[0001] Unabhängig vom grammatikalischen Geschlecht eines bestimmten Begriffes sind Personen
mit männlicher, weiblicher oder anderer Geschlechteridentität mit umfasst.
[0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur sensorgestützten Sortierung von Objekten
in einem Materialstrom und eine Anlage zur Durchführung des Verfahrens.
[0003] In vielen Industrieanlagen gibt es Transportbänder, auf denen Objekte und deren Eigenschaften
mittels Sensoren erkannt werden müssen. Ein Beispiel ist die Abfallverwertung.
[0004] Als Abfallverwertung bezeichnet man den Prozess der Umwandlung von Abfällen in nützliche
Materialien oder Energie. Es ist ein wichtiger Schritt im Abfallmanagement, um die
Umweltbelastung zu reduzieren und die Ressourcen zu schonen.
[0005] Eine bedeutende Form der Abfallverwertung ist die Wiederverwertung. Dabei werden
Abfälle, die noch verwendbar sind, in ihre ursprünglichen Materialien zerlegt und
in neue Produkte verarbeitet. Beispiele hierfür sind das Recycling von Papier, Glas,
Metall und Plastik. Dies spart Ressourcen, indem weniger Rohstoffe für die Produktion
von neuen Gütern benötigt werden und verringert die Menge an Abfall, der in Deponien
entsorgt werden muss.
[0006] Eine weitere Form der Abfallverwertung ist die thermische Verwertung durch Vergasung
oder Verbrennung. Dabei werden Abfälle verbrannt, um Wärme und Strom zu erzeugen.
Dies ist eine effektive Methode, um Abfall zu reduzieren und gleichzeitig Energie
zu erzeugen. Allerdings sollten die Emissionen sorgfältig überwacht werden, um sicherzustellen,
dass sie die Umwelt nicht belasten.
[0007] Wesentliche Voraussetzung für eine effiziente Abfallverwertung ist die Trennung der
anfallenden Bestandteile aufgrund ihrer Materialeigenschaften.
[0008] Dazu wird üblicherweise eine Vielzahl von unterschiedlichen Sensoren eingesetzt,
die beispielsweise verteilt über Transportbändern angebracht sind und die jeweils
zur Sortierung einer bestimmten Eigenschaft verwendet werden. Zur Unterscheidung von
unterschiedlichen Kunststoffen werden zum Beispiel Near Infrared (NIR) Sensoren verwendet.
Zur Unterscheidung von metallischen und nicht-metallischen Gegenständen können Magnet-Sensoren
oder induktive Sensoren verwendet werden.
[0009] Die entsprechend identifizierten Objekte können dann mittels Druckluft-Sortierern,
Delta-Pickern oder anderen physikalischen Methoden aus dem Stoffstrom separiert werden.
[0010] Aus der
EP 1 752 228 B1 ist ein Verfahren zur sensorgestützten Sortierung von Schüttgütern, wie beispielsweise
Altglas, Kunststoffen oder Mineralien bekannt, bei dem ein einschichtiger Materialstrom
aus Objekten mittels opto-elektronisch gesteuerter Sortiervorrichtungen in verschiedene
Klassen aufgeteilt wird, wobei sich die einzelnen Klassen durch die Eigenschaften
der ihr zugeordneten Objekte unterscheiden. Beispielsweise können die Klassen durch
verschiedene Farben oder Inhaltsstoffe definiert sein.
[0011] Der Sortiervorgang basiert darauf, dass der Materialstrom, etwa auf einem Sortierband
oder während einer Freifallstrecke, mit Licht aus einer Lichtquelle bestrahlt wird
und das emittierte Licht in Wechselwirkung mit den Objekten tritt. Solche Wechselwirkungen
lassen sich im Licht der Wechselwirkung, also jenem Teil des emittierten Lichtes,
welches tatsächlich in Wechselwirkung getreten ist, als Änderung im Transmissions-,
Reflexions- oder Absorptionsgrad bzw. als Fluoreszenzlicht in einem Detektor detektieren.
Die Lichtquelle kann dabei etwa sichtbares Licht, UV-Licht oder IR-Licht emittieren.
[0012] Eine Auswerteeinheit vergleicht sodann die vom Detektor detektierten Werte mit jenen
einer Datenbank, in der verschiedenen Klassen von Objekten verschiedene Wertebereiche,
etwa Wellenlängenbereiche oder Intensitäten, zugeordnet sind, und ordnet so jedes
Objekt einer Klasse zu. Abhängig von der detektierten Klasse wird in der Folge ein
Erfassen des Objektes durch einen Aufnehmer oder ein Ablenken in vorbestimmte Container
mittels Druckluft- oder Saugdüsen veranlasst.
[0013] Um ein Objekt mit mehreren vorgegebenen Eigenschaften (z.B. bestimmter Kunststoff,
Farbe, Form, metallisch oder nichtmetallisch) zu sortieren, müssen mehrere unterschiedliche
Sortierstufen mit den entsprechenden Sensoren und die Transportbänder physikalisch
kombiniert werden. Das ist sehr unflexibel, weil die Sensoren und dazugehörigen Sortierer
in der Sortieranlage fix verbaut sind. Derartige Anlagen sind daher nur für einen
bestimmten Betrieb optimiert und können nur mit erheblichem Aufwand umgebaut werden.
[0014] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, den Stand der Technik weiterzuentwickeln.
[0015] Erfindungsgemäß geschieht dies mit einem Verfahren gemäß Anspruch 1 und einer Anlage
gemäß Anspruch 5.
[0016] Durch die Ermittlung verschiedener Eigenschaften eines Objektes an einer einzelnen
Stelle mit verschiedenen Sensoren wird eine bessere und flexiblere Sortierung ermöglicht.
[0017] Beispielsweise können so die sogenannten Tetrapaks, welche aus Kunststofffolie, Karton
und Aluminiumbeschichtung bestehen, direkt aussortiert werden. Auch Störstoffe und
-objekte, wie z.B. Akkus, kann man mit der erfindungsgemäßen Kombination von geeigneten
Sensoren (Material, Temperatur, Form, Volumen...) erkennen und aussortieren, bevor
sie in eine Recyclingstufe gelangen, bei der sie sich entzünden könnten.
[0018] Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0019] Die Erfindung wird anhand von Figuren näher erläutert.
[0020] Es zeigen beispielhaft:
- Fig. 1
- eine Sortieranlage
- Fig. 2
- Ausgangssignale unterschiedlicher Sensoren
- Fig.3
- die Ausgangssignale nach Kalibrierung
[0021] Die beispielhafte Sortieranlage gemäß Fig. 1 umfasst eine Fördereinrichtung in Form
eines Transportbandes T zur Erzeugung eines Materialstroms.
[0022] Oberhalb des Transportbandes sind unterschiedliche Sensoren S1, S2, S3 angebracht,
welche den Materialstrom entlang einer Zeile quer zur Bewegungsrichtung abtasten und
jeweils eine bestimmte physikalische Größe erfassen. Zur Unterscheidung von unterschiedlichen
Kunststoffen wird beispielsweise Nahinfrarotspektroskopie eingesetzt. Zur Unterscheidung
von metallischen und nicht-metallischen Gegenständen können Magnet-Sensoren oder induktive
Sensoren verwendet werden.
[0023] Weiterhin sind Mittel zur Entnahme von Objekten aus dem Materialstrom und ihre Ablage
M1, M2, M3 vorhanden. Dabei kann es sich beispielsweise um Druckluft-Sortierer oder
Delta-Picker handeln. Schematisch sind auch die anhand ihrer von den Sensoren erfassten
Eigenschaften charakterisierten Objekte dargestellt.
[0024] Wie in Fig. 2 dargestellt ergeben die zeilenförmig erfassten Daten aufgrund der Bewegung
des Transportbandes ein zweidimensionales Abbild der Objekte O im Materialstrom, welche
die durch den jeweiligen Sensor S1, S2, S3 erfasste Eigenschaft aufweisen, d.h. ein
Magnetsensor erfasst naturgemäß nur die Objekte, die magnetische Eigenschaften haben.
[0025] Ein Objekt mit mehreren, von unterschiedlichen Sensoren S1, S2, S3 erfassten Eigenschaften,
kann daher einer bestimmten Objektklasse zugeordnet werden, wenn die Daten der Sensoren
zusammengeführt und gemeinsam ausgewertet werden.
[0026] Dies geschieht in vorteilhafter Weise mit einem sogenannten Edge-Device, d.h. einer
Recheneinheit, mittels der dezentrale Verarbeitung der Sensordaten zumindest teilweise
vor Ort in der Anlage erfolgt. Da die Berechnungen in physischer Nähe zu den Sensoren
und den Aktoren zur Entnahme der Objekte erfolgt, sind kurze Reaktionszeiten möglich
und die erforderliche Bandbreite geringer.
[0027] Um die Daten der einzelnen Sensoren S1, S2, S3 zusammenzuführen zu können, müssen
diese synchronisiert und normiert werden.
[0028] Dazu erfolgt in einem ersten Schritt eine Kalibrierung der Anlage. Es wird ein Referenzobjekt
wie beispielsweise ein rundes Objekt O mit unterschiedlichen Eigenschaften, die mit
den Sensoren detektierbar sind, durch die Anlage geschickt.
[0029] Im Edge-Device ED werden die Sensordaten analysiert und der zeitliche Versatz, sowie
unterschiedliche Auflösungen und Abtastraten in Betracht gezogen und so die Auswertungs-Software
kalibriert.
[0030] Die im Ausführungsbeispiel eingesetzten Sensoren S1, S2, S3 liefern zeilenbasierte
Auswertungen, d.h. pro Zeiteinheit wird eine Zeile an Daten aufgenommen. Eine Zeile
stellt daher den "Querschnitt" über das Transportband T zu einem bestimmten Zeitpunkt
am Ort des Sensors S1, S2, S3 dar. Das Referenzobjekt passiert in Abhängigkeit von
der Geschwindigkeit des Transportbandes T und der örtlichen Anbringung der Sensoren
S1, S2, S3 dieselben zu unterschiedlichen Zeitpunkten.
[0031] Die beispielhaften Sensordaten SD1, SD2, SD3 für ein kreisrundes Referenzobjekt und
3 hintereinander platzierte Sensoren sind in Fig. 2 dargestellt.
[0032] Diese Referenzdaten werden dazu verwendet, die Sensordaten SD1, SD2, SD3 zu kalibrieren.
Die unterschiedlichen Abtastraten, Auflösungen werden und die zeitlichen Abstände
werden ermittelt und damit die Sensordaten kalibriert, sodass eine eindeutige Zuordnung
der Daten möglich ist, wie dies in Fig.3 schematisch dargestellt ist. Die ursprünglichen
Sensordaten SD1, SD2, SD3, wie sie aus Fig.2 ersichtlich sind und aufgrund unterschiedlicher
Sensoreigenschaften scheinbar unterschiedliche Objekte O darstellen, zeigen nach der
Kalibrierung ein einheitliches Bild SK1, SK2, SK3 des Referenzobjektes mit übereinstimmender
Größe zu einem definierten Zeitpunkt.
[0033] Im laufenden Betrieb kann dann für jedes, von zumindest einem Sensor S1, S2, S3 registrierte
Objekt festgestellt werden, welche der von den Sensoren erfassten Eigenschaften OE1,
OE2,... es aufweist, daraufhin eine Klassifizierung erfolgen und das Objekt O aus
dem Materialstrom entfernt und an einem vorbestimmten Ort gelagert, d.h. aussortiert
werden.
[0034] Der erfindungsgemäße Einsatz eines Edge-Devices ED und Edge Computing ermöglicht
eine flexible Konfiguration der Anlagen für unterschiedliche Anforderungen. Insbesondere
können auch Erweiterungen mit zusätzlichen Sensoren einfach durchgeführt werden.
[0035] Durch die Kombination von Sensordaten SD1, SD2, SD3 können Störstoffe zuverlässiger
erkannt und aussortiert werden.
[0036] Die Zählung von Objekten O mit bestimmten Eigenschaften OE1, OE2,... kann durch die
Kombination der Sensoren S1, S2, S3 ebenfalls sehr einfach und schnell konfiguriert
und durchgeführt werden. Damit kann die Qualität der Sortierung genauer beurteilt
werden als durch Wiegen der sortierten Materialien.
Bezugszeichenliste
[0037]
- T
- Transportband
- S1, S2, S3
- Sensoren
- M1, M2, M3
- Mittel zur Entnahme von Objekten
- O
- Objekte
- ED
- Edge-Device
- OE1, OE2,...
- Objekteigenschaften
- SD1, SD2, SD3
- Sensordaten
- SK1, SK2, SK3
- kalibrierte Sensordaten
1. Verfahren zur sensorgestützten Sortierung von Objekten in einem Materialstrom, wobei
Objekte anhand ihrer Eigenschaften verschiedenen Klassen zugeordnet und die Eigenschaften
mittels Sensoren bestimmt werden, und wobei die klassifizierten Objekte aus dem Materialstrom
entfernt und an vorbestimmten Ort gelagert werden, dadurch gekennzeichnet, dass eine Mehrzahl an Sensoren (S1, S2, S3) im Verlauf des Materialstroms angeordnet ist,
dass die von den Sensoren (S1, S2, S3)gelieferten Daten in einer Recheneinheit (ED)
zusammengeführt und Objekten (O) zugeordnet werden, dass aufgrund der einem Objekt
zugeordneten Sensordaten (SD1, SD2, SD3) eine Mehrzahl an Eigenschaften festgelegt
( OE1, OE2,...) wird und dass anhand der Mehrzahl an Eigenschaften das Objekt (O)
einer bestimmten Klasse zugeordnet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoren (S1, S2, S3) optische Sensoren in unterschiedlichen Spektralbereichen
und magnetische Sensoren umfassen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein Kalibrierungsdurchlauf durchgeführt wird, bei dem mit einem Referenzobjekt mit
bekannten Eigenschaften die von den Sensoren (S1, S2, S3) gelieferten Daten (SD1,
SD2, SD3) zumindest hinsichtlich ihres zeitlichen Versatzes und unterschiedlicher
Auflösungen und Abtasttraten in einer Recheneinheit (ED) analysiert werden und die
Daten (SD1, SD2, SD3) kalibriert (SK1, SK2, SK3) werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Sensoren (S1, S2, S3) den Materialstrom entlang einer Zeile quer zur Bewegungsrichtung
abtasten.
5. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass eine Fördereinrichtung (T) zur Erzeugung eines Materialstroms vorgesehen ist, dass
eine Mehrzahl an Sensoren(S1, S2, S3) entlang der Fördereinrichtung so angeordnet
ist, dass Eigenschaften der Objekte (O) entlang einer Zeile quer zur Förderrichtung
erfasst werden, dass eine Recheneinheit vorgesehen ist, in der die von den Sensoren
(S1, S2, S3) gelieferten Daten (SD1, SD2, SD3) zusammengeführt und Objekten zugeordnet
werden, und dass Mittel zur Entnahme von Objekten aus dem Materialstrom (M1, M2, M3)
und Ablage aufgrund der dem jeweiligen Objekt zugeordneten Sensordaten (OE1, OE2,...)
vorgesehen sind.
6. Anlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Recheneinheit als Edge-Device (ED) ausgestaltet ist.