TECHNISCHES GEBIET DER ERFINDUNG
[0001] Die Erfindung betrifft Schwebemunition und Verfahren zum Abfeuern der Schwebemunition,
insbesondere mit bestehenden Vorrichtungen und Systemen, die nicht zum Abfeuern von
Schwebemunition entwickelt worden sind.
TECHNISCHER HINTERGRUND
[0002] Schwebemunition, auch als Loitering-Munition bezeichnet, ist eine Art von Munition,
insbesondere präzisionsgelenkte Munition, die einen An- und/oder Auftrieb aufweist,
um in der Luft zu schweben. Die Schwebemunition kann verwendet werden, um ein oder
mehrere bestimmte und/oder zu bestimmende Objekte über einen längeren Zeitraum aufzuklären,
zu überwachen und/oder eines oder mehrere dieser Objekte anzugreifen.
[0003] Schwebemunition kann von einer Vorrichtung zum Abfeuern der Schwebemunition abgefeuert
werden, beispielsweise mittels einer Startschiene oder mit einem oder mehreren Kanistern.
Herkömmliche Systeme sind meist spezifisch, das heißt, sie sind nur zum Abfeuern von
einer oder von mehreren spezifischen Arten von Schwebemunition konzipiert sind, während
ein Abfeuern der Schwebemunition mit anderen Vorrichtungen und/oder Systemen in der
Regel nicht möglich ist, insbesondere nicht mit Vorrichtungen und/oder Systemen, die
konzeptionell nicht im Vorhinein oder nicht primär zum Abfeuern von Schwebemunition
entwickelt worden sind, wie beispielsweise gepanzerte Geschütze.
[0004] Ein gepanzertes Geschütz ist beispielsweise ein Artillerie- oder ein Panzer-Fahrzeug,
das mit einem großkalibrigen Geschützrohr ausgestattet ist und über eine schwere Panzerung
verfügt, um das Fahrzeug und seine Besatzung vor Angriffen zu schützen. In gepanzerten
Geschützen ist der verfügbare Raum regelmäßig mit den Anforderungen zum Bedienen des
Geschützes abgestimmt, während die Panzerung den übrigen Raum einnimmt. Der verfügbare
Raum im Innern eines gepanzerten Geschützes und die Dimensionierung - Längen, Breiten,
Höhen - der für das Geschütz verwendbaren Munition sind miteinander abgestimmt. Ein
Mitführen und/oder Handhaben und ein Abfeuern von Munition mit einer zumindest teilweise
größeren Dimensionierung ist nicht möglich, da ein hierzu erforderlicher Raum überhaupt
nicht zur Verfügung steht. Ein Abfeuern von Schwebemunition mittels bestehenden, beispielsweise
gepanzerten Systemen, wäre jedoch wünschenswert, um die Leistungsfähigkeit und die
Einsatzmöglichkeiten der bestehenden Systeme zu erhöhen oder diese auf den aktuellen
Stand der Technik zu bringen (Kampfwertsteigerung).
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe sind Vorrichtungen zum Abfeuern der Schwebemunition bekannt,
die von einem abgesetzten Besatzungsmitglied abzufeuern oder separat an einem bestehenden
System montiert sind. Ferner ist Lenkmunition bekannt, die in ihrer Dimensionierung
- Längen, Breiten, Höhen - bestehender, herkömmlichen Munition nachempfunden ist,
um den Einsatz von Lenkmunition auch in Vorrichtungen und Systemen zu ermöglichen,
die konzeptionell nicht zum Abfeuern von Lenkmunition entwickelt worden sind. Mit
dieser Lenkmunition wird ein Direktschuss ermöglicht, so dass eine Schwebefunktion
nicht erforderlich ist.
[0006] Eine der Aufgaben der Erfindung besteht somit darin, eine Schwebemunition bereitzustellen,
welche die erwünschten taktischen Missionen wie Aufklärung, Überwachung, Zielanpassung
und/oder Angriff über einen Zeitraum von einer oder mehreren Stunden und/oder ein
Angriff mit einem hinreichend großen Effektor mit bestehenden Vorrichtungen und Systemen,
insbesondere gepanzerten Vorrichtungen und Systemen ermöglicht. Eine weitere Aufgabe
besteht darin die Vorteile unterschiedlicher Systeme in ein einziges System zu integrieren,
um die bestehenden Ressourcen effizienter zu nutzen.
ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
[0007] Die Erfindung ist durch die unabhängigen Ansprüche definiert. Die abhängigen Ansprüche
definieren vorteilhafte Ausführungsformen.
[0008] Gemäß einem Aspekt der Erfindung umfasst eine modulare Schwebemunition eine beschränkte
Anzahl von Modulen, wobei die Anzahl von Modulen umfasst: ein erstes Modul, wobei
das erste Modul zumindest einen Sensor zum Erfassen von Umgebungsinformationen umfasst;
und ein zweites Modul, wobei das zweite Modul zum Ausstoß der Schwebemunition aus
einem Geschützrohr konfiguriert ist und eine Vielzahl von faltbaren und/oder teleskopierbaren
aufblasbaren Flügeln umfasst.
[0009] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen ergeben sich aus den abhängigen
Ansprüchen sowie aus der Beschreibung unter Bezugnahme auf die Figuren.
[0010] Gemäß einer Weiterbildung umfasst ein erstes Modul einen Kopplungsmechanismus, um
das erste Modul mit einem anderen Modul der Vielzahl von Modulen der Schwebemunition
in dem Geschützrohr zu koppeln. Hierdurch wird bspw. ein Transport oder ein Abfeuern
der Schwebemunition innerhalb einer Vorrichtung mit beschränkten Platzverhältnissen
ermöglicht.
[0011] Gemäß einer Weiterbildung kann der Kopplungsmechanismus dazu konfiguriert sein die
Vielzahl von Modulen beim Ausstoß miteinander zu verbinden. Hierdurch wird ein Entladen
und/oder Verstauen der modularen Schwebemunition erleichtert.
[0012] Gemäß einer Weiterbildung umfasst ein zweites Modul einen Kopplungsmechanismus, um
das zweite Modul mit einem anderen Modul der Vielzahl von Modulen der Schwebemunition
in dem Geschützrohr zu koppeln. Hierdurch wird bspw. ein Transport oder ein Abfeuern
der Schwebemunition innerhalb einer Vorrichtung mit beschränkten Platzverhältnissen
ermöglicht.
[0013] Gemäß einer Weiterbildung weist ein erstes Modul und ein zweites Modul eine Dimensionierung
- Längen, Breiten, Höhen - auf, die einer Standardmunition für das Geschützrohr entspricht.
Hierdurch wird bspw. ein Transport oder ein Abfeuern der Schwebemunition innerhalb
einer Vorrichtung mit beschränkten Platzverhältnissen ermöglicht.
[0014] Gemäß einer Weiterbildung umfasst ein erstes Modul und ein zweites Modul vor einem
Abfeuern einen Treibkäfig und/oder einen Treibspiegel. Hierdurch wird bspw. eine Dichtung
gegenüber einem Geschützrohr beim Abfeuern verbessert und eine Gipfelhöhe und Reichweite
der Schwebemunition erhöht.
[0015] Gemäß einer Weiterbildung umfasst ein erstes Modul und ein zweites Modul eine Vielzahl
von aufblasbaren Flügeln. Hierdurch wird bspw. ein Volumen und/oder ein Gewicht einer
Schwebemunition verringert und/oder mehr Raum für andere Module, bspw. einen Effektor
ermöglicht.
[0016] Gemäß einer Weiterbildung ist die Schwebemunition konfiguriert, um die Vielzahl von
Flügeln nach einem Abfeuern durch das Geschützrohr mit einer Verzögerung nach einem
Verlassen einer Mündung des Geschützrohres zu öffnen. Hierdurch wird bspw. eine frühe
Steuerung einer Flugbahn durch steuerbare Flügel ermöglicht.
[0017] Gemäß einer Weiterbildung umfasst ein zweites Modul einen Antrieb zum Antreiben der
Schwebemunition. Hierdurch kann bspw. eine Reichweite und/oder eine Steuerung der
Schwebemunition verbessert werden.
[0018] Gemäß einer Weiterbildung umfasst die Schwebemunition ein drittes Modul mit einem
Effektor, das zwischen einem ersten Modul und einem zweiten Modul gekoppelt ist. Hierdurch
kann bspw. auf ein oder mehrere Objekte gewirkt werden.
[0019] Gemäß einer Weiterbildung ist die Schwebemunition konfiguriert zum Laden in und Abfeuern
durch eine 120 mm Glattrohrkanone eines Panzers oder zum Laden in und Abfeuern durch
eine 155mm Kanone einer Panzerhaubitze. Somit kann die Schwebemunition im einem gepanzerten
Geschütz mit beschränkten Platzverhältnissen in das Geschützrohr geladen und dort
abgefeuert werden.
[0020] Die obigen Ausgestaltungen und Weiterbildungen lassen sich, sofern sinnvoll, beliebig
miteinander kombinieren. Weitere mögliche Ausgestaltungen, Weiterbildungen und Implementierungen
der Erfindung umfassen auch nicht explizit genannte Kombinationen von zuvor oder im
Folgenden bezüglich der Ausführungsbeispiele beschriebenen Merkmale der Erfindung.
Insbesondere wird dabei der Fachmann auch Einzelaspekte als Verbesserungen oder Ergänzungen
zu der jeweiligen Grundform der vorliegenden Erfindung hinzufügen.
KURZE INHALTSANGABE DER FIGUREN
[0021] Die vorliegende Erfindung wird nachfolgend anhand der in den schematischen Figuren
angegebenen Ausführungsbeispiele näher erläutert.
[0022] Fig. 1 zeigt eine schematische Seitenansicht einer beispielhafte Ausführungsform
einer modularen Schwebemunition zum Mitführen, Manipulieren und Abfeuern in bestehenden
gepanzerten Geschützen in einer gefalteten Konfiguration.
[0023] Fig. 2 zeigt schematische Querschnitte von beispielhaften Ausführungsformen einer
modularen Schwebemunition zum Mitführen, Manipulieren und Abfeuern in bestehenden
gepanzerten Geschützen in einer gefalteten Konfiguration.
[0024] Fig. 3 zeigt eine schematische Draufsicht einer beispielhafte Ausführungsform einer
modularen Schwebemunition zum Mitführen, Manipulieren und Abfeuern in bestehenden
gepanzerten Geschützen in einer geöffneten Konfiguration.
[0025] Die beiliegenden Figuren sollen ein weiteres Verständnis der Ausführungsformen der
Erfindung vermitteln. Sie veranschaulichen Ausführungsformen und dienen im Zusammenhang
mit der Beschreibung der Erklärung von Prinzipien und Konzepten der Erfindung. Andere
Ausführungsformen und viele der genannten Vorteile ergeben sich im Hinblick auf die
Zeichnungen. Die Elemente der Zeichnungen sind nicht notwendigerweise maßstabsgetreu
zueinander gezeigt. Richtungsangebende Terminologie wie etwa "oben", "unten", "links",
"rechts", "über", "unter", "horizontal", "vertikal", "vorne", "hinten" und ähnliche
Angaben werden lediglich zu erläuternden Zwecken verwendet und dienen nicht der Beschränkung
der Allgemeinheit auf spezifische Ausgestaltungen wie in den Figuren gezeigt.
[0026] In den Figuren der Zeichnung sind gleiche, funktionsgleiche und gleich wirkende Elemente,
Merkmale und Komponenten - sofern nichts anderes ausgeführt ist - jeweils mit denselben
Bezugszeichen versehen.
BESCHREIBUNG VON AUSFÜHRUNGSBEISPIELEN
[0027] Fig. 1 zeigt eine schematische Seitenansicht einer beispielhafte Ausführungsform
einer modularen Schwebemunition 100 zum Mitführen, Manipulieren und Abfeuern in bestehenden
gepanzerten Geschützen in einer gefalteten Konfiguration. Die Schwebemunition 100,
auch als Gun-Launched-Loitering-Munition, kurz GL
2M, bezeichnet, umfasst eine Vielzahl von Modulen 110-1 bis 110-n. Die Anzahl Module
kann im Bereich zwischen 1 und N liegen, vorzugsweise umfasst die Schwebemunition
100 zwei oder drei Module. Drei Module ist regelmäßig für schwerere Munitionen gedacht,
bspw. für Munitionen, die ein Gesamtgewicht von 30kg oder mehr aufweisen.
[0028] Die Anzahl der Module kann mit einem Verhältnis einer Länge zu einem Kaliber eines
Geschützes bzw. Geschützrohres abgestimmt sein Das Geschütz kann beispielsweise eine
120 mm Glattrohrkanone eines Panzers sein. Das Geschütz kann auch eine 155mm Kanone
einer Panzerhaubitze sein.
[0029] Jedes Modul der Schwebemunition 100 kann eine Form aufweisen, die der Form einer
Standardmunition des bestehenden gepanzerten Geschützes entspricht. Die Dimensionierung
- Längen, Breiten, Höhen -jedes Moduls ist mit der Dimensionierung der für das Geschütz
verwendbaren Munition abgestimmt. Jedes Modul kann in einer im Geschütz bestehenden
Vorrichtung zum Aufbewahrung von Munition mitgeführt werden, ohne dass an dem System
Änderungen vorgenommen werden müssen.
[0030] Die Module 110-1 bis 110-n können über trennbare kombinierte elektronische und mechanische
Koppelmechanismen 113-1 bis 113n, beispielsweise einen Schleifring und einen Bajonettverschluss,
miteinander verbunden sein. Die Module 110-1 bis 110-n können in dem Geschützrohr
miteinander gekoppelt werden. Einzelne Module können auch miteinander gekoppelt werden,
bevor sie in das Geschützrohr geladen werden. Die Module 110-1 bis 110-n können im
Geschützrohr mechanisch fix miteinander gekoppelt werden bspw. mit zumindest einem
von einem Bajonettverschluss, einem Rohrgewinde (nur bei einem Glattrohr), einem Spannhebelverschluss,
wobei ein Hebel in der Munitionshülle versenkt werden kann, und einer Schnellkupplung.
[0031] Bei diesen Kopplungen ist eine Entladung des Geschützes schwierig.
[0032] Bevorzugt sind Kopplungen, welche die Module erst durch die Stauchung der Munition
beim Ausstoßen dauerhaft verbinden. Munitionen, deren Module durch derartige Kopplungen
miteinander verbunden werden können schnell wieder entladen und verstaut werden. Geeignete
Kupplungsarten hierfür sind Steilkegelkupplung (nur bei einem Glattrohr) und/oder
Camlock-Kupplung. Die Camlock-Kupplung kann durch ein Ineinanderschieben der Module
verrasten. Eine dritte Möglichkeit ist die Verwendung eines spielfreien Rasthaken-
und/oder Ringschnappverschlusses. Zur Datenübertragung könne auch optische kontaktlose
Koppler genutzt werden, bspw. optische Koppler, induktive Koppler, und/oder andere
Mittel zur drahtlosen Kommunikation.
[0033] Jedes Modul kann eine Vielzahl von Submodulen umfassen oder eine oder mehrere Funktionen
bereitstellen, wie beispielsweise eine Ausstoßfunktion, eine An- oder Vortriebsfunktion,
eine Auftriebsfunktion, eine Sensorfunktion, eine Wirkungsfunktion (Effektor) usw.
Eine Sensorfunktion kann eines oder mehrere bereitstellen von einer Suchfunktion,
einer Lenkfunktion, einer Überwachung usw. In der Fig. 1 ist beispielhaft ein Modul
110-1 mit einem Suchkopf 111-1 und einem Effektor 112-1 gezeigt. Der Effektor kann
auch in einem anderen Modul untergebracht sein. Eine Sensorfunktion kann durch einen
Sensor bereitgestellt werden, der konfiguriert ist, um Umgebungsinformationen zu erfassen.
[0034] Die Schwebemunition 100 kann zum Aufklären konfiguriert sein und somit Sensoren zum
Aufklären von Infrastruktur wie Sensoren zum Lokalisieren von Radar- und/oder Funkquellen
umfassen. Zum Bestimmen einer Bedrohungslage kann die Schwebemunition 100 Sensoren
zum Erfassen von elektromagnetischer Strahlung im optisch sichtbaren und/oder im Infraroten
(IR) umfassen. Sensoren zum Erfassen von anderen Frequenzbereichen, in denen Signaturen
erkennbar sind, können in der Schwebemunition 100 ebenfalls enthalten sein.
[0035] Der Suchkopf 111-1 kann bspw. ein Semi-Active-Laser-Suchkopf (SAL-Suchkopf), ein
Non-Line-Of-Sight-Suchkopf (optisch, IR oder Passiv/Aktiv-Radar) oder ein Lock-On-After-Launch-Suchkopf
(NLOS-Suchkopf) sein, oder ein Suchkopf, der eine oder mehrere dieser Funktionen ermöglicht.
[0036] Der Effektor 112-1 kann eine Wirkungsfunktion bereitstellen, um auf eine oder mehrere
Ziele auf dem Boden, in der Luft und/oder zur See zu wirken. Der Effektor 112-1 kann
bspw. eine Tandemhohlladung umfassen. Der Effektor 112-1 kann zum Bekämpfen von Panzerfahrzeugen
von oben (top attack) konfiguriert sein. Fragmentierende und/oder elektronische Effektoren
und/oder Laser-Effektoren oder irgendeine Kombination davon sind ebenfalls möglich.
[0037] Der Effektor 112-1 kann fest mit dem Suchkopf 111-1 gekoppelt sein und somit mit
diesem ein einziges Modul 110-1 bilden. Der Effektor 112-1 und der Suchkopf 111-1
können auch separate Modul bilden, die, wie nachfolgend beschrieben, aneinandergekoppelt
werden können.
[0038] In der Fig. 1 ist ferner beispielhaft ein Modul 110-n gezeigt. Das Modul 110-n kann
eine Ausstoßfunktion, eine An- oder Vortriebsfunktion und eine Auftriebsfunktion,
insbesondere eine Schwebefunktion, bereitstellen. Eine Funktion wie beispielsweise
die Schwebefunktion kann auch in Kombination mit einem anderen Modul bereitgestellt
sein.
[0039] Die Ausstoßfunktion kann durch einen Raketenmotor oder eine Treibladung implementiert
sein. Die Ausstoßfunktion kann an eine Druck- und Temperaturspezifikation eines Geschützes
angepasst sein oder im Geschütz an diese angepasst werden.
[0040] Die An- oder Vortriebsfunktion kann durch einen Raketenmotor, eine Gasturbine, und/oder
einen Propeller implementiert sein, der durch einen Motor angetrieben wird. Der Motor
kann ein Elektromotor sein. Der Elektromotor kann durch eine Batterie mit Energie
versorgt werden.
[0041] Die Schwebefunktion kann durch eine Vielzahl von Flügeln bereitgestellt sein. In
der gefalteten Konfiguration können beispielsweise zwei vordere Flügel 114-n und zwei
hintere Flügel 115-n bereitgestellt sein. Eine andere Anzahl von Flügeln ist auch
möglich, beispielsweise vier vordere Flügel 114-n und vier hintere Flügel 115-n (vgl.
auch unterschiedliche Querschnitte entlang der Ebene A-A in Fig. 2). Die Flügel 114-n
und 115-n sind faltbar, teleskopierbar, und/oder aufblasbar.
[0042] Bei Schwebemunition, welche über eine gezogene Kanone verschossen wird, kann das
Ausklappen, so wie auch das Ausfahren der Flügel durch die Nutzung von Fliehkräften
realisiert werden, bspw. unter Nutzung eines Dralls beim Ausstoß der Schwebemunition.
Die zeitkritische Entriegelung kann alternative oder zusätzlich pyrotechnisch erfolgen.
Bei Systemen welche ohne Drall abgegeben werden, ist die Nutzung eines pyrotechnischen
Öffnungsmechanismus bevorzugt. Ein Mechanismus kann, bspw. durch einen Hebel- und/oder
Pneumatikmechanismus bei Aufschießen der Flügel eine Drehbewegung in eine Translation
eines ausfahrenden Flügels umwandeln. Aufblasbare Flügel können bspw. nach dem Prinzip
eines Airbags mit Hilfe eines Gasgenerators aufgeblasen werden. Steuer- und Auftriebsflächen
können auch mittels Federvorspannung geöffnet werden Faltbare und/oder teleskopierbare
Flügel können einfach oder mehrfach faltbar bzw. teleskopierbar sein, um der Munition
in einer geöffneten Konfiguration mehr Auftrieb bereitzustellen, um bspw. eine längere
Einsatzdauer zu ermöglichen und/oder eine Anforderung an ein Packmaß der Schwebemunition
zu erfüllen.
[0043] Teleskopierbare Flügel können ein oder mehrere Segmente aufweisen, die, in der gefalteten
Konfiguration der Munition ineinandergeschoben sind (vgl. Fig. 1 und Fig. 2), während
sie in einer geöffneten Konfiguration der Munition auseinandergeschoben sind (vgl.
Fig. 3). Wie in der Fig. 3 gezeigt können die Flügel faltbar (gekrümmte Pfeile) und
teleskopierbar sein (gerade Pfeile). In der vollständig geöffneten Konfiguration können
die Flügel arretiert sein. Die Arretierung kann lösbar sein, um die Munition wieder
in den gefalteten Zustand zu bringen.
[0044] Bevorzugt werden alle Flügel so gelagert, dass diese in Flugrichtung aufklappen.
Dies kann einen Kraftaufwand zum Aufklappen der Flügel erhöhen, während eine Wahrscheinlichkeit
einer Fehlfunktion wie bspw. ein Verkanten mit einem Treibkäfig und/oder Treibspiegel
verringert wird, bspw. beim Verwenden einer Ausstoßpulverladung oder bei gezogenen
Kanonen.
[0045] Faltbare Flügel können ein oder mehrere Segmente aufweisen, die, in der gefalteten
Konfiguration der Munition zusammengefaltet sind (nicht gezeigt in Fig. 1 und Fig.
2), während sie in einer geöffneten Konfiguration der Munition auseinandergefaltet
sind (nicht gezeigt Fig. 3).
[0046] Fig. 2 zeigt vier schematische Querschnitte (bspw. entlang der Ebene A-A in Fig.
1) von beispielhaften Ausführungsformen einer modularen Schwebemunition zum Mitführen,
Manipulieren und Abfeuern in bestehenden gepanzerten Geschützen in einer gefalteten
Konfiguration. Die gezeigten Querschnitte sind bspw. entlang der Ebene A-A des Moduls
110-n der Schwebemunition 100 in Fig. 1 (oben links).
[0047] Die gezeigten Querschnitte können auch Querschnitte von vorderen und/oder hinteren
Segmenten des Moduls 110-n sein, in denen vordere Flügel 114-n und/oder hintere Flügel
115-n angeordnet sind. Ein Querschnitt des Modul 110-n kann eine rechteckige, insbesondere
quadratische Form, eine ovale, insbesondere eine kreisförmige Form, oder jede andere
Form aufweisen. Unterschiedliche Querschnitte entlang einer Flugachse sind auch möglich.
[0048] Wie in Fig. 2 (oben links) veranschaulicht kann die Schwebemunition unterkalibrig
sein. Die Schwebemunition kann mit einem Treibkäfig (Sabot) 130 und/oder einem Treibspiegel
(nicht gezeigt) abgefeuert werden. Der Treibkäfig 130 kann die Schwebemunition vor
einer Belastung beim Abfeuern schützen und/oder die Schwebemunition gegenüber dem
Geschützrohr abdichten, um eine höher Mündungsgeschwindigkeiten und somit größere
Gipfelhöhe zu erreichen. In Verbindung mit einem NLOS-Suchkopf kann einem gepanzerten
Geschütz somit NLOS-Fähigkeit über eine vergrößerte Distanz ermöglicht werden.
[0049] Fig. 3 zeigt eine schematische Seitenansicht einer beispielhafte Ausführungsform
einer modularen Schwebemunition 100 zum Mitführen, Manipulieren und Abfeuern in bestehenden
gepanzerten Geschützen in einer geöffneten Konfiguration. Die Schwebemunition umfasst
eine Vielzahl von Modulen 110-1 bis 110-n. Bezüglich der Beschreibung dieser Module
wird neben der folgenden Beschreibung auch auf die Beschreibung zur Fig. 1 verwiesen.
[0050] Die vorderen Flügel 114-n und/oder die hinteren Flügel 115-n der Schwebemunition
können direkt nach dem Verlassen der Mündung des Geschützrohres gemeinsam geöffnet
werden, oder mit einer Verzögerung von 10, 30, 60, oder 90 Sekunden, oder einem Zeitpunkt
innerhalb von jedem Intervall, das durch einen dieser Zeitpunkte begonnen und/oder
abgeschlossen werden kann, geöffnet werden, um beispielsweise eine größere Gipfelhöhe
zu erreichen. Der Zeitpunkt des Öffnens kann von einer Fliehkraft und/oder einem Erfordernis
einer Orientierung der Schwebemunition abhängig sein.
[0051] Die vorderen Flügel 114-n und/oder die hinteren Flügel 115-n können auch gestaffelt,
d.h. mit unterschiedlicher Verzögerung geöffnet werden. Die oben erwähnten Intervalle
sind Beispiele von solchen Intervallen. Beispielsweise können die hinteren Flügel
direkt nach dem Verlassen der Mündung des Geschützrohres geöffnet werden, während
die vorderen Flügel erst später geöffnet werden, beispielsweise wenn die Schwebemunition
ein Zielgebiet erreicht hat.
[0052] Die vorderen Flügel 114-n und/oder die hinteren Flügel 115-n können einen Öffnungswinkel
gegenüber deiner Längsachse der Schwebemunition bilden. Der Öffnungswinkel kann für
die vorderen Flügel 114-n und/oder die hinteren Flügel 115-n gleich oder unterschiedlich
sein. Beispielsweise kann der Öffnungswinkel für die vorderen Flügel 114-n 90° oder
mehr betragen (im Beispiel von Fig. 3 nach vorne geneigt), während der Öffnungswinkel
für die hinteren Flügel 115-n 90° oder weniger beträgt (im Beispiel von Fig. 3 nach
vorne geneigt).
[0053] In der vorangegangenen detaillierten Beschreibung sind verschiedene Merkmale zur
Verbesserung der Stringenz der Darstellung in einem oder mehreren Beispielen zusammengefasst
worden. Es sollte dabei jedoch klar sein, dass die obige Beschreibung lediglich illustrativer,
keinesfalls jedoch beschränkender Natur ist. Sie dient der Abdeckung aller Alternativen,
Modifikationen und Äquivalente der verschiedenen Merkmale und Ausführungsbeispiele.
Viele andere Beispiele werden dem Fachmann aufgrund seiner fachlichen Kenntnisse in
Anbetracht der obigen Beschreibung sofort und unmittelbar klar sein.
[0054] Die Ausführungsbeispiele wurden ausgewählt und beschrieben, um die der Erfindung
zugrundeliegenden Prinzipien und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis bestmöglich
darstellen zu können. Dadurch können Fachleute die Erfindung und ihre verschiedenen
Ausführungsbeispiele in Bezug auf den beabsichtigten Einsatzzweck optimal modifizieren
und nutzen. In den Ansprüchen sowie der Beschreibung werden die Begriffe "beinhaltend"
und "aufweisend" als neutralsprachliche Begrifflichkeiten für die entsprechenden Begriffe
"umfassend" verwendet. Weiterhin soll eine Verwendung der Begriffe "ein", "einer"
und "eine" eine Mehrzahl derartig beschriebener Merkmale und Komponenten nicht grundsätzlich
ausschließen.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0055]
- 100
- Schwebemunition
- 110
- Modul n der Schwebemunition mit 1 ≤ n ≤ N
- 111
- Suchkopf
- 112
- Effektor
- 113
- Koppelungsmechanismus
- 114
- vorderer Flügel
- 115
- hinterer Flügel
- 120
- Kaliber (Durchmesser des Geschützrohres)
- 130
- Treibkäfig
1. Modulare Schwebemunition (100) bestehend aus einer Vielzahl von Modulen (110-1, 110-n),
wobei die Vielzahl von Modulen (110-1, 110-n) umfasst:
ein erstes Modul (110-1), wobei das erste Modul (110-1) zumindest einen Sensor zum
Erfassen von Umgebungsinformationen umfasst; und
ein zweites Modul (110-n), wobei das zweite Modul (110-n) zum Ausstoß der Schwebemunition
(100) aus einem Geschützrohr konfiguriert ist und eine Vielzahl von faltbaren und/oder
teleskopierbaren aufblasbaren Flügeln (114-n, 115-n) umfasst.
2. Modulare Schwebemunition (100) nach Anspruch 1, wobei das erste Modul (110-1) einen
Kopplungsmechanismus umfasst, um das erste Modul (110-1) mit einem anderen Modul (110-n)
der Vielzahl von Modulen der Schwebemunition (100) in dem Geschützrohr zu koppeln,
wobei der Kopplungsmechanismus bevorzugt dazu konfiguriert ist die Vielzahl von Modulen
beim Ausstoß miteinander zu verbinden.
3. Modulare Schwebemunition (100) nach Anspruch 1, wobei das zweite Modul (110-n) einen
Kopplungsmechanismus umfasst, um das zweite Modul (110-n) mit einem anderen Modul
(110-1) der Vielzahl von Modulen der Schwebemunition (100) in dem Geschützrohr zu
koppeln, wobei der Kopplungsmechanismus bevorzugt dazu konfiguriert ist die Vielzahl
von Modulen beim Ausstoß miteinander zu verbinden.
4. Modulare Schwebemunition (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei das erste Modul
(110-1) und das zweite Modul (110-n) eine Dimensionierung - Längen, Breiten, Höhen
- aufweist, die einer Standardmunition für das Geschützrohr entspricht.
5. Modulare Schwebemunition (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei das erste Modul
(110-1) und das zweite Modul (110-n) vor einem Abfeuern einen Treibkäfig und/oder
einen Treibspiegel umfassen.
6. Modulare Schwebemunition (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei das erste und
das zweite Modul (110-n) eine Vielzahl von aufblasbaren Flügeln umfassen.
7. Modulare Schwebemunition (100) nach Anspruch 6, wobei die Schwebemunition konfiguriert
ist, um die Vielzahl von Flügeln nach einem Abfeuern durch das Geschützrohr mit einer
Verzögerung nach einem Verlassen einer Mündung des Geschützrohres zu öffnen.
8. Modulare Schwebemunition (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei das zweite
Modul (110-n) einen Antrieb zum Antreiben der Schwebemunition umfasst.
9. Modulare Schwebemunition (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei die Schwebemunition
ein drittes Modul mit einem Effektor umfasst, das zwischen dem ersten Modul (110-1)
und dem zweiten Modul (110-n) gekoppelt ist.
10. Modulare Schwebemunition (100) nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei die Schwebemunition
zum Laden in und Abfeuern durch eine 120 mm Glattrohrkanone eines Panzers oder zum
Laden in und Abfeuern durch eine 155mm Kanone einer Panzerhaubitze konfiguriert ist.