[0001] Die Erfindung betrifft ein Hubwerk, z.B. eines Hebezeuges, mit einem oder mehreren
Seilen, einer oder mehreren Seiltrommeln und einem oder mehreren Antrieben. Weiter
betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Bestimmung der theoretischen Seilablagereife.
[0002] Ein solches Hubwerk ist aus der
EP 1 472 175 B1 bekannt. Hierbei ist zwischen dem Antriebsmotor und der Seiltrommel ein Hubwerksgetriebe
angeordnet, das im Bereich eines seiner stirnseitigen Enden um eine parallel zur Seiltrommelachse
verlaufenden Achse schwenkbar gelagert ist und im Bereich seines anderen stirnseitigen
Endes auf mindestens einer Drehmomentstütze abstützbar ist, der eine Messeinrichtung
zur indirekten Erfassung der an den Seilen hängenden Last zugeordnet ist. Die Lasterfassung
kann dabei auch als Indikator zur statistischen Ermittlung der Wartungsintervalle
in Verbindung mit den gezählten Betriebsstunden dienen.
[0003] Für einen sicheren Betrieb von Seilhubwerken ist es neben der Einhaltung von Wartungsintervallen
auch wesentlich, die Lebensdauer der einzelnen Komponenten zu kennen und diese bei
Bedarf vor Erreichen der Lebensdauer auszutauschen. Eine Komponente, die in einem
Hubwerk großer Belastung ausgesetzt ist, ist das Seil, welches meist als Drahtseil
ausgeführt ist. Wenn das Seil nach dem Prinzip eines Flaschenzugs über mehrere Rollen
geführt wird, sind zumindest einige Bereiche des Seils wechselnden Biegebeanspruchungen
ausgesetzt, die letztlich zu einem Versagen des Seils führen können. Für Hubwerke
wird daher die theoretische Seilablagereife, d.h. der Zeitpunkt, zu dem ein Seil ausgetauscht
werden muss, auf Basis von Annahmen über das Seil selbst und dessen geschätzte Belastung
im Betrieb bestimmt.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Hubwerk und ein Verfahren bereitzustellen, bei
dem die reale Nutzungsdauer zuverlässiger bestimmbar ist.
[0005] Diese Aufgabe wird mit einem Hubwerk mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und einem
Verfahren nach Anspruch 11 gelöst.
[0006] Das Hubwerk eines Hebezeuges weist hierzu wenigstens eine Seiltrommel, wenigstens
ein von dieser auf- und abwickelbares Seil, wenigstens einen mit der wenigstens einen
Seiltrommel kuppelbaren Antrieb, eine Steuerung und eine Lastmesseinrichtung zur Ermittlung
der auf das wenigstens eine Seil einwirkenden Last auf. Erfindungsgemäß weist das
Hubwerk ferner eine Seilbiegewechselmesseinrichtung zur Ermittlung der Seilbiegewechsel
des wenigstens einen Seils und eine Prognoseeinrichtung mit einem Datenspeicher und
einer Rechnereinheit zur Ermittlung der theoretischen Seilablagereife des wenigstens
einen Seils auf der Basis der Daten der Lastmesseinrichtung und der Seilbiegewechselmesseinrichtung
auf. Das erfindungsgemäße Hubwerk ist beispielsweise Bestandteil eines Regalbediengeräts
oder eines Brücken- oder Portalkrans.
[0007] Durch Möglichkeiten der Lasterfassung kann die Belastung und somit das Lastkollektiv
erfasst werden, welche auf das Hubwerk und das Seil bzw. die Seile einwirkt. Anhand
der gefahrenen Bewegungen bzw. Hubspiele in Kombination mit der jeweiligen einwirkenden
Last bzw. dem Lastkollektiv der eingewirkten Belastungen kann erfindungsgemäß, ggf.
unter Berücksichtigung konstruktionsspezifischer Parameter, die Seilbeanspruchung
(nach Norm) errechnet bzw. abgeschätzt werden. Anhand der bisherigen Benutzung wird
die Restlebensdauer der Seile sowie der Zeitpunkt des Austausches prognostiziert.
Optional können weitere Zeitpunkte, wie das Lebensdauerende der Seile, prognostiziert
werden. Dabei ist die Auswertung der Seile einzeln oder auch zusammen möglich. Die
Daten können direkt auf dem Steuerungs-/Erfassungssystem gespeichert werden sowie
bei Bedarf mittels Schnittstellen anderen Anwendungen bereitgestellt werden. Durch
die Prognose der theoretischen Seilablagereife ist es möglich, das Seil oder andere
Komponenten eines Hubwerks rechtzeitig auszutauschen, bevor Beschädigungen auftreten
oder der sichere Betrieb gefährdet wird.
[0008] Nach einer Ausführungsform kann die wenigstens eine Lastmesseinrichtung abhängig
von der Aufhängung des Seiles sowie dem verfügbaren Bauraum beispielsweise als Kraftmessring
oder Kraftmessstab oder Kraftmessbolzen ausgebildet sein. Die Messung der Kraft erfolgt
in beiden Systemen über wenigstens einen Dehnmessstreifen (DMS), der mit der Steuerung
verbindbar oder permanent verbunden ist. Der Dehnmessstreifen wird hierzu beispielsweise
zwischen einem kraftführenden Element und einer ortsfesten Verankerung angeordnet.
Der Dehnmessstreifen kann zudem zur Schlaffseil- und/oder Überlastmessung mit der
Steuerung verbunden sein.
[0009] Alternativ oder zusätzlich kann die Leistung des Antriebsmotors gemessen werden,
um daraus die auf das Seil wirkende Last zu bestimmen. Vorzugsweise weist der Antrieb
einen Elektromotor auf. Die Lastmesseinrichtung kann dann wenigstens eine Einrichtung
zur Erfassung des Motorstromes des Elektromotors aufweisen.
[0010] Erfindungsgemäß werden für das jeweilige Seil auch die Seilbiegewechsel erfasst.
Als Biegewechsel wird dabei der vollständige Wechsel eines Biegezustandes zurück zur
Ausgangsstellung bezeichnet (z.B. gerade - gebogen - gerade). Ein solcher Biegewechsel
entsteht beispielsweise beim Überlaufen einer Seilrolle. Ein erfindungsgemäßes Hubwerk
kann nach Art eines Flaschenzuges beliebig viele Seilrollen aufweisen, über die das
Seil geführt wird. Bei einer Aufteilung des Flaschenzuges auf mehrere tragende Seile
wird aus Sicherheitsgründen der meistgenutzten Abschnitt des jeweiligen Seiles betrachtet.
[0011] Die Seilbiegewechselmesseinrichtung weist nach einer Ausführungsform einen Hubspielzähler
auf. Während des Betriebs nimmt die Anzahl an erfolgten Biegewechseln stets zu. In
dem Hubspielzähler erfolgt jedoch nur die Zählung der Hubspiele. Die Ermittlung der
zulässigen Hubspiele erfolgt über die Berechnung der ertragbaren Biegewechselzahlen.
Hierzu werden die beiden Methoden Leipzig (TSU) oder Stuttgart (FEY) nach VDI Richtlinie
2358 "Drahtseile für Fördermittel" (Dezember 2012) verwendet. Die Erfassung der Hubspiele
erfolgt beispielsweise über die Fahrtrichtung. Wenn jeweils der meistgenutzte Abschnitt
des jeweiligen Seiles berücksichtigt wird, ist es für die Betrachtung nicht von Bedeutung,
wie weit der Hub vollzogen wird, da bei jedem Hubspiel von einem Vollhubspiel ausgegangen
wird.
[0012] In dem Datenspeicher der Prognoseeinrichtung kann zur Ermittlung der theoretischen
Seilablagereife für das jeweilige Seil die Anzahl der maximal möglichen Hubbiegewechsel
speicherbar sein. Dieser Wert kann mit den tatsächlich erfolgten Biegewechseln verglichen
werden, die über den Hubspielzähler und die Anzahl der konstruktiv vorgegebenen Hubbiegewechsel
pro Hubspiel ermittelt werden. Bei einem Hubwerk mit mehreren Seilen ist in dem Datenspeicher
der Prognoseeinrichtung zur Ermittlung der theoretischen Seilablagereife vorzugsweise
für jedes Seil die Anzahl der maximal möglichen Hubbiegewechsel speicherbar bzw. eingebbar.
[0013] Für eine verlässliche Prognose der theoretischen Seilablagereife für das jeweilige
Seil wird in der Rechnereinheit der Prognoseeinrichtung nach einer bevorzugten Ausführungsform
für das jeweilige Seil ein Lastkollektiv unter Berücksichtigung der Daten der Lastmesseinrichtung
aufgenommen. Hierzu wird eine Klassifizierung der von der Lastmesseinrichtung ermittelten
Kraft, die auf das jeweilige Seil wirkt, vorgenommen. Für das erfindungsgemäße Hubwerk
können dies beispielsweise 20 Klassen sein, die einen Messbereich von 10 bis 100 kN
abdecken. Die Belastung kann bei 20 Klassen mit einer Genauigkeit von etwa 5 % bestimmt
werden. Es ist auch möglich, eine andere, z.B. kleinere, Anzahl von Klassen für die
Klassifizierung vorzusehen.
[0014] Während die Daten eines Getriebestundenzählers sowie die Hubspielanzahl auf alle
Komponenten des Hubwerks übertragbar sind, muss das Lastkollektiv für jedes Seil einzeln
aufgenommen werden. Grundsätzlich ist es zur Aufnahme eines Lastkollektivs möglich,
eine Verweildauerzählung vorzunehmen, bei der mittels eines Timers die Summe der Zeiten
ermittelt wird, die das Signal innerhalb der beiden Klassengrenzen verweilt.
[0015] Alternativ ist nach einer bevorzugten Ausführungsform die Rechnereinheit der Prognoseeinrichtung
dazu eingerichtet ist, mittels einer Momentanwertzählung und einer Klassifizierung
für das jeweilige Seil ein Lastkollektiv aufzunehmen. Bei der Momentanwertzählung
wird der Signalwert der Lastmesseinrichtung in immer gleichen Zeitabständen abgefragt
und die jeweilige Klasse gezählt. Anhand der Gesamtzahl kann die Häufigkeit der Klasse
ermittelt werden. Optional kann die Zählung anstatt eines Zeittaktes auch durch Umdrehungsimpulse
des Antriebs, einer Rolle oder einer Getriebekomponente des Hubwerks ausgelöst werden.
Anstatt eines Timers wird bei der Momentanwertzählung jeder Klasse eine Variable zugeordnet.
Diese wird als Häufigkeit bezeichnet. Sie setzt sich aus der Anzahl der gesamt durchlaufenen
Zyklen im Vergleich zu den durchlaufenen Zyklen der jeweiligen Klasse zusammen. Bei
jeden durchlaufen Zyklus wird die Variable der jeweiligen aktiven Klasse um den Wert
eins erhöht.
[0016] Die Momentanwertzählung benötigt dabei deutlich weniger Speicherplatz, da mit Zahlen
(z.B. Integer mit 2 Byte) gerechnet werden kann. Somit werden beispielsweise für vier
Seile und 20 Klassen nur insgesamt 160 Bytes benötigt. Timer benötigen dagegen einen
eigenem Instanzdatenbaustein, in welchen sie ihre Daten speichern. Der durch die Funktion
vorgegebene Speicherbedarf liegt bei 8 Byte und 2 Bit, so dass akkumuliert auf die
Anzahl der Seile bei beispielsweise vier Seilen und wiederum 20 Klassen der Gesamtspeicherplatz
660 Byte beträgt und somit bei der Verweildauerzählung deutlich größer ist.
[0017] Es wird weiter bevorzugt, wenn auf Basis des derart aufgenommenen Lastkollektivs
für das jeweilige Seil die Anzahl maximal zulässiger Hubspiele in der Rechnereinheit
der Prognoseeinrichtung errechnet wird und eine Bewertung des Seilzustands sowie eine
Prognose der theoretischen Seilablagereife für das jeweilige Seil mittels eines Vergleichs
der Anzahl der gezählten Hubspiele mit der Anzahl maximal zulässiger Hubspiele erstellt
wird.
[0018] Weiter ist die Prognoseeinrichtung beispielsweise dazu eingerichtet, in dem Datenspeicher
Daten abzuspeichern, die indikativ sind für die Anzahl der maximal möglichen Hubbiegewechsel
jedes Seils, die Anzahl maximal zulässiger Hubspiele jedes Seils, Anzahl der gezählten
Hubspiele jedes Seils, das Lastkollektiv jedes Seils, die Betriebsstunden des Antriebs
und/oder den Zeitpunkt des Wechsels jedes Seils.
[0019] Die Rechnereinheit der Prognoseeinrichtung kann Bestandteil der Steuerung des Hubwerks
sein oder als separates Bauteil ausgebildet sein. Die Rechnereinheit und/oder die
Steuerung können für Aufgaben, welche in jedem Programmzyklus aufgerufen werden müssen,
und/oder für anderen Aufgaben, welche auch zeitversetzt stattfinden können, eingerichtet
sein. Zu den zyklischen Aufgaben gehört vor allem die Erfassung der Prozesswerte.
Dies umfasst beispielsweise das Starten und Stoppen des Getriebestundenzählers, die
Zählung und Klassifizierung des Lastkollektivs und/oder die Erkennung der Fahrtrichtung
für den Hubspielzähler. Dagegen benötigen die Auswertung und Berechnung der gesammelten
Daten keinen zyklischen Aufruf und können zeitversetzt zur Aufnahme durchgeführt werden.
[0020] Diese Auswertung und Berechnung kann beispielsweise die Berechnung der tatsächlichen
Nutzung umfassen, d.h. die anhand von Betriebsstunden und Lastkollektiv ermittelte
effektive Nutzung des Hubwerks. Diese tatsächlichen Nutzung kann mittels verschiedener
Protokollierungen ermittelt werden, beispielsweise mittel Protokollierung mit Geräten
(z.B. Lastkollektivspeicher), mittels Dokumentation und geeigneten Zählwerken (z.B.
Betriebsstundenzähler) und/oder mittels Dokumentation ohne Zählwerke. Weiter kann
die Auswertung und Berechnung beispielsweise die Berechnung der Abnutzung des Hubwerks
durch einen Vergleich der tatsächlichen Nutzung mit der theoretische Nutzung umfassen.
Zusätzlich oder alternativ kann die Auswertung und Berechnung beispielsweise die Berechnung
der Restlebensdauer des Hubwerks, die Berechnung der möglichen Hubspiele, die Berechnung
der Abnutzung des Seiles und/oder die Berechnung der Restlebensdauer des Seiles umfassen.
[0021] Es ist bekannt, dass sich Seile während zu Beginn ihrer Betriebszeit aufgrund der
erstmaligen Belastung längen. Dehnen sich nach dem Einbau alle Seile eines Hubwerks
gleichmäßig aus, so stellt dies kein Problem dar. Werden aufgrund der unterschiedlichen
Lebensdauerwerte die Seile jedoch separat ausgetauscht, so kann dies zu Problemen
führen, da sich die Seile während des Betriebs auf unterschiedliche Längen ausdehnen.
Es kann daher erforderlich werden, die Seile nachzustellen, was einen Anlagenstillstand
erfordert. Um dies zu vermeiden, sollte sich der Austausch aller Seile nach dem meistbelasteten
Seil richten. Hierfür kann das erfindungsgemäße Hubwerk eine Warnung und Aufforderung
zum Seilwechsel ausgeben, beispielsweise sobald das erste Seil 90 % seiner Ablegereife
erreicht hat. Für die Ausgabe der Statusparameter, ist vorzugsweise eine Mensch-Maschine-Schnittstelle
vorgesehen, beispielsweise ein Display und/oder ein akustischer Signalgeber.
[0022] Ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Bestimmung der theoretischen Seilablagereife
eines von wenigstens einer Seiltrommel auf- und abwickelbaren Seils eines Hebezeuges
weist beispielsweise folgende Schritte auf: Ermitteln der auf das Seil einwirkenden
Last mittels einer Lastmesseinrichtung während jedes Hubspiels und Speichern in einem
Datenspeicher, Ermitteln der Seilbiegewechsel des Seils mittels einer Seilbiegewechselmesseinrichtung
während jedes Hubspiels und Speichern in dem Datenspeicher, und Ermitteln der theoretischen
Seilablagereife des Seils auf der Basis der Daten der Lastmesseinrichtung und der
Seilbiegewechselmesseinrichtung mittels einer Prognoseeinrichtung mit einer Rechnereinheit.
Dabei kann die Seilbiegewechselmesseinrichtung einen Hubspielzähler aufweisen, der
die Anzahl an erfolgten Biegewechseln erfasst und in dem Datenspeicher abspeichert.
Weiter kann die Rechnereinheit der Prognoseeinrichtung mittels einer Momentanwertzählung
und einer Klassifizierung in wenigstens zehn, insbesondere in wenigstens zwanzig,
Klassen zwischen z.B. 10 kN und z.B. 100 kN für das Seil ein Lastkollektiv aufnehmen.
Die Momentanwertzählung kann dann für jede Klasse aufaddieren, wie oft die jeweilige
Belastung auftritt, und so das Lastkollektiv des Seils ermitteln. Die Rechnereinheit
der Prognoseeinrichtung kann auf Basis dieses Lastkollektivs für das Seil die Anzahl
maximal zulässiger Hubspiele errechnen und eine Bewertung des Seilzustands sowie eine
Prognose der theoretischen Seilablagereife für das Seil mittels eines Vergleichs der
Anzahl der gezählten Hubspiele mit der Anzahl maximal zulässiger Hubspiele erstellen.
Optional kann in dem Verfahren über eine Ausgabeeinheit signalisiert werden, wenn
das Seil seiner Ablagereife ganz oder teilweise, z.B. zu 90%, erreicht hat.
[0023] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen und Zeichnungen näher
erläutert. Dabei bilden alle beschriebenen und/oder bildlich dargestellten Merkmale
für sich oder in beliebiger Kombination den Gegenstand der Erfindung, unabhängig von
ihrer Zusammenfassung in den Ansprüchen oder deren Rückbeziehung. Es zeigen schematisch:
- Figur 1
- ein Hubwerk mit einem nicht umgelenkten Seil,
- Figur 2
- ein Hubwerk mit einem einmal umgelenkten Seil,
- Figur 3
- ein Hubwerk mit zwei jeweils umgelenkten Seilen, und
- Figur 4
- ein weiteres Hubwerk mit zwei umgelenkten Seilen.
[0024] Die Figuren zeigen vier Ausführungsformen eines Hubwerks 1, das jeweils einen Antrieb
2, der als ein Elektromotor ausgebildet sein kann, eine Seiltrommel 3 sowie ein beispielsweise
als Drahtseil ausgeführt des Seil 4 aufweist. An dem Seil 4 kann in an sich bekannter
Weise eine schematisch dargestellte Last 5 befestigbar sein. Zwischen dem Antrieb
2 und der Seiltrommel 3 kann ein Getriebe (nicht dargestellt) zwischengeschaltet sein.
[0025] In der Ausführungsform nach Figur 1 wird das Seil 4 direkt von der Seiltrommel 3
auf gewickelt oder abgewickelt, ohne dass das Seil 4 zusätzlich umgelenkt wird. Hierzu
ist ein freies Ende des Seil 4 mit der Last 5 befestigt. Zwischen der Last 5 und dem
freien Ende des Seil 4 ist eine Kraftmesseinrichtung vorgesehen, die als ein Kraftmessstab
6 ausgebildet ist. In diesem Kraftmessstab 6 ist ein Dehnmessstreifen (nicht gezeigt)
vorgesehen, dessen elektrischer Widerstand sich abhängig von seiner elastischen Verformung
unter Lasteinwirkung ändert. Hierdurch lässt sich die auf das Seil 4 einwirkende Kraft
zuverlässig ermitteln.
[0026] Das Hubwerk 1 weist weiter eine Steuerung 7 auf, die beispielsweise abhängig von
Eingangsbefehlen den Antrieb 2 ein- oder ausschalten kann. Zusätzlich kann die Kraftmesseinrichtung
kann zur Schlaffseil- und Überlastmessung verwendet werden und hierzu mit der Steuerung
7 verbunden sein. Als Bestandteil der Steuerung 7 oder als eine separate Einheit ist
zudem eine Prognoseeinrichtung mit einem Datenspeicher (nicht dargestellt) und einer
Rechnereinheit (nicht dargestellt) vorgesehen. Weiter ist eine Seilbiegewechselmesseinrichtung
(nicht dargestellt) zur Ermittlung der Seilbiegewechsel des wenigstens einen Seils
4 vorgesehen. Die Prognoseeinrichtung ist zur Ermittlung der theoretischen Seilablagereife
des wenigstens einen Seils 4 auf der Basis der Daten der Lastmesseinrichtung und der
Seilbiegewechselmesseinrichtung eingerichtet.
[0027] Erfindungsgemäß werden für das jeweilige Seil auch die Seilbiegewechsel erfasst.
Ein solcher Biegewechsel entsteht beispielsweise beim Überlaufen einer Seilrolle.
Ein erfindungsgemäßes Hubwerk kann nach Art eines Flaschenzuges beliebig viele Seilrollen
aufweisen, über die das Seil geführt wird. Bei einer Aufteilung des Flaschenzuges
auf mehrere tragende Seile wird aus Sicherheitsgründen der meistgenutzten Abschnitt
des jeweiligen Seiles betrachtet.
[0028] Die Seilbiegewechselmesseinrichtung weist hierzu einen Hubspielzähler auf, der während
des Betriebs die Anzahl an erfolgten Biegewechseln erfasst und in dem Datenspeicher
abspeichert. Als Biegewechsel wird dabei der vollständige Wechsel eines Biegezustandes
zurück zur Ausgangsstellung bezeichnet (z.B. gerade - gebogen - gerade). In der Ausführungsform
nach Figur 1 entspricht dies dem Abrollen von der Seiltrommel 3 beim Absenken der
Last 5 und anschließend einem auf Wickeln auf die Seiltrommel 3 beim Anheben der Last
5.
[0029] Die Rechnereinheit der Prognoseeinrichtung ist ferner dazu eingerichtet, mittels
einer Momentanwertzählung und einer Klassifizierung für das Seil 4 ein Lastkollektiv
aufzunehmen. Mit anderen Worten wird, mittels der Kraftmesseinrichtung, hier dem Kraftmessstab
6, die auf das Seil 4 wirkende Belastung ermittelt und klassifiziert, beispielsweise
in 20 Klassen zwischen 10 und 100 kN. Die Momentanwertzählung addiert für jede Klasse
auf, wie oft die jeweilige Belastung auftritt und ermittelt so das Lastkollektiv des
Seils 4. Auf Basis dieses Lastkollektivs kann für das Seil 4 die Anzahl maximal zulässiger
Hubspiele errechnet werden und eine Bewertung des Seilzustands sowie eine Prognose
der theoretischen Seilablagereife für das Seil 4 kann mittels eines Vergleichs der
Anzahl der gezählten Hubspiele mit der Anzahl maximal zulässiger Hubspiele erstellt
werden.
[0030] Über eine nicht dargestellte Ausgabeeinheit kann einem Benutzer dann signalisiert
werden, dass das Seil 4 seiner Ablagereife ganz oder teilweise erreicht hat, so dass
ein Austausch des Seils 4 erforderlich wird.
[0031] In der Ausführungsform der Figur 2 wird das Seil 4 des Hubwerks 1 über eine Seilrolle
8 umgelenkt und ist mit einer Traverse 9 verbunden. Die Seilrolle 8 ist wiederum mit
einer Last 5 verbindbar. Das der Seiltrommel 3 abgewandten Ende des Seils 4 ist über
die als ein Kraftmessring 10 ausgebildete Lastmesseinrichtung mit der Traverse 9 verbunden,
so dass die auf das Seil 4 wirkende Kraft zuverlässig gemessen werden kann. Bei dieser
Ausführungsform steigt daher die Anzahl der Biegewechsel pro Hubspiel, da das Seil
4 sowohl durch die Seiltrommel 3 als auch durch die Seilrolle 8 bei jedem Hubspiel
umgelenkt und entsprechend gebogen wird. In der Seilbiegewechselmesseinrichtung muss
folglich die in dem Hubspielzähler ermittelte Anzahl der Hubspiele mit der. Anzahl
der konstruktiv vorgegebenen Hubbiegewechsel pro Hubspiel, hier zwei, für den meistgenutzten
Abschnitt des Seils 4 multipliziert werden.
[0032] In der Ausführungsform der Figur 3 weist das Hubwerk 1 zwei Seile 4 auf, die jeweils
über einen Kraftmessring 10 mit der Traverse 9 verbunden sind. Auf diese Weise ist
für jedes der Seile 4 individuell die aktuell auf dieses einwirkende Last ermittelbar.
Die Prognoseeinrichtung ermittelt die theoretische Seilablagereife für jedes Seil
4 auf der Basis der Daten der Lastmesseinrichtung 10 und der Seilbiegewechselmesseinrichtung,
um die reale Nutzungsdauer zuverlässig zu bestimmen.
[0033] In der Ausführungsform nach Figur 4 weist das Hubwerk 1 ebenfalls zwei Seile 4 auf,
die jeweils von der zentral angeordneten Seiltrommel 3 zunächst über eine obere Seilrolle
8 und eine untere Seilrolle 8 aufgewickelt oder abgewickelt werden, so dass jedes
der Seile 4 mehrfach umgelenkt wird. Dabei sind beide Seile 4 jeweils über einen Kraftmessring
10 mit der Traverse 9 verbunden. Auf diese Weise ist für jedes der Seile 4 individuell
die aktuell auf dieses einwirkende Last ermittelbar. Die Prognoseeinrichtung ermittelt
die theoretische Seilablagereife für jedes Seil 4 auf der Basis der Daten der Lastmesseinrichtung
10 und der Seilbiegewechselmesseinrichtung, um die reale Nutzungsdauer zuverlässig
zu bestimmen.
Bezugszeichen:
[0034]
- 1
- Hubwerk
- 2
- Antrieb
- 3
- Seiltrommel
- 4
- Seil
- 5
- Last
- 6
- Kraftmessstab
- 7
- Steuerung
- 8
- Seilrolle
- 9
- Traverse
- 10
- Kraftmessring
1. Hubwerk eines Hebezeuges mit wenigstens einer Seiltrommel (3), wenigstens einem von
dieser auf- und abwickelbaren Seil (4), wenigstens einem mit der wenigstens einen
Seiltrommel (3) kuppelbaren Antrieb (2), einer Steuerung (7) und einer Lastmesseinrichtung
(6; 10) zur Ermittlung der auf das wenigstens eine Seil (4) einwirkenden Last, dadurch gekennzeichnet, dass das Hubwerk (1) ferner eine Seilbiegewechselmesseinrichtung zur Ermittlung der Seilbiegewechsel
des wenigstens einen Seils (4) und eine Prognoseeinrichtung mit einem Datenspeicher
und einer Rechnereinheit zur Ermittlung der theoretischen Seilablagereife des wenigstens
einen Seils (4) auf der Basis der Daten der Lastmesseinrichtung (6; 10) und der Seilbiegewechselmesseinrichtung
aufweist.
2. Hubwerk nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Lastmesseinrichtung (6; 10) wenigstens einen mit der Steuerung (7) verbindbaren
Dehnmessstreifen aufweist, der, insbesondere in einem Kraftmessring (10) oder einem
Kraftmessstab (6), zwischen einem kraftführenden Element (4) und einer ortsfesten
Verankerung (9) angeordnet ist.
3. Hubwerk nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Dehnmessstreifen zur Schlaffseil- und/oder Überlastmessung mit der Steuerung
(7) verbunden ist.
4. Hubwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Antrieb (2) einen Elektromotor aufweist, wobei die Lastmesseinrichtung (6; 10)
wenigstens eine Einrichtung zur Erfassung des Motorstromes des Elektromotors aufweist.
5. Hubwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Seilbiegewechselmesseinrichtung einen Hubspielzähler aufweist, wobei in dem Datenspeicher
der Prognoseeinrichtung zur Ermittlung der theoretischen Seilablagereife für das jeweilige
Seil (4) die Anzahl der maximal möglichen Hubbiegewechsel speicherbar ist.
6. Hubwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche mit mehreren Seilen (4), dadurch gekennzeichnet, dass in dem Datenspeicher der Prognoseeinrichtung zur Ermittlung der theoretischen Seilablagereife
für jedes Seil (4) die Anzahl der maximal möglichen Hubbiegewechsel speicherbar ist.
7. Hubwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Rechnereinheit der Prognoseeinrichtung dazu eingerichtet ist, mittels einer Momentanwertzählung
und einer Klassifizierung für das jeweilige Seil (4) ein Lastkollektiv aufzunehmen,
auf Basis dieses Lastkollektivs für das jeweilige Seil (4) die Anzahl maximal zulässiger
Hubspiele zu errechnen und eine Bewertung des Seilzustands sowie eine Prognose der
theoretischen Seilablagereife für das jeweilige Seil (4) mittels eines Vergleichs
der Anzahl der gezählten Hubspiele mit der Anzahl maximal zulässiger Hubspiele zu
erstellen.
8. Hubwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Prognoseeinrichtung dazu eingerichtet ist, in dem Datenspeicher Daten abzuspeichern,
die indikativ sind für die Anzahl der maximal möglichen Hubbiegewechsel jedes Seils
(4), die Anzahl maximal zulässiger Hubspiele jedes Seils (4), Anzahl der gezählten
Hubspiele jedes Seils (4), das Lastkollektiv jedes Seils (4), die Betriebsstunden
des Antriebs (2) und/oder den Zeitpunkt des Wechsels jedes Seils (4).
9. Hubwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Rechnereinheit dazu eingerichtet ist, das Starten und Stoppen des Getriebestundenzählers,
die Zählung und Klassifizierung des Lastkollektivs und/oder die Erkennung der Fahrtrichtung
für den Hubspielzähler zu erfassen.
10. Hubwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Hubwerk (1) Bestandteil eines Regalbediengeräts oder eines Brücken- oder Portalkrans
ist.
11. Verfahren zur Bestimmung der theoretischen Seilablagereife eines von wenigstens einer
Seiltrommel (3) auf- und abwickelbaren Seils (4) eines Hebezeuges, insbesondere in
einem Hubwerk nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Verfahren folgende
Schritte aufweist:
- Ermitteln der auf das Seil (4) einwirkenden Last mittels einer Lastmesseinrichtung
(6; 10) während jedes Hubspiels und Speichern in einem Datenspeicher,
- Ermitteln der Seilbiegewechsel des Seils (4) mittels einer Seilbiegewechselmesseinrichtung
während jedes Hubspiels und Speichern in dem Datenspeicher, und
- Ermitteln der theoretischen Seilablagereife des Seils (4) auf der Basis der Daten
der Lastmesseinrichtung (6; 10) und der Seilbiegewechselmesseinrichtung mittels einer
Prognoseeinrichtung mit einer Rechnereinheit.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Seilbiegewechselmesseinrichtung einen Hubspielzähler aufweist, der die Anzahl
an erfolgten Biegewechseln erfasst und in dem Datenspeicher abspeichert.
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Rechnereinheit der Prognoseeinrichtung mittels einer Momentanwertzählung und
einer Klassifizierung in wenigstens zehn, insbesondere in wenigstens zwanzig, Klassen
zwischen 10 kN und 100 kN für das Seil (4) ein Lastkollektiv aufnimmt.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass die Momentanwertzählung für jede Klasse aufaddiert, wie oft die jeweilige Belastung
auftritt, und so das Lastkollektiv des Seils (4) ermittelt, und dass die Rechnereinheit
der Prognoseeinrichtung auf Basis dieses Lastkollektivs für das Seil (4) die Anzahl
maximal zulässiger Hubspiele errechnet und eine Bewertung des Seilzustands sowie eine
Prognose der theoretischen Seilablagereife für das Seil (4) mittels eines Vergleichs
der Anzahl der gezählten Hubspiele mit der Anzahl maximal zulässiger Hubspiele erstellt.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass über eine Ausgabeeinheit signalisiert wird, wenn das Seil (4) seiner Ablagereife
ganz oder teilweise, z.B. zu 90%, erreicht hat.