[0001] Die Erfindung betrifft ein Wärmeisolationsmaterial für elektrochemische Zellen, insbesondere
für Lithium-Ionen Zellen, eine elektrochemische Zelle, vorzugsweise eine Lithium-Ionen
Zelle, die durch ein erfindungsgemäßes Wärmeisolationsmaterial thermisch isoliert
vorliegt sowie ein Zellmodul und/oder ein Batteriesystem, in dem mindestens zwei elektrochemische
Zellen durch ein erfindungsgemäßes Wärmeisolationsmaterial voneinander thermisch isoliert
vorliegen. Die Erfindung betrifft ferner Verfahren zur Herstellung des Wärmeisolationsmaterials
sowie seine Verwendung.
[0002] Wärmeisolationsmaterialien zur Vermeidung oder zumindest Verzögerung des "thermal
runaway" (Thermischen Durchgehens) für elektrochemische Zellen sind bekannt. Thermisches
Durchgehen stellt ein hohes Sicherheitsrisiko dar. Sicherheitsnormen für Lithium-Ionen-Batterien
umfassen somit auch einen Brandtest. Bei diesem Test wird eine Zelle in einem Batteriemodul
einem "thermal runaway" ausgesetzt, und dann wird festgestellt, ob eine Entzündung
infolge der thermischen Ausbreitung auf andere Zellen auftritt. Um diese Gefahr zu
verringern, werden zwischen den Zellen meist feuerfeste Materialien bzw. Wärmeisolationsmaterialien,
d.h. Materialien mit hohen thermischen Isolationseigenschaften, angeordnet.
[0003] Herkömmliche Wärmeisolationsmaterialien wie Schaumstoff- oder Faserplatten können
zwar hohe Temperaturen aushalten, haben aber eine relativ geringe Wärmeisolationskapazität.
Bei solchen Materialien muss folglich die Dicke der Isolierung hoch eingestellt werden,
damit ein effektives Wärmemanagement gewährleistet werden kann. Der Platzbedarf für
Batteriemodule schränkt jedoch den für die Isolierung verfügbaren Raum zwischen den
Zellen innerhalb des Moduls ein. Feuerfeste Materialien wie Glimmer oder Keramikplatten
können zwar ebenfalls hohe Temperaturen aushalten, sind aber relativ inkompressibel
und haben eine geringe Wärmeisolierkapazität. Solche Materialien eignen sich deshalb
nicht für Batteriesysteme, bei denen sich die Zellen während des Betriebs ausdehnen
und zusammenziehen, wie z. B. bei Pouch- und prismatischen Zellen.
[0004] Ebenso ist es wünschenswert, das Gesamtgewicht des Batteriemoduls zu begrenzen, ohne
die Beständigkeit gegen Wärmeausbreitung, Feuerausbreitung oder auch die mechanischen
Eigenschaften zu verschlechtern.
[0005] Um eine gute thermisch isolierende Wirkung zu erzielen ist es ferner bekannt Aerogele
einzusetzen, die eine sehr hohe Isolationsfähigkeit aufweisen. Aerogele sind eine
Klasse von Strukturen mit geringer Dichte, offenen Zellstrukturen, großen Oberflächen
und Porengrößen im Nanometerbereich. Ihre Wirkungsweise beruht darauf, dass ihre geringe
Dichte bewirkt, dass die Wärmeleitung über lange Wege innerhalb der Gerüststruktur
erfolgt. Darüber hinaus führen die vorhandenen großen Porenvolumina und die sehr kleinen
Porengrößen zu minimaler Konvektion. Aerogele können auch mit IR-absorbierenden oder
streuenden Dotierstoffen versehen werden, um die isolierende Wirkung zu erhöhen. In
der Regel haben Aerogel-Materialien einen zwei- bis sechsmal höheren Wärmewiderstand
als andere gängige Isolationsarten, z. B. Schaumstoffe, Glasfasern usw. Aus diesem
Grund können Aerogele die effektive Abschirmung und Wärmedämmung erhöhen, ohne die
Dicke oder das Gewicht der Isolierung wesentlich zu vergrößern.
[0006] Es wäre wünschenswert ein Wärmeisolationsmaterial für das Wärmemanagement von elektrochemischen
Zellen, insbesondere von Lithium-Ionen Batterien zu erhalten, das sich zur thermischen
Isolierung von einzelnen Zellen, Zellmodulen und/oder von Batteriesystemen eignet
und das eine hohe Wärmeisolationsfähigkeit mit geringer Dicke und Gewicht kombiniert.
Aus Nachhaltigkeitsgründen wäre ferner wünschenswert, dass das Wärmeisolationsmaterial
auf einfache Weise recyclierbar ist.
[0007] Aus der
US 2012/0142802 A sind offenzellige Schaumstoffe bekannt, die mit Aerogelpartikeln gefüllt sind. Die
US 2019/0161909 A von Oikawa offenbart eine Wärmedämmplatte mit einem Vliesstoff und einem Aerogel.
Die dort beschriebenen Materialien weisen jedoch nicht die gewünschte Kombination
aus thermischen, feuerfesten, mechanischen und hydrophoben Eigenschaften zur Verwendung
in Wärmemanagementelementen von Batterien auf. Ferner sind die Materialien nicht einfach
recyclebar.
[0008] Aus der
WO2021142169 A1 ist ein Batterie-Wärmemanagement-Element bekannt, umfassend: eine erste Wärmeschutzschicht
und mindestens eine elastische Schicht, die ein oder mehrere organische Materialien
enthält. Die Wärmeschutzschichten können eine Aerogel-Zusammensetzung umfassen, die
bevorzugt eine Silica-Aerogel-Zusammensetzung ist. Die Aerogel-Zusammensetzung kann
ferner einen Binder enthalten, wobei als Binder Klebstoffe, Harze, Zemente, Schäume
und Polymere genannt werden. Das Wärmemanagement-Element ist nicht einfach recyclebar.
[0009] Aus der
US 2021257690A1 ist eine Baugruppe für eine Batterie bekannt, umfassend eine Wärmemanagement-Mehrschichtfolie,
die auf einer Oberfläche einer elektrochemischen Zelle angeordnet ist, wobei die Wärmemanagement-Mehrschichtfolie
Folgendes umfasst
- eine thermisch isolierende Schicht,
- eine erste wärmeverteilende Schicht, die auf einer ersten Seite der wärmeisolierenden
Schicht angeordnet ist, und
- eine zweite wärmeverteilende Schicht, die auf einer zweiten Seite der wärmeisolierenden
Schicht angeordnet ist.
[0010] Die thermisch isolierende Schicht kann einen Vliesstoff, beispielsweise aus Faserglas,
kombiniert mit einem Aerogel und einen Binder enthalten. Als Binder für die Faserglasschicht
werden Epoxid, ein Polyamid, ein Polyimid, ein Polyester wie Poly(butylenterephthalat),
ein Polyethylen, ein Polypropylen, ein Polystyrol, ein Polycarbonat, ein Polysulfon,
ein Polyurethan, ein Silikon und ein Vinylester genannt. Die Schicht ist nicht einfach
recyclebar.
[0011] Handelsübliche Wäremeisolationsmaterialien auf Aerogel-Basis, wie beispielsweise
das Aerogel Blankett: Typ: SACB-0-6, der Firma Tradematt (Henan) Industry, bzw., das
Nasbis Insulation Sheet: EYGY0912QN3P der Firma Panasonic Industrial Devices, weisen
außerdem den Nachteil auf, dass sie stauben. Aus diesem Grund ist das Nasbis Insulation
Sheet verpackt, was allerdings zu einer verschlechterten Komprimierbarkeit führt.
[0012] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein Wärmeisolationsmaterial für das Wärmemanagement
von elektrochemischen Zellen, insbesondere von Lithium-Ionen Zellen, Zellmodulen und/oder
Batteriesystemen bereit zu stellen, das sich zur thermischen Isolierung für die vorgenannten
Produkte eignet und eine hohe Wärmeisolationsfähigkeit mit geringer Dicke und Gewicht
kombinieren kann. Ferner soll das Wärmeisolationsmaterial auf einfache Weise recyclebar
sein und die an elektrochemische Zellen gestellten Anforderungen bezüglich dynamisch
mechanischer Beständigkeit sowie thermischer Isolationsfähigkeit unter Kompression
erfüllen. Weitere Aufgaben umfassen die Bereitstellung von Verfahren zur Herstellung
des Wärmeisolationsmaterials sowie von Verwendungen hierfür.
[0013] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Wärmeisolationsmaterial für elektrochemische
Zellen, vorzugsweise für Lithium-Ionen Zellen, für Zellmodule und/oder Batteriesysteme,
umfassend eine wärmeisolierende Schicht, die ein erstes textiles Flächengebilde umfasst,
wobei das erste textile Flächengebilde eine Beschichtung aufweist, die Aerogelpartikel
und mindestens einen Binder enthält, wobei der Binder zumindest teilweise wasserlöslich
ist.
[0014] Das erfindungsgemäße Wärmeisolationsmaterial eignet sich hervorragend zur thermischen
Isolierung von elektrochemischen Zellen, vorzugsweise für Lithium-Ionen Zellen, für
Zellmodule und/oder Batteriesysteme und zeigt dabei eine hohe Wärmeisolationsfähigkeit
auch bei geringer Dicke und Gewicht. Zellmodule umfassen mindestens zwei miteinander
verschaltete elektrochemische Zellen aber kein Batteriemanagementsystem. Batteriesysteme
umfassen mindestens eine elektrochemische Zelle und/oder mindestens ein Zellmodul
sowie ein Batteriemanagementsystem. Das Wärmeisolationsmaterial erfüllt die an elektrochemische
Zellen gestellten Anforderungen bezüglich dynamisch mechanischer Beständigkeit sowie
thermischer Isolationsfähigkeit unter Kompression.
[0015] Ferner zeichnet sich das Wärmeisolationsmaterial durch eine gute Recyclebarkeit aus.
Die gute Recyclebarkeit wird dadurch ermöglicht, dass das Wärmeisolationsmaterial
aufgrund der zumindest teilweisen Wasserlöslichkeit des Binders durch Einbringen z.B.
in Wasser oder andere geeignete Lösungsmittel unkompliziert in seine Bestandteile
zerlegt werden kann. Aufgrund ihrer geringen Dichte schwimmen die Aerogelpartikel
nach Auflösen des Binders auf der Oberfläche des Wassers und können einfach abgeschöpft,
getrocknet und wiederverwendet werden.
[0016] Ein weiterer Vorteil an der Kombination von Aerogelen und zumindest teilweise wasserlöslichem
Binder ist die große Oberfläche von Aerogelen. Diese ermöglicht dünne Binderschichten,
die sich besonders schnell durch Wasser auflösen lassen.
[0017] Der Binder ist vorteilhafterweise zumindest teilweise wasserlöslich. Ob ein Binder
erfindungsgemäß zumindest teilweise wasserlöslich ist, kann mit der im Kapitel Messmethoden
beschriebenen Wasserlöslichkeitsmessung bestimmt werden.
[0018] Zumindest teilweise wasserlösliche Binder können ein einzelnes zumindest teilweise
wasserlösliches Polymer oder eine Mischung aus zumindest teilweise wasserlöslichen
Polymeren enthalten.
[0019] Bevorzugt ist der zumindest teilweise wasserlösliche Binder ausgewählt aus der Gruppe
bestehend aus Polyvinylacetat, bevorzugt teilverseiftem Polyvinylacetat, Polyvinylalkohol,
Acrylat-Copolymer, Polyvinylpyrrolidon, Polyethyleneimin, Polyalkylen-Oxid, Polyacrylamid,
Polyacrylsäure sowie deren Salze, Polycarbonylsäure und deren Salze, Polyaminosäure,
modifizierter Stärke, ethoxylierter Stärke, hydroxypropylierter Stärke, modifizierter
Cellulose, wie Celluloseether, Celluloseester, Celluloseamid, Pullulan, Guarkernmehl,
Gummi Arabikum, Xanthan, Carrageen, Cellulose, Gelatine und deren Salze, Dextrin,
Maltodextrin sowie Copolymeren und Blends hiervon.
[0020] Besonders bevorzugt ist der zumindest teilweise wasserlösliche Binder ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Polyvinylacetat, teilverseiftem Polyvinylacetat, Polyvinylalkohol,
Polyacrylamid, Cellulose basiertem Binder, bevorzugt Methylcellulose, Carboxymethylcellulose,
Ethylcellulose, Hydroxyethylcellulose, Hydroxypropylcellulose, sowie chemisch modifizierter
Stärke, insbesondere ethoxylierter Stärke, hydroxypropylierter Stärke sowie Copolymeren
und Blends hiervon.
[0021] Weiter besonders bevorzugt ist der zumindest teilweise wasserlösliche Binder ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus Polyvinylacetat, teilverseiftem Polyvinylacetat, Polyvinylalkohol,
Polyacrylamid, Cellulose basiertem Binder, bevorzugt Methylcellulose, Carboxymethylcellulose,
Ethylcellulose, Hydroxyethylcellulose, Hydroxypropylcellulose, sowie chemisch modifizierter
Stärke, insbesondere ethoxylierter Stärke, hydroxypropylierter Stärke sowie Blends
hiervon.
[0022] Weiter besonders bevorzugt ist der zumindest teilweise wasserlösliche Binder ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus teilverseiftem Polyvinylacetat, vorzugsweise mit einem
Verseifungsgrad von mindestens 50 mol% beispielsweise 50 bis 100 mol%, insbesondere
70 bis 100 mol%, Polyvinylalkohol, Methylcellulose, Carboxymethylcellulose, Ethylcellulose,
Hydroxyethylcellulose, Hydroxypropylcellulose, ethoxylierter Stärke, hydroxypropylierter
Stärke sowie Copolymeren und Blends hiervon.
[0023] Weiter besonders bevorzugt ist der zumindest teilweise wasserlösliche Binder ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus teilverseiftem Polyvinylacetat, vorzugsweise mit einem
Verseifungsgrad von mindestens 50 mol%, beispielsweise 50 bis 100 mol%, insbesondere
70 bis 100 mol%, Polyvinylalkohol, Methylcellulose, Carboxymethylcellulose, Ethylcellulose,
Hydroxyethylcellulose, Hydroxypropylcellulose, ethoxylierter Stärke und hydroxypropylierter
Stärke sowie Blends hiervon.
[0024] Weiter besonders bevorzugt ist der zumindest teilweise wasserlösliche Binder ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus teilverseiftem Polyvinylacetat, vorzugsweise mit einem
Verseifungsgrad von mindestens 50 mol%, beispielsweise 50 bis 100 mol%, insbesondere
70 bis 100 mol%, Polyvinylalkohol sowie Copolymeren und Blends hiervon.
[0025] Weiter besonders bevorzugt ist der zumindest teilweise wasserlösliche Binder ausgewählt
aus der Gruppe bestehend aus teilverseiftem Polyvinylacetat, vorzugsweise mit einem
Verseifungsgrad von mindestens 50 mol%, beispielsweise 50 bis 100 mol%, insbesondere
70 bis 100 mol%, Polyvinylalkohol sowie Blends hiervon.
[0026] In einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform ist der zumindest teilweise
wasserlösliche Binder teilverseiftes Polyvinylacetat, vorzugsweise mit einem Verseifungsgrad
von mindestens 50 mol%, beispielsweise 50 bis 100 mol%, insbesondere 70 bis 100 mol%
und/oder Polyvinylalkohol.
Der Verseifungsgrad des Polyvinylacetats kann mittels IS K 6726, Ausgabe 94 , Oktober
20, 2017 bestimmt werden.
[0027] Polyvinylalkohol (PVOH) ist ein synthetisches Polymer, das durch die Hydrolyse oder
Verseifung von Polyvinylacetat hergestellt werden kann. Dabei kann PVOH durch vollständige
Hydrolyse oder Verseifung von Polyvinylacetat hergestellt werden, indem alle Acetatgruppen
in Alkoholgruppen umgewandelt werden. Polyvinylalkohol kann als Vinylalkohol-Homopolymer
angesehen werden. In PVOH liegen viele Wasserstoffbrücken vor, es ist ein hochkristallines
Polymer, das sich in heißem Wasser über etwa 60°C auflöst.
[0028] Die Hydrolyse des Polyvinylacetats kann aber auch nicht vollständig sein, wenn man
nämlich eine bestimmte Anzahl von Acetatgruppen übrig lässt. Dies führt dann zur Bildung
von teilverseiftem Polyvinylacetat. In teilverseiftem Polyvinylacetat liegt eine geringere
Anzahl an Wasserstoffbrücken vor als in Polyvinylalkohol. Das Polymer ist schwächer
wasserstoffgebunden, weniger kristallin und bereits in kaltem Wasser löslich. Als
solches kann das teilverseifte Polyvinylacetat auch als Vinylalkohol-Vinylacetat-Copolymer
angesehen werden. Ein bevorzugtes teilverseiftes Polyvinylacetat enthält nur Vinylalkohol-Gruppen
und Vinlyacetatgruppen.
[0029] Die hier beschriebene Beschichtung kann einen oder mehrere Polyvinylalkohole, ein
oder mehrere teilverseifte Polyvinylacetate oder eine Kombination davon als Binder
enthalten. In einer bevorzugten Ausführungsform enthält der Binder Polyvinylalkohol
und/oder teilverseiftes Polyvinylacetat.
[0030] In einigen Ausführungsformen umfasst der Binder ein Polyvinylalkohol Copolymer und/oder
ein Copolymer eines teilverseiften Polyvinylacetats. Polyvinylalkohol Copolymere enthalten
zusätzlich zu den Vinylalkohol-Gruppen mindestens eine weitere Monomereinheit. Copolymere
von teilverseiftem Polyvinylacetat enthalten zusätzlich zu den Vinylalkohol-Gruppen
und den Vinlyacetatgruppen mindestens eine weitere Monomereinheit.
[0031] In einer Ausführungsform weist das Polyvinylalkohol Copolymer und/oder das Copolymer
des teilverseiften Polyvinylacetats mindestens eine neutrale weitere Monomereinheit
auf, insbesondere Ethylen, Propylen und/oder N-Vinylpyrrolidon.
[0032] In einer weiteren Ausführungsform weist das Polyvinylalkohol Copolymer und/oder das
Copolymer des teilverseiften Polyvinylacetats mindestens eine kationische weitere
Monomereinheit auf.
[0033] In einer weiteren Ausführungsform weist das Polyvinylalkohol Copolymer und/oder das
Copolymer des teilverseiften Polyvinylacetats mindestens eine anionische weitere Monomereinheit
auf, insbesondere Vinylpolymerisationseinheiten, Sulfonsäurevinylmonomere und deren
Ester, Monocarbonsäurevinylmonomere, deren Ester und Anhydride, Dicarbonsäuremonomere
mit einer polymerisierbaren Doppelbindung, deren Ester, Anhydride und Alkalimetallsalze
der vorgenannten Stoffe.
[0034] Beispiele für besonders geeignete anionische weitere Monomereinheiten sind die Vinylpolymerisationseinheiten,
die den anionischen Vinylmonomeren entsprechen einschließlich Vinylessigsäure, Maleinsäure,
Monoalkylmaleat, Dialkylmaleat, Maleinsäureanhydrid, Fumarsäure, Monoalkylfumarat,
Dialkylfumarat, Itaconsäure, Monoalkylitaconat, Dialkylltaconat, Citraconsäure, Monoalkylcitraconsäure,
Dialkylcitraconsäure, Citraconsäureanhydrid, Mesaconsäure, Monoalkylmesaconat, Dialkylmesaconat,
Glutaconsäure, Monoalkyl Glutaconat, Dialkylglutaconat, Glutaconsäureanhydrid, Alkylacrylate,
Alkylalkacrylate, Vinylsulfonsäure, Sulfonsäure, Allylsulfonsäure, Ethylensulfonsäure,
2-Acrylamido-1-methylpropansulfonsäure, 2-Acrylamid-2-methylpropansulfonsäure, 2-Methylacrylamido-2-methylpropansulfonsäure
Säure, 2-Sulfoethylacrylat, Alkalimetallsalze der vorgenannten (z. B. Natrium-, Kalium-
oder andere Alkalimetallsalze), Ester der vorgenannten (z. B. Methyl-, Ethyl- oder
andere C1-C4- oder C6-Alkylester) und Kombinationen der vorgenannten (z. B. mehrere
Arten von anionischen Monomeren oder gleichwertige Formen des gleichen anionischen
Monomers). In einigen Ausführungsformen kann das Polyvinylalkohol Copolymer und/oder
das Copolymer des teilverseiften Polyvinylacetats zwei oder mehr mehrere Arten von
weiteren Monomereinheiten enthalten, die aus neutralen, anionischen und/oder kationischen
Monomereinheiten ausgewählt sind.
[0035] Die hier beschriebene Beschichtung kann ein oder mehrere der beschriebenen Polymere
als Binder enthalten.
[0036] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Wärmeisolationsmaterial für elektrochemische
Zellen, vorzugsweise für Lithium-Ionen Zellen, für Zellmodule und/oder Batteriesysteme,
umfassend eine wärmeisolierende Schicht, die ein erstes textiles Flächengebilde umfasst,
wobei das erste textile Flächengebilde eine Beschichtung aufweist, die Aerogelpartikel
und einen Binder enthält, wobei der Binder vorzugsweise zumindest teilweise wasserlöslich
ist und wobei der Binder ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus Polyvinylacetat,
bevorzugt teilverseiftem Polyvinylacetat, Polyvinylalkohol, Acrylat-Copolymer, Polyvinylpyrrolidon,
Polyethyleneimin, Polyalkylen-Oxid, Polyacrylamid, Polyacrylsäure sowie deren Salze,
Polycarbonylsäure und deren Salze, Polyaminosäure, modifizierter Stärke, ethoxylierter
Stärke, hydroxypropylierter Stärke, modifizierte Cellulose, wie Celluloseether, Celluloseester,
Celluloseamid, Pullulan, Guarkernmehl, Gummi Arabikum, Xanthan, Carrageen, Cellulose,
Gelatine und deren Salze, Dextrin, Maltodextrin sowie Copolymeren und Blends hiervon.
[0037] Bevorzugte Binder des Wärmeisolationsmaterials entsprechen den oben in Bezug auf
den zumindest teilweise wasserlöslichen Binder beschriebenen.
[0038] Die Aerogelpartikel umfassen vorzugsweise anorganische, organische oder anorganischorganische
Hybridmaterialien.
[0039] Grundsätzlich können alle Metalloxide, Polymere und einige andere Stoffe als Ausgangsbasis
für die Aerogelsynthese mittels eines Sol-Gel-Prozesses verwendet werden. Aerogele
können dadurch hergestellt werden, dass ein Gel aus einem gallertartigen Stoff, vorzugsweise
Kieselsäure, unter extremen Bedingungen getrocknet wird. Aerogele im weiteren Sinn,
d.h. im Sinne von "Gel mit Luft als Dispersionsmittel", werden durch Trocknung eines
geeigneten Gels hergestellt. Unter den Begriff "Aerogel" in diesem Sinne, fallen u.a.
Aerogele im engeren Sinne und Xerogele. Dabei wird ein getrocknetes Gel als Aerogel
im engeren Sinn bezeichnet, wenn die Flüssigkeit des Gels bei Temperaturen oberhalb
der kritischen Temperatur und ausgehend von Drücken oberhalb des kritischen Druckes
entfernt wird. Hieran ist vorteilhaft, dass durch diese speziellen Trocknungsbedingungen
die Dimensionsstabilität gewährleistet wird.
[0040] Wird die Flüssigkeit des Gels dagegen unterkritisch, beispielsweise unter Bildung
einer Flüssig-Dampf-Grenzphase entfernt, dann bezeichnet man das entstandene Gel als
Xerogel. Erfindungsgemäß können auch Aerogele eingesetzt werden, die nicht unter kritischen
Bedingungen getrocknet werden. Bei dieser Vorgehensweise kann die Dimensionsstabilität
im Trocknungsprozess durch eine Funktionalisierung, vorzugsweise Silanisierung, der
Gel-Precursor Oberfläche erhalten werden (funktionalisierte Aerogele). Vorteilhaft
an den funktionalisierten Aerogelen ist, dass sie durch die Funktionalisierung hydrophob
eingestellt werden können und somit im Einsatz weniger Feuchtigkeit aufnehmen. Darüber
hinaus sind sie kostengünstiger als Aerogele im engeren Sinne, da sie kontinuierlich
hergestellt werden können.
[0041] Es ist anzumerken, dass es sich bei den erfindungsgemäßen Aerogelen um Aerogele im
Sinne von Gel mit Luft als Dispersionsmittel handelt, d.h. um Aerogele im weiteren
Sinne. Der Formgebungsprozess des Aerogels wird in der Regel während des Sol-Gel-Übergangs
abgeschlossen. Nach Ausbildung der festen Gelstruktur kann die äußere Form in der
Regel nur noch durch Zerkleinerung, beispielsweise Mahlen, verändert werden, da das
Material für eine andere Form der Bearbeitung zu brüchig ist.
[0042] Bevorzugte Aerogelpartikel sind aus Kieselsäure hergestellt.
[0043] Die Aerogelpartikel weisen vorzugsweise eine Partikelgrößenverteilung mit einem d50-Wert
von 50 µm bis 3 mm, noch bevorzugter von 200 µm bis 3 mm und oder einen d95-Wert von
50 µm bis 10 mm, noch bevorzugter von 500 µm bis 5 mm auf und insbesondere von 750
bis 2,5 mm auf. Gemessen wird die Partikelgrößenverteilung nach DIN 66165-2:2016-08.
[0044] Die Beschichtung weist bevorzugt einen Anteil an Aerogelpartikeln von mindesten 60
Gew.%, beispielsweise von 60 bis 95 Gew.%, noch bevorzugter von 60 bis 90 Gew.%, noch
bevorzugter von 60 bis 85 Gew.% und insbesondere von 60 bis 80 Gew.% auf, jeweils
bezogen auf das Gesamtgewicht der Beschichtung.
[0045] Ebenfalls bevorzugt weist das Wärmeisolationsmaterial einen Anteil an Aerogelpartikeln
von 6 bis 75 Gew.%, noch bevorzugter von 10 bis 70 Gew.%, noch bevorzugter von 10
bis 60 Gew.%, noch bevorzugter von 15 bis 55% auf, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht
des Wärmeisolationsmaterials.
[0046] Erfindungsgemäß umfasst das thermische Isolationsmaterial ein erstes textiles Flächengebilde,
das eine Beschichtung aufweist, die Aerogelpartikel und einen Binder enthält. Unter
einer Beschichtung ist dabei zu verstehen, dass die Aerogelpartikel und der Binder
zumindest eine Oberfläche des ersten textilen Flächengebildes zumindest anteilig bedecken.
Dabei kann die Beschichtung auch zumindest teilweise in das erste textile Flächengebilde
eingedrungen sein. Die Beschichtung kann mithin auch zumindest anteilig als Imprägnierung
vorliegen. Die Beschichtung kann auf einer oder beiden Oberflächen des ersten textilen
Flächengebildes vorliegen. Bevorzugt liegt sie auf lediglich einer Oberfläche vor,
da das textile Flächengebilde auf der der Beschichtung abgewandten Seite so einen
mechanischen Schutz bieten und/oder als Verklebehilfe fungieren kann.
[0047] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist das Wärmeisolationsmaterial mindestens
ein zweites textile Flächengebilde auf. Das zweite textile Flächengebilde kann als
Schutzschicht fungieren. In einer bevorzugten Ausführungsform ist das zweite textile
Flächengebilde auf der dem ersten textilen Flächengebilde abgewandten Seite der Beschichtung
angeordnet. Auf diese Weise bieten die textilen Flächengebilde auf beiden Seiten der
Beschichtung einen mechanischen Schutz.
[0048] Dabei kann die Beschichtung auch zumindest teilweise in das zweite textile Flächengebilde
eingedrungen sein. Die Beschichtung kann mithin auch zumindest anteilig als Imprägnierung
im zweiten textilen Flächengebilde vorliegen. Dies bietet den Vorteil einer noch besseren
Partikeleinbindung, da die Partikel in den Faserzwischenräumen "verkeilt" vorliegen
können.
[0049] Ebenfalls bevorzugt liegt das zweite textile Flächengebilde zumindest teilweise außerhalb
der Beschichtung vor. Hierdurch kann es das Wärmeisolationsmaterial vor mechanischer
Belastung schützen.
[0050] Weist das Wärmeisolationsmaterial neben dem ersten textilen Flächengebilde kein weiteres
textiles Flächengebilde auf, so beträgt der Anteil an Aerogelpartikeln vorzugsweise
höchstens 75 Gew.%, beispielsweise von 10 bis 75 Gew.%, noch bevorzugter von 10 bis
65 Gew.%, noch bevorzugter von 15 bis 65 Gew.%, noch bevorzugter von 15 bis 55 Gew.
%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des Wärmeisolationsmaterials.
[0051] Weist das Wärmeisolationsmaterial neben dem ersten textilen Flächengebilde ein zweites
textiles Flächengebilde und/oder noch weitere textile Flächengebilde auf, so beträgt
der Anteil an Aerogelpartikeln vorzugsweise mindestens 6 Gew.% beispielsweise von
6 bis 60 Gew.%, noch bevorzugter von 10 bis 60 Gew.%, noch bevorzugter von 10 bis
55 Gew.%, noch bevorzugter von 15 bis 45 Gew. %, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht
des Wärmeisolationsmaterials.
[0052] Die Beschichtung kann des Weiteren ein oder mehrere zusätzliche Additive enthalten,
beispielsweise Brandschutzadditive, insbesondere Additive auf Basis organischer Stickstoff-
und/oder Phosphorverbindungen. Diese sind besonders vorteilhaft, da sie neben ihrer
brandhemmenden Wirkung eine weichmachende und damit flexibilisierende Wirkung für
Polymere haben.
[0053] Die Beschichtung kann auch Netzmittel enthalten, beispielsweise um wässrige Beschichtungsformulierungen
mit nicht kompatiblen hydrophoben Aerogelen zu ermöglichen, Rheologie modifizierende
Additive wie z.B. Acrylate, Acrylamide, cellulosische Systeme, Dispergierhilfsmittel,
Farbstoffe und/oder Entschäumer.
[0054] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das erste und/oder das zweite
textile Flächengebilde ein Vliesstoff. Ein Vliesstoff ist ein Gebilde aus Fasern begrenzter
Länge (Stapelfasern), Endlosfasern (Filamenten) oder geschnittenen Garnen jeglicher
Art und jeglichen Ursprungs, die auf irgendeine Weise zu einem Vlies (einer Faserschicht,
einem Faserflor) zusammengefügt und auf irgendeine Weise miteinander verbunden worden
sind; davon ausgeschlossen ist das Verkreuzen bzw. Verschlingen von Garnen, wie es
beim Weben, Wirken, Stricken, der Spitzenherstellung, dem Flechten und der Herstellung
von getufteten Erzeugnissen geschieht. Nicht zu den Vliesstoffen
gehören Folien und Papiere. Vliesstoffe sind in der Norm DIN 61210-2:1988-10 definiert.
[0055] Bevorzugt ist das erste und/oder das zweite textile Flächengebilde ein Nassvliesstoff.
Hieran ist vorteilhaft, dass Nassvliesstoffe eine hohe Isotropie und Gleichmäßigkeit
aufweisen. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist das erste und/oder das
zweite textile Flächengebilde ein Vliesstoff, insbesondere ein Nassvliesstoff, aus
Fasern mit einer Stapellänge von 0,5 bis 20 mm, noch bevorzugter von 2 bis 20 mm,
noch bevorzugter von 5 bis 20 mm, noch bevorzugter von 5 bis 18 mm, insbesondere von
8 bis 15 mm. Der Durchmesser der Fasern beträgt bevorzugt von 1 bis 30 µm, noch bevorzugter
von 5 bis 20 µm, insbesondere von 7 bis 15 µm.
[0056] Ebenfalls bevorzugt ist das erste und/oder das zweite textile Flächengebilde ein
Vliesstoff, insbesondere ein Nassvliesstoff, der mit einem Bindemittel, insbesondere
mit einem zumindest teilweise wasserlöslichen Bindemitteln gebunden ist. Dabei kann
die Wasserlöslichkeit des Bindemittels analog zu der des Binders, wie im Kapitel Messmethoden
beschrieben, bestimmt werden. Bevorzugt ist das Bindemittel, insbesondere das zumindest
teilweise wasserlösliche Bindemittel ausgewählt aus den Polymeren, die erfindungsgemäß
in Bezug auf den zumindest teilweise wasserlöslichen Binder beschrieben sind.
[0057] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung enthält das erste und/oder
das zweite textile Flächengebilde Glasfasern. Bevorzugt enthält sowohl das erste als
auch das zweite textile Flächengebilde Glasfasern. Vorteilhaft an der Verwendung von
Glasfasern ist, dass diese aufgrund ihrer hohen Dichte beim Recyclingsprozess nach
unten sinken und so einfach von den leichteren Aerogelpartikeln abgetrennt werden
können. Bevorzugt beträgt der Anteil an Glasfasern, bezogen auf das Gesamtgewicht
des Wärmeisolationsmaterials, 25 bis 94 Gew.%, noch bevorzugter von 35 bis 85 Gew.%,
noch bevorzugter von 40 bis 75 Gew.% und insbesondere von 50 bis 65 Gew.%. Weiter
bevorzugt beträgt der Anteil an Glasfasern im ersten textilen Flächengebildes, bezogen
auf das Gesamtgewicht des ersten textilen Flächengebildes 60 bis 98 Gew.%, noch bevorzugter
von 70 bis 95 Gew.% und insbesondere von 80 bis 95 Gew.%. Weiter bevorzugt beträgt
der Anteil an Glasfasern im zweiten textilen Flächengebilde, bezogen auf das Gesamtgewicht
des zweiten textilen Flächengebildes 60 bis 98 Gew.%, noch bevorzugter von 70 bis
95 Gew.% und insbesondere von 80 bis 95 Gew.%.
[0058] Vorzugsweise sind die Glasfasern Stapelfasern, bevorzugt mit einer mittleren Faserlänge
von 2 bis 20 mm, noch bevorzugter von 5 bis 18 mm, insbesondere von 8 bis 15 mm. Der
Durchmesser der Glasfasern beträgt bevorzugt von 1 bis 30 µm, noch bevorzugter von
5 bis 20 µm, insbesondere von 7 bis 15 µm. Dabei können die Glasfasern der vorgenannten
Stapel unabhängig voneinander für das erste und/oder zweite textile Flächengebilde
verwendet werden.
[0059] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist das erste textile Flächengebilde
ein Vliesstoff, bevorzugt ein Nassvliesstoff. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist das zweite textile Flächengebilde ein Vliesstoff, bevorzugt ein
Nassvliesstoff.
[0060] Das erste und das zweite textile Flächengebilde können unabhängig voneinander auch
Fasern aufweisen, die keine Glasfasern sind, insbesondere Bindefasern und/oder zumindest
teilweise wasserlösliche Fasern. Bevorzugte Bindefasern und/oder zumindest teilweise
wasserlösliche Fasern sind Polyvinylalkohol-Fasern und/oder Polyvinylacetat-Fasern,
in denen das Polyvinylacetat teilverseift ist, vorzugsweise mit einem Verseifungsgrad
von mindestens 50 mol%, beispielsweise 50 bis 100 mol%, insbesondere 70 bis 100 mol%.
Eine Messung, um festzustellen, ob Fasern zumindest teilweise wasserlöslich sind,
ist im Kapitel Messmethoden beschrieben.
[0061] Falls vorhanden, beträgt der Anteil an Fasern, die keine Glasfasern sind, insbesondere
der zumindest teilweise wasserlöslichen Fasern, im ersten textilen Flächengebilde,
bezogen auf das Gesamtgewicht des ersten textilen Flächengebildes, von 40 bis 2 Gew.%,
noch bevorzugter von 30 bis 4 Gew.%, noch bevorzugter von 25 bis 5 Gew.%, insbesondere
von 15 bis 5 Gew.%. Falls vorhanden, beträgt der Anteil an Fasern, die keine Glasfasern
sind, insbesondere der zumindest teilweise wasserlöslichen Fasern, im zweiten textilen
Flächengebilde, bezogen auf das Gesamtgewicht des zweiten textilen Flächengebildes
von 40 bis 2 Gew.%, noch bevorzugter von 30 bis 4 Gew.%, noch bevorzugter von 25 bis
5 Gew.%, insbesondere von 15 bis 5 Gew.%.
[0062] In einer Ausführungsform enthält das erste und das zweite textile Flächengebilde
unabhängig voneinander sowohl Glasfasern als auch Fasern, die keine Glasfasern sind,
in Kombination.
[0063] Zumindest teilweise wasserlösliche Fasern können ein einzelnes zumindest teilweise
wasserlösliches Polymer oder eine Mischung aus zumindest teilweise wasserlöslichen
Polymeren enthalten. Bevorzugte Fasern, die keine Glasfasern sind, sind Fasern, die
mindestens ein Polymer enthalten, wie es in Bezug auf den zumindest teilweise wasserlöslichen
Binder beschrieben ist.
[0064] Bevorzugt weist das erste textile Flächengebilde ein Flächengewicht gemessen nach
ISO 9073-1:1989-07 im Bereich von 30 g/m
2 bis 300 g/m
2, noch bevorzugter im Bereich von 40 g/m
2 bis 300 g/m
2, insbesondere im Bereich von 50 g/m
2 bis 250 g/m
2 auf. Hieran ist vorteilhaft, dass das erste textile Flächengebilde so eine ausreichende
Abdeckung besitzt, um eine gute Faser-Beschichtungsinteraktion sicher zu stellen und
zudem eine ausreichende Festigkeit für die Weiterverarbeitung besitzt.
[0065] Ebenfalls bevorzugt weist das erste textile Flächengebilde eine Dicke, gemessen nach
DIN EN ISO 9073-2:1997-02 im Bereich von 0,2 mm bis 3,0 mm, noch bevorzugter im Bereich
von 0,3 mm bis 2,5 mm, insbesondere im Bereich von 0,5 mm bis 2,0 mm auf. Vorteilhaft
an textilen Flächengebilden mit einer eher geringen Dicke ist, dass ihr Raumbedarf
gering ist. Vorteilhaft an textilen Flächengebilden mit einer eher höheren Dicke ist,
dass sie kompressibel sind und Dickenschwankungen von Batteriezellen ausgleichen können.
[0066] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist die Beschichtung
eine, die aus einer, vorzugsweise wässrigen, Dispersion auf das erste textile Flächengebilde
aufgebracht wurde. Vorzugsweise weist die Dispersion dabei einen Feststoffgehalt im
Bereich von 10 bis 30 Gew.%, noch bevorzugter 15 bis 25 Gew.% auf. Hieran ist vorteilhaft,
dass mit verhältnismäßig wenig flüssiger Phase viel Feststoff bei geringen Viskositäten
aufgetragen werden kann.
[0067] Bevorzugterweise weist das zweite textile Flächengebilde ein Flächengewicht im Bereich
von 30 g/m
2 bis 300 g/m
2, noch bevorzugter im Bereich 40 g/m
2 bis 300 g/m
2, insbesondere im Bereich 50 g/m
2 bis 250 g/m
2 auf. Hieran ist vorteilhaft, dass das textile Flächengebilde so eine ausreichende
Abdeckung besitzt, um eine gute Faser-Beschichtungsinteraktion sicher zu stellen und
zudem ausreichende Festigkeit für die Weiterverarbeitung besitzt.
[0068] Ebenfalls bevorzugt weist das zweite textile Flächengebilde eine Dicke, gemessen
nach DIN EN ISO 9073-2:1997-02 im Bereich von 0,2 mm bis 3,0 mm, bevorzugt im Bereich
von 0,3 mm bis 2,5 mm, insbesondere im Bereich von 0,5 mm bis 2,0 mm auf. Vorteilhaft
an textilen Flächengebilden mit einer eher geringen Dicke ist, dass ihr Raumbedarf
gering ist. Vorteilhaft an textilen Flächengebilden mit einer eher höheren Dicke ist,
dass sie kompressibel sind und Dickenschwankungen von Batteriezellen ausgleichen können.
[0069] Das zweite textile Flächengebilde weist bevorzugt eine geringe Höchstzugkraft gemessen
nach DIN EN ISO 9073-18:2008-08 auf, damit das geschützte Wärmeisolationsmaterial
flexibel ist. Die Höchstzugkraft des zweiten textilen Flächengebildes liegt vorzugsweise
im Bereich von 5 bis 80 N/5cm, bevorzugt im Bereich von 10 bis 70 N/5cm und besonders
bevorzugt von 15 bis 60 N/5cm.
[0070] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfindung weist das zweite textile
Flächengebilde eine Zugkraft, gemessen nach DIN EN ISO 9073-18:2008-08, bei 1 Prozent
Dehnung von 2 bis 60 N/5cm, bevorzugt im Bereich von 3 bis 50 N/5cm, noch bevorzugter
von 5 bis 45 N/5cm, noch bevorzugter von 10 bis 45 N/5cm und insbesondere von 10 bis
30 N/5cm auf. Vorteilhaft hieran ist, dass die Festigkeit bei geringen Dehnungen niedrig
ist, so dass das Material eine gewisse Flexibilität beibehält.
[0071] Das erste textile Flächengebilde weist bevorzugt eine Höchstzugkraft, gemessen nach
DIN EN ISO 9073-18:2008-08, von mindestens 30 N/5cm, bevorzugt im Bereich von 30 bis
1000 N/5cm, noch bevorzugter von 30 bis 800 N/5cm, noch bevorzugter von 30 bis 400
N/5cm, noch bevorzugter von 30 bis 200 N/5cm, insbesondere von 30 bis 100 N/5cm auf.
Vorteilhaft an den genannten Mindestzugkräften ist, dass sie dem Wärmeisolationsmaterial
ausreichend Festigkeit zur Verarbeitung verleihen.
[0072] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist das Wärmeisolationsmaterial
eine flammhemmende Schicht auf, die vorzugsweise Schichtsilikate, insbesondere Glimmer
enthält. Vorzugsweise weist die flammhemmende Schicht ein Gewicht, gemessen nach ISO
9073-1:1989-07, von mindestens 50 g/m
2, vorzugsweise von 60 bis 500 g/m
2, noch bevorzugter von 60 bis 300 g/m
2, insbesondere von 70 bis 150 g/m
2 auf. Besonders bevorzugt ist die flammhemmende Schicht so im Wärmeisolationsmaterial
angeordnet, dass sie mindestens eine Außenfläche des Wärmeisolationsmaterials darstellt.
[0073] In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung weist das Wärmeisolationsmaterial
eine IR-reflektierende Schicht auf. Dabei ist die IR-reflektierende Schicht vorzugsweise
so im Wärmeisolationsmaterial angeordnet, dass sie mindestens eine Außenfläche des
Wärmeisolationsmaterials darstellt.
[0074] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist die Beschichtung und/oder das
Wärmeisolationsmaterial eine Luftdurchlässigkeit (delta p), gemessen nach DIN EN ISO
9237:1995-12 bei 100 Pa von mindestens 50 l/m
2s, beispielsweise von 100 l/m
2s bis 600 l/m
2s, bevorzugt von 200 l/m
2s bis 500 l/m
2s und insbesondere von 300 l/m
2s bis 400 l/m
2s, auf. Weiter bevorzugt weist die Beschichtung und/oder das Wärmeisolationsmaterial
eine Luftdurchlässigkeit (delta p), gemessen nach DIN EN ISO 9237:1995-12 bei 200
Pa von mindestens 100 l/m
2s, beispielsweise von 300 l/m
2s bis 900 l/m
2s, bevorzugt von 400 l/m
2s bis 800 l/m
2s und insbesondere von 500 l/m
2s bis 700 l/m
2s, auf.
[0075] Vorteilhaft an den genannten Luftdurchlässigkeiten ist, dass sie eine Kühlung des
Wärmeisolationsmaterials durch Luftkonvektion ermöglichen. Besonders effizient ist
eine solche Kühlung, wenn das Wärmeisolationsmaterial noch nicht durch den Betrieb
der elektrochemischen Zelle komprimiert worden ist.
[0076] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist die Beschichtung und/oder das
Wärmeisolationsmaterial eine Dicke, gemessen nach DIN EN ISO 9073-2:1997-02 im Bereich
von 1 mm bis 9 mm, bevorzugt im Bereich von 1,2 mm bis 6 mm, noch bevorzugter im Bereich
von 1,3 mm bis 4 mm und insbesondere im Bereich von 1,3 mm bis 3 mm auf. Liegt die
Dicke unter 4 mm und insbesondere unter 3 mm, ist der Raumbedarf besonders gering.
[0077] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform weist das Wärmeisolationsmaterial ein
Flächengewicht im Bereich von 60 g/m
2 bis 900 g/m
2, bevorzugt von 70 g/m
2 bis 600 g/m
2, noch bevorzugter im Bereich von 80 g/m
2 bis 400 g/m
2 und insbesondere im Bereich von 80 bis 200 g/m
2 auf. Dieses geringe Gewicht ist für die Anwendungen in elektrochemischen Zellen vorteilhaft.
[0078] Weiter bevorzugt weist das Wärmeisolationsmaterials eine Recyclingfähigkeit, gemessen
wie im Abschnitt Messmethoden beschrieben, der Note 1, 2 oder 3 auf.
[0079] Weiter bevorzugt weist das Wärmeisolationsmaterial eine Wärmeleitfähigkeit unter
Druckbelastung von 20 kPa, gemessen nach ASTM D 5470-17 von 0,045 bis 0,010 W/m*K,
noch bevorzugter von 0,040 bis 0,010 W/m*K und insbesondere von 0,036 bis 0,010 W/m*K
auf. Weiter bevorzugt weist das Wärmeisolationsmaterial eine Wärmeleitfähigkeit unter
Druckbelastung von 2059 kPa gemessen nach ASTM D 5470-17 von 0,035 bis 0,010 W/m*K
noch bevorzugter von 0,030 bis 0,010 W/m*K und insbesondere von 0,027 bis 0,010 W/m*K
auf.
[0080] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist eine elektrochemische Zelle, vorzugsweise
eine Lithium-Ionen Zelle, die durch mindestens ein erfindungsgemäßes Wärmeisolationsmaterial
thermisch isoliert vorliegt.
[0081] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Batteriesystem, in dem mindestens eine
elektrochemische Zelle, vorzugsweise mindestens eine Lithium-Ionen Zelle durch mindestens
ein erfindungsgemäßes Wärmeisolationsmaterial thermisch isoliert vorliegt.
[0082] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Zellmodul und/oder ein Batteriesystem,
in dem mindestens zwei elektrochemische Zellen durch mindestens ein Wärmeisolationsmaterial
voneinander thermisch isoliert vorliegen.
[0083] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Wärmeisolationsmaterials
für elektrochemische Zellen umfassend folgende Schritte:
- 1. Bereitstellung eines ersten textilen Flächengebildes,
- 2. Beschichten des textilen Flächengebildes mit einer Dispersion, die Aerogelpartikel
und einen Binder enthält, wobei der Binder
- a) gemäß der in der Beschreibung definierten Methode zumindest teilweise wasserlöslich
ist, und/oder wobei der Binder
- b) vorzugsweise gemäß der in der Beschreibung definierten Methode zumindest teilweise
wasserlöslich ist und wobei der Binder ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus
Polyvinylacetat, bevorzugt teilverseiftem Polyvinylacetat, Polyvinylalkohol, Acrylat-Copolymer,
Polyvinylpyrrolidon, Polyethyleneimin, Polyalkylen-Oxid, Polyacrylamid, Polyacrylsäure
sowie deren Salze, Polycarbonylsäure und deren Salze, Polyaminosäure, modifizierter
Stärke, ethoxylierter Stärke, hydroxypropylierter Stärke, modifizierte Cellulose,
wie Celluloseether, Celluloseester, Celluloseamide deren Copolymere, Pullulan, Guarkernmehl,
Gummi Arabikum, Xanthan, Carrageen, Cellulose, Gelatine und deren Salze, Dextrin,
Maltodextrin sowie Copolymeren und Blends hiervon;
- 3. Trocknen der erhaltenen Beschichtung unter Ausbildung einer wärmeisolierenden Schicht.
[0084] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung eines Wärmeisolationsmaterials
für elektrochemische Zellen umfassend folgende Schritte:
- 1. Bereitstellung eines ersten textilen Flächengebildes,
- 2. Beschichten des textilen Flächengebildes mit einer Dispersion, die Aerogelpartikel
und einen Binder enthält, wobei der Binder gemäß der in der Beschreibung definierten
Methode, zumindest teilweise wasserlöslich ist.
- 3. Trocknen der erhaltenen Beschichtung unter Ausbildung einer wärmeisolierenden Schicht.
[0085] Bevorzugte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Verfahren umfassen bevorzugte
Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Wärmeisolationsmaterials mutatis mutandis.
[0086] So wird in einer bevorzugten Ausführungsform in einem sich an Schritt 2 anschließenden
Schritt 2a die wärmeisolierende Schicht mit mindestens einem zweiten textilen Flächengebilde
versehen, das als Schutzschicht fungieren kann. Dabei wird das zweite textile Flächengebilde
vorzugsweise auf der die Beschichtung aufweisenden Seite des ersten textilen Flächengebildes
angeordnet.
[0087] Die Dispersion kann ferner Netzmittel enthalten, beispielsweise um wässrige Beschichtungsformulierungen
mit nicht kompatiblen hydrophoben Aerogelen zu ermöglichen, Rheologie modifizierende
Additive wie z.B. Acrylate, Acrylamide oder cellulosische Systeme, Dispergierhilfsmittel,
Farbstoffe und/oder Entschäumer.
[0088] Weiter bevorzugt findet das Beschichten des textilen Flächengebildes in Schritt 2
in Form einer Rakelbeschichtung statt.
[0089] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung des erfindungsgemäßen
Wärmeisolationsmaterials zum Wärmemanagement und/oder zur thermischen Isolierung von
elektrochemischen Zellen, vorzugsweise von Lithium-Ionen Zellen, Zellmodulen und/oder
von Batteriesystemen.
[0090] Bevorzugte Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Verwendung umfassen bevorzugte
Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Wärmeisolationsmaterials mutatis mutandis.
Messmethoden
Wasserlöslichkeitsmessung Binder:
[0091] In einem 500 ml Erlenmeierkolben werden 300 g destilliertes Wasser vorgelegt. Dazu
gibt man 0,5 g des trockenen Binders, vorzugsweise mit einer Partikelgröße mit einem
d90-Wert von 100 µm, gemessen nach DIN 66165-2:2016-08. Man stellt den Kolben in einen
Laborschüttler für 24h bei 80°C. Dabei ist darauf zu achten, dass die Schüttelfrequenz
derart gewählt ist, dass das Gemisch in Bewegung ist, verdampfendes Wasser wird aufgefüllt.
Nach 24h wird, wenn vorhanden, die feste Phase quantitativ abgetrennt, vorzugsweise
abfiltriert. Die wässrige Phase wird zur Trockne eingeengt. Wird kein Rückstand erhalten
oder Rückstand in einer Menge weniger als 50 mg, ist der Binder nicht wasserlöslich.
Wird Rückstand in einer Menge von mindestens 50 mg erhalten, ist der Binder zumindest
teilweise wasserlöslich.
Wasserlöslichkeitsmessung Fasern:
[0092] In einem 500 ml Erlenmeierkolben werden 300 g destilliertes Wasser vorgelegt. Dann
nimmt man 0,5 g der Faser. Man stellt den Kolben in einen Laborschüttler für 24h bei
80°C. Dabei ist darauf zu achten, dass die Schüttelfrequenz derart gewählt ist, dass
das Gemisch in Bewegung ist, verdampfendes Wasser wird aufgefüllt. Nach 24h wird die
gegebenenfalls vorhandene feste Phase quantitativ abgetrennt, vorzugsweise abfiltriert.
Die wässrige Phase wird zur Trockne eingeengt. Wird kein Rückstand erhalten oder Rückstand
in einer Menge von weniger als 50 mg, ist die Faser nicht wasserlöslich. Wird Rückstand
in einer Menge von 50 mg oder mehr erhalten, ist die Faser zumindest teilweise wasserlöslich.
Bestimmung der Recyclingfähigkeit:
[0093] Man nimmt ein DIN A4 großes Muster des zu bestimmenden Materials (Muster 1) und zerschneidet
es in kleine Teile (etwa 2 x 2 cm). Diese gibt man in ein 2000 ml Becherglas und versetzt
das Muster mit 1000 ml Wasser. Unter kräftigem Rühren wird das Wasser zum Kochen gebracht
und für weitere 60 min gerührt. Danach lässt man unter Rühren auf Raumtemperatur (23°C)
abkühlen und nochmals 60 min die Phasen trennen. Ist die Trennung erfolgt, wird der
Aerogelpartikelbrei abgeschöpft und der Vorgang zwei weitere Male wiederholt. Dann
wird der Aerogelpartikelbrei in eine Kristallisierschale überführt, bei 120°C für
6h zur Gewichtskonstanz getrocknet und die Masse bestimmt. Beträgt die Differenz zwischen
der ursprünglich in der Probe vorhandenen Masse an Aerogelpartikeln und der mit dem
Versuch ermittelten Masse weniger als 25% wird die Recyclingfähigkeit des Wärmeisolationsmaterials
mit der Note 1 bewertet. Beträgt die Differenz zwischen der ursprünglich in der Probe
vorhandenen Masse an Aerogelpartikeln und der mit dem Versuch ermittelten Masse 25%
bis 35%, wird die Recyclingfähigkeit des Wärmeisolationsmaterials mit der Note 2 bewertet.
Beträgt die Differenz zwischen der ursprünglich in der Probe vorhandenen Masse an
Aerogelpartikeln und der mit dem Versuch ermittelten Masse 35% bis 45%, wird die Recyclingfähigkeit
des Wärmeisolationsmaterials mit der Note 3 bewertet. Beträgt die Differenz zwischen
der ursprünglich in der Probe vorhandenen Masse an Aerogelpartikeln und der mit dem
Versuch ermittelten Masse über 45%, wird die Recyclingfähigkeit des Wärmeisolationsmaterials
mit der Note 4 bewertet.
[0094] Im Folgenden wird die Erfindung anhand nicht beschränkender Beispiele näher erläutert.
Herstellung Muster I:
[0095] In einem 1000 ml Bechergas werden 60g einer 5% Lösung aus destilliertem Wasser und
einem teilverseiften Polyvinylacetat (Poval 5-74, Firma Kuraray, Verseifungsgrad 74%)
vorgelegt und mit 0,2 g eines Netzmittels auf Basis eines Fettalkoholethoxilates (Rucogen
D3, Fa. Rudolf Chemie) versetzt. Hierzu gibt man portionsweise unter kräftigem Rühren
mit einem KPG Rührer 12g SiO2-Aerogelpartikel mit einer Partikelgröße von 0,1 - 0,5
mm, deren Oberfläche hydrophob ist (Enova IC 3105 der Firma Cabot). Hat man alle Partikel
eingearbeitet, wird die erhaltene Paste mittels Rakelbeschichtung in einer Stärke
von 1,5 mm auf ein nassgelegtes Glassvlies mit einem Flächengewicht von 60 g/m
2 aufgebracht und getrocknet. Der Binder des Glasvlieses ist der gleiche wie er für
die Bindung der Aerogelpartikel verwendet wird.
Herstellung Muster II:
[0096] Das Muster II wird analog Muster I hergestellt. Nach der Beschichtung wird auf die
noch nasse Schichtung eine weitere Lage des Glasvlieses aufgebracht, leicht angedrückt
und anschließend getrocknet.
Referenzmuster 1:
[0097]
Aerogel Blankett: |
Typ: SACB-0-6 |
Firma: |
Tradematt (Henan) Industry, |
|
Shenglong Plaza, |
|
Zhengdong New District, |
|
Zhenzhou |
|
China |
Referenzmuster 2:
[0098]
Nasbis Insulation Sheet: |
EYGY0912QN3P (auf dem Produkt enthaltene Folien wurden entfernt). |
Firma: |
Panasonic Industrial Devices |
|
Two Riverfront Plaza |
|
Newark, NJ 07102-5490 |
|
USA |
Eigenschaften:
[0099]
|
Aufbau |
Gewicht (g/m2) |
Dicke (mm) |
Muster 1 |
einlagig beschichtet |
170 |
2,0 |
Muster 2 |
Sandwich Konstruktion |
225 |
2,2 |
Referenzmuster 1 |
einlagig |
1315 |
6,3 |
Referenzmuster 2 |
einlagig |
190 |
0,96 |
Dynamisch mechanischer Belastungstest:
[0100] Zunächst werden 3 runde Proben mit einem Durchmesser von 25mm ausgestanzt, gewogen
und zwischen 2 Drucktellern platziert. Dann erfolgt eine cyclische Kompressionsbelastung
mit folgenden Parametern:
Klima: |
23°C, 50% rel. Luftfeuchte |
Druckbelastung: |
zwischen den Tellern |
Statischer Druck: |
0,85 MPa |
Dynamischer Druck (Schwingung): |
+/- 0,65 MPa |
Frequenz: |
1 Hz |
Anzahl Cyclen: |
300 |
[0101] Anschließend wird das belastete Muster aus der Prüfvorrichtung genommen, gewogen
und optisch bewertet. Die optische Bewertung erfolgt in der Art und Weise, dass das
Muster über einem weißen Stück Papier (im Falle von farbigen Partikel) oder einem
schwarzen Stück Papier (im Falle von weißen Partikeln) geschüttelt wird und man bewertet
ob sich Partikel aus der Beschichtung gelöst haben. Im Falle des Laminats wird zudem
die Lagenhaftung bewertet.
Bewertung:
[0102]
Messung Nr. (Muster) |
Gewicht (g) vorher |
Gewicht (g) nachher |
Differenz Gewicht (g) |
Optische Bewertung Druckteller nach Belastung |
Optische Bewertung Schütteltest |
Messung 1 (Muster I) |
0,0612 |
0,0606 |
0,0006 |
keine Aerogelpartikel sichtbar, Fasern am Druckstempel |
keine Aerogelpartikel |
Messung 2 (Muster I) |
0,0616 |
0,0605 |
0,0011 |
keine Aerogelpartikel sichtbar, Fasern am Druckstempel |
keine Aerogelpartikel |
Messung 3 (Muster I) |
0,0614 |
0,0606 |
0,0008 |
keine Aerogelpartikel sichtbar, Fasern am Druckstempel |
keine Aerogelpartikel |
Messung 4 (Muster II) |
0,0940 |
0,0924 |
0,0016 |
keine Aerogelpartikel sichtbar, Fasern am Druckstempel |
keine Aerogelpartikel, keine Delamination |
Messung 5 (Muster II) |
0,0912 |
0,0899 |
0,0013 |
keine Aerogelpartikel sichtbar, Fasern am Druckstempel |
keine Aerogelpartikel, Keine Delamination |
Messung 6 (Muster II) |
0,0948 |
0,0936 |
0,0012 |
keine Aerogelpartikel sichtbar, Fasern am Druckstempel |
keine Aerogelpartikel, Keine Delamination |
Referenz 1 |
0,6668 |
0,659 |
0,0178 |
Aerogelpartikel |
Aerogelpartikel |
Referenz 2 |
0,1257 |
0,1234 |
0,0043 |
keine Aerogelpartikel |
Aerogelpartikel |
Fazit:
[0103] Nach beschriebener dynamischer Belastung zeigen die 3 Messungen an Muster I keine
Zersetzung im Sinne ausfallender Aerogelpartikel. Im Falle der durch einen weiteren
Vliesstoff zusätzlich geschützten Schicht (3 Messungen Muster II) zeigt das Wärmeisolationsmaterial
keine Delaminierung und keine ausfallenden Aerogelpartikel. Das Referenzmuster 1 zeigt
bereits bei der Montage der Prüflinge Aerogelstaub und verstärkt nach Belastung Aerogelpartikel
auf dem Prüfteller und im Schütteltest. Referenzmuster 2 zeigt Aerogelpartkel im Schütteltest.
Messung der Wärmeleitfähigkeit
[0104] Die Messung der Wärmeleitfähigkeit unter Druckbelastung erfolgt nach ASTM D 5470-17
und ergibt folgende Ergebnisse:
Muster 1 |
Muster 2 |
Referenzmuster 1 |
Referenzmuster 2 |
Druck (kPa) |
WLF (W/m*K) |
Druck (kPa) |
WLF (W/m*K) |
Druck (kPa) |
WLF (W/m*K) |
Druck (kPa) |
WLF (W/m*K) |
20,4 |
0,031 |
20,6 |
0,035 |
21,2 |
0,048 |
18,4 |
0,041 |
272,2 |
0,024 |
275,8 |
0,027 |
291,6 |
0,036 |
298,5 |
0,035 |
456,7 |
0,023 |
458,6 |
0,026 |
488,2 |
0,034 |
492,2 |
0,035 |
999,0 |
0,023 |
991,8 |
0,026 |
1034,7 |
0,033 |
1037,6 |
0,034 |
1551,9 |
0,023 |
1555,4 |
0,026 |
1579,5 |
0,033 |
1578,7 |
0,035 |
2058,7 |
0,023 |
2049,2 |
0,026 |
2066,0 |
0,033 |
2055,8 |
0,036 |
Fazit:
[0105] Die erfindungsgemäßen Muster 1 und 2 liefern über den gesamten Druckbereich niedrigere
Wärmeleitfähigkeitskoeffizienten und haben damit bessere Isolationseigenschaften.
Recyclingfähigkeit
[0106] Mit dem oben genannten Verfahren wurde die Recyclingfähigkeit von Muster 1 ermittelt
und mit Note 1 bewertet. Mit Referenzmuster 1 wurde die Note 4 ermittelt.
1. Wärmeisolationsmaterial für elektrochemische Zellen, vorzugsweise für Lithium-Ionen
Zellen, umfassend eine wärmeisolierende Schicht, die ein erstes textiles Flächengebilde
umfasst, wobei das erste textile Flächengebilde eine Beschichtung aufweist, die Aerogelpartikel
und mindestens einen Binder enthält, dadurch gekennzeichnet, dass der Binder, gemäß der in der Beschreibung definierten Methode, zumindest teilweise
wasserlöslich ist.
2. Wärmeisolationsmaterial für elektrochemische Zellen, vorzugsweise für Lithium-Ionen
Zellen, umfassend eine wärmeisolierende Schicht, die ein erstes textiles Flächengebilde
umfasst, wobei das erste textile Flächengebilde eine Beschichtung aufweist, die Aerogelpartikel
und mindestens ein Binder enthält, dadurch gekennzeichnet, dass der Binder vorzugsweise zumindest teilweise wasserlöslich ist und ausgewählt ist
aus der Gruppe bestehend aus Polyvinylacetat, bevorzugt teilverseiftem Polyvinylacetat,
Polyvinylalkohol, Acrylat-Copolymer, Polyvinylpyrrolidon, Polyethyleneimin, Polyalkylen-Oxid,
Polyacrylamid, Polyacrylsäure sowie deren Salze, Polycarbonylsäure und deren Salze,
Polyaminosäure, modifizierter Stärke, ethoxylierter Stärke, hydroxypropylierter Stärke,
modifizierte Cellulose, wie Celluloseether, Celluloseester, Celluloseamide deren Copolymere,
Pullulan, Guarkernmehl, Gummi Arabikum, Xanthan, Carrageen, Cellulose, Gelatine und
deren Salze, Dextrin, Maltodextrin sowie Copolymeren und Blends hiervon.
3. Wärmeisolationsmaterial nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Binder ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus teilverseiftem Polyvinylacetat,
vorzugsweise mit einem Verseifungsgrad gemäß IS K 6726, Ausgabe 94, Oktober 20, 2017
von mindestens 50 mol%, beispielsweise 50 bis 100 mol%, bevorzugt 70 bis 100 mol%,
Polyvinylalkohol, Methylcellulose, Carboxymethylcellulose, Ethylcellulose, Hydroxyethylcellulose,
Hydroxypropylcellulose, ethoxylierte Stärke und hydroxypropylierte Stärke sowie Copolymeren
und Blends hiervon.
4. Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Binder ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus teilverseiftem Polyvinylacetat,
vorzugsweise mit einem Verseifungsgrad gemäß IS K 6726, Ausgabe 94, Oktober 20, 2017
von mindestens 50 mol%, beispielsweise 50 bis 100 mol%, bevorzugt 70 bis 100 mol%,
Polyvinylalkohol sowie Copolymeren und Blends hiervon.
5. Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung zumindest teilweise in das erste textile Flächengebilde eingedrungen
ist.
6. Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Wärmeisolationsmaterial mindestens ein zweites textiles Flächengebilde aufweist,
das auf einer dem ersten textilen Flächengebilde abgewandten Seite der Beschichtung
angeordnet ist.
7. Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung zumindest teilweise in das zweite textile Flächengebilde eingedrungen
ist.
8. Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das zweite textile Flächengebilde zumindest teilweise außerhalb der Beschichtung
liegt.
9. Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Aerogelpartikel eine Partikelgrößenverteilung gemessen nach DIN 66165-2:2016-08
mit einem d50-Wert von 50 µm bis 3 mm aufweisen.
10. Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Beschichtung einen Anteil an Aerogelpartikeln von mindesten 60 Gew.%, beispielsweise
von 60 bis 95 Gew, bezogen auf das Gesamtgewicht der Beschichtung aufweist und/oder
das Wärmeisolationsmaterial einen Anteil an Aerogelpartikeln von 6 bis 75 Gew.%, bezogen
auf das Gesamtgewicht des Wärmeisolationsmaterials aufweist.
11. Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das erste und/oder zweite textile Flächengebilde ein Vliesstoff ist, der vorzugsweise
mit einem, gemäß der in der Beschreibung definierten Methode, zumindest teilweise
wasserlöslichen Bindemittel gebunden ist.
12. Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das erste und/oder zweite textile Flächengebilde ein Nassvliesstoff ist, der vorzugsweise
mit einem, gemäß der in der Beschreibung definierten Methode, zumindest teilweise
wasserlöslichen Bindemittel gebunden ist.
13. Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das erste und/oder zweite textile Flächengebilde Glasfasern enthält, bevorzugt mit
einer mittleren Faserlänge von 2 bis 20 mm.
14. Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das erste und/oder zweite textile Flächengebilde eine Dicke, gemessen nach DIN EN
ISO 9073-2:1997-02 im Bereich von 0,2 mm bis 3,0 mm, bevorzugt im Bereich von 0,3
mm bis 2,5 mm, insbesondere im Bereich von 0,5 mm bis 2,0 mm aufweist.
15. Elektrochemische Zelle, vorzugsweise Lithium-Ionen Zelle, die durch mindestens ein
Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche thermisch
isoliert vorliegt und/oder Batteriesystem, in dem mindestens eine elektrochemische
Zelle, vorzugsweise mindestens eine Lithium-Ionen Zelle durch mindestens ein Wärmeisolationsmaterial
nach einem oder mehreren der vorangehenden Ansprüche thermisch isoliert vorliegt.
16. Zellmodul und/oder Batteriesystem, in dem mindestens zwei elektrochemische Zellen
durch mindestens ein Wärmeisolationsmaterial nach einem oder mehreren der vorangehenden
Ansprüche voneinander thermisch isoliert vorliegen.
17. Verfahren zur Herstellung eines Wärmeisolationsmaterials für elektrochemische Zellen
umfassend folgende Schritte:
a) Bereitstellung eines ersten textilen Flächengebildes,
b) Beschichten des textilen Flächengebildes mit einer Dispersion, die Aerogelpartikel
und einen Binder enthält, wobei der Binder
b1) gemäß der in der Beschreibung definierten Methode zumindest teilweise wasserlöslich
ist, und/oder wobei der Binder
b2) vorzugsweise gemäß der in der Beschreibung definierten Methode zumindest teilweise
wasserlöslich ist und wobei der Binder ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend aus
Polyvinylacetat, bevorzugt teilverseiftem Polyvinylacetat, Polyvinylalkohol, Acrylat-Copolymer,
Polyvinylpyrrolidon, Polyethyleneimin, Polyalkylen-Oxid, Polyacrylamid, Polyacrylsäure
sowie deren Salze, Polycarbonylsäure und deren Salze, Polyaminosäure, modifizierter
Stärke, ethoxylierter Stärke, hydroxypropylierter Stärke, modifizierte Cellulose,
wie Celluloseether, Celluloseester, Celluloseamide deren Copolymere, Pullulan, Guarkernmehl,
Gummi Arabikum, Xanthan, Carrageen, Cellulose, Gelatine und deren Salze, Dextrin,
Maltodextrin sowie Copolymeren und Blends hiervon;
c) Trocknen der erhaltenen Beschichtung unter Ausbildung einer wärmeisolierenden Schicht.
18. Verwendung eines Wärmeisolationsmaterials nach einem oder mehreren der Ansprüche 1
bis 14 zum Wärmemanagement und/oder zur thermischen Isolierung von elektrochemischen
Zellen, vorzugsweise von Lithium-Ionen Zellen, Zellmodulen und/oder von Batteriesystemen.