(19)
(11) EP 4 389 948 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.06.2024  Patentblatt  2024/26

(21) Anmeldenummer: 23217638.8

(22) Anmeldetag:  18.12.2023
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
D01H 5/18(2006.01)
(52) Gemeinsame Patentklassifikation (CPC) :
D01H 5/18; D01H 1/115; D01H 1/20; D01H 15/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC ME MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(30) Priorität: 22.12.2022 LU 503240

(71) Anmelder: Saurer Intelligent Technology AG
9320 Arbon Thurgau (CH)

(72) Erfinder:
  • Peuker, Heinz-Josef
    41844 Wegberg (DE)
  • Seshayer, Chandrassekaran
    52134 Herzogenrath (DE)
  • Schiffers, Dirk
    41352 Korschenbroich (DE)
  • Meißner, Sarah
    52511 Geilenkirchen (DE)

(74) Vertreter: Morgenthum-Neurode, Mirko 
Saurer Spinning Solutions GmbH & Co. KG Patentabteilung Carlstraße 60
52531 Übach-Palenberg
52531 Übach-Palenberg (DE)

   


(54) FASERBANDVORBEREITUNG


(57) Die Erfindung betrifft ein Streckwerk zum Fördern eines Faserbandes in Richtung einer Eintrittsöffnung einer Wirbelkammer einer Luftspinnvorrichtung sowie ein Verfahren zum Betreiben eines ein Ausgangswalzenpaar und mindestens ein weiteres Streckwerkwalzenpaar und/oder Riemchenwalzenpaar aufweisenden Streckwerks, mittels dem an einer Spinnstelle einer Luftspinnmaschine ein Faserband zur Herstellung eines Fadens einer Wirbelkammer einer Luftspinnvorrichtung der Spinnstelle zugeführt wird, wobei das Ausgangswalzenpaar entkoppelt von dem mindestens einen weiteren Streckwerkwalzen- und/oder Riemchenwalzenpaar antreibbar ist. Um ein Verfahren zum Betreiben eines ein Ausgangswalzenpaar und mindestens ein weiteres Streckwerkwalzenpaar und/oder Riemchenwalzenpaar aufweisenden Streckwerks sowie ein Streckwerk bereitzustellen, welches eine zuverlässige Vorbereitung des Faserbandendes vor dem Anspinnprozess ermöglicht, ist vorgesehen, dass das Ausgangswalzenpaar zum Auskämmen des Faserbandendes nach einer Spinnunterbrechung mit einer vorgegebenen Auskämmgeschwindigkeit angetrieben und das dem Ausgangswalzenpaar in Faserbandlaufrichtung vorgelagerte mindestens eine Streckwerkwalzen- und/oder Riemchenwalzenpaar gestoppt oder mit einer der Auskämmgeschwindigkeit zugeordneten Haltegeschwindigkeit betrieben wird, die maximal 10% der Auskämmgeschwindigkeit beträgt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Streckwerk zum Fördern eines Faserbandes in Richtung einer Eintrittsöffnung einer Wirbelkammer einer Luftspinnvorrichtung sowie ein Verfahren zum Betreiben eines ein Ausgangswalzenpaar und mindestens ein weiteres Streckwerkwalzenpaar und/oder Riemchenwalzenpaar aufweisenden Streckwerks, mittels dem an einer Spinnstelle einer Luftspinnmaschine ein Faserband zur Herstellung eines Fadens einer Wirbelkammer der Luftspinnvorrichtung zugeführt wird, wobei das Ausgangswalzenpaar entkoppelt von dem mindestens einen weiteren Streckwerkwalzen- und/oder Riemchenwalzenpaar antreibbar ist.

[0002] Gattungsgemäße Streckwerke sowie Verfahren zu deren Betreiben an einer Spinnstelle einer Luftspinnmaschine sind in vielfältigen Ausgestaltungen aus dem Stand der Technik bekannt. An den Spinnstellen solcher Luftspinnmaschinen dienen die Streckwerke dazu, einer Wirbelkammer einer Luftspinnvorrichtung der Spinnstelle ein Faserband zuzuführen, wobei dieses zuvor verstreckt wird.

[0003] Im Verlauf des Spinnprozesses kommt es immer wieder zu Fehlern, bei denen Fadenabschnitte entstehen, deren Parameter, wie bspw. die Fadendicke, die Haarigkeit, die Fadenfestigkeit etc. von einem vorgegebenen Sollwert abweichen. Derartige Fadenfehler werden von einem Fadensensor erkannt und müssen in einem den Spinnprozess unterbrechenden Reinigerschnitt entfernt werden. Ebenso treten während des Spinnprozesses Fadenbrüche auf, bei denen der Faden reißt, was ebenfalls ein Wiederansetzen des Fadenendes an das der Luftspinnmaschine in der Wirbelkammer durch das Streckwerk zugeführten Faserband erforderlich macht.

[0004] Für die Durchführung des Anspinnprozesses ist es erforderlich, das jeweilige auf eine Auflaufspule aufgelaufene Fadenende mithilfe einer spinnstelleneigenen oder an der Spinnstelle vorbeifahrbar vorgesehenen, insbesondere an der Luftspinnmaschine verfahrbar angeordneten, Fadenaufnahmeeinrichtung von der Auflaufspule aufzunehmen, um es entgegen der eigentlichen Fadenlaufwegrichtung während des Spinnprozesses in die Wirbelkammer der Luftspinnvorrichtung zu überführen, um es dort mit dem zugeführten Faserband verbinden zu können. Zur Vorbereitung des Fadenendes zur Verbindung mit dem zugeführten Faserband ist es erforderlich, das Fadenende vor dem Anspinnen zur Verbindung mit dem Faserband vorzubereiten. Hierzu dient eine Fadenvorbereitungseinrichtung, welche der Wirbelkammer in Fadenlaufwegrichtung nachgelagert ist und dazu dient, das Fadenende auf eine vordefinierte Länge abzutrennen sowie das Fadenende aufzulösen, d. h. von seiner vorhandenen Drehung zu befreien, sodass dies mit dem zugeführten Faserband verbunden werden kann. Nach der Auflösung des Fadenendes wird dieses unter Freigabe einer das Fadenende in der Fadenvorbereitungseinrichtung positionierenden Klemmung bspw. mittels Blasluft bis in die Wirbelkammer transportiert und dort gehalten.

[0005] In dem dann stattfindenden Anspinnprozess wird der Wirbelkammer über das Streckwerk das Faserband über das Ausgangswalzenpaar zugeführt, welches unter Bildung eines Fadens in der Wirbelkammer mit dem dort platzierten freien Fadenende verbunden und anschließend über die Abzugseinrichtung aus der Wirbelkammer abgezogen wird.

[0006] Zu Beginn des Anspinnprozesses wird zunächst das Streckwerk hochgefahren, wodurch das Faserband in Richtung auf die Wirbelkammer befördert wird. Erst zeitlich im Anschluss an den Beginn des Hochfahrens des Streckwerkes wird die Abzugseinrichtung gestartet, sodass sich zu Beginn des Anspinnprozesses eine Verweilzeit des Fadenendes in der Wirbelkammer ergibt, innerhalb derer das über das Streckwerk zugeführte Faserband in der Wirbelkammer mit dem Fadenende verbunden wird. Nach Ablauf der Verweilzeit werden sowohl die Abzugseinrichtung als auch das Ausgangswalzenpaar bis auf eine vorgegebene Abzugsgeschwindigkeit beschleunigt, mit der der Spinnprozess dann fortgesetzt wird.

[0007] Eine sorgfältige Vorbereitung des freien Faserbandendes ist für eine fehlerfreie Verbindung des Fadenendes mit dem Faserband im Rahmen des Anspinnprozesses von besonderer Bedeutung. Bekannte Streckwerke sowie Verfahren zur Faserbandvorbereitung mittels dieser Streckwerke ermöglichen jedoch nur in bedingter Weise eine gewünschte Konditionierung des Faserbandendes vor dem Anspinnprozess.

[0008] Hiervon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betreiben eines ein Ausgangswalzenpaar und mindestens ein weiteres Streckwerkwalzenpaar und/oder Riemchenwalzenpaar aufweisenden Streckwerks sowie ein Streckwerk bereitzustellen, welches eine zuverlässige Vorbereitung des Faserbandendes vor dem Anspinnprozess ermöglicht.

[0009] Die Erfindung löst die Aufgabe durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie durch ein Streckwerk mit den Merkmalen des Anspruchs 4. Vorteilhafte Weiterbildungen des Verfahrens sind in den abhängigen Ansprüchen 2 und 3 angegeben. Weitere Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Streckwerks finden sich in den abhängigen Ansprüchen 5 und 6.

[0010] Kennzeichnend für das erfindungsgemäße Verfahren ist, dass das Ausgangswalzenpaar zum Auskämmen des Faserbandes nach einer Spinnunterbrechung mit einer vorgegebenen Auskämmgeschwindigkeit angetrieben und das dem Ausgangswalzenpaar in Faserbandlaufrichtung vorgelagerte mindestens eine Streckwerkwalzen- und/oder Riemchenwalzenpaar gestoppt oder mit einer der Auskämmgeschwindigkeit zugeordneten Haltegeschwindigkeit betrieben wird, die max. 10% der Auskämmgeschwindigkeit beträgt.

[0011] Im regulären Spinnbetrieb weisen das Ausgangswalzenpaar des Streckwerks und die Abzugseinrichtung eine übereinstimmende, als Abzugsgeschwindigkeit bezeichnete Produktionsgeschwindigkeit auf, wobei das dem Ausgangswalzenpaar in Fadenlaufrichtung betrachtet vorgelagerte mindestens eine Streckwerkwalzen- und/oder Riemchenwalzenpaar systembedingt eine geringere Produktionsgeschwindigkeit aufweist, um den gewünschten Verzug des Faserbandes innerhalb des Streckwerks zu erreichen.

[0012] Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren ist vorgesehen, dass das entkoppelt von dem mindestens einen weiteren Streckwerkwalzen- und/oder Riemchenwalzenpaar antreibbare Ausgangswalzenpaar mit einer vorgegebenen Auskämmgeschwindigkeit angetrieben wird, während das mindestens eine weitere vorgelagerte Streckwerkwalzen- und/oder Riemchenwalzenpaar stillsteht oder mit einer geringen Haltegeschwindigkeit betrieben wird, die max. 10% der Auskämmgeschwindigkeit beträgt. Ein derartiger Auskämmbetrieb des Streckwerks bewirkt keine bzw. eine nur sehr geringe Zuführung des Faserbandes in Richtung auf die Wirbelkammer der Luftspinnvorrichtung. Vielmehr wird, insbesondere bei stillstehenden Streckwerkwalzen- und/oder Riemchenwalzenpaaren und einem Betrieb des Ausgangswalzenpaares mit der vorgegebenen Auskämmgeschwindigkeit das Faserbandende durch diesen Auskämmprozess konditioniert, sodass dieses in optimaler Weise für den Anspinnprozess an das in der Wirbelkammer angeordnete freie Fadenende vorbereitet werden kann.

[0013] Nach einer Weiterbildung der Erfindung ist vorgesehen, dass das Ausgangswalzenpaar beim Hochfahren des Streckwerks während des Anspinnens zeitlich vor dem mindestens einen weiteren Streckwerkwalzen- und/oder Riemchenwalzenpaar angetrieben wird. Diese Ausgestaltung der Erfindung ermöglicht es, Schwankungen beim Hochfahren des Ausgangswalzenpaares, wodurch Fasern nicht mit der vom restlichen Streckwerk vorgegebenen Geschwindigkeit gefördert werden und was zu einem zusätzlichen Verzug des Faserbandes oder einer Aufstauung der Fasern führen kann, zu vermeiden.

[0014] Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, im Anschluss an den Auskämmprozess, bei dem das Ausgangswalzenpaar entkoppelt von dem stillstehend oder nur mit einer zugeordneten Haltegeschwindigkeit betriebenen mindestens einen weiteren Streckwerkwalzen- und/oder Riemchenwalzenpaar betrieben wird, hochzufahren und das vorbereitete Faserband in die Wirbelkammer der Luftspinnvorrichtung zu befördern. Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist jedoch vorgesehen, dass das Streckwerk nach dem Auskämmen gestoppt und anschließend zum Anspinnen hochgefahren wird. Diese Ausgestaltung der Erfindung gewährleistet besonders zuverlässig, dass das freie Faserbandende in der gewünschten Weise zu Beginn des Anspinnprozesses in der Wirbelkammer zur Verbindung mit dem freien Fadenende angeordnet wird.

[0015] Kennzeichnend für das Streckwerk zum Fördern eines Faserbandes in Richtung einer Eintrittsöffnung einer Wirbelkammer einer Luftspinnvorrichtung, wobei das Streckwerk ein Ausgangswalzenpaar aufweist, das entkoppelt von dem mindestens einen weiteren Streckwerkwalzen- und/oder Riemchenwalzenpaar antreibbar ist, ist eine Steuereinheit zur Durchführung des vorstehend beschriebenen erfindungsgemäßen oder weitergebildeten Verfahrens zum Betreiben eines Streckwerks nach einer Spinnunterbrechung. Die Steuereinheit kann dabei direkt an der Spinnstelle angeordnet oder gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung in eine zentrale Kontrolleinheit für mehr als eine Spinnstelle oder der Luftspinnmaschine integriert sein. Bei der zentralen Kontrolleinheit kann es sich vorzugsweise um ein mobiles oder stationäres Device außerhalb der Spinnstelle und/oder Luftspinnmaschine handeln. Besonders vorteilhafterweise ist die Steuereinheit bzw. die Kontrolleinheit dazu vorgesehen, die Auskämmgeschwindigkeit und/oder die Haltegeschwindigkeit variabel einzustellen, sodass eine optimale Anpassung an die Fasern ermöglicht wird.

[0016] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachstehend mit Bezug auf die Zeichnungen erläutert. In den Zeichnungen zeigen:
Fig. 1
in einer Vorderansicht eine Luftspinnmaschine mit Arbeitsstellen, die zur Versorgung ihrer Luftspinnvorrichtung jeweils eine arbeitsstelleneigene Fadenaufnahmeeinrichtung und eine Fadenvorbereitungseinrichtung aufweisen und
Fig. 2
in einer Schnittansicht in einer schematischen Darstellung eine Luftspinnvorrichtung während des Anspinnvorgangs.


[0017] Die Fig. 1 zeigt schematisch in einer Vorderansicht eine üblicherweise als Kreuzspule 9 bezeichnete Auflaufspulen herstellende Textilmaschine, im vorliegenden Fall eine Luftspinnmaschine 1. Derartige Textilmaschinen 1 weisen zwischen maschinenendseitig angeordneten Maschinengestellen 13a, 13b eine Vielzahl von Spinnstellen 2 auf. An jeder der Spinnstellen 2 ist eine Spinnkanne 3 positioniert, die mit einem Vorrat an Vorlagematerial, beispielsweise mit Faserband 25, ausgestattet ist.

[0018] Die Spinnstellen 2 verfügen des Weiteren jeweils über ein Streckwerk 4, eine Luftspinnvorrichtung 5, eine Abzugseinrichtung 6, einen Fadenreiniger 7 sowie über eine Fadenchangiervorrichtung 8, die dafür sorgt, dass der in der Luftspinnvorrichtung 5 aus dem Faserband 25 gesponnene bzw. gefertigte Faden 36 in sich kreuzenden Lagen auf eine Auflaufspule 9 gewickelt wird. Die während des Spinnprozesses entstehende, sogenannte Kreuzspule 9 ist dabei jeweils, wie üblich, in einem (nicht dargestellten) Spulenrahmen gehalten und wird durch einen (ebenfalls nicht dargestellten) Spulenantrieb rotiert.

[0019] Jede der Spinnstellen 2 ist außerdem mit einer Fadenaufnahmeeinrichtung 39 ausgestattet, die es ermöglicht, ein nach einer Spinnunterbrechung auf die Kreuzspule 9 aufgelaufenes Fadenende 37 eines gefertigten Fadens 36 aufzunehmen und an eine im Bereich der Abzugseinrichtung 6 angeordnete, so genannte Fadenvorbereitungseinrichtung 40 zu überführen.

[0020] Die Fig. 2 zeigt in Seitenansicht sowie einem größeren Maßstab eine zur Durchführung des Verfahrens nach einem bevorzugten Ausführungsbeispiel geeignete Luftspinnvorrichtung 5 während des Anspinnvorgangs.

[0021] Wie ersichtlich, ist der im Schnitt dargestellten Luftspinnvorrichtung 5 das Streckwerk 4 zum Verziehen des Faserbandes 25 vorgeschaltet. In Faserbandlaufrichtung R hinter der Luftspinnvorrichtung 5 ist eine einzelmotorisch und reversibel antreibbare Abzugseinrichtung 6 installiert, die dafür sorgt, dass der gefertigte Faden 36 in Richtung der Auflaufspule 9 und in dazu entgegengesetzter Richtung befördert werden kann.

[0022] Im Bereich der Fadenabzugseinrichtung 6 ist außerdem die hier nicht näher dargestellte Fadenvorbereitungseinrichtung 40 angeordnet, die das durch die Fadenaufnahmeeinrichtung 39 zurückgeholte Fadenende 37 des fertigen Fadens 36 für den nachfolgenden Anspinnvorgang vorbereitet.

[0023] Wie in Fig. 2 dargestellt, besteht die Luftspinnvorrichtung 5 im Wesentlichen aus einem zweiteiligen Außengehäuse 14, 15, einem Expansionsgehäuse 16, einem Düsenblock 17, einer Faserbandführung 18 sowie einem hohlen Spinnkonus 19.

[0024] Das Expansionsgehäuse 16 bildet dabei in Verbindung mit dem vorderen Gehäuseteil 14 des Außengehäuses einen vorderen Ringraum 20, der über eine Pneumatikleitung 21 an eine Überdruckquelle 22 angeschlossen ist und in Verbindung mit dem im hinteren Gehäuseteil 15 des Außengehäuses angeordneten Expansionsraum 28 steht.

[0025] Während der Expansionsraum 28 über einen Abluftkanal 29 indirekt mit der Umgebungsatmosphäre verbunden ist, ist der Ringraum 20 pneumatisch durchgängig mit wenigstens einer Blasluftdüse 23 verbunden, die im Düsenblock 17 angeordnet sind.

[0026] Die Blasluftdüse 23 mündet dabei in eine Wirbelkammer 33 im Bereich vor der Eintrittsöffnung 35 des Spinnkonus 19 und ist so auf den Kopf 24 des Spinnkonus 19 gerichtet, dass sich an diesem eine rotierende Luftströmung einstellt. Der Spinnkonus 19 ist vorzugsweise aus einem hochverschleißfesten Material gefertigt, beispielsweise einem technischen Keramikwerkstoff.

[0027] Zur Steuerung der Druckluftzufuhr ist die Pneumatikleitung 21 mit einem Ventil 32 ausgestattet, dessen Betätigen vorzugsweise durch eine spinnstelleneigene Steuereinheit 38 erfolgt, die über entsprechende Steuerleitungen mit dem Ventil verbunden ist.

[0028] Während des normalen, hier nicht dargestellten, vorbekannten Spinnvorganges durchläuft das jeweils in einer Spinnkanne 3 bevorratete Faserband 25 auf seinem Weg zur Kreuzspule 9 zunächst das Streckwerk 4, wo es stark verzogen wird. Über das Ausgangswalzenpaar 26 des Streckwerks 4 wird das verstreckte Faserband 25 dann in den Bereich der Eingangsöffnung 27 der Luftspinnvorrichtung 5 überführt und unter dem Einfluss einer dort anstehenden Unterdruckströmung in die Wirbelkammer 33 der Luftspinnvorrichtung 5 eingesaugt. Innerhalb der Luftspinnvorrichtung 5 gelangt das verstreckte Faserband 25 über die Faserbandführung 18 sowie den Düsenblock 17 zur Eintrittsöffnung 35 des hohlen Spinnkonus 19 und wird durch den sich innerhalb des Spinnkonus 19 bildenden Faden 36 in den Spinnkonus 19 hineingezogen. Das Faserband 25 ist dabei im Bereich des Kopfes 24 des Spinnkonus 19 dem Einfluss einer Rotationsströmung ausgesetzt, die durch den aus dem Düsenblock 17 austretenden Luftstrom erzeugt wird.

[0029] Zur definierten Zuleitung dieses durch die Überdruckquelle 22 initiierten Luftstromes zum Düsenblock 17 ist das Ventil 32 geöffnet. Um während des Spinnprozesses das Abströmen des über den Düsenblock 17 einströmenden Luftstromes durch den Abluftkanal 29 an die Umgebungsatmosphäre oder an eine maschineneigene Absaugung zu ermöglichen, ist ein über eine entsprechende Steuerleitung mit der Steuereinheit 38 verbundenes Ventil 34 geöffnet.

[0030] Während des Spinnprozesses wird aufgrund der kontinuierlichen Bewegung des Faserbandes 25 in Faserbandlaufrichtung R das Faserband 25 fortlaufend in den hohlen Spinnkonus 19 eingezogen, wobei die Randfasern schraubenförmig um die Kernfasern des Faserbandes 25 geschlungen werden. Der dadurch gefertigte Faden 36 wird mittels der Fadenabzugseinrichtung 6 aus der Luftspinnvorrichtung 5 gezogen und anschließend zu einer Kreuzspule 9 aufgewickelt.

[0031] Wenn es während des Spinnprozesses zu einer Spinnunterbrechung kommt, zum Beispiel aufgrund eines Bruches des Faserbandes 25 oder aufgrund eines kontrollierten Schnittes des bereits gesponnenen Fadens 36 durch den Fadenreiniger 7, muss vor einem Neustart des Spinnprozesses zunächst ein Anspinnvorgang durchgeführt werden.

[0032] Zur Durchführung eines Anspinnvorgangs wird bekanntlich einerseits das verstreckte Faserband 25 und anderseits der auf die Kreuzspule 9 aufgelaufene, bereits fertiggestellte Faden 36 benötigt.

[0033] Nach einer Spinnunterbrechung wird durch die spinnstelleneigene Fadenaufnahmeeinrichtung 39 der betroffenen Spinnstelle 2 zunächst das Fadenende 37 des bereits fertiggestellten Fadens 36 von der Kreuzspule 9 zurückgeholt und in eine der Luftspinnvorrichtung 5 in Faserbandlaufrichtung R nachgeschaltet angeordnete Fadenvorbereitungseinrichtung 40 überführt. Dort wird das Fadenende 37 weitestgehend von Drehung und losen Fasern befreit und anschließend in die Wirbelkammer 33 zum Anspinnen überführt und dort positioniert.

[0034] Zur Vorbereitung des Faserbandes 25 wird während der Rückführung des Fadenendes 37 in die Wirbelkammer 33 das Streckwerk 4 durch die Steuereinheit in einem Kämmbetrieb betrieben, bei der das erste Streckwerkwalzenpaar 42, das zweite Streckwerkwalzenpaar 43 und das Riemchenwalzenpaar 41 sillstehen, wohingegen das Ausgangswalzenpaar 26 mit einer Auskämmgeschwindigkeit betrieben wird und dabei das freie Ende des Faserbandes 25 in optimaler Weise auf den Anspinnprozess vorbereitet.

Bezugszeichenliste



[0035] 
1 Luftspinnmaschine 25 Faserband
2 Spinnstelle 26 Ausgangswalzenpaar
3 Spinnkanne 27 Eingangsöffnung
4 Streckwerk 28 Expansionsraum
5 Luftspinnvorrichtung 29 Abluftkanal
6 Abzugseinrichtung 31 Halte-/Auflöseröhrchen
7 Fadenreiniger 32 Ventil
8 Fadenchangiervorrichtung 33 Wirbelkammer
9 Auflaufspule 34 Ventil
13a, 13b Maschinengestell 35 Eintrittsöffnung
14 Außengehäuse 36 Faden
15 Außengehäuse 37 Fadenende
16 Expansionsgehäuse 38 Steuereinheit
17 Düsenblock 39 Fadenaufnahmeeinrichtung
18 Faserbandführung 40 Fadenvorbereitungseinrichtung
19 Spinnkonus 41 Riemchenwalzenpaar
20 Ringraum 42 erstes Streckwerkwalzenpaar
21 Pneumatikleitung 43 zweites Streckwerkwalzenpaar
22 Überdruckquelle 44 Fadenleitkanal
23 Blasluftdüse R Faserbandlaufrichtung
24 Kopf    



Ansprüche

1. Verfahren zum Betreiben eines ein Ausgangswalzenpaar (26) und mindestens ein weiteres Streckwerkwalzenpaar (42, 43) und/oder Riemchenwalzenpaar (41) aufweisenden Streckwerks (4), mittels dem an einer Spinnstelle (2) einer Luftspinnmaschine (1) ein Faserband (25) zur Herstellung eines Fadens (36) einer Wirbelkammer (33) einer Luftspinnvorrichtung (5) der Spinnstelle (2) zugeführt wird, wobei das Ausgangswalzenpaar (26) entkoppelt von dem mindestens einen weiteren Streckwerkwalzen- (42, 43) und/oder Riemchenwalzenpaar (41) antreibbar ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Ausgangswalzenpaar (26) zum Auskämmen des Faserbandendes nach einer Spinnunterbrechung mit einer vorgegebenen Auskämmgeschwindigkeit angetrieben und das dem Ausgangswalzenpaar (26) in Faserbandlaufrichtung (R) vorgelagerte mindestens eine Streckwerkwalzen- (42, 43) und/oder Riemchenwalzenpaar (41) gestoppt oder mit einer der Auskämmgeschwindigkeit zugeordneten Haltegeschwindigkeit betrieben wird, die maximal 10% der Auskämmgeschwindigkeit beträgt.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Ausgangswalzenpaar (26) beim Hochfahren des Streckwerks (4) während des Anspinnens zeitlich vor dem mindestens einen weiteren Streckwerkwalzen- (42, 43) und/oder Riemchenwalzenpaar (41) angetrieben wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Streckwerk (4) nach dem Auskämmen gestoppt und anschließend zum Anspinnen hochgefahren wird.
 
4. Streckwerk zum Fördern eines Faserbandes (25) in Richtung einer Eintrittsöffnung (35) einer Wirbelkammer (33) einer Luftspinnvorrichtung (5), wobei das Streckwerk (4) ein Ausgangswalzenpaar (26) aufweist, das entkoppelt von mindestens einem weiteren Streckwerkwalzen- (42, 43) und/oder Riemchenwalzenpaar (41) antreibbar ist, gekennzeichnet durch
eine Steuereinheit (38) zur Durchführung des Verfahrens zum Betreiben eines Streckwerks (4) nach einer Spinnunterbrechung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3.
 
5. Streckwerk nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinheit (38) in eine zentrale Kontrolleinheit der Luftspinnmaschine (1) integriert ist.
 
6. Streckwerk nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Steuereinheit (38) zur variablen Einstellung der Auskämmgeschwindigkeit und/oder Haltegeschwindigkeit ausgebildet ist.
 




Zeichnung










Recherchenbericht









Recherchenbericht