[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Tieftemperaturzerlegung von Luft, ein Verfahren
zur Herstellung von Ammoniak und entsprechende Anlagen mit den jeweiligen Merkmalen
der unabhängigen Patentansprüche.
Hintergrund der Erfindung
[0003] Wie in einem Artikel von
Alexander H. Tullo, "Is ammonia the fuel of the future?", Chemical and Engineering
News 2021, Band 99, Ausgabe 8, zusammengefasst, weist Ammoniak mit 12,7 MJ/L eine höhere Energiedichte als sogar
flüssiger Wasserstoff mit 8,5 MJ/L auf. Flüssiger Wasserstoff muss bei kryogenen Bedingungen
von -253 °C gelagert werden, während Ammoniak bei nur -33 °C gelagert werden kann.
Zudem weist Ammoniak zwar gewisse Risiken in der Handhabung auf, ist aber beispielsweise
deutlich schwerer entzündlich als Wasserstoff. Da Ammoniak als Ausgangsstoff für Düngemittel
in der Landwirtschaft und als chemischer Rohstoff weit verbreitet ist, existiert eine
weltweit ausgebaute Ammoniak-Infrastruktur. Derzeit werden jährlich etwa 180 Millionen
Tonnen Ammoniak produziert und 20 Millionen Tonnen gehandelt. 120 Häfen weltweit sind
bereits mit Ammoniak-Terminals ausgestattet.
[0004] Um regenerativ erzeugten elektrischen Strom zu nutzen und Kohlendioxidemissionen
bei der Herstellung von Wasserstoff als Ausgangsstoff für die Ammoniaksynthese weitgehend
zu reduzieren, kann die Wasserelektrolyse eingesetzt werden. Entsprechende Verfahren
können in unterschiedlichen Ausgestaltungen durchgeführt werden. Der elektrolytisch
und unter Einsatz regenerativ erzeugten elektrischen Stroms hergestellte Wasserstoff
wird auch als "grüner" Wasserstoff bezeichnet.
[0006] Zumindest bis zur wirtschaftlich erfolgreichen Realisierung von Verfahren zur Herstellung
von grünem Wasserstoff können Brückentechnologien eingesetzt werden. Diese umfassen
insbesondere die Rückgewinnung und anschließende Lagerung oder Verwendung von Kohlendioxid
(engl. Carbon (Dioxide) Capture and Storage, CCS bzw. Carbon (Dioxide) Capture and
Utilization, CCU). Entsprechend hergestellter Wasserstoff wird auch als "blauer" Wasserstoff
bezeichnet.
[0007] Zur Herstellung von Wasserstoff aus Kohlenwasserstoffen können katalytische Reformierungsverfahren
wie Dampfreformierung (engl. Steam Methane Reforming, SMR) oder autotherme Reformierung
(engl. Autothermal Reforming, ATR) zum Einsatz kommen. Ein weiterer Weg zur Herstellung
von Wasserstoff aus entsprechenden Kohlenstoffquellen umfasst die katalytische partielle
Oxidation (POX, Partial Oxidation). Auch Kombinationen entsprechender Verfahren können
eingesetzt werden.
[0008] Kombinierte Verfahren, die die Herstellung von Ammoniak aus blauem oder grauem Wasserstoff
und die Herstellung des Wasserstoffs selbst, insbesondere mittels autothermer Reformierung,
umfassen, benötigen zunächst Sauerstoff für die Wasserstoffherstellung und anschließend
Stickstoff für die Ammoniaksynthese. Beide Gase lassen sich mittels Tieftemperaturzerlegung
von Luft bereitstellen.
[0009] Auch zur Tieftemperaturzerlegung von Luft sei auf einschlägige Fachliteratur, beispielsweise
H.-W. Häring (Hrsg.), Industrial Gases Processing, Wiley-VCH 2006, insbesondere Abschnitt 2.2.5, "Cryogenic Rectification", verwiesen. Luftzerlegungsanlagen
weisen Rektifikationskolonnensysteme auf, die beispielsweise als Zweikolonnensysteme,
insbesondere als klassische Linde-Doppelkolonnensysteme, aber auch als Drei- oder
Mehrkolonnensysteme ausgebildet sein können. Neben den Rektifikationskolonnen zur
Gewinnung von Stickstoff und/oder Sauerstoff in flüssigem und/oder gasförmigem Zustand
(beispielsweise flüssigem Sauerstoff, LOX, gasförmigem Sauerstoff, GOX, flüssigem
Stickstoff, LIN und/oder gasförmigem Stickstoff, GAN), also Rektifikationskolonnen
zur Stickstoff-Sauerstoff-Trennung, können Rektifikationskolonnen zur Gewinnung weiterer
Luftkomponenten, insbesondere der Edelgase Krypton, Xenon und/oder Argon, vorgesehen
sein.
[0010] Es besteht der Bedarf nach Verfahren und Anlagen, die insbesondere den Bedarf an
den unterschiedlichen Luftprodukten Sauerstoff und Stickstoff im Zuge der Wasserstoff-
und nachfolgenden Ammoniaksynthese decken können.
Offenbarung der Erfindung
[0011] Vor diesem Hintergrund werden ein Verfahren zur Tieftemperaturzerlegung von Luft
und ein Verfahren zur Herstellung von Ammoniak sowie entsprechende Anlagen mit den
jeweiligen Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche vorgeschlagen. Ausgestaltungen
sind jeweils Gegenstand der abhängigen Patentansprüche sowie der nachfolgenden Beschreibung.
[0012] Die hier vorgeschlagenen Maßnahmen ermöglichen insbesondere einen Betrieb einer zur
Bereitstellung von Stickstoff und Sauerstoff eingerichteten Luftzerlegungsanlage als
reine oder im Wesentlichen reine Stickstoffanlage, wenn Sauerstoff nicht benötigt
wird. Dies gilt beispielsweise für die Ammoniaksynthese, in der im Gegensatz zur Herstellung
von Wasserstoff, beispielsweise mittels autothermer Reformierung, kein Sauerstoff
benötigt wird. Die vorliegende Erfindung eignet sich insbesondere auch dann für die
Versorgung einer Ammoniaksynthese, wenn die Wasserstoffherstellung dauerhaft oder
zeitweise zur Bereitstellung von grünem Wasserstoff umgerüstet wird. Eine hier vorgeschlagene
Luftzerlegungsanlage kann also zunächst zur Versorgung einer grauen oder blauen Wasserstoffsynthese
in Verbindung mit einer Ammoniaksynthese genutzt werden und anschließend an eine entsprechende
Umrüstung energieeffizient weiter betrieben werden. Dies gilt auch beispielsweise
dann, wenn eine zeitweise grüne Wasserstoffherstellung, beispielsweise bei Verwendung
in fluktuierenden Mengen bereitgestelltem regenerativ erzeugtem elektrischem Strom,
erfolgt. Mit anderen Worten ermöglichen es die hier vorgeschlagenen Maßnahmen, eine
Luftzerlegungsanlage dauerhaft oder zeitweise in einem Stickstoffproduktionsbetrieb
zu betreiben und in diesem Zusammenhang auf die Produktion nicht mehr benötigten Sauerstoffs
zu verzichten.
[0013] Das vorgeschlagene Verfahren dient zur Tieftemperaturzerlegung von Luft und wird
unter Verwendung einer Luftzerlegungsanlage durchgeführt, die ein Rektifikationskolonnensystem
mit einer Druckkolonne und einer Niederdruckkolonne aufweist. Unter Verwendung von
in dem Rektifikationskolonnensystem gebildetem Kopfgas einer oder mehrerer Rektifikationskolonnen,
insbesondere von Kopfgas der Druckkolonne, aber auch zusätzlich oder alternativ von
Kopfgas einer weiteren Rektifikationskolonne, wie beispielsweise in Figur 2 veranschaulicht,
werden ein oder mehrere Stickstoffprodukte und von Sumpfflüssigkeit der Niederdruckkolonne
ein oder mehrere Sauerstoffprodukte gebildet. Die Niederdruckkolonne wird unter Verwendung
von Sumpfflüssigkeit der Druckkolonne gespeist.
[0014] Ein "Kopfgas" ist dabei ein in einem oberen Teil, insbesondere oberhalb des obersten
Trennabschnitts, einer Rektifikationskolonne erhaltenes Gas. Eine "Sumpfflüssigkeit"
ist eine in einem unteren Teil, insbesondere unterhalb des untersten Trennabschnitts,
einer Rektifikationskolonne erhaltene Flüssigkeit. Mit der Angabe "unter Verwendung
von Sumpfflüssigkeit der Druckkolonne" soll dabei eine direkte Einspeisung der Sumpfflüssigkeit
der Druckkolonne in die Niederdruckkolonne verstanden werden, aber auch eine Zwischenverwendung
solcher Sumpfflüssigkeit umfasst sein. Auch eine Einspeisung in einen Kopfkondensator
einer weiteren Rektifikationskolonne, wie beispielsweise in Figur 3 veranschaulicht,
kann hiervon umfasst sein. In einem solchen Fall wird dem Kopfkondensator der weiteren
Rektifikationskolonne Flüssigkeit entnommen und diese wird in die Niederdruckkolonne
eingespeist. Auch diese Flüssigkeit ist aufgrund der Einspeisung der Sumpfflüssigkeit
der Druckkolonne in den Kopfkondensator "unter Verwendung von Sumpfflüssigkeit der
Druckkolonne" gebildet, selbst wenn in den Kopfkondensator weitere Fluide eingespeist
werden sollten bzw. die Flüssigkeit eine zusammensetzungsmäßige Veränderung erfährt.
[0015] In dem vorgeschlagenen Verfahren sind ein Mischproduktionsmodus und ein Stickstoffproduktionsmodus
vorgesehen, wobei in dem Mischproduktionsmodus das oder die Sauerstoffprodukte in
einer Sauerstoffproduktgesamtmenge und das oder die Stickstoffprodukte in einer ersten
Stickstoffproduktgesamtmenge bereitgestellt und aus der Luftzerlegungsanlage ausgeführt
werden, und in dem Stickstoffproduktionsmodus das oder die Sauerstoffprodukte nicht,
und das oder die Stickstoffprodukte in einer zweiten Stickstoffproduktgesamtmenge,
die gleich oder unterschiedlich zu der ersten Stickstoffproduktgesamtmenge ist, bereitgestellt
und aus der Luftzerlegungsanlage ausgeführt werden. Die erste Stickstoffproduktgesamtmenge
kann insbesondere 50% bis 150% der Sauerstoffproduktgesamtmenge betragen.
[0016] Die zur Speisung der Niederdruckkolonne verwendete Sumpfflüssigkeit der Druckkolonne,
oder eine unter Verwendung hiervon gebildete Flüssigkeit (wie insbesondere in dem
erläuterten Fall einer weiteren Rektifikationskolonne in Form einer Flüssigkeit aus
deren Kopfkondensator der Fall) wird in dem Mischproduktionsmodus ausschließlich oberhalb
eines untersten Trennabschnitts, d.h. oberhalb des untersten Siebbodens, der untersten
Packung und dergleichen, der Niederdruckkolonne in die Niederdruckkolonne eingespeist.
Die Einspeisung kann aber auch an unterschiedlichen Einspeisestellen erfolgen, wie
typischerweise in Verfahren mit Argongewinnung der Fall. Eine Einspeisung direkt in
den Sumpf erfolgt dagegen in dem Mischproduktionsmodus nicht, um das gebildete Sauerstoffprodukt
nicht mit Stickstoff zu verunreinigen.
[0017] Die zur Speisung der Niederdruckkolonne verwendete Sumpfflüssigkeit der Druckkolonne,
oder eine unter Verwendung hiervon gebildete Flüssigkeit (wie insbesondere in dem
erläuterten Fall einer weiteren Rektifikationskolonne in Form einer Flüssigkeit aus
deren Kopfkondensator der Fall) wird in dem Stickstoffproduktionsmodus dagegen zumindest
zum Teil unterhalb eines untersten Trennabschnitts der Niederdruckkolonne in die Niederdruckkolonne
eingespeist. In dem Stickstoffproduktionsmodus wird kein Sauerstoffprodukt gewonnen
und durch eine entsprechende Einspeisung wird im Wesentlichen eine Bereitstellung
von Flüssigkeit zur Kühlung des Hauptkondensators erzielt.
[0018] In beiden Fällen soll ein "Trennabschnitt" insbesondere eine Anordnung aus einer
oder mehreren Trennstrukturen, d.h. geordneten oder ungeordneten Packungen und/oder
Siebböden, bezeichnen, wobei ein Trennabschnitt auch mehrere sogenannte Sektionen
oder Unterabschnitte aufweisen kann, zwischen denen aber insbesondere keine wesentliche
Ein- und Ausspeisung von Flüssigkeit erfolgt.
[0019] Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen kann die Niederdruckkolonne in dem Stickstoffproduktionsmodus
gewissermaßen außer Betrieb gesetzt werden. Die Niederdruckkolonne kann durch den
Einsatz der vorliegenden Erfindung im Wesentlichen zur Bereitstellung eines Kühlfluids
im Sumpf verwendet werden, gegen das Kopfgas der Druckkolonne kondensiert wird. Aus
dem Sumpf der Niederdruckkolonne kann in dem Stickstoffproduktionsmodus im Wesentlichen
nur eine sogenannte Purgeentnahme vorgenommen werden, um auf diese Weise die Anreicherung
von unerwünschten Komponenten wie Kohlenwasserstoffen im Sumpf der Niederdruckkolonne
zu verhindern.
[0020] In bestimmten Ausgestaltungen kann die vorgeschlagene Luftzerlegungsanlage eine Argonkolonne
im unten erläuterten Sinn aufweisen, wobei die Argonkolonne in dem Stickstoffproduktionsmodus
nicht betrieben wird. Dies geht mit der hier vorgeschlagenen Deaktivierung der Sauerstoffproduktion
einher. Die Argonkolonne kann insbesondere als Argongewinnungskolonne oder Argonausschleuskolonne
betrieben werden. Auf die Definitionen unten wird verwiesen.
[0021] In Ausgestaltungen der Erfindung kann der Niederdruckkolonne Restgas entnommen werden,
wobei das Restgas nur in dem Stickstoffproduktionsmodus unter Verwendung einer Restgasturbine
entspannt und aus der Luftzerlegungsanlage ausgeschleust wird. Auf diese Weise kann
insbesondere eine Anpassung an den Kältebedarf vorgenommen werden. Wie erwähnt, erfolgt
in dem Mischproduktionsmodus insbesondere eine Entspannung von Einsatzluft, die in
Ausgestaltungen der Erfindung in dem Stickstoffproduktionsmodus nicht vorgenommen
wird.
[0022] Das Rektifikationskolonnensystem kann dabei mit in einer
Hauptluftverdichteranordnung verdichteter Luft gespeist werden, wobei die in der Hauptluftverdichteranordnung
verdichtete Luft, oder ein Teil hiervon, nur in dem Mischproduktionsmodus unter Verwendung
eines Nachverdichters und/oder eines oder mehrerer Booster verdichtet und/oder unter
Verwendung einer oder mehrerer Entspannungsturbinen entspannt wird. Der Betrieb entsprechender
drehender Maschinen kann also im Wesentlichen wegfallen, wenn Sauerstoff nicht benötigt
wird. Auf diese Weise ergeben sich auch Energieeinsparungen.
[0023] Der Begriff "Hauptluftverdichteranordnung" soll hier eine Anordnung aus einem oder
mehreren, insbesondere parallel angeordneten, Hauptluftverdichtern bezeichnen. In
einer Ausgestaltung der Erfindung umfasst die Hauptluftverdichteranordnung dabei zwei
Hauptluftverdichter, von denen in dem Mischproduktionsmodus beide, insbesondere jeweils
in Volllast betrieben werden, und von denen in dem Stickstoffproduktionsmodus nur
einer, insbesondere in Vollast, betrieben wird.
[0024] In Ausgestaltungen eines entsprechenden Verfahrens wird weiteres Kopfgas der Druckkolonne
oder ein anderes stickstoffhaltiges Fluid aus der Druckkolonne nur in dem Mischproduktionsmodus
in verflüssigtem Zustand oberhalb eines obersten Trennabschnitts der Niederdruckkolonne
in die Niederdruckkolonne eingespeist. Dies gilt auch für andere Fluide und ihre Einspeisung
in die Niederdruckkolonne. Ein anderes stickstoffhaltiges Fluid aus der Druckkolonne,
das entsprechend verwendet wird, kann insbesondere eine Rücklaufflüssigkeit sein,
die der Druckkolonne nicht direkt am Kopf, sondern einige (z.B. 5 bis 15) Trennstufen
unterhalb des Kopfs entnommen wird. In diesem Fall wird auch von einem "unreinen"
Flüssigstickstoffrücklauf gesprochen. Dies kann insbesondere dann der Fall bzw. vorteilhaft
sein, wenn in dem Mischproduktionsmodus das gesamte Stickstoffprodukt aus der Druckkolonne
entnommen wird (und keine Entnahme von Niederdruckstickstoff aus der Niederdruckkolonne
erfolgt), sowie eine entsprechende Anlage beispielsweise nur eine Argon-Ausschleuskolonne
aufweist. Dies kann beispielsweise bei einem Dreikolonnenverfahren der Fall sein,
wie es in Figur 2 gezeigt ist.
[0025] Eine entsprechende Luftzerlegungsanlage kann eine Zusatzkolonne zur Stickstoffgewinnung
im unten erläuterten Sinn aufweisen, auf die auch zuvor bereits Bezug genommen wurde.
Bei einem höheren Betriebsdruck dieser Zusatzkolonne kann die weitere Verdichtung
bzw. die Vor-Verdichtung von Stickstoff aus dieser Zusatzkolonne entfallen. Das Verfahren
eignet sich also auch für entsprechende Dreikolonnenverfahren. Die Zusatzkolonne weist
in diesem Fall einen Kopfkondensator auf, der einen Verdampfungsraum umfasst, in den
abgekühlte und verflüssigte oder pseudo-verflüssigte Druckluft und/oder Sumpfflüssigkeit
der Zusatzkolonne eingespeist werden, und aus dem Fluidströme entnommen werden, die
in die erste Druckkolonne eingespeist werden. Der Begriff "Pseudo-Verflüssigung" soll
dabei eine Überführung aus dem überkritischen in den flüssigen Zustand durch Wärmeabfuhr
bezeichnen. Wie erwähnt, kann auch Flüssigkeit aus einem entsprechenden Kopfkondensator
in die Niederdruckkolonne eingespeist werden, so dass auch in diesem Fall die Niederdruckkolonne
"unter Verwendung von Sumpfflüssigkeit der Druckkolonne" gespeist wird, bzw. mit einer
unter Verwendung hiervon gebildeten Flüssigkeit.
[0026] Die in den Verdampfungsraum des Kopfkondensators der Zusatzkolonne eingespeiste abgekühlte
und verflüssigte bzw. pseudo-verflüssigte Druckluft wird insbesondere nur in dem Mischproduktionsmodus
in den Verdampfungsraum des Kopfkondensators der Zusatzkolonne eingespeist und dabei
zuvor turbinenentspannt. Das Kopfgas der Zusatzkolonne kann das Kopfgas sein, das
in dem vorgeschlagenen Verfahren als Stickstoffprodukt bereitgestellt wird. Es kann
aber auch zur Bereitstellung eines zusätzlichen Stickstoffprodukts verwendet werden.
[0027] Die Luftzerlegungsanlage kann in Ausgestaltungen einen Hauptwärmetauscher und einen
Nebenwärmetauscher umfassen und zumindest ein Teil von Einsatzluft, die in das Rektifikationskolonnensystem
eingespeist wird, kann parallel in dem Hauptwärmetauscher und dem Nebenwärmetauscher
abgekühlt werden. Auf diese Weise kann die Wärmeaustauschfläche selektiv an die Betriebsweise
angepasst werden, insbesondere indem der Hauptwärmetauscher in dem Stickstoffproduktionsmodus
nicht betrieben wird. Zusätzlich kann in dem Nebenwärmetauscher zumindest ein Teil
des in dem Rektifikationskolonnensystem gebildeten und zur Bereitstellung des einen
oder der mehreren Stickstoffprodukten verwendeten Kopfgases erwärmt werden. Dieser
Nebenwärmetauscher kann daher in entsprechenden Ausgestaltungen durchgängig in Betrieb
sein.
[0028] In Ausgestaltungen der Erfindung kann in das Rektifikationskolonnensystem eingespeiste
Luft in dem Mischproduktionsmodus nicht oder in einer geringeren Menge als in dem
Stickstoffproduktionsmodus unter Verwendung einer Entspannungsturbine entspannt und
aus der Luftzerlegungsanlage ausgeschleust wird. Auf diese Weise kann ebenfalls eine
Anpassung an den Kältebedarf vorgenommen werden, und zwar insbesondere als Alternative
zur Entspannung von Restgas.
[0029] In dem vorgeschlagenen Verfahren kann das Rektifikationskolonnensystem insbesondere
unter Verwendung von Druckluft gespeist werden, die nur in dem Stickstoffproduktionsmodus
unter Verwendung einer Entspannungsturbine, insbesondere einer Generatorturbine, in
eine oder mehrere Rektifikationskolonnen des Rektifikationskolonnensystems, insbesondere
die Druckkolonne und/oder, bei einem Dreikolonnenverfahren, eine Zusatzkolonne, eingespeist
wird.
[0030] Das vorgeschlagene Verfahren zur Herstellung von Ammoniak umfasst eine Wasserstoffproduktion
und eine Ammoniaksynthese, wobei in der Wasserstoffproduktion gebildeter Wasserstoff
in der Ammoniaksynthese mit Stickstoff zu Ammoniak umgesetzt wird, und wobei die Wasserstoffproduktion
die Verwendung von Sauerstoff umfasst. Der Sauerstoff und der Stickstoff können jeweils
zumindest zu einem Teil unter Verwendung eines Verfahrens nach einem der vorstehenden
Ansprüche bereitgestellt werden.
[0031] Insbesondere kann die Wasserstoffproduktion in einem ersten Zeitraum unter Verwendung
eines sauerstoffverbrauchenden Verfahrens und in einem zweiten Zeitraum elektrolytisch
erfolgen, wobei der Mischproduktionsmodus der Luftzerlegungsanlage in dem ersten und
der Stickstoffproduktionsmodus in dem zweiten Zeitraum erfolgen kann. Die Wasserstoffproduktion
kann insbesondere eine autotherme Reformierung eines kohlenwasserstoffhaltigen Einsatzes
umfassen, für die der Sauerstoff benötigt wird.
[0032] Die vorliegende Erfindung kann insbesondere im Zusammenhang mit der Herstellung von
blauem Wasserstoff erfolgen, d.h. das Verfahren kann die Abscheidung und Verwendung
und/oder Speicherung von Kohlendioxid umfassen.
[0033] Die vorgeschlagene Luftzerlegungsanlage umfasst ein Rektifikationskolonnensystem
mit einer Druckkolonne und einer Niederdruckkolonne. Sie ist eingerichtet, unter Verwendung
von Kopfgas der Druckkolonne ein oder mehrere Stickstoffprodukte und von Sumpfflüssigkeit
der Niederdruckkolonne ein oder mehrere Sauerstoffprodukte zu bilden, und die Niederdruckkolonne
unter Verwendung von Sumpfflüssigkeit der Druckkolonne zu speisen. Zu weiteren Merkmalen
einer solchen Luftzerlegungsanlage sei auf den entsprechenden unabhängigen Patentanspruch
verwiesen.
[0034] Die vorgeschlagene Anlage zur Herstellung von Ammoniak weist eine Wasserstoffproduktionseinheit
und eine Ammoniaksyntheseeinheit sowie eine Luftzerlegungsanlage auf, wie sie soeben
erläutert wurde.
[0035] Zu weiteren Merkmalen und Vorteilen der vorgeschlagenen Anlagen und Ausgestaltungen
hiervon sei auf die obigen Erläuterungen betreffend der erfindungsgemäß vorgeschlagenen
Verfahren und ihrer Ausgestaltungen ausdrücklich verwiesen, da diese hierfür in gleicher
Weise gelten.
[0036] Entsprechendes gilt auch für entsprechende Anlagen, die gemäß Ausgestaltungen der
Erfindung dazu eingerichtet sind, Verfahren gemäß beliebiger Ausgestaltungen der vorliegenden
Erfindung durchzuführen.
Kurze Beschreibung der Zeichnungen
[0037]
Figuren 1A-1C veranschaulichen Luftzerlegungsanlagen gemäß Ausgestaltungen der Erfindung
in unterschiedlichen Betriebsmodi.
Figuren 2A-2C veranschaulichen Luftzerlegungsanlagen gemäß Ausgestaltungen der Erfindung
in unterschiedlichen Betriebsmodi.
Figur 3 veranschaulicht eine Luftzerlegungsanlage gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung
in einem Betriebsmodus.
Ausführungsformen der Erfindung
[0038] Die nachfolgend beschriebenen Ausführungsformen werden lediglich zu dem Zweck beschrieben,
den Leser beim Verständnis der beanspruchten und zuvor erläuterten Merkmale zu unterstützen.
Sie stellen lediglich repräsentative Beispiele dar und sollen hinsichtlich der Merkmale
der Erfindung nicht abschließend und/oder beschränkend betrachtet werden. Es versteht
sich, dass die zuvor und nachfolgend beschriebenen Vorteile, Ausführungsformen, Beispiele,
Funktionen, Merkmale, Strukturen und/oder anderen Aspekte nicht als Beschränkungen
des Umfangs der Erfindung, wie er in den Ansprüchen definiert ist, oder als Beschränkungen
von Äquivalenten zu den Ansprüchen zu betrachten sind, und dass andere Ausführungsformen
verwendet und Änderungen vorgenommen werden können, ohne vom Umfang der beanspruchten
Erfindung abzuweichen.
[0039] Unterschiedliche Ausführungsformen der Erfindung können weitere zweckmäßige Kombinationen
der beschriebenen Elemente, Komponenten, Merkmale, Teile, Schritte, Mittel usw. umfassen,
aufweisen, aus ihnen bestehen oder im Wesentlichen aus ihnen bestehen, auch wenn solche
Kombinationen hier nicht spezifisch beschrieben sind. Darüber hinaus kann die Offenbarung
andere Erfindungen umfassen, die gegenwärtig nicht beansprucht sind, die aber in Zukunft
beansprucht werden können, insbesondere wenn sie vom Umfang der unabhängigen Ansprüche
umfasst sind.
[0040] Erläuterungen, die sich auf Vorrichtungen, Apparate, Anordnungen, Systeme usw. gemäß
Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung beziehen, können auch für Verfahren,
Prozesse, Methoden usw. gemäß den Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung gelten
und umgekehrt. Gleiche, gleich wirkende, in ihrer Funktion einander entsprechende,
baulich identisch oder vergleichbar aufgebaute Elemente, Verfahrensschritte usw. können
mit identischen Bezugszeichen angegeben sein.
[0041] Nachfolgend werden vor der Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen nochmals Begriffe
erläutert und definiert, die für sämtliche Ausgestaltungen der vorliegenden Erfindung
in derselben Weise gelten können.
[0042] Luftzerlegungsanlagen mit Zusatzkolonnen zur Stickstoffgewinnung sind bekannt. Es
kann beispielsweise auf die
EP 3 771 873 A1 verwiesen werden, wo eine derartige Zusatzkolonne als "erste Kolonne" bezeichnet
wird. Sämtliche Rektifikationskolonnen können dabei auf unterschiedlichen Druckniveaus
betrieben werden. Der Betriebsdruck der Druckkolonne kann beispielsweise auf einem
Druckniveau von 4 bis 7 bar, insbesondere ca. 5,3 bar, liegen. Die Niederdruckkolonne
kann auf einem Druckniveau von typischerweise 1 bis 2 bar, insbesondere ca. 1,4 bar,
betrieben werden. In bestimmten Fällen können in beiden Kolonnen auch höhere Druckniveaus
eingesetzt werden. Bei den hier und nachfolgend angegebenen Drücken handelt es sich
um Absolutdrücke am Kopf der jeweils angegebenen Kolonnen. Insbesondere zur Bereitstellung
von gasförmigem Stickstoff auf einem deutlich überatmosphärischen Druckniveau bei
gleichzeitig großen Produktionsmengen können angepasste Luftzerlegungsanlagen verwendet
werden, die neben den zwei erläuterten Kolonnen eine die erwähnte Zusatzkolonne zur
Stickstoffgewinnung aufweisen, welche bei nochmals höherem Druck, beispielsweise bei
7 bis 11 bar, betrieben wird. Gasförmiger Stickstoff kann als Kopfprodukt aus dieser
Zusatzkolonne entnommen werden und muss, falls er bei einem entsprechenden Druckniveau
benötigt wird, nicht mehr verdichtet werden, so dass kein entsprechender Verdichter
zur Verdichtung von gasförmigem Stickstoff vorhanden ist. Die Zusatzkolonne wird mit
einem Kondensatorverdampfer betrieben, der Kopfgas der zusätzlichen Kolonne kondensiert,
so dass ein Rücklauf auf die Zusatzkolonne bereitgestellt werden kann.
[0043] Bei der Luftzerlegung können sogenannte High-Air-Pressure-Verfahren (HAP-Verfahren)
eingesetzt werden. Bei einem HAP-Verfahren wird die gesamte, der Luftzerlegungsanlage
zugeführte bzw. die in einem entsprechenden Verfahren insgesamt eingesetzte Luft (als
Einsatzluft bezeichnet) in einem Hauptluftverdichter auf einen Druck verdichtet, der
deutlich über dem höchsten Betriebsdruck des Rektifikationskolonnensystems, typischerweise
also deutlich über dem Betriebsdruck der Hochdrucksäule, liegt. Der Druckunterschied
beträgt mindestens 2 oder 4 bar und vorzugsweise zwischen 6 und 16 bar. Beispielsweise
ist der Druck mindestens doppelt so hoch wie der Betriebsdruck der Hochdrucksäule.
HAP-Verfahren sind z.B. aus der
EP 2 466 236 A1, der
EP 2 458 311 A1 und der
US 5 329 776 A bekannt.
[0044] Ferner sind Verfahren bekannt, bei denen die Einsatzluft in dem Hauptluftverdichter
nur auf den höchsten Betriebsdruck des Rektifikationskolonnensystems, typischerweise
also nur den Betriebsdruck der Hochdrucksäule oder geringfügig darüber, verdichtet
wird. Ein Teil der Einsatzluft kann daher nach Abkühlung ohne weitere Entspannung
in das Rektifikationskolonnensystem eingespeist werden. Nur bestimmte Anteile, die
beispielsweise zur zusätzlichen Kälteproduktion oder auch zur Erwärmung flüssiger
Ströme benötigt werden, werden in einem oder mehreren Nachverdichtern weiter verdichtet.
Derartige Verfahren mit Haupt- und Nachverdichter(n) werden auch als MAC/BAC-Verfahren
(engl. Main Air Compressor/Booster Air Compressor) bezeichnet. Solche Verfahren können
in hier beschriebenen Ausgestaltungen eingesetzt werden. In einem MAC/BAC-Verfahren
wird also nicht die gesamte Einsatzluft, sondern nur ein Teil auf einen Druck deutlich
über dem höchsten Betriebsdruck des Rektifikationskolonnensystems verdichtet.
[0045] Bei der Luftzerlegung kann die sogenannte Innenverdichtung zum Einsatz kommen. Bei
der Innenverdichtung wird dem Rektifikationskolonnensystem ein flüssiger Strom entnommen
und zumindest zum Teil flüssig auf Druck gebracht. Der flüssig auf Druck gebrachte
Strom wird in einem Hauptwärmetauscher der Luftzerlegungsanlage gegen einen Wärmeträger
erwärmt und verdampft oder, beim Vorliegen entsprechender Drücke, vom flüssigen in
den überkritischen Zustand überführt. Bei dem flüssigen Strom kann es sich insbesondere
um flüssigen Sauerstoff, jedoch auch um Stickstoff oder Argon handeln. Die Innenverdichtung
wird damit zur Gewinnung entsprechender gasförmiger Druckprodukte eingesetzt. Der
Vorteil an Innenverdichtungsverfahren ist unter anderem, dass entsprechende Fluide
nicht außerhalb der Luftzerlegungsanlage in gasförmigem Zustand verdichtet werden
müssen, was sich häufig als sehr aufwendig erweist und/oder beträchtliche Sicherheitsmaßnahmen
erfordert. Auch die Innenverdichtung ist in der eingangs zitierten Fachliteratur beschrieben.
Sie kann insbesondere zur Bereitstellung des oder der Sauerstoffprodukte zum Einsatz
kommen, wie auch unter Bezugnahme auf die Figuren erläutert.
[0046] Eine "Entspannungsturbine" bzw. "Entspannungsmaschine", die über eine gemeinsame
Welle mit weiteren Entspannungsturbinen oder Energiewandlern wie Ölbremsen, Generatoren
oder Verdichtern gekoppelt sein kann, ist zur Entspannung eines gasförmigen oder zumindest
teilweise flüssigen Stroms eingerichtet. Insbesondere können Entspannungsturbinen
zum Einsatz in der vorliegenden Erfindung als Turboexpander ausgebildet sein. Wird
ein Verdichter mit einer oder mehreren Entspannungsturbinen angetrieben, jedoch ohne
extern, beispielsweise mittels eines Elektromotors, zugeführte Energie, wird der Begriff
"turbinengetriebener Verdichter" oder alternativ "Turbinenbooster" verwendet.
[0047] Ein "Verdichter" ist eine Vorrichtung, die zum Verdichten wenigstens eines gasförmigen
Stroms von wenigstens einem Eingangsdruck, bei dem dieser dem Verdichter zugeführt
wird, auf wenigstens einen Enddruck, bei dem dieser dem Verdichter entnommen wird,
eingerichtet ist. Ein Verdichter bildet eine bauliche Einheit, die jedoch mehrere
"Verdichterstufen" in Form von Kolben-, Schrauben- und/oder Schaufelrad- bzw. Turbinenanordnungen
(also Axial- oder Radialverdichterstufen) aufweisen kann. Dies gilt auch insbesondere
für den "Haupt(luft)verdichter" einer Luftzerlegungsanlage, der sich dadurch auszeichnet,
dass durch diesen die gesamte oder der überwiegende Anteil der in die Luftzerlegungsanlage
eingespeisten Luftmenge, also der gesamte Einsatzluftstrom, verdichtet wird. Ein "Nachverdichter",
in dem in MAC/BAC-Verfahren ein Teil der im Hauptluftverdichter verdichteten Luftmenge
auf einen nochmals höheren Druck gebracht wird, ist häufig ebenfalls mehrstufig ausgebildet.
Insbesondere werden entsprechende Verdichterstufen mittels eines gemeinsamen Antriebs,
beispielsweise über eine gemeinsame Welle, angetrieben.
[0048] Herkömmlicherweise kommen in MAC/BAC-Verfahren Nachverdichter zum Einsatz, die mittels
extern zugeführter Energie angetrieben werden, in HAP-Verfahren finden sich derartige
Nachverdichter typischerweise nicht. Turbinenbooster sind jedoch typischerweise in
beiden Fällen vorhanden, insbesondere um bei der Entspannung zur Kälteproduktion freiwerdende
Wellenleistung sinnvoll nutzen zu können.
[0049] Ein "Wärmetauscher" dient zur indirekten Übertragung von Wärme zwischen zumindest
zwei z.B. im Gegenstrom zueinander geführten Strömen, beispielsweise einem warmen
Druckluftstrom und einem oder mehreren kalten Strömen oder einem tiefkalten flüssigen
Luftprodukt und einem oder mehreren warmen Strömen. Ein Wärmetauscher kann aus einem
einzelnen oder mehreren parallel und/oder seriell verbundenen Wärmetauscherabschnitten
gebildet sein, z.B. aus einem oder mehreren Plattenwärmetauscherblöcken. Ein Wärmetauscher,
beispielsweise auch der in einer Luftzerlegungsanlage eingesetzte "Hauptwärmetauscher",
weist "Passagen" auf, die als voneinander getrennte Fluidkanäle mit Wärmeaustauschflächen
ausgebildet sind. Der Begriff "Nebenwärmetauscher" bezeichnet hier einen parallel
zu dem Hauptwärmetauscher bereitgestellten Wärmetauscher, durch den ein Teil der Einsatzluft
parallel zu dem Hauptwärmetauscher geführt wird.
[0050] Die vorliegende Anmeldung verwendet zur Charakterisierung von Drücken und Temperaturen
die Begriffe "Druckniveau" und "Temperaturniveau", wodurch zum Ausdruck gebracht werden
soll, dass entsprechende Drücke und Temperaturen in einer entsprechenden Anlage nicht
in Form exakter Druck- bzw. Temperaturwerte verwendet werden müssen, um das erfinderische
Konzept zu verwirklichen. Jedoch bewegen sich derartige Drücke und Temperaturen typischerweise
in bestimmten Bereichen, die beispielsweise ± 1%, 5%, 10%, 20% oder sogar 50% um einen
Mittelwert liegen. Entsprechende Druckniveaus und Temperaturniveaus können dabei in
disjunkten Bereichen liegen oder in Bereichen, die einander überlappen. Insbesondere
schließen beispielsweise Druckniveaus unvermeidliche oder zu erwartende Druckverluste,
beispielsweise aufgrund von Abkühlungseffekten, ein. Entsprechendes gilt für Temperaturniveaus.
[0051] In den Figuren 1A und 2A sind jeweils Ausgestaltungen von Luftzerlegungsanlagen 100
und 200 in dem zuvor mehrfach erläuterten Mischproduktionsmodus, in dem Stickstoff-
und Sauerstoffprodukte parallel hergestellt werden, veranschaulicht, wohingegen die
Figuren 1B und 2B die entsprechenden Anlagen 100 und 200 in dem Stickstoffproduktionsmodus
zeigen, in dem im Wesentlichen Stickstoff als Luftprodukt bereitgestellt wird. Die
Figuren 1C und 2C veranschaulichen Alternativen. Die jeweils nicht in Betrieb befindlichen
Verfahrenskomponenten sind dabei durchkreuzt veranschaulicht. Nachfolgend wird dabei
zunächst Figur 1A erläutert. Die in den Figuren 1B, 1C, 2B und 2C veranschaulichten
Anlagen und Verfahrensmodi werden anschließend nur hinsichtlich der zu Figur 1A unterschiedlichen
Merkmale erläutert. Die zu Figur 1A getroffenen Erläuterungen gelten dabei weiter.
[0052] In der Luftzerlegungsanlage 100 gemäß Figur 1A wird Einsatzluft A mittels eines Hauptluftverdichters
1 aus der Atmosphäre über einen Filter 2 angesaugt und auf ein geeignetes Druckniveau
verdichtet. Die verdichtete Einsatzluft A wird dann mittels eines Direktkontaktkühlers
3 mit Wasser gekühlt und in einer Prepurification Unit 4 adsorptiv von Wasser und
Kohlendioxid befreit. Die entsprechend aufbereitete Einsatzluft, nun mit B bezeichnet,
wird in Teilströme C, D und E aufgeteilt. Der Teilstrom C wird dabei durch eine oder
mehrere erste Verdichterstufen eines Nachverdichters 5 geführt und danach erneut in
Teilströme F und H aufgeteilt.
[0053] Der Teilstrom F wird in einer oder mehreren zweiten Verdichterstufen des Nachverdichters
5 weiter verdichtet, danach in einem Hauptwärmetauscher 6 zumindest teilweise verflüssigt,
in einer mit einem Generator G gekoppelten Entspannungsturbine (Joule-Thomson-Turbine)
7 entspannt, und in eine Druckkolonne 11 eines Rektifikationskolonnensystems 10 eingespeist,
das neben der Druckkolonne 11 eine Niederdruckkolonne 12 und eine Argonausschleuskolonne
13 aufweist.
[0054] Der Teilstrom H wird in einem Booster einer Boosterturbine 8 weiter verdichtet, danach
in dem Hautwärmetauscher 6 teilabgekühlt, in einer Entspannungsmaschine der Boosterturbine
8 entspannt und dann ebenfalls in die Druckkolonne 11 eingespeist, und zwar zusammen
mit dem Teilstrom D und dem Teilstrom E, die in dem Hauptwärmetauscher 6 einerseits
und in einem Nebenwärmetauscher 6a andererseits auf geeignete Temperaturen abgekühlt
werden.
[0055] Die Druckkolonne 11 und die Niederdruckkolonne 12 sind über einen Hauptkondensator
11a wärmetauschend verbunden, in dem Kopfgas der Druckkolonne gegen Sumpfflüssigkeit
der Niederdruckkolonne 12 kondensiert wird. Entsprechendes Kondensat K wird auf die
Druckkolonne 11 zurückgeführt. Weiteres Kopfgas der Druckkolonne 11 kann in Form eines
Stoffstroms L in dem Nebenwärmetauscher 6a erwärmt und danach einer mehrstufigen Verdichteranordnung
9 auf einer Zwischenstufe oder auf einen separaten Verdichter zugeführt werden, wo
es mit stickstoffreichem Kopfgas M der Niederdruckkolonne 12 vereinigt wird, das in
einem Unterkühlungsgegenströmer 15 und danach in dem Hauptwärmetauscher 6 erwärmt
und anschließend der Verdichteranordnung 9 saugseitig zugeführt wurde. Auf diese Weise
kann ein Stickstoffprodukt N bereitgestellt werden.
[0056] Die Niederdruckkolonne 12 wird unter Verwendung von Flüssigkeiten gespeist, die aus
der Druckkolonne 11 entnommen werden. Hierbei handelt es sich zunächst um Sumpfflüssigkeit
O, die durch den Unterkühlungsgegenströmer 15 geführt und danach einerseits in einen
mittleren Bereich der Niederdruckkolonne 12 und andererseits in einen Verdampfungsraum
eines Kopfkondensators 13a der Argonausschleuskolonne 13 eingespeist wird. Hier verdampfte
und unverdampfte Anteile werden in Form von Stoffströmen P in die Niederdruckkolonne
12 eingespeist. Weiter handelt es sich um Flüssigkeit Q, die an der Einspeisestelle
des Teilstroms F in die Druckkolonne 11 aus der Druckkolonne 11 entnommen, durch den
Unterkühlungsgegenströmer 15 geführt und an der bezeichneten Stelle in die Niederdruckkolonne
12 eingespeist wird. Weitere Flüssigkeiten sind eine über eine Zwischenenthahme entnommene
Flüssigkeit R und Kopfgaskondensat S. Diese werden ebenfalls durch den Unterkühlungsgegenströmer
15 geführt und an den bezeichneten Stellen in die Niederdruckkolonne 12 eingespeist.
Bei der Flüssigkeit R handelt es sich um den oben abgesprochenen "unreinen" Flüssigstickstoffrücklauf.
[0057] Die Argonausschleuskolonne 13 ist in an sich bekannter Weise am Argonmaximum oder
einer anderen Stelle über Stoffströme T an die Niederdruckkolonne 12 angebunden. Unter
Verwendung von Kopfgaskondensat U der Argonausschleuskolonne 13, das in dem Nebenwärmetauscher
6a erwärmt wird, wird ein entsprechend bezeichnetes Argonprodukt bereitgestellt. Sumpfflüssigkeit
V der Niederdruckkolonne 12 wird in einer Pumpe 16 auf Druck gebracht, in dem Hauptwärmetauscher
6 erwärmt und verdampft und auf diese Weise als entsprechend bezeichnetes Innenverdichtungsprodukt
bereitgestellt. Eine Purgeentnahme W wird in dem in Figur 1A dargestellten Mischproduktionsmodus
nicht vorgenommen, da diese Funktion durch das Innenverdichtungsprodukt V erfüllt
wird.
[0058] Restgas X wird aus der Niederdruckkolonne 12 ausgeführt und in dem in Figur 1A dargestellten
Mischproduktionsmodus aus der Luftzerlegungsanlage 100 ausgeführt, ohne eine Entspannung
eines Teilstroms Y in einer Generatorturbine 17 vorzunehmen. Insbesondere kann eine
Erwärmung in dem Haupt- und Nebenwärmetauscher 6, 6a erfolgen und danach eine Verwendung
in dem warmen Teil der Anlage 100, wie grundsätzlich aus dem Bereich der Luftzerlegung
bekannt.
[0059] In Figur 1B ist die Anlage 100 gemäß Figur 1A in dem Stickstoffproduktionsmodus veranschaulicht,
in dem der Nachverdichter 5, der Hauptluftverdichter 6, die Generatorturbine 7, die
Boosterturbine 8 und die Argonausschleuskolonne 13 nicht in Betrieb sind. Die Niederdruckkolonne
12 wird lediglich mit der Sumpfflüssigkeit der Druckkolonne 11 gespeist, die jedoch
nur in einen Bereich unterhalb des untersten Trennabschnitts der Niederdruckkolonne
12 eingespeist wird, wie mit einem Stoffstrom Z veranschaulicht. Ferner wird ein Teilstrom
Y des Restgases X auf einem Zwischentemperaturniveau aus dem Nebenwärmetauscher 6a
entnommen, in der Generatorturbine 17 entspannt und danach erneut in dem Nebenwärmetauscher
6a erwärmt. Auf diese Weise kann "Kälte generiert" werden. Um eine Anreicherung von
Kohlenwasserstoffen im Sumpf der Niederdruckkolonne 12 zu vermeiden wird, wie mit
W veranschaulicht, eine Purgeentnahme vorgenommen.
[0060] Das stickstoffreiche Kopfgas M der Niederdruckkolonne 12 wird nur in dem Mischproduktionsmodus
gebildet und steht in dem in Figur 1B veranschaulichten Stickstoffproduktionsmodus
nicht zur Verfügung. Das hier ausschließlich gebildete Stickstoffprodukt, d.h. der
Stickstoffstrom L, wird dabei insbesondere ausschließlich unter Verwendung eines zweien
Produktverdichters, d.h. der in Figur 1B stromab veranschaulichten Stufe(n) der Verdichteranordnung
9 verdichtet.
[0061] In Figur 1C ist eine Luftzerlegungsanlage 100 veranschaulicht, in der alternativ
zu der Restgasturbine 17 eine Generatorturbine 17a verwendet wird, in der Einsatzluft
in die Druckkolonne 11 entspannt wird. Es ist ein Stickstoffproduktionsmodus veranschaulicht.
Die Generatorturbine 17a ist in dem Mischproduktionsmodus nicht in Verwendung.
[0062] Die in Figur 2A in dem Mischproduktionsmodus veranschaulichte Anlage 200 weist eine
Zusatzkolonne 14 auf. In der Luftzerlegungsanlage 200 gemäß Figur 2A wird die Einsatzluft
A mittels des Hauptluftverdichters 1 auf ein Druckniveau von beispielsweise ca. 9
bis 10 bar verdichtet. Die zusatzkolonne 14 wird mit den Teilströmen D und E der Einsatzluft
gespeist. Sie weist einen Kopfkondensator 14a auf, dessen Verdampfungsraum mit Einsatzluft
des Teilstroms F gespeist wird, von welcher ein Teilstrom mittels einer Generatorturbine
18 entspannt wird. In den Kopfkondensator 14a wird ferner Sumpfflüssigkeit O1 der
Zusatzkolonne 14 eingespeist. Weitere Einsatzluft des Teilstroms F wird, wie mit F1
bezeichnet, in die Druckkolonne 11 eingespeist. Ein zusätzlicher Rücklauf auf die
Zusatzkolonne 14 wird in Form des Stoffstroms S bereitgestellt. Der Kopfkondensator
14a wird außerdem zur Kondensation von Kopfgas der Zusatzkolonne 14 verwendet. Nicht
kondensiertes Kopfgas kann in Form des Stickstoffprodukts N bereitgestellt werden.
Aus dem Kopfkondensator 14a kann ein Spülstrom bzw. eine Überschussflüssigkeit als
ein Stoffstrom F2 abgezogen und in die Druckkolonne 11 eingespeist werden. Alternativ
kann der Stoffstrom F2 in die Niederdruckkolonne 12 eingespeist werden.
[0063] Der Stoffstrom S wird unter Verwendung einer nicht gesondert bezeichneten Pumpe,
die auch als Rücklaufpumpe bezeichnet wird, in die Zusatzkolonne 14 eingespeist. Der
Einsatz dieser Pumpe erfolgt insbesondere in dem Stickstoffproduktionsmodus, kann
aber auch in dem Mischproduktionsmodus erfolgen.
[0064] Der Mischproduktionsmodus der Anlage 200 unterscheidet sich von dem Stickstoffproduktionsmodus
der Anlage 200 wie zuvor in Bezug auf Figuren 1A und 1B zu der Anlage 100 erläutert.
Auf die obigen Erläuterungen und die entsprechenden Unterschiede in den Figuren 2A
und 2B kann daher verwiesen werden.
[0065] In Figur 2C ist eine Luftzerlegungsanlage 200 veranschaulicht, in der alternativ
zu der Restgasturbine 17 eine Generatorturbine 17a verwendet wird, in der Einsatzluft
in die Zusatzkolonne 14 entspannt wird. Es ist ein Stickstoffproduktionsmodus veranschaulicht.
Die Generatorturbine 17a ist in dem Mischproduktionsmodus nicht in Verwendung.
[0066] In Figur 3 ist eine Luftzerlegungsanlage 300 veranschaulicht und in einem Stickstoffproduktionsmodus
gezeigt. In Abwandlung zu der in Figur 2B veranschaulichten Anlage wird hier Sumpfflüssigkeit
O der Drzuckkolonne 11 unter Verwendungt einer Pumpe 301 in einen Kondensationsraum
des Kopfkondensators 14a der Zusatzkolonne 14 eingespeist. Aus dem Kondensationsraum
des Kopfkondensators 14a der Zusatzkolonne 14 wird hier mit F3 angegebene Flüssigkeit
abgezogen und in die Niederdruckkolonne eingespeist.
[0067] Die anderen Betriebsmodi der Luftzerlegungsanlage 300 ergeben sich in der Zusammenschau
mit den Figuren 2A bzw. 2B. Der Anteil F1 der Einsatzluft wird hier in dem Mischproduktionsmodus
in die Niederdruckkolonne 12 eingespeist, ebenso wie ein Teilstrom der Flüssigkeit
F3.
1. Verfahren zur Tieftemperaturzerlegung von Luft unter Verwendung einer Luftzerlegungsanlage
(100-300), wobei
- die Luftzerlegungsanlage (100-300) ein Rektifikationskolonnensystem (10) mit einer
Druckkolonne (11) und einer Niederdruckkolonne (12) aufweist,
- unter Verwendung von in dem Rektifikationskolonnensystem (10) gebildetem Kopfgas
ein oder mehrere Stickstoffprodukte und unter Verwendung von Sumpfflüssigkeit der
Niederdruckkolonne (12) ein oder mehrere Sauerstoffprodukte gebildet werden, und
- die Niederdruckkolonne (12) unter Verwendung von Sumpfflüssigkeit der Druckkolonne
(11) gespeist wird,
dadurch gekennzeichnet, dass
- das Verfahren einen Mischproduktionsmodus und einen Stickstoffproduktionsmodus umfasst,
- in dem Mischproduktionsmodus das oder die Sauerstoffprodukte in einer Sauerstoffproduktgesamtmenge
und das oder die Stickstoffprodukte in einer ersten Stickstoffproduktgesamtmenge bereitgestellt
und aus der Luftzerlegungsanlage (100-300) ausgeführt werden,
- in dem Stickstoffproduktionsmodus das oder die Sauerstoffprodukte nicht, und das
oder die Stickstoffprodukte in einer zweiten Stickstoffproduktgesamtmenge, die gleich
oder unterschiedlich zu der ersten Stickstoffproduktgesamtmenge ist, bereitgestellt
und aus der Luftzerlegungsanlage (100-300) ausgeführt werden,
- die erste Stickstoffproduktgesamtmenge 50% bis 150% der Sauerstoffproduktgesamtmenge
beträgt,
- die zur Speisung der Niederdruckkolonne (12) verwendete Sumpfflüssigkeit der Druckkolonne
(11) oder eine unter Verwendung hiervon gebildete Flüssigkeit in dem Mischproduktionsmodus
ausschließlich oberhalb eines untersten Trennabschnitts der Niederdruckkolonne (12)
in die Niederdruckkolonne (12) eingespeist wird, und
- die zur Speisung der Niederdruckkolonne (12) verwendete Sumpfflüssigkeit der Druckkolonne
(11) oder eine unter Verwendung hiervon gebildete Flüssigkeit in dem Stickstoffproduktionsmodus
zumindest zum Teil unterhalb eines untersten Trennabschnitts der Niederdruckkolonne
(12) in die Niederdruckkolonne (12) eingespeist wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei dem die Luftzerlegungsanlage (100-300) eine Argonkolonne
(13) aufweist, wobei die Argonkolonne (13) nur in dem Mischproduktionsmodus aus der
Niederdruckkolonne (12) gespeist wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, bei dem die Argonkolonne (13) als Argongewinnungskolonne
oder Argonausschleuskolonne betrieben wird.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem der Niederdruckkolonne (12)
Restgas entnommen wird, wobei das Restgas nur in dem Stickstoffproduktionsmodus unter
Verwendung einer Restgasturbine (17) entspannt und aus der Luftzerlegungsanlage (100-300)
ausgeschleust wird.
5. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem das Rektifikationskolonnensystem
(10) mit in einer Hauptluftverdichteranordnung verdichteter Luft gespeist wird, wobei
die in der Hauptluftverdichteranordnung verdichtete Luft nur in dem Mischproduktionsmodus
unter Verwendung eines Nachverdichters (5) und/oder eines oder mehrerer Booster (8)
verdichtet und/oder unter Verwendung einer oder mehrerer Entspannungsturbinen (18)
entspannt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, bei dem die Hauptluftverdichteranordnung zwei Hauptluftverdichter
(1) aufweist, von denen in dem Mischproduktionsmodus beide und in dem Stickstoffproduktionsmodus
nur einer betrieben wird.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem weiteres Kopfgas der Druckkolonne
(11) oder ein anderes stickstoffhaltiges Fluid aus der Druckkolonne (11) nur in dem
Mischproduktionsmodus in verflüssigtem Zustand oberhalb eines obersten Trennabschnitts
der Niederdruckkolonne (12) in die Niederdruckkolonne (12) eingespeist wird.
8. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem die Luftzerlegungsanlage
(200, 300) eine Zusatzkolonne (14) aufweist, wobei die Zusatzkolonne (14) einen Kopfkondensator
(14a) aufweist, der einen Verdampfungsraum umfasst, in den abgekühlte und verflüssigte
oder pseudo-verflüssigte Druckluft und/oder Sumpfflüssigkeit der Zusatzkolonne (14)
eingespeist werden, und aus dem Fluidströme entnommen werden, die in die Druckkolonne
(11) eingespeist werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, bei dem die abgekühlte und verflüssigte oder pseudo-verflüssigte
Druckluft nur in dem Mischproduktionsmodus in den Verdampfungsraum des Kopfkondensators
(14a) der Zusatzkolonne (14) eingespeist und zuvor turbinenentspannt wird.
10. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem die Luftzerlegungsanlage
(100-300) einen Hauptwärmetauscher (6) und einen Nebenwärmetauscher (6a) umfasst,
wobei der Hauptwärmetauscher (6) nur in dem Mischproduktionsmodus betrieben wird,
und wobei zumindest ein Teil von Einsatzluft, die in das Rektifikationskolonnensystem
(10) eingespeist wird, parallel in dem Hauptwärmetauscher (6) und dem Nebenwärmetauscher
(6a) abgekühlt wird und/oder in dem Nebenwärmetauscher (6a) zumindest ein Teil des
in dem Rektifikationskolonnensystem (10) gebildeten und zur Bereitstellung des einen
oder der mehreren Stickstoffprodukten verwendeten Kopfgases erwärmt wird.
11. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, bei dem das Rektifikationskolonnensystem
(10) unter Verwendung von Druckluft gespeist wird, die nur in dem Stickstoffproduktionsmodus
unter Verwendung einer Entspannungsturbine (17a) eine oder mehrere Rektifikationskolonnen
(11, 14) des Rektifikationskolonnensystems (10) eingespeist wird.
12. Verfahren zur Herstellung von Ammoniak, das eine Wasserstoffproduktion und eine Ammoniaksynthese
umfasst, wobei in der Wasserstoffproduktion gebildeter Wasserstoff in der Ammoniaksynthese
mit Stickstoff zu Ammoniak umgesetzt wird, und wobei die Wasserstoffproduktion die
Verwendung von Sauerstoff umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass der Sauerstoff und der Stickstoff jeweils zumindest zu einem Teil unter Verwendung
eines Verfahrens nach einem der vorstehenden Ansprüche bereitgestellt werden.
13. Verfahren nach Anspruch 12, bei dem die Wasserstoffproduktion eine autotherme Reformierung
eines kohlenwasserstoffhaltigen Einsatzes und/oder die Abscheidung und Verwendung
und/oder Speicherung von Kohlendioxid umfasst.
14. Luftzerlegungsanlage (100-300), die
- ein Rektifikationskolonnensystem (10) mit einer Druckkolonne (11) und einer Niederdruckkolonne
(12) aufweist,
- eingerichtet ist, unter Verwendung von in dem Rektifikationskolonnensystem gebildetem
Kopfgas ein oder mehrere Stickstoffprodukte und von Sumpfflüssigkeit der Niederdruckkolonne
(12) ein oder mehrere Sauerstoffprodukte zu bilden, und
- eingerichtet ist, die Niederdruckkolonne (12) unter Verwendung von Sumpfflüssigkeit
der Druckkolonne (11) zu speisen,
dadurch gekennzeichnet, dass
- das Verfahren einen Mischproduktionsmodus und einen Stickstoffproduktionsmodus umfasst,
- die Luftzerlegungsanlage (100-300) eingerichtet ist, in dem Mischproduktionsmodus
das oder die Sauerstoffprodukte in einer Sauerstoffproduktgesamtmenge und das oder
die Stickstoffprodukte in einer ersten Stickstoffproduktgesamtmenge bereitzustellen
und aus der Luftzerlegungsanlage (100-300) auszuführen,
- die Luftzerlegungsanlage (100-300) eingerichtet ist, in dem Stickstoffproduktionsmodus
das oder die Sauerstoffprodukte nicht, und das oder die Stickstoffprodukte in einer
zweiten Stickstoffproduktgesamtmenge, die gleich oder unterschiedlich zu der ersten
Stickstoffproduktgesamtmenge ist, bereitzustellen und aus der Luftzerlegungsanlage
(100-300) auszuführen,
- die erste Stickstoffproduktgesamtmenge 50% bis 150% der Sauerstoffproduktgesamtmenge
beträgt,
- die Luftzerlegungsanlage (100-300) eingerichtet ist, zur Speisung der Niederdruckkolonne
(12) verwendete Sumpfflüssigkeit der Druckkolonne (11) oder eine unter Verwendung
hiervon gebildete Flüssigkeit in dem Mischproduktionsmodus ausschließlich oberhalb
eines untersten Trennabschnitts der Niederdruckkolonne (12) in die Niederdruckkolonne
(12) einzuspeisen, und
- die Luftzerlegungsanlage (100-300) eingerichtet ist, die zur Speisung der Niederdruckkolonne
(12) verwendete Sumpfflüssigkeit der Druckkolonne (11) oder eine unter Verwendung
hiervon gebildete Flüssigkeit in dem Stickstoffproduktionsmodus zumindest zum Teil
unterhalb eines untersten Trennabschnitts der Niederdruckkolonne (12) in die Niederdruckkolonne
(12) einzuspeisen.
15. Anlage zur Herstellung von Ammoniak, das eine Wasserstoffproduktionseinheit und eine
Ammoniaksyntheseeinheit sowie eine Luftzerlegungsanlage (100-300) nach Anspruch 14
aufweist.