[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Wärmebehandlung eines Stahls in einem direkt
beheizten Wärmebehandlungsofen.
[0002] Wärmebehandlungsöfen, wie zum Beispiel direkt beheizte Öfen (
direct
fired
furnace, auch DFF genannt), sind in der Praxis etablierte Öfen, die zur Wärmebehandlung
von Metallen verwendet werden. Diese werden standardmäßig mit fossilen Brennstoffen,
wie zum Beispiel Erdgas, gespeist. Da die Verbrennung im Ofen stattfindet, kann mit
Hilfe der direkten Beheizung, je nach eingestellter Luftzahl (Lambda-Wert des Brenngases),
eine reduzierende oder oxidierende Ofenatmosphäre eingestellt werden. Im Ofen befindet
sich somit das von dem/den Brenner(n) erzeugte Verbrennungsgas als Ofenatmosphäre,
welches Wasserdampf geringer als 20 Vol.-% und, je nach Luftzahl, Sauerstoff (O
2) und Kohlenstoffdioxid (CO
2) oder Wasserstoff (H
2) und Kohlenstoffmonoxid/ Kohlenstoffdioxid (CO/CO
2) enthält.
[0003] Im Rahmen der weltweit geforderten Dekarbonisierung sollen mit fossilen Brennstoffen
betriebene Anlagen in Zukunft auf umweltfreundlichere Brennstoffe bzw. Energieträger,
wie zum Beispiel Wasserstoff, umgerüstet bzw. umgestellt werden, um somit den Einsatz
von fossiler Energie zu reduzieren oder letztendlich zu vermeiden, vgl.
DE 10 2022 118 249.5. Aus dieser Schrift ist bekannt, den Wasserstoffanteil im Brenngas zu erhöhen, um
damit DFF-Öfen unter Reduzierung von fossilen Brennstoffen zu betreiben.
[0004] Aus der
EP 2 762 599 A1 und
EP 3 109 338 A1 ist ferner bekannt, DFF-Öfen in Schmelztauchbeschichtungslinien für Stahl-Kaltbänder
zu verwenden. Des Weiteren ist aus der
DE 10 2011 053 698 B3 bekannt, DFF-Öfen zur Austenitisierung in Warmumformungslinien für presszuhärtende
Stähle zu verwenden.
[0005] Sauerstoffhaltige Gase reagieren mit der Stahloberfläche und bei hohen Temperaturen
in Form einer Oxidation primär des Eisens und weiteren Legierungselementen wie zum
Beispiel Mangan und Silizium. Als Reaktionsprodukt entsteht primär Eisenoxid, auch
als Zunder bezeichnet. Bis zu einer Temperatur von ca. 575°C besteht der Zunder auf
der Stahloberfläche aus einer der Stahloberfläche zugewandten Magnetit-Phase (Fe
3O
4) und einer nach außen, von der Stahloberfläche abgewandten Seite, weisenden Hämatit-Phase
(Fe
2O
3). Mit zunehmenden Temperaturen, insbesondere oberhalb von 580°C bildet sich eine
Schicht aus Wüstit (FeO) zwischen der Stahloberfläche und der Magnetit-Phase.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Wärmebehandlung sowie
einen Stahl derart weiterzuentwickeln, um einen hohen Korrosionsschutz bereitzustellen.
[0007] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 und
durch einen Stahl mit den Merkmalen des Anspruchs 5. Weiterführende Ausgestaltungen
sind den Unteransprüchen beschrieben.
[0008] Die erste Lehre betrifft somit ein Verfahren zur Wärmebehandlung eines Stahls mit
Elementen umfassend mindestens C, Mn und Si, Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen
in einem direkt beheizten Wärmebehandlungsofen, wobei der Wärmebehandlungsofen über
wenigstens einen Brenner verfügt, welcher mit einem wasserstoffhaltigen Brenngas und
einem sauerstoffhaltigen Gas betrieben wird, welche zu einem Verbrennungsgas verbrannt
werden, wobei in Abhängigkeit von der Zusammensetzung des wasserstoffhaltigen Brenngases
und der Zusammensetzung des sauerstoffhaltigen Gases das Verbrennungsgas einem Anteil
von größer 20 Vol.-% Wasserdampf aufweist. Durch das Verbrennungsgas wird eine oxidierende
Atmosphäre bereitgestellt und der Stahl wird auf eine Temperatur von mindestens 580°C
erwärmt, wobei sich dadurch eine Schicht aus Eisenoxiden auf dem Stahl ausbildet,
welche eine Matrix aus Wüstit und Phasen aus Magnetit und Hämatit umfasst, wobei sich
durch die Wärmebehandlung zusätzliche Si-haltige Oxide innerhalb der Wüstit-Matrix
einlagern.
[0009] Der im Brenngas zum Einsatz kommende Wasserstoff kann beispielsweise in einer Wasserelektrolyse
unter Verwendung regenerativer Energien, wie Wind, Wasser und Sonne, erzeugt und bereitgestellt
werden. Auch der eventuell benötigte Sauerstoff kann ebenfalls mittels Elektrolyse
durch erneuerbare Energien (Sonne, Wind, Wasser etc.) erzeugt und genutzt werden.
[0010] Aus den konventionell bekannten Wärmebehandlungen bilden sich Si-haltige Oxide zwischen
der Stahloberfläche und der Eisenoxidschicht aus, vgl. beispielhaft
EP 2 113 580 B1,
EP 1 980 638 B1. Das am häufigsten auftretende Si-haltige Oxid scheidet sich in Form von Fe
2SiO
4-Phase(n), auch Fayalit genannt, aus. Das Oxidationsverhalten von Silizium ist in
der Veröffentlichung "
Auswirkungen intergranularer Oxidation auf die Oberflächenrissbildung beim Stranggießen
von Stahl", Masterarbeit Georg Gaiser, Februar 2021, Lehrstuhl Eisen- und Stahlmetallurgie, Universität Leoben, ausführlich beschrieben.
Die Ausbildung von Fayalit-Phasen ist auch in der Nicht-Patentliteratur
Zhou, M.X. et al.: "The morphologies of oxide scale in a Si-containing steel", In:
IOP Conf. Ser.: Mater. Sci. Eng. 244 012026, 2017 - DOI 10.1088/1757-899X/244/1/012026, beschrieben
[0011] Entgegen den Ausführungen im Stand der Technik bewirkt der höhere Wasserdampfanteil
im Verbrennungsgas respektive in der Ofen-Atmosphäre eine Einlagerung und damit eine
Verschiebung der Fayalit-Phasen aus der Grenzschichtebene in die Wüstit-Matrix, wodurch
eine Verbesserung der Haftung des Zunders aber auch eine Erhöhung des Korrosionsschutzes
ermöglicht wird.
[0012] Bei der Wärmebehandlung von Stählen im direkt beheizten Ofen steht somit eine neue
Ofenatmosphäre mit sehr einflussreichen Parametern bezüglich der später zu erzielenden
Stoffeigenschaften am Endprodukt oder Zwischenprodukt des wärmebehandelten Stahls
bereit. Sollte somit ein Wärmebehandlungsofen hinsichtlich seines fossilen Brennstoffs
(Erdgas) auf einen alternativen, wasserstoffhaltigen Brennstoff umgestellt werden,
so hat dies massive Auswirkungen auf die Atmosphäre beim Verbrennen dieser Brennstoffe
und damit auch auf die wärmezubehandelnden Metalle respektive ihre Oberfläche(n).
Beim Verbrennen der wasserstoffhaltigen Brennstoffe wird eine im Vergleich zum Erdgas
größere Menge an Wasserdampf erzeugt. Dies hat zur Folge, dass eine höhere Tendenz
zur Oxidation (Zunderbildung) während der Wärmebehandlung durch sauerstoffaffine Elemente
im Stahl gegeben ist, welche insbesondere an der Oberfläche des Stahls entsteht. Durch
das Vorhandensein eines höheren Wasserdampfanteils wird die Verbindung zwischen Zunder
und Stahloberfläche, vereinfacht gesagt die Haftung an der Stahloberfläche, beeinflusst.
[0013] So kann beispielsweise durch eine Wärmebehandlung eines Stahls in einer 100 %igen
Wasserdampfatmosphäre Zunder auf der Oberfläche des Stahls wie FeO bei einer Ofenraumtemperatur
von 1369°C und Fe
3O
4 bzw. Fe
2O
3 bei einer Ofenraumtemperatur von 1539°C reduziert werden. Durch das Reduzieren im
Wasserdampf kann die Haftung der ausgebildeten Eisenoxidschicht aufgrund der Verschiebung
der Phasenanteile zunehmen und "klebriger" werden. Darüber hinaus kann die "Verzunderung"
durch den heißen Wasserdampf verstärkt und beschleunigt ablaufen. Teile des Eisenoxids
sind hierbei nur schwer zu entfernen (ca. 20 - 60 % [u.a. auch legierungsabhängig]),
insbesondere das substratnahe Eisenoxid. Die Eisenoxidschicht hingegen, die auf dem
substratnahen Eisenoxid liegt, ist sehr spröde und kann schon durch geringe mechanische
Einwirkung entfernt werden. Es wird vermutet, dass durch den erhöhten Wasserdampfanteil
ein erhöhter Materialverlust aufgrund der beschleunigten Eisenoxidbildung gegeben
ist.
[0014] Durch eine Wärmebehandlung des Stahls in einer wasserdampfhaltigen Atmosphäre können
die Kornlagen im Gefüge verändert werden, was zu einer schnellen Korngrenzenoxidation
führt. Aufgrund der verstärkt ablaufenden Eisenoxidbildung kann sich die Bildung der
Korngrenzenoxidation ebenfalls schneller vollziehen und darüber hinaus auch tiefer
in den Stahl eindringen.
[0015] Als Stahl können Flachprodukte, wie zum Beispiel warmgewalzte Bleche oder Bänder
(Warmband) oder kaltgewalzte Bleche oder Bänder (Kaltband) verstanden werden. Alternativ
sind auch bereits aus Stahlblech hergestellte geformte Bauteile zu verstehen. Je nach
Ausführung, ob als Flachprodukt oder Bauteil, ist mindestens ein Wärmebehandlungsschritt
in einer wasserdampfhaltigen Atmosphäre, insbesondere bei Erwärmungstemperaturen oberhalb
von 580°C erforderlich, um einen besonders korrosionsbeständige Eisenoxidschicht auf
der Oberfläche des Stahls zu erzeugen, welche abschließend auch auf dem Stahl verbleibt
und nicht entfernt werden muss.
[0016] Die Temperatur für die Wärmebehandlung liegt vorzugsweise im Wesentlichen zwischen
600°C und 1350°C, bevorzugt zwischen 700°C und 1260°C, wobei sich diese Temperatur
auf die Temperatur des Stahls, auf die es erwärmt werden soll, bezieht. Die Ofenatmosphärentemperatur
bzw. Ofenraumtemperatur kann durchaus höher liegen. Wenn das Endgefüge am Flachprodukt
oder Bauteil keine Rolle spielt, ist auch nicht wesentlich für den Stahl, wenn es
bei höheren Temperaturen eine Gefügeumwandlung erfährt und beim Abkühlen auf Umgebungstemperatur
ein anderes Gefüge im Vergleich zu vorher (vor dem Wärmebehandlungsschritt) aufweist.
[0017] Des Weiteren hat die Temperatur der Flamme des Brenners Einfluss auf die Temperatur
(in) der Ofenatmosphäre bzw. die Temperatur des Ofenraums. Die Verbrennungstemperatur
mit Umgebungsluft und Erdgas liegt bei ca. 1970°C; mit Umgebungsluft und Wasserstoff
bei ca. 2130°C; mit Sauerstoff und Erdgas bei ca. 2860°C; mit Sauerstoff und Wasserstoff
bei ca. 3080°C.
[0018] Der Stahl umfasst mindestens Elemente wie C, Mn, Si, Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen
auf. Dabei kann die Zusammensetzung in Gew.-% umfassen oder bestehen aus:
C: |
0,001 bis 0,9; |
Mn: |
0,05 bis 12,0; |
Si: |
0,001 bis 5,0; |
N: |
max. 0,1; |
S: |
max. 0,1; |
P: |
max. 0,1; |
optional eines oder mehrerer der Elemente:
Al: |
max. 2,0; |
Ni: |
max. 0,5; |
Cr: |
max. 1,5; |
B: |
max. 0,01; |
Ca: |
max. 0,01 ; |
Rest Fe und unvermeidbaren Verunreinigungen.
[0019] Das sauerstoffhaltige Gas für den Betrieb des Brenners kann Luft, beispielsweise
Umgebungsluft, Sauerstoff oder eine Mischung aus Luft und Sauerstoff sein. Abhängig
von Wasserstoffgehalt im wasserstoffhaltigen Brenngas, dem sauerstoffhaltigen Brenngas
(Luft, Sauerstoff oder ein Luft-Sauerstoffgemisch mit Anteilen zwischen 10:90 und
90:10) und abhängig von der Luftzahl, kann der Wasserdampfanteil im Verbrennungsgas
respektive in der Ofenatmosphäre zwischen > 20 und 100 Vol.-% variieren.
[0020] Insbesondere kann Wasserstoff im Brenngas mit einem Anteil von mindestens 20 Vol.-%
enthalten sein. Vorzugsweise kann Wasserstoff im Brenngas mit einem Anteil von mindestens
40 Vol.-% enthalten sein. Bevorzugt kann Wasserstoff im Brenngas mit einem Anteil
von mindestens 60 Vol.-% enthalten sein. Besonders bevorzugt kann Wasserstoff im Brenngas
mit einem Anteil von mindestens 80 Vol.-% enthalten sein. Weiter bevorzugt kann Wasserstoff
im Brenngas mit einem Anteil von mindestens 98 Vol.-% enthalten sein. Diese Ausgestaltung
umfasst beispielsweise eine 100%igen Einsatz von Wasserstoff, mit anderen Worten,
das Brenngas besteht aus Wasserstoff, wobei Verunreinigungen im Brenngas bis zu 0,5
Vol.-%, insbesondere bis zu 0,2 Vol.-%, vorzugsweise weniger als 0,1 Vol.-% zugelassen
werden, wobei Verunreinigungen technisch nicht oder nur mit hohem apparativem Aufwand
vermieden werden können.
[0021] Wenn das Brenngas nicht vollständig aus Wasserstoff besteht, sind neben Wasserstoff
weitere Anteile an Methan (CH
4) und/oder Kohlenmonoxid (CO) enthalten, um 100 Vol.-% nebst Verunreinigungen, welche
bis zu 0,5 Vol.-%, insbesondere bis zu 0,2 Vol.-%, vorzugsweise weniger als 0,1 Vol.-%
zugelassen werden, zu ergeben. Insbesondere bei der Verwendung von Erdgas, können
die Anteile an Methan variieren und damit auch weitere Bestandteile, wie zum Beispiel
Ethan, Propan, Ethen und Butan einzeln oder kombiniert umfassen.
[0022] Die Verbrennung kann mit einer Luftzahl zwischen 0,80 und 1,40 eingestellt werden.
Insbesondere kann die Luftzahl mindestens 0,90, vorzugsweise mindestens 0,95, bevorzugt
mindestens 1,0 betragen. Insbesondere kann die Luftzahl maximal 1,35, vorzugsweise
maximal 1,30, bevorzugt maximal 1,25 betragen. Besonders bevorzugt, um schädliche
Emissionen während der Verbrennung weitestgehend zu vermeiden, wird eine Luftzahl
zwischen 1,05 und 1,20 gewählt.
[0023] Durch den hohen Wasserdampfanteil in der Ofenatmosphäre wirkt diese oxidierend auf
den Stahl. Der Anteil des Wasserdampfs in der Atmosphäre lässt sich durch gängige
und dem Fachmann bekannte Methoden erfassen, wie zum Beispiel Kondensationsfalle,
elektrochemische Messzelle etc. Zur Erfassung des Wassergehalts wird beispielsweise
die sogenannte Taupunktbestimmung verwendet. Der Taupunkt einer Ofenatmosphäre kann
je nach Anwendung zwischen 0°C und +70°C liegen, wobei positive Taupunkte in der Regel
auf eine oxidierende Ofenatmosphäre hinweisen.
[0024] Gemäß einer zweiten Lehre betrifft die Erfindung einen Stahl mit Elementen umfassend
mindestens C, Mn und Si, Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen mit einer Schicht
aus Eisenoxiden, welche eine Matrix aus Wüstit und Phasen aus Magnetit und Hämatit
umfasst. Es sind zusätzliche Si-haltige Oxide innerhalb der Wüstit-Matrix eingeschlossen.
[0025] In der Wüstit-Matrix können im stahlnahen Bereich, dem Bereich, welcher dem Stahl
zugewandt ist, insbesondere im ersten Viertel der Dicke der Wüstit-Matrix (ausgehend
vom Stahl), Eisenpartikel mit einer Größe von > 0 bis zu 5 µm eingeschlossen sein.
Die Größen können variieren und mindestens 0,5 µm, insbesondere mindestens 1 µm, vorzugsweise
mindestens 1,5 µm betragen.
[0026] Ein höherer Wasseranteil führt insbesondere zu höheren Partialdrücken, beispielsweise
der Spaltprodukte Wasserstoff und Sauerstoff. Auf Basis dessen finden die beschriebenen
Phänomene statt, d.h. Wasserstoffdiffusion in die metallische Matrix sowie Oxidation
eben dieser und Beeinflussung des Wüstitzerfalls.
[0027] Die Ausbildung der Si-haltigen Oxide, insbesondere die Fayalit-Phase(n), sind mit
mindestens 70 % ihrer Anteile innerhalb der Wüstit-Matrix, insbesondere mit 75 %,
vorzugsweise mit mindestens 80 %, bevorzugt mit mindestens 85 % ihrer Anteile. Das
bedeutet, dass Si-haltigen Oxide, Fayalit-Phase(n), auch vollständig innerhalb der
Wüstit-Matrix eingeschlossen sein können, insbesondere bis zu 99 %, vorzugsweise bis
zu 98 % ihrer Anteile.
[0028] Besonders bevorzugt ergibt sich die Schicht mit einer Schichtdicke aus Eisenoxiden
auf dem Stahl, dass die Wüstit-Matrix mit mindestens 45 % der Schichtdicke auf der
Stahloberfläche ausgebildet ist, darauf eine Magnetit-Phase, im Wesentlichen vollflächig
ausgebildet mit mindestens 4 % der Schichtdicke und einer auf der Magnetit-Phase ausgebildeten
Hämatit-Phase, welche nicht unbedingt vollflächig vorhanden sein muss, und zumindest
abschnittsweise bis zu 8 % der Schichtdicke betragen kann.
[0029] Die Wüstit-Matrix kann insbesondere mindestens 50 %, vorzugsweise mindestens 55 %,
bevorzugt mindestens 60 % der Schichtdicke einnehmen und maximal 90 %. Die Magnetit-Phase
kann insbesondere mindestens 5 %, vorzugsweise mindestens 7 %, bevorzugt mindestens
8 % der Schichtdicke einnehmen und maximal 30 % betragen. Die Hämatit-Phase kann zumindest
abschnittsweise, insbesondere vollflächig mindestens 1 %, vorzugsweise mindestens
2 %, bevorzugt mindestens 3 % der Schichtdicke einnehmen.
[0030] An dem Übergang respektive der Grenzfläche zwischen dem Stahl (Stahloberfläche) und
der Schicht aus Eisenoxiden können weitere, insbesondere metallische oder intermetallische
Oxide und/oder Phasen vorhanden sein, enthaltend Fe, Si, Mn und optional weitere Bestandteile
des Stahls.
[0031] In der Wüstit-Matrix können im Magnetit-nahen Bereich, dem Bereich, welcher dem Stahl
abgewandt und der Magnetit-Phase zugewandt ist, insbesondere im letzten Drittel der
Dicke der Wüstit-Matrix (ausgehend von Stahl), Magnetit-Phasen mit einer Größe von
> 0 bis zu 20 µm eingeschlossen sein. Die Größen können variieren und mindestens 3
µm, insbesondere mindestens 5 µm, vorzugsweise mindestens 7 µm betragen.
[0032] In der Wüstit-Matrix liegen Poren mit einem Anteil von mindestens 15 %, insbesondere
mindestens 20 % und maximal 70 %, insbesondere maximal 60 % bezogen auf das Volumen
der Wüstit-Matrix vor.
[0033] Die Schicht der Eisenoxide auf dem Stahl kann, beispielsweise je nach Dauer und Temperatur
der Wärmebehandlung, eine Schichtdicke von mindestens 200 µm, insbesondere mindestens
250 µm, vorzugsweise mindestens 300 µm, bevorzugt mindestens 400 µm, besonders bevorzugt
mindestens 500 µm (pro Seite) aufweisen. Es findet eine Reduzierung der Dicke des
Stahls (Materialabnahme) statt, abhängig von Dauer und Temperatur, wobei die Schicht
der Eisenoxide durch die Wärmebehandlung auf der Oberfläche des Stahls "aufgebaut"
wird und ein Teil der Materialabnahme dadurch substituiert wird.
[0034] Die Eisenoxide prägen sich bei erhöhtem Wasserdampfpartialdrücken anders aus. Die
Eisenoxide sind festhaftender, als normalerweise üblich. Darüber hinaus ist die Schicht
der Eisenoxide unter einem erhöhten Wasserdampfpartialdruck signifikant dicker bzw.
höher als normalerweise üblich.
[0035] Näher erläutert wird die Erfindung anhand der folgenden Ausführungsbeispiele in Verbindung
mit der Zeichnung.
[0036] Figur 1 und
2 zeigen jeweils ein Diagramm, wenn als Brennstoff Erdgas, wobei von ca. 99 Vol.-%
Methan ausgegangen wird, mit einem Anteil zwischen 0 und 100 Vol.-% Wasserstoff eingesetzt
wird (Abszisse). Links bedeutet, kein Wasserstoff und 100 Vol.-% Erdgas, rechts hingegen,
kein Erdgas und 100 Vol.-% Wasserstoff im Brenngas. Als sauerstoffhaltiges Gas für
den Brenner wurde zum einen Umgebungsluft (Figur 1) und zum anderen Sauerstoff (Figur
2) vorgesehen, bei der Berechnung mit einer Luftzahl von 1,1 berücksichtigt. Abhängig
von der Luftzahl können die Werte leicht nach unten bzw. nach oben schwanken.
[0037] In Abhängigkeit von der Zusammensetzung des Brenngases sind auch die Bestandteile
des Verbrennungsgases (linke Ordinate) im Diagramm dargestellt. Auf der rechten Ordinate
kann in Abhängigkeit von der Zusammensetzung des Brenngases das erzeugte Verbrennungsgasvolumen
in m
3 pro m
3 eingesetztem Brenngas bestimmt werden, was letztendlich der Ofenatmosphäre entspricht.
[0038] Die in Figur 1 und 2 gezeigten Ergebnisse sind numerisch ermittelt worden und zeigen
die Einflussnahme von nicht-fossilen Brennstoffen, wie Wasserstoff im Brenngas, auf
die Zusammensetzung des Verbrennungsgases.
[0039] Überraschend ist bei einer Verwendung von Umgebungsluft als sauerstoffhaltiges Gas
für die Verbrennung, dass erst mit einem Wasserstoffanteil von mindestens 35 Vol.%
im Brenngas eine Absenkung des CO
2-Gehalts im Verbrennungsgas möglich ist, s. Figur 1. Des Weiteren zeigt Figur 1 deutlich,
dass ein Brenngas bestehend aus 100 Vol.-% Wasserstoff ein Verbrennungsgasvolumen
von 2,5 m
3 pro eingesetztem m
3 Brenngas(=Wasserstoff) nicht unterschreiten kann.
[0040] Hingegen zeigt Figur 2 bei einer Verwendung von Sauerstoff als sauerstoffhaltiges
Gas für die Verbrennung bei 100 % Wasserstoff als Brenngas, dass das Volumen des Verbrennungsgases
dem eingesetzten Volumen des Brenngases im Wesentlichen 1 zu 1 entspricht. Auch ist
eine Reduktion des CO
2-Gehalts im Verbrennungsgas bereits bei geringeren Wasserstoffanteilen (kleiner 35
Vol.-%) im Brenngas zu erkennen.
[0041] In einem einfachen Laborversuch wurden Bleche aus Warmband mit einer Dicke von jeweils
6 mm in unterschiedlichen Atmosphären wärmebehandelt. Als Stahlbleche kam die Güte
S235 zur Anwendung. Es kam ein Versuchsglühofen bestückt mit einem Brenner zur Anwendung,
dessen Düse in den Glühraum ragte. In einer ersten Versuchsreihe wurde der Brenner
mit Erdgas als Brennstoff und Luft als sauerstoffhaltiges Gas gespeist und mit einer
Luftzahl von 1,10 verbrannt. In der Ofenatmosphäre bildete sich wenig Wasserdampf
mit einem Anteil < 10 Vol.-% in der Ofenatmosphäre, gemessen mittels Gravimetrie.
Es wurde ermöglicht, dass die Bleche/Proben eine Temperatur von 1200°C erreichten
und für ca. 5 min bei dieser Temperatur gehalten. In einer zweiten Versuchsreihe wurde
der Brenner mit einem Gemisch aus 80 Vol.-% Wasserstoff und Rest Erdgas als Brennstoff
und Luft als sauerstoffhaltiges Gas gespeist und mit einer Luftzahl von 1,10 verbrannt.
In der Ofenatmosphäre bildete ein Wasserdampfanteil von ca. 27 Vol.-% in der Ofenatmosphäre,
gemessen mittels Gravimetrie. Auch in dieser Versuchsreihe wurde eine Erwärmung der
Bleche auf 1200°C ermöglicht und nach Erreichen für ca. 5 min gehalten.
[0042] Die Glühraumtemperatur betrug 1200°C. Die
Figuren 3 bis
5 zeigen unterschiedliche metallographische Aufnahmen mittels Lichtmikroskopie.
[0043] Die Figuren 3 und 4 zeigen jeweils in einem Querschliff (lichtmikroskopische Aufnahme)
einen Aufbau der Schicht der Eisenoxide auf dem Blech (S). In beiden Versuchsreichen
bildeten sich eine Wüstit-Matrix (W), eine Magnetit-Phase (M) und eine Hämatit-Phase
(H) an der Oberfläche auf dem Blech (S). Die Unterschiede zwischen der ersten Versuchsreihe,
Darstellung oben in Figur 3 in Verbindung mit Figur 4 links, und der zweiten Versuchsreihe,
Darstellung unten in Figur 3 in Verbindung mit Figur 4 rechts, sind, dass
- die Si-haltigen Oxide, insbesondere Fayalit-Phasen (F), im Standardprozess entlang
der Grenzfläche Blech (S) und Wüstit-Matrix (W) verlaufen und im erfindungsgemäßen
Prozess zusätzliche Si-haltige Oxide, vorzugsweise mit mindestens 70 % ihrer Anteile,
innerhalb der Wüstit-Matrix eingeschlossen sind;
- sich eine Schichtdicke von ca. 460 µm im Standardprozess und im erfindungsgemäßen
Prozess von ca. 700 µm einstellt;
- im erfindungsgemäßen Prozess Poren (P) in der Wüstit-Matrix mit einem Anteil von mindestens
15 % und maximal 70 % bezogen auf das Volumen der Wüstit-Matrix vorliegen, beim Standardprozess
< 10 %;
- in der Wüstit-Matrix (W) im stahlnahen Bereich, dem Bereich, welcher dem Blech (S)
zugewandt ist, Eisenpartikel (E) mit einer Größe von > 0 bis zu 5 µm eingeschlossen
sind;
- in der Wüstit-Matrix (W) im Magnetit-nahen Bereich, dem Bereich, welcher dem Blech
(S) abgewandt und der Magnetit-Phase (M) zugewandt ist, Magnetit-Phasen (M) mit einer
Größe von > 0 bis zu 20 µm eingeschlossen sind.
[0044] Die Figur 5 zeigt Aufnahmen einer Oberfläche eines Beispiels aus der ersten Versuchsreihe
(links) und der zweiten Versuchsreihe (rechts). Gut zu erkennen ist, dass in der linken
Darstellung eine zerklüftete Hämatit-Phase (H) und die rechte Darstellung eine gleichmäßige,
geschlossene Hämatit-Phase (H), welche eine durchaus optisch ansprechendere Oberfläche
im Vergleich zu links charakterisiert, dargestellt sind.
[0045] Die unterschiedlichen Bleche wurden in einer konzentrierten Salzsäure für ca. 2 min
chemisch behandelt (gebeizt), wobei sich die Eisenoxide bis hin zur blanken Blechoberfläche
der Proben in der ersten Versuchsreihe ablösten und die Proben der zweiten Versuchsreihe
zeigten keine wesentlichen Veränderungen an der Oberfläche auf.
[0046] Mittels Stromdichte-Potenzial-Kurve kann ein Ablauf eines elektrochemischen Prozesses
im System Elektrode/Elektrolyt charakterisiert werden und stellt daher eine wichtige
Bewertungsbasis für ablaufende Korrosionsvorgänge dar. Die unterschiedlichen Proben
wurden für jeweils ca. 30 s als Elektrode fungierend in einen Elektrolyten mit einer
sauren wässrigen Lösung enthaltend Schwefelsäure mit einem pH-Wert von ca. 1,5 eingetaucht.
Als Gegenelektrode wurde eine Platinelektrode eingesetzt. Das Potenzial der Proben
aus der ersten Versuchsreihe wurden im Durchschnitt mit - 0,1 V und das Potenzial
der Proben aus der zweiten Versuchsreihe im Durchschnitt mit + 0,6 V ermittelt.
[0047] Sowohl die Beizbehandlung als auch die Erfassung des Korrosionspotentials zeigten
eindeutig eine festhaftende und eine sehr sauerbeständige Eisenoxidschicht bei den
Proben aus der zweiten Versuchsreihe. Die reduzierte Haftung bei der ersten Versuchsreihe
scheint der entlang der Grenzschicht ausgeprägten Fayalit-Phase (F) geschuldet zu
sein.
[0048] Auch wurden die unterschiedlichen Proben einem Dreipunkt-Biegeversuch unterzogen,
wobei die Biegung bei den Blechen aus der ersten Versuchsreihe zu Teil-Abplatzungen
der Eisenoxidschicht führte und die Bleche aus der zweiten Versuchsreihe keine wesentlichen
Änderungen aufwiesen, da bedingt durch die vermehrt vorliegenden Poren (P) in der
Wüstit-Matrix (W) die eigentlich relativ spröde Eisenoxidschicht verformbarer zu sein
scheint.
[0049] Die mittels erfindungsgemäßer Wärmebehandlung eingestellte Eisenoxidschicht auf einem
Stahl eignet sich für jegliche Art von Anwendung, insbesondere im Baubereich als Fassadenelement.
1. Verfahren zur Wärmebehandlung eines Stahls mit Elementen umfassend mindestens C, Mn
und Si, Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen in einem direkt beheizten Wärmebehandlungsofen,
wobei der Wärmebehandlungsofen über wenigstens einen Brenner verfügt, welcher mit
einem wasserstoffhaltigen Brenngas und einem sauerstoffhaltigen Gas betrieben wird,
welche zu einem Verbrennungsgas verbrannt werden, wobei in Abhängigkeit von der Zusammensetzung
des Brenngases und der Zusammensetzung des sauerstoffhaltigen Gases das Verbrennungsgas
einem Anteil von größer 20 Vol.-% Wasserdampf aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass durch das Verbrennungsgas eine oxidierende Atmosphäre bereitgestellt wird und der
Stahl auf eine Temperatur von mindestens 580 °C erwärmt wird, wobei sich dadurch eine
Schicht aus Eisenoxiden auf dem Stahl ausbildet, welche eine Matrix aus Wüstit und
Phasen aus Magnetit und Hämatit umfasst, wobei durch die Wärmebehandlung zusätzliche
Si-haltige Oxide innerhalb der Wüstit-Matrix eingeschlossen werden, wobei insbesondere
der im Brenngas zum Einsatz kommende Wasserstoff in einer Wasserelektrolyse unter
Verwendung regenerativer Energien erzeugt und bereitgestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei Wasserstoff im wasserstoffhaltigen Brenngas mit einem
Anteil von mindestens 20 Vol.-% enthalten ist.
3. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei Luft oder Sauerstoff oder eine
Mischung aus Luft und Sauerstoff als sauerstoffhaltiges Gas verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der vorgenannten Ansprüche, wobei die Verbrennung mit einer Luftzahl
zwischen 1,05 und 1,20 eingestellt wird.
5. Stahl mit Elementen umfassend mindestens C, Mn und Si, Rest Fe und unvermeidbare Verunreinigungen
mit einer Schicht aus Eisenoxiden, welche eine Matrix aus Wüstit und Phasen aus Magnetit
und Hämatit umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass zusätzliche Si-haltige Oxide innerhalb der Wüstit-Matrix eingeschlossen sind, wobei
insbesondere Eisenpartikel in der Wüstit-Matrix im stahlnahen Bereich, dem Bereich,
welcher dem Stahl zugewandt ist, mit einer Größe von > 0 bis zu 5 µm eingeschlossen
sind.
6. Stahl nach Anspruch 5, wobei die Anteile der Si-haltigen Oxide mit mindestens 70 %
ihrer Anteile innerhalb der Wüstit-Matrix eingeschlossen sind.
7. Stahl nach Anspruch 5 oder 6, wobei die Wüstit-Matrix eine Schichtdicke der Schicht
aus Eisenoxiden zwischen 45 und 90 % der Schichtdicke, die Magnetit-Phase zwischen
4 und 30 % der Schichtdicke und die Hämatit-Phase zumindest abschnittsweise zwischen
1 und 8 % der Schichtdicke einnehmen.
8. Stahl nach einem der Ansprüche 5 bis 7, wobei in der Wüstit-Matrix im Magnetit-nahen
Bereich, dem Bereich, welcher dem Stahl abgewandt und der Magnetit-Phase zugewandt
ist, Magnetit-Phasen mit einer Größe von > 0 bis zu 20 µm eingeschlossen sind.
9. Stahl nach einem der Ansprüche 5 bis 8, wobei in der Wüstit-Matrix Poren mit einem
Anteil von mindestens 15 % und maximal 70 % bezogen auf das Volumen der Wüstit-Matrix
vorliegen.
10. Stahl nach einem der Ansprüche 5 bis 9, wobei die Schicht der Eisenoxide eine Schichtdicke
von mindestens 200 µm aufweist.