[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein System zur Rauchfreihaltung mittels Überdruckbelüftung
einer vertikalen Zugangsverbindung eines mehrgeschossigen Gebäudes gemäss Patentanspruch
1 sowie ein entsprechendes Verfahren gemäss Anspruch 9.
[0002] Gebäude mit mehr als einem Stockwerk sind mit mindestens einem Treppenhaus versehen,
das als Zugang zu den verschiedenen Stockwerken dient. Im Brandfall wird dieses Treppenhaus
zum Flucht- und Rettungsweg und ist daher als Treppenhaus mit Schleuse (Sicherheitstreppenhaus)
gestaltet, welches rauchfrei gehalten werden muss. Dafür werden Rauchschutzdruckanlagen
(Überdruckbelüftungsanlagen) eingesetzt, die Aussenluft in das Treppenhaus einbringen
und es somit mit Überdruck beaufschlagen. Dieser Überdruck verhindert den Eintritt
von Rauch bei z.B. geschlossenen Türen über Leckagen in das Treppenhaus (Druckkriterium),
oder wenn die Tür zwischen dem Treppenhaus und dem Brandgeschoss zusätzlich geöffnet
wird mittels Durchströmung durch diese Tür (Strömungskriterium). Im Stand der Technik
wird ein Gebäude mit einer zentralen Rauchschutzdruckanlage versehen, die typischerweise
im Erdoder Untergeschoss des Gebäudes, in der Nähe der jeweiligen Aussenluftfassung,
angeordnet wird. Der durch die Rauchschutzdruckanlage erzeugte Luftstrom wird dann
mittels horizontaler Zuluftkanäle und vertikaler Schächte in das Treppenhaus geleitet.
Im Stand der Technik ist es bekannt, mehrere Luftaustritte an unterschiedlichen Stellen
des Treppenhauses anzuordnen, beispielsweise ein Luftaustritt in jedem dritten, oder
sogar in jedem Stockwerk, wobei jeder Luftaustritt mit einem Zuluftelement oder zusätzlich
einer steuerbaren Klappe versehen ist. Auf diese Weise kann Luft aus der Rauchschutzdruckanlage
an gezielten Stellen des Treppenhauses, insbesondere ins Brandgeschoss, eingebracht
werden. Ein Hochhaus mit einem derartigen System wird beispielsweise in der
DE202015009604U1 beschrieben.
[0003] Nachteilig an den bekannten Systemen ist, dass Hochhäuser leistungsstarke zentrale
Rauchschutzdruckanlagen erfordern, die oft in gesonderten Räumlichkeiten untergebracht
werden müssen, da sie viel Platz benötigen. Neben dem Platzverlust besteht ein weiterer
Nachteil darin, dass bei einem Ausfall der einzigen zentralen Rauchschutzdruckanlage
die Rauchfreihaltung der Flucht- und Rettungswege nicht mehr gewährleistet ist. Ein
weiterer Nachteil besteht darin, dass solche zentrale Rauchschutzdruckanlagen sehr
träge sind, da grosse Veränderungen der Volumenströme erforderlich sind, was auch
regeltechnisch sehr anspruchsvoll ist. Sie sind daher zur dynamischen Echtzeitanpassung
an die Bedingungen im Flucht- und Rettungsweg nicht ideal geeignet.
[0004] Die vorliegende Erfindung stellt sich nunmehr die Aufgabe, ein zuverlässiges, platzsparendes,
flexibles und leistungsstarkes System zur Rauchfreihaltung einer vertikalen Zugangsverbindung
eines mehrgeschossigen Gebäudes bereitzustellen.
[0005] Diese Aufgabe lösen das System zur Rauchfreihaltung einer vertikalen Zugangsverbindung
eines mehrgeschossigen Gebäudes mit den Merkmalen des Patentanspruches 1 und das entsprechende
Verfahren gemäss Anspruch 9. Weitere Merkmale und Ausführungsbeispiele gehen aus den
abhängigen Ansprüchen hervor und deren Vorteile sind in der nachfolgenden Beschreibung
erläutert.
[0006] Die Zeichnungen zeigen:
- Figur 1
- Mehrgeschossiges Gebäude mit dem erfindungsgemässen System
- Figuren 2-3
- Mehrgeschossiges Gebäude mit dem erfindungsgemässen System während des erfindungsgemässen
Verfahrens
- Figur 4
- Ventilatoreinheit
- Figur 5
- Ventilator mit Klappe
[0007] Die Figuren stellen mögliche Ausführungsbeispiele dar, welche in der nachfolgenden
Beschreibung erläutert werden.
[0008] Das erfindungsgemässe System ist für den Einsatz in mehrgeschossigen Gebäuden bestimmt,
die einen Verbindungsweg 1 zwischen mindestens zwei Geschossen, im Nachfolgenden eine
«vertikale Zugangsverbindung» 1, umfassen. Die vertikale Zugangsverbindung 1 erlaubt
Benutzern den Zugang zu den verschiedenen Geschossen eines Gebäudes und ist beispielsweise
ein Treppenhaus oder ein Aufzugsschacht. Das erfindungsgemässe System umfasst mindestens
einen vertikalen Schacht 2 mit mindestens zwei Durchlässen 21 und ein Druckbeaufschlagungssystem
(Figur 1). Jeder Durchlass 21 ist zur Verbindung des Schachts 2 mit der vertikalen
Zugangsverbindung 1 geeignet und hat einerseits eine Schachtöffnung 211, die in den
Schacht 2 mündet und andererseits eine Verbindungsöffnung 212, die zur Verbindung
mit der vertikalen Zugangsverbindung 1 geeignet ist. Die Schachtöffnungen 211 der
Durchlässe 21 sind auf unterschiedlichen Höhen des Schachts 2 angeordnet und die Verbindungsöffnungen
212 sind zur Anordnung auf unterschiedlichen Höhen der vertikalen Zugangsverbindung
1 geeignet. Das Druckbeaufschlagungssystem umfasst mindestens eine Ventilatoreinheit
3 für jeden Durchlass 21, mit welcher Luft wahlweise vom Schacht 2 in die vertikale
Zugangsverbindung 1 oder von der vertikalen Zugangsverbindung 1 in den Schacht 2 beförderbar
ist. Jede Ventilatoreinheit 3 ist individuell und unabhängig von den anderen Ventilatoreinheiten
3 steuerbar und kann Luft in beide Richtungen befördern (nicht gleichzeitig, sondern
wahlweise in die eine oder in die andere Richtung). Der Schacht 2 ist in seinem unteren
Bereich ausserdem über einen Lufteintritt 22 mit einem Aussenbereich des Gebäudes
direkt oder über eine Leitung verbunden, so dass Aussenluft durch den Lufteintritt
in den Schacht 2 gelangen kann. Dieser Lufteintritt 22 kann bei Bedarf mit Klappen
oder Ventilatoren versehen werden, um den Durchgang von Luft zu schliessen, zu steuern
oder zu begünstigen. Vorteilhaft ist es, wenn der Schacht 2 zwischen den Schachtöffnungen
211 eine tiefe aerodynamische Impedanz aufweist, um die ungehinderte Luftbewegung
in beide Richtungen innerhalb des Schachts 2 zu gewährleisten. Dies kann durch einen
gleichmässigen, beispielsweise runden oder viereckigen Durchmesser des Schachts 2
und durch die Abwesenheit von Hindernissen im Schacht 2 erreicht werden. Insbesondere
ist der Schacht 2 kein Aufzugsschacht, in welchem sich eine Aufzugskabine befindet
und in welchem je nach Position und/oder Bewegung der Aufzugskabine im Aufzugsschacht
die vertikale Bewegung der Luft stark beeinträchtigt ist. Vielmehr ist der Schacht
ein zusätzlicher Schacht zum Zweck der Luftförderung und Verteilung in der vertikalen
Zugangsverbindung 1. Von Vorteil ist es, wenn das Gebäude einen vertikalen Lüftungskanal
4 mit Luftaustritten 41 versehen ist, durch welchen Luft aus dem Gebäude entweichen
kann. Die Luftaustritte 41 sind vorzugsweise in jedem Geschoss und im Raum unmittelbar
neben der vertikalen Zugangsverbindung 1 angeordnet. Zusätzlich oder alternativ dazu
kann Luft auch über andere Wege, beispielsweise über eine offene Fassade, ausserhalb
des Gebäudes abströmen.
[0009] Erfindungsgemäss ist vorgesehen, dass im Brandfall das Brandgeschoss identifiziert
wird und eine erste Ventilatoreinheit 3, die sich in der Nähe des Brandgeschosses
befindet, derart in Betrieb gesetzt wird, dass Luft durch einen ersten Durchlass 21
vom Schacht 2 in die vertikale Zugangsverbindung 1 befördert wird (Figur 2a). Dadurch
wird in der vertikalen Zugangsverbindung 1 im Bereich des Brandgeschosses ein definierter
Überdruck erzeugt. Aufgrund dieses Überdrucks entsteht bei Öffnung der Tür zwischen
der vertikalen Zugangsverbindung 1 und dem brennenden Bereich eine Luftströmung von
der vertikalen Zugangsverbindung 1 durch diese Tür bis zum Luftaustritt 41 des Lüftungskanals
4 (Figur 2b). Diese Luftströmung bläst den vom brennenden Bereich herkommenden Rauch
von der Tür zur vertikalen Zugangsverbindung 1 weg und befördert den Rauch über den
Lüftungskanal 4 oder über anderweitige Abströmungen (offene Fassade) ausserhalb des
Gebäudes. Der Eintritt von Rauch in die vertikale Zugangsverbindung 1 wird somit wirksam
verhindert. Im Gegensatz zum Stand der Technik, in welchem eine einzige grosse Rauchschutzdruckanlage
eingesetzt wird und die eingebrachte Luft mittels z.B. steuerbarer Klappen zum Brandgeschoss
geleitet wird, sieht die Erfindung mehrere kleinere unabhängige Ventilatoreinheiten
3 vor, die gezielt in Betrieb gesetzt werden, um einen Überdruck im gewünschten Bereich
der vertikalen Zugangsverbindung 1 unter gleichzeitiger Einwirkung von Störgrössen
wie Thermik, offenen Türen etc. zu erzeugen. Vorteilhaft daran ist, dass die Ventilatoreinheiten
3 mit einer geringeren Leistung denselben Überdruck im Treppenhaus und im Brandgeschoss
generieren können wie eine zentrale Rauchschutzdruckanlage, sowie, dass keine Räumlichkeiten
für eine sperrige zentrale Rauchschutzdruckanlage benötigt werden. Die Identifizierung
des Brandgeschosses kann mittels einer beliebigen herkömmlichen Methode aus dem Stand
der Technik mit dem Einsatz von Brandsensoren usw. erfolgen.
[0010] Ein weiterer Vorteil der Erfindung ergibt sich, wenn im Brandfall mindestens eine
erste Ventilatoreinheit 3, die sich in der Nähe des Brandgeschosses befindet, derart
in Betrieb gesetzt wird, dass Luft durch einen ersten Durchlass 21 vom Schacht 2 in
die vertikale Zugangsverbindung 1 befördert wird und mindestens eine unterstützende
Ventilatoreinheit 3, die vom Brandgeschoss entfernt ist, derart in Betrieb gesetzt
wird, dass Luft durch einen zweiten Durchlass 21 umgekehrt von der vertikalen Zugangsverbindung
1 in den Schacht 2 befördert wird (Figur 3). Dadurch wird im Schacht 2 im Bereich
des zweiten Durchlasses 21 ein Überdruck erzeugt, der sich aufgrund der ungehinderten
Luftbewegung im Schacht 2 schnell ausbreitet und der gesamte Schacht 2 wird somit
mit Druck beaufschlagt. Dieser Überdruck unterstützt die erste Ventilatoreinheit 3,
und verstärkt den durch den ersten Durchlass 21 fliessenden Luftstrom und den in der
vertikalen Zugangsverbindung 1 im Bereich des Brandgeschosses erzeugten Überdruck.
Damit werden auch die Druckverhältnisse in der Zugangsverbindung 1 gegenüber dem Schacht
2 ausgeglichen. Die erste und die unterstützende Ventilatoreinheit 3 wirken also zusammen
und deren Leistungen summieren sich. Durch das Zuschalten von weiteren unterstützenden
Ventilatoreinheiten 3 wird die Gesamtleistung des Druckbeaufschlagungssystems immer
weiter flexibel erhöht. Es ergibt sich ein Schwarm-Effekt, gemäss welchem individuelle
kleine Einheiten zusammenwirken und einen leistungsstarken Gesamteffekt erzielen.
Die Erfindung hat gegenüber dem Stand der Technik somit den Vorteil, dass eine Vielzahl
von kleinen Ventilatoreinheiten 3 eingesetzt werden können, die günstig, kompakter
und einfacher einzubauen sind als eine grosse zentrale Rauchschutzdruckanlage. Versuche
haben beispielsweise gezeigt, dass Ventilatoreinheiten 3 mit einer Leistung von ca.
einem Viertel bis zu einem Drittel der Leistung einer herkömmlichen Rauchschutzdruckanlage
gut geeignet sind. Auch bei der Instandhaltung, sowie beim Ersatz einzelner Ventilatoreinheiten
3 gibt es Vorteile. Jede kleine Ventilatoreinheit 3 ist ausserdem viel reaktiver und
kann schneller hochgefahren werden als eine träge zentrale Rauchschutzdruckanlage,
um den gewünschten Überdruck lokal und mit sofortiger Wirkung herstellen. Das System
eignet sich also besonders gut zur dynamischen Echtzeitanpassung in Reaktion auf plötzliche
Änderungen in der vertikalen Zugangsverbindung 1 (Öffnung/Schliessen einer Tür usw.).
Selbstverständlich erzeugt jede unterstützende Ventilatoreinheit 3 in der Nähe der
entsprechenden Verbindungsöffnung 212 auch eine lokale Druckabsenkung in der vertikalen
Zugangsverbindung 1. Diese vermag den durch die erste Ventilatoreinheit 3 erzeugten
Überdruck jedoch nicht auszugleichen, auch nicht einmal teilweise, weil vertikale
Zugangsverbindungen 1 wie Treppenhäuser und Liftschächte eine hohe aerodynamische
Impedanz aufweisen. Bei Treppenhäusern sorgt die zick-zackartige Anordnung der Treppenläufe
für eine schwierige Luftbewegung zwischen zwei Geschossen des Treppenhauses 1. Bei
Aufzugsschächten kann die Aufzugskabine je nach ihrer Position im Aufzugsschacht die
vertikale Bewegung der Luft ebenfalls stark beeinträchtigen. Die durch eine unterstützende
Ventilatoreinheit 3 erzeugte geplante relative Druckabsenkung im Treppenhaus 1 bleibt
also lokal und wird teilweise sogar durch Leckagen durch die umliegenden Türen ausgeglichen.
[0011] In der bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung ist die vertikale Zugangsverbindung
1 in jedem oder mehreren Geschossen über einen Durchlass 21 mit dem Schacht 2 verbunden
und jeder Durchlass 21 ist dabei mit einer eigenen Ventilatoreinheit 3 versehen. Auf
diese Weise kann im Brandfall durch Inbetriebnahme der entsprechenden Ventilatoreinheit
3 das Treppenhaus direkt und genau im gewünschten Bereich mit Druck beaufschlagt werden.
Dadurch wird auch die hohe Reaktivität des Systems sichergestellt: Bei einem plötzlichen
Druckabfall in der vertikalen Zugangsverbindung 1, beispielsweise wenn die Tür zum
Brandgeschoss durch Flüchtende geöffnet wird, kann die entsprechende Ventilatoreinheit
3 den gewünschten Überdruck lokal und mit sofortiger Wirkung wiederherstellen.
[0012] Zur Unterstützung der Ventilatoreinheit 3 des Brandgeschosses können mehrere weitere
Ventilatoreinheiten 3 von weiteren Durchlässen von angrenzenden Geschossen, beispielsweise
jene der darüber- und/oder darunterliegenden Geschosse, derart aktiviert werden, dass
die vertikale Zugangsverbindung 1 in einen grösseren Bereich in der Nähe des Brandgeschosses
mit Druck beaufschlagt wird. Wenn der Brandgeschoss der oberste Geschoss ist, können
neben der Ventilatoreinheit 3 im obersten Geschoss beispielsweise auch die Ventilatoreinheiten
3 der Durchlässe der zwei darunterliegenden Geschosse Luft durch den jeweiligen Durchlass
21 vom Schacht 2 in die vertikale Zugangsverbindung 1 befördern. Wenn der Brandgeschoss
der unterste Geschoss ist, können neben der Ventilatoreinheit 3 im untersten Geschoss
beispielsweise auch die Ventilatoreinheiten 3 der Durchlässe der zwei darüberliegenden
Geschosse Luft durch den jeweiligen Durchlass 21 vom Schacht 2 in die vertikale Zugangsverbindung
1 befördern. Zusätzlich zu diesen Ventilatoreinheiten 3, die Luft vom Schacht 2 in
die vertikale Zugangsverbindung 1 befördern, kann eine weitere Ventilatoreinheit 3
oder mehrere weiteren Ventilatoreinheiten 3, beispielsweise alle anderen Ventilatoreinheiten
3 des Gebäudes, Luft durch die jeweiligen Durchlässe 21 von der vertikalen Zugangsverbindung
1 in den Schacht 2 befördern, wie oben bereits beschrieben.
[0013] Ausserdem kann es von Vorteil sein, wenn die Ventilatoreinheiten 3 zweier oder mehrerer
unmittelbar angrenzenden Geschosse nicht gegeneinander wirken, d.h., dass nicht eine
Ventilatoreinheit 3 Luft vom Schacht 2 in die vertikale Zugangsverbindung 1 befördert
und die andere umgekehrt Luft von der vertikalen Zugangsverbindung 1 in den Schacht
2 befördert. Die Ventilatoreinheiten 3 zweier oder mehrerer unmittelbar angrenzenden
Geschosse wären so nah aneinander, dass deren Effekte sich quasi ausgleichen würden.
Um dies zu vermeiden, ist es von Vorteil, wenn es zwischen zwei gegeneinander wirkenden
Ventilatoreinheiten 3 eine oder mehrere neutrale, nicht-wirkende Ventilatoreinheit
3 gibt. Um ferner zu vermeiden, dass der in der vertikalen Zugangsverbindung 1 oder
im Schacht 2 erzeugte Druck durch den Durchlass 21 einer nicht-wirkenden Ventilatoreinheit
3 entweicht, ist es besonders vorteilhaft, wenn jede Ventilatoreinheit 3 mit einer
steuerbaren Klappe versehen ist, mit welcher der entsprechende Durchlass 21 derart
geschlossen werden kann, dass kein Durchgang von Luft zwischen dem Schacht 2 und der
vertikalen Zugangsverbindung 1 stattfinden kann. Von Vorteil ist es also, wenn die
Klappe einer neutralen Ventilatoreinheit geschlossen wird. Die Klappe oder die Regelung
der Drehzahl des Ventilators kann auch zur Regulierung der Leistung der Ventilatoreinheit
verwendet werden, z.B. um einen etwas kleineren Überdruck im Geschoss ober- und unterhalb
des Brandgeschosses zu erzeugen oder bei einem sehr hohen Gebäude werden nur eine
definierte Anzahl der Ventilatoreinheiten aktiviert, in Abhängigkeit vom Brandgeschoss
oder von weiteren Kriterien. Die Klappe kann vielfältig gestaltet werden und weist
beispielsweise eine Reihe von jalousieartig nebeneinander angeordneten Lamellen 32
auf, die zwischen einer offenen und einer geschlossenen Position schwenkbar sind (Figur
5). Durch eine derartige Klappe kann die Reaktionsgeschwindigkeit der Ventilatoreinheit
zusätzlich erhöht werden, da das Öffnen und Schliessen der Klappe wesentlich einfacher
und schneller ist als das Erhöhen und Reduzieren der Geschwindigkeit des Ventilators.
[0014] Eine Ventilatoreinheit 3 kann einen oder mehrere Ventilatoren 31 umfassen. In der
bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung umfasst eine Ventilatoreinheit 3 eine
Vielzahl von Ventilatoren 31, die nebeneinander angeordnet sind (s. Figur 4). Die
Bereitstellung einer Ventilatoreinheit 3 mit mehreren kleinen Ventilatoren 31 ist
bevorzugt, weil diese auch beim Ausfall einzelner Ventilatoren 31 weiterhin teilweise
betriebsfähig wäre und daher sehr zuverlässig ist. Eine Ventilatoreinheit 3 mit einem
einzigen Ventilator 31 würde beim Ausfall dieses einzigen Ventilators 31 dagegen gar
nicht mehr betriebsfähig sein. Die Ventilatoren 31 können alle parallel geschaltet
oder einzeln ansteuerbar sein. In den Ausführungsvarianten der Erfindung mit Klappe
kann es von Vorteil sein, jeden Ventilator 31 mit einer eigenen Klappe zu versehen.
Wenn nur einen leichten Überdruck in der vertikalen Zugangsverbindung 1 zu erzeugen
ist, könnten somit nur gewisse Ventilatoren 31 der Ventilatoreinheit 3 betrieben werden,
deren Klappe geöffnet werden, während die Klappen der anderen, neutralen Ventilatoren
31 geschlossen werden. Alternativ kann auch die Drehzahl der Ventilatoren 31 angepasst
werden. Individuelle Klappen pro Ventilator 31 sind auch von Vorteil, damit diese
gezielt geschlossen werden können, falls eine Störung des entsprechenden Ventilators
31 vorliegt.
[0015] In der bevorzugten Ausführungsvariante der Erfindung umfasst das Druckbeaufschlagungssystem
mindestens einen Drucksensor zur Steuerung/Regelung des Druckbeaufschlagungssystems.
Besonders vorteilhaft ist es, wenn jede Ventilatoreinheit mit einem Sensor versehen
ist, zur Ermittlung der Druckdifferenz zwischen der vertikalen Zugangsverbindung im
Bereich der entsprechenden Verbindungsöffnung 212 und/oder dem Aussenbereich des Gebäudes
und/oder zum Treppenhaus bzw. zur Schleuse oder zu den Nutzungsflächen. Die Leistung
der Ventilatoreinheit, der Klappe und der einzelnen Ventilatoren können gemäss einem
vordefinierten Sollwert und aufgrund der ermittelten Druckdifferenz oder aufgrund
einer anderen Regelgrösse, beispielsweise abhängig von einer Türstellung gesteuert
werden (beispielsweise durch Regelung der Drehzahl der Ventilatoren, durch Anpassung
der Förderrichtung und/oder durch die Betätigung von Klappen). Der vordefinierte Sollwert
kann z.B. aus einer vordefinierten Liste von Sollwerten gewählt werden, die für unterschiedliche
Situationen, z.B. Aussentemperatur, Jahreszeit, geeignet sind. Eine dieser Situationen
ist beispielsweise, wenn die Ventilatoreinheit sich im Brandgeschoss befindet. In
diesem Fall entspricht der Sollwert dem im Brandgeschoss zu erreichenden Überdruck.
Eine andere Situation ist beispielsweise, wenn die Ventilatoreinheit sich in einem
das Brandgeschoss angrenzenden Geschoss befindet. In diesem Fall kann der Sollwert
beispielsweise tiefer sein als der im Brandgeschoss zu erreichende Überdruck. Zum
raschen Aufbau des gewünschten Überdrucks beim Starten des Druckbeaufschlagungssystems
können beispielsweise alle Ventilatoren 31 einer Ventilatoreinheit 3 aktiviert werden.
Sobald der gewünschte Überdruck erreicht ist, wird für die Aufrechterhaltung des Überdrucks
nur noch ein Teil der Leistung der Ventilatoren 31 der Ventilatoreinheit 3 benötigt,
so dass ein Teil der Ventilatoren 1 ausgeschaltet oder die Drehzahl gewisser Ventilatoren
31 reduziert reduziert oder die dazugehörige Klappe ganz oder teilweise geschlossen
werden kann. Der Druck in der vertikalen Zugangsverbindung 1 vermag dann auch noch
zu variieren, insbesondere wenn eine Tür der vertikalen Zugangsverbindung 1 geöffnet
wird und dadurch Luft aus der vertikalen Zugangsverbindung 1 rasch entweicht. Zur
Aufrechterhaltung des gewünschten Überdrucks können zusätzliche Ventilatoren 31, je
nach der gewünschten Strömungsrichtung dynamisch zuoder abgeschaltet werden und/oder
einzelne Klappen mehr oder weniger geöffnet und geschlossen werden.
[0016] Zur Steuerung des Druckbeaufschlagungssystems kann eine zentrale Steuerung vorgesehen
werden oder die Ventilatoreinheiten 3 sind in der Lage, miteinander zu kommunizieren
und koordiniert tätig zu werden. Dies ist besonders vorteilhaft, weil die Ventilatoreinheiten
3 dann nicht von einer Steuerung abhängig sind und autonom agieren können. Dabei könnte
jede Ventilatoreinheit 3 in der Lage sein, mit allen anderen Ventilatoreinheiten 3
oder nur mit den benachbarten Ventilatoreinheiten 3 zu kommunizieren. Im letzteren
Fall könnten sich Kommunikationen von Ventilatoreinheit 3 zu Ventilatoreinheit 3 propagieren.
In einer vorteilhaften Ausführung funktioniert jede Ventilatoreinheit gemäss vorgegebenen
Sollwerten autonom, so dass diese nur z.B. bei der Auslösung eines Brandsignals eine
Anweisung erhalten, welche die Inbetriebnahme der Ventilatoren auslöst und die Auswahl
des geeigneten Sollwerts abhängig vom Betriebsmodus und von der Regelung vorgibt.
[0017] Da die Ventilatoreinheiten 3 innerhalb des Gebäudes verteilt und nicht wie im Stand
der Technik in gesonderten Räumlichkeiten im Erd- oder Untergeschoss des Gebäudes
untergebracht sind, besteht die Problematik des dadurch erzeugten Lärms, welcher zu
kontrollieren ist: Gemäss gültiger Normierungen darf der durch eine Ventilatoreinheit
3 erzeugte Lärm die 80 dB(A) bei der Bedienstelle der Feuerwehr nicht überschreiten.
Um dieses Problem zu beheben, ist in einer vorteilhaften Ausführungsvariante der Erfindung
vorgesehen, eine oder mehrere Ventilatoreinheiten 3 mit einem Schallschutz zu versehen,
welcher der Dämpfung des durch die Ventilatoren erzeugten Lärms dient. Dies wird zum
Beispiel durch Optimierung der Drehzahlen und/oder Lamellen 32 vor der Ventilatoreinheit
3 erreicht.
[0018] Die Durchlässe 21 können je nach Ausführungsvariante der Erfindung unterschiedlich
gestaltet sein. Insbesondere müssen diese keine Mindestlänge aufweisen und können
auch einfache Öffnungen sein, wenn der Schacht 2 und die vertikale Zugangsverbindung
1 sich unmittelbar nebeneinander befinden.
[0019] Im Winter und im Sommer kann es zu grossen Temperaturunterschieden zwischen dem Innen-
und Aussenbereich des Gebäudes kommen, aufgrund welcher sich in der vertikalen Zugangsverbindung
1 auf- oder absteigende Luftströmungen spontan entstehen. Im Sommer ist die Innenluft
des Gebäudes i.d.R. kühler als die Aussenluft, so dass in der vertikalen Zugangsverbindung
1 eine absteigende Luftströmung herrscht, und daher auch einen höheren Druck im unteren
Bereich der vertikalen Zugangsverbindung 1 als im oberen Bereich. Umgekehrt ist im
Winter die Innenluft des Gebäudes wärmer als die Aussenluft, so dass in der vertikalen
Zugangsverbindung 1 eine aufsteigende Luftströmung herrscht, und daher auch einen
höheren Druck im oberen Bereich der vertikalen Zugangsverbindung 1 als im unteren
Bereich. Diese durch die Thermik bedingten Strömungen und Druckunterschiede in der
vertikalen Zugangsverbindung 1 können ausgenutzt werden und das Druckbeaufschlagungssystem
unterstützen, wenn sie in der richtigen Richtung erfolgen. Andernfalls muss das Druckbeaufschlagungssystem
in der Lage sein, diesen Strömungen entgegenzuwirken und diese zu kompensieren, um
die gewünschte Rauchschutzwirkung zu gewährleisten.
1. System zur Rauchfreihaltung einer vertikalen Zugangsverbindung (1) eines mehrgeschossigen
Gebäudes umfassend mindestens einen vertikalen Schacht (2) mit mindestens zwei Durchlässen
(21) und einem Druckbeaufschlagungssystem,
wobei jeder Durchlass (21) zur Verbindung des Schachts (2) mit der vertikalen Zugangsverbindung
(1) geeignet ist und einerseits eine Schachtöffnung (211), die in den Schacht (2)
mündet und andererseits eine Verbindungsöffnung (212), die zur Verbindung mit der
vertikalen Zugangsverbindung (1) geeignet ist, aufweist,
wobei die Schachtöffnungen (211) der Durchlässe (21) auf unterschiedlichen Höhen des
Schachts (2) angeordnet sind und die Verbindungsöffnungen (212) zur Anordnung auf
unterschiedlichen Höhen der vertikalen Zugangsverbindung (1) geeignet sind,
wobei das Druckbeaufschlagungssystem mindestens eine Ventilatoreinheit (3) für jeden
Durchlass (21) umfasst, mit welcher Luft vom Schacht (2) in die vertikale Zugangsverbindung
(1) beförderbar ist.
2. System gemäss Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die mindestens eine Ventilatoreinheit (3) auch zur Beförderung von Luft von der Zugangsverbindung
(1) in den Schacht (2) geeignet ist, und zur Beförderung der Luft wahlweise in die
eine oder in die andere Richtung steuerbar ist.
3. System gemäss Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
jede Ventilatoreinheit (3) individuell und unabhängig von den anderen Ventilatoreinheiten
(3) steuerbar ist und Luft in beide Richtungen befördern kann.
4. System gemäss Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Schacht (2) für jedes Geschoss des Gebäudes einen Durchlass zur Verbindung mit
der vertikalen Zugangsverbindung (1) aufweist.
5. System gemäss Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Ventilatoreinheit (3) eine Vielzahl von Ventilatoren (31) aufweist, die nebeneinander
in einer gleichen Ebene angeordnet sind.
6. System gemäss Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Ventilatoreinheit (3) mit einer steuerbaren Klappe versehen ist, mit welcher
der Durchlass (21) derart geschlossen werden kann, dass kein Durchgang von Luft zischen
dem Schacht (2) und dem Treppenhaus (1) stattfinden kann.
7. System gemäss Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Klappe eine Reihe von nebeneinander angeordneten Lamellen (32) aufweist, die zwischen
einer offenen und einer geschlossenen Position schwenkbar sind.
8. System gemäss Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Ventilatoreinheit (3) mit einem Schallschutz versehen ist, der der Dämpfung des
durch die Ventilatoren (31) erzeugten Lärms dient.
9. Verfahren zur Rauchfreihaltung einer vertikalen Zugangsverbindung (1) eines mehrgeschossigen
Gebäudes im Brandfall mit dem System gemäss Anspruch 1,
gekennzeichnet durch die folgenden Verfahrensschritte:
• das Brandgeschoss wird identifiziert;
• eine erste Ventilatoreinheit (3), die sich in der Nähe des Brandgeschosses befindet,
wird derart in Betrieb gesetzt, dass Luft durch einen ersten Durchlass (21) vom Schacht
(2) in die vertikale Zugangsverbindung (1) befördert wird; und
• zusätzlich zur ersten Ventilatoreinheit (3) wird mindestens eine unterstützende
Ventilatoreinheit (3), die vom Brandgeschoss entfernt ist, derart in Betrieb gesetzt,
dass Luft durch einen zweiten Durchlass (21) von der vertikalen Zugangsverbindung
(1) in den Schacht (2) befördert wird.
10. Verfahren gemäss Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
es zwischen zwei gegeneinander wirkenden Ventilatoreinheiten (3) mindestens eine neutrale,
nicht-wirkende Ventilatoreinheit (3) gibt,
diese neutrale Ventilatoreinheit (3) mit einer steuerbaren Klappe versehen ist, mit
welcher der entsprechende Durchlass (21) derart geschlossen wird, dass kein Durchgang
von Luft zischen dem Schacht (2) und der vertikalen Zugangsverbindung (1) stattfinden
kann.
11. Verfahren gemäss Anspruch 9 oder gemäss Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass
Druckänderungen in der vertikalen Zugangsverbindung erkannt werden und die Leitung
des Druckbeaufschlagungssystem in Reaktion darauf angepasst wird, indem Ventilatoreinheiten
(3) dynamisch ein- oder abgeschaltet werden, und die Volumenströme verändern.
12. Verfahren gemäss Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
das im Winter und im Sommer das Druckbeaufschlagungssystem der in der vertikalen Zugangsverbindung
(1) herrschenden spontanen, thermisch bedingten Luftströmung entgegenwirkt.