(19)
(11) EP 4 357 076 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
24.04.2024  Patentblatt  2024/17

(21) Anmeldenummer: 23204706.8

(22) Anmeldetag:  19.10.2023
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
B24B 7/22(2006.01)
A46B 13/00(2006.01)
B24B 29/00(2006.01)
A46D 1/00(2006.01)
(52) Gemeinsame Patentklassifikation (CPC) :
B24B 7/22; B24B 29/005; A46B 13/008; A46D 1/0207; A46D 1/0261; A46B 2200/3093
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC ME MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(30) Priorität: 20.10.2022 CH 12452022

(71) Anmelder: Bürgisser, Romeo
8618 Oetwil am See (CH)

(72) Erfinder:
  • Bürgisser, Romeo
    8618 Oetwil am See (CH)

(74) Vertreter: Prins Intellectual Property AG 
Mellingerstrasse 12
5443 Niederrohrdorf
5443 Niederrohrdorf (CH)

   


(54) VERFAHREN UND VERWENDUNG EINER BÜRSTE ZUR ERHÖHUNG DER TRITTSICHERHEIT VON BODENBELÄGEN


(57) Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und die Verwendung einer Bürste mit Filamenten aus Polyamid oder PEEK, oder einer Mischung aus Polyamid-Filamenten und PEEK-Filamenten, zur Erhöhung der Trittsicherheit von Bodenbelägen durch Behandlung der Bodenbeläge mit der Bürste, wobei die Filamente hochtemperaturbeständig und elastisch sind und 5-40 Gew.-% Diamantpartikel mit einem Korngrössendurchmesser von 60-500 Mikrometer enthalten.


Beschreibung

Technisches Gebiet



[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erhöhung der Trittsicherheit von Bodenbelägen und die Verwendung einer Bürste zur Erhöhung der Trittsicherheit von Bodenbelägen.

Stand der Technik



[0002] Rutschunfälle stellen einen Schwerpunkt im Unfallgeschehen dar. Ursache ist häufig eine unzureichende, nicht an den vorhandenen Rutschgefahren orientierte Rutschhemmung der Bodenbeläge. Insbesondere bei glänzenden polierten Fliesenböden werden die Anforderungen an die Rutschhemmung häufig nicht berücksichtigt, so dass nachträgliche Veränderungen erforderlich sind. Dies gilt umso mehr in Barfusszonen, wie sie in Wellnessbereichen oder Hallenbädern üblich sind. Wasser am Boden führt zu einer erheblichen Verminderung der Reibungswerte gegenüber dem trockenen Zustand. Für nicht ausreichend rutschsichere Fliesenböden stehen zur nachträglichen Behandlung mechanische sowie chemische Methoden zur Rutschhemmung beziehungsweise zur Trittsicherheit zur Verfügung.

[0003] Die chemischen Mittel erzeugen eine chemische Reaktion auf der Oberfläche der Fliese und rauen den Bodenbelag auf. Ein solches Verfahren ist beispielsweise in EP3293322A1 offenbart. Mehr als R 9 gemäss DIN 51130 oder, was im Barfussbereich gefordert ist, Bewertungsgruppe A laut der hier geltenden DIN 51097 lässt sich mit chemischen Mitteln allerdings nicht erreichen. Zudem kann bei der Verwendung von chemischen Mitteln Gefahr für Mensch und Umwelt bestehen und der Glanz von hochglänzenden polierten Bodenbelägen vermindert sich. Chemische Mittel sind auch kostenintensiv.

[0004] Bei der mechanischen Rutschhemmung handelt es sich um eine Behandlungsmethode, die nahezu ausschliesslich vor der Verlegung angewandt wird. Mechanische Formen der Oberflächenbearbeitung wie das Flammen und Stocken eignen sich gut für Natursteine, das Sand- und Korundstrahlen für keramische Fliesen. Diese Techniken haben den Nachteil, dass sie die Oberfläche aufrauen und beschädigen und allenfalls verfärben. Ein weiterer Nachteil ist der zeitliche Mehraufwand bei der Oberflächenreinigung von aufgerauten Oberflächen, da diese eine wesentliche rauere Oberflächenstruktur aufweisen mit einem höheren Widerstands-Koeffizienten.

[0005] Andere mechanische Formen der Oberflächenbehandlung sind das Aufrauen der Oberfläche durch das Behandeln mit einer Bürste, welche als Abrasivpartikel Diamantpartikel aufweisen. Solche Bürsten sind beispielsweise bekannt aus WO 2005/113198 A2, US 2009/221212 A1 oder EP1165866 A1. Diese herkömmlichen Bürsten weisen beispielsweise temperaturbeständige Polymerfilamente mit Diamantpartikel auf der Oberfläche auf. Nachteilig bei solchen Bürsten ist, dass sie die Oberfläche zwar reinigen, polieren oder aufrauen können, dass aber entweder der oft gewünschte Glanz einer Oberfläche verloren geht oder die Oberfläche derart stark poliert wird, dass die Trittsicherheit abnimmt. Es sind keine Verfahren mit geeigneten Bürsten bekannt, welche gleichzeitig sowohl die Trittsicherheit von Bodenbelägen erhöhen als auch die Oberfläche von Bodenbelägen unbeschädigt lassen, ohne den Glanz oder die Eigenschaften der Bodenbeläge zu verändern.

Aufgabe der Erfindung



[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Lösung für ein Verfahren und eine Verwendung einer Bürste bereitzustellen, mit welcher die Trittsicherheit von Bodenbelägen auch im Barfussbereich bei nasser Oberfläche erhöht wird, ohne die Oberfläche zu beschädigen oder die Eigenschaften von Bodenbelägen zu verändern, und welche kostengünstig und umweltfreundlich ist, sowie mit welcher nachträglich bereits verlegte Bodenbeläge behandelt werden können, um die Trittsicherheit zu erhöhen oder wiederherzustellen.

Beschreibung der Erfindung



[0007] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Erhöhung der Trittsicherheit von Bodenbelägen durch Verwendung einer Bürste mit Filamenten aus Polyamid oder PEEK oder einer Mischung aus Polyamid-Filamenten und PEEK-Filamenten, wobei die Filamente hochtemperaturbeständig und elastisch sind, und 5-40 Gew.-% Diamantpartikel mit einem Korngrössendurchmesser von 60-500 Mikrometer enthalten, und wobei die Diamantpartikel in den Filamenten beigemischt sind. Die Verwendung einer Bürste mit Filamenten aus Polyamid oder PEEK oder einer Mischung aus Polyamid-Filamenten und PEEK-Filamenten führt zur Erhöhung der Trittsicherheit von Bodenbelägen durch Behandlung der Bodenbeläge mit der Bürste, wobei gleichzeitig die Eigenschaften der Bodenbeläge wie beispielsweise der Glanz erhalten bleibt, oder sogar bei zuvor matten Bodenbelägen der Glanz wiederhergestellt werden kann.

[0008] Es hat sich gezeigt, dass solche Bürsten mit Filamenten aus Polyamid oder PEEK oder einer Mischung aus Polyamid-Filamenten und PEEK-Filamenten besonders geeignet sind, um die Oberflächen von Bodenbelägen nur im mikroskopisch feststellbaren Bereich aufzurauen, ohne die Eigenschaften der Originaloberfläche zu beeinträchtigen, zu beschädigen oder zu verändern. Zudem werden durch die Behandlung von Bodenbelägen mit diesen Bürsten auch Schichtbildungen oder Versiegelungen, wie beispielsweise Epoxid-, Zementschleier- oder Kalkseifenbildungen, effizient entfernt. Die Verwendung dieser Bürsten gemäss vorliegendem Verfahren ist kostengünstig und umweltfreundlich, weil auf chemische Mittel verzichtet werden kann. Zudem können die Bodenbeläge von bereits verlegten Böden nachträglich behandelt werden und die Trittsicherheit nachträglich erhöht werden, was ebenfalls kostengünstiger ist, als wenn man die Böden mit neuen, rutschfesteren Bodenbelägen verlegen müsste.

[0009] Das erfindungsgemässe Verfahren zur Erhöhung der Trittsicherheit von Bodenbelägen ist gekennzeichnet durch die Schritte:
  1. I) Bereitstellen einer Vorrichtung mit einer Bürste mit hochtemperaturbeständigen und elastischen Filamenten aus Polyamid oder PEEK, oder einer Mischung aus Polyamid-Filamenten und PEEK-Filamenten, und mit 5-40 Gew.-% Diamantpartikel, wobei die Diamantpartikel einen Korngrössendurchmesser von 60-500 Mikrometer aufweisen und den Filamenten beigemischt sind, und wobei die Bürste eine Rund- oder Tellerbürste ist;
  2. II) Rotation der Rund- oder Tellerbürste mit einer Drehzahl von 50-2000 1/min;
  3. III) Pressen der Rund- oder Tellerbürste mit einem spezifischen Bürstendruck von 0,1 - 500 N/cm2, vorzugsweise 0,4 - 200 N/cm2 auf einen Bodenbelag;
  4. IV) Behandeln des Bodenbelags für eine Dauer von 2 bis 20 Sekunden pro Auflagefläche.


[0010] In einer bevorzugten Ausführungsform rotiert die Rund- oder Tellerbürste in Schritt II) mit einer Drehzahl von weniger als 500 1/min, noch mehr bevorzugt von weniger als 200 1/min. Vorzugsweise wird der Bodenbelag in Schritt IV) für eine Dauer von 2 bis 10 Sekunden pro Auflagefläche, noch mehr bevorzugt für eine Dauer von 2 bis 8 Sekunden pro Auflagefläche behandelt. Ausgezeichnete Resultate, d.h. eine glatte Oberfläche des Bodenbelags bei gleichzeitig erhöhter Trittsicherheit werden erzielt, wenn der Bodenbelag mit einer Bürste gemäss Schritt I) mit einer Drehzahl von weniger als 200 1/min und für eine Dauer von 2 bis 8 Sekunden behandelt wird. Die Vorrichtung in Schritt I) ist vorzugsweise eine Einscheibenmaschine.

[0011] Das erfindungsgemässe Verfahren ist besonders geeignet, um die Trittsicherheit von Bodenbelägen auch im Barfussbereich bei nasser Oberfläche zu erhöhen, ohne die Oberfläche zu beschädigen oder den Glanz von Bodenbelägen zu vermindern. Das Verfahren ist kostengünstig und umweltfreundlich, und es können nachträglich bereits verlegte Bodenbeläge behandelt werden, um die Trittsicherheit zu erhöhen.

[0012] Ebenfalls Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein rutschfester Bodenbelag behandelt nach einem erfindungsgemässen Verfahren.

[0013] Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung betrifft die Verwendung einer Bürste mit Filamenten aus Polyamid oder PEEK, oder einer Mischung aus Polyamid-Filamenten und PEEK-Filamenten, und mit Diamantpartikel zur Behandlung von bereits verlegten Bodenbelägen, um die Trittsicherheit zu erhöhen. Ein weiterer Aspekt betrifft die die Verwendung einer Bürste mit Filamenten aus Polyamid oder PEEK, oder einer Mischung aus Polyamid-Filamenten und PEEK-Filamenten, und mit Diamantpartikel zur Vorbehandlung von Bodenbelägen in Industrielinien, um die Trittsicherheit der Bodenbeläge zu erhöhen. Dazu werden Bodenbeläge, beispielsweise Platten, auf Förderbändern durch eine Bürstenstrasse befördert, in welcher rotierende Bürsten mit vorprogrammiertem Druck und Fördergeschwindigkeit in einem Durchlaufverfahren auf der Oberseite der Bodenbeläge/Platten angewendet werden.

[0014] Als Bürsten werden beispielsweise Rund-, Teller-, Trommel- oder Walzbürsten, vorzugsweise Rund- und Tellerbürsten verwendet. Trommel- und Walzbürsten werden vor allem in Industrielinien bei der Behandlung von Bodenplatten vor der Verlegung eingesetzt. Rund- und Tellerbürsten werden vorzugsweise in Maschinen, vorzugsweise in Einscheibenmaschinen, Rotations-Poliermaschinen oder Scheuersaug-Automaten eingesetzt, womit bereits verlegte Bodenbeläge effizient behandelt werden können, um die Trittsicherheit zu erhöhen. Die Rund- und Tellerbürsten weisen vorzugsweise einen Durchmesser von 100 mm bis 1000 mm, vorzugsweise 120 bis 400 mm, auf und rotieren mit einer Drehzahlgeschwindigkeit von 50 bis 2000 Umdrehungen pro Minute, vorzugsweise mit weniger als 1000 Umdrehungen pro Minute, noch mehr bevorzugt mit weniger als 200 Umdrehungen pro Minute, besonders bevorzugt mit 50 bis 200 Umdrehungen pro Minute. Somit werden auch mit niedertourigen Drehzahlen von unter 300 Umdrehungen pro Minute, vorzugsweise von 50 bis 200 Umdrehungen pro Minute, gute Resultate erzielt und die Trittsicherheit erhöht, ohne die Oberfläche zu beschädigen. Unter Einscheibenmaschine wird eine Maschine mit Deichsel und Maschinengehäuse mit Motor verstanden, in welche eine Scheibe mit einer Rund- oder Tellerbürste mit den gewünschten Filamenten montiert werden kann.

[0015] Als Polyamide für die Polyamid-Filamente können alle aliphatischen, aromatischen und cycloaliphatischen Polyamide, deren Copolymere sowie Abmischungen der Polymere und Copolymere verwendet werden, sofern sie hochtemperaturbeständig sind. Besonders bevorzugt sind hochtemperaturbeständige und elastische Polymere mit einer erhöhten Biegesteifigkeit, welche besonders geeignet sind beim Einsatz mit Teller- und Rundbürsten in rotierenden Maschinen wie Einscheibenmaschinen, wo hoher Reibwiderstand beim Einsatz auf dem Boden entsteht. Dies führt zu einer längerer Einsatzdauer der Bürste. Ebenfalls bevorzugt sind säurebeständige Polyamide. Die hier genannten Polyamid-Filamente sind geeignet für den Trockeneinsatz, können aber auch mit Flüssigkeit, beispielsweise mit Wasser oder einem Reinigungsmittel, verwendet werden. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform werden nur Polyamid-Filamente für die Bürste verwendet.

[0016] PEEK, auch Polyetheretherketon genannt, ist ein hochtemperaturbeständiger thermoplastischer Kunststoff. In einer Ausführungsform der Erfindung werden PEEK-Filamente oder Polyamid-Filamente und PEEK-Filamente gemeinsam in einer Bürste verwendet.

[0017] Die Filamente enthalten 5-40 Gew.-% Diamantpartikel, bezogen auf das Gesamtgewicht der Filamente. Vorzugsweise enthalten die Filamente 10-30 Gew.-% Diamantpartikel. Die Diamantpartikel weisen einen Korngrössendurchmesser von 60 bis 500 Mikrometer, vorzugsweise von 80 bis 450 Mikrometer, noch mehr bevorzugt von 100 bis 400 Mikrometer auf. Die Diamantpartikel werden auch als Diamantstaub bezeichnet. Die Diamantpartikel können weitere Abrasivpartikel wie Siliciumcarbid oder Keramik enthalten. Besonders bevorzugte Resultate werden aber mit Filamenten erzielt, welche als Partikel nur Diamantpartikel enthalten. Als Diamant ist Industriediamant oder Kunstdiamant geeignet. Zur Herstellung der Filamente werden die Kunststoffpolymere, d.h. die Polyamidpolymere oder PEEK-Polymere vorzugsweise mit den Diamantpartikel vermischt und über ein Extrusionsverfahren zur gewünschten Länge und Dicke geformt. Vorzugsweise weisen die Filamente einen Durchmesser von 0.1 bi 5 mm, vorzugsweise von 0.2 bis 1.2 mm und eine Länge von 5 bis 100 mm, vorzugsweise von 10 bis 50 mm auf. Die Filamente können zusätzliche Additive wie beispielsweise Antioxidationsmittel, UV-Stabilisatoren, Farbstoff, Pigmente, Benetzungsmittel, oberflächenaktive Mittel, Weichmacher, antistatische Mittel, Rostschutzmittel und andere flüssige Materialien enthalten. Ein wesentlicher Unterschied zu den üblicherweise verwendeten Bürsten zur Reinigung einer Oberfläche werden bei der vorliegenden Erfindung die Diamantpartikel mit den Kunststoffpolymeren vermischt, so dass die Diamantpartikel in den Polymerfilamenten beigemischt vorliegen. Bei herkömmlichen Bürsten liegen die Diamantpartikel auf der Oberfläche der Filamente angeordnet oder in einer Menge vor, so dass sie die Oberfläche der Bodenbeläge derart aufrauen, dass entweder der Glanz verschwindet oder die Trittsicherheit abnimmt.

[0018] Unter Bodenbelag wird der Nutzbelag des Fussbodens eines Gebäudes verstanden. Dazu gehören Stein-, Feinsteinzeug-, Kunst-, Natur- oder Keramikplatten, Terrazzo, zementöse Böden, wie auch Kunststoffbeläge wie Vinyl-, PVC-, PU-, Kautschuk- oder Epoxidböden. Besonders geeignet ist die erfindungsgemässe Verwendung beziehungsweise das erfindungsgemässe Verfahren bei der Behandlung von bereits verlegten Böden, insbesondere bei Böden mit Oberflächen, welche den gesetzlichen Anforderungen nicht, beziehungsweise nicht mehr, entsprechen, wie sie beispielsweise in Hallenbädern oder Wellnessbereichen verlegt sind. Solche Böden sind beispielsweise Mosaikböden oder Keramik-, Natur- oder Kunststeinplatten. Dabei wird die Trittsicherheit erhöht bei Erhaltung der Oberflächenbeschaffenheit. Besonders bei belasteten Oberflächen werden guten Resultate erzielt. Unter belasteter Oberfläche wird eine Oberfläche verstanden, welche beispielsweise täglich verschiedenen Reinigungszyklen eines Bades ausgesetzt ist, oder welche verschiedenen schichtbildenden Materialien wie Desinfektionsmittel, Epoxid- oder Zementschleier wie auch Kalkseifenbildung, bestehend aus Wasser, Sauerstoff, Kalk und Chlor, aufweist.

[0019] Die Begriffe Trittsicherheit und Rutschhemmung werden hier gleichwertig verwendet. Testmessungen zur Erhöhung der Trittsicherheit beziehungsweise Rutschhemmung werden nach den Normen DIN 51130 und DIN 51097, beziehungsweise der Europäische Norm DIN EN 16165 "Bestimmung der Rutschhemmung von Fußböden - Ermittlungsverfahren", sowie gemäss "bfu-Prüfreglement R 9729 - Klassifizierung von Bodenbelägen mit rutschhemmenden Eigenschaften" durchgeführt. Beim "bfu- Prüfreglement R9729" und gemäss DIN EN 16165 Anhang D wird der Gleitreibungskoeffizient ermittelt. Dabei hat sich gezeigt, dass die erfindungsgemässe Verwendung einer Bürste mit Polyamid-Filamenten mit Diamantpartikel beziehungsweise das erfindungsgemässe Verfahren die Trittsicherheit von Bodenbelägen um mindestens eine bis zwei Stufen erhöht, derart dass sich der R-Wert gemäss DIN 51130 auf mindestens R10 bis R13 erhöht, beziehungsweise dass sich der Sicherheitswert gemäss DIN 51097 um eine bis zwei Stufen von A auf B bzw. C erhöht. Der Gleitreibungskoeffizient im Barfussbereich gemäss "bfu- Prüfreglement R9729" erhöht sich um eine bis zwei Stufen, vorzugsweise um zwei Stufen beispielsweise von GB1 auf GB 3. Gleichzeitig verändert sich die Oberflächeneigenschaft nicht.

[0020] Das erfindungsgemässe Verfahren und die erfindungsgemässe Verwendung sind daher besonders geeignet, um die Trittsicherheit von Bodenbelägen, auch im Barfussbereich bei nasser Oberfläche, zu erhöhen, ohne die Oberfläche zu beschädigen oder den Glanz von Bodenbelägen zu vermindern.

Kurze Beschreibung der Figuren



[0021] Es zeigen:

Fig. 1A Testmessung mit einem Gleitmessgerät FSC 2000 print mit einem Kunststoffgleiter vor Behandlung mit Bürste,

Fig. 1B Testmessung mit einem Gleitmessgerät FSC 2000 print mit einem Gummigleiter vor Behandlung mit Bürste,

Fig. 2A Testmessung mit einem Gleitmessgerät FSC 2000 print mit einem Kunststoffgleiter nach Behandlung mit Bürste,

Fig. 2B Testmessung mit einem Gleitmessgerät FSC 2000 print mit einem Gummigleiter nach Behandlung mit Bürste.


Ausführungsbeispiel der Erfindung



[0022] Die vorliegende Erfindung wird im Folgenden durch ein Ausführungsbeispiel näher beschrieben, das jedoch den Schutzumfang der erfindungsgemässen Gegenstände nicht limitiert.

[0023] In einem Hallenbad wurde ein verlegter Keramikboden mit einer belasteten Oberfläche mit einer Bürste mit Polyamid-Filamenten mit Diamantpartikel behandelt. Dabei wurde eine Tellerbürste mit einem Durchmesser von 250 mm mit Polyamid-Filamenten mit 20 Gew.-% Diamantpartikel mit einem Korngrössendurchmesser von 400 Mikrometer verwendet und in einer Einscheibenmaschine montiert. Die Tellerbürste in der Einscheibenmaschine rotierte mit einer Drehzahl von 180 Umdrehungen pro Minute und wurde mit einem spezifischen Bürstendruck von 0.8 N/cm2 auf den Boden gedrückt. Mit der Einscheibenmaschine wurde der Bodenbelag für 8 Sekunden pro Auflagefläche behandelt. Der Keramikboden wurde vor Behandlung, siehe Fig. 1A und 1B, und nach der Behandlung mit der Bürste mit Polyamid-Filamenten und Diamantpartikel, siehe Fig. 2A und 2B, nach der Messmethode gemäss "bfu- Prüfreglement R9729" mit einem Gleitmessgerät FSC 2000 print geprüft und der Gleitreibungskoeffizient beziehungsweise der Gleitreibzahl-Mittelwert bestimmt. Vor der Behandlung wies der Boden eine matte, trübe Oberfläche mit einem Gleitreibungskoeffizient von 0.34 auf, was einer Stufe von GB1 oder GS2 entspricht. Nach der Behandlung wies der Bodenbelag eine glänzende Oberfläche auf mit einem Gleitreibungskoeffizient von 0.59 auf, was einer Stufe von GB2 oder GS3 entspricht gemessen nach dem "bfu-Prüfreglement R9729". Der Hallenbadboden wies nach der Behandlung also eine erhöhte Trittsicherheit und Rutschhemmung auf bei gleichzeitiger Beibehaltung der Oberflächeneigenschaft und die Anforderungen an die Trittsicherheit wurden erfüllt.

[0024] In den Fig. 1A, 1B, 2A und 2B sind die Messkurven mit dem Gleitreibungskoeffizienten µ bei der Messung über eine Bodenlänge von 60 cm dargestellt. Der Gleitreibungskoeffizient µ wurde mit einem Gleitmessgerät FSC 2000 print nach der Messmethode gemäss "bfu- Prüfreglement R9729" ermittelt, wobei das Gleitmessgerät jeweils mit einem Kunststoffgleiter (Fig. 1A und Fig. 2A) oder mit einem Gummigleiter (Fig. 1B und Fig. 2B) ausgestattet war und mit beiden Gleitern Nassmessungen durchgeführt wurden. Mit jedem Gleiter wurde der Mittelwert des Gleitreibungskoeffizienten µ über eine Messlänge von 60 cm bestimmt. Der Beginn der Messung erfolgte bei 0 cm in den Figuren. Die Bewertung der Rutschhemmung bzw. der Trittsicherheit erfolgt aufgrund des Gesamtmittelwertes von Kunststoff- und Gummigleitern.

[0025] Der mittlere Gleitreibungskoeffizient µ vor der Behandlung mit der Bürste gemäss oberem Beispiel betrug mit dem Kunststoffgleiter 0.30, siehe Fig. 1A, und mit dem Gummigleiter 0.38, siehe Fig. 1B, was einem Gesamtmittelwert des Gleitreibungskoeffizienten µ vor der Behandlung von 0.34 entspricht. Die Anforderungen für eine trittsichere Oberfläche im Nassbereich mit einem Gleitreibungskoeffizienten µ von mindestens 0.45 sind nicht erfüllt.

[0026] Der mittlere Gleitreibungskoeffizient µ nach der Behandlung mit der Bürste gemäss oberem Beispiel betrug mit dem Kunststoffgleiter 0.44, siehe Fig. 2A, und mit dem Gummigleiter 0.74, siehe Fig. 2B, was einem Gesamtmittelwert des Gleitreibungskoeffizienten µ nach der Behandlung von 0.59 entspricht. Die Anforderungen für eine trittsichere Oberfläche im Nassbereich mit einem Gleitreibungskoeffizienten µ von mindestens 0.45 sind erfüllt.

[0027] Die Werte des Gleitreibungskoeffizienten µ gemäss "bfu- Prüfreglement R9729" betragen im Barfussbereich 0.30-0.45 für GB1, 0.45-0.60 für GB2 und über 0.60 für GB3 und im Schuhbereich 0.20-0.30 für GS1, 0.30-0.45 für GS2, 0.45-0.60 für GS3 und über 0.60 für GS4.


Ansprüche

1. Verfahren zur Erhöhung der Trittsicherheit von Bodenbelägen, gekennzeichnet durch die Schritte:

I) Bereitstellen einer Vorrichtung mit einer Bürste mit hochtemperaturbeständigen und elastischen Filamenten aus Polyamid oder PEEK, oder einer Mischung aus Polyamid-Filamenten und PEEK-Filamenten, mit 5-40 Gew.-% Diamantpartikel, wobei die Diamantpartikel einen Korngrössendurchmesser von 60-500 Mikrometer aufweisen und in den Filamenten beigemischt vorliegen, und wobei die Bürste eine Rund- oder Tellerbürste ist;

II) Rotation der Rund- oder Tellerbürste mit einer Drehzahl von 50-1000 1/min;

III) Pressen der Rund- oder Tellerbürste mit einem spezifischen Bürstendruck von 0,1 - 500 N/cm2, vorzugsweise 0,4 - 200 N/cm2 auf einen Bodenbelag;

IV) Behandeln des Bodenbelags für eine Dauer von 2 bis 20 Sekunden pro Auflagefläche der Bürste auf dem Bodenbelag.


 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung aus Schritt I) eine Einscheibenmaschine ist.
 
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Bodenbelag für 2 bis 10 Sekunden pro Auflagefläche behandelt wird.
 
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Rund- oder Tellerbürste in Schritt II) mit einer Drehzahl von weniger als 200 1/min rotiert.
 
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Filamente 10-30 Gew.-% Diamantpartikel mit einem Korngrössendurchmesser von 100-400 Mikrometer enthalten.
 
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Filamente Polyamid-Filamente sind.
 
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Bodenbelag nach Behandlung mit der Bürste einen höheren Gleitreibungskoeffizient µ aufweist gemessen nach dem "bfu-Prüfreglement R 9729", verglichen mit vor der Behandlung mit der Bürste.
 
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Bodenbelag aus Stein-, Feinsteinzeug-, Kunst-, Natur- oder Keramikplatten, oder ein zementöser Boden, ein Vinyl-, PVC-, PU-, Kautschuk- oder Epoxidboden, ist.
 
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Schritt IV) nachträglich zur Behandlung von bereits verlegten Bodenbelägen durchgeführt wird, um die Trittsicherheit zu erhöhen.
 
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass Schritt IV) zur Vorbehandlung von Bodenbelägen in Industrielinien durchgeführt wird, um die Trittsicherheit der Bodenbeläge zu erhöhen.
 
11. Rutschfester Bodenbelag behandelt nach einem Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche.
 
12. Verwendung einer Bürste mit Filamenten aus Polyamid oder PEEK oder einer Mischung aus Polyamid-Filamenten und PEEK-Filamenten zur Erhöhung der Trittsicherheit von Bodenbelägen durch Behandlung der Bodenbeläge mit der Bürste, wobei die Filamente hochtemperaturbeständig und elastisch sind und 5-40 Gew.-% Diamantpartikel mit einem Korngrössendurchmesser von 60-500 Mikrometer enthalten, und wobei die Diamantpartikel in den Filamenten beigemischt vorliegen.
 
13. Verwendung nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Filamente 10-30 Gew.-% Diamantpartikel mit einem Korngrössendurchmesser von 100-400 Mikrometer enthalten.
 
14. Verwendung nach einem der Ansprüche 12 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Filamente Polyamid-Filamente sind.
 




Zeichnung










Recherchenbericht









Recherchenbericht




Angeführte Verweise

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE



Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente