[0001] Die Erfindung betrifft ein hydraulisches System zum Antrieb einer Hub-Kipp- oder
Kipp-Vorrichtung mit den Merkmalen von Anspruch 1.
[0002] Hub-Kipp- oder Kipp-Vorrichtungen werden im Bereich der Abfallentsorgung genutzt,
um Abfallbehälter in einen Sammelcontainer zu entleeren. Je nach Einleerhöhe wird
der Abfallbehälter angehoben und in einer drehenden Bewegung kopfüber gekippt, so
dass der darin enthaltene Abfall in den Sammelcontainer fällt. Derartige Vorrichtungen
kommen insbesondere an Abfallsammelfahrzeugen zum Einsatz und sind dann beispielsweise
in deren Heckbereich angeordnet.
[0003] Die Bewegung der Vorrichtung ist zumeist hydraulisch getrieben. Das bedeutet, dass
der Abfallbehälter von einem Hubwagen aufgenommen wird und zusammen mit dem Hubwagen
durch eine geeignete Hydraulik angehoben und/oder gekippt wird. Nach dem Entleeren
wird der Abfallbehälter wieder in seine normale Position gekippt und zurück auf den
Boden abgesenkt.
[0004] In den meisten Betriebssituationen kann das Zurückkippen und Absetzen schwerkraftgetrieben
erfolgen, so dass das Zurückkippen und Absetzen ohne aktiv getriebene Bewegung des
jeweiligen Hydraulikzylinders funktioniert. Einige wenige Betriebssituationen machen
aber eine aktive Absenkbewegung erforderlich. Wenn beispielsweise ein als Hecklader
ausgestaltetes Abfallsammelfahrzeug in Fahrtrichtung bergab steht, kann es passieren,
dass der Abfallbehälter in seiner Entleerposition über den Kipppunkt hinausgekippt
verharrt. Dann muss der Abfallbehälter erst wieder über den Kipppunkt zurückgekippt
werden, damit die Absetzbewegung erfolgen kann. Dazu ist es notwendig, den Hydraulikzylinder
auf der entsprechenden Seite mit Druck zu beaufschlagen, um diese Rückwärtsbewegung
einzuleiten.
[0005] Diese aktive Absenkbewegung ist aber wie vorstehend erwähnt in vielen Betriebssituationen
nicht notwendig. Dennoch muss die Druckbeaufschlagung der des Zylinders stets vorgehalten
werden, um diese Betriebssituationen abzudecken. Dies ist jedoch energieaufwändig
und damit teuer, da dafür die das System antreibende Pumpe stets laufen muss. Um dies
zu kompensieren, könnte die Pumpe selbst reguliert werden und nur in den notwendigen
Situationen auf eine entsprechende Leistung hochgefahren werden. Das bringt Nachteile
mit sich, etwa langsame Ansprechzeiten und damit Zeitverlust und teure Regelungsschaltungen.
Sowohl beim Anheben als auch beim Absetzen des Abfallbehälters gestaltet sich eine
situationsadäquate Geschwindigkeitsregelung aufwändig und muss beispielsweise über
ein Senkbremsventil realisiert werden. Die genannten Maßnahmen verursachen zudem Widerstände
im System, was Energie kostet.
[0006] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine energiesparende, schnell ansprechende
Hydraulikschaltung vorzustellen, die eine bedarfsgerechte Ansteuerung der Hydraulik
ermöglicht. Diese Aufgabe wird gelöst durch ein hydraulisches System zum Antrieb einer
Hub-Kipp- oder Kipp-Vorrichtung mit den Merkmalen von Anspruch 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen
der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche 2 bis 11.
[0007] Die Erfindung betrifft ein hydraulisches System zum Antrieb einer Hub-Kipp- oder
Kipp-Vorrichtung mit einer Pumpe, einem Reservoir für ein Hydraulikfluid und zumindest
einem hydraulisch betreibbaren Zylinder mit einem ersten Fluidkreislauf für einen
ersten Zylinderabschnitt und einem zweiten Fluidkreislauf für einen zweiten Zylinderabschnitt,
wobei der erste Fluidkreislauf eine erste Zuflussleitung zwischen Pumpe und erstem
Zylinderabschnitt aufweist sowie eine erste Rückflussleitung zwischen erstem Zylinderabschnitt
und Reservoir, dadurch gekennzeichnet, dass in der ersten Rückflussleitung ein variables
erstes Drosselelement angeordnet ist.
[0008] Das erfindungsgemäße hydraulische System kann sowohl an einem ortsfesten Abfallcontainer
als auch an einem Abfallsammelfahrzeug zum Einsatz kommen. Im Betrieb wird Hydraulikfluid
durch die Pumpe aus dem Reservoir über die erste Zuflussleitung in den ersten Zylinderabschnitt
gefördert. Dadurch wird der Kolben des Zylinders bewegt und die Hub-Kipp- oder Kipp-Bewegung
ausgeführt, wodurch ein Abfallsammelbehälter gekippt und entleert wird. Es ist also
der erste Zylinderabschnitt, der mit Druck beaufschlagt wird, um die Anhebebewegung
für den Abfallsammelbehälter auszuführen. Üblicherweise handelt es sich bei dem ersten
Zylinderabschnitt um die Kolbenseite des Hydraulikzylinders, während es sich bei dem
zweiten Zylinderabschnitt um die Stangenseite des Hydraulikzylinders handelt. Es ist
aber auch möglich, die beiden Seiten je nach Bedarf umzukehren. Nach dem Entleeren
fließt das Hydraulikfluid über die erste Rückflussleitung aus dem ersten Zylinderabschnitt
wieder zurück in das Reservoir und der Abfallsammelbehälter wird auf inverser Trajektorie
wieder zurückgekippt und abgesetzt.
[0009] Das erste Drosselelement ist variabel in dem Sinne, dass die Drosselungswirkung unterschiedlich
stark einstellbar ist. Damit lässt sich beispielsweise die Absenkgeschwindigkeit des
Abfallsammelbehälters steuern. Ist die Drosselungswirkung schwach, fließt das Hydraulikfluid
schnell zurück in das Reservoir, was eine schnelle Absenkbewegung zur Folge hat. Bei
stärkerer Drosselungswirkung ist die Absenkbewegung entsprechend verlangsamt. Sogar
ein vollständiges Stoppen der Absenkbewegung ist so möglich, indem das Drosselelement
vollständig geschlossen wird. Dies kann notwendig sein, wenn sich zum Beispiel Personen
während des Entleerzyklusses in den Bereich der Hub-Kipp- oder Kipp-Vorrichtung bewegen
und damit ihre Gesundheit gefährden.
[0010] Auch die Geschwindigkeit beim Anheben kann über das Drosselelement bei gleichbleibender
Pumpenleistung gesteuert werden. Ist das Drosselelement vollständig geschlossen, fließt
keine Hydraulikflüssigkeit zurück in das Reservoir und der erste Zylinderabschnitt
wird mit dem maximal möglichen Volumenstrom beaufschlagt, was in einer schnellen Anhebebewegung
resultiert. Ist die Drosselwirkung schwächer, fließt ein entsprechender Teil der Hydraulikflüssigkeit
zurück in das Reservoir und der Volumenstrom zum ersten Zylinderabschnitt wird geringer
und damit auch die Anhebegeschwindigkeit.
[0011] Diese Regulierung erfolgt ohne entsprechende Steuerung der Pumpe und damit mit geringerer
Ansprechzeit. Man kann damit auf die konkrete Entleersituation schneller reagieren
und die Anhebegeschwindigkeit ohne Zeitverluste von der Größe des Abfallbehälters,
dessen Füllgrad oder auch der darin enthaltenen Abfallfraktion abhängig machen.
[0012] Durch die Positionierung des Drosselelements in der Rückflussleitung, wird der Druckverlust
zwischen Pumpe und erstem Zylinderabschnitt auf ein Minimum reduziert. Damit einher
geht auch eine Reduzierung des Energieverbrauchs.
[0013] Vorteilhafterweise kann in der ersten Zuflussleitung, bevorzugt in einem Teilstück
vor dem ersten Zylinderabschnitt, ein Sperrventil angeordnet sein. Dieses Sperrventil
wird dann geschlossen, sobald der Abfallbehälter in seiner Entleerposition angekommen
ist. Damit wird verhindert, dass der Hubwagen mit dem Abfallbehälter langsam absackt,
weil Hydraulikflüssigkeit zurück in Richtung Pumpe strömt.
[0014] Die erste Rückflussleitung kann vollständig verschieden von der ersten Zuflussleitung
sein, aber auch zumindest abschnittsweise mit ihr identisch sein. In letzterem Fall
ist es vorteilhaft, wenn die erste Rückflussleitung zwischen Pumpe und erstem Zylinderabschnitt
von der ersten Zuflussleitung abzweigt. Dadurch kann die Länge der Hydraulikleitungen
minimiert und Leistungsverlusten vorgebeugt werden.
[0015] Das erfindungsgemäße System bietet damit eine schnelle Ansprechbarkeit, wobei durch
die geringe Anzahl von Komponenten auch ein geringer Leistungsverlust bewirkt wird,
was zu Energieeinsparungen führt.
[0016] Das vorstehend beschriebene Sperrventil ist dann bevorzugt zwischen dem Punkt, an
dem die erste Rückflussleitung von der ersten Zuflussleitung abzweigt, und dem ersten
Zylinderabschnitt angeordnet.
[0017] Bevorzugt ist das erste Drosselelement als Proportionaldrosselventil oder Stromregelventil
ausgestaltet, das vorzugsweise elektrisch schaltbar ist. Dies bringt den Vorteil mit
sich, dass das Drosselelement einfach und bedarfsgerecht reguliert werden kann. Damit
kann die Geschwindigkeit der Anhebe- oder Absenkbewegung kontinuierlich angepasst
werden und es ist kein zusätzliches Element wie ein Senkbremsventil notwendig, was
ebenfalls zur Energieeinsparung beiträgt.
[0018] Alternativ kann das erste Drosselelement mehrere parallel angeordnete schaltbare
Wegeventile mit jeweils in Reihe angeordneter Blende aufweisen. Damit werden diskrete
Schaltungszustände geschaffen, so dass festgelegte Anhebe- und Absenkgeschwindigkeiten
eingestellt werden können. Bevorzugt sind die Wegeventile als schaltbare 2/2-Wege-Ventile
ausgeführt. Diese Variante ist steuertechnisch einfacher zu realisieren. Die Variabilität
wird durch wechselnde Verschaltung der Ventil-Blende-Kombinationen erzeugt. Je mehr
Ventil-Blende-Kombinationen vorhanden sind, desto mehr diskrete Zustände sind möglich.
Durch unterschiedliche Blendendurchmesser kann zusätzliche Variabilität erzeugt werden.
Vorzugsweise haben die Blenden einen Durchmesser von 0,5 bis 5 Millimeter.
[0019] Weiterhin kann diese Ausgestaltung der Erfindung mit Stromregelventilen an Stelle
der Blenden ausgeführt sein, wodurch die Absenkgeschwindigkeit unabhängig vom Gewicht
der Last eingestellt werden kann.
[0020] Weiterhin ist in einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung vorgesehen, dass
die Pumpe über ein Wegeventil mit dem ersten und/oder dem zweiten Fluidkreislauf verbindbar
ist. Bevorzugt ist das Wegeventil als schaltbares 3/2-Wege-Ventil ausgestaltet, wodurch
auf einfache Weise und mit kürzestem Ansprechverhalten zwischen der Druckbeaufschlagung
des ersten und des zweiten Fluidkreislaufs gewechselt werden kann. Weiterhin bevorzugt
ist das Wegeventil ein 2/2-Wegeventil, das in dem zweiten Fluidkreislauf angeordnet
ist, wodurch die Druckbeaufschlagung der zweiten Fluidkreislaufs einfach und schnell
geschaltet werden kann.
[0021] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist zwischen der Pumpe und dem Wegeventil,
insbesondere zwischen der Pumpe und dem Punkt, an dem die erste Zuflussleitung zum
Wegeventil abzweigt, ein Stromregelventil angeordnet, das den von der Pumpe kommenden
Volumenstrom begrenzt. Damit kann bedarfsorientiert die Geschwindigkeit des Hubwagens
angepasst werden, um zu verhindern, dass dieser sich mit zu hoher Geschwindigkeit
bewegt, weil zu viel Hydraulikflüssigkeit von der Pumpe kommt.
[0022] Besonders bevorzugt ist in der ersten Zuflussleitung ein Rückschlagventil angeordnet.
Damit kann bei geöffnetem Wegeventil im zweiten Fluidkreislauf eine ungewollte Druckbeaufschlagung
im ersten Fluidkreislauf vermieden werden. Ebenso wird ein Rückfluss des Hydraulikfluids
von dem ersten Zylinderabschnitt zurück in das Reservoir und ein damit verbundenes
ungewolltes Absenken des Hubwagens vermieden.
[0023] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass der zweite
Fluidkreislauf eine zweite Zuflussleitung zwischen Pumpe und zweitem Zylinderabschnitt
aufweist sowie eine zweite Rückflussleitung zwischen zweitem Zylinderabschnitt und
Reservoir, wobei in der zweiten Rückflussleitung ein Wegeventil angeordnet ist. Durch
die zweite Zuflussleitung kann der zweite Zylinderabschnitt mit Druck beaufschlagt
werden, indem Hydraulikfluid aus dem Reservoir über die Pumpe in den zweiten Zylinderabschnitt
gefördert wird. Mit anderen Worten kann der Kolben des Zylinders in die entgegengesetzte
Richtung bewegt werden. Das Wegeventil in der Rückflussleitung ist vorzugsweise als
schaltbares 2/2-Wegeventil ausgeführt, und weist somit zumindest zwei mögliche Stellungen
auf. In einer ersten Stellung ist das Ventil offen, so dass Hydraulikfluid zurück
in das Reservoir fließen kann, beispielsweise während einer Anhebebewegung. In einer
zweiten Stellung ist das Ventil geschlossen und der direkte Rückfluss in das Reservoir
blockiert, etwa wenn bei einer Absenkbewegung der zweite Zylinderabschnitt mit Hydraulikfluid
versorgt werden soll.
[0024] Weiterhin bevorzugt ist in der zweiten Rückflussleitung ein zweites Drosselelement
angeordnet. Das zweite Drosselelement bewirkt eine zusätzliche Kontrolle des Rückflusses
des Hydraulikfluides. Insbesondere bei geschlossenem Wegeventil kann der Volumenstrom
zum zweiten Zylinderabschnitt kontrolliert werden.
[0025] Besonders bevorzugt ist daher das zweite Drosselelement parallel zu dem Wegeventil
angeordnet.
[0026] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die zweite
Rückflussleitung zwischen Pumpe und zweitem Zylinderabschnitt von der zweiten Zuflussleitung
abzweigt. Auch hier ist dann die zweite Zuflussleitung abschnittsweise identisch mit
der zweiten Rückflussleitung, wodurch der Vorteil erzielt wird, dass die Länge der
Hydraulikleitungen minimiert und Leistungsverlusten vorgebeugt wird.
[0027] Darüber hinaus eröffnet diese Abzweigung weitere Möglichkeiten, das hydraulische
System zu betreiben. Bei einer Absenkbewegung fließt Hydraulikfluid vom Reservoir,
respektive der Pumpe, zum zweiten Zylinderabschnitt. Überschüssiges Hydraulikfluid
kann unmittelbar zurück in das Reservoir fließen. Ist das Wegeventil geöffnet, wird
lediglich der Anteil an Hydraulikfluid zum Zylinder geleitet, der notwendig ist, um
den durch die Kolbenbewegung freiwerdenden Raum zu füllen. Der Rest des Hydraulikfluids
fließt in das Reservoir. Das Ergebnis ist eine rein vom Gewicht des Abfallbehälters
und der Behälteraufnahme getriebene Absenkbewegung, die rein passiv erfolgt. Ist das
Wegeventil geschlossen, wird der zweite Zylinderabschnitt mit Druck beaufschlagt und
der Kolben aktiv bewegt, so dass bedarfsgerecht eine aktive Absenkbewegung erzeugt
werden kann, um beispielsweise einen Abfallbehälter über den Kipppunkt wieder zurückzukippen.
Das führt zu einer geringeren Belastung der Leitungen und geringerem Leistungsbedarf,
da nicht stets der Volumenstrom für den zweiten Zylinderabschnitt aufrechterhalten
werden muss. Vielmehr wird er durch einfache Ventilschaltungen und - anordnungen bedarfsgerecht
bereitgestellt, wodurch das System sehr energiesparend ist.
[0028] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist das zweite Drosselelement ein Druckbegrenzungsventil
oder eine Blende. Damit kann der Druck im zweiten Zylinderabschnitt kontrolliert werden.
Im Falle einer Blende hat diese einen Durchmesser von 0,5 bis 5 Millimeter, bevorzugt
2,5 bis 3,5 Millimeter, besonders bevorzugt 2,9 bis 3,1 Millimeter.
[0029] Weitere Merkmale der Erfindung ergeben sich aus den nachfolgend dargestellten Ausführungsbeispielen.
Dabei werden gleiche Merkmale mit beziehungsweise Merkmale mit gleicher Funktion mit
denselben Bezugszeichen bezeichnet.
[0030] Es zeigen:
- Figur 1
- eine erste Ausführung eines hydraulischen Systems mit einer Schaltung für eine Anhebebewegung,
- Figur 2
- eine erste Ausführung eines hydraulischen Systems mit einer Schaltung für eine passive
Absenkbewegung,
- Figur 3
- eine erste Ausführung eines hydraulischen Systems mit einer Schaltung für einen Stoppvorgang,
- Figur 4
- eine zweite Ausführung eines hydraulischen Systems mit einer Schaltung für eine Anhebebewegung,
- Figur 5
- eine zweite Ausführung eines hydraulischen Systems mit einer Schaltung für eine passive
Absenkbewegung,
- Figur 6
- eine zweite Ausführung eines hydraulischen Systems mit einer Schaltung für eine aktive
Absenkbewegung,
- Figur 7
- eine zweite Ausführung eines hydraulischen Systems mit einer Schaltung für einen Stoppvorgang,
- Figur 8
- eine dritte Ausführung eines hydraulischen Systems mit einer Schaltung für eine Anhebebewegung.
[0031] Fig. 1 zeigt ein erfindungsgemäßes hydraulisches System in einer ersten Ausführungsform
zum Antrieb einer Hub-Kipp- oder Kipp-Vorrichtung mit einer Pumpe 1 und einem Reservoir
2 für ein Hydraulikfluid. Mit dem System werden zwei Zylinder 5 betätigt, die eine
Aufnahmevorrichtung für einen Abfallbehälter anheben und/oder kippen. Von der Pumpe
1 führt eine erste Zuflussleitung 3 zum ersten Zylinderabschnitt 4 eines Zylinders
5. Die erste Zuflussleitung 3 bildet mit der ersten Rückflussleitung 6 einen ersten
Fluidkreislauf 7, der den ersten Zylinderabschnitt 4 der Zylinder 5 mit Hydraulikfluid
versorgt.
[0032] Ein zweiter Fluidkreislauf 8 besteht aus einer zweiten Zuflussleitung 9 und einer
zweiten Rückflussleitung 10 und versorgt den zweiten Zylinderabschnitt 11 der Zylinder
5 mit Hydraulikfluid.
[0033] Bei dem ersten Zylinderabschnitt 4 handelt es sich in dieser Ausführung um die Kolbenseite
der Zylinder 5, bei dem zweiten Zylinderabschnitt 11 um die Stangenseite der Zylinder
5.
[0034] Die Pumpe ist über das als 2/2-Wege-Ventil ausgeführte Wegeventil 12 mit dem zweiten
Fluidkreislauf 8 verbindbar. Ist das 2/2-Wege-Ventil geschlossen fließt das gesamte
von der Pumpe 1 geförderte Hydraulikfluid über das Rückschlagventil 20 zum ersten
Zylinderabschnitt 4. Ist hingegen das 2/2-Wege-Ventil geöffnet, fließt das Hydraulikfluid
in den zweiten Fluidkreislauf 5 und dort je nach Betriebssituation zu dem zweiten
Zylinderabschnitt 11 oder zurück in das Reservoir 2. Das Rückschlagventil 20 ist dabei
so gewählt, dass ein ungewollter Fluss des Hydraulikfluids in den ersten Fluidkreislauf
7 vermieden wird. Gleichzeitig wird auch verhindert, dass das Hydraulikfluid aus dem
ersten Zylinderabschnitt 4 durch das Wegeventil 12 über die zweite Rückflussleitung
10 fließt und dadurch ungewollt eine Absenkbewegung erfolgt. Insbesondere im Zusammenspiel
von Wegeventil 12 und Rückschlagventil 20 kann der Fluss der Hydraulikfluids in den
ersten Fluidkreislauf 7 oder in den zweiten Fluidkreislauf 8 schnell und effizient
gesteuert werden.
[0035] Das in Fig. 1 gezeigte System ist für eine Anhebebewegung geschaltet. Das Rückschlagventil
20 verbindet die Pumpe 1 mit dem ersten Fluidkreislauf 7. Das Wegeventil 12 blockiert
den Weg für das Hydraulikfluid von der Pumpe zu der zweiten Rückflussleitung 10.
[0036] Hydraulikfluid wird aus dem Reservoir 2 in den ersten Fluidkreislauf 7 in den ersten
Zylinderabschnitt 4 der Zylinder 5 geleitet, wo es den Kolben bewegt, um die Anhebebewegung
zu erzeugen. Gleichzeitig wird der Raum im zweiten Zylinderabschnitt 11 verringert
und das dort vorhandene Hydraulikfluid wird im zweiten Fluidkreislauf 8 über die zweite
Rückflussleitung 10 in das Reservoir 2 geleitet.
[0037] Die erste Rückflussleitung 6 zweigt zwischen der Pumpe 1 und dem ersten Zylinderabschnitt
4 von der ersten Zuflussleitung 3 ab. Das bedeutet, dass in dem Leitungsabschnitt
zwischen dem Abzweigpunkt und dem ersten Zylinderabschnitt 4 die erste Zuflussleitung
3 und die erste Rückflussleitung 6 identisch sind.
[0038] In der ersten Rückflussleitung 6 ist ein erstes Drosselelement 13 angeordnet, als
Proportionaldrosselventil ausgeführt, mit dem die Geschwindigkeit der Anhebebewegung
einfach, stufenlos und mit schnellem Ansprechverhalten gesteuert werden kann. Bei
geschlossenem Drosselelement 13 wird der gesamte von der Pumpe erzeugte Volumenstrom
zum ersten Zylinderabschnitt 4 geleitet und der Abfallbehälter mit hoher Geschwindigkeit
bewegt. Ist das Drosselelement 13 geöffnet, wird ein Teil des Volumenstroms direkt
in die erste Rückflussleitung 6 abgezweigt und der in den ersten Zylinderabschnitt
4 fließende Volumenstrom ist geringer und damit auch die Anhebegeschwindigkeit. Je
weiter das Drosselelement 13 geöffnet ist, desto langsamer erfolgt die Anhebebewegung.
[0039] Durch das schnelle Ansprechverhalten des ersten Drosselelements 13 kann die Anhebegeschwindigkeit
schnell und effizient beispielsweise auf das Gewicht des Abfallbehälters beziehungsweise
das Gewicht des Inhalts das Abfallbehälters eingestellt werden. Dies kann auch automatisiert
auf Basis von Sensordaten erfolgen, indem Behälterart und/oder -inhalt sensorisch
erfasst werden und folgend die Anhebegeschwindigkeit angepasst wird.
[0040] Fig. 2 zeigt das vorstehend beschriebene hydraulische System für eine Absenkbewegung
geschaltet. Das bedeutet, dass die Absenkbewegung nur durch das Eigengewicht des Abfallbehälters
schwerkraftgetrieben und nicht durch eine Druckbeaufschlagung des zweiten Zylinderabschnitts
11 erfolgt.
[0041] Das Wegeventil 12 ist geöffnet, und weil das Rückschlagventil 20 wegen des im Gegensatz
zum Pumpendruck höheren Drucks in den Zylindern 5 einen Fluss des Hydraulikfluids
in die erste Zuflussleitung 3 verhindert, wird das gesamte von der Pumpe 1 geförderte
Hydraulikfluid in den zweiten Fluidkreislauf 8 geleitet. Der Kolben der Zylinder 5
wird durch die Gewichtskraft der Abfallsammelbehälter bewegt. Der sich vergrößernde
Raum des zweiten Zylinderabschnitts 11 wird mit Hydraulikfluid über die zweite Zuflussleitung
9 befüllt. Das überschüssige Hydraulikfluid wird über die zweite Rückflussleitung
10 in das Reservoir 2 geleitet. Dies erfolgt rein passiv, es wird kein Druck im zweiten
Zylinderabschnitt 11 durch die Pumpe 1 erzeugt, was energiesparend und materialschonend
ist.
[0042] Durch die Bewegung des Kolbens in dem Zylinder 5 wird das im ersten Zylinderabschnitt
4 vorhandene Hydraulikfluid verdrängt. Es fließt über die erste Rückflussleitung 6
durch das erste Drosselelement 13 zurück in das Reservoir 2. Die Geschwindigkeit der
Absenkbewegung ist über das erste Drosselelement 13 steuerbar. Je weiter das erste
Drosselelement 13, hier Proportionaldrosselventil, geöffnet ist, desto schneller kann
das Hydraulikfluid aus dem ersten Zylinderabschnitt 4 abfließen und desto schneller
ist die Absenkbewegung. Damit kann auch beim Absenken die Geschwindigkeit an den Bedarf
angepasst und auf Behälterart und/oder -inhalt eingestellt werden.
[0043] Ein Anhalten der Abwärtsbewegung ist möglich, indem das erste Drosselelement 13 vollständig
geschlossen wird wie in Fig. 3 dargestellt. Das Hydraulikfluid kann nun nicht mehr
aus dem ersten Fluidkreislauf 7 abfließen, da auch das Rückschlagventil 20 geschlossen
ist und der Kolben, und mit ihm der Abfallbehälter, bleibt stehen. Damit wird eine
äußerst schnelle Notabschaltung ermöglicht, wenn sich beispielsweise Passanten unbedacht
in den Arbeitsraum der Hub-Kipp- oder Kipp-Vorrichtung bewegen und damit ihre Gesundheit
gefährden. Diese Notabschaltung kann manuell oder automatisch basierend auf Sensordaten
erfolgen.
[0044] Fig. 4 zeigt ein hydraulisches System in einer zweiten Ausführungsform zum Antrieb
einer Hub-Kipp- oder Kipp-Vorrichtung mit einer Pumpe 1 und einem Reservoir 2 für
ein Hydraulikfluid. Das System ist dergestalt, dass damit zwei Zylinder 5 betätigt
werden, die eine Aufnahmevorrichtung für einen Abfallbehälter anheben und/oder kippen.
Von der Pumpe 1 führt eine erste Zuflussleitung 3 zum ersten Zylinderabschnitt 4 eines
Zylinders 5. Die erste Zuflussleitung 3 bildet mit der ersten Rückflussleitung 6 einen
ersten Fluidkreislauf 7, der den ersten Zylinderabschnitt 4 der Zylinder 5 mit Hydraulikfluid
versorgt.
[0045] Ein zweiter Fluidkreislauf 8 besteht aus einer zweiten Zuflussleitung 9 und einer
zweiten Rückflussleitung 10 und versorgt den zweiten Zylinderabschnitt 11 der Zylinder
5 mit Hydraulikfluid.
[0046] Bei dem ersten Zylinderabschnitt 4 handelt es sich in dieser Ausführung um die Kolbenseite
der Zylinder 5, bei dem zweiten Zylinderabschnitt 11 um die Stangenseite der Zylinder
5.
[0047] Über das als 3/2-Wege-Ventil ausgeführte Wegeventil 12 ist die Pumpe 1 je nach Schaltzustand
mit dem ersten Fluidkreislauf 7 und dem zweiten Fluidkreislauf 8 verbindbar.
[0048] Die erste Rückflussleitung 6 zweigt zwischen der Pumpe 1 und dem ersten Zylinderabschnitt
4 von der ersten Zuflussleitung 3 ab. Das bedeutet, dass in dem Leitungsabschnitt
zwischen dem Abzweigpunkt und dem ersten Zylinderabschnitt 4 die erste Zuflussleitung
3 und die erste Rückflussleitung 6 identisch sind. Bei einer Anhebebewegung fließt
also Hydraulikfluid von der Pumpe 1 über die erste Zuflussleitung 3 in den ersten
Zylinderabschnitt 4 der Zylinder 5 und bewegt den Kolben, so dass der Abfallbehälter
angehoben und/oder gekippt wird. Bei der nachfolgenden Absenkbewegung nach dem Entleeren
des Abfallbehälters fließt das Hydraulikfluid von dem ersten Zylinderabschnitt 4 zurück,
am Abzweigpunkt in die erste Rückflussleitung 6 und in das Reservoir 2.
[0049] In der ersten Rückflussleitung 6, in dieser Ausführung nach dem Abzweigpunkt in Richtung
Reservoir 2, ist ein variables erstes Drosselelement 13 angeordnet. Dieses ist hier
als Proportionaldrosselventil ausgeführt. Durch dieses erste Drosselelement 13 wird
der Volumenstrom des Hydraulikfluids zum Reservoir 2 kontrolliert.
[0050] Die zweite Rückflussleitung 10 zweigt zwischen Pumpe 1 und dem zweiten Zylinderabschnitt
4 von der zweiten Zuflussleitung 9 ab. Das bedeutet, dass in dem Leitungsabschnitt
zwischen dem Abzweigpunkt und dem zweiten Zylinderabschnitt 11 die zweite Zuflussleitung
9 und die zweite Rückflussleitung 10 identisch sind. Bei einer Absenkbewegung fließt
also Hydraulikfluid von der Pumpe 1 über die zweite Zuflussleitung 9 in den zweiten
Zylinderabschnitt 11 der Zylinder 5. Bei einer Anhebebewegung zum Entleeren des Abfallbehälters
fließt das Hydraulikfluid von dem zweiten Zylinderabschnitt 11 zurück, am Abzweigpunkt
in die zweite Rückflussleitung 10 und in das Reservoir 2.
[0051] In der zweiten Rückflussleitung, in dieser Ausführung nach dem Abzweigpunkt in Richtung
Reservoir 2, sind ein Wegeventil 14 und ein zweites Drosselelement 15 angeordnet.
Das Wegeventil 14 ist als 2/2-Wege-Ventil ausgeführt. Das zweite Drosselelement 15
ist als Blende mit einem Durchmesser von 3 Millimetern ausgeführt. Das zweite Drosselelement
15 ist parallel zu dem Wegeventil 14 angeordnet.
[0052] Das in Fig. 4 dargestellte hydraulische System ist für eine Anhebebewegung geschaltet.
Das Wegeventil 12 verbindet die Pumpe 1 mit dem ersten Fluidkreislauf 7. Hydraulikfluid
wird aus dem Reservoir 2 über den ersten Fluidkreislauf 7 in den ersten Zylinderabschnitt
4 der Zylinder 5 geleitet, wo es den Kolben bewegt, um die Anhebebewegung zu erzeugen.
Gleichzeitig wird der Raum im zweiten Zylinderabschnitt 11 verringert und das dort
vorhandene Hydraulikfluid wird im zweiten Fluidkreislauf 8 über die zweite Rückflussleitung
10 in das Reservoir 2 geleitet. Dafür ist das Wegeventil 14 geöffnet.
[0053] Die Geschwindigkeit der Anhebebewegung kann einfach, stufenlos und mit schnellem
Ansprechverhalten über das erste Drosselelement 13 gesteuert werden. Ist das Proportionaldrosselventil
13 geschlossen, so wird der gesamte von der Pumpe erzeugte Volumenstrom zum ersten
Zylinderabschnitt 4 geleitet und der Abfallbehälter mit hoher Geschwindigkeit bewegt.
Ist das Drosselelement 13 geöffnet, wird ein Teil des Volumenstroms direkt in die
erste Rückflussleitung 6 abgezweigt und der im Zylinder erzeugte Druck ist geringer
und damit auch die Anhebegeschwindigkeit. Je weiter das Drosselelement 13 geöffnet
ist, desto langsamer erfolgt die Anhebebewegung.
[0054] Das Proportionaldrosselventil 13 zeigt ein schnelles Ansprechverhalten, so dass die
Anhebegeschwindigkeit schnell und effizient beispielsweise auf das Gewicht des Abfallbehälters
beziehungsweise das Gewicht des Inhalts das Abfallbehälters eingestellt werden kann.
Dies kann auch automatisiert auf Basis von Sensordaten erfolgen, indem Behälterart
und/oder -inhalt sensorisch erfasst werden und folgend die Anhebegeschwindigkeit angepasst
wird.
[0055] Fig. 5 zeigt das vorstehend beschriebene hydraulische System mit einer Schaltung,
bei der die Absenkbewegung passiv erfolgt. Das bedeutet, dass die Absenkbewegung nur
durch das Eigengewicht des Abfallbehälters schwerkraftgetrieben und nicht durch eine
Druckbeaufschlagung des zweiten Zylinderabschnitts 11 erfolgt.
[0056] Das Wegeventil 12 verbindet die Pumpe mit dem zweiten Fluidkreislauf 8. Dabei ist
das Wegeventil 14 geöffnet. Das in den zweiten Fluidkreislauf 8 geförderte Hydraulikfluid
kann also unmittelbar über die zweite Rückflussleitung 10 zurück in das Reservoir
2 fließen.
[0057] Durch das Gewicht des Abfallbehälters wird der Kolben in dem Zylinder 5 bewegt und
damit das im ersten Zylinderabschnitt 4 vorhandene Hydraulikfluid verdrängt. Es fließt
über die erste Rückflussleitung 6 durch das erste Drosselelement 13 zurück in das
Reservoir 2. Gleichzeitig vergrößert sich der Raum im zweiten Zylinderabschnitt 11,
so dass über die zweite Zuflussleitung 9 Hydraulikfluid in den zweiten Zylinderabschnitt
11 gezogen wird. Dies erfolgt allerdings rein passiv und das nicht benötigte Hydraulikfluid
wird über die zweite Rückflussleitung 10 in das Reservoir 2 geführt. Das bedeutet,
dass die Pumpe 1 mit minimaler Leistung betrieben werden kann, da das im zweiten Zylinderabschnitt
11 benötigte Hydraulikfluid rein passiv herangeführt wird. Es muss daher nicht stets
die für eine aktive Absenkbewegung, wie sie nachfolgend in Zusammenhang mit Fig. 6
beschrieben ist, notwendige Pumpenleistung vorgehalten werden. Das ist energiesparend
und zusätzlich schonend für die Komponenten des hydraulischen Systems, die dann nicht
ständig einem hohen Fluiddruck ausgesetzt sind.
[0058] Die Geschwindigkeit der Absenkbewegung ist ebenfalls über das erste Drosselelement
13 steuerbar. Je weiter das erste Drosselelement 13, hier Proportionalventil, geöffnet
ist, desto schneller kann das Hydraulikfluid aus dem ersten Zylinderabschnitt 4 abfließen
und desto schneller ist die Absenkbewegung. Damit kann auch beim Absenken die Geschwindigkeit
an den Bedarf angepasst und auf Behälterart und/oder - inhalt eingestellt werden.
[0059] Es ist auch möglich, die Abwärtsbewegung vollständig zu stoppen, indem das erste
Drosselelement 13 vollständig geschlossen wird. Diese Situation ist in Fig. 7 dargestellt.
Dann kann das Hydraulikfluid gar nicht mehr abfließen und der Kolben, und mit ihm
der Abfallbehälter, bleibt stehen. Dies ermöglicht eine äußerst schnelle Notabschaltung,
wenn sich beispielsweise Passanten unbedacht in den Arbeitsraum der Hub-Kipp- oder
Kipp-Vorrichtung bewegen und damit ihre Gesundheit gefährden. Diese Notabschaltung
kann manuell oder automatisch basierend auf Sensordaten erfolgen.
[0060] Fig. 6 zeigt das vorstehend beschriebene hydraulische System, mit einer Schaltung,
bei der die Absenkbewegung aktiv erfolgt. Im Gegensatz zu der Schaltung in Fig. 5
ist hier das Wegeventil 14 geschlossen. Das bedeutet, dass das von der Pumpe 1 geförderte
Hydraulikfluid nicht mehr unmittelbar in das Reservoir 2 abfließen kann. Auch durch
das zweite Drosselelement 15 ist nur ein geringer Fluss möglich. Es baut sich ein
Staudruck auf und es entsteht ein Volumenstrom zum zweiten Zylinderabschnitt 11 der
Zylinder 5 hin. Der Kolben wird durch den Druck auf der Seite des zweiten Zylinderabschnitts
11 bewegt und es entsteht eine angetriebene Abwärtsbewegung. Eine solche ist aber
nicht bei jeder Entleersituation notwendig, da in aller Regel das Eigengewicht des
Abfallbehälters und der Aufnahme für den Behälter ausreicht, um eine passive Absenkbewegung
zu erzeugen. Ein Beispiel für eine besondere Situation ist das Entleeren mit einem
bergabwärts orientierten Abfallsammelfahrzeug mit Hecklader. Dann befindet sich der
Abfallbehälter in seiner Entleerposition in gekippter Stellung über seinem Kipppunkt
und hängt gewissermaßen in Bergabrichtung. Folglich kann er nicht mehr mit seinem
Eigengewicht abgesenkt werden, da zum Überwinden des Kipppunktes eine zusätzliche
Kraft notwendig ist. Diese wird durch eine Druckbeaufschlagung im zweiten Zylinderabschnitt
11 erreicht. Durch das hier vorgestellte hydraulische System kann diese zusätzliche
Kraft situationsadäquat und vor allem mit sehr kurzer Ansprechzeit aufgebracht werden.
Die Absenkgeschwindigkeit kann zusätzlich wie weiter oben beschrieben durch die Einstellung
des ersten Drosselelements 13 gesteuert werden.
[0061] In Fig. 8 ist eine dritte Ausführungsform der Erfindung dargestellt. Die Schaltung
ist identisch zu der in Fig. 4 gezeigten. Lediglich das erste Drosselelement 13 ist
anders ausgeführt, die übrigen Komponenten sind identisch. Auch die anderen Schaltungen
des hydraulischen Systems funktionieren analog den Darstellungen und Beschreibungen
der Fig. 5 bis 7.
[0062] Das erste Drosselelement 13 weist zwei parallel angeordnete schaltbare Wegeventile
16,17 mit jeweils einer in Reihe angeordneten Blende 18,19 auf. Die Ventile 16,17
sind als 2/2-Wege-Ventile ausgeführt. Die Blenden 18,19 können identische, aber auch
unterschiedliche Durchmesser aufweisen. Im gezeigten Ausführungsbeispiel ist dem ersten
Wegeventil 16 eine erste Blende 18 mit einem ersten Durchmesser zugeordnet. Dem zweiten
Wegeventil 17 ist eine zweite Blende 19 mit einem zweiten Durchmesser zugeordnet,
der verschieden von dem ersten Durchmesser ist. Es sind somit insgesamt vier Schaltungszustände
möglich, wobei vier unterschiedliche Volumenströme ermöglicht werden. Entsprechend
sind vier diskrete Geschwindigkeiten beim Anheben oder Absenken möglich. Es ist klar,
dass mit einer größeren Anzahl von Ventil-Blende-Kombinationen weitere, feinere Abstufungen
erreicht werden können. Im gezeigten Beispiel ist das erste Wegeventil 16 geöffnet
und das zweite Wegeventil 17 geschlossen. Somit ist der Volumenstrom durch die erste
Blende 18 bestimmt. Vorteilhaft an dieser Ausgestaltung ist insbesondere die einfache
Ansteuerbarkeit der Wegeventile 16,17. Außerdem besteht eine gewisse Redundanz, so
dass bei Ausfall eines der Wegeventile 16,17 des System dennoch weiter betrieben werden
kann.
[0063] Das vorgestellte hydraulische System kann eine Hub-Kipp- oder Kopp-Vorrichtung bedarfsgerecht
und zeiteffizient betrieben werden. Einzelne seltene, energieaufwändige Entleersituationen
werden durch einfache Verschaltung adressiert, so dass die zur Verfügung stehende
Energie zielgerichtet eingesetzt wird. Das System weist zudem eine geringe Ansprechzeit
auf, wodurch ein komfortables und zeitsparendes Entleeren von Abfallbehältern erreicht
wird. Durch die wenigen notwendigen Komponenten und optimierten Längen der Fluidleitungen
werden Druckverluste minimiert. Das resultiert in geringerem Leistungsbedarf und damit
geringerem Energieverbrauch. Besonders vorteilhaft wirkt sich das bei elektrisch betriebenen
Abfallsammelfahrzeugen aus, die dadurch mehr Reichweite gewinnen oder geringere Batteriekapazitäten
vorhalten müssen.
Bezugszeichen
[0064]
- 1
- Pumpe
- 2
- Reservoir
- 3
- erste Zuflussleitung
- 4
- erster Zylinderabschnitt
- 5
- Zylinder
- 6
- erste Rückflussleitung
- 7
- erster Fluidkreislauf
- 8
- zweiter Fluidkreislauf
- 9
- zweite Zuflussleitung
- 10
- zweite Rückflussleitung
- 11
- zweiter Zylinderabschnitt
- 12
- Wegeventil
- 13
- erstes Drosselelement
- 14
- Wegeventil
- 15
- zweites Drosselelement
- 16
- Wegeventil
- 17
- Wegeventil
- 18
- erste Blende
- 19
- zweite Blende
- 20
- Rückschlagventil
1. Hydraulisches System zum Antrieb einer Hub-Kipp- oder Kipp-Vorrichtung mit einer Pumpe
(1), einem Reservoir (2) für ein Hydraulikfluid und zumindest einem hydraulisch betreibbaren
Zylinder mit einem ersten Fluidkreislauf (7) für einen ersten Zylinderabschnitt (4)
und einem zweiten Fluidkreislauf (8) für einen zweiten Zylinderabschnitt (11), wobei
der erste Fluidkreislauf (7) eine erste Zuflussleitung (3) zwischen Pumpe (1) und
erstem Zylinderabschnitt (4) aufweist sowie eine erste Rückflussleitung (6) zwischen
erstem Zylinderabschnitt (4) und Reservoir (2), dadurch gekennzeichnet, dass in der ersten Rückflussleitung (6) ein variables erstes Drosselelement (13) angeordnet
ist.
2. Hydraulisches System nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die erste Rückflussleitung (6) zwischen Pumpe (1) und erstem Zylinderabschnitt (4)
von der ersten Zuflussleitung (3) abzweigt.
3. Hydraulisches System nach Anspruch 1 oder 2 dadurch gekennzeichnet, dass das erste Drosselelement (13) ein Proportionaldrosselventil oder ein Stromregelventil
ist.
4. Hydraulisches System nach Anspruch 1 oder 2 dadurch gekennzeichnet, dass das erste Drosselelement (13) mehrere parallel angeordnete Wegeventile (16,17) mit
jeweils in Reihe angeordneter Blende (18,19) aufweist.
5. Hydraulisches System nach einem der Ansprüche 1 bis 3 dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpe (1) über ein Wegeventil (12) mit dem ersten (7) und/oder dem zweiten Fluidkreislauf
(8) verbindbar ist.
6. Hydraulisches System nach einem der Ansprüche 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet, dass in der ersten Zuflussleitung (3) ein Rückschlagventil (20) angeordnet ist.
7. Hydraulisches System nach einem der Ansprüche 1 bis 6 dadurch gekennzeichnet, dass der zweite Fluidkreislauf (8) eine zweite Zuflussleitung (9) zwischen Pumpe (1) und
zweitem Zylinderabschnitt (11) aufweist sowie eine zweite Rückflussleitung (10) zwischen
zweitem Zylinderabschnitt (11) und Reservoir (2), wobei in der zweiten Rückflussleitung
(10) ein Wegeventil (14) angeordnet ist.
8. Hydraulisches System nach Anspruch 7 dadurch gekennzeichnet, dass in der zweiten Rückflussleitung (10) ein zweites Drosselelement (15) angeordnet ist.
9. Hydraulisches System nach Anspruch 8 dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Drosselelement (15) parallel zu dem Wegeventil (14) angeordnet ist.
10. Hydraulisches System nach einem der Ansprüche 7 bis 9 dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Rückflussleitung (10) zwischen Pumpe (1) und zweitem Zylinderabschnitt
(11) von der zweiten Zuflussleitung (9) abzweigt.
11. Hydraulisches System nach einem der Ansprüche 8 bis 10 dadurch gekennzeichnet, dass das zweite Drosselelement (15) ein Druckbegrenzungsventil oder eine Blende ist.