[0001] Für moderne schienengebundene Verkehrssysteme ist die Kenntnis der exakten Position
einzelner Schienenfahrzeuge auf dem Schienennetz essenziell. Dies sowohl im Hinblick
auf die Betriebsführung und Betriebssicherheit als auch im Hinblick auf die Fahrgastinformation.
[0002] Ein herausstechendes Problem bei der Anwendung von Messsystemen auf ein Schienenfahrzeug
ist die exakte Georeferenzierung, d.h. Lokalisierung des jeweiligen Fahrzeugs. Aufgrund
schwieriger Umgebungsbedingungen liefern globale Navigationssatellitensysteme, z.B.
GPS, auf Schienentrassen in vielen Fällen keine ausreichende Genauigkeit bei der Positionsbestimmung.
Oberleitungen, Tunnel, Geländeeinschnitte und ähnliches bewirken eine Abschattung
der für Navigationssatellitensystemempfänger erforderlichen Sicht zum Himmel. Auch
die sehr hohe Geschwindigkeit, mit der Schienenfahrzeuge zum Teil heute verkehren,
erhöht die Unsicherheit bei der Positionsbestimmung und steht im Gegensatz zur Forderung
nach einer immer höheren Positionsgenauigkeit.
[0003] Demgegenüber liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur Ermittlung einer aktuellen Position eines Schienenfahrzeugs auf einem Schienennetz
bereitzustellen, welches zum einen die erforderliche Genauigkeit bei der Bestimmung
der Position bereitstellt, zum anderen aber nicht den Einschränkungen eines satellitengestützten
Verfahrens unterliegt. Zudem ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
bereitzustellen, das zumindest potentiell ohne zusätzlichen Installationsaufwand an
der Strecke auskommt.
[0004] Zumindest eine der zuvor genannten Aufgaben wird durch ein Verfahren zur Ermittlung
einer aktuellen Position eines Schienenfahrzeugs auf einem Schienennetz gemäß dem
unabhängigen Anspruch 1 der vorliegenden Anmeldung gelöst. Dazu weist das erfindungsgemäße
Verfahren die Schritte auf: A) Bereitstellen einer Kamera an dem Schienenfahrzeug
und einer Auswerteeinheit, wobei die Kamera einen Sensor aufweist, wobei die Kamera
in Richtung eines unter dem Schienenfahrzeug befindlichen Oberbaus gerichtet ist und
der Sensor ausgebildet und eingerichtet ist, aus dem erfassten Oberbau mindestens
einen Bilddatensatz zu generieren, wobei die Auswerteeinheit ausgebildet und eingerichtet
ist, den mindestens einen Bilddatensatz von dem Sensor zu empfangen und zu verarbeiten,
B) erstes Überfahren mindestens eines Streckenabschnitts des Schienennetzes mit dem
Schienenfahrzeug, C) während des ersten Überfahrens Erfassen des Oberbaus mit der
Kamera und Generieren einer Mehrzahl von Referenzbilddatensätzen aus dem mindestens
einen Bilddatensatz, wobei jeder aus der Mehrzahl von Referenzbilddatensätzen genau
einen Flächenabschnitt des Gleisbilds abbildet, D) Generieren einer Mehrzahl von ersten
lokalen Deskriptoren aus der Mehrzahl von Referenzbilddatensätzen durch die Auswerteeinheit,
wobei jeder erste lokale Deskriptor genau einen Referenzbilddatensatz an genau einer
Position in Fahrtrichtung auf dem Streckenabschnitt beschreibt, E) Transferieren der
Mehrzahl von ersten lokalen Deskriptoren in ein das Schienennetz abbildendes Referenzsystem,
F) Bestimmen einer Mehrzahl von Relevanzpunkten in dem Referenzsystem, G) für jeden
Relevanzpunkt Bilden genau einer Relevanzmenge, die eine Auswahl aus der Mehrzahl
von ersten lokalen Deskriptoren umfasst, so dass jeder aus der Mehrzahl von ersten
lokalen Deskriptoren Element mindestens einer Relevanzmenge ist, H) zweites Überfahren
des mindestens einen Streckenabschnitts mit einem Schienenfahrzeug, I) während des
zweiten Überfahrens Erfassen des Oberbaus mit der Kamera und Generieren mindestens
eines Fahrtbilddatensatzes daraus, wobei der mindestens eine Fahrtbilddatensatz einen
Flächenabschnitt des Oberbaus abbildet, J) Generieren eines zweiten lokalen Deskriptors
aus jedem Fahrtbilddatensatz durch die Auswerteeinheit, K) während des zweiten Überfahrens
Erfassen der Mehrzahl von Relevanzpunkten, L) für den zuletzt erfassten Relevanzpunkt
Auswählen der in Schritt G) für diesen Relevanzpunkt gebildeten Relevanzmenge, M)
Bilden jeweils einer Korrelation des zweiten lokalen Deskriptors mit jedem aus der
Mehrzahl von lokalen Deskriptoren aus der ausgewählten Relevanzmenge, N) wenn die
Korrelation einen Korrelationsschwellenwert übersteigt, Ausgeben der Position des
ersten Deskriptors als Position des Schienenfahrzeugs.
[0005] Es hat sich herausgestellt, dass der Oberbau aus Gleis (zwei Schienen sowie diese
verbindende Schwellen) und Gleisbett eine extreme Vielfalt ausbildet. Dies gilt insbesondere
für Gleisbetten mit schüttfähigen Bettungsmaterialien, wie z.B. Schotter, Kies oder
Sand. Der Oberbau, insbesondere aber das Gleisbett, bildet über einen Querschnitt
senkrecht zur Fahrtrichtung betrachtet eine eindeutige Oberflächensignatur aus, die
sich eineindeutig einer Position in Fahrtrichtung zuordnen lässt. Man könnte auch
sagen, jeder Abschnitt des Oberbaus in Fahrtrichtung bildet eine Art Fingerabdruck,
welcher die Position des jeweiligen Abschnitts eineindeutig identifiziert.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Idee zugrunde, den Oberbau eines Streckenabschnitts
während einer ersten Überfahrt zu erfassen. Vorzugsweise wird das gesamte Schienennetz
mit all seinen Streckenabschnitten bei einer solchen Überfahrt erfasst. Die erste
Überfahrt mindestens eines Streckenabschnitts des Schienennetzes wird daher in der
vorliegenden Anmeldung auch als Referenzfahrt bezeichnet.
[0007] Dabei generiert das Erfassen des Oberbaus mit der Kamera während des ersten Überfahrens
mindestens einen Bilddatensatz in Form eines Films oder einer Mehrzahl von Einzelbildern,
die einander überdecken, aneinanderstoßen oder auch voneinander beabstandet sind.
In einer Ausführungsform wird aus einer Mehrzahl von Bilddatensatz ein zusammenhängendes,
sogenanntes gestitchtes Gesamtbild erzeugt.
[0008] Entscheidend ist für die vorliegende Erfindung, dass aus dem mindestens einen Bilddatensatz
eine Mehrzahl von Referenzbilddatensätzen generiert wird, wobei jeder der Referenzbilddatensätze
genau einen Flächenabschnitt des Gleisbilds abbildet.
[0009] In einer Ausführungsform der Erfindung umfasst jeder aus der Mehrzahl von Referenzbilddatensätzen
eine Mehrzahl von Bildpunkten in mindestens einer Zeile, wobei sich die Zeile vorzugsweise
senkrecht zur Fahrtrichtung erstreckt. In einer Ausführungsform der Erfindung umfasst
jeder aus der Mehrzahl von Referenzbilddatensätzen eine Mehrzahl von Zeilen, die sich
jede vorzugsweise in einer Richtung senkrecht zur Fahrtrichtung erstrecken.
[0010] In einer Ausführungsform der Erfindung umfasst jeder aus der Mehrzahl von Fahrtbilddatensätzen
eine Mehrzahl von Bildpunkten in mindestens einer Zeile, wobei sich die Zeile vorzugsweise
senkrecht zur Fahrtrichtung erstreckt. In einer Ausführungsform der Erfindung umfasst
jeder aus der Mehrzahl von Fahrtbilddatensätzen eine Mehrzahl von Zeilen, die sich
jede vorzugsweise in einer Richtung senkrecht zur Fahrtrichtung erstrecken.
[0011] Die Anzahl von Bildpunkten pro Zeile und die Anzahl von Zeilen pro Referenzbilddatensatz
oder pro Fahrtbilddatensatz sind in einer Ausführungsform so gewählt, dass jeder Referenzbilddatensatz
oder Fahrtbilddatensatz den jeweiligen Flächenabschnitt des Oberbaus entlang des mindestens
einen Streckenabschnitts eindeutig identifiziert.
[0012] Das Transferieren der Mehrzahl von ersten lokalen Deskriptoren in das Referenzsystem,
welches das Schienennetz abbildet, setzt die lokalen Deskriptoren in einen globalen
Bezug, so dass dem Deskriptor ein Ort bzw. eine Position in dem Schienennetz zugeordnet
ist. In einer Ausführungsform erfolgt das Transferieren durch Zuordnen genau einer
vollständigen geographischen Koordinate zu jedem ersten lokalen Deskriptor. In einer
alternativen Ausführungsform erfolgt das Transferieren durch Zuordnen genau einer
Kilometrierung zu jedem ersten lokalen Deskriptor.
[0013] Für eine effiziente Positionsbestimmung eines Schienenfahrzeugs bei einem zweiten
Überfahren des mindestens einen Streckenabschnitts gilt es nun, einen schnellen Abgleich
eines an einer Position des Oberbaus aufgenommenen Fahrtbilddatensatzes mit der Mehrzahl
von Referenzbilddatensätzen durchzuführen. Dieses zweite Überfahren wird in der vorliegenden
Anmeldung auch als Messfahrt bezeichnet.
[0014] Dabei kann das Schienenfahrzeug der Messfahrt das gleiche oder ein anderes Schienenfahrzeug
sein, wie das der Referenzfahrt.
[0015] Um eine schnelle Zuordnung eines Fahrtbilddatensatzes aus einer Messfahrt zu einem
Referenzbilddatensatz und damit zu einer Position in Fahrtrichtung auf dem Streckenabschnitt
zu ermöglichen, sind erfindungsgemäß zwei Maßnahmen vorgesehen:
Zunächst wird aus jedem Referenzbilddatensatz ein erster lokaler Deskriptor gebildet,
der den Referenzbilddatensatz beschreibt. In einer Ausführungsform der Erfindung beschreibt
der erste lokale Deskriptor zusätzlich die Position des betreffenden Referenzbilddatensatzes
in der Fahrtrichtung und damit des zugehörigen Flächenabschnitts auf dem Streckenabschnitt.
Aus jedem Fahrtbilddatensatz wird zudem ein zweiter lokaler Deskriptor gebildet, der
den Fahrtbilddatensatz beschreibt.
[0016] Derartige Deskriptoren zum Beschreiben von Bilddatensätzen sind aus dem Stand der
Technik in mannigfaltiger Weise bekannt. Entscheidend ist, dass der Deskriptor die
Datenmenge, die es zu betrachten gilt, reduziert, verglichen mit der Datenmenge des
jeweiligen Bilddatensatzes.
[0017] In einer Ausführungsform der Erfindung erfolgt das Bilden eines lokalen Deskriptors
aus einem Bilddatensatz mit einem als SIFT (englisch,
Scale-Invariant Feature Transform, frei übersetzt: "skaleninvariante Merkmalstransformation") bezeichneten Verfahren.
Das Verfahren dient der Detektion und Beschreibung lokaler Merkmale in einem Bild
bzw. einem Bilddatensatz.
[0018] In einer Ausführungsform der Erfindung erfolgt das Bilden eines lokalen Deskriptors
aus einem Bilddatensatz unter Verwendung eines als SURF (englisch,
Speeded Up Robust Features, frei übersetzt: "Beschleunigte, robuste Merkmale") bezeichneten Verfahrens. Das Verfahren
dient der schnellen Detektion von Merkmalen in einem Bild bzw. einem Bilddatensatz.
[0020] In der vorliegenden Anmeldung werden die Deskriptoren als lokale Deskriptoren bezeichnet,
da sie den Oberbau nur lokal bzw. an einer Position beschreiben.
[0021] Trotz der Generierung von lokalen Deskriptoren aus den eigentlichen Bilddatensätzen
ist die zu durchsuchende Datenmenge, insbesondere bei einem großen Schienennetz, noch
immer so groß, dass sie nicht auf praktikablen Zeitskalen, vorzugsweise in Echtzeit,
handhabbar ist.
[0022] Die zweite erfindungsgemäße Maßnahme, durch welche die Suchmenge handhabbar wird,
besteht darin, die Mehrzahl von ersten lokalen Deskriptoren der Mehrzahl von Referenzbilddatensätzen
in Relevanzmengen mit jeweils einer Auswahl aus der Mehrzahl von ersten lokalen Deskriptoren
zusammenzufassen.
[0023] Jede Relevanzmenge gehört zu genau einem Relevanzpunkt, wobei ein Relevanzpunkt eine
eindeutig identifizierbare Eigenschaft aufweist, die den jeweiligen Relevanzpunkt
von allen anderen Relevanzpunkten des Schienennetzes unterscheidet und genau einer
Position des Schienennetzes zuordnet.
[0024] Jeder erste lokale Deskriptor muss Element wenigstens einer Relevanzmenge sein, kann
aber auch Element einer Mehrzahl von Relevanzmengen sin. In einer Ausführungsform
der Erfindung gehört jeder erste lokale Deskriptor zu genau zwei Relevanzmengen
[0025] Die Zuordnung der ersten lokalen Deskriptoren zu Relevanzmengen mit jeweils einem
Relevanzpunkt reduziert die Suchmenge, auf welche sich der jeweilige Abgleich eines
zweiten lokalen Deskriptors mit einer Mehrzahl von ersten lokalen Deskriptoren erstreckt,
erheblich.
[0026] In einer Ausführungsform der Erfindung weist jeder Relevanzpunkt eine Eigenschaft
auf, die den Relevanzpunkt genau einer Position des Schienennetzes zuordnet. In einer
solchen Ausführungsform können die Relevanzmengen vor der zweiten Überfahrt und vorzugsweise
nach Abschluss der ersten Überfahrt festgelegt werden.
[0027] Gehört ein Relevanzpunkt zu einem Knoten des Schienennetzes mit mehreren von dort
abgehenden Streckenabschnitten, so sind in einer Ausführungsform der Erfindung diesem
Relevanzpunkt alle lokalen Distributoren aller von diesem Knoten abgehenden Streckenabschnitte
zugeordnet und bilden genau eine Relevanzmenge.
[0028] Es versteht sich, dass während des zweiten Überfahrens auch die Relevanzpunkte erfasst
werden müssen, um die jeweils für den Abgleich zwischen einem zweiten lokalen Deskriptor
und der Mehrzahl von ersten lokalen Deskriptoren auszuwählende Relevanzmenge zu bestimmen.
[0029] Zum Abgleichen des zweiten lokalen Deskriptors mit jedem aus der Mehrzahl von ersten
lokalen Deskriptoren der ausgewählten Relevanzmenge wird eine Korrelation zwischen
dem zweiten lokalen Deskriptor und jedem aus der Mehrzahl von ersten lokalen Deskriptoren
aus der ausgewählten Relevanzmenge gebildet. Dabei wird in der vorliegenden Anmeldung
das Bilden einer Korrelation als gleichbedeutend mit dem Bestimmen einer Ähnlichkeit
zwischen dem zweiten lokalen Deskriptor und jedem aus der Mehrzahl von ersten lokalen
Deskriptoren aus der ausgewählten Relevanzmenge betrachtet.
[0030] Diese Korrelation muss einen vorgegebenen Korrelationsschwellenwert übersteigen,
damit man die Position des so identifizierten ersten Deskriptors als aktuelle Position
des Schienenfahrzeugs annehmen kann. Der Korrelationsschwellenwert ist so vorab zu
bestimmen, dass die Korrelation ein eindeutiges Ergebnis und damit eine eindeutige
Position des Schienenfahrzeugs auf dem Schienennetz ergibt.
[0031] Gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist jeder aus der Mehrzahl
von Relevanzpunkten jeweils durch eine am Schienennetz angeordnete und berührungslos
auslesbare Balise (auch als Barke oder Informationspunkt bezeichnet) gebildet. Das
Erfassen eines aus der Mehrzahl von Relevanzpunkten während des zweiten Überfahrens
umfasst dann ein Auslesen der Balise. Derartige Balisen sind im Eisenbahnbetrieb,
beispielsweise in Form von sogenannten Eurobalisen bekannt. Balisen funktionieren
als Transponder und ermöglichen in der Regel sowohl die Position des Schienenfahrzeugs,
welches die Balise ausliest, zu erfassen als auch dessen Fahrtrichtung. In der Regel
sind Balisen in der Mitte des Gleises auf den Schwellen montiert.
[0032] In einer Ausführungsform der Erfindung ist jeder aus der Mehrzahl von Relevanzpunkten
jeweils durch eine geographische Koordinate definiert, wobei das Erfassen eines aus
der Mehrzahl von Relevanzpunkten während des zweiten Überfahrens ein Erfassen einer
geographischen Koordinate mit einem globalen Navigationssatellitensystem (GMSS) umfasst.
In einer solchen Ausführungsform können die jeweiligen Relevanzmengen während der
Messfahrt festgelegt werden. Man bezeichnet die so gebildeten Relevanzmengen daher
auch als dynamische Relevanzmengen. Beispielsweise kann die Relevanzmenge für eine
geographische Koordinate als Relevanzpunkt als die Menge aller ersten Deskriptoren
innerhalb eines definierten Umkreises mit einem Radius um den Relevanzpunkt festgelegt
werden. Dabei beträgt in einer Ausführungsform der Radius 10 km oder weniger, vorzugsweise
5 km oder weniger und besonders bevorzugt 1 km oder weniger.
[0033] Gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist jeder aus der Mehrzahl
von Relevanzpunkten jeweils durch einen Orientierungspunkt definiert, wobei jeder
der Orientierungspunkte eine eineindeutige Eigenschaft, insbesondere eine eineindeutige
Form oder Beschriftung, aufweist und wobei das Erfassen eines aus der Mehrzahl von
Relevanzpunkten während des zweiten Überfahrens ein Erfassen eines Bildes des Orientierungspunktes
umfasst. Beispiele für einen solchen Orientierungspunkt sind eine Brücke, eine Weiche,
ein Bahnhof, ein Bahnhofsschild, ein Signal, ein Tunnel, ein Damm oder eine Kombination
davon. In einer Ausführungsform der Erfindung ist ein solcher Orientierungspunkt in
der Umgebung des Schienennetzes angeordnet. Ein berührungsloses Erfassen eine Orientierungspunktes
ist in einer Ausführungsform mittels einer entsprechenden auf dem Schienenfahrzeug
angeordneten Leseeinrichtung, beispielsweise einer Kamera, möglich.
[0034] Gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist jeder aus der Mehrzahl
von Relevanzpunkten jeweils durch genau einen ausgezeichneten ersten lokalen Deskriptor
definiert, wobei das Erfassen eines aus der Mehrzahl von Relevanzpunkten während des
zweiten Überfahrens durch das Erfassen des Oberbaus mit der Kamera erfolgt. Ein solcher
ausgezeichneter erster lokaler Deskriptor ist beispielsweise eine Balise, die ein
eindeutiges, optisch erfassbares Merkmal trägt.
[0035] In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird für einen Streckenabschnitt
zwischen einem ersten Ort und einem zweiten Ort des Schienennetzes in Schritt F) jeweils
ein Relevanzpunkt für den ersten Ort und ein Relevanzpunkt für den zweiten Ort bestimmt
und in Schritt G) wird die Relevanzmenge des Relevanzpunkts des ersten Orts und die
Relevanzmenge des Relevanzpunkts des zweiten Orts derart gebildet, dass jeder aus
der Mehrzahl von ersten lokalen Deskriptoren, die in Schritt D) aus der Mehrzahl von
Referenzbilddatensätzen für den Streckenabschnitt zwischen dem ersten Ort und dem
zweiten Ort generiert wurden, Element der Relevanzmenge des ersten Relevanzpunkts
des ersten Orts und Element der Relevanzmenge des Relevanzpunkts des zweiten Orts
ist.
[0036] In einer solchen Ausführungsform ist jeder erste lokale Deskriptor des betreffenden
Streckenabschnitts Element genau zweier Relevanzmengen, wobei die erste Relevanzmenge
durch den Relevanzpunkt des ersten Orts und die zweite Relevanzmenge durch den Relevanzpunkt
des zweiten Orts festgelegt ist. Je nach Fahrtrichtung wird die Suchmenge der ersten
lokalen Deskriptoren auf die eine oder die andere Relevanzmenge beschränkt.
[0037] Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn jeder der zwei Orte, welche einen Streckenabschnitt
begrenzen, ein Knoten des Streckennetzes ist.
[0038] Für Streckenabschnitte, die von einem Knoten zu einem Endpunkt des Streckennetzes
führen, ist hingegen in einer Ausführungsform die Zuordnung jedes ersten lokalen Deskriptors
des Streckenabschnittes zu genau einer Relevanzmenge ausreichend.
[0039] In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist jedem ersten lokalen Deskriptor
eine Zuverlässigkeitsinformation zugeordnet, wobei die Zuverlässigkeitsinformation
ein Maß für eine Zuverlässigkeit des zugrunde liegenden Referenzbilddatensatzes bei
der Ermittlung der aktuellen Position des Schienenfahrzeugs bildet. Auch für eine
Referenzfahrt kann nicht in allen Fällen gewährleistet werden, dass die Bedingungen
bei der Überfahrt ideal sind. Beispielsweise kann der betreffende Streckenabschnitt
nass sein, was die Eindeutigkeit der aus den Referenzbilddatensätzen gewonnenen Signaturen
herabsetzt. Andere Beispiele für eine Abweichung des dem ersten lokalen Deskriptor
zugrunde liegenden Referenzbilddatensatzes von einer zu erwartenden Struktur sind
beispielsweise Laub oder Schnee auf dem Oberbau, was zur Herabsetzung der Zuverlässigkeit
des ersten lokalen Deskriptors führt.
[0040] In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist jedem zweiten lokalen Deskriptor
eine Zuverlässigkeitsinformation zugeordnet, wobei die Zuverlässigkeitsinformation
ein Maß für eine Zuverlässigkeit des zugrunde liegenden Fahrtbilddatensatzes bei der
Ermittlung der aktuellen Position des Schienenfahrzeugs bildet. Bei einer Messfahrt
treten wechselnde Umgebungsbedingungen bei der Überfahrt auf. Beispielsweise kann
der betreffende Streckenabschnitt nass sein, was die Eindeutigkeit der aus den Fahrtbilddatensätzen
gewonnenen Signaturen herabsetzt.
[0041] In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird ein erster lokaler Deskriptor
oder ein zweiter lokaler Deskriptor, wenn die Zuverlässigkeitsinformation eine vorgegebene
Zuverlässigkeitsschwelle unterschreitet, nicht zur Ermittlung der aktuellen Position
des Schienenfahrzeugs verwendet.
[0042] In einer Ausführungsform der Erfindung, die neben dem erfindungsgemäßen Verfahren
zum Bestimmen einer aktuellen Position des Schienenfahrzeugs noch weitere Verfahren
einsetzt, die zueinander redundant sind, werden die Ergebnisse der verschiedenen Verfahren
jeweils mit einer Zuverlässigkeit bewertet und als Position des Schienenfahrzeugs
wird die ermittelte Position mit der höchsten Zuverlässigkeit ausgegeben.
[0043] Während in einer Ausführungsform ein Unterschreiten der vorgegebenen Zuverlässigkeitsschwelle
zu einem Verwerfen der so bestimmten Position des Schienenfahrzeugs führt, kann in
einer Ausführungsform der Erfindung stattdessen die Zuverlässigkeitsinformation visualisiert
werden, indem beispielsweise ein Maß für die Streubreite der erfassten Position (Delusion
of Precision; DOP) ausgegeben wird. Eine solche Visualisierung der Zuverlässigkeit
des Messwerts sind Nutzer von globalen Navigationssatellitensystemen gewohnt.
[0044] Gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung umfasst die Zuverlässigkeitsinformation
eine Information, die ausgewählt ist aus einer Gruppe bestehend aus einer Zeitinformation,
die es ermöglicht, ein Zeitintervall zwischen dem Erfassen des dem ersten lokalen
Deskriptor zugrunde liegenden Referenzbilddatensatzes in Schritt C) und dem Erfassen
des Fahrtbilddatensatzes in Schritt I) zu bestimmen, einer Sichtweite, einer Abweichung
des dem ersten lokalen Deskriptor zugrunde liegenden Referenzbilddatensatzes oder
des dem zweiten lokalen Deskriptor zugrundeliegenden Fahrtbilddatensatzes von einer
zu erwartenden Struktur, einer Umgebungsbedingung des Oberbaus und einer Feuchte des
Oberbaus oder einer Kombination davon.
[0045] In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird in Schritt C) die Mehrzahl
von Referenzbilddatensätzen zeitlich nacheinander generiert. Werden die Referenzbilddatensätze
zeitlich nacheinander als Einzelbilddatensätze aufgenommen, so können zum Bilden der
Referenzbilddatensätze einzelne Bilddatensätze verworfen werden.
[0046] In einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird aus mindestens einem von
hundert in Fahrtrichtung aufeinanderfolgenden Bilddatensätzen ein Referenzbilddatensatz
generiert. In einer weiteren Ausführungsform wird aus mindestens einem von zehn in
Fahrtrichtung aufeinanderfolgenden Bilddatensätzen ein Referenzbilddatensatz generiert.
In noch einer weiteren Ausführungsform wird aus jedem von in Fahrtrichtung aufeinanderfolgenden
Bilddatensätzen ein Referenzbilddatensatz generiert.
[0047] Weitere Vorteile, Merkmale und Anwendungsmöglichkeiten der vorliegenden Erfindung
werden anhand der folgenden Beschreibung einer Ausführungsform und der zugehörigen
Figuren deutlich. In den Figuren sind gleiche Elemente mit gleichen Bezugszeichen
bezeichnet.
- Figur 1
- ist eine schematische Querschnittsansicht mit einer auf einem Schienenfahrzeug installierten
Kamera und einem von der Kamera erfassten Oberbau eines Schienenstrangs.
- Figur 2
- ist eine weggebrochene schematische Draufsicht von oben auf einen Oberbau eines Streckenabschnitts.
- Figur 3
- ist eine schematische Darstellung eines Streckennetzes.
[0048] Figur 1 zeigt einen Querschnitt durch einen Oberbau 1 eines Streckenabschnitts 18
eines Schienenverkehrsnetzes 19 in einer Schnittebene senkrecht zur Fahrtrichtung
6 eines Zuges. Der Oberbau 1 besteht aus einem Gleisbett 2, darauf angeordneten Schwellen
17 (in Figur 1 nicht zu sehen) sowie mit den Schwellen 17 verbundenen Schienen 3.
Die gezeigte Schnittebene bezeichnet eine Position in Fahrtrichtung 6 entlang des
Streckenabschnitts 18.
[0049] Man kann davon ausgehen, dass für jeden Querschnitt entlang der Fahrtrichtung 6 die
Oberfläche 4 des Gleisbetts 2 über den gezeigten Querschnitt des Oberbaus 1 hinweg,
zumindest aber für einen Flächenabschnitt mit einer Mehrzahl von nebeneinander angeordneten
Querschnitten, eine einzigartige Signatur aufweist. Die Einzigartigkeit der Oberfläche
über den Querschnitt hinweg ist der Tatsache geschuldet, dass das Gleisbett 2 aus
geschüttetem Bahnschotter gebildet ist. Die einzelnen Schottersteine 5 sind zufällig
und die Anordnung der Mehrzahl von Schottersteinen 5 nach der Schüttung bzw. dem Stopfen
erst recht.
[0050] Gelingt es, die Oberfläche 4 des Gleisbetts 2 über das gesamte Netz 19 hinweg zu
erfassen, so lässt sich später ein einzelnes erfasstes Bild bzw. dessen Bilddatensatz
genau einem Ort bzw. einer geographischen Position des Streckennetzes 19 zuordnen.
[0051] Zum Aufnehmen einer Mehrzahl von Referenzbilddatensätzen während einer Messfahrt
und dem nachfolgenden Erstellen eines Referenzsystem daraus, aber auch zum Aufnehmen
eines Fahrtbilddatensatzes bei einer Messfahrt ist auf einem Schienenfahrzeug 7 (in
Figur 1 nicht gezeigt), eine Kamera 8 mit einem CCD-Chip 9 als Sensor und einem Weitwinkelobjektiv
10 vorgesehen. Dabei blickt die Kamera 8 in Richtung des Gleisbetts 2 und erfasst
dessen Oberfläche 4.
[0052] Figur 2 zeigt eine weggebrochene Draufsicht auf den Oberbau 1 des Streckenabschnitts
18 aus Figur 1. Zu sehen ist eine Lokomotive 7 als Schienenfahrzeug mit der das Gleisbett
erfassenden Kamera 8.
[0053] Während einer ersten Überfahrt, d.h. der Referenzfahrt, nimmt die Kamera in der hier
beispielhaft beschriebenen Ausführungsform einen Film des Gleisbetts des gesamten
Streckenabschnitts 18 und darüber hinaus des gesamten Streckennetzes 19 auf. Dieser
Film zeigt eine vollständige Wiedergabe der gesamten Oberfläche 4 des Gleisbetts 3
über das gesamte Streckennetz 19 hinweg.
[0054] Um es zu ermöglichen, bei einer Messfahrt, beispielsweise einer fahrplanmäßigen Fahrt
eines Personenzuges von einer Stadt F nach einer Stadt K die aktuelle Position des
Zuges bzw. seiner Lokomotive 7 zu bestimmen, wird der Film in eine Vielzahl von Referenzbilddatensätzen
aufgeteilt. In Figur 2 ist die flächenhafte Abdeckung einer Mehrzahl solcher Referenzbilddatensätze
schematisch dargestellt. Jeder Referenzbilddatensatz beschreibt einen Flächenabschnitt
11, wobei die Flächenabschnitte 11 in der gezeigten Ausführungsform alle aneinanderstoßen.
Die Gesamtmenge der Referenzbilddatensätze, welche alle Flächenabschnitte 11 eines
Streckenabschnitts 18 beschreiben, decken das gesamte Streckennetz 19 ab.
[0055] Bei einer nachfolgenden zweiten Überfahrt, der Messfahrt, erfasst die Kamera 8 ebenfalls
Flächenabschnitte 12 der Oberfläche 4 des Gleisbetts. Ein einen solchen Flächenabschnitt
12 beschreibender Fahrtbilddatensatz muss dann mit den Referenzbilddatensätzen verglichen
werden, um den Ort zu bestimmen, an dem der jeweilige Fahrtbilddatensatz aufgenommen
wurde.
[0056] Betrachtet man das gesamte Streckennetz, so ist die Datenmenge der das gesamte Streckennetz
beschreibenden Referenzbilddatensätze so groß, dass sie nicht in Echtzeit mit einem
Fahrtbilddatensatz abgleichbar ist.
[0057] Daher wird erfindungsgemäß für jeden Referenzbilddatensatz ein erster lokaler Deskriptor
erzeugt, wobei die Mehrzahl aller ersten lokalen Deskriptoren gemeinsam die Referenzbilddatensätze
des gesamten Streckennetzes 19 beschreiben. Auch aus dem Fahrtbilddatensatz wird ein
solcher lokaler Deskriptor gebildet. Dieser wird als zweiter lokaler Deskriptor bezeichnet.
[0058] Zwar reduziert die Verwendung von lokalen Deskriptoren zur Beschreibung der Flächenabschnitte
11 die zu verarbeitende Datenmenge, dennoch ist die Menge der zu korrelierenden Daten
für eine Echtzeitkorrelation über das gesamte Schienennetz 19 zu groß.
[0059] Daher wird erfindungsgemäß die Menge aller ersten lokalen Deskriptoren des Schienennetzes
19 in Teilmengen zerlegt. Diese Teilmengen werden als Relevanzmengen bezeichnet. Das
Konzept der Relevanzmengen wird nun anhand der beispielhaften Darstellungen der Figur
3 beschrieben.
[0060] Figur 3 zeigt ein Schienenverkehrsnetz mit einer Reihe von Knoten und Endpunkten.
Im Folgenden wird der Knoten F betrachtet. Von diesem gehen vier Streckenabschnitte
zu den Knoten H und K sowie zu den Endpunkten Be und Ba ab. Angenommen ein Zug mit
der Lokomotive 7 fährt von F nach K, so gilt es die Suchmenge aller Referenzbilddatensätze
auf eine Teilmenge zu beschränken, die nur Referenzbilddatensätze enthält, die auf
von F ausgehenden Streckenabschnitten erreicht werden können. Die Relevanzmengen aller
Referenzbilddatensätze für jede Fahrt, die in F beginnt, ist mit einer gestrichelten
Linie eingekreist und mit dem Bezugszeichen 13 bezeichnet. F ist mit einer von der
Lokomotive 7 berührungslos auslesbaren Balise 14 markiert. Diese Balise 14 bildet
einen Relevanzpunkt und identifiziert genau eine Relevanzmenge 13.
[0061] Der in F nach K fahrende Zug erfasst auf seiner Fahrt in regelmäßigen zeitlichen
Abständen Fahrtbilddatensätze. Aus diesen Fahrtbilddatensätzen wird jeweils ein zweiter
lokaler Deskriptor gebildet. Das Auslesen der Balise 14 beschränkt die Suchmenge auf
die in der Relevanzmenge 13 enthaltene Teilmenge der Deskriptoren aller Relevanzbilddatensätze.
[0062] Übersteigt die Korrelation zwischen einem zu einem Fahrtbilddatensatz gehörenden
zweiten Deskriptor und einem zu einem Relevanzbilddatensatz gehörenden Deskriptor
einen vorbestimmten Korrelationsschwellenwert, so ist die Position dieses Referenzbilddatensatzes
die aktuelle Position der Lokomotive 7. Dabei ist der Korrelationsschwellenwert so
gewählt, dass es ein eindeutiges Ergebnis der Korrelation gibt.
[0063] Die Deskriptoren der auf dem Streckenabschnitt 18 zwischen F und K liegenden Relevanzbilddatensätze
gehören auch zu einer zweiten Relevanzmenge 16. Diese Relevanzmenge 16 ist mit einer
in K auslesbaren Balise 15 als Relevanzmarke markiert. Fährt ein Zug von K nach F,
so werden die zweiten Deskriptoren der Fahrtbilddatensätze mit den ersten Deskriptoren
aller Referenzbilddatensätze, die Element der Relevanzmenge 16 sind, korreliert.
[0064] Für Zwecke der ursprünglichen Offenbarung wird darauf hingewiesen, dass sämtliche
Merkmale, wie sie sich aus der vorliegenden Beschreibung, den Zeichnungen und den
Ansprüchen für einen Fachmann erschließen, auch wenn sie konkret nur im Zusammenhang
mit bestimmten weiteren Merkmalen beschrieben wurden, sowohl einzeln als auch in beliebigen
Zusammenstellungen mit anderen der hier offenbarten Merkmale oder Merkmalsgruppen
kombinierbar sind, soweit dies nicht ausdrücklich ausgeschlossen wurde oder technische
Gegebenheiten derartige Kombinationen unmöglich oder sinnlos machen. Auf die umfassende,
explizite Darstellung sämtlicher denkbarer Merkmalskombinationen wird hier nur der
Kürze und der Lesbarkeit der Beschreibung wegen verzichtet.
[0065] Während die Erfindung im Detail in den Zeichnungen und der vorangehenden Beschreibung
dargestellt und beschrieben wurde, erfolgt diese Darstellung und Beschreibung lediglich
beispielhaft und ist nicht als Beschränkung des Schutzbereichs gedacht, so wie er
durch die Ansprüche definiert wird. Die Erfindung ist nicht auf die offenbarten Ausführungsformen
beschränkt.
[0066] Abwandlungen der offenbarten Ausführungsformen sind für den Fachmann aus den Zeichnungen,
der Beschreibung und den beigefügten Ansprüchen offensichtlich. In den Ansprüchen
schließt das Wort "aufweisen" nicht andere Elemente oder Schritte aus, und der unbestimmte
Artikel "eine" oder "ein" schließt eine Mehrzahl nicht aus. Die bloße Tatsache, dass
bestimmte Merkmale in unterschiedlichen Ansprüchen beansprucht sind, schließt ihre
Kombination nicht aus. Bezugszeichen in den Ansprüchen sind nicht als Beschränkung
des Schutzbereichs gedacht.
Bezugszeichen
[0067]
- 1
- Oberbau
- 2
- Gleisbett
- 3
- Schiene
- 4
- Oberfläche des Gleisbetts
- 5
- Schotterstein
- 6
- Fahrtrichtung
- 7
- Schienenfahrzeug
- 8
- Kamera
- 9
- CCD-Chip
- 10
- Objektiv
- 11
- Flächenabschnitt eines Referenzbilddatensatzes
- 12
- Flächenabschnitt eines Fahrtbilddatensatzes
- 13, 16
- Relevanzmenge
- 14, 15
- Balise
- 17
- Schwelle
- 18
- Streckenabschnitt
- 19
- Schienennetz
1. Verfahren zur Ermittlung einer aktuellen Position eines Schienenfahrzeugs (7) auf
einem Schienennetz (19),
mit den Schritten:
A) Bereitstellen einer Kamera (8) an dem Schienenfahrzeug (7) und einer Auswerteeinheit,
wobei die Kamera (8) einen Sensor (9) aufweist,
wobei die Kamera (8) in Richtung eines unter dem Schienenfahrzeug (7) befindlichen
Oberbaus (2) gerichtet ist und der Sensor (9) ausgebildet und eingerichtet ist, aus
dem erfassten Oberbau (2) mindestens einen Bilddatensatz zu generieren,
wobei die Auswerteeinheit ausgebildet und eingerichtet ist, den mindestens einen Bilddatensatz
von dem Sensor (9) zu empfangen und zu verarbeiten,
B) erstes Überfahren mindestens eines Streckenabschnitts (18) des Schienennetzes (19)
mit dem Schienenfahrzeug,
C) während des ersten Überfahrens Erfassen des Oberbaus (2) mit der Kamera (8) und
Generieren einer Mehrzahl von Referenzbilddatensätzen aus dem mindestens einen Bilddatensatz,
wobei jeder aus der Mehrzahl von Referenzbilddatensätzen genau einen Flächenabschnitt
des Oberbaus (2) abbildet,
D) Generieren einer Mehrzahl von ersten lokalen Deskriptoren aus der Mehrzahl von
Referenzbilddatensätzen durch die Auswerteeinheit,
wobei jeder erste lokale Deskriptor genau einen Referenzbilddatensatz an genau einer
Position in Fahrtrichtung (6) auf dem Streckenabschnitt (18) beschreibt,
E) Transferieren der Mehrzahl von ersten lokalen Deskriptoren in ein das Schienennetz
(19) abbildendes Referenzsystem,
F) Bestimmen einer Mehrzahl von Relevanzpunkten (14, 15) in dem Referenzsystem,
G) für jeden Relevanzpunkt (14,15) Bilden genau einer Relevanzmenge, die eine Auswahl
aus der Mehrzahl von ersten lokalen Deskriptoren umfasst, so dass jeder aus der Mehrzahl
von ersten lokalen Deskriptoren Element mindestens einer Relevanzmenge ist,
H) zweites Überfahren des mindestens einen Streckenabschnitts (18) mit einem Schienenfahrzeug,
I) während des zweiten Überfahrens Erfassen des Oberbaus (2) mit der Kamera (8) und
Generieren mindestens eines Fahrtbilddatensatzes daraus,
wobei der mindestens eine Fahrtbilddatensatz einen Flächenabschnitt des Oberbaus (2)
abbildet,
J) Generieren eines zweiten lokalen Deskriptors aus jedem Fahrtbilddatensatz durch
die Auswerteeinheit,
K) während des zweiten Überfahrens Erfassen eines aus der Mehrzahl von Relevanzpunkten,
L) für den zuletzt erfassten Relevanzpunkt Auswählen der in Schritt G) für diesen
Relevanzpunkt gebildeten Relevanzmenge,
M) Bilden jeweils einer Korrelation des zweiten lokalen Deskriptors mit jedem aus
der Mehrzahl von ersten lokalen Deskriptoren aus der ausgewählten Relevanzmenge und
N) wenn die Korrelation einen Korrelationsschwellenwert übersteigt, Ausgeben der Position
des ersten Deskriptors als Position des Schienenfahrzeugs (7).
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei jeder Relevanzpunkt eine Eigenschaft aufweist, die
den Relevanzpunkt (14, 15) genau einer Position des Schienennetzes (19) zuordnet,
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Relevanzmengen vor der zweiten Überfahrt festgelegt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass jeder aus der Mehrzahl von Relevanzpunkten jeweils durch eine am Schienennetz (19)
angeordnete und berührungslos auslesbare Balise (14, 15) definiert ist und wobei das
Erfassen eines aus der Mehrzahl von Relevanzpunkten während des zweiten Überfahrens
ein Auslesen der Balise (14, 15) umfasst.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass jeder aus der Mehrzahl von Relevanzpunkten jeweils durch eine geographische Koordinate
definiert ist, wobei das Erfassen eines aus der Mehrzahl von Relevanzpunkten (14,
15) während des zweiten Überfahrens ein Erfassen einer geographischen Koordinate mit
einem globalen Navigationssatellitensystem umfasst.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1, 2 oder 5, wobei das Bilden der Relevanzmenge
zu dem Relevanzpunkt gemäß Merkmal G) während der zweiten Überfahrt erfolgt.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Relevanzmenge für eine geographische Koordinate als Relevanzpunkt die Menge aller
ersten Deskriptoren innerhalb eines definierten Umkreises mit einem Radius um den
Relevanzpunkt ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Radius 10 km oder weniger, vorzugsweise 5 km oder weniger und besonders bevorzugt
1 km oder weniger beträgt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass jeder aus der Mehrzahl von Relevanzpunkten jeweils durch einen Orientierungspunkt
definiert ist, wobei jeder der Orientierungspunkte eine eineindeutige Eigenschaft,
insbesondere eine eineindeutige Form, aufweist und wobei das Erfassen eines aus der
Mehrzahl von Relevanzpunkten während des zweiten Überfahrens ein Erfassen eines Bildes
des Orientierungspunktes umfasst.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass für einen Streckenabschnitt (18) zwischen einem ersten Ort und einem zweiten Ort
des Schienennetzes (19)
in Schritt F) jeweils ein Relevanzpunkt für den ersten Ort und ein Relevanzpunkt für
den zweiten Ort bestimmt wird und
in Schritt G) die Relevanzmenge des Relevanzpunkts des ersten Orts und die Relevanzmenge
des Relevanzpunkts des zweiten Orts derart gebildet werden, dass jeder aus der Mehrzahl
von ersten lokalen Deskriptoren, die in Schritt D) aus der Mehrzahl von Referenzbilddatensätzen
für den Streckenabschnitt (18) zwischen dem ersten Ort und dem zweiten Ort generiert
wurden, Element der Relevanzmenge des Relevanzpunkts des ersten Orts und Element der
Relevanzmenge des Relevanzpunkts des zweiten Orts ist.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass jedem ersten lokalen Deskriptor eine Zuverlässigkeitsinformation zugeordnet ist,
wobei die Zuverlässigkeitsinformation ein Maß für eine Zuverlässigkeit für die Berücksichtigung
des zugrundeliegenden Referenzbilddatensatzes bei der Ermittlung der aktuellen Position
des Schienenfahrzeugs (7) bildet.
12. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass dann, wenn die Zuverlässigkeitsinformation eine vorgegebene Zuverlässigkeitsschwelle
unterschreitet, der zugehörige lokale Deskriptor nicht zur Ermittlung der aktuellen
Position des Schienenfahrzeugs (7) verwendet wird.
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12,
dadurch gekennzeichnet, dass die Zuverlässigkeitsinformation eine Information umfasst, die ausgewählt ist aus
einer Gruppe bestehend aus
einer Zeitinformation, die es ermöglicht, ein Zeitintervall zwischen dem Erfassen
des dem ersten lokalen Deskriptor zugrundeliegenden Referenzbilddatensatzes in Schritt
C) und dem Erfassen des Fahrtbilddatensatzes in Schritt I) zu bestimmen,
einer Sichtweite,
einer Abweichung des dem ersten lokalen Deskriptor zugrundeliegenden Referenzbilddatensatzes
von einer zu erwartenden Struktur,
einer Umgebungsbedingung des Oberbaus (2) und
einer Feuchte des Oberbaus
oder einer Kombination davon.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, dass in Schritt C) die Mehrzahl von Referenzbilddatensätzen zeitlich nacheinander generiert
werden.