Technisches Gebiet
[0001] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zum beidseitigen Polieren
von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial.
Stand der Technik
[0002] Scheiben aus Halbleitermaterial werden in einer Vielzahl von Prozessschritten hergestellt,
die das Ziehen eines Einkristallstabs aus einer Schmelze, das Zersägen des Kristalls
in Scheiben, und die Oberflächenbearbeitung der Scheiben umfasst.
[0003] Die Oberflächenbearbeitung zielt auf eine fehlerfreie, hochgradig ebene (planare)
Oberfläche der Scheiben ab. Das Polieren ist dabei eines der Verfahren der Oberflächenbearbeitung.
Im Stand der Technik sind verschiedene Verfahren für das Polieren von Scheiben aus
Halbleitermaterial (Wafer) bekannt. Hierzu zählen einseitige und beidseitige Polierverfahren,
wobei insbesondere die Doppelseitenpolitur von großer Bedeutung ist.
[0004] Die Doppelseitenpolitur (double side polishing, DSP) ist ein beidseitiges Polierverfahren,
in welchem gleichzeitig die Vorder- und die Rückseite einer Scheibe poliert wird.
Hierzu wird die Scheibe in einer Läuferscheibe (carrier plate) geführt, die sich in
einem Arbeitsspalt befindet, der von einem oberen und einem unteren Polierteller einer
Doppelseiten-Poliermaschine gebildet wird. Die Polierteller sind jeweils mit einem
Poliertuch belegt. Die Scheibe aus Halbleitermaterial ist in der Läuferscheibe zwischen
den Poliertellern so angeordnet, dass Vorder- und Rückseite der Scheibe in Gleitkontakt
mit den Poliertüchern stehen. Die Polierteller werden in entgegengesetzte Richtungen
in Rotation versetzt, während ein Poliermittel zugeführt wird, so dass Vorder- und
Rückseite gleichzeitig poliert werden. Bei der Doppelseitenpolitur werden üblicherweise
mehrere Scheiben gleichzeitig poliert.
[0005] In beidseitigen Polierverfahren wird die Planarität der Oberfläche durch die Poliermittelzusammensetzung
beeinflusst. So beschreibt die
EP 4 039 767 A1, dass die Ebenheit am Scheibenrand durch Verwendung einer Poliermittelzusammensetzung
verbessert werden kann, die Abrasivpartikel, eine basische Verbindung und eine phosphorhaltige
Verbindung umfasst. Die
WO 2022/130800 A1 beschreibt den Einfluss der Zusammensetzung des Poliermittels, insbesondere der Konzentration
der Base und der Abrasivpartikel, auf die Abtragsgeschwindigkeit während des Polierens
und auf die Geometrie einer Halbleiterscheibe.
[0006] Die
DE 11 2015 005 277 T5 beschreibt die Rückgewinnung und Wiederaufbereitung eines Polierslurrys, wobei das
rückgewonnene Polierslurry umgewälzt wird, ohne unbenutzte Abrasivpartikel zum Polieren
zuzugeben.
Technische Aufgabe der Erfindung und deren Lösung
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum beidseitigen
Polieren von Halbleiterscheiben bereitzustellen, das eine Verringerung des Randabfalls
einer Scheibe aus Halbleitermaterial ermöglicht und andererseits den Verbrauch an
Poliermittel reduziert.
[0008] Gelöst wird diese Aufgabe durch das erfindungsgemäße Verfahren zum beidseitigen Polieren
von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial, das die folgenden Schritte umfasst:
Platzieren der mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial in mindestens einer
Läuferscheibe zwischen einem oberen und einem unteren Polierteller einer Doppelseiten-Poliermaschine,
wobei die Unterseite des oberen Poliertellers und die Oberseite des unteren Poliertellers
jeweils mit einem Poliertuch bedeckt sind;
Versetzen der mindestens einen Läuferscheibe, des oberen Poliertellers und des unteren
Poliertellers in Rotation;
Umwälzen eines Poliermittels zwischen einem Sammelbehälter und der zwischen dem oberen
und dem unteren Polierteller der Doppelseiten-Poliermaschine angeordneten mindestens
einen Scheibe aus Halbleitermaterial;
Messung des pH-Wertes des Poliermittels; und
Regelung des pH-Wertes des Poliermittels;
dadurch gekennzeichnet, dass ein Zielwert für den pH-Wert nicht weniger als 11,4 und
nicht mehr als 12,4 beträgt und die Regelung des pH-Wertes durch temporäres Zuführen
einer basischen Zusammensetzung zum Poliermittel in Abhängigkeit vom gemessenen pH-Wert
so erfolgt, dass die Abweichung des gemessenen pH-Wertes vom Zielwert des pH-Wertes
während der Umwälzung des Poliermittels zwischen dem Sammelbehälter und der zwischen
dem oberen und dem unteren Polierteller der Doppelseiten-Poliermaschine angeordneten
mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial zu keinem Zeitpunkt mehr als ±0,2
beträgt.
[0009] Es wurde überraschend festgestellt, dass das erfindungsgemäße Verfahren die Herstellung
einer Scheibe aus Halbleitermaterial ermöglicht, die einen verbesserten Randabfall
aufweist. Außerdem wurde festgestellt, dass durch das erfindungsgemäße Verfahren die
Abtragsrate während des Polierens erhöht und die Tuchverglasung für einen längeren
Zeitraum verhindert werden kann, und damit die Effizienz und Wirtschaftlichkeit des
Polierprozesses insgesamt erhöht werden kann. Bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsgemäßen
Verfahrens sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche. Zudem ermöglicht es das erfindungsgemäße
Verfahren, den Verbrauch an Poliermittel zu verringern.
Kurzbeschreibung der Figuren
[0010]
Fig. 1 zeigt schematisch eine Vorrichtung, die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
geeignet ist. Die Vorrichtung umfass eine Doppelseiten-Poliermaschine (1), einen Sammelbehälter
(2) für das Poliermittel, ein Messgerät (3) zur Bestimmung des pH-Wertes, und einen
Vorratsbehälter für eine basische Lösung mit Dosierpumpe (4) zur Regelung des pH-Wertes.
Fig. 2 zeigt die Dickenänderung einer Scheibe aus einkristallinem Silizium in radialer Richtung,
die gemäß dem im Vergleichsbeispiel 1 beschriebenen Verfahren poliert wurde.
Fig. 3 zeigt die Dickenänderung einer Scheibe aus einkristallinem Silizium in radialer Richtung,
die gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren wie im Ausführungsbeispiel 1 beschrieben
poliert wurde.
Fig. 4 zeigt den Verlauf des pH-Wertes über die Zeit, wobei im Intervall a die erste und
im Intervall b die zweite Polierfahrt, jeweils gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
bei einem pH-Wert von 11,8, durchgeführt wurde und die Abweichung des gemessenen pH-Wertes
vom Zielwert während des Polierens nicht mehr als ±0,05 betrug. Anschließend wurde
im dritten Intervall c während der Polierfahrt bei sonst gleichen Verfahrensbedingungen
für 10 Minuten die Dosierpumpe zur Regelung des pH-Wertes ausgeschaltet und ein Abfall
des pH-Wertes beobachtet. Die Spitzen im pH-Wertverlauf, die zwischen den Intervallen
auftreten, sind auf das Auffrischen des Poliermittels zurückzuführen.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe
aus Halbleitermaterial umfasst die folgenden Schritte:
Platzieren der mindestens einen Scheibe in mindestens einer Läuferscheibe zwischen
einem oberen und einem unteren Polierteller einer Doppelseiten-Poliermaschine, wobei
die Unterseite des oberen Poliertellers und die Oberseite des unteren Poliertellers
jeweils mit einem Poliertuch bedeckt sind;
Versetzen der mindestens einen Läuferscheibe, des oberen Poliertellers und des unteren
Poliertellers in Rotation;
Umwälzen eines Poliermittels zwischen einem Sammelbehälter und der zwischen dem oberen
und dem unteren Polierteller der Doppelseiten-Poliermaschine angeordneten mindestens
einen Scheibe;
Messung des pH-Wertes des Poliermittels; und
Regelung des pH-Wertes des Poliermittels;
dadurch gekennzeichnet, dass ein Zielwert für den pH-Wert nicht weniger als 11,4 und
nicht mehr als 12,4 beträgt und die Regelung des pH-Wertes durch temporäres Zuführen
einer basischen Zusammensetzung zum Poliermittel in Abhängigkeit vom gemessenen pH-Wert
so erfolgt, dass die Abweichung des gemessenen pH-Wertes vom Zielwert des pH-Wertes
während der Umwälzung des Poliermittels zwischen dem Sammelbehälter und der zwischen
dem oberen und dem unteren Polierteller der Doppelseiten-Poliermaschine angeordneten
mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial zu keinem Zeitpunkt mehr als ±0,2
beträgt.
[0012] Im erfindungsgemäßen Verfahren wird ein bestimmter Zielwert des pH-Wertes des Poliermittels
festgelegt und es erfolgt eine enge Regelung des pH-Wertes des Poliermittels innerhalb
bestimmter Grenzen. Insbesondere wird ein Zielwert des pH-Wertes des Poliermittels
im Bereich von nicht weniger als 11,4 und nicht mehr als 12,4 festgelegt, wobei die
Abweichung vom Zielwert nicht mehr als ±0,2, vorzugsweise ±0,1, am meisten bevorzugt
nicht mehr als ±0,05, beträgt. Die maximale Abweichung vom festgelegten Zielwert wird
im Folgenden auch als Regelungsbreite bezeichnet. Durch die enge Regelung des pH-Wertes
in diesem Bereich kann überraschenderweise der Randabfall der polierten Scheiben verbessert
werden. Zudem wird durch die enge Regelung des pH-Wertes in diesem Bereich das Poliermittel
stabilisiert. Insbesondere wird verhindert, dass kolloidale Bestandteile, insbesondere
die im Poliermittel enthaltenen Abrasivpartikel, koagulieren. Die Koagulation führt
zu einer Verschlechterung der Ebenheit und des Randabfalls der polierten Scheiben
und macht deshalb den Austausch des Poliermittels erforderlich.
[0013] Somit wird durch das erfindungsgemäße Verfahren einerseits die Ebenheit und der Randabfall
der polierten Scheiben verbessert und andererseits die Verwendungsdauer des Poliermittels
erhöht, wodurch der Verbrauch an Poliermittel über die Zeit verringert wird.
[0014] Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise zum beidseitigen Polieren von mindestens
einer Scheibe aus Halbleitermaterial mit einem Durchmesser von 150 bis 450 mm, besonders
bevorzugt 200 bis 300 mm, am meisten bevorzugt 300 mm, angewendet. Das Halbleitermaterial
ist vorzugsweise monokristallines Silizium. Das Halbleitermaterial kann optional auch
p- oder n-dotiert sein. Die Kristallorientierung der Hauptfläche der Vorderseite einer
Scheibe aus monokristallinem Silizium ist vorzugsweise eine {100}-Orientierung, eine
{110}-Orientierung oder eine {111}-Orientierung.
[0015] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zum beidseitigen Polieren der mindestens
einen Scheibe aus Halbleitermaterial kann eine handelsübliche Doppelseiten-Poliermaschine
geeigneter Größe verwendet werden. Ein solche Poliermaschine ist beispielsweise in
der
US 4,974,370, der
EP 787 562 B1 oder der
DE 100 60 697 B4 beschrieben. Während des Polierens wird vorzugsweise ein Polierdruck (Anpressdruck)
im Bereich von 0,05 bis 0,5 bar auf die Scheibe aus Halbleitermaterial ausgeübt. Die
Polierdauer beträgt vorzugsweise 5 bis 90 Minuten, besonders bevorzugt 10 bis 60 Minuten,
und am meisten bevorzugt 15 bis 45 Minuten. Allgemein hängt die Polierdauer von der
Vorbehandlung der Scheiben ab. So kann die Polierdauer beispielsweise dadurch verringert
werden, dass vor dem erfindungsgemäßen Verfahren ein Feinschleifschritt durchgeführt
wird.
[0016] Eine Doppelseiten-Poliermaschine umfasst einen frei horizontal drehbaren unteren
Polierteller und einen frei horizontal drehbaren oberen Polierteller, wobei die Unterseite
des oberen Poliertellers und die Oberseite des unteren Poliertellers mit jeweils einem
Poliertuch bedeckt sind. Die Scheiben aus Halbleitermaterial können im Polierspalt
zwischen den Poliertellern horizontal angeordnet sein und während des Polierens die
mit Poliertuch bedeckten Polierteller berühren oder mit diesen in Gleitkontakt sein.
Eine Doppelseiten-Poliermaschine enthält einen Antrieb der Polierteller, um diese
in Rotation zu versetzen. Der Antrieb kann so ausgerichtet sein, dass die beiden Polierteller
gleichläufig oder gegenläufig, bevorzugt gegenläufig, in Rotation versetzt werden
können. Eine Doppelseiten-Poliermaschine umfasst außerdem eine Vorrichtung zur kontinuierlichen
Zuführung und Abführung von Poliermittel zu den zwischen den Poliertellern angeordneten
Scheiben aus Halbleitermaterial, wobei die Zuführung vorzugsweise in den Polierspalt
erfolgt.
[0017] Die mindestens eine Scheibe aus Halbleitermaterial kann in mindestens einer zwischen
den Poliertellern horizontal angeordneten Läuferscheibe liegen. Eine Läuferscheibe
kann üblicherweise 1 bis 5 Scheiben aufnehmen. Vorzugsweise werden 3 bis 5 Läuferscheiben
zwischen den Poliertellern angeordnet. Die mindestens eine Läuferscheibe verfügt über
ausreichend dimensionierte Aussparungen zur Aufnahme der mindestens einen Scheibe
aus Halbleitermaterial und besitzen eine geringere Dicke als diese. Während des Polierens
können die Scheiben aus Halbleitermaterial so von den Läuferscheiben geführt, also
auf einer durch Maschinen- und Prozessparameter bestimmten geometrischen Bahn gehalten
werden. Die mindestens eine Läuferscheibe kann mit einer Triebstock-Stiftverzahnung
oder einer Evolventenverzahnung mit der Poliermaschine über einen sich drehenden inneren
und einen sich in der Regel gegenläufig drehenden äußeren Antriebs-Stift-oder Zahnkranz
in Kontakt sein und wird dadurch in eine rotierende Bewegung zwischen den beiden Poliertellern
versetzt.
[0018] Im erfindungsgemäßen Verfahren werden in einem ersten Schritt die mindestens eine
Scheibe aus Halbleitermaterial in der mindestens einen Läuferscheibe zwischen einem
oberen und einem unteren Polierteller einer Doppelseiten-Poliermaschine platziert,
wobei die Unterseite des oberen Poliertellers und die Oberseite des unteren Poliertellers
jeweils mit einem Poliertuch bedeckt sind.
[0019] Anschließend wird durch die Polierteller mit dem Poliertuch ein Polierdruck (Anpressdruck)
auf die mindestens eine Scheibe aus Halbleitermaterial ausgeübt. Der Polierdruck (Anpressdruck)
liegt vorzugsweise im Bereich von 0,05 bis 0,5 bar, wobei der Polierdruck während
des Polierverfahrens, vorzugsweise in Stufen oder stufenlos kontinuierlich, in seiner
Größe geändert werden kann.
[0020] Im nächsten Schritt werden dann die Läuferscheiben, der obere Polierteller und der
untere Polierteller in Rotation versetzt. Dabei können der obere und der untere Polierteller
gleichläufig oder gegenläufig, bevorzugt gegenläufig, rotieren. Vorzugsweise verfügen
die Läuferscheiben über eine umlaufende Verzahnung und werden von einer komplementären
äußeren und inneren Verzahnung der Poliermaschine in Rotation versetzt.
[0021] In einem weiteren Schritt, der vorzugsweise während der Rotation der Läuferscheibe,
des oberen Poliertellers und des unteren Poliertellers um eine gemeinsame vertikale
Achse stattfindet, wird das Poliermittel zwischen einem Sammelbehälter und der zwischen
dem oberen und dem unteren Polierteller der Doppelseiten-Poliermaschine angeordneten
mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial umgewälzt. Dabei kann das Poliermittel
über einen Polierspalt zu der mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial geführt
werden. Der Polierspalt im Sinne der vorliegenden Erfindung ist der Raum zwischen
der Unterseite des oberen Poliertellers und die Oberseite des unteren Poliertellers,
die jeweils mit einem Poliertuch bedeckt sind. Der Polierspalt wird also einerseits
durch die Oberfläche an der Unterseite des Poliertuches am oberen Polierteller und
anderseits durch Oberfläche an der Oberseite des Poliertuchs am unteren Polierteller
begrenzt.
[0022] Beim Umwälzen wird das Poliermittel aus einem Sammelbehälter (2) zu der zwischen
einem oberen und einem unteren Polierteller einer Doppelseiten-Poliermaschine (1)
angeordneten mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial geführt und von dort
zum Sammelbehälter (2) zurückgeführt. Diese Umwälzung des Poliermittels zwischen dem
Sammelbehälter (2) und der Doppelseiten-Poliermaschine (1) ist in der Fig. 1 dargestellt.
Das Poliermittel kann beispielsweise durch eine Kombination von Gravitationskraft
und rotationsbedingter Zentrifugalkraft oder auch durch Druckbeaufschlagung in einer
Vielzahl von Zuführungen zu den Scheiben aus Halbleitermaterial gelangen. Beispielsweise
kann die Zufuhr des Poliermittels über mehrere Bohrungen mit oder ohne Düsen im oberen
Polierteller erfolgen. Vorzugsweise umfasst der obere Polierteller mehrere Bohrungen,
so dass eine gleichmäßige Poliermittelverteilung zwischen den Poliertüchern erzielt
wird, wobei sich die Anzahl der Bohrungen im Wesentlichen nach der Größe der Poliermaschine
richtet. Die Rückführung des Poliermittels zum Sammelbehälter kann durch eine unter
dem unteren Polierteller angeordnete Auffangvorrichtung mit Ablaufkanal erfolgen.
Dabei kann die Auffangvorrichtung mit Ablaufkanal so ausgestaltet sein, dass das über
den Rand des unteren Poliertellers laufende Poliermittel von der Auffangrichtung aufgefangen
wird und von dort über den Ablaufkanal zurück in den Sammelbehälter befördert wird.
Der Sammelbehälter kann über Schläuche mit den Bohrungen im oberen Polierteller und
dem Ablaufkanal verbunden sein. Die Umwälzung kann durch eine Pumpe angetrieben werden.
Die Umwälzrate, also die Flussrate des Poliermittels im Poliermittelkreislauf, liegt
vorzugsweise im Bereich von 0,5 bis 50 Liter pro Minute, mehr bevorzugt 2 bis 20 Liter
pro Minute, besonders bevorzugt 3 bis 10 Liter pro Minute. Das Poliermittel kann auch
zeitweise über einen Bypass an der Doppelseiten-Poliermaschine vorbeigeführt werden,
sodass beim Austausch der Scheiben, oder während eines zusätzlichen Schrittes zur
Endpolitur mit einem anderen Poliermittel, die Umwälzung des Poliermittels nicht unterbrochen
werden muss.
[0023] Vorzugsweise werden die bereits beschriebenen Schritte des (i) Platzierens der mindestens
einen Scheibe aus Halbleitermaterial in mindestens einer Läuferscheibe zwischen einem
oberen und einem unteren Polierteller, die mit Poliertuch bedeckt sind; (ii) Versetzens
der mindestens einen Läuferscheibe, des oberen Poliertellers und des unteren Poliertellers
in Rotation; und (iii) Umwälzens eines Poliermittels zwischen einem Sammelbehälter
und der zwischen dem oberen und dem unteren Polierteller der Doppelseiten-Poliermaschine
angeordneten mindestens einen Scheibe, in dieser Reihenfolge durchgeführt. In diesem
Fall wird durch die Rotationsbewegung eine gleichmäßige Verteilung des Poliermittels
auf den Poliertüchern und auf der Vorder- und Rückseite der Scheiben aus Halbleitermaterial
erreicht. Durch die gleichmäßigere Poliermittelverteilung wird ein gleichmäßigerer
Materialabtrag und damit eine verbesserte Ebenheit und ein geringerer Randabfall der
Scheiben aus Halbleitermaterial erzielt. Auf die mindestens eine Scheibe aus Halbleitermaterial
wird durch die mit Poliertuch bedeckten Polierteller ein Polierdruck ausgeübt.
[0024] Das im erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Poliermittel kann Abrasivpartikel enthalten,
vorzugsweise kolloidale Siliziumdioxidpartikel. Das Poliermittel umfasst vorzugsweise
Abrasivpartikel und eine oder mehrere Verbindungen ausgewählt aus der Gruppe von oberflächenaktiven
Additiven, Konservierungsmitteln, Bioziden, Alkoholen und Komplexbildnern. Vorzugsweise
ist das im erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Poliermittel eine Dispersion oder
ein Slurry, die einen Feststoffgehalt von 0,1 bis 10,0 Gew.-%, vorzugsweise 0,3 bis
5,0 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,5 bis 2,0 Gew.-%, aufweist. In einer besonders bevorzugten
Ausführungsform ist das Poliermittel eine Dispersion, die Siliziumdioxidpartikel als
kolloidalen Feststoff enthält. Die spezifische Dichte des Poliermittels beträgt vorzugsweise
1,0 bis 1,2, besonders bevorzugt 1,02 bis 1,10. Die durchschnittliche Partikelgröße
der kolloidale Siliziumdioxidpartikel ist vorzugsweise 10 bis 200 nm, mehr bevorzugt
20 bis 100 nm, besonders bevorzugt 40 bis 80 nm.
[0025] Im erfindungsgemäßen Verfahren wird vorzugsweise ein Poliertuch mit einer Härte (Härte
gemäß Shore A) von 40 bis 100, besonders bevorzugt von 70 bis 95, und am meisten bevorzugt
von 80 bis 95, verwendet. Wird eine Poliertuch mit einer Härte von 80 bis 95 verwendet,
kann eine weitere Verbesserung des Randabfalls erreicht werden. Die Shore-Härte kann
gemäß der Norm DIN ISO 7619-1 bestimmt werden.
[0026] Das im erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Poliertuch ist vorzugsweise ein geschäumtes
Poliertuch ('foamed pad'). Die Erfindung beschränkt sich jedoch nicht nur darauf und
es können auch andere Poliertücher eingesetzt werden, um die der Erfindung zugrunde
liegende Aufgabe zu lösen.
[0027] Wenn der Zielwert des pH-Wertes des Poliermittels nicht weniger als 11,4 und nicht
mehr als 12,4 beträgt und eine Regelungsbreite von ±0,2 nicht überschritten wird,
kann der Randabfall einer Scheibe aus Halbleitermaterial, insbesondere einer Scheibe
aus einkristallinem Silizium (Silizium-Wafer), verbessert werden. Außerdem kann so
die Tuchverglasung über mehrere Poliervorgänge hinweg verhindert werden. Eine besonders
ausgeprägte Verbesserung des Randabfalls kann erzielt werden, wenn der pH-Wert des
Poliermittels nicht weniger als 11,5 und nicht mehr als 12,3, vorzugsweise nicht weniger
als 11,5 und nicht mehr als 12,0, besonders bevorzugt nicht weniger als 11,7 und nicht
mehr als 11,9 beträgt und die Abweichung des gemessenen pH-Wertes vom Zielwert des
pH-Wertes während der Umwälzung des Poliermittels zwischen dem Sammelbehälter und
der zwischen dem oberen und dem unteren Polierteller der Doppelseiten-Poliermaschine
angeordneten mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial zu keinem Zeitpunkt mehr
als ±0,2 beträgt. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist der Zielwert
des pH-Wertes nicht weniger als 11,7 und nicht mehr als 11,9 und die Regelungsbreite,
also die Abweichung vom Zielwert, im Bereich von ±0,1. Liegt der Zielwert in diesem
Bereich und wird nur eine Abweichung von ±0,1 vom Zielwert zugelassen, so wird eine
besonders ausgeprägte Verbesserung des Randabfalls beobachtet. Der Randabfall kann
weiter verringert werden, wenn im erfindungsgemäßen Verfahren nur eine Abweichung
vom Zielwert des pH-Wertes von ±0,05 zugelassen wird.
[0028] Der Zielwert des pH-Wertes des Poliermittels und die maximale Abweichung vom Zielwert
(Regelungsbreite) beziehen sich auf den pH-Wert in einem bestimmten Punkt im Poliermittelkreislauf.
Vorzugsweise bezieht sich der Zielwert des pH-Wertes des Poliermittels und die maximale
Abweichung vom Zielwert auf den pH-Wert in einem Sammelbehälter. Im erfindungsgemäßen
Verfahren erfolgt somit die Messung des pH-Wertes des Poliermittels vorzugsweise im
Sammelbehälter. Ein Sammelbehälter im Sinne der vorliegenden Erfindung ist ein Behälter
im Poliermittelkreislauf, aus dem das Poliermittel während des Polierprozesses zu
der mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial geführt wird, bevorzugt über den
Polierspalt, und zu dem das Poliermittel von der mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial
zurückgeführt wird. Vorzugsweise ist der Sammelbehälter mit einem Messgerät zur pH-Wert-Messung,
besonders bevorzugt einer pH-Elektrode, ausgestattet oder verbunden.
[0029] Wenn während der Doppelseitenpolitur keine Regelung des pH-Wertes erfolgt, so wird
ein kontinuierliches Absinken des pH-Wertes während eines Poliervorgangs (einer Polierfahrt)
beobachtet. Bereits eine Unterbrechung der Regelung des pH-Wertes während des Polierens
für nur 10 Minuten hat einen Abfall des pH-Wertes um den Wert 0,3 zur Folge. So zeigt
Fig. 4, dass eine Unterbrechung der Regelung des pH-Wertes während einer Polierfahrt
für 10 Minuten im Intervall c zu einem Abfall des pH-Wertes von 11,8 auf ca. 11,5
führt.
[0030] Die Regelung des pH-Wertes erfolgt durch temporäres Zuführen einer basischen Zusammensetzung
zum Poliermittel. Dabei wird die basische Zusammensetzung so zugeführt, dass die Abweichung
des gemessenen pH-Wertes vom Zielwert des pH-Wertes während der Umwälzung des Poliermittels
zwischen dem Sammelbehälter und der zwischen dem oberen und dem unteren Polierteller
der Doppelseiten-Poliermaschine angeordneten mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial
zu keinem Zeitpunkt mehr als ±0,2, vorzugsweise zu keinem Zeitpunkt mehr als ±0,1,
am meisten bevorzugt zu keinem Zeitpunkt mehr als ±0,05, beträgt. Eine häufigere Messung
des pH-Werts ermöglicht eine Verringerung der Abweichung vom Zielwert, da einer Verschiebung
des pH-Wert, insbesondere einem kontinuierlichen Absinken des pH-Wertes, schneller
und effizienter durch Zufuhr der basischen Zusammensetzung entgegengewirkt werden
kann. Außerdem kann die Genauigkeit der Messung des pH-Wertes und damit auch die Regelungsbreite
(Abweichung vom Zielwert des pH-Wertes) verringert werden, indem eine regelmäßige
Kalibrierung des pH-Messgerätes, vorzugsweise einer pH-Elektrode, stattfindet.
[0031] Die basische Zusammensetzung ist vorzugsweise eine basische Lösung. Die basische
Zusammensetzung ist besonders bevorzugt eine basische Lösung, die mindestens eine
Verbindung ausgewählt aus Natriumcarbonat, Kaliumcarbonat, Ammoniumcarbonat, Natriumhydrogencarbonat,
Kaliumhydrogencarbonat, Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Ammoniumhydroxid, Tetramethylammoniumhydroxid
und Tetraethylammoniumhydroxid umfasst.
[0032] Die Regelung des pH-Wertes kann durch zeitweises Zuführen der basischen Zusammensetzung,
vorzugsweise der basischen Lösung, zum Sammelbehälter erfolgen. In einer Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens ist der Sammelbehälter mit einem Vorratsbehälter
verbunden, der die basische Zusammensetzung enthält. In dieser Ausführungsform erfolgt
die Regelung des pH-Wertes durch zeitweises Zuführen der basischen Zusammensetzung,
vorzugsweise der basischen Lösung, aus dem Vorratsbehälter zum Sammelbehälter mittels
einer Pumpe oder eines Ventils. Die pH-Elektrode kann mit einer Steuerungseinheit
verbunden sein, welche das Ventil oder die Dosierpumpe zur Zufuhr der basischen Zusammensetzung
ansteuert. So kann dem Sammelbehälter in Abhängigkeit vom pH-Wert temporär basische
Zusammensetzung zur Regelung des pH-Wertes zugeführt werden. Je häufiger die pH-Wert-Messung
und die mit der Messung verknüpfte Regelung des pH-Wertes erfolgt, desto enger ist
die Regelungsbreite und damit umso geringer die Abweichungen vom Zielwert.
[0033] Vorzugsweise erfolgt die Messung der pH-Wertes kontinuierlich oder in gleichmäßigen
Intervallen von 0,01 bis 60 Sekunden, besonders bevorzugt in gleichmäßigen Intervallen
von 0,1 bis 10 Sekunden. Vorzugsweise erfolgt auch die Regelung des pH-Wertes in gleichmäßigen
Abständen, vorzugsweise in denselben Intervallen wie die pH-Wert-Messung. Die Messung
kann mit einer pH-Elektrode des Typs SE554X/2-NMSN des Herstellers Knick erfolgen.
Vorzugsweise wird die Elektrode regelmäßig, besonders bevorzugt mindestens monatlich,
mit Hilfe mehrerer Kalibierlösungen mit einem definierten pH-Wert im Bereich von 7
bis 12, kalibriert.
[0034] Die Regelung des pH-Wertes erfolgt jeweils in Abhängigkeit vom gemessenen pH-Wert.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens umfasst
die Regelung des pH-Werts im Sammelbehälter die folgenden Schritte: (i) Zuführen der
basischen Lösung, sobald der pH-Wert im Sammelbehälter eine festgelegte Untergrenze
unterschreitet, und (ii) Unterbrechen oder Beenden der Zufuhr der basischen Lösung,
sobald der pH-Wert im Sammelbehälter eine festgelegte Obergrenze überschreitet, wobei
die Untergrenze und die Obergrenze nicht mehr als ±0,2 vom Zielwert abweichen. Vorzugsweise
weichen die festgelegte Untergrenze und die festgelegte Obergrenze nicht mehr als
±0,1, besonders bevorzugt nicht mehr als ±0,05, vom Zielwert ab. Das Zuführen und
das Unterbrechen oder Beenden der Zufuhr der basischen Lösung kann beispielsweise
durch An- und Ausschalten einer Pumpe, eine entsprechende Ansteuerung einer Dosierpumpe,
oder das Öffnen und Schließen eines Ventils erfolgen, die vorzugsweise von einer Steuerungseinheit
angesteuert werden, die wiederum mit einer pH-Elektrode verbunden ist. Vorzugsweise
erfolgt die Zufuhr der basischen Lösung aus einem Vorratsbehälter mit einer Dosierpumpe,
wobei der Vorratsbehälter über Leitungen mit dem Sammelbehälter verbunden ist.
[0035] In einer anderen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens kann die Regelung
des pH-Wertes dadurch erfolgen, dass eine festgelegte Menge der basischen Lösung in
variablen zeitlichen Abständen aus dem Vorratsbehälter zum Sammelbehälter hinzugefügt
wird. Je geringer der gemessen pH-Wert ist, desto kürzer sind die Abstände zwischen
der Zugabe der festgelegten Menge an basischer Lösung.
[0036] Nach Abschluss des Polierens der mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial
können ein oder mehrere weitere Poliervorgänge an mindestens einer ausgetauschten
unpolierten Scheibe durchgeführt werden. Die Scheiben werden ausgetauscht, indem die
bereits polierten Scheiben entnommen und dafür nicht polierte Scheiben in die mindestens
eine Läuferscheibe eingesetzt und zwischen dem oberen und dem unteren Polierteller
der Doppelseiten-Poliermaschine angeordnet werden. Nach dem Einsetzten der mindestens
einen neuen unpolierten Scheibe beginnt ein neuer Poliervorgang. Zwischen den Poliervorgängen,
die auch als Polierfahrten bezeichnet werden, werden also die Scheiben ausgetauscht.
Nach Abschluss des Polierens (des Poliervorgangs) der mindestens einen Scheibe und
vor Beginn eines neuen Poliervorgangs an mindestens einer ausgetauschten, nicht polierten
Scheibe kann die Umwälzung des Poliermittels über einen Bypass erfolgen, so dass das
Poliermittel zeitweise nicht mehr über die Doppelseiten-Poliermaschine umgewälzt wird.
Während des Austausches der mindestens einen Scheibe erfolgt die Umwälzung des Poliermittels
also nicht über die Doppelseiten-Poliermaschine. Während des Austausches der mindestens
einen Scheibe kann das Poliermittel aufgefrischt werden, indem 1 bis 30 Vol.-% des
Poliermittels durch frisches Poliermittel ausgetauscht und anschließend der pH-Wert
durch Zugabe der basischen Zusammensetzung auf den Zielwert eingestellt wird. Vorzugsweise
werden zwischen den verschiedenen Polierfahrten 2 bis 20 Vol.-%, mehr bevorzugt 4
bis 10 Vol.-%, besonders bevorzugt 4 bis 5 Vol.-%, des Poliermittels durch neues Poliermittel
ausgetauscht und anschließend der pH-Wert durch Zugabe der basischen Lösung auf den
Zielwert eingestellt.
[0037] Es wurde überraschend festgestellt, dass die im erfindungsgemäßen Verfahren erhaltene
verbesserte Randgeometrie in mehreren aufeinander folgenden Poliervorgängen (Polierfahrten),
beispielsweise mehr als zehn Polierfahrten, auch dann erreicht wird, wenn zwischen
den Polierfahrten nur 1 bis 30 Vol.-%, des Poliermittels, im Sammelbehälter durch
frisches Poliermittel ausgetauscht und anschließend der pH-Wert durch Zugabe der basischen
Zusammensetzung auf den Zielwert eingestellt wird.
[0038] Damit ermöglicht das erfindungsgemäße Verfahren einerseits die Randgeometrie, also
den Randabfall, einer Scheibe aus Halbleitermaterial, insbesondere einer Scheibe aus
einkristallinem Silizium, zu verbessern, und andererseits die Wirtschaftlichkeit und
Effizienz des Polierprozesses durch einen verringerten Verbrauch an Poliermittel zu
erhöhen.
[0039] Optional kann im erfindungsgemäßen Verfahren ein Schritt der Endpolitur in der Doppelseiten-Poliermaschine
durchgeführt werden, indem (i) die Umwälzung des Poliermittels (erstes Poliermittel)
auf den Bypass umgestellt wird und so die Zufuhr des umgewälzten Poliermittels zur
Poliermaschine unterbrochen wird und (ii) anschließend ein Poliermittel zur Endpolitur
(zweites Poliermittel) zu der zwischen dem oberen und dem unteren Polierteller der
Doppelseiten-Poliermaschine angeordneten mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial
geführt wird, wobei das zweite Poliermittel während des Schrittes der Endpolitur nicht
umgewälzt wird. Die Rotation der Polierteller und der Läuferscheiben wird im Schritt
der Endpolitur fortgesetzt. Der Schritt der Endpolitur ist kürzer als der vorhergehende
Polierschritt, der unter Umwälzung des ersten Poliermittels erfolgt.
[0040] Optional kann auch nach der Entnahme der mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial
aus der Doppelseiten-Poliermaschine noch eine Endpolitur, beispielsweise chemisch-mechanisches
Polieren (CMP), und/oder eine Endreinigung erfolgen. Die Endreinigung ist üblicherweise
ein nasschemischer Reinigungsprozess in mehreren Bädern bei Temperaturen von 30 bis
90°C. Dabei wird in einem Bad Ammoniumhydroxid, Wasserstoffperoxid und entionisiertes
Wasser, beispielsweise in einem Verhältnis von 1:1:5 bis 1:2:7, verwendet. In einem
weiteren Bad wird Salzsäure, Wasserstoffperoxid und entionisiertes Wasser, beispielsweise
in einem Verhältnis von 1:1:6 bis 1:2:8, verwendet. Zusätzlich kann nach der Endreinigung
auch eine epitaktische Beschichtung der mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial
durchgeführt werden.
[0041] Der Randabfall im Sinne der vorliegenden Erfindung ist der Randabfall gemessen als
ROA, ESFQR oder ZDD. Vorzugsweise bezieht sich der Randabfall auf ESFQRmax oder ZDD.
ZDD und ESFQR sind die Randgeometrie einer Halbleiterscheibe charakterisierende Parameter,
mit denen sich auch SEMI-Normen befassen. So befasst sich die Norm SEMI M68-1015 mit
dem ZDD und die Norm SEMI M67-1015 mit dem ESFQR.
[0042] Der vorderseitenbezogene ZDD beschreibt die mittlere randnahe Krümmung der Oberfläche
an der Vorderseite einer Scheibe aus Halbleitermaterial. Insbesondere drückt der ZDD
die zweifache Ableitung der Höhe senkrecht von der Medianeben zur Oberfläche auf der
Vorderseite der Scheibe aus. Vorzugsweise wird der ZDD bei einer Aufteilung der Oberfläche
der Scheibe in 16 Sektoren und bei einem Randausschluss von 1 mm bestimmt.
[0043] ESFQRmax bezeichnet den ESFQR desjenigen Sektors, in dem der ESFQR am größten ist.
Vorzugsweise wird ESFQRmax bei einer Aufteilung der Oberfläche des Scheibenrandes
in 72 Sektoren mit jeweils einer Länge von 35 mm und einem Randausschluss von 1 mm
ermittelt.
Detaillierte Beschreibung von erfindungsgemäßen Ausführungsbeispielen und von Vergleichsbeispielen
[0044] Im Ausführungsbeispiel 1 wurde mehrere Scheiben aus einkristallinem Silizium mit
einem Durchmesser von 300 mm und einer {100}-Orientierung in einer handelsüblichen
Doppelseiten-Poliermaschine des Typs AC2000 des Herstellers Lapmaster Wolters unter
Verwendung eines geschäumten Poliertuchs des Typs Exterion SM-11D des Herstellers
Nitta DuPont gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren poliert.
[0045] Es wurde ein Poliermittel des Typs Glanzox 7100 des Herstellers Fujimi verwendet,
welches während des Polierprozesses zwischen dem Sammelbehälter und den zwischen dem
oberen und dem unteren Polierteller der Doppelseiten-Poliermaschine angeordneten Scheiben
(dem Polierspalt) umgewälzt wurde. Das Poliermittel enthält kolloidales Siliziumdioxid.
Dabei wurde ein Zielwert für den pH-Wert des Poliermittels im Sammelbehälter von 11,8
festgelegt. Der pH-Wert im Sammelbehälter wurde durch Hinzufügen von Kaliumhydroxid-Lösung
aus einem Vorratsbehälter in den Sammelbehälter mittels einer Dosierpumpe so geregelt,
dass die Abweichung vom Zielwert des pH-Wertes maximal ±0,05 betrug. Der pH-Wert wurde
dabei durch eine pH-Elektrode im Sammelbehälter kontinuierlich gemessen. Die pH-Elektrode
war mit einer Steuerungseinheit verbunden, über welche die Pumpe angesteuert wurde,
so dass in Abhängigkeit vom pH-Wert eine temporäre Zufuhr von Kaliumhydroxid-Lösung
durch den Betrieb der Pumpe erfolgte. Anschließend wurde ein Schritt zur Endpolitur
durchgeführt. Dafür wurde zunächst die Zufuhr des Poliermittels des Typs Glanzox 7100
zur Poliermaschine unterbrochen, indem die Umwälzung dieses Poliermittels über einen
Bypass erfolgte und so das Poliermittel an der Poliermaschine vorbeigeführt wurde.
Dann wurde ein zweites Poliermittel zur Endpolitur zu den zwischen dem oberen und
dem unteren Polierteller der Doppelseiten-Poliermaschine angeordneten Scheiben geführt
und für einen Zeitraum von weniger als 5 Minuten poliert.
[0046] Nach Abschluss des Polierverfahrens wurden die polierten Scheiben entnommen. Daraufhin
wurde stichprobenartig eine der polierten Scheiben untersucht und ein vorderseitiger
ZDD von -5 nm/mm
2 und ein ESFQRmax von 25 nm bestimmt. Außerdem wurde keine Tuchverglasung beobachtet.
[0047] Im Vergleichsbeispiel 1 wurden Scheiben aus einkristallinem Silizium mit einem Durchmesser
von 300 mm, einer {100}-Orientierung und derselben Spezifikation wie im Ausführungsbeispiel
1 in einer handelsüblichen Doppelseiten-Poliermaschine poliert, wobei die gleichen
Prozessbedingungen wie im Ausführungsbeispiel 1 angewendet wurden, mit der Ausnahme,
dass als Zielwertes des pH-Wertes ein Wert von 11,0 festgelegt wurde. Für eine stichprobenartig
ausgewählte polierte Scheibe wurde ein vorderseitiger ZDD von -12 nm/mm
2 und ein ESFQRmax von 45 nm bestimmt.
[0048] Im Ausführungsbeispiel 1 und im Vergleichsbeispiel 1 wurde der ZDD bei einer Aufteilung
der Oberfläche der Scheibe in 16 Sektoren und bei einem Randausschluss von 1 mm bestimmt.
Im Ausführungsbeispiel 1 und im Vergleichsbeispiel 1 wurde der ESFQRmax bei einer
Aufteilung der Oberfläche des Scheibenrandes in 72 Sektoren mit jeweils einer Länge
von 35 mm und einem Randausschluss von 1 mm bestimmt. Fig. 2 und 3 zeigen die Dickenänderung
der polierten Scheibe in radialer Richtung. Fig. 2 zeigt dabei die Dickenänderung
der gemäß dem Vergleichsbeispiel 1 polierten Scheibe. Fig. 3 zeigt die Dickenänderung
der gemäß dem Ausführungsbeispiel 1 polierten Scheibe. Aus dem Vergleich von Fig.
2 und 3 wird der relativ geringe Randabfall der gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
polierten Scheibe ersichtlich (siehe eingekreiste Bereiche am rechten Rand in den
Fig. 2 und 3).
[0049] Ein Vergleich von Ausführungsbeispiel 1 und Vergleichsbeispiel 1 zeigt, dass ein
Zielwert des pH-Wertes im Bereich von 11,4 bis 12,4 bei einer geringen Schwankungsbreite,
also einer geringen Abweichung von Zielwert, zu einer Verringerung des Randabfalls
führt.
[0050] Außerdem wurden mehrere Verfahren zum beidseitigen Polieren gemäß dem Ausführungsbeispiel
1 hintereinander durchgeführt, wobei zwischen den einzelnen Polierverfahren die polierten
Scheiben gegen neue, nicht polierte Scheiben ausgetauscht wurden. Während des Austausches
der polierten Scheiben gegen nicht polierte Scheiben erfolgte die Umwälzung des Poliermittels
über den Bypass und das Poliermittel wurde aufgefrischt. Die Auffrischung erfolgte
durch Ablassen von 5 Vol.-% des im Umwälzungskreislauf befindlichen Poliermittels,
Hinzufügen von 5 Vol.-% frischen Poliermittel und anschließendes Einstellen des gewünschten
pH-Wertes durch Zuführen von Kaliumhydroxid-Lösung. Es konnte gezeigt werden, dass
ein Austausch von nur 5 Vol.-% des Poliermittels ausreicht, um die verbesserte Randgeometrie,
gemessen als ZDD und ESFQRmax, auch in den folgenden Polierprozessen (Polierfahrten)
zu erzielen und das Poliermittel generell genügend aufzufrischen.
[0051] Außerdem wurde in einem weiteren Vergleichsbeispiel während des Polierens die Regelung
des pH-Wertes unterbrochen, indem während einer Polierfahrt die Dosierpumpe für 10
Minuten ausgeschaltet wurde und somit keine Zufuhr von Kaliumhydroxid-Lösung erfolgte.
Die Unterbrechung der Regelung des pH-Wertes während der Polierfahrt für 10 Minuten
führte zu einem Abfall des pH-Wertes des Poliermittels von ursprünglich 11,8 auf 11,5
(siehe Intervall c in Fig. 4).
1. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial,
umfassend die folgenden Schritte:
Platzieren der mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial in mindestens einer
Läuferscheibe zwischen einem oberen und einem unteren Polierteller einer Doppelseiten-Poliermaschine
(1), wobei die Unterseite des oberen Poliertellers und die Oberseite des unteren Poliertellers
jeweils mit einem Poliertuch bedeckt sind;
Versetzen der mindestens einen Läuferscheibe, des oberen Poliertellers und des unteren
Poliertellers in Rotation;
Umwälzen eines Poliermittels zwischen einem Sammelbehälter (2) und der zwischen dem
oberen und dem unteren Polierteller der Doppelseiten-Poliermaschine (1) angeordneten
mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial;
Messung des pH-Wertes des Poliermittels; und
Regelung des pH-Wertes des Poliermittels;
dadurch gekennzeichnet, dass ein Zielwert für den pH-Wert nicht weniger als 11,4 und nicht mehr als 12,4 beträgt
und die Regelung des pH-Wertes durch temporäres Zuführen einer basischen Zusammensetzung
zum Poliermittel in Abhängigkeit vom gemessenen pH-Wert so erfolgt, dass die Abweichung
des gemessenen pH-Wertes vom Zielwert des pH-Wertes während der Umwälzung des Poliermittels
zwischen dem Sammelbehälter und der zwischen dem oberen und dem unteren Polierteller
der Doppelseiten-Poliermaschine angeordneten mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial
zu keinem Zeitpunkt mehr als ±0,2 beträgt.
2. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß dem Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Zielwert des pH-Wertes nicht weniger 11,5 und nicht mehr als 12,3 beträgt.
3. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß dem Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Zielwert des pH-Wertes nicht weniger 11,7 und nicht mehr als 11,9 beträgt.
4. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Messung des pH-Wertes des Poliermittels im Sammelbehälter (2) erfolgt, und
die Regelung des pH-Wertes durch temporäres Zuführen einer basischen Zusammensetzung
in den Sammelbehälter (2) erfolgt.
5. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die basische Zusammensetzung eine basische Lösung ist, die mindestens eine Verbindung
ausgewählt aus Natriumcarbonat, Kaliumcarbonat, Ammoniumcarbonat, Natriumhydrogencarbonat,
Kaliumhydrogencarbonat, Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Ammoniumhydroxid, Tetramethylammoniumhydroxid
und Tetraethylammoniumhydroxid umfasst.
6. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Sammelbehälter (2) mit einem Vorratsbehälter (4) verbunden ist, der die basische
Zusammensetzung enthält, und
die Regelung des pH-Wertes durch zeitweises Zuführen der basischen Zusammensetzung
aus dem Vorratsbehälter (4) zum Sammelbehälter (2) mittels einer Pumpe oder eines
Ventils erfolgt.
7. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Abweichung des gemessenen pH-Wertes vom Zielwert des pH-Wertes während der Umwälzung
des Poliermittels zwischen dem Sammelbehälter und der zwischen dem oberen und dem
unteren Polierteller der Doppelseiten-Poliermaschine angeordneten mindestens einen
Scheibe aus Halbleitermaterial zu keinem Zeitpunkt mehr als ±0,1, vorzugsweise nicht
mehr als ±0,05, beträgt.
8. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass die Regelung des pH-Wertes im Sammelbehälter (2) die folgenden Schritte umfasst:
Zuführen der basischen Zusammensetzung, sobald der gemessene pH-Wert im Sammelbehälter
(2) eine festgelegte Untergrenze unterschreitet, und
Unterbrechen der Zufuhr der basischen Zusammensetzung, sobald der gemessene pH-Wert
im Sammelbehälter (2) eine festgelegte Obergrenze überschreitet,
wobei die festgelegte Untergrenze und die festgelegte Obergrenze nicht mehr als ±0,2
vom Zielwert des pH-Wertes abweichen und die basische Zusammensetzung eine Lösung
ist.
9. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß dem Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die festgelegte Untergrenze und die festgelegte Obergrenze nicht mehr als ±0,1, vorzugsweise
nicht mehr als ±0,05, vom Zielwert des pH-Wertes abweichen.
10. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Regelung des pH-Wertes dadurch erfolgt, dass eine festgelegte Menge einer basischen
Lösung in variablen Intervallen aus dem Vorratsbehälter (4) zum Sammelbehälter (2)
hinzugefügt wird, wobei die Länge der Intervalle jeweils vom gemessenen pH-Wert abhängt.
11. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Messung des pH-Wertes kontinuierlich oder in regelmäßigen Intervallen erfolgt,
die eine Dauer von 0,01 bis 10 Sekunden aufweisen.
12. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Poliermittel eine Dispersion ist, die Abrasivpartikel und eine oder mehrere Verbindungen
ausgewählt aus der Gruppe von oberflächenaktiven Additiven, Konservierungsmitteln,
Bioziden, Alkoholen und Komplexbildner umfasst, und die Dispersion einen Feststoffgehalt
von 0,1 bis 10,0 Gew.-%, vorzugsweise 0,3 bis 5,0 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,5
bis 2,0 Gew.-% aufweist.
13. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass nach Abschluss des Polierens der mindestens einen Scheibe aus Halbleitermaterial
und vor Beginn des Polierens mindestens einer ausgetauschten, nicht polierten Scheibe
aus Halbleitermaterial die Umwälzung des Poliermittels nicht mehr über die Doppelseiten-Poliermaschine
erfolgt, und das Poliermittel, während die Umwälzung nicht mehr über die Doppelseiten-Poliermaschine
erfolgt, aufgefrischt wird, indem 1 bis 30 Vol.-% des Poliermittels im Sammelbehälter
(2) durch frisches Poliermittel ausgetauscht und anschließend der pH-Wert durch Zugabe
der basischen Zusammensetzung auf den Zielwert des pH-Wertes eingestellt wird.
14. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß dem Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, dass das Poliermittel aufgefrischt wird, indem 2 bis 8 Vol.-% des Poliermittels im Sammelbehälter
(2) durch frisches Poliermittel ausgetauscht und anschließend der pH-Wert durch Zugabe
der basischen Lösung auf den Zielwert des pH-Wertes eingestellt wird.
15. Verfahren zum beidseitigen Polieren von mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass das Verfahren zusätzlich einen Schritt der Endpolitur und/oder einen Schritt der
Endreinigung der mindestens einer Scheibe aus Halbleitermaterial umfasst.