025] Weitere Vorteile und Details der vorliegenden Erfindung werden nun anhand der nachfolgenden
Zeichnungen für zwei Ausführungsbeispiele detailliert erläutert. In der Zeichnung
zeigen:
- Figur 1
- ein erstes Ausführungsbeispiel einer Wirkware in Form einer Gitterstruktur gemäß der
Erfindung; und
- Figur 2
- ein weiteres Ausführungsbeispiel eines maschenbildenden Kettfadensystems gemäß der
Erfindung in Form einer gegenlegigen Trikot-Legung.
[0026] Die in Figur 1 gezeigte Wirkware 1 stellt eine Gitterstruktur 11 dar. Diese Gitterstruktur
wird durch ein maschenbildendes Kettfadensystem 2, in Richtung des maschenbildenden
Kettfadensystems verlaufende Stehfäden 6 und quer zu den maschenbildenden Kettfadenreihen,
welche die in Figur 1 dargestellten senkrechten Strukturen sind, und die maschenbildenden
Kettfadenreihen miteinander verbindenden Schussfäden 3 gebildet. Die Schussfäden 3
und die in Figur 1 senkrecht innerhalb der maschenbildenden Kettfadenreihen 2 verankerten
Stehfäden 6 sind an sich miteinander nicht verbunden, d.h. sie sind nicht lagefixiert.
Mittels des die Kettfadenreihen mit den Maschen 9 bildenden Kettfadensystems 2 werden
die Schussfäden 3 und die Stehfäden 6 in den Maschen 9 fixiert. Erst dadurch ist eine
lagefixierte und haltbare Gitterstruktur 11 vorhanden.
[0027] Bei den in Figur 1 waagerecht eingezeichneten Schussfäden 3 handelt es sich um solche
Schussfäden 3, welche in ihrer Länge größer sind als die Breite der Wirkware 1 bzw.
der Warenbahn 4. Damit ist ein gegenüber den unmittelbar am Rand auf jeder Seite der
Warenbahn 4 befindlichen Stehfäden 6 vorhandener Überstand 7 gebildet. Dieser Überstand
7 wird dadurch gebildet, dass die Schussfäden 3 nach Verlegung und Einbindung in die
Maschen 9 der Maschenreihen 12 fixiert werden, sodass die Gitterstruktur 11 beispielsweise
als Geotextil eingesetzt werden kann. Es ist aber möglich, dass die Schussfäden 3
bei Anwendung eines entsprechenden Zuges durchaus aus der Gitterstruktur 11 wieder
herausgezogen werden können. Dadurch kann sich die Gitterstruktur 11 in ihrer Grundform,
rechtwinklige Felder und Abschnitte zu bilden, verziehen. Bei einem Einsatz der textilen
Gitterstruktur 11 beispielsweise als Geotextil in mit einer Neigung verlaufenden Geländeabschnitten,
was die eigentliche Funktion derartiger Geotextilien ist, ein Verrutschen der geologischen
Schichten zu verhindern oder die Neigung dazu zu vermindern, kann dann diese Funktion
nicht in vollem Umfang gewährleistet werden. Gemäß der Erfindung werden daher die
Überstände 7 der jeweiligen Schussfäden 3 entgegen der Warenproduktionsrichtung 8
unter einem Winkel zwischen 90° und 180° in unkontrollierter Weise bezüglich des Winkels
zurückgeführt und von nachfolgenden Maschen, welche die Schussfäden eingebunden haben,
ebenfalls abgebunden. Dadurch entsteht ein verfestigter Rand, der Schussfäden 3, Stehfäden
6 und Maschenreihen 12 miteinander so fixiert, dass die ausgerichtete Gitterstruktur
11 auch bei Anwendung von Zugkraft an den Rändern, was beispielsweise beim Verlegen
der Geotextilien auftreten kann, in ihrer Form fixiert bleibt. Durch dieses Wiedereinlegen
der Überstände 7 und deren Abbinden in den bezüglich der die Schussfäden 3 abbindenden
Maschen nachfolgenden Maschen 9 entsteht eine randverfestigte Einlegekante 10 bei
der erfindungsgemäßen Wirkware 1. Dabei ist es relativ unerheblich, in welchem Winkel
die Überstände 7 in den nachfolgenden Maschen 9 abgebunden sind. Zum Zurückführen
des jeweiligen Überstandes 7 der jeweiligen Schussfäden in die außenliegende Maschenreihe
oder die außenliegenden Maschenreihen werden die Überstände 7 in zumindest einer Masche
9 einer solchen Maschenreihe 12 abgebunden.
[0028] In dem in Figur 1 gezeigten Ausführungsbeispiel sind die Überstände 7 durch zwei
nebeneinander gebildete Maschenreihen 12 mit den jeweiligen Stehfäden 6 abgebunden,
was einen noch besseren Halt, eine noch bessere Fixierung und eine noch bessere Randverfestigung
bietet. Vor dem Wiedereinlegen und Einbinden des Überstandes 7 mit den Maschen 9 wird
der Überstand 7 zumindest über die Länge einer den äußeren Randstehfaden 6 abbindenden
Masche 9 mit einer 90°-Umlenkung bezüglich der Schussfadenrichtung d.h. Ausrichtung
in Richtung des Stehfadens 6, und danach Einlegen in die Maschenreihe 12 bzw. in die
Maschenreihen mit seinem unmittelbaren Ende in der Einlegekante 10 eingebunden. Die
Umlenkung des Überstandes 7 aus der in Figur 1 dargestellten waagerechten Richtung,
was einer Ausrichtung zur Warenbahnproduktionsrichtung 8, d.h. in 90° bedeutet, um
weitere 90°, bedeutet, dass die Überstände 7 zunächst entlang des am äußersten Rand
5 angeordneten Stehfadens 6 verlaufen, um anschließend ebenfalls entgegen der Warenbahnproduktionsrichtung
8 den restlichen Überstand 7 des Schussfadens 3 in abgewinkelter Art und Weise in
die Maschenreihen 12 zurückzuführen. Dort werden sie erneut durch die Maschenbildung
erfasst und eingebunden. Dadurch können die jeweils äußeren Stehfäden 6 durch bestimmte
Prozesskräfte quer zur Warenbahn 4 zum Beispiel bei der Weiterverarbeitung oder bei
der Verlegung der Warenbahn 4 nicht mehr aus der Warenbahn 4 herausgezogen oder in
der Warenbahn 4 verschoben werden.
[0029] Somit wird mit einfachen Mittel eine randfixierte Wirkware 1 erzeugt, die auch unter
schwierigeren geologischen Einsatzbedingungen ihre Lage der einzelnen Fadenstrukturen
zueinander beibehält.
[0030] Bei dem Ausführungsbeispiel gemäß Figur 1 sind in Gruppen jeweils drei in 90°-Ausrichtung
zur Warenbahnproduktionsrichtung 8 verlaufende Schussfäden 3 verlegt. Die maschenbildenden
Kettfäden, welche in den maschenbildenden Kettfadenreihen bzw. in dem maschenbildenden
Kettfadensystem 2 dargestellt sind, binden die Schussfäden 3 und die in 0°-Richtung
zur Warenproduktionsrichtung 8 verlaufenden Stehfäden 6 ab. In Figur 1 ist dies in
Form einer Fransenlegung gezeigt. Die Kettfadenreihen bzw. Maschenreihen 12 sind über
ein diagonal in der Warenbahnebene verlaufendes Schussfadensystem miteinander verbunden.
Der Überstand 7 der Schussfäden 3 wird bei dem Beispiel gemäß Figur 1 nach erfolgter
Zurücklegung und Einlegung in die Maschenreihen 12 in der dritten, der Schussfixierung
nachfolgenden Maschenreihe mehrfach, im dargestellten Beispiel hier dreimal in den
entsprechenden Maschen abgebunden. Es versteht sich, dass die Randverfestigung an
beiden Warenbahnrändern 5 erfolgt.
[0031] Das in Figur 2 dargestellte Ausführungsbeispiel entspricht dem Grundaufbau dem gemäß
Figur 1, sodass hier nur ein spezielles Detail gezeigt ist. In Figur 2 ist nur ein
am äußersten Rand der Warenbahn 5 befindlicher Stehfaden 6 gezeigt, entlang welchem
dessen Überstand 7 in 0°-Richtung zur Warenbahnproduktionsrichtung 8, d.h. parallel
zu dem äußersten Stehfaden 6, ausgerichtet und von den dort im maschenbildenden Kettfadensystem
2 gebildeten Maschen 9 erfasst und eingebunden wird. Bei dem beschriebenen Beispiel
gemäß Figur 2 handelt es sich um eine gegenlegige Trikot-Legung. Bereits das Einbinden
des Überstandes 7 der jeweiligen Schussfäden 3 in Richtung der Stehfäden 6 durch die
Maschen 9 des maschenbildenden Kettfadensystems 2 in den jeweiligen äußeren Kettfadenreihen
wird bereits eine zufriedenstellende Abbindung und damit Randverfestigung und damit
Lagefixierung der Schussfäden 3 innerhalb der Wirkware 1 erreicht.
[0032] Das Umlegen der Überstände 7 der Schussfäden für eine Anordnung gemäß Figur 1 wie
auch für eine Anordnung gemäß Figur 2 erfolgt mittels (nicht gezeigter) Umlenkelementen,
die vorzugsweise eine Luftdüsenanordnung sind, d.h. die Überstände 7 werden in die
jeweilige in der Einlegekante 10 abzubindende Art geblasen. Mechanische Umlenkelemente
wie entsprechende mechanische Führungen für die Überstände 7, Gleitschuh- oder Gleitleistenanordnungen
oder Bürsten-, Kamm- oder Rechenanordnungen sind dem Grundaufbau nach dem Durchschnittsfachmann
bekannt und werden hier deshalb nicht weiter erläutert. Es versteht sich, dass es
je nach Anwendungsfall die entsprechende Auswahl einer Anwendung einer entsprechenden
Umlenkeinrichtung bedarf.
Bezugszeichenliste
[0033]
- 1
- Wirkware
- 2
- maschenbildendes Kettfadensystem
- 3
- Schussfaden
- 4
- Warenbahn
- 5
- Rand Warenbahn
- 6
- Stehfaden
- 7
- Überstand Schussfaden
- 8
- Warenbahnproduktionsrichtung
- 9
- Masche
- 10
- Einlegekante
- 11
- Gitterstruktur
- 12
- Maschenreihe
1. Wirkware (1) mit einem maschenbildenden Kettfadensystem (2), in welches endliche Schussfäden
(3) eingebunden sind, welche Wirkware (1) als Warenbahn (4) einer definierten Breite
ausgebildet ist, an deren Rändern (5) jeweils ein die Warenbahn (4) begrenzender Stehfaden
(6) angeordnet ist, wobei die Schussfäden (3) eine Länge, welche größer ist als die
Breite der Warenbahn (4), und bezüglich des jeweiligen Stehfadens (6) einen Überstand
(7) aufweisen,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Überstand (7) mit einem Winkel entgegen der Warenbahnproduktionsrichtung (8) zumindest
so weit umgelenkt ist, dass dieser in dem maschenbildenden Kettfadensystem (2) in
zumindest einer Masche (9) der bezüglich der Warenbahnproduktionsrichtung (8) nachfolgenden
Maschen (9) als Einlegekante (10) abgebunden ist.
2. Wirkware (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Überstand (7) in dem maschenbildenden Kettfadensystem (2) in den bezüglich der
Warenbahnproduktionsrichtung (8) nachfolgenden Maschen (9) als Einlegekante (10) mehrfach
abgebunden ist.
3. Wirkware (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Überstand (7) in einem Winkel von 90° bis 180° umgelegt ist.
4. Wirkware (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Überstand (7) so abgewinkelt umgelegt ist, dass zwischen dem Schussfaden (3)
und seinem eingelegten Überstand (7) in Warenproduktionsrichtung (8) zumindest eine
Masche (9) frei ist.
5. Wirkware (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die umgelegten Überstände (7) der jeweiligen Schussfäden (3) hinsichtlich ihrer jeweiligen
Einlegerichtung unkontrolliert in das maschinenbildende Kettfadensystem (2) eingelegt
sind.
6. Wirkware (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Wirkware (1) eine Gitterstruktur (11) ist.
7. Vorrichtung zur Herstellung von Wirkware gemäß den Ansprüchen 1 bis 6, welche Wirkwerkzeuge
für ein maschenbildendes Kettfadensystem (2) und ein Schussfadeneintragsystem zum
Eintragen von Schussfäden (3) in das maschenbildende Kettfadensystem (2) aufweist,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Umlenkungselement zum Wiedereintragen eines einen Überstand (7) über einen Stehfaden
(6) aufweisenden Schussfadens (3), welcher nach erfolgtem Einlegen eine randverfestigende
Einlegekante (10) bildet, vorgesehen ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Umlenkungselemente als eine Luftdüsenanordnung, eine Führung, eine Gleitschuh-
oder Leistenanordnung oder eine Bürsten-, Kamm- oder Rechenanordnung ausgebildet ist.
9. Verfahren zum Herstellen einer randverfestigten Wirkware (1) gemäß den Ansprüchen
1 bis 6 mittels einer Vorrichtung gemäß den Ansprüchen 7 oder 8, bei welchem endliche
Schussfäden (3) in ein eine Warenbahn (4) bildendes maschenbildendes Kettfadensystem
(2) eingetragen werden, welche Warenbahn (4) an den Warenrändern (5) durch Stehfäden
(6) begrenzt ist, wobei die Schussfäden (3) länger als die Breite der Warenbahn (4)
sind, und mit ihrem gegenüber den Warenrändern (5) vorhandenem Überstand (7) als Einlegekante
(10) in zumindest eine Masche (9) der an den Warenrändern (5) befindlichen Maschenreihen
(12) des maschenbildenden Kettfadensystems (2) unter einem Winkel zur Schussfadenrichtung
zum Bilden einer randverfestigenden Einlegekante (10) eingelegt werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass der über die Breite der Warenbahn (4) überstehende Überstand (7) der Schussfäden
(3) hinsichtlich ihrer Einlegerichtung unkontrolliert in das maschenbildende Kettfadensystem
(2) eingelegt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Überstand (7) des jeweiligen Schussfadens (3) in zur Warenproduktionsrichtung
(8) dem Schussfaden (3) nachfolgenden Maschenreihen (12), insbesondere mehrfach, abgebunden
wird.