[0001] Die Erfindung betrifft allgemein das Gebiet der Untersuchung von Kraftstoffen in
Tanks von Kraftfahrzeugen. Im Speziellen betrifft die Erfindung ein Verfahren zur
Bestimmung einer Veränderung der Zusammensetzung eines Kraftstoffes in einer Tankvorrichtung
eines Kraftfahrzeugs zum Betreiben des Kraftfahrzeugs, eine Tankvorrichtung, ein Kraftfahrzeug
mit einer solchen Tankvorrichtung sowie ein Computerprogrammprodukt.
[0002] Kraftstoffe, insbesondere Benzine, sind durch einen hohen Dampfdruck sowie einen
niedrigen Siedebeginn gekennzeichnet. Durch Einwirkung von Wärme wird Verdampfungsenthalpie
bereitgestellt, sodass die Kraftstoffbestandteile mit dem niedrigsten Siedebeginn
zuerst verdampfen. Werden sie nicht oder nur teilweise dem Kraftstoff zugeführt, so
verändern sich die Eigenschaften des Kraftstoffes. Dies geschieht zum Beispiel dann,
wenn der verdampfte Kraftstoff an ein Absorptionsmaterial gebunden wird und im Rahmen
von dessen Regeneration durch Spülung mit Frischluft resorbiert und der Ladeluft zugeführt
wird. Dies geschieht weiterhin dann, wenn der verdampfte Kraftstoff über eine Entlastungsvorrichtung,
beispielsweise ein Überdruckventil, aus dem Tank entfernt wird.
[0003] Zur verlässlichen Vorhersage der Eigenschaften eines Kraftstoffes, insbesondere nach
längeren Verweilzeiten des Kraftstoffs im Tank, insbesondere unter höheren Temperaturen,
insbesondere wenn der Tank über eine Verbindung wie etwa ein Sicherheitsventil und/oder
einen Absorptionsmittelbehälter, verfügt, sind üblicherweise Laboruntersuchungen notwendig.
Die genaue Kenntnis der Kraftstoffeigenschaften, wie beispielsweise Zündwilligkeit,
Energiegehalt, Dichte, Siedeverhalten usw. bringt jedoch an verschiedenen Stellen
gewinnbringend Nutzen.
[0004] Bekannten Methoden zur Untersuchung von Kraftstoffeigenschaften im Fahrzeugtank liefern
keine Aussage über Parameter wie Zündwilligkeit, Dampfdruck, Dichte, Heizwert, usw.
Zudem können bekannte Methoden die während der Verweildauer des im Tank befindlichen
Kraftstoffs sich ändernden Parameter nicht untersuchen. Die Ermittlung dieser Parameter
ist in einem betankten Fahrzeug nicht analytisch möglich. Dabei können solche Parameter
für einen optimalen Motorbetrieb des Fahrzeugs einen Mehrwert liefern.
[0006] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die voranstehend beschriebenen Nachteile
zumindest teilweise zu beheben. Insbesondere ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung
den Wissensstand des sich im Tank des Fahrzeugs befindlichen Kraftstoffes zu erhöhen.
[0007] Die voranstehende Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs
1, durch eine Tankvorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 9, durch ein Kraftfahrzeug
mit den Merkmalen des Anspruchs 11 sowie durch ein Computerprogrammprodukt mit den
Merkmalen des Anspruchs 12. Weitere Merkmale und Details der Erfindung ergeben sich
aus den Unteransprüchen, der Beschreibung und den Zeichnungen. Dabei gelten Merkmale
und Details, die im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen Verfahren beschrieben sind,
selbstverständlich auch im Zusammenhang mit der erfindungsgemäßen Tankvorrichtung,
dem Kraftfahrzeug und/oder dem Computerprogrammprodukt und jeweils umgekehrt, sodass
bezüglich der Offenbarung zu den einzelnen Erfindungsaspekten stets wechselseitig
Bezug genommen wird bzw. werden kann.
[0008] Mit Ausführungsformen der Erfindung kann in vorteilhafter Weise ein verbessertes
Verfahren zur Bestimmung einer Veränderung der Zusammensetzung eines Kraftstoffes
in einer Tankvorrichtung eines Kraftfahrzeugs zum Betreiben des Kraftfahrzeugs bereitgestellt
werden. Mit einem solchen Verfahren kann in effizienterer Weise das Kraftfahrzeug
betrieben werden.
[0009] Ein erster Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung
einer Veränderung der Zusammensetzung eines Kraftstoffes in einer Tankvorrichtung
eines Kraftfahrzeugs zum Betreiben des Kraftfahrzeugs. Das Verfahren weist folgende
Schritte auf:
- Bestimmen einer Anfangszusammensetzung des Kraftstoffes, welcher zumindest zwei Kraftstoffdeskriptoren
aufweist,
- Bestimmen eines zeitlichen Verlaufs zumindest eines Betriebsparameters der Tankvorrichtung
und/oder des Kraftfahrzeugs,
- Für jede der zumindest zwei Kraftstoffdeskriptoren, Ermitteln des Verdampfungsverhaltens,
und
- Ermitteln eines zeitlichen Verlaufs der Zusammensetzung des Kraftstoffes zur Bestimmung
der Veränderung der Zusammensetzung,
wobei das Ermitteln des zeitlichen Verlaufs der Zusammensetzung in Abhängigkeit des
ermittelten Verdampfungsverhaltens und des zumindest einen bestimmten Betriebsparameters
durchgeführt wird.
[0010] Mit anderen Worten wird ein Verfahren vorgeschlagen, welches eine verlässliche Bestimmung
der Zusammensetzung des Kraftstoffes nach thermischer Einwirkung ermöglicht. Eine
thermische Einwirkung kann sowohl im Betrieb des Kraftfahrzeugs als auch, wenn das
Kraftfahrzeug stillsteht und sich nicht im Betrieb befindet, stattfinden.
[0011] Ein Kraftstoff besteht in der Regel aus mehrere Kraftstoffdeskriptoren. Ein Kraftstoffdeskriptor
kann als Kraftstoffgruppe, gekennzeichnet durch ihre funktionale Gruppe und die Anzahl
der Kohlenstoffatome, bezeichnet werden. Für jede der zumindest zwei Kraftstoffdeskriptoren
wird das Verdampfungsverhalten ermittelt. Mit anderen Worten kann für jede Kraftstoffgruppe
ein Verdampfungsverhalten ermittelt werden. Hierfür können Datensätze aus ISO 22854
verwendet werden. Um die verdampfte Menge eines jeden Kraftstoffdeskriptors ermitteln
zu können, wird vorzugsweise zusätzlich zum Verdampfungsverhalten ein zeitlicher Verlauf
zumindest eines Betriebsparameters der Tankvorrichtung und/oder des Kraftfahrzeugs
ermittelt. Bei Betriebsparametern der Tankvorrichtung und/oder des Kraftfahrzeugs
kann es sich um den Umgebungsdruck, die Umgebungstemperatur, die Tankinnentemperatur
und/oder den Tankinnendruckhandeln. Um den zeitlichen Verlauf des zumindest einen
Deskriptor zu ermitteln, kann ein Anfangswert im Tank und/oder im Kraftfahrzeug gemessen
werden. Zusätzlich wird vorzugsweise basierend auf Erfahrungswerten und/oder hinterlegten
Datensätze, beispielsweise ausgehend vom Anfangswert, der zeitliche Verlauf ermittelt.
Zum Beispiel kann Anhand einer geplanten hinterlegten Route des Kraftfahrzeugs und/oder
Erfahrungswerten ein zeitlicher Verlauf des Umgebungsdrucks ermittelt werden. Alternativ
oder zusätzlich kann basierend auf Erfahrungswerten die Tankinnentemperatur für die
nächsten 5 min, für die nächsten 20 min oder für die nächste Stunde geschätzt werden.
[0012] Durch das Ermitteln des zeitlichen Verlaufs der Zusammensetzung des Kraftstoffes
zur Bestimmung der Veränderung der Zusammensetzung kann sich eine neue Zusammensetzung
der Kraftstoffdeskriptoren ergeben, d. h., neue Anteile der jeweiligen Kraftstoffdeskriptoren.
Neue Anteile nach ISO 22854 können demnach ermittelt werden. Eine solche Änderung
kann sich je stärker durchsetzen je niedriger die Siedelage der jeweiligen Kraftstoffdeskriptoren
ist. Der Kraftstoffdeskriptor mit der niedrigsten Siedelage verdampft zuerst.
[0013] Bei der Zusammensetzung des Kraftstoffs, sei es bei der Anfangszusammensetzung oder
bei der ermittelten (neuen) Zusammensetzung des Kraftstoffs, kann es sich um das Mischungsverhältnis,
insbesondere das volumetrische Mischungsverhältnis, der zumindest zwei Kraftstoffdeskriptoren
handeln. Das Mischungsverhältnis kann dabei charakteristisch für die, insbesondere
volumetrischen, Anteile und/oder Massenanteile und/oder Mengenanteile der Kraftstoffdeskriptoren
zueinander sein.
[0014] Es sei bemerkt, dass der Kraftstoff, dessen Veränderung der Zusammensetzung mittels
eines solchen Verfahrens bestimmt wird, sich vorzugsweise in einem Kraftfahrzeugtank,
insbesondere in einer Tankvorrichtung eines Kraftfahrzeugs, befindet.
[0015] Durch ein solches Verfahren kann in zuverlässiger Weise der tatsächliche Einfluss
der Verdampfung auf die Änderung der Kraftstoffzusammensetzung einbezogen werden.
Ein solches Verfahren ermöglicht die gezielte Berechnung der Änderung der Zusammensetzung
des Kraftstoffs nach Lagerung unter Temperatureinwirkung. Die Kenntnis der neuen Zusammensetzung
des Kraftstoffs ermöglicht die Bestimmung der Eigenschaften der neuen Zusammensetzung
des Kraftstoffs. Diese Eigenschaften können an alle Kraftstoff verbrauchenden Vorrichtungen
des Kraftfahrzeugs sowie zugehörigen Abgasnachbehandlungsanlagen steuernde Rechnereinheiten
übermittelt werden. Diese können auf Grund der nun bekannten Eigenschaften insbesondere
die Brennkraftmaschine sowie die zugehörige Abgasnachbehandlungsanlage gezielt einwirken.
[0016] Das hier offenbarte Verfahren kann daher dazu beitragen, den Betrieb einer kraftfahrzeugseitigen
Brennkraftmaschine sowie der zugehörigen Abgasnachbehandlungsanlage zu optimieren.
Dabei können sowohl CO2-Emissionen als auch Schadstoffemissionen optimiert werden.
Durch ein solches Verfahren kann der Betrieb einer Tankvorrichtung optimiert werden.
Zudem kann dadurch auch dem Fahrer des Kraftfahrzeugs in vorteilhafter Weise bessere
und präzisere Informationen bezüglich der Tankvorrichtung und/oder des Kraftstoffs
bereitgestellt werden.
[0017] Gemäß einer Ausführungsform des Verfahrens wird der zeitliche Verlauf zumindest eines
Betriebsparameters der Tankvorrichtung und/oder des Kraftfahrzeugs aus bekannten Kraftfahrzeugdaten
und/oder Umgebungsdaten, insbesondere mittels einer trainierten Methode, vorhergesagt.
Datensätze aus ISO 22854 können als Deskriptoren für die trainierte Methode verwendet
werden. Um eine Vorhersage des zumindest einen Betriebsparameters durchzuführen, kann
ein virtueller Zwilling des Kraftfahrzeugs und/oder der Tankvorrichtung bereitgestellt
werden und/oder verwendet werden.
[0018] Gemäß einer Ausführungsform des Verfahrens wird der zeitliche Verlauf der Zusammensetzung
des Kraftstoffes aus zumindest dem vorhergesagten zeitlichen Verlauf des zumindest
einen Betriebsparameters, insbesondere mittels einer trainierten Methode vorhergesagt.
Um eine Vorhersage der Zusammensetzung des Kraftstoffs durchzuführen, kann ein virtueller
Zwilling des Kraftfahrzeugs und/oder der Tankvorrichtung bereitgestellt werden und/oder
verwendet werden.
[0019] Gemäß einer Ausführungsform des Verfahrens wird basierend auf dem ermittelten zeitlichen
Verlauf der Zusammensetzung des Kraftstoffs, insbesondere aus dem vorhergesagten zeitlichen
Verlauf der Zusammensetzung des Kraftstoffs, zumindest eine Kraftstoffeigenschaft
bestimmt. Mit anderen Worten kann basierend auf der ermittelten Veränderung der Zusammensetzung
des Kraftstoffs eine Veränderung zumindest einer Kraftstoffeigenschaft bestimmt werden.
Bei der Kraftstoffeigenschaft kann es sich um die Zündwilligkeit, den Energiegehalt,
den Dampfdruck, den Heizwert, die Dichte und/oder das Siedeverhalten handeln. Bei
der Kraftstoffeigenschaft kann es sich generell um eine physiko-chemische Kraftstoffeigenschaft
handeln. Eine Änderung der Anteile nach ISO 22854, d. h., der Kraftstoffdeskriptoren,
führt zu einer Änderung zumindest einer Kraftstoffeigenschaft.
[0020] Dadurch kann in vorteilhafter Weise die gezielte Berechnung der neuen zumindest einen
Kraftstoffeigenschaften nach Änderung der Zusammensetzung des Kraftstoffs durchgeführt
werden.
[0021] Es sei bemerkt, dass auch ein zeitlicher Verlauf der zumindest einen Kraftstoffeigenschaft
bestimmt werden kann. Es ist denkbar, eine Änderung der zumindest einen Kraftstoffeigenschaft
vorherzusagen.
[0022] Gemäß einer Ausführungsform des Verfahrens wird als die zumindest eine Kraftstoffeigenschaft
die Zündwilligkeit und/oder der Energiegehalt bestimmt.
[0023] Gemäß einer Ausführungsform des Verfahrens wird beim Ermitteln des Verdampfungsverhaltens
für jede der zumindest zwei Kraftstoffdeskriptoren ein Toleranzbereich um den Siedepunkt
bestimmt. Beim Toleranzbereich kann es sich um einen Siedebereich handeln. Dadurch,
dass die Inhaltstoffe des Kraftstoffs nach Kraftstoffgruppen, bzw. Kraftstoffdeskriptor,
klassiert oder unterteilt sind, kann der betroffene Kraftstoffdeskriptor schon zum
Teil vor einem bestimmten Siedepunkt verdampfen. Um dies zu berücksichtigen kann es
sich als vorteilhaft erweisen anstatt einen diskreten Siedepunkt für jeden Kraftstoffdeskriptor
einen Siedebereich für jeden Kraftstoffdeskriptor, d. h., einen Toleranzbereich um
den Siedepunkt, zu ermitteln
[0024] Gemäß einer Ausführungsform des Verfahrens entspricht der Toleranzbereich einer Verteilungskurve
um den Siedepunkt. Dadurch kann eine statistische Verteilung um den Siedepunkt berücksichtigt
werden. Bei der Verteilungskurve kann es sich beispielsweise um eine Gauß-Kurve handeln.
[0025] Ein zweiter Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben
eines Kraftfahrzeugs. Das Kraftfahrzeug wird über eine Steuereinheit der Tankvorrichtung
und/oder des Kraftfahrzeugs basierend auf der Veränderung der Zusammensetzung des
Kraftstoffs in der Tankvorrichtung betrieben. Die Veränderung der Zusammensetzung
des Kraftstoffs in der Tankvorrichtung wird nach einem Verfahren, wie voranstehend
und nachfolgend beschrieben, bestimmt. Mit anderen Worten können Veränderungsdaten,
z. B. der Zusammensetzung des Kraftstoffs und/oder einer Eigenschaft des Kraftstoffs,
in vorteilhafter Weise dem Kraftfahrzeug zur Verfügung gestellt werden. Das Kraftfahrzeug
kann sodann entsprechend gesteuert werden, um einen effizienteren Betrieb z. B. des
Verbrennungsmotors, zu ermöglichen.
[0026] Die Vorteile, welche in Bezug zum ersten Aspekt der vorliegenden Erfindung erläutert
worden sind, gelten gleichermaßen für das Verfahren gemäß dem zweiten Aspekt.
[0027] Denkbar ist ebenso, dass die Steuereinheit der Tankvorrichtung und/oder des Kraftfahrzeugs
basierend auf eine Veränderung des zumindest einen Betriebsparameters der Tankvorrichtung
und/oder des Kraftfahrzeugs das Kraftfahrzeug steuert.
[0028] Ein dritter Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft eine Tankvorrichtung. Die
Tankvorrichtung weist einen Tank und eine Steuereinheit auf. Die Steuereinheit ist
dabei dazu ausgelegt ein Verfahren, wie voranstehend und nachfolgend beschrieben,
durchzuführen und/oder ein Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs, wie voranstehend
beschrieben, durchzuführen.
[0029] Die Vorteile, welche in Bezug zum ersten und zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung
erläutert worden sind, gelten gleichermaßen für die Tankvorrichtung gemäß dem dritten
Aspekt.
[0030] Gemäß einer Ausführungsform der Tankvorrichtung ist die Steuereinheit weiter dazu
ausgelegt, einen Zulauf von Fluid, insbesondere zumindest eines Deskriptoren, in und/oder
aus dem Tank zu steuern.
[0031] Ein vierter Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Kraftfahrzeug aufweisend
eine Tankvorrichtung, wie voranstehend und nachfolgend beschrieben.
[0032] Ein fünfter Aspekt der vorliegenden Erfindung betrifft ein Computerprogrammprodukt,
umfassend Befehle, die bei einer Ausführung durch eine Steuereinheit, insbesondere
durch die Steuereinheit der Tankvorrichtung, wie voranstehend und nachfolgend beschrieben,
die Steuereinheit veranlassen, ein Verfahren, wie voranstehend und nachfolgend beschrieben,
auszuführen.
[0033] Sämtliche Offenbarungen, welche voranstehend und nachfolgend in Bezug auf einen Aspekt
der vorliegenden Erfindung beschrieben sind, gelten gleichermaßen für alle weiteren
Aspekte der vorliegenden Erfindung .
[0034] Im Folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung unter Bezugnahme auf die Figuren
beschrieben.
- Figur 1
- zeigt ein Flussdiagram eines Verfahrens gemäß einem Ausführungsbeispiel,
- Figur 2
- zeigt eine Graphik einer beispielhaften Zusammensetzung eines Kraftstoffs,
- Figur 3
- zeigt eine Tankvorrichtung gemäß einem Ausführungsbeispiel, und
- Figur 4
- zeigt ein Flussdiagramm eines Verfahrens gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel.
[0035] Ähnliche, ähnlich wirkende, gleiche oder gleich wirkende Elemente sind in den Figuren
mit ähnlichen oder gleichen Bezugszeichen versehen. Die Figuren sind lediglich schematisch
und nicht maßstabsgetreu.
[0036] Fig. 1 zeigt ein Flussdiagramm eines Verfahrens zur Bestimmung einer Veränderung
der Zusammensetzung eines Kraftstoffes 14 in einer Tankvorrichtung 100 eines Kraftfahrzeugs
zum Betreiben des Kraftfahrzeugs gemäß eines Ausführungsbeispiels. In einem ersten
Verfahrensschritt S1 wird eine Anfangszusammensetzung des Kraftstoffes 14, welche
zumindest zwei Kraftstoffdeskriptoren A, B aufweist, bestimmt. Die Anfangszusammensetzung
kann beispielsweise mittels eines Füllstandsensors 16 bestimmt werden. Die Anfangszusammensetzung
bezeichnet vorzugsweise die Zusammensetzung des Kraftstoffes 14 zum Zeitpunkt des
Befüllens der Tankvorrichtung 100 des Kraftfahrzeugs. Mit anderen Worten wird die
Anfangszusammensetzung des Kraftstoffes 14 in Kraftstoffgruppen, gekennzeichnet durch
ihre funktionale Gruppe und die Anzahl der Kohlenstoffatome, unterteilt und der volumetrische
Anteil der Kraftstoffgruppen bestimmt. In einem zweiten Verfahrensschritt S2 wird
ein zeitlicher Verlauf zumindest eines Betriebsparameters der Tankvorrichtung 100
und/oder des Kraftfahrzeugs bestimmt. Um den zeitlichen Verlauf des zumindest einen
Betriebsparameters zu bestimmen, können Erfahrungswerte, hinterlegte Daten, wie etwa
eine geplante hinterlegte Route, und/oder eine trainierte Methode verwendet werden.
In einem dritten Verfahrensschritt S3, welcher gleichwohl gleichzeitig zum zweiten
Verfahrensschritt S2 durchgeführt werden kann, wird für jede der zumindest zwei Kraftstoffdeskriptoren
das Verdampfungsverhalten ermittelt. Dabei wird vorzugsweise pro Kraftstoffdeskriptor
der Siedepunkt in Abhängigkeit zumindest eines Betriebsparameters ermittelt. Zur Bestimmung
oder Ermittlung des Verdampfungsverhalten können unterschiedlicher Methoden in Betracht
kommen. Hierfür kann der rechnerische Mittelwert der Isomere des Kraftstoffdeskriptors,
der Mittelwert der tatsächlich vorkommenden Isomere des Kraftstoffdeskriptors, der
Mittelwert zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Wert der Isomere des Kraftstoffdeskriptors
und/oder eine Analyse von tatsächlichen Inhaltstoffen des Kraftstoffdeskriptors verwendet
werden. Zudem kann eine Verwendung von Simulationsergebnissen typischer Vorhersagesysteme
wie ChemCAD oder AspenPlus zur Ermittlung des Verdampfungsverhaltens für jede der
zumindest zwei Kraftstoffdeskriptoren in Betracht gezogen werden.
[0037] Nachdem ein Kraftstoffdeskriptor mehrere chemische Inhaltstoffe aufweisen kann, handelt
es sich beim Siedepunkt des Kraftstoffdeskriptors nicht um den Siedepunkt eines chemisch
fest definierten Inhaltstoffs, sondern lediglich um den Siedepunkt einer Kraftstoffgruppe.
Deshalb kann gleichwohl von einem Siedebereich geredet werden. Denn der Siedepunkt
des Kraftstoffdeskriptors bezeichnet vorzugsweise nicht einen diskreten Wert, sondern
vielmehr einen kontinuierlichen Bereich. Zur Durchführung des dritten Verfahrensschritts
S3 kann vorzugsweise auf die ISO 22854 zurückgegriffen werden.
[0038] In einem vierten Verfahrensschritt S4, welcher vorzugsweise unmittelbar nach dem
zweiten Verfahrensschritt S2 und/oder dritten Verfahrensschritt S3 durchgeführt wird,
wird ein zeitlicher Verlauf der Zusammensetzung des Kraftstoffs 14 zur Bestimmung
der Veränderung der Zusammensetzung ermittelt. Dabei wird sowohl der bestimmte zeitliche
Verlauf des zumindest einen Betriebsparameters als auch das ermittelte Verdampfungsverhalten
jeder der zumindest zwei Kraftstoffdeskriptoren verwendet.
[0039] In Fig. 1 ist jeder Verfahrensschritt S1, S2, S3, S4 mit einer schematischen beispielhaften
Darstellung des Schritts begleitet. Diese schematischen Darstellungen diene lediglich
dem Erklärungszweck und sind keinesfalls einschränkend.
[0040] Die Verfahrensschritte S1, S2, S3, S4 können in vordefinierten Zeitabständen und/oder
in periodischen Zeitabständen wiederholt werden. Insbesondere kann es sich als vorteilhaft
erweisen, die Verfahrensschritte S1 bis S4 in regelmäßigen oder unregelmäßigen Zeitabständen
durchzuführen und zu wiederholen, wenn das Kraftfahrzeug stillsteht. Mit anderen Worten
wird das Verfahren vorzugsweise während einer Stillstandzeit des Kraftfahrzeugs durchgeführt.
Wird das Kraftfahrzeug nach einer Stillstandzeit wieder in Betrieb genommen, so kann
bei der Inbetriebnahme des Kraftfahrzeugs zumindest eine Kraftstoffeigenschaft basierend
auf dem ermittelten zeitlichen Verlauf, insbesondere währen der Stillstandzeit, der
Zusammensetzung des Kraftstoffs 14 ermittelt werden.
[0041] Demnach kann in einem weiteren optionalen Verfahrensschritt zumindest eine Kraftstoffeigenschaft
basierend auf dem ermittelten zeitlichen Verlauf der Zusammensetzung des Kraftstoffs
14 ermittelt werden. Insbesondere kann dadurch, etwa mittels einer trainierten Methode,
eine Kraftstoffeigenschaft des Kraftstoffs 14 vorhergesagt werden.
[0042] Fig. 2 zeigt eine Graphik, insbesondere ein Balkendiagramm, einer beispielhaften
Zusammensetzung eines Kraftstoffs 14. Auf der x-Achse, bzw. der horizontalen Achse,
sind in Balken die verschiedenen Kraftstoffdeskriptoren aufgelistet. Auf der y-Achse,
bzw. der vertikalen Achse, ist der volumetrische Anteil der jeweiligen Kraftstoffdeskriptoren
dargestellt. Je kleiner der Balken des Kraftstoffdeskriptors ist desto weniger ist
von diesem einen Kraftstoffdeskriptor im Kraftstoff 14 verhältnismäßig enthalten.
Die beispielhafte Zusammensetzung der Graphik der Fig. 2 stellt demnach einen Kraftstoff
14 dar, welcher vier Kraftstoffdeskriptoren A, B, C, D aufweist.
[0043] Fig. 3 zeigt eine Tankvorrichtung 100 gemäß einem Ausführungsbeispiel. Die Tankvorrichtung
100 wurde bereits mit dem Kraftstoff 14 befüllt. Die Tankvorrichtung 100 weist unter
anderem einen Füllstandsensor 16 und einen Temperatursensor 18 auf. Zudem ist die
Tankvorrichtung 100 mit einer Steuereinheit 12 gekoppelt oder datenkommunizierend
verbunden. Mit einem solchen Füllstandsensor 16 und/oder Temperatursensor 18 und/oder
einem weiteren vorliegend nicht dargestellten Sensor der Tankvorrichtung 100 kann
der zumindest eine Betriebsparameter ermittelt werden. Insbesondere kann ein Anfangswert
des zumindest einen Betriebsparameters ermittelt werden. Der zeitliche Verlauf des
zumindest einen Betriebsparameters kann mittels Erfahrungswerte oder einer trainierten
Methode ermittelt oder vorhergesagt werden. Die Tankvorrichtung 100 der Fig. 3 weist
zudem vorzugsweise einen Drucksensor 17 auf, welcher dazu eingerichtet ist, den Tankinnendruck
zu erfassen, insbesondere kontinuierlich oder in vordefinierten Zeitabständen zu erfassen.
[0044] Die Steuereinheit 12 der Tankvorrichtung 100 kann datenkommunizierend mit einer Steuereinheit
12 des Kraftfahrzeugs verbunden sein.
[0045] Fig. 4 zeigt ein Flussdiagramm eines Verfahrens zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs
gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel. Das Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs
weist vorzugsweise die Verfahrensschritte S1, S2, S3, S4 eines Verfahrens zur Bestimmung
einer Veränderung der Zusammensetzung eines Kraftstoffes 14 in einer Tankvorrichtung
100 eines Kraftfahrzeugs auf. In einem ersten Verfahrensschritt S1 wird eine Anfangszusammensetzung
des Kraftstoffes 14, insbesondere in der Tankvorrichtung 100, bestimmt. Dabei wird
die Tankvorrichtung 100 vorerst befüllt. Sobald der Kraftstoff 14 sich in der Tankvorrichtung
100, bzw. im Tank, befindet, wird es einer Druckeinwirkung und/oder einer Wärmeeinwirkung
untersetzt. Beispielsweise wird das Kraftfahrzeugs in Betrieb genommen, weshalb die
Temperatur in der Tankvorrichtung 100 und/oder der Druck in der Tankvorrichtung 100
sich ändern kann. Es wird deshalb ein zeitlicher Verlauf vom Druck in der Tankvorrichtung
100 und von der Temperatur in der Tankvorrichtung 100 ermittelt, beispielweise basierend
auf einem Anfangswert kombiniert mit Erfahrungswerten oder mit einem Anfangswert mit
einer trainierten Methode. In einem Verfahrensschritt wird für jede der zumindest
zwei Kraftstoffdeskriptoren ein Verdampfungsverhalten ermittelt. Der Begriff Verdampfungsverhalten
kann unter dem Begriff Kraftstoffdaten fallen. Mittels des Ermittelns eines zeitlichen
Verlaufs der Zusammensetzung des Kraftstoffes 14 kann eine verdampfte Menge je Deskriptor
ermittelt werden. Demnach kann auch eine Neuberechnung des jeweiligen Anteils des
Deskriptors durchgeführt werden. Mit anderen Worten wird die Veränderung der Zusammensetzung
des Kraftstoffs 14 ermittelt. Anschließend kann eine neue Berechnung oder Ermittlung
zumindest einer Eigenschaft des veränderten Kraftstoffs 14 durchgeführt werden. Basierend
darauf können nun neue Daten für eine Steuereinheit 12, insbesondere für die Steuereinheit
12 der Tankvorrichtung 100, bereitgestellt werden. Basierend auf diesen Daten kann
die Steuereinheit 12 der Tankvorrichtung 100 einen Zulauf von Fluid, insbesondere
von einem bestimmten Fluid, in und/oder aus dem Tank steuern.
[0046] Mit anderen Worten kann das Verfahren zur Bestimmung einer Veränderung der Zusammensetzung
eines Kraftstoffes 14 in einer Tankvorrichtung 100 eines Kraftfahrzeugs zum Betreiben
des Kraftfahrzeugs wie folgt zusammengefasst werden. Datensätze aus ISO 22854 kann
als Deskriptoren für einen machine learning Algorithmus verwendet werden. Der Wert
der Deskriptoren kann aus den Anteilen, vorzugsweise den wie in ISO 22854 ermittelten
volumetrischen Anteilen, bestimmt werden. Als Ergebnis kann jeweils der gewünschte
Parameter der zutreffenden Norm herangezogen werden (eine Vollanalyse nach z. B. EN
228). Mit einer Anzahl an Trainingsdatensätzen kann ein Algorithmus trainiert werden
und für den jeweiligen Zielwert eine Ableitungsfunktion in Abhängigkeit von den in
ISO 22854 ermittelten Parameters erzeugt werden. Um die Verfahrensschritte S1, S2,
S3, S4 noch effizienter durchzuführen ist es denkbar, mehrere Kraftstoffdeskriptoren
als eine neuen Kraftstoffgruppe zu betrachten. Dadurch kann den Datenaufwand reduziert
werden.
Bezugszeichenliste
[0047]
- 100
- Tankvorrichtung
- 12
- Steuereinheit
- 14
- Kraftstoff
- 16
- Füllstandsensor
- 17
- Drucksensor
- 18
- Temperatursensor
- A, B, C D
- Kraftstoffdeskriptor
- S1
- erster Verfahrensschritt
- S2
- zweiter Verfahrensschritt
- S3
- dritter Verfahrensschritt
- S4
- Vierter Verfahrensschritt
1. Verfahren zur Bestimmung einer Veränderung der Zusammensetzung eines Kraftstoffes
(14) in einer Tankvorrichtung (100) eines Kraftfahrzeugs zum Betreiben des Kraftfahrzeugs,
das folgende Schritte aufweist:
• (S1) Bestimmen einer Anfangszusammensetzung des Kraftstoffes (14), welcher zumindest
zwei Kraftstoffdeskriptoren (A, B) aufweist,
• (S2) Bestimmen eines zeitlichen Verlaufs zumindest eines Betriebsparameters der
Tankvorrichtung (100) und/oder des Kraftfahrzeugs,
• (S3) Für jede der zumindest zwei Kraftstoffdeskriptoren, Ermitteln des Verdampfungsverhaltens,
und
• (S4) Ermitteln eines zeitlichen Verlaufs der Zusammensetzung des Kraftstoffes (14)
zur Bestimmung der Veränderung der Zusammensetzung,
wobei das Ermitteln des zeitlichen Verlaufs der Zusammensetzung in Abhängigkeit des
ermittelten Verdampfungsverhaltens und des zumindest einen bestimmten Betriebsparameters
durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der zeitliche Verlauf zumindest eines Betriebsparameters der Tankvorrichtung (100)
und/oder des Kraftfahrzeugs aus bekannten Kraftfahrzeugdaten und/oder Umgebungsdaten,
insbesondere mittels einer trainierten Methode, vorhergesagt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass der zeitliche Verlauf der Zusammensetzung des Kraftstoffes (14) aus zumindest dem
vorhergesagten zeitlichen Verlauf des zumindest eines Betriebsparameters, insbesondere
mittels einer trainierten Methode, vorhergesagt wird.
4. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass basierend auf dem ermittelten zeitlichen Verlauf der Zusammensetzung des Kraftstoffs
(14), insbesondere aus dem vorhergesagten zeitlichen Verlauf der Zusammensetzung des
Kraftstoffs (14), zumindest eine Kraftstoffeigenschaft bestimmt wird (S5).
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass als die zumindest eine Kraftstoffeigenschaft die Zündwilligkeit und/oder der Energiegehalt
bestimmt wird.
6. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass beim Ermitteln des Verdampfungsverhaltens für jede der zumindest zwei Kraftstoffdeskriptoren
ein Toleranzbereich um den Siedepunkt bestimmt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Toleranzbereich einer Verteilungskurve um den Siedepunkt entspricht.
8. Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeugs,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Kraftfahrzeug über eine Steuereinheit (12) der Tankvorrichtung (100) und/oder
des Kraftfahrzeugs basierend auf der Veränderung der Zusammensetzung des Kraftstoffs
(14) in der Tankvorrichtung (100) betrieben wird,
wobei die Veränderung der Zusammensetzung des Kraftstoffs (14) in der Tankvorrichtung
(100) nach einem der Ansprüche 1 bis 7 bestimmt wird.
9. Tankvorrichtung (100), aufweisend einen Tank und eine Steuereinheit (12),
wobei die Steuereinheit (12) dazu ausgelegt ist, ein Verfahren nach einem der Ansprüche
1 bis 7 durchzuführen und/oder ein Verfahren nach Anspruch 8 durchzuführen.
10. Tankvorrichtung (100) nach Anspruch 9,
wobei die Steuereinheit (12) weiter dazu ausgelegt ist, einen Zulauf von Fluid in
und/oder aus dem Tank zu steuern.
11. Kraftfahrzeug aufweisend eine Tankvorrichtung (100) nach einem der Ansprüche 9 und
10.
12. Computerprogrammprodukt, umfassend Befehle, die bei einer Ausführung durch eine Steuereinheit
(12), insbesondere durch die Steuereinheit (12) der Tankvorrichtung (100) nach einem
der Ansprüche 9 und 10, die Steuereinheit (12) veranlassen, ein Verfahren nach einem
der Ansprüche 1 bis 8 auszuführen.