[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Spanplatte sowie eine
Spanplatte, insbesondere einer wasserfesten Spanplatte.
[0002] Spanplatten mit einem Klebstoffanteil von mindestens 12%, die in Gegenwart von Feuchtigkeit
formstabil sind, werden als wasserfeste Spanplatten bezeichnet. Solche Spanplatten
weisen eine verhältnismäßig raue und ästhetisch wenig ansprechende Oberfläche auf.
[0003] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine solche wasserfeste Spanplatte besser und vielfältiger
einsetzbar zu machen.
[0004] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 und eine Spanplatte
gemäß Anspruch 10. Abhängige Ansprüche beziehen sich auf vorteilhafte Weiterbildungen
der Erfindung.
[0005] Die Spanplatte weist einen Klebstoffanteil von mindestens 12 Gew.-% /atro Holz auf.
Bezogen auf den Anteil an Holz bzw. Spänen wird vorzugsweise ein Klebstoffanteil von
mindestens 15 Gew.-%/atro Holz, bevorzugt mindestens 17 Gew.-% /atro Holz, besonders
bevorzugt mind. 20 Gew.-% /atro Holz, ganz besonders bevorzugt mind. 25 Gew.-% /atro
Holz auf die Späne aufgebracht. Unter der Voraussetzung, dass nach der Beleimung eine
Obergrenze eines Feuchtegehalts der Schicht und/oder Schichten des Spankuchens eingehalten
wird, kann ein beliebig hoher Klebstoffanteil auf die Späne aufgebracht werden. Vorzugsweise
liegt die Obergrenze des Feuchtegehalts zwischen 1 Gew.-%/ beleimtes Holz bis 20 Gew.-%/
beleimtes Holz, bevorzugt zwischen 3 Gew.-%/ beleimtes Holz bis 18 Gew.-%/ beleimtes
Holz, besonders bevorzugt zwischen 5 Gew.-%/ beleimtes Holz bis 15 Gew.-%/ beleimtes
Holz.
[0006] Der Klebstoffanteil wird bezogen auf die Späne ausgedrückt, d.h., dass der Anteil
des Klebstoffs mit Bezug auf das Gewicht der eingesetzten Späne angegeben wird. Bei
Spänen, die Feuchtigkeit aufnehmen können (z.B. Holzspäne), wird der Klebstoffanteil
auf bis zur Gewichtskonstanz getrocknetes Holz bezogen. Die Späne werden bei 103±2
°C bis zur Gewichtskonstanz getrocknet und als absolut trockenes Holz bezeichnet (atro
Holz: absolut trockenes Holz). Der Anteil des Klebstoffs wird als 100 % Feststoff,
also ohne etwa zugesetzte Flüssigkeit angegeben.
[0007] Für die Bereitstellung von Spänen wird lignocellulosisches Material, beispielsweise
Holz, z.B. Rundholz, Frischholz, Altholz oder Restholz oder Einjahrespflanzen, typisch
Stroh oder Bagasse, eingesetzt. Die Späne weisen bevorzugt eine Länge von 0,5 mm bis
50 mm, eine Breite von 0,1 bis 20 mm und eine Dicke von 0,05 mm bis 2 mm auf. Dabei
wird oft in grobe Späne mit einer Länge von 5 mm bis 50 mm, einer Breite von 1 bis
20 mm und einer Dicke von 0,2 bis 2 mm und in feine Späne mit einer Länge von 0,5
mm bis 25 mm, einer Breite von 0,1 bis 5 mm und einer Dicke von 0,05 bis 1 mm unterschieden.
[0008] Der hohe Klebstoffanteil bei der Beleimung der Späne erlaubt die Herstellung einer
wasserbeständigen und damit auch feuchtebeständigen Spanplatte, die darüber hinaus
eine hohe Festigkeit aufweist. Es hat sich zudem überraschenderweise herausgestellt,
dass eine Quellung der Spanplatte, z.B. durch eine 24-stündige Wasserlagerung, durch
den hohen Klebstoffanteil reversibel wird. Die Bestimmung des Quellverhaltes erfolgt
bevorzugt nach DIN EN 317. Die Spanplatte erlangt bereits nach einer 24-stündigen
Rücktrocknung, z.B. bei Raumtemperatur ihr Ausgangsmaß wieder, bspw. Anfangslänge,
Anfangsbreite und Anfangsdicke vor 24-stündiger Wasserlagerung. Hieraus lässt sich
folgern, dass die Klebstoffverbindungen während der Wassereinwirkung im Wesentlichen
schadensfrei bleiben. Dieses Quell-Schwind-Verhalten wurde bisher bei Spanplatten
nicht beobachtet, üblich war vielmehr eine anteilige, unumkehrbare Restquellung. Durch
die vollständige Rückbildung der Verformung, die durch das Quellen erzeugt wird, wurden
für die Spanplatte neue Anwendungsgebiete erschlossen.
[0009] Besonders bevorzugt wird zur Herstellung der Spanplatte ein Klebstoff eingesetzt,
der eine erste, duroplastische Komponente und eine zweite, thermoplastische Komponente
aufweist. Der Klebstoff wird in einem Anteil von mindestens 12 Gew.-%/ atro Holz bis
60 Gew.-%/ atro Holz, bevorzugt von 15 Gew.-%/ atro Holz bis 45 Gew.-%/ atro Holz,
besonders bevorzugt von 18 Gew.-%/ atro Holz bis 35 Gew.-%/ atro Holz, insbesondere
von 20 Gew.-%/ atro Holz bis 33 Gew.-%/ atro Holz, vorteilhaft von 24 Gew.-%/ atro
Holz bis 31 Gew.-%/ atro Holz eingesetzt.
[0010] Gemäß einer vorteilhaften Ausführung der Erfindung werden als duroplastische Komponente
ein Kondensationsharz, insbesondere Aminoplaste, wie Melaminformaldehydharz, Harnstoffformaldehydharz
(UF-Harz), oder Benzoguanaminharz sowie Phenoplaste, wie Phenolformaldehydharz (PF-Harz),
jeweils einzeln oder in Mischung eingesetzt. Aminoplaste werden in wässriger Lösung
z.B. als Melaminharz, üblicherweise als Melaminformaldehydharz (MF-Harz), eingesetzt,
wobei der Feststoffgehalt des Aminoplasts bevorzugt mindestens 45 Gew.-% bezogen auf
die wässrige Lösung beträgt; vorteilhaft beträgt der Feststoffgehalt über 50 Gew.-%.
Die Obergrenze des Feststoffgehalts wird durch die Löslichkeit und ggf. Verarbeitbarkeit
des Aminoplasts im Produktionsprozess, z.B. in Sprühdüsen oder Hochdruckbeleimungsverfahren
vorgegeben.
[0011] Bevorzugt weist der Klebstoff zumindest als erste Komponente Melaminharz, z. B. als
MF-Harz (Melaminformaldehydharz) auf. Melaminharz wird bevorzugt, weil es sich als
wenig-quellend und wenig-hygroskopisch sowie als beständig gegen Hydrolyse erweist.
Alternativen sind Phenolharz, Harnstoffharz oder Mischungen oder Kombinationen von
mehreren dieser duroplastischen ersten Komponenten. Obwohl Harnstoffharz nicht beständig
gegen Wasser ist, kann es überraschenderweise, vor allem in Mischung mit Melaminharz
und/oder Phenolharz, zur Herstellung der erfindungsgemäßen Spanplatte eingesetzt werden.
Insbesondere Melaminharz kann entweder allein als erste Komponente eingesetzt werden
oder in Kombination mit einer oder mehreren der anderen duroplastischen Komponenten.
Der Anteil des UF-Harzes beträgt bevorzugt bis zu 50 Gew.-% des MF- oder PF-Harzes,
ohne dass die Wasserbeständigkeit, bzw. -festigkeit der Spanplatte beeinträchtigt
wird.
[0012] In Kombination bedeutet im Zusammenhang mit dieser Erfindung, dass Mischungen von
Harzen der ersten Komponente eingesetzt werden können, wobei entweder die Mischung
von zwei oder mehr Harzen der ersten Komponenten gleichzeitig auf die Späne aufgebracht
wird. Oder es werden mehrere verschiedene Harze der ersten Komponente nacheinander
eingesetzt, z. B. weil sie nicht in Mischung eingesetzt werden können oder weil ein
getrenntes Aufbringen von verschiedenen Harzen der ersten Komponente bzw. einzelnen
Harzen der ersten Komponente des Klebstoffs vorteilhafte Wirkung, bspw. auf die späteren
Produkt- und/oder Anwendungseigenschaften, hat.
[0013] Bevorzugt wird als zweite, thermoplastische Komponente des Klebstoffs technisches
Diphenylmethandiisocyanat (PMDI) auf die Späne gebracht. Alternativ oder zusätzlich
dazu können weitere Substanzen wie z. B. Methylendiphenylisocyanat (MDI), auch in
emulgierter Form als eMDI, aber auch Polyurethan als zweite Komponente eingesetzt
werden. Der Anteil der zweiten Komponente beträgt bevorzugt mehr als 1 Gew.-%, insbesondere
3 Gew.-% oder mehr, vorteilhaft 5 Gew.-% oder mehr, jeweils bezogen auf atro Holz.
Damit liegt der Anteil der zweiten Komponente, z. B. PMDI, in der erfindungsgemäßen
Spanplatte signifikant höher als bei üblichen Spanplatten. Vorteilhaft wird die zweite
Komponente des Klebstoffs, z. B. PMDI, bei einem mehrschichtigen Aufbau der Platte
auch, bzw. insbesondere in den Deckschichten der erfindungsgemäßen Spanplatte eingesetzt.
Bevorzugt wird die zweite Komponente in gleicher Menge in der Mittelschicht und in
der Deckschicht eingesetzt. Auch hier können mehrere Substanzen, die als zweite Komponente
geeignet sind, entweder in Mischung miteinander gleichzeitig oder einzeln nacheinander
auf Späne aufgebracht werden.
[0014] Vorzugsweise kann der ersten und zweite Komponente des Klebstoffs zumindest eine
dritte Komponente, beispielsweise Polyol oder Polyether, jeweils bevorzugt als Feststoff
beigegeben werden. Die dritte Komponente kann mit einem Anteil von bis zu 15 Gew.-%,
bevorzugt von bis zu 10 Gew.-%, besonders bevorzugt mit einem Anteil von 2 bis 5 Gew.-%
bezogen die Gesamtmenge des Klebstoffs beigegeben werden.
[0015] Die Spanplatte kann nach einer vorteilhaften Ausführung durch den Zusatz eines Elastomers
oder Thermoplasten, der als elastifizierender Zusatz eingesetzt wird, z. B. durch
Zusatz von Polyvinylacetat (PVAc) oder Ethyl-Vinyl-Acetat (EVA) in ihren elastischen
Eigenschaften modifiziert, insbesondere verbessert werden. Acrylat, Styrolacrylat
oder Polyurethan (PU) werden bevorzugt zum Elastifizieren der erfindungsgemäßen Spanplatte
eingesetzt, insbesondere in Form eines flüssigen Zusatzes wie z. B. einer Dispersion
oder Emulsion, weil sie wasserfest sind. Bevorzugt werden Acrylat, Styrolacrylat und
PU mit einer Glasübergangstemperatur von TG kleiner 0 °C eingesetzt. Aber auch Mono-
oder Diethylenglykol sind zum Elastifizieren der Spanplatte geeignet. Die vorstehend
genannten elastifizierenden Zusätze können jeweils für sich allein, aber auch in Mischung
eingesetzt werden. Der Zusatz von Elastomeren oder Thermoplasten reduziert die Sprödigkeit
der Spanplatte und verbessert deren elastische Eigenschaften, z. B. den E-Modul. Außerdem
bewirkt der Zusatz von elastifizierenden Zusätzen ein besseres Planliegen der erfindungsgemäßen
Spanplatte. Der elastifizierende Zusatz wird als Feststoff berechnet anteilig bezogen
auf die die Gesamtmenge der Spanplatte (atro) in einer Menge von 1 Gew.-% bis zu 5
Gew.-%, vorteilhaft 2 Gew.-% bis 4 Gew.-% eingesetzt. Die elastifizierenden Zusätze
werden beispielsweise dem Klebstoff, z. B. Melaminharz, vor dem Auftragen auf die
Späne zugesetzt und gemeinsam mit dem Klebstoff auf die Späne aufgetragen. Bevorzugt
wird das Mittel zum Elastifizieren vor oder, weiter bevorzugt, nach dem Klebstoff
auf die Späne aufgetragen.
[0016] Wie vorstehend beschrieben werden eine erste und eine zweite, ggf. auch mehr Komponenten
in Kombination als Klebstoff eingesetzt. Es wird bevorzugt, wenn der Klebstoff überwiegend
eine erste Komponente, insbesondere Melaminharz aufweist. Es wird weiter bevorzugt,
wenn der Anteil der ersten Komponente am Gesamteinsatz des Klebstoffs 15 Gew.-%, insbesondere
20 Gew.-% übersteigt. Die erste Komponente und die zweite Komponente des Klebstoffs
können in einem weiten Rahmen stufenlos je nach den Anforderungen an die Spanplatte
eingestellt werden. Dies betrifft vorzugsweise bei einem mehrschichtigen Plattenaufbau
sowohl die Mittelschicht als auch die weiteren Schichten. Sie werden vorzugsweise
in einem Verhältnis von 2:1, bevorzugt 3:1, besonders bevorzugt 4:1 oder 5:1 von erster
Komponente zu zweiter Komponente bzw. in einem Verhältnis zwischen diesen Werten auf
die Späne aufgebracht. Weist die erfindungsgemäße Spanplatte Deckschichten auf, wird
im Vergleich zur Mittellage bevorzugt ein höherer Anteil der ersten Komponente des
Klebstoffs eingesetzt.
[0017] Besonders bevorzugt sind die Späne, bzw. der Spankuchen zu einer Spanplatte mit einer
ungeraden Anzahl an Schichten verpresst, wobei sich die Schichten insbesondere durch
unterschiedliche Spangrößen unterscheiden. Beispielsweise weist die Spanplatte drei
oder fünf übereinanderliegende Schichten auf. Bei einer Spanplatte mit drei Schichten
ist z.B. eine Mittelschicht zwischen zwei Deckschichten angeordnet. Die Mittelschicht
besteht typischer Weise aus einem Anteil von mindestens 30 Gew.-%, bevorzugt mindestens
45 Gew.-%, besonders bevorzugt mindestens 60 Gew.-% einer verpressten Spanplatte und
weist meist grobe Späne auf. Die Deckschichten werden symmetrisch oder unsymmetrisch
bezogen auf ihren gewichtsmäßigen Anteil zueinander gestreut und weisen meist feine
Späne auf. Besteht die Spanplatte nach der Erfindung aus einem einschichtigen Aufbau,
werden unterschiedliche Spanfraktionen von groben und feinen Spänen in einer Schicht
zusammengeführt.
[0018] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Spanplatte können auch ein oder mehrere Additive,
z.B. Antioxidantien, Lichtschutzmittel, Antistatika, Farbmittel, Fungizide, Flammschutzmittel,
Mittel zum Einstellen der thermischen oder elektrischen Leitfähigkeit, oder auch ein
oder mehrere Füllstoffe eingesetzt werden. Als Füllstoff können z.B. mineralische
Partikel, aber auch keramische, synthetische oder Partikel aus Glas oder Kunststoff
Verwendung finden. Es kann auch eine Kombination an Additiven oder Füllstoffen auf
die Späne aufgetragen werden, entweder einzeln oder als Gemisch. Füllstoff und/oder
Additive können auch in Mischung mit dem Klebstoff aufgebracht, insbesondere aufgetragen
werden.
[0019] Gemäß einer vorteilhaften Ausführung der Erfindung wird vor dem Verpressen des Spankuchens,
insbesondere nach dem Beleimen der Späne ein Hydrophobierungsmittel auf die Späne
aufgebracht. Als Hydrophobierungsmittel sind z. B. Paraffin oder Wachs vorgesehen,
die typischerweise in Mengen von bis zu 5 Gew.-%/ atro Holz eingesetzt werden, meist
in Mengen von bis zu 2 Gew.-% / atro Holz, oft in einer Menge von 0,1 Gew.-% / atro
Holz bis 1 Gew.-% / atro Holz, ggf. bis 1,5 Gew.-% / atro Holz. Der Einsatz von Hydrophobierungsmitteln
trägt zu einer Reduzierung der Quellungsneigung der Spannplatte und zu einer Steigerung
der Feuchtebeständigkeit der Spanplatte bei.
[0020] Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird die Spanplatte nach dem
Verpressen geschliffen. Hierzu kann eine Schleifvorrichtung mit einem Schleifmittel,
z.B. einem Schleifpapier und/oder bevorzugt einem Schleifband vorgesehen sein.
[0021] Üblicherweise wird in zwei Schleifgängen geschliffen, wobei Schleifmittel mit einer
Körnung von 50-60 im ersten Schleifgang und 80-100 im zweiten Schleifgang eingesetzt
werden. Die erfindungsgemäße Spanplatte weist eine im Vergleich zu bekannten Spanplatte
gemäß DIN EN 312 härtere Oberfläche auf, bei der eine gröbere Körnung des Schleifmittels
bevorzugt wird. Vorzugsweise beträgt die Körnung in beiden Schleifgängen maximal 60,
bevorzugt maximal 50, besonders bevorzugt maximal 40.
[0022] Die mit dem vorstehend beschriebenen Verfahren hergestellte Spanplatte kann durch
unterschiedliche Kombinationen von Spänen, Klebstoff, Füllstoffen und ggf. anderen
Additiven wie Wachsen an verschiedene Anforderungen angepasst werden. Es wird deshalb
ausdrücklich darauf verwiesen, dass die im Zusammenhang mit dieser Erfindung beschriebenen
Merkmale jeweils frei miteinander kombiniert werden können.
[0023] Die erfindungsgemäße Spanplatte ist bevorzugt wasserfest und damit auch feuchtigkeitsbeständig.
Sie hat ein ausgezeichnetes und ungewöhnliches Quell- und Schwindverhalten, bei dem
eine ohnehin schon geringe Quellung zusätzlich mit einer weitgehenden Rückbildung
der Quellung beim nachfolgenden Trocknen einhergeht.
[0024] Die erfindungsgemäße Spanplatte ist typisch plattenförmig gebildet, d. h sie weist
in der Regel zwei Hauptflächen auf, die im Folgenden auch als Ober- und Unterseite
bezeichnet werden. Die Ober- und Unterseite sind durch die Dicke der Spanplatte voneinander
beabstandet. Zwischen Ober- und Unterseite erstrecken sich die Schmalflächen der Spanplatte,
die jeweils an den Kanten in die Ober- bzw. Unterseite übergehen. Die Dicke der fertigen
Spanplatte kann von 2 mm bis 80 mm betragen, typischerweise zwischen 3 mm und 50 mm,
meist zwischen 3 mm und 32 mm. Eine typische Anwendung kann eine Dicke der Spanplatten
von 6 mm bis 32 mm erfordern. Die Spanplatte kann ebene Hauptflächen aufweisen; die
Ober- und/oder Unterseite können aber auch geprägt oder gefräst oder in anderer Weise
bearbeitet sein, so dass sich, bezogen auf die Fläche der Spanplatte, eine variable
Dicke der Spanplatte ergibt.
[0025] Die Schmalflächen der erfindungsgemäßen Spanplatte können mit üblichen Werkzeugen
bearbeitet werden. Sie können gesägt, geschnitten oder gefräst werden. Die Spanplatte
kann in ihrer maximalen Länge und Breite nach Bedarf, beispielsweise im Verlauf der
Endfertigung abgelängt werden. Kleinere Abmessungen können beispielsweise durch Zerlegen
der ursprünglich in der Presse hergestellten Spanplatte hergestellt werden. Typische
Abmessungen der Spanplatte können sein 6700 mm (Länge) x 2500 mm (Breite) nach Herstellung
in der Presse, 1380 mm × 195 mm, nach Aufteilen in Boden-, Wand- oder Deckenpaneele
oder 3048 mm × 2800 mm. Letzteres Format eignet sich besonders gut zur Verwendung
im Bau, weil die Breite der Platte einer üblichen Geschosshöhe entspricht.
[0026] Vorteilhaft weist die erfindungsgemäße Spanplatte nur eine minimale Dickenquellung,
insbesondere entsprechend des in der DIN EN 317 beschriebenen Prüfverfahrens auf,
die bezogen auf die ursprüngliche Plattendicke, weniger als 5%, vorteilhaft weniger
als 4% bevorzugt weniger als 3%, besonders bevorzugt weniger als 2,5% beträgt. Ebenso
vorteilhaft weist eine unbeschichtete Spanplatte eine Kantenquellung entsprechend
des in EN-13329 beschriebenen Prüfverfahrens von weniger als 6% bevorzugt weniger
als 5% und eine beschichtete Spanplatte besonders bevorzugt eine Kantenquellung von
weniger als 4% auf. Die Quellung kann gegenüber einer aus gleichem Spanmaterial aber
mit geringerem Klebstoffeinsatz und anderen Klebstoffarten hergestellten Standard-Spanplatte
von gleicher Dicke um über 90% reduziert sein. Ein Wert von unter 5% für die Kantenquellung
der unbeschichteten Spanplatte und von unter 4% für die Kantenquellung bei einer beschichteten
Spanplatte ist also eine außergewöhnliche Verbesserung gegenüber bekannten Spanplatten
gemäß Din EN 312.
[0027] Die mittlere Dichte der erfindungsgemäßen Spanplatte beträgt vorzugsweise 800 kg/m
3 bis 1.000 kg/m
3, bevorzugt 830 kg/m
3 bis 970 kg/m
3, besonders bevorzugt 850 kg/m
3 bis 950 kg/m
3. Sie liegt damit um ca. 100 kg/m
3 bis 300 kg/m
3 höher als bei bekannten Spanplatten des Typs P2 gemäß DIN EN 312.
[0028] Die erfindungsgemäße Spanplatte weist sehr gute Festigkeitseigenschaften, insbesondere
eine hohe Querzugfestigkeit auf, die mindestens 2,5 N/mm
2, bevorzugt bis zu 3 N/mm
2, insbesondere bis zu 4 N/mm
2 beträgt. Bevorzugt weist die Spanplatte ein E-Modul von 3000 N/mm
2 bis 5000 N/mm
2, vorteilhaft von 3500 bis 5000 N/mm
2, besonders bevorzugt von 4000 bis 5000 N/mm
2 auf. Aus den guten Festigkeitseigenschaften resultiert, dass zum Befestigen der erfindungsgemäßen
Spanplatte weniger Befestigungsmittel, z. B. Schrauben, eingesetzt werden müssen,
weil das einzelne Befestigungsmittel besseren Halt in der Platte hat. Die höhere Querzugfestigkeit
erlaubt zudem eine intensivere Bearbeitung einer erfindungsgemäßen Spanplatte, z.
B. das Fräsen einfacher Profile in die Seitenkante einer Platte. So kann z.B. in die
Schmalfläche einer Spanplatte zumindest ein einfaches Profil, beispielsweise ein Nut-
und- Feder-Profil eingearbeitet werden, das zwei ineinandergreifende Platten sowohl
in vertikaler als auch in horizontaler Richtung zueinander ausrichtet. Eine hohe Biegefestigkeit
der Spanplatte von mindestens 35 N/mm
2, bevorzugt mindestens 40 N/mm
2 lässt eine Verwendung als Konstruktionselement, z. B. Wandaussteifungen zu.
[0029] Die Erfindung betrifft weiter die Verwendung der vorstehend beschriebenen Spanplatte
für konstruktive Zwecke im Innen- und Außenbereich. Es zeichnet die Spanplatte nach
der Erfindung aus, dass diese wegen der minimalen Quellung, insbesondere der reduzierten
Dickenquellung im Bereich der Schmalflächen, vielfältig einsetzbar ist. Im Innenausbau
kann die Spanplatte z.B. als Fußbodenplatte oder als Fußbodenbelag jeweils mit oder
ohne Beschichtung eingesetzt werden. Hier ist der Einsatz, anders als bei z.B. nicht-wasserfesten
Fußbodenplatten oder Fußbodenbelägen auch in Feucht- und Nassräumen möglich, insbesondere,
weil die Schmalflächen, die ggf. ein Kantenprofil aufweisen, an dem die Platte der
Feuchtigkeit frei zugänglich ist, unter Einfluss von Wasser oder hoher Luftfeuchte
nicht mehr signifikant quillt bzw. beim Trocknen wieder nahezu vollständig das Ausgangsmaß
erlangt.
[0030] Damit kann z. B. auf bekannten Vorrichtungen zur Herstellung von Holzwerkstoffplatten
nun eine im Wesentlichen nicht-quellende, gegenüber Wasser bzw. Luftfeuchtigkeit form-
und maßstabile Spanplatte mit hohen Festigkeitswerten hergestellt werden, die nicht
auf schmale Formate begrenzt ist.
[0031] Selbstverständlich kann die erfindungsgemäße Spanplatte auch als Wand- oder Deckenplatte,
als Möbelplatte und als Konstruktionsplatte, insbesondere beim Ausbau von Feucht-
und Nassräumen oder von Labor- und Technikräumen bzw. Werkstätten eingesetzt werden,
ist aber nicht beschränkt darauf. Im Außenbau bietet sich die erfindungsgemäße Spanplatte
ebenfalls als Konstruktionsplatte an, typisch z. B. als Fassadenplatte, für Außenfensterbänke,
Abdeckungen einschließlich Dacheindeckungen und Wandelemente.
[0032] Die erfindungsgemäße beschichtete Spanplatte kann z.B. für Innen- und Außenfußböden
eingesetzt werden. Auf diese Weise wird es möglich, gleiche Fußböden bzw. Fußbodenbeläge
für Innen- und angrenzende Außenbereiche (Terrassen, Balkone, Fassaden, Zuwegungen)
einzusetzen. Bevorzugt kann die erfindungsgemäße Spanplatte für Konstruktionen, insbesondere
Möbel, im Innen- und Außenbereich eingesetzt werden. Der Ausbau von Werkstätten, Produktionshallen
oder Stallungen kann z.B. ohne Weiteres mit der erfindungsgemäßen beschichteten Spanplatte
erfolgen. Dabei können nicht nur senkrechte, sondern vor allem auch waagerechte Oberflächen
hergestellt werden, die wasserfest bzw. feuchtebeständig sein müssen. Ferner kann
die beschichtete Spanplatte nach der Erfindung aufgrund ihrer Wasserbeständigkeit
beispielsweise auch für Brandschutzelemente sowie Bauelemente im Schiffbau eingesetzt
werden, insbesondere wenn sie mit Brandschutzsubstanzen versehen bzw. beschichtet
und dadurch z. B. schwer entflammbar ausgestaltet ist, und zwar nicht nur in technischen
Bereichen sondern auch in den von Passagieren benutzten Bereichen, da dekorative Oberflächen
gestaltet werden können.
[0033] Die beschichtete Spanplatte kann optional als Paneel ausgebildet sein, also bei Bedarf
mit einem Profil an mindestens einer, meistens zwei oder vier Kanten versehen sein.
Das Profil dient vorzugsweise zum in der Regel klebstofffreien Fixieren von zwei Paneelen
aneinander. Zwei nebeneinander angeordnete Paneele können alternativ auch Stoß auf
Stoß verbunden sein. Sie können z. B. durch ein Doppelklebeband fixiert werden, das
im Bereich seitlich einer Fuge zwischen den unmittelbar aneinander angrenzenden Paneelen
angeordnet ist. Auch ein Verkleben von unmittelbar aneinander angrenzenden Paneelen
oder Platten ist möglich, wobei bevorzugt ein wasserfester Klebstoff eingesetzt wird.
[0034] Die Oberfläche der unbeschichteten Spanplatte ist rau und z. B. für dekorative, aber
auch für bestimmte nicht-dekorative Einsatzzwecke nicht geeignet ist, z. B. wegen
der Oberflächenrauigkeit. Das Pflegen und hygienische Instandhalten einer rauen Oberfläche
ist kaum möglich. Aus dem Stand der Technik liegt keine Information zur Beschichtbarkeit
einer wasserfesten Spanplatte vor. Überraschenderweise hat sich herausgestellt, dass
die wasserfeste Spanplatte sich vielfältig beschichten lässt:
Die wasserfeste Spanplatte lässt sich mit einer mindestens abschnittsweise aufgetragenen,
ein- oder mehrschichtigen Beschichtung versehen. Die Beschichtung ist auf mindestens
einem Abschnitt der Oberfläche der wasserfesten Spanplatte, typisch auf einer Seite
und / oder Kante aufgetragen. Bevorzugt ist eine Beschichtung auf der Ober- und/oder
Unterseite der Spanplatte aufgebracht.
[0035] Die Beschichtung kann eine Schicht oder mehrere Schichten aufweisen, die beispielsweise
Kunstharz, Lack, Papier, insbesondere kunstharzgetränktes Papier, Furnier, Folie,
insbesondere Metall- oder Kunststofffolie, Kork, Filz und/oder Schichtstoff aufweisen.
Wird Papier, insbesondere kunstharzgetränktes Papier eingesetzt, so kann es sich dabei
z. B. um ein Overlay ohne Dekor, um ein Dekorpapier, ein Underlay oder ein Gegenzugpapier
handeln. Diese kunstharzgetränkten Papiere zeichnen sich dadurch aus, dass das Kunstharz,
mit dem sie imprägniert sind, zwar getrocknet aber chemisch noch reaktiv, also noch
nicht ausgehärtet ist. Bevorzugt wird eine Kombination von zumindest einem Dekorpapier
und einem Overlay eingesetzt. Als Kunstharz können typisch Melaminformaldehydharz
und / oder Harnstoffharz eingesetzt werden. Es kann sich alternativ aber auch um Schichtstoff
handeln, der aus einer Mehrzahl von kunstharzimprägnierten Papieren hergestellt wird,
die miteinander verpresst sind, wobei das Kunstharz, typisch Melamin und/oder Harnstoff,
ausgehärtet ist, weshalb der Schichtstoff auch gesondert in den Beschichtungen aufgeführt
ist.
[0036] Die Beschichtung kann mehrere Schichten aus gleichem Material aufweisen. Sie kann
aber auch mehrere Schichten aus zwei oder mehr der vorgenannten Materialien umfassen.
Typische Kombinationen von Schichten umfassen beispielsweise Kunstharz, Papier und
Lack, Schichtstoff und Lack, Furnier und Lack, Papier oder Furnier und Lack. Die Beschichtung
kann, z. B. bei Kunstharz oder Lack, in fester oder flüssiger Form aufgebracht werden.
Die Beschichtung kann z. B. durch Sprühen, Gießen, Walzen, Rakeln, Düsen auf die zu
beschichtende Oberfläche der wasserfesten Spanplatte aufgebracht werden. Flächige
Beschichtungen wie Papier, Schichtstoff, Folie oder Furnier werden auf die zu beschichtende
Oberfläche der wasserfesten Spanplatte aufgelegt.
[0037] Die Beschichtung kann mit einem Dekor gestaltet sein. Sie kann zusätzlich oder alternativ
zu einem Dekor eine Struktur, also eine dreidimensional gestaltete Oberfläche aufweisen.
Bevorzugt ist die Struktur an das Dekor angepasst (embossed in register).
[0038] Die Beschichtung kann mit einem Klebstoff auf der wasserfesten Spanplatte fixiert
sein. Als Klebstoff werden häufig Schmelzklebstoffe eingesetzt, die auch als Hotmelts
bezeichnet werden. Typische Schmelzklebstoffe sind z. B. Polyvinylacetat (PVAc), Polyamidharze,
gesättigte Polyester, Ethylen-Vinylacetat-Copolymerisate (EVA), Polyolefine, Blockcopolymere
(z. B. Styrol-Butadien-Styrol oder Styrol-Isopren-Styrol) und Polyimide. Insbesondere
Polyvinylacetat, Ethylen-Vinylacetat-Copolymere und Polyolefine sind für das Fixieren
einer Beschichtung geeignet. Die zum Aufbringen der Beschichtung oder als Beschichtung
eingesetzten Klebstoffe, z. B. Hotmelts, sind nicht identisch mit den zur Herstellung
der wasserfesten Spanplatte eingesetzten Klebstoffen.
[0039] Die Beschichtung kann alternativ unmittelbar auf die wasserfeste Spanplatte aufgebracht
sein, insbesondere, wenn Kunstharze oder Lacke aufgebracht werden. Die Beschichtung
wird vorzugsweise durch Verpressen, ggf. bei erhöhter Temperatur, auf die wasserfeste
Spanplatte aufgebracht. Alternativ können Beschichtungen durch Trocknen oder Erwärmen,
z. B. mit Infrarot- oder Ultraviolettstrahlung oder mit Elektronenstrahlung ausgehärtet
werden. Die mit der bereits aufgetragenen, aber noch nicht fixierten Beschichtung
versehene Spanplatte kann unmittelbar verpresst oder einer Strahlung ausgesetzt werden.
Ist eine flächige Beschichtung aufgebracht, so wird vorteilhaft ein Pressgutstapel
hergestellt, bei dem die Beschichtung und die wasserfeste Spanplatte übereinander
gestapelt sind, um anschließend z. B. verpresst zu werden.
[0040] Die Beschichtung kann durch weitere Schichten ergänzt werden, die in der Regel nicht
außenliegend angeordnet sind. Solche weiteren Schichten können sein: eine Grundierung,
ein Primer, oder eine oder mehrere Schichten enthaltend Korund, Glaspartikel, Kunststoffpartikel
und/oder Metallpartikel.
[0041] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand von Zeichnungen näher
erläutert. Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung des Querschnitts einer beschichteten wasserfesten Spanplatte
mit einer Beschichtung aus kunstharzgetränktem Papier auf der Oberseite;
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung des Querschnitts einer beschichteten wasserfesten Spanplatte
mit einer Beschichtung aus kunstharzgetränktem Papier auf der Oberseite und der Unterseite;
- Fig.3
- eine schematische Darstellung des Querschnitts einer beschichteten wasserfesten Spanplatte
mit einer aufkaschierten Beschichtung aus Schichtstoff
[0042] Für alle nachfolgenden Ausführungsbeispiele wird eine dreischichtige wasserfeste
Spanplatte mit einem Klebstoffgehalt von mehr als 12 Gew.-% eingesetzt, vorzugsweise
mit einem Klebstoffgehalt von 25 Gew.-% in den beiden äußeren Deckschichten und von
30 Gew.-% in der Mittelschicht, die sich zwischen den äußeren Deckschichten befindet.
Diese wasserfeste Spanplatte weist neben einer höheren Rohdichte von ca. 880 kg/m
3 gegenüber einer normalen Spanplatte (ca. 720 kg/m
3) auch eine deutlich niedrigere Quellung von 2% bis 3% auf gegenüber einer Quellung
von 28% bei einer Standard-Spanplatte wie sie z. B. gemäß DIN EN 312:2010 als P2 klassifiziert
ist. Solche Standard-Spanplatten P2 werden z. B. als Möbelplatte eingesetzt. Die Quellung
wurde gemäß DIN EN 317 gemessen.
[0043] Die Kantenquellung, die hier gemäß der DIN EN 13329 an der beschichteten Platte gemessen
wird, lässt sich bei einer Standard-Spanplatte mit einem Klebstoffanteil von weniger
als 12 Gew.-%/atro Spanplatte messtechnisch nicht erfassen; sie ist zu hoch. Bei der
erfindungsgemäß eingesetzten wasserfesten Spanplatte mit einem Klebstoffanteil von
mehr als 12 Gew.-% / atro Spanplatte beträgt die Kantenquellung dagegen nur 3% bis
4%. Eingesetzt werden wasserfeste Spanplatten verschiedener Abmessungen. Bei den nachfolgenden
Ausführungsbeispielen werden in der Regel die Oberseite und ggf. die Unterseite mit
einer Beschichtung versehen, optional auch eine Kante einer wasserfesten Spanplatte.
[0044] Soweit Klebstoff im Zusammenhang mit der Beschichtung der wasserfesten Spanplatte
eingesetzt wird, wird dieser Klebstoff auch als "Kunstharz" bezeichnet, insbesondere
im Zusammenhang mit den Ausführungsbeispielen.
Ausführungsbeispiel 1:
Trägerplatte mit Papieraufbau verpresst
[0045] Auf die Oberseite 1a einer wasserfesten Spanplatte 1 (Format: (Länge X Breite X Dicke)
2800 × 2070 × 22 mm) wird gemäß Fig. 1 ein Dekorpapier 2 und darauf ein Overlay 3
aufgelegt. Ein optional eingesetzter Gegenzug 4 wird ggf. unter die Unterseite 1b
der Spanplatte 1 gelegt und dieser Pressgutstapel aus drei bzw. vier Lagen wird in
einer Kurztaktpresse verpresst. Overlay 3, Dekorpapier 1 und der optional eingesetzte
Gegenzug 4 werden jeweils als kunstharzimprägnierte Papiere eingesetzt, die nachfolgend
näher beschrieben werden. Es entsteht eine beschichtete wasserfeste Spanplatte 1,
die eine höhere Stossfestigkeit besitzt, als eine gleich beschichtete Standard-Spanplatte
P2 wie sie z. B. als Möbelplatte eingesetzt wird. Die gemäß dieses Ausführungsbeispiels
beschichtete wasserfeste Spanplatte kann in mechanisch hoch beanspruchten Bereichen
eingesetzt werden (horizontale Anwendungen). Eine Prüfung der Stossfestigkeit nach
der DIN EN 14323-07/2017, Abschnitt 5.13 mit der grossen Kugel ergab einen Wert 1600
mm. Eine Prüfung einer Standard-Spanplatte P2 mit der gleichen Beschichtung ergab
einen Wert von 1200 mm. Beide Platten, sowohl die erfindungsgemäß eingesetzte wasserfeste
Spanplatte als auch die Standard-Spanplatte P2 erreichten bezüglich der Abriebfestigkeit
die Klasse 4 (> 350 Umdrehungen), gemessen nach DIN EN 14322 - Stand Februar 2022.
[0046] Eingesetzt wird für das Ausführungsbeispiel 1 ein Dekorpapier, also ein kunstharzimprägniertes
Papier mit einem Gesamtgewicht von 110 bis 200 g/m
2, aufweisend
- ein Dekorrohpapier mit einem Gewicht von 50 bis 90 g/m2, mit
- einer vor oder nach dem Bedrucken durchgeführten Imprägnierung mit Kunstharz, hier
z. B. auf der Basis von Harnstoff- oder Melaminharz oder einem Gemisch der beiden
Harze, wobei das Kunstharz flüssig oder als Feststoff, insbesondere pulverförmig aufgebracht
wird. Anschließend wird das Kunstharz getrocknet, aber noch nicht ausgehärtet. Das
Kunstharz ist also chemisch noch nicht bis zu Ende reagiert bzw. polymerisiert. Es
ist aber nach dem Trocknen nicht mehr klebrig. Das Kunstharz wird in einer Menge von
60 g/m2 bis 110 g/m2 eingesetzt. Das Gesamtgewicht des kunstharzimprägnierten Papiers ergibt sich hier
und auch in den weiteren Angaben dieser Beschreibung aus dem Gewicht des Papiers und
dem Gewicht des eingesetzten Kunstharzes, gemessen nach der Trocknung und vor dem
Aushärten des Kunstharzes.
[0047] Weiter wird ein Overlay, ebenfalls ein kunstharzimprägniertes Papier, mit einem Gesamtgewicht
von 120 bis 400 g/m
2 eingesetzt, basierend auf
- einem Rohpapier mit einem Gewicht von 25 g/m2 bis 50 g/m2
- einer Imprägnierung mit Kunstharz auf Basis von Melaminharz, das wässrig oder als
Feststoff, insbesondere pulverförmig aufgebracht wird, und dass nach der Trocknung
einem Gewicht von 85 g/m2 bis 320 g/m2 vorliegt.
[0048] Schließlich wird optional ein Gegenzug als kunstharzimprägniertes Papier mit einem
Gesamtgewicht von 150 g/m
2 bis 240 g/m
2 eingesetzt, basierend auf
- einem Rohpapier mit einem Gewicht von 70 g/m2 bis 120 g/m2
- einer Imprägnierung mit Kunstharz, hier z. B. auf Basis von Harnstoff- und/oder Melaminharz
oder Gemischen aus den beiden Harzen, welche wässrig oder als Feststoff, insbesondere
pulverförmig aufgebracht wird. Das Kunstharz wird in einer Menge von 80 g/m2 bis 120 g/m2 eingesetzt, gemessen nach der Trocknung, aber vor dem Aushärten.
[0049] Das Papier wird mit Kunstharzimprägniert, indem das Papier entweder durch ein Tränkbad
mit flüssigem Kunstharz gezogen wird, wobei das Papier mit dem Kunstharz oder Kunstharzgemisch
getränkt wird und nach dem Passieren des Bades überschüssiges Kunstharz entfernt,
z. B. abgestreift wird. Das so imprägnierte Papier wird anschließend getrocknet, wobei
darauf geachtet wird, dass das Kunstharz nicht abschließend ausreagiert, also aushärtet.
Üblicherweise haben Imprägnate nach dem Trocknen eine Restfeuchte (VC = volatile compounds)
von VC 5% bis 6%. Alternativ oder optional im Anschluss an ein Tränken des Papiers
mit flüssigem Kunstharz wird pulverförmiges Kunstharz auf das Papier appliziert, meist
gestreut. Soweit im Zusammenhang mit dieser Erfindung kunstharzimprägniertes Papier
angesprochen wird, ist Papier gemeint, dass beispielsweise wie vorstehend beschrieben
mit Kunstharz getränkt wurde.
[0050] Die weitere Herstellung der Beschichtung auf der wasserfesten Spanplatte 1 erfolgt,
indem ein Pressgutstapel hergestellt wird, der -von oben nach unten- das Overlay 3
als kunstharzimprägniertes Papier, das Dekorpapier 2 als kunstharzimprägniertes Papier,
die wasserfeste Spanplatte 1 und optional den Gegenzug 4 als kunstharzimprägniertes
Papier aufweist. Der Pressgutstapel wird dann in einer Kurztakt-Heißpresse zu einem
Laminat verpresst wird, wobei die Kurztaktpresse ein oberes Pressblech aufweist, dass
auf das Overlay 3 einwirkt, und wobei
- unter Wirkung von erhöhtem Druck mind. 25 kg/cm2 und erhöhter Temperatur von z. B. 200 °C
- und einer Presszeit von 6 Sekunden bis 30 Sekunden
- optional unter Ausbildung einer Oberflächenstruktur, die ggf. auf das Dekor angepasst
ist (sogenanntes "embossed in register") ein Laminat hergestellt wird.
[0051] Der Pressgutstapel wird in der Presse so weit erhitzt, dass das Kunstharz zunächst
verflüssigt wird und anschließend chemisch aushärtet, wobei es sich beim Abkühlen
nach der Presse verfestigt. Die Struktur wird beim Ausführungsbeispiel 1 in das sich
verflüssigende Kunstharz eingeprägt und durch das Aushärten des Kunstharzes fixiert.
Ein Prägen der Oberfläche ist typisch bei Einsatz von kunstharzimprägnierten Papieren,
Lack, Furnier oder Folien, insbesondere Metall- bzw. Kunststofffolien.
[0052] Weiter optional kann nach dem Verpressen auf das Overlay 3 eine ein- oder mehrschichtige
Lackschicht aufgebracht werden, insbesondere um Oberflächeneigenschaften wie Glanz,
Hochglanz oder Mattheit der Oberfläche einzustellen oder um Anti-Fingerprint-Eigenschaften
zu schaffen. Der Lack wird bevorzugt als UV-Lack, z. B. als Acryllack oder als Urethanlack,
typisch als UV- oder strahlungshärtender Lack aufgebracht, meist in zwei bis drei
Schichten, wobei bevorzugt bei mehrschichtigem Lackauftrag nach dem Aufbringen jeder
Lackschicht die bereits aufgetragene Schicht angeliert wird. Nach dem Auftragen der
letzten Lackschicht erfolgt das vollständige Aushärten der Lackschichten. Das Haften
der Lackschicht auf dem Overlay 3 kann optional verbessert werden, indem ein Primer
auf das Overlay 3 aufgetragen wird, bevor der Lack aufgetragen wird.
[0053] Ausführungsbeispiel 1 beschreibt damit eine wasserfeste Spanplatte 1, auf die eine
zweischichtige Beschichtung aus jeweils einer Lage von kunstharzgetränktem Papier
auf die Oberseite 1a der Spanplatte 1 aufgebracht wird. Auf die Unterseite 1b kann
optional ebenfalls ein kunstharzgetränktes Papier aufgebracht werden. Nach einer weiteren
Variante dieses Ausführungsbeispiels können auf die Oberseite 1a auf das kunstharzgetränkte
Papier noch eine oder mehr Lackschichten aufgebracht werden, ggf. nach Aufbringen
eines Primers, der die Haftung des Lacks auf dem kunstharzgetränkten Papier verbessert.
[0054] Durch die Oberflächenbeschichtung verbessert sich die Nutzbarkeit der wasserfesten
Spanplatte 1. Die Beschichtung schafft eine glatte und hochfest Oberfläche, abgesehen
von einer ggf. aufgebrachten Struktur. Damit ist die Oberfläche der Oberseite 1a besser
zu pflegen und besser gegen äußere Einflüsse geschützt. Zudem ist die Kantenquellung
minimal.
Ausfiihrungsbeispiel 2:
Trägerplatte mit Papieraufbau verpresst
[0055] Auf wasserfeste Spanplatte 1 (Format: 2800 × 2070 × 25 mm) wird gemäß Fig. 2 auf
Oberseite 1a und Unterseite 1b beidseitig jeweils ein Dekorpapier 2 und ein Overlay
2aufgelegt und dieser Pressgutstapel aus fünf Schichten wird in einer Kurztaktpresse
verpresst. Overlay 3 und Dekorpapier 2 werden jeweils als kunstharzgetränkte Papiere
eingesetzt. Es entsteht eine beschichtete wasserfeste Spanplatte 1, die eine höhere
Stossfestigkeit und eine niedrigere Quellung besitzt, als ein gleicher Aufbau mit
einer Standard-Spanplatte P2. Die erfindungsgemäß hergestellte, beidseitig beschichtete
wasserfeste Spanplatte 1 kann in mechanisch und hygrisch hoch beanspruchten Bereichen
eingesetzt werden (vertikale Anwendungen). Es kann sich dabei z. B. um den Bau von
Bad- oder Küchenmöbeln oder um den Ausbau von Küchen, Toilettenanlagen und von Umkleidekabinen
in Feuchtbereichen oder um den Innenausbau von Schiffen handeln, insbesondere dann,
wenn die wasserfeste Spanplatte zusätzlich schwer entflammbar ausgerüstet ist. Eine
Prüfung der Stossfestigkeit nach der DIN EN 14323-07/2017, Abschnitt 5.13 mit der
grossen Kugel ergab einen Wert 1600 mm. Eine Prüfung einer Standard-Spanplatte P2
mit der gleichen Beschichtung ergab einen Wert von 1200 mm. Beide Platten erreichten
bezüglich der Abriebfestigkeit die Klasse 4 (> 350 Umdrehungen)
[0056] Eingesetzt wird für das Ausführungsbeispiel 2 jeweils ein oberes und ein unteres
Dekorpapier 2 als kunstharzimprägniertes Papier mit einem Gesamtgewicht von 110 bis
200 g/m
2, basierend auf
- einem Dekorrohpapier mit einem Gewicht von 50 bis 90 g/m2, mit
- eine vor oder nach dem Bedrucken durchgeführte Imprägnierung mit Kunstharz, z. B.
auf der Basis von Harnstoff- oder Melaminharz oder einem Gemisch der beiden Harze,
wobei das Kunstharz flüssig oder als Feststoff, insbesondere pulverförmig aufgebracht
wird. Anschließend wird das Kunstharz getrocknet, aber noch nicht ausgehärtet, bis
es mit einem Gewicht von 60 g/m2 bis 110 g/m2 vorliegt.
[0057] Weiter wird jeweils ein oberes und ein unteres Overlay 3 als kunstharzimprägniertes
Papier mit einem Gesamtgewicht von 120 bis 400 g/m
2 eingesetzt, basierend auf
- einem Rohpapier mit einem Gewicht von 25 g/m2 bis 50 g/m2
- einer Imprägnierung mit Kunstharz, z. B. auf Basis von Melaminharz, das wässrig oder
als Feststoff, insbesondere pulverförmig aufgebracht wird, und dass nach der Trocknung
mit einem Gewicht von 85 g/m2 bis 320 g/m2 vorliegt.
[0058] Die weitere Herstellung der Beschichtung auf der wasserfesten Spanplatte 1 erfolgt,
indem ein Pressgutstapel hergestellt wird, der von oben und unten das obere Overlay
3 als kunstharzimprägniertes Papier, das obere Dekorpapier 2 als kunstharzimprägniertes
Papier und die wasserfeste Spanplatte 1 sowie das untere Dekorpapier 2 und das untere
Overlay 3 aufweist. Der Pressgutstapel aus fünf Schichten wird in einer Kurztakt-Heißpresse
zu einem Laminat verpresst, wobei die Kurztaktpresse ein oberes Pressblech aufweist,
dass auf das obere Overlay 3 einwirkt, und wobei
- unter Wirkung von erhöhtem Druck mind. 25 kg/cm2 und erhöhter Temperatur von z. B. 200 °C
- und einer Presszeit von 6 Sekunden bis 30 Sekunden
- optional unter Ausbildung einer Oberflächenstruktur, die ggf. auf das Dekor angepasst
ist (sogenanntes "embossed in register") ein Laminat hergestellt wird.
[0059] Die so hergestellte, beidseitig beschichtete wasserfeste Spanplatte 1 kann insbesondere
in vertikalen Anwendungen, z. B. Raumteilern oder Schrankwänden eingesetzt werden.
Sie weist besondere Festigkeit auf und kann -anders als Standard-Spanplatten P2- in
Feucht- und Nassräumen eingesetzt werden oder aber auch in klimatisch schwierigen
Bedingungen, z. B. Bereichen mit hoher Luftfeuchtigkeit wie Bädern oder Saunen, Wäschereien
oder Waschstraßen.
Ausführungsbeispiel 3:
Aufkaschieren von CPL/HPL
[0060] Beschichtet wird eine wasserfeste Spanplatte 1 (Format: 2800 × 600 × 28/ 38 mm) gemäß
Fig. 3 mit einem an einer Kante angefrästen Profil 5, hier beispielhaft als eine Rundung
zur Unterseite 1b hin ausgeführt. Eine solche Spanplatte 1 wird auch als Strang bezeichnet
und wird beispielsweise als Arbeitsplatte in Küchen, Werkstätten oder Laboren eingesetzt.
[0061] Auf der Oberseite 1a wird ein Dünnlaminat (continuous pressure laminate CPL oder
high pressure laminate HPL) mit hier z. B. 0,5 mm Stärke und auf der Unterseite 1b
wird ein Gegenzug 4 mit Hilfe eines Klebstoffs 6, hier z. B. eines Hotmelts aufgeklebt.
Das Dünnlaminat 7 besteht aus einem Overlay, einem Dekorpapier und mehreren Unterlagspapieren,
die unter dem Dekorpapier angeordnet sind. Das Dekorpapier und das Overlay sind jeweils
mit Melaminharz imprägniert. Die Unterlagspapiere sind entweder mit einem Melamin-/Phenolmischharz
(bei Einsatz von CPL) oder mit einem Phenolharz (bei Einsatz von HPL) imprägniert.
Diese Dünnlaminate 7 wurden entweder auf einer Contipresse (CPL) oder einer Etagenpresse
(HPL) hergestellt. Die Auftragsmenge des Hotmelts beträgt ca. 100 g/m
2.
[0062] Als Gegenzug 4 kommt auf der Unterseite 1b der wasserfesten Spanplatte 1 entweder
ein Dünnlaminat 7, alternativ eine Kunststofffolie oder ein Papier zur Anwendung,
das mit der gleichen Menge an Klebstoff wie das Dünnlaminat 7 mit der Spanplatte 1
verklebt wird.
[0063] Das Verpressen erfolgt in einer Kaschierpresse bei ca. 120°C, 300 N/cm
2 und einer Pressdauer von ca. 1 Sekunde, wobei in einem ersten Pressgang zunächst
der Gegenzug 4 und in einem zweiten Pressgang danach das Dünnlaminat 7 jeweils auf
die Unterseite 1b und die Oberseite 1a der Spanplatte 1 aufgeklebt werden.
[0064] Nach dem Abkühlen des Klebstoffs wird das auf die Oberseite 1a der Spanplatte 1 aufgeklebte
Dünnlaminat 7 auf der angefrästen Kante fixiert, indem auf einer Postformingeinrichtung
ein PVAc-Kleber auf die profilierte Kante aufgetragen wird, das Dünnlaminat 7 um das
angefräste Profil 5 herum verformt und mit Hilfe des PVAc-Klebers auf der Kante fixiert
wird. Bei diesem Ausführungsbeispiel sind also Oberseite 1a, Unterseite 1 b und eine
Kante der wasserfesten Spanplatte 1 beschichtet.
[0065] An dieser wasserfesten Spanplatte 1und einem Vergleichsmuster mit einer Standard-Spanplatte
P2, die mit einem 0,8 mm dicken Laminat beschichtet wurde, wurde eine Prüfung auf
Stossfestigkeit gemäss der DIN EN 438-2019-03, Tl. 2 Prüfung 20 durchgeführt. Dabei
erreicht das aufkaschierte Laminat 7 auf der wasserfesten Spanplatte 1 trotz deutlich
geringerer Stärke (0,5 mm vs. 0,8 mm) ebenfalls einen Stossfestigkeitswert von 22
N. Zudem war auch die Oberflächenruhe im Postforming-Bereich der wasserfesten Spanplatte
1 wegen der höheren Rohdichte deutlich besser. Weiter lassen sich offenbar mit einem
dünneren Laminat auch engere Postformingradien realisieren. Dadurch erweitern sich
die Gestaltungsmöglichkeiten und entsprechend die Verwendungsmöglichkeiten einer mittels
Kaschierung beschichteten wasserfesten Spanplatte 1 gegenüber einer gleichartig beschichteten
Standard-Spanplatte P2 erheblich.
Ausfiihrungsbeispiel 4:
Trägerplatte Fussboden mit Papieraufbau verpresst
[0066] Auf die Oberseite 1a einer wasserfesten Spanplatte 1 (Format: 2800 × 2070 × 10 mm)
wird ein Dekorpapier 2 und ein Overlay 3 (z. B. ein Overlay für Nutzungsklasse 34
gemäss DIN EN 13329) aufgelegt; ein optional eingesetzter Gegenzug 4 wird unter die
Unterseite 1a der Spanplatte 1 gelegt. Der Aufbau entspricht der schematischen Darstellung
in Fig. 1. Dieser Pressgutstapel aus vier Schichten wird in einer Kurztaktpresse verpresst.
Overlay 3, Dekorpapier 2 und der optional eingesetzte Gegenzug 4 werden jeweils als
kunstharzimprägnierte Papiere eingesetzt.
[0067] Es entsteht eine beschichtete wasserfeste Spanplatte 1, die eine höhere Stossfestigkeit
besitzt, als ein gleicher Aufbau mit einer gleich beschichteten Standard-Spanplatte
P2. Eine Prüfung der Stossfestigkeit nach der DIN EN 14323-07/2017, Abschnitt 5.13
mit der grossen Kugel ergab einen Wert 1800 mm. Eine Prüfung einer Standard-Spanplatte
P2 mit der gleichen Beschichtung ergab einen Wert von 1200 mm. Beide Platten erreichten
bezüglich der Abriebfestigkeit die Nutzungsklasse 34 (DIN EN 13329: Laminatböden -
Elemente mit einer Deckschicht auf Basis aminoplastischer, wärmehärtbarer Harze, 08-2016)
[0068] Eingesetzt wird für das Ausführungsbeispiel 4 ein Dekorpapier 2 als kunstharzimprägniertes
Papier mit einem Gesamtgewicht von 110 bis 200 g/m
2, basierend auf
- einem Dekorrohpapier mit einem Gewicht von 50 bis 90 g/m2, mit
- eine vor oder nach dem Bedrucken durchgeführte Imprägnierung mit Kunstharz z. B. auf
der Basis von Harnstoff- oder Melaminharz oder einem Gemisch der beiden Harze, wobei
das Kunstharz flüssig oder als Feststoff, insbesondere pulverförmig aufgebracht wird.
Anschließend wird das Kunstharz getrocknet, aber noch nicht ausgehärtet, bis es mit
einem Gewicht von 60 g/m2 bis 110 g/m2 vorliegt.
[0069] Weiter wird ein Overlay 3 als kunstharzimprägniertes Papier mit einem Gesamtgewicht
von 120 bis 400 g/m
2 eingesetzt, basierend auf
- einem Rohpapier mit einem Gewicht von 25 g/m2 bis 50 g/m2
- einer Imprägnierung mit Kunstharz, z. B. auf Basis von Melaminharz, das wässrig oder
als Feststoff, insbesondere pulverförmig aufgebracht wird, und dass nach der Trocknung
mit einem Gewicht von 85 g/m2 bis 320 g/m2 vorliegt, sowie
- optional einem Korundgehalt von ca. 30 g/m2, welcher entweder durch Zugabe zu dem zum Imprägnieren verwendeten Kunstharz oder
durch Aufstreuen auf das auf das Papier aufgebrachte Kunstharz während oder nach dem
Imprägnierprozess eingebracht wurde. Korund muss eingesetzt werden, wenn die Nutzungsklasse
34 erreicht werden soll.
[0070] Schließlich wird optional ein Gegenzug 4 als kunstharzimprägniertes Papier mit einem
Gesamtgewicht von 150 g/m
2 bis 240 g/m
2 eingesetzt, basierend auf
- einem Rohpapier mit einem Gewicht von 70 g/m2 bis 120 g/m2
- einer Imprägnierung mit Kunstharz, z. B. auf Basis von Harnstoff- und/oder Melaminharz
oder Gemischen aus den beiden Harzen, welche wässrig oder als Feststoff, insbesondere
pulverförmig aufgebracht wird und anschließend, ggf. nach einer Trocknung mit einem
Gewicht von 80 bis 120 g/m2 vorliegt.
[0071] Die weitere Herstellung der Beschichtung auf der wasserfesten Spanplatte 1 erfolgt,
indem ein Pressgutstapel hergestellt wird, der von oben nach unten das Overlay 3 als
kunstharzimprägniertes Papier, ggf. mit Zusatz von Korund, das Dekorpapier 2 als kunstharzimprägniertes
Papier, die wasserfeste Spanplatte 1 und optional den Gegenzug 4 als kunstharzimprägniertes
Papier aufweist. Der Pressgutstapel wird in einer Kurztakt-Heißpresse zu einem Laminat
verpresst, wobei die Kurztaktpresse ein oberes Pressblech aufweist, dass auf das Overlay
einwirkt, und wobei
- unter Wirkung von erhöhtem Druck mind. 25 kg/cm2 und erhöhter Temperatur z. B. von 200 °C
- und einer Presszeit von 6 Sekunden bis 30 Sekunden
- optional unter Ausbildung einer Oberflächenstruktur, die ggf. auf das Dekor angepasst
ist (sogenanntes "embossed in register") ein Laminat hergestellt wird.
[0072] Optional kann auf das Overlay 3, in das ggf. eine Struktur eingeprägt ist, noch eine
ein- oder mehrschichtige Lackschicht aufgebracht werden, insbesondere um Oberflächeneigenschaften
wie Glanz, Hochglanz oder Mattheit der Oberfläche einzustellen oder um Anti-Fingerprint-Eigenschaften
zu schaffen. Der Lack wird bevorzugt als UV-Lack oder strahlungshärtender Lack, z.
B. als Lack auf Basis von Acrylaten und/oder Methacrylaten aufgebracht, meist in zwei
bis drei Schichten, wobei bevorzugt bei mehrschichtigem Lackauftrag nach dem Aufbringen
jeder Lackschicht die bereits aufgetragene Schicht angeliert wird. Nach dem Auftragen
der letzten Lackschicht erfolgt das vollständige Aushärten der Lackschichten. Das
Haften der Lackschicht auf dem Overlay kann optional verbessert werden, indem ein
Primer auf das Overlay aufgetragen wird, bevor der Lack aufgetragen wird.
[0073] Nach der Beschichtung werden aus der wasserfesten Spanplatte 1 durch eine Vielblattsäge
kleinere Paneele, sogenannte Rohfixmaße, erzeugt, welche anschließend an den Kanten
mit einem leimlos zu verbindenden Profil versehen werden, so dass die Paneele als
Fussbodenelemente bzw. als Wand- oder Deckenelemente einsetzbar sind. Im Vergleich
zu einer Standard-Spanplatte P2 zeigt der nach diesem Ausführungsbeispiel hergestellte
Laminatboden, der mit der wasserfesten Spanplatte 1 hergestellt wurde, ein deutlich
besseres Fräsbild.
[0074] Die so aus der beschichteten wasserfesten Spanplatte 1 hergestellten Fußbodenpaneele
können -anders als solche die aus Standard-Spanplatten P2 hergestellt werden- wegen
der aus dem weitgehend reduzierten Quellverhalten resultierenden Dimensionsstabilität
auch in feuchten Umgebungen eingesetzt werden.
Ausfiihrungsbeispiel 5:
Trägerplatte mit Flüssigoverlay inklusive Dekor-Direktdruck
[0075] Unter Verwendung einer dünnen wasserfesten Spanplatte 1 (Format: 2800 × 2070 × 10
mm) wird ein Fußbodenpaneel mit einer flüssig aufgebrachten Beschichtung aus Kunstharz
produziert (DIN EN 15668: Laminatböden - Direktbedruckte Elemente mit Kunstharz-Deckschicht,
11-2021). Die wasserfeste Spanplatte 1 wird mit flüssigem Kunstharz beschichtet, wobei
zuvor eine Grundierung auf die Spanplatte aufgebracht wird und auf diese Grundierung
dann ein Dekor im Direktdruck aufgebracht wird. Der Direktdruck wird dann überzogen
mit mindestens zwei flüssig aufgetragenen Schichten aus Kunstharz, wobei in eine nicht-außenliegende
Schicht aus Kunstharz optional Korund eingebracht wird, z. B. durch Streuen oder Düsen.
Das Korund kann auch in das flüssige Kunstharz eingemischt werden.
[0076] Die so beschichtete wasserfeste Spanplatte 1 wird in einer Kurztaktpresse (KT-Presse)
ausgehärtet. Im Einzelnen wird die Beschichtung des Ausführungsbeispiels 5 wie folgt
aufgetragen:
- Grundieren der Oberseite der wasserfesten Spanplatte mit Hilfe eines als Grundierung
flüssig aufgetragenen Kunstharzes, z. B. eines Melaminharzes, eines Harnstoffharzes
oder eines Gemisches der beiden Kunstharze in einer Menge von ca. 20 g/m2 bis 30 g /m2 (Feststoffgehalt: Melaminharz: ca. 65 Gew%, Harnstoffharz: ca. 50 Gew%). Der Auftrag
erfolgt über Walzen.
- Trocknen des Harzes mit Hilfe einer Trocknungsvorrichtung, z. B. eines Umlufttrockners
oder von IR-Strahlern auf einen Feuchtegehalt der Grundierung von ca. 20 %.
- Optional: Mehrfaches Auftragen von Farbgrundierung (z. B. Gemisch aus Pigmenten und
Bindemittel wie Kasein oder Maisprotein) in flüssiger Form in einer Menge von 5 g/m2 bis 10 g/m2 (Feststoffgehalt: ca. 50 Gew%) mit Zwischentrocknung durch eine Trocknungsvorrichtung,
z. B. durch Umluft oder IR-Strahler. Üblich ist ein Auftragen von zwei bis sechs Schichten
der Farbgrundierung. Der Auftrag der Farbgrundierung erfolgt ebenfalls über Walzenauftrag.
Dabei ist die Verwendung von Weißpigmenten (Titandioxid, Calciumcarbonat, Bariumsulfat)
bevorzugt.
- Optional: Auftrag eines flüssigen Primers, z. B. eines Isocyanat-Primers in einer
Menge von ca. 10 g/m2 bis 20 g/m2 zur Verbesserung der Haftung der nachfolgend aufzutragenden Schichten. Der Primer
wird getrocknet durch Umlufttrockner oder IR-Strahler. Es wird wiederum mit einem
Walzenauftrag gearbeitet.
- Bedrucken der ggf. durch den Primer in ihrer Haftfähigkeit verbesserten Oberseite
der wasserfesten Spanplatte, entweder analog, z. B. mittels Walze oder digital, z.
B. mit Tintenstrahldrucker mit wasserbasierten Tinten, anschließend, sofern erforderlich,
Trocknen der Tinte mit einer Trocknungsvorrichtung, z. B. mittels Umlufttrockner.
- Aufbringen einer Versiegelung mittels Walzenauftrag, wobei die flüssige Versiegelung
aus einem Kunstharz, bevorzugt aus Melaminharz (Feststoffgehalt ca. 65 Gew.-%) und
optional darin eingemischten Glaskugeln (Durchmesser Glaskugeln: 70 µm bis 90 µm)
besteht. Die Auftragsmenge des Kunstharzes liegt bei 20 g/m2 -30 g/m2 Darin sind 10 Ges.-% bis 20 Gew.-% Glaskugeln enthalten, bezogen auf die Menge des
flüssigen Kunstharzes. Anschließend erfolgt das
- Trocknen, jedoch nicht Aushärten des Kunstharzes über Umlufttrockner oder mittels
IR-Strahler, gefolgt vom Abkühlen und Zwischenlagern.
- Aufbringen eines flüssigen Kunstharzes, z. B. eines Melaminharzes im Walzenauftrag
in einer Menge von ca. 60 g/m2 bis 80 g/m2 (Feststoffgehalt ca. 65 Gew%) auf die bedruckte und bereits durch eine Schicht Kunstharz
versiegelte Seite der Platte.
- Optional: Aufstreuen von Korund auf das nicht getrocknete, flüssige Melaminharz mit
Hilfe einer Streuvorrichtung. Das Korund hat eine Körnung von F180 bis F240 gemäß
FEPA-Standard. Die Menge beträgt meist zwischen 20 g/m2 und 50 g/m2 Korund, je nach gewünschter Verschleißfestigkeit.
- Mehrfachauftrag (bevorzugt bis zu 5 Schichten) eines Kunstharzes, z. B. von Melaminharz
auf die Oberseite der Platte in einer Menge von 20 g/m2 bis 40 g/m2, wobei das Melaminharz den vorstehend angegebenen Feststoffgehalt aufweist. Beim
Auftragen der letzten Schichten werden dem Kunstharz optional Glaskugeln (Durchmesser:
70 bis 90 µm) zugegeben, auch hier wieder in einer Menge von 10 Gew.-% bis 20 Gew.-%
bezogen auf die Menge des flüssigen Kunstharzes. Nach jedem Auftrag erfolgt eine Zwischentrocknung
mit einer Trocknungsvorrichtung, z. B. mit Hilfe von Umlufttrocknern oder mittels
IR-Strahlern.
- Entsprechend zu den Beschichtungen auf der Oberseite kann optional auch der Auftrag
eines flüssigen Kunstharzes, z. B. eines Melaminharzes auf der Rückseite der Spanplatte
erfolgen. Dies kann ebenfalls mit einem Walzenauftragswerk erfolgen und der Auftrag
des flüssigen Kunstharzes kann z. B. eine Gesamtmenge von 100 g/m2 bis 140 g/m2 erreichen. Das Melaminharz weist den üblichen, vorstehend angegebenen Feststoffgehalt
auf. Zusätzlich kann noch Farbstoff oder Pigment im Kunstharz enthalten sein. Auch
hier ist eine Zwischentrocknung durchzuführen, entweder mittels Umlufttrockner oder
mittels IR-Strahler.
- Abschließend wird die ein- oder beidseitig beschichtete wasserfeste Spanplatte mit
der getrockneten, aber noch nicht ausgehärteten Beschichtung in einer Kurztakt-Heißpresse
wie bereits zum Ausführungsbeispiel 1 beschrieben, zu einem Laminat mit ausgehärtetem
Kunstharz verpresst
- unter Wirkung von erhöhtem Druck mind. 25 kg/cm2 und erhöhter Temperatur von 200 °C
- und einer Presszeit von 6 bis 30 s
- optional unter Ausbildung einer Oberflächenstruktur oberhalb des Dekors; ggf. aufeinander
angepasst, als so genanntes "embossed in register."
[0077] Die Stoßfestigkeit (grosse Kugel), die an der beschichteten wasserfesten Spanplatte
dieses Ausführungsbeispiels bestimmt wurde lag bei 1400 mm. Eine Prüfung an einem
Vergleichsprodukt mit einer Standard-Spanplatte P2 ergab lediglich eine Stoßfestigkeit
von 900 mm. Somit erreicht das Produkt mit der wasserfesten Spanplatte die Nutzungsklasse
33 wohingegen das Vergleichsprodukt mit der Standard-Spanplatte P2 lediglich die Nutzungsklasse
32 erreicht.
[0078] Falls eine weitere Bearbeitung der beschichteten wasserfesten Spanplatte, z. B. zu
einem Paneel mit profilierter Kante gewünscht ist, kann diese genauso erfolgen wie
beim Ausführungsbeispiel 4 beschrieben. Auch die Verwendung der beschichteten wasserfesten
Spanplatte oder eines aus der beschichteten Spanplatte hergestellten Paneels kann
auf die gleiche Weise erfolgen. Die Eigenschaften der gemäß Ausführungsbeispiel 5
beschichteten Trägerplatte sind denen der beschichteten Spanplatte nach dem Ausführungsbeispiel
1 vergleichbar.
Ausfiihrungsbeispiel 6
Trägerplatte Fussboden mit Papieraufbau verpresst (Elastischer Aufbau)
[0079] Auf die Oberseite 1a einer wasserfesten Spanplatte 1 (Format: 2800 × 2070 × 10 mm)
wird ein Dekorpapier 2 und ein Overlay 2 aufgelegt; ein optional eingesetzter Gegenzug
4 wird unter die Unterseite 1b der Spanplatte 1 gelegt und dieser Pressgutstapel aus
drei oder vier Schichten wird in einer Kurztaktpresse verpresst. Overlay 3, Dekorpapier
2 und der optional eingesetzte Gegenzug 4 werden jeweils als kunstharzimprägnierte
Papiere eingesetzt. Wobei als Kunstharz Polyurethandispersionen eingesetzt wurden,
hier entweder PUR CHEM WB-420 oder als haptisch weichere Variante PUR CHEM LC-380,
jeweils mit dem Vernetzer PUR-CHEM AD-200R und ggf. einem Trennmittel wie WB-475;
alle vorgenannten Produkte vom Hersteller PurChem Systems Inc.. Es entsteht eine beschichtete,
wasserfeste Spanplatte 1, die eine höhere Stossfestigkeit besitzt, als ein gleicher
Aufbau mit einer Standard-Spanplatte P2.
[0080] Eine Prüfung der Stossfestigkeit nach der DIN EN 14354:2017-11, Anhang C, erläutert,
dass ein Prüfobjekt, das eine Beständigkeit gegen Stossbeanspruchung (Elastizität)
von mehr als 1400mm aufweist, somit EC3 Stufe erreicht. DIN EN 14323-07/2017, Abschnitt
5.13 mit der grossen Kugel ergab für die erfindungsgemäße wasserfeste Spanplatte 1
einen Wert von 1500 mm. Eine Prüfung einer Standard-Spanplatte P2 mit der gleichen
Beschichtung ergab einen Wert von 1200 mm.
[0081] Eingesetzt wird für das Ausführungsbeispiel 6 ein Dekorpapier als kunstharzimprägniertes
Papier mit einem Gesamtgewicht von 110 bis 200 g/m
2, basierend auf
- einem Dekorrohpapier mit einem Gewicht von 50 bis 90 g/m2, mit
- eine vor oder nach dem Bedrucken durchgeführte Imprägnierung mit Kunstharz auf der
Basis der vorstehend beschriebenen Polyurethandispersion (Feststoffgehalt: ca. 50
Gew%). Anschließend wird das Kunstharz getrocknet, aber noch nicht ausgehärtet, bis
es mit einem Gewicht von 60 g/m2 bis 110 g/m2 vorliegt.
[0082] Weiter wird ein Overlay als kunstharzimprägnierte Papier mit einem Gesamtgewicht
von 103 bis 400 g/m
2 eingesetzt, basierend auf
- einem Rohpapier mit einem Gewicht von 18 g/m2 bis 50 g/m2
- einer Imprägnierung mit Kunstharz auf Basis der vorstehend beschriebenen PU-Dispersion
(Feststoffgehalt: ca. 55 Gew%) aufgebracht wird, und dass nach der Trocknung, aber
vor dem Aushärten mit einem Gewicht von 85 g/m2 bis 320 g/m2 vorliegt, sowie optional einem Korundgehalt von ca. 30 g/m2, welcher durch Zugabe zur Dispersion oder durch Aufstreuen während oder nach dem
Imprägnieren des Rohpapiers eingebracht wurde. Alternativ kann Korund bereits im Rohpapier
enthalten sein.
[0083] Schließlich wird optional ein Gegenzug als kunstharzimprägniertes Papier mit einem
Gesamtgewicht von 80 g/m
2 bis 240 g/m
2 eingesetzt, basierend auf
- einem Rohpapier mit einem Gewicht von 70 g/m2 bis 120 g/m2
- einer Imprägnierung mit Kunstharz auf Basis der vorstehend beschriebenen PU-Dispersion
(Feststoff-gehalt: ca. 55 Gew%), welche flüssig aufgebracht wird und welche nach dem
Trocknen, aber vor dem Aushärten mit einem Gewicht von 80 g/m2 bis 120 g/m2 vorliegt.
[0084] Die weitere Herstellung der Beschichtung auf dem Werkstück erfolgt, indem ein Pressgutstapel
hergestellt wird, der von oben nach unten das Overlay als kunstharzimprägnierte Papier,
das Dekorpapier als kunstharzimprägnierte Papier, die wasserfeste Spanplatte und optional
den Gegenzug als kunstharzimprägnierte Papier aufweist. Der Pressgutstapel wird in
einer Kurztakt-Heißpresse zu einem Laminat verpresst, wobei die Kurztaktpresse ein
oberes Pressblech aufweist, dass auf das Overlay einwirkt, und wobei
- unter Wirkung von erhöhtem Druck mind. 25 kg/cm2 und erhöhter Temperatur von z. B. 200 °C
- und einer Presszeit von 6 Sekunden bis 30 Sekunden und
- optional unter Ausbildung einer Oberflächenstruktur, die ggf. auf das Dekor angepasst
ist (sogenanntes "embossed in register") ein Laminat hergestellt wird.
[0085] Optional können auf das Overlay, in das eine Struktur eingeprägt ist, eine oder mehrere
Lackschichten aufgebracht werden, so wie zum Ausführungsbeispiel 1 beschrieben.
[0086] Auch diese Ausführung der beschichteten, wasserfesten Spanplatte weist eine sehr
niedrige Kantenquellung auf, wobei auch hier nach dem Trocknen der Platte diese auf
die ursprüngliche Dicke zurückschrumpft. Nach dem Aufbringen der Beschichtung werden
aus der wasserfesten Spanplatte auf einer Vielblattsäge kleinere Paneele, sogenannte
Rohfixmaße, erzeugt, welche anschließend mit einem leimlosen Profil versehen zu Fussbodenelementen
weiterverarbeitet werden können. Im Vergleich zu einer Standard-Spanplatte P2 zeigt
der Laminatboden, der mit der wasserfesten Spanplatte hergestellt wurde, ein deutlich
besseres Fräsbild.
Ausfiihrungsbeispiel 7:
Wasserfeste Spanplatte mit Furnieroberfläche:
[0087] Die Ausgangsmaterialien werden nachfolgend erläutert. Als Alternative zum Gegenzug
aus Papier (Alternative I) kann auch ein Gegenzug aus Furnier (Alternative II) eingesetzt
werden. Das Furnier für den Gegenzug kann von gleicher oder abweichender, insbesondere
einfacherer Qualität sein wie das Furnier für die Oberseite.
Furnier für die Oberseite: |
|
|
Stärke: |
0,6 mm |
|
Art: |
Eiche |
Papier: |
Kunstharzgetränktes Kraftpapier |
|
Papiergewicht: |
25 g/m2 |
|
Harzauftrag: |
600% |
|
Kunstharz: |
Melaminharz |
wasserfeste Spanplatte: |
Dicke 7,8 mm |
Gegenzug: |
|
|
I Papier: |
Kunstharzgetränktes Kraftpapier |
|
Papiergewicht: |
25 g/m2 |
|
Harzauftrag: |
600% |
|
Kunstharz: |
Melaminharz |
II Furnier |
Stärke |
0,6 mm |
|
Art: |
Pappel |
[0088] Die vorstehenden Angaben sind beispielhaft und können variiert werden, z. B. in Abhängigkeit
vom verwendeten Furnier, z. B. von der Furnierstärke, der Furnierfeuchte oder der
Dichte des Furniers bzw. der Holzart des Furniers.
Herstellung des kunstharzgetränkten Papiers
[0089] Das Papier wird durch ein Bad mit flüssigem Kunstharz, hier Melaminharz, geführt.
In dem Bad wird das Papier mit flüssigem Kunstharz imprägniert bzw. getränkt. Nach
dem Imprägnieren bzw. Tränken wird überschüssiges Kunstharz durch einen Abstreifer
entfernt, so dass sich allein auf der Oberseite des nun kunstharzgetränkten Papiers
eine Schicht von Kunstharz befindet. Die Oberseite des kunstharzgetränkten Papiers
besteht aus Kunstharz, hier: Melaminharz. Die Menge des eingesetzten Kunstharzes kann
variiert werden. Sie ist aber bevorzugt so bemessen, dass das aufgebrachte Furnier
beim nachfolgenden Verpressen durch das in der Presse verflüssigte Kunstharz das aufgebrachte
Furnier zu mindestens 2/3 der Furnierdicke durchdringt. Weiter bevorzugt wird das
Furnier in der Presse komprimiert. Nach einer besonders bevorzugten Ausführung ist
damit nach Abschluss des Pressvorgangs das Furnier zu mindestens 2/3, vorteilhaft
vollständig mit Kunstharz imprägniert. Ein Quellen und Schwinden des Furniers ist
damit weitgehend reduziert.
[0090] Das so getränkte Papier wird getrocknet bis auf eine Restfeuchte von z. B. 5% bis
6%. Der Harzauftrag des 25 g/m
2 schweren Papiers lag bei 600% bezogen auf das Gewicht des Papiers. Die Trocknung
erfolgt z. B. in einem Kanaltrockner, in dem Heißluftdüsen das Papier von der Oberseite
und der Unterseite anströmen und dadurch trocknen, wobei das Kunstharz aber nicht
ausgehärtet wird. Das getrocknete, kunstharzgetränkte Papier kann nun gelagert werden,
bis es verwendet wird.
[0091] Das kunstharzgetränkte Papier für den Gegenzug kann auf die gleiche Art hergestellt
werden wie vorstehend beschrieben. Auch das kunstharzgetränkte Papier für den Gegenzug
wird bis auf einen VC-Wert von z. B. 6% getrocknet. Das Furnier für den Gegenzug kann
genauso vorbereitet und anschließend auch verarbeitet werden wie das Furnier für die
Oberseite.
Herstellen der furnierten Platte
[0092] Gegenzug, Trägerplatte, kunstharzgetränktes Papier und Furnier werden zu einem Pressgutstapel
geschichtet, wobei die kunstharzgetränkten Papiere mit der Oberseite, die Kunstharz
aufweist, zur Oberseite der wasserfesten Spanplatte und mit ihrer Unterseite zum Furnier
gerichtet sind. Der Pressgutstapel wird in eine KT-Presse (Kurztaktpresse) verbracht
und dort bei einer Temperatur von 180°C, einem Druck von p = 30 N/mm
2 während einer Presszeit von 60 Sekunden verpresst.
[0093] Es kann mit einem einfachen, glatten Pressblech gepresst werden. Bei diesem Ausführungsbeispiel
können alternativ aber auch strukturierte Pressbleche als Strukturgeber eingesetzt
werden. Es kann beispielsweise ein Pressblech mit einer Holzstruktur verwendet werden.
Im Furnier ist dann die Holzstruktur des Pressblechs erkennbar, die von der Holzstruktur
des Furniers abweichen kann. Auf der Oberseite des Furniers hatte sich keine erkennbare
Melaminharzschicht ausgebildet. Die beschichtete wasserfeste Spanplatte wurde danach
optional mit einem UV-Lack mit einer Auftragsmenge von 50 g/m
2 bis 100 g/m
2 oder mit einem UV-Öl mit einer Auftragsmenge von 20 g/m
2 bis 40 g/m
2 in der Oberfläche veredelt. Die Auftragsmengen orientierten sich dabei an die gewünschte
Nutzungsklasse. In den UV-Lack kann optional Korund eingebracht sein, insbesondere
dann, wenn höhere Nutzungsklassen mit verbesserter Abriebfestigkeit erreicht werden
sollen.
[0094] Die Furnieroberfläche auf der Oberseite ist damit auf eine Weise akzentuiert bzw.
gestaltet, die bisher nicht möglich war. Die Rückseite der wasserfesten Spanplatte
kann so belassen werden, insbesondere, wenn gemäß Alternative II ein Furnier aufgebracht
wurde, oder es kann alternativ z. B. nachträglich eine Trittschalldämmung aufkaschiert
werden.
[0095] Das erfindungsgemäße Verfahren bietet eine bessere Gestaltungsmöglichkeit und damit
Gebrauchseigenschaft einer furnierten Platte.
Ausfiihrungsbeispiel 8
Beschichtung mit Hotmelt
[0096] Eine andere Alternative zur Beschichtung der Oberfläche der erfindungsgemäßen Spanplatte
ist der Auftrag eines Hotmelts, z. B. eines Polyurethan-Hotmelts (PU-Hotmelt), eines
Polyester-, Polyamid-, Polyolefin- oder Polyacetat-Hotmelts, z. B. Ethylvinylacetat-Hotmelts.
Allgemein können Thermoplaste, insbesondere nachvernetzende Thermoplaste als Hotmelts
eingesetzt werden. Hotmelts können ein- oder mehrschichtig aufgetragen werden, wobei
der mehrschichtige Auftrag bevorzugt ist. Hotmelts können dieselben Zuschlagstoffe
aufweisen, wie sie vorstehend für das Aufbringen von Kunststoff beschrieben wurden.
Hotmelts können unpigmentiert oder pigmentiert eingesetzt werden, wobei der Anteil
an Pigmenten bis zu 30 Gew.-% betragen kann. Hotmelts können transparent oder opak
sein. Ein Hotmelt kann vollflächig oder abschnittsweise auf die Oberfläche des erfindungsgemäßen
Werkstücks aufgetragen werden. Ein Hotmelt wird in einer Menge von 10 g/m
2 bis 300 g/m
2, bevorzugt in einer Menge von 50 g/m
2 bis 200 g/m
2 aufgetragen. Ein Hotmelt wird durch Abkühlen fixiert, nachdem der Hotmelt bei einer
Temperatur von 80 °C bis 160 °C, meist von 100 °C bis 130 °C aufgetragen wird. Ein
Hotmelt kann aufgewalzt, aufgerakelt oder aufgesprüht werden. Eine bereits aufgetragene
und vorzugsweise bereits abgekühlte Schicht Hotmelt kann bedruckt werden, insbesondere
mit wasserbasierter oder UVtrocknender Druckfarbe bzw. Tinte. Eine Hotmelt-Beschichtung
wird zudem oft mit einer Lackschicht kombiniert, meist mit einer abschließenden, äußeren
Lackschicht, die die Außenseite des beschichteten plattenförmigen Werkstücks bildet.
Ein Hotmelt wird zudem auch häufig zum Fixieren von anderen Beschichtungsmaterialien
eingesetzt, insbesondere in Kombination mit laminierten Werkstoffen wie Continuous
Pressure Laminate (CPL) oder High Pressure Laminate (HPL). In diesem Fall ist der
Hotmelt jedoch nicht als Oberflächenbeschichtung, sondern als Klebstoff für andere
Beschichtungswerkstoffe anzusehen.
[0097] Konkret kann eine solche Beschichtung z. B. wie folgt umgesetzt werden:
- Aufbringen eines weißpigmentierten Polyurethan-Hotmelts (PU-Hotmelt) auf die Trägerplatte
- (Auftragsmenge: ca. 60 g/m2 bis 120 g/m2), der bei einer Temperatur von 120 °C flüssig mit Hilfe eines Walzenauftragswerks
auf die Oberfläche bzw. Oberseite der Trägerplatte, die hier als Werkstück dient,
aufgetragen wird und, falls nötig, Glättung des noch flüssigen Hotmelts in einem zweiten
Auftragswerk. Der Anteil an Pigment in der PU-Formulierung liegt bei ca. 20 Gew.-%.
- Abkühlen der Oberfläche
- Aufdrucken einer weißen, flüssigen Farbschicht mit einem Digitaldrucker (Auftragsmenge:
10 g/m2 bis 20 g/m2, anschließend ggf. Trocknen der Farbschicht, z. B. durch Umlufttrockner.
- Bedrucken der Oberfläche mit Hilfe eines Digitaldruckers mit einem Dekor unter Verwendung
von wasserbasierten- oder UV-Tinten, anschließend ggf. Trocknen der Tinte, z. B. durch
Umlufttrockner.
- Aufbringen einer weiteren, nicht pigmentierten PU-Hotmelt-Schicht (Auftragsmenge:
50 g/m2) mit Hilfe eines Walzenauftragsaggregats.
- Einstreuen von Korundpartikeln in den Hotmelt (Korngröße: F180 bis F240 nach FEPA-Standard)
mit Hilfe einer Streuapparatur (Auftragsmenge: zwischen 10 g/m2 und 50 g/m2, je nach gewünschter Abriebfestigkeit).
- Auftrag einer weiteren PU-Schicht (Auftragsmenge: ca. 30 g/m2) mit einem Walzenauftragsaggregat.
- Abkühlen der Oberfläche
- Lackieren der Oberfläche mit einem UV-Lack, der ca. 30 g/m2 Nanopartikel aus Korund zur Verbesserung der Kratzfestigkeit enthält (Lack-Auftragsmenge:
10 g/m2 bis 40 g/m2) mit anschließender UV-Härtung.
[0098] Auch diese beschichtete Spanplatte kann wie zum Ausführungsbeispiel 1 beschrieben,
in Paneele zerteilt werden und mit Kantenprofilen versehen werden. Die Verwendung
der gemäß Ausführungsbeispiel 3 beschichteten Spanplatte sowie ggf. der daraus hergestellten
Paneele ist ebenfalls wie im Ausführungsbeispiel 1 beschrieben.
Bezugszeichenliste
[0099]
- 1
- wasserfeste Spanplatte
- 1a
- Oberseite
- 1b
- Unterseite
- 2
- Dekorpapier
- 3
- Overlay
- 4
- Gegenzug
- 5
- Profil
- 6
- Klebstoff
- 7
- Dünnlaminat
1. Verfahren zum Beschichten einer wasserfesten Spanplatte, wobei die Spanplatte Späne
aus Holz und wenigstens einen Klebstoff mit einem Klebstoffanteil von mindestens 12
Gew.-% /atro Holz aufweist, mit den Schritten:
- Bereitstellen der Spanplatte, die eine Oberseite und eine Unterseite und Seitenflächen
aufweist,
- Auftragen einer Beschichtung,
- Aufbringen eines Dekors,
- ggf. Strukturieren der Beschichtung, jeweils auf mindestens einem Abschnitt einer
Oberseite, einer Unterseite oder einer Seitenfläche, sowie
- ggf. Aushärten der Beschichtung.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung ausgewählt ist aus der Gruppe wärmehärtbarer Kunstharze, beispielsweise
Melaminharz, Polyurethanharz, Lacke, beispielsweise UV-härtbare Lacke oder Hotmelt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung als flüssige Beschichtung, als partikelförmige Beschichtung, in
Form von Papier und/oder in Form einer Folie, eines Furniers, eines Schichtstoffs
und/oder eines Filzes aufgetragen wird.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung ein- oder mehrschichtig ist.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung unter Einwirkung von Druck und/oder Temperatur ausgehärtet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung durch Strahlung, insbesondere elektronenhärtender Strahlung oder
UV-Strahlung gehärtet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung durch Klebstoff auf der wasserfesten Spanplatte fixiert wird.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Strukturieren durch mechanische oder chemische Mittel erzeugt wird.
9. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung mit Zuschlagstoffen, insbesondere Korund oder Glasperlen, versehen
wird.
10. Spanplatte, hergestellt aus einem Werkstoff, aufweisend lignocellulosische Späne und
mehr als 12 Gew.-% Klebstoff, wobei das plattenförmige Werkstück eine Oberseite, eine
Unterseite und Seitenflächen aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass Oberseite, Unterseite oder wenigstens eine Seitenfläche mindestens abschnittsweise
mit einer Beschichtung versehen sind, die ein Dekor und optional eine Struktur aufweisen.
11. Spanplatte nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass ein Primer zwischen Werkstück und Beschichtung oder auf eine Beschichtung aufgetragen
ist.
12. Spanplatte nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass ein Klebstoff zwischen Werkstück und Beschichtung aufgetragen ist.
13. Spanplatte nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens zwei einander gegenüberliegende Seitenflächen ein Profil aufweisen.
14. Verwendung der Spanplatte mit einer Beschichtung nach den Ansprüchen 10 bis 13 als
Fußbodenbelag, Wandbelag, Deckenbelag.