[0003] In der
US 2017/0144202 A1 (Anmelder: The board of trustees of the University of Illinois,
Prioritätstag: 17. Februar 2009) werden superhydrophobe Filme gezeigt, die eine selektive Kontrolle der hydrophoben
Eigenschaften durch Biegung des Films zeigen, indem durch das Verbiegen der Abstand
zwischen benachbarten Makrostrukturen variiert wird. Es werden Auswirkungen unterschiedlicher
Abstände zylindrischer Mikrostrukturen auf den Benetzungswinkel diskutiert. Als Herstellungsverfahren
wird Aushärten von Kunststoffen in lithografisch hergestellten Formen beispielhaft
erläutert.
[0004] Die Literatur befasst sich kaum mit den Eigenschaften erhabener oder gekrümmter Oberflächen,
die superhydrophobe Eigenschaften haben sollen. Meist werden nur flache Objekte besprochen.
Eine Ausnahme bildet die
US 2012/0177881 A1 (Erfinder: Sen Yung Lee et. Al, Prioritätstag 11. Januar 2011) in der eine superhydrophobe Mikrostruktur auf einem Basiskörper mit mehreren Hervorstehungen
unterschiedlicher Höhe offenbart wird und Möglichkeiten zur Massenfertigung wie Prägen
und Mikro/Nano Imprint Lithographie vorgeschlagen werden, die Entlüftungsprobleme
vermeiden sollen.
[0005] In der
US 2019/ 0 212 859 A1 (Erfinder: Michael Milbocker und Lucas Bluecher) wird in einem Ausführungsbeispiel eine Verschränkung von Touchscreenmodulen beschrieben.
Ein gekachelter Aufbau einer Vielzahl strukturierter Elemente ist in einer ersten
Hierarchieebene, die über Verschränkung von Scherkräften die Touchscreeneigenschaft
bewirkt, vorgesehen. Nur als zweite Hierarchieebene mit einer kleineren Struktur dient
als hydrophobe Oberfläche. Dieser hierarchische Aufbau der Strukturelemente hat den
Nachteil, dass ab der zweiten Hierarchieebene, die für die hydrophoben Eigenschaften
verantwortlich ist der Aufbau komplex wird und keine einfachen Wiederholungen der
Strukuren der zweiten Hierarchieebene möglich sind. In der
US 2019/ 0 1333 222 A1 (Erfinder: Michael Milbocker und Lucas Bluecher) werden verschiedene Dimensionen der Elemente eines ähnlichen hierarchischen Aufbaus
von Strukturelementen beschrieben. Auch hier sind die Strukturen der zweiten Hierarchieebene
komplex und nicht durch einfache Wiederholung von Modulen erzeugbar.
[0006] In der
DE 10 2014 119 470 A1 wird eine strukturierte Oberfläche beschrieben, die Adhäsionskräfte zu dieser Fläche
stufenweise schaltbar gestaltet. Die Kontaktierung von Flüssigkeiten wird im dort
beschriebenen Herstellungsverfahren ausgenutzt spielt aber ansonsten keine Rolle.
[0007] Der Offenbarungsgehalt dieser Druckschriften wird in diese Anmeldung einbezogen.
[0008] Es kann zwischen unterschiedlichen Effekten unterschieden werden, die auf hydrophoben
Eigenschaften eines Materials mit Mikrostrukturen basieren. Zum einen kann durch das
Abperlen großer Flüssigkeitstropfen ein selbstreinigender Effekt erzielt werden, zum
anderen kann die Kondens- und Nebelbildung auf mit Mikrostrukturen versehenen Oberflächen
vermieden werden, um so den Beschlag und die Beeinträchtung von Sichtverhältnissen
durch die behandelten Flächen hindurch oder in Reflexion an diesen zu verhindern.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine superhydrophobe Struktur zu schaffen,
die einfach mittels Massenfertigung herstellbar ist, die leicht entformbar ist und
die sich einfach replizieren lässt und modular aufgebaut ist.
[0010] Diese Aufgabe wird durch ein Bauteil gemäß Anspruch 1 gelöst. Die Verwendungsmöglichkeiten
eines solchen Bauteils werden in Anspruch 11 aufgezeigt. Anspruch 12 beschreibt ein
Verfahren zur Herstellung. Weitere Aspekte der Erfindung werden in den abhängigen
Ansprüchen erörtert.
[0011] Hydrophobe Strukturen bilden zu einem Wassertropfen einen Benetzungswinkel größer
als 90°. Als superhydrophob sind Strukturen definiert, auf denen ein Wassertropfen
einen Benetzungswinkel größer als 105° bilden. Als Benetzungswinkel wird derjenige
Winkel bezeichnet, den die Oberfläche eines Flüssigkeitstropfens mit der Oberfläche
eines Feststoffs bildet. Dabei wird wobei das mit Flüssigkeit befüllte Tropfenvolumen
vom Benetzungswinkel eingeschlossen.
[0012] Ein erfindungsgemäßes Bauteil weist einen Grundkörper auf. Der Grundkörper kann beispielsweise
eine Folie, ein durchsichtiges und/oder ein reflektierendes Objekt sein. Bei makroskopischer
Betrachtung ist der Grundkörper vorzugsweise näherungsweise flach. Das heißt, eine
Ausdehnung des Grundkörpers in eine Raumrichtung ist um mindesten den Faktor 5 kleiner
als eine Ausdehnung in die beiden anderen Raumrichtungen. Die beiden Raumrichtungen,
in denen die Ausdehnung des Grundkörpers am größten ist, spannen eine Haupterstreckungsebene
auf. Im Falle einer aufgerollten Folie oder einer sonstigen aufgerollten Fläche bezieht
sich der Begriff Haupterstreckungsebene auf den abgerollten flachen Zustand. Als z-Richtung
wird in dieser Anmeldung die Richtung senkrecht zur Haupterstreckungsebene angesehen.
Einen Nullpunkt der z-Achse bildet das Minimum aus allen Schnittkanten der Mikrostrukturelemente
mit dem Grundkörper. Zur Suche eines Ursprungs in Z-Richtung kann also wie folgt vorgegangen
werden: Man sucht eine Oberfläche, die in einer Richtung also zum Beispiel einer x
- Richtung uneben ist, wird hier als gekrümmt bezeichnet, eine Oberfläche, die in
zwei Richtungen also in x und y- Richtung uneben ist, wird als gewölbt bezeichnet.
[0013] Senkrecht zur Haupterstreckungsebene erheben sich aus dem Grundkörper eine Vielzahl
von Mikrostrukturelementen oder bilden alternativ Vertiefungen im Grundkörper. Diese
Mikrostrukturerlemente erhöhen den Kontaktwinkel zu einem Flüssigkeitstropfen insbesondere
zu einem Wassertropfen und verleihen dem erfindungsgemäßen Bauteil so superhydrophobe
Eigenschaften.
[0014] Zur Vermeidung scharfer Kanten sind die Mikrostrukturelemente räumlich voneinander
getrennt. Sie bilden also keine zusammenhängende Einheit. Mit Verrundungen lässt sich
das erfindungsgemäße Bauteil einfacher und in stabiler Form in einem Zweiphotonenpolymerisationsprozess,
der weiter unten beschrieben wird, herstellen.
[0015] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass das Bauteil modular aufgebaut ist, also mehrere
Einzelelemente wie nach dem Baukastenprinzip zusammengefügt. Die Einzelelemente sind
also für sich genommen gleich aufgebaut und bilden durch ihre mehrfache aneinandergereihte
Wiederholung das erfindungsgemäße Bauteil. Es ist für den modularen Aufbau eines erfindungsgemäßen
Bauteils von Vorteil, wenn die sich wiederholenden Einzelelemente für sich genommen
möglichst einfach aufgebaut sind. Beispielsweise kann auf Substrukturen der Mikrostrukturelemente
verzichtet werden. Außerdem kann die Anzahl der einzelnen Mikrostrukturelemente auf
einem Einzelelement begrenzt werden. Bevorzugt weist ein Einzelelement weniger als
fünfzehn einzelne Mikrostrukturelemente auf, besonders bevorzugt weniger als zehn.
Auch dadurch, dass eine sich wiederholende periodische Funktion zur Abbildung von
Unterschieden der vom Grundkörper entfernten Enden der Mikrostrukturelemente in z-Richtung
gewählt wird, wird dieser modulare Aufbau begünstigt. Die unterschiedlichen Abstände
der Enden der Mikrostrukturelemente in z-Richtung vergrößern den Kontaktwinkel der
Flüssigkeitstropfen, verstärken die wasserabweisende Wirkung und verringern die Kontaktfläche
zwischen Tropfen und Mikrostrukturelementen.
[0016] Die Mikrostrukturelemente können eine oder mehrere Formen annehmen, ausgewählt aus
der Gruppe zylindrischer oder kegel(stumpf)förmiger Strukturen oder die Form eines
sich senkrecht zur Haupterstreckungsebene ausdehnenden Polygons aufweisen. Die Mikrostrukturelemente
können in ihrem Verlauf senkrecht zur Haupterstreckungsebene einen konstanten Durchmesser,
bzw. eine konstante laterale Abmessung aufweisen oder sich verjüngen. Sich verjüngende
Strukturen haben den Vorteil, dass sie sich beim Prägen oder Spritzprägen leichter
entformen lassen. Beispiele hierfür sind zylinderförmige Säulen oder spitz pyramidal
zulaufende Nadeln. Mit spitz zulaufenden Strukturen ist ein noch größerer Benetzungswinkel
möglich sofern nicht die Oberflächenspannung des Tropfens zerstört wird. Strukturen,
bei denen die laterale Abmessung in z-Richtung konstant ist, weisen eine größere Stabilität
auf. Zylindrische oder kegelförmige Strukturen lassen sich durch die Symmetrie einfacher
herstellen. Strukturen mit einer polygonalen Projektion in die Haupterstreckungsebene,
insbesondere mit einer rechteckigen schachbrettartigen Grundstruktur, haben den Vorteil,
dass negative Abformungen gleich aussehen wie positive Formen. Das heißt, anders als
bei zylinderförmigen Mikrostrukturelementen werden im Negativ aus Erhebungen zwar
auch Löcher, jedoch wird das Schachbrettmuster beibehalten. Dies ist besonders von
Vorteil, wenn genau eine hälftige Aufteilung einer Grundfläche in der Haupterstreckungsebene
zwischen den Erhebungen der Mikrostrukturelemente und den Tälern erzielt werden soll,
die dann auch im Negativ beibehalten wird.
[0017] Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung haben alle Mikrostrukturelemente die gleiche
Höhe, die als Ausdehnung zwischen dem Berührpunkt zum Grundkörper und dem vom Grundkörper
entfernten Ende definiert ist, enden aber aufgrund einer Krümmung oder Wölbung einer
Oberfläche des Grundkörpers in einem unterschiedlichen Höhenabstand zur Haupterstreckungsebene,
also an einem unterschiedlichen Punkt in z- Richtung, die senkrecht zur Haupterstreckungsebene
verläuft. Die Krümmung bzw. Wölbung der Oberfläche lässt sich als periodische Funktion
beschreiben. Beispiele für solche Funktionen sind im einfachsten Fall sinusförmige
Oberflächen. Da sich gemäß dem Satz von Fourier alle periodischen Funktionen als Reihen
von Sinus-Funktionen darstellen lassen, und die Beschränkungen dann in der Herstellung
liegen, sind selbstverständlich auch Oberwellen mitgemeint. Die Mikrostrukturelemente
befinden sich auf unterschiedlichen Phasenlagen der gekrümmten Oberfläche. Hierbei
wird die Änderung des Grundkörpers über den Durchmesser des Mikrostrukturelements
bei der Messung der Höhe vernachlässigt. In der Herstellung ist dies durch die 3-d-Druck
ähnliche Zweiphotonenpolymerisation allerdings ausgeglichen.
[0018] Gemäß einer anderen Ausführungsform der Erfindung werden unterschiedliche Endpunkte
auf einer ebenen Oberfläche des Grundkörpers durch unterschiedliche Höhen der Mikrostrukturelemente
erzielt. Dies kann zum Beispiel durch individuelle Herstellung jedes einzelnen Mikrostrukturelements
auf dem Grundkörper, beispielsweise mittels Zweiphotonenpolymerisation realisiert
werden. So können die Mikrostrukturelemente mit einer sinusförmigen Höhenverteilung
über dem Grundkörper angebracht sein. Die Mikrostrukturelemente unterscheiden sich
in ihrer Höhe um die Phasenlage auf dem Grundkörper. Die Höhe folgt also einer periodischen
Funktion, insbesondere einer Sinusfunktion. Hierbei kann es sich auch um eine Funktion
f(x,y) handeln, die sich in zwei Raumrichtungen periodisch wiederholt. Wenn die Wellenlängen
in x- und y- Richtung unterschiedlich sind, kann eine Vorzugsrichtung festgelegt werden,
in der die Flüssigkeitstropfen abperlen sollen.
[0019] Gemäß einem Aspekt der Erfindung ist die laterale Abmessung der Mikrostrukturelemente
zwischen 2 µm und 10 µm. Als laterale Abmessung ist die größte Ausdehnung eines Mikrostrukturelements
in einer zur Haupterstreckungsebene komplanaren Ebene definiert. Sofern nichts anderes
erwähnt wird, ist die laterale Abmessung in der mittleren Höhe der Schnittkante des
Mikrostrukturelements mit der Oberfläche des Grundkörpers gemeint. Im Falle von zylindrischen,
säulenartigen Mikrostrukturelementen ist mit dem Begriff "laterale Abmessung" der
Durchmesser gemeint, im Falle rechteckiger Mikrostrukturelemente die größte Kantenlängen.
[0020] Zur Erzielung des wasserabweisenden Effekts haben sich Höhen der Mikrostrukturelemente
zwischen 8 µm und 20 µm als geeignet herausgestellt. Besonders geeignet sind Höhen
um 10 µm, die ggf. um die Amplitude der sich periodisch wiederholenden Funktion variieren.
[0021] Die Mikrostrukturelemente haben untereinander einen Abstand zwischen 1 und 30 µm,
vorzugsweise einen Abstand zwischen 8 und 15 µm besonders bevorzugt einen Abstand
von 10 µm. Als Abstand zwischen zwei Mikrostrukturelementen ist die kürzeste laterale
Entfernung entlang eines Vektors der in der Haupterstreckungsebene liegt, also zum
Beispiel entlang des x- oder y- Vektors oder entlang einer Linearkombination daraus,
zwischen zwei Kanten, die die jeweiligen Mikrostrukturelemente mit der Oberfläche
des Grundkörpers bilden, definiert. Gemäß einem Aspekt kann bei Abständen zwischen
5 und 30 µm ein selbstreinigender Effekt erzielt werden, indem abperlende Flüssigkeitstropfen,
die an den Rand des Bauteils geleitet werden, Schmutzpartikel mitreißen. Bei geringeren
Abständen zwischen den Mikrostrukturelementen zwischen 1 µm und 5 µm kann die Kondensbildung
durch Nebeltröpfchen noch effektiver verhindert werden, indem sich bildende Nebeltröpfchen
durch die engeren Abstände auseinandergerissen werden und dann durch die hydrophoben
Eigenschaften schnell von dem Bauteil heruntergedrängt werden. Noch stärker lässt
sich dieser Effekt ausnutzen, wenn die Mikrostrukturelemente als Negativ, also als
Vertiefungen, ausgebildet sind. Allerdings ist in dieser Konfiguration die Mitnahme
größerer Schmutzpartikel stark eingeschränkt.
[0022] Die Abstände zwischen den Mikrostrukturelementen variieren gemäß einer Ausführungsform.
Dies kann zum Beispiel durch einen vorgegebenen mittleren Abstand und eine vorgegebene
Standardabweichung des Abstands realisiert werden. Die Abstände sind dann normalverteilt
und statistisch. Die Abstände der Mikrostrukturelemente können auch eine Gradientenstruktur
aufweisen zum Beispiel an einem Rand des Bauteils größere Werte haben als an einem
davon entfernten Ende. Dadurch können sich Wassertropfen gezielt in eine Richtung
ablenken lassen. Auch andere gezielte und definierte Distributionen der Mikrostrukturelemente
sind denkbar.
[0023] Materialien, aus denen erfindungsgemäße Bauteile gefertigt werden sind beispielsweise
PMMA, ACRYL, PP, PE-HD oder PEEK.
[0024] Ein konkretes Beispiel für die Parameter eines erfindungsgemäßen Bauteils ist ein
sinusförmig gewölbtem Grundkörper mit einer Wellenlänge von 30 µm und einer Krümmungsamplitude
von 3 µm mit säulenartigen zylindrischen Mikrostrukturelementen, die im Abstand von
10 µm angeordnet sind und einen über die Höhe konstanten Durchmesser von 5 µm aufweisen.
In diesem Beispiel beträgt der Unterschied zwischen der Höhe zweier benachbarter Mikrostrukturelemente
bis zu 3 µm.
[0025] Erfindungsgemäße Bauteile können beispielsweise als Folien, auf optischen Elementen
zum Beispiel im Straßenverkehr oder für Duschkabinen oder in feuchten Umgebungen verwendet
werden.
[0026] Zur Herstellung des modularen Bauteils ist erfindungsgemäß vorgesehen, mehrere Einzelelemente
bereitzustellen, die Einzelelemente in einem Muster anzuordnen und diese dann zusammenzufügen.
[0027] Ein mögliches Verfahren zur Herstellung der Einzelelemente, bzw. eines Masters für
die Einzelelemente, die repliziert werden sollen, ist die Zwei Photonen-Lithographie
oder Zwei-Photonen-Polymerisation. Dabei wird ausgenutzt, dass für eine Frequenzverdoppelung
einer Anregungsquelle zum Beispiel eines Lasers im sichtbaren oder nahinfraroten Spektralbereich
sehr hohe Intensitäten bzw. eine sehr große Photonendichte erforderlich ist. Diese
Photonendichte wird nur im Fokus eines ultrakurzen Laserpulses im Femtosekundenbereich
erreicht. Anstatt dass das Harz im gesamten Lichtweg aushärtet ist es so möglich,
dass sich die Aushärtung punktgenau konzentriert. An den nicht ausgehärteten Stellen,
also an den Stellen an denen die notwendendige Intensität, die zur Erzeugung der Resonanzfrequenz
des Photoinitatiors, also einer Chemikalie, die durch den Laserpuls angeregt oder
ionisiert wird und so den Polymerisationsprozess startet, erforderlich ist, nicht
erreicht wurde, wird das nicht ausgehärtete Monomer durch Spülen beispielsweise mit
Ethanol entfernt. Dadurch ist es möglich, die Mikrostrukturelemente in unterschiedlicher
Höhe mit der erforderlichen Genauigkeit auszubilden. Anlagen und Monomere sowie Photoinitiatoren
zur Durchführung der Zwei-Photonen-Polymerisation sind kommerziell erhältlich.
[0028] Auch können aus mittels Zwei-Photonen-Polymersiation hergestellten Einzelelementen
durch metallische Beschichtung und ein- oder mehrfache galvanische Abformung sowohl
positive als auch negative Formen hergestellt werden, aus denen dann Einzelelemente
mittels Prägen, Spritzprägen oder über Nanoimprintverfahren hergestellt werden können.
Es sind auch Rolle-zu-Rolle Verfahren denkbar, in denen die Einzelelemente wiederholt
auf einer Walze aufgebracht sind und im Negativ auf ein Substrat z.B. eine Folie oder
deren noch nicht ausgehärtete Monomere, aber nach Initiation der Polymerisation, übertragen
wird. Die Übertragung der Mikrostrukturen auf ein flüssiges Substrat, also auf noch
nicht ausgehärtete Polymere kann auch mit einem festen Rahmen erfolgen.
[0029] Im Falle einer Walze bzw. Rolle wird die Haupterstreckungsebene durch den Vektor
der Walzen- bzw. Rollenachse und einem tangentialen Vektor an einer Auflagelinie der
Walze aufgespannt. Die Haupterstreckungsebene ist also quasi auf der Walze zu einer
Haupterstreckungfläche aufgerollt.
[0030] Die Walze kann gemäß einer Ausführungsform in einer z-Richtung senkrecht zu der Haupterstreckungsebene
bewegt werden. Die Bewegung kann mittels eines Linearmotors ausgeführt werden. Die
Bewegung kann so erfolgen, dass eine bereits vorhandene Krümmung ausgeglichen wird.
Die Bewegung der Walze kann so Höhenunterschiede verstärken.
[0031] Die in den Figuren dargestellten Beispiele stellen verschiedene Ausführungsformen
ohne Beschränkung der Allgemeinheit der Erfindung dar.
[0032] Es zeigen jeweils in mehreren Ansichten:
Fig. 1 ein einzelnes Modul eines erfindungsgemäßen Elements.
Fig. 2 zu einem erfindungsgemäßen Element zusammengesetzte Module
Fig. 3 eine negative Abformung eines erfindungsgemäßen Elements mit einer sinusförmig
gekrümmten Oberfläche des Grundkörpers
Fig. 4 eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Elements mit einem flachen Grundkörper
und abgerundeten kegelförmigen Mikrostrukturelementen, deren Höhe einer Sinusfunktion
folgt.
Fig. 5 eine negative Abformung eines erfindungsgemäßen Elements nach Figur 4
Fig. 6 eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Elements zur Erzielung einer Anti-Fog-Wirkung.
Fig. 7 eine negative Abformung eines erfindungsgemäßen Elements nach Figur 6
Fig. 8 eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Elements mit einer in zwei Richtungen
gewölbten Oberfläche des Grundkörpers.
Fig. 9 eine negative Abformung eines erfindungsgemäßen Elements nach Figur 8
[0033] In Figur 1 ist ein Einzelelement 13 eines erfindungsgemäßen Bauteils in zwei unterschiedlichen
Ansichten dargestellt. Das Einzelelement 13 hat einen Grundkörper 3 mit einer in einer
Richtung sinusförmig gekrümmten Oberfläche 7. Von der Makrostruktur betrachtet ist
der Grundkörper 3 näherungsweise flach. Es kann eine Haupterstreckungsebene 11 festgelegt
werden, hier zum Beispiel die ebene Oberfläche auf einer der gekrümmten Oberfläche
7 abgewandten Seite des Grundkörpers 3. Auf dem Grundkörper sind mehrere Mikrostrukturelemente
5 in regelmäßigen Abständen 25 voneinander angeordnet. Diese Abstände betragen beispielsweise
15 µm.
[0034] Wird die Sinuskurve über eine Wellenlänge 15 gemittelt, so verläuft diese Mittellinie
parallel zur Haupterstreckungsebene 11. Die einzelnen Mikrostrukturelemente 5 verlaufen
entlang eines Normalenvektors dieser Haupterstreckungsebene 11. Die Mikrostrukturelemente
5 sind in einer unterschiedlichen Phasenlage 17 angeordnet. Die Abstände 21 der Endflächen
der Mikrostrukturelemente 5 von der Haupterstreckungsebene 11 unterscheiden sich um
die Differenz 27.
[0035] Der Einfachheit halber ist nur eine sinusförmige Krümmung 9 in einer Dimension dargestellt.
Selbstverständlich sind auch Krümmungen und Wölbungen in zwei Dimensionen möglich,
insbesondere wenn man mehr als zwei unterschiedliche Abstände der Enden der Mikrostrukturelemente
von der Haupterstreckungsebene vorgeben möchte.
[0036] In Figur 2 wird gezeigt, wie mehrere Einzelelemente 13 ein erfindungsgemäßes Bauteil
1 bilden. Im Rahmen ist ein Einzelelement 13 abgegrenzt. Der Grundkörper 3 bildet
eine nahtlose Einheit. Die Haupterstreckungsebene 11 verläuft durchgehend.
[0037] In Figur 3 ist eine negative Abformung eines erfindungsgemäßen Einzelelements 113
mit einer sinusförmig gekrümmten Oberfläche des Grundkörpers dargestellt. Ein Wassertropfen
wird an den Stellen , an denen Material vorhanden ist, abgeleitet. Die Oberflächenspannung
des Wassers verhindert, dass der Flüssigkeitstropfen in die als Poren ausgestalteten
Mikrostrukturelemente fließt.
[0038] Fig. 4 zeigt eine Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Einzelelements 213 mit
einem flachen Grundkörper 203 und abgerundeten kegelförmigen Mikrostrukturelementen
205, deren Höhe 219 einer Sinusfunktion folgt. Diese Ausführungsform zeigt eine selbstreinigende
Wirkung, da der Wassertropfen von der Oberfläche abgewiesen und von der Oberfläche
des erfindungsgemäßen Bauteils über eine Kante 229 weggeleitet wird und als Tropfen
Schmutzpartikel mitnimmt. Die unterschiedlichen Höhen und die Abrundungen der Mikrostrukturelemente
vergrößern den Kontaktwinkel zusätzlich.
[0039] Figur 5 ist eine negative Abformung des erfindungsgemäßen Einzelelements aus Figur
4.
[0040] In Figur 6 ist ein erfindungsgemäßes Einzelelement 313 dargestellt, bei dem die Mikrostrukturelemente
305 kegelförmig ausgebildet sind und sich auf einer sinusförmig gewölbten Oberfläche
307 des Grundkörpers 303 befinden. Die in Figur 7 dargestellte negative Form zu Figur
6 ist besonders geeignet zur Vermeidung von Nebelbildung, da sich bildende Tröpfchen
zerrissen werden.
[0041] Die Figuren 8 und 9 stellen in positiver bzw. negativer Abformung eine Ausführungsform
der Erfindung dar, in der die Oberfläche des Grundkörpers in zwei Richtungen sinusförmig
gewölbt ist.
Bezugszeichenliste
[0042]
1 |
Bauteil |
3, 203, 303 |
Grundkörper |
5, 205, 305 |
Mikrostrukturelement |
7, 307 |
Oberfläche |
9 |
Krümmung |
11 |
Haupterstreckungsebene |
13, 113, 213, 313 |
Einzelelement |
15 |
Wellenlänge |
17 |
Phasenlage |
19, 219 |
Höhe |
21 |
Abstand in z -Richtung |
23 |
Durchmesser |
25 |
Abstand (Pitch) |
27 |
Differenz |
229 |
Kante |
1. Bauteil (1) umfassend einen Grundkörper (3, 203, 303), der entlang einer Haupterstreckungsebene
(11) verläuft, und mehrere
Mikrostrukturelemente (5, 205, 305), die sich in einem Winkel zwischen 89° und 91°
bevorzugt senkrecht zu der Haupterstreckungsebene (11) erheben oder in einem Winkel
zwischen 89° und 91° bevorzugt senkrecht zur Haupterstreckungsebene Vertiefungen bilden,
dadurch gekennzeichnet, dass die Mikrostrukturelemente (5, 205, 305) räumlich voneinander getrennt sind und die
Mikrostrukturelemente (5, 205, 305) in mindestens zwei verschiedenen Entfernungen
von der Haupterstreckungsebene (11), die einer sich periodisch wiederholenden Funktion,
insbesondere einer Sinusfunktion, folgen, enden und wobei das Bauteil modular in mehreren
wiederholbaren Einzelelementen (13, 113, 213) aufgebaut ist.
2. Bauteil (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Grundkörper (3, 303) mindestens eine einer sich periodisch wiederholenden Funktion
insbesondere sinusförmig gekrümmte oder gewölbte, Oberfläche (7, 307) aufweist, auf
der sich die Mikrostrukturelemente (3, 305) in mindestens zwei unterschiedlichen Phasenlagen
(17) befinden und die Mikrostrukturelemente (3, 305) für sich genommen die gleiche
Höhe (19) haben.
3. Bauteil (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sich alle Mikrostrukturelemente (205) auf einer ebenen Fläche parallel zur Haupterstreckungsebene
befinden, sich aber in ihrer Höhe (219) um die Phasenlage auf dem Grundkörper unterscheiden.
4. Bauteil (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die sich periodisch wiederholende Funktion sich in zwei Raumrichtungen periodisch
wiederholt und vorzugsweise in den beiden Raumrichtungen jeweils eine unterschiedliche
Wellenlänge aufweist.
5. Bauteil (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet, dass die Mikrostrukturelemente (5, 205, 305) laterale Abmessungen, insbesondere Durchmesser
(23) zwischen 2 µm und 10 µm und Höhen (19, 219) zwischen 8 µm und 20 µm aufweisen,
wobei die lateralen Abmessungen entlang der Richtung senkrecht zur Haupterstreckungsebene
der Mikrostrukturelemente (5) konstant sein können oder sich mit größerem Abstand
von der Haupterstreckungsebene (11) verjüngen können.
6. Bauteil nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Mikrostrukturelemente (5, 205, 305) in Projektion auf die Haupterstreckungsebene
einen runden, einen elliptischen oder einen polygonalen Querschnitt oder eine Kombination
hiervon aufweisen.
7. Bauteil nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Mikrostrukturelemente (5, 205, 305) Erhöhungen sind und untereinander einen Abstand
(25) zwischen 5 und 30 µm vorzugsweise einen Abstand (23) zwischen 8 und 15 µm besonders
bevorzugt einen Abstand von 10 µm aufweisen.
8. Bauteil nach Anspruch einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Mikrostrukturelemente (5, 205, 305), Vertiefungen sind, die untereinander einen
Abstand zwischen 1 µm und 5 µm aufweisen.
9. Bauteil nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil aus einem der Materialien PMMA, ACRYL, PP, PE-HD oder PEEK besteht.
10. Bauteil nach einem der Ansprüche 1 bis 9 dadurch gekennzeichnet, dass das Einzelelement (13, 113, 213, 313) mittels Zweiphotonenpolymerisation oder durch
Prägen oder Spritzprägen mittels einer durch Zweiphotonenpolymerisation hergestellte
Form hergestellt ist.
11. Verwendung eines Bauteils (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 10 auf Folien, optischen
Elementen, insbesondere Retroreflektoren und Linsen, vorzugsweise im Straßenverkehr,
Duschkabinen und in feuchten Umgebungen.
12. Verfahren zur Herstellung eines Bauteils nach Anspruch 1 umfassend die folgenden Schritte
i. Bereitstellen mehrerer Einzelelemente
ii. Anordnung der Einzelelemente in einem Muster
iii. Zusammenfügen der Einzelelemente
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass in Schritt i die Einzelelemente mittels Zwei- Photonen-Polymerisation hergestellt
werden.
14. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass vor Schritt i eine Urform mittels Zwei- Photonen-Polymerisation hergestellt wird,
die Urform mit Metall beschichtet und galvanisch ein oder mehrfach abgeformt wird
und vor dieser Abformung das Einzelelement mittels Prägen oder Spritzprägen oder eines
Rolle zu Rolle- Nanoimprintverfahrens hergestellt wird, wobei die Abformung beim Prägen
bevorzugt in ein flüssiges Substrat, beispielsweise ein Harz eingebettet ist, das
nach dem Prägen ausgehärtet wird.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Abformung der Urform beim Prägen an einem Rahmen fixiert ist.