[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erstellen einer Umgebungskarte eines Umgebungsbereichs
für den Betrieb eines mobilen, selbstfahrenden Geräts, insbesondere Bodenreinigungsgeräts
wie einen Saug- und/oder Kehr- und/oder Wischroboter, sowie ein mobiles, selbstfahrendes
Gerät, das ein derartiges Verfahren ausführen kann.
[0002] Mobile, selbstfahrende Geräte wie beispielsweise Saugroboter haben die Aufgabe, autonom
möglichst eine gesamte Bodenfläche zu reinigen. Insbesondere sollen Saugroboter ihren
Nutzern die Aufgabe abnehmen, den Boden regelmäßig von Staub und Schmutz zu befreien.
Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auf die Reinigung entlang von Wänden gelegt.
Ein Saugroboter sollte in der Lage sein, sehr nah an vorhandenen Wänden oder anderen
Gegenständen entlangzufahren, um seine Reinigungselemente wie beispielsweise Saugbürsten
in unmittelbarer Nähe zu Wandkanten zu bringen und so verbleibende, ungereinigte Bodenbereiche
zu vermeiden. Kann dabei der Saugroboter seine Umgebung auf einem niedrigen Höhenniveau
nicht erfassen, besteht die Gefahr, dass der Saugroboter während seiner wandnahen
Fahrt vermehrt an Hindernisse wie etwa Sockelleisten anstößt.
[0003] Auf dem Markt erhältliche Saugroboter weisen daher häufig Wandfolgesensoren auf,
die beispielsweise seitlich am Saugroboter angebracht sind. Fahren diese Saugroboter
an Wänden entlang, können sie ihren Abstand zur Wand bestimmen und entsprechende Fahrmanöver
einleiten, um sich beispielsweise der Wand weiter zu nähern oder sich von dieser zu
entfernen. Durch die Wandfolgesensoren fallen jedoch nachteilig zusätzliche Kosten
sowie zusätzlicher Bauraumplatzbedarf im Saugroboter an.
[0004] Aus der Druckschrift
DE 10 2020 212 043 A1 werden für eine wandnahe Navigation auf dem Boden Reflexionsmarkierungen angebracht,
die von Untergrundsensoren beziehungsweise Abgrundsensoren (sogenannte Cliff-Sensoren)
detektiert werden können. Beim Entlangfahren an der Wand werden dem Saugroboter auf
diese Weise Informationen zu seiner Entfernung zur Wand oder dem Verlauf der Bahn
übermittelt. Nachteilig dabei ist jedoch, dass ein Nutzer die Reflexionsmarkierungen
erst anbringen muss. Insbesondere muss der Nutzer für jede Wand seiner Wohnung Klebestreifen
auf dem Boden verlegen.
[0005] Aus der Druckschrift
DE 10 2020 208 400 B4 ist ein Saugroboter bekannt, der über einen Lidar-Sensor und einen Bumper verfügt.
Stößt der Saugroboter während einer Reinigungsfahrt an eine Sockelleiste, die ihm
zuvor unbekannt war, so merkt sich der Saugroboter den Kollisionspunkt als Koordinate
in seiner Umgebungskarte. Stößt der Saugroboter im weiteren Verlauf der Reinigungsfahrt
ein zweites Mal gegen die Sockelleiste, so merkt der Saugroboter sich auch diesen
Kollisionspunkt als Koordinate und berechnet anschließend aus beiden Punkten eine
Linie. Verläuft die Linie parallel zur erfassten Wand, so wird der sich ergebende
Abstand als Anfahrgrenze an die betreffende Wand für zukünftige Reinigungsfahrten
gespeichert und der Saugroboter nähert sich der Wand nur noch soweit, dass Kollisionen
mit Sockelleisten fortan vermieden werden.
[0006] Um eine Sockelleiste bestimmen zu können, sind hierbei zweimalige Kollisionen mit
der Sockelleiste zwingend erforderlich, bevor diese in der Umgebungskarte integriert
wird. Zudem finden dabei Kollisionen mit der Sockelleiste bei voller Geschwindigkeit
des Saugroboters statt, was unter anderem als störendes hörbares Ereignis einem Nutzer
negativ auffallen und zudem zu Beschädigungen an Sockelleiste oder Saugroboter führen
kann.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zum Erstellen einer Umgebungskarte bereitzustellen,
das die oben genannten Nachteile vermeidet, und das insbesondere das Vorhandensein
von Sockelleisten durch ein vorsichtiges Ertasten der Wände prüft und deren Dicke
bestimmt.
[0008] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren zum Erstellen einer Umgebungskarte eines Umgebungsbereichs
mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen
sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0009] Erfindungsgemäß umfasst ein Verfahren zum Erstellen einer Umgebungskarte eines Umgebungsbereichs
für den Betrieb eines mobilen, selbstfahrenden Geräts, insbesondere Bodenreinigungsgeräts
wie ein Saug- und/oder Kehr- und/oder Wischroboter, folgende Verfahrensschritte:
- Durchführen einer Explorationsfahrt mit dem Gerät im Umgebungsbereich zum Erstellen
der Umgebungskarte,
- Annähern des Geräts an eine detektierte Wand während der Explorationsfahrt,
- Detektieren einer Sockelleiste der detektierten Wand durch einen ersten Sensor mit
einem einmaligen Ertast-Manöver, und
- Bestimmen der Dicke der Sockelleiste.
[0010] Vorliegend nähert sich das mobile, selbstfahrende Gerät aktiv an Wände an, um dort
durch vorsichtiges Ertasten der Wände mittels des ersten Sensors das Vorhandensein
von Sockelleisten zu prüfen und deren Dicke zu bestimmen. Hierfür startet das Gerät
das Ertast-Manöver an einer hierfür charakteristischen Position, beispielsweise mittig
zwischen Hindernissen, Möbeln, Türöffnungen oder ähnlichem. Ist an der Position eine
Sockelleiste vorhanden, löst das Ertast-Manöver ein gezieltes einmaliges Anstoß-Ereignis
an der Sockelleiste bei niedriger Geschwindigkeit aus. Diese Kollision ist für einen
Nutzer kaum hörbar und wird höchstens als vorsichtiges Ertasten der Umgebung wahrgenommen.
Die beim Ertast-Manöver deutlich reduzierte Geschwindigkeit des Geräts gewährleistet
dabei, dass Schäden am Gerät, der Sockelleiste oder der Wand beziehungsweise den Hindernissen
beim Ertast-Manöver verhindert werden können. Durch das vorsichtige Ertast-Manöver
sind vorzugsweise keine weiteren Sensoren notwendig, wodurch sich eine kostengünstige
Ausgestaltung ermöglicht.
[0011] Unter einem mobilen, selbstfahrenden Gerät ist insbesondere ein Bodenreinigungsgerät,
zu verstehen, welches beispielsweise im Haushaltsbereich Bodenflächen autonom bearbeitet.
Hierunter zählen unter anderem Saug- und/oder Kehr- und/oder Wischroboter. Diese Geräte
arbeiten im Betrieb (Reinigungsbetrieb) bevorzugt ohne oder mit möglichst wenig Nutzereingriff.
Beispielsweise fährt das Gerät selbsttätig in einen vorgegebenen Raum, um entsprechend
einer vorgegebenen und einprogrammierten Verfahrensstrategie den Boden zu reinigen.
[0012] Um hierbei jegliche individuellen Umgebungsbesonderheiten beachten zu können, findet
bevorzugt eine Explorationsfahrt mit dem mobilen, selbstfahrenden Gerät statt. Unter
einer Explorationsfahrt ist insbesondere eine Erkundungsfahrt zu verstehen, die dazu
geeignet ist, eine zu bearbeitende Bodenfläche nach Hindernissen, Raumaufteilung und
ähnlichem zu erkunden. Ziel einer Explorationsfahrt ist es insbesondere, Gegebenheiten
des zu bearbeitenden Bodenbearbeitungsbereich einschätzen und/oder darstellen zu können.
[0013] Nach der Explorationsfahrt kennt das mobile, selbstfahrende Gerät seine Umgebung
und kann diese in Form einer Umgebungskarte an den Nutzer weitergeben, zum Beispiel
in einer App (Reinigungs-App) an einem Mobilgerät. In der Umgebungskarte kann dem
Nutzer die Möglichkeit gegeben werden, mit dem mobilen, selbstfahrenden Gerät zu interagieren.
Der Nutzer kann mit Vorteil Informationen in der Umgebungskarte einsehen und bei Bedarf
ändern und/oder anpassen.
[0014] Unter einer Umgebungskarte ist insbesondere jegliche Karte zu verstehen, die geeignet
ist, die Umgebung des Bodenbearbeitungsbereichs mit all seinen Hindernissen und Gegenständen
darzustellen. Beispielsweise zeigt die Umgebungskarte den Bodenbearbeitungsbereich
mit den darin enthaltenen Möbeln und Wänden skizzenartig an.
[0015] Die Umgebungskarte mit den Hindernissen wird vorzugsweise in der App an einem tragbaren
Zusatzgerät dargestellt. Dies dient insbesondere der Visualisierung zu einer möglichen
Interaktion für den Nutzer. Unter einem Zusatzgerät ist vorliegend insbesondere jegliches
Gerät zu verstehen, das für einen Benutzer tragbar ist, das außerhalb des mobilen,
selbstfahrenden Geräts angeordnet, insbesondere extern und/oder differenziert vom
mobilen, selbstfahrenden Gerät ist, und zu einer Anzeige, Bereitstellung, Übermittlung
und/oder Übertragung von Daten geeignet ist, wie beispielsweise ein Handy, ein Smartphone,
ein Tablet und/oder ein Computer beziehungsweise Laptop.
[0016] Auf dem tragbaren Zusatzgerät ist die App, insbesondere eine Reinigungs-App, installiert,
die zur Kommunikation des mobilen, selbstfahrenden Geräts mit dem Zusatzgerät dient
und insbesondere eine Visualisierung des Bodenbearbeitungsbereichs, also des zu reinigenden
Wohnraums oder der zu reinigenden Wohnung beziehungsweise Wohnbereichs ermöglicht.
Die App zeigt dem Nutzer dabei vorzugsweise den zu reinigenden Bereich als Umgebungskarte
an.
[0017] Unter einem Annähern des Geräts an eine detektierte Wand ist vorliegend ein vorsichtiges,
insbesondere langsames Fahren des Geräts in Richtung der detektierten Wand zu verstehen,
bis das Gerät leicht, also mit langsamer Geschwindigkeit, an die detektierte Wand
stößt. Eine detektierte Wand ist vorzugsweise hierbei eine während der Explorationsfahrt
mit dem Gerät gescannte Wand, die in der Umgebungskarte eingetragen ist.
[0018] Eine Sockelleiste ist insbesondere eine am Boden entlang einer Wand geführte Leiste
zum Abschluss zwischen Boden und Wand. Die Sockelleiste wird dabei mit einem ersten
Sensor des Geräts detektiert. Der erste Sensor ist vorzugsweise dazu geeignet, kurz
oberhalb des Bodens, bevorzugt auf Bodenhöhe, Hindernisse und insbesondere Sockelleisten
zu erkennen.
[0019] Unter einem einmaligen Ertast-Manöver ist insbesondere ein Fahrmanöver zu verstehen,
das geeignet ist, auf Höhe von Bodenleisten diese zu ertasten beziehungsweise zu detektieren.
Dabei ist insbesondere kein mehrmaliges Anfahren gegen die Sockelleiste beziehungsweise
die Wand zu verstehen, sondern ein lediglich einmaliges, vorsichtiges, insbesondere
mit geringer Geschwindigkeit gegen die Sockelleiste beziehungsweise die Wand fahren.
[0020] Unter einer Dicke der Sockelleiste ist insbesondere eine Abmessung der Sockelleiste
mit Beginn an der Wand auf Bodenebene in Raumrichtung zu verstehen. Die Dicke wird
dabei von dem Gerät bestimmt, insbesondere von einer Berechnungseinheit des Geräts.
[0021] Bei einer vorteilhaften Ausführungsform wird die Wand durch einen zweiten Sensor,
insbesondere einen Lidar-Sensor, detektiert. Der erste Sensor ist vorzugsweise ein
Bumper-Sensor. Das Gerät verfügt also über den Lidar-Sensor, der eine Ebene etwa 10
cm über dem Boden mit einem 360°-Sichtfeld vermessen kann. Der Lidar-Sensor kann Wände
und andere Hindernisse in der Regel über der Höhe von Sockelleisten erkennen. Zusätzlich
verfügt das Gerät über einen Bumper, also eine Anstoßleiste, die vorzugsweise in Form
einer Stoßstange an einer Front des Geräts platziert ist und bei Kontakt mit Hindernissen
und Gegenständen Bumper-Sensoren, also kleine Tastsensoren aktiviert, die auf die
Kollision hinweisen.
[0022] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird die Sockelleiste durch ein
gezieltes Anfahren der Wand detektiert, wobei beim Ertast-Manöver das Gerät einmalig
an die Wand anfährt. Befährt insbesondere das Gerät einen Wandabschnitt das erste
Mal, beispielsweise während einer Explorationsfahrt, so hält das Gerät zunächst genügend
Abstand zu der mittels des Lidar-Sensors erkannten Wand. An einer charakteristischen
Stelle, beispielsweise mittig zwischen Gegenständen, Möbeln, Türöffnungen und ähnlichem
bleibt das Gerät stehen und startet das Ertast-Manöver, indem das Gerät langsam, insbesondere
mit minimaler Geschwindigkeit, die Wand und insbesondere eine eventuelle Sockelleiste
mit dem Bumper-Sensor ertastet.
[0023] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird das Ertast-Manöver durch ein
gezieltes Drehen des Geräts gegen die Wand durchgeführt. Insbesondere dreht sich das
Gerät langsam mit minimaler Geschwindigkeit auf die Wand zu, sodass die Front des
Geräts und mit dieser der Bumper-Sensor zur Wand bewegt wird. Eine Drehgeschwindigkeit
des Geräts wird dabei so gewählt, dass sich eine vordere Gehäuseecke der Front des
Geräts mit nur etwa 1 mm/s bis 15 mm/s auf die Wand zubewegt. Der Abstand zur Wand
ist dabei vorzugsweise so gewählt, dass das Gerät einerseits einen möglichst großen
Abstand zur Wand hat, um versehentliche Kollisionen während der Anfahrt zu vermeiden.
Andererseits wird der Abstand maximal so groß gewählt, dass die vordere Gehäuseecke
bei der Drehung des Geräts sicher an die Wand unabhängig einer vorhandenen Sockelleiste
stößt. Vorzugsweise ist ein Abstand von einer Gerätemitte zur Wand etwas kleiner als
ein Radius eines Umfangkreises des Geräts.
[0024] Ist an der Wand eine Sockelleiste vorhanden, so löst die stattfindende Kollision
ein Softbump-Ereignis aus, das bedeutet ein gezieltes Anstoßen an einem Gegenstand
bei niedriger Geschwindigkeit. Eine derartige Kollision ist für den Nutzer kaum hörbar
und wird maximal als vorsichtiges Ertasten der Umgebung wahrgenommen. Die deutlich
reduzierte Drehgeschwindigkeit des Geräts verhindert mit Vorteil, dass es zu Schäden
am Gerät, der Sockelleiste oder Wänden beziehungsweise Gegenständen kommt.
[0025] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird die Sockelleiste beim Drehen
detektiert, falls eine Kollision des Geräts an der Wand außerhalb eines detektierten
Wandbereichs einschließlich Toleranzbereichs detektiert wird. Vorzugsweise zeichnet
das Gerät während des Ertast-Manövers kontinuierlich seine Position und Ausrichtung
zur Wand auf. Tritt das Softbump-Ereignis auf, so kann das Gerät bestimmen, an welcher
Koordinate die vordere, wandseitige Gehäuseecke sich befindet, womit ein Punkt bestimmt
werden kann, an dem die Kollision stattgefunden hat. Ist dieser Punkt innerhalb des
vordefinierten Toleranzbereichs um eine Linie, die die Wand definiert, so wird davon
ausgegangen, dass das Gerät die Wand ertastet hat und dass keine Sockelleiste an dieser
Wand vorhanden ist. Befindet sich der Punkt dagegen außerhalb des vordefinierten Toleranzbereichs,
so ist von einer vorhandenen Sockelleiste auszugehen.
[0026] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird die Dicke der Sockelleiste
bestimmt durch Auswerten eines Abstandwerts der Kollision von der Wand. Insbesondere
definiert der Abstand des Punktes von der Wand die Dicke der Sockelleiste auf Höhe
des äußersten Punktes des Bumper-Sensors und damit den notwendigen Abstand, den das
Gerät bei zukünftigen Reinigungsfahrten von dieser Wand einzuhalten hat. Da der Verlauf
der Wand durch Messwerte des Lidar-Sensors bekannt ist, kann der Verlauf der ertasteten
Sockelleiste mit Vorteil bereits mit einem einzigen Ertast-Manöver festgelegt werden.
Insbesondere sind keine zwei Koordinatenpunkte notwendig.
[0027] Annahme hierfür ist, dass Sockelleiste und Wand parallel verlaufen. Um diese Annahme
zu validieren, prüft vorzugsweise das Gerät das Vorhandensein der Sockelleiste in
bestimmten Abständen, beispielsweise an weiteren charakteristischen Stellen der gleichen
Wand. Insbesondere prüft das Gerät in vorbestimmten Abständen im Umgebungsbereich
ein Vorhandensein der Sockelleiste und dessen Dicke. Einzelne Abschnitte der Wand
können dabei getrennt voneinander betrachtet und jeweils mit einer eigenen Sockelleiste
in der Umgebungskarte hinterlegt werden.
[0028] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird die ermittelte Dicke der Sockelleiste
an jeglichen detektierten Wänden des Umgebungsbereichs angewandt. Insbesondere wird
die mit dem einmaligen Ertast-Manöver bestimmte Dicke der Sockelleiste auf alle mit
dem Lidar-Sensor detektierten Wänden angewandt, sodass tatsächlich ein einmaliges
Bestimmen der Dicke der Sockelleiste für den gesamten Bodenbearbeitungsbereich ausreichend
ist. Hierbei wird angenommen, dass im gesamten Bodenbearbeitungsbereich jeweils dieselbe
Sockelleiste verlegt ist, sodass die Dicke der Sockelleiste im gesamten Bodenbearbeitungsbereich
nahezu identisch ist. Ein vereinfachtes Bestimmungsverfahren mit lediglich einem ermittelten
Dickenwert ermöglicht sich so mit Vorteil.
[0029] Alternativ wird die ermittelte Dicke der Sockelleiste an vorbestimmten detektierten
Wänden des Umgebungsbereichs angewandt. Beispielsweise wird die Dicke nur an der mit
dem Ertast-Manöver ertasteten Wand oder an allen Wänden des Raumes, in dem das Ertast-Manöver
durchgeführt wurde, angewandt.
[0030] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird an einzelnen Abschnitten der
Wand jeweils ein einmaliges Ertast-Manöver durchgeführt. Insbesondere wird hierzu
der Bodenbearbeitungsbereich in einzelne Wandabschnitte eingeteilt. Beispielsweise
bildet jede gerade geführte Wand einen Wandabschnitt, bis diese abknickt oder eine
Kurve macht. Dadurch können verschiedene Sockelleisten, die eventuell eine unterschiedliche
Dicke aufweisen, und die an den einzelnen Wandabschnitten verlegt sind, detektiert
und berücksichtigt werden. Einzelne Abschnitte der Wand werden dabei insbesondere
getrennt voneinander betrachtet und mit einer eigenen Sockelleiste hinterlegt.
[0031] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform wird die Sockelleiste mit ihrer
Dicke in der Umgebungskarte hinterlegt. Bei zukünftigen Fahrten des Geräts entlang
der einzelnen Wände kann das Gerät so auf die hinterlegten Daten zugreifen und diese
entsprechend weiterverarbeiten.
[0032] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform führt bei einer unvorhergesehenen
Kollision des Geräts in unmittelbarer Nähe einer Wand das Gerät das Ertast-Manöver
an dieser Wand durch. Insbesondere prüft das Gerät die hinterlegten Daten beziehungsweise
ermittelten Dickenwerte betreffend die Sockelleiste, falls sich eine unvorhergesehene
Kollision in unmittelbarer Nähe zu einer Wand ereignet. Hierbei fährt das Gerät gezielt
zu der betroffenen Wand, wiederholt dort das einmalige Ertast-Manöver und überschreibt
insbesondere die bisher ermittelten und hinterlegten Werte mit den nun neu ermittelten
Daten.
[0033] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform führt das Gerät das Ertast-Manöver
nach Nutzerbefehl an einer vorbestimmten Wand durch. Beispielsweise teilt der Nutzer
per App dem Gerät mit, dass sich an einer Wand eine Sockelleiste geändert hat, indem
der Nutzer in der Umgebungskarte entsprechende Wände markiert. Anschließend wird ein
Ertast-Manöver an den markierten Wänden manuell gestartet, sodass das Gerät an den
entsprechenden Wänden die oder das notwendige Ertast-Manöver durchführt.
[0034] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform führt das Gerät in bestimmten Zeitabständen
an Wänden im Umgebungsbereich einmalige Ertast-Manöver durch. Alternativ zum Erfassen
der Sockelleiste ausschließlich bei der Explorationsfahrt kann das Gerät in bestimmten
Zeitabständen einzelne Wände beispielsweise zufällig auf ein unverändertes Vorhandensein
von Sockelleisten prüfen. Vorzugsweise werden derartige spontane Ertast-Manöver durchgeführt,
wenn das Gerät zum Beispiel ohnehin ein Brems- oder Wendemanöver in der Nähe einer
Wand durchführt.
[0035] Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform ist eine Form, insbesondere eine
seitliche Silhouette des Gerätegehäuses, insbesondere eine Unterschale, der Gerätefront
beziehungsweise des Bumper-Sensors an der Gehäuseecke aus den verschiedenen Richtungen
im Wesentlichen identisch. Ermittelt der Bumper-Sensor bei dem Ertast-Manöver eine
Sockelleiste mit einer bestimmten Dicke, dann führt das Gerät vorteilhafterweise bei
nachfolgenden Fahrten im errechneten Abstand entlang der Wand mit anderen Teilen des
Gehäuses keinen Zusammenstoß herbei.
[0036] Weiter betrifft die Erfindung ein mobiles, selbstfahrendes Gerät, auf dem ein Verfahren
wie oben beschrieben ausgeführt wird.
[0037] Jegliche Merkmale, Ausgestaltungen, Ausführungsformen und Vorteile das Verfahren
betreffend finden auch in Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Gerät Anwendung,
und umgekehrt.
[0038] Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden, lediglich Beispiele darstellenden Ausführungen
der Erfindung näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1A:
- eine schematische Ansicht eines Ausführungsbeispiels eines mobilen, selbstfahrenden
Geräts, das zum Betrieb eines erfindungsgemäßen Verfahrens geeignet ist,
- Figur 1 B:
- eine schematische Aufsicht auf das Ausführungsbeispiel des mobilen, selbstfahrenden
Geräts der Figur 1A,
- Figuren 2A - 2C
- jeweils schematische Aufsichten auf das Ausführungsbeispiel des mobilen, selbstfahrenden
Geräts der Figur 1A während des Ertast-Manövers,
- Figur 3
- ein Ablaufdiagramm betreffend ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Verfahrens
zum Erstellen einer Umgebungskarte.
[0039] Figur 1 zeigt eine dreidimensionale Ansicht eines mobilen, selbstfahrenden Geräts
10, insbesondere eines Saugroboters, der ein Gerätegehäuse 1 umfasst, das eine D-Form
aufweist. Insbesondere weist der Gehäusekörper 1 eine vordere gerade Form und eine
hintere runde Form auf. In einem hinteren Bereich ist ein zweiter Sensor 2, insbesondere
ein Lidar-Sensor, auf dem Gehäusekörper insbesondere mittig platziert. Mit dem Lidar-Sensor
kann der Saugroboter eine horizontale Ebene etwa 10 cm über dem Boden mit einem 360°-Sichtfeld
vermessen. Insbesondere werden mit dem Lidar-Sensor Wände, Hindernisse und andere
Gegenstände erkannt und in einer Umgebungskarte integriert.
[0040] Aufgrund der meist geringen Höhe von Sockelleisten können diese jedoch nicht vom
Lidar-Sensor detektiert beziehungsweise erkannt werden. Um Hindernisse und Gegenstände
in geringer Höhe von insbesondere weniger als 10 cm über dem Boden zu detektieren,
findet ein erster Sensor 3, beispielsweise ein Anstoßsensor, insbesondere ein Bumper-Sensor,
Verwendung. Dieser ist hinter einer Stoßstange an der geraden Front des Saugroboters
platziert. Bei Kontakt der Stoßstange mit Objekten, Gegenständen und Hindernissen
werden Bumper-Sensoren, also kleine Tastsensoren aktiviert, die auf eine Kollision
hinweisen.
[0041] Figur 1B zeigt, wie eine Wanddetektionsfahrt zum Beispiel während einer Explorationsfahrt
des Saugroboters abläuft. Befährt der Saugroboter einen Wandabschnitt das erste Mal,
so hält dieser zunächst genügend Abstand zu der mittels des Lidar-Sensors erkannten
Wand. Der Abstand d
M vom Mittelpunkt des Gerätegehäuses zur Wand ist dabei abhängig von einem Umkreisradius
r des Saugroboters, und ist insbesondere kleiner als der Umkreisradius r des Saugroboters.
[0042] Figuren 2A bis 2C zeigen verschiedene Verfahrensschritte des Ertast-Manövers zum
Ermitteln einer vorhandenen Sockelleiste und deren Dicke. In Figur 2A fährt der Saugroboter
in einem Mindestabstand d
A zur detektierten Wand 5. An einer charakteristischen Stelle, etwa mittig zwischen
Türöffnungen, bleibt der Saugroboter stehen und startet das Ertast-Manöver. Dazu dreht
sich der Saugroboter langsam mit minimaler Geschwindigkeit auf die Wand zu, sodass
die Front des Saugroboters und mit dieser der Bumper-Sensor 3 des Saugroboters zur
Wand bewegt wird (Figur 2B). Die Drehgeschwindigkeit des Saugroboters wird dabei so
gewählt, dass sich eine Gehäuseecke 6 des Saugroboters mit nur etwa 1mm/s bis 15mm/s
auf die Wand 5 zubewegt.
[0043] Der Mindestabstand d
A zur detektierten Wand 5 ist dabei so gewählt, dass der Saugroboter einerseits einen
möglichst großen Abstand zur Wand 5 einnimmt, um versehentliche Kollisionen während
der Anfahrt zu vermeiden. Andererseits ist der Mindestabstand d
A zur detektierten Wand 5 maximal so groß gewählt, dass die vordere Gehäuseecke 6 bei
der Drehung des Saugroboters sicher an der Wand 5 anstößt.
[0044] Ist an der Wand 5 eine Sockelleiste 4 vorhanden, so löst die stattfindende Kollision
7 ein Softbump-Ereignis aus (Figur 2C), das heißt ein gezieltes Anstoßen an der Wand
5 bei niedriger Geschwindigkeit des Saugroboters. Diese Kollision 7 ist für einen
Nutzer kaum hörbar. Die deutlich reduzierte Drehgeschwindigkeit des Saugroboters verhindert
dabei, dass es zu Schäden am Saugroboter 10, der Sockelleiste 4 oder der Wand 5 kommt.
[0045] Der Saugroboter zeichnet während des Ertast-Manövers kontinuierlich seine Position
und Ausrichtung zur Wand 5 auf. Tritt das Softbump-Ereignis auf, so kann bestimmt
werden, wo die Gehäuseecke ist, womit der Kollisionspunkt bestimmt werden kann, an
dem die Kollision 7 stattfindet. Ist dieser Punkt innerhalb eines vordefinierten engen
Toleranzbereichs um die Linie, die die Wand 5 definiert, so wird davon ausgegangen,
dass keine Sockelleiste an der Wand vorhanden ist. Befindet sich dagegen der Punkt
außerhalb des vordefinierten Toleranzbereichs, wird von dem Vorhandensein einer Sockelleiste
ausgegangen. Der Abstand des Punktes von der Wand definiert die Dicke der Sockelleiste
auf Höhe des äußersten Punktes des Bumpers und damit den notwendigen zusätzlichen
Abstand, den der Saugroboter bei zukünftigen Reinigungsfahrten von dieser Wand einzuhalten
hat.
[0046] Da der Verlauf der Wand 5 schon durch die detektierten Werte des Lidar-Sensors bekannt
ist, kann der Verlauf der Sockelleiste bereits mit einem einzelnen Ertast-Manöver
bestimmt werden. Die Sockelleiste mit ihrer ermittelten Dicke wird parallel entlang
der detektierten Wand geführt. Falls vom Nutzer erwünscht, kann der Saugroboter das
Vorhandensein der Sockelleiste in bestimmten Abständen prüfen, etwa an weiteren charakteristischen
Stellen der gleichen Wand. Einzelne Abschnitte einer Wand werden vorzugsweise getrennt
voneinander betrachtet und jeweils mit einem separaten Ertast-Manöver ertastet und
insbesondere mit einer separaten Sockelleiste in der Umgebungskarte hinterlegt.
[0047] In Figur 3 ist ein Ablaufdiagramm eines Verfahrens zum Erstellen einer Umgebungskarte
gezeigt, bei dem lediglich ein einziges Ertast-Manöver mit einem Saugroboter Anwendung
findet, wie es in Zusammenhang mit den Figuren 1 und 2 beschrieben ist.
[0048] In Schritt 101 führt der Saugroboter eine Explorationsfahrt durch, bei der unter
anderem Wände des zu reinigenden Umgebungsbereichs mit dem Lidar-Sensor detektiert
und in die Umgebungskarte eingezeichnet werden. In einem nächsten Schritt 102 nähert
sich der Saugroboter einer detektierten Wand in einem sicheren Abstand an, insbesondere
in einem Abstand, bei dem eine versehentliche Kollision mit der Wand beziehungsweise
einer eventuell daran angebrachten Sockelleiste auszuschließen ist. Als nächstes führt
der Saugroboter an dieser Wand ein Ertast-Manöver aus. Hierzu dreht der Saugroboter
in Schritt 103 seine Front mit dem daran integrierten Bumper auf die detektierte Wand
zu, bis der Bumper-Sensor ausgelöst wird. Im Schritt 104 bestimmt der Saugroboter
die Koordinaten des Kollisionspunktes anhand seiner Position und Orientierung in der
erstellten Umgebungskarte. Anhand des Kollisionspunktes prüft der Saugroboter in Schritt
105 das Vorhandensein einer Sockelleiste an der Wand basierend auf einem Toleranzbereich
entlang der detektierten Wand, und ermittelt bei Vorhandensein einer Sockelleiste
deren Dicke. Im Schritt 106 speichert der Saugroboter die ermittelte Dicke der Sockelleiste
zumindest für den gesamten Wandabschnitt, vorzugsweise für jegliche Wände des Umgebungsbereichs,
als neuen Mindestabstand zur Wand in der Umgebungskarte ab. Anschließend setzt der
Saugroboter in Schritt 107 seine Explorationsfahrt fort.
1. Verfahren zum Erstellen einer Umgebungskarte eines Umgebungsbereichs für den Betrieb
eines mobilen, selbstfahrenden Geräts (10), insbesondere Bodenreinigungsgeräts wie
einen Saug- und/oder Kehr- und/oder Wischroboter, mit den Verfahrensschritten:
- Durchführen einer Explorationsfahrt mit dem Gerät (10) im Umgebungsbereich zum Erstellen
der Umgebungskarte,
- Annähern des Geräts (10) an eine detektierte Wand (5) während der Explorationsfahrt,
- Detektieren einer Sockelleiste (4) der detektierten Wand (5) durch einen ersten
Sensor (3) mit einem einmaligen Ertast-Manöver, und
- Bestimmen der Dicke (ds) der Sockelleiste (4).
2. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Wand (5) durch einen
zweiten Sensor (2), insbesondere einen Lidar-Sensor, detektiert wird, und wobei der
erste Sensor (3) ein Bumper-Sensor ist.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Sockelleiste (4) durch
ein gezieltes Anfahren der Wand (5) detektiert wird, und wobei beim Ertast-Manöver
das Gerät (10) einmalig an die Wand (5) anfährt.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Ertast-Manöver durch
ein gezieltes Drehen des Geräts (10) gegen die Wand (5) durchgeführt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei eine Drehgeschwindigkeit zwischen einschließlich
1 mm/s und einschließlich 15 mm/s liegt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, wobei die Sockelleiste (4) beim Drehen detektiert wird,
falls eine Kollision (7) des Geräts (10) an der Wand (5) außerhalb eines detektierten
Wandbereichs einschließlich eines Toleranzbereichs detektiert wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei die Dicke (ds) der Sockelleiste (4) durch Auswerten
eines Abstandwerts der Kollision (7) von der Wand (5) bestimmt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die mit dem einmaligen Ertast-Manöver
ermittelte Dicke (ds) der Sockelleiste (4) an jeglichen detektierten Wänden (5) des
Umgebungsbereichs angewandt wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Gerät (10) in vorbestimmten
Abständen im Umgebungsbereich ein Vorhandensein der Sockelleiste (4) und dessen Dicke
(ds) prüft.
10. Verfahren nach einem der vorhandenen Ansprüche, wobei an einzelnen Abschnitten der
Wand (5) jeweils ein einmaliges Ertast-Manöver durchgeführt wird.
11. Verfahren nach einem der vorhandenen Ansprüche, wobei die Sockelleiste (4) mit ihre
Dicke (dS) in der Umgebungskarte hinterlegt wird.
12. Verfahren nach einem der vorhandenen Ansprüche, wobei bei einer unvorhergesehenen
Kollision des Geräts (10) in unmittelbarer Nähe zu einer Wand (5) das Gerät (10) das
Ertast-Manöver an dieser Wand (5) durchführt.
13. Verfahren nach einem der vorhergesehenen Ansprüche, wobei das Gerät (10) das Ertast-Manöver
nach Nutzerbefehl an einer vorbestimmten Wand (5) durchführt.
14. Verfahren nach einem der vorhergesehenen Ansprüche, wobei das Gerät (10) in bestimmten
Zeitabständen an Wänden (5) im Umgebungsbereich einmalige Ertast-Manöver durchführt.
15. Mobiles, selbstfahrendes Gerät (10), mit dem ein Verfahren nach einem der vorhergehenden
Ansprüche ausführbar ist.