[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Anlagenverbunds, wobei der
Anlagenverbund eine Direktreduktionsanlage und einen stromabwärts der Direktreduktionsanlage
angeordneten elektrischen Schmelzofen aufweist.
[0002] Im Zuge der Bestrebungen, den CO
2-Ausstoß in Zusammenhang mit Stahlherstellung zu reduzieren, erfährt die Stahlerzeugung
in einer sogenannten Elektrostahl-Route erhebliche Beachtung. Bei der Elektrostahl-Route
wird als Ausgangsstoff direkt reduziertes Eisen (Eisenschwamm), teilweise in reduzierter
Form und/oder Schrott, eingesetzt. Dieses Ausgangsmaterial wird in einem elektrisch
betriebenen Schmelzofen aufgeschmolzen, bei dem es sich beispielsweise um einen Lichtbogen-Schmelzofen
handeln kann (
electric arc furnace, kurz: EAF), und es wird gegebenenfalls in einem weiteren Schritt mittels Einblasens
von Sauerstoff von Sauerstoffaffinen Bestandteilen befreit. Die Herstellung des Eisenschwamms
erfolgt zuvor in einer Direktreduktionsanlage. Die Herstellung von Eisenschwamm basiert
dabei auf dem Prinzip, Eisenerz durch Beaufschlagung mit reduzierendem Gas zu reduzieren,
wodurch die in dem Eisenerz vorhandenen Fe-Verbindungen, insbesondere Fe-O-Verbindungen,
durch Reduktion aufgebrochen werden und als Folge dieser Metallisierung metallisches
Eisen zurückbleibt. Der Eisenschwamm verlässt die Direktreduktionsanlage mit einem
Metallisierungsgrad MG
DRA, wobei der Metallisierungsgrad definiert ist als der Quotient aus der Masse elementar
vorliegenden Eisens Fe
elementar und der Masse insgesamt vorliegenden Eisens Fe
total.
[0003] In dem ersten erfolgenden Schritt der Direktreduktion wird der größte Anteil des
im Eisenerz enthaltenen Eisens metallisiert, und typischerweise ist dies für einen
als Metallisierungsgrad bezeichneten Anteil MG
DRA von deutlich oberhalb von 80 Prozent der vorhandenen Atome der Fall. Unter Metallisierungsgrad
wird das Gewichtsverhältnis von metallischem Eisen zum Gesamteisen in Prozent verstanden.
Das heißt, dass nach durchlaufen der Direktreduktionsanlage der entnommene Eisenschwamm
ein Anteil von MG
DRA der vorhandenen Fe-Atome in metallischer Form vorliegen. Der Eisenschwamm, der einen
Anteil von MG
DRA der Fe-Atome in metallischer Form und einen Anteil von 1-MG
DRA der Fe-Atome in gebundener Form enthält, wird in den Schmelzofen gegeben. Die noch
nicht während der Direktreduktion metallisierten Fe-Atome werden sodann zu einem großen
Teil in dem nachfolgenden Prozess des Aufschmelzens, welches unter Zugabe insbesondere
von Kohlenstoffträgern erfolgt, bis zu einem Metallisierungsgrad von MG
Produkt metallisiert. Der Metallisierungsgrad MG
Produkt beträgt 100 Prozent oder liegt nur geringfügig, maximal 2 Prozent, unterhalb von
100 Prozent. Das heißt, dass das in der Gesamtheit aus metallischer Schmelze und gebildeter
Schlacke enthaltene Eisen zumindest nahezu vollständig metallisiert wurde.
[0004] Aus den obigen Erläuterungen ergibt sich unmittelbar, dass der Anteil der Metallisierungsprozesse
in der Direktreduktionsanlage und der Anteil der Metallisierungsprozesse innerhalb
des Schmelzofens unmittelbar miteinander verknüpft sind. Darauf aufbauend lag der
vorliegenden Erfindung die Aufgabe zu Grunde, eine Verbesserung des Betriebs des Anlagenverbunds
aus Direktreduktionsanlage und Schmelzofen bereitzustellen.
[0005] Die Erfindung wird gelöst mit einem Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1.
[0006] Es ist ein Verfahren zum Betreiben eines Anlagenverbunds vorgesehen. Der Anlagenverbund
umfasst zumindest eine Direktreduktionsanlage, also eine Direktreduktionsanlage oder
mehr als eine, beispielsweise zwei, Direktreduktionsanlagen und einen stromabwärts
der Direktreduktionsanlage angeordneten elektrischen Schmelzofen.
[0007] Das Verfahren kann beispielsweise als Verfahren zur Herstellung von Roheisen ausgebildet
sein.
[0008] Ein wesentlicher Gedanke der vorgestellten Erfindung besteht also darin, dass der
Betrieb des Anlagenverbunds insgesamt betrachtet wird, wobei der Anlagenverbund sowohl
den Schmelzofen als auch die Direktreduktionsanlage umfasst. Für den aufeinander abgestimmten
Betrieb des Anlagenverbunds sind seine Bestandteile, insbesondere die Direktreduktionsanlage
und der Schmelzofen, miteinander gekoppelt, beispielsweise über eine gemeinsame Steuereinrichtung,
beispielsweise einem Leitstand zur Steuerung.
[0009] Der Begriff des stromabwärts der Direktreduktionsanlage angeordneten Schmelzofens
ist dahingehend zu verstehen, dass der Schmelzofen im Verfahrensablauf unmittelbar
auf die Direktreduktionsanlage folgt, das heißt: Das in der Direktreduktionsanlage
hergestellte Erzeugnis wird zu dem Schmelzofen befördert und/oder zwischengelagert,
es findet hingegen keine Reinigung und/oder anderweitige Weiterveredelung des in der
Direktreduktionsanlage hergestellten Erzeugnisses statt.
[0010] Die Direktreduktionsanlage ist eine Anlage, in welcher eine Feststoffreaktion stattfindet,
bei der Sauerstoff aus dem Eisenerz entfernt wird. Als Reduktionsmittel hierfür werden
beispielsweise Kohle oder Erdgas oder, in jüngerer Vergangenheit und erwarteter Weise
in der Zukunft verstärkt, atomarer beziehungsweise molekularer Wasserstoff als Reduktionsmittel
genutzt. Die Reaktion findet bei einer Temperatur unterhalb des Schmelzpunktes des
Eisenerzes statt, sodass die äußere Form weitgehend unverändert bleibt.
[0011] Die Direktreduktionsanlage kann beispielsweise als Schachtofen ausgebildet sein mit
einer Reduktionszone, die von dem Eisenerz entgegen der Reduktionsgasrichtung durchlaufen
wird. In einer alternativen Ausführungsform kann die Direktreduktionsanlage auch beispielsweise
als Drehrohrofen ausgebildet sein, durch welchen das Eisenerz entgegen der Strömungsrichtung
des Reduktionsgases befördert wird. Direktreduktionsanlagen als solche sind aus der
Praxis gut bekannt.
[0012] Bei dem elektrischen Schmelzofen, auch als Elektrowärmeanlage zum Aufschmelzen von
Metall oder Erhitzen von flüssigem Metall bezeichnet, kann es sich beispielsweise
um einen Schmelzofen mit direkter Lichtbogeneinwirkung
(electric arc furnace, Akronym: EAF) handeln, wobei Lichtbögen zwischen der Elektrode und dem Metall gebildet
werden. Mögliche Ausführungen sind Wechselstrom-Lichtbogen-Schmelzofen (EAFac), Gleichstrom-Lichtbogen-Schmelzofen
(EAFdc) und Pfannenofen (
Ladle furnace, Akronym: LF).
[0013] Erfindungsgemäß wird ein Schmelzofen genutzt, der elektrisch betrieben wird. Dabei
kommt jede Art eines elektrisch betriebenen Schmelzofens in Betracht, wobei eine bevorzugte
Möglichkeit ein mit Lichtbogen-Widerstandserwärmung arbeitender Schmelzofen ist. Ein
solcher Schmelzofen funktioniert auf dem Prinzip, Lichtbögen zwischen der Elektrode
und der Charge zu bilden und die Charge oder die Schlacke insbesondere mittels Joule-Effekts
zu erwärmen. Schmelzöfen mit Lichtbogen-Widerstandserwärmung können beispielsweise
als Lichtbogen-Reduktionsöfen (
submerged electric arc furnace, Akronym: SAF), bei denen die Elektrode in die Charge oder Schlacke eingetaucht ist,
als Wechselstrom-Lichtbogen-Reduktionsöfen (SAFac) oder als Gleichstrom-Lichtbogen-Reduktionsöfen
(SAFdc) ausgebildet sein. Andere Ausführungen sind Öfen, bei denen die Elektrode knapp
oberhalb der Schlacke endet. Bei diesem Ofentyp ist die Schlacke zumindest im Bereich
der Elektrode nicht durch die Charge abgeschirmt. Die Schlacke ist also nach oben
hin offen und der sich zur Schlacke ausbildende bürstenförmige Lichtbogen (
brush arc) von oben einsehbar. Dieser Ofentyp wird als
open slag bath furnace (OBSF) bezeichnet.
[0014] Besonders bevorzugt ist bei dem erfindungsgemäßen Verfahren der Schmelzofen als Lichtbogen-Reduktionsofen
(
submerged electric arc furnace, SAF) ausgebildet.
[0015] Alternativ besonders bevorzugt ist bei dem erfindungsgemäßen Verfahren der Schmelzofen
als
open slag bath furnace (OBSF) ausgebildet.
[0016] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren durchläuft in einem kontinuierlichen Betrieb
des Anlagenverbunds Eisenerz die Direktreduktionsanlage. Beim Durchlaufen der Direktreduktionsanlage
wird das Eisenerz mittels reduzierenden Gases, insbesondere mittels molekularen Wasserstoffs
und/oder mittels Erdgases, zu Eisenschwamm reduziert. Die Verfahrensführung und die
Prozessparameter, beispielsweise die Verbleibdauer des Eisenerzes in der Direktreduktionsanlage
und die Durchflussrate an reduzierendem Gas, bewirken, dass das Eisenerz zu Eisenschwamm
umgewandelt wird mit einem Metallisierungsgrad MG
DRA. Der Metallisierungsgrad MG
DRA beträgt mehr als 80 Prozent, bevorzugt mehr als 90 Prozent, besonders bevorzugt mehr
als 95 Prozent, am Ort des Austritts des Eisenschwamms aus der Direktreduktionsanlage
heraus. Nach dem Austritt aus der Direktreduktionsanlage wird der Eisenschwamm, der
den Metallisierungsgrad MG
DRA aufweist, in den Schmelzofen hineingegeben.
[0017] In dem Schmelzofen erfolgt ein Aufschmelzen des Eisenschwamms unter Zugabe von Kohlenstoffträgern,
optional mit zusätzlicher Zugabe weiterer eisenhaltiger Stoffe wie beispielsweise
Schrott und/oder von Zuschlagstoffen für Konditionierung der sich bildenden Schlacke,
zu einem Schmelzbad aus metallischer Schmelze mit einem Produktmetallisierungsgrad
MG
Produkt und der auf der metallischen Schmelze schwimmenden Schlacke. Die Eigenschaften der
Schlacke werden bevorzugt über Zuschläge wie beispielsweise Kalk, Sand, Bauxit und/oder
ähnliche, gezielt beeinflusst.
[0018] In diskreter Folge wird ein Abstich entnommen, das heißt: es wird metallische Schmelze
aus dem Schmelzofen abgelassen und in ein transportables Auffangbehältnis gegeben,
das zuvor einer vorgegebenen Auffangposition positioniert worden ist. Beispielsweise
kann für einen geeignet langen Zeitraum eine Ausgabeöffnung an einer Unterseite oder
Seitenwand des Schmelzofens geöffnet werden, aus welcher sodann Schmelze ausläuft.
Unterhalb der Ausgabeöffnung kann beispielsweise ein als sogenannte Auffangpfanne
ausgebildetes Auffangbehältnis positioniert werden. Auffangpfannen können beispielsweise
als Bestandteil eines der Fachperson bekannten Pfannenwagens bereitgestellt werden.
[0019] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass kontinuierlich oder quasikontinuierlich mittels
eines Sensors ein Ermitteln einer Produkteigenschaft von im Anlagenverbund erzeugten
Produkten erfolgt.
[0020] Aufbauend auf dem Vorliegen der ermittelten Produkteigenschaft wird weiterhin erfindungsgemäß
in Abhängigkeit von der ermittelten Produkteigenschaft ein Verändern des Betriebs
des Anlagenverbunds zur Einstellung eines vorgegebenen Metallisierungsgrads MG
DAA,Soll durchgeführt.
[0021] Der Erfindung liegt also die grundlegende Überlegung zugrunde, die insgesamt in dem
Anlagenverbund bei der Herstellung einer metallischen Schmelze, insbesondere von Roheisen,
herbeizuführende Reduktionsarbeit, also der insgesamt bis zum Vorliegen der Schmelze
mit Produktmetallisierungsgrad MG
Produkt aufzuwendende Gesamtmenge chemisch-physikalischer Prozesse, gezielt auf zwei zentrale
Anlagen des Anlagenverbunds aufzuteilen, nämlich auf den in der Direktreduktionsanlage
ablaufenden Prozess einerseits sowie auf den in dem Schmelzofen ablaufenden Prozess
andererseits. Das Aufteilen der Reduktionsarbeit auf die zwei grundlegenden in dem
Anlagenverbund ablaufenden Prozesse hat den Vorteil, dass anhand eines einzigen einzustellenden
oder zu steuernden oder zu regelnden Parameters, nämlich dem Metallisierungsgrad MG
DRA, eine gezielte Anpassung des ingesamt ablaufenden Prozesses auf zu einem gegenwärtigen
Zeitpunkt herrschende Rahmenbedingungen erfolgen kann. Hierzu kommt der große Vorteil
dieser Vorgehensweise, dass eine Vielzahl von direkt an der Anlage messbaren physikalischen
Größen unmittelbar mit dem Metallisierungsgrad MG
DRA gekoppelt ist. Sofern also entsprechende anlagenspezifische empirische Daten dieser
Kopplung zwischen Metallisierungsgrad MG
DRA und einer jeweiligen physikalischen Größe einmal gewonnen worden sind, kann diese
direkt in die erfordernisangepasste Veränderung des Metallisierungsgrads MG
DRA umgesetzt werden.
[0022] Dieses vorgesehene Aufteilen der Reduktionsarbeit auf die in der Direktreduktionsanlage
ablaufenden Prozesse einerseits und die in dem Schmelzofen ablaufenden Prozesse andererseits
wird in der konkreten Umsetzung erreicht, indem ein vorgegebener Metallisierungsgrad
MG
DAA,Soll eingestellt wird, d. h.: Wenn der Metallisierungsgrad MG
DRA des Eisenschwamms bei Austritt aus der Direktreduktionsanlage dem vorgegebene Metallisierungsgrad
MG
DRA,Soll entspricht, wird der Betrieb des Anlagenverbunds in unveränderter Weise fortgesetzt;
wenn der Metallisierungsgrad MG
DRA von dem vorgegebene Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll abweicht, wird der Betrieb des Anlagenverbunds verändert und zwar derart, dass der
Metallisierungsgrad MG
DRA sich hin zu seinem Sollwert MG
DRA,Soll entwickelt.
[0023] Das Verändern des Betriebs des Anlagenverbunds zur Einstellung des vorgegebenen Metallisierungsgrads
erfolgt auf Basis eines kontinuierlich oder quasi-kontinuierlich mittels eines Sensors
ermittelten Wertes einer Produkteigenschaft von im Anlagenverbund erzeugten Produkten.
Das bedeutet, dass ein Produkt, das im Anlagenverbund erzeugt wird, und welches eine
Korrelation mit dem Metallisierungsgrad MG
DRA aufweist, sensorisch untersucht wird, und daraufhin anhand der erhaltenen Sensorergebnisse
über die Korrelation des Produkts mit dem Metallisierungsgrad MG
DRA, insbesondere über die Korrelation der Produkteigenschaft mit dem Metallisierungsgrad
MG
DRA, ermittelt wird, ob der Betrieb des Anlagenverbunds unverändert weiterverfolgt werden
kann, oder ob eine Veränderung des Betriebs des Anlagenverbunds erforderlich ist.
Die Korrelation des Produkts mit dem Metallisierungsgrad MG
DRA ist bevorzugt eine injektive Funktion "Metallisierungsgrad MG
DRA → Produkteigenschaft", besonders bevorzugt eine bijektive Funktion "Metallisierungsgrad
MG
DRA → Produkteigenschaft". Die Korrelation der Produkteigenschaft mit dem Metallisierungsgrad
MG
DRA kann beispielsweise ein empirisch gefundener Zusammenhang sein.
[0024] Beispielsweise kann vorgesehen sein, dass ausgehend von der ermittelten Produkteigenschaft
kontinuierlich oder quasikontinuierlich anhand einer empirisch ermittelten Zuordnung
von der Produkteigenschaft zu dem Metallisierungsgrad MG
DRA der Metallisierungsgrad MG
DRA bestimmt wird. Das bedeutet, dass durch die gemessene Produkteigenschaft, anhand
empirisch ermittelter und dadurch bekannter Daten, auf den Metallisierungsgrad MG
DRA rückgeschlossen wird. Der Metallisierungsgrad kann sodann mit dem vorgegebenen Metallisierungsgrad
MG
DRA,Soll verglichen werden, und bei Feststellen einer Abweichung des Metallisierungsgrads
MG
DRA von dem vorgegebenen Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll kann das Verändern des Betriebs des Anlagenverbunds zur Einstellung des vorgegebenen
Metallisierungsgrads MG
DRA,Soll initiiert werden. Insbesondere kann vorgesehen sein, dass das Verändern des Betriebs
des Anlagenverbunds zur Einstellung des vorgegebenen Metallisierungsgrads MG
DRA,Soll initiiert, eine Abweichung des Metallisierungsgrads MG
DRA von dem vorgegebenen Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll festgestellt ist, deren Betrag größer ist als eine Mindestabweichung, womit ein Vorteil
einer größeren Prozessstabilität einhergeht. Die vorstehend beschriebene Auswertung
des Metallisierungsgrads anhand empirischer Daten, der Abgleich mit dem vorgegebenen
Metallisierungsgrad, und das - soweit erforderlich - Initiieren des Veränderns des
Betriebs des Anlagenverbunds, können beispielsweise durch eine Steuereinrichtung des
Anlagenverbunds, mit dem sowohl die Direktreduktionsanlage als auch der Schmelzofen
als auch der Sensor gekoppelt sind, gesteuert werden.
[0025] Für das Verändern des Betriebs des Anlagenverbunds zur Einstellung des Metallisierungsgrads
hin zu dem vorgegebenen Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll kann beispielsweise auf eine empirisch ermittelte Zuordnungsmenge von der Produkteigenschaft
zu dem Metallisierungsgrad MG
DRA zurückgegriffen werden, auf deren Grundlage die Einstellung des Veränderns des Betriebs
des Anlagenverbunds erfolgt, bevorzugt mittels Steuerns, besonders bevorzugt mittels
Regelns. Das bedeutet, dass in Abhängigkeit von dem Maß der Abweichung des Metallisierungsgrads
von dem vorgegebenen Metallisierungsgrad auf die erforderliche Veränderung der Produkteigenschaft
rückgeschlossen wird, d. h.: das Maß der erforderlichen Veränderung der Produkteigenschaften
ermittelt wird, sodass das Verändern des Betriebs des Anlagenverbunds ausgehend von
einer bekannten Abweichung des Metallisierungsgrads auf eine Veränderung des Betriebs
des Anlagenverbunds mit dem Ziel einer gewünschten Veränderung der Produkteigenschaft
abgeleitet wird.
[0026] In einer vorteilhaften Weiterbildung kann als Produkteigenschaft eine Eigenschaft
genutzt werden, die an einem in der Direktreduktionsanlage erzeugten Produkt ermittelt
wird.
[0027] Beispielsweise kann die Produkteigenschaft ausgebildet sein
- als ein H2 Volumenstrom im Gichtgas, in diesem Fall kann beispielsweise als Sensor ein H2-Sensor genutzt werden; oder
- als ein Verhältnis der Volumenströme H2/H2O im Gichtgas, in diesem Fall kann beispielsweise als Sensor ein H2-Sensor und als weiterer Sensor ein H2O-Sensor verwendet werden; oder
- als ein CO-Volumenstrom im Gichtgas, in diesem Fall kann beispielsweise als Sensor
ein CO-Sensor genutzt werden; oder
- als ein Verhältnis der Volumenströme CO/CO2 im Gichtgas, in diesem Fall kann beispielsweise als Sensor ein CO-Sensor und als
weiterer Sensor ein CO2-Sensor verwendet werden; oder
- als ein direkt gemessener Metallisierungsgrad des Eisenschwamms, oder
- als eine Sauerstoffmassenbilanz aus "Sauerstoff in den hineingegebenen Gasen" zu "Sauerstoff
im Gichtgas", oder
- als eine Austrittstemperatur des Eisenschwamms.
[0028] Alternativ kann als Produkteigenschaft eine Eigenschaft genutzt werden, die an einem
in dem Schmelzofen erzeugten Produkt ermittelt wird.
[0029] In diesem Fall kann die Produkteigenschaft beispielsweise ausgebildet sein
- als der CO-Gehalt im Schmelzofen-Abgas, in diesem Fall kann beispielsweise als Sensor
ein CO-Sensor genutzt werden; oder
- als ein Verhältnis der Volumenströme CO/CO2 im Schmelzofen-Abgas, in diesem Fall kann beispielsweise als Sensor ein CO-Sensor
und als weiterer Sensor ein CO2-Sensor verwendet werden;
- als eine Temperatur der Schmelze bei konstantem Energieeintrag, in diesem Fall kann
beispielsweise als Sensor ein Thermometer verwendet werden; oder
- als eine Sauerstoffaktivität in der Schmelze, oder
- als eine Sauerstoffaktivität in der Schlacke ist, oder
- eine Gesamtsauerstoffaktivität in der Schmelze und der Schlacke, oder
- als eine Schlackeneigenschaft, insbesondere: Emissionskoeffizient oder Viskosität
oder CaO-Gehalt oder SiO2-Gehalt oder CaO- sowie SiO2-Gehalt, oder
- als ein Elementanteil an dem Roheisen, oder
- als eine spezifische Schlackenmenge.
[0030] Die genannten Beispiele für eine Produkteigenschaft haben den gemeinsamen Vorteil,
dass es sich jeweils um mit geeignetem Sensor direkt messbare physikalische Parameter
handelt der Sensor ist also beispielsweise jeweils als den direkt messbaren physikalischen
Parameter sensierender Sensor ausgebildet.
[0031] Beispielsweise kann der Sensor ein CO-Sensor sein und die Produkteigenschaft der
CO-Gehalt im Schmelzofen-Abgas oder Verhältnis der Volumenströme CO/CO
2 im Schmelzofen-Abgas. Beispielsweise lässt sich aufgrund der Bildung von Kohlenmonoxid,
also CO, und der Abhängigkeit dessen Anteils an dem Abgas des Schmelzofens von dem
Metallisierungsgrad MG
DRA des Eisenschwamms und damit des noch in den Schmelzofen gelangenden Sauerstoff eine
bevorzugt bijektive Abhängigkeit des CO-Gehalts im Schmelzofenabgas von dem Metallisierungsgrad
MG
DRA empirisch ermitteln; sobald eine solche empirische Ermittlung einmal anlagenspezifisch
vorgenommen wurde, kann anhand der empirisch ermittelten Zuordnung von der Produkteigenschaft
zu dem Metallisierungsgrad MG
DRA der Metallisierungsgrad MG
DRA bestimmt werden. Ausgehend von diesem bestimmten Metallisierungsgrad MG
DRA kann sodann ein Vergleich mit dem vorgegebenen Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll durchgeführt werden und - je nach Ergebnis dieses Vergleichs - das Verändern des
Betriebs des Anlagenverbunds für die Wiederherstellung des vorgegebenen Metallisierungsgrad
MG
DRA,Soll initiiert werden.
[0032] Es versteht sich von selbst, dass bei Umsetzung der Entwicklung durch die Fachperson
bei Auswertung der Produkteigenschaft der Materialdurchfluss durch die Direktreduktionsanlage
und den Schmelzofen sowie - je nach Art des verwendeten Sensors - eine eventuell vorhandene
zusätzliche Latenz bei der Umsetzung des Veränderns des Betriebs des Anlagenverbunds
berücksichtigt werden müssen. Dies beeinträchtigt nicht die Funktionsfähigkeit der
oben beschriebenen Verfahren und ihrer Weiterbildungen, sondern führt zu je nach Art
der Umsetzung abweichender Trägheit der Verfahrensführung, und ist beispielsweise
im Falle einer Umsetzung als Regelung eine Frage der Trägheit eines Regelkreises.
Die Wahl einer geeigneten Produkteigenschaft und einer diese ermittelnden Sensorik
ist somit fachmännisch zu treffen und kann beispielsweise unter ökonomischen Gesichtspunkten
oder unter Betrachtung der Anforderungen an die Trägheit einer Veränderung, einer
Steuerung oder einer Regelung getroffen werden.
[0033] Der vorgegebene Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll kann beispielsweise anhand einer empirisch ermittelten ersten anlagenspezifischen
Kennwertkurve Kennwert
DRA-MG
DRA, also: Kennwert
DRA in Abhängigkeiten von Werten MG
DRA, der Direktreduktionsanlage und anhand einer empirisch ermittelten zweiten anlagenspezifischen
Kennwertkurve Kennwert
Schmelzofen-MG
Produkt, also: Kennwert
Schmelzofen in Abhängigkeit von Werten MG
Produkt, des Schmelzofens ermittelt werden. Die anlagenspezifische Kennwertekurve kann beispielsweise
als Kennwerte
- ein Maß für das Gewicht metallisierten Eisens pro Zeiteinheit, oder
- ein Maß für spezifischen Energieumsatz, oder
- ein Maß für den spezifischen CO2-Ausstoß, oder
- ein Maß für die spezifischen Gesamtkosten umfassen.
[0034] Soweit im vorigen Absatz von einem spezifischen Wert die Rede ist, ist dies bevorzugt
zu verstehen als auf die Tonne produzierten Roheisens bezogen. Die genannten Kennwerte
gelten dann jeweils als Kennwert
DRA für die Direktreduktionsanlage und als Kennwert
Schmelzofen für den Schmelzofen.
[0035] Die Kennwerte können also beispielsweise Kennwert
DRA sein, wobei der Kennwert
DRA ein vom Metallisierungsgrad MG
DRA abhängiges Maß für den spezifischen CO
2-Ausstoß der Direktreduktionsanlage ist, und Kennwert
Schmelzofen sein, wobei Kennwert
Schmelzofen ein vom Metallisierungsgrad MG
Produkt abhängiges Maß für den spezifischen CO
2-Ausstoß des Schmelzofens sein kann.
[0036] In einer speziellen Ausführungsform wird der vorgegebene Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll festgelegt als der Metallisierungsgrad, für den gilt Min[Kennwert
DRA (MG
DRA) + Kennwert
Schmelzofen(1-MG
DRA)], wobei das Formelzeichen "Min" die Bestimmung des Minimums bezeichnet. Das bedeutet
zum ersten, dass vereinfacht davon ausgegangen wird, dass MG
Produkt=1-MG
DRA, was in der betrieblichen Umsetzung in vielen Fällen eine ausreichend genaue Abschätzung
ist, da nach Durchlaufen von sowohl der Direktreduktionsanlage als auch dem Schmelzofen
der Anteil des noch nicht metallisierten Eisens typischerweise deutlich unterhalb
von 5 Prozent liegt, meistens unterhalb von 2 Prozent, in der Regel in der Größenordnung
von 1 Prozent, wobei wiederum der größte Teil dieses nicht metallisierten Eisens Bestandteil
der Schlacke ist. Zum Zweiten bedeutet dies, dass die beschriebene Vorgehensweise
zum Verändern des Betriebs des Anlagenverbunds ausgeht von einer Bestimmung einer
Abweichung eines indirekt, nämlich über die Produkteigenschaft, ermittelten Metallisierungsgrads
MG
DRA von einem Sollwert MG
DRA,Soll, wobei der Sollwert ausgehend von zwei anlagenspezifischen Kennwertkurven ermittelt
wird, wobei jede der beiden Kennwertkurven von dem Metallisierungsgrad des Eisens
abhängig ist, und es sich bei den Kennwerten beispielsweise um eine der oben genannten
Werte handeln kann; die Bestimmung des Sollwerts MG
DRA,Soll erfolgt sodann mittels Bestimmung des Minimums der Summe der beiden Kennwertkurven,
so wie oben in der Gleichung angegeben. Es versteht sich von selbst, dass der Begriff
der Kennwertkurve nicht zwangsläufig implizieren muss, dass die Kennwertkurve als
geschlossene analytische Funktion vorliegen muss; es kann sich bei jeder der beiden
Kennwertekurven um eine Liste von Punkten, beispielsweise im zweidimensionalen Raum,
handeln, wobei das Finden des Minimums dann ebenfalls nicht zwangsläufig analytisch
erfolgen muss, sondern in numerischer Weise, was selbstredend für die Fachperson unproblematisch
möglich ist.
[0037] Wenn also beispielsweise der Kennwert ein Maß für den spezifischen CO
2-Ausstoß ist, führt die beschriebene Umsetzung mittels entsprechender Kennwert-getriebener
Wahl des MG
DRA,Soll dazu, dass durch Verteilung der Reduktionsarbeit zwischen der Direktreduktionsanlage
und dem Schmelzofen der CO
2-Ausstoß des Anlagenverbunds reduziert wird.
[0038] Wenn sich bei Auswertung der ermittelten Produkteigenschaft herausstellt, dass der
Metallisierungsgrad MG
DRA erhöht werden muss, also eine Verlagerung eines Anteils der Reduktionsarbeit von
dem Schmelzofen in die Direktreduktionsanlage erfolgen soll, kann das Verändern des
Betriebs zum Erhöhen des Metallisierungsgrads MG
DRA beispielsweise umfassen:
- Erhöhen der Durchflussrate an reduzierendem Gas in der Direktreduktionsanlage und/oder
- Erhöhen der Verbleibdauer des zum Eisenschwamm werdenden Eisenerzes beziehungsweise
der Eisenerzträger in der Direktreduktionsanlage,
- Erhöhen der Gastemperatur des Reduktionsgases in einem Bereich zwischen 560 und 1150
Grad Celsius, bevorzugt zwischen 900 und 1150 Grad Celsius.
[0039] Wenn sich bei Auswertung der ermittelten Produkteigenschaft herausstellt, dass der
Metallisierungsgrad MG
DRA reduziert werden muss, also eine Verlagerung eines Anteils der Reduktionsarbeit von
der Direktreduktionsanlage in den Schmelzofen erfolgen soll, kann das Verändern des
Betriebs zum Reduzieren des Metallisierungsgrads MG
DRA beispielsweise umfassen:
- Verringern der Durchflussrate an reduzierendem Gas in der Direktreduktionsanlage und/oder
- Verringern der Verbleibdauer des zum Eisenschwamm werdenden Eisenerzes in der Direktreduktionsanlage.
[0040] Das Verlagern der Reduktionsarbeit von der Direktreduktionsanlage in den Schmelzofen
führt also spiegelbildlich zu einer Verringerung der Reduktionsarbeit in der Direktreduktionsanlage
sowie einer Erhöhung der Reduktionsarbeit in dem Schmelzofen oder umgekehrt.
[0041] Den dargestellten Fig. 1 und Fig. 2 sind Prinzipskizzen zu entnehmen, die ein beispielhaftes
Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Verfahrens zeigt.
[0042] In den Figs. 1a)-c) ist schematisch die grundlegende Ausgangsbasis der erfindungsgemäßen
Vorgehensweise dargestellt. Fig. 1a) und Fig. 1b) sind jeweils empirisch ermittelte
anlagenspezifische Kennwertkurven zu entnehmen. Die in Fig. 1a) gezeigte Kurve repräsentiert
die erste anlagenspezifische Kennwertkurve Kennwert
DRA-MG
DRA der Direktreduktionsanlage und die in Fig. 1b) gezeigte Kurve repräsentiert die zweite
anlagenspezifische Kennwertkurve Kennwert
Schmelzofen-MG
Produkt des Schmelzofens. Es kann sich beispielsweise um eine Zuordnung eines in Kilogramm/(Tonne
erzeugten Roheisen) angegebenen spezifischen CO
2-Ausstoßes handeln, also um ein Maß für den spezifischen CO
2-Ausstoß, der jeweiligen Anlage in Abhängigkeit von dem Metallisierungsgrad. Der Kennwert
ist anlagenspezifisch und wurde empirisch gewonnen, beispielsweise durch entsprechenden
Versuchsbetrieb oder durch im regulären Betrieb gewonnene Daten. Aus den beiden Kennwertkurven
wird der vorgegebene Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll festgelegt, beispielsweise auf Basis einer Ermittlung, wobei der vorgegebene Metallisierungsgrad
MG
DRA,Soll festgelegt wird als der Metallisierungsgrad, für den gilt, dass die Summenkurve aus
betrachtetem Kennwert
DRA(MG
DRA) und betrachtetem Kennwert
Schmelzofen(1-MG
DRA), dargestellt in Fig. 1c), minimal wird.
[0043] Sobald ein vorgegebener Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll festgelegt ist, kann dieser dazu dienen, bei dem Betreiben des Anlagenverbunds zur
Verteilung der insgesamt in dem Anlagenverbund erfolgenden Reduktionsarbeit zur Metallisierung
des im Eisenerz enthaltenen Eisens herangezogen zu werden.
[0044] Ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Verfahrens zum Betreiben eines Anlagenverbunds
1, umfassend eine Direktreduktionsanlage 2 und einen stromabwärts der Direktreduktionsanlage
2 angeordneten elektrischen Schmelzofen 3, ist der schematischen Darstellung der Fig.
2 zu entnehmen. In einem kontinuierlichen Betrieb des Anlagenverbunds 1 durchläuft
Eisenerz beziehungsweise die Eisenerzträger die Direktreduktionsanlage 2 und wird
dort mittels reduzierenden Gases, insbesondere mittels molekularen Wasserstoffs und/oder
mittels Erdgases, zu Eisenschwamm reduziert, der mit einem Metallisierungsgrad MG
DRA aus der Schleuse 2' heraustritt und sodann in den Schmelzofen 3 hineingegeben wird.
Innerhalb des Schmelzofens wird der Eisenschwamm unter Zugabe von Kohlenstoffträgern,
beispielsweise Steinkohle und/oder Koks, aufgeschmolzen, wobei optional weitere Bestandteile
in die Schmelze zugegeben werden. Solche weiteren Bestandteile können beispielsweise
eisenhaltige Stoffe wie Schrott sein oder Zuschlagstoffe zur Einstellung der Zusammensetzung
der sich bildenden Schlacke. Die in dem Schmelzbad 3 erzeugte metallische Schmelze,
die gemeinsam mit der sich bildenden Schlacke einen Produktmetallisierungsgrad von
insgesamt beispielsweise mehr als 98 Prozent aufweist, kann in diskreter Folge mittels
Abstichs der Schmelze aus dem Schmelzofen 3 entnommen werden.
[0045] Kontinuierlich oder quasikontinuierlich, das heißt: in kurzen Abständen wiederholt,
wird mittels eines CO-Sensors 4 eine als CO-Gehalt in dem Schmelzbadabgas ausgebildete
Produkteigenschaft ermittelt. Im vorliegenden Beispiel wird also eine Produkteigenschaft
eines im Schmelzofen 3 des Anlagenverbunds 1 erzeugten Produkts, genauer: Begleitprodukts,
betrachtet. Die Erfassung dieser Produkteigenschaft, also des CO-Gehalts, bevorzugt
des Verhältnisses der Volumenströme CO/CO
2 im Schmelzofen-Abgas, sowie deren Auswertung wird von der Steuereinrichtung 5 umgesetzt,
bei der es sich beispielsweise um einen Leitstand oder eine mit dem Leitstand gekoppelte
Steuereinheit handeln kann.
[0046] Die ermittelte Produkteigenschaft wird genutzt, ausgehend von der ermittelten Produkteigenschaft
kontinuierlich oder quasi-kontinuierlich den, jeweils zum aktuellen Zeitpunkt oder
zu einem rückprojizierten Zeitpunkt, mit der gemessenen Produkteigenschaft verknüpften
Metallisierungsgrad MG
DRA zu bestimmen, siehe Bezugszeichen 6. Die Bestimmung des Metallisierungsgrads MG
DRA erfolgt anhand vorliegender empirischer Daten, nämlich einer empirisch ermittelten
Zuordnung von der Produkteigenschaft zu dem Metallisierungsgrad MG
DRA. Dabei versteht sich von selbst, dass der Zeitraum, welcher für den Transport des
Eisenschwamms innerhalb der Direktreduktionsanlage 2 sowie von dieser aus zu dem Schmelzofen
3, sowie für die dortige Beeinflussung der Produkteigenschaft, beispielsweise des
CO-Gehalts, zwangsläufig vergehen muss, je nach betrachteter Produkteigenschaft von
der durchführenden Fachperson, welche die Erfindung in der Praxis umsetzt, mitberücksichtigt
wird, insbesondere als Trägheit einer Einstellung oder einer Steuerung oder einer
Regelung. Nach der, beispielsweise wie vorstehend beschrieben, erfolgten Bestimmung
des Metallisierungsgrads MG
DRA wird dieser mit dem vorgegebenen Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll verglichen. Sollte sich herausstellen, dass eine Abweichung ΔMG
DRA des Metallisierungsgrads MG
DRA von dem vorgegebenen Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll vorliegt, wird, beispielsweise von der Steuereinrichtung 5, das Verändern des Betriebs
des Anlagenverbunds 1 zur Einstellung des Metallisierungsgrads MG
DRA hin zu dem vorgegebenen Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll initiiert. Es wird also in Abhängigkeit von der ermittelten Produkteigenschaft ein
Verändern des Betriebs des Anlagenverbunds 1 zur Einstellung eines vorgegebenen Metallisierungsgrads
MG
DRA,Soll durchgeführt.
[0047] Für die Veränderung des Metallisierungsgrads MG
DRA hin zu dem vorgegebenen Metallisierungsgrad MG
DRA,Soll greift die Steuereinrichtung 5 auf eine empirisch ermittelte Zuordnungsmenge 7 von
der Produkteigenschaft zu dem Metallisierungsgrad MG
DRA zurück, um anhand der bekannten Differenz ΔMG
DRA=MG
DRA,Soll-MG
DRA durch Abgleich mit der Zuordnungsmenge rückzuschließen, in welchem Ausmaß das Verändern
des Betriebs erfolgen soll. Wenn beispielsweise, wie im vorliegenden Beispiel, eine
als Erhöhung des Metallisierungsgrads MG
DRA ausgebildete Veränderung des Metallisierungsgrads MG
DRA als erforderlich bewertet wird, kann beispielsweise die Veränderung des Betriebs
des Anlagenverbunds 1 für das Erhöhen des Metallisierungsgrads MG
DRA darin bestehen, dass die Durchflussrate an reduzierendem Gas in der Direktreduktionsanlage
2 erhöht wird, was die Steuereinrichtung über die Ansteuerung des Durchflussventils
8 veranlasst. Als alternative oder zusätzliche Maßnahme kann das Ausweiten der Zeitdauer
des Verbleibs des zu Eisenschwamm zu reduzierenden Eisenerzes in der Direktreduktionsanlage
2 ergriffen werden, wobei für jede der beiden Maßnahmen oder für beide Maßnahmen in
kombinierter Weise der Umfang der erforderlichen Wirkung des Veränderns des Betriebs
auf die Produkteigenschaft, also beispielsweise das quantitative Maß an Veränderung
des CO-Gehalts im Schmelzofen 3 durch die erforderlichen Erhöhung der Durchflussrate
an reduzierendem Gas in der Direktreduktionsanlage und/oder das Ausweiten der Zeitdauer
des Verbleibs des zu Eisenschwamm zu reduzierenden Eisenerzes in der Direktreduktionsanlage
2 zuvor hinterlegten quantitativen Daten entnommen wird, bei denen es sich um ein
Beispiel für die zuvor bereits erläuterte empirisch ermittelte Zuordnungsmenge von
der Produkteigenschaft zu dem Metallisierungsgrad MG
DRA handelt. Die Wahl des Maßes des Veränderns des Betriebs auf die Produkteigenschaft
selbst kann durch Einstellen auf Basis von Erfahrungswerten, also empirisch hinterlegten
sekundärer Steuerdaten, durch Steuern, oder durch Regeln erfolgen.
1. Verfahren zum Betreiben eines Anlagenverbunds (1), umfassend zumindest eine Direktreduktionsanlage
(2) und einen stromabwärts der Direktreduktionsanlage (2) angeordneten elektrischen
Schmelzofen (3),
wobei in einem kontinuierlichen Betrieb des Anlagenverbunds (1)
Eisenerz die Direktreduktionsanlage (2) durchläuft, wobei beim Durchlaufen der Direktreduktionsanlage
(2) das Eisenerz mittels reduzierenden Gases, insbesondere mittels molekularen Wasserstoffs
und/oder mittels Erdgases und/oder anderen flüssigen oder gasförmigen Kohlenwasserstoffverbindungen,
zu Eisenschwamm hin zu einem Metallisierungsgrad MGDRA reduziert wird, und nach dem Durchlaufen der Eisenschwamm, der den Metallisierungsgrad
MGDRA aufweist, in den Schmelzofen (3) hineingegeben wird, wobei
in dem Schmelzofen (3) ein Aufschmelzen des Eisenschwamms unter Zugabe von Kohlenstoffträgern,
optional mit zusätzlicher Zugabe weiterer eisenhaltiger Stoffe wie beispielsweise
Schrott, zu einem Schmelzbad aus metallischer Schmelze mit einem Produktmetallisierungsgrad
MGProdukt und einer auf der metallischen Schmelze schwimmenden Schlacke erfolgt, und in diskreter
Folge eine Entnahme von metallischer Schmelze aus dem Schmelzofen (3) mittels Abstichs
der Schmelze vorgenommen wird,
wobei
- kontinuierlich oder quasikontinuierlich mittels eines Sensors (4) ein Ermitteln
einer Produkteigenschaft von im Anlagenverbund (1) erzeugtem Produkt erfolgt, und
- in Abhängigkeit von der ermittelten Produkteigenschaft ein Verändern des Betriebs
des Anlagenverbunds (1) zur Einstellung eines vorgegebenen Metallisierungsgrads MGDRA,Soll durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
wobei ausgehend von der ermittelten Produkteigenschaft kontinuierlich oder quasi-kontinuierlich
anhand einer empirisch ermittelten Zuordnung von der Produkteigenschaft zu dem Metallisierungsgrad
MGDRA der Metallisierungsgrad MGDRA bestimmt wird, und bei Feststellen einer Abweichung des Metallisierungsgrads MGDRA von dem vorgegebenen Metallisierungsgrad das Verändern des Betriebs des Anlagenverbunds
zur Einstellung des vorgegebenen Metallisierungsgrads MGDRA,Soll erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder nach Anspruch 2,
wobei das Verändern des Betriebs des Anlagenverbunds (1) zur Einstellung des vorgegebenen
Metallisierungsgrads MGDRA,Soll anhand einer empirisch ermittelten Zuordnungsmenge von der Produkteigenschaft zu
dem Metallisierungsgrad MGDRA verändert wird, bevorzugt gesteuert wird, besonders bevorzugt geregelt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Produkteigenschaft von
in der Direktreduktionsanlage (2) erzeugtem Produkt ermittelt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, wobei die Produkteigenschaft
- ein H2 Volumenstrom im Gichtgas ist, oder
- ein Verhältnis der Volumenströme H2/H2O im Gichtgas ist, oder
- ein CO-Volumenstrom im Gichtgas ist, oder
- ein Verhältnis der Volumenströme CO/CO2 im Gichtgas ist, oder
- ein direkt gemessener Metallisierungsgrad des Eisenschwamms ist, oder
- eine Sauerstoffmassenbilanz aus "Sauerstoff in den hineingegebenen Gasen" zu "Sauerstoff
im Gichtgas" ist, oder
- eine Austrittstemperatur des Eisenschwamms ist.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche 1 bis 3, wobei die Produkteigenschaft
von in dem Schmelzofen (3) erzeugtem Produkt ermittelt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, wobei die Produkteigenschaft
- der CO-Gehalt im Schmelzofen-Abgas ist, oder
- ein Verhältnis der Volumenströme CO/CO2 im Schmelzofen-Abgas ist, oder
- eine Temperatur der Schmelze bei konstantem Energieeintrag ist, oder
- eine Sauerstoffaktivität in der Schmelze ist, oder
- eine Sauerstoffaktivität in der Schlacke ist, oder
- eine Gesamtsauerstoffaktivität in der Schmelze und der Schlacke ist, oder
- eine Schlackeneigenschaft, beispielsweise eine chemische Zusammensetzung der Schlacke
oder die Viskosität der Schlacke, ist, oder
- ein Elementanteil an dem Roheisen ist, oder
- eine spezifische Schlackenmenge ist.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei anhand einer empirisch ermittelten
ersten anlagenspezifischen Kennwertkurve KennwertDRA-MGDRA der Direktreduktionsanlage (2) und anhand einer empirisch ermittelten zweiten anlagenspezifischen
Kennwertkurve KennwertSchmelzofen-MGProdukt des Schmelzofens (3) der vorgegebene Metallisierungsgrad MGDRA,Soll festgelegt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, wobei
- der Kennwert ein Maß für das Gewicht metallisierten Eisens pro Zeiteinheit ist,
optional begrenzt auf die maximale Einschmelzmenge an metallisiertem Eisen pro Zeiteinheit,
oder
- der Kennwert ein Maß für spezifischen Energieumsatz ist, oder
- der Kennwert ein Maß für den spezifischen CO2-Ausstoß ist, oder
- der Kennwert ein Maß für die spezifischen Gesamtkosten ist.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder nach Anspruch 9, wobei der vorgegebene Metallisierungsgrad
MGDRA,Soll festgelegt wird als der Metallisierungsgrad, für den gilt Min[KennwertDRA(MGDRA) + KennwertSchmelzofen(1-MGDRA)].
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
das Verändern des Betriebs zum Erhöhen des Metallisierungsgrads MG
DRA umfasst:
- Erhöhen der Durchflussrate an reduzierendem Gas in der Direktreduktionsanlage (2)
und/oder
- Erhöhen der Verbleibdauer des zum Eisenschwamm werdenden Eisenerzes in der Direktreduktionsanlage
(2)
- Erhöhen der Gastemperatur des Reduktionsgases in einem Bereich zwischen 560 und
1150 Grad Celsius, bevorzugt zwischen 900 und 1150 Grad Celsius.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei
das Verändern des Betriebs zum Reduzieren des Metallisierungsgrads MG
DRA umfasst:
- Verringern der Durchflussrate an reduzierendem Gas in der Direktreduktionsanlage
(2) und/oder
- Verringern der Verbleibdauer des zum Eisenschwamm werdenden Eisenerzes in der Direktreduktionsanlage
(2).