[0001] Die Erfindung ist auf einen Anlagenverbund gerichtet. Ein weiterer Aspekt der Erfindung
ist ein Verfahren zum Herstellen von Roheisen.
[0002] Im Zuge der Bestrebungen, den CO
2-Ausstoß bei der Herstellung von Stahl zu reduzieren, liegt ein hohes Augenmerk auf
der zunehmenden Nutzung der an sich seit langem bekannten Elektrostahlroute als Ersatz
für die Hochofen-Konverter-Route. Bei der Elektrostahlroute wird ein mittels Direktreduktion
genannter direkt reduzierter Eisenträger, auch als Eisenschwamm bezeichnet, in einem
Lichtbogenschmelzofen (electric arc furnace, kurz: EAF) aufgeschmolzen, wie es beispielsweise
in der
WO 2004/108971 A1 beschrieben wird. Die Direktreduktion ist deswegen besonders perspektivreich für
CO2-arme oder CO2-freie Stahlherstellung, weil die Direktreduktion mit H2 als Reduktionsgas
durchführbar ist und H2 mittels Elektrolyse mit regenerativer Energie erzeugt werden
kann. Anders, als bei der Hochofen-Konverter-Route, die seit vielen Jahrzehnten überwiegend
eingesetzt wird und entsprechend optimiert werden konnte, ist bei den einzelnen Schritten
bei und im Vorfeld der Elektrostahlroute noch in höherem Maße der Bedarf vorhanden,
Verbesserungen vorzunehmen.
[0003] Vor diesem Hintergrund ist es Aufgabe der Erfindung, Voraussetzungen bereitzustellen,
auf der Elektrostahlroute basierende Stahlherstellung mit verbesserter Ausnutzung
der eingesetzten Stoffe zu erreichen.
[0004] Die Aufgabe wird gelöst mit einem Anlagenverbund mit den Merkmalen des Anspruchs
1 sowie mit einem Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 15.
[0005] Es ist ein Anlagenverbund zur Herstellung von Roheisen vorgesehen.
[0006] Dieser Anlagenverbund weist insbesondere auf:
- einen Drehrohrofen,
- ein Schmelzaggregat,
- ein Gasrückführungs- und aufbereitungssystem.
[0007] Der Drehrohrofen weist einen Einlaufabschnitt und einen Auslaufabschnitt auf. Zwischen
dem Einlaufabschnitt und dem Auslaufabschnitt ist ein Drehrohr angeordnet. Das Drehrohr
ist gegenüber dem Einlaufabschnitt und dem Auslaufabschnitt rotierbar gelagert. Damit
ist eine Definition eines Drehrohrofens in allgemeiner Weise und in der im Rahmen
dieser Beschreibung ausreichend erschöpfenden Definiertheit gegeben.
[0008] Ein Drehrohrofen ist seit langem in vielen Anwendungsgebieten bekannt. In vielen
Fällen ist der Einlaufabschnitt als Einlaufgehäuse ausgebildet und/oder ist der Auslaufabschnitt
als Auslaufgehäuse ausgebildet. Prinzipiell kann der Einlaufabschnitt aber auch in
einfacherer Gestalt vorliegen. Der Einlaufabschnitt dient in der Regel dem Zweck,
in dem Drehrohrofen zu behandelndes Material dem Drehrohr zuzuführen und in dieses
einzuführen; analog dient der Auslaufabschnitt in der Regel dem Zweck, Material auszugeben.
In einigen Ausführungen können Einlaufabschnitt und Auslaufabschnitt auch zur Lagerung
des gegenüber dem Einlaufabschnitt und Auslaufabschnitt rotierbar gelagerten Drehrohrs
beitragen oder die Lagerung des gegenüber dem Einlaufabschnitt und Auslaufabschnitt
rotierbar gelagerten Drehrohrs nutzen. Das Drehrohr ist abschnittsweise oder entlang
seiner gesamten Längserstreckung zylindrisch ausgebildet. Bevorzugt ist das Drehrohr
kreiszylindrisch oder zumindest in jedem gelagerten Abschnitt des Drehrohrs kreiszylindrisch
ausgebildet, besonders bevorzugt auch zwischen diesen und somit entlang seiner gesamten
Erstreckung. Anfangsseitig und endseitig ist das Drehrohr beispielsweise auf Einlaufabschnitt
und Auslaufabschnitt drehbar gelagert. Bevorzugt ist Einlaufabschnittseitig und Auslaufabschnittseitig
jeweils ein Innenlager eines Wälzlagers am Drehrohr angeordnet, dessen jeweilig zugeordnetes
Außenlager des Wälzlagers Bestandteil des Einlaufabschnitts beziehungsweise des Auslaufabschnitts
ist. Besonders bevorzugt ist das Wälzlager ein Kugellager. Prinzipiell ist auch eine
andere Art der Lagerung möglich, beispielsweise mit Gleitlagerung. Das Drehrohr weist
außerdem häufig Kopplungsmittel zur Kopplung mit einem Antrieb auf, wobei der Antrieb
selbst in der Definition in dieser Beschreibung nicht als Bestandteil des Drehrohrofens
angesehen wird und das Vorhandensein von Kopplungsmitteln zur Kopplung des Drehrohrs
mit dem Antrieb keine Relevanz für die Überlegungen der vorgestellten Entwicklung
hat, so dass deren potentielles Vorhandensein zwar unterstellt wird, nicht aber als
Bestandteil der Erfindung oder einer ihrer Weiterbildungen angesehen wird.
[0009] Der Drehrohrofen kann als direkt beheizter Drehrohrofen, als indirekt beheizter Drehrohrofen
oder als Kombination aus direkt beheiztem und indirekt beheiztem Drehrohrofen ausgebildet
sein. Bei indirekter Beheizung wird Wärme von außerhalb des Drehrohrs in das Innere
des Drehrohrs, welches als Reaktionsraum dient, übertragen, wobei auch beispielsweise
Strahlungswärme oder Induktionswärme in Betracht kommen. Eine Beheizung innerhalb
des Ofens erfolgt beispielsweise durch einen oder mehrere Brenner. Auch Kombinationen
von indirekter und direkter Beheizung sind möglich. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung
wird davon ausgegangen, dass ein Heizmittel vorhanden ist oder mehrere Heizmittel
vorhanden sind zur direkten oder indirekten Erwärmung der im Drehrohr vorhandenen
Materialien. Da die Art und Weise der Erwärmung für die vorliegende Erfindung keine
wesentliche Rolle spielt, wird auch das Heizmittel nicht als Bestandteil der Erfindung
angesehen, allerdings wird gleichwohl als dem Fachmann bekannte Tatsache anerkannt,
dass der Drehrohrofen bevorzugt mit wenigstens einem Heizmittel gekoppelt ist zur
Erwärmung des in dem Reaktionsraum, das bedeutet: im Inneren des Drehrohrs, vorhandenen
Materials, sei es auf direkte oder auf indirekte Weise.
[0010] In dem erfindungsgemäßen Anlagenverbund dient der Drehrohrofen der Erzeugung von
Roheisen mittels in dem Drehrohrofen erfolgender Reduktion von Fe-Trägern, insbesondere
von Eisenerz, aber beispielsweise auch Fe-haltigen Stäuben und/oder Schlämmen. Die
Reduktion in dem Drehrohrofen erzeugt unter Nutzung reduzierender Gase. Als reduzierendes
Gas kann insbesondere Methan, beispielsweise als Bestandteil von Erdgas, oder Wasserstoff
als H2 oder eine Mischung aus beiden in Betracht kommen. Eine derartige Reduktion
wird in der Regel als Direktreduktion bezeichnet.
[0011] Stromabwärts ist dem Drehrohrofen ein Schmelzaggregat des Anlagenverbunds nachgeordnet
zum Aufschmelzen des in dem Drehrohrofen erzeugten Roheisens. Der Begriff "stromabwärts"
bezieht sich dabei auf die Richtung des Ausgangsstoffs hin zum Zwischen- beziehungsweise
Endprodukt, das heißt: es handelt sich um die Richtung, welche die in den Drehrohrofen
zugegebenen Fe-Träger in Richtung des Vorliegens als Roheisen absolvieren. Nach der
Direktreduktion liegt sogenannter Eisenschwamm vor, bei welchem es sich um einen Feststoff
handelt. Um diesen Eisenschwamm in weiterverarbeitbares Roheisen zu überführen, wird
es geschmolzen, zu welchem Zweck das Schmelzaggregat dient. Bevorzugt ist das Schmelzaggregat
mit dem Drehrohrofen gekoppelt, besonders bevorzugt unmittelbar mit diesem verbunden.
[0012] Der Anlagenverbund weist ein Gasrückführungs- und aufbereitungssystem auf, das dem
Führen von im Gegenstrom den Drehrohrofen durchgelaufenem Reaktionsgas durch ein Aufbereitungsaggregat
des Gasrückführungs- und aufbereitungssystems dient. Das Reaktionsgas, das am Ende
des Drehrohrofens, also beispielsweise im Auslaufabschnitt, dem Drehrohrofen zugeführt
wird, durchströmt den Drehrohrofen, um Reduktionsprozesse herbeizuführen und das Eisenerz
zu desoxidieren. Am Beginn des Drehrohrofens, also beispielsweise am Einlaufabschnitt,
liegt ein Gas vor, das den Drehrohrofen bereits durchlaufen hatte, an Reduktionsprozessen
teilgenommen hatte, mit Verunreinigungen angereichert wurde, und hiernach zur Aufbereitung
in dem Gasrückführungs- und aufbereitungssystem vorgesehen ist. Das Gasrückführungs-
und aufbereitungssystem dient dazu, das Reaktionsgas mit den im Drehrohrofen aufgenommenen
Stoffen einer Aufbereitung zuzuführen, zu welchem Zweck das Gasrückführungs- und aufbereitungssystem
im Wesentlichen als eine Rohrleitung oder ein Rohrleitungssystem ausgebildet ist,
welche beziehungsweise welches das Gas im geschlossenen und möglichst gasdicht, beispielsweise
mittels Flanschkopplung mit metallischem Dichtring, ausgeführten Kreislauf vom Beginn
des Drehrohrofens, aus Sicht der Beförderungsrichtung der Fe-Träger betrachtet, zu
dem Ende des Drehrohrofens zurückführt, und während des Zurückführens das Gas durch
eine Anzahl von einem oder mehreren Aufbereitungsaggregaten führt, in denen die Aufbereitung
des Gases durchgeführt wird.
[0013] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass der Drehrohrofen als gasdichter Drehrohrofen
ausgebildet ist. Es wird also ein Drehrohrofen verwendet, der im Gegensatz zu herkömmlichen
Drehrohröfen derart ausgestattet ist, dass das Innere des Drehrohrofens gegenüber
dem Äußeren gasdicht abgeschlossen ist.
[0014] Den Einlaufabschnitt und den Auslaufabschnitt betreffend ist dies unproblematisch,
beispielsweise kann der Einlaufabschnitt als Einlaufgehäuse ausgebildet sein, der
eine beispielsweise mittels Blindflansch und gegebenenfalls metallischem Dichtring
gasdicht verschließ- und wieder öffenbare Zugabeöffnung zur Zugabe von zu behandelndem
Material, also beispielsweise Fe-Trägern, aufweist, und der nach einer Zugabe gasdicht
geschlossen werden kann. Beispielsweise kann der Auslaufabschnitt als Auslaufgehäuse
ausgebildet sein, der eine beispielsweise mittels Blindflansch und gegebenenfalls
metallischem Dichtring gasdicht verschließ- und wieder öffenbare Entnahmeöffnung zur
Entnahme von behandeltem Material, also beispielsweise Fe-Trägern aufweist, und der
nach einer Entnahme gasdicht geschlossen werden kann. Alternativ kann der Auslaufabschnitt
gasdicht mit einem anderen Aggregat des Anlagenverbunds gekoppelt sein, wofür nachstehend
mit dem Schmelzaggregat ein Beispiel ausgeführt wird.
[0015] Die Nutzung eines gasdicht ausgebildeten Drehrohrofens in der für die Direktreduktion
von Fe-Trägern erforderlichen Wirksamkeit ist bislang nicht bekannt, denn insbesondere
an den Kopplungsstellen zwischen dem Drehrohr und den an das Drehrohr anschließenden
stehenden Abschnitten des Drehrohrofens ist eine solche Ausführung anspruchsvoll.
Die gasdichte Ausführung ist derart ausgeführt, dass in dem Drehrohrofen vorhandenes
Gas, insbesondere Methan und/oder Wasserstoff als H2 oder beides oder eines oder beide
der vorgenannten aufweisende Mischungen nicht oder nicht in nennenswertem Ausmaß mit
vom Äußeren an der Kopplungsstelle einströmender Umgebungsluft kontaminiert werden.
[0016] Durch die bislang nicht bekannte erfindungsgemäße Kombination von einem derartigen
gasdichten Drehrohrofen mit einem Gasrückführungs- und aufbereitungssystem wird in
Kombination mit dem Schmelzaggregat ein Anlagenverbund bereitgestellt, der in vorteilhafter
Weise ein besonders hohes Ausnutzungsgrad ermöglicht.
[0017] Die beschriebenen Effekte entfalten ihre Vorteile in besonderer Weise dann, wenn
vergleichsweise wertvolle, aber gleichzeitig leicht flüchtige Gase verwendet werden,
wobei an oberster Stelle Wasserstoffe (in Form von H und insbesondere H2) zu nennen
wären. Der erfindungsgemäße Anlagenverbund ist aufgrund der erfindungsgemäßen Einbindung
eines gasdichten Drehrohrofens in vorteilhafter Weise geeignet, zur Herstellung von
Eisenschwamm durch Direktreduktion genutzt zu werden, und hierbei insbesondere in
der Direktreduktion von Eisenerz zu Eisenschwamm, besonders bevorzugt mit hohem Anteil
einer Direktreduktion mit Wasserstoff oder gar mit der Direktreduktion ausschließlich
mit Wasserstoff als molekulares H2 als Reduktionsgas. Der regelmäßig beobachtete verbesserungsfähige
Ausnutzungsgrad bei Nutzung von Gasen in Drehrohrofen-Prozessen wird durch die erfindungsgemäß
vorgesehene gasdichte Ausführung des Drehrohrofens in weitem Maße verbessert, was
aufgrund der vergleichsweise hohen Beschaffungskosten von H2 in besonderem Maße zu
Vorteilen bei der Herstellung von sogenanntem Grünen Stahl führt. Aus anderer Warte
betrachtet wird somit ermöglicht, auch für die Direktreduktion von Eisenschwamm Drehrohröfen
zu nutzen, ohne dass Nachteile einer geringen Gasausnutzung in Kauf genommen werden
müssten. Im Ergebnis wird eine verbesserte Herstellung von Eisenschwamm mittels Direktreduktion
ermöglicht, die sich aus der Ermöglichung der Nutzung des Drehrohrofens ergibt. Mit
der ermöglichten Nutzung von Drehrohröfen im Direktreduktionsprozess, gegenüber beispielsweise
einer Nutzung von Schachtöfen, können die dem Drehrohofenprozess inhärenten Vorteile
genutzt werden, insbesondere die deutlich geringere Sensitivität der Verfahrenseffizienz
auf die Permeabilität des in das Drehrohr zugegebenen und hiernach in diesem behandelten
Möllers. Ein anderer Vorteil des Drehrohrofens gegenüber dem Schachtofen ist die Tatsache,
dass aufgrund des Drehens des Ofens ein für ein effizientes Reduzieren vorteilhaftes
Aufwirbeln des zu reduzierenden Guts verfahrensinhärent erfolgt, wodurch eine sehr
effiziente Reduktionsreaktion möglich wird.
[0018] Bevorzugt ist vorgesehen, dass das Gasrückführungs- und aufbereitungssystem eines
oder mehrere der nachfolgend genannten Aufbereitungsaggregate aufweist:
- Zinkfalle,
- Staubabscheider,
- Wasserabscheider,
- CO2-Abscheider,
- Reduktionsgaskonditionierer,
- Ersatzreaktionsgaszufuhr, bei der es sich beispielsweise um ein Reaktionsgasreservoir
handelt, welches dem aufzubereitenden Gas zugeführt wird, um immer wieder den Anteil
an Reaktionsgas auf einen gewünschten Anteil erhöhen zu können.
[0019] Beispielsweise werden alle der genannten Aufbereitungsaggregate als Bestandteil des
Gasrückführungs- und aufbereitungssystems vorgesehen, bevorzugt genau in der genannten
Reihenfolge.
[0020] Insbesondere ist bevorzugt, dass das Gasrückführungs- und aufbereitungssystem eine
Rohranordnung aufweist, die gasdicht mit dem Einlaufabschnitt gekoppelt ist zur Aufnahme
von im Gegenstrom den Drehrohrofen durchgelaufenem Reaktionsgas und/oder die gasdicht
mit dem Endabschnitt des Anlagenverbunds gekoppelt ist zum Rückführen des aufbereiteten
Gases für eine Rückführung in den Anlagenverbund hinein.
[0021] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung ist die Rohranordnung, ebenfalls gasdicht,
mit dem Schmelzaggregat des Endabschnitts gekoppelt. In dieser Ausgestaltung wird
der Zweck erreicht, dass mit dem Rückführen des aufbereiteten Gases aufgrund der Durchleitung
durch das Schmelzaggregat hindurch ein Aufwärmen des aufbereiteten Gases erfolgt.
Die in dem Schmelzaggregat vorhandene Wärmeenergie wird somit für ein Vorwärmen des
Reaktionsgases genutzt, wodurch der Betrieb des Drehrohrofens selbst weniger energieintensiv
wird.
[0022] Eine konkrete Umsetzung der gasdichten Ausbildung des Drehrohrofens setzt, wie vorstehend
bereits ausgeführt, an der konstruktiven Ausgestaltung der Dichtungen zwischen Drehrohr
und den an das Drehrohr anschließenden stehenden Abschnitten, nämlich dem Einlaufabschnitt
und dem Auslaufabschnitt, an. Beispielsweise kann vorgesehen sein, dass zur Dichtung
des Inneren des Drehrohrofens gegenüber dem Äußeren in einem Übergangsbereich von
dem Einlaufabschnitt zu dem Drehrohr eine erste Dichtanordnung angeordnet ist. Das
bedeutet, dass bezweckt wird, dass zumindest in dem Bereich, an welchem der Übergang
von einem gegenüber der Erdoberfläche stehenden Bereich, also dem Einlaufabschnitt,
zu dem rotierbaren Drehrohr erfolgt, konstruktive Maßnahmen umgesetzt sind, die in
ihrer Gesamtheit eine Abdichtung des Drehrohrinneren zu dem Drehrohräußeren herbeiführen.
Die zwangsläufig durch die erforderliche Verbindung zwischen stehendem und rotierendem
Bereich sich ergebende potenzielle Undichtigkeit von dem Inneren des Drehrohrofens
gegenüber dem Äußeren wird dadurch weitgehend oder vollständig beseitigt. In analoger
Weise ist in dem Übergangsbereich von dem Drehrohr zu dem Auslaufabschnitt eine zweite
Dichtanordnung angeordnet, deren Zweck darin besteht, potenzielle Undichtigkeiten
an der Schnittstelle zwischen rotierendem Bereich und stehendem Bereich abzudichten.
[0023] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform weist wenigstens eine der ersten Dichtanordnung
und der zweiten Dichtanordnung eine Gleitringdichtung auf. Das bedeutet, dass die
Funktionalität der Dichtanordnung auf dem Prinzip der Gleitringdichtung basiert.
[0024] Bevorzugt ist, dass beide Dichtanordnungen eine Gleitringdichtung aufweisen.
[0025] Gleitringdichtungen sind in einigen Bereichen der Technik bekannt. Eine Gleitringdichtung
ist bei allgemeiner Betrachtung eine Dichtung, die eine rotierende Welle gegenüber
einer Wand abdichtet. Zur Abdichtung der Wand gegen die rotierende Welle weist eine
Gleitringdichtung zwei aufeinander gleitende Bauteile auf, von denen einer als Gleitring
und einer als Gegenring bezeichnet wird. Einer der beiden Ringe ist starr im stationären
Teil, angewandt auf den Drehrohrofen gemäß dieser Anmeldung beispielsweise im Einlaufabschnitt,
angeordnet, während der andere mit dem rotierenden Teil, angewandt auf den Drehrohrofen
gemäß dieser Anmeldung beispielsweise mit dem Drehrohr, drehfest gekoppelt ist. Eine
Gleitringdichtung weist den Vorteil auf, dass trotz der Bewegung eines rotierenden
Teils gegen ein stehendes Teil, beispielsweise im vorliegenden Fall einer Rotationsbewegung
eines Drehrohrs relativ zu dem Einlaufabschnitt beziehungsweise dem Auslaufabschnitt,
eine sehr gute Dichtung erreicht werden kann.
[0026] Eine gegenüber bisher bekannten Drehrohröfen durch das Nutzen von Gleitringdichtungen
verbesserte Abdichtung des Äußeren zu dem Inneren geht zwar mit erhöhtem konstruktivem
Aufwand einher, der allerdings lohnenswert sein kann aufgrund der erhaltenen vorteilhaften
Eigenschaften, mit denen neue, bisher nicht bekannte, Anwendungszwecke erschlossen
werden. Dadurch, dass der Drehrohrofen in besonders guter Weise gegenüber dem Äußeren
abgedichtet ist, wird erreicht, dass im Inneren des Drehrohrs Gase aufweisende Atmosphären
geschaffen werden können, bei denen ein Gasverlust weitestgehend vermieden werden
kann und bei denen eine Kontamination mit Umgebungsluft weitgehend unterbunden wird.
Dadurch wird erreicht, dass die im Drehrohrofen vorhandenen Gase im Prozess verbleiben,
möglichst effizient genutzt werden und, da sie im System verbleiben, potenziell kontinuierlich
entnommen und anderen Prozessen oder einem anderen Prozessschritt desselben Prozesses
wieder zugeführt werden können. Es ist im Ergebnis daher möglich, mit wirtschaftlich
vertretbarem Aufwand mit dem Gasrückführungs- und aufbereitungssystem der sich bildenden
Drehrohrofenatmosphäre Gase zu entnehmen, aufzubereiten und wieder in den Anlagenverbund
zurückzuführen. Denn dadurch, dass der Drehrohrofen nach Außen hin gasdicht ausgeführt
ist, unterbleibt eine übermäßige Kontamination der Ofenatmosphäre mit Umgebungsluft.
Dadurch wird der oben bereits beschriebene vorteilhafte Umstand ermöglicht, dass die
Prozessgase in einem Kreislaufprozess teilweise oder vollständig wiederverwendet werden
können.
[0027] Die Gleitringdichtung hat in vorteilhafter Weise den Vorteil, dass das drehende Drehrohr,
welches gelegentlich auch als Glühtrommel bezeichnet wird, zu den stehenden Ein- und
Auslaufabschnitten in guter Gas- und Staubdichtigkeit ausgeführt ist. Die Gleitringdichtung
hat weiterhin den Vorteil, dass sie aufgrund der konstruktiven Umsetzung mit gleitenden
Elementen und deren Vorspannung auch unvermeidbare Taumelbewegungen des Drehrohrs,
also Bewegungen in axialer Richtung, in guter Weise ausgleichen kann, solange die
Taumelbewegungen nicht ein unübliches Maß erreichen.
[0028] Besonders bevorzugt ist die Ausführung der Dichtanordnung realisiert, indem die erste
Gleitringdichtung ein Gleitelement aufweist, das mit dem Einlaufabschnitt gekoppelt
ist, wobei das Gleitelement bevorzugt als Gleitflansch ausgebildet ist. Bevorzugt
ist dieses Gleitelement derart orientiert, dass die Gleitfläche des Gleitelements
in Richtung des Inneren des Drehrohrofens weist, das heißt: eine auf dem Flansch stehende
Normale weist parallel zu der Rotationsachse des Drehrohrs in eine Richtung, in welcher
der vom Flansch aus gesehen längere Abschnitt des Drehrohrs gelagert wird als der
in Antinormale weisende Richtung gelagerte Abschnitt des Drehrohrs. Analog weist bevorzugt
die zweite Gleitringdichtung ein Gleitelement auf, das mit dem Auslaufabschnitt gekoppelt
ist, wobei das Gleitelement bevorzugt als Gleitflansch ausgebildet ist. Bevorzugt
ist dieses Gleitelement derart orientiert, dass die Gleitfläche des Gleitelements
in Richtung des Inneren des Drehrohrofens weist, das heißt: eine auf dem Flansch stehende
Normale weist parallel zu der Rotationsachse des Drehrohrs in eine Richtung, in welcher
der vom Flansch aus gesehen längere Abschnitt des Drehrohrs gelagert wird als der
in Antinormale weisende Richtung gelagerte Abschnitt des Drehrohrs. Anders ausgedrückt
sind die beiden Normalen zueinander gerichtet.
[0029] Bevorzugt weist die Dichtanordnung, beziehungsweise jede Dichtanordnung, weiterhin
eine Druckfeder auf, die das Gleitelement zum Inneren des Drehrohrofens vorspannend
ausgebildet ist. Besonders bevorzugt ist, dass die Druckfeder nachgestellt werden
kann. Das Vorspannen des Gleitelements ist durch fachübliche Maßnahmen realisierbar,
beispielsweise durch eine Verschraubung gegen einen geeignet positionierten, gegenüber
der Erdoberfläche feststehenden, Gegenflansch. Der Gegenflansch kann insbesondere
mit dem Drehrohr gekoppelt sein, das heißt: unmittelbar oder mittelbar verbunden.
[0030] Besonders bevorzugt weist die Gleitringdichtung zwei zur Dichtung gegen die Gleitfläche
vorgesehene Dichtelemente auf. Eines dieser Dichtelemente ist ein inneres Dichtelement
und ist an einem Befestigungsbereich der Dichtanordnung drehfest mit dem Drehrohr
gekoppelt. Bevorzugt ist das innere Dichtelement als Dichtring ausgebildet, in diesem
Fall kann er als innerer Dichtring bezeichnet werden. Das zweite Dichtelement ist
als äußeres Dichtelement ausgebildet, das ebenfalls drehfest mit dem Drehrohr gekoppelt
ist und bevorzugt als Dichtring, dann: äußerer Dichtring, ausgebildet ist. Das innere
Dichtelement und das äußere Dichtelement sind zwischen dem Befestigungsbereich und
der Gleitfläche axial, das heißt in eine zur Rotationsachse parallele Richtung weisend,
gepresst angeordnet. Das innere Dichtelement ist weniger weit von der Rotationsachse
beabstandet als das äußere Dichtelement. Inneres Dichtelement und/oder äußeres Dichtelement
sind aus geeigneten Materialien auszuwählen, wobei bevorzugt graphitierte Dichtschnur
verwendet wird, besonders bevorzugt aus graphitiertem Glasgewebe oder graphitierter
Keramikfaser.
[0031] Wie sich unmittelbar erschließt, ist in konstruktiver Umkehrung auch möglich, dass
die Dichtelemente an den Einlaufbeziehungsweise Auslaufbereichen angeordnet sind und
die Gleitfläche drehfest an dem Drehrohr angeordnet ist.
[0032] Das innere Dichtelement und das äußere Dichtelement einerseits sowie der Befestigungsbereich
und die Gleitfläche andererseits sind bevorzugt derartig dimensioniert, dass von dem
inneren Dichtelement, dem äußeren Dichtelement, dem Befestigungsbereich und der Gleitfläche
ein bei jedem Rotationsgrad des Drehrohrofens zusammenhängender Dichtraum begrenzt
wird. Dadurch, dass zwei Dichtelemente vorhanden sind, die unterschiedlich weit von
der Rotationsachse beabstandet sind, ist zwischen ihnen eine Lücke gebildet, die mit
dem Befestigungsbereich einerseits und der Gleitfläche andererseits, bei außerdem
geeigneter Dimensionierung der vier Elemente einen stets geschlossenen Dichtraum bilden.
Die Realisierung kann in besonders eleganter konstruktiver Umsetzung beispielsweise
erfolgen, indem das innere Dichtelement und das äußere Dichtelement jeweils als Dichtring
ausgebildet sind und der zwischen dem inneren Dichtring und dem äußeren Dichtring
vorhandene Hohlspalt sowohl von der Gleitfläche des Gleitflansches einerseits als
auch von dem Dichtbereich andererseits vollständig abgedeckt werden. Diese Abdeckung
würde aus geometrischen Gründen sodenn zwingend auch bei Rotation des Dichtrohrs,
und zwar bei jedem Rotationsgrad, das heißt entlang der gesamten 360° Umdrehung, vollständig
geschlossen bleiben. Die doppelte Abdichtung mit zwei Dichtelementen hat den Vorteil,
dass auch dann, wenn eines der Dichtelemente, beispielsweise aufgrund einer Porosität,
oder einer Abnutzung, in der Dichtleistung nachlässt, das andere der Dichtelemente
gewissermaßen als redundante Dichtmaßnahme fungiert.
[0033] Besonders bevorzugt ist vorgesehen, dass ausgehend von der Gleitfläche eine Durchführung
von dem Dichtraum zu einem Gleitelementauslass des Gleitelements hindurchführt. Der
Gleitelementauslass ist mit einer Gaszufuhrvorrichtung gekoppelt, beispielsweise über
einen den Gleitelementauslach umgrenzenden Andockstutzen. Die Gaszufuhrvorrichtung
dient dem Einführen eines Gases in den Dichtraum hinein. Das bedeutet, dass der gebildete
Dichtraum, der wie beschrieben bei jedem Rotationsgrad des Drehrohrofens als solcher
fungiert und dicht gegenüber dem Inneren ist, von außen mit einem Gas gefüllt wird.
Das Füllen mit einem Gas bewirkt, dass dieses gewissermaßen als Sperrgas fungiert,
wodurch verhindert oder zumindest teilweise verhindert wird, dass im Inneren des Drehrohrs
vorhandene Gase zum Äußeren gelangen. Dies kann insbesondere dadurch realisiert werden,
dass in dem Dichtraum ein Sperrgasdruck aufgebaut wird, der höher ist als der im Drehrohr
vorhandene Druck. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass im Dichtraum ein gegenüber
dem Drehrohrinneren ein um bis zu 5 mbar erhöhter Druck herrscht, bevorzugt ein zwischen
1 und 5 mbar erhöhter Druck, mit dem sich in anhand von Prototypen durchgeführten
Versuchen sehr gute Ergebnisse gezeigt haben.
[0034] Bevorzugt wird der Dichtraum mit einem Überdruck von bis zu 10 mbar, besonders bevorzugt
von bis zu 5 mbar, gegenüber dem Prozessgasdruck im Drehrohrinneren gasgefüllt. In
diesem Druckbereich ist in effizienter Weise das Eindringen von Umgebungsluft in den
Prozessraum beziehungsweise das Entweichen von Prozessgasen und Staub aus dem Prozessraum
in die Umgebung vermieden. Der in dem Druckraum vorhandene Gasdruck kann beispielsweise
druckgeregelt eingestellt werden, beispielsweise in Abhängigkeit von dem in dem Prozessraum,
das heißt: innerhalb des Drehrohrs, vorhandenen Druck. Als Regelorgan kann hierfür
beispielsweise ein Mass-Flow-Regler eingesetzt werden. Weiterhin kann vorgesehen sein,
dass in dem Dichtraum ein Drucksensor angeordnet ist zur kontinuierlichen oder quasi-kontinuierlichen
Überwachung des Dichtraumdrucks.
[0035] Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, dass entlang des
Außenumfangs des Gleitelements eine Anzahl von mehreren Gleitelementauslässen angeordnet
sind, die bevorzugt gleichwinklig zueinander positioniert sind. Jeder der vorhandenen
Gleitelementauslässe ist mit einer Gaszufuhrrichtung gekoppelt, bevorzugt mit derselben
Gaszufuhrvorrichtung gekoppelt. Besonders bevorzugt ist eine Ringleitung vorgesehen,
die mit derselben Gaszufuhrvorrichtung gekoppelt ist und jeweils Abzweigungen zu den
Gleitelementauslässen aufweist. Durch diese Realisierung kann an voneinander beabstandeten
Orten Gas in den Dichtraum hineingeführt werden, besonders bevorzugt in gleichwinklig
zueinander positionierten Zufuhrorten, so dass das Aufrechterhalten eines Überdrucks
gegenüber den im Inneren vorhandenen Prozess in besonders effizienter Weise umgesetzt
werden kann.
[0036] Als Sperrgas kann beispielsweise Stickstoff, N2, oder ein Edelgas, insbesondere Argon,
Ar, eingesetzt werden.
[0037] Optional kann vorgesehen sein, dass an einem Innenmantel des Drehrohres wenigstens
ein Leitblech angeordnet ist. Dadurch kann die Beförderung von den in dem Drehrohr
vorhandenen Materialien, beispielsweise von Eisenerz, durch eine je nach gewünschter
Anwendungssituation ausgeformte Leitblechgestalt in vorteilhafter Weise beeinflusst
werden.
[0038] Optional oder zusätzlich können am Außenmantel des Drehrohrs ein Klopfer oder mehrere
Klopfer vorgesehen werden, die während des Betriebs des Drehrohrs zur Rotationsachse
senkrechte, also radial orientierte, Bewegungen herbeiführt mit dem Ziel, ein Anbacken
oder Festsetzen von Material an den Ofenwänden möglichst zu verhindern oder zumindest
in dem Ausmaß zu reduzieren. Die Klopfer können beispielsweise hydraulisch betrieben
sein.
[0039] In einer Weiterbildung des Anlagenverbunds ist vorgesehen, dass der Drehrohrofen
mit einem zweiten Drehrohrofen gekoppelt ist und eine Drehrohrofenanordnung bildet
zum sequentiellen Behandeln des Eisenerzes unter unterschiedlichen Ofenbedingungen.
Beispielsweise kann ein Auslaufabschnitt eines ersten Drehrohrofens und ein Einlaufabschnitt
eines diesem hintergeordneten zweiten Drehrohrofens Bestandteil eines selben Gehäuses
sein. Dadurch, dass in einer solchen Anordnung wenigstens zwei Drehrohröfen der oben
beschriebenen Weise sequenziell hintereinander angeordnet sind, kann in vorteilhafter
Weise erreicht werden, dass verschiedene Prozessschritte, beispielsweise hintereinander
auszuführende Prozessschritte der Eisenschwammerzeugung, in derselben Drehrohrofenanordnung,
aber mit verschiedenen anwendbaren Parametern, durchgeführt werden.
[0040] Das erfindungsgemäß vorhandene Schmelzaggregat kann beispielsweise ein Lichtbogenofen
sein, bevorzugt ein Lichtbogen-Widerstandserwärmungs-Ofen. Besonders bevorzugt ist,
dass der Lichtbogenofen ein Lichtbogen-Reduktionsofen ist, kurz: SAF als Abkürzung
des Begriffs Submerged Electric Arc Furnace. Grundsätzlich können aber auch andere
Lichtbogenöfen genutzt werden, beispielsweise ein Electric Arc Furnace, kurz: EAF,
ein Open Slag Bath Furnace, kurz: OBSF oder andere Lichtbogenöfen.
[0041] Ein weiterer Gedanke der Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Roheisen
in einem Anlagenverbund der eingangs beschriebenen Weise oder einer seiner Weiterbildungen,
wobei die nachfolgend genannten Schritte durchgeführt werden:
- a) Einführen von Fe-Trägern, insbesondere von Eisenerz und/oder anderen Fe-haltigen
Trägern wie Stäuben oder Schlämmen, bevorzugt zusätzlich mit Zuschlagstoffen und/oder
Schrotten und/oder Kohlenstoff-Trägern, wie beispielsweise biogenen fossilfreien Stoffen
oder Reststoffen, als sogenannter Möller in den Einlaufabschnitt des Drehrohrofens.
- b) In dem Drehrohrofen: Befördern des Möllers in einer Beförderungsrichtung des Drehrohrofens
und in diesem Reduzieren der Fe-Träger mit einem im Gegenstrom durch den Drehrohrofen
geführten Reduktionsgas zum Herstellen von Eisenschwamm. Besonders bevorzugt wird
H2 als Reaktionsgas genutzt, es ist aber auch ein Nutzen von Methan und/oder von Sauerstoff
oder einem Gemenge aus zweien oder dreien der vorgenannten, gegebenenfalls zusätzlich
mit weiteren Gasen, möglich. Das Reduzieren erfolgt unter Wärmezugabe in dem Drehrohrofen,
bevorzugt dabei unter O2-Zugabe.
- c) Zuführen des Eisenschwamms in das Schmelzaggregat und nachfolgendes Schmelzen in
dem Schmelzaggregat.
[0042] In einer bevorzugten Weiterbildung wird aus dem Einlaufabschnitt heraus Reaktionsgas,
das den Drehrohrofen im Gegenstrom durchlaufen hat, mit einem Gasrückführungs- und
aufbereitungssystem durch das Aufbereitungsaggregat des Gasrückführungs- und aufbereitungssystems
geführt. In den Aufbereitungsaggregaten wird das Reaktionsgas aufbereitet. Sodann
wird das aufbereitete Gas in den Endabschnitt des Anlagenverbunds hineingeführt, um
dort erneut für die Reaktion mit den Fe-Trägern in dem Drehrohrofen bereitzustehen.
Ein Teil des Reaktionsgases durchläuft also einen geschlossenen Kreislauf, der aus
dem Drehrohrofen, dem Gasrückführungs- und aufbereitungssystem, und vorzugsweise außerdem
dem Schmelzaggregat, gebildet wird.
[0043] Bevorzugt wird das aufbereitete Gas derart in den Endabschnitt des Anlagenverbunds
hineingeführt wird, dass es das Schmelzaggregat durchläuft und dort aufgeheizt wird
mit dem Vorteil, dass der Betrieb des Drehrohrofens weniger energieintensiv ist.
[0044] Besonders bevorzugt wird H2 als Reaktionsgas genutzt, es ist aber auch ein Nutzen
von Methan und/oder von Sauerstoff oder einem Gemenge aus zweien oder dreien der vorgenannten,
gegebenenfalls zusätzlich mit weiteren Gasen, möglich.
[0045] In einer Weiterbildung des Verfahrens weist der Anlagenverbund wenigstens zwei hintereinander
gekoppelte Drehrohröfen auf, wobei
Vorwärmen des Fe-Trägers, und/oder
Trocknen des Fe-Trägers, und/oder
Vorreduktion des Fe-Trägers, sowie
Reduktion des Fe-Trägers
durchgeführt werden,
wobei für jeden der durchgeführten Schritte ein diesem Schritt zugeordneter und separat
gesteuerter Drehrohrofen mit separat eingestellten Prozessparametern genutzt wird.
[0046] Mit dem erfindungsgemäßen Anlagenverbund und dem erfindungsgemäßen Verfahren werden
die Vorteile der Nutzung eines Drehrohrofens bei der Direktreduktion aufgegriffen
und mit der erfindungsgemäßen Ausbildung oder ihrer Weiterbildungen besonders vorteilhaft
verbessert. Aufgrund der Nutzung eines Drehrohrofens ergibt sich gegenüber der Nutzung
eines Schachtofens der Vorteil der kontinuierlichen Durchmischung und der dadurch
erfolgenden Homogenisierung der Reaktionszonen. Bei der Nutzung eines Schachtofens
ergibt sich prinzipbedingt, dass die Art und Weise, welche Reaktionen in welchem Bereich
des Schachtofens stattfinden, in hohem Maße von dem im Schachtofen befindlichen Möller
abhängig ist, wobei der Möller die Mischung von Eisenerz, Zuschlägen und gegebenenfalls
Schrott bezeichnet. Insbesondere die Permeabilität des Möllers, also die Durchlässigkeit
des Möllers für die Reaktionsgase ist ein entscheidender Faktor, weswegen die Einstellung
und Kontrolle der Größenverteilung und der Formverteilung der einzelnen Bestandteile
des Möllers ein wesentlicher Aspekt der Prozessführung einer Schachtofen-Direktreduktion
ist. Im Gegensatz zu der entsprechend aufwendigen Möllerzusammensetzung für die Direktreduktion
im Schachtofen ergibt sich bei der Benutzung im Drehrohrofen der Vorteil, dass aufgrund
der Drehung des Ofens eine stete Durchmischung des Möllers stattfindet, wodurch der
Einfluss der Permeabilität des Möllers deutlich verringert ist.
[0047] Die hierdurch erhöhte Prozesstabilität und Prozessreproduzierbarkeit in Kombination
mit der kontinuierlichen Prozessführung erhöht die in Kombination mit der erfindungsgemäßen
Anordnung des Gasrückführungs- und aufbereitungssystems an dem Drehrohrofen und bevorzugt
an dem Schmelzaggregat in der herbeigeführten Kreislaufführung den Ausnutzungsgrad
der Reaktionsgase, wodurch die Emissionen bei Betrieb des Anlagenverbunds vergleichsweise
niedrig sind.
[0048] Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile des Gegenstands der Erfindung ergeben
sich aus der nachfolgenden Beschreibung im Zusammenhang mit den Figuren, in denen
beispielhaft Ausführungsbeispiele der Erfindung dargestellt sind.
[0049] Es versteht sich, dass die vorstehend genannten wie auch die nachfolgend erläuterten
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind.
[0050] Es zeigen:
Fig. 1: Grundprinzip eines erfindungsgemäßen Anlagenverbunds;
Fig. 2: Grundprinzip eines Drehrohrofens;
Fig. 3: Schnittdarstellung eines Ausschnitts eines Ausführungsbeispiels eines Drehrohrofens,
in dem ein Ausführungsbeispiel einer Dichtanordnung gezeigt ist;
Fig. 4: Grundprinzip einer Drehrohrofenanordnung.
[0051] Fig. 1 zeigt anhand einer beispielhaften Ausführung einen Anlagenverbund 100 zur
Herstellung von Roheisen. Es ist ein Drehrohrofen 1 vorhanden mit einem Einlaufabschnitt
2 und einem Auslaufabschnitt 3. Der Drehrohrofen wird betrieben derart, dass entlang
des Pfeils PR eine Fortbewegung des zu reduzierenden Materials und der weiteren im
Drehrohrofen enthaltenen Festbestandteile, insbesondere Zuschlagsstoffe, erfolgt,
und im Gegenstrom dazu, also entlang PG ein Reduktionsgas zur Reduktion der Fe-Träger
geführt wird. Stromabwärts ist dem Drehrohrofen 1 ein Schmelzaggregat 102 nachgeordnet
zum Aufschmelzen des in dem Drehrohrofen 1 erzeugten Roheisens, das in das Schmelzaggregat
geleitet wird, wie mit Pfeil 103 symbolisiert ist.
[0052] Der Einlaufabschnitt 2 ist gasdicht verschlossen, allerdings zur Zufuhr 101 von Fe-Trägern,
wie insbesondere Eisenerz, temporär öffenbar und hiernach wieder gasdicht verschließbar,
was aufgrund des statischen Charakters unproblematisch umsetzbar ist, beispielsweise
durch Blindflansch mit Metalldichtung oder ähnlichen Einrichtungen. Der Auslaufabschnitt
3 ist im Ausführungsbeispiel an das Schmelzaggregat 102 gekoppelt, und zwar dauerhaft,
sodass die gasdichte Ausführung des Drehrohrofens auch an dieser Schnittstelle unproblematisch
ist. Zwischen Einlaufabschnitt 2 und Auslaufabschnitt 3 ist ein Drehrohr 4 angeordnet,
das gegenüber dem Einlaufabschnitt 2 und Auslaufabschnitt 3 rotierbar gelagert ist.
Zwischen dem Übergangsbereich 7 und dem Übergangsbereich 9 ist der Drehrohrofen mit
einer gasdichten Dichtung versehen, beispielsweise in einer in Fig. 3 dargestellten
Weise. Durch die genannten Maßnahmen ist der Drehrohrofen 1 als gasdichter Drehrohrofen
1 ausgeführt.
[0053] Zwischen einer ersten Kopplungsstelle 104 am Einlaufabschnitt 2 und einer zweiten
Kopplungsstelle 105 am Schmelzaggregat 102 führt ein Gasrückführungs- und aufbereitungssystem
106. Durch das Gasrückführungs- und aufbereitungssystem 106 wird das Reaktionsgas
durch eine Folge von Aufbereitungsaggregaten des Gasrückführungs- und aufbereitungssystems
106 geführt und dort aufbereitet. Hiernach wird das aufbereitete Gas zurückgeführt
und in den Endabschnitt des Anlagenverbunds hineingelassen, um erneut durch den Drehrohrofen
1 im Gegenstrom geführt zu werden. Der Endabschnitt setzt sich in der gezeigten Ausführungsform
aus dem Auslaufabschnitt 3 des Drehrohrofens und dem Schmelzaggregat 102 zusammen,
wodurch repräsentiert wird, dass eine Gasrückführung des aufbereiteten Gases in das
System hinein an verschiedenen Stellen des Systems möglich ist; die in Fig. 1 gezeigte
Zuführung durch den Schmelzofen hindurch hat den Vorteil, dass das Gas vor Einleitung
in das Drehrohr 4 bereits eine Vorwärmung in dem Schmelzaggregat 102 erfährt.
[0054] Das Gasrückführungs- und aufbereitungssystem 106 weist in der gezeigten Ausführungsform
auf:
- Zinkfalle 107,
- Staubabscheider 108,
- Wasserabscheider 109,
- CO2-Abscheider 110,
- Reduktionsgaskonditionierer 111,
- Ersatzreaktionsgaszufuhr 112.
[0055] Mit dem Anlagenverbund 100 ist außerdem eine Rohranordnung 113 des Gasrückführungs-
und aufbereitungssystems 106 vorhanden, die gasdicht mit dem Einlaufabschnitt 2 gekoppelt
ist zur Aufnahme von im Gegenstrom den Drehrohrofen durchgelaufenem Reaktionsgas und
die gasdicht mit dem Endabschnitt 3, 102 des Anlagenverbunds 100 gekoppelt ist zum
Rückführen des aufbereiteten Gases für eine Rückführung in den Anlagenverbund 100
hinein.
[0056] Fig. 2 zeigt das Grundprinzip eines Drehrohrofens 1. Funktionelles Herzstück des
Drehrohrofens 1 ist ein Drehrohr 4, welches in der technischen Fachsprache oft auch
mit dem Begriff der Glühtrommel referenziert wird. Das Drehrohr 4 ist rotierend gelagert.
Im vorliegenden Beispielfall ist das Drehrohr 4 kreiszylindrisch ausgeführt und es
erfolgt eine Rotation um eine Rotationsachse R. Es ist auf einer Seite des Drehrohrs
ein Einlaufabschnitt 2 vorgesehen, der in der Prinzipskizze in Gestalt eines Gehäuses
2 ausgebildet ist, und der insbesondere der Funktionalität dient, eine Zuführung von
in der Glühtrommel zu behandelndem Material zu erlauben und zu diesem Zweck wiederverschließbar
öffenbar ist. Auf der anderen Seite des Drehrohrs ist ein Auslaufabschnitt 3 vorgesehen,
der das Material, welches das Drehrohr 4 durchlaufen hat, übernimmmt, um es einer
öffenbaren und wiederverschließbaren Entnahmeöffnung oder einer weiteren Behandlungsstation
zuzuführen. Das Drehrohr 4 ist zwischen Einlaufabschnitt 2 und Auslaufabschnitt 3
angeordnet, wobei Einlaufabschnitt 2 und 3 relativ zur Erdoberfläche stationär sind,
wohingegen das Drehrohr 4 gegenüber dem Einlaufabschnitt 2 und dem Auslaufabschnitt
4 rotierbar gelagert ist.
[0057] Zur Dichtung des Inneren 5 des Drehrohrofens 1 gegenüber dem Äußeren 6 ist in einem
Übergangsbereich 7 von dem Einlaufabschnitt 2 zu dem Drehrohr 3 eine erste Dichtanordnung
8 angeordnet. Der Übergangsbereich 7 ist als ein Bereich zu verstehen, der zumindest
einen Abschnitt des Einlaufabschnitts 2, einen Abschnitt des Drehrohrs 4 sowie konstruktive
Maßnahmen zur Kopplung des einen mit dem anderen umfasst, wobei es auf eine Abgrenzung
nach außen hin nicht ankommt, da es sich bei dem Übergangsbereich um die gedankliche
Maßgabe handelt, jedenfalls die potentielle Übergangsstelle zu berücksichtigen. In
analoger Weise ist in einem Übergangsbereich 9 von dem Auslaufabschnitt 3 zu dem Drehrohr
4 eine zweite Dichtanordnung 10 angeordnet. Die erste Dichtanordnung 8 weist eine
erste Gleitringdichtung 11 auf. Die zweite Dichtanordnung 10 weist eine zweite Gleitringdichtung
11' auf.
[0058] Der Transport des zu behandelnden Materials erfolgt in Richtung des Pfeils P.
[0059] Die Fig. 3 ist eine ausschnittsweise Schnittdarstellung eines Drehrohrofens 1, in
dem zur Verdeutlichung ihrer Funktionsweise die Dichtanordnung 8 dargestellt ist.
Die Dichtanordnung 8 ist in diesem Ausführungsbeispiel die Gesamtheit der in der konstruktiven
Umsetzung genutzten Bauelemente, welche entweder unmittelbar die Dichtung bereitstellen
oder welche für die Positionierung der die Dichtung bereitstellenden Bauteile erforderlich
sind.
[0060] Die Gleitringdichtung weist ein als Gleitflansch 12 ausgebildetes Gleitelement 12
auf. Dieser Gleitflansch 12 ist über den Befestigungsflansch 17 drehfest mit dem Einlaufabschnitt
2 gekoppelt. Der Gleitflansch 12 stellt in die Richtung des Pfeils I, der in Richtung
des Inneren des Drehrohrs zeigt, eine Gleitfläche 13 zur Verfügung. Mit anderen Worten:
Mit dem Gleitelement 12 wird eine dem Inneren des Drehrohrs 4 zugewandte Gleitfläche
bereitgestellt. Der Befestigungsflansch 17 ist zwar, wie bereits erwähnt, drehfest
mit dem Einlaufbereich 2 gekoppelt, aber er ist axial beweglich, nämlich in Richtung
des Pfeils I. Mit einer Druckfeder 14, die über einen Bolzen 18 in Zusammenwirkung
mit dem Gegenflansch 19 eine Vorspannung des Gleitelements 12 zum Inneren des Drehrohrofens,
also in Richtung des Pfeils I, herbeiführt, ist sichergestellt, dass das Gleitelement
12 in gewissem Maße eines Verschleißes der noch zu beschreibenden Dichtringe diesen
Verschleiß kompensiert. Bei darüberhinausgehendem Verschleiß ist über die Verschraubung
des Bolzens 18 diesseits der Dehnungsfeder 14 und jenseits des Gegenflansches 19 die
Vorspannung des Gleitelements in Richtung des Pfeils I nachstellbar.
[0061] An einem Befestigungsbereich 20, im vorliegenden Fall als mit dem Drehrohr 4 verbundener
Festflansch 20 ausgeführt, sind ein als innerer Dichtring 15 ausgebildetes inneres
Dichtelement 15 und ein als äußerer Dichtring 16 ausgebildetes äußeres Dichtelement
16 angeordnet. Das innere Dichtelement 15 und das äußere Dichtelement 16 sind zwischen
dem Befestigungsbereich und der Gleitfläche axial gepresst, um eine gute Dichtung
herbeizuführen. Die Beibehaltung dieser die Dichtwirkung fördernden Axialkraft wird
durch die oben erläuterte Vorspannung mit der Druckfeder 14 sowie der Möglichkeit
derer Nachstellung sichergestellt.
[0062] Wie der Figur zu entnehmen, sind das innere Dichtelement 15, das äußere Dichtelement
16, der Befestigungsbereich 20 und die Gleitfläche 13 derart dimensioniert und positioniert,
dass zwischen ihnen ein zusammenhängender Dichtraum 21 vorliegt.
[0063] Mit geeignet dimensionierten und positionierten Bohrungen im Gleitelement 12 wird
bewirkt, dass von der Gleitfläche 13 ausgehend eine Durchführung 22 von dem Dichtraum
22 zu einem Gleitelementauslass 23 des Gleitelements 12 hindurchführt. Der Gleitelementauslass
wiederum ist mit einer, in der Fig. 3 nicht dargestellten, Gaszufuhrvorrichtung gekoppelt
um ein Einführen eines Gases in den Dichtraum 22 hinein und eine kontinuierliche Beibehaltung
eines Überdrucks in dem Dichtraum 22 zu gewährleisten.
[0064] Mit dem Gegenflansch 19 ist eine feststehende Lagerhäfte 28 eines Kugellagers 28,
29 positioniert, um mit der über Verbindungsflansch 30 mit dem Befestigungsbereich
und damit mit dem Drehrohr gekoppelten drehenden Lagerhälfte 29 die rotierbare Lagerung
des Drehrohrs 4 zu bewirken.
[0065] Fig. 4 ist die Funktionsweise einer Drehrohrofenanordnung 24 zu entnehmen. Die Anordnung
24 ist dadurch hergestellt worden, dass zwei Drehrohröfen 1 und 1', wie schematisch
in Fig. 2 dargestellt, in einer Reihung gekoppelt sind. In der Ausführung der Fig.
4 ist der Auslaufabschnitt 3 und der Einlaufabschnitt 2' in einem selben Gehäuse 25
ausgeführt. Mit einer solchen Drehrohrofenanordnung in dem Anlagenverbund kann für
jeden der durchgeführten Schritte ein diesem Schritt zugeordneter und separat gesteuerter
Drehrohrofen mit separat eingestellten Prozessparametern genutzt werden, wobei prinzipiell
eine beliebig gewünschte Anzahl von Drehrohröfen sequentiell gekoppelt werden kann,
sodass beispielsweise mehrere oder alle der nachfolgend genannten Prozesse in einem
eigens für diesen Prozess vorgesehenen Drehrohrofen durchgeführt wird: Vorwärmen des
Fe-Trägers, und/oder Trocknen des Fe-Trägers, und/oder Vorreduktion des Fe-Trägers,
und/oder Reduktion des Fe-Trägers.
1. Anlagenverbund (100) zur Herstellung von Roheisen, aufweisend zumindest die nachfolgenden
Komponenten:
- einen Drehrohrofen (1) mit einem Einlaufabschnitt (2) und einem Auslaufabschnitt
(3) sowie einem zwischen Einlaufabschnitt (2) und Auslaufabschnitt (3) angeordnetem
Drehrohr (4), das gegenüber dem Einlaufabschnitt (2) und Auslaufabschnitt (3) rotierbar
gelagert ist, zur Erzeugung von Roheisen mittels in dem Drehrohrofen (1) erfolgender
Reduktion von Fe-Trägern, insbesondere von Eisenerz,
- ein stromabwärts dem Drehrohrofen (1) nachgeordnetes Schmelzaggregat (102), bevorzugt
mit dem Drehrohrofen (1) gekoppeltes Schmelzaggregat (102), zum Aufschmelzen des in
dem Drehrohrofen (1) erzeugten Roheisens, wobei das Schmelzaggregat (102) bevorzugt
ein Lichtbogenofen ist, besonders bevorzugt ein Lichtbogen-Widerstandserwärmungs-Ofen,
noch bevorzugter ein Lichtbogen-Reduktionsofen, kurz: SAF als Abkürzung des Begriffs
Submerged Electric Arc Furnace,
- ein Gasrückführungs- und aufbereitungssystem (106) zum Führen von im Gegenstrom
den Drehrohrofen (1) durchgelaufenem Reaktionsgas durch ein Aufbereitungsaggregat
(107, 108, 109, 110, 111, 112) des Gasrückführungs- und aufbereitungssystems (106)
zum dortigen Aufbereiten des Reaktionsgases und nachfolgendem Rückführen des aufbereiteten
Gases in einen Endabschnitt (3, 102) des Anlagenverbunds (100) hinein zum Durchlaufen
des aufbereiteten Gases durch dem Drehrohrofen (1) im Gegenstrom,
dadurch gekennzeichnet, dass der Drehrohrofen (1) als gasdichter Drehrohrofen (1) ausgebildet ist.
2. Anlagenverbund (100) nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass das Gasrückführungs- und aufbereitungssystem (106) einen oder mehrere der nachfolgend
genannten Aufbereitungsaggregate aufweist:
- Zinkfalle (107),
- Staubabscheider (108),
- Wasserabscheider (109),
- CO2-Abscheider (110),
- Reduktionsgaskonditionierer (111),
- Ersatzreaktionsgaszufuhr (112).
3. Anlagenverbund (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Gasrückführungs- und aufbereitungssystem (106) eine Rohranordnung (113) aufweist,
die gasdicht mit dem Einlaufabschnitt (2) gekoppelt ist zur Aufnahme von im Gegenstrom
den Drehrohrofen (1) durchgelaufenem Reaktionsgas und/oder die gasdicht mit dem Endabschnitt
(3, 102) des Anlagenverbunds (100) gekoppelt ist zum Rückführen des aufbereiteten
Gases für eine Rückführung in den Anlagenverbund (100) hinein,
wobei bevorzugt die Rohranordnung mit dem Schmelzaggregat (102) des Endabschnitts
(3, 102) gekoppelt ist zum Rückführen des aufbereiteten Gases durch das Schmelzaggregat
(102) hindurch unter Aufwärmen des aufbereiteten Gases.
4. Anlagenverbund (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
zur Dichtung des Inneren des Drehrohrofens (1) gegenüber dem Äußeren
in einem Übergangsbereich (7) von dem Einlaufabschnitt (2) zu dem Drehrohr (4) eine
erste Dichtanordnung (8) angeordnet ist und
in einem Übergangsbereich (9) von dem Drehrohr (4) zu dem Auslaufabschnitt (3) eine
zweite Dichtanordnung (10) angeordnet ist,
wobei die erste Dichtanordnung (8) eine erste Gleitringdichtung (11) aufweist und/oder
die zweiten Dichtanordnung (10) eine zweite Gleitringdichtung (11') aufweist.
5. Anlagenverbund (100) nach Anspruch 4,
wobei die wenigstens eine der ersten Gleitringdichtung (11) und der zweiten Gleitringdichtung
(11') in drehfester Kopplung mit dem Einlaufabschnitt (2) beziehungsweise dem Auslaufabschnitt
(3) ein, bevorzugt als Gleitflansch ausgebildetes, Gleitelement (12) aufweist mit
einer zum Inneren des Drehrohrofens (4) weisenden Gleitfläche.
6. Anlagenverbund (100) nach Anspruch 4 oder nach Anspruch 5, wobei die Dichtanordnung
eine Druckfeder (14) aufweist, mit welcher das Gleitelement zum Inneren des Drehrohrofens
hin vorgespannt ist, bevorzugt nachstellbar vorgespannt.
7. Anlagenverbund (100) nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Gleitringdichtung ein an einem Befestigungsbereich (20) drehfest mit dem Drehrohr
(4) gekoppeltes inneres Dichtelement (15) aufweist, das bevorzugt als Dichtring (15)
ausgebildet ist, und ein drehfest mit dem Drehrohr (4) gekoppeltes äußeres Dichtelement
(16) aufweist, das bevorzugt als Dichtring (16) ausgebildet ist, wobei das innere
Dichtelement (15) und das äußere Dichtelement (16) zwischen dem Befestigungsbereich
(20) und der Gleitfläche (13) axial gepresst angeordnet sind, wobei das äußere Dichtelement
(16) weiter von einer Rotationsachse des Drehrohrs (4) beabstandet ist als das innere
Dichtelement (15).
8. Anlagenverbund (100) nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass das innere Dichtelement (15) und das äußere Dichtelement (16) einerseits sowie der
Befestigungsbereich (20) und die Gleitfläche (13) andererseits derart dimensioniert
sind, dass von dem inneren Dichtelement (15), dem äußeren Dichtelement (16), dem Befestigungsbereich
(20) und der Gleitfläche (13) ein bei jedem Rotationsgrad des Drehrohrofens zusammenhängender
Dichtraum (22) begrenzt wird.
9. Anlagenverbund (100) nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass entlang des Außenumfangs des Gleitelements eine Anzahl von mehreren Gleitelementauslässen
angeordnet sind, die bevorzugt gleichwinklig zueinander positioniert sind, wobei jeder
der vorhandenen Gleitelementauslässe mit einer Gaszufuhrvorrichtung gekoppelt ist,
bevorzugt mit derselben Gaszufuhrvorrichtung gekoppelt ist, besonders bevorzugt über
eine Ringleitung mit derselben Gaszufuhrvorrichtung gekoppelt ist.
10. Anlagenverbund (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
- an einem Innenmantel des Drehrohrs (4) wenigstens ein Leitblech angeordnet ist,
- am Außenmantel des Drehrohrs (4) wenigstens ein Klopfer zur Schwingerregung des
Drehrohrs (4) angeordnet ist.
11. Anlagenverbund (100) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Drehrohrofen (1) mit einem zweiten Drehrohrofen (1) gekoppelt ist und eine Drehrohrofenanordnung
(24) bildet zum sequenziellen Behandeln des Eisenerzes unter unterschiedlichen Ofenbedingungen.
12. Verfahren zum Herstellen von Roheisen in einem Anlagenverbund (100) nach einem der
vorhergehenden Ansprüche, wobei die nachfolgend genannten Schritte durchgeführt werden:
a) Einführen von Fe-Trägern, insbesondere von Eisenerz und/oder anderen Fe-haltigen
Trägern wie Stäuben oder Schlämmen, sowie gegebenenfalls Zuschlagstoffen und/oder
Schrotten und/oder Kohlenstoff-Trägern, wie beispielsweise biogenen fossilfreien Stoffen
oder Reststoffen, als Möller in den Einlaufabschnitt (2) des Drehrohrofens,
b) in dem Drehrohrofen: Befördern des Möllers in einer Beförderungsrichtung des Drehrohrofens
und Reduzieren der Fe-Träger mit einem im Gegenstrom durch den Drehrohrofen (1) geführten
Reduktionsgas, wobei bevorzugt H2 und/oder Methan als Reaktionsgas genutzt wird, besonders
bevorzugt zu wenigstens 90 Vol-% ausschließlich H2 genutzt wird,
zum Erzeugen von Eisenschwamm,
c) Zuführen des Eisenschwamms in das Schmelzaggregat (102) und nachfolgendes Schmelzen
in dem Schmelzaggregat (102).
13. Verfahren nach Anspruch 12, wobei aus dem Einlaufabschnitt (102) heraus Reaktionsgas,
das den Drehrohrofen (1) im Gegenstrom durchlaufen hat, mit einem Gasrückführungs-
und aufbereitungssystem (106) durch das Aufbereitungsaggregat (107, 108, 109, 110,
111, 112) des Gasrückführungs- und aufbereitungssystems (106) geführt wird, dort ein
Aufbereiten des Reaktionsgases erfolgt, und hiernach das aufbereitete Gas in den Endabschnitt
(3, 102) des Anlagenverbunds (100) hineingeführt wird, um in einem geschlossenen Kreislauf
erneut für die Reaktion mit den Fe-Trägern in dem Drehrohrofen (1) bereitzustehen.
14. Verfahren nach Anspruch 13, wobei das aufbereitete Gas derart in den Endabschnitt
(3) des Anlagenverbunds (100) hineingeführt wird, dass es das Schmelzaggregat (102)
durchläuft und dort aufgeheizt wird.
15. Verfahren nach Anspruch einem der Ansprüche 12 bis 14, wobei der Anlagenverbund (100)
wenigstens zwei hintereinander gekoppelte Drehrohröfen (1, 1') aufweist, wobei
Vorwärmen der Fe-Träger, und/oder
Trocknen der Fe-Träger, und/oder
Vorreduktion der Fe-Träger, und/oder
Reduktion der Fe-Träger
durchgeführt werden,
wobei für jeden der durchgeführten Schritte ein diesem Schritt zugeordneter und separat
gesteuerter Drehrohrofen (1) mit separat eingestellten Prozessparametern genutzt wird.