[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Zuführen von Blech zu einer
Weiterverarbeitungseinheit. Die vorliegende Erfindung betrifft weiterhin ein System
zum Bearbeiten von Blech und ein Verfahren zum Zuführen von Blech zu einer Weiterverarbeitungseinheit.
[0002] Aufgrund der technologischen Entwicklung und vor dem Hintergrund politischer Vorgaben
hat die Elektromobilität in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Sowohl
in der Produktion von Fahrzeugen (Autos, Lastwagen, Motorräder, aber auch Fahrräder
etc.), als auch in anderen Bereichen, ist neben der Entwicklung und Herstellung von
Batterien auch der Herstellungsprozess von Elektromotoren ein hochrelevanter Faktor.
[0003] Die in einem Rotor oder Stator eines Elektromotors enthaltenen Lamellenpakete umfassen
eine Vielzahl an dünnen Blechen (auch als Elektrobleche bezeichnet). Diese Elektrobleche
weisen hervorragende Eigenschaften bei der Leitung und Verstärkung von Magnetfeldern
auf, wobei die Zusammensetzung und Spannungsfreiheit der Bleche sowie auch deren Isolation
gegenüber einander die Effizienz des Elektromotors beeinflussen.
[0004] In der Serienproduktion von derartigen Lamellenpaketen, aber auch anderen Blechbauteilen
werden dabei oft große (Transfer-) Pressen eingesetzt, in denen bandförmiges Material
(in der Regel von der Rolle bzw. vom Coil kommend) häufig in mehreren Stufen ausgestanzt
und umgeformt wird. Da die Rollen, auf denen das Blech aufgewickelt ist, nur eine
bestimmte Menge Blech (Länge) umfassen, muss die Presse angehalten werden, wenn das
Blechende auf der Rolle erreicht ist. Der Rest des Blechs muss ausgefahren werden.
Umgekehrt kann das neue Blech erst eingefahren bzw. verarbeitet werden, wenn dieses
durch die gesamte Länge der Presse durchgeführt wurde. Dies führt zu erheblichem Ausschuss
an ungenutztem Blech, aber auch zu Produktivitätsverlusten aufgrund von Nebenzeiten
für die Einrichtung, in denen die verwendeten Maschinen nicht produktiv arbeiten.
[0005] Ausgehend hiervon stellt sich der vorliegenden Erfindung die Aufgabe, einen Ansatz
zum Zuführen von Blech zu einer Weiterverarbeitungseinheit bereitzustellen, bei dem
unproduktive Nebenzeiten vermieden werden und der Materialausschuss verringert wird.
Insbesondere soll im Vergleich zu bisherigen Ansätzen eine schnellere Verarbeitung
ermöglicht werden. Dies wiederum soll eine effiziente Herstellung von Blechbauteilen
ermöglichen.
[0006] Zum Lösen dieser Aufgabe betrifft die vorliegende Erfindung in einem ersten Aspekt
eine Vorrichtung zum Zuführen von Blech zu einer Weiterverarbeitungseinheit, mit
- einer Zuführungseinheit zum Empfangen eines ersten Blechs von einer ersten Blechrolle
mit gewickeltem Blech und eines zweiten Blechs von einer zweiten Blechrolle mit gewickeltem
Blech;
- einer Abgabeeinheit zum kontinuierlichen Weiterleiten von Blech an die Weiterverarbeitungseinheit;
- einer ersten Festlegungseinheit zum Festlegen eines Anfangsabschnitts des zweiten
Blechs auf einer Seite der Zuführungseinheit, wenn ein Ende des ersten Blechs erreicht
ist;
- einer zweiten Festlegungseinheit zum Festlegen eines Abschnitts des ersten Blechs
auf einer Seite der Abgabeeinheit, wenn das Ende des ersten Blechs erreicht ist;
- einer Bearbeitungseinheit zum Bearbeiten des Endabschnitts des ersten Blechs und des
Anfangsabschnitts des zweiten Blechs zwischen den Festlegungseinheiten; und
- einer Fügeeinheit zum Zusammenfügen des bearbeiteten Endabschnitts mit dem bearbeiteten
Anfangsabschnitt zwischen den Festlegungseinheiten.
[0007] In einem weiteren Aspekt betrifft die vorliegende Erfindung ein System zum Bearbeiten
von Blech, mit:
- einer Vorrichtung wie zuvor definiert;
- einem Blechspeicher zum Aufnehmen von Blech und zum Bereitstellen eines Puffers, wobei
der Blechspeicher zwischen der Vorrichtung und einer Weiterverarbeitungseinheit angeordnet
ist.
[0008] Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein entsprechend der Vorrichtung ausgebildetes
Verfahren zum Zuführen von Blech zu einer Weiterverarbeitungseinheit.
[0009] Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung werden in den abhängigen Ansprüchen beschrieben.
Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden
Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen
Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden
Erfindung zu verlassen. Insbesondere können die Vorrichtung, das System und das Verfahren
entsprechend der für das System und die Vorrichtung in den abhängigen Ansprüchen beschriebenen
Ausgestaltungen ausgeführt sein.
[0010] Erfindungsgemäß ist es vorgesehen, dass zwischen Blechrollen und Weiterverarbeitungseinheit
(beispielsweise einer Durchlauf-Transferpresse und/oder einem Stanzfolgewerkzeug)
eine Vorrichtung zum Zuführen von Blechen angeordnet ist. Diese Vorrichtung empfängt
Blech von einer ersten Blechrolle und von einer zweiten Blechrolle. Sobald ein Ende
des ersten Blechs auf der ersten Blechrolle bzw. in der Vorrichtung erreicht ist,
wird dessen Endabschnitt in einer zweiten Festlegungseinheit festgelegt (fixiert).
Zudem wird in einer ersten Festlegungseinheit ein Anfangsabschnitt des zweiten Blechs
festgelegt (fixiert). Es werden dann der Endabschnitt des ersten Blechs und der Anfangsabschnitt
des zweiten Blechs zwischen den beiden Festlegungseinheiten bearbeitet und im Anschluss
daran zusammengefügt. Nach dem Zusammenfügen kann das Blech an die Weiterverarbeitungseinheit
weitergeleitet werden.
[0011] Im Gegensatz zu bisherigen Ansätzen ermöglicht die erfindungsgemäße Vorrichtung bzw.
das erfindungsgemäße System ein kontinuierliches Weiterleiten von Blech an die Weiterverarbeitungseinheit.
Durch ein Verbinden des ersten Blechs mit dem zweiten Blech, wenn das erste Blech
zu Ende geht, kann der Weiterverarbeitungseinheit kontinuierlich Blech zugeleitet
werden. Es ist insoweit nicht notwendig, dass beim Blechende der komplette Blechrest
aus der Maschine herausgefahren wird und die Produktion in dieser Zeit unterbrochen
wird. Unproduktive Nebenzeiten werden verringert. Zudem wird erreicht, dass die Menge
an Ausschuss vermindert bzw. minimiert wird. Insbesondere wird es ermöglicht, dass
es überhaupt nicht erforderlich ist, die Produktion anzuhalten. Im Gegensatz zu bisherigen
Ansätzen wird also die Effizienz in der Verarbeitung von Blechen bzw. in der Serienproduktion
von Blechbauteilen erhöht.
[0012] Die Verbindung des Anfangs des neuen Blechs mit dem Ende des alten Blechs erfolgt
derart, dass der Umform-Stanz-Prozess nicht beeinträchtigt wird. Dabei wird sichergestellt,
dass die Fügeeinheit beim Zusammenfügen des bearbeiteten Endabschnitts mit dem bearbeiteten
Anfangsabschnitt eine Fügestelle erzeugt, die zum einen die Prozesskräfte überträgt,
die beispielsweise durch den Bandzug entstehen, und zum anderen auch eine Naht erzeugt,
die umformbar und stanzbar ist. Im Gegensatz zu bisherigen Ansätzen erfolgt insoweit
die Verlängerung bzw. das Zusammenfügen nicht überlappend, sodass die Dicke des Blechs
im Bereich der Verbindung nicht bzw. nur unwesentlich erhöht wird.
[0013] Die Verwendung eines Blechspeichers im erfindungsgemäßen System ermöglicht eine kontinuierliche
Zuführung von Blech zur Weiterverarbeitungseinheit. Insbesondere kann während des
Festlegens des Anfangsabschnitts des zweiten Blechs und des Endabschnitts des ersten
Blechs in den Festlegungseinheiten und des damit verbundenen Anhaltens der Weiterleitung
eine Pufferung erfolgen, sodass der Weiterverarbeitungseinheit kontinuierlich Blech
zugeführt werden kann.
[0014] In der bevorzugten Ausgestaltung ist die Bearbeitungseinheit zum Bearbeiten von Stoßkanten
der Bleche und zum anschließenden Zusammenfahren der Stoßkanten ausgebildet, um einen
technischen Nullspalt herzustellen. Zusätzlich oder alternativ ist die Fügeeinheit
zum Verbinden der Bleche an deren Stoßkanten durch Rührreibschweißen ausgebildet.
In anderen Worten werden die Stoßkanten so eng aneinander herangefahren, dass ein
Rührreibschweißen ermöglicht wird. Die erzeugte Verbindung erfüllt dabei die geforderte
Festigkeit, ohne dass eine Überlappung erforderlich ist. Es ergibt sich eine effizient
umsetzbare Verbindung bzw. ein effizient umsetzbares Zusammenfügen der Bleche.
[0015] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist die Bearbeitungseinheit zum Bearbeiten einer
ersten Seite des Anfangsabschnitts und einer gegenüberliegenden zweiten Seite des
Endabschnitts und zum anschließenden Übereinanderfahren des bearbeiteten Anfangsabschnitts
und des bearbeiteten Endabschnitts ausgebildet. Zudem ist die Fügeeinheit zum Verbinden
der Bleche durch Kleben im Bereich des Anfangsabschnitts und des Endabschnitts ausgebildet.
Vorzugsweise kann dabei ein Klebstoff mit schnellem Festigkeitsaufbau verwendet werden,
insbesondere ein polymerisierender Klebstoff. Es ist möglich, dass eine erste Seite
(Ober- oder Unterseite) des einen Blechs und eine gegenüberliegende zweite Seite (gegenüberliegende
Ober- bzw. Unterseite) des anderen Blechs bearbeitet werden. Insbesondere kann dabei
eine Schäftung erfolgen. Es kann dann nach einem Übereinanderfahren der bearbeiteten
Anfangs- und Endabschnitte ein Verbinden durch Kleben erfolgen. Bei diesem Vorgang
wird vorteilhafterweise sichergestellt, dass die Dicke der Fügestelle nicht oder nur
unwesentlich gegenüber dem verbleibenden Blech erhöht wird. Durch eine entsprechende
Auswahl einer Klebstoffchemie kann ein schneller Festigkeitsaufbau erreicht werden
und eine hochfeste Verbindung erzeugt werden. Diese Verbindung kann den Prozesskräften
widerstehen und genügt vorteilhafterweise auch den Anforderungen hinsichtlich der
Hitzebeständigkeit bzw. Druckfestigkeit im weiteren Verlauf der Blechverarbeitung,
beispielsweise in einer Durchlauf-Transferpresse.
[0016] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist die Bearbeitungseinheit zum Erzeugen einer
ineinandergreifenden Profilierung des Anfangsabschnitts und des Endabschnitts mit
einem Hinterschnitt ausgebildet. Durch einen Hinterschnitt wird es ermöglicht, dass
eine Zugkraft besser aufgenommen werden kann. Die Klebeverbindung dient lediglich
der Zusammenfügung, wohingegen die Zugkräfte im Wesentlichen durch die ineinandergreifende
Profilierung aufgenommen werden. Es ergibt sich eine höhere Zugfestigkeit, sodass
im Laufe der weiteren Verarbeitung eine ausreichende Sicherheit gegenüber einem Bruch
bzw. einem Versagen des Blechs erreicht werden kann.
[0017] In einer bevorzugten Ausgestaltung umfasst die erste Festlegungseinheit und/oder
die zweite Festlegungseinheit einen Niederhalter zum Festspannen von Blech, vorzugsweise
über eine gesamte Breite des Blechs. Ein Niederhalter dient dabei zum Fixieren bzw.
Festlegen des Blechs durch Festkleben. Es wird in anderen Worten ein Druck auf das
Blech erzeugt, sodass sich dieses nicht bewegen kann, insbesondere nicht vorwärts
oder rückwärts in Richtung der Bandlaufrichtung. Ein Niederhalter ermöglicht dabei
eine effiziente Umsetzung und eine kostengünstige Realisierung der Festlegungseinheit.
[0018] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist die Bearbeitungseinheit zum Bearbeiten des
Anfangsabschnitts und des Endabschnitts durch ein Schleif-, Stanz-, Fräs,-Laser-,
Plasma-, Wasserstrahl- oder Sägewerkzeug ausgebildet. Zusätzlich oder alternativ umfasst
die Bearbeitungseinheit einen orthogonal zu einer Laufrichtung des Blechs verfahrbaren
Werkzeugkopf. Für die Bearbeitung des Anfangsabschnitts können unterschiedliche Verfahren
eingesetzt werden. Es versteht sich dabei, dass auch Kombinationen der Verfahren einsetzbar
sind. Insbesondere ermöglichen die genannten Verfahren dabei eine effiziente Verarbeitung
bzw. Bearbeitung der Bleche. Durch die Verwendung eines orthogonal zu einer Laufrichtung
des Blechs verfahrbaren Werkzeugkopfs kann eine effiziente Einbringung einer Profilierung
oder auch andere Bearbeitung erfolgen. Insbesondere ergibt sich eine schnelle Bearbeitung,
sodass eine kontinuierliche Weiterleitung des Blechs zur weiteren Verarbeitung ermöglicht
bleibt.
[0019] In einer bevorzugten Ausgestaltung sind die Bearbeitungseinheit und die Fügeeinheit
in Form eines gemeinsamen Werkzeugantriebs unter Verwendung unterschiedlicher Werkzeuge
implementiert. Durch einen gemeinsamen Werkzeugantrieb können dabei Kosten eingespart
werden, da auf eine zusätzliche Mechanik verzichtet werden kann. Zudem kann eine präzise
Bearbeitungsabfolge automatisch eingehalten werden, sodass die Ausfallsicherheit auch
verbessert werden kann. Es ergibt sich eine effiziente Umsetzbarkeit. Dabei ist es
möglich, dass die Werkzeuge getauscht werden oder auch eine gleichzeitige Einspannung
verschiedener Werkzeuge erfolgen kann, die dann gegebenenfalls parallel oder seriell
eine Bearbeitung des Anfangs- und des Endabschnitts vornehmen können.
[0020] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist die Abgabeeinheit zum Weiterleiten des Blechs
an einen Blechspeicher, eine Durchlauf-Transferpresse und/oder an ein Stanzfolgewerkzeug
ausgebildet. Insbesondere ist es möglich, dass das Blech zunächst in einen Blechspeicher
überführt wird, der beispielsweise als Rollenspeicher mit gegeneinander verfahrbaren
Rollen oder auch in anderer Weise ausgebildet sein kann. Durch diesen Blechspeicher
kann ein kontinuierliches Weiterleiten erreicht bzw. unterstützt werden. Die Weiterverarbeitung
des Blechs erfolgt im Anschluss an den Blechspeicher. Der Blechspeicher wird insoweit
dazu genutzt, eine kurze Standzeit aufgrund der Festlegung des Anfangsabschnitts und
des Endabschnitts und des Verbindens zu puffern. Es ergibt sich eine weiter verbesserte
Effizienz.
[0021] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist die Zuführungseinheit zum Empfangen eines
Elektroblechs für ein Rotor- und/oder Statorblechpaket eines Elektromotors ausgebildet.
Vorteilhaft ist die erfindungsgemäße Vorrichtung insbesondere in der Verwendung in
der Serienproduktion von Elektroblechen für Elektromotoren, bei der es zu einem Stanzen
und Paketieren von Elektroblechen kommt. In diesem Bereich ist eine hohe Maschinenauslastung
der entsprechenden Stanz- und Paketiermaschine vorteilhaft, da diese einen wesentlichen
Kostenfaktor darstellt. Es ergibt sich eine weiter verbesserte Kosteneffizienz.
[0022] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist die Zuführungseinheit zum Empfangen des ersten
Blechs von einer ersten Haspel und des zweiten Blechs von einer zweiten Haspel ausgebildet.
Die Haspeln dienen dabei insbesondere zur Aufnahme von Blechrollen (Coils). Üblicherweise
erfolgt die Lieferung von Elektroblechen in Form solcher Coils, die dann direkt eingespannt
werden können. Durch den erfindungsgemäßen Ansatz des Verbindens eines Anfangsabschnitts
des zweiten Blechs mit einem Endabschnitt des ersten Blechs wird es möglich, dass
in Zusammenschau mit der Verwendung von zwei Haspeln zum Aufnehmen von zwei Blechrollen
eine Effizienzsteigerung realisiert wird. Eine Unterbrechung der Produktion ist nicht
oder nur in geringem Ausmaß notwendig. Während des Verwendens der ersten Blechrolle
kann die zweite Blechrolle getauscht werden. Sobald dann das Ende der ersten Blechrolle
erreicht ist, kann dieses automatisch mit dem Anfang der zweiten Blechrolle verbunden
werden. Eine effiziente Fertigung wird erreicht.
[0023] In einer bevorzugten Ausgestaltung umfasst das System eine Weiterverarbeitungseinheit
zum Weiterverarbeiten des kontinuierlich weitergeleiteten Blechs. Die Weiterverarbeitungseinheit
ist vorzugsweise als Durchlauf-Transferpresse und/oder als Stanzfolgewerkzeug zum
Stanzen des Blechs in eine vordefinierte Blechform ausgebildet. Insbesondere ist es
möglich, dass eine Durchlauf-Transferpresse und/oder ein Stanzfolgewerkzeug in der
Verarbeitung von Elektroblechen für das Stanzen und Paketieren von Elektroblechen
für Statoren und Rotoren von Elektromotoren eingesetzt werden. Es ergibt sich eine
Steigerung der Effizienz in der Herstellung von Statoren und Rotoren.
[0024] In einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Systems ist der Blechspeicher
als Bandspeicher mit mehreren verfahrbaren Umlenkrollen ausgebildet. Der Blechspeicher
ist vorzugsweise dazu ausgebildet, die Umlenkrollen nach erfolgtem Zusammenfügen des
Endabschnitts mit dem Anfangsabschnitt in einen vollständig aufgefahrenen Zustand
zu verfahren, in dem kein Puffer bereitgestellt wird und eine Weiterleitung des Blechs
ohne Biegen erfolgt. Insbesondere ist es vorteilhaft, einen Bandspeicher mit verfahrbaren
Umlenkrollen zu verwenden. Bei einem derartigen Bandspeicher ist es möglich, dass
die Rollen gegenüber einander bewegt werden, um den Weg des Bandes beim Durchlaufen
des Speichers bzw. der Rollen zu verlängern oder zu verkürzen. Hierdurch kann eine
Pufferung des Blechs erreicht werden. Während des Festlegens des Anfangsabschnitts
und des Endabschnitts in den Festlegungseinheiten wird der Bandspeicher geleert durch
ein Aufeinanderzufahren der Umlenkrollen. Besonders vorteilhaft ist es, wenn die Umlenkrollen
während eines Zeitraums, in dem eine Pufferung nicht notwendig ist, in dem also beispielsweise
ein ausreichender Blechvorrat vorhanden und das Blechende noch lange nicht erreicht
ist, in einen vollständig aufgefahrenen Zustand versetzt werden, um eine Weiterleitung
des Blechs ohne Biegen des Blechs zu ermöglichen. Das Blech wird durch das Biegen
zwar üblicherweise nicht beschädigt, jedoch können sich in der Weiterverarbeitungseinheit
Herausforderungen ergeben. Um dies zu vermeiden, wird der Puffer minimiert, solange
er nicht benötigt wird.
[0025] Unter einem Blech versteht sich hierin insbesondere ein Elektroblech, also ein dünnes
Blech mit guten Leitungs- und Verstärkungseigenschaften hinsichtlich elektrischer
und magnetischer Felder. Das Blech kann eine oder mehrere Isolierschichten umfassen.
Es ist auch möglich, dass die erfindungsgemäße Vorrichtung, das erfindungsgemäße System
bzw. das erfindungsgemäße Verfahren für andere Blecharten eingesetzt wird. Unter einer
Blechrolle versteht sich insbesondere ein Coil mit gewickeltem Blech. Eine Festlegungseinheit
kann auch als Fixiereinheit bezeichnet werden. Ein Festlegen kann insbesondere im
Sinne eines Fixierens, also eines vorübergehenden Befestigens, verstanden werden.
Ein Anfangs- oder Endabschnitt umfasst insbesondere einige Zentimeter im Bereich eines
Anfangs bzw. eines Endes eines Blechs, das von der Blechrolle mit gewickeltem Blech
bezogen wird. Unter einem kontinuierlichen Weiterleiten eines Blechs versteht sich
insbesondere ein Weiterleiten ohne Unterbrechung oder bei sehr geringer Unterbrechung
der Produktion. Insbesondere wird unter einer kontinuierlichen Weiterleitung verstanden,
dass kein Blechrest aus der Produktionslinie ausgefahren werden muss.
[0026] Die Erfindung wird nachfolgend anhand einiger ausgewählter Ausführungsbeispiele im
Zusammenhang mit den beiliegenden Zeichnungen näher beschrieben und erläutert. Es
zeigen:
- Figuren 1a bis 1c
- eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Systems zum Bearbeiten von Blech;
- Figur 2
- eine schematische Darstellung einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Zuführen von
Blech zu einer Weiterverarbeitungseinheit;
- Figur 3
- eine schematische Darstellung eines Festlegens eines Endabschnitts und eines Anfangsabschnitts
mittels eines Niederhalters;
- Figur 4
- eine schematische Darstellung eines Erzeugens eines technischen Nullspalts mittels
des Niederhalters;
- Figuren 5a und 5b
- eine schematische Darstellung einer Bearbeitung und Zusammenfügung zweier Bleche durch
Rührreibschweißen;
- Figuren 6a bis 6c
- eine schematische Darstellung einer Bearbeitung und Verbindung durch Kleben;
- Figur 7
- eine schematische Darstellung von vier beispielhaften, ineinandergreifenden Profilierungen
des Anfangsabschnitts und des Endabschnitts mit Hinterschnitt;
- Figur 8
- eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Verfahrens zum Zuführen von
Blech zu einer Weiterverarbeitungseinheit.
[0027] In den Figuren 1a bis 1c ist schematisch eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Systems 10 zum Bearbeiten von Blech 12 dargestellt. Das System 10 umfasst eine Vorrichtung
14 zum Zuführen von Blech 12 zu einer Weiterverarbeitungseinheit 16. Im dargestellten
Ausführungsbeispiel ist die Weiterverarbeitungseinheit 16 eine Durchlauf-Transferpresse,
wie sie beispielsweise in der Herstellung von Rotor- und Statorblechpaketen für Elektromotoren
verwendet wird. Im dargestellten Ausführungsbeispiel umfasst das System 10 weiterhin
einen Blechspeicher 18 zum Aufnehmen des Blechs und zum Bereitstellen eines Puffers.
Der Blechspeicher 18 ist zwischen der Vorrichtung 14 und der Weiterverarbeitungseinheit
16 angeordnet.
[0028] Das Blech 12 wird im dargestellten Ausführungsbeispiel mittels zweier Haspeln der
Anlage zugeführt. Dabei wird eine erste Blechrolle 20 in einer ersten Haspel 22 gehalten
und eine zweite Blechrolle 24 in einer zweiten Haspel 26 gehalten. Erfindungsgemäß
ist vorgesehen, dass ein erstes Blech 28 von der ersten Blechrolle 20 empfangen wird
und ein zweites Blech 30 von der zweiten Blechrolle 24 empfangen wird. Mittels der
erfindungsgemäßen Vorrichtung wird es ermöglicht, dass ein Endabschnitt des ersten
Blechs 28 mit einem Anfangsabschnitt des zweiten Blechs 30 verbunden wird, wenn das
Ende des ersten Blechs 28 bzw. das Ende der ersten Blechrolle 20 erreicht wird. Durch
das Verbinden des Endabschnitts des ersten Blechs 28 mit dem Anfangsabschnitt des
zweiten Blechs 30 in der erfindungsgemäßen Vorrichtung 14 ergibt sich die Möglichkeit
des kontinuierlichen Weiterleitens von Blech in die Weiterverarbeitungseinheit 16.
[0029] Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist dabei insbesondere der zwischen der Vorrichtung
14 und der Weiterverarbeitungseinheit 16 angeordnete Blechspeicher 18 vorgesehen.
Dieser Blechspeicher 18 ist im dargestellten Ausführungsbeispiel als Bandspeicher
mit mehreren verfahrbaren Umlenkrollen 32 ausgebildet. Wie in den Figuren 1a bis 1c
schematisch dargestellt, können diese Umlenkrollen 32 aufeinander zubewegt werden,
um den Weg des Blechs 12 zu verkürzen und den Speicher zu leeren. Dabei ist es möglich,
dass in der Vorrichtung 14 eine Verbindung zwischen dem Endabschnitt des ersten Blechs
28 und dem Anfangsabschnitt des zweiten Blechs 30 erzeugt wird und während des Erzeugens
der Verbindung und des damit verbundenen kurzen Unterbrechens der Blechzufuhr dennoch
eine kontinuierliche Weiterleitung von Blech 12 an die Weiterverarbeitungseinheit
16 erfolgt. In den Figuren 1a bis 1c ist dabei dargestellt, dass zunächst das erste
Blech 28 verwendet wird (Figur 1a) und dann ein Umschalten auf das zweite Blech 30
erfolgt, wenn die erste Blechrolle 20 aufgebraucht ist (Figur 1b). In Figur 1c ist
dargestellt, dass während des Betriebs des Systems 10 üblicherweise die Umlenkrollen
32 vollständig aufgefahren (aufeinander zugefahren) sind und insoweit kein Puffer
bereitgestellt wird, da dann die auf das Blech 12 einwirkende Belastung minimal ist.
Erst kurz bevor das Ende des zweiten Blechs 30 erreicht wird und ein erneutes Umschalten
erfolgt, wird der Blechspeicher 18 durch ein erneutes Ausfahren der Umlenkrollen 32
wieder gefüllt.
[0030] Es versteht sich, dass der Blechspeicher auch in anderer Form realisiert werden kann.
Erfindungsgemäß ist insoweit eine Technik vorgesehen, die es erlaubt, zwei Bänder
derart miteinander zu verbinden, dass keine oder nur minimale Nebenzeiten entstehen.
Der Blechvorschub muss also nicht verlangsamt oder angehalten werden. Hierdurch kann
die Materialnutzung gesteigert werden. Dies wird dadurch erreicht, dass der Anfang
des neuen Blechs mit dem Ende des alten Blechs so verbunden wird, dass der Umform-/Stanzprozess
nicht beeinträchtigt wird. Konkret heißt dies, dass die Fügestelle, die in der erfindungsgemäßen
Vorrichtung 14 erzeugt wird, zum einen die Prozesskräfte erträgt, die zum Beispiel
durch den Bandzug entstehen, und dass zum anderen auch die Naht bzw. die Fügestelle
umformbar und stanzbar ist.
[0031] Insbesondere ist die Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung bzw. des erfindungsgemäßen
Ansatzes vorteilhaft für den Bereich des Produzierens (Stanzens und Paketierens von
Elektroblechen für Elektromotoren).
[0032] In der Figur 2 sind schematisch die Komponenten der Vorrichtung 14 zum Zuführen von
Blech zu einer Weiterverarbeitungseinheit dargestellt. Die Vorrichtung umfasst eine
Zuführungseinheit 34, eine Abgabeeinheit 36, eine erste Festlegungseinheit 38, eine
zweite Festlegungseinheit 40, eine Bearbeitungseinheit 42 und eine Fügeeinheit 44.
Die verschiedenen Einheiten können einzeln oder kombiniert ausgeführt sein. Insbesondere
kann eine kombinierte Einheit die Funktion von zwei oder mehr der beschriebenen Einheiten
vereinen bzw. erfüllen.
[0033] Die Zuführungseinheit 34 ist dazu geeignet, Blech von Blechrollen zu empfangen. Insbesondere
können dabei Elektrobleche für Rotor- und/oder Statorblechpakete eines Elektromotors
empfangen werden. Beispielsweise kann die Zuführungseinheit 34 dabei entsprechende
Rollen oder andere Mechaniken zum Anbinden an Haspeln umfassen.
[0034] Die Abgabeeinheit 36 ist zum kontinuierlichen Weiterleiten von Blechen an die Weiterverarbeitungseinheit
ausgebildet. Je nachdem, ob eine Pufferung innerhalb der Vorrichtung 14 erfolgen kann
oder nicht, versteht sich unter einer kontinuierlichen Weiterleitung dabei eine Zuführung
von Blech an die Weiterverarbeitungseinheit mit konstanter oder annähernd konstanter
Geschwindigkeit und ohne dass beim Blechwechsel ein komplettes Ein- und Ausfahren
des Blechs erforderlich ist. Dabei kann die Abgabeeinheit 36 insoweit dazu ausgebildet
sein, einen Pufferspeicher innerhalb der Vorrichtung 14 zu verwenden oder auch einen
der Vorrichtung 14 nachgeordneten, angeordneten Blechspeicher/Pufferspeicher zu bedienen.
Bei der zweiten Möglichkeit ist unter einer kontinuierlichen Abgabe insoweit eine
Zuführung zu einem Blechspeicher bzw. eine Zusammenwirkung mit einem nachgeordneten
Blechspeicher zu verstehen, wobei sich die kontinuierliche Zuführung zur Weiterverarbeitungseinheit
durch die Zusammenwirkung mit dem Blechspeicher ergibt. Die erste Festlegungseinheit
38 und die zweite Festlegungseinheit 40 dienen insbesondere zum Festlegen bzw. zum
Fixieren des Anfangs- bzw. Endabschnitts des ersten/zweiten Blechs. Hierzu können
die Festlegungseinheiten 38, 40 beispielsweise jeweils einen Niederhalter zum Festspannen
von Blech umfassen. Durch einen derartigen Niederhalter wird das Blech auf eine Oberfläche
gepresst, sodass eine Vorwärts- bzw. Rückwärtsbewegung nicht möglich ist und eine
Bearbeitung erfolgen kann.
[0035] Die Bearbeitungseinheit 42 ist zum Bearbeiten des Endabschnitts des ersten Blechs
und des Anfangsabschnitts des zweiten Blechs zwischen den Festlegungseinheiten 38,
40 ausgebildet. Hierzu können unterschiedliche Werkzeuge vorgesehen sein. Beispielsweise
kann eine Bearbeitung durch ein Schleif-, Stanz-, Fräs-, Laser-, Plasma-, Wasserstrahl-
oder Sägewerkzeug vorgesehen sein. Durch die Bearbeitung des Endabschnitts bzw. des
Anfangsabschnitts werden die beiden Abschnitte in einen Zustand gebracht, in dem sie
dann verbunden werden können.
[0036] Die eigentliche Verbindung erfolgt mittels der Fügeeinheit 44. Die Fügeeinheit 44
dient dabei zum Herstellen einer Verbindung, die eine ausreichende Zugfestigkeit aufweist,
um eine spätere Weiterverarbeitung des Blechs in der Weiterverarbeitungseinheit zu
ermöglichen.
[0037] Insoweit ermöglicht die erfindungsgemäße Vorrichtung ein stumpfes Miteinanderfügen
von zwei bandförmigen Blechen an deren Enden, sodass sozusagen eine Art Endlosband
entsteht. Der Fügeprozess ist dabei so ausgebildet, dass er in kürzester Zeit ablaufen
kann. Idealerweise ist der Fügeprozess dabei so schnell, dass er in einer Zeit ablaufen
kann, in dem ein entsprechender Blechspeicher eine weitere Versorgung der Weiterverarbeitungseinheit
sicherstellen kann. Weiterhin ermöglicht der Fügeprozess, dass die Spannung des Blechs
bzw. des Bands und auch die von einer Stanzpresse ausgeübten Prozesskräfte bereits
kurz nach der Fügung aufgenommen werden können. Weiterhin kann die Fügezone umgeformt
und gestanzt werden. Insbesondere wird durch den erfindungsgemäßen Ansatz sichergestellt,
dass kein bzw. nur ein minimaler Materialauftrag entsteht, dass also die Dicke des
Blechs nicht merklich erhöht wird. Zudem sollen durch die Vorrichtung und den erfindungsgemäßen
Ansatz, insbesondere bei Elektroblechen, die elektrischen Eigenschaften nicht wesentlich
verändert werden.
[0038] In der Figur 3 ist schematisch ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung
im Bereich der ersten Festlegungseinheit 38 und der zweiten Festlegungseinheit 40
dargestellt. Die beiden Festlegungseinheiten 38, 40 sind im dargestellten Ausführungsbeispiel
als Niederhalter ausgebildet. Zum Bearbeiten der Kanten 46 des ersten Blechs 28 und
des zweiten Blechs 30 werden die Blechenden mittels der Niederhalter eingespannt.
Danach kann zunächst eine Kantenbearbeitung durchgeführt werden, wobei hierzu beispielsweise
ein Stanz-, Fräs-, Laser-, Plasma-, Wasserstrahlschneide- oder Sägeprozess eingesetzt
werden kann. Ein möglicher thermischer Energieeintrag und etwaige Gefügeänderungen
an den Schneidkanten können durch einen folgenden Fügeprozess ausgeglichen werden.
Die Kanten 46 werden entsprechend vorbereitet.
[0039] In der Figur 4 ist schematisch dargestellt, dass nach der Bearbeitung des Endabschnitts
des ersten Blechs und des Anfangsabschnitts des zweiten Blechs in Form der in Figur
3 dargestellten Kantenpräparation beispielsweise ein Zusammenfahren des ersten Blechs
28 und des zweiten Blechs 30 erfolgen kann. Dabei bleiben beide Bleche 28, 30 mittels
der Festlegungseinheiten 38, 40 festgelegt bzw. werden nach dem Zusammenfahren erneut
festgelegt. Insbesondere wird zwischen den beiden Blechen 28, 30 ein technischer Nullspalt
hergestellt. In anderen Worten wird also zunächst das Ende des alten Blechs über die
gesamte Breite durch einen Niederhalter fixiert. Dann wird der Anfang des neuen Blechs
ebenfalls über die gesamte Breite in geeignetem Abstand fixiert. Dann können die Kanten
mittels der Bearbeitungseinheit vorbereitet werden.
[0040] Weiterhin kann nach dem Zusammenfahren ein technischer Nullspalt erreicht werden.
Da beide Blechkanten sehr unterschiedlich in ihrer Qualität ausgeprägt sein können,
ist eine getrennte Bearbeitung möglich. Diese erfolgt im gespannten, auseinandergefahrenen
Zustand und kann gegebenenfalls mit zwei Prozessen parallel stattfinden.
[0041] Nach der Kantenpräparation kann also die Festlegung mittels der Festlegungseinheit
38, 40 gelöst werden, indem beispielsweise der Niederhalter hochfährt. Dann können
die Bleche auf dem Nullspalt zusammengeführt werden. Anschließend erfolgt ein erneutes
Festlegen durch die Festlegungseinheiten 38, 40 beispielsweise durch ein erneutes
Zufahren des Niederhalters. Dann kann eine Verbindung erfolgen. Für die Verbindung
kann beispielsweise ein Rührreibschweißprozess eingesetzt werden.
[0042] In den Figuren 5a und 5b ist als Beispiel für einen Prozess zum Zusammenfügen des
bearbeiteten Endabschnitts mit dem bearbeiteten Anfangsabschnitt ein Rührreibschweißprozess
dargestellt. Im oberen Bereich der Figuren 5a und 5b ist dabei eine Draufsicht angedeutet.
Im unteren Bereich ist eine Seitenansicht dargestellt, in der zwischen den beiden
Blechen 28, 30 eine Schweißnaht 52 verläuft.
[0043] Der Rührreibschweißprozess ist ein Fügeverfahren, bei dem die Substrate nicht aufgeschmolzen
werden müssen. Daher führt der Rührreibschweißprozess nur zu einer geringeren Beeinflussung
der elektrischen und mechanisch-technologischen Eigenschaften eines Elektroblechs.
Hierdurch kann die Aufhärtung reduziert werden, was zu einer verbesserten Stanz- und
Umformbarkeit führt. Zudem kann auch ein Magnetisierungsverhalten eines Blechwerkstoffs
nur wenig beeinflusst werden, was für die Effizienz eines Elektromotors von Relevanz
sein kann. Voraussetzung für die Verwendung des Rührreibschweißverfahrens ist üblicherweise
eine Kantenpräparation. Insbesondere muss bei Blechdicken von wenigen Zehntel Millimetern
ein (technischer) Nullspalt sichergestellt werden. Aus diesem Grund werden zunächst
die Kanten in einem ersten Schritt geglättet (präpariert), um sie dann mittels der
Festlegungseinheiten festzulegen und mit einem Werkzeug zu verschweißen.
[0044] In diesem Zusammenhang ist in den Figuren 5a und 5b dargestellt, dass zunächst eine
Profilierung der Kanten 46 mittels einem rotierenden Werkzeug 48 oder zwei rotierenden
Werkzeugen erreicht werden kann (Figur 5a). Nach einem Zusammenfahren der beiden Bleche
28, 30 kann dann dasselbe Werkzeug oder auch ein weiteres rotierendes Werkzeug 50
zum Einbringen von Reibwärme und Druck verwendet werden, um die Materialien zu verbinden.
Bei den dünnen Blechstärken, die beispielsweise bei der Herstellung von Rotor- und
Statorblechen eingesetzt werden, ist es nicht unbedingt erforderlich, ein Rührreibschweißwerkzeug
mit Pin zu verwenden. Üblicherweise kann eine Schulterreibung ausreichen.
[0045] Beim Rührreibschweißen ist es möglich, dass die Kantenprofilierung (vergleiche Figur
5a) und das Rührreibschweißen (vergleiche Figur 5b) mittels eines gemeinsamen Werkzeugantriebs
erfolgt. Üblicherweise, aber nicht notwendigerweise werden jedoch unterschiedliche
Werkzeuge eingesetzt werden.
[0046] In den Figuren 6a, 6b und 6c ist ein Ansatz zum Zusammenfügen der beiden Bleche 28,
30 mittels Klebens dargestellt. Erneut ist im oberen Bereich der Figuren eine Draufsicht
und im unteren Bereich eine Seiten- bzw. Profilansicht gezeigt. Kleben ist als kaltes
Fügeverfahren zum Erhalt der Eigenschaften der Blechware besonders geeignet. Üblicherweise
ist ein Fügen von dünner Bandware im Stumpfstoß nicht möglich. Sollen bandförmige
Materialien gefügt werden, wird daher üblicherweise eine geeignete Geometrie erzeugt.
Häufig kann dies durch eine Schäftung (beidseitige Anfasung) zur Vergrößerung der
Klebefläche erreicht werden. Zudem ergibt sich beim Kleben oft die Schwierigkeit einer
geringen Anfangsfestigkeit, da Klebstoffe abhängig vom jeweiligen System erst nach
etlichen Sekunden oder sogar vielen Minuten verfestigen, das heißt abgebunden bzw.
ausgehärtet sind und folglich erst danach belastet werden können.
[0047] Erfindungsgemäß wird daher in einer Ausführungsform vorgeschlagen, dass in einem
ersten Schritt mittels der Bearbeitungseinheit ein Profil in die Blechkanten eingebracht
wird (Figur 6a). Dieses Profil bewirkt vorteilhafterweise einen Formschluss. Beispielsweise
können hierzu die aus dem Holzbau bekannten Hakenblätter verwendet werden, übertragen
auf entsprechend dünne Substrate. Die Einbringung der Profilierung kann dabei mittels
einer entsprechend ausgebildeten Bearbeitungseinheit erfolgen. Beispielsweise kann
ein Umformen-, Schleif- oder Fräsprozess oder auch eine Kombination daraus eingesetzt
werden. Zur Sicherstellung, dass der Formschluss auch bei normal zum Stoß wirkenden
Kräften noch besteht und die Profile nicht voneinander abrutschen, kann in einem zweiten
Schritt mittels reaktiver, schneller härtender Klebstoffe (zum Beispiel Acrylate)
oder physikalisch abbindender Klebstoffe (zum Beispiel Schmelzklebstoffe) der durch
Profilierung erzeugte Formschluss in Normalrichtung gesichert und die Tragfähigkeit
zusätzlich gesteigert werden. Insoweit wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, einen Formschluss
zu verwenden, der zusätzlich geklebt wird, um Normalkräfte abzutragen bzw. ein Voneinanderabgleiten
der dünnen, profilierten Substrate zu vermeiden. In Figur 6b ist dabei dargestellt,
dass auf die profilierten Kanten Klebstoff aufgetragen wird. In Figur 6c ist dargestellt,
dass mittels der Fügeeinheit ein Zusammenfügen erfolgt.
[0048] Grundsätzlich wäre auch eine Verwendung eines Formschlusses, insbesondere durch einen
Hinterschnitt, ohne Kleben möglich, sofern durch diesen eine ausreichende Festigkeit
der Verbindung erreicht werden kann.
[0049] In Figur 7 sind vier Beispiele für mögliche Hinterschnittgeometrien dargestellt.
Die Darstellung in Figur 7 ist insbesondere als Darstellung des Blechs im Bereich
der Fügestelle nach dem Zusammenfügen zu verstehen. Dargestellt sind insoweit jeweils
der Endabschnitt des ersten Blechs 28 und der Anfangsabschnitt des zweiten Blechs
30. Üblicherweise ist eine Vorbereitung der Kanten ähnlich wie beim zuvor beschriebenen
Rührreibschweißen und der dabei dargestellten Kantenprofilierung erforderlich. Die
Kanten werden also ebenfalls zunächst glatt gefräst bzw. parallel gefräst, bevor dann
eine entsprechende Hinterschnittgeometrie erzeugt werden kann. Die dargestellten Hinterschnittgeometrien
in Figur 7 sind dabei beispielhaft und nicht abschließend zu verstehen. Durch den
Hinterschnitt kann erreicht werden, dass eine ausreichende Zugfestigkeit bereitgestellt
wird. Der Klebstoff stellt dabei insbesondere sicher, dass die Bleche nicht ausknöpfen,
das heißt, sich der Formschluss löst.
[0050] In Figur 8 ist schematisch ein erfindungsgemäßes Verfahren zum Zuführen von Blech
zu einer Weiterverarbeitungseinheit dargestellt. Das Verfahren umfasst Schritte des
Empfangens S10 eines ersten Blechs und eines zweiten Blechs, des kontinuierlichen
Weiterleitens S12 von Blechen in die Weiterverarbeitungseinheit, des Festlegens S14
eines Anfangsabschnitts des zweiten Blechs, des Festlegens S16 eines Endabschnitts
des ersten Blechs, des Bearbeitens S18 des Endabschnitts des ersten Blechs und des
Anfangsabschnitts des zweiten Blechs und das Zusammenfügen S20 der beiden Abschnitte.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann insbesondere als Betriebsverfahren für eine Fertigungsanlage
für Rotor- und/oder Statorblechpakete eingesetzt werden.
[0051] Die Erfindung wurde anhand der Zeichnungen und der Beschreibung umfassend beschrieben
und erklärt. Die Beschreibung und Erklärung sind als Beispiel und nicht einschränkend
zu verstehen. Die Erfindung ist nicht auf die offenbarten Ausführungsformen beschränkt.
Andere Ausführungsformen oder Variationen ergeben sich für den Fachmann bei der Verwendung
der vorliegenden Erfindung sowie bei einer genauen Analyse der Zeichnungen, der Offenbarung
und der nachfolgenden Patentansprüche.
[0052] In den Patentansprüchen schließen die Wörter "umfassen" und "mit" nicht das Vorhandensein
weiterer Elemente oder Schritte aus. Der undefinierte Artikel "ein" oder "eine" schließt
nicht das Vorhandensein einer Mehrzahl aus. Ein einzelnes Element oder eine einzelne
Einheit kann die Funktionen mehrerer der in den Patentansprüchen genannten Einheiten
ausführen. Die bloße Nennung einiger Maßnahmen in mehreren verschiedenen abhängigen
Patentansprüchen ist nicht dahingehend zu verstehen, dass eine Kombination dieser
Maßnahmen nicht ebenfalls vorteilhaft verwendet werden kann. Bezugszeichen in den
Patentansprüchen sind nicht einschränkend zu verstehen.
1. Vorrichtung (14) zum Zuführen von Blech (12, 28, 30) zu einer Weiterverarbeitungseinheit
(16), mit:
einer Zuführungseinheit (34) zum Empfangen eines ersten Blechs (28) von einer ersten
Blechrolle (20) mit gewickeltem Blech und eines zweiten Blechs (30) von einer zweiten
Blechrolle (24) mit gewickeltem Blech;
einer Abgabeeinheit (36) zum kontinuierlichen Weiterleiten von Blech an die Weiterverarbeitungseinheit;
einer ersten Festlegungseinheit (38) zum Festlegen eines Anfangsabschnitts des zweiten
Blechs auf einer Seite der Zuführungseinheit, wenn ein Ende des ersten Blechs erreicht
ist;
einer zweiten Festlegungseinheit (40) zum Festlegen eines Endabschnitts des ersten
Blechs auf einer Seite der Abgabeeinheit, wenn das Ende des ersten Blechs erreicht
ist;
einer Bearbeitungseinheit (42) zum Bearbeiten des Endabschnitts des ersten Blechs
und des Anfangsabschnitts des zweiten Blechs zwischen den Festlegungseinheiten; und
einer Fügeeinheit (44) zum Zusammenfügen des bearbeiteten Endabschnitts mit dem bearbeiteten
Anfangsabschnitt zwischen den Festlegungseinheiten.
2. Vorrichtung (14) nach Anspruch 1, wobei
die Bearbeitungseinheit (42) zum Bearbeiten von Stoßkanten der Bleche und zum anschließenden
Zusammenfahren der Stoßkanten ausgebildet ist, um einen technischen Nullspalt herzustellen;
und/oder
die Fügeeinheit (44) zum Verbinden der Bleche an deren Stoßkanten durch Rührreibschweißen
ausgebildet ist.
3. Vorrichtung (14) nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei
die Bearbeitungseinheit (42) zum Bearbeiten einer ersten Seite des Anfangsabschnitts
und einer gegenüberliegenden zweiten Seite des Endabschnitts und zum anschließenden
Übereinanderfahren des bearbeiteten Anfangsabschnitts und des bearbeiteten Endabschnitts
ausgebildet ist; und
die Fügeeinheit (44) zum Verbinden der Bleche durch Kleben im Bereich des Anfangsabschnitts
und des Endabschnitts ausgebildet ist, vorzugsweise unter Verwendung eines Klebstoffs
mit schnellem Festigkeitsaufbau, insbesondere eines polymerisierenden Klebstoffs.
4. Vorrichtung (14) nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Bearbeitungseinheit
(42) zum Erzeugen einer ineinandergreifenden Profilierung des Anfangsabschnitts und
des Endabschnitts mit einem Hinterschnitt ausgebildet ist.
5. Vorrichtung (14) nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die erste Festlegungseinheit
(38) und/oder die zweite Festlegungseinheit (40) einen Niederhalter zum Festspannen
von Blech (12, 28, 30), vorzugsweise über eine gesamte Breite des Blechs, umfasst.
6. Vorrichtung (14) nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei
die Bearbeitungseinheit (42) zum Bearbeiten des Anfangsabschnitts und des Endabschnitts
durch ein Schleif-, Stanz-, Fräs-, Laser-, Plasma-, Wasserstrahl- oder Sägewerkzeug
ausgebildet ist; und/oder
die Bearbeitungseinheit einen orthogonal zu einer Laufrichtung des Blechs verfahrbaren
Werkzeugkopf umfasst.
7. Vorrichtung (14) nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Bearbeitungseinheit
(42) und die Fügeeinheit (44) in Form eines gemeinsamen Werkzeugantriebs unter Verwendung
unterschiedlicher Werkzeuge (48, 50) implementiert sind.
8. Vorrichtung (14) nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Abgabeeinheit (36)
zum Weiterleiten des Blechs (12, 28, 30) an einen Blechspeicher, eine Durchlauf-Transferpresse
und/oder an ein Stanzfolgewerkzeug ausgebildet ist.
9. Vorrichtung (14) nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Zuführungseinheit
(34) zum Empfangen eines Elektroblechs für ein Rotor- und/oder Statorblechpaket eines
Elektromotors ausgebildet ist.
10. Vorrichtung (14) nach einem der vorstehenden Ansprüche, wobei die Zuführungseinheit
(34) zum Empfangen des ersten Blechs (28) von einer ersten Haspel (22) und des zweiten
Blechs (30) von einer zweiten Haspel (26) ausgebildet ist.
11. System (10) zum Bearbeiten von Blech (12, 28, 30), mit:
einer Vorrichtung (14) nach einem der vorstehenden Ansprüche; und
einem Blechspeicher (18) zum Aufnehmen von Blech und zum Bereitstellen eines Puffers,
wobei der Blechspeicher zwischen der Vorrichtung und der Weiterverarbeitungseinheit
(16) angeordnet ist.
12. System (10) nach Anspruch 11, mit einer Weiterverarbeitungseinheit (16) zum Weiterverarbeiten
des kontinuierlich weitergeleiteten Blechs (12, 28, 30), wobei die Weiterverarbeitungseinheit
vorzugsweise als Durchlauf-Transferpresse und/oder als Stanzfolgewerkzeug zum Stanzen
des Blechs in eine vordefinierte Blechform ausgebildet ist.
13. System (10) nach einem der Ansprüche 11 bis 12, wobei
der Blechspeicher (18) als Bandspeicher mit mehreren verfahrbaren Umlenkrollen (32)
ausgebildet ist; und
der Blechspeicher vorzugsweise dazu ausgebildet ist, die Umlenkrollen nach erfolgtem
Zusammenfügen des Endabschnitts mit dem Anfangsabschnitt in einen vollständig aufgefahrenen
Zustand zu verfahren, in dem kein Puffer bereitgestellt wird und eine Weiterleitung
des Blechs (12, 28, 30) ohne Biegen erfolgt.
14. Verfahren zum Zuführen von Blech (12, 28, 30) zu einer Weiterverarbeitungseinheit
(16), mit den Schritten:
Empfangen (S10) eines ersten Blechs (28) von einer ersten Blechrolle (20) mit gewickeltem
Blech und eines zweiten Blechs (30) von einer zweiten Blechrolle (24) mit gewickeltem
Blech mittels einer Zuführungseinheit (34);
kontinuierliches Weiterleiten (S12) von Blech an die Weiterverarbeitungseinheit mittels
einer Abgabeeinheit (36);
Festlegen (S14) eines Anfangsabschnitts des zweiten Blechs auf einer Seite der Zuführungseinheit
mittels einer ersten Festlegungseinheit (38), wenn ein Ende des ersten Blechs erreicht
ist;
Festlegen (S16) eines Endabschnitts des ersten Blechs auf einer Seite der Abgabeeinheit
mittels einer zweiten Festlegungseinheit (40), wenn das Ende des ersten Blechs erreicht
ist;
Bearbeiten (S18) des Endabschnitts des ersten Blechs und des Anfangsabschnitts des
zweiten Blechs mittels einer Bearbeitungseinheit (42) zwischen den Festlegungseinheiten;
und
Zusammenfügen (S20) des bearbeiteten Endabschnitts mit dem bearbeiteten Anfangsabschnitt
mittels einer Fügeeinheit (44) zwischen den Festlegungseinheiten.