[0001] Die Erfindung betrifft ein Brückenwiderlager, ein Verfahren zu dessen Erstellung
mit dabei zum Einsatz kommenden Betonfertigteilen.
[0002] Brückenwiderlager sind sehr individuell projektierte Bauwerke, die daher herkömmlich
mittels einer vor Ort hergestellten Schalung als Stahlbetonbauwerk aus Bewehrungsstahl
und Ortbeton erstellt werden. Insbesondere die Schalungs- und Entschalungsarbeiten
sind zeitaufwendig und beeinträchtigen die betroffenen Verkehrswege.
[0003] Die
DE 20 2019 100 831 U1 und
DE 20 2019 104 913 U1 befassen sich daher bereits mit einer Beschleunigung des Bauverfahrens, die im Wesentlichen
durch die Verwendung spezieller Betonfertigteile erreicht wird. Dabei ist es nötig,
zunächst eine Sauberkeitsschicht zu gießen, auf die anschließend Fertigteile für die
Widerlagerwand aufgesetzt und mit Ortbeton vergossen werden.
[0004] DE 24 39 466 A1 befasst sich mit Verfahren zur Erstellung eines Unterbaus einer Brücke sowie mit
Fertigteilen dafür. Die Fertigteile werden durch Ortbetonbalken horizontal verbunden.
Hierzu sind die Fertigteile in ihrem Kopfbereich mit einer grabenförmigen Aussparung
versehen.
[0005] KR 102 181 805 B1 offenbart Betonfertigteile, die sowohl in einem Kopfbereich als auch in einem Fußbereich
jeweils grabenförmige Aussparungen aufweisen, wobei die grabenförmigen Aussparungen
durch sich rechtwinklig zu diesen Aussparungen durch das jeweilige Betonfertigteil
erstreckende Ausnehmungen verbunden sind. Unter Verwendung dieser Betonfertigteile
können vertikale Wände eines integralen oder semi-integralen Brückenbauwerks erstellt
werden. Hierbei werden in den Aussparungen jeweils ein oberer und ein unterer Ortbetonbetonbalken
erstellt, die die Betonfertigteile in seitlicher Richtung verbinden.
[0006] Der nun vorgestellten Erfindung lag das Ziel zugrunde, ein Brückenwiderlager zu entwickeln,
das noch schneller und mit noch geringerer Verkehrseinschränkung erstellt werden kann,
sowie ein Verfahren für dessen Herstellung. Dieses Ziel wird durch ein Verfahren nach
Anspruch 1 und ein Brückenwiderlager nach Anspruch 5 erreicht.
[0007] Dabei kommen Fassaden-Betonfertigteile bevorzugt aus Stahlbeton zum Einsatz, die
erfindungsgemäß untenseitig einen im Wesentlichen der Dicke der zu erstellenden Widerlagerwand
entsprechenden Sockel aufweisen. Oberhalb des Sockels verjüngt sich das Fassaden-Betonfertigteil
zu einem erheblich dünneren Schalungsteil. Die Fassadenseite, d.h. die Außenseite
der damit herzustellenden Widerlagerwand geht dabei glatt vom Sockel in den Schalungsteil
über, so dass das Fassaden-Betonfertigteil eine einheitliche, eben bzw. glatt durchgehende
Fassadenseite ausbildet. Der Übergang vom Sockel in den Schalungsteil ist bevorzugt
durch einen klaren Absatz ausgebildet. Dies ist für die Herstellung der Fertigteile
von Vorteil, und es kann bei der Erstellung der kompletten Widerlagerwand ein vorgeflochtener
Bewehrungskorb auf den Absatz über eine ggf. vorhandene von unten kommende Anschlussbewehrung
aufgelegt werden. Der Sockel ist vorzugsweise so zu dimensionieren, dass das Fassaden-Betonfertigteil
auf diesem stabil steht.
[0008] Trotz des Sockels hat das Fassaden-Betonfertigteil im Wesentlichen eine Wandform,
d.h. seine Breite und Höhe sind erheblich größer als die Dicke auch des Sockels. Vorzugsweise
im Bereich des Sockels kann das Fassaden-Betonfertigteil seitliche Aussparungen, d.h.
Seitenaussparungen aufweisen dort, wo der Sockel an den Sockel eines benachbarten
Fassaden-Betonfertigteils bei der Errichtung des Brückenwiderlagers angrenzt. Wenn
benachbarte Fassaden-Betonfertigteile jeweils derartige Seitenaussparungen aufweisen,
können in diese Bewehrungen eingebracht werden. Beim anschließenden Verguss der Hohlräume
der Widerlagerwand mit Ortbeton werden so die benachbarten Fassaden-Betonfertigteile
miteinander verbunden und weiter stabilisiert. Zur Verbesserung dieses Halts können
die Seitenaussparungen Vor- und/oder Rücksprünge aufweisen, so dass sie sich mit dem
einzufüllenden Ortbeton und der eingelegten Bewehrung fest verzahnen. Es ist ferner
möglich, dass der Sockel zumindest untenseitig eine oder mehrere Bohrpfahlaussparungen
aufweist, die sich auch vollständig, meist senkrecht, durch den Sockel hindurcherstrecken
können. Damit kann der Sockel auf Bohrpfähle aufgesetzt werden, die ggf. vorher für
eine Tiefgründung eingebracht wurden, auf geeignete Weise mit deren Bewehrung verbunden
und entsprechend ausgegossen werden.
[0009] Um die Aufstandsfläche zu vergrößern, kann das Fassaden-Betonfertigteil an seinem
unteren Ende am Sockel einen zur Außenseite bzw. Fassadenseite vorstehenden Sporn
aufweisen, der eine Abstützung der Widerlagerwand zur freien Seite hin verstärkt,
sofern dies die Bodenverhältnisse erfordern. Bevorzugt hat der Sporn selbst eine erheblich
geringere Höhe als der übrige Sockel.
[0010] Der Sockel des Fassaden-Betonfertigteils hat vorzugsweise an seinem unteren Ende
an der der Außenseite gegenüberliegenden Innenseite vorstehende Anschlussbewehrungen
zur Verbindung mit einer Bodenplatte des zu erstellenden Brückenwiderlagers. Sofern
auf der gegenüberliegenden Außenseite kein Sporn vorgesehen ist, können auch dort
Anschlussbewehrungen aus dem Sockel hervorstehen, um ggf. einen Sporn am Einsatzort
in Ortbeton zu erstellen.
[0011] Die Fassaden-Betonfertigteile werden bestimmungsgemäß nebeneinander aufgestellt.
Dabei werden ggf. in vorhandene Seitenaussparungen passende Bewehrungskörper eingelegt.
Anschließend wird oberhalb des Sockels benachbarte Fassaden-Betonfertigteile übergreifende
Bewehrung eingebracht, wonach die Rückseite bzw. Innenseite der herzustellenden Widerlagerwand
mit Schalungselementen, die ebenfalls Fertigteile sein können, verschlossen wird.
Damit in die so entstandene Hohlwand eingefüllter Ortbeton nicht seitlich herausläuft,
müssen die Seiten der herzustellenden Widerlagerwand ebenfalls mit Schalungselementen
verschlossen werden, die erfindungsgemäß durch Flügelwandelemente gebildet werden.
[0012] Um mit den Fassaden-Betonfertigteilen ein Brückenwiderlager zu erstellen, werden
mehrere Fassaden-Betonfertigteile nebeneinander aufgestellt, die so eine Widerlagerbasis
bilden. Über deren Sockeln wird eine benachbarte Fassaden-Betonfertigteile überbrückende
Widerlagerwandbewehrungen eingebracht, die rückwärtige Seite bzw. Innenseite der Widerlagerwand
wird durch Schalungselemente, bevorzugt Stahlbetonfertigteilelemente, verschlossen
und - wenn die Seiten der Widerlagerwand auch geschlossen sind - der Innenraum der
Widerlagerwand mit Ortbeton vergossen. Die Bestandteile der Widerlagerwand werden
dabei durch den Ortbeton monolithisch verbunden, so dass sich die Last des nachfolgend
auf die Widerlagerwand aufgelegten Brückenüberbaus gleichmäßig verteilt und Fugen
zwischen den Fassaden-Betonfertigteilen überbrückt werden. Außerdem werden Flügelwände
- vorzugsweise ebenfalls aus Betonfertigteilen - erstellt, und es wird eine Bodenplatte
betoniert.
[0013] Insbesondere als Stahlbetonfertigteilelemente ausgebildete Schalungselemente, die
die rückwärtige Seite bzw. Innenseite der Widerlagerwand verschließen, können so ausgebildet
und angeordnet werden, dass diese nach oben gegenüber dem Widerlager überstehen. So
kann auf einfache Weise eine Kammerwand der Widerlagerwand erstellt werden. Es sind
keine zusätzlichen Arbeitsschritte zur Erstellung eine Kammerwand, insbesondere keine
Schalungs- bzw. Entschalungsarbeiten, notwendig.
[0014] Durch die Verwendung von Fassaden-Betonfertigteilen mit L-förmigen Querschnitt können
auf einfache Weise Brückenwiderlager mit Ortbetonergänzungen unterschiedlicher Tiefe
in vertikaler Richtung realisiert werden. Insbesondere sehr tiefe Ortbetonergänzungen,
die mehr als 30 % der Widerlagerwand, vorzugweise mehr als 50 % der Widerlagerwand
in einem Querschnitt in vertikaler Richtung ausbilden, können durch Fassaden-Betonfertigteile
mit L-förmigen Querschnitt einfach realisiert werden. Insbesondere im Vergleich zu
Betonfertigteilen mit Trog-artigen Ausnehmung zum Einbringen eines Ortbetonbalkens
und entsprechend u-förmigen Querschnitt sind Fassaden-Betonfertigteile mit L-förmigen
Querschnitt weniger anfällig für Beschädigungen beim Transport und/oder Aufstellen
der Betonfertigteile und ermöglichen ein einfacheres Einbringen von Bewehrungskörben.
[0015] Vorzugweise wird die Tiefe der Ortbetonbetonergänzung dabei in Abhängigkeit der Position
der Widerlager für einen Überbau der Brücke und der jeweiligen Lastausbreitungswinkel
im Bereich des Brückenwiderlagers so gewählt, dass die an einem Widerlager eingeleitete
Last durch die Ortbetonergänzung auf mehr als ein Betonfertigteil, insbesondere zumindest
auf die jeweils benachbarten Betonfertigteile, verteilt wird.
[0016] Ein weiterer großer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens besteht darin, dass
die Widerlagerwand völlig unabhängig von den anderen Teilen des Gewerks erstellt werden
kann. Insbesondere muss nicht vorher eine Bodenplatte betoniert werden, da die Widerlagerwand
selbständig standfähig ist und auch im Nachhinein mit der zu erstellenden Bodenplatte
verbunden werden kann. Da die Widerlagerwand das Brückenauflager ausbildet, ist es
für die Baugeschwindigkeit des Gesamtbauwerks essenziell wichtig, dies möglichst schnell
und mit geringer zeitlicher Verkehrsbeeinflussung durch die Bauarbeiten herzustellen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht die Erstellung des gesamten neuen Brückenbauwerks
vorzugsweise mit nur einer einzigen Sperrpause des unter der Brücke her geführten
Verkehr für die Neubauarbeiten, da auf der Außenseite der Widerlagerwand bzw. der
Fassade keinerlei Entschalungsarbeiten notwendig sind.
[0017] Sofern eine Tiefgründung erforderlich ist, können beim erfindungsgemäßen Verfahren
in den Untergrund unterhalb der Bodenplatte vorab Bohrpfähle, Kleinbohrpfähle oder
Micropfähle eingebracht werden. Diese können auch unterhalb der aufzustellenden Widerlagerbasis
angeordnet sein, wozu die Fassaden-Betonfertigteile dann mit entsprechenden Bohrpfahlaussparungen
versehen sind, durch die mit Bewehrung die Bohrpfähle mit den Fassaden-Betonfertigteilen
und ggf. durch deren Sockel hindurch auch mit dem oberen Teil der in Ortbeton zu erstellenden
Widerlagerwand verbunden werden.
[0018] Es ist möglich, Fassaden-Betonfertigteile mit Seitenaussparungen im Sockelbereich
zu verwenden, wobei in den Bereich dieser Aussparungen zwischen zwei benachbarten
Fassaden-Betonfertigteilen Bewehrung einzubringen ist. Diese Bereiche können separat
mit Ortbeton vergossen werden oder aber bevorzugt dann, wenn der obere Hohlraum der
Widerlagerwand vergossen wird, wodurch die Fassaden-Betonfertigteile zusätzlich zu
ihrer monolithischen Verbindung oberhalb der Sockel auch im Sockelbereich gegeneinander
fixiert werden. Sämtliche verwendeten Betonfertigteile sind bevorzugt durch Bewehrungen
verstärkt und in der Regel als Stahlbetonfertigteile ausgebildet.
[0019] Um das Gesamtbauwerk möglichst schnell zu errichten, ist die Durchführung der Einzelschritte
des Verfahrens wie folgt empfohlen: Von einer der Flügelwände wird als erstes das
der Widerlagerwand benachbarte Teil aufgestellt. Von da an kann gleichzeitig oder
in beliebiger Reihenfolge die Flügelwand nach hinten ergänzt werden, und die Fassaden-Betonfertigteile
mit Sockel werden beginnend an dem aufgestellten Flügelwandelement nacheinander aufgestellt.
Sofern diese im Sockelbereich Seitenausnehmungen haben, wird dort jeweils ein Bewehrungskorb
eingelegt, bevor das nächste Element ergänzt wird, bis zur Fertigstellung der gesamten
Widerlagerbasis. Nun wird die Widerlagerbewehrung bevorzugt in Form eines vorgefertigten
Bewehrungskorbs von oben vertikal eingefahren und auf dem Sockelvorsprung abgelegt.
Da die Flügelwandelemente zur Ausbildung eines kraftschlüssigen und/oder biegesteifen
Anschlusses zur Widerlagerwand ebenfalls vorzugsweise in diesen Bereich eingreifende
Anschlussbewehrungen aufweisen sollten, sind die sich räumlich überlappenden Bewehrungsstäbe
der Flügelwandelemente und des Bewehrungskorbs, der auf den Sockel aufgelegt wird,
bevorzugt versetzt bzw. in der Höhe beabstandet zueinander angeordnet, damit sich
die Bewehrungen nicht gegenseitig behindern. Sie können nun miteinander verknüpft
werden. Die andere Seite der Widerlagerbasis wird ebenfalls mit einem Flügelwandelement
geschlossen. Es wird nun eine vorzugsweise durchgehende Widerlagerinnenwand rückwärtig
eingeschoben, die die innenseitige Schalung darstellt. Durch Betonieren mit Ortbeton
wird sodann in der Widerlagerwand ein monolithisches Gebilde erzeugt. Der monolithische
Block dient zur Lastverteilung, so dass aufgelegte Last gleichmäßig eingeleitet und
Fugen überbrückt werden. Auf diese fertiggestellte Widerlagerwand kann sodann bereits
der Brückenüberbau aufgelegt werden. Das Betonieren der Bodenplatte ist von diesen
Verfahrensschritten völlig unabhängig und kann zu einem beliebigen Zeitpunkt, insbesondere
auch gleichzeitig mit dem Ausbetonieren der Widerlagerwand erfolgen, zum Beispiel
wenn die zweite Flügelwand komplett aufgestellt ist, die als Schalung für die Bodenplatte
dienen kann.
[0020] Weitere Vorteile und Einzelheiten ergeben sich aus den Unteransprüchen und den nachfolgend
beschriebenen Zeichnungen. Diese erläutern beispielhaft die Arbeitsschritte des erfindungsgemäßen
Verfahrens sowie den zu erstellenden Baukörper in den verschiedenen Etappen und dabei
verwendete Bauelemente. Es zeigen:
- Fig. 1
- schematisch ein Brückenbauwerk in Seitenansicht mit zwei Brückenwi-derlagern,
- Fig. 2
- mit den Figuren 2 a) bis 2 f) das rechte Widerlager aus Fig. 1 schema-tisch in verschiedenen
Schnitten A-A bis F-F,
- Fig. 3
- mit den Figuren 3 a) bis 3 g) den Gegenstand aus Fig. 2 in einer Dokumentation der
einzelnen Arbeitsschritte (1.1) bis (6) bei seiner Erstel-lung, ergänzt um einen Schnitt
G-G,
- Fig. 4
- mit den Figuren 4 a) bis 4 f) eine alternative Ausführungsform des Gegenstands aus
den Fig. 2 und 3 in verschiedenen Schnitten A-A bis G-G
- Fig. 5
- eine weitere alternative Ausführungsform des Brückenwiderlagers in einem Seitenschnitt
A-A und Detail a,
- Fig. 6
- mit den Figuren 6 a) bis 6 d) Schnittdarstellungen B-B bis E-E- durch den Gegenstand
aus Fig. 5 Schnitt A-A,
- Fig. 7
- mit den Figuren 7 a) bis 7 d) in Fig. 7 a) Detail b und in Fig. 7 c) Detail c aus
den Schnitten B-B und C-C der Fig. 6 sowie Schnitte 1-1 und 2-2 durch diese Details
und
- Fig. 8
- einen Schnitt F-F durch den Gegenstand aus Fig. 6.
[0021] Das in Fig. 1 schematisch skizzierte Brückenbauwerk hat rechts und links Brückenwiderlager
1 mit Lagersockeln 2, auf denen jeweils ein Endquerträger 3 und darauf der Brückenüberbau
4 aufliegt. In den nachfolgenden Figuren 2 bis 8 ist jeweils das rechte Brückenwiderlager
1 aus Fig. 1 in verschiedenen Schnitten, Prozessschritten bei dessen Erstellung und
unterschiedlichen Ausführungsformen dargestellt.
[0022] Fig. 2 mit Figuren 2 a), 2 b), 2 c), 2 d), 2 e), 2 f) zeigt oben links in Fig. 2
a) das rechte Brückenwiderlager im Schnitt A-A. Dort ist auch angegeben, wo sich die
darunter in den Figuren 2 b) bis 2 e) dargestellten Schnitte B-B bis E-E befinden.
Das Brückenwiderlager 1 besteht an seiner frei sichtbaren Außenseite aus Fassaden-Betonfertigteilen
6, einem oder mehreren Schalungselementen 7 für die Innenseite, Widerlagerwandbewehrung
8, einer Ortbetonverfüllung und einem oder mehreren Lagersockeln 9. Das Fassaden-Betonfertigteil
6 weist untenseitig einen Sockel 11 auf, dessen Dicke der der gesamten Widerlagerwand
entspricht. Nach oben hin geht das Fassaden-Betonfertigteil 6 in ein erheblich dünneres
Schalungsteil 12, bevorzugt ein Betonfertigteil mit Bewehrung, über. Dieses und auch
das vorzugsweise als Stahlbetonfertigteil ausgebildete Schalungsteil 7 bzw. die Schalungselemente
7 für die Innenseite werden auch als Schürze bezeichnet.
[0023] Die Form der L-förmigen Betonfertigteile 6 wird dabei vorzugsweise so gewählt, dass
an den Lagersockeln 9 in das Brückenwiderlager 1 eingeleitete Kräfte unter einem Lastausbreitungswinkel
auf mehr als ein Betonfertigteil 6 verteilt werden. Diese Lastausbreitung wird dadurch
erreicht, dass die Ortbetonergänzung einen ausreichend großen Teil der Widerlagerwand
ausbildet. Betonfertigteile 6 weisen einen entsprechend niedrigen Sockel 11 und entsprechend
lange Schalungsteile 12 auf.
[0024] Die innenseitige Schalung 7 besteht aus separaten Bauteilen. Diese schließt in den
Figuren 2 a), 3 a) und 4 a) bündig mit dem Widerlager ab. Sie kann jedoch auch gegenüber
dem Widerlager überstehend ausgeführt sein, wobei sie eine Kammerwand der Widerlagerwand
ausbildet. Eine Widerlagerwand mit Kammerwand kann so auf einfache Weise ohne zusätzlichen
Arbeitsschritt, insbesondere ohne zusätzliche Schalungs- bzw. Entschalungsarbeiten
erstellt werden.
[0025] Der Sockel 11 verfügt über eine integrierte statische Bewehrung 13, die ihn für hohe
Lastaufnahmen auslegt. An seinem unteren Ende hat der Sockel 11 vorzugsweise eine
an der Innenseite vorstehende Anschlussbewehrung 14 zur Verbindung mit einer Bodenplatte
16. Statt der vorstehenden Anschlussbewehrung 14 können auch beispielsweise Schraubanschlüsse
für nachträglich anzubringende Bewehrungsstäbe vorgesehen sein. Ergänzt wird das Brückenwiderlager
1 durch Flügelwände 17 und 18, die im dargestellten Ausführungsbeispiel jeweils durch
drei einzelne Flügelwandelemente 27, 37, 47 und 28, 38, 48 gebildet werden. Das gesamte
Brückenwiderlager steht auf einer Sauberkeitsschicht 19.
[0026] Der Schnitt B-B der Fig. 2 b) sowie der u.a. in diesem Schnitt festgelegte Schnitt
F-F, dargestellt in Fig. 2 f), zeigen, dass auch die Flügelwände 17, 18 untenseitig
nach innen vorstehende Anschlussbewehrungen 14 zur Verbindung mit der Bodenplatte
16 aufweisen. Insbesondere im Schnitt C-C (Fig. 2 c)) und E-E (Fig. 2 e)) ist erkennbar,
dass die Fassaden-Betonfertigteile 6 in ihrem Sockel 11 und die äußeren Flügelwandelemente
27, 28 Seitenaussparungen 21 aufweisen, in die Bewehrungen eingelegt und Ortbeton
gegossen werden kann, um die Position der Teile gegeneinander zu fixieren. Entsprechende
Aussparungen 22 können auch in den Teilen der Flügelwände 17, 18 bevorzugt obenseitig
vorgesehen sein, wie in den Schnitten A-A (Fig. 2 a)) und E-E (Fig. 2 e)) dargestellt.
Schnitt D-D (Fig. 2 d)) zeigt neben der schematisch angedeuteten Widerlagerbewehrung
8 oberhalb des Sockels 11, dass die angrenzenden Flügelwandelemente 27, 28 oberhalb
des Sockels 11 ebenfalls nach innen vorstehende Anschlussbewehrungen 24 aufwiesen,
mit denen die Widerlagerwandbewehrung 8 verbunden werden kann, z.B. auf herkömmliche
Weise, als Verknoten oder Verrödeln bezeichnet.
[0027] Fig. 3 mit den Figuren Fig. 3 a) bis Fig. 3 g) zeigt die einzelnen Verfahrensschritte,
mit denen ein Brückenwiderlager erstellt werden kann. Vorgeschlagen ist, in einem
Verfahrensschritt (1.1), dargestellt in Fig. 3 b), zunächst die seitliche Flügelwand
17 aus den Flügelwandelementen 27, 37 und 47 aufzustellen. Wenn das erste Flügelwandelement
27 aufgestellt ist, kann bereits mit Schritt (1.2), dargestellt in Fig. 3 c), begonnen
werden. Da das Flügelwandelement 27 eine Seitenaussparung 21 aufweist, wie auch das
daran anzusetzende Fassaden-Betonfertigteil 6, wird in diese Aussparung 21 zunächst
ein nicht dargestellter Bewehrungskorb eingesetzt. Dann wird das erste Fassaden-Betonfertigteil
6 herangeschoben, in die nächste Seitenaussparung 21 ein weiterer ebenfalls nicht
dargestellter Bewehrungskorb eingesetzt und das nächste Fassaden-Betonfertigteil 6
ergänzt, usw. bis zur geplanten Breite der Widerlagerwand, so dass bereits eine Widerlagerbasis
gebildet ist. Im Schritt (2) wird die Widerlagerwand seitlich durch das Flügelwandelement
28 geschlossen. Die Flügelwandelemente 38 und 48 können ebenfalls ergänzt werden.
In Schritt (3) kann die Bodenplatte 16 dann bereits betoniert werden. Dies ist zu
diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht zwingend erforderlich. Schritte (2) und (3) sind
in Fig. 2 d) dargestellt. Wesentlicher ist, dass mit den Schritten (4 bis 6) die Fertigstellung
der Widerlagerwand befördert wird. Dazu wird in Schritt 4, dargestellt in Fig. 2 e),
eine Widerlagerbewehrung bevorzug in Form eines vorgeflochtenen Bewehrungskorbs 8
in Richtung des Pfeiles P oberhalb des Sockels 11 auf einem durch ihn gebildeten Absatz
über hervorstehende Anschlussbewehrungen übergestülpt. Bevorzugt sind die Abstände
der Bewehrungsstäbe des Bewehrungskorbs 8 dabei so bemessen, dass die Bewehrungsstäbe
der Widerlagerbewehrung 8 nicht mit denen der Anschlussbewehrung 24 der Flügelwandelemente
27, 28 kollidieren. Eine leicht versetzte Anordnung ist dafür optimal. In Schritt
(5) wird die innere Schalung bzw. das innere Stahlbetonfertigteil 7 der Widerlagerwand
in Richtung des Pfeiles P eingeschoben und befestigt, wonach in Schritt 6 eine Betonage
der Widerlagerwand erfolgt, wobei die Hohlräume der Widerlagerwand und der Seitenaussparungen
21 mit Ortbeton vergossen werden. Verfahrensschritt (3), nämlich die Betonage der
Bodenplatte, kann gleichzeitig mit Verfahrensschritt (6), Betonage der Widerlagerwand
erfolgen. Sobald der Beton der Widerlagerwand die erforderliche Betonfestigkeit erreicht
hat, kann in einer einzigen Verkehrssperrpause der Brückenüberbau aufgelegt werden.
Schritte (5) und (6) sind in Fig. 2 f) wiedergegeben.
[0028] Fig. 4 mit den Figuren 4 a) bis 4 g) zeigt Darstellungen ähnlich der Fig. 2 mit den
Figuren 2 a) bis 2 f), jedoch für eine alternative Ausführungsform. Dabei hat das
Fassaden-Betonfertigteil 6 an seinem unteren Ende einen zur Außenseite vorstehenden
Sporn 26, der die Standfläche der Widerlagerbasis und damit der gesamten Widerlagerwand
vergrößert. Schnitt G-G der Fig. 4, dargestellt in Fig. 4 g), zeigt darüber hinaus,
dass die Seitenaussparungen 21 bevorzugt Vor- und Rücksprünge aufweisen können, in
denen sich der später eingefüllte Ortbeton mit möglichst passend zu der Geometrie
der Seitenaussparungen 21 geformten Bewehrungskörben optimal verkrallen und verankern
kann.
[0029] Die Fig. 5 bis 8 zeigen die Besonderheiten einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Brückenwiderlagers 1, wobei eine Tiefgründung mit Bohrpfählen 30, Kleinbohrpfählen
oder Micropfählen vorgenommen wurde. Diese wurden vorab in den Untergrund eingebracht.
Sofern wie dargestellt auch unterhalb der Widerlagerwand Bohrpfähle 30 angeordnet
sind, können die Fassaden-Betonfertigteile 6 der Widerlagerwand in ihren Sockeln 11
Bohrpfahlaussparungen 31 aufweisen. Wie abgebildet können diese bevorzugt komplett
durch den Sockel 11 hindurchgehen. Die Bohrpfahlaussparungen 31 können wie in Fig.
7 mit den Figuren 7 a) bis 7 d) dargestellt ebenfalls Vor- und Rücksprünge aufweisen,
in die wiederum passgenaue Bewehrungskörbe 32 (siehe ebenfalls Fig. 7) eingelegt werden
können. Eine lastsichernde Anbindung der Widerlagerwand an die Bohrpfähle 30 kann
über Verbindung der Bewehrungen 14 und/oder 32 mit denen der Bohrpfähle im unteren
Bereich der Fassaden-Betonfertigteile 6 erfolgen (siehe Detail a in Fig. 5). Die Bohrpfahlaussparungen
31 können gemeinsam mit dem oberen Bereich der Widerlagerwand mit Ortbeton vergossen
werden.
[0030] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Erstellung von Brückenwiderlagern und die dafür
verwendeten Fassaden-Betonfertigteile 6 ermöglichen eine zeitliche Entkoppelung der
Errichtung der Widerlagerwand von den übrigen Verfahrensschritten, insbesondere von
der Betonage der Bodenplatte 16. Dies führt zu einer enormen Beschleunigung und ermöglicht,
das Brückenbauwerk für eine z.B. darunterliegende Autobahn mit nur einer Vollsperrung
für den Neubau sowie einer signifikant verringerten Verkehrsbeeinflussung durch die
Bauarbeiten zu erstellen.
1. Verfahren zur Erstellung eines Brückenwiderlagers mit einer Bodenplatte (16), Flügelwänden
(17, 18) und einer Widerlagerwand mit Ortbeton und einer Widerlageraußenwand bzw.
Fassade aus Betonfertigteilen mit den Verfahrensschritten
- Ausbildung einer Widerlagerbasis aus mehreren nebeneinander anzuordnenden Fassaden-Betonfertigteilen
(6) für die Widerlageraußenwand,
- Einbringung einer Widerlagerwandbewehrung (8) im Bereich oberhalb des Sockels (11),
wobei sich die Widerlagerwandbewehrung (8) über mehrere Fassaden-Betonfertigteile
(6) erstreckt,
- Erstellen der Flügelwände (17 18),
- Betonage der Widerlagerwand,
- Betonage der Bodenplatte (16).
dadurch gekennzeichnet, dass die Fassaden-Betonfertigteile in ihrem unteren Bereich einen der Dicke der Widerlagerwand
entsprechenden Sockel (11) aufweisen, der an der Widerlageraußenseite im oberen Bereich
in einen gegenüber dem Sockel (11) erheblich dünneren Schalungsteil (12) übergeht
und dass als weiterer Verfahrensschritte ein Schließen der rückwärtigen Innenseite
der Widerlagerwand durch Schalung (7) erfolgt und die Seiten der herzustellenden Widerlagerwand
mit Schalungselementen verschlossen werden, die durch Flügelwandelemente gebildet
sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei in einen Untergrund unterhalb der Bodenplatte (16)
Bohrpfähle (30) eingebracht werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei zumindest ein Teil der Bohrpfähle (30) unterhalb
der Widerlagerbasis eingebracht werden, bevor die Fassaden-Betonfertigteile (6) aufgestellt
werden, und wobei die Sockel (11) der Fassaden-Betonfertigteile (6) Bohrpfahlaussparungen
(31) über den Bohrpfählen (30) aufweisen, in die Bewehrung (32) und anschließend Ortbeton
eingebracht wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Fassaden-Betonfertigteile
(6) zumindest im Bereich ihrer Sockel (11) Seitenaussparungen (21) aufweisen, in die
Bewehrungen eingebracht werden, die nach anschließendem Verguss mit Ortbeton die Fassaden-Betonfertigteile
(6) gegeneinander fixieren.
5. Brückenwiderlager aus Stahlbeton mit einer Bodenplatte (16), Flügelwänden (17, 18)
und einer Widerlagerwand mit Fassaden-Betonfertigteilen (6), Widerlagerwandbewehrung
(8) und Ortbeton, dadurch gekennzeichnet, dass die Fassaden-Betonfertigteile (6) in ihrem unteren Bereich einen der Dicke der Widerlagerwand
entsprechenden Sockel (11) aufweisen, der an der Widerlageraußenseite im oberen Bereich
in einen gegenüber dem Sockel (11) erheblich dünneren Schalungsteil (12) übergeht,
und die Widerlagerwand oberhalb des Sockels (11) der Fassaden-Betonfertigteile (6)
mit Schalung (7) an der rückwärtigen Innenseite, Widerlagerwandbewehrung (8) und Ortbeton
zur vollen Wanddicke ergänzt ist, wobei nebeneinanderstehende Fassaden-Betonfertigteile
(6) durch die Widerlagerwandbewehrung (8) und den Ortbeton monolithisch verbunden
sind, wobei die Seiten der herzustellenden Widerlagerwand mit Schalungselementen verschlossen
sind, die durch Flügelwandelemente gebildet sind.
6. Brückenwiderlager nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Sockel (11) zumindest untenseitig wenigstens eine Bohrpfahlaussparung (31) aufweist.
7. Brückenwiderlager nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Sockel (11) Seitenaussparungen (21) zur Aufnahme von Bewehrung und Ortbeton aufweist.
8. Brückenwiderlager nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Seiten- und/oder Bohrpfahlaussparungen (21, 31) Vor- und/oder Rücksprünge aufweisen.
9. Brückenwiderlager nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Sockel (11) an seinem unteren Ende einen zur Außenseite vorstehenden Sporn (26)
aufweist.
10. Brückenwiderlager nach einem der Ansprüche 5 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Sockel (11) an seinem unteren Ende an der der Außenseite gegenüberliegenden Innenseite
vorstehende Anschlussbewehrung (14) aufweist.