Technisches Gebiet
[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Freistrahlfüllen
eines Behälters mit einem Füllprodukt, vorzugsweise einem Getränk, umfassend mehrere
Produktkomponenten. Die Vorrichtung kommt insbesondere als Getränkeschankanlage oder
Getränkespender in Betracht, wobei die Vorrichtung vorzugsweise eine Wiederverwendung
der Behälter durch Nachfüllen ermöglicht.
Stand der Technik
[0002] Es sind verschiedene Technologien zum Mischen und Abfüllen von Getränken bestehend
aus mehreren Komponenten bekannt. Bei Getränkeschankanlagen und Getränkespendern werden
die Komponenten, besonders häufig karbonisiertes Wasser und Sirup bzw. Aromen, im
Füllorgan oder in einer Mischdüse vermischt. Das entstehende Getränk wird dann meist
senkrecht in den Behälter, wie etwa eine Flasche, ein Becher usw., eingeleitet.
[0003] Es besteht zunehmend Nachfrage nach technischen Lösungen, die eine Wiederverwendung
von Behältern/Flaschen durch Nachfüllen erlauben. Dabei geht es darum, dass ein Nachfüllautomat,
aufgestellt beispielsweise in einem Einkaufszentrum, dem Endverbraucher erlaubt, eine
Getränkeflasche mit Getränken, insbesondere karbonisierten Produkten, neu zu befüllen.
Im industriellen Maßstab werden karbonisierte Getränke in der Regel unter Druck, d.h.
angepresst am Füllorgan, abgefüllt. Aus hygienischen Gründen kann dies in solchen
Nachfüllautomaten nicht umgesetzt werden, denn um eine Verschleppung von Verunreinigungen,
Keimen usw. von Flasche zu Flasche zu unterbinden, sollte das Füllprodukt nicht angepresst,
sondern im Freistrahlprinzip abgefüllt werden.
[0005] Bei Getränkeschankanlagen, Getränkespendern und ähnlichen Füllvorrichtungen, die
das Abfüllen mehrkomponentiger Füllprodukte erlauben, werden die Komponenten des Füllprodukts
im Füllorgan oder zumindest teilweise im Füllstrahl vermischt, d.h. bevor das Füllprodukt
in den Behälter gelangt. So beschreibt die
WO 2013/091750 A1 ein Füllelement, das prinzipiell das Abfüllen eines mehrkomponentigen Füllprodukts
erlaubt, wobei die Komponenten im Füllgutstrahl zumindest teilweise gemischt werden.
[0006] Insbesondere bei hohen Abfüllgeschwindigkeiten, die zur Steigerung der Produktivität
durchaus gewünscht sind, kann der Abfüllstrahl sehr turbulent werden. Durch die hohe
Füllgeschwindigkeit muss beispielsweise der Sirup als Zusatzkomponente in das karbonisierte
Wasser eindosiert werden. Wenn die Eindosierung des Sirups inline in den Wasserstrahl
erfolgt, wird das Produkt sehr unruhig, wodurch während des Abfüllprozesses viel CO
2 verloren geht. Die von industriell abgefüllten Getränken gewohnte Produktqualität,
insbesondere hinsichtlich CO
2-Gehalt, wird daher beim Abfüllen mittels Getränkespendern oft nicht erreicht.
Darstellung der Erfindung
[0007] Eine Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein verbessertes Verfahren und eine verbesserte
Vorrichtung zum Freistrahlfüllen eines Behälters mit einem Füllprodukt, vorzugsweise
einem Getränk, umfassend mehrere Produktkomponenten, bereitzustellen, insbesondere
die Produktqualität des abgefüllten Füllprodukts zu verbessern.
[0008] Die Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie eine
Vorrichtung mit den Merkmalen des nebengeordneten Vorrichtungsanspruchs gelöst. Vorteilhafte
Weiterbildungen folgen aus den Unteransprüchen, der folgenden Darstellung der Erfindung
sowie der Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele.
[0009] Das Verfahren und die Vorrichtung dienen dem Freistrahlfüllen eines Behälters mit
einem mehrkomponentigen, flüssigen Füllprodukt, das vorzugsweise ein Getränk ist.
Das Verfahren und die Vorrichtung kommen besonders bevorzugt in einer Getränkeschankanlage
oder einem Getränkespender zur Anwendung, beispielsweise zur Abfüllung von Softdrinks,
Smoothies, Säften, Milchprodukten, Mischgetränken und dergleichen, wobei die Vorrichtung
vorzugsweise eingerichtet ist, um eine Wiederverwendung der Behälter durch Nachfüllen
zu ermöglichen.
[0010] Das Füllprodukt umfasst zumindest zwei Produktkomponenten, die hierin auch als "Hauptkomponente"
und "Zusatzkomponente" bezeichnet sind, wobei mit dieser Bezeichnung keine Ordnung,
Reihenfolge oder Priorisierung vorgeben ist. Die Hauptkomponente ist vorzugsweise
karbonisiertes Wasser, und die Zusatzkomponente kann Sirup, Aroma, Pulpe usw. sein.
[0011] Das Verfahren umfasst: Halten bzw. Fixieren des Behälters mittels einer Behälterhalterung;
und Einleiten, mittels eines Füllorgans, der mehreren Produktkomponenten in den Behälter,
so dass die Produktkomponenten jeweils in einem Strahl einen Freistrahlbereich überbrücken.
Hierbei überbrücken die Produktkomponenten den Freistrahlbereich in getrennten Strahlen,
so dass sich die Produktkomponenten erst im Behälter vermischen.
[0012] In anderen Worten, eine Vermischung der Produktkomponenten im Füllorgan oder im fallenden
Füllstrahl findet nicht statt. Die Produktstrahlen überbrücken den Freistrahlbereich
gleichzeitig oder zumindest zeitlich überlappend, d.h. eine vollständige zeitliche
Trennung wird nicht angestrebt.
[0013] Indem keine Vermischung der Produktkomponenten im Füllorgan und/oder Produktstrahl
erfolgt, wird die Produktqualität auch bei hohen Füllgeschwindigkeiten bewahrt, da
eine durch Turbulenz bedingte Verminderung der Produktqualität unterbunden oder zumindest
deutlich vermindert wird. Im Fall CO
2-haltiger Füllprodukte werden ein etwaiges Schäumen und ein damit verbundener CO
2-Verlust reduziert.
[0014] Der Behälter weist auf übliche Weise eine Behältermündung, eine Behälterwand und
einen Behälterboden auf.
[0015] Der Behälter wird während des Befüllens von der Behälterhalterung schräg gehalten,
so dass die Produktkomponenten nach Überbrückung des Freistrahlbereichs auf die Behälterwand,
jedoch nicht unmittelbar auf den Behälterboden auftreffen. Die obigen Wirkungen lassen
sich durch eine solche Schrägstellung des Behälters weiter optimieren, da der Freistrahlbereich
verkürzt und damit der Impuls der Produktstrahlen beim Auftreffen auf die Behälterinnenwand
vermindert wird.
[0016] Vorzugsweise weist der Behälter eine zylindrische Form auf, wodurch eine Behälterachse
definiert ist. Eine streng kreiszylindrische Form ist nicht erforderlich. Vorzugsweise
bilden die Behälterachse und die Strahlen der Produktkomponenten während des Befüllens
einen Winkel ungleich Null, vorzugsweise im Bereich von 10 bis 45°. Indem die Produktstrahlen
in einem Winkel auf die Behälterwand auftreffen, kann der Impuls der Produktstrahlen
weiter vermindert werden, wodurch eine etwaige Turbulenz/Impuls bedingte Verminderung
der Produktqualität weiter vermindert wird.
[0017] Vorzugsweise laufen die Produktkomponenten nach dem Auftreffen auf die Behälterwand
als Film an der Behälterwand in Richtung Behälterboden, wodurch eine weitere Beruhigung
des Füllprozesses stattfindet. Der Film benetzt idealerweise nur ein Segment des Flaschenumfangs,
vorzugsweise weniger als 270°.
[0018] Vorzugsweise umfassen die Produktkomponenten karbonisiertes Wasser als Hauptkomponente.
Die Zusatzkomponente kann beispielsweise Sirup, Aroma, Pulpe oder dergleichen sein.
In diesem Fall hat der Hauptproduktstrahl üblicherweise einen höheren Volumendurchfluss
als der oder die Zusatzproduktstrahl(en).
[0019] Durch die Aufteilung der Produktkomponenten in getrennte Strahlen (bei Sirup/Aroma
ist die Aufteilung in zwei oder mehr Strahlen besonders sinnvoll) und das beruhigte
Zusammentreffen durch den schräggestellten Behälter erfolgt eine langsame und schonende
Durchmischung der Komponenten. Bei einer Aufteilung der Produktkomponenten in mehrere
Strahlen ergeben sich größere Grenzflächen, wodurch die Durchmischung der Komponenten
deutlich verbessert wird.
[0020] Vorzugsweise trifft nach Überbrückung des Freistrahlbereichs eine Produktkomponente,
insbesondere die Zusatzkomponente, auf den Film der darunterliegenden Produktkomponente,
insbesondere der Hauptkomponente, wodurch die Hauptkomponente zur weiteren Beruhigung
des Füllprozesses wie ein Kissen für die Zusatzkomponente wirken kann. Dies ist insbesondere
dann sinnvoll, wenn der Hauptproduktstrahl einen höheren Volumendurchfluss als der
oder die Zusatzproduktstrahl(en) aufweist.
[0021] Die oben genannte Aufgabe wird ferner gelöst durch eine Vorrichtung zum Freistrahlfüllen
eines Behälters mit einem Füllprodukt, vorzugsweise einem Getränk, umfassend mehrere
Produktkomponenten. Die Vorrichtung weist auf: eine Behälterhalterung zum Halten des
Behälters während des Befüllens; und ein Füllorgan, das einen Mündungsabschnitt mit
mehreren Produktauslässen aufweist und eingerichtet ist, um die Produktkomponenten
durch die entsprechenden Produktauslässe so in den Behälter einzuleiten, dass die
Produktkomponenten jeweils in einem Strahl einen Freistrahlbereich überbrücken. Das
Füllorgan, insbesondere dessen Mündungsabschnitt, ist so eingerichtet, dass die Produktkomponenten
den Freistrahlbereich in getrennten Strahlen überbrücken, so dass sich die Produktkomponenten
erst im Behälter vermischen. Ferner weist der Behälter eine Behälterwand und einen
Behälterboden auf, wobei die Behälterhalterung eingerichtet ist, um den Behälter während
des Befüllens schräg zu halten, so dass die Produktkomponenten nach Überbrückung des
Freistrahlbereichs auf die Behälterwand auftreffen
[0022] Die Merkmale, technischen Wirkungen, Vorteile sowie Ausführungsbeispiele, die in
Bezug auf das Verfahren beschrieben wurden, gelten analog für die Vorrichtung.
[0023] Vorzugsweise sind die Produktauslässe beabstandet voneinander angeordnet, insbesondere
in einem Abstand von mehr als 5 mm, besonders bevorzugt im Bereich von 5 mm bis 10
mm. Durch die Aufteilung, Anordnung und Orientierung der Produktauslässe und damit
der verschiedenen Produktstrahlen kann die Durchmischung der Produktkomponenten im
Behälter ausreichend hergestellt werden, selbst wenn größere Dichte- und Viskositätsunterschiede
zwischen den Produktkomponenten bestehen.
[0024] Vorzugsweise ist die Behälterhalterung eingerichtet, um den Behälter in einem Winkel
im Bereich von 10 bis 45° relativ zur Schwerkraftrichtung zu halten.
[0025] Aus den oben genannten Gründen sind der Mündungsabschnitt und die Behälterhalterung
vorzugsweise so eingerichtet, dass die Produktkomponenten nach dem Auftreffen auf
die Behälterwand als Film an der Behälterwand in Richtung Behälterboden laufen, wobei
der Film vorzugsweise nur ein Segment des Flaschenumfangs, besonders bevorzugt weniger
als 270°, benetzt.
[0026] Aus den oben genannten Gründen sind der Mündungsabschnitt und die Behälterhalterung
vorzugsweise so eingerichtet, dass nach Überbrückung des Freistrahlbereichs eine Produktkomponente,
insbesondere die Zusatzkomponente, auf den Film der darunterliegenden Produktkomponente,
insbesondere der Hauptkomponente, auftrifft.
[0027] Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung sind aus der folgenden Beschreibung
bevorzugter Ausführungsbeispiele ersichtlich. Die darin beschriebenen Merkmale können
alleinstehend oder in Kombination mit einem oder mehreren der oben dargelegten Merkmale
umgesetzt werden, insofern sich die Merkmale nicht widersprechen. Die folgende Beschreibung
bevorzugter Ausführungsbeispiele erfolgt dabei mit Bezug auf die begleitenden Zeichnungen.
Kurze Beschreibung der Figuren
[0028] Bevorzugte weitere Ausführungsformen der Erfindung werden durch die nachfolgende
Beschreibung der Figuren näher erläutert. Dabei zeigen:
- Figur 1
- eine schematische Ansicht einer Vorrichtung zum Freistrahlfüllen von Behältern mit
einem mehrkomponentigen Füllprodukt;
- Figur 2a
- schematisch eine Verteilung/Ausbreitung des Produktfilms im Behälter zu einem ersten
Zeitpunkt der Befüllung; und
- Figur 2b
- schematisch eine Verteilung/Ausbreitung des Produktfilms im Behälter zu einem späteren
zweiten Zeitpunkt der Befüllung;
Detaillierte Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele
[0029] Im Folgenden werden bevorzugte Ausführungsbeispiele anhand der Figuren beschrieben.
Dabei sind gleiche, ähnliche oder gleichwirkende Elemente in den Figuren mit identischen
Bezugszeichen versehen, und auf eine wiederholte Beschreibung dieser Elemente wird
teilweise verzichtet, um Redundanz zu vermeiden.
[0030] Die Figur 1 ist eine schematische Ansicht einer Vorrichtung 1 zum Freistrahlfüllen
von Behältern 100 mit einem mehrkomponentigen Füllprodukt, insbesondere einem mehrkomponentigen
Getränk.
[0031] Die Vorrichtung 1 ist besonders bevorzugt als Getränkeschankanlage oder Getränkespender
ausgeführt, umfassend insbesondere eine solche Füllvorrichtung, die eine Wiederverwendung
der Behälter 100 durch Nachfüllen erlaubt. In diesem Fall werden die zu befüllenden
Behälter 100 üblicherweise manuell durch einen Benutzer zugeführt und nach der Befüllung
wieder entnommen. Derartige Getränkespender werden beispielsweise in Einkaufszentren,
Universitäten, Bahnhöfen, Flughäfen und dergleichen aufgestellt.
[0032] Der Behälter 100 weist eine Behälterwand 101 von vorzugsweise zylindrischer Form,
eine Behältermündung 102 sowie einen Behälterboden 103 auf. Im Fall einer zylindrischen
Form definiert der Behälter 100 eine Behälterachse A. Der Behälter 100 ist vorzugsweise
eine Flasche, beispielsweise aus Glas oder Kunststoff. Der Behälter 100 ist vorzugsweise
zur mehrfachen Verwendung ausgelegt.
[0033] Die Vorrichtung 1 umfasst ein Füllorgan 10, das als Freistrahlventil konzipiert ist,
d.h. das Füllprodukt wird drucklos in den Behälter 100 eingeleitet, wobei der Füllstrahl
nach Verlassen des Füllorgans 10 einen Freistrahlbereich F überbrückt und im Wesentlichen
ohne äußere Beeinflussung durch die Behältermündung 102 in den Behälter 100 gelangt.
Insbesondere wird der Behälter beim Freistrahlfüllen nicht gegen das Füllorgan gedrückt
und kommt mit diesem vorzugsweise nicht in Berührung.
[0034] Die Behälter 100 werden in der Vorrichtung 1 für die und während der Befüllung von
einer geeigneten Behälterhalterung 2, die etwa als Klammer, magnetische Halterung
oder auf andere Weise ausgeführt sein kann, unterhalb des Füllorgans 10 bzw. dessen
Mündungsabschnitt 11 gehalten.
[0035] Als abzufüllende Füllprodukte kommen beispielsweise Softdrinks, Smoothies, Säfte,
Milchprodukte, Mischgetränke und dergleichen in Betracht. Besonders geeignet ist die
Vorrichtung 1 zum Abfüllen karbonisierter Getränke im Freistrahl.
[0036] Das Füllprodukt umfasst zumindest zwei Produktkomponenten, die hierin auch als Hauptkomponente
H und Zusatzkomponente Z bezeichnet sind. Die Hauptkomponente H ist vorzugsweise karbonisiertes
Wasser, die Zusatzkomponente Z kann beispielsweise Sirup sein. Allerdings besteht
diesbezüglich keine Einschränkung. Beispielsweise können die Haupt- und Zusatzkomponente
H, Z Milch unterschiedlicher Fettgehalte sein, um auf diese Weise einen gewünschten
Fettgehalt im abgefüllten Produkt flexibel einstellen zu können. Alternativ können
Säfte mit Fruchtstückchen abgefüllt werden, wobei einer Saft-Hauptkomponente H Pulpe
als Zusatzkomponente Z zugemischt wird. Die Zusatzkomponente Z kann Zusatzstoffe,
Aromastoffe usw. umfassen. Ferner sind Anwendungsfälle außerhalb der Getränke- beziehungsweise
Lebensmittelindustrie möglich, beispielsweise im Care-Bereich zur Abfüllung von Shampoo
und dergleichen.
[0037] Das Füllorgan 10 ist für einen schnellen, flexiblen Sortenwechsel geeignet, insbesondere
dann, wenn die verschiedenen Füllprodukte auf einem gemeinsamen Trägermedium - der
Hauptkomponente H - und verschiedenen Zusatzstoffen - den Zusatzkomponenten Z - beruhen.
[0038] In einem oberen Abschnitt des Füllorgans 10 sind eine erste Produktzuleitung 30 und
eine zweite Produktzuleitung 40 vorgesehen, beide in der Figur 1 schematisch dargestellt,
um die Hauptkomponente H und die Zusatzkomponente Z in entsprechende Kanäle des Füllorgans
10 einzuleiten. Die Produktzuleitungen 30, 40 beziehen die Produktkomponenten beispielsweise
entsprechend aus einem Reservoir 31 der Hauptkomponente H, einem Reservoir 41 der
Zusatzkomponente Z, einer Produktionseinrichtung, einem Produktanschluss oder auf
eine andere geeignete Weise.
[0039] Das Füllorgan 10 umfasst einen Mündungsabschnitt 11 mit mehreren Produktauslässen,
umfassend einen oder mehrere Hauptauslässe 11a und einen oder mehrere Zusatzauslässe
11b, die eingerichtet sind, um entsprechend die Hauptkomponente H und die Zusatzkomponente
Z in den Behälter 100 einzuleiten.
[0040] Insbesondere für die Zusatzkomponente Z sind ähnlich einem Duschkopf vorzugsweise
mehrere Auslässe, d.h. mehrere Zusatzauslässe 11b vorgesehen, vgl. Figuren 2a und
2b, worin beispielhaft zwei Zusatzauslässe 11b gezeigt sind. Der Durchmesser des Hauptauslasses
11a beträgt beispielsweise 5 bis 6 mm, während der Durchmesser der Zusatzauslässe
11b beispielsweise 2 mm beträgt.
[0041] Zur Ansteuerung des Füllorgans 10 ist eine Steuerung 50 vorgesehen, die mit entsprechenden
Ventilen zum Öffnen/Schließen der Haupt- und Zusatzauslässe 11a, 11b sowie etwaigen
Sensoren zur Überwachung des Füllprozesses in Kommunikation steht und eingerichtet
ist, um den Füllprozess zu steuern oder zu regeln. Die Kommunikation kann drahtgebunden
oder drahtlos, digital oder analog erfolgen. Die Kommunikation muss nicht notwendigerweise
einen Informationsaustausch in beide Richtungen umfassen. Ein unidirektionaler Daten-
und/oder Signalfluss fällt hierin unter den Begriff der "Kommunikation". Die Steuerung
50 muss nicht unbedingt durch eine zentrale Recheneinrichtung oder elektronische Regelung
gebildet sein, sondern es sind dezentrale und/oder mehrstufige Systeme, Regelungsnetzwerke,
Cloud-Systeme und dergleichen umfasst. Die Steuerung 50 kann zudem integraler Bestandteil
einer übergeordneten Anlagensteuerung sein oder mit einer solchen kommunizieren.
[0042] Der Mündungsabschnitt 11 des Füllorgans 10, umfassend die Haupt- und Zusatzauslässe
11a, 11b, ist so eingerichtet, dass sich die Hauptkomponente H und die Zusatzkomponente
Z weder im Füllorgan 10 noch im Freistrahlbereich F vermischen. Vielmehr überbrücken
die Haupt- und Zusatzkomponente H, Z den Freistrahlbereich F in getrennten Strahlen,
so dass sich die verschiedenen Komponenten des Füllprodukts erst im Behälter 100,
insbesondere an der Behälterwand 101 vermischen. Eine Vermischung im Füllorgan 10
oder im fallenden Füllstrahl findet nicht statt.
[0043] Die Haupt- und Zusatzauslässe 11a, 11b sind zu diesem Zweck beabstandet voneinander
angeordnet und so orientiert, dass die Produktstrahlen separat den Freistrahlbereich
F überbrücken, d.h. parallel verlaufen oder sich voneinander entfernen. Der Abstand
der verschiedenen Produktauslässe, insbesondere der Haupt- und Zusatzauslässe 11a,
11b, beträgt vorzugsweise mehr als 5 mm, er liegt beispielsweise im Bereich von 5
mm bis 10 mm.
[0044] Ein Injizieren der Zusatzkomponente Z in die Hauptkomponente H oder vice versa findet
nicht statt. Gleichermaßen verlassen die Hauptkomponente H und die Zusatzkomponente
Z den Mündungsabschnitt 11 nicht über einen gemeinsamen Auslass. Die Produktstrahlen
H, Z überbrücken den Freistrahlbereich F gleichzeitig oder zumindest zeitlich überlappend,
d.h. eine vollständige zeitliche Trennung wird nicht angestrebt.
[0045] Indem keine Vermischung der Hauptkomponente H und der Zusatzkomponente Z im Füllorgan
10 und/oder Produktstrahl erfolgt, wird die Produktqualität auch bei hohen Füllgeschwindigkeiten
bewahrt, da eine durch Turbulenz bedingte Verminderung der Produktqualität unterbunden
oder zumindest deutlich vermindert wird. Im Fall CO
2-haltiger Füllprodukte werden ein etwaiges Schäumen und ein damit verbundener CO
2-Verlust reduziert. Durch die Aufteilung, Anordnung und Orientierung der Haupt- und
Zusatzauslässe 11a, 11b und damit der verschiedenen Produktstrahlen kann die Durchmischung
der Komponenten im Behälter 100 ausreichend hergestellt werden, selbst wenn größere
Dichte- und Viskositätsunterschiede bestehen.
[0046] Die obigen Wirkungen lassen sich weiter optimieren, indem die Produktkomponenten
in einen schrägstehenden Behälter 100 eingeleitet werden, so dass die Haupt- und Zusatzkomponente
H, Z nicht auf den Behälterboden 103, sondern auf die schräggestellte Behälterwand
101 auftreffen. Zu diesem Zweck ist die Behälterhalterung 2 eingerichtet, um den Behälter
100 schrägzustellen, d.h. die Behälterachse A weicht von der Senkrechten/Schwerkraftrichtung
ab. Die Behälterachse A und die Strahlen der Haupt- und Zusatzkomponente H, Z bilden
einen Winkel, vorzugsweise im Bereich von 10 bis 45°.
[0047] Dabei treffen die Produktstrahlen H, Z auf die Behälterwand 101 auf und laufen als
Film gemeinsam an der Behälterwand 101 Richtung Behälterboden 103. Dies ist in den
Figuren 2a und 2b gezeigt, welche die Verteilung bzw. Ausbreitung des Produktfilms
zu einem ersten Zeitpunkt der Befüllung (Figur 2a) und einem späteren zweiten Zeitpunkt
der Befüllung (Figur 2b) schematisch darstellen. Die Figuren 2a, 2b zeigen dabei den
Behälter 100 von der Seite, relativ zur Darstellung der Figur 1 gesehen. Der Film
benetzt idealerweise nur ein Segment des Flaschenumfangs, bevorzugt < 270°. Vorzugsweise
trifft die Zusatzkomponenten Z auf den Film der darunterliegenden Hauptkomponente
H auf, so dass die Hauptkomponente H zur weiteren Beruhigung des Füllprozesses wie
ein Kissen für die Zusatzkomponente Z wirken kann.
[0048] Durch die Aufteilung der Komponenten in getrennte Strahlen (bei Sirup/Aroma ist die
Aufteilung in zwei oder mehr Strahlen besonders sinnvoll) und das beruhigte Zusammentreffen
durch den schräggestellten Behälter 100 erfolgt eine langsame und schonende Durchmischung
der Komponenten. Bei einer Aufteilung der Komponenten in mehrere Strahlen (beispielsweise
Sirup und Wasser) ergeben sich größere Grenzflächen, wodurch die Durchmischung der
Komponenten deutlich verbessert wird.
[0049] Durch die Schrägstellung des Behälters 100 kann der Impuls der Strahlen durch den
vergleichsweise kurzen Austrittsweg, d.h. einen geringen Freistrahlbereich F bzw.
eine geringe Fallhöhe vom Füllorgan 10 bis zum Auftreffen auf die Behälterwand 101,
klein gehalten werden, was zu einer weiteren Qualitätsverbesserung des finalen Produkts
beiträgt. So können im Fall CO
2-haltiger Füllprodukte ein etwaiges Schäumen und ein damit verbundener CO
2-Verlust minimiert werden, maßgeblich bedingt durch die langsame Durchmischung der
Fließfilme auf der Oberfläche der Behälterwand 101.
[0050] Je nach Eigenschaft der Produktkomponenten (Dichteunterschiede, Viskositätsunterschiede
usw.) werden zwei oder mehr Strahlen mit optimierter Anordnung genutzt, um eine gute
Durchmischung zu erreichen.
[0051] Soweit anwendbar, können alle einzelnen Merkmale, die in den Ausführungsbeispielen
dargestellt sind, miteinander kombiniert und/oder ausgetauscht werden, ohne den Bereich
der Erfindung zu verlassen.
Bezugszeichenliste
[0052]
- 1
- Vorrichtung zum Freistrahlfüllen von Behältern
- 11
- Mündungsabschnitt
- 11a
- Produktauslass/Hauptauslass
- 11b
- Produktauslass/Zusatzauslass
- 2
- Behälterhalterung
- 10
- Füllorgan
- 30
- Erste Produktzuleitung
- 31
- Reservoir der Hauptkomponente
- 40
- Zweite Produktzuleitung
- 41
- Reservoir der Zusatzkomponente
- 50
- Steuerung
- 100
- Behälter
- 101
- Behälterwand
- 102
- Behältermündung
- 103
- Behälterboden
- H
- Produktkomponente/Hauptkomponente
- Z
- Produktkomponente/Zusatzkomponente
- A
- Behälterachse
- F
- Freistrahlbereich
1. Verfahren zum Freistrahlfüllen eines Behälters (100) mit einem Füllprodukt, vorzugsweise
einem Getränk, umfassend mehrere Produktkomponenten (H, Z), wobei das Verfahren aufweist:
Halten des Behälters (100) mittels einer Behälterhalterung (2); und
Einleiten der Produktkomponenten (H, Z) in den Behälter (100), so dass die Produktkomponenten
(H, Z) jeweils in einem Strahl einen Freistrahlbereich (F) überbrücken; wobei
die Produktkomponenten (H, Z) den Freistrahlbereich F in getrennten Strahlen überbrücken,
so dass sich die Produktkomponenten (H, Z) erst im Behälter (100) vermischen, und
der Behälter (100) eine Behälterwand (101) und einen Behälterboden (103) aufweist,
wobei der Behälter (100) während des Befüllens von der Behälterhalterung (2) schräg
gehalten wird, so dass die Produktkomponenten (H, Z) nach Überbrückung des Freistrahlbereichs
(F) auf die Behälterwand (101) auftreffen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Behälter (100) eine zylindrische Form hat und dadurch eine Behälterachse (A)
definiert, wobei die Behälterachse (A) und die Strahlen der Produktkomponenten (H,
Z) einen Winkel ungleich Null, vorzugsweise im Bereich von 10 bis 45°, bilden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Produktkomponenten (H, Z) nach dem Auftreffen auf die Behälterwand (101) als
Film an der Behälterwand (101) in Richtung Behälterboden (103) laufen, wobei der Film
vorzugsweise nur ein Segment des Flaschenumfangs, besonders bevorzugt weniger als
270°, benetzt.
4. Verfahren nach einem der vorigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Produktkomponenten eine Hauptkomponente (H) und eine Zusatzkomponente (Z) umfassen,
wobei die Hauptkomponente vorzugsweise karbonisiertes Wasser ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass nach Überbrückung des Freistrahlbereichs (F) die Zusatzkomponente (Z) auf den Film
der darunterliegenden Hauptkomponente (H) auftrifft.
6. Vorrichtung (1) zum Freistrahlfüllen eines Behälters (100) mit einem Füllprodukt,
vorzugsweise einem Getränk, umfassend mehrere Produktkomponenten (H, Z), wobei die
Vorrichtung (1) aufweist:
eine Behälterhalterung (2) zum Halten des Behälters (100) während des Befüllens; und
ein Füllorgan (10), das einen Mündungsabschnitt (11) mit mehreren Produktauslässen
(11a, 11b) aufweist und eingerichtet ist, um die Produktkomponenten (H, Z) so in den
Behälter (100) einzuleiten, dass die Produktkomponenten (H, Z) jeweils in einem Strahl
einen Freistrahlbereich (F) überbrücken; wobei
der Mündungsabschnitt (11) so eingerichtet ist, dass die Produktkomponenten (H, Z)
den Freistrahlbereich (F) in getrennten Strahlen überbrücken, so dass sich die Produktkomponenten
(H, Z) erst im Behälter (100) vermischen; und
der Behälter (100) eine Behälterwand (101) und einen Behälterboden (103) aufweist,
wobei die Behälterhalterung (2) eingerichtet ist, um den Behälter (100) während des
Befüllens schräg zu halten, so dass die Produktkomponenten (H, Z) nach Überbrückung
des Freistrahlbereichs (F) auf die Behälterwand (101) auftreffen.
7. Vorrichtung (1) nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Produktauslässe (11a, 11b) beabstandet voneinander angeordnet sind, vorzugsweise
in einem Abstand von mehr als 5 mm, besonders bevorzugt in einem Abstand im Bereich
von 5 mm bis 10 mm.
8. Vorrichtung (1) nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Behälterhalterung eingerichtet ist, um den Behälter in einem Winkel im Bereich
von 10 bis 45° relativ zur Schwerkraftrichtung zu halten.
9. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Mündungsabschnitt (11) und die Behälterhalterung (2) so eingerichtet sind, dass
die Produktkomponenten (H, Z) nach dem Auftreffen auf die Behälterwand (101) als Film
an der Behälterwand (101) in Richtung Behälterboden (103) laufen, wobei der Film vorzugsweise
nur ein Segment des Flaschenumfangs, besonders bevorzugt weniger als 270°, benetzt.
10. Vorrichtung (1) nach einem Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Produktkomponenten eine Hauptkomponente (H) und eine Zusatzkomponente (Z) umfassen,
wobei die Hauptkomponente vorzugsweise karbonisiertes Wasser ist.
11. Vorrichtung (1) nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Mündungsabschnitt (11) und die Behälterhalterung (2) so eingerichtet sind, dass
nach Überbrückung des Freistrahlbereichs (F) die Zusatzkomponente (Z) auf den Film
der darunterliegenden Hauptkomponente (H) auftrifft.
12. Vorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung (1) eine Getränkeschankanlage oder ein Getränkespender ist, wobei
die Vorrichtung (1) vorzugsweise eingerichtet ist, um eine Wiederverwendung der Behälter
(100) durch Nachfüllen zu ermöglichen.