[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Power-to-Liquid-Vorrichtung sowie ein Power-to-Liquid-Verfahren.
Unter dem Begriff "Power-to-Liquid" (PtL) versteht man die Umwandlung von elektrischem
Strom in Flüssigkraftstoff. Bei dem Power-to-Liquid-Prozess handelt es sich um eine
Aneinanderreihung verschiedener Teilprozesse, die zur Herstellung von flüssigem Kraftstoff
führen. Im Sinne der vorliegenden Anmeldung werden auch die Teilprozesse und die Vorrichtungen,
die in den Teilprozessen eingesetzt werden, als PtL-Prozess oder als PtL-Vorrichtung
bezeichnet, auch wenn deren Produkte noch kein Flüssigkraftstoff, sondern Vorprodukte
dazu sind. Neben dem Einsatz von Strom für die Elektrolyse erfordern die PtL-Prozesse
zudem die Bereitstellung von Wasser (H
2O) und Kohlendioxid (CO
2).
[0002] Im Rahmen einer Fischer-Tropsch-Synthese (FT-Synthese) fällt reaktionsbedingt eine
große Menge Reaktionswasser an, das neben nicht vollständig abgetrennten, nicht lösbaren
Kohlenwasserstoffen auch einen hohen Anteil gelöster Kohlenwasserstoffe, wie beispielsweise
organische Säuren, Alkoholen, Aldehyden, Ketonen und anderen organischen Verbindungen
enthält. Üblicherweise wird solches sog. organisches Wasser aus dem Prozess abgeführt
und nach einer Abwasserreinigung in das öffentliche Abwassernetz eingeleitet oder
in einem Wasserkreislauf wieder verwendet. Geeignete Reinigungsverfahren sind beispielsweise
mechanischbiologisch und/oder chemische Aufbereitungsverfahren. Aus dem Abwasser als
Klärschlamm abgeschiedene Kohlenwasserstoffe werden beispielsweise entsorgt oder verbrannt,
wobei CO
2 an die Umgebung freigesetzt wird. Bei einer biologischen Aufbereitung kann dabei
freiwerdendes methanhaltiges Klärgas durch eine Verbrennung energetisch verwertet
werden. Auch dabei wird CO
2 in die Atmosphäre freigesetzt.
[0003] Andererseits wird bei PtL-Verfahren zur Erzeugung von Synthesegas neben H
2O für die Erzeugung von Wasserstoff (H
2), CO
2 zur Erzeugung von Kohlenmonoxid (CO) benötigt. Wasser ist ein teurer und in bestimmten
Regionen auch knapper Rohstoff, mit dem sparsam umzugehen ist. Die Gewinnung von Kohlendioxid
aus der Luft ist sehr verfahrens- und energieaufwendig und damit auch teuer, so dass
ein hoher Ausnutzungsgrad des Kohlenstoffs hin zum gewünschten Kohlenwasserstoffendprodukt
anzustreben ist.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Wirkungsgrad einer PtL-Vorrichtung
sowie eines PtL-Prozesses im Hinblick auf die Ausnutzung des Kohlenstoffs zu verbessern.
[0005] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch eine Power-to-Liquid-Vorrichtung mit den Merkmalen
aus Anspruch 1 und ein Verfahren mit den Merkmalen aus Anspruch 12 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen bilden die Gegenstände der Unteransprüche.
[0006] Die erfindungsgemäße Power-to-Liquid-Vorrichtung umfasst eine Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung
(FT-Syntheseeinrichtung) zur Durchführung einer Fischer-Tropsch-Synthese. Ferner sind
ein Co-Elektrolyseur und ein Dampfumformer vorgesehen. Der Co-Elektrolyseur kann beispielsweise
als ein Festoxid-Elektrolyseur (solid oxide electroyzer = SOEC) ausgebildet sein,
welcher ausgebildet ist, Wasserdampf, Kohlendioxid sowie auch kurzkettige Kohlenwasserstoffe
in Synthesegas umzuwandeln. Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird ein Synthesegas
aus dem Co-Elektrolyseur der Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung zugeführt. Ein Gemisch
aus Wasser und Kohlenstoffverbindungen wird aus der Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung
einem Dampfumformer zugeführt, wobei ein in dem Dampfumformer anfallendes Gemisch
aus Dampf und gasförmigen Kohlenwasserstoff-Verbindungen eingangsseitig dem Co-Elektrolyseur
zugeführt wird. Das im Dampfumformer angefallene Gemisch aus Dampf und gasförmigen
Kohlenwasserstoff-Verbindungen wird bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung zurück an
den Co-Elektrolyseur geführt, um dort wieder zu Synthesegas umgesetzt zu werden. Den
Kohlenstoff-Ausnutzungsgrad (C-Ausnutzungsgrad) des PtL-Prozesses wird durch Verdampfung
und Rückführung der Kohlenwasserstoffe in die Synthesegaserzeugung je nach Bedingungen
in der FT-Synthese und der Zusammensetzung des organischen Abwassers um 0,5 % bis
2 % erhöht. Insbesondere bei der Gewinnung von CO
2 aus der Luft, wo lediglich eine CO
2-Konzentration von 0,04 % vorliegt, kann die Erhöhung des C-Ausnutzungsgrades relativ
viel Aufwand und Energie für die zusätzliche CO
2-Gewinnung eingespart werden. Ein weiterer besonderer Vorteil liegt in der Reduzierung
des verfahrenstechnischen Aufwands für eine konventionelle Abwasseraufbereitung.
[0007] In einer Weiterbildung ist der Dampfumformer der PtL-Vorrichtung eingerichtet, um
ein bei der Dampfumformung anfallendes Kondensat zusammen mit einem aus einem Wasserversorgungssystem
zugeführten Speisewasser der Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung zuzuführen. Die Rückführung
des Kondensatwassers zusammen mit frischem Speisewasser, wobei diese in einer bevorzugten
Ausgestaltung gemeinsam aufbereitet werden können, erlaubt die Verwertung von kohlenstoffhaltigem
Wasser, wodurch der C-Ausnutzungsgrad und die Ausnutzung der thermischen Energie aus
dem dem Dampfumformer zugeführten Dampf erhöht wird. Aus der Fischer-Tropsch-Synthese
kommend wird im Dampfumformer die thermische Energie des Dampfes eingesetzt, um das
ebenfalls aus der Fischer-Tropsch-Synthese stammende organische Abwasser teilweise
zu verdampfen. Hierbei kondensiert der Dampf aus der Fischer-Tropsch-Synthese und
wird als Kondensat zusammen mit weiterem Speisewasser der Fischer-Tropsch-Synthese
wieder zugeführt.
[0008] In einer bevorzugten Weiterbildung ist der Dampfumformer eingerichtet, um ein bei
der Dampfumformung anfallendes Restwasser einer biologisch-mechanischen Wasseraufbereitung
zuzuführen. Die Menge an Restwasser ist durch die Rückführung von organischem Dampf
und Kondensat deutlich reduziert gegenüber herkömmlichen PtL-Vorrichtungen.
[0009] In einer bevorzugten Weiterbildung ist die Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung eingerichtet,
um ein bei der Fischer-Tropsch-Synthese anfallendes Gas teilweise als Rückgas eingangsseitig
in den Co-Elektrolyseur zu führen.
[0010] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist die PtL-Vorrichtung mit ihrer Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung
dazu ausgelegt, um das bei der Fischer-Tropsch-Synthese anfallende Rückgas teilweise
als Restgas abzuführen. Das bei der Fischer-Tropsch-Synthese anfallende Gas wird also
in einer bevorzugten Ausgestaltung als Rückgas der Co-Elektrolyse hinzugeführt und
teilweise als Restgas abgeführt, beispielsweise um abgefackelt zu werden.
[0011] In einer bevorzugten Ausgestaltung ist die Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung dazu
eingerichtet, anfallenden Dampf ganz oder teilweise an den Dampfumformer zur Rekuperation
von Wärme aus dem Dampf zuzuführen. Der dabei kondensierte Dampf wird, wie bereits
erwähnt, als Kondensat bevorzugt zusammen mit Speisewasser aufbereitet und der Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung
wieder zugeführt.
[0012] In einer bevorzugten Weiterbildung ist die Fischer-Tropsch-Synthese dazu eingerichtet,
den anfallenden Dampf nicht nur an den Dampfumformer zur Rekuperation von Wärme aus
dem Dampf zu führen, sondern auch den anfallenden Dampf teilweise an den Co-Elektrolyseur
zurückzuführen. Auch kann neben der Rückführung an den Co-Elektrolyseur ein Teil des
bei der Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung anfallenden Dampfes als Überschussdampf
abgeführt werden.
[0013] In einer bevorzugten Ausgestaltung der PtL-Vorrichtung ist mindestens ein Wärmetauscher
in einer Zuleitung für das Gemisch aus flüssigem Wasser und Kohlenwasserstoff-Verbindungen
zu dem Dampfumformer vorgesehen. Bevorzugt wird der mindestens eine Wärmetauscher
mit einem aus dem Dampfumformer herausgeführten Dampf und/oder mit aus dem Dampfumformer
austretendem Restwasser mit Wärme gespeist.
[0014] In einer bevorzugten Weiterbildung ist die Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung mit
mindestens einen Abscheider ausgestattet, der das bei der Fischer-Tropsch-Synthese
anfallende Gemisch aus flüssigem Wasser und Kohlenwasserstoff-Verbindungen entspannt
und dabei bereits vorentgast.
[0015] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird ebenfalls durch ein PtL-Verfahren mit den Merkmalen
aus Anspruch 12 gelöst. Das erfindungsgemäße PtL-Verfahren verwendet eine Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung
und einen Co-Elektrolyseur. Das Verfahren weist folgende Verfahrensschritte auf:
- Zuführen von CO2 und Dampf zu dem Co-Elektrolyseur,
- Zuführen von Synthesegas aus dem Co-Elektrolyseur zu einer Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung,
- Durchführen einer Fischer-Tropsch-Synthese,
- Zuführen eines Gemisches aus flüssigem Wasser und Kohlenwasserstoff-Verbindungen aus
der Fischer-Tropsch-Synthese an einen Dampfumformer, und
- Zuführen eines Gemisches aus Dampf und gasförmigen Kohlenwasserstoff-Verbindungen
aus dem Dampfumformer eingangsseitig in den Co-Elektrolyseur.
[0016] Der Verfahrensschritt der Rückführung eines Gemisches aus Dampf und gasförmigen Kohlenwasserstoff-Verbindungen
in den Co-Elektrolyseur erhöht den C-Ausnutzungsgrades des PtL-Verfahrens, reduziert
den verfahrenstechnisch erforderlichen Aufwand für die Abwasseraufbereitung und reduziert
klimaschädliche Emissionen.
[0017] In einer bevorzugten Weiterbildung wird das bei der Dampfumformung anfallende Kondensat
zusammen mit aus einem Wasserversorgungssystem zugeführten Speisewasser der Fischer-Tropsch-Synthese
zugeführt. Bevorzugt wird auch der bei der Fischer-Tropsch-Synthese anfallende Dampf
ganz oder teilweise als Dampf eingangsseitig der Co-Elektrolyse und/oder als Heizdampf
der Dampfumformung zugeführt. Auch ist es möglich, dass ein Teil des bei der Fischer-
Tropsch-Synthese anfallenden Dampfes als Überschussdampf abgeführt wird.
[0018] In einer bevorzugten Weiterbildung wird das Gemisch aus flüssigem Wasser und Kohlenwasserstoff-Verbindungen
in einer Zuleitung für den Dampfumformer über mindestens einen Wärmetauscher erhitzt,
wobei der mindestens eine Wärmetauscher mit dem dem Dampfumformer zugeführten Heizdampf
und/oder mit dem aus dem Dampfumformer abgeführten Restwasser gespeist wird.
[0019] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend in einem Ausführungsbeispiel näher
erläutert:
- Figur 1
- zeigt den erfindungsgemäßen PtL-Vorgang,
- Figur 2
- zeigt bisherige PtL-Verfahren nach dem Stand der Technik und
- Figur 3
- zeigt eine Detailansicht für die Arbeit des Dampfumformers.
[0020] Figur 1 zeigt einen schematischen Ablauf eines erfindungsgemäßen PtL-Prozesses, dargestellt
sind die Co-Elektrolyse 10, die Gasverdichtung 12, die Fischer-Tropsch-Synthese 14
und die Dampfumformung 16. Organisches Restabwasser geht in eine mechanisch-biologische
Abwasserbehandlung 18, deren Produkte als Gas 20 verbrannt oder in die Atmosphäre
entlassen werden, als ein gereinigtes Abwasser 22 wieder einem Wasserversorgungssystem
zugeführt bzw. als Schlamm 24 entsorgt werden.
[0021] Bei der Fischer-Tropsch-Synthese 14 wird der erzeugte (saubere) Dampf 26 nicht direkt
der Co-Elektrolyse (Co-SOEC) 10 zugeführt, sondern mindestens teilweise als Wärmequelle
für eine Dampfumformung16 mit dem in der FT-Synthese anfallenden organischen Abwasser
eingesetzt. Der Dampf 26 liegt an dem Dampfumformer 16 an, wo ein Teil seines Wärmeinhalts
zum Verdampfen des organischen Abwassers 28 eingesetzt wird. Ein weiterer Teil des
Dampfes aus der Fischer-Tropsch-Synthese 14 liegt als Dampf 30 an der Co-SOEC 10 an.
In dem Dampfumformer 16 wird neben dem Wasser auch ein Großteil der im Wasser gelösten
Kohlenwasserstoffe mit verdampft, da es sich dabei hauptsächlich um leichte Verbindungen
mit niedriger Verdampfungstemperatur handelt. Allgemein setzt sich das organische
Abwasser bei der Fischer-Tropsch-Synthese aus Alkoholen, Aldehyden, Ketonen, Karbonsäuren
und gelöstem Kohlendioxid zusammen. Die nicht lösbaren Kohlenwasserstoffe im Reaktionswasser
der Fischer-Tropsch-Synthese sind beispielsweise Alkane, iso-Alkane und Alkene. Verbindungen,
die eine zu hohe Verdampfungstemperatur besitzen, können mit dem eingesetzten Heizdampf
nicht verdampft werden, es verbleibt aber dennoch eine deutlich geringere Abwassermenge
mit einem wesentlich geringeren Anteil an gelöstem Kohlenstoff. Diese geringere Abwassermenge
kann ohne weiteres oder allenfalls mit geringerem Behandlungsaufwand in ein beispielsweise
öffentliches Abwassernetz eingeleitet werden.
[0022] An dem Co-Elektrolyseur 10 wird das Wasserdampf-Gas-Gemisch anstatt des sauberen
Wasserdampfes aus der FT-Synthese zur Erzeugung von H
2 und CO eingesetzt. Die enthaltenen gasförmigen Kohlenwasserstoffe werden dabei im
Co-Elektrolyseur 10 in Anwesenheit von Wasserdampf in CO und H
2 umgewandelt. Hierzu ist der Co-Elektrolyseur bevorzugt auch mit einem internen katalytischen
Reformer ausgestattet, der die enthaltenen gasförmigen Kohlenwasserstoffe umwandelt.
Neben dem Dampf 30 aus der FT-Synthese wird dem Co-SOEC 10 auch Rückgas 32 aus der
Fischer-Tropsch-Synthese zugeführt. Als weitere Zufuhr zur Co-SOEC ist der organische
Dampf 34 aus der Dampfumformung 12 vorgesehen. Der organische Dampf 34 setzt sich
zusammen aus H
2O, CO
2 Alkanen, Alkenen und sauerstoffhaltigen Kohlenwasserstoff-Verbindungen. Die für die
Gaszuführung zu der Co-SOEC 10 ergeben sich folgende Hauptströme.
CO2: |
m = 300 kg/h |
|
|
|
p = 3 bar(a) |
|
|
|
T = 20 °C |
|
|
Dampf: |
m = 207,4 kg/h |
|
|
|
p = 4 bar(a) |
|
|
|
T = 180 °C |
|
|
Organischer Dampf |
m = 140 kg/h |
H2O: |
0,9804 kg/kg |
|
p = 3 bar(a) |
CO2: |
0,0012 kg/kg |
|
T = 133°C |
Alkane: |
1,13E-5 kg/kg |
|
|
Alkene: |
4,3E-6 kg/kg |
|
|
Oxygenate: |
0,0184 kg/kg |
Rückgas aus Fischer-Tropsch-Synthese: |
m = 153,9 kg/h |
H2O: |
0,0011 kg/kg |
p = 5,5 bar(a) |
N2: |
0,0002 kg/kg |
T= 13°C |
CO2: |
0,6684 kg/kg |
|
H2: |
0,0176 kg/kg |
|
CO: |
0,1831 kg/kg |
|
Alkane: |
0,1027 kg/kg |
|
|
Alkene: |
0,0258 kg/kg |
|
|
Oxygenate: |
0,0011 kg/kg |
Synthesegas: |
m = 430 kg/h |
|
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p = 1,05 bar(a) |
|
|
|
t = 35°C |
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[0023] Die gasförmigen Kohlenwasserstoffe aus dem organischen Dampf 34 sowie dem Rückgas
32 der Fischer-Tropsch-Synthese werden in der Co-SOEC 10 vor der Elektrolyse in dem
integrierten katalytischen Reformer unter Zufuhr von heißem Wasserdampf in CO und
H
2 umgewandelt.
[0024] An dem Dampfumformer 16 liegt der Dampf 26 aus der FT-Synthese 14 an. Diesem Dampf
wird zum Verdampfen des organischen Abwassers 28 seine Wärme entzogen, so dass der
Dampf auskondensiert und als Kondensat 36 gemeinsam mit frischem Speisewasser 38 wieder
der Fischer-Tropsch-Synthese 14 zugeführt wird. Die Produkte der Fischer-Tropsch-Synthese
40 werden separat in dem PtL-Prozess für weitere Synthese- und sonstige zur Herstellung
von Flüssigkraftstoff notwendige Verfahrensschritte weitergeführt.
[0025] Deutlich werden die Vorteile der in Figur 1 vorgestellten Synthese durch einen Vergleich
mit dem Stand der Technik, wie er in Figur 2 dargestellt ist. Im Stand der Technik
arbeitet ebenfalls eine Co-Elektrolyse 110, an der Rückgas und Dampf aus der Fischer-Tropsch-Synthese
114 anliegen. Das gewonnene Synthesegas der Co-Elektrolyse 110 liegt an einer Gasverdichtung
112 an und wird der Fischer-Tropsch-Synthese 114 zugeleitet. Das organische Abwasser
128 aus der Fischer-Tropsch-Synthese wird direkt der mechanisch-biologischen Abwasserbehandlung
118 zugeführt. Der Vergleich mit dem erfindungsgemäßen Verfahren aus Figur 1 zeigt
deutlich, dass der Wärmeinhalt des organischen Abwassers 128 nicht genutzt und die
im organischen Abwasser enthaltenen Kohlenstoff-Verbindungen mit dem organischen Abwasser
verlorengehen.
[0026] Mit dem erfindungsgemäß vorgesehenen Dampfumformer können technisch alle mit ökonomisch
sinnvoll verdampfbaren Verbindungen verdampft werden. Es ist aber auch möglich, die
in dem organischen Abwasser 28 enthaltenen, nicht ökonomisch verdampfbaren Kohlenwasserstoffe
vor der Verdampfung mit geeigneten Maßnahmen, wie beispielsweise Dichtetrennung, Filtration
oder Ähnlichem abzutrennen. Auf diese Weise würde der C-Ausnutzungsgrad des PtL-Prozesses
noch einmal erhöht werden. Eine solche Abtrenneinrichtung ist in Figur 1 nicht dargestellt.
[0027] Beim Verdampfen der lösbaren Verbindungen ist zu beachten, dass durch die Verdampfung
eine Abreicherung der Kohlenwasserstoffe in der Flüssigphase und eine Anreicherung
von Kohlenwasserstoffen in der Dampfphase erfolgt. Dies bedeutet, dass die Konzentration
an Kohlenwasserstoffen in der Flüssigphase sinkt und daher schon eine Teilverdampfung
ausreichen kann, um eine ausreichende Wasserqualität für eine weniger aufwändigen
Aufbereitung des organischen Abwassers zu erzielen. Neben dem Dampf 26 aus der FT-Synthese
14, können selbstverständlich auch andere Wärmequellen noch in der Dampfumformung
eingesetzt werden.
[0028] Eine Detailansicht für eine mögliche Ausgestaltung des Dampfumformers 16 ist in Figur
3 dargestellt. Der aus der Fischer-Tropsch-Synthese stammende Dampf 26 wird einem
Wärmetauscher 210 zugeführt. Verdampft wird das organische Abwasser 28, das dem Dampfumformer
16 zugeführt wird. Das zugeführte organische Abwasser 28 wird über zwei Wärmetauscher
212, 214 vorgeheizt. Der Wärmetauscher 214 wird von dem Kondensat 36 aus dem Dampfumformer
16 gespeist. Der Wärmetauscher 212 wird von dem organischen Restabwasser 42 aus dem
Dampfumformer gespeist. Über zusätzliches Kühlwasser 216 kann das organische Abwasser
42 vollständig heruntergekühlt werden. Der in dem Dampfumformer 16 erzeugte organische
Dampf 34 wird der Co-Elektrolyse 10 zugeführt. Optional ist es auch möglich, dem Dampfumformer
16 auch CO
2 220 zuzuführen.
[0029] In der Gasverdichtung 12 in Figur 1 wird das Synthesegas vom Druck der Gaserzeugung
in der Co-SOEC mit ca. 1 bar(a) auf den Druck für die Synthese verdichtet. Der Druck
der Synthese ist abhängig von den genauen Randbedingungen der Fischer-Tropsch-Synthese.
In der Regel wird diese bei ca. 20 bar(a) bis 60 bar(a) betrieben. Der Gasverdichter
12 ist aufgrund des großen Verdichtungsverhältnisses mehrstufig ausgebildet und kann
mit Zwischenkühlungen ausgestattet sein. In den Zwischenkühlungen wird ein Teil des
Wassers aus dem Synthesegas auskondensiert.
[0030] Das Speisewasser 38 wird in einer üblichen Speisewasseraufbereitung entsalzen und
(thermisch) entgast. Das in der Dampfumformung anfallende Kondensat wird, bevor es
wieder als Speisewasser eingesetzt werden kann, ebenfalls entgast. Dazu wird das Kondensat
zurück in die Speisewasseraufbereitung geleitet, wo die Entgasung zusammen mit dem
entsalzten Speisewasser erfolgen kann.
[0031] Die Dampferzeugung der Fischer-Tropsch-Synthese erfolgt indirekt in einer Reaktorkühlung.
Dazu wird Siedewasser aus einer Dampftrommel mittels Pumpe oder im Naturumlauf dem
Fischer-Tropsch-Reaktor zugeführt. Das Siedewasser umströmt die mit Katalysator gefüllten
Reaktionsrohre, durch die das Synthesegas strömt und sich dabei zu den Produkten 40
der Fischer-Tropsch-Synthese umsetzt. Dabei wird die Reaktionswärme abgeführt. Ein
Teil des Siedewassers verdampft hierbei. Das teilverdampfte Siedewasser gelangt zurück
zur Dampftrommel, wo der Dampf vom restlichen Siedewasser getrennt wird. Der erzeugte
Dampf wird druckgeregelt aus der Dampftrommel abgegeben und das Siedewasser wieder
dem Fischer-Tropsch-Reaktor zugeführt. Das durch die Dampfabgabe verbrauchte Siedewasser
in der Dampftrommel und im Kühlkreislauf wird füllstandgeregelt durch Speisewasser
ersetzt.
[0032] Der CO-Umsatz im Fischer-Tropsch-Reaktor ist begrenzt und liegt bei einem einmaligen
Durchgang des Synthesegases durch den Reaktor bei ca. 30 % bis 50 %. Grund für die
Begrenzung ist, dass durch die Kühlung sichergestellt werden muss, dass die stark
exothermen Reaktionen nicht zur Überhitzung am Katalysator führen und diesen eventuell
schädigen. Um dennoch einen CO-Umsatz von mehr als 90 % zu erzielen, wird das nach
der Reaktion verbleibende Reaktionsgas durch Kühlung und Abtrennung der flüssigen
Kohlenwasserstoffe und des Reaktionswassers in den Trennbehältern mittels eines Verdichters
rezirkuliert und zusammen mit dem frischen Synthesegas dem Reaktor wieder zugeführt.
Die Kreislaufgasmenge wird so eingestellt, dass das Molverhältnis am Austritt des
Reaktors im zulässigen Bereich bleibt und der gesamte CO-Umsatz ausreichend hoch ist.
Durch die Kreislauf-Betrieb kommt es zur Anreicherung von Gaskomponenten, die nicht
an der Fischer-Tropsch-Reaktion beteiligt sind, wie beispielsweise N
2, CO
2, CH
4 und weiteren leichten, nicht kondensierbaren Kohlenwasserstoffen.
[0033] Deshalb wird aus dem Kreislauf die überschüssige Gasmenge druckgeregelt als Purgegas
abgegeben. Um einen möglichst hohen C-Umsatz im Gesamtprozess zu erreichen, ist es
wünschswert, das gesamte aus dem Kreislauf abgeführte Gas zurück zur Gaserzeugung
zu geben. Da aber auch N
2 zum Beispiel über das in der Gaserzeugung eingesetzte CO
2 in den Prozess gelangt, würde sich bei einer vollständigen Wiederaufbereitung des
Purgegases in der Gaserzeugung der N
2-Anteil im Prozess erhöhen. Um das zu verhindern, muss entsprechend der N
2-Konzentration im Purgegas eine geringere Gasmenge zur Fackel abgeführt werden.
[0034] Der Dampf 26 aus der Fischer-Tropsch-Synthese 14, der als Heizdampf in dem Dampfumformer
16 eingesetzt wird, hat typischerweise einen Druck von 7 bar(a) bis 10 bar(a) und
eine Temperatur von 165°C bis 180°C. Der in der FT-Synthese 14 durch Reaktorkühlung
erzeugte Dampf 26 wird als Heizdampf zur Eindampfung des organischen Abwassers und
als Zusatzdampf in die Co-SOEC zur Einstellung des H
2: CO-Molverhältnisses im Synthesegas eingesetzt. Dies bedeutet, der in der Eindampfung
erzeugte organische Dampf 34 ist für sich allein genommen für die Co-SOEC nicht ausreichend.
Da mehr Dampf erzeugt wird, als Dampfbedarf in der Co-SOEC und in der Eindampfung
am Dampfumformer 16 erforderlich ist, kann der verbleibende Überschussdampf 44 für
Vorheizzwecke, wie beispielsweise für die Speisewasseraufbereitung oder Ähnliches,
eingesetzt werden. Es ergeben sich in einem beispielhaften Prozess folgende Massenverhältnisse.
Dampferzeugung in der FT-Synthese: |
m = 524,6 kg/h |
Dampfbedarf in der Eindampfung: |
m =140,8 kg/h |
Zusatzdampf in der Co-SOEC: |
m =207,4 kg/h |
Überschussdampf für Heizzwecke: |
m =176,4 kg/h |
[0035] Der C-Ausnutzungsgrad des erfindungsgemäßen PtL-Prozesses wird durch Verdampfung
und Rückführung der Kohlenwasserstoffe in die Gaserzeugung (Co-SOEC) je nach Bedingungen
in der FT-Synthese und der Zusammensetzung des organischen Abwassers um ca. 0,5 %
bis 2,0 % erhöht. Diese Erhöhung bildet vor dem Hintergrund des notwendigen Aufwandes
für eine CO
2-Gewinnung beispielsweise aus der Luft, so wird relativ viel Aufwand und Energie für
zusätzliche CO
2-Gewinnung eingespart. Ein weiterer Nutzen der Erfindung liegt in der Einsparung von
verfahrenstechnischem Aufwand für eine Abwasseraufbereitung sowie der Vermeidung von
klimaschädlichen Emissionen.
Bezugszeichenliste
[0036]
- 10
- Co-Elektrolyse / Co-Elektrolyseur
- 12
- Gasverdichtung
- 14
- Fischer-Tropsch-Synthese
- 16
- Dampfumformer
- 18
- Abwasserbehandlung
- 20
- Gas zur Fackel/Atmosphäre
- 22
- gereinigtes Abwasser
- 24
- Schlamm aus Abwasser
- 26
- Dampf aus FT-Synthese
- 28
- organisches Abwasser aus FT-Synthese
- 30
- Dampf zurückgeführt
- 32
- Rückgas
- 34
- organischer Dampf aus Dampfumformer
- 36
- Kondensat aus Dampfumformer
- 38
- Speisewasser
- 40
- Fischer-Tropsch-Synthese-Produkt
- 42
- organisches Restabwasser
- 44
- Überschuss-Dampf
- 110
- Co-Elektrolyse
- 112
- Gasverdichtung
- 114
- Fischer-Tropsch-Synthese
- 118
- Abwasserbehandlung
- 128
- organisches Abwasser
- 212
- Wärmetauscher
- 214
- Wärmetauscher
- 216
- Kühlwasser
1. Power-to-Liquid-Vorrichtung umfassend eine Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung (14)
zur Durchführung einer Fischer-Tropsch-Synthese, einen Co-Elektrolyseur (10) und einen
Dampfumformer (16), die wie folgt eingerichtet ist:
• ein Synthesegas aus dem Co-Elektrolyseur (10) wird der Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung
(14) zugeführt,
• ein Gemisch aus flüssigem Wasser und Kohlenwasserstoff-Verbindungen wird aus der
Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung (14) dem Dampfumformer (16) zugeführt und
• ein bei dem Dampfumformer (16) anfallendes Gemisch aus Dampf und gasförmigen Kohlenwasserstoff-Verbindungen
wird eingangsseitig dem Co-Elektrolyseur (10) zugeführt.
2. Power-to-Liquid-Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Dampfumformer (16) eingerichtet ist, um ein bei der Dampfumformung anfallendes
Kondensat (36) zusammen mit aus einem Wasserversorgungssystem zugeführtem Speisewasser
(38) der Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung (14) zuzuführen.
3. Power-to-Liquid-Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Dampfumformer (16) eingerichtet ist, um ein bei der Dampfumformung anfallendes
Restwasser (42) einer biologisch/mechanischen Wasseraufbereitung (18) zuzuführen.
4. Power-to-Liquid-Vorrichtung nach der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung (14) eingerichtet ist, um ein bei der Fischer-Tropsch-Synthese
anfallendes Gas teilweise als Rückgas (34) eingangsseitig in den Co-Elektrolyseur
(10) zu führen.
5. Power-to-Liquid-Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung (14) eingerichtet ist, um das bei der Fischer-Tropsch-Synthese
anfallende Rückgas teilweise als Restgas abzuführen.
6. Power-to-Liquid-Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung (14) dazu eingerichtet ist, anfallenden Dampf
(26) ganz oder teilweise an den Dampfumformer (16) zur Rekuperation von Wärme aus
dem Dampf zu führen.
7. Power-to-Liquid-Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung (14) dazu eingerichtet ist, anfallenden Dampf
(26) teilweise an den Co-Elektrolyseur (10) zu führen.
8. Power-to-Liquid-Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung (14) dazu eingerichtet ist, anfallenden Dampf
(26) teilweise als Überschussdampf (44) abzuführen.
9. Power-to-Liquid-Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens ein Wärmetauscher (212, 214) in einer Zuleitung für das Gemisch aus flüssigem
Wasser und Kohlenwasserstoff-Verbindungen an den Dampfumformer (16) vorgesehen ist.
10. Power-to-Liquid-Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass der mindestens eine Wärmetauscher (212, 214) mit aus dem Dampfumformer (16) herausgeführtem
Dampf (34) und/oder mit aus dem Dampfumformer austretendem Restwasser (42) mit Wärme
gespeist wird.
11. Power-to-Liquid-Vorrichtung nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung (14) mindestens einen Abscheider aufweist,
der das bei der Fischer-Tropsch-Synthese anfallenden Gemisch aus flüssigem Wasser
und Kohlenwasserstoff-Verbindungen entspannt und dabei vorentgast.
12. Power-to-Liquid-Verfahren unter Verwendung einer Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung
(14) und eines Co-Elektrolyseurs (10), das folgende Verfahrensschritte aufweist:
• Zuführen von CO2 und Dampf zu dem Co-Elektrolyseur (10),
• Zuführen von Synthesegas aus dem Co-Elektrolyseur zu einer Fischer-Tropsch-Syntheseeinrichtung
(14),
• Durchführen einer Fischer-Tropsch-Synthese,
• Zuführen eines Gemisches aus flüssigem Wasser und Kohlenwasserstoff-Verbindungen
aus der Fischer-Tropsch-Synthese an einen Dampfumformer (16) und
• Zurückführen eines Gemischs aus Dampf und gasförmigen Kohlenwasserstoff-Verbindungen
aus dem Dampfumformer (16) eingangsseitig in den Co-Elektrolyseur (10).
13. Power-to-Liquid-Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Dampfumformung anfallendes Kondensat zusammen mit aus einem Wasserversorgungssystem
zugeführtem Speisewasser der Fischer-Tropsch-Synthese zugeführt wird.
14. Power-to-Liquid-Verfahren nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Fischer-Tropsch-Synthese anfallender Dampf ganz oder teilweise als Dampf
eingangsseitig der Co-Elektrolyse und/oder als Heizdampf der Dampfumformung zugeführt
wird.
15. Power-to-Liquid-Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch gekennzeichnet, dass bei der Fischer-Tropsch-Synthese anfallender Dampf ganz oder teilweise als Überschussdampf
abgeführt wird.
16. Power-to-Liquid-Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 15, dadurch gekennzeichnet, dass das Gemisch aus flüssigem Wasser und Kohlenwasserstoff-Verbindungen in einer Zuleitung
für den Dampfumformer über mindestens einen Wärmetauscher erhitzt wird, wobei der
mindestens eine Wärmetauscher mit dem Dampfumformer zugeführten Heizdampf und/oder
mit dem aus dem Dampfumformer austretenden Restwasser gespeist wird.