(19)
(11) EP 4 438 841 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.10.2024  Patentblatt  2024/40

(21) Anmeldenummer: 23166133.1

(22) Anmeldetag:  31.03.2023
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
E05F 15/632(2015.01)
E05F 15/71(2015.01)
E05F 15/665(2015.01)
E05F 15/79(2015.01)
(52) Gemeinsame Patentklassifikation (CPC) :
E05F 15/632; E05F 15/665; E05F 15/71; E05F 15/79; E05Y 2800/40; E05Y 2800/414; E05Y 2800/42; E05Y 2800/428; E05Y 2400/32; E05Y 2400/40; E05Y 2400/44; E05Y 2400/45; E05Y 2400/452; E05Y 2900/106; E05Y 2900/108; E05Y 2900/11
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC ME MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA
Benannte Validierungsstaaten:
KH MA MD TN

(71) Anmelder: Botevo Building Solutions GmbH
35764 Sinn (DE)

(72) Erfinder:
  • Hild, Mathias
    35764 Sinn (DE)
  • Tscherner, Marlon
    48268 Greven (DE)
  • Oskamp, Marius
    48268 Greven (DE)
  • Pelster, Michael
    48341 Altenberge (DE)

(74) Vertreter: Bardehle Pagenberg Partnerschaft mbB Patentanwälte Rechtsanwälte 
Prinzregentenplatz 7
81675 München
81675 München (DE)

   


(54) VORRICHTUNG, VERFAHREN UND SYSTEM FÜR GEBÄUDE MIT ELEKTRISCHEN TORANLAGEN


(57) Die Erfindung betrifft elektrische Toranlagen und insbesondere eine Erfassungseinheit für elektrische Toranlagen, eine entsprechende elektrische Toranlage mit einer solchen Erfassungseinheit, ein System für Gebäude umfassend eine solche Erfassungseinheit, ein entsprechendes Verfahren sowie ein entsprechendes computerlesbares Speichermedium. Die Erfindung betrifft insbesondere eine Erfassungseinheit für eine elektrische Toranlage. Die Erfassungseinheit umfasst Kopplungsmittel zum Koppeln der Erfassungseinheit mit einer Torsteuerung der elektrischen Toranlage. Die Erfassungseinheit umfasst ferner Umgebungsdatenerfassungsmittel, die zum Erfassen von Umgebungsdaten konfiguriert sind, sowie Statuserfassungsmittel, die zum Erfassen eines Status der elektrischen Toranlage konfiguriert sind, wobei der Status von der Torsteuerung abgefragt und somit erfasst wird. Zusätzlich umfasst die Erfassungseinheit Handlungsbedarfs-Erkennungsmittel, die zum Erkennen eines Handlungsbedarfs basierend auf den erfassten Umgebungsdaten und dem erfassten Status konfiguriert sind, sowie Meldemittel, die zum Melden des bestimmten Handlungsbedarfs konfiguriert sind.




Beschreibung

HINTERGRUND DER ERFINDUNG


Gebiet der Erfindung



[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft elektrische Toranlagen und insbesondere eine Erfassungseinheit für elektrische Toranlagen, eine entsprechende elektrische Toranlage mit einer solchen Erfassungseinheit, ein System für Gebäude umfassend eine solche Erfassungseinheit, ein entsprechendes Verfahren sowie ein entsprechendes computerlesbares Speichermedium.

Beschreibung des Stands der Technik



[0002] Eine Vielzahl elektrischer Toranlagen sind bekannt, beispielsweise Garagentore, Industrietore, Sondertore, Sektionaltore, Falttore, Hangartore, Rolltore, Hubtore, Schiebetore, Schnelllauftore oder Rollgittertore. Derartige elektrische Toranlagen werden beispielsweise in der kritischen Infrastruktur (Feuerwehr, Rettungskräfte, Polizei), in produzierenden Unternehmen (Intralogistik und Produktion, Logistikzentren), Parkhäuser und Tiefgaragen sowie in der Verkehrsinfrastruktur eingesetzt (Betriebshöfe, Straßen- und Autobahnmeistereien, Flughäfen).

[0003] Faktoren wie unnötig lange Offenstandzeiten und unkoordinierte Öffnungs- und Schließvorgänge insbesondere für Gebäude mit einer Vielzahl von elektrischen Toranlagen können erhebliche Energieverluste bewirken und so einen Energie- und CO2-effizienten Betrieb erschweren. Zusätzlich wird die Bestimmung und Anpassung eines Raumklimas an ein gewünschtes Raumklima in entsprechenden Gebäuden durch diese und andere Faktoren erschwert, beispielsweise in Industriehallen mit mehreren elektrischen Toranlagen.

[0004] Es besteht somit Bedarf, Lösungen für Gebäude mit elektrischen Toranlagen zu entwickeln, die die aufgeführten Nachteile vermeiden.

ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG



[0005] Die Erfindung ist in den unabhängigen Ansprüchen definiert. Vorteilhafte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen definiert.

[0006] Zur Lösung der oben dargestellten Problemen stellt die Erfindung eine Erfassungseinheit für eine elektrische Toranlage bereit. Die Erfassungseinheit umfasst Kopplungsmittel zum Koppeln der Erfassungseinheit mit einer Torsteuerung der elektrischen Toranlage. Die Erfassungseinheit umfasst ferner Umgebungsdatenerfassungsmittel, die zum Erfassen von Umgebungsdaten konfiguriert sind, sowie Statuserfassungsmittel, die zum Erfassen eines Status der elektrischen Toranlage konfiguriert sind, wobei der Status von der Torsteuerung abgefragt und somit erfasst wird. Zusätzlich umfasst die Erfassungseinheit Handlungsbedarfs-Erkennungsmittel, die zum Erkennen eines Handlungsbedarfs basierend auf den erfassten Umgebungsdaten und dem erfassten Status konfiguriert sind, sowie Meldemittel, die zum Melden des bestimmten Handlungsbedarfs konfiguriert sind.

[0007] Die bereitgestellte Erfassungseinheit ermöglicht es, den Status einer elektrischen Toranlage zu erfassen und einen Handlungsbedarf zu erkennen, beispielsweise für eine Industriehalle, in der die elektrische Toranlage verbaut ist. Der so bestimmte Handlungsbedarf kann dann gemeldet werden, beispielsweise an einen Benutzer vor Ort oder eine Fernwartungseinheit, die je nach bestimmten Handlungsbedarf Maßnahmen ergreifen können, beispielsweise das Öffnen oder Schließen der elektrischen Toranlage. Die bereitgestellte Erfassungseinheit ist sowohl für Neuanlagen als auch für bestehende elektrische Toranlagen einsetzbar, beispielsweise als Nachrüstlösung.

[0008] In einer vorteilhaften Ausführungsform umfassen die Meldemittel Signalisierungsmittel, die zum Bereitstellen einer optischen und/oder akustischen Ausgabe konfiguriert sind, sowie Übertragungsmittel, die zum Übertragen an einen entfernten Empfänger konfiguriert sind.

[0009] Die Meldemittel ermöglichen es beispielsweise, einen Benutzer vor Ort auf eine bestimmte Situation aufmerksam zu machen und zum Handeln zu veranlassen, beispielsweise die elektrische Toranlage zu öffnen oder zu schließen. Die Meldemittel ermöglichen es außerdem, einen entfernten Empfänger über den Handlungsbedarf zu unterrichten, so dass diese entsprechende Maßnahmen einleiten können. Das visuelle und/oder akustische Signalisieren ist eine effiziente Maßnahme, um einen Benutzer vor Ort auf einen bestimmten Zustand aufmerksam zu machen und ihn dazu anzuregen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Sollte der Benutzer nicht vor Ort sein, kann alternativ oder zusätzlich eine entsprechende, beispielsweise optische oder akustische Benachrichtigung auf einem ihm zugeordneten mobilen Endgerät verwendet werden, um ihn auf die Situation vor Ort hinzuweisen und ihn so gegebenenfalls zum Handeln zu veranlassen.

[0010] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform sind die Handlungsbedarfs-Erkennungsmittel ferner zum Bestimmen einer Handlungsempfehlung basierend auf dem erkannten Handlungsbedarf konfiguriert. Entsprechend sind die Meldemittel ferner zum Melden der bestimmten Handlungsempfehlung konfiguriert.

[0011] Auf diese Weise können ein (örtlicher oder entfernter) Benutzer oder eine entfernte Wartungseinheit nicht nur auf den erkannten Handlungsbedarf aufmerksam gemacht werden, sondern es kann zudem eine konkrete Empfehlung erfolgen, wie die Situation, die zum Erkennen des Handlungsbedarfs geführt hat, verändert und insbesondere verbessert werden kann.

[0012] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform umfassen die erfassten Umgebungsdaten Innenraumumgebungsdaten und Außenumgebungsdaten. Die Innenraumumgebungsdaten können dabei beispielsweise eine Innenraumtemperatur, einen Innenraumluftdruck und eine Innenraumfeuchtigkeit umfassen, die das Raumklima beispielsweise in einer Industriehalle bestimmen. Die Außenumgebungsdaten können beispielsweise eine Außentemperatur, einen Außenluftdruck und eine Außenfeuchtigkeit umfassen, die das Klima im Außenbereich einer Industriehalle bestimmen. Die Innenraumumgebungsdaten können zudem einen Kohlendioxidgehalt der Innenraumluft, einen Kohlenmonoxidgehalt der Innenraumluft, einen Turbulenzgrad der Innenraumluft, eine Gefahrstofflast der Innenraumluft sowie einen Geräuschpegel umfassen.

[0013] Das Erfassen einer Vielzahl von Innenraum- und Außenumgebungsdaten ermöglicht eine genaue Bestimmung des Raumklimas in einer Halle und erleichtert somit ein Erkennen eines Handlungsbedarfs und gegebenenfalls ein Bestimmen einer Handlungsempfehlung, um so beispielsweise Energieverluste zu vermeiden oder eine vorhandene Schadstoffbelastung oder einen zu hohen Geräuschpegel (beispielsweise durch starke Lärmemissionen von außerhalb einer Industriehalle oder zur Minimierung der in der Hallo vorherrschenden Lärmemission) zu verringern.

[0014] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform sind die Statusinformationserfassungsmittel konfiguriert, Torpositionsinformationen bezüglich einer Position der elektrischen Toranlage, umfassend eine offene Position und eine geschlossene Position, zu erfassen, sowie Zeitinformationen bezüglich einer Dauer eines gegenwärtigen Status der elektrischen Toranlage und Torsteuerungsstatusinformationen bezüglich eines Status der Torsteuerung, einschließlich eines Fehlerstatus, zu erfassen. Die Torpositionsinformationen bezüglich einer Position der elektrischen Toranlage können dabei insbesondere auf einem Antriebszustand eines Antriebs der elektrischen Toranlage basieren, wobei der Antriebszustand eine Öffnungsfläche der elektrischen Toranlage definiert.

[0015] Auf diese Weise lässt sich der Zustand einer elektrischen Toranlage sehr detailliert erfassen. Da nicht nur die Zustände offen oder geschlossen erfasst werden, sondern der Toroffenstand basierend auf dem Antriebszustand des Antriebs der elektrischen Toranlage bestimmt werden kann, ist es möglich, den Handlungsbedarf exakt zu erkennen sowie eventuelle Handlungsempfehlungen passend zu bestimmen.

[0016] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform umfasst das Melden des bestimmten Handlungsbedarfs ein Melden des bestimmten Handlungsbedarfs an eine Fernwartungseinheit unter Verwendung der Übertragungsmittel.

[0017] Die Fernwartungseinheit kann dann basierend auf dem erkannten Handlungsbedarf und gegebenenfalls basierend auf der bestimmten Handlungsempfehlung geeignete Maßnahmen einleiten, um die Situation vor Ort, die zum Erkennen des Handlungsbedarfs geführt hat, zu verändern und insbesondere zu verbessern. Auf diese Weise wird zusätzlich oder alternativ zu der Benachrichtigung eines Benutzers vor Ort ein Eingreifen aus der Ferne ermöglicht, so dass ein aufwändiger Einsatz von Personal vor Ort teilweise oder ganz vermieden werden kann.

[0018] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform umfasst das Erkennen des Handlungsbedarfs ein Berechnen eines Energieverlustes. Das Berechnen des Energieverlusts basiert zumindest auf einem Vergleich der Innenraumumgebungsdaten und der Außenumgebungsdaten. Ferner basiert das Berechnen des Energieverlusts auf dem Status der elektrischen Toranlage, der Öffnungsfläche der elektrischen Toranlage, einer räumlichen Position der elektrischen Toranlage und/oder einer Fläche eines Raumes, in dem die elektrische Toranlage installiert ist.

[0019] Die Berücksichtigung der genannten Faktoren ermöglicht eine exakte Berechnung des Energieverlustes, der beispielsweise durch einen unnötigen Toroffenstand verursacht wird. Dieser Energieverlust kann direkt an einen Benutzer vor Ort oder an einen entfernten Benutzer oder auch eine Fernwartungseinheit berichtet werden. Auf diese Weise kann schnell und effizient reagiert werden, um entsprechende Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Behebung des Energieverlustes zu ergreifen.

[0020] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform umfasst das Erkennen des Handlungsbedarfs ferner ein Bestimmen eines aktuellen Raumklimas basierend auf dem Status der elektrische Toranlage und den Umgebungsdaten sowie ein Vergleichen des aktuellen Raumklimas und einem vorbestimmten Raumklima. Dabei basiert die Handlungsempfehlung ferner auf einem Ergebnis des Vergleichens des aktuellen Raumklimas und dem vorbestimmten Raumklima und ist geeignet, das aktuelle Raumklima an das vorbestimmte Raumklima anzupassen.

[0021] Die erfindungsgemäße Erfassungseinheit ermöglicht es, Abweichungen von einem gewünschten Raumklima zu erkennen, beispielsweise hinsichtlich einer Temperatur, eines Kohlendioxid- oder Kohlenmonoxidgehalts, eines Turbulenzgrades, einer anderweitigen Gefahrstofflast oder auch eines Geräuschpegels. Darauf basierend kann die Erfassungseinheit entsprechende Handlungsempfehlung geben, um das aktuelle Raumklima anzupassen und insbesondere zu optimieren.

[0022] Zur Lösung der oben dargestellten Problemen stellt die Erfindung zudem eine elektrische Toranlage bereit, die die oben ausgeführte Erfassungseinheit umfasst.

[0023] In einer weiteren Ausführungsform ist die Erfassungseinheit (100) in unmittelbarer Nähe der elektrischen Toranlage installiert, insbesondere in einem Abstand von höchstens 5 m von der elektrischen Toranlage gemessen von einem Torrahmen der elektrischen Toranlage.

[0024] Die Installation der Erfassungseinheit in unmittelbarer Nähe der elektrischen Toranlage ermöglicht eine exakte Bestimmung der Umgebungsdaten.

[0025] Zur Lösung der oben dargestellten Problemen stellt die Erfindung zudem ein System für ein Gebäude bereit. Das System umfasst die oben ausgeführte Erfassungseinheit.

[0026] Zur Lösung der oben dargestellten Problemen stellt die Erfindung zudem ein entsprechendes Verfahren für die oben erläuterten Erfassungseinheit bereit. Das Verfahren umfasst ein Erfassen von Umgebungsdaten, ein Erfassen eines Status der elektrischen Toranlage, ein Erkennen eines Handlungsbedarfs basierend auf den erfassten Umgebungsdaten und dem erfassten Status sowie ein Melden des erkannten Handlungsbedarfs.

[0027] Zur Lösung der oben dargestellten Problemen stellt die Erfindung zudem ein computerlesbares Speichermedium bereit, das Befehle umfasst, die bei der Ausführung durch einen Computer diesen veranlassen, das oben erläuterte Verfahren auszuführen.

[0028] Sowohl die vorstehende allgemeine Beschreibung als auch die detaillierte Beschreibung sind als Beispiele aufzufassen und sollen zur Erläuterung der beanspruchten Erfindung dienen. Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung sind aus der nachstehenden Beschreibung, den Zeichnungen und den Patentansprüchen ersichtlich.

KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN



[0029] Die Merkmale der Erfindung werden in den anhängenden Ansprüchen näher erläutert. Die Erfindung selbst wird jedoch am besten anhand der nachstehenden detaillierten Beschreibung verständlich, die unter Bezugnahme auf die Zeichnungen eine exemplarische Ausführungsform der Erfindung beschreibt:

Fig. 1 ist eine schematische Darstellung einer Erfassungseinheit gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung.

Fig. 2 ist ein Flussdiagramm über den Betrieb des Verfahrens gemäß der vorliegenden Erfindung.


DETAILLIERTE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG



[0030] Die beigefügten Zeichnungen, der technische Inhalt und die detaillierte Beschreibung beziehen sich auf eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung, was jedoch nicht als Beschränkung des Erfindungsgegenstands aufzufassen ist. Alle gleichwertigen Variationen und Änderungen, die entsprechend den beigefügten Ansprüchen der vorliegenden Erfindung vorgenommen werden, sind durch diese Ansprüche abgedeckt.

[0031] Im Folgenden wird die Erfindung anhand der Zeichnungen detailliert beschrieben.

[0032] Wie eingangs erläutert werden elektrische Toranlagen, wie beispielsweise Industrietore, unter anderem in der kritischen Infrastruktur, in produzierenden Unternehmen sowie in der Verkehrsinfrastruktur eingesetzt. So kommen Industrietore in großer Zahl in Gebäuden wie beispielsweise Industriehallen zum Einsatz.

[0033] Der Betrieb derartiger Gebäude erfordert unter anderem einen hohen Energieaufwand, um ein gewünschtes Raumklima in einem Gebäude wie einer Industriehalle einzustellen und aufrecht zu erhalten. Neben Temperatur und Luftfeuchtigkeit in dem Gebäude kann das Raumklima durch eine Vielzahl weiterer Parameter gekennzeichnet sein, beispielsweise Luftdruck, Kohlendioxid- und Kohlenmonoxidgehalt der Innenraumluft sowie weitere Parameter wie Turbulenzgrad, Gefahrstofflast oder Geräuschpegel. Das Raumklima wird zudem von Außenumgebungsdaten beeinflusst, wie beispielsweise der Temperatur, dem Luftdruck und der Feuchtigkeit in der äußeren Umgebung des Gebäudes.

[0034] Der Turbulenzgrad ist ein Maß für die Schwankung der Luftgeschwindigkeit und wird als Verhältnis der Standardabweichung der Luftgeschwindigkeit zur mittleren Luftgeschwindigkeit angegeben. Durch die Berücksichtigung des Turbulenzgrades ist es möglich, zum Beispiel Maßnahmen zur Optimierung der thermischen Behaglichkeit für die Menschen in den Gebäuden bzw. Hallen zu veranlassen.

[0035] Die Erfindung ermöglicht somit beispielsweise das Erkennen unsachgemäß eingestellter Zuluftdurchlässe, beispielsweise mittels eines an die erfindungsgemäße Erfassungseinheit gekoppelten Anemometers. Dies umfasst beispielsweise ein Prüfen, ob ein Volumenstrom zu hoch oder zu niedrig eingestellt ist oder eine falsche Betriebsart eingestellt ist (z.B. Heizbetrieb mit kühler Zuluft sowie zu große Temperaturdifferenz zwischen Zuluft und Raumluft). Entsprechend ermöglicht die Erfindung geeignete Handlungsempfehlungen für Gegenmaßnahmen.

[0036] Die Erfindung kann zudem zu einer Raumlüftung zur Beseitigung prozessbedingter thermischer Lasten beitragen, insbesondere wenn die Luftführung nach dem Prinzip der Schichtenströmung umgesetzt wird.

[0037] Aufgrund ihrer Raummaße und geringer Lüftungsflächen (z. B. Fenstern) können Gebäude wie beispielsweise Industriehallen nicht immer ausreichend über eine natürliche oder technische Lüftung belüftet werden. Die Erfindung kann entsprechende Handlungsempfehlungen geben, wiederholte, kurze oder lange Spalt- oder Stoßlüftung auszuführen sowie in Interaktion mehrere elektrische Toranlagen für eine systematische und entsprechend wirksame Querlüftung koordiniert zu öffnen und zu schließen. Auch eine freie Lüftung in einem Gebäude wie einer Industriehalle kann beispielsweise durch thermische Prozessen erfolgen. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass im oberen Bereich der Halle Luft entweichen kann und im bodennahen Bereich frische Luft durch intelligentes Öffnen der elektrischen Toranlagen nachströmen kann. Auch dann hängt jedoch der Luftaustausch von Druck- und Temperaturdifferenzen innerhalb und außerhalb der Halle ab. Die Wirksamkeit ist zudem Wetterabhängig. Nur bei hinreichenden Temperaturunterschieden zwischen innen und außen oder wenn es ausreichend windig ist, findet ein solcher hinreichender Luftaustausch statt. So kann beispielsweise im Frühjahr bei Windstille und Außentemperaturen von +20°C das natürliche Lüften fast wirkungslos sein. Wegen dieser Abhängigkeit kann bei freier Lüftung nicht automatisch mit einer bestimmten Luftwechselrate gerechnet werden. Die Erfindung berücksichtigt hingegen diese Parameter sowie wie in weiteren Ausführungsformen beispielsweise kundenspezifischen Gegebenheiten. Insbesondere kann die Erfindung die geographische Lage einzelner elektrischer Toranlagen sowie die jeweilige Raumgeometrie berücksichtigen und kann so auch bei geringen Temperaturunterschieden zwischen innen und außen eine effektive Belüftung (Luftwechselrate) - selbst in Tür- und Fensterfernen Bereichen einer Halle - sicherstellen. In weiteren Ausführungsformen kann die Erfindung entsprechende Ergebnisse der getroffenen Maßnahmen für den Nutzer mit Hilfe geeigneter Software kalkulatorisch sichtbar machen.

[0038] In einer weiteren Ausführungsform ermöglicht es die Erfindung, einen benötigten Zuluftvolumenstrom entsprechend tatsächlich anfallender Lasten zu optimieren.

[0039] In einer weiteren Ausführungsform ermöglicht es die Erfindung, eine benötigte Lüftung gemäß einer benötigten Luftwechselrate auszuführen. Bei kalter, trockener Außenluft im Winter kann beispielsweise eine geringere Luftwechselrate sinnvoll sein. Die verschiedenen Parameter wie Wetter und Stoffemissionsquellen werden somit in einem Gesamtmodell abgebildet.

[0040] Die Erfassung des Kohlendioxidgehalts (CO2) im Innenraum ermöglicht beispielsweise die Optimierung von Verbrennungsprozessen von Anlagen und Prozessen, basierend auf dem erkannten Handlungsbedarf. Dies ermöglicht beispielsweise verbesserte für Lüftungskonzepte, zum Beispiel durch geeignete koordinierte Öffnungsintervalle der elektrischen Toranlagen in einer Halle.

[0041] Die Erfindung ermöglicht beispielsweise ein Erkennen besonderer Gefahren in Industrieumfeld, verursacht beispielsweise durch Kohlenmonoxid aus Abgasen. Dies ermöglicht es, schnell und gezielt geeignete Maßnahmen zu ergreifen, wie beispielsweise ein Stoß- und Querlüften mittels der elektrischen Toranlagen.

[0042] Da ein Gebäude wie beispielsweise eine Industriehalle in der Regel eine größere Anzahl von Industrietoren aufweist, wird das Raumklima in der Industriehalle wesentlich von dem Zustand der jeweiligen Industrietore beeinflusst. Insbesondere können lange und häufige Offenstandzeiten sowie unkoordinierte Öffnungs- und Schließvorgänge einen erheblichen Energieverlust bewirken, beispielsweise wenn ein hoher Unterschied zwischen Innenraumtemperatur und Außentemperatur besteht. Dabei können sowohl Wärme als auch Kälte aus dem Gebäude durch geöffnete Industrietore entweichen und einen entsprechenden Energieverlust bewirken. Unnötig weit oder lang geöffnete Industrietore können zudem störende Schallemissionen aus dem Innenraum nach außen gelangen lassen. Ebenso ist es möglich, dass Schallemissionen aus dem Außenbereich, beispielsweise Straßen- oder Baulärm, in den Innenraum des Gebäudes gelangen und das Raumklima so negativ beeinflussen.

[0043] Sofern in einer Industriehalle beispielsweise durch das Produktionsumfeld hohe Schallemissionen vorherrschen, ermöglicht es die Erfindung, Lüftungsvorgänge zu optimieren. Dabei können erfindungsgemäß auch Emissionsquellen außerhalb des Gebäudes (z.B. angrenzende Produktionsgebäude, Straßenlärm, Baustellen) oder Luftverschmutzung berücksichtigt werden.

[0044] Die Erfindung löst die genannten Probleme durch Bereitstellung einer Erfassungseinheit für elektrische Toranlagen, mit der eine genaue Bestimmung eines Handlungsbedarfs ermöglicht wird. Unter anderem kann mittels der Erfindung erkannt werden, dass ein aktuelles Raumklima von einem gewünschten Raumklima abweicht, und es kann eine entsprechende Handlungsempfehlung ausgegeben werden, um das aktuelle Raumklima entsprechend anzupassen. Die erfindungsgemäße Erfassungseinheit ist in der Lage, den erkannten Handlungsbedarf in geeigneter Form zu melden, beispielsweise durch akustische und/oder optische Signale, so dass ein Benutzer vor Ort auf die aktuelle Situation aufmerksam gemacht und beispielsweise vor einem drohenden oder akuten Energieverlust gewarnt werden kann. Zusätzlich oder alternativ kann die Erfassungseinheit auch eine entsprechende Meldung an einen Benutzer weiterleiten, der nicht vor Ort ist, indem beispielsweise eine Benachrichtigung an eine mobile Vorrichtung wie ein Mobiltelefon oder ein Tablet des Benutzers gesendet wird. Als weitere Möglichkeit kann die Erfassungseinheit eine entsprechende Meldung auch an eine entfernte Wartungseinheit übermitteln. Auf diese Weise können schnell geeignete Maßnahmen zur Wiederherstellung des gewünschten Raumklimas erfolgen, beispielsweise durch teilweises oder vollständiges Schließen einer elektrischen Toranlage, oder für den Fall mehrerer elektrischer Toranlagen durch ein entsprechend koordiniertes Öffnen und Schließen.

[0045] Fig. 1 ist eine schematische Darstellung einer Erfassungseinheit gemäß einer Ausführungsform der vorliegenden Erfindung. Die Erfassungseinheit 100 für eine elektrische Toranlage umfasst Kopplungsmittel 110 zum Koppeln der Erfassungseinheit 100 mit einer Torsteuerung der elektrischen Toranlage. Somit kann die Erfassungseinheit 100 schon beim Einbau der elektrischen Toranlage angebracht werden oder auch nachträglich als Nachrüstlösung für vorhandene elektrische Toranlagen eingesetzt werden.

[0046] Die Erfassungseinheit 100 umfasst weiterhin Umgebungsdatenerfassungsmittel 120, die zum Erfassen von Umgebungsdaten wie beispielsweise Innenraumumgebungsdaten und Außenumgebungsdaten konfiguriert sind. Die Innenraumumgebungsdaten umfassen beispielsweise die oben ausgeführten Parameter wie Innenraumtemperatur, Innenraumluftdruck und Innenraumfeuchtigkeit, während die Außenumgebungsdaten Außentemperatur, Außenluftdruck und Außenfeuchtigkeit umfassen können. Für eine genauere Bestimmung des Raumklimas können weitere Innenraumumgebungsdaten erfasst werden, wie beispielsweise Kohlendioxidgehalt, Kohlenmonoxidgehalt und Turbulenzgrad der Innenraumluft, aber auch eine Gefahrstofflast der Innenraumluft oder ein im Innenraum herrschender Geräuschpegel.

[0047] Die Erfassungseinheit 100 umfasst zudem Statuserfassungsmittel 130, die zum Erfassen eines Status der elektrischen Toranlage von der Torsteuerung konfiguriert sind. Der Status der elektrischen Toranlage kann unterschiedliche Informationen umfassen, wie beispielsweise Torpositionsinformationen bezüglich einer Position der elektrischen Toranlage (unter anderem offene Position und eine geschlossene Position), Zeitinformationen bezüglich einer Dauer eines gegenwärtigen Status des Tors und Torsteuerungsstatusinformationen bezüglich eines Status der Torsteuerung, einschließlich eines Fehlerstatus.

[0048] Die oben angeführten Handlungsbedarf-Erkennungsmittel 140 der Erfassungseinheit 100 dienen zum Erkennen eines Handlungsbedarfs, der auf den erfassten Umgebungsdaten und dem erfassten Status basiert. Ferner umfasst die Erfassungseinheit 100 Meldemittel 150, die zum Melden des bestimmten Handlungsbedarfs konfiguriert sind.

[0049] Um einen Benutzer vor Ort über den erkannten Handlungsbedarf zu informieren und ihn beispielsweise zum Handeln zu veranlassen, umfassen die Meldemittel 150 Signalisierungsmittel, die zum Bereitstellen einer optischen und alternativ oder gleichzeitig akustischen Ausgabe konfiguriert sind. Beispielsweise kann eine optische Ausgabe mit Leuchtmitteln wie LEDs erfolgen, die in bestimmten Warnfarben und/oder mit bestimmten Lichtmustern auf den erkannten Handlungsbedarf hinweisen und für einen örtlichen Benutzer deutlich als Warnhinweis erkennbar machen.

[0050] Damit ein erkannter Handlungsbedarf auch dann wahrgenommen werden kann, wenn kein Benutzer vor Ort und in Sichtweite der elektrischen Toranlage ist, sind die Meldemittel 150 ferner zum Melden der bestimmten Handlungsempfehlung mithilfe von Übertragungsmitteln konfiguriert. Insbesondere kann eine entsprechende Meldung mit der Handlungsempfehlung drahtlos (oder drahtgebunden) an einen entfernten Benutzer wie eine Fernwartungseinheit gesendet werden. Alternativ oder zusätzlich kann eine Meldung an eine mobile Vorrichtung wie ein Mobiltelefon oder ein Tablet eines Benutzers gesendet werden, der gerade nicht vor Ort ist und eine optische oder akustische Signalisierung vor Ort nicht wahrnehmen kann. Die Meldung kann beispielsweise optisch alternativ oder gleichzeitig akustisch durch eine entsprechende Anwendung auf dem mobilen Endgerät des Benutzers erfolgen, um ihn so zu zum Handeln anzuregen.

[0051] Wie oben ausgeführt, kann eine entsprechende Meldung gleichzeitig eine Handlungsempfehlung umfassen, die auf dem erkannten Handlungsbedarf basiert. Auf diese Weise können ein Benutzer oder die Fernwartungseinheit schnell geeignete Maßnahmen ergreifen.

[0052] Da die Erfassungseinheit 100 mittels der Kopplungsmittel 110 mit der Torsteuerung der elektrischen Toranlage koppelbar ist, kann der Zustand der elektrischen Toranlage sehr exakt erfasst werden. Insbesondere kann die Position der elektrischen Toranlage, also der Offenstand, exakt abgefragt werden, da der Antriebszustand des Antriebs der elektrischen Toranlage ausgelesen werden kann. Dabei definiert der Antriebszustand eine Öffnungsfläche der elektrischen Toranlage. Die Erfassungseinheit 100 kann auf diese Weise nicht nur erfassen, ob die elektrische Toranlage "auf" oder "zu" ist, sondern kann stattdessen genau erfassen, welche Öffnungsfläche die Toranlage aufweist. Erfindungsgemäß wird somit der Zustand der elektrischen Toranlage beispielsweise hinsichtlich der Toröffnung, d.h. des Offenstands, ermittelt, wobei zu diesem Zweck der tatsächliche Antriebszustand des Antriebs der elektrischen Toranlage aus der Torsteuerung ausgelesen wird. Dies kann in Inkrementen des tatsächlichen prozentualen Toroffenstands erfolgen.

[0053] Die Erfindung erlaubt zudem die Berechnung eines Temperaturverlaufs direkt am Tor, basierend insbesondere auf der erfassten Außentemperatur und der erfassten Innentemperatur sowie weiteren Daten wie dem Außenluftdruck und dem Innenluftdruck.

[0054] Zudem kann die Erfassungseinheit 100 wie oben erläutert einen etwaigen Fehlerstatus der Torsteuerung der elektrischen Toranlage auslesen, aus dem sich ebenfalls ein akuter Handlungsbedarf ergeben kann, beispielsweise wenn die Torsteuerung derart gestört ist, dass ein Öffnen oder Schließen der elektrischen Toranlage nicht möglich ist. In diesem Fall ist eine optische und alternativ oder gleichzeitig akustische Meldung als Warnung und Hinweis für einen örtlichen Benutzer besonders hilfreich, ebenso wie eine entsprechende Meldung an einen entfernten Benutzer wie die Fernwartungseinheit, um den Fehlerzustand so schnell wie möglich zu beheben.

[0055] Die erfindungsgemäße Erfassungseinheit 100 kann insbesondere einen drohenden oder schon erfolgten Energieverlust erkennen. Dazu umfasst das Erkennen des Handlungsbedarfs ein entsprechendes Berechnen eines Energieverlustes, das auf Vergleich der Innenraumumgebungsdaten und der Außenumgebungsdaten basiert. Weiterhin berücksichtigt das Berechnen den Status der elektrischen Toranlage, insbesondere die Position der Toranlage und die Dauer des gegenwärtigen Status. Die Position der elektrischen Toranlage kann dabei exakt erfasst werden, indem der Antriebszustand des Antriebs erfasst wird, um so die genaue Öffnungsfläche der elektrischen Toranlage zu ermitteln. Als weitere Faktoren können die räumliche Position der elektrischen Toranlage sowie die Fläche des Raumes, in dem die elektrische Toranlage installiert ist, in die Berechnung des Energieverlustes einfließen.

[0056] In einem typischen Beispielszenario steht die elektrische Toranlage längere Zeit ganz oder teilweise offen, wobei die Außentemperatur im Vergleich zur Innenraumtemperatur sehr niedrig ist. Dies kann sehr schnell zu einem hohen Energieverlust führen. So ergibt sich beispielsweise bei einer typischen, auf 18° Celsius temperierten Industriehalle pro Minute Offenstandzeit und gemittelter Jahrestemperatur schon bei einer elektrischen Toranlage mit 25 m2 Öffnungsfläche ein Energieverlust von etwa 0,5 bis 0,8 kWh. In einem weiteren typischen Beispielszenario kann der Energieverbrauch für eine vierminütige Öffnung einer elektrischen Toranlage bei Außentemperaturen zwischen -10 °C und +10 °C, je nach Wetterlage und der jeweiligen Torposition, zwischen 2 und 5 kWh variieren. Damit beeinflussen die Dauer und Häufigkeit von Toroffenständen direkt den energetischen Aufwand, eine gewünschte Hallentemperatur durch Heizvorgänge wieder herzustellen. Ein entsprechender Energieverlust ergibt sich auch im umgekehrten Fall, wenn in der Industriehalle eine niedrigere Temperatur im Vergleich zur Außentemperatur gewünscht ist, beispielsweise zu Kühlzwecken.

[0057] Die vorliegende Erfindung ermöglicht das Erkennen eines entsprechenden Handlungsbedarfs, der an einen Benutzer vor Ort und alternativ oder gleichzeitig an eine Fernwartungseinheit gemeldet werden kann, um schnell und effektiv auf die Situation vor Ort und insbesondere einen erkannten Energieverlust reagieren zu können.

[0058] In einer weiteren Ausführungsform ermöglicht es die vorliegende Erfindung zudem, ein aktuelles Raumklima basierend auf dem Status der elektrischen Toranlage und den erfassten Umgebungsdaten zu bestimmen und das aktuelle Raumklima mit einem vorbestimmten Raumklima zu vergleichen. Bei dem vorbestimmten Raumklima kann es sich um ein gewünschtes Raumklima handeln, das beispielsweise durch eine bestimmte Temperatur, einen Luftdruck, einen maximale Kohlendioxid- und Kohlenmonoxidgehalt der Innenraumluft sowie weitere Parameter wie Turbulenzgrad, eine maximale Gefahrstofflast oder maximalen Geräuschpegel handeln. Basierend auf dem Ergebnis des Vergleichs des aktuellen Raumklimas mit dem vorbestimmten Raumklima kann eine entsprechende Handlungsempfehlung erfolgen, die dazu geeignet ist, das aktuelle Raumklima anzupassen, so dass das gewünschte Raumklima wiederhergestellt wird.

[0059] Da das aktuelle Raumklima insbesondere von den Außenumgebungsdaten wie beispielsweise der Außentemperatur, dem Außenluftdruck und der Außenfeuchtigkeit in der äußeren Umgebung des Gebäudes und dem Zustand der elektrischen Toranlage, insbesondere dem Grad des Offenstands, beeinflusst wird, kann eine Handlungsempfehlung beispielsweise darin bestehen, die elektrische Toranlage für einen bestimmten Zeitraum zumindest teilweise oder vollständig zu öffnen oder zu schließen.

[0060] Insbesondere für den Fall, dass ein Gebäude wie eine Industriehalle mehrere elektrische Toranlagen, insbesondere Industrietore, gemäß der vorliegenden Erfindung umfasst, kann ein entsprechendes koordiniertes Öffnen oder Schließen des einen oder der mehreren Industrietore ein Belüften und somit einen Luftaustausch bewirken, um beispielsweise eine zu hohe Schadstoffbelastung durch Staub, Kohlendioxid oder eine andere Gefahrstofflast zu verringern. Zusätzlich oder alternativ zu einer hohen Schadstoffbelastung kann beispielsweise eine hohe Schallbelastung durch Schallemissionen aus dem Außenbereich durch das Schließen des einen oder der mehreren Industrietore verringert werden. Andersherum kann durch das Schließen des einen oder der mehreren Industrietore eine Schallbelastung des Außenbereichs durch Schallemissionen aus der Industriehalle in den Außenbereich verringert werden.

[0061] Das Raumklima im Objekt- und Industriebereich wird durch den Gebäudeaufbau, die Gebäudetechnik, das äußere Klima sowie die Öffnungs- und Schließfrequenzen der einzelnen Gebäudeabschlüsse, insbesondere elektrischer Toranlagen, maßgeblich beeinflusst. Das System gemäß der vorliegenden Erfindung berücksichtigt jede elektrische Toranlage in einem Gebäudekomplex individuell. Dies ermöglicht unter anderem Energieeffizienz-Berechnungen unter Berücksichtigung der individuellen Kubatur und des Grundrisses eines Gebäudes, des individuellen Nutzerverhaltens sowie von Kamineffekten. Die Erfindung kann zudem dazu beitragen, eine unerwünschte Querlüftung durch eine ungünstige Kombination von Tor-Offenstand-Zuständen (z.B. gegenüber oder über Eck, Kamineffekt, Zugluft, Luftwirbel) zu vermeiden.

[0062] Die vorliegende Erfindung kann ferner dazu verwendet werden, die erfassten Daten für eine weitere Analyse zu speichern, um Strategien zur Steigerung der Effizienz beispielsweise für Warmluftheizen und Kühlung (zum Beispiel hinsichtlich eines effektiven Einsatzes von Radiatoren/Heizkörper, Warmluftheizungen, Hellstrahlern, Dunkelstrahlern, zentralen und dezentralen Klimageräte, Deckenstrahlplatten, Flächenheizungen- und kühlungen oder Betonkernaktivierung) sowie bezogen auf optimale Luftreinheit und Luftqualität zu entwickeln.

[0063] Die erfindungsgemäßen Handlungsempfehlungen können unter anderem Maßnahmen zur Verringerung einer erhöhten Raumtemperatur umfassen, wie beispielsweise eine effektive Steuerung eines Sonnenschutzes (z.B. können Jalousien nach in Abhängigkeit des Sonnenstand geregelt werden), ein geschlossen Halten der elektrischen Toranlagen, sobald es außen wärmer ist als innen, eine effektive Steuerung von Lüftungseinrichtungen (z. B. eine verstärkte Nachtlüftung durch entsprechend koordiniertes Öffnen und Schließen der elektrischen Toranlagen), ein Reduzieren innerer thermischer Lasten, ein koordiniertes Lüften durch die elektrischen Toranlagen in den frühen Morgenstunden im Sommer etc.

[0064] Weiterhin können mit der vorliegenden Erfindungen im Rahmen des Erkennens eines Handlungsbedarfs täglich auftretende Probleme bei Maschinen und Prozessen in Hallen mit Personal (betriebstechnische, hygienische und gesundheitliche Gründe) betreffend Zugluft, trockener Luft, zu hohen Lufttemperaturen und zu starker Sonneneinstrahlung sowie stickiger Luft oder unangenehmer Gerüche erkannt werden und entsprechende Handlungsempfehlungen gemeldet werden, so dass entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können, um einer Fehlentwicklung beispielsweise in Anlagen der jeweiligen Halle entgegenzuwirken.

[0065] Das erfindungsgemäße Melden des bestimmten Handlungsbedarfs und gegebenenfalls der entsprechend bestimmten Handlungsempfehlung ermöglicht es, beispielsweise mittels visueller und alternativ oder gleichzeitig akustischer Signale wie beispielsweise Push-Nachrichten einer Anwendung auf einem drahtlosen mobilen Endgerät, LED-Signale oder akustische Signale, die direkt von der Erfassungseinheit 110 ausgegeben werden, Benutzer vor Ort zu informieren und gegebenenfalls eine Verhaltensänderung der Benutzers vor Ort zu bewirken.

[0066] Die Erfindung ermöglicht zudem einen Netzwerk- und Benchmarking-Ansatz. Beispielsweise können die Umgebungsdaten sowie der jeweilige Status einer elektrischen Toranlage zu einer Vielzahl elektrischer Toranlagen erfasst werden, die über verschiedene Anlagen einer Stadt (zum Beispiel Feuerwachen in Stadtteilen) oder darüber hinaus in unterschiedlichen Standorten landes- oder weltweit verteilt sein können. Aus den erfassten Daten lassen sich entsprechende Benchmarking- und Best Practice-Ansätze generieren.

[0067] Wie oben ausgeführt, stellt die Erfindung nicht nur auf einen Energieverlust durch Wärmeverlust ab, sondern funktioniert auch "in die andere Richtung" und kann ebenso einen Handlungsbedarf bei einem Energieverlust durch Kälte erkennen. Daraus ergibt sich zusätzlicher Nutzen für solche Anwender, bei denen es auf die Kühlung ankommt (z.B. Kühlhäuser, Pharmaindustrie oder Getränke- und Nahrungsmittel).

[0068] Eine weitere Ausführungsform betrifft eine elektrische Toranlage, die die oben dargestellte Erfassungseinheit 100 umfasst. Vorzugsweise ist die Erfassungseinheit in unmittelbarer Nähe der elektrischen Toranlage installiert, um die Innenraumumgebungsdaten mit hinreichender Genauigkeit erfassen zu können, beispielsweise in einem Abstand von höchstens 5 m von der elektrischen Toranlage gemessen von einem Torrahmen der elektrischen Toranlage.

[0069] Eine weitere Ausführungsform umfasst ein Gebäude, umfassend eine oder mehrere der oben ausgeführten elektrischen Toranlagen mit jeweils einer der oben ausgeführten Erfassungseinheiten 100.

[0070] Eine weitere Ausführungsform betrifft ein Verfahren für die oben ausgeführte Erfassungseinheit 100. Fig. 2 ist ein Flussdiagramm über den Betrieb des betreffenden Verfahrens gemäß der vorliegenden Erfindung. Das Verfahren umfasst unter anderem die Schritte Erfassen 210 von Umgebungsdaten, Erfassen 220 eines Status der elektrischen Toranlage, Erkennen 230 eines Handlungsbedarfs basierend auf den erfassten Umgebungsdaten und dem erfassten Status und Melden 240 des erkannten Handlungsbedarfs.

[0071] Eine weitere Ausführungsform betrifft ein computerlesbares Speichermedium, umfassend Befehle, die bei der Ausführung durch einen Computer diesen veranlassen, das oben dargestellte Verfahren auszuführen.

[0072] Das Erfassen der Umgebungsdaten sowie des Status einer elektrischen Toranlage sowie das auf diesen Daten basierende Erkennen eines Handlungsbedarfs kann kontinuierlich erfolgen, vorzugsweise in Echtzeit, und ermöglicht somit unter anderem ein regelmäßiges Berichten (Reporting), beispielsweise zu Energieeffizienz, Offenständen und entsprechenden Energie-Einsparungen oder Energie-Verlusten. Für das Reporting können auch die Handlungsempfehlungen und die daraufhin erfolgten Handlungen berücksichtigt werden. In die Außenumgebungsdaten können zu den oben ausgeführten und vor Ort messbaren Daten auch weitere Daten wie Wetterdaten aus externen Quellen einfließen, beispielsweise aus dem Internet oder von einem entsprechenden Server.

[0073] Insgesamt ermöglicht die vorliegende Erfindung somit unter anderem ein Erkennen eines Handlungsbedarfs, beispielsweise ausgelöst durch einen drohenden oder akuten Energieverlust. Die Erfindung ermöglicht zudem eine Anpassung eines aktuellen Raumklimas an ein gewünschtes Raumklima, um so beispielsweise vorteilhafte und/oder festgelegte Arbeitsbedingungen für Personal in der Industriehalle sowie im Außenbereich der Industriehalle sicherzustellen.


Ansprüche

1. Erfassungseinheit (100) für eine elektrische Toranlage, umfassend:

Kopplungsmittel (110) zum Koppeln der Erfassungseinheit (100) mit einer Torsteuerung der elektrischen Toranlage;

Umgebungsdatenerfassungsmittel (120), die zum Erfassen von Umgebungsdaten konfiguriert sind;

Statuserfassungsmittel (130), die zum Erfassen eines Status der elektrischen Toranlage von der Torsteuerung konfiguriert sind;

Handlungsbedarfs-Erkennungsmittel (140), die zum Erkennen eines Handlungsbedarfs basierend auf den erfassten Umgebungsdaten und dem erfassten Status konfiguriert sind; und

Meldemittel (150), die zum Melden des bestimmten Handlungsbedarfs konfiguriert sind.


 
2. Erfassungseinheit (100) nach Anspruch 1, wobei die Meldemittel (150) eines oder mehrere aus der folgenden Liste umfassen;

Signalisierungsmittel, die zum Bereitstellen einer optischen und/oder akustischen Ausgabe konfiguriert sind; und

Übertragungsmittel, die zum Übertragen an einen entfernten Empfänger konfiguriert sind.


 
3. Erfassungsmittel (100) nach Anspruch 1 oder 2,

wobei die Handlungsbedarfs-Erkennungsmittel (140) ferner konfiguriert sind zum Bestimmen einer Handlungsempfehlung basierend auf dem erkannten Handlungsbedarf; und

wobei die Meldemittel (150) ferner zum Melden der bestimmten Handlungsempfehlung konfiguriert sind.


 
4. Erfassungseinheit (100) nach einem der vorstehenden Ansprüche,
wobei die erfassten Umgebungsdaten Innenraumumgebungsdaten und Außenumgebungsdaten umfassen.
 
5. Erfassungseinheit (100) nach Anspruch 4,

wobei die Innenraumumgebungsdaten eines oder mehrere aus der folgenden Liste umfassen:
eine Innenraumtemperatur, einen Innenraumluftdruck, eine Innenraumfeuchtigkeit, einen Kohlendioxidgehalt der Innenraumluft, einen Kohlenmonoxidgehalt der Innenraumluft, einen Turbulenzgrad der Innenraumluft, eine Gefahrstofflast der Innenraumluft, einen Geräuschpegel; und

wobei die Außenumgebungsdaten eines oder mehrere aus der folgenden Liste umfassen:
eine Außentemperatur, einen Außenluftdruck, eine Außenfeuchtigkeit.


 
6. Erfassungseinheit (100) nach einem der vorstehenden Ansprüche,
wobei der erfasste Status der elektrischen Toranlage eines oder mehrere aus der folgenden Liste umfasst:

Torpositionsinformationen bezüglich einer Position der elektrischen Toranlage, umfassend eine offene Position und eine geschlossene Position;

Zeitinformationen bezüglich einer Dauer eines gegenwärtigen Status der elektrischen Toranlage; und

Torsteuerungsstatusinformationen bezüglich eines Status der Torsteuerung, einschließlich eines Fehlerstatus.


 
7. Erfassungseinheit (100) nach Anspruch 6,

wobei die Torpositionsinformationen bezüglich einer Position der elektrischen Toranlage auf einem Antriebszustand eines Antriebs der elektrischen Toranlage basieren, und

wobei der Antriebszustand eine Öffnungsfläche der elektrischen Toranlage definiert.


 
8. Erfassungseinheit (100) nach einem der Ansprüche 2 bis 7,
wobei das Melden des bestimmten Handlungsbedarfs ein Melden des bestimmten Handlungsbedarfs an eine Fernwartungseinheit unter Verwendung der Übertragungsmittel umfasst.
 
9. Erfassungseinheit (100) nach einem der Ansprüche 7 bis 8,

wobei das Erkennen des Handlungsbedarfs ein Berechnen eines Energieverlustes umfasst,

wobei das Berechnen des Energieverlusts zumindest auf einem oder mehreren der folgenden Liste basiert:

einem Vergleich der Innenraumumgebungsdaten und der Außenumgebungsdaten;

dem Status der elektrischen Toranlage;

der Öffnungsfläche der elektrischen Toranlage;

einer räumlichen Position der elektrischen Toranlage; und

einer Fläche eines Raumes, in dem die elektrische Toranlage installiert ist.


 
10. Erfassungseinheit nach einem der vorstehenden Ansprüche,

wobei das Erkennen des Handlungsbedarfs ferner umfasst:

ein Bestimmen eines aktuellen Raumklimas basierend auf dem Status der elektrische Toranlage und den Umgebungsdaten; und

ein Vergleichen des aktuellen Raumklimas und einem vorbestimmten Raumklima; und

wobei die Handlungsempfehlung ferner auf einem Ergebnis des Vergleichens des aktuellen Raumklimas und dem vorbestimmten Raumklima basiert und geeignet ist, das aktuelle Raumklima an das vorbestimmte Raumklima anzupassen.


 
11. Elektrische Toranlage, umfassend die Erfassungseinheit (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 10.
 
12. Elektrische Toranlage nach Anspruch 11, wobei die Erfassungseinheit (100) in unmittelbarer Nähe der elektrischen Toranlage installiert ist, insbesondere in einem Abstand von höchstens 5 m von der elektrischen Toranlage gemessen von einem Torrahmen der elektrischen Toranlage.
 
13. System für ein Gebäude, umfassend die elektrische Toranlage nach Anspruch 11 oder 12.
 
14. Verfahren für eine Erfassungseinheit (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei das Verfahren umfasst:

Erfassen (210) von Umgebungsdaten;

Erfassen (220) eines Status der elektrischen Toranlage;

Erkennen (230) eines Handlungsbedarfs basierend auf den erfassten Umgebungsdaten und dem erfassten Status; und

Melden (240) des erkannten Handlungsbedarfs.


 
15. Computerlesbares Speichermedium, umfassend Befehle, die bei der Ausführung durch einen Computer diesen veranlassen, das Verfahren nach Anspruch 14 auszuführen.
 




Zeichnung







Recherchenbericht









Recherchenbericht