[0001] Die Erfindung betrifft ein optisches Messverfahren zur Bestimmung der Schwingungsweite
einer Spiralfeder mit mehreren Windungen sowie eine Spiralfeder für ein mechanisches
Uhrwerk, mit für das Messverfahren und das Schwingungsverhalten optimierter Geometrie.
[0002] Spiralfedern mechanischer Uhrwerke sind archimedische Flachfedern. Die Windungen
der sogenannten Spiralklinge verlaufen entlang jeweiliger Kreisbahnen in einer gemeinsamen
Ebene von einem inneren Windungsende zu einem äußeren Windungsende spiralförmig. Die
Anzahl der Windungen liegt typischerweise zwischen zehn und vierzehn, es sind aber
auch Spiralfedern für mechanische Uhrwerke mit mehr oder weniger Windungen bekannt.
Der Abstand zwischen benachbarten Windungen bei Spiralfedern für mechanische Uhrwerke
ist entlang des Spiralverlaufs konstant und liegt üblicherweise in einem Bereich zwischen
80,0 µm und 200,0 µm. Im mechanischen Uhrwerk bildet die Spiralfeder zusammen mit
der Masse eines Schwingkörpers das schwingungsfähige und taktgebende Schwingsystem,
auch als Unruh bezeichnet. Der exakte Gang der Uhr basiert dabei auf dem möglichst
gleichmäßigen Hin- und Herschwingen der Spiralfeder um ihre spannungsfreie Mittellage.
Während der Schwingungsbewegung der Spiralfeder bewegen sich die einzelnen Windungen
entlang ihrer jeweiligen Kreisbahnen. Hierbei zieht sich die Spiralfeder zusammen
und wieder auseinander, man spricht vom "Atmen" der Spiralfeder. Die sogenannte Schwingungsweite
oder Amplitude entspricht einer vollen Schwingung, also einer zweifachen Auslenkung
der Spiralfeder aus der Mittellage in eine erste und eine zweite, entgegengesetzte
Richtung und wird daher in Winkelgrad angegeben. Bei Spiralfedern für mechanische
Uhrwerke liegt die Schwingungsweite standardmäßig bei etwa 200° - 300°.
[0003] Die Schwingungsdauer oder -frequenz hängt wesentlich vom Trägheitsmoment der Unruh
ab und liegt üblicherweise im Bereich von 1 bis 5 Schwingungen pro Sekunde. Schwingungsweite
und -frequenz sind maßgeblich für die Ganggenauigkeit des Uhrwerks und dürfen folglich
keinen oder nur sehr geringen Abweichungen von den jeweils vorgesehenen Sollwerten
unterliegen. Spiralfedern mit möglichst konstantem und unverändertem Schwingungsverhalten
leisten daher einen wesentlichen Beitrag zur Qualität eines mechanischen Uhrwerks.
[0004] Aus dem Stand der Technik sind verschiedene Werkstoffe und verschiedene Verfahren
zur Herstellung von Spiralfedern bekannt. Die gängigsten Werkstoffe für Spiralfedern
umfassen Glas, Keramik, Kohlenstoffe, Metalle und Metalllegierungen, aber auch Bornitrid,
Siliziumkarbid oder Diamant. Bekannte Herstellungsverfahren sind Wickeln, Laserbearbeitung,
Gießen und Ähnliches. In der jüngeren Vergangenheit hat sich außerdem die Herstellung
von Spiralfedern aus mono- oder polykristallinem Silizium mittels des reaktiven lonenätzens
etabliert. Das bekannteste Ätzverfahren für Siliziumbauteile ist das sogenannte DRIE-Verfahren
(Deep Reactive Iron Etch). Derartige Ätzverfahren sind hinreichend im Stand der Technik
beschrieben. Derzeit sind Strukturen bis 2,5 nm durch Fotomasken abbildbar. Durch
Einstellung der Ätzgeschwindigkeit und die Wahl der Technologie für das Seitenwandätzen
kann die Geometrie der Spiralklinge eingestellt werden. Hierbei ist es grundsätzlich
möglich, Oberflächen mit einer Rautiefe kleiner als 10 nm zu ätzen. Optional kann
nach dem Ätzprozess noch eine Beschichtung erfolgen, welche ebenfalls zur Beeinflussung
der Geometrie der Spiralklinge nutzbar ist.
[0005] Beim reaktiven Ionenätzen von Silizium können daher besonders hochwertige Bauteile
mit exakter Geometrie erhalten werden. So ist beispielsweise aus der
EP 3 452 874 B1 eine Spiralfeder aus Silizium für ein mechanisches Uhrwerk bekannt, die durch reaktives
Ionenätzen hergestellt worden ist. Die Patentschrift beschäftigt sich mit der Problematik,
dass aufgrund der hervorragenden Oberflächenbeschaffenheit der glatten Seitenflächen
der Spiralklinge, deren Windungen bei Stößen, die das Uhrwerk erleidet, oder bei schlechter
Handhabung während der Montage, aneinanderhaften können. Um ein derartiges Aneinanderhaften
zu vermeiden, wird eine Spiralfeder vorgeschlagen, deren Spiralklinge im Querschnitt
eine Abweichung von der üblicherweise rechteckigen Form aufweisen soll. Konkret sollen
die jeweiligen Flanken oder Seitenflächen zwar geradlinig und mit geringer Oberflächenrauheit
ausgebildet, jedoch um einen Flankenwinkel α von mindestens 2,5° gegenüber der Vertikalen
geneigt sein. Im Radialschnitt der Spiralklinge ergibt sich so eine Trapezform, wobei
die obere und untere Fläche der Spiralklinge zueinander parallel sind.
[0006] Aus der
WO 2014/203085 A1 ist ebenfalls eine Spiralfeder für mechanische Uhrwerke bekannt. Der aktive Schwingungsbereich
dieser Spiralfeder erstreckt sich zwischen dem inneren Windungsende, welches an einen
Spiralfederbefestigungsabschnitt angrenzt und dem äußeren Windungsende, welches einen
Federhaltepunkt aufweist und von einem Halteelement gehalten wird. Um das Schwingungsverhalten
zu verbessern, soll die Spiralfeder geometrisch derart ausgebildet werden, dass die
Masse reduziert und so das Trägheitsmoment der Unruh positiv beeinflusst wird. Hierzu
soll der aktive Schwingungsbereich mehrere Teilbereiche aufweisen, wobei sich Höhe
und/oder Breite der hier rechteckigen Spiralklinge eines Teilbereichs gegenüber der
Höhe und/oder Breite eines anderen Teilbereichs unterscheiden. Innerhalb des jeweiligen
Teilbereichs ist die Höhe bzw. die Breite der Spiralklinge stets konstant. Die unterschiedlichen
Teilbereiche können direkt bei der Herstellung der Spiralfeder erzeugt werden. Die
WO 2014/203085 A1 schlägt hierzu vor, die Spiralfeder mittels eines Ätzverfahrens aus einer Platte
heraus zu ätzen. Auf die Oberfläche der Platte soll eine Fotomaske aufgebracht werden,
auf welcher die Strukturen bzw. Abmessungen der zu ätzenden Bauteile lithographisch
abgebildet werden.
[0007] Nicht nur die Masse, sondern auch die Geometrie oder Ausgestaltung, insbesondere
die Ausgestaltung der Seitenflächen der Spiralklinge nimmt Einfluss auf das Trägheitsmoment
und folglich auf das Schwingungsverhalten der Spiralfeder. In der Regel folgt die
Form der Spiralfeder daher einem ausgehend vom inneren Windungsende hin zum äußeren
Windungsende gleichmäßig und stetig abnehmendem Krümmungsverlauf.
[0008] Aus den
Patentschriften EP 2 407 831 B1 und
EP 2 887 152 B1 sind Spiralfedern aus Silizium bekannt, deren Form mittels Ätzverfahren und Fotomasken
direkt bei der Herstellung festgelegt wird und von der üblichen, gleichmäßig verlaufenden
Form abweicht. Gemäß der
EP 2 407 831 B1 soll auch die Masse der Spiralklinge reduziert werden, um das Trägheitsmoment zu
verbessern. Die Spiralklinge weist dazu eine Vielzahl an Öffnungen auf, die sich dem
Windungsverlauf folgend mit dazwischen angeordneten Stegen abwechseln und die Spiralklinge
entlang ihrer Höhe durchsetzen. Nach einer spezielleren Ausführungsform ist die Spiralklinge
polygonal oder einem geschlängelten Verlauf folgend geformt. Hierdurch soll die Steifigkeit
der Spiralklinge verbessert werden, um einerseits Brüche aber auch nicht-lineares
Schwingungsverhalten, verursacht durch Knicken der Spiralklinge zu vermeiden.
[0009] In der
EP 2 887 152 B1 wird ebenfalls eine Spiralklinge mit polygonaler Form vorgeschlagen. Hintergrund
ist hier wiederum, dass die einander zugewandten Seitenflächen der Spiralklinge während
der Schwingungsbewegung nicht aneinanderhaften sollen. So soll zumindest ein Teil
der Spiralklinge als eine Reihe von aneinandergrenzenden, prismatischen oder rechtwinkligen
Abschnitten ausgebildet werden, um so die gewünschte polygonale Form zu erhalten.
[0010] Nachteilig ist an der vom stetigen Krümmungsverlauf abweichenden Form, dass das daraus
resultierende Schwingungsverhalten nicht zuverlässig vorherzusehen ist, und derartige
Spiralklingenformen folglich schwer zu optimieren sind. Bereits minimalste Formabweichungen
können erheblichen Einfluss auf das Schwingungsverhalten nehmen.
[0011] Formabweichungen bzw. die Beschaffenheit von technischen Oberflächen sind unter dem
Begriff "Gestaltabweichungen" zusammengefasst und nach DIN 4760:1982-06 in ein System
1. bis 6. Ordnung unterteilt. Für das Schwingungsverhalten einer Spiralfeder ist vor
allem die Form relevant. Das bedeutet, ob die Spiralklinge, insbesondere deren Seitenflächen,
dem üblichen, stetig abnehmenden Krümmungsverlauf folgen, oder, wie zuvor beschrieben,
eine andere, bspw. polygonale Form aufweisen. Abweichungen von der vorgesehenen Form
sind oftmals mit bloßem Auge erkennbar und werden als Abweichungen 1. Ordnung oder
auch als "Formabweichungen" klassifiziert. Die (lediglich) messtechnisch erfassbare
Oberflächenbeschaffenheit wird als Welligkeit, bzw. Abweichungen 2. Ordnung und Rauheit,
Abweichungen 3. und 4. Ordnung, bezeichnet. Abweichungen in der Gefügestruktur und
im Gitteraufbau werden schließlich der 5. bzw. 6. Ordnung zugerechnet.
[0012] Die Welligkeit und die Rauheit einer technischen Oberfläche werden in einem Welligkeits-
bzw. Rauheitsprofil wiedergegeben, welches Abweichungen von der Sollfläche anhand
der messtechnisch erfassten Wellentiefe Wt bzw. Rautiefe R
z darstellt. Die Rauheit einer Oberfläche folgt dabei stets dem Verlauf des Welligkeitsprofils,
die entsprechende Überlagerung von Rauheits- und Welligkeitsprofil wird im sogenannten
Primärprofil dargestellt. Rauheit und Welligkeit sind dabei nicht durch festgelegte
Größenordnungen definiert. Beispielsweise kann die Rautiefe einer technischen Oberfläche
größer sein als deren Wellentiefe. Als definierendes Unterscheidungskriterium werden
stattdessen die Intervalle, innerhalb derer Schwankungen der Wellentiefe bzw. der
Rautiefe zwischen positiven und negativen Werten auftreten, d. h. die Nulllinie des
Welligkeits- oder Rauheitsprofils bzw. der Oberflächensollwert durchlaufen wird, herangezogen.
So treten Gestaltabweichungen 3. oder 4. Ordnung, also Rauheit stets in vielfach kürzeren
Intervallen auf als Gestaltabweichungen 2. Ordnung, also die Welligkeit. Wie bereits
erläutert, kann dies der im Primärprofil dargestellten Überlagerung anschaulich entnommen
werden. Aufgrund der kurzen Intervalle, innerhalb derer die Änderungen der Rautiefe
auftreten, hat die Rauheit einen hohen Einfluss auf die Belastbarkeit der Spiralfeder.
[0013] So schlägt die internationale Offenlegungsschrift
WO 2015/087252 A1 eine Spiralfeder vor, deren Spiralklinge oder "Kern" aus Silizium geätzt und durch
Oxidation mit einer Schicht aus Siliziumoxid oder Siliziumdioxid versehen ist. Die
Oxidschicht dient der Temperaturkompensation bzw. der Anpassung des Wärmeausdehnungskoeffizienten
(WAK) um ein von der Temperatur unabhängiges, gleichmäßiges Schwingungsverhalten zu
ermöglichen. Darüber hinaus beschreibt die Offenlegungsschrift aber auch, dass die
Oberflächen, sowohl des Kerns, die sogenannte "Ausgangsoberfläche", als auch der Beschichtung,
die sogenannte "fertige Außenfläche" eine möglichst geringe Rauheit aufweisen sollten,
um Spannungen in der Spiralfeder und dadurch etwaige Brüche zu vermeiden. Als bevorzugte
Rautiefe R
z sind für die Ausgangsoberfläche Werte zwischen 0,01 µm und 2,0 µm angegeben und für
die fertige Außenfläche Werte zwischen 0,001 µm und 2,0 µm.
[0014] Aus der Schweizer Patentschrift
CH 713 269 B1 ist eine Spiralfeder bekannt deren Spiralklinge Seitenflächen mit sowohl einem Welligkeitsprofil,
hier als "Makro-Relief" bezeichnet, als auch einem dem Verlauf des Welligkeitsprofils
folgenden Rauheitsprofil, hier als "Mikro-Relief" bezeichnet, aufweist. Auch die hier
offenbarte Spiralklinge umfasst einen Kern aus Silizium (Si) und eine Siliziumdioxid
(SiO
2)-Beschichtung zur Temperaturkompensation. Durch die Ausbildung des Makro- und des
Mikro-Reliefs an den Seitenflächen der Spiralklinge soll das Verhältnis von Silizium
zur Beschichtung, also Si/SiO
2, an ausgewählten Windungslängeneinheiten vergrößert werden, wodurch die Temperaturkompensation
lokal angepasst werden soll. Für das Makro-Relief wird eine Wellentiefe angegeben,
die größer dem 0,1-fachen der Breite der Spiralklinge sein soll, die Rautiefe des
Mikro-Reliefs soll dagegen kleiner dem 0,01-fachen der Breite der Spiralklinge sein.
Eine Wellentiefe, die einem 10tel oder mehr der Breite der Spiralklinge entspricht,
ist relativ hoch und kann bereits Auswirkungen auf das Schwingungsverhalten der Spiralfeder
und so auf die Qualität und Ganggenauigkeit des Uhrwerks haben.
[0015] Im Anschluss an die Herstellung von Spiralfedern wird im Rahmen einer Qualitätskontrolle
deren Schwingungsverhalten bei der Montage und Regelage überprüft. Hierzu wird üblicherweise
eine Körperschall-Messung mittels eines Körperschall-Mikrofons durchgeführt und grafisch
dargestellt. Dieser Messvorgang erfolgt nicht automatisiert und ist daher vergleichsweise
zeitaufwendig.
[0016] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, das Schwingungsverhalten von Spiralfedern,
insbesondere mit archimedischem und/oder logarithmischem Verlauf, anhand charakteristischer
Geometrien zu bestimmen, und insbesondere ein nicht invasives, berührungsloses Messverfahren
bereitzustellen, welches in automatisierten Montagestraßen in der Linienmontage bei
der Uhrwerksfertigung einsetzbar ist, und so die Fertigung von Spiralfedern mit optimiertem
Schwingungsverhalten ermöglicht und sicherstellt.
[0017] Die Aufgabe wird gelöst durch ein optisches Messverfahren gemäß Anspruch 1, und durch
eine Spiralfeder mit für das Messverfahren und das Schwingungsverhalten optimierter
Geometrie, insbesondere Ausgestaltung der Seitenflächen der Spiralklinge gemäß Anspruch
6.
[0018] Bei einem erfindungsgemäßen optischen Messverfahren wird dynamisch, d. h. während
der Schwingungsbewegung der Spiralfeder, in mindestens einem Windungsabschnitt eine
Auslenkung benachbarter Windungen zueinander und entlang ihrer jeweiligen Kreisbahnen,
anhand einer Varianz des Abstands zwischen den benachbarten Windungen entlang des
Windungsabschnitts optisch erfasst. Anders als im Stand der Technik, soll für das
erfindungsgemäße optische Messverfahren der Abstand zwischen benachbarten Windungen
entlang eines Windungsabschnitts bzw. entlang des Spiralverlaufs also nicht konstant
sein, sondern variieren. Für die optische Erfassung wird dabei mindestens ein Windungsabschnitt
festgelegt, innerhalb dessen die Varianz des Abstands zwischen den benachbarten Windungen
zumindest entlang einer der Winkelverschiebung entsprechenden Messstrecke mindestens
0,02 % beträgt.
[0019] Vorzugsweise schließt sich das Messverfahren unmittelbar an die Montage des Uhrwerks
an, sodass die Spiralfeder noch in der Montagelinie, im montierten Zustand vermessen
wird. Das heißt, das äußere und das innere Windungsende sind bereits mit den entsprechenden
Halteelementen des Schwingsystems montiert und folglich fixiert. Für das optische
Messverfahren wird der aktive Schwingungsbereich der Spiralfeder in Schwingung versetzt,
wodurch sich die einzelnen Windungen entlang ihrer Kreisbahnen um den Mittelpunkt
der Spiralfeder bzw. die Drehachse des Schwingkörpers hin und her bewegen. Einander
benachbarte Windungen unterliegen hierbei einer relativen Bewegung, die in einer Auslenkung
der Windungen zueinander resultiert.
[0020] Erfindungsgemäß wird diese Auslenkung zweier benachbarter Windungen zueinander mit
optischen Messmitteln, bspw. zur Aufzeichnung der Bewegung oder mittels Lasermessung
bzw. Laserscanning berührungslos erfasst. Als Bezug oder Referenz für das optische
Messmittel fungiert der Abstand zwischen den Windungen. Hierzu darf der Abstand in
Längsrichtung der Windungen, also dem Spiralverlauf folgend, aber nicht konstant sein,
da die relative Bewegung sonst optisch nicht erkennbar wäre. Eine "Visualisierung"
der relativen Bewegung oder Auslenkung benachbarter Windungen zueinander erfolgt nämlich,
indem deren Abstand entlang des Windungsabschnitts, durch die Bauteilgeometrie der
Spiralfeder bedingt, variiert. Durch den bauteilgeometriebedingt variierenden Abstand
ergibt sich eine optimierte Abtastmöglichkeit zur Konturerkennung für die optischen
Messmittel, um den Grad der Auslenkung benachbarter Windungen zueinander zu jedem
Zeitpunkt der Schwingungsbewegung fehlerfrei erfassen zu können.
[0021] Anhand der optisch erfassten, maximalen Auslenkung, wenn also die Schwingungsbewegung
ihren Umkehrpunkt erreicht, d. h. die benachbarten Windungen eine umgekehrte, relative
Bewegung ausführen, wird dann die daraus resultierende Winkelverschiebung der benachbarten
Windungen zueinander in Winkelgrad bestimmt. Typische Werte für die Winkelverschiebung
von Spiralfedern für mechanische Uhrwerke liegen in einem Bereich zwischen 5° und
30°.
[0022] Auf Basis der Winkelverschiebung wird schließlich die Schwingungsweite und/oder die
Schwingungsfrequenz der Spiralfeder rechnerisch ermittelt. Bei einer Schwingungsbewegung
der Spiralfeder wird der radiale Winkelweg bzw. die Winkelverschiebung der einzelnen
Windungen der Spiralfeder von außen nach innen, z. B. beim Zusammenziehen, immer kleiner,
diese Abweichung lässt sich dynamisch messen. Auch die Abstände zwischen den Windungen
verändern sich beim Atmen, also dem periodischen Zusammen- bzw. Auseinanderziehen
der Spiralfeder. Anders als die erfindungsgemäße Varianz des Abstands ist diese Änderung
aber nicht durch die Bauteilgeometrie, insbesondere die Geometrie der Windungsabschnitte,
sondern durch die Schwingungsbewegung selbst bedingt und in der Ruhelage nicht erkennbar.
Dieses Atmen der Spiralfeder ist bekannt bzw. kann gemessen werden und sollte zur
Berechnung von Schwingungsweite und/oder die Schwingungsfrequenz berücksichtigt werden.
Für den mittleren Abstand, welcher erfindungsgemäß durch die Bauteilgeometrie, insbesondere
die Ausgestaltung der Seitenflächen der Spiralklinge bedingt variieren soll, ist daher
vorzugsweise nicht der Abstand der Windungen in der Ruhelage der Spiralfeder zugrunde
zu legen, sondern der sich während der Schwingungsbewegung dynamisch verändernde Windungsabstand
der Spiralfeder.
[0023] Der Sollwert der Winkelverschiebung legt ferner die Länge der Messstrecke fest, welche
mindestens der Winkelverschiebung entspricht. Bei einer Winkelverschiebung in einem
Bereich zwischen 5° und 30°, resultiert eine Messstrecke von mindestens 100,0 µm bis
900,0 µm Länge.
[0024] Die Auswertung der optischen Messsignale und die rechnerische Ermittlung der Schwingungsweite
sind vorzugsweise automatisiert und in die Montagestraße einer Linienmontage bei der
Uhrwerksfertigung integriert. Die von den optischen Messmitteln erfassten Signale
werden hierzu an ein Steuerungsmodul übermittelt. Anhand einer auf einem elektronischen
Datenträger des Steuerungsmoduls hinterlegten Programmierung wird aus den erhaltenen
optischen Messsignalen die Winkelverschiebung bestimmt und die Schwingungsweite rechnerisch
ermittelt. Für die Berechnung können in der Programmierung weitere Werte, wie bspw.
die Anzahl der Windungen der Spiralfeder, deren Abweichung vom archimedischen Verlauf
und/oder logarithmischen Verlauf, die radiale Position des überwachten Windungsabschnitts,
Trägheitsmoment, Atmen der Spiralfeder usw. berücksichtigt werden und hierzu auf dem
Datenträger hinterlegt sein. Ferner kann das Steuerungsmodul selbstverständlich auch
auf sonstige für die Fertigung der Spiralfeder hinterlegte Sollwerte, bspw. die Höhe
und Breite der Spiralklinge, aber auch die zu erreichende Winkelverschiebung, anhand
derer die Länge der Messstrecke bestimmt wird, zugreifen.
[0025] Dabei ist es vorteilhaft, nicht den gesamten Verlauf der Spiralfeder, sondern einen
vorab festgelegten Windungsabschnitt optisch zu überwachen. Hierdurch lässt sich der
apparative Aufwand des Messverfahrens verringern, wodurch die optischen Messmittel
weniger Platz benötigen und folglich einfacher im Bereich der im Uhrwerk vormontierten
Spiralfeder positioniert werden können. Besonders vorteilhaft wird der zur optischen
Erfassung des variierenden Abstands genutzte Windungsabschnitt bereits für die Herstellung
der Spiralfeder festgelegt und mit der gewünschten Varianz des Abstands ausgestaltet.
[0026] Grundsätzlich gilt, je höher die Varianz, umso genauer bzw. einfacher und mit entsprechend
geringerem Aufwand kann die Auslenkung der benachbarten Windungen zueinander mit optischen
Messmitteln erfasst werden. Die Varianz darf aber auch nicht zu hoch sein, um auszuschließen,
dass sich benachbarte Windungen bei der Schwingungsbewegung berühren könnten oder
die Abweichungen bereits Einfluss auf das Schwingungsverhalten der Spiralfeder nehmen.
Bei einem beispielhaften Abstand zweier benachbarter Windungen von 100,0 µm und einer
Mindestvarianz von 0,02% würde der Abstand also um mindestens +/- 0,02 µm um den Mittelwert
von 100,0 µm herum variieren, d. h. der maximale und der minimale Abstand zwischen
den Windungen bewegt sich in einem Bereich von 100,02 µm (100,0 µm + 0,02 µm) bis
99,98 µm (100,0 µm - 0,02 µm) und weicht entlang der Messstrecke um mindestens 0,04
µm voneinander ab
[0027] Bei einem beispielhaften Abstand zweier benachbarter Windungen von 100,0 µm und einer
Mindestvarianz von 0,04 % würde der Abstand dann um mindestens +/- 0,04 µm um den
Mittelwert von 100,0 µm herum variieren, d. h. der maximale und der minimale Abstand
zwischen den Windungen bewegt sich in einem Bereich von 100,04 µm (100,0 µm + 0,04
µm) bis 99,96 µm (100,0 µm - 0,04 µm) und weicht entlang der Messstrecke um mindestens
0,08 µm voneinander ab. Derartige Varianzen sind mit modernen Messverfahren optisch
erfassbar und können als Referenz bzw. Bezug zur Überwachung der relativen Bewegung
und folglich der Auslenkung zweier benachbarter Windungen zueinander genutzt werden.
[0028] Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den Unteransprüchen beansprucht und werden
nachfolgend näher erläutert.
[0029] So kann nach einer vorteilhaften Ausführung der Erfindung für die optische Erfassung
der Auslenkung benachbarter Windungen zueinander mindestens ein Windungsabschnitt
festgelegt werden, innerhalb dessen die Varianz des Abstands zwischen den benachbarten
Windungen zumindest entlang einer der Winkelverschiebung entsprechenden Messstrecke
mindestens 0,025 %, 0,04 %, 0,05 % oder 0,1 % beträgt, weiter bevorzugt mindestens
0,25 % oder 0,3 % und vorzugsweise höchstens 1,5 %, sowie weiter bevorzugt höchstens
1,0%.
[0030] Dadurch, dass sich die Windungen in der Schwingungsbewegung relativ zueinander bewegen,
ist es nach einer Erfindungsvariante vorteilhaft, die Auslenkung benachbarter Windungen
zueinander anhand des zumindest entlang einer der Winkelverschiebung entsprechenden
Messstrecke stetig oder kontinuierlich variierenden Abstands zwischen den benachbarten
Windungen optisch zu erfassen. Bei einer kontinuierlichen Varianz oder Änderung des
Abstands, also einer kontinuierlichen Zu- oder Abnahme oder einem kontinuierlichen
Wechsel zwischen Zu- und Abnahme des Abstands, wird bei der optischen Erfassung ein
sich kontinuierlich veränderndes optisches Messsignal oder Bild erhalten. Hierdurch
wird die Auswertung des optischen Messignals zur Bestimmung der maximalen Auslenkung,
also dem Punkt, an dem sich die Schwingungsbewegung umkehrt, erheblich vereinfacht.
Gleichzeitig wird so die Fehleranfälligkeit gesenkt. Anhand einer kontinuierlichen
Varianz können nämlich für die jeweilige Positionierung der Windungen zueinander charakteristische
Abstandsmuster softwaregestützt ermittelt werden, anhand derer beispielsweise die
Richtung der Schwingungsbewegung und/oder der Grad der Auslenkung benachbarter Windungen
zueinander zu jedem Zeitpunkt eindeutig bestimmt werden können. Dabei hat es sich
ebenfalls als Vorteil erwiesen, dass der insbesondere kontinuierlich variierende Abstand
einer stetig verlaufenden Änderung unterliegt, also stetig variiert. Hierdurch werden
Spitzen oder "Ausreißer" des optischen Messsignals vermieden.
[0031] Grundsätzlich ist es denkbar, den Abstand zwischen benachbarten Windungen als die
jeweils orthogonal auf die einander zugewandten Seitenflächen der benachbarten Windungen
auftreffende Verbindungslinie zu definieren. Um die für das optische Messverfahren
erforderliche Varianz des Abstands zu erzeugen, wird die Geometrie der Spiralfeder
bzw. der Spiralklinge so verändert, dass die Seitenflächen nicht dem üblicherweise
vertikalen Verlauf folgen. Vorzugsweise wird der Abstand daher als radialer Abstand
zwischen den benachbarten Windungen, d.h. entlang eines Radius der Spiralfeder ausgehend
von einer Seitenfläche einer der Windungen hin zu der gegenüberliegenden Seitenfläche
der anderen Windung definiert.
[0032] Wegen der veränderten, optimierten Geometrie der Spiralklinge kann es nach einer
ebenso vorteilhaften Erfindungsvariante erforderlich sein, die Varianz des Abstands
zwischen den benachbarten Windungen entlang des Windungsabschnitts auf einer in Bezug
auf die Höhe der Spiralklinge, insbesondere der benachbarten Windungen definierten
Messhöhe zu erfassen. Die Messhöhe kann bspw. einem Bruchteil, insbesondere der Hälfte
der Höhe der benachbarten Windungen aber auch der oberen oder unteren Längskante entsprechen
und hängt von der konkreten und die Varianz des Abstands bewirkenden Geometrie der
einander zugewandten Seitenflächen der benachbarten Windungen ab.
[0033] Die Messhöhe wird daher auf Basis der Geometrie der Spiralklinge, insbesondere der
einander zugewandten Seitenflächen festgelegt. Entsprechende Daten, zur konkreten
Geometrie der Spiralklinge, zumindest in einem Windungsabschnitt der Spiralfeder,
können bspw. auf einem elektronischen Datenträger hinterlegt werden und anschließend
für die Einstellung der Parameter im optischen Messverfahren genutzt werden.
[0034] Um den Abstand zwischen benachbarten Windungen fehlerfrei zu erfassen ist es nach
einer Ausführung der Erfindung besonders vorteilhaft, dass für die optische Erfassung
vorgesehene optische Messmittel, insbesondere Lichtquelle(n) und/oder Lichtempfänger
von oben oder unten gerade, d. h. parallel zur Achse der Spiralfeder oder alternativ
schräg, einen Winkel größer oder kleiner 90° mit der Achse der Spiralfeder einschließend,
auf den zu überwachenden Windungsabschnitt bzw. die benachbarten Windungen ausgerichtet
sind.
[0035] Durch das optische Messverfahren und ggf. nachgeschaltete (Bild)-Auswertungssoftware
ist ein hochpräzises, direktes Überwachen von Bewegungsabläufen möglich. Die einander
benachbarten Windungen der Spiralfeder weisen während der Schwingungsbewegung entlang
des überwachten Windungsabschnitts ein durch den variierenden Abstand charakteristisches
Bildmuster auf, welches als Bezug bzw. Referenz für die (Bild)-Auswertungssoftware
dient. Für das optische Messverfahren geeignete und im Stand der Technik hinreichend
beschriebene Messverfahren sind bspw. die Laser-Doppler Vibrometrie, Laser interferometrische
Vibrometrie, Weißlicht-Interferometrie, auch mit konfokalem Mikroskop, 2D/3D-Laserscanning,
hochauflösende Digitalmikroskopie mit Videofunktion und/oder kombinierte Laserlicht-
und Weißlicht Mikroskopie für 2D/3D Scanning. Bei der Weißlicht-Interferometrie handelt
es sich um ein rein optisches Messverfahren, welches bis zu einer Million Bilder pro
Sekunde aufnimmt. Eine nachgeschaltete Software bzw. hinterlegte Programmierung kann
anhand der Unregelmäßigkeiten, die sich aus der Varianz des Abstands ergeben, die
Auslenkung bzw. die maximale Auslenkung oder Winkelabweichung der benachbarten Windungen
zueinander bestimmen. Bei der Laserinterferometrie bspw. wird die Geometrie bzw. der
Abstand der zueinander benachbarten Windungen mittels eines Lasers mit 1 Million Punkte
pro Sekunde gescannt oder abgetastet.
[0036] Die oben genannten Messverfahren können allein oder in Kombination eingesetzt werden.
Insbesondere in Kombination lässt sich eine hochpräzise, qualitative Aussage über
das Schwingverhalten der Spiralfeder treffen und Ansatzpunkte für gezielte Eingriffe
ermitteln.
[0037] Wegen der sekundenschnellen Messwertaufnahme und -auswertung ist das erfindungsgemäße
Verfahren besonders zum Einsatz in automatisierten Montagestraßen, in der Linienmontage
bei der Uhrwerkfertigung, einsetzbar. Die Prüfung und zugleich Regulierung der Spiralfeder
kann vollautomatisch erfolgen. Auch ist das Verfahren sehr gut geeignet zum Vorregulieren
von kompletten Schwingsystemen als Einzelplatzmessung. Es wird durch das Messsystem
direkt an der Spirale bzw. an einem definierten Windungsabschnitt die Schwingungsweite,
die Frequenz und der Gang der Uhr angezeigt. Auch etwaige Störeinflüsse wie Eigenfrequenzen
und Auslenken aus der Spiralebene während der Schwingung werden sichtbar gemacht.
Diese Messungen erfolgen innerhalb weniger Sekunden.
[0038] Bedarfsweise, im Zuge einer Qualitätskontrolle und insbesondere zur Bestimmung der
Ganggenauigkeit eines mechanischen Uhrwerks, kann nach einer optionalen Verfahrensvariante
die Schwingungsfrequenz anhand der Schwingungsdauer der Spiralfeder ermittelt werden.
Ein einmalige Auslenkung zweier benachbarter Windungen zueinander um die Winkelabweichung
entspricht einer Halbschwingung der Spiralfeder. Anhand einer Messung der hierfür
benötigten Zeitdauer kann die Anzahl an Halbschwingungen oder vollständigen Schwingungen
(also zwei Halbschwingungen) pro Zeiteinheit und folglich die Schwingungsfrequenz
bestimmt werden.
[0039] Schließlich kann nach einer vorteilhaften Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens
die Ganggenauigkeit bzw. eine Gangabweichung oder ein Gangfehler eines mechanischen
Uhrwerks anhand der ermittelten Schwingungsweite und/oder -frequenz erfolgen. Hierzu
wird ein Sollwert-Zlstwert-Vergleich durchgeführt, wobei die ermittelte Schwingungsweite
und/oder - frequenz dem Istwert entspricht und dieser mit einem entsprechenden, zuvor
festgelegten Sollwert verglichen wird. Vorzugsweise können die Sollwertdaten zur automatisierten
Durchführung des optischen Messverfahrens vorab auf einem elektronischen Datenträger
eines zur Durchführung des Messverfahrens geeigneten Steuerungsmoduls hinterlegt werden.
[0040] Vorzugsweise wird eine für das erfindungsgemäße Messverfahren optimierte Geometrie
der Spiralklinge der Spiralfeder bereits bei deren Herstellung berücksichtigt, d.
h. die Spiralfeder kann mit mindestens einem Windungsabschnitt hergestellt werden,
der sich aufgrund der Geometrie der einander zugewandten Seitenflächen zur optischen
Erfassung der relativen Auslenkung benachbarter Windungen eignet. Die Geometrie der
Seitenflächen wird hierzu derart ausgebildet, dass der Abstand zwischen den benachbarten
Windungen entlang des Windungsabschnitts variiert. Entsprechende Daten, zur konkreten
Geometrie der Spiralklinge, zumindest in einem Windungsabschnitt, können für ein automatisiertes
Herstellungs- und Messverfahren auf einem elektronischen Datenträger hinterlegt und
sowohl zur Festlegung entsprechender Parameter im optischen Messverfahren, wie Messhöhe
oder Abstandsdefinition, als auch zur Festlegung der Parameter für die Herstellung
der Spiralfeder zur Verfügung gestellt werden.
[0041] Die eingangs gestellte Erfindungsaufgabe wird daher auch durch eine Spiralfeder,
die sich zur Verwendung in dem erfindungsgemäßen optischen Messverfahren eignet und
deren Geometrie, insbesondere die Ausgestaltung der Spiralklinge dafür, und im Hinblick
auf ihr Schwingungsverhalten optimiert ist, gelöst.
[0042] Eine derartige, erfindungsgemäße Spiralfeder weist mehrere Windungen auf, die sich
entlang jeweiliger Kreisbahnen einen spiralförmigen, insbesondere archimedischen und/oder
logarithmischen Verlauf bildend erstrecken und ist, insbesondere zur Taktgebung eines
mechanischen Uhrwerks, zu einer Schwingungsbewegung anregbar, wobei benachbarte Windungen
entlang ihrer jeweiligen Kreisbahnen um eine Winkelverschiebung zueinander ausgelenkt
werden. Die erfindungsgemäße Spiralfeder kennzeichnet sich dadurch, dass der Abstand
zwischen den benachbarten Windungen zumindest entlang einer der Winkelverschiebung
β entsprechenden Messstrecke variiert, wobei die Varianz des Abstands (x) zwischen
den benachbarten Windungen (110) durch die Ausgestaltung der einander zugewandten
Seitenflächen (131) der benachbarten Windungen (110) der Spiralfeder (100) bewirkt
wird und entlang der Messstrecke mindestens 0,02 % und höchstens 1,5 % beträgt.
[0043] Anders als die aus dem Stand der Technik bekannten Spiralfedern, bei welchen der
Abstand zwischen benachbarten Windungen entlang der Längserstreckung also dem Spiralverlauf
folgend konstant ist, weist die erfindungsgemäße Spiralfeder einen variierenden oder
variablen Abstand auf.
[0044] Um die Erfassung der Schwingungsbewegung und die relative Auslenkung, die während
der Schwingung zwischen benachbarten Windungen stattfindet, mit optischen Messmitteln
bzw. Messverfahren zu erleichtern, beträgt die Varianz des Abstands zwischen den benachbarten
Windungen entlang der Messstrecke vorzugsweise mindestens 0,025 %, 0,04 %, 0,05 %
oder 0,1 %, weiter bevorzugt mindestens 0,25 % oder 0,3 %. Je höher die Varianz, desto
präziser lässt sich die relative Auslenkung mit optischen Mitteln erfassen und desto
zuverlässiger sind die ermittelten Werte für Schwingungsweite und/oder -frequenz.
Um ein weiterhin gleichmäßiges Schwingungsverhalten der Spiralfeder im Uhrwerk zu
gewährleisten und um insbesondere zu vermeiden, dass die benachbarten Windungen einander
während der Schwingungsbewegung berühren, beträgt die Varianz höchstens 1,5 % und
bevorzugt höchstens 1,0 %. Die genannten Wertebereiche für die Varianz des Abstands
stellen jeweils einen gangbaren Kompromiss zwischen einerseits der Eignung als Referenz
bzw. Bezug für optische Messmittel zur dynamischen Erfassung der Winkelverschiebung
und andererseits einer Spiralfeder mit optimiertem Schwingungsverhalten zur Verwendung
in mechanischen Uhrwerken dar.
[0045] Der Abstand zwischen den benachbarten Windungen kann dabei nicht nur entlang dem
Windungsverlauf bzw. der Messstrecke, sondern nach einer vorteilhaften Ausführungsvariante
auch entlang der Höhe der einander zugewandten Seitenflächen der Spiralfeder variieren,
wodurch für das optische Messverfahren weitere Bezugs- oder Referenzpunkte gegeben
sind. Entlang der Höhe beträgt die Varianz des Abstands zwischen den benachbarten
Windungen mindestens 0,01 % und höchstens 2,0 %. Bevorzugte Werte für die Varianz
des Abstands sind dabei mindestens 0,015 %, 0,02 %, 0,03 % oder 0,05 %, weiter bevorzugt
mindestens 0,125 % oder 0,15 % und höchstens 1,5 % oder 1,0%. Sowohl entlang der Windungsverlaufs
als auch entlang der Höhe sind die konkreten Varianzwerte durch die die Varianz bewirkende
Ausgestaltung der einander zugewandten Seitenflächen der Spiralfeder beeinflusst.
[0046] Üblicherweise ist der Abstand zwischen den Windungen einer Spiralfeder für mechanische
Uhrwerke entlang des vollständigen Spiralverlaufs konstant und beträgt zumeist 80,0
µm bis 200 µm. Wird ein Abstand der Windungen zueinander von bspw. 80,0 µm zugrunde
gelegt, ergibt sich bei einer Varianz von mindestens 0,02 % eine Abweichung von +/-
0,016 µm um den Mittelwert. Daraus ergibt sich wiederum ein Bereich von 80,016 µm
(= 80,0 µm + 0,016 µm) bis 79,084 µm (= 80,0 µm - 0,016 µm), innerhalb dessen der
Abstand entlang der Messstrecke bzw. des Windungsverlaufs und vorzugsweise auch entlang
der Höhe mindestens variieren sollte.
[0047] Wird stattdessen ein Abstand der Windungen zueinander von bspw. 200,0 µm zugrunde
gelegt, ergibt sich bei einer Varianz von höchstens 1,5 % eine Abweichung von +/-
3,0 µm um den Mittelwert. Daraus ergibt sich wiederum ein Bereich von 203,0 µm (=
200,0 µm + 3,0 µm) bis 197,0 µm (= 200,0 µm - 3,0 µm), innerhalb dessen der Abstand
entlang der Messstrecke bzw. des Windungsverlaufs und vorzugsweise auch entlang der
Höhe höchstens variieren sollte.
[0048] Alternativ oder optional kann der Abstand entlang der Messstrecke (auch) kontinuierlich
oder stetig variieren.
[0049] Der variierende Abstand wird durch die Geometrie bzw. die Ausgestaltung der einander
zugewandten Seitenflächen der benachbarten Windungen der Spiralfeder bewirkt. Nach
bevorzugter Erfindungsausführung wird die Geometrie durch die Ausgestaltung der Oberflächenbeschaffenheit
einer oder beider der einander zugewandten Seitenflächen beeinflusst, welche mit einer
die Varianz des Abstands bewirkenden Welligkeit ausgestaltet sind.
[0050] Die Welligkeit, d. h. eine Gestaltabweichung 2. Ordnung der einander zugewandten
Seitenflächen kann aufgrund der in größeren Intervallen auftretenden Änderungen der
Wellentiefe besser zur dynamischen Erfassung mit optischen Messmitteln genutzt werden
als die Rauheit, also eine Gestaltabweichung 3. oder 4. Ordnung. Aufgrund der wesentlich
kleineren Intervalle, innerhalb dessen die Änderungen der Rautiefe im Rauheitsprofil
auftreten, neigen diese dazu, im bildgebenden dynamischen Messverfahren, währenddessen
sich die Windungen der Spiralklinge mit einer Frequenz von 1 bis 5 Schwingungen pro
Sekunde relativ zueinander bewegen, zu verschwimmen. Die in größeren Intervallen auftretenden
Änderungen der Wellentiefe Wt sind mit optischen Mitteln dynamisch erheblich einfacher
zu erfassen, wodurch eine zuverlässigere Auswertung der Schwingungsweite und/oder
-frequenz erfolgen kann. Entsprechend der größeren Intervalle ist auch für die Messstrecke,
entlang welcher die Welligkeit optisch erfasst wird, ein Mindestmaß zugrunde zu legen.
Ausreichend kann bereits eine mindestens 50,0 µm, besser noch mindestens 100,0 µm
lange Messstrecke sein. Vorzugsweise wird die Welligkeit entlang einer der Winkelabweichung
entsprechenden Messstrecke erfasst, wobei sich entsprechend ein Welligkeitsprofil
der einander gegenüberliegenden Seitenflächen der Spiralklinge entlang einem der Winkelabweichung
entsprechenden Windungsabschnitt als vorteilhaft erweist.
[0051] In der Regel ist es vorteilhaft, beide der einander zugewandten Seitenflächen mit
einer Welligkeit auszubilden, da in diesem Fall die maximale Wellentiefe Wt, um die
gewünschte Varianz des Abstands zu erreichen geringer gewählt werden kann. Wird hingegen
nur eine der beiden Seitenflächen mit einer Welligkeit ausgebildet, so ist diese mindestens
doppelt so hoch zu wählen.
[0052] Dabei kann die Oberflächenbeschaffenheit der einander zugewandten Seitenflächen eine
Welligkeit entlang des Windungsverlaufs und/oder entlang der Höhe aufweisen, d. h.,
dass sich das jeweilige Welligkeitsprofil über einen der Messstrecke entsprechenden
Windungsabschnitt bzw. teilweise oder vollständig über die Höhe der Seitenfläche der
Spiralklinge erstreckt.
[0053] Indem die einander zugewandten Seitenflächen der Spiralklinge mit einer Welligkeit
ausgestaltet werden, um die Varianz des Abstands zu bewirken, kann gleichzeitig die
Rauheit der Seitenfläche, also die Werte für die Rautiefe gering gewählt werden, um
Spannungen innerhalb der und folglich die Bruchgefahr für die Spiralklinge zu minimieren.
Für ein geeignetes Rauheitsprofil hat sich ein Rautiefenwert R
z einer oder beider einander zugewandten Seitenflächen von höchstens 0,5 µm herausgestellt,
bevorzugt liegt der Rautiefenwert jedoch niedriger, insbesondere zwischen 0,5 µm bis
0,005 µm.
[0054] Nach einer beispielhaften Erfindungsvariante, insbesondere um die gewünschten Werte
für die aus der Oberflächenbeschaffenheit oder Geometrie resultierende Varianz des
Abstands und gleichzeitig eine möglichst geringe Rauheit der Seitenflächen der Spiralklinge
zu realisieren, ist die Spiralfeder aus Silizium, vorzugsweise aus mono- oder polykristallinem
Silizium mittels eines Ätzverfahrens hergestellt und optional mit einer Beschichtung
aus Siliziumoxid oder Siliziumdioxid versehen.
[0055] Das gewünschte, die Varianz des Abstands bewirkende Welligkeitsprofil kann dann wahl-
oder bedarfsweise an der Oberfläche bzw. den Seitenflächen des Kerns der Spiralfeder
und/oder an der die Seitenflächen überziehenden Beschichtung ausgestaltet sein. Die
dynamische, optische Erfassung der Oberflächenbeschaffenheit, erfolgt dann entsprechend
an der Beschichtung und/oder am Kern der Spiralfeder, bspw. mittels Interferometrie,
was in der Halbleitertechnik auch zur Schichtdickenbestimmung eingesetzt wird.
[0056] Nach einer beispielhaften Erfindungsvariante ist die Geometrie der einander zugewandten
Seitenflächen derart ausgestaltet, dass der Abstand zwischen den Windungen entweder
über die vollständige Höhe der Spiralklinge, oder lediglich auf einer bestimmten Höhe,
oder einem bestimmten Höhenbereich entlang der Messstrecke variiert.
[0057] Vorzugsweise ist die Höhe der Spiralklinge entlang des vollständigen Spiralverlaufs
konstant und liegt bspw. in einem Bereich zwischen 80 µm und 160 µm. Auch die Breite
der Spiralklinge, welche üblicherweise in etwa 25 bis 45 µm beträgt, ist grundsätzlich
entlang des vollständigen Spiralverlaufs konstant. Durch die veränderte Geometrie
der einander zugewandten Seitenflächen treten jedoch Abweichungen auf, die der Varianz
des Abstands zwischen den benachbarten Windungen entsprechen.
[0058] Bei einer bevorzugten Erfindungsausführung kann der Abstand zwischen den benachbarten
Windungen bspw. im Bereich der unteren Längskante von dem Abstand zwischen den benachbarten
Windungen im Bereich der oberen Längskante der einander zugewandten Seitenflächen
abweichen, wobei der Abstand im Bereich der oberen Längskante und/oder im Bereich
der unteren Längskante entlang der Messstrecke variiert. Insbesondere kann der Abstand
im Bereich einer der Längskanten, vorzugsweise der oberen Längskante entlang des vollständigen
Spiralverlaufs konstant sein und im Bereich der anderen Längskante, vorzugsweise der
unteren Längskante, zumindest entlang der Messstrecke variieren. Hieraus kann sich
dann eine ebenfalls konstante Breite der Spiralklinge im Bereich der oberen und eine
entsprechend der Varianz des Abstands zumindest entlang der Messstrecke abweichende
Breite der Spiralklinge im Bereich der unteren Längskante ergeben. Die Bezeichnung
"obere" und "untere" Längskante bezieht sich auf die Einbaulage der Spiralfeder bzw.
des Uhrwerks in einem Chronographen, und zwar von dessen Rückseite aus in Richtung
des Ziffernblatts betrachtet.
[0059] Gemäß einer Ausführungsvariante der erfindungsgemäßen Spiralfeder sind die einander
zugewandten Seitenflächen einen dazwischenliegenden Öffnungswinkel einschließend ausgestaltet,
wobei der Öffnungswinkel die Varianz des Abstands bewirkend, entlang der Messstrecke
variiert.
[0060] Normalerweise weist die Spiralklinge einer Spiralfeder einen rechteckigen Querschnitt
auf, wobei die Höhe der Spiralklinge parallel zu deren Drehachse verläuft. Der Öffnungswinkel
kann durch einen über die Höhe schrägen Verlauf einer oder beider Seitenflächen, d.
h. der Verlauf Seitenfläche(n) ist dann nicht länger parallel zur Drehachse, ausgebildet
sein. Der mittlere Öffnungswinkel kann grundsätzlich 0° betragen, liegt aber vorzugsweise
in einem Bereich zwischen 1,0° und 20,0°, weiter bevorzugt zwischen 1,0° und 10,0°
oder besonders bevorzugt zwischen 1,0° und 7,0°. Alternativ beträgt der Öffnungswinkel
mindestens 2,0° oder mindestens 3,0° und liegt dann bspw. in einem Bereich zwischen
2,0° und 10,0°, bevorzugt zwischen 2,0° und 7,0° oder besonders bevorzugt zwischen
3,0° und 5,0°. Um eine ausreichende Varianz des Abstands zwischen den benachbarten
Windungen zu bewirken, beträgt eine Varianz des Öffnungswinkels zumindest entlang
der Messstrecke mindestens 0,1°.
[0061] Für einen Öffnungswinkel von bspw. 3° ergibt sich bei einer Varianz von mindestens
0,1° eine Abweichung von +/- 0,1° um den Mittelwert. Daraus ergibt sich wiederum ein
Bereich von 3,1° (= 3,0° + 0,1°) bis 2,9° (= 3,0° - 0,1°), innerhalb dessen der Öffnungswinkel
entlang der Messstrecke bzw. des Windungsverlaufs mindestens variieren sollte.
[0062] Besonders vorteilhaft, sowohl für das optische Messverfahren als auch was das Schwingungsverhalten
angeht, ist eine Spiralfeder, bei der die Varianz des Abstands zwischen benachbarten
Windungen durch eine Kombination des entlang der Messstrecke variierenden Öffnungswinkels
und eine entlang des Windungsverlaufs und/oder entlang der Höhe einer oder beider
der einander zugewandten Seitenflächen verlaufende Welligkeit bewirkt wird. D. h.,
dass einerseits der Öffnungswinkel entlang des Windungsverlaufs bzw. entlang der Messtrecke
variiert und sich andererseits das jeweilige Welligkeitsprofil über einen der Messstrecke
entsprechenden Windungsabschnitt und/oder über die Höhe der Seitenfläche der Spiralklinge
teilweise oder vollständig variierend erstreckt.
[0063] Vergleichsweise einfach herzustellen ist dabei eine Ausführungsvariante, bei welcher
der Öffnungswinkel durch einen bezüglich der Höhe schrägen Verlauf einer oder beider
Seitenflächen ausgebildet ist, sowie entlang der Messtrecke, also entlang des Windungsverlaufs
variiert, und gleichzeitig die Welligkeit entlang der Höhe, also dem schrägen Verlauf
der Seitenfläche folgend variiert. Die Nulllinie eines sich daraus ableitenden Welligkeitsprofils
entspricht dann der im Querschnitt einer solchen Spiralklinge schräg zur Drehachse
verlaufenden Höhe.
[0064] Gemäß anderer Ausführungsvarianten der erfindungsgemäßen Spiralfeder können die einander
zugewandten Seitenflächen einem über die Höhe konkaven und/oder konvexen Verlauf folgend
und/oder im Bereich der oberen und/oder unteren Längskante einen abgerundeten oder
angeschrägten Übergangsbereich aufweisend ausgebildet sein, wobei der konkave und/oder
die Abrundung oder Anschrägung des Übergangsbereichs entlang der Messstrecke variieren.
[0065] Ein konkaver und/oder konvexer Verlauf der Seitenfläche kann wahlweise auf einer
oder auf beiden Seitenflächen ausgebildet sein, wobei sich der Verlauf entweder über
die gesamte Höhe oder lediglich einen Teilbereich der Höhe erstreckt. Ein angeschrägter
und/oder abgerundeter Übergangsbereich ist an der oberen und/oder unteren Längskante
einer oder beider Seitenflächen ausgebildet. Um eine ausreichende Varianz des Abstands
zu bewirken, beträgt eine Varianz des Übergangsbereichs entlang der Messtrecke vorzugsweise
mindestens 10 %, 20 % oder 25 %, insbesondere mindestens 40 %. Für eine Kantenverrundung
von bspw. 2,0 µm ergibt sich bei einer Varianz von mindestens 25 % eine Abweichung
von +/- 0,5 µm um den Mittelwert. Daraus ergibt sich wiederum ein Bereich von 1,5
µm (2,0 µm - 0,5 µm) bis 2,5 µm (2,0 µm + 0,5 µm) innerhalb dessen die Kantenverrundung
entlang der Messstrecke bzw. des Windungsverlaufs mindestens variiert.
[0066] Nach einer alternativen Erfindungsausführung ist der Abstand zwischen den benachbarten
Windungen über die vollständige Höhe der einander zugewandten Seitenflächen gleich
und variiert entlang der Messstrecke. Beispielsweise kann sich ein kontinuierlich
oder stetig entlang der Messtrecke variierender oder unregelmäßiger Verlauf der oberen
und unteren Längskanten in die entsprechenden Seitenflächen fortsetzen, sodass ein
über die Höhe der Spiralklinge konstanter und entlang der Messstrecke variierender
Abstand zwischen den benachbarten Windungen erzeugt wird. Dies hat den Vorteil, dass
die optische Erfassung des Abstands auf beliebiger Messhöhe erfolgen kann, wodurch
die Messwertaufnahme eindeutig gesichert ist.
[0067] Nach einer bevorzugten Erfindungsvariante ist die Geometrie der einander zugewandten
Seitenflächen der Windungen im Bereich der oberen und/oder unteren Längskante derart
ausgebildet, dass die Längskante(n) zumindest entlang der Messtrecke einen unregelmäßigen
oder variierenden Verlauf aufweist.
[0068] Selbstverständlich ist auch eine Kombination einer, mehrerer oder aller zuvor beschriebenen
Ausführungsbeispiele denkbar, um die zur dynamischen, optischen Erfassung mindestens
erforderliche Varianz des Abstands zu bewirken.
[0069] Für das Schwingungsverhalten und die Bruchbeständigkeit der Spiralfeder kann es schließlich
vorteilhaft sein, wenn diese nach beispielhafter Ausführung eine Spiralklinge aufweist,
deren Form, insbesondere deren Seitenflächen einem ausgehend vom inneren Windungsende
zum äußeren Windungsende hin stetig abnehmendem Krümmungsverlauf folgt und/oder die
massiv ausgebildet ist.
[0070] Weitere Einzelheiten, Merkmale, Merkmals(unter)kombinationen, Vorteile und Wirkungen
auf Basis der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter
Ausführungsbeispiele der Erfindung und den Zeichnungen. Diese zeigen in
- Fig. 1
- eine perspektivische Darstellung eines aus dem Stand der Technik bekannten Schwingungssystems
eines mechanischen Uhrwerks, mit einer Spiralfeder,
- Fig. 2
- eine perspektivische Darstellung der Spiralfeder aus Figur 1 in einer spannungsfreien
Mittellage,
- Fig. 3
- eine schematische, radiale Schnittansicht zweier benachbarter Windungen der Spiralklinge
der Spiralfeder aus den Figuren 1 und 2,
- Fig. 4
- eine Draufsicht auf die Spiralfeder aus den Figuren 1 bis 3 in einer um die halbe
Schwingungsweite ausgelenkten Stellung,
- Fig. 5
- eine beispielhafte Auftragung des Schwingungsverlaufs einer Spiralfeder,
- Fig. 6
- eine schematische, radiale Schnittansicht mehrerer jeweils benachbarter Windungen
der Spiralklinge der Spiralfeder aus den Figuren 1 bis 4, mit dazu positionierten
Messmitteln nach einer erfindungsgemäßen Verfahrensvariante,
- Fig. 7
- eine schematische Darstellung der schwingungsbedingten Änderung des Windungsabstands
während der Schwingungsbewegung einer Spiralfeder,
- Fig. 8
- eine schematische Darstellung der schwingungsbedingten Änderung des Windungsabstands
in Überlagerung mit einer beispielhaften, erfindungsgemäßen, durch die Bauteilgeometrie
bedingten Varianz des Abstands,
- Fig. 9
- eine schematisch perspektivische Darstellung eines Windungsabschnitts mit zwei benachbarten
Windungen nach einer ersten Ausführungsform der Erfindung, mit in einem Übergangsbereich
variierendem Abstand,
- Fig. 10
- eine schematisch perspektivische Darstellung eines Windungsabschnitts mit zwei benachbarten
Windungen nach einer zweiten Ausführungsform der Erfindung, mit konkaver Geometrie
der Seitenflächen,
- Fig. 11
- eine schematisch perspektivische Darstellung eines Windungsabschnitts mit zwei benachbarten
Windungen nach einer dritten Ausführungsform der Erfindung, mit einem variierenden
Öffnungswinkel,
- Fig. 12
- eine schematisch perspektivische Darstellung eines Windungsabschnitts mit zwei benachbarten
Windungen nach einer vierten Ausführungsform der Erfindung, mit entlang der oberen
und der unteren Längskante jeweils variierendem Abstand,
- Fig. 13
- eine schematisch perspektivische Darstellung eines Windungsabschnitts mit zwei benachbarten
Windungen nach einer fünften Ausführungsform der Erfindung, mit über die Höhe der
Seitenflächen konstantem und entlang des Windungsabschnitts variierendem Abstand,
- Fig. 14
- eine perspektivische Darstellung einer Spiralfeder nach einer sechsten Ausführungsform
der Erfindung, in einer um die halbe Schwingungsweite ausgelenkten Stellung und mit
einer Seitenfläche der Spiralklinge in vergrößerter Darstellung,
- Fig. 15
- eine optische Darstellung der messtechnisch erfassten Oberflächenbeschaffenheit der
vergrößert dargestellten Seitenfläche aus Figur 14 sowie das zugehörige Rauheits-,
Welligkeits- und Primärprofil entlang der Messtrecke bzw. des Windungsverlaufs der
Spiralklinge und in
- Fig. 16
- eine optische Darstellung der messtechnisch erfassten Oberflächenbeschaffenheit der
vergrößert dargestellten Seitenfläche aus Figur 14 sowie das zugehörige Rauheits-,
Welligkeits- und Primärprofil entlang der Höhe der Spiralklinge.
[0071] Die Figuren sind lediglich beispielhafter Natur und dienen nur dem Verständnis der
Erfindung. Die gleichen Elemente sind mit denselben Bezugszeichen versehen.
[0072] Figur 1 zeigt eine perspektivische Darstellung eines aus dem Stand der Technik bekannten
Schwingsystems 200 für mechanische Uhrwerke. Das Schwingsystem 200, auch als Unruh
bezeichnet, umfasst als wesentliche Bestandteile einen Schwingkörper 210, hier als
Schwungrad ausgebildet, und eine Spiralfeder 100. Der Schwingkörper 210 dient als
Schwungmasse und ist um eine Drehachse 220 drehbar gelagert. Die Spiralfeder 100 ist
mit ihrem inneren Windungsende 140 an einem inneren Federbefestigungsmittel 230 und
mit ihrem äußeren Windungsende 150 an einem äußeren Federhalteelement 240 befestigt.
Dazwischen erstreckt sich in spiralförmigem Verlauf die im Querschnitt rechteckige
Spiralklinge 130 mit mehreren Windungen 110 die den aktiven Schwingungsbereich der
Spiralfeder 100 bilden. Zur Taktgebung des Uhrwerks wird die vom Federhaus kommende
Kraft auf das Schwingsystem 200 übertragen, sodass die Spiralfeder 100 möglichst gleichmäßig
um ihre spannungsfreie Mittellage schwingt. Beim Verlassen der Mittellage bewirkt
der Schwingkörper 210 ein Vorspannen der Spiralfeder 100, wodurch ein Rückholdrehmoment
erzeugt wird, das die Spiralfeder 100 zur Rückkehr in ihre Mittellage veranlasst.
Dabei wird dem Schwingkörper 210 eine kinetische Energie verliehen, wodurch die Spiralfeder
100 über ihre Mittellage hinaus in die andere Richtung schwingt. Die Spiralfeder 100
schwingt ihrer Schwingungsweite entsprechend einmal hin und einmal her. Schwingungsweiten
von Flachspiralfedern für mechanische Uhrwerke liegen üblicherweise bei 200° bis 300°.
[0073] Die Figur 2 zeigt eine perspektivische Darstellung der Spiralfeder 100 aus Figur
1, die sich in ihrer spannungsfreien Mittellage befindet. Dies ist anhand der rein
der Veranschaulichung dienenden Markierungen auf den Windungen 110 dargestellt. Die
Markierungen sind lediglich in der Zeichnung vorhanden und stellen keinen Bestandteil
der tatsächlichen Spiralfeder 100 dar. Beispielhaft ist außerdem die Schwingungsweite
von etwa 220° dargestellt, innerhalb derer sich die Spiralfeder 100 um die Mittellage
bewegt.
[0074] In der Figur 3 ist eine schematische, radiale Schnittansicht zweier benachbarter
Windungen 110 der Spiralklinge 130 der Spiralfeder 100 aus den Figuren 1 und 2 dargestellt.
Gut zu erkennen ist, dass die die einzelnen Windungen 110 bildende Spiralklinge 130
einen rechteckigen Querschnitt mit einer Höhe h und einer Breite b aufweist. Die Höhe
h, die Breite b und der Abstand x zwischen zueinander benachbarten Windungen 110,
sind entlang des spiralförmigen Verlaufs der Spiralklinge 130 konstant. Beispielhaft
kann die Höhe h bei einem Wert zwischen 120 µm und 140 µm liegen, die Breite b bei
einem Wert zwischen 25 µm und 40 µm liegen und der Abstand x bei einem Wert zwischen
80 µm und 200 µm liegen.
[0075] Eine Draufsicht der Spiralfeder 100 aus den Figuren 1 bis 3, in einer um die halbe
Schwingungsweite ausgelenkten Stellung, kann der Figur 4 entnommen werden. Während
der Schwingungsbewegung, deren Richtung in der Zeichnung durch einen Pfeil angedeutet
ist, folgen die einzelnen Windungen 110 ihren jeweiligen Kreisbahnen und bewegen sich
um den Mittelpunkt bzw. die Drehachse 220. Anhand der zur Veranschaulichung dienenden
Markierung ist gut zu erkennen, dass innerhalb eines Windungsabschnitts 120 zueinander
benachbarte Windungen 110 während der Schwingungsbewegung der Spiralfeder 100 einer
Relativbewegung unterliegen, d. h. um eine entlang der entsprechenden Kreisbahn verlaufende
Strecke zueinander ausgelenkt werden. In der hier gezeigten Stellung befindet sich
die Spiralfeder 100 nach einer Halbschwingung an ihrem Umkehrpunkt UP, sodass benachbarte
Windungen 110 um einen Maximalbetrag zueinander ausgelenkt sind, welcher der ebenfalls
eingezeichneten Winkelverschiebung β entspricht. Typische Werte für die Winkelverschiebung
β liegen im Bereich zwischen 5° und 30°.
[0076] In der Figur 5 ist der Verlauf einer vollständigen Schwingung der Spiralfeder 100
anhand deren Auslenkung um ihre spannungsfreie Mittellage 0 dargestellt. Ebenfalls
eingezeichnet sind die Umkehrpunkte UP, an denen sich die Richtung der Schwingung
umkehrt. Die Spiralfeder 100 wird zunächst aus der spannungsfreien Mittellage 0 in
einer ersten Richtung ausgelenkt, solange bis die maximale Auslenkung am Umkehrpunkt
UP erreicht ist und kehrt danach, in entgegengesetzter, zweiter Richtung in die spannungsfreie
Mittellage 0 zurück (Halbschwingung). Eine vollständige Schwingung ist abgeschlossen,
nachdem die spannungsfreie Mittellage 0 in der zweiten Richtung durchlaufen wurde
und die Spiralfeder 100 nach erneuter Richtungsumkehr am Umkehrpunkt UP wieder der
ersten Richtung folgend in die spannungsfreie Mittellage 0 zurückkehrt. Die einzelnen
Windungen 110 folgen einer entsprechenden Bewegung entlang ihrer jeweiligen Kreisbahnen,
wobei zwischen zueinander benachbarten Windungen 110 jeweils eine die Winkelverschiebung
β (s. Figur 4) verursachende Relativbewegung resultiert.
[0077] Erfindungsgemäß soll nun mittels eines optischen Messverfahrens auf Basis dieser
Winkelverschiebung β die Schwingungsweite der Spiralfeder 100 ermittelt werden. Hierzu
sind, wie in der Figur 6 dargestellt, optische Messmittel 160, bspw. Lichtsender und/oder
Lichtempfänger, vorzugsweise von oben oder unten vertikal, d. h. parallel zur Drehachse
220 bzw. zur Höhe h der Spiralklinge, oder schräg, d. h. einen Winkel größer oder
kleiner 90°, hier beispielhaft in etwa 45° mit der Drehachse 220 oder Höhe h einschließend,
auf einen jeweiligen Windungsabschnitt 120 ausgerichtet. Die hier gezeigte Anordnung
der optischen Messmittel 160 ist lediglich beispielhaft. Zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Messverfahrens genügt auch ein einziges optisches Messmittel 160.
[0078] Die optischen Messmittel 160 dienen der Überwachung des jeweiligen Windungsabschnitts
120, wobei die darin erfolgende Auslenkung der benachbarten Windungen 110 zueinander
optisch erfasst wird. Als Bezug oder Referenz für das optische Messmittel 160 fungiert
der Abstand x zwischen den benachbarten Windungen 110 innerhalb zumindest eines Windungsabschnitts
120. Hierzu darf der Abstand x in Längsrichtung der Windungen 110, also dem Spiralverlauf
folgend, aber nicht konstant sein, da die relative Bewegung sonst optisch nicht erkennbar
wäre. Eine "Visualisierung" der relativen Bewegung oder Auslenkung benachbarter Windungen
110 zueinander erfolgt nämlich, indem deren Abstand x entlang des Windungsabschnitts
120 variiert. Durch optisches Abtasten mittels der Messmittel 160 kann bei einem variierenden
Abstand x die Winkelverschiebung β der Windungen 110, welche sich im dynamischen Betrieb,
also während der Schwingungsbewegung zueinander verschieben, gesichert aufgenommen
werden.
[0079] In der Figur 7 ist die schwingungsbedingte Änderung des Windungsabstands WA während
der Schwingungsbewegung der Spiralfeder 100 schematisch veranschaulicht. Während der
Schwingung zieht sich die Spiralfeder 100 nämlich schwingungsbedingt zusammen und
wieder auseinander, die Spiralfeder 100 "atmet". Hierdurch wird eine der Schwingungsperiode
folgende Änderung des Windungsabstands WA hervorgerufen. Diese schwingungsbedingte
Änderung des Windungsabstands WA tritt unvermeidlich beim Zusammen- und Auseinanderziehen
von Spiralfedern 100 auf, und sollte daher vorzugsweise bei der optischen Erfassung
der Winkelverschiebung β (s. Figur 4) anhand des erfindungsgemäß variierenden Abstands,
welcher durch die Bauteilgeometrie, insbesondere die Geometrie der benachbarten Windungsabschnitte
120 bedingt ist, berücksichtigt werden.
[0080] In der Figur 8 ist daher schematisch eine Überlagerung der schwingungsbedingten Änderung
des Windungsabstands WA und der erfindungsgemäßen, bauteilgeometriebedingten Varianz
des Abstands x anhand zweier beispielhafter Abstände x
1 und x
n dargestellt. Für den mittleren Abstand x, welcher erfindungsgemäß zwischen den Werten
x
1 und x
n variieren soll, ist daher vorzugsweise nicht der Abstand der Windungen 110 in der
Ruhelage der Spiralfeder 100 zugrunde zu legen, sondern der sich während der Schwingungsbewegung
dynamisch verändernde Windungsabstand WA der Spiralfeder 100.
[0081] Bei einer erfindungsgemäßen Spiralfeder 100, die sich zur Verwendung in dem erfindungsgemäßen
optischen Messverfahren eignet, ist es daher erforderlich, dass der Abstand x zwischen
den benachbarten Windungen 110 zumindest entlang einer Messstrecke, die mindestens
der Winkelverschiebung β entspricht, variiert. Vorzugsweise beträgt die Varianz des
Abstands mindestens 0,02 %, 0,05 % oder 0,1 % beträgt, weiter bevorzugt mindestens
0,25 % oder mindestens 0,3 % und höchstens 1,5 %, sowie weiter bevorzugt höchstens
1,0%. Bei einer Winkelverschiebung β von bspw. 5° ergibt sich eine Mindestlänge der
Messstrecke von 100,0 µm, bei einer Winkelverschiebung β von bspw. 30° eine Mindestlänge
von 900,0 µm.
[0082] Vorzugsweise wird der variierende Abstand x durch eine Optimierung der Geometrie
der einander zugewandten Seitenflächen 131 der benachbarten Windungen 110 der Spiralfeder
100 bewirkt. Eine schematisch perspektivische Darstellung eines Windungsabschnitts
120 mit zwei benachbarten Windungen 110 nach einer ersten Ausführungsform der Erfindung
ist in der Figur 9 gezeigt. Die einander zugewandten Seitenflächen 131 der benachbarten
Windungen 110 weisen an ihrer jeweiligen, oberen Längskante LK einen Übergangsbereich
ÜB mit einer mittleren Kantenverrundung von bspw. 2,0 µm auf. Entlang des Windungsabschnitts
120, also entlang des Spiralverlaufs, und mindestens entlang der Messtrecke variiert
die Kantenverrundung des Übergangsbereichs ÜB hier bspw. um mindestens 25 %, was einer
Abweichung von +/- 0,5 µm um den Mittelwert entspricht. Daraus ergibt sich wiederum
ein Bereich von 1,5 µm bis 2,5 µm innerhalb dessen die Kantenverrundung entlang der
Messstrecke bzw. des Windungsverlaufs variiert. Eine derartige Geometrie der Seitenflächen
131 bewirkt auch eine Varianz des mittleren Abstands x
2, welcher, hier im Bereich der oberen Längskante LK entlang der Messtrecke innerhalb
der Wertereihe x
21 - x
2n vorzugsweise stetig oder kontinuierlich variiert. Konkret könnte beispielsweise der
Wert x
23 größer als x
21 und x
24 kleiner als x
23 sein, der Abstand x
2 nimmt dann zunächst zu und anschließend wieder ab. Alternativ ist natürlich auch
eine kontinuierliche Zu- oder Abnahme des Abstands x
2 entlang der Messstrecke denkbar. Bei dem vorliegenden Ausführungsbeispiel variiert
der Abstand x
2 ausschließlich im Bereich der oberen Längskante LK, entsprechend wird die Messhöhe
für das optische Messverfahren ebenfalls an der oberen Längskante LK festgelegt.
[0083] Die Bezeichnung "obere" und "untere" Längskante LK bezieht sich auf die Einbaulage
der Spiralfeder 100 bzw. des Uhrwerks bspw. in einer Uhr oder einem Chronographen,
und zwar von dessen Rückseite aus in Richtung des Ziffernblatts betrachtet.
[0084] Die Figur 10 zeigt eine schematisch perspektivische Darstellung eines Windungsabschnitts
120 mit zwei benachbarten Windungen 110 nach einer zweiten Ausführungsform der Erfindung.
Die einander zugewandten Seitenflächen 131 weisen hier eine über die Höhe h konkav
verlaufende Geometrie auf. Die Konkavität ist hier vor allem im unteren Teilbereich
der Seitenflächen 131 ausgebildet, wodurch der Abstand x
2 der benachbarten Windungen 110 im Bereich der oberen Längskante LK entlang der Messstrecke
konstant und größer als der mittlere Abstand x
1 im Bereich der unteren Längskante LK ist. Durch eine Varianz der Konkavität entlang
der Messstrecke bzw. entlang des Windungsabschnitts 120, kann eine sich vorzugsweise
kontinuierlich verändernder untere Längskante LK ausgebildet werden. Eine derartige
Geometrie der Seitenflächen 131 bewirkt wiederum eine Varianz des mittleren Abstands
x
1, diesmal im Bereich der unteren Längskante LK. Entlang der Messtrecke variiert der
mittlere Abstand x
1 innerhalb der Wertereihe x
11 - x
1n vorzugsweise stetig oder kontinuierlich. Entsprechend wird auch die Messhöhe für
die untere Längskante LK festgelegt.
[0085] Die Figur 11 zeigt eine dritte Ausführungsform der Erfindung in einer schematisch
perspektivischen Darstellung. Der hier gezeigte Windungsabschnitt 120 umfasst zwei
benachbarten Windungen 110 mit jeweils schräg verlaufenden, einander zugewandten Seitenflächen
131. Durch den schrägen, von der Vertikalen abweichenden Verlauf der Seitenflächen
131 schließen diese einen sogenannten Öffnungswinkel α ein, welcher entlang der Messtrecke
bzw. entlang des Spiralverlaufs variierend ausgebildet ist und innerhalb der Wertereihe
α
1 - α
n um einen mittleren Öffnungswinkel α variiert. Der mittlere Öffnungswinkel α kann
beispielhaft 5° betragen, die Varianz liegt insbesondere bei mindestens +/- 0,1°,
wodurch der Öffnungswinkel α dann innerhalb der Wertereihe α
1 - α
n mindestens zwischen 4,9° und 5,1° variiert. Die geometrische Ausgestaltung des Öffnungswinkels
α bewirkt bspw. einen innerhalb der Wertereihe x
21 - x
2n variierenden Abstand x
2 im Bereich der oberen Längskante LK, wohingegen der Abstand x
1 im Bereich der unteren Längskante LK entlang der Messstrecke konstant sein kann.
[0086] Optional kann, wie in der Figur 12 in schematisch perspektivischer Darstellung gezeigt,
ein variierender Öffnungswinkel α durch die Geometrie der Seitenflächen 131 auch so
gewählt werden, dass der Abstand x
1, x
2 der benachbarten Windungen 110 sowohl im Bereich der oberen Längskante LK, innerhalb
der Wertereihe x
21 - x
2n, als auch im Bereich der unteren Längskante LK, innerhalb der Wertereihe x
11 - x
1n variiert. Dies kann insbesondere durch einen unregelmäßigen, variierenden Verlauf
der jeweiligen Längskante LK erreicht werden.
[0087] Die Geometrie der einander zugewandten Seitenflächen 131 kann aber auch so ausgebildet
sein, dass der Abstand x zwischen den benachbarten Windungen 110 über die vollständige
Höhe h der Spiralklinge 130 konstant ist und entlang der Messtrecke variiert. Eine
derartige, vierte Ausführungsform der Erfindung ist schließlich der Figur 13 in schematisch
perspektivischer Darstellung eines Windungsabschnitts 120 zu entnehmen. Diese Ausführung
hat insbesondere den Vorteil, dass die Messhöhe für das optische Messverfahren auf
beliebiger Höhe h der Spiralklinge 130 gewählt werden kann.
[0088] Die Figur 14 zeigt eine perspektivische Darstellung einer Spiralfeder 100 nach einer
sechsten Ausführungsform der Erfindung. Wie anhand der rein der Veranschaulichung
dienenden Markierungen auf den Windungen 110 dargestellt, befindet sich die Spiralfeder
100 in einer um die halbe Schwingungsweite ausgelenkten Stellung. Ein Ausschnitt eines
Windungsabschnitts 120 sowie die darin erkennbare Seitenfläche 131 der Spiralklinge
130 ist in vergrößerter Darstellung veranschaulicht. Entlang des Spiralverlaufs entspricht
die Länge der Seitenfläche 131 mindestens der Winkelverschiebung β (s. hierzu Figur
4) und in Richtung der Drehachse 220 vorzugsweise der Höhe h der Spiralklinge 130
und mindestens 50,0 µm.
[0089] In den Figuren 15 und 16 ist jeweils eine optische Darstellung der messtechnisch
erfassten Oberflächenbeschaffenheit der vergrößert dargestellten Seitenfläche 131
der Spiralklinge 130 aus Figur 14 sowie das zugehörige Rauheits- (unten), Welligkeits-
(mittig) und Primärprofil (oben) dargestellt. Der in der Figur 15 gezeigte und messtechnisch
erfasste Ausschnitt der Seitenfläche 131 erstreckt sich 0,45 mm entlang des Windungsverlaufs.
Das zugehörige Rauheitsprofil, zeigt den Verlauf der Rautiefe R
z als Abweichung 3. Ordnung vom Oberflächensollwert über die Messstrecke von 0,45 mm.
Der Betrag der maximalen Änderung der Rautiefe R
z liegt hier bei 0,042 µm.
[0090] Gut zu erkennen ist ferner, dass die Intervalle im Rauheitsprofil, innerhalb derer
Schwankungen der Rautiefe R
z zwischen positiven und negativen Werten auftreten, d. h. die Nulllinie durchlaufen
wird, wesentlich kleiner als im Welligkeitsprofil sind. Anders ausgedrückt enthält
das Rauheitsprofil über die gleiche Messstrecke von hier 0,45 mm eine vielfach höhere
Anzahl an Schnittpunkten mit der Nulllinie als das Welligkeitsprofil. Das Welligkeitsprofil
zeigt den Verlauf der Wellentiefe Wt als Abweichung 2. Ordnung vom Oberflächensollwert
ebenfalls über die Messstrecke von 0,45 mm des Windungsverlaufs. Der Betrag der maximalen
Änderung der Wellentiefe Wt liegt hier bei 0,046 µm.
[0091] Im Primärprofil ist eine Überlagerung des Welligkeitsprofils und des Rauheitsprofils
wiederum über dieselbe Messstrecke von 0,45 mm aufgetragen. Leicht ersichtlich ist,
dass der Verlauf des Rauheitsprofils den durch die Welligkeit bedingten Abweichungen
2. Ordnung folgt. Im Primärprofil und entlang der Oberfläche des tatsächlich vermessenen
Werkstücks, im vorliegenden Fall also der Seitenfläche 131 der Spiralklinge 130, bildet
der Verlauf des Welligkeitsprofils folglich die Nulllinie des Rauheitsprofils. Die
Nulllinie des Welligkeitsprofil entspricht der tatsächlichen Oberfläche, also der
gewünschten Form, und im vorliegenden Ausführungsbeispiel dem stetigen Krümmungsverlauf
der Seitenfläche 131 der Spiralklinge 130.
[0092] Die dem in der Figur 15 gezeigten Welligkeitsprofil entsprechende Welligkeit einer
oder beider der einander zugewandten Seitenflächen 131 der Spiralklinge 130 entlang
einer mindestens der Winkelverschiebung β entsprechenden Messstrecke und entlang des
Windungsverlaufs, bewirkt eine erfindungsgemäße Varianz des Abstands x, die als Referenz
zur Erfassung der Winkelverschiebung β mittels optischer Messmittel und zur Bestimmung
der Schwingungsweite und/oder -frequenz, geeignet ist.
[0093] Optional kann eine entsprechende Welligkeit auch entlang der Höhe h einer oder beider
der einander zugewandten Seitenflächen 131 der Spiralklinge 130 ausgestaltet sein.
Der in der Figur 16 gezeigte und messtechnisch erfasste Ausschnitt der Seitenfläche
131 erstreckt sich 0,3 mm entlang des Windungsverlaufs. Die Messstrecke verläuft diesmal
entlang der Höhe h der Spiralklinge 130 und weist eine Länge von 0,1 mm auf. Das zugehörige
Rauheit- und Welligkeitsprofil, zeigt den Verlauf der Rautiefe R
z als Abweichung 3. Ordnung bzw. den Verlauf der Welligkeit Wt als Abweichung 2. Ordnung
vom Oberflächensollwert über die entlang der Höhe h verlaufende Messstrecke von 0,1
mm. Die Nulllinie des Rauheits-, Welligkeits- und des Primärprofils entspricht in
diesem Fall folglich der Höhe eines Querschnitts der Spiralklinge (s. z. B. Figur
3). Der Betrag der maximalen Änderung der Rautiefe R
z liegt hier bei 0,054 µm, der Betrag der maximalen Änderung der Wellentiefe Wt bei
0,013 µm. Die in der Oberfläche des Ausschnitts der Spiralklinge 130 sichtbaren, kraterartigen
Vertiefungen sind Bestandteil des Rauheitsprofils.
Bezugszeichenliste
[0094]
- 100
- Spiralfeder
- 110
- Windung
- 120
- Windungsabschnitt
- 130
- Spiralklinge
- 131
- Seitenfläche der Spiralklinge
- 140
- inneres Windungsende
- 150
- äußeres Windungsende
- 160
- optisches Messmittel
- 200
- Schwingsystem
- 210
- Schwingkörper
- 220
- Drehachse
- 230
- inneres Federbefestigungsmittel
- 240
- äußeres Federhalteelement
- b
- Breite der Spiralklinge
- h
- Höhe der Spiralklinge
- x
- Abstand zwischen benachbarten Windungen
- UP
- Umkehrpunkt
- WA
- schwingungsbedingter Windungsabstand
- Wt
- Wellentiefe
- Rz
- Rautiefe
- 0
- spannungsfreie Mittellage
- α
- Öffnungswinkel
- β
- Winkelverschiebung
1. Optisches Messverfahren zur Bestimmung der Schwingungsweite (SW) einer Spiralfeder
(100) mit mehreren Windungen (110), die sich entlang jeweiliger Kreisbahnen einem
spiralförmigen, insbesondere archimedischen und/oder logarithmischen Verlauf folgend
erstrecken, wobei
- während der Schwingungsbewegung der Spiralfeder (100), in mindestens einem Windungsabschnitt
(120) eine Auslenkung benachbarter Windungen (110) zueinander und entlang ihrer jeweiligen
Kreisbahnen, anhand einer Varianz des Abstands (x) zwischen den benachbarten Windungen
(110) entlang des Windungsabschnitts (120) optisch erfasst wird,
- anhand der maximalen Auslenkung eine entsprechende Winkelverschiebung (β) der benachbarten
Windungen (110) zueinander bestimmt wird, und
- auf Basis der Winkelverschiebung (β) die Schwingungsweite und/oder - frequenz der
Spiralfeder (100) rechnerisch ermittelt wird.
2. Messverfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
für die optische Erfassung der Auslenkung benachbarter Windungen (110) zueinander
mindestens ein Windungsabschnitt (120) festgelegt wird, innerhalb dessen die Varianz
des Abstands (x) zwischen den benachbarten Windungen (110) zumindest entlang einer
der Winkelverschiebung (ß) entsprechenden Messstrecke mindestens 0,02%, vorzugsweise
0,04% und besonders bevorzugt 0,05 % beträgt.
3. Messverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Abstand (x), als radialer Abstand (x) zwischen den benachbarten Windungen (110)
entlang eines Radius der Spiralfeder (100) ausgehend von einer Seitenfläche (131)
einer der Windungen (110) hin zu der gegenüberliegenden Seitenfläche (131) der anderen
Windung (110) definiert wird.
4. Messverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Varianz des Abstands (x) zwischen den benachbarten Windungen (110) entlang des
Windungsabschnitts (120) auf einer oder mehreren in Bezug auf die Höhe (h) der Spiralfeder
(100) definierten Messhöhen erfasst wird, und die Messhöhen auf Basis der Geometrie
der einander zugewandten Seitenflächen (131) festgelegt werden.
5. Messverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Schwingungsfrequenz anhand der Schwingungsdauer der Spiralfeder (100) ermittelt
wird, wobei eine einmalige Auslenkung benachbarter Windungen (110) zueinander um die
Winkelabweichung (β) einer Halbschwingung der Spiralfeder (100) entspricht.
6. Messverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
anhand der ermittelten Schwingungsweite und/oder -frequenz ein Soll-/Ist-Wert-Vergleich,
insbesondere zur Bestimmung der Gangabweichung des Uhrwerks durchgeführt wird, wobei
die ermittelte Schwingungsweite und/oder -frequenz dem Ist-Wert entspricht und dieser
mit einem entsprechenden, zuvor festgelegten Soll-Wert verglichen wird.
7. Spiralfeder (100), geeignet zur Verwendung in einem optischen Messverfahren nach einem
der vorhergehenden Ansprüche, mit mehreren Windungen (110), die sich entlang jeweiliger
Kreisbahnen einen spiralförmigen, insbesondere archimedischen und/oder logarithmischen
Verlauf bildend erstrecken, welche Spiralfeder (100), insbesondere zur Taktgebung
eines mechanischen Uhrwerks, zu einer Schwingungsbewegung anregbar ist, wobei benachbarte
Windungen (110) entlang ihrer jeweiligen Kreisbahnen um eine Winkelverschiebung (ß)
zueinander ausgelenkt werden,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Abstand (x) zwischen den benachbarten Windungen (110) zumindest entlang einer
der Winkelverschiebung (β) entsprechenden Messstrecke variiert.
8. Spiralfeder (100) nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
der variierende Abstand (x) durch die Geometrie der einander zugewandten Seitenflächen
(131) der benachbarten Windungen (110) der Spiralfeder (100) bewirkt wird und der
Abstand sowohl entlang der Messstrecke als auch entlang der Höhe (h) der einander
zugewandten Seitenflächen (131) der Spiralfeder (130) variiert.
9. Spiralfeder (100) nach einem der Ansprüche 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
der variierende Abstand (x) durch die Geometrie der einander zugewandten Seitenflächen
(131) der benachbarten Windungen (110) der Spiralfeder (100) bewirkt wird, wobei die
Geometrie der einander zugewandten Seitenflächen (131) derart ausgebildet ist, dass
der Abstand (x) zwischen den benachbarten Windungen (110) über die vollständige Höhe
(h) der einander zugewandten Seitenflächen (131) konstant ist und entlang der Messstrecke
variiert.
10. Spiralfeder (100) nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Varianz des Abstands (x) zwischen den benachbarten Windungen (110) entlang der
Messstrecke mindestens 0,02%, vorzugsweise mindestens 0,05% und höchstens 1,5% beträgt
und/oder entlang der Höhe (h) mindestens 0,01% und höchstens 2,0% beträgt.
11. Spiralfeder (100) nach einem der Ansprüche 7 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Abstand (x) entlang der Messstrecke kontinuierlich oder stetig variiert.
12. Spiralfeder (100) nach einem der Ansprüche 7 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Oberflächenbeschaffenheit einer oder beider der einander zugewandten Seitenflächen
(131) mit einer die Varianz des Abstands (x) entlang der Messstrecke und/oder entlang
der Höhe (h) bewirkenden Welligkeit ausgestaltet ist.
13. Spiralfeder (100) nach einem der Ansprüche 7 bis 12
dadurch gekennzeichnet, dass
die Rautiefe Rz der einander zugewandten Seitenflächen (131) höchstens 0,5 µm beträgt.
14. Spiralfeder (100) nach Anspruch 12 oder 13,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Welligkeit einer nach DIN 4760:1982-06 definierten Gestaltabweichung 2. Ordnung
entspricht und/oder die Rautiefe Rz einer nach DIN 4760:1982-06 definierten Gestaltabweichung 3. oder 4. Ordnung entspricht.
15. Spiralfeder (100) nach einem der Ansprüche 7 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, dass
der variierende Abstand (x) durch die Geometrie der einander zugewandten Seitenflächen
(131) der benachbarten Windungen (110) der Spiralfeder (100) bewirkt wird, wobei die
Geometrie der einander zugewandten Seitenflächen (131) derart ausgebildet ist, dass
der Abstand (x) zwischen den Windungen (110) entweder über die vollständige Höhe (h)
der einander zugewandten Seitenflächen (131) oder lediglich auf einer bestimmten Höhe
(h) oder einem bestimmten Höhenbereichen entlang der Messstrecke variiert.
16. Spiralfeder (100) nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Abstand (x) zwischen den benachbarten Windungen (110) im Bereich der unteren Längskante
(LK) der einander zugewandten Seitenflächen (131) von dem Abstand (x) zwischen den
benachbarten Windungen (110) im Bereich der oberen Längskante (LK) der einander zugewandten
Seitenflächen (131) abweicht, wobei der Abstand (x) im Bereich der oberen Längskante
(LK) und/oder im Bereich der unteren Längskante (LK) entlang der Messstrecke variiert.
17. Spiralfeder (100) nach einem der Ansprüche 15 bis 16,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Geometrie der einander zugewandten Seitenflächen (131) einem über die Höhe (h)
einer oder beider Seitenflächen (131) konkaven und/oder konvexen Verlauf folgend ausgebildet
ist, wobei der konkave und/oder konvexe Verlauf entlang der Messstrecke variieren.
18. Spiralfeder (100) nach einem der Ansprüche 15 bis 17,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Geometrie der einander zugewandten Seitenflächen (131) einen dazwischenliegenden
Öffnungswinkel (α) einschließend ausgebildet ist, wobei der Öffnungswinkel (α) entlang
der Messstrecke variiert.
19. Spiralfeder (100) nach einem der Ansprüche 15 bis 18,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Geometrie der einander zugewandten Seitenflächen (131) der Windungen (110) im
Bereich der oberen und/oder unteren Längskante (LK) derart ausgebildet ist, dass die
Längskanten (LK) zumindest entlang der Messtrecke einen unregelmäßigen Verlauf aufweisen.