[0001] Die Erfindung betrifft eine Anordnung für eine Rotationsdruckmaschine, eine Rotationsdruckmaschine
sowie ein Verfahren zum Steuern eines Druckwerkes im Betrieb einer Rotationsdruckmaschine.
Hintergrund
[0002] Rotationsdruckmaschinen dienen dazu, ein Substrat mit einem gewünschten Motiv oder
Bild zu bedrucken. Hierzu weisen Rotationsdruckmaschinen eine Abwickel- und eine Aufwickelstation
des zu bedruckenden Substrates auf. Als Substrat kann beispielsweise Papier, Folie
oder ein ähnliches Material verwendet werden. Rotationsdruckmaschinen unterscheiden
sich in ihrer Anordnung von Druckwerken entlang des Materialflusses zwischen der Abwickel-
und der Aufwickelstation, wobei die Anordnung der Druckwerke zum Beispiel einer Reihenbauweise
oder eine Satelliten- oder Zentralzylinderbauweise entsprechend ausgeführt sein kann.
Mithilfe einer Rotationsdruckmaschine sind die folgenden Hauptdruckverfahren ausführbar:
Hoch-, Tief- und Flachdruck.
[0003] Im Dokument
EP 3 822 080 A1 sind ein Verfahren zum Ermitteln von Druckparametern einer Druckmaschine sowie ein
Teststand offenbart. Das Verfahren zum Ermitteln der Druckparameter einer Druckmaschine,
insbesondere einer Flexodruckmaschine sieht vor, dass zunächst eine Druckform bereitgestellt
und auf einen Druckzylinder montiert wird. Dann wird wenigstens ein hochaufgelöstes
Bild der Oberfläche der Druckform mittels einer 3D-Kamera aufgenommen. Anhand des
wenigstens einen hochaufgelösten Bildes wird ein Höhenprofil der Druckform ermittelt.
Daraufhin wird ein simuliertes Druckbild anhand des Höhenprofils und eines Ausgangssatzes
von Druckparametern berechnet. Schließlich werden optimierte Druckparameter mittels
Überprüfen und / oder Variieren der Druckparameter des Ausgangssatzes ermittelt. Hierzu
wird nach Variation der Druckparameter erneut ein simuliertes Druckbild berechnet.
Das Verfahren kann mithilfe eines Teststands durchgeführt werden. Dieser Stand der
Technik beschreibt, wie das Höhenprofil einer bereits existierenden Druckform bzw.
eines aus Druckformen zusammengesetzten Druckbildes mittels einer 3D-Kamera ermittelt
werden kann, um daraufhin ein simuliertes Druckbild anhand des erfassten Höhenprofils
zu berechnen.
Zusammenfassung
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Anordnung für eine Rotationsdruckmaschine, eine
Rotationsdruckmaschine sowie ein Verfahren zum Steuern eines Druckwerkes im Druckbetrieb
einer Rotationsdruckmaschine anzugeben, die einen verbesserten Betrieb der Rotationsdruckmaschine
ermöglichen.
[0005] Zur Lösung sind eine Anordnung für eine Rotationsdruckmaschine, eine Rotationsdruckmaschine
sowie ein Verfahren zum Steuern eines Druckwerkes im Druckbetrieb einer Rotationsdruckmaschine
nach den unabhängigen Ansprüchen 1, 12 und 13 geschaffen. Ausgestaltungen sind Gegenstand
von abhängigen Unteransprüchen.
[0006] Nach einem Aspekt ist eine Anordnung für eine Rotationsdruckmaschine geschaffen,
die Folgendes aufweist: ein Druckwerk, welches eine Druckwerkskomponente aufweist,
die im Betrieb des Druckwerkes schwingungsfähig und so zu einem Eigenfrequenzspektrum
des Druckwerkes beitragend ausgebildet ist; eine Lagervorrichtung, welche die Druckwerkskomponente
für den Betrieb drehbar aufnimmt und bei der ein erster Komponentenabschnitt auf einer
Seite der Druckwerkskomponente in einer ersten Lagereinrichtung und ein zweiter Komponentenabschnitt
auf einer gegenüberliegenden Seite der Druckwerkskomponente in einer zweiten Lagereinrichtung
drehbar angeordnet sind; und eine Einstelleinrichtung, die der Druckwerkskomponente
zugeordnet und eingerichtet ist, für die Druckwerkskomponente einen ersten Einstellzustand,
bei dem das Druckwerk im Betrieb ein erstes Eigenfrequenzspektrum aufweist, und einen
zweiten Einstellzustand einzustellen, bei dem das Druckwerk im Betrieb ein zweites
Eigenfrequenzspektrum aufweist, welches vom ersten Eigenfrequenzspektrum verschieden
ist.
[0007] Weiterhin ist eine Rotationsdruckmaschine mit der Anordnung geschaffen.
[0008] Nach einem weiteren Aspekt ist ein Verfahren zum Steuern eines Druckwerkes im Druckbetrieb
einer Rotationsdruckmaschine geschaffen, bei dem eine Rotationsdruckmaschine mit einer
Anordnung bereitgestellt wird, die Folgendes aufweist: ein Druckwerk, welches mit
einer Druckwerkskomponente gebildet ist, die im Betrieb des Druckwerkes schwingungsfähig
und zu einem Eigenfrequenzspektrum des Druckwerkes beiträgt; eine Lagervorrichtung,
welche die Druckwerkskomponente für den Betrieb drehbar aufnimmt und bei der ein erster
Komponentenabschnitt auf einer Seite der Druckwerkskomponente in einer ersten Lagereinrichtung
und ein zweiter Komponentenabschnitt auf einer gegenüberliegenden Seite der Druckwerkskomponente
in einer zweiten Lagereinrichtung drehbar angeordnet sind; und eine Einstelleinrichtung,
die der Druckwerkskomponente zugeordnet und eingerichtet ist, für die Druckwerkskomponente
einen ersten Einstellzustand, bei dem für das Druckwerk im Betrieb ein erstes Eigenfrequenzspektrum
ausgebildet wird, und einen zweiten Einstellzustand einzustellen, bei dem für das
Druckwerk im Betrieb ein zweites Eigenfrequenzspektrum ausgebildet wird, welches vom
ersten Eigenfrequenzspektrum verschieden ist. Weiterhin umfasst das Verfahren Folgendes:
Betreiben des Druckwerkes im Druckbetrieb der Rotationsdruckmaschine gemäß einer ersten
Betriebsart, in welcher für die Druckwerkskomponente mittels der Einstelleinrichtung
der erste Einstellzustand eingestellt wird und sich für das Druckwerk das erste Eigenfrequenzspektrum
ausbildet; Einstellen des zweiten Einstellzustands für die Druckwerkskomponente; und
Betreiben des Druckwerkes im Druckbetrieb der Rotationsdruckmaschine gemäß einer zweiten
Betriebsart, in welcher sich für das Druckwerk das zweite Eigenfrequenzspektrum ausbildet.
[0009] Die Anordnung für die Rotationsdruckmaschine sowie die Rotationsdruckmaschine mit
der Anordnung sehen eine Einstelleinrichtung vor, die eingerichtet ist, für eine Druckwerkskomponente
des Druckwerkes, die im Betrieb des Druckwerkes schwingungsfähig und so zum Eigenfrequenzspektrum
des Druckwerkes im Betrieb beitragend ausgebildet ist, unterschiedliche Einstellzustände
einzustellen, derart, dass aufgrund der unterschiedlichen Einstellzustände der Einstelleinrichtung
das Druckwerk im Betrieb verschiedene Eigenfrequenzspektren aufweist. Mit Hilfe der
Druckwerkskomponente zugeordneten Einstelleinrichtung ist es somit ermöglicht, den
Beitrag der Druckwerkskomponente zum (Gesamt-) Eigenfrequenzspektrum des Druckwerkes
zu verändern oder einzustellen, so dass das Druckwerk mit unterschiedlichen Eigenfrequenzspektren
betrieben werden kann. Dieses ermöglicht es zum Beispiel, je nach Druckaufgabe des
Druckwerkes für die Druckwerkskomponente ein bevorzugtes oder gewünschtes Eigenfrequenzspektrum
für den Betrieb einzustellen.
[0010] Die Einstelleinrichtung kann eingerichtet sein, zum Einstellen des ersten und des
zweiten Einstellzustandes, für einen Lagerabstand zwischen der ersten und der zweiten
Lagereinrichtung in Längsrichtung der Druckwerkskomponente einen ersten Lagerabstand
und wenigstens einen zweiten Lagerabstand einzustellen, welcher vom ersten Lagerabstand
verschieden ist. Die Einstelleinrichtung kann hierbei eingerichtet sein, den Lagerabstand
zwischen unterschiedlichen Einstellzuständen kontinuierlich oder diskontinuierlich
zu verändern, also zum Beispiel einer Rasterung von Lagerabständen entsprechend. Hierbei
erfolgt das Einstellen zwischen unterschiedlichen Lageabständen nicht kontinuierlich,
sondern in Teillagerabständen gemäß einer Rasterung.
[0011] Die erste Lagereinrichtung kann über eine erste Einstelllänge in Längsrichtung der
Druckwerkskomponente relativ zur Druckwerkskomponente und zur zweiten Lagereinrichtung
verlagerbar sein. Für die erste Einstelllänge kann eine kontinuierliche oder diskontinuierliche
Verstellbarkeit vorgesehen sein.
[0012] Die zweite Lagereinrichtung kann über eine zweite Einstelllänge in Längsrichtung
der Druckwerkskomponente relativ zur Druckwerkskomponente und zur ersten Lagereinrichtung
verlagerbar sein. Für die zweite Einstelllänge kann eine kontinuierliche oder eine
diskontinuierliche Verstellbarkeit vorgesehen sein.
[0013] Die erste und / oder die zweite Lagereinrichtung können jeweils unabhängig von der
anderen Lagereinrichtung in Längsrichtung der Druckwerkskomponente verlagerbar sein.
Das bedeutet insbesondere, dass eine Änderung der Einstellung einer der Lagereinrichtung
nicht eine Änderung der Einstellung der anderen Lagereinrichtung erzwingt oder zwingend
erfordert.
[0014] Eine Verlagerung der ersten oder der zweiten Lagereinrichtung kann jeweils eine erzwungene
Verlagerung der anderen Lagereinrichtung in Längsrichtung der Druckwerkskomponente
bewirken. Hierbei kann vorgesehen sein, dass eine Verlagerung oder geänderte Einstellung
der ersten Lagereinrichtung auch eine Verlagerung oder geänderte Einstellung der zweiten
Lagereinrichtung erzwingt. Dieses kann kombiniert sein mit einer Verlagerbarkeit der
zweiten Lagereinrichtung unabhängig von der ersten Lagereinrichtung, so dass beim
Verlagern der zweiten Lagereinrichtung keine Verlagerung der ersten Lagereinrichtung
erzwungen wird. Es kann alternativ auch vorgesehen sein, dass sowohl die Verlagerung
der ersten Lagereinrichtung wie auch die Verlagerung der zweiten Lagereinrichtung
jeweils eine erzwungene Verlagerung der anderen Lagereinrichtung bewirkt.
[0015] Der Lagerabstand kann zwischen dem ersten Lagerabstand und dem wenigstens einen zweiten
Lagerabstand stufenlos veränderbar sein.
[0016] Mittels der Einstelleinrichtung kann zum Einstellen des ersten und des zweiten Einstellzustands
für die erste und / oder die zweite Lagereinrichtung eine jeweilige Lagersteifigkeit
veränderbar sein.
[0017] Die erste und / oder die zweite Lagereinrichtung können mit einer hydraulisch einstellbaren
Lagereinrichtung gebildet sein, welche der Einstelleinrichtung zugeordnet ist. Die
hydraulische Lagereinrichtung kann eingerichtet sein, das mittels Verstellen oder
Einstellen der hydraulischen Lagereinrichtung eine Einstellung / Verstellung der Lagersteifigkeit
für die erste und / oder die zweite Lagereinrichtung ausführbar ist. Die hydraulisch
einstellbare Lagereinrichtung kann beispielsweise mit einem Schrägkugellager gebildet
sein.
[0018] Die Einstelleinrichtung kann ein oder mehrere Tilgermassen aufweisen, welche dem
Druckwerk zugeordnet und zum Einstellen des ersten und des zweiten Einstellzustandes
verstellbar oder verlagerbar sind.
[0019] Die Druckwerkskomponente kann mit einer Trägerstange für einen Druckzylinder gebildet
sein, wobei ein erster Trägerstangenabschnitt auf einer Seite der Trägerstange in
der ersten Lagereinrichtung und ein zweiter Trägerstangenabschnitt auf einer gegenüberliegenden
Seite der Trägerstange in der zweiten Lagereinrichtung drehbar angeordnet sind.
[0020] Im Zusammenhang mit dem Verfahren zum Steuern eines Druckwerkes im Druckbetrieb einer
Rotationsdruckmaschine können die vorangehend in Verbindung mit der Anordnung für
die Rotationsdruckmaschine erläuterten Ausgestaltungen entsprechend vorgesehen sein.
[0021] Es kann ein Verfahren zum Bestimmen eines optimierten Druckparameters für mindestens
eines der Druckwerke einer Rotationsdruckmaschine mittels einer Datenverarbeitungseinrichtung
vorgesehen sein, wobei ein oder mehrere Prozessoren der Datenverarbeitungseinrichtung
für Folgendes eingerichtet sind: Bereitstellen von Maschinenkomponentendaten, die
Eigenfrequenzen von im Betrieb schwingungsfähigen Maschinenkomponenten mindestens
eines Druckwerkes anzeigen; Bestimmen eines Resonanzspektrums des mindestens einen
Druckwerkes mit den Maschinenkomponenten ausgehend von den bestimmten Eigenfrequenzen
sowie eines motivabhängigen Erregerkreisfrequenzspektrums und unter Berücksichtigung
wenigstens eines Druckparameters; und Bestimmen von wenigstens einem optimierten Druckbereich,
dem ein Frequenzbereich außerhalb von Eigenfrequenzen des mindestens einen Druckwerkes
sowie außerhalb von Maxima des motivabhängigen Erregerkreisfrequenzspektrums und der
wenigstens eine Druckparameter für das Druckwerk zugeordnet sind (z. B.: Bestimmen
von wenigstens einem optimierten Druckbereich, dem ein Frequenzbereich außerhalb von
Maxima des Resonanzspektrums zugeordnet ist). Der wenigstens eine Druckparameter ist
aus der folgenden Gruppe ausgewählt: eine Druckgeschwindigkeit, Druckzylinder (oder
auch Trägerstange), Druckadapter, Druckformen eines zu druckenden Druckbildes, eine
oder mehrere Eigenfrequenzen zumindest einer der Maschinenkomponenten, Lagersteifigkeit
zumindest einer der Maschinenkomponenten in dem Druckwerk und Koppelsteifigkeit zumindest
einer der Maschinenkomponenten in dem Druckwerk.
[0022] Das Resonanzspektrum des mindestens einen Druckwerkes kann druckwerks- und / oder
druckgeschwindigkeitsabhängig sein. Das Resonanzspektrum des mindestens einen Druckwerkes
kann die Eigenfrequenzen des mindestens einen Druckwerkes sowie Maxima des motivabhängigen
Erregerkreisfrequenzspektrums umfassen und / oder anzeigen. Ein Gesamtresonanzspektrum
(eine Gesamtresonanz) der Rotationsdruckmaschine kann mindestens ein Resonanzspektrum
des mindestens einen zugehörigen Druckwerkes umfassen und / oder anzeigen.
[0023] Der eine oder die mehreren Prozessoren der Datenverarbeitungseinrichtung können weiter
für Folgendes eingerichtet sein: Bestimmen einer Gesamtresonanz der Rotationsdruckmaschine,
wobei die Gesamtresonanz der Rotationsdruckmaschine mittels der Resonanzspektren der
Druckwerke ermittelt wird; und Bestimmen des wenigstens einen optimierten Druckbereiches,
wobei der diesem Druckbereich zugeordnete Frequenzbereich außerdem außerhalb von Maxima
der Gesamtresonanz der Rotationsdruckmaschine liegt.
[0024] In einem Beispiel kann ein Computerprogrammprodukt gebildet sein, welches ein Programm
mit Befehlen aufweist, die bei einer Ausführung des Programms auf einem Computer diesen
dazu veranlassen, das Verfahren zum Bestimmen von optimierten Druckparametern für
mindestens ein Druckwerk einer Rotationsdruckmaschine auszuführen.
[0025] Um für den Betrieb eines Druckwerkes einer Rotationsdruckmaschine einen oder mehrere
optimierte Druck- bzw. Betriebsparameter zu bestimmen, ist vorgesehen, dass für Maschinenkomponenten
des Druckwerkes, die in Betrieb schwingungsfähig sind, Maschinenkomponentendaten bereitzustellen,
welche Eigenfrequenzen für die möglichen Schwingungen der Maschinenkomponenten anzeigen.
Unter Verwendung der Maschinenkomponentendaten wird bei dem Verfahren ein (druckwerks-
und / oder druckgeschwindigkeitsabhängiges(r)) Resonanzspektrum / Resonanzbereich
mindestens eines Druckwerkes mit den im Betrieb schwingungsfähigen Maschinenkomponenten
sowie eines motivabhängigen Erregerkreisfrequenzspektrums bestimmt. Dieses ergibt
sich für das Druckwerk mit ihren Maschinenkomponenten. In dem Resonanzspektrum des
Druckwerks werden ein oder mehrere optimierte Druckbereiche bestimmt, die in Frequenzbereichen
außerhalb der Eigenfrequenzen des Druckwerks und außerhalb von Maxima des motivabhängigen
Erregerkreisfrequenzspektrums liegen. Es kann eine (druckgeschwindigkeitsabhängige)
Gesamtresonanz einer Rotationsdruckmaschine bestimmt werden, wobei die (druckgeschwindigkeitsabhängige)
Gesamtresonanz der Rotationsdruckmaschine durch (druckwerks- und druckgeschwindigkeitsabhängige)
Resonanzbereiche der einzelnen Druckwerke zusammengesetzt ist. Zudem wird wenigstens
ein optimierter Druckbereich bestimmt, der in Frequenzbereichen außerhalb der Eigenfrequenzen
des Druckwerkes sowie außerhalb von Maxima der Gesamtresonanz der Rotationsdruckmaschine
liegt.
[0026] Dem einen oder den mehreren Druckbereichen ist jeweils wenigstens ein Druckparameter
für das Druckwerk zugeordnet, der für oder im Betrieb des Druckwerkes bereitgestellt
oder eingestellt werden kann, sodass das jeweilige Druckwerk auf diese Weise in dem
oder den mehreren optimierten Druckbereichen zum Bedrucken eines Substrates betrieben
werden kann. Der wenigstens eine Druckparameter, welcher dem zumindest einen optimierten
Druckbereich zugeordnet ist, ist aus der folgenden Gruppe ausgewählt: Druckgeschwindigkeit
beim Betrieb der Rotationsdruckmaschine, Druckzylinder, Druckadapter, Druckformen
eines zu druckenden Druckbilds, eine oder mehrere Eigenfrequenzen zumindest einer
der Maschinenkomponenten, Lagersteifigkeit zumindest einer der Maschinenkomponenten
in dem Druckwerk und Koppelsteifigkeit zumindest einer der Maschinenkomponenten in
dem Druckwerk.
[0027] Dem optimierten Druckbereich, welcher in dem ermittelten oder bestimmten Resonanzspektrum
des mindestens einen Druckwerks bzw. der ermittelten oder bestimmten Gesamtresonanz
der Rotationsdruckmaschine im Wesentlichen außerhalb von Eigenfrequenzen des Druckwerkes
liegt, kann ein einzelner Druckparameter oder eine Kombination von Druckparametern
zugeordnet sein. Auf diese Weise ist eine Zuordnung zwischen einem oder mehreren optimierten
Druckbereichen, die in dem Resonanzspektrum des mindestens einen Druckwerks bzw. der
Gesamtresonanz der Rotationsdruckmaschine im Wesentlichen außerhalb der Eigenfrequenzen
des Druckwerkes liegen, einerseits und einem oder mehreren Druckparametern bereitgestellt,
die für den Aufbau und / oder den Betrieb des gewählt werden können, um ein optimiertes
Druckbild beim Bedrucken eines Substrats zu erreichen. Schwingungen des mindestens
einen Druckwerks bzw. der Rotationsdruckmaschine im Bereich von Eigenfrequenzen werden
minimiert oder ganz vermieden.
[0028] Während des Bestimmens des optimierten Druckbereiches kann der wenigstens eine Druckparameter
einmal oder mehrmals variiert oder geändert werden, um hierauf wiederholend das Resonanzspektrum
des mindestens einen Druckwerks bzw. die Gesamtresonanz der Rotationsdruckmaschine
erneut zu bestimmen. Auf diese Weise kann ein iterativer Prozess ausgeführt werden,
um schließlich in der Gesamtresonanz der Rotationsdruckmaschine den einen oder mehreren
optimierten Druckbereich zu bestimmen.
[0029] Die Maschinenkomponentendaten können wenigstens teilweise mittels einer datentechnischen
Simulation für eine oder mehrere der Maschinenkomponenten berechnet werden. Hierbei
ist vorgesehen, zum Bestimmen der Maschinenkomponentendaten ein Simulationsverfahren
zu verwenden, um die Eigenfrequenzen einer oder mehrerer Maschinenkomponenten zu bestimmen.
Derartige Simulationsverfahren zum Berechnen von Eigenfrequenzen für schwingungsfähige
Maschinenbauteile oder -komponenten sind als solche in unterschiedlichen Ausführungsformen
bekannt. Wenn entsprechende Systemmatrizen zur Beschreibung des Systems definiert
werden, können fast alle Finite-Elemente basierten Strukturanalyseprogramme wie FEM
oder FEA sowie Matrizenberechnungstools/ -software zur Lösung verwendet werden. Besonders
erwähnenswert in Bezug auf rotierenden Strukturen ist auf das Fachbuch "Dynamics of
Rotation System" von Giancarlo Genta hinzuweisen.
[0030] Die Maschinenkomponentendaten können wenigstens teilweise mittels einer Messung für
eine oder mehrere der Maschinenkomponenten gemessen werden. Diese Ausgestaltung sieht
vor, für eine oder mehrere der Maschinenkomponenten die Eigenfrequenzen messtechnisch
oder experimentell zu bestimmen. Derartige Messverfahren sind als solche in unterschiedlichen
Ausführungsformen bekannt. Beispielsweise ist hierbei vorgesehen, die Maschinenkomponente
mittels einer Stoßanregung zum Schwingen anzuregen, um hierauf die Schwingungsantwort
der untersuchten Maschinenkomponente zu messen und zu analysieren, insbesondere zum
Bestimmen der Eigenfrequenzen. Auf konkrete Publikationen zum Stand der Technik wird
hierbei auf die Wissensdatenbank von Brüel & Kjaer verwiesen, worin derartige Messverfahren
für Maschinenkomponenten oder -bauteile beschrieben werden.
[0031] Es können Maschinenkomponentendaten bereitgestellt werden, die für die im Betrieb
schwingungsfähigen Maschinenkomponenten der Rotationsdruckmaschine jeweils zumindest
eine die folgenden Eigenfrequenzen anzeigen: Eigenfrequenz erster Ordnung und / oder
Eigenfrequenz(en) höherer Ordnung. Die Eigenfrequenzen höherer Ordnung können zweiter,
dritter oder höherer Ordnung sein. Zudem sind niedrige Moden relevanter als höhere
Moden.
[0032] Das (druckwerks- und druckgeschwindigkeitsabhängige) Resonanzspektrum des jeweiligen
Druckwerkes kann zumindest eine die folgenden Eigenfrequenzen des Druckwerkes aufweisend
bestimmt werden: Eigenfrequenz erster Ordnung und / oder Eigenfrequenz höherer Ordnung.
[0033] Es können Steuersignale bereitgestellt werden, die eingerichtet sind, die Rotationsdruckmaschine
in dem Frequenzbereich außerhalb der Eigenfrequenzen des mindestens einen Druckwerkes
sowie außerhalb der Maxima des motivabhängigen Erregerkreisfrequenzspektrums und dem
wenigstens einen Druckparameter entsprechend im Druckbetrieb zu steuern, wobei die
Steuersignale die Druckgeschwindigkeit, die Lagersteifigkeit der zumindest einen der
Maschinenkomponente und / oder die Koppelsteifigkeit der zumindest einen der Maschinenkomponenten
steuern.
[0034] Die Steuersignale können von einer Steuereinrichtung der Rotationsdruckmaschine empfangen
werden, und die Rotationsdruckmaschine kann im Druckbetrieb den Steuersignalen entsprechend
gesteuert werden. Hierdurch ist ein Verfahren zum Ausführen eines Druckbetriebs zum
Bedrucken eines Substrates mittels des Druckwerkes in der Rotationsdruckmaschine,
insbesondere einer Flexodruckmaschine geschaffen, bei dem die Rotationsdruckmaschine
entsprechend den empfangenen Steuersignalen, welche ihrerseits zuvor nach dem Bestimmen
des zumindest einen Druckparameters erzeugt wurden, gesteuert wird.
[0035] Es können Maschinenkomponentendaten bereitgestellt werden, die Eigenfrequenzen wenigstens
einer Baugruppe aus Maschinenkomponenten des Druckwerkes anzeigen. In Ergänzung zu
den Eigenfrequenzen der wenigstens einen Maschinenkomponente umfassen die Maschinenkomponentendaten
bei dieser Ausgestaltung elektronische Informationen betreffend Eigenfrequenzen zumindest
einer Baugruppe aus mehreren Maschinenkomponenten des Druckwerkes. Beim Bestimmen
der Gesamtresonanz der Rotationsdruckmaschine werden so Maschinenkomponentendaten
betreffend die Eigenfrequenzen wenigstens einer Maschinenkomponente sowie Maschinenkomponentendaten
betreffend Eigenfrequenzen zumindest einer Baugruppe aus Maschinenkomponenten berücksichtigt.
Im Zusammenhang mit der Baugruppe können beispielsweise Kopplungs- oder Verbindungssteifigkeiten
zwischen Maschinenkomponenten der Baugruppe beim Bestimmen der Eigenfrequenzen berücksichtigt
werden.
[0036] Es können Maschinenkomponentendaten bereitgestellt werden, die Eigenfrequenzen einer
oder mehrerer Maschinenkomponenten des Druckwerkes aus der folgenden Gruppe anzeigen:
Druckzylinder wie Zentraldruckzylinder und Gegendruckzylinder, Trägerstange, Druckadapter,
Drucksleeve, Druckform, Druckbild, Rastersleeve, Rasterwalze und Rastersleeveträgerstange.
[0037] So kann eine Rotationsdruckmaschine, insbesondere eine Flexodruckmaschine bereitgestellt
werden, die dem wenigstens einen Druckparameter entsprechend ausgeführt ist oder betrieben
werden kann, welcher mithilfe des Verfahrens zum Bestimmen von einem oder mehreren
Druckparametern für die Rotationsdruckmaschine ermittelt wurde. Beispielsweise ist
es so ermöglicht, beim Aufbau der Rotationsdruckmaschine Lager- und / oder Koppelsteifigkeiten
für Maschinenkomponenten bereitzustellen, die der Implementierung des wenigstens einen
Druckparameters bei der Rotationsdruckmaschine genügen. Alternativ oder ergänzend
können Druckformen dahingehend ausgestaltet werden, dass der Betrieb der Rotationsdruckmaschine
in wenigstens einem optimierten Druckbereich ermöglicht ist. Im Betrieb kann alternativ
oder ergänzend die Druckgeschwindigkeit so eingestellt werden, dass die Rotationsdruckmaschine
im optimierten Druckbereich betrieben wird.
[0038] Die Maschinekomponentendaten können zumindest teilweise in einer Datenbank hinterlegt
sein, um diese für das Verfahren dann auszulesen und zu verwenden. Ergänzend können
neben den die Eigenfrequenzen anzeigenden Maschinekomponentendaten weitere Daten in
der Datenbank hinterlegt sein, die prozessbezogene Komponenten, deren Koppelsteifigkeiten
und / oder Informationen über eine gezielte Einflussnahme auf diese sowie die jeweilige
Berücksichtigung der Erregerkreisfrequenz der Druckbilder (motivabhängige Erregerkreisfrequenz)
und der gezielten Einflussnahme der Druckformen zueinander zur Optimierungszwecken
zu einem Resonanzspektrum des mindestens einen Druckwerkes bzw. einer Gesamtresonanz
der Rotationsdruckmaschine anzeigen.
Beschreibung von Ausführungsbeispielen
[0039] Im Folgenden werden weitere Ausführungsbeispiele unter Bezugnahme auf Figuren einer
Zeichnung erläutert. Hierbei zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer Rotationsdruckmaschine mit Druckwerken in Satelliten-
oder Zentralzylinderbauweise;
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung einer Rotationsdruckmaschine mit Druckwerken in Reihenbauweise;
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung eines Aufbaus eines Druckwerkes innerhalb einer Rotationsdruckmaschine;
- Fig. 4
- eine schematische und vereinfachte Darstellung eines Farbwerks als fremderregtes Feder-Masse-Dämpfer-Modell;
- Fig. 5
- eine schematische Darstellung einer Baugruppe mit Druckbild, welches eine Erregerkreisfrequenz
auf das Gesamtsystem einfließen lässt;
- Fig. 6A und 6B
- eine schematische Darstellung zur Zusammenlegung von erfassten Eigenfrequenzen von
einzelnen Maschinenkompetenten sowie eines motivabhängen Erregerkreisfrequenzspektrums
innerhalb eines Druckwerkes zu einem Resonanzspektrum eines Druckwerkes;
- Fig. 7A und 7B
- eine schematische Darstellung zur Zusammenlegung von Resonanzbereichen zu einer Gesamtresonanz
der Rotationsdruckmaschine;
- Fig. 8A und 8B
- eine schematische Darstellung der ermittelten Gesamtresonanz der Rotationsdruckmaschine
mit optimierten (günstigen) und nicht optimierten (ungünstigen) Druckbereichen;
- Fig. 9
- eine schematische Darstellung zum Aufbau eines aktiv einstellbaren Wälzlagers veränderlicher
Lager- und damit Koppelsteifigkeit;
- Fig. 10
- eine schematische Darstellung einer mittels einer Rotationsdruckmaschine steuerbaren
Lageranordnung an einer Druckwerkskomponente mit weitem (Fig. 10A) und engem (Fig.
10B) Lagerabstand;
- Fig. 11
- eine schematische Darstellung einer mittels einer Rotationsdruckmaschine steuerbaren
Tilgermassenanordnung in inaktiver (Fig. 11A) und aktiver, frei im Inneren schwingender
(Fig. 11B) Position einer Druckwerkskomponente; und
- Fig. 12
- eine schematische Darstellung eines zu bedruckenden Substrates am Beispiel einer Abwicklung
eines Getränkekartons und Aufteilung dieses Kartons in Druckbild, Druckmotiv und Druckform
verschiedener Farben.
[0040] Eine Rotationsdruckmaschine weist üblicherweise eine Abwickel- und eine Aufwickelstation
des zu bedruckenden Substrates auf. Als Substrat kann beispielsweise Papier, Folie
oder dergleichen verwendet und bedruckt werden. Rotationsdruckmaschinen unterscheiden
sich in ihrer Anordnung der Druckwerke entlang des Materialflusses. Hierbei kann eine
Reihenbauweise, eine Satelliten- oder Zentralzylinderbauweise oder eine andere Anordnung
vorgesehen sein. Diese Drucktechnik umfasst alle drei Hauptdruckverfahren wie Hoch-,
Tief- und Flachdruck.
[0041] Ein Druckwerk einer Rotationsdruckmaschine besteht in der Regel aus einer Rakelkammer,
einer Rasterwalze, einem Druckzylinder (je nach Druckverfahren auch Trägerstange oder
Formatzylinder genannt), einem Druckadapter, einem Drucksleeve (oder auch Montage-Sleeve,
Plate-Mounting-Sleeve, u.a.), einem Druckbild sowie einem Gegendruckzylinder. Die
Maschinenkomponenten einer solchen Rotationsdruckmaschine weisen spezifische Eigenfrequenzen
erster und höherer Ordnungen auf, die einen Einfluss auf den Druckbetrieb haben.
[0042] Fig. 1 zeigt eine schematische Darstellung einer Rotationsdruckmaschine 1 in der
Satelliten- bzw. Zentralzylinderbauweise mit acht schematisch dargestellten Druckwerken
DW1 bis DWx, mit einem Zentralgegendruckzylinder 2 und ein zu bedruckendes Substrat
3 mit entsprechenden Leitwalzen.
[0043] Fig. 2 zeigt eine schematische Darstellung einer Rotationsdruckmaschine 1 in einer
Reihenbauweise mit fünf schematisch dargestellten Druckwerken DW1 bis DWx mit jeweils
einem Gegendruckzylinder 2, mit einer Abwickelstation 10 sowie mit einer Aufwickelstation
11 und ein zu bedruckendes Substrat 3.
[0044] Fig. 3 zeigt einen schematischen Aufbau eines Druckwerkes (DW) innerhalb einer Rotationsdruckmaschine,
welches in eine Rakelkammer 8, eine Rasterwalze 9, einen Druckzylinder 4, einen Druckadapter
6 und ein Druckbild 7 unterteilt ist. Das Druckbild 7 wird hierbei als Höhenprofil
zur Veranschaulichung der fremderregten Schwingungsanregung 30 innerhalb eines modulabhängigen
Druckwerkes dargestellt. Dieses Druckwerk ist an einem Gegendruckzylinder 2 innerhalb
einer Rotationsdruckmaschine 1 mit einem zu bedruckenden Substrat 3 positioniert.
[0045] Fig. 4 zeigt den schematischen Aufbau eines Druckwerkes als Feder-Masse-Dämpfer-System
40 mit Massen m
1, m
2, m
3, welches jeweils eine Komponente oder ein Bauteil oder eine Bauteilgruppe des Druckwerkes
repräsentieren. Den Massen m
1, m
2, m
3 werden die Federsteifigkeiten c
1, c
2, c
3 und Dämpfungskonstanten d
1, d
2, d
3 zugeordnet. Das Feder-Masse-Dämpfer-System 40 kann über eine äußere Fremderregung
in Resonanz gebracht werden. Die Fremderregung repräsentiert hierbei ein erhabene
Druckbild 54, wie es in Fig. 5 skizziert ist und kann jede Komponente in Abhängigkeit
ihrer Feder-/ Material- und Lagersteifigkeiten sowie Massen in eine Eigenfrequenz
erster und / oder höherer Ordnung versetzen.
[0046] Ausgangspunkt ist die vereinfachte Darstellung eines Druckwerkes mit Druckzylinder
sowie montiertem Adapter und Sleeve als das Feder-Masse-Dämpfer-System 40 in Fig.
4. Die Masse der Komponenten des Druckwerkes als auch die Steifigkeiten - bestehend
aus der Materialsteifigkeit, der Koppelsteifigkeit und der Lagersteifigkeit - sowie
die Materialdämpfungseigenschaften bestimmen dabei die gekoppelten Eigenfrequenzeigenschaften
erster und höherer Ordnung. Durch die singuläre Messung der Produkte im ausgebauten
Zustand, ohne eigene Lagersteifigkeit, lassen sich die jeweiligen Eigenfrequenzen
dieser Komponenten ermitteln. Durch die stufenweise Messung der Komponenten im montierten
Zustand - beispielsweise Druckzylinder singulär, dann mit montiertem Adapter - lassen
sich dann die jeweiligen Lager- bzw. Koppelsteifigkeiten bestimmen. So lässt sich
das Druckwerk (oder auch die Rotationsdruckmaschine) mit ihren jeweiligen Lager- bzw.
Koppelsteifigkeiten als digitaler Zwilling nachbilden. Das vereinfachte Dreimassenschwingersystem
lässt sich durch seine Differentialgleichung hinsichtlich möglicher Resonanzbereiche
in Form der Vergrößerungsfunktion untersuchen. Hierbei wird zum Beispiel das Erregerfrequenzspektrum
als Funktion der Warenbahngeschwindigkeit den Resonanzantworten des Druckwerkes gegenübergestellt.
[0047] Fig. 5 zeigt schematisch Bestandteile eines Druckwerkes 50, wobei die Erregerkreisfrequenz
51 in Verbindung mit einem Druckzylinder 4, einem Druckadapter 5 (Druckadapter entspricht
Drucksleeve), sowie mit einem Druckbild 6 samt eines Höhenprofils 7 als Diagramm dargestellt
ist.
[0048] Fig. 6A und 6B zeigen schematisch Eigenfrequenzspektren einzelner Maschinenkomponenten
erster und höherer Ordnung 60, 61 sowie ein motivabhängiges Erregerkreisfrequenzspektrum
63 eines exemplarischen Druckwerkes, die für das Druckwerk mit den mehreren Komponenten
beispielhaft zu einem druckwerks- und druckgeschwindigkeitsabhängigen Resonanzbereich
64 zusammengefasst wird.
[0049] Fig. 7A und 7B zeigen schematisch unterschiedliche druckwerks- und druckgeschwindigkeitsabhängige
Resonanzbereiche 71, 72, 73, die jeweils einem von mehreren Druckwerken der Rotationsdruckmaschine
1 zugeordnet sind, sowie das für die Rotationsdruckmaschine 1 mit den mehreren Druckwerken
bestimmte, beispielhaften, zusammengefassten Gesamtresonanz 74.
[0050] Fig. 8A und 8B zeigen schematisch eine beispielhaftes Gesamtresonanz 80 einer Rotationsdruckmaschine
1, die in Form eines Diagrammes zugeordnet sein kann, in Form eines Diagrammes, welches
mehrere günstige Druckbereiche 81 und mehrere ungünstige Druckbereiche 82 (Resonanzbereiche)
aufweist.
[0051] Fig. 9 zeigt eine schematische Darstellung einer einstellbaren Lagereinrichtung 90,
die mit einem zweireihigen Schrägkugellageranordnung 91 in O-Anordnung gebildet ist.
Lagerkugeln 92, 93 sind zwischen Kugellagerelementen 94, 95 aufgenommen. Mittels Einleiten
eines Fluids, beispielsweise einer Hydraulikflüssigkeit (vgl. Pfeile A) in einem Fluidkanal
96, dem ausgangsseitig Dichtungen 97 zugeordnet sind, sind eine Vorspannung und damit
die Lagersteifigkeit einstellbar, um diese gezielt zu erhöhen oder zu reduzieren.
Hierdurch kann im Druckbetrieb beim Einsatz der Lagereinrichtung 90 in einer Rotationsdruckmaschine
auf die Einstellung der Lagereinrichtung 90 gezielt Einfluss genommen werden, um so
zum Beispiel für ein Druckwerk, in welchem die Lagereinrichtung 90 verwendet wird,
eine Einstellung der Lagersteifigkeit zu wählen, bei der das Druckwerk in einem günstigen
/ gewünschten Bereich der Resonanzspektrum des Druckwerkes bzw. der Gesamtresonanz
der Rotationsdruckmaschine arbeitet. Die Verwendung der Lagereinrichtung 90 ermöglicht
es so, den Betrieb des Druckwerkes (oder der Rotationsdruckmaschine) so einzustellen,
dass die zuvor gewonnen Erkenntnisse über die Resonanz im Druckbetrieb nutzbar sind,
um das jeweilige Druckwerk und schließlich die Rotationsdruckmaschine optimiert zu
betreiben.
[0052] Fig. 10 zeigt eine schematische Darstellung einer Anordnung mit einer Druckwerkskomponente
100, die im Beispiel eine Trägerstange 101 mit einem CFK-Abschnitt 102 ausgebildet
ist, und einer zugeordneten Lagereinrichtung 103, die für die Druckwerkskomponente
100 einen einstellbaren oder veränderlichen Lagerabstand AB zwischen einem ersten
Lager 104 und einem zweiten Lager 105 bereitstellt. Der Lagerabstand AB kann bei der
gezeigten Ausführung aktiv und stufenlos verstellt werden, wodurch die Druckwerkskomponente
100 verstimmbar ist, um so gezielten darauf Einfluss zu nehmen, in welchem Bereich
das zugehörige Druckwerk in seinem Resonanzspektrum beim Betrieb der Druckmaschine
betrieben wird. In Fig. 10A ist ein maximaler Lagerabstand AB gezeigt, wohingegen
Fig. 10B einen minimalen Lageranstand AB zeigt.
[0053] Das erste Lager 104 und das zweite Lager 105 sind unabhängig voneinander verlagerbar
zum Einstellen der jeweiligen Lagerung der Druckwerkskomponente 100.
[0054] Fig. 11 zeigt eine Druckwerkskomponente, wie beispielsweise einen Druckzylinder 112,
mit integrierten Tilgermassen 110, 111, die in einem Verstellbereich V stufenlos verstellbar
sind, wodurch das zugeordnete Druckwerk bzw. die Rotationsdruckmaschine gesteuert
werden kann. Hierbei werden in Abhängigkeit ihrer eingestellten freien Biegelänge
bestimmte Resonanzbereiche aktiv getilgt.
[0055] Die unter Bezugnahme auf die Fig. 9 bis 11 beschriebenen Einstellmöglichkeiten ermöglichen
es jeweils einzeln oder in beliebiger Kombination das Eigenfrequenzspektrum der zugeordneten
und im Betrieb schwingungsfähigen Druckwerkskomponente einzustellen oder zu verändern.
[0056] Eine Rotationsdruckmaschine kann aktiv die Resonanzen ihrer Druckwerkskomponenten
beeinflussen und steuern, um diese Komponenten, wie zum Beispiel Druckzylinder in
ihrer Eigenfrequenz erster oder höherer Ordnung gezielt zu verstimmen. Dies kann zum
Beispiel mittels gezielter Beeinflussung der freien Biegelänge, wie in Fig. 10A und
Fig. 10B dargestellt, durch die aktive Positionierung von verschiebbaren Lagervorrichtungen
stattfinden. Weitere Lagerabstände, wie in Fig. 10A dargestellt, führen zu niedrigeren
Eigenfrequenzen erster rund höherer Ordnung, engere Lagerabstände, wie in Fig 10B
dargestellt, entsprechend zu höheren Eigenfrequenzen erster und höherer Ordnung.
[0057] Ein weiteres Beispiel einer Steuerung der Druckwerkskomponenten in Fig. 9 ist die
Verwendung der hydraulisch gesteuerten Lagereinrichtung 90, welche in ihrer Lagersteifigkeit
einstellbar ist. Niedrige hydraulische Drücke erzeugen dabei niedrige Lagersteifigkeiten
und damit niedrige Koppelsteifigkeiten. Hohe hydraulische Drücke erzeugen hohe Lagersteifigkeiten,
durch die dadurch entstehende, gezielte Erhöhung der Lagervorspannung durch die Deformation
der Wälzlagerlaufbahnen, und somit hohe Koppelsteifigkeiten. Hohe Koppelsteifigkeiten
zum Maschinengestell erhöhen gleichsam die Eigenfrequenzen erster und höherer Ordnung.
[0058] Ein anderes Beispiel einer aktiven Druckwerkskomponentensteuerung einer Rotationsdruckmaschine
zeigen Fig. 11A und Fig. 11B. Dort ist die Verwendung von Tilgermassen 110, 111 in
dem Druckzylinder 112 vorgesehen, welche jeweils aktiv veränderbar an einer Blattfeder
113, 114 im Inneren des beispielhaft gezeigten Druckzylinders 112 montiert sind und
durch die Veränderung der freien Biegelänge der zugeordneten Blattfeder 113, 114 innerhalb
des Druckzylinders 112 zur gezielten Tilgung von bestimmten Eigenfrequenzen erster
oder höherer Ordnung durch die Erregerkreisfrequenz eines bestimmten Druckbildes genutzt
werden können. Es lassen sich durch diese aktiven Steuerungsmaßnahmen einer Rotationsdruckmaschine
die Komponenten einzelner Farbwerke getrennt voneinander einstellen, um druckbildabhängige
und damit erregerkreisfrequenzabhängige Einstellungen durch Verstimmung oder Frequenztilgung
an jedem einzelnen Farbwerk vornehmen zu können.
[0059] Eine Lagereinrichtung 115 kann zum Beispiel mittels der einstellbaren Lagereinrichtung
90 ausgeführt sein (vgl. Fig. 4).
[0060] Fig. 12 zeigt eine vereinfachte schematische Darstellung für einen zu bedruckenden
Getränkekarton 120, wie der abgewickelte Getränkekarton 121 auf einem Substrat 122
angeordnet wird, wie daraus das spätere Druckmotiv entsteht, wie dieses Druckmotiv
in Druckbilder für die jeweiligen Farbanteile aufgeteilt wird und wie diese Druckbilder
wiederum in einzelne Druckformen aufgeteilt werden, welche sich, in Abhängigkeit der
Kundenvorgaben, zum Teil frei auf dem Umfang des Zylinders anordnen lassen.
[0061] Die in Rotationsdruckmaschinen mittels eines Druckbildes auf das Substrat 122, wie
beispielsweise Folie oder Papier, übertragene Druckfarbe erzeugt das spätere Druckmotiv,
wie in Fig. 12 dargestellt ist. Das Druckmotiv wird dabei zusammengesetzt aus verschiedenen
zu bedruckenden Farbanteilen, die über das jeweilige Druckbild eines Druckwerkes übertragen
werden. Druckbilder werden aus einer oder mehreren Druckformen zusammengesetzt, wie
in Fig. 12 dargestellt ist, und weisen je nach Art des Druckverfahrens Erhöhungen
(beim Hochdruck) oder Vertiefungen (beim Tiefdruck) oder hydrophile bzw. hydrophobe
Anteile (beim Flachdruck) auf, die dazu dienen Druckfarbe vom Druckbild auf das zu
bedruckende Substrat zu übertragen.
[0062] Insbesondere die erhabenen Anteile des Druckbildes im Hochdruckverfahren, aber auch
die Plattenkanten des Flachdruckes und das Relief des Tiefdruckes, führen u.a. auf
dem Druckzylinder während des Druckprozesses zur fremderregten Schwingungsanregung
des Gesamtsystems.
[0063] Nachfolgend werden weitere Aspekte erläutert.
[0064] In Hochdruckverfahren, zum Beispiel Flexodruck, werden alle Komponenten eines Druckwerkes,
insbesondere aber der Druckzylinder mit dem ggf. darauf montierten Druckadapter und
Drucksleeve, aufgrund dieses erhabenen Druckbildes im Druckprozess von außen zur Schwingung
angeregt. Das so fremderregte System neigt zu Druckaussetzern (Bouncing) durch das
Abheben des Druckbildes vom zu bedruckenden Substrat, welches über den zumeist deutlich
größer und damit stabiler ausgeführten Gegendruckzylinder geführt wird.
[0065] Mittels Verwendung von hochsteifen Komponenten aus kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen
kann dieser Effekt der Farbwerksdynamik vermindert, jedoch nicht gänzlich verhindert
werden. Vielmehr ist im Druckprozess darauf zu achten, dass Eigenfrequenzen im System
in der Praxis möglichst vermieden und / oder zugleich schnell durchfahren werden.
Denn ein dauerhaft schwingungsangeregtes System innerhalb der Rotationsdruckmaschine
führt zu einer wesentlichen Verschlechterung der Erzeugerqualität des zu bedruckenden
Substrates. Resonanzeffekte mit Eigenfrequenzen erster und / oder höherer Ordnung
treten im realen Prozess jedoch unvermittelt auf und es obliegt der Fähigkeit des
Bedienpersonales dies korrekt zu diagnostizieren und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Zumeist
durch Reduzierung der Druckgeschwindigkeit, bis ein Bouncing auf dem bedruckten Substrat
nicht mehr erkennbar ist. Das so erzeugte Substrat muss dann verworfen werden.
[0066] Das Druckbild, welches in der Druckvorstufe bereits in digitaler Form vorliegt, induziert
also in Abhängigkeit der Druckgeschwindigkeit und der Anordnung der einzelnen Druckformen
des Gesamtdruckbildes zueinander unterschiedliche Frequenzen auf die Gesamtresonanz
der Rotationsdruckmaschine. Durch die softwaregestützte Untersuchung des Druckbildes,
beispielsweise in der Druckvorstufe, lässt sich die drehzahlabhängige Erregerkreisfrequenz
ermitteln und in die Gesamtresonanz der Rotationsdruckmaschine überführen.
[0067] In einer Ausführung des Verfahrens zum Bestimmen von optimalen Druckparametern der
Rotationsdruckmaschine ist ein Vorhersageanalysemodell geschaffen, das Folgendes aufweist:
eine Rotationsdruckmaschine, welche in einzelne Druckwerke, Baugruppen und/oder Komponenten
wie Gegendruckzylinder, Druckzylinder, Druckadapter, Drucksleeves, Druckbilder sowie
Lagersteifigkeiten aufgeteilt wird.
[0068] Für die einzelnen Druckwerke, Baugruppen und / oder Komponenten werden Eigenfrequenzen
erster und / oder höherer Ordnung ermittelt, wobei je nach Einsatz der Rotationsdruckmaschine
für jedes einzelne Druckwerk ein eigenes Resonanzspektrum ermittelt wird (welches
z. B. druckwerks- und druckgeschwindigkeitsabhängig sein kann).
[0069] Für jedes Druckwerk wird ein Resonanzspektrum erfasst und optional in einer Gesamtresonanz
der Rotationsdruckmaschine überführt, um basierend darauf im Rahmen der Druckvorstufe
optimale, möglichst schwingungsfreie Druckbereiche in Abhängigkeit der Druckgeschwindigkeit
zu ermitteln und auszugeben und / oder die einzelnen Druckformen des Druckbildes so
optimiert auf dem Umfang anzuordnen, dass sich optimierte Erregerkreisfrequenzen ergeben
und / oder Druckwerkzeuge mit optimierten Eigenkreisfrequenzen erster und / oder höherer
Ordnung zu wählen, wodurch sich optimale Erzeugerqualitäten für die gewünschte Druckgeschwindigkeiten
ergeben.
[0070] Für das Vorhersageanalysemodell werden zunächst die Eigenfrequenzen einzelner Maschinenkomponenten
erfasst, die für den Druckprozess von wesentlicher Bedeutung sind. Von Bedeutung sind
Eigenfrequenzen, welche besonders hohe Magnituden aufweisen. Diese sind häufig jene
niedrigerer Klassifikation; zweite und niedriger.
[0071] Hierbei wird die Datenerfassung außerhalb der Rotationsdruckmaschine im nicht eingebauten
Zustand als auch innerhalb der Rotationsdruckmaschine im eingebauten Zustand vorgenommen
werden. Es ist vorgesehen, in einem Ausführungsbeispiel zunächst das Eigenfrequenzspektrum
einzelner Maschinenkomponenten wie beispielsweise Druckzylinder, Adapter und weiterer
Komponenten eines Druckwerkes im ausgebauten als auch im eingebauten Zustand zu bestimmen,
um zum Beispiel im eingebauten Zustand die Koppelsteifigkeiten in Verbindung mehrerer
Maschinenkomponenten zu ermitteln. Die Koppelsteifigkeit wird über die Verstimmung
der Komponenten ermittelt.
[0072] Diese einzelnen ermittelten Eigenfrequenzspektren diverser Maschinenkomponenten werden
samt einer Erregerkreisfrequenz des Druckbildes für jedes Druckwerk jeweils zu einem
(druckwerks- und druckgeschwindigkeitsabhängigen) Resonanzspektrum überführt, wie
in Figur 6 dargestellt.
[0073] Nach einem weiteren Aspekt können aber auch unterschiedliche Komponenten des Druckwerkes
gezielt benutzt werden, um das Gesamtsystem und / oder das Druckwerksmoduls hinsichtlich
seiner Eigenfrequenzen erster und / oder höherer Ordnungen gezielt zu verstimmen.
[0074] Ebenso ist hierbei die Koppelsteifigkeit des Druckzylinders in Verbindung einer Lagerung
innerhalb der Rotationsdruckmaschine von großer Bedeutung. Auch die gezielte Veränderung
der Koppelsteifigkeit durch beispielsweise Erhöhung oder Reduktion von Lagervorspannungen
kann zur gezielten Verstimmung durch Erhöhung oder Reduktion der Koppelsteifigkeiten
dieser Komponente genutzt werden.
[0075] Je nach Einsatz der Druckwerke werden die zwischengefassten Resonanzspektren schließlich
in einer Gesamtresonanz der Rotationsdruckmaschine überführt.
[0076] Das Potential von Rotationsdruckmaschinen, insbesondere im Hochdruckverfahren des
Flexodruckes, wird bei vorbekannten Maschinen nur ungenügend genutzt. Die durch das
Druckbild induzierten Schwingungen von Maschinenkomponenten oder Baugruppen der Rotationsdruckmaschine
sind abhängig von der Warenbahngeschwindigkeit, der Anordnung der Druckbilder zu-
und nebeneinander und dem erhabenen Anteil der jeweiligen Farbanteile, aus dem das
Gesamtdruckbild zusammengesetzt ist. Dies sorgt für keine diskreten Erregerkreisfrequenzen,
wie sie beispielsweise durch die Plattenkante im Plattenzylinder des Bogen- oder Rollen-Offset-Druckverfahrens
bekannt sind. Es ergibt sich also eine theoretisch unendliche Anzahl möglicher Erregerkreisfrequenzen,
die auf ein Druckwerk bzw. die gesamte Rotationsdruckmaschine wirken können. Dem wird
durch die Verwendung von möglichst hochsteifen und zum Teil schwingungsgedämpften
Druckwerkskomponenten wie Druckzylindern, Adaptern oder Sleeves aus hochmoduligen
Kohlenstofffasern entgegengewirkt. Dennoch lässt sich das Aufschwingen des Systems
durch Erregerkreisfrequenzen der Druckbilder in bestimmten Resonanzbereichen der Komponenten
nicht vermeiden. Es kommt infolgedessen zu Druckaussetzern, also dem Abheben des Druckmotives
von der Warenbahnoberfläche oder dem Abheben des Druckmotives von der Rasterwalze
oder dem Rastersleeve - dem sogenannten Bouncing - bzw. zu Schwingungsstreifen in
insbesondere vollflächig farbigen Druckbereichen der jeweiligen Druckwerke. Dadurch
müssen Druckgeschwindigkeiten reduziert werden, um keine Makulatur bzw. Ausschuss
zu produzieren. Hierdurch ist ferner auch die erzielbare Druckqualität des Hochdruckverfahrens
gegenüber dem Flach- und Tiefdruck unterlegen. Diese maschinendynamischen Effekte
sorgen auch regelmäßig zu verminderten Produktivitätskennziffern, welche indirekt
den CO
2-Ausstoß pro bedruckten Meter Warenbahn negativ beeinflussen. Hierbei obliegt dem
Anlagenbediener und hier insbesondere seinem Erfahrungsschatz die Einstellung der
richtigen Druckparameter aus Anlagen- und damit Warenbahngeschwindigkeit und Zustellung
der Druckwerkskomponenten - was der Anpresskraft der Komponenten zueinander entspricht.
Daraus resultiert, dass die maximalen Anlagengeschwindigkeiten meistens nur während
der Maschinenabnahme an einem bestimmten Druckbild erreicht werden. Danach wird lediglich
mit einem Bruchteil der maximal möglichen Geschwindigkeit gedruckt, was auch aus wirtschaftlichen
Gesichtspunkten den Zeitpunkt der Amortisation nach Anschaffung der Anlage weiter
in die Zukunft verschiebt.
[0077] Das Potential von Rotationsdruckmaschinen, insbesondere im Hochdruckverfahren des
Flexodrucks, kann mittels der hier vorgeschlagenen Technologie zum Bestimmen von optimierten
Druckparametern verbessert ausgenutzt werden.
[0078] Hinsichtlich der jeweils pro Druckwerk auftretenden Resonanzen als Folge der druckbildinduzierten
Erregerkreisfrequenzen in Abhängigkeit der Druckgeschwindigkeit werden hierzu Eigenfrequenzen
erster und höherer Ordnung der in der Rotationsdruckmaschine verwendeten Druckwerkskomponenten
analysiert. Hierdurch werden zum Beispiel a priori - also bevor ein Druck gestartet
wird - ein Bereich oder mehrere Bereiche optimaler Druckgeschwindigkeiten identifiziert.
In diesen Bereichen treten keine Druckaussetzer auf, und das Druckbild ist ohne größeren
Aufwand in optimaler Qualität zu fertigen. Die Druckqualitäten steigen deutlich an,
weshalb das Hochdruckverfahren in Teilbereiche des Flach- und Tiefdruckes vordringen
kann.
[0079] Bereiche der Druckgeschwindigkeit, die das Druckwerk in einer der Eigenfrequenzen
anregen können, können dann im Betrieb ebenfalls identifiziert und zum Erreichen der
wirtschaftlich optimalen Druckgeschwindigkeit schnell durchfahren werden. Die vormals
nicht erreichbaren Bereiche hoher Druckgeschwindigkeiten jenseits erster Druckaussetzer
bzw. Resonanzen können somit betriebswirtschaftlich optimal angefahren werden. Damit
wird ein wertvoller Beitrag zur Steigerung der Produktivität bei gleichzeitig sinkendem
CO
2-Ausstoß je bedrucktem Meter Warenbahn geleistet. Verpackungsmaterialien werden dadurch
in ihrer CO
2-Bilanz deutlich attraktiver und die Verwendung von fossilen Brennstoffen wird drastisch
reduziert. Außerdem wird Ausschuss vermieden und damit nur das Verpackungsmaterial
bedruckt, welches zwingend benötigt wird.
[0080] Aus Sicht eines Druckmaschinenbetreibers können in einem Beispiel durch seinen Kunden
- dem Verarbeiter von bedruckten Verpackungsmaterialien - digitale Bildinformationen
- dem späteren Motiv - an eine Reproduktionsanstalt übermittelt werden. Diese kann
sich in einigen Fällen innerhalb des Betriebes des Druckmaschinenbetreibers befinden,
ist jedoch meistens ein eigenständiges Unternehmen, mit dem der Druckmaschinenbetreiber
im Außenverhältnis interagiert. Diese Reproduktionsanstalt teilt die einzelnen Farbanteile
des Bildes in druckbare Farbanteile auf. Als einfaches Beispiel sei hier der CMYK-Farbraum
genannt, bei dem ein großer Teil des sichtbaren Farbspektrums durch die drei Grundfarben
Cyan, Magenta und Yellow sowie eine Konturfarbe (Schwarz) dargestellt werden kann.
Es wird also durch die Reproduktionsanstalt das Motiv in die Druckinformationen für
den CMYK-Farbraum und damit für vier Farbwerke einer Rotationsdruckmaschine aufgeteilt.
Es ergeben sich dadurch druckwerksspezifische Druckinformationen über den Anteil erhabener
und tiefstehender Druckinformationen über dem Umfang. Außerdem die Information des
notwendigerweise zu verwendenden Druckwerkzeuges (Adapter und Sleeve), um eine bestimmte
Abwicklungslänge und damit das Druckformat zu erreichen. Ebenso die Anordnung der
einzelnen Druckinformationen über dem Umfang der Abwicklung und der Breite des zu
bedruckenden Substrates.
[0081] An dieser Stelle liegen also alle notwendigen Informationen für die Auswertung der
sich ergebenen Erregerkreisfrequenz am jeweiligen Druckwerk vor. Dies kann auch durch
die Positionierung der Druckinformationen zueinander im Verhältnis der Druckbreite
(nebeneinander positionierte Motive sind die Regel) variiert und beeinflusst werden,
um gezielt andere, betriebswirtschaftlich günstigere Erregerkreisfrequenzen zu erzielen.
[0082] Ferner kann mittels zum Beispiel einer experimentellen Modalanalyse zum Bestimmen
der Eigenfrequenzen erster und höherer Ordnung als auch zur Bestimmung der Koppel-
und Lagersteifigkeiten aller Druckwerkskomponenten das Verhalten der Rotationsdruckmaschine
vorliegen. Durch eine warenbahngeschwindigkeitsabhängige Resonanzanalyse ließen sich,
insbesondere software-gestützt mittels Computerprogrammanweisungen, nun besonders
günstige und entsprechend ungünstige und damit schnell zu durchfahrende Druckgeschwindigkeiten
bestimmen, in denen - abhängig von den erhabenen Druckanteilen und der ebenfalls optimierten
Anordnung der einzelnen Druckbilder zueinander - die Rotationsdruckmaschine optimale
Arbeitsbereiche für exakt diesen Auftrag bietet.
[0083] Ferner kann auch ein Einstellparametersatz für zum Beispiel die Druckbeistellung
der jeweiligen Farbwerke bestimmt werden, welcher ebenfalls bereitgestellt werden
kann. Darüber hinaus können auf Basis betriebswirtschaftlicher Daten des Auftrages
- wie zum Beispiel der zu bedruckenden Warenbahnlänge - bestimmte Warenbahngeschwindigkeitsbereiche
als ökonomisch und ökologisch besonders günstig bestimmt werden. Beispielsweise sind
für kurze Druckaufträge weniger km langsamere Maschinengeschwindigkeiten unterhalb
eines zu durchfahrenden Resonanzbereiches sinnvoll; hingegen werden bei langen Druckaufträgen
von mehreren 10 oder 100 km Maschinengeschwindigkeiten möglichst nahe an der maximalen
Druckmaschinengeschwindigkeit gewählt. Ferner ist eine gezielte Verwendungsvorschrift
verschiedener dimensional baugleicher aber mechanisch unterschiedlicher Druckwerkzeuge
wie Adapter oder Sleeves - welche sich im damit im Verhalten ihrer Eigenfrequenzen
und Steifigkeiten unterscheiden - je Druckauftrag und dem damit verbundenen Erregerkreisspektrum
durch ein Computerprogrammprodukt möglich, wodurch für jedes Druckwerk unterschiedliche
Eigenfrequenzen erzielt werden können.
[0084] Durch die Verwendung verstellbarer Lager, zum Beispiel durch Veränderung der Lagerabstände
oder durch gezielte mechanische Beeinflussung der Lagersteifigkeiten durch jeweils
mechanische Aktuatoren in der Druckmaschine, können durch eine Rotationsdruckmaschine,
welche durch das Computerprogrammprodukt gesteuert wird, auch die gekoppelten Eigenfrequenzen
der einzelnen Farbwerke beeinflusst werden. Diese sind dann an den jeweiligen Druckauftrag
und das damit verbundene Erregerkreisspektrum jedes Druckwerkes anpassbar.
[0085] In Interaktion mit der Rotationsdruckmaschine lassen sich damit Frequenzbereiche
bestimmen und vermeiden und / oder durch die Verwendung von bestimmten Druckwerkzeugen
mit unterschiedlicher Eigenfrequenz und / oder durch Veränderung der Koppelsteifigkeiten
der aufeinander montierten Komponenten verstimmen und / oder Druckformanordnungen
des Gesamtdruckbildes wählen, die einer Resonanz mit dem Gesamteigenfrequenzspektrum
der Rotationsdruckmaschine verhindern. Dies wird im weiteren Verlauf als optimale
Druckparameter zusammengefasst.
[0086] Es lassen sich damit Druckbereiche bestimmen, welche schnell durchfahren werden müssen,
sowie optimale Einsatzbereiche definieren, in denen die Rotationsdruckmaschine ohne
Druckbildaussetzer mit der höchstmöglichen Druckgeschwindigkeit und Produktivität
betrieben werden kann.
[0087] Somit ist es möglich, teure Maschinenlaufzeiten von Rotationsdruckmaschinen hinsichtlich
der Wirtschaftlichkeit weiter zu optimieren und schließlich die Rüstzeiten möglichst
kurz zu halten.
[0088] Zudem hat das vorgeschlagene Verfahren den Vorteil, dass durch das Ermitteln optimaler
Druckparameter innerhalb der Druckvorstufe und / oder der Maschinensteuerung keine
wertvollen Ressourcen wie Druckfarbe und Substrat verschwendet werden.
[0089] Die in der vorstehenden Beschreibung, den Ansprüchen sowie der Zeichnung offenbarten
Merkmale können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung
der verschiedenen Ausführungen von Bedeutung sein.
1. Anordnung für eine Rotationsdruckmaschine (1), mit:
- einem Druckwerk, welches eine Druckwerkskomponente aufweist, die im Betrieb des
Druckwerkes schwingungsfähig und so zu einem Eigenfrequenzspektrum des Druckwerkes
beitragend ausgebildet ist;
- einer Lagervorrichtung, welche die Druckwerkskomponente für den Betrieb drehbar
aufnimmt und bei der ein erster Komponentenabschnitt auf einer Seite der Druckwerkskomponente
in einer ersten Lagereinrichtung und ein zweiter Komponentenabschnitt auf einer gegenüberliegenden
Seite der Druckwerkskomponente in einer zweiten Lagereinrichtung drehbar angeordnet
sind; und
- einer Einstelleinrichtung, die der Druckwerkskomponente zugeordnet und eingerichtet
ist, für die Druckwerkskomponente einen ersten Einstellzustand, bei dem das Druckwerk
im Betrieb ein erstes Eigenfrequenzspektrum aufweist, und einen zweiten Einstellzustand
einzustellen, bei dem das Druckwerk im Betrieb ein zweites Eigenfrequenzspektrum aufweist,
welches vom ersten Eigenfrequenzspektrum verschieden ist.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Einstelleinrichtung eingerichtet ist, zum Einstellen des ersten und des zweiten
Einstellzustandes, für einen Lagerabstand zwischen der ersten und der zweiten Lagereinrichtung
in Längsrichtung der Druckwerkskomponente einen ersten Lagerabstand und wenigstens
einen zweiten Lagerabstand einzustellen, welcher vom ersten Lagerabstand verschieden
ist.
3. Anordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die erste Lagereinrichtung, relativ zur Druckwerkskomponente und zur zweiten Lagereinrichtung,
über eine erste Einstelllänge in Längsrichtung der Druckwerkskomponente verlagerbar
ist.
4. Anordnung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Lagereinrichtung, relativ zur Druckwerkskomponente und zur ersten Lagereinrichtung,
über eine zweite Einstelllänge in Längsrichtung der Druckwerkskomponente verlagerbar
ist.
5. Anordnung nach mindestens einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die erste und / oder die zweite Lagereinrichtung jeweils unabhängig von der anderen
Lagereinrichtung in Längsrichtung der Druckwerkskomponente verlagerbar ist.
6. Anordnung nach mindestens der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass eine Verlagerung der ersten oder der zweiten Lagereinrichtung jeweils eine erzwungene
Verlagerung der anderen Lagereinrichtung in Längsrichtung der Druckwerkskomponente
bewirkt.
7. Anordnung nach mindestens einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Lagerabstand zwischen dem ersten Lagerabstand und dem wenigstens einen zweiten
Lagerabstand stufenlos veränderbar ist.
8. Anordnung nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass mittels der Einstelleinrichtung, zum Einstellen des ersten und des zweiten Einstellzustandes,
für die erste und / oder die zweite Lagereinrichtung eine jeweilige Lagersteifigkeit
veränderbar ist.
9. Anordnung nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die erste und / oder die zweite Lagereinrichtung mit einer hydraulisch einstellbaren
Lagereinrichtung gebildet sind, welche der Einstelleinrichtung zugeordnet ist.
10. Anordnung nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Einstelleinrichtung ein oder mehrere Tilgermassen aufweist, welche dem Druckwerk
zugeordnet und zum Einstellen des ersten und des zweiten Einstellzustandes verstellbar
sind.
11. Anordnung nach mindestens einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Druckwerkskomponente mit einer Trägerstange für einen Druckzylinder gebildet
ist, wobei ein erster Trägerstangenabschnitt auf einer Seite der Trägerstange in der
ersten Lagereinrichtung und ein zweiter Trägerstangenabschnitt auf einer gegenüberliegenden
Seite der Trägerstange in der zweiten Lagereinrichtung drehbar angeordnet sind.
12. Rotationsdruckmaschine (1), mit einer Anordnung nach mindestens einem der vorangehenden
Ansprüche.
13. Verfahren zum Steuern eines Druckwerkes im Druckbetrieb einer Rotationsdruckmaschine
(1), mit:
- Bereitstellen einer Rotationsdruckmaschine (1) mit einer Anordnung, welche Folgendes
aufweist:
- ein Druckwerk, welches mit einer Druckwerkskomponente gebildet ist, die im Betrieb
des Druckwerkes schwingungsfähig und zu einem Eigenfrequenzspektrum des Druckwerkes
beiträgt;
- eine Lagervorrichtung, welche die Druckwerkskomponente für den Betrieb drehbar aufnimmt
und bei der ein erster Komponentenabschnitt auf einer Seite der Druckwerkskomponente
in einer ersten Lagereinrichtung und ein zweiter Komponentenabschnitt auf einer gegenüberliegenden
Seite der Druckwerkskomponente in einer zweiten Lagereinrichtung drehbar angeordnet
sind; und
- eine Einstelleinrichtung, die der Druckwerkskomponente zugeordnet und eingerichtet
ist, für die Druckwerkskomponente einen ersten Einstellzustand, bei dem für das Druckwerk
im Betrieb ein erstes Eigenfrequenzspektrum ausgebildet wird, und einen zweiten Einstellzustand
einzustellen, bei dem für das Druckwerk im Betrieb ein zweites Eigenfrequenzspektrum
ausgebildet wird, welches vom ersten Eigenfrequenzspektrum verschieden ist;
- Betreiben des Druckwerks im Druckbetrieb der Rotationsdruckmaschine (1) gemäß einer
ersten Betriebsart, in welcher für die Druckwerkskomponente mittels der Einstelleinrichtung
der erste Einstellzustand eingestellt wird und sich für das Druckwerk das erste Eigenfrequenzspektrum
ausbildet;
- Einstellen des zweiten Einstellzustands für die Druckwerkskomponente; und
- Betreiben des Druckwerkes im Druckbetrieb der Rotationsdruckmaschine (1) gemäß einer
zweiten Betriebsart, in welcher sich für das Druckwerk das zweite Eigenfrequenzspektrum
ausbildet.