[0001] Die Erfindung betrifft ein Robotereinrichtung mit einem Endeffektor nach Anspruch
1, sowie eine Vorrichtung zum Steuern einer Robotereinrichtung mit einem Endeffektor
nach Anspruch 8.
[0002] In der Robotik ist eine gut definierte physikalische Interaktion eines Roboters mit
der Umgebung eine wesentliche Voraussetzung für eine große Anzahl von realen Anwendungen.
Die Steuerung des Robotersystems kann direkt erfolgen, um gewünschte zeitabhängige
oder konstante Kontaktkräfte zu realisieren, oder indirekt, indem ein dynamisches
Verhalten des gesteuerten Roboters während der physischen Interaktion festgelegt wird,
z. B. durch Impedanz- oder Admittanzsteuerung. Die Interaktionskräfte resultieren
also indirekt aus der aktiven Steuerung der physikalischen Parameter des Roboters,
z. B. Trägheit, Dämpfung und Steifigkeit.
[0003] In der Robotik bezieht sich die Impedanzsteuerung auf eine Methode zur Steuerung
des Verhaltens von Robotern basierend auf ihrer Impedanz. Mit der Impedanzsteuerung
können Roboter auf unvorhergesehene Änderungen in ihrer Umgebung reagieren und sich
an unterschiedliche Aufgaben anpassen, indem sie ihre Impedanz dynamisch anpassen.
Dies ermöglicht es dem Roboter, sanft mit Objekten in Kontakt zu treten und ihre Bewegungen
zu steuern, um die gewünschten Aufgaben auszuführen.
[0004] Im Allgemeinen wurde der Ansatz der Impedanzsteuerung in der Robotik im Laufe der
letzten Jahrzehnte entwickelt und ausgiebig eingesetzt. Das Konzept ermöglicht eine
aktive Nachgiebigkeit zur Bewältigung von Umweltunsicherheiten und kann eine passive
Interaktion ermöglichen. Bei der klassischen Impedanzsteuerung kann man gezielt gewünschte
Kräfte und Momente auf die Umgebung ausüben, indem man entweder die gewünschte Position
(virtuelle Position) verschiebt oder eine Vorwärtskraft zusätzlich zur nominalen Steuerungsaktion
hinzufügt. Das bedeutet, dass die externen Kräfte auf dieser Ebene des Reglerentwurfs
nicht explizit berücksichtigt werden.
[0005] Bei Steuerungen von Robotersystemen mit indirekter Kraftsteuerung legt die Umgebung
dem robotischen Endeffektor geometrische Beschränkungen auf.
[0006] Der Endeffektor ist der Teil des Roboters, der mit der Umgebung interagiert. Er kann
eine Vielzahl von Formen und Funktionen haben, abhängig von der Anwendung und dem
spezifischen Bedarf. Ein Endeffektor kann ein Gerät oder Werkzeug sein. Er kann am
Ende eines Roboterarms angeordnet sein. Mit einem Endeffektor kann beispielsweise
eine bestimmte Aufgabe ausgeführt werden. Beispiele für Endeffektoren können Greifer,
Werkzeuge oder andere Einrichtungen sein.
[0007] Ungenauigkeiten im Modell der Umgebung können zu hohen Kontaktkräften führen, da
die gewünschte Kraft indirekt über den Sollwert eines Impedanzreglers erreicht wird.
Um die gewünschten Kräfte präzise aufzubringen, müssen die Geometrie und die Lage
der Umgebung (Oberfläche) mit hoher Genauigkeit bekannt sein, was in vielen realen
Anwendungen nahezu unmöglich ist.
[0008] Im Gegensatz dazu bietet die Steuerung des Robotersystems mit direkter Kraftkontrolle
definierter Interaktionen. Ein detailliertes Umgebungsmodell ist dabei in der Regel
nicht verfügbar. Die direkte Kraftsteuerung ist eine Methode zur Steuerung des Roboters,
die auf der Messung von Kräften und Momenten basiert, die auf den Endeffektor einwirken.
Die direkte Kraftsteuerung ermöglicht eine präzise Kontrolle des Endeffektors durch
Eingabe von Kraft- oder Drehmomentbefehlen. In der Praxis ist eine direkte Kraftsteuerung
in bestimmten Richtungen der Aufgabe oft wünschenswert, während in anderen Richtungen
eine präzise Bewegungssteuerung erforderlich ist. Bekannt sind hybriden Strukturen
der Positions- und Kraftsteuerung, die eine direkte Kraftsteuerung in eingeschränkten
Aufgabenrichtungen ermöglichen.
[0009] Es besteht jedoch zunehmend Bedarf, die Verfahren und Robotersysteme zum Steuern
einer Robotereinrichtung zu verbessern.
[0010] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher ein Robotersystem und eine Robotersystemsteuerung
zu schaffen, das bzw. die verbessert ist.
[0011] Zur Lösung dieser Aufgabe dienen die Merkmale der Ansprüche 1 und 8.
[0012] Die Erfindung sieht in vorteilhafter Weise vor, dass die Robotersteuerungseinrichtung
den Roboter mittels einer erweiterten kartesische Impedanzsteuerung steuert, bei der
eine hybride Impedanz-Kraft-Steuerung durchgeführt wird, wobei ein nachgiebiges Verhalten
mittels Impedanzsteuerung in zumindest einer freien Bewegungsrichtung und eine direkte
Kraftsteuerung in zumindest einer eingeschränkten Richtungen ausgeführt wird, wobei
bei der direkten Kraftsteuerung die dynamische Effekte, die aufgrund der Bewegung
des Endeffektors auftreten, berücksichtigt werden.
[0013] Bei einigen Manipulationsaufgaben ist es von Vorteil, schnelle Bewegungen auszuführen,
während die Robotereinrichtung gleichzeitig eine bestimmte Teilaufgabe der Interaktion
ausführt. Das Polieren, Wischen und Finishen von Oberflächen sind typische Aufgaben,
bei denen eine gewünschte Kontaktkraft in Normalrichtung auf die Oberfläche gehalten
werden sollen. Die vorliegende Erfindung hat den Vorteil, dass es nun möglich ist
solche Aufgaben, die auch physische Interaktion beinhalten, mit hoher Geschwindigkeit
auszuführen. Die vorliegende Erfindung hat den Vorteil, dass das Kontaktverhalten
bei schneller Bewegung feinfühlig geregelt werden kann. Gemäß der vorliegenden Erfindung
werden dynamischen Effekte in den Steuerungsentwurf einbezogen. Im Gegensatz dazu
bewegen sich bereits bekannte Roboter bei Kraftregelungsaufgaben nur langsam oder
sind stationär.
[0014] Üblicherweise wird der Operationsraum des Robotersystems durch eine Selektionsmatrix
in Bewegungs- und Kraftunterräume unterteilt, um die Position in der ungebundenen
Aufgabenrichtung zu steuern. Die Formulierung ermöglicht die Zuweisung von Beschränkungen
im Aufgabenraum. Sie kann auch als gemischte direkte und indirekte Kraftsteuerung
interpretiert werden, da das vorgeschlagene Schema eine genauere Kraftverfolgung in
eingeschränkten Richtungen und ein nachgiebiges Verhalten in den freien Aufgabenrichtungen
aufweist.
[0015] Gemäß der vorliegenden Erfindung werden die geschwindigkeitsabhängigen Kopplungsterme
bei der Ausführung schneller Bewegungen berücksichtigt. Darüber hinaus kanne eine
Entkopplung von den angewandten Steuerungsaktionen in den Bewegungsrichtungen erfolgen
und die Wirkung externer Kräfte kompensiert werden.
[0016] Gemäß der vorliegenden Erfindung ist eine erweiterte kartesische Impedanzsteuerung
vorgesehen, die die Kraftverfolgung auf hybride Weise ermöglicht. Die vorgeschlagene
hybride Impedanz-Kraft-Steuerung zeichnet sich durch ein nachgiebiges Verhalten in
der freien (Bewegungs-)Richtung und eine direkte Kraftsteuerung in den eingeschränkten
Richtungen aus. Es können Einschränkungen für bestimmte Richtungen in Bezug auf den
Endeffektor des Roboters auferlegt werden. Die Erfindung bietet eine dynamische Entkopplung
zwischen den Kraft- und Bewegungsrichtungen.
[0017] Die dynamischen Effekte können im Regelungsgesetz für die direkte Kraftsteuerung
zumindest mit dem folgenden Term berücksichtigt werden:

[0018] Das Regelungsgesetz für die direkte Kraftsteuerung kann wie folgt lauten:

Wobei
JΦ̇ die Jabobimatrix JΦ̇(q) ist und

entspricht,
J̇Φ̇ die Ableitung von JΦ̇ ist,

die transponierte Matrix von JΦ̇ ist
wobei Φ(q) für die kinematischen, holonomen Randbedingungen

am Endeffektor steht,
M = M(q), wobei

ist und M(q) die Trägheitsmatrix ist,

, wobei

die Coriolis-/Zentrifugalmatrix ist,
q̇ die Ableitung von q ist, wobei

ist und für den Vektor der n-gelenkseitigen Positionen steht.
[0019] In dem Regelungsgesetz kann für die direkte Kraftsteuerung die dynamische Kopplung
mit den äußeren Kräften in den freien Bewegungsrichtungen und im Nullraum kompensiert
werden.
[0020] Die direkte Kraftsteuerung kann dann eingesetzt wird, wenn der Kontakt zur Umgebung
bereits hergestellt ist.
[0021] Beim Übergang von Impedanzsteuerung zu direkter Kraftsteuerung kann der Übergang
fließend erfolgen, dadurch, dass ein Zwischensollwert verwendet wird, so dass sich
der Steuereingang nicht sofort ändert, wobei dies mit Hilfe von Aktivierungsvariablen
geschieht, die sich kontinuierlich von 0 auf 1 ändern.
[0022] Zur Reduzierung der stationären Fehler kann in der Kontaktkraft der folgende zusätzlich
Integralterm berücksichtigt wird

[0023] Gemäß der vorliegenden Erfindung kann ein Robotersystem zum Steuern einer Robotereinrichtung
vorgesehen sein, mit
- einer Robotereinrichtung mit Endeffektor, und
- einer Robotersteuerungseinrichtung zum Steuern der Robotereinrichtung, wobei die Robotersteuerungseinrichtung
dazu ausgebildet ist, den Roboter mittels einer erweiterten kartesische Impedanzsteuerung
zu steuern, bei der eine hybride Impedanz-Kraft-Steuerung durchführbar ist, wobei
ein nachgiebiges Verhalten mittels Impedanzsteuerung in zumindest einer freien Bewegungsrichtung
und eine direkte Kraftsteuerung in zumindest einer eingeschränkten Richtungen ausführbar
ist, wobei bei der direkten Kraftsteuerung die dynamische Effekte, die aufgrund der
Bewegung des Endeffektors auftreten, berücksichtigt sind.
[0024] Die Robotersteuerungseinrichtung kann dazu ausgebildet sein, dass die dynamischen
Effekte im Regelungsgesetz für die direkte Kraftsteuerung zumindest mit dem folgenden
Term berücksichtigt werden:

[0025] Die Robotersteuerungseinrichtung kann dazu ausgebildet sein, dass das Regelungsgesetz
für die direkte Kraftsteuerung wie folgt lautet:

[0026] Die Robotersteuerungseinrichtung kann dazu ausgebildet sein, das Regelungsgesetz
auszuführen, bei dem für die direkte Kraftsteuerung die dynamische Kopplung mit den
äußeren Kräften in den freien Bewegungsrichtungen und im Nullraum kompensiert wird.
[0027] Die Robotersteuerungseinrichtung kann dazu ausgebildet sein, dass die direkte Kraftsteuerung
dann einsetzbar ist, wenn der Kontakt zur Umgebung bereits hergestellt ist.
[0028] Die Robotersteuerungseinrichtung kann dazu ausgebildet sein, dass beim Übergang von
Impedanzsteuerung zu direkter Kraftsteuerung der Übergang fließend erfolgt, dadurch,
dass ein Zwischensollwert verwendbar ist, so dass sich der Steuereingang nicht sofort
ändert, wobei dies mit Hilfe von Aktivierungsvariablen geschieht, die sich kontinuierlich
von 0 auf 1 ändern.
[0029] Die Robotersteuerungseinrichtung kann dazu ausgebildet sein, dass zur Reduzierung
der stationären Fehler in der Kontaktkraft der folgende zusätzlich Integralterm berücksichtigbar
ist

[0030] Im Folgenden wird unter Bezugnahme auf die Zeichnungen Ausführungsbeispiele der vorliegenden
Erfindung näher erläutert.
[0031] Es zeigen schematisch:
- Fig. 1
- zeigt ein Robotersystem, bei dem der Endeffektor eine gebogene Oberfläche poliert,
- Fig. 2
- zeigt die Ergebnisse einer ersten Simulation,
- Fig. 3
- zeigt Leistung der Kraftverfolgung gemäß der vorliegenden Erfindung,
- Fig. 4
- zeigt Versuch Nr. 2, bei dem die Bewegung auf einer ebenen Fläche mit bogenförmigem
Verlauf betrachtet wird,
- Fig. 5
- zeigt Versuch Nr. 3a, bei dem mit einer Robotereinrichtung 2 eine Oberfläche S schnell
poliert werden soll,
- Fig. 6
- zeigt die Trajektorien des Endeffektors,
- Fig. 7
- zeigt Ergebnisse zu Versuch gemäß Fig. 6,
- Fig. 8
- zeigt die Vorder- und dreidimensionale Ansichten der gewünschten bzw. tatsächlichen
Trajektorien,
- Fig. 9
- zeigt Versuch Nr. 4b (zeitlich veränderliches Kraftprofil).
[0032] Im Stand der Technik ist es bekannt, dass die Starrkörperdynamik eines Manipulators
eines Robotersystems mit n Freiheitsgraden (DOF) wie folgt ausgedrückt werden kann

[0033] Hierin steht der Vektor

für die n-gelenkseitigen Positionen. Die Gravitationseffekte wird durch

dargestellt, und

und

stehen jeweils für die Trägheits- und Coriolis-/Zentrifugalmatrizen. Das externe
Drehmoment wird durch
τext beschrieben und die verallgemeinerten Gelenkkräfte durch
τ beschrieben. Die Gelenkreibung wird in der Dynamik nicht explizit berücksichtigt
und es wird angenommen, dass sie durch modellbasierte oder beobachterbasierte Methoden
kompensiert wird. Die Gelenkkräfte werden im Folgenden als Steuereingänge angenommen.
Die aufgebrachten externen Momente und Kräfte (externe wrench)

werden durch eine Jacobi-Matrix

auf externe Gelenkmomente abgebildet, und zwar gemäß

wobei m=6 ist, wenn der gesamte kartesische Raum betrachtet wird. Die Geschwindigkeit

im Betriebsraum wird beschrieben durch die Abbildung

[0034] Dabei sind
χ̇ und
ω Translations- und Rotationsgeschwindigkeiten, und
Jχ̇ und Jω. stellen die zugehörigen linearen und rotatorischen Teile der Jacobimatrix dar. Das
nachgiebige Verhalten des Endeffektors kann durch die klassische Impedanzsteuerung
erreicht werden

wobei
Fimp der Aufgabenraum-Wrench (Aufgabenraum der Momente und Kräfte) zur Realisierung eines
gewünschten Feder-Dämpfer-Verhaltens und
V(
ẋ) die entsprechende positiv definite Potentialfunktion mit der virtuellen Federauslenkung
x̃ =
x - x ist, wobei
X und

die tatsächlichen und gewünschten Aufgaben-raumkoordinaten sind. Die positiv definite
Dämpfungsmatrix

wird in der Regel so ermittelt, dass eine kritische Dämpfung für unterschiedliche
Konfigurationen und verschiedene Einstellungen der kartesischen Steifigkeit erreicht
wird. Wenn der Roboter mit einer Drehmomenterfassung ausgestattet ist, kann die Rückkopplung
des Gelenkdrehmoments genutzt werden, um eine gewünschte Dynamik zu realisieren, z.
B. um die Motorträgheit zu verringern, eine Drehmomentschnittstelle auf der Gelenkseite
bereitzustellen und Schwingungen zu dämpfen. Dies hat sich als vorteilhafte Steuerungsstrategie
erwiesen, wenn die Gelenkflexibilität beim Steuerungsentwurf berücksichtigt wird.
[0035] Im Falle von Umgebungsbeschränkungen ist die Regulierung der direkten Wechselwirkungskraft
von Vorteil und in vielen Anwendungen wünschenswert. Die gewünschte Kraft kann einfach
aufgebracht werden durch

oder, wie üblich, mit einer expliziten Kraftrückkopplungsschleife als

wobei

den wrench-Fehler des Endeffektors darstellt,
Kfp,
Kfd und
Kfi positiv-definite proportionale, Ableitungs- bzw. Integralverstärkungsmatrizen sind.
Darüber hinaus ist
τf das erzeugte Gelenkmoment zur aktiven Erreichung der gewünschten Kraft. Im Prinzip
bietet dies eine verbesserte kartesische Kraftverfolgung und einen geringeren stationären
Fehler aufgrund der der propositional-integralen Aktionen. Die dynamischen Effekte
des Roboters in (7) werden oft vernachlässigt, da sich der Roboter typischerweise
bei Interaktionsaufgaben mit spezifischen Kraftcharakteristiken sehr langsam (oder
sogar stationär) bewegt. Verschiedene Ansätze können verwendet werden, um eine reine
Kraftsteuerung in einer bestimmten Aufgabenrichtung zuzuweisen und die kombinierte
Wirkung der Impedanzkontrolle wie in (6)-(7) zu entfernen. Zum Beispiel durch Aufteilung
des Aufgabenraumes durch eine Auswahlmatrix oder setzen der jeweiligen Richtungssteifigkeit
auf Null und Anwendung einer einfachen Überlagerung.
[0036] Die Kontrolle der Kontaktkraft auf beliebigen Oberflächen ist ein kritischer Aspekt
in vielen Service- und Industrieroboteranwendungen. Dabei wird die im Stand der Technik
bekannte Impedanzsteuerung intensiv für physikalische Interaktionsaufgaben eingesetzt.
Die Berücksichtigung der geometrischen Bedingungen ist vorteilhaft, wenn eine präzise
physikalische Interaktionskraft erwünscht ist. Die vorliegende Erfindung verwendet
eine erweiterte kartesische Impedanzsteuerung, die die Kraftverfolgung auf hybride
Weise ermöglicht. Die vorgeschlagene hybride Impedanz-Kraft-Kontrolle zeichnet sich
durch ein nachgiebiges Verhalten in der freien (Bewegungs-) Richtung und eine direkte
Kraftkontrolle in den eingeschränkten Richtungen. Die Formulierung erlaubt es, Einschränkungen
für bestimmte Richtungen in Bezug auf den Endeffektor des Roboters aufzuerlegen. Die
vorgeschlagene Erfindung bietet eine vorzugsweise vollständige dynamische Entkopplung
zwischen der Kraft- und Bewegungsrichtungen. Im Folgenden wird die Effektivität der
Erfindung bei der Anwendung hochdynamischer Bewegungen bei gleichzeitiger präziser
Regelung der Kontaktkräfte mit unbekannten Oberflächen gezeigt.
[0037] Bei ausreichender Kenntnis der Umgebungsgeometrie sollte die Robotereinrichtung in
der Lage sein, die gewünschten Interaktionskräfte auch bei hochdynamischen Bewegungen
genau auszuüben. Der Operationsraum des Endeffektors soll die Dimension
m <
n. haben. Im Standardfall des vollständigen kartesischen Raums am Endeffektor
m = 6 umfasst drei Translationfreiheitsgrade und drei Rotationsfreiheitsgrade. Außerdem
werden diesem Operationsraum kinematische Beschränkungen der Dimension
c < m auferlegt. Da das betrachtete System in Bezug auf den Endeffektor kinematisch redundant
ist, existiert ein zusätzlicher Nullraum der Dimension
p =
n -
m der zur gleichzeitigen Ausführung komplementärer Teilaufgaben genutzt werden kann.
[0038] Wenn das System kinematisch redundant ist, bedeutet dies, dass das System mehr Gelenke
oder Freiheitsgrade aufweist, als für die Ausführung einer bestimmten Aufgaben erforderlich
ist.
[0039] Fig. 1. Zeigt ein erfindungsgemäße Robotersystem 1. Das Robotersystem 1 weist eine
Robotersteuerungseinrichtung 6 und eine Robotereinrichtung 2 auf. Die Robotereinrichtung
2 weist einen Endeffektor 4 auf. Das Konzept der eingeschränkten kartesischen Impedanzsteuerung
lässt sich veranschaulichen, indem eine Normalkraft in Normalkraftrichtung auf eine
Objektoberfläche S ausgeübt wird. Die Bewegung des Endeffektors wird durch die Umgebung
in Richtung der Oberflächennormalen eingeschränkt, während der kartesische Impedanzregler
in den übrigen Richtungen (Bewegungsrichtung) arbeitet. Darüber hinaus kann ein Nullraum
mit verschiedenen Dimensionen existieren.
[0040] Die kinematischen, holonomen Randbedingungen

am Endeffektor können wie folgt formuliert werden

wobei die Konstante

ist und
Φ(
q) eine Funktion mit konstantem Gradienten ist und als doppelt differenzierbar angenommen
wird. Ohne Verlust an Allgemeinheit wird eine starre Umgebung betrachtet. Aufgrund
von (8) kann man die Nebenbedingung wie folgt darstellen

mit der Jacobimatrix

darstellen. Bezeichnen wir

die verbleibenden, unbeschränkten Operationsraumkoordinaten mit der entsprechenden
Jacobimatrix. Gemäß der obigen Spezifikation können die lokalen Nullraumgeschwindigkeiten

unter Verwendung des Standard-
[0041] Aufgabenhierarchierahmens durch eine Jacobimatrix

abgeleitet werden. Die gestapelte Jacobimatrix

ist gegeben durch

von der angenommen wird, dass sie im betrachteten Arbeitsraum invertierbar ist. Aufgrund
der kinematischen Einschränkung
Φ̇ =
0 aus (9) ergibt die Lösung von (10) für
q̇ 
mit

dem Rang
n -
c. Die Abhängigkeiten von den Zuständen werden in den meisten Notationen aus Gründen
der Lesbarkeit weggelassen. Die Bewegungsgleichungen (1) können umformuliert werden
zu

[0042] Dabei ist

die Trägheitsmatrix für das eingeschränkte System und
C' =
ATMA +
ATCA bezeichnet die Coriolis- und Zentrifugalmatrix. Man beachte, dass die verallgemeinerten
externen Kräfte
τext umformuliert wurden, um Wechselwirkungen in Bezug auf die Koordinaten
Φ̇,
ẋ und
v durch die jeweiligen zusammengefassten, verallgemeinerten Kräfte zu beschreiben:

[0043] In der Beschränkungsrichtung gibt es keine Bewegung. Die dynamischen Kopplungen sind
jedoch weiterhin von Interesse, da sie das Kontaktverhalten beeinflussen.
[0044] Betrachten wir (9) auf der Ebene der Beschleunigung,

und der Substitution von (1) und (13) kann man die vorhergesagte modellbasierte Kraft

in Zwangsrichtung wie folgt berechnen

mit

. Die Steuerungsaktionen können wie folgt formuliert werden

umfassend die Schwerkraftkompensation, die Aufgabenkontrollaktion
τẋ für den unbeschränkten Endeffektorraum,
τυ für den Nullraum und die Kontrollaktion
τΦ̇ in Beschränkungsrichtung. Die gewünschten Aufgaben-Raumkoordinaten für den unbeschränkten
Raum am Endeffektor werden durch

beschrieben, und der jeweilige Fehler wird durch
x̃ = x -
xdes(t) bezeichnet. Die Aufgabenspezifikation wird durch die Steifigkeits- und Dämpfungsmatrizen

charakterisiert, während die natürliche Trägheit mit (16) erhalten bleibt. Darüber
hinaus sind

die Trägheit im Aufgabenraum und die Coriolis- bzw. Zentrifugalmatrizen. Die kinematische
Redundanz des Roboters kann genutzt werden, um eine parallele Sekundäraufgabe im Nullraum
der Endeffektoraufgabe zu erreichen. Die Nullraumebene erfordert den dynamisch konsistenten
Nullraumprojektor

und die Aufgabenkraft

. Um die Kraftverfolgung zu realisieren, muss (15) das gewünschte, zeitabhängige Kraftprofil

ergeben, das den Wechselwirkungskräften entgegenwirkt als

[0045] Setzt man (16)-(18) ein und substituiert (20) in (15), so erhält man

wobei
JΦ̇ die Jabobimatrix JΦ̇(q) ist und

entspricht,
JΦ̇' die Ableitung von JΦ̇ ist,

die transponierte Matrix von JΦ̇ ist
wobei Φ(q) für die kinematischen, holonomen Randbedingungen

am Endeffektor steht,
M = M(q), wobei

ist und M(q) die Trägheitsmatrix ist,

, wobei

die Coriolis-/Zentrifugalmatrix ist,
q̇ die Ableitung von q ist, wobei

ist und für den Vektor der n-gelenkseitigen Positionen steht.
[0046] Einer der Hauptunterschiede der vorliegenden Erfindung bei der Kraftverfolgung ist
die letzte Komponente in (21), die besonders bei hochdynamischen Bewegungen, wie sie
in den Experimenten gezeigt werden, relevant wird. Man beachte, dass bei reibungsfreien
Kontakten und dem Fehlen von externen Kräften in x- und
v-Richtung die Terme

und

in (21) verschwinden, was die Regelungsrückführung erheblich vereinfacht. Insbesondere
kompensiert der dritte Term des Regelgesetzes die dynamische Kopplung mit den äußeren
Kräften in den freien Bewegungsrichtungen und im Nullraum. Darüber hinaus kann ein
zusätzlicher Integralterm dazu beitragen, die stationären Fehler in der Kontaktkraft
zu reduzieren.

[0047] Die Rückkopplung

kann leicht mit einem modernen Design eines externen Beobachters für den Endeffektor
implementiert werden. Darüber hinaus ist das erhaltene Regelgesetz (21) in Richtung
der Kontaktkraft frei von Verstärkungen, was einen Vorteil in Bezug auf den Abstimmungsaufwand
darstellt. Fig. 1 veranschaulicht ein konzeptionelles Szenario, bei dem die kinematische
Beschränkung in der Normalrichtung des Endeffektors aktiv ist und die unbeschränkte
Aufgabe durch die Bewegung des Endeffektors gegeben ist (z. B. die Verfolgung eines
bestimmten Profils). Die lokale Nullraumgeschwindigkeit v stellt das eindimensionale
Nullraumverhalten dar. Falls, wie es beim Stand der Technik siehe (7) üblich war,
keine dynamische Entkopplung durch die Steuerung erfolgt, sind bei hochdynamischen
und schnellen Bewegungen Kraftfehler zu erwarten. Infolgedessen können Abweichungen
der Kontaktkraft zu höheren Gelenkmomenten und Geschwindigkeiten führen, die die Sättigungsgrenzen
erreichen, insbesondere wenn Stöße mit der Zwangsoberfläche auftreten. Dies führt
dazu, dass die rückgekoppelten Regelungsgewinne nur lokal gültig sind und auf bestimmte
Aufgabengeschwindigkeiten abgestimmt werden. Im Gegensatz dazu vermeidet das in (16)
vorgeschlagene Regelgesetz solche Probleme, da eine dynamische Entkopplung, vorzugsweise
eine vollständige dynamische Entkopplung, erreicht wird.
[0048] In der Regel wird der Kraftregler nicht ständig benötigt, sondern nur dann eingesetzt,
wenn der Kontakt zur Umgebung bereits hergestellt ist. Um einen kontinuierlichen und
fließenden Übergang zwischen Kraft- und Impedanzregelung zu erreichen, kann ein Zwischen-Sollwert
eingeführt werden. Ein schneller Übergang zwischen verschiedenen Steuerungsaktionen
kann zu einem diskontinuierlichen Verhalten der vorgegebenen Gelenkmomente führen.
Um diese Diskontinuität zu vermeiden, kann ein Zwischensollwert verwendet werden,
so dass sich der Steuereingang nicht sofort ändert. Dies geschieht mit Hilfe von Aktivierungsvariablen,
die sich kontinuierlich von 0 auf 1 ändern und angeben, welcher Regler auf sanfte
Weise ausgewählt wird. Bei ausreichender geometrischer Kenntnis der Umgebung kann
man die Verstärkungen des Impedanzreglers in den freien Bewegungsrichtungen erhöhen
(höhere Steifigkeitswerte einstellen), da die Wechselwirkungen in diesen Richtungen
weniger wahrscheinlich sind. Auf diese Weise lässt sich auf der Ebene des Endeffektors
eine bessere Leistung bei der Verfolgung der Trajektorienposition erzielen.
[0049] Die vorliegende Erfindung wird in Simulationen und Experimenten an einem DLR-KUKA
LWR-IV+ Roboter getestet. Ein kartesischer Impedanzregler wird verwendet, um den anfänglichen
Kontakt zwischen dem Roboter-Endeffektor und der Oberfläche zu schließen. In dem vorgeschlagenen
Rahmen werden sowohl die Kraft- als auch die Impedanzsteuerung der gleichen Prioritätsebene
zugeordnet. Die Interaktionskraft kann aus verschiedenen Quellen berechnet werden,
z. B. über einen erweiterten momentum-basierten Beobachter, um die Kontaktkraft direkt
im Aufgabenraum zu messen.
[0050] Fig. 2 zeigt die Ergebnisse einer ersten Simulation (Simulation Nr. 1). Es wird eine
konstante Sollkraft in z-Richtung auf den Endeffektor aufgebracht, während eine kreisförmige
Kreisbewegung in x/y-Richtung ausgeführt wird. Im oberen Diagramm der Fig. 2 sind
die Soll- und Ist-Positionen eingezeichnet. Das untere Diagramm der Fig. 2 zeigt den
Kraftfehler mit (16), (6) und (16) ohne den geschwindigkeitsabhängigen Term.
[0051] In der Simulation Nr. 1 wird eine Aufgabe gestellt, bei der der Manipulator schnelle
Bewegungen in der x-y-Ebene (freie Richtungen) ausführt und eine gewünschte Kontaktkraft
auf die Oberfläche ausübt (normale/beschränkte Richtung). Die gewünschten und tatsächlichen
Trajektorien sind in Fig. 2 (oberes Diagramm) zusammen mit den entsprechenden Kraftfehlern
(unteres Diagramm) dargestellt. Theoretisch gesehen zeigt der vorgeschlagene Ansatz
einen Fehler von Null, da eine vollständige dynamische Kompensation erreicht wird.
Darüber hinaus wird die Wirkung der geschwindigkeitsabhängigen Terme im gesamten Hybridregler
hervorgehoben, indem die letzte Komponente der Regelungsrückführung
q̇in (21) auf Null gesetzt wird.
[0052] Simulation bzw. Versuch Nr. 1 demonstriert die Leistung der Kraftverfolgung gemäß
der vorliegenden Erfindung durch die Steuerung der normalen Kontaktkraft entlang einer
ebenen Oberfläche und die gleichzeitige Ausführung einer hochdynamischen gewünschten
Bewegungstrajektorie. Die tatsächliche und die gewünschte Trajektorie sind in Fig.
3 dargestellt, wobei die maximale Endeffektor-Translationsgeschwindigkeitsnormwerte
;zt; 0.55 m/s betragen können. Wobei die Kraftverfolgungsleistung (oberes Diagramm),
die Position und die Geschwindigkeit der angewandten Trajektorie bzw. die euklidischen
Normen der kartesischen Geschwindigkeit aufgetragen sind. In diesem Fall erreichte
der Roboter eine beträchtliche Translationsgeschwindigkeit, wie in Fig. 3 anhand der
Geschwindigkeitsnorm ∥χ̇∥gezeigt wird.
[0053] Bemerkenswert ist, dass die vorgeschlagene Methode im Vergleich zur konventionellen
Technik eine bessere Kraftverfolgungsleistung aufweist. Der verbleibende Kraftfehler
in der vorgeschlagenen Methode ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass das Kraftkontrollgesetz
auf der Grundlage einiger idealer Annahmen wie der Interaktion mit starren Umgebungen
und keiner Flexibilität im Robotersystem ermittelt wurde. Diese nicht modellierte
Dynamik kann als Störung behandelt werden, und ein zusätzlicher Integrator, z. B.
(22), könnte ausreichen, um mit diesen unvorhersehbaren Fehlern umzugehen und die
Robustheit gegenüber Kraftabweichungen im stationären Zustand zu erhöhen. Man beachte,
dass die Reibungskräfte (z. B. die Oberflächenreibung) bereits durch die Rückkopplung
der externen Kräfte

im Aufgabenraum (21) berücksichtigt werden.
[0054] Fig. 4 zeigt Versuch Nr. 2. Dort wird die Bewegung auf einer ebenen Fläche mit bogenförmigem
Verlauf betrachtet, um die Auswirkungen der Wahl der Regelverstärkungen zu untersuchen.
Die Leistung der Kraftnachführung ist für den Fall enthalten, dass die Regelverstärkungen
in (7) und (22) auf Null gesetzt werden, siehe oberes Diagramm. Die Position und die
Geschwindigkeit der gewünschten und der tatsächlichen Trajektorien sind im zweiten
und dritten Diagramm dargestellt. Die euklidische Norm der Endeffektor-Geschwindigkeit
ist im vierten Diagramm dargestellt. Das untere Diagramm zeigt die zweidimensionale
Ansicht der gewünschten (schwarz) und der tatsächlichen (blau) Trajektorie.
[0055] Versuch Nr. 2 wird durchgeführt, um die Auswirkungen der Einbeziehung von Verstärkungen
in den Kraftregelkreis gemäß (7) zu überprüfen. Es ist erwähnenswert, dass die Einbeziehung
von Kraftrückkopplungsverstärkungen die Fähigkeit, sich mit hoher Geschwindigkeit
zu bewegen, aufgrund des Vorhandenseins von Instabilitäten verringert, die durch die
zusätzliche Steuerungsaktion (PI/PID) im Zusammenhang mit den Abweichungen der Kontaktkraft
verursacht werden. Der Endeffektor, folgt im Versuch Nr. 2 einer einfachen bogenförmigen
Trajektorie, für einen Vergleich mit dem Stand der Technik, siehe Fig. 4. Die Parameter
werden so eingestellt, dass die bestmögliche Leistung des Ansatzes gemäß dem Stand
der Technik (konventioneller Ansatz) in Bezug auf den Kontaktkraftfehler zu erreichen.
Erwartungsgemäß verringerten die Kraftregelungsgewinne den Fehler im stationären Zustand
und die dynamischen Kraftschwankungen, allerdings auf Kosten der Ausführung der Bewegung
mit geringerer Geschwindigkeit. Dennoch zeigt der vorgeschlagene Ansatz einen geringeren
Kraftfehler als die konventionelle Methode.
[0056] Fig. 5 zeigt Versuch Nr. 3a. Es ist eine Robotereinrichtung 2 dargestellt, mit der
eine Oberfläche S schnell poliert werden soll. Der Bewegungsablauf für die konventionelle
Methode (obere Reihe) und den erfindungsgemäßen Ansatz (untere Reihe) sind dargestellt.
Dabei ist deutlich, dass bei der konventionellen Methode häufig der Kontakt zu der
gekrümmten Oberfläche verloren wird (mit rotem x markiert), wohingegen gemäß der vorliegenden
Erfindung (untere Reihe) der Kontakt zu der gekrümmten Oberfläche gehalten werden
kann.
[0057] In Versuch Nr. 3 wird die Fähigkeit zur Durchführung einer hochdynamischen Bewegung
auf der Oberfläche eines gekrümmten Objekts veranschaulicht. Die Aufgabe stellt ein
Hochgeschwindigkeits-Polierszenario dar, bei dem die Kontaktkraft auf einer gekrümmten
Oberfläche aufrechterhalten wird. Fig. 5 zeigt eine Fotoserie zu verschiedenen Zeitpunkten
für die durchgeführte Aufgabe mit der klassischen Methode (obere Reihe) und dem erfindungsgemäßen
Ansatz (untere Reihe). Es ist deutlich zu erkennen, dass die Anwendung der klassischen
Methode eine hohe Abweichung in der Richtung der Oberflächennormalen verursacht, da
der Kontakt zum Zielobjekt verloren geht.
[0058] Die Trajektorien des Endeffektors sind in Fig. 6 dargestellt. Bemerkenswert ist,
dass der Kontaktverlust mehrmals während der Trajektorie auftritt und zu Stößen mit
der Oberfläche führt, siehe Fig. 6. Der vorgeschlagene Ansatz zeigt, dass bei der
vorliegenden Erfindung die Kraftregulierung deutlich verbessert ist bei einer dynamisch
anspruchsvollen Trajektorie auf einer gekrümmten Oberfläche. Die berührungslosen Phasen
sind in Fig. 7 hervorgehoben (schattierte Bereiche) und können mit der euklidischen
Norm der Gelenkgeschwindigkeiten ∥
q̇∥ (Abbildung 6 der Fig. 7) in Verbindung gebracht werden. Interessanterweise führen
die hohen Geschwindigkeiten zu den Phasen des Kontaktverlusts (Abheben) auch bei ähnlicher
Geschwindigkeit im Aufgabenraum, siehe Abbildung 5 der Fig.7. Die Kraftverfolgung
des Endeffektors ist in Abbildung 1 von Fig. 7 dargestellt. Die Position und Geschwindigkeit
der angewandten Trajektorie, ausgedrückt in der Roboterbasis, sind in den Abbildungen
2 und 3 der Fig. 7 dargestellt. Die Norm der Translationsgeschwindigkeit des Endeffektors
ist in Abbildung 4 der Fig. 7 dargestellt, die Norm der Rotationsgeschwindigkeit in
Abbildung 5 der Fig. 7, die Geschwindigkeitsnorm im Gelenkraum in Abbildung 6 der
Fig. 7 und die Positionsabweichung zwischen Werkzeug und Oberfläche (der Abstand entlang
der der Oberflächennormale) in der unteren Abbildung dargestellt. Geometrisch gesehen
ist die gesamte gewünschte Translationsgeschwindigkeit über die gekrümmte Oberfläche
annähernd konstant. Die Rotationsgeschwindigkeit ändert sich jedoch kontinuierlich
entlang der angewandten Trajektorie durch den Effekt der Krümmungsänderung in Bezug
auf die Bewegung des Endeffektors. Das bedeutet, dass die betrachtete Trajektorie
eine konstante Krümmung erreicht, wenn die Bewegung des Endeffektors rein in x-Richtung
erfolgt (vollständig in x-Richtung ausgerichtet) und hohe Werte, wenn die Bewegung
in senkrechter Richtung erfolgt. Die maximale Gelenkraumkrümmung von ≈ 2.9 rad/s liegt
sehr nahe an der Sättigungsgrenze, während die Spitzenwerte der Rotationsgeschwindigkeit
im Aufgabenraum liegen. Während der hochdynamischen Phasen zeigt der vorgeschlagene
Ansatz eine deutlich bessere Nachführleistung bei der Regelung der Kontaktkraft.
[0059] Fig. 8 zeigt Versuch Nr. 4a (variable Sollkraft). Bei diesem Versuch wird eine komplexe
Trajektorie auf das Objekt beim Oberflächenpolieren angewendet. Die gewünschte Normalkraft
(Anpressdruck) wird gleichzeitig über die Zeit variiert. Die oberen und unteren Abbildungen
der Fig. 8 zeigen die Vorder- und dreidimensionale Ansichten der gewünschten bzw.
tatsächlichen Trajektorien.
[0060] Fig. 9 zeigt Versuch Nr. 4b (zeitlich veränderliches Kraftprofil). Bei diesem Versuch
wird die gewünschte Kontaktkraft zwischen 5 und 10 N variiert. Der Kraftverfolgungsfehler
ist in der oberen Abbildung dargestellt, gefolgt von der gewünschten und der tatsächlichen
(gemessenen) Kraft. Die in polaren/zylindrischen Koordinaten ausgedrückte Trajektorie
ist in Abbildung 3 der Fig. 9 dargestellt, und die Geschwindigkeitsnormen der Aufgabe
sind in der unteren Abbildung dargestellt.
[0061] Die Bewertung wie erfolgreich die Kraftverfolgung in Versuch Nr. 4 ist, erfolgt durch
Vorgabe der gewünschten Kraft Trajektorie und die gleichzeitige Verfolgung eines bestimmten
Pfades auf einer gekrümmten Oberfläche. Fig. 8 zeigt die dreidimensionale Ansicht
der gewünschten und der tatsächlichen Position für die konventionelle bzw. die erfindungsgemäße
Methode. Die Trajektorie wird durch einen zylindrischen Winkel, und die Längsachse
x ausgedrückt, so dass eine visuelle Trennung zwischen dem Bewegungs- und den Kraftteilräumen
erhalten wird. Die zeitlich veränderliche Krafttrajektorie und der Kraftverfolgungsfehler
des Endeffektors sind in den Abbildungen 1 und 2 von Fig. 9 dargestellt. Die Position
der angewandten Trajektorie und die Translations- und Rotationsnormen des Aufgabenraums
Geschwindigkeitsnormen, ausgedrückt in der Roboterbasis, sind in den Abbildugen 3
bzw. 4 dargestellt.
[0062] Das Ziel der vorgeschlagenen Erfindung ist die Entkopplung von Kraft- und Bewegungsteilräumen.
Das Kontrollschema ermöglicht die gleichzeitige Verfolgung der Kontaktkraft und der
nachgiebigen Bewegung des Endeffektors unabhängig und auf derselben Prioritätsstufe.
Daher wurde der Regelungsentwurf durch einen modellbasierten Ansatz durchgeführt,
um die geschwindigkeitsabhängigen Terme vollständig zu kompensieren und auch die anderen
Steuerungsaktionen und externen Kräfte zu berücksichtigen. Die Vorteile der vorliegenden
Erfindung zeigen sich bei der Ausführung schneller Bewegungstrajektorien und der gleichzeitigen
Steuerung der Kontaktkraft. Die erfindungsgemäße Kontrollstruktur hat einen signifikanten
Effekt bei hochdynamischer Bewegungsausführung über gekrümmten Oberflächen im Vergleich
zum konventionellen Ansatz. Die experimentellen Ergebnisse bestätigen, dass die Berücksichtigung
der Geschwindigkeitsabhängigkeit im Kraftregelgesetz bei schnellen kraftgeregelten
Aufgaben vorteilhaft ist.
1. Verfahren zum Steuern einer Robotereinrichtung mit einem Endeffektor, wobei
- mittels einer Robotersteuerungseinrichtung die Robotereinrichtung gesteuert wird,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Robotersteuerungseinrichtung die Robotereinrichtung mittels einer erweiterten
kartesische Impedanzsteuerung steuert, bei der eine hybride Impedanz-Kraft-Steuerung
durchgeführt wird, wobei ein nachgiebiges Verhalten mittels Impedanzsteuerung in zumindest
einer freien Bewegungsrichtung und eine direkte Kraftsteuerung in zumindest einer
eingeschränkten Richtungen ausgeführt wird, wobei bei der direkten Kraftsteuerung
die dynamische Effekte, die aufgrund der Bewegung des Endeffektors auftreten, berücksichtigt
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die dynamischen Effekte im Regelungsgesetz für die direkte Kraftsteuerung zumindest
mit dem folgenden Term berücksichtigt werden:
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass das Regelungsgesetz für die direkte Kraftsteuerung wie folgt lautet:
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Regelungsgesetz für die direkte Kraftsteuerung die dynamische Kopplung mit
den äußeren Kräften in den freien Bewegungsrichtungen und im Nullraum kompensiert.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die direkte Kraftsteuerung dann eingesetzt wird, wenn der Kontakt zur Umgebung bereits
hergestellt ist.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass beim Übergang von Impedanzsteuerung zu direkter Kraftsteuerung der Übergang fließend
erfolgt, dadurch, dass ein Zwischensollwert verwendet wird, so dass sich der Steuereingang
nicht sofort ändert, wobei dies mit Hilfe von Aktivierungsvariablen geschieht, die
sich kontinuierlich von 0 auf 1 ändern.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass zur Reduzierung der stationären Fehler in der Kontaktkraft der folgende zusätzlich
Integralterm berücksichtigt wird
8. Robotersystem zum Steuern einer Robotereinrichtung mit
- einer Robotereinrichtung mit Endeffektor, und
- einer Robotersteuerungseinrichtung zum Steuern der Robotereinrichtung
dadurch gekennzeichnet,
dass die Robotersteuerungseinrichtung dazu ausgebildet ist, den Roboter mittels einer
erweiterten kartesische Impedanzsteuerung zu steuern, bei der eine hybride Impedanz-Kraft-Steuerung
durchführbar ist, wobei ein nachgiebiges Verhalten mittels Impedanzsteuerung in zumindest
einer freien Bewegungsrichtung und eine direkte Kraftsteuerung in zumindest einer
eingeschränkten Richtungen ausführbar ist, wobei bei der direkten Kraftsteuerung die
dynamische Effekte, die aufgrund der Bewegung des Endeffektors auftreten, berücksichtigt
sind.
9. Robotersystem nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass die Robotersteuerungseinrichtung dazu ausgebildet ist, dass die dynamischen Effekte
im Regelungsgesetz für die direkte Kraftsteuerung zumindest mit dem folgenden Term
berücksichtigt werden:
10. Robotersystem nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, dass die Robotersteuerungseinrichtung dazu ausgebildet ist, dass das Regelungsgesetz für
die direkte Kraftsteuerung wie folgt lautet:
11. Robotersystem nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Robotersteuerungseinrichtung dazu ausgebildet ist, das Regelungsgesetz auszuführen,
bei dem für die direkte Kraftsteuerung die dynamische Kopplung mit den äußeren Kräften
in den freien Bewegungsrichtungen und im Nullraum kompensiert wird.
12. Robotersystem nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Robotersteuerungseinrichtung dazu ausgebildet ist, dass die direkte Kraftsteuerung
dann einsetzbar ist, wenn der Kontakt zur Umgebung bereits hergestellt ist.
13. Robotersystem nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Robotersteuerungseinrichtung dazu ausgebildet ist, dass beim Übergang von Impedanzsteuerung
zu direkter Kraftsteuerung der Übergang fließend erfolgt, dadurch, dass ein Zwischensollwert
verwendbar ist, so dass sich der Steuereingang nicht sofort ändert, wobei dies mit
Hilfe von Aktivierungsvariablen geschieht, die sich kontinuierlich von 0 auf 1 ändern.
14. Robotersystem nach einem der Ansprüche 8 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, dass die Robotersteuerungseinrichtung dazu ausgebildet ist, dass zur Reduzierung der stationären
Fehler in der Kontaktkraft der folgende zusätzlich Integralterm berücksichtigbar ist