[0001] Die Erfindung betrifft einen Überspannungsableiter mit einer Funkenstrecke und mindestens
einem dazu in Reihe geschalteten elektrischen Dämpfungselement.
[0003] Ein solcher Überspannungsableiter, der auch Gegenstand vorliegender Erfindung ist,
ist derart aufgebaut, dass das elektrische Dämpfungselement aus einem Bauteil mit
zwei voneinander isoliert angeordneten Elektroden besteht, zwischen denen ein Granulat
aus elektrisch leitfähigem Werkstoff angeordnet ist, welches die Elektroden elektrisch
leitend miteinander verbindet. Die beiden Elektroden bilden gemeinsam einen Hohlraum,
in dem das Granulat aus elektrisch leitfähigem Werkstoff angeordnet ist. Die Schicht
aus Granulat ist durch eine Scheibe aus isolierendem Material getrennt, wobei die
die beiden Elektroden trennende Scheibe eine Lochung aufweist, die von Granulat durchsetzt
ist. Die Elektroden bestehen vorzugsweise aus Graphit. Mindestens eine der Elektroden
weist eine verschließbare Öffnung auf, um Granulat einfüllen zu können. Die Scheibe
besteht aus hochtemperaturbeständigem Isolierstoff, beispielsweise aus gediegenem
Glimmer, gepresstem Glimmerpulver oder einer Glimmermischung. Der Durchmesser des
von den vorzugsweise topfartig ausgebildeten Elektroden umgebenden Hohlraumes verhält
sich zur lichten Weite der Lochung der Scheibe wie 3:1 oder die lichte Weite der Lochung
ist kleiner als nach diesem Verhältnis. Die trennende Scheibe weist eine zentrale
Lochung auf. Bei einem derartigen Überspannungsableiter wird im Überlastungsfall nach
Kurzschluss oder Defekt der Funkenstrecke zunächst nur ein geringer Vorlaufstrom von
der ersten Elektrode durch das Loch in der Scheibe aus isolierendem Material getrieben.
Der Vorlaufstrom wandert dabei von der ersten Elektrode durch das Granulat aus elektrisch
leitfähigem Werkstoff in Richtung der zentralen Lochung der Scheibe, durchdringt diese
weiter durch das Granulat und erreicht schließlich die zweite Elektrode. Dabei dämpft
das Granulat zunächst, insbesondere während der ersten etwa ungefähr 5 bis 10 Halbwellen
diesen Strom noch ab. Zu diesem Zeitpunkt ist das Dämpfungselement noch funktionsfähig.
Der Lichtbogen dieses Vorlaufstromes weitet jedoch während des Stromflusses die Lochung
der Scheibe in Richtung des Scheibenrandes auf, wodurch die zur Dämpfung notwendige
Granulatstrecke reduziert wird und der durchfließende Strom schnell ansteigt. Die
Aufweitung der Lochung der Scheibe erfolgt dabei nicht gleichmäßig, sondern es entsteht
an einer Stelle eine Unsymmetrie, um eine möglichst kurze Strecke zum Außenrand der
Scheibe zu erzielen. Während dieses Vorganges versucht sich der Lichtbogen des Vorlaufstromes
zu verkürzen und trennt dabei die Scheibe aus isolierendem Material schlitzartig in
Richtung des Außenrandes der Scheibe auf. Diese Auftrennung kann gegebenenfalls innerhalb
einer Sinushalbwelle des Vorlaufstromes erfolgen. Somit kann der Spitzenstrom, der
eine Vorsicherung auslöst, einen äußerst kurzen Weg nehmen und dies hat zur Folge,
dass der Spitzenstrom dabei nur eine geringe Menge Energie umsetzt, so dass die Erwärmung
innerhalb des Überspannungsableiters nur geringfügig erfolgt. Ein derartiger Überspannungsableiter
weist nur geringe Außenabmessungen auf und kann dabei insbesondere aufgrund der nur
geringen Erwärmung im Falle eines Überspannungsereignisses vielfache Verwendung in
Bauteilen mit nur geringen Abmessungen finden. Beispielsweise kann es sich um Bauteile
handeln, die in übliche Verteilerschränke eingebaut werden und auf dort befindliche
Hutschienen aufgerastet werden.
[0004] Zur ausreichenden Dämpfung des Folgestromes im Überspannungsfall muss die Granulatstrecke
eine ausreichende Länge aufweisen. Dadurch, dass der Lichtbogen von der ersten Elektrode
durch die zentral in der Scheibe angeordnete Lochung hin zur zweiten Elektrode geführt
wird, können die Elektroden im Bereich ihrer Seitenwände der Topfform nur geringe
Bauhöhe aufweisen. Somit kann ein entsprechender Überspannungsableiter trotz seiner
nur geringen Länge die notwendige Granulatstrecke für den Lichtbogen zur Verfügung
stellen. Durch das Verhältnis des von den topfartigen Elektroden umgebenden Hohlraumes
zur lichten Weite der Lochung der Scheibe ist sichergestellt, dass der Weg, den der
Lichtbogen nach seiner Entstehung von der ersten Elektrode bis hin zur zweiten Elektrode
zurücklegt, ausreichende Länge aufweist. Bei einer größeren Lochung wäre der für die
Löschung des Folgestroms notwendige Weg, welcher eine Mindestlänge von ca. 17 mm bis
18 mm aufweisen muss, nicht mehr gegeben. Somit bestimmt unter anderem der Durchmesser
der Lochung die Länge des Weges, den der Lichtbogen von der ersten Elektrode bis zum
Erreichen der zweiten Elektrode zurücklegt.
[0005] Im Einsatzfall, wenn also der Überspannungsableiter bestimmungsgemäß installiert
ist, ist die äußere Elektrode der Funkenstrecke zum Beispiel mit einem Phasenleiter
oder Nullleiter kontaktiert, während die andere Elektrode zum Beispiel an Erdpotential
angeschlossen ist.
[0006] Bei dieser bekannten Technik wird für eine Netzspannung von 255 Volt eine einzelne
Funkenstrecke mit einem Graphit-Granulatsystem als Dämpfungselement in Reihe geschaltet.
Das Graphit-Granulatsystem ist vor dem Überspannungsereignis niederohmig und entwickelt
im Überspannungsfall durch den einsetzenden Stromfluss eine hohe Gegenspannung und
ermöglicht so der Einfachfunkenstrecke das Löschen des Folgestromes an einer Netzspannung
von 255 Volt.
[0007] Die Höhe der Gegenspannung und damit die Folgestromlöschfähigkeit sowie das Blitzstromverhalten,
ist stark abhängig von der Länge der Graphit-Granulatstrecke, die ca. 17 bis 18 mm
beträgt und des Querschnitts der Granulatschüttung durch den der Lichtbogen seinen
Weg von der ersten Elektrode bis zum Erreichen der zweiten Elektrode zurücklegt.
[0008] Durch die Verwendung einer einzelnen Funkenstrecke ist eine niedrige Ansprechspannung
erreicht.
[0009] Ein Problem besteht bei dieser Lösung darin, dass bei Netzspannungen höher als 255
Volt, also zum Beispiel von 440 Volt oder 760 Volt, die erzeugte Gegenspannung bei
gleichbleibender Granulatstrecke eines einzelnen Dämpfungselementes nicht mehr ausreicht,
um der Funkenstrecke das Löschen des Netzfolgestromes zu ermöglichen.
[0010] Für höhere Netzspannungen müsste daher die Granulatstrecke des Dämpfungselementes
erhöht werden, wodurch die Dimensionen (Durchmesser und Länge) des einzelnen Dämpfungselementes
vergrößert werden müsste, um eine adäquate Granulatstrecke zu erreichen. Hier sind
allerdings technische Grenzen gesetzt, die insbesondere in dem bestimmungsgemäßen
Einbau begründet sind. In der gewählten Bauart des Dämpfungselementes ist eine Verlängerung
der Granulatstrecke durch Vergrößerung des Durchmessers oder Vergrößerung der Länge
des einzelnen Dämpfungselementes allein nicht möglich. Um die Granulatstrecke für
höhere Netzspannungen auszulegen, müsste das Dämpfungselement verhältnismäßig in Länge
und Durchmesser vergrößert werden, wodurch der Bauraum der üblichen Maße für Überspannungsschutzgeräte
überschritten werden würde.
[0011] Damit verbundene Querschnittserhöhungen des Dämpfungselementes würden sich ebenfalls
nachteilig auf das Folgestromlöschvermögen auswirken.
[0012] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
einen Überspannungsableiter zu schaffen, der für höhere Netzspannungen, höher als
255 Volt, wirtschaftlich und kostengünstig zur Verfügung gestellt werden kann, um
die Gegenspannung eines Blitzstromableiters zu erhöhen, um der einzelnen Funkenstrecke
das Löschen des Netzfolgestromes weiter zu ermöglichen, ohne verhältnismäßig den Durchmesser
und die Länge eines einzelnen Dämpfungselementes zu vergrößern.
[0013] Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt die Erfindung vor, dass der Überspannungsableiter
mindestens zwei in Reihe geschaltete Dämpfungselemente aufweist. Hierdurch wird die
Gegenspannung des Blitzstromableiters erhöht und es ermöglicht der weiterhin nur einzelnen,
einfachen Luftfunkenstrecke das Löschen des Netzfolgestromes weiterhin.
[0014] Durch die Verwendung einer Reihenschaltung von mehreren Dämpfungselementen kann die
Granulatstrecke sukzessive erhöht werden, während der Querschnitt gleichbleiben kann.
Durch die Verwendung weiterhin nur einer einzelnen Luftfunkenstrecke bleibt die Ansprechspannung
weiterhin gering. Auch auf eine Ansteuerung kann verzichtet werden, wie sie für Mehrfachfunkenstrecken
üblich ist.
[0015] Ein besonderer Vorteil, der sich durch die Reihenschaltung von zwei oder mehr Dämpfungselementen
einstellt, ist, dass sich die höhere Netzspannung auf die einzelnen in Reihe geschalteten
Dämpfungselemente aufteilt, wodurch die Folgestromlöschfähigkeit eines einzelnen Dämpfungselementes
weiter steigt. Ein weiterer, vor allem wirtschaftlicher Vorteil, der sich durch die
Reihenschaltung von zwei oder mehr Dämpfungselementen ergibt, ist die Verwendung bereits
bestehender Bauteile, also der Dämpfungselemente, die bisher singulär eingesetzt wurden.
[0016] Vorzugsweise ist zudem vorgesehen, dass der Überspannungsableiter eine integrierte
Vorsicherung aufweist, die im Überlastfall öffnet und zu den Dämpfungselementen in
Reihe geschaltet ist.
[0017] Im Überlastfall öffnet die integrierte Vorsicherung. Zudem ist bevorzugt vorgesehen,
dass der Überspannungsableiter eine parallel zu der integrierten Vorsicherung geschaltete
Kennmeldesicherung aufweist, die im Überlastfall ebenfalls öffnet und eine Fernsignalisierung
auslöst sowie einen Fernmeldekontakt schaltet.
[0018] Hierdurch ist sichergestellt, dass bei dem Öffnen der Vorsicherung auch die Kennmeldesicherung
öffnet. Eine an der Kennmeldesicherung angebrachte Mechanik üblicher Bauart treibt
dann die Fernsignalisierung (Defektanzeige) an und schaltet den Fernmeldekontakt,
um die Fernsignalisierung durchzuführen.
[0019] In der Zeichnung ist die Erfindung nachstehend weiter erläutert.
[0020] Figur 1 zeigt ein Blockschaltbild zur Verdeutlichung der Erfindung. Der gesamte Überspannungsableiter
weist eine ausgelagerte Funkenstrecke 1 auf. Dabei zeigt das Blockschaltbild beispielhaft
die Umsetzung der Erfindung für einen Blitzstromableiter für 440 Volt Netzspannung.
Hier wurden zwei Dämpfungselemente 2, 3 mit einer integrierten Vorsicherung 4 und
der ausgelagerten Funkenstrecke 1 in Reihe geschaltet.
[0021] Die ausgelagerte Funkenstrecke 1 ist wie bisher verantwortlich für die Höhe der Ansprechspannung
und vereinfacht den Herstellungsprozess der einzelnen Dämpfungselemente. Auch Varianten
von Dämpfungselementen mit beidseitiger Befüllöffnung können verbaut werden, die auch
den Entlüftungsprozess im Überspannungsfall verbessern würden.
[0022] Parallel zur integrierten Vorsicherung 4 ist eine Kennmeldesicherung 5 geschaltet.
Im Überlastfall geht die integrierte Vorsicherung 4 auf und reißt die Kennmeldesicherung
5 mit, die ebenfalls aufgeht. Eine an der Kennmeldesicherung 5 angebrachte Mechanik
treibt dann die Fernsignalisierung in Form einer Defektanzeige an und schaltet den
Fernmeldekontakt 6 mit den Kontaktstellen 11, 12, 14.
[0023] Im Einsatzfall sind die äußeren Elektroden der Dämpfungselemente 2, 3 zum Beispiel
mit einem Phasenleiter oder Nullleiter kontaktiert bzw. an Erdpotential angeschlossen.
[0024] In den Figuren 2 und 3 ist eine Bauart eines solchen Überspannungsableiters gezeigt,
der beispielsweise in eine Schaltverteilung in einem Gebäude eingesetzt werden kann,
wozu das Bauelement mit entsprechenden Verhakungen 7, 8 auf eine Hutschiene einer
Verteilung aufgesteckt werden kann. Die Dämpfungselemente 2, 3 sind identisch in ihrer
Dimension aufgebaut. Die Funkenstrecke 1 ist ebenso wie die Dämpfungselemente 2, 3
in Reihe geschaltet. Ebenso ist dies die integrierte Vorsicherung 4.
[0025] Der Fernmeldekontakt 6 ist in der Figur 3 verdeutlicht. Die Kennmeldesicherung 5
ist ebenfalls in Figur 3 ersichtlich. Bei dieser Darstellung in Figur 3 überdeckt
die Kennmeldesicherung 5 und die Signalisierungsautomatik 9 die integrierte Vorsicherung
4, die in Figur 2 ersichtlich ist.
[0026] Die Erfindung ist nicht auf das Ausführungsbeispiel beschränkt, sondern im Rahmen
der Offenbarung vielfach variabel.
[0027] Alle in der Beschreibung und/oder Zeichnung offenbarten Einzel- und Kombinationsmerkmale
werden als erfindungswesentlich angesehen.
1. Überspannungsableiter mit einer Funkenstrecke (1) und mindestens einem dazu in Reihe
geschalteten elektrischen Dämpfungselement (2), dadurch gekennzeichnet, dass der Überspannungsableiter mindestens zwei in Reihe geschaltete Dämpfungselemente
(2, 3) aufweist.
2. Überspannungsableiter nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Überspannungsableiter eine integrierte Vorsicherung (4) aufweist, die im Überlastfall
öffnet und zu den Dämpfungselementen (2, 3) in Reihe geschaltet ist.
3. Überspannungsableiter nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Überspannungsableiter eine parallel zu der integrierten Vorsicherung (4) geschaltete
Kennmeldesicherung (5) aufweist, die im Überlastfall ebenfalls öffnet und eine Fernsignalisierung
(9) auslöst sowie einen Fernmeldekontakt (6) schaltet.