[0001] Die Erfindung betrifft eine Kupferlegierung, insbesondere eine Kupferknetlegierung,
ein draht- oder stangenförmiges Halbzeug aus einer Kupferlegierung sowie ein elektrisches
Verbindungselement aus einer Kupferlegierung.
[0002] In der Elektrotechnik werden für Bauteile, die eine elektrische Verbindung verwirklichen
sollen, meist Kupferlegierungen verwendet. Solche Bauteile werden allgemein als elektrische
Verbindungselemente bezeichnet. Beispiele hierfür sind Steckverbinder und Elektroklemmen.
Die Bauteile können durch Zerspanen aus draht- oder stangenförmigem Halbzeug hergestellt
werden. Die Anbindung eines solchen Bauteils an eine elektrische Leitung, beispielsweise
an ein Kabel, erfolgt üblicherweise durch eine Schraubverbindung oder durch eine Krimp-Verbindung.
Um das Krimpen zu ermöglichen, muss der Werkstoff des Bauteils auch noch im Endzustand
gut kaltumformbar sein. Die elektrische Verbindung in einem solchen Bauteil wird häufig
durch eine äußere Kraft realisiert, die zu einer elastischen Verformung des Bauteils
oder zumindest eines Teils des Bauteils und somit zu einer Federwirkung führt. Durch
Bewegung von Gitterfehlern, wie beispielsweise Versetzungen, und Legierungsatomen
wird eine elastische Verformung, die als Folge einer äußeren Spannung im Material
vorliegt, im Laufe der Zeit in eine plastische Verformung umgewandelt. Dieser Prozess,
der als Relaxation bezeichnet wird, führt dazu, dass die Kraft, die die elektrische
Verbindung aufrechterhält, mit fortschreitender Zeit nachlässt. Um eine sichere elektrische
Verbindung dauerhaft zu gewährleisten, muss der Werkstoff des Bauteils folglich eine
hohe Beständigkeit gegen Relaxation besitzen. Kupferlegierungen für elektrische Verbindungselemente,
insbesondere für Steckverbinder, müssen somit neben einer guten Kaltumformbarkeit,
einer guten Zerspanbarkeit, einer hohen elektrischen Leitfähigkeit insbesondere eine
hohe Relaxationsbeständigkeit bei gleichzeitig hoher Festigkeit aufweisen.
[0003] Heute werden Steckverbinder aus der Legierung CuSn4Zn4Pb4 hergestellt. Der hohe Blei-Anteil
von ungefähr 4 Gew.-% macht die Legierung gut zerspanbar. Blei gilt jedoch als bedenklich
für Gesundheit und Umwelt, so dass Bedarf an einer bleireduzierten oder bleifreien
Alternative zu CuSn4Zn4Pb4 besteht.
[0004] Aus der Patentschrift
EP 3 225 707 B1 ist bekannt, dass die bleihaltige Gusslegierung CuSn5Zn5Pb2, die zur Herstellung
von Bauteilen für medienführende Gas- oder Wasserleitungen verwendet wird, durch eine
Kupferlegierung mit 3,5 bis 4,8 Gew.-% Sn, 1,5 Gew.-% bis 3,5 Gew.-% Zn, 0,25 bis
0,65 Gew.-% S und 0,04 Gew.-% bis 0,1 Gew.-% P ersetzt werden kann. Die Legierung
kann optional bis zu 0,09 Gew.-% Blei und bis zu 0,4 Gew.-% Nickel enthalten. Aufgrund
des Schwefel-Anteils bilden sich in der Legierung Kupfersulfide und Zinksulfide, die
die Zerspanungseigenschaften der Gusslegierung verbessern. Die Zinksulfide wirken
sich jedoch negativ auf die Kaltumformbarkeit aus, denn sie führen zur Bildung von
Rissen. Eine Reduktion des Zn-Anteils verbessert zwar die Kaltumformbarkeit, jedoch
sind die elektrische Leitfähigkeit und die Relaxationsbeständigkeit der so erhaltenen
Legierung unbefriedigend, denn sie erreichen nicht die Werte der heute für elektrische
Verbindungselemente verwendeten Legierung CuSn4Zn4Pb4.
[0005] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, eine Kupferlegierung insbesondere
für die Verwendung in elektrischen Verbindungselementen anzugeben. Die Legierung muss
folgendes Eigenschaftsprofil aufweisen: reduzierter Anteil an Pb, gute Zerspanbarkeit,
hohe Festigkeit, hohe elektrische Leitfähigkeit und gute Relaxationsbeständigkeit.
Ferner muss die Legierung gut kaltumformbar sein, um Halbzeug in kleinen Abmessungen
zu geringen Kosten herstellen zu können und um ein Krimpen des aus der Legierung hergestellten,
fertigen Bauteils zu ermöglichen. Die äußere Abmessung des Halbzeugs, beispielsweise
sein Außendurchmesser, beträgt typischerweise 1,5 bis 12 mm.
[0006] Die Erfindung wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 wiedergegeben. Die weiteren
rückbezogenen Ansprüche betreffen vorteilhafte Aus- und Weiterbildungen der Erfindung.
[0007] Die Erfindung betrifft eine Kupferlegierung mit folgender Zusammensetzung in Gew.-%:
| Sn: |
3,0 - 6,5 %, |
| Ni: |
0,30 - 0,70 %, |
| P: |
0,15 - 0,40 %, |
| S: |
0,10 - 0,40 %, |
| Zn: |
optional bis zu 0,20 %, |
| Fe: |
optional bis zu 0,50 %, |
| Mn: |
optional bis zu 0,50 %, |
| Pb: |
optional bis zu 0,25 %, |
Rest Kupfer sowie unvermeidbare Verunreinigungen,
wobei das Verhältnis von Anteil an Ni zu Anteil an P mindestens 1,1 und höchstens
2,8 beträgt und wobei die Legierung Nickelphosphide enthält.
[0008] Kupfer-Zinn-Legierungen weisen gute Feder- und Gleiteigenschaften auf und verfügen
über eine hervorragende Dauerschwingfestigkeit. Zinn verbessert ferner die Festigkeit
und die Härte der Legierung und erhöht die Korrosionsbeständigkeit und die Verschleißfestigkeit.
Mit steigendem Zinngehalt nehmen Festigkeit und Härte zu, während die elektrische
Leitfähigkeit abnimmt. Eine günstige Kombination dieser Eigenschaften ergibt sich,
wenn der Zinn-Anteil mindestens 3,0 Gew.-% und höchstens 6,5 Gew.-% beträgt. Bei einem
Zinn-Anteil von weniger als 3,0 Gew.-% kann die notwendige Festigkeit nicht erreicht
werden. Bei einem Zinn-Anteil von über 6,5 Gew.-% kann die gewünschte Leitfähigkeit
nicht mehr erreicht werden. Ferner bildet sich bei einem Zinn-Anteil über 6,5 Gew.-%
eine spröde delta-Phase und die Härte nimmt zu, während die Verformbarkeit abnimmt.
[0009] Die Löslichkeit von Schwefel in Kupfer ist gering. Schwefel führt zur Bildung von
Sulfiden mit den Elementen Cu, Zn, Fe und Mn. Die Sulfide wirken als Spanbrecher und
verbessern somit die Zerspanbarkeit. Unterhalb von
0,10 Gew.-% ist der Schwefel-Anteil in der Legierung zu gering, um die Zerspanung
zu verbessern. Wenn der Schwefel-Anteil über 0,40 Gew.-% beträgt, wird das Material
spröde und die Kaltumformbarkeit wird verschlechtert. Ausscheidungen vom Typ Cu
2S reduzieren die elektrische Leitfähigkeit nur gering.
[0010] Nickel hat in Kombination mit Phosphor eine positive Wirkung auf die elektrische
Leitfähigkeit und die Relaxationsbeständigkeit. Es hat sich überraschend gezeigt,
dass bei Kupfer-Zinn-Legierungen, die einen Phosphor-Anteil im Bereich von 0,15 bis
0,40 Gew.-% aufweisen, durch die Zugabe von Nickel im Bereich von 0,30 bis 0,70 Gew.-%
die elektrische Leitfähigkeit und die Relaxationsbeständigkeit im Vergleich zu nickelfreien
Legierungen verbessert werden. Dieser Effekt kann auf die Bildung von Nickelphosphiden
zurückgeführt werden. Nickelphosphide können die Zusammensetzungen Ni
2P, Ni
5P
2 und Ni
3P aufweisen. Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass die Bildung von Nickelphosphiden
begünstigt wird, wenn das Verhältnis von Anteil an Ni zu Anteil an P, abgekürzt als
Ni/P, mindestens 1,1 und höchstens 2,8 beträgt. In diesem Bereich ergeben sich günstige
Verhältnisse für die Bildung von Nickelphosphiden neben den konkurrierenden Verbindungen
von anderen Elementen mit Phosphor. Bevorzugt beträgt das Verhältnis Ni/P mindestens
1,4 und höchstens 2,5, besonders bevorzug beträgt es mindestens 1,6 und höchstens
2,1. Bei Nickel-Anteilen unter 0,3 Gew.-% werden nicht genügend Ausscheidungen gebildet,
um die Relaxationsbeständigkeit zu verbessern.
[0011] Die Nickelphosphide bilden überwiegend globulare Ausscheidungen, die im Gefüge gleichmäßig
fein verteilt vorliegen. Aufgrund ihrer gleichmäßigen Verteilung ermöglichen sie eine
gleichmäßige Umformung des Materials. Die Nickelphosphide weisen eine sehr geringe
Größe auf, so dass bei gegebener Gesamtmenge an Nickelphosphiden die Anzahl der Ausscheidungen
pro Volumen sehr groß ist. Deshalb können Nickelphosphide Gitterfehler wie Korngrenzen
und Versetzungen im Gefüge besonders wirksam fixieren, also an einer Bewegung hindern.
Dadurch tragen die Nickelphosphide nicht nur zu einer Steigerung der Festigkeit bei,
sondern bewirken zusätzlich eine deutliche Verbesserung der Relaxationsbeständigkeit.
Dies macht die Legierung besonders vorteilhaft, denn üblicherweise führt eine Festigkeitssteigerung,
die durch eine Kaltumformung des Materials erreicht wird, zu einer Verschlechterung
der Relaxationsbeständigkeit: Durch die Kaltverformung entstehen Versetzungen, die
das Material fester machen. Wenn das Material im Einsatz erhöhten Temperaturen ausgesetzt
ist, kommt es zur Bewegung der Versetzungen (Erholungsprozesse) und infolgedessen
wird die Festigkeit reduziert. Durch feinverteilte Nickelphosphid-Ausscheidungen,
die die Versetzungen festpinnen, wird diese Versetzungsbewegung unterbunden. Damit
bleibt das Material fest und die Relaxationsbeständigkeit ist gegeben.
[0012] Die Kupferlegierung kann bis zu 0,20 Gew.-% Zink enthalten. Zink bildet Zinksulfide,
die die Zerspanbarkeit verbessern, aber andererseits die Kaltumformbarkeit negativ
beeinflussen. Deshalb darf die Legierung nicht mehr als 0,20 Gew.-% Zink enthalten.
[0013] Die Kupferlegierung kann bis zu 0,50 Gew.-% Eisen enthalten. Eisen hat eine geringere
Löslichkeit im Kupfer-Kristallgitter als Nickel. Es bildet deshalb beim Abkühlen der
Schmelze früher Ausscheidungen und kann in geringen Mengen eine Kornfeinung bewirken.
Eisensulfide können die Zerspanungseigenschaften der Legierung begünstigen. Eisen
kann mit Phosphor Eisenphosphide bilden, die ähnlichen Einfluss auf die Relaxation
haben wie Nickelphosphide. Jedoch haben diese Phosphide einen Schmelzpunkt von 1350
°C und bilden sich daher schon aus der Schmelze. Dies kann zu großen Ausscheidungen
führen, die negativ auf die Kaltumformbarkeit wirken. Deshalb darf der Eisen-Anteil
in der Legierung maximal 0,50 Gew.-%, bevorzugt maximal 0,24 Gew.-%, besonders bevorzugt
maximal 0,08 Gew.-%, betragen.
[0014] Die Kupferlegierung kann bis zu 0,50 Gew.-% Mangan enthalten. Mangan bildet zusammen
mit Schwefel Sulfide, die den Spanbruch fördern. Mangan trägt somit zur Verbesserung
der Zerspanbarkeit bei. Wenn der Mangan-Anteil 0,50 Gew.-% übersteigt, können intermetallische
Phasen gebildet werden, die die Eigenschaften der Legierung negativ beeinflussen.
Bevorzugt beträgt der Mangan-Anteil in der Legierung höchstens 0,10 Gew.-%.
[0015] Die Kupferlegierung kann bis zu 0,25 Gew.-% Blei, bevorzugt bis 0,09 Gew.-% Blei,
enthalten. Blei hat einen positiven Effekt auf die Zerspanbarkeit, sein Anteil in
der Legierung ist jedoch regulativ limitiert.
[0016] Der Rest der Legierung sind Kupfer sowie unvermeidbare Verunreinigungen. Der Anteil
der Verunreinigungen beträgt bevorzugt weniger als 0,2 Gew.-%, besonders bevorzugt
weniger als 0,1 Gew.-%.
[0017] Die Legierung weist hervorragende Eigenschaften hinsichtlich Kaltumformbarkeit, Zerspanbarkeit,
Festigkeit, elektrischer Leitfähigkeit und Relaxationsbeständigkeit auf. Der geringe
Anteil an Blei macht sie für Anwendungen verfügbar, bei denen der Anteil an Blei durch
regulative Vorgaben limitiert ist. Die Legierung kann sogar bei einem Blei-Anteil
von weniger als 0,03 Gew.-% noch ausreichend gut zerspant werden.
[0018] Das besondere Eigenschaftsprofil der Legierung wird insbesondere durch die spezielle
Auswahl der Anteile der Legierungselemente Ni, P und S erzielt. Die Anteile dieser
Elemente sind so gewählt, dass sich bevorzugt Kupfersulfide und Nickelphosphide bilden.
Kupfersulfide verbessern die Zerspanbarkeit, während Nickelphosphide die Relaxationsbeständigkeit
verbessern. Durch die spezielle Auswahl der Legierungszusammensetzung gelingt es,
gerade diese beiden Ausscheidungstypen im richtigen Ausmaß zu erzeugen.
[0019] Zur Herstellung von Halbzeug wird die Legierung erschmolzen und abgegossen. Das Gussformat
kann ohne Warmumformung sofort kalt umgeformt werden. Im umgeformten Zustand wird
die Legierung als Knetlegierung bezeichnet. Die Legierung kann beispielsweise als
Gießdraht mit einem Durchmesser von 18 bis 25 mm abgegossen werden. Der Gießdraht
kann durch Walzen oder Ziehen kalt umgeformt werden. Anschließend kann ein Glühen
im Temperaturbereich zwischen 550 und 700 °C für 2 bis 7 Stunden zur Rekristallisation
des Gefüges erfolgen. Wenn die Glühtemperatur über 750 °C beträgt, wird die elektrische
Leitfähigkeit reduziert, weil oberhalb dieser Temperatur Nickel und Phosphor wieder
in Lösung gehen. Die Abfolge von Umformung und Rekristallisationsglühen kann wiederholt
werden, bis die angestrebte Abmessung des Halbzeugs erreicht ist. Vorteilhafterweise
beträgt dabei bei jedem Umformschritt der Umformgrad, definiert als relative Abnahme
der Querschnittsfläche, mindestens 15 %. Insbesondere kann die Abfolge von Umformschritten
mindestens einen Schritt mit einem Umformgrad von mindestens 60 %, besonders bevorzugt
mindestens 70 %, umfassen. Der letzte Prozess bei der Herstellung eines Halbzeugs
ist üblicherweise ein Umformprozess, insbesondere ein Ziehprozess.
[0020] Im Rahmen einer Ausführungsform der Erfindung kann das Verhältnis von Anteil an P
zu Anteil an S, abgekürzt als P/S, mindestens 0,70 betragen. Nickel kann sowohl mit
Phosphor als auch mit Schwefel Verbindungen eingehen. Bei dieser Ausführungsform liegt
eine Mindestmenge an Phosphor bezogen auf den Anteil an Schwefel vor, so dass die
Bedingungen zur Bildung von Nickelphosphiden gegenüber der Bildung von Nickelsulfiden
besonders günstig sind. Deshalb weist die Legierung kaum Nickelsulfide auf. Bevorzugt
kann das Verhältnis P/S mindestens 0,80 betragen.
[0021] Bei einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kann das Verhältnis von Anteil an
Ni zu Anteil an Fe, abgekürzt als Ni/Fe, mindestens 1,8 betragen. Aufgrund des bei
dieser Ausführungsform gewählten Mindestanteils an Nickel bezogen auf den Anteil an
Eisen werden bevorzugt Nickelphosphide und weniger eisenhaltige Ausscheidungen gebildet.
Bevorzugt kann das Verhältnis Ni/Fe mindestens 2,8, besonders bevorzugt mindestens
3,0 betragen.
[0022] Bei einer weiteren besonderen Ausführungsform der Erfindung kann der Zinn-Anteil
4,0 bis 5,5 Gew.-% betragen. Wenn der Zinn-Anteil in diesem Bereich gewählt wird,
bleibt es überwiegend in der Matrix gelöst und führt zur Mischkristallverfestigung.
Deshalb ergeben sich besonders günstige Eigenschaften hinsichtlich Festigkeit, elektrischer
Leitfähigkeit, Korrosionsbeständigkeit und Kaltumformbarkeit. Ferner zeigen Dehnung
und Einschnürung ein Maximum in diesem Bereich. Besonders bevorzugt kann der Zinn-Anteil
4,5 bis 5,0 Gew.-% betragen.
[0023] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann der Nickel-Anteil
0,35 bis 0,65 Gew.-% betragen. Wenn der Nickel-Anteil in diesem Bereich gewählt wird,
ergeben sich besonders günstige Eigenschaften hinsichtlich elektrischer Leitfähigkeit,
Relaxationsbeständigkeit und Kaltumformbarkeit. Besonders bevorzugt kann der Ni-Anteil
0,43 bis 0,58 Gew.-% betragen.
[0024] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann der Phosphor-Anteil
0,20 bis 0,35 Gew.-% betragen. Wenn der Phosphor-Anteil in diesem Bereich gewählt
wird, ergeben sich besonders günstige Eigenschaften hinsichtlich Zerspanbarkeit, Festigkeit
und Relaxationsbeständigkeit. Es ist ausreichend Phosphor in der Legierung vorhanden,
um sowohl Nickelphosphide als auch Kupferphosphide zu bilden. Kupferphosphide verbessern
die Festigkeit der Legierung, Nickelphosphide verbessern die Relaxationsbeständigkeit
und wirken sich günstiger auf die elektrische Leitfähigkeit aus als Kupferphosphide.
Besonders bevorzugt kann der Phosphor-Anteil 0,25 bis 0,30 Gew.-% betragen.
[0025] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann der Schwefel-Anteil
0,15 bis 0,35 Gew.-% betragen. Wenn Schwefel in diesem Bereich gewählt wird, ergeben
sich besonders günstige Eigenschaften hinsichtlich Zerspanbarkeit und Kaltumformbarkeit.
Besonders bevorzugt beträgt der Schwefel-Anteil höchstens 0,30 Gew.-%.
[0026] Die vorstehend beschriebene Kupferlegierung kann als Kupferknetlegierung und insbesondere
in Form von draht- oder stangenförmigem Halbzeug vorliegen.
[0027] Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein elektrisches Verbindungselement aus
einer vorstehend beschriebenen Kupferlegierung. Insbesondere betrifft die Erfindung
ein elektrisches Verbindungselement, bei dem die elektrische Verbindung durch eine
Federwirkung des Verbindungselements oder durch eine Krafteinwirkung, beispielsweise
durch eine Schraubverbindung und/oder eine Krimp-Verbindung, erreicht wird. Beispiele
solcher Verbindungselemente sind Steckverbinder und Elektroklemmen. Insbesondere kann
das elektrische Verbindungselement durch Zerspanen von einem Draht- oder einem stangenförmigen
Halbzeug aus einer vorstehend beschriebenen Kupferlegierung hergestellt werden.
[0028] Die Erfindung wird anhand von Ausführungsbeispielen und Vergleichsbeispielen näher
erläutert.
[0029] Tabelle 1 dokumentiert die Zusammensetzung (in Gew.-%) von Beispielen der Erfindung
und von Vergleichsbeispielen. Die Proben Nr. 1 bis Nr. 6 sind Beispiele der Erfindung.
Die mit * gekennzeichneten Proben Nr. 7 bis Nr. 10 sind Vergleichsbeispiele, wobei
Probe Nr. 7 die bleihaltige Referenzlegierung CuSn4Zn4Pb4 ist. Ferner enthält die
Tabelle Informationen zur Umformbarkeit und zur elektrischen Leitfähigkeit der jeweiligen
Legierung. Das Zeichen "+" in der Spalte Umformbarkeit bedeutet eine gute Umformbarkeit,
während das Zeichen "-" eine schlechte Umformbarkeit bedeutet.
Tabelle 1: Zusammensetzung der Proben, Umformbarkeit und Leitfähigkeit
| Probe Nr. |
Sn |
Ni |
P |
S |
Pb |
Zn |
Fe |
Mn |
Cu und Verunreinigungen |
Ni/P |
Umformbarkeit |
elektr. Leitfähigkeit |
| |
Gew.-% |
Gew.-% |
Gew.-% |
Gew.-% |
Gew.-% |
Gew.-% |
Gew.-% |
Gew.-% |
Gew.-% |
|
|
in S·m/mm2 |
| 1 |
4,51 |
0,501 |
0,260 |
0,197 |
0,0003 |
0,010 |
0,010 |
0,003 |
Rest |
1,92 |
+ |
8,54 |
| 2 |
6,24 |
0,628 |
0,235 |
0,120 |
0,232 |
0,078 |
0,076 |
0,419 |
Rest |
2,67 |
+ |
8,37 |
| 3 |
4,12 |
0,569 |
0,374 |
0,332 |
0,025 |
0,189 |
0,467 |
0,048 |
Rest |
1,52 |
+ |
9,03 |
| 4 |
5,35 |
0,678 |
0,284 |
0,372 |
0,072 |
0,134 |
0,224 |
0,087 |
Rest |
2,39 |
+ |
8,41 |
| 5 |
3,37 |
0,393 |
0,342 |
0,287 |
0,088 |
0,049 |
0,043 |
0,069 |
Rest |
1,15 |
+ |
8,87 |
| 6 |
4,88 |
0,339 |
0,194 |
0,156 |
0,115 |
0,036 |
0,178 |
0,022 |
Rest |
1,75 |
+ |
8,62 |
| 7* |
3,71 |
0,10 |
0,20 |
0,001 |
3,48 |
3,83 |
0,004 |
0,001 |
Rest |
0,47 |
+ |
9,18 |
| 8* |
4,48 |
0,01 |
0,05 |
0,46 |
0,00 |
2,40 |
0,008 |
0,003 |
Rest |
0,10 |
- |
10,9 |
| 9* |
3,65 |
0,01 |
0,05 |
<0,002 |
0,0070 |
7,67 |
0,14 |
0,001 |
Rest |
0,29 |
- |
11,2 |
| 10* |
4,50 |
0,01 |
0,28 |
0,23 |
0,0003 |
0,014 |
0,01 |
0,003 |
Rest |
0,02 |
+ |
7,61 |
[0030] Die Legierungen wurden erschmolzen und als Draht mit einem Durchmesser von 20 mm
abgegossen. Anschließend wurden sie in mehreren Schritten bis zu einem Außendurchmesser
von 1,5 mm kalt umgeformt. Der Umformgrad, definiert als relative Abnahme der Querschnittsfläche,
betrug bei jedem Umformschritt mindestens 18 %. Es wurden aber auch Umformgrade von
über 70 % in einem einzelnen Umformschritt, insbesondere im letzten Umformschritt,
erreicht. Zwischen zwei Umformschritten wurden die Proben bei ungefähr 650 °C geglüht.
Die nickelhaltigen Legierungen Proben Nr. 1 bis Nr. 6 sowie die nickelfreie Legierung
Probe Nr. 10 ließen sich wie die Referenzlegierung Probe Nr. 7 problemlos umformen.
Die Proben Nr. 8 (CuSn4Zn2PS) und Nr. 9 (CuSn4Zn8FeP) ließen sich nur sehr begrenzt
umformen, denn bereits bei einem Durchmesser von 15 mm traten Risse im Material auf.
[0031] An Proben mit einen Außendurchmesser von ungefähr 15 mm wurde die elektrische Leitfähigkeit
im geglühten Zustand bestimmt. Die Referenzlegierung Nr. 7 weist eine elektrische
Leitfähigkeit von ungefähr 9,2 S·m/mm
2 auf, was 16 % IACS entspricht. Die elektrische Leitfähigkeit der nickelhaltigen Legierungen
Proben Nr. 1 bis Nr. 6 liegt zwischen 8,4 und 9,0 S·m/mm
2, was ungefähr 15 % IACS entspricht. Damit liegt die Leitfähigkeit dieser Legierungen
nur knapp unterhalb der Leitfähigkeit der Referenzlegierung Nr. 7. Die nickelfreie
Legierung Probe Nr. 10 weist eine geringere elektrische Leitfähigkeit von nur 7,6
S·m/mm
2 (ungefähr 13 % IACS) auf. Die Proben Nr. 8 und Nr. 9 weisen zwar mit ungefähr 19
% IACS eine relativ hohe Leitfähigkeit aus, sie kommen jedoch aufgrund ihrer schlechten
Umformbarkeit nicht weiter in Betracht.
[0032] Zur Charakterisierung der Relaxation wurde an Drähten mit Durchmesser 4 mm, welche
aus den Proben Nr. 1 (CuSn5NiSP), Nr. 7 (CuSn4Zn4Pb4) und Nr. 10 (CuSn5PS) gefertigt
wurden, für jeweils zwei Festigkeitszustände mittels der Ringmethode die Abnahme der
Spannung Δσ in Abhängigkeit von der Zeit bei unterschiedlichen Temperaturen gemessen.
Die Versuchszeiten und die Temperaturen wurden so gewählt, dass der Larson-Miller-Parameter
den Bereich 7 bis 11 abdeckt. Details zum Messverfahren sind dem Aufsatz "
Understanding Stress Relaxation" von M. Bohsmann und S. Gross, in Materials Science
and Technology, 2008, Oct., Seite 41 bis 47, zu entnehmen.
Tabelle 2: Ergebnisse der Versuche zur Spannungsrelaxation
| Probe Nr. |
Rm |
relative Spannungsabnahme Δσ in % bei Temperatur in °C |
| |
MPa |
50°C |
70°C |
95°C |
120°C |
140°C |
185°C |
230°C |
| 1 |
796 |
0,72 |
2,9 |
5,18 |
12,95 |
20,23 |
38,86 |
63,11 |
| 7 |
765 |
0,66 |
2,24 |
7,56 |
13,46 |
18,48 |
38,72 |
68,84 |
| 10 |
795 |
0,78 |
2,09 |
9,21 |
19,36 |
25,47 |
51,17 |
76,98 |
| 1 |
843 |
0,83 |
3,64 |
8,35 |
15,62 |
23,44 |
40,52 |
66,49 |
| 7 |
834 |
2,53 |
4,55 |
8,51 |
14,77 |
22,04 |
38,4 |
60,72 |
| 10 |
817 |
0,86 |
3,53 |
9,35 |
19,83 |
28,83 |
51,46 |
74,61 |
[0033] Tabelle 2 zeigt die Ergebnisse der Untersuchungen. Angegeben ist die relative Abnahme
der Spannung Δσ des Materials bezogen auf den Ausgangswert bei Raumtemperatur. Die
in den oberen drei Zeilen dokumentierten Werte wurden an den Proben Nr. 1, Nr. 7 und
Nr. 10 bei einem Festigkeitszustand ermittelt, der durch eine Zugfestigkeit von ungefähr
780 MPa charakterisiert ist. Die in den unteren drei Zeilen dokumentierten Werte wurden
an den Proben Nr. 1, Nr. 7 und Nr. 10 bei einem Festigkeitszustand ermittelt, der
durch eine Zugfestigkeit von ungefähr 830 MPa charakterisiert ist. Je geringer die
gemessene Abnahme der Spannung ist, desto besser ist die Relaxationsbeständigkeit
des Werkstoffs.
[0034] Die nickelhaltige Legierung Probe Nr. 1 zeigt für beide untersuchten Festigkeitszustände
eine Relaxationsbeständigkeit ungefähr auf dem Niveau der bleihaltigen Referenzlegierung
Probe Nr. 7. Die nickelfreie Legierung Probe Nr. 10 zeigt dagegen für beide untersuchten
Festigkeitszustände bei Temperaturen oberhalb von 90 °C eine deutlich größere Abnahme
der Spannung als die Proben Nr. 1 und Nr. 7. Der Vergleich der Proben Nr. 1 und Nr.
10 belegt somit, dass durch das Element Nickel in der Legierung die Relaxationsbeständigkeit
deutlich verbessert wird. Die Ursache hierfür sind Nickelphosphide, die fein verteilt
im Gefüge des Werkstoffs vorliegen.
[0035] Die Untersuchungen zeigen, dass die beschriebene nickel- und phosphorhaltige Kupferlegierung
ein Eigenschaftsprofil aufweist, das mit dem Eigenschaftsprofil der bleihaltigen Legierung
CuSn4Zn4Pb4 weitgehend identisch ist. Somit ist es möglich, die bleihaltige Legierung
CuSn4Zn4Pb4 durch eine Legierung zu ersetzen, deren Bleigehalt auf unbedenklichem
Niveau liegt.
1. Kupferlegierung mit folgender Zusammensetzung in Gew.-%:
| Sn: |
3,0 - 6,5 %, |
| Ni: |
0,30 - 0,70 %, |
| P: |
0,15 - 0,40 %, |
| S: |
0,10 - 0,40 %, |
| Zn: |
optional bis zu 0,20 %, |
| Fe: |
optional bis zu 0,50 %, |
| Mn: |
optional bis zu 0,50 %, |
| Pb: |
optional bis zu 0,25 %, |
Rest Kupfer sowie unvermeidbare Verunreinigungen,
wobei das Verhältnis von Anteil an Ni zu Anteil an P mindestens 1,1 und höchstens
2,8 beträgt und wobei die Legierung Nickelphosphide enthält.
2. Kupferlegierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis von Anteil an P zu Anteil an S mindestens 0,70 beträgt.
3. Kupferlegierung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis von Anteil an Ni zu Anteil an Fe mindestens 1,8 beträgt.
4. Kupferlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3 dadurch gekennzeichnet, dass der Sn-Anteil 4,0 bis 5,5 Gew.-% beträgt.
5. Kupferlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet, dass der Ni-Anteil 0,35 bis 0,65 Gew.-% beträgt.
6. Kupferlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 5 dadurch gekennzeichnet, dass der P-Anteil 0,20 bis 0,35 Gew.-% beträgt.
7. Kupferlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 6 dadurch gekennzeichnet, dass der S-Anteil 0,15 bis 0,35 Gew.-% beträgt.
8. Draht- oder stangenförmiges Halbzeug aus einer Kupferlegierung gemäß einem der vorstehenden
Ansprüche.
9. Elektrisches Verbindungselement aus einer Kupferlegierung gemäß einem der Ansprüche
1 bis 7.