[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Werkzeugmaschine, die zur Durchführung von
Arbeiten mit einem Werkzeug verbunden werden kann, wobei die Werkzeugmaschine einen
Motor und eine Steuereinrichtung umfasst. Die Steuereinrichtung ist dazu eingerichtet,
eine Versorgung des Motors mit elektrischer Energie zu steuern, wobei eine Bewegung
des Werkzeugs abgebremst werden kann, indem eine Zufuhr der elektrischen Energie an
den Motor durch die Steuereinrichtung reduziert wird. Die Zufuhr der elektrischen
Energie an den Motor wird in mindestens zwei Schritten reduziert, wobei die Zufuhr
der elektrischen Energie in einem zweiten Schritt stärker reduziert wird als in einem
ersten Schritt. In einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Abbremsen
einer Werkzeugmaschine, wobei das Abbremsen der Werkzeugmaschine in mindestens zwei
Schritten erfolgt, wobei die Werkzeugmaschine in einem zweiten Schritt stärker abgebremst
wird als in einem ersten Schritt. Auf diese Weise kann ein besonders sanftes Abbremsen
der Werkzeugmaschine bereitgestellt werden, mit dem ein unerwünschtes Lösen des Werkzeugs
von der Werkzeugmaschine verhindert wird.
Hintergrund der Erfindung:
[0002] Im Stand der Technik sind Werkzeugmaschinen bekannt, die zur Durchführung von Arbeiten
mit einem Werkzeug verbunden werden können. Dabei kann es sich beispielsweise um Bohrmaschinen,
Bohrhämmer, Schleif-, Meißel- oder Trenngeräte oder Kernbohrgeräte handeln, ohne darauf
beschränkt zu sein. Nach der Durchführung von Arbeiten soll die Werkzeugmaschine in
der Regel ausgeschaltet werden. Dabei soll die Werkzeugmaschine nach dem Ausschalten
idealerweise nicht lange nachlaufen, um den Nutzer oder andere Personen beim Ablegen
des Gerätes mit noch laufendem Werkzeug nicht zu gefährden. Durch aktives Abbremsen
kann das Werkzeug der Werkzeugmaschine schneller zum Stillstand gebracht werden. Dadurch
kann die Zeit, in der eine Gefährdung für die Umgebung besteht, verringert werden.
Bei einem zu schnellen Abbremsen der Werkzeugmaschine besteht allerdings das Risiko,
dass sich das Werkzeug ungewollt von der Werkzeugmaschine löst und dadurch eine Gefährdung
verursacht. Bei einem Winkelschleifer kann sich beispielsweise die Spannmutter bzw.
die noch rotierende Schleifscheibe ungewollt lösen. Das ungewollte Lösen der Spannmutter
und Schleifscheibe bzw. des Werkzeugs und seines Befestigungsmittels kann auch davon
abhängen, wie stark der Nutzer die Spannmutter bei der Scheibenmontage festgezogen
hat.
[0003] Um ein unbeabsichtigtes Lösen des Werkzeugs und seines Befestigungsmittels zu verhindern,
sind im Stand der Technik formschlüssige Verbindungen zwischen der Werkzeugaufnahme
der Werkzeugmaschine und dem Werkzeug bekannt. Wenn die Werkzeugmaschine als Trenn-
oder Winkelschleifer ausgebildet ist, kann dadurch eine Befestigung des als Trenn-
oder Schleifscheibe ausgebildeten Werkzeugs an der Werkzeugaufnahme des Trenn- oder
Winkelschleifers erreicht werden. Eine formschlüssige Werkzeugaufnahme erfordert allerdings
ein dazu passendes formschlüssige Werkzeug. Zur Befestigung des Werkzeugs an der Werkzeugmaschine
oder an ihrer Werkzeugaufnahme ist dann häufig die Verwendung von speziellen Werkzeugen
und/oder Verbrauchsmaterialen notwendig. Wenn die Werkzeugmaschine als Trenn- oder
Winkelschleifer ausgebildet ist, können nachteiligerweise standardmäßige Trenn- oder
Schleifscheiben mit nur einer runden Zentralaufnahme nicht mehr verwendet werden.
[0004] Die Aufgabe, die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegt, besteht darin, die Mängel
und Nachteile des Standes der Technik zu überwinden und ein optimiertes Bremsverfahren
für eine Werkzeugmaschine bereitzustellen, mit dem ein schnelles Abbremsen einer Werkzeugmaschine
ermöglicht werden kann bei gleichzeitiger Verwendung eines standardmäßigen Werkzeugs,
das im Fall einer Trenn- oder Schleifscheibe beispielsweise eine runde Aufnahme aufweist.
Mit dem neuen Bremsverfahren soll insbesondere auch das Risiko für ein unbeabsichtigtes
Lösen des Werkzeugs bzw. seiner Befestigungsmittel von der Werkzeugmaschine reduziert
werden.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst durch den Gegenstand der unabhängigen Ansprüche. Vorteilhafte
Ausführungsformen zu dem Gegenstand der unabhängigen Ansprüche finden sich in den
abhängigen Ansprüchen.
Beschreibung der Erfindung:
[0006] Erfindungsgemäß ist eine Werkzeugmaschine vorgesehen, die zur Durchführung von Arbeiten
mit einem Werkzeug verbunden werden kann. Die Werkzeugmaschine umfasst einen Motor
und eine Steuereinrichtung, wobei die Steuereinrichtung dazu eingerichtet ist, eine
Versorgung des Motors mit elektrischer Energie zu steuern. Eine Bewegung des Werkzeugs
kann dadurch abgebremst werden, dass eine Zufuhr der elektrischen Energie an den Motor
durch die Steuereinrichtung reduziert wird, wobei die Zufuhr der elektrischen Energie
an den Motor in mindestens zwei Schritten reduziert wird. Erfindungsgemäß ist vorgesehen,
dass die Zufuhr der elektrischen Energie in einem zweiten Schritt stärker reduziert
wird als in einem ersten Schritt. Mit der Erfindung kann vorteilhafterweise ein optimiertes
Bremsverfahren für eine Werkzeugmaschine bereitgestellt werden, wobei die Werkzeugmaschine
bzw. das Bremsverfahren durch eine mehrstufige, insbesondere zweistufige Bremstrajektorie
gekennzeichnet ist. Mit der Erfindung ist es vorteilhafterweise möglich, standardisierte
Werkzeuge zu benutzen, im Fall von Schleif- oder Trennscheiben beispielsweise solchen
Scheiben mit einer zentralen runden Aufnahme zu Befestigung. Gleichzeitig kann die
Werkzeugmaschine bzw. ihr Werkzeug sicher gebremst werden, wobei ein ungewolltes Lösen
des Werkzeugs von der Werkzeugmaschine durch das sanfte Abbremsen, welches die zweistufige
Bremstrajektorie ermöglicht, wirksam verhindert wird. Durch das stärkere Abbremsen
in der zweiten Bremsstufe kann die Bremszeit für den gesamten Bremsvorgang erheblich
reduziert werden.
[0007] Die elektrische Energie, die dem Motor der Werkzeugmaschine zur Durchführung der
Arbeiten zugeführt oder abgezogen werden kann, wird im Sinne der Erfindung bevorzugt
auch als "Motorstrom" bezeichnet. Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass die
Steuereinrichtung der Werkzeugmaschine dazu eingerichtet ist, die Zufuhr des Motorstroms
an den Motor zu steuern. Mit anderen Worten kann die Steuereinrichtung kontrollieren,
ob und wenn ja wieviel elektrische Energie, d.h. "Motorstrom" der Motor der Werkzeugmaschine
erhält. Der Grundgedanke der vorliegenden Erfindung besteht darin, dass die Werkzeugmaschine
abgebremst werden kann, wenn die Zufuhr von Motorstrom an den Motor reduziert wird.
Dabei bedeutet ein positiver Motorstrom vorzugsweise, dass die Werkzeugmaschine, ihr
Motor oder das Werkzeug der Werkzeugmaschine angetrieben wird, während bei einem negativem
Motorstrom die Werkzeugmaschine, ihr Motor oder das Werkzeug der Werkzeugmaschine
abgebremst wird. Das Drehmoment des Motors ist näherungsweise direkt proportional
zum Motorstrom, sodass die nachfolgenden Ausführungen vorteilhafterweise auch analog
für den Drehmomentverlauf gelten. Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass eine
positive Zufuhr der elektrischen Energie ein Antreiben der Werkzeugmaschine, ihres
Motors oder des Werkzeugs der Werkzeugmaschine bedeutet, während eine negative Zufuhr
der elektrischen Energie ein Abbremsen der Werkzeugmaschine, ihres Motors oder des
Werkzeugs der Werkzeugmaschine bedeutet. Ein Wechsel von einer positiven Zufuhr der
elektrischen Energie zu einer negativen Zufuhr der elektrischen Energie kann vorzugsweise
als Nulldurchgang bezeichnet werden. Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass
ein positiver Motorstrom für ein Antreiben der Werkzeugmaschine, ihres Motors oder
des Werkzeugs der Werkzeugmaschine steht, während ein negativer Motorstrom für ein
Abbremsen der Werkzeugmaschine, ihres Motors oder des Werkzeugs der Werkzeugmaschine
steht. Dabei kann der Wechsel von positivem Motorstrom zu negativem Motorstrom als
Nulldurchgang bezeichnet werden.
[0008] Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass die Steuereinrichtung dazu eingerichtet
ist, eine Versorgung des Motors mit Motorstrom zu steuern, wobei eine Bewegung des
Werkzeugs abgebremst werden kann, indem eine Zufuhr von Motorstrom an den Motor durch
die Steuereinrichtung reduziert wird, wobei die Zufuhr von Motorstrom an den Motor
in mindestens zwei Schritten reduziert wird, wobei die Zufuhr des Motorstroms in einem
zweiten Schritt stärker reduziert wird als in einem ersten Schritt.
[0009] Wenn die Werkzeugmaschine ein Getriebe umfasst, kann beim schnellen Abbremsen der
Werkzeugmaschine aufgrund des Getriebespiels (engl. Backlash) ein Momentenimpuls erzeugt
werden, der ungünstig auf die Befestigung des Werkzeugs der Werkzeugmaschine wirken
kann. Wenn die Werkzeugmaschine als Winkel- oder Trennschleifer ausgebildet ist, kann
dieser Momentenimpuls auf die Spannmutter wirken, mit der die Trenn- oder Schleifscheibe
an dem Winkel- oder Trennschleifer befestigt ist. Ist das Moment des Momentenimpulses
größer als das Haltemoment, kann sich die Spannmutter bzw. die Befestigung des Werkzeugs
lösen und so zu einer Gefahr für den Bediener der Werkzeugmaschine werden. Der Momentenimpuls
kann insbesondere beim Wechsel der Getriebezahnflanken entstehen, d.h. wenn verschiedene
Zähne von unterschiedlichen Zahnrädern des Getriebes miteinander in Eingriff gelangen
und zwischen den Zähnen dieser Zahnräder des Getriebes ggf. ein Spiel ("Getriebespiel")
besteht.
[0010] Je schneller der Wechsel der Getriebezahnflanken erfolgt, desto größer ist der entstehende
Momentenimpuls. Die Erfinder haben erkannt, dass die Gefahr eines ungewollten Lösens
des Werkzeugs der Werkzeugmaschine erheblich reduziert werden kann, wenn ein rascher
Wechsel der Getriebezahnflanken vermindert und auf diese Weise der Momentenimpuls
klein gehalten wird. Erfindungsgemäß wird daher vorgeschlagen, dass das Abbremsen
der Werkzeugmaschine in mindestens zwei Schritten erfolgt, wobei die Werkzeugmaschine
in einem zweiten Schritt stärker abgebremst wird als in einem ersten Schritt. Diese
Formulierung ist im Wesentlichen gleichbedeutend dazu, dass eine Zufuhr der elektrischen
Energie in einem zweiten Schritt stärker reduziert wird als in einem ersten Schritt
oder dazu, dass ein Motorstrom in einem zweiten Schritt stärker reduziert wird als
in einem ersten Schritt.
[0011] Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass eine Reduzierung der elektrischen Energie
in dem ersten Schritt durch einen ersten Gradienten dl1/dt beschrieben wird und eine
Reduzierung der elektrischen Energie in dem zweiten Schritt durch einen zweiten Gradienten
dl2/dt beschrieben wird, wobei ein Betrag des zweiten Gradienten größer ist als ein
Betrag des ersten Gradienten: |dl2/dt| > |dl1/dt|. Mit anderen Worten kann es im Sinne
der Erfindung bevorzugt sein, dass eine Reduzierung des Motorstroms in dem ersten
Schritt durch einen ersten Gradienten dl1/dt beschrieben wird und eine Reduzierung
des Motorstroms in dem zweiten Schritt durch einen zweiten Gradienten dl2/dt, wobei
ein Betrag des zweiten Gradienten größer ist als ein Betrag des ersten Gradienten:
|dl2/dt| > |dl1/dt|.
[0012] Die betragsmäßig geringere Steigung im ersten Intervall bzw. ersten Schritt verursacht
einen sanfteren Getriebeflankenwechsel mit einem kleineren Momentenimpuls. Im zweiten
Intervall bzw. zweiten Schritt wird der Motorstrom dann schneller bis zu einem Bremsstromlimit
geführt, was die Bremszeit verkürzt. Auf diese Weise kann ein optimiertes Bremsverfahren
für eine Werkzeugmaschine, beispielsweise einen Winkelschleifer bereitgestellt werden,
das durch eine mehrstufige Bremstrajektorie gekennzeichnet ist, wobei die mehr- bzw.
zweistufige Bremstrajektorie zu einem verringerten Momentenpuls durch das Getriebespiel
führen kann. Auf diese Weise kann ein besonderes sanfter Getriebeflankenwechsel ermöglicht
und das Risiko für ein ungewolltes Lösen des Werkzeugs der Werkzeugmaschine erheblich
vermindert werden.
[0013] Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass der Wechsel von einer positiven Zufuhr
der elektrischen Energie zu einer negativen Zufuhr der elektrischen Energie als Nulldurchgang
bezeichnet wird. Vorzugsweise ändert beim Nulldurchgang der Motorstrom sein Vorzeichen,
von positiv zu negativ oder umgekehrt. Mit anderen Worten erfolgt beim Nulldurchgang
ein Wechsel von einem positiven zu einem negativen Motorstrom, oder umgekehrt. Es
ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass der Wechsel von dem ersten Schritt zu dem
zweiten Schritt des Abbremsverfahrens beim Nulldurchgang der Zufuhr der elektrischen
Energie bzw. des Motorstroms erfolgt. Es hat sich gezeigt, dass der Wechsel zwischen
dem ersten und dem zweiten Schritt des Abbremsverfahrens beim Nulldurchgang des Motorstroms
vorteilhaft ist, da der Getriebeflankenwechsel in
diesem Intervall abgeschlossen ist. Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass der Getriebeflankenwechsel
in dem Intervall mit dem flacheren Gradienten des Motorstroms stattfindet. Darüber
hinaus kann der Wechsel von dem ersten Schritt zu dem zweiten Schritt des Abbremsverfahrens
bei einer positiven oder einer negativen Zufuhr der elektrischen Energie erfolgen,
d.h. insbesondere dann, wenn der Motorstrom nicht «null» ist, sondern einen positiven
oder negativen Wert annimmt. Der Wechsel zwischen dem ersten und dem zweiten Schritt
des Abbremsverfahrens kann vorteilhafterweise auch mit einem Motorstrom ungleich Null,
d.h. mit einem Offset erfolgen.
[0014] Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass der Zeitpunkt des Zahn- oder Getriebeflankenwechsels
von einer Verteilung der Reibverluste im Antriebssystem zwischen Motor und Spindelabtrieb
abhängt. Dabei können die Reibverluste auf der Motorseite höher als auf der Spindelabtriebsseite
sein, sodass es vorteilhaft ist, den Wechsel zwischen dem ersten und dem zweiten Intervall
des Bremsverfahrens bereits bei einem positiven Motorstromoffset zu vollziehen, um
auf diese Weise eine kürzere Bremszeit zu erreichen. Wenn die Reibverluste auf der
Spindelseite größer als auf der Motorseite sind, dann kann es bevorzugt sein, den
Intervallwechsel erst später bei einem negativen Motorstromwert zu vollziehen.
[0015] Vor dem Start des Abbremsverfahrens kann die Werkzeugmaschine beispielsweise mit
einem positiven, vorzugsweise im Wesentlichen konstanten Motorstrom betrieben werden.
Der Motor der Werkzeugmaschine kann sich dabei beispielsweise in einem Betriebsarbeitspunkt,
beispielsweise dem Leerlauf, befinden. Der Motorstrom, der benötigt wird, damit die
Werkzeugmaschine im Leerlauf dreht, wird im Sinne der Erfindung als Leerlauf-Strom
I_L bezeichnet. Der Bremsvorgang kann beispielsweise durch einen Abschaltbefehl des
Nutzers initiiert werden. Dazu kann der Nutzer zum Beispiel einen Schalter oder ein
anderes Interface zur Eingabe von Betriebsbefehlen für die Werkzeugmaschine verwenden.
Alternativ oder ergänzend kann der Bremsvorgang durch ein sonstiges Event, wie beispielsweise
ein Abschaltbefehl durch ein Kickbackevent, gestartet werden.
[0016] Der Bremsvorgang beginnt, indem der Motorstrom in einem ersten Zeitintervall oder
ersten Schritt t1 reduziert wird, gefolgt von einem zweiten Zeitintervall oder zweiten
Schritt des Abbremsverfahrens t2, indem der Motorstrom schneller reduziert wird, bis
zum Ende des zweiten Intervalls t2 das Bremsstromlimit erreicht ist. Das Bremsstromlimit
I_B kann im Sinne der Erfindung bevorzugt auch als "vorgegebener Bremswert für die
elektrische Energie» oder «Bremsstrom» bezeichnet werden. Der Gradient im zweiten
Intervall t2 ist dabei betragsmäßig größer als im ersten Intervall t1. Im zweiten
Intervall t2 fällt der Motorstrom daher schneller als im ersten Intervall t1. Es hat
sich gezeigt, dass der Wechsel zwischen dem ersten Intervall t1 und dem zweiten Intervall
t2 beim Nulldurchgang des Motorstroms vorteilhaft ist, da bei einer Werkzeugmaschine
der Getriebeflankenwechsel in dem ersten Intervall t1 in der Regel abgeschlossen ist.
Der Wechsel zwischen dem ersten Intervall t1 und dem zweiten Intervall t2 kann aber
auch mit einem Motorstrom ungleich Null, d.h. mit einem Offset erfolgen. Die betragsmäßig
geringere Steigung im ersten Intervall t1 verursacht einen sanfteren Getriebeflankenwechsel
mit einem kleineren Momentenimpuls. Im zweiten Intervall t2 wird der Motorstrom dann
schneller bis zum Bremsstromlimit geführt, so dass die Bremszeit verkürzt werden kann.
Dadurch reduziert sich vorteilhafterweise auch die Zeitspanne, in der ein Nutzer der
Werkzeugmaschine einer Gefahr durch das Nachlaufen des Werkzeugs ausgesetzt sein kann.
[0017] In einem dritten Intervall t3 wird der Motor mit einem konstanten Bremsstrom, d.h.
vorzugsweise mit einem maximal zulässigen Bremsmoment bis zum Stillstand abgebremst.
Am Ende des dritten Intervalls t3 ist der Stillstand des Werkzeugs und/oder des Motors
der Werkzeugmaschine erreicht.
[0018] Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass der zweite Schritt bzw. das zweite
Intervall t2 endet, wenn ein vorgegebener Bremswert für die elektrische Energie, die
dem Motor der Werkzeugmaschine zugeführt wird, erreicht wird, wobei sich an den zweiten
Schritt des Abbremsverfahrens ein dritter Schritt anschließen kann. Der vorgegebene
Bremswert für die elektrische Energie, die dem Motor der Werkzeugmaschine zugeführt
wird, entspricht vorzugsweise dem Bremsstromlimit bzw. dem Bremsstrom, mit dem die
Werkzeugmaschine im Anschluss an das das zweite Intervall t2 des Abbremsverfahrens
im Wesentlichen konstant betrieben wird, um ein Abbremsen der Werkzeugmaschine, ihres
Werkzeugs bzw. des Motors der Werkzeugmaschine zu erreichen. Es ist im Sinne der Erfindung
bevorzugt, dass im dritten Schritt des Abbremsverfahrens die Werkzeugmaschine mit
dem vorgegebenen Bremswert für die elektrische Energie betrieben wird, bis die Werkzeugmaschine,
ihr Werkzeug bzw. der Motor der Werkzeugmaschine abgebremst ist. Vorzugsweise kann
der vorgegebene Bremswert für die elektrische Energie im Wesentlichen einem maximal
zulässigen Bremsmoment entsprechen. Im dritten Intervall t3 kann der Motor der Werkzeugmaschine
mit einem konstanten Bremsstrom, d.h. mit maximal zulässigem Bremsmoment bis zum Stillstand
abgebremst werden. Am Ende des dritten Intervalls t3 ist vorteilhafterweise der Bremsvorgang
beendet.
[0019] In einem zweiten Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Abbremsen einer
Werkzeugmaschine. Die für die Werkzeugmaschine eingeführten Begriffe, Definitionen
und technischen Vorteile gelten vorzugsweise für das Abbremsverfahren analog. Das
Abbremsverfahrens ist dadurch gekennzeichnet, dass das Abbremsen der Werkzeugmaschine
in mindestens zwei Schritten erfolgt, wobei die Werkzeugmaschine in einem zweiten
Schritt stärker abgebremst wird als in einem ersten Schritt. Das bedeutet im Sinne
der Erfindung bevorzugt, dass eine Zufuhr von elektrischer Energie in einem zweiten
Schritt stärker reduziert wird als in einem ersten Schritt bzw. dass der Motorstrom
in einem zweiten Schritt des Abbremsverfahrens stärker reduziert wird als in einem
ersten Schritt. Selbstverständlich kann das vorgeschlagene Verfahren auch mehr als
zwei Stufen umfassen, beispielsweise drei, vier, fünft, sieben oder zehn Stufen, ohne
darauf beschränkt zu sein.
[0020] Das Abbremsverfahren weist mindestens zwei Schritte oder Stufen auf, wobei die Werkzeugmaschine
in den mindestens zwei Stufen unterschiedlich stark abgebremst wird. Dabei wird die
Werkzeugmaschine in einem ersten Schritt des Abbremsverfahrens zunächst weniger stark
abgebremst als in einem zweiten Schritt des Abbremsverfahrens. Dadurch kann vorteilhafterweise
verhindert werden, dass sich das Werkzeug der Werkzeugmaschine beim Bremsen von der
Werkzeugmaschine oder ihrer Werkzeugaufnahme löst und zu einer Gefahr für den Nutzer
der Werkzeugmaschine wird. Durch die stärkere Abbremsung der Werkzeugmaschine in dem
zweiten Schritt des Abbremsverfahrens kann die Gesamtzeit für den Abbremsvorgang reduziert
werden, so dass die Zeitspanne, in der möglicherweise eine Gefahr für den Nutzer durch
das Nachlaufen des Werkzeugs besteht, möglichst kurz gehalten werden kann. Die Einstellung
der unterschiedlichen Gradienten des Motorstroms in dem ersten und dem zweiten Schritt
des Abbremsverfahrens kann vorzugsweise durch eine Steuereinrichtung der Werkzeugmaschine
erfolgen. Mithin ist die Steuereinrichtung der Werkzeugmaschine dazu eingerichtet,
in einem ersten Schritt des Abbremsverfahrens einen betragsmäßig geringeren Gradienten
für den Motorstrom einzustellen als in einem zweiten Schritt des Abbremsverfahrens.
Dadurch ist der Betrag des ersten Gradienten |dl1/dt|, der vorzugsweise während des
ersten Schritts des Abbremsverfahrens von der Steuereinrichtung eingestellt wird,
kleiner als der Betrag des zweiten Gradienten |dl2/dt|, der vorzugsweise während des
ersten Schritts des Abbremsverfahrens von der Steuereinrichtung eingestellt wird.
Es gilt |dl2/dt| > |dl1/dt|.
[0021] Es ist im Sinne der Erfindung bevorzugt, dass das Abbremsen der Werkzeugmaschine
durch eine Reduzierung einer Zufuhr von elektrischer Energie an einen Motor der Werkzeugmaschine
erfolgt. Vorzugsweise kann das Abbremsen der Werkzeugmaschine durch eine Reduzierung
des Motorstroms der Werkzeugmaschine erfolgen. Durch die unterschiedlichen Gradienten
dl/dt des Motorstroms kann ein sanfter Getriebeflankenwechsel (vor allem in der ersten
Stufe des Abbremsverfahrens) erreicht werden bei einer gleichzeitig kurzen Bremszeit
(vor allem durch das stärkere Abbremsen der Werkzeugmaschine in der zweiten Stufe
des Abbremsverfahrens). Auf diese Weise kann vorteilhafterweise ein optimiertes Bremsverfahren
für die Werkzeugmaschine bereitgestellt werden, mit dem ein schnelles Abbremsen einer
Werkzeugmaschine ermöglicht werden kann bei gleichzeitiger Verwendung eines standardmäßigen
Werkzeugs, das im Fall einer Trenn- oder Schleifscheibe beispielsweise eine runde
Aufnahme aufweist. Mit dem neuen Bremsverfahren kann vorteilhafterweise auch das Risiko
für ein unbeabsichtigtes Lösen des Werkzeugs bzw. seiner Befestigungsmittel und so
die Gefahr für einen Nutzer der Werkzeugmaschine reduziert werden.
[0022] Weitere Vorteile ergeben sich aus der folgenden Figurenbeschreibung.
- Fig. 1
- beispielhafte Auftragung des Motorstroms gegen die Zeit im Kontext des vorgeschlagenen
Abbremsverfahrens
Ausführungsbeispiele und Figurenbeschreibung:
[0023] Figur 1 zeigt eine beispielhafte Auftragung des Motorstroms I gegen die Zeit t im
Kontext des vorgeschlagenen Abbremsverfahrens. Auf der y-Achse ist der Motorstrom
I aufgetragen, während auf der x-Achse die Zeit t aufgetragen ist. Figur 1 ist in
vier Zeitintervalle t0, t1, t2 und t3 eingeteilt. Im Intervall t0 befindet sich der
Motor einem Betriebsarbeitspunk, beispielsweise Leerlauf. In diesem Intervall wird
die Werkzeugmaschine mit dem Motorstrom I betrieben, wobei der in Figur 1 in Intervall
t0 dargestellte Motorstrom I im Wesentlichen konstant ist und im positiven Bereich
verläuft. Am Ende von Intervall t0 beginnt der Bremsvorgang, beispielsweise initiiert
durch einen Abschaltbefehl des Nutzers mittels eines Schalters oder durch ein sonstiges
Event, wie beispielsweise einem Abschaltbefehl durch ein Kickbackevent. Im ersten
Intervall t1, das vorzugsweise dem ersten Schritt des Abbremsverfahrens entspricht,
wird die Änderung des Motorstroms I durch den Gradienten dl1/dt beschrieben, während
die Änderung des Motorstroms I im zweiten Intervall t2, das vorzugsweise dem zweiten
Schritt des Abbremsverfahrens entspricht, durch den Gradienten dl2/dt beschrieben
wird. In den Intervallen t0 und t3 verläuft der Motorstrom I im Wesentlichen konstant,
wobei die Werkzeugmaschine in dem nullten Intervall t0 beispielsweise mit dem Leerlauf-Motorstrom
I_L betrieben werden kann. In dem dritten Intervall t3 kann die Werkzeugmaschine beispielsweise
mit dem Bremsstrom I_B betrieben werden. Dabei weist der Leerlauf-Motorstrom I_L ein
positives Vorzeichen auf, während der Bremsstrom I_B ein negatives Vorzeichen aufweist.
Der Wechsel von einem positiven Vorzeichen des Motorstroms I zu einem negativen Vorzeichen
des Motorstroms I (oder umgekehrt) erfolgt vorzugsweise am Nulldurchgang, der in Figur
1 mit dem Buchstaben «N» bezeichnet wird. Der Start oder der Beginn des Abbremsvorgangs
wird in Figur 1 mit dem Buchstaben "S" bezeichnet, während das Ende des Abbremsvorgangs
in Figur 1 mit dem Buchstaben "E" bezeichnet wird. Der Start S des Abbremsvorgangs
liegt vorzugsweise zwischen dem nullten Intervall t0 und dem ersten Intervall t1,
während das Ende E des Abbremsvorgangs das Ende von Intervall t3 markiert.
[0024] Der Bremsvorgang beginnt, indem der Motorstrom I in einem ersten Zeitintervall t1
reduziert wird, gefolgt von einem zweiten Zeitintervall t2, in dem der Motorstrom
I schneller reduziert wird, bis zum Ende des zweiten Intervalls t2 das Bremsstromlimit
I_B erreicht ist. Der Gradient dl2/dt im zweiten Intervall t2 ist dabei betragsmäßig
größer als der Gradient dl1/dt im ersten Intervall t1. Im zweiten Intervall t2 fällt
der Motorstrom I daher schneller ab als im ersten Intervall t1. Es hat sich gezeigt,
dass der Wechsel zwischen dem ersten Intervall t1 und dem zweiten Intervall t2 beim
Nulldurchgang N des Motorstroms I vorteilhaft ist, da bei einer Werkzeugmaschine der
Getriebeflankenwechsel im Intervall t1 abgeschlossen ist. Der Wechsel zwischen dem
ersten Intervall t1 und dem zweiten Intervall t2 kann aber auch mit einem Motorstrom
I ungleich Null, d.h. mit einem Offset erfolgen. Die betragsmäßig geringere Steigung
|dl1/dt| im ersten Intervall t1 verursacht einen sanfteren Getriebeflankenwechsel
mit einem kleineren Momentenimpuls. Im zweiten Intervall t2 wird der Motorstrom I
dann schneller bis zum Bremsstromlimit I_B, d.h. einem vorgegebenen Wert für den Bremsstrom,
geführt, wodurch die Gesamtbremszeit verkürzt werden kann.
Bezugszeichenliste
[0025]
- I
- Motorstrom
- I_L
- Leerlaufstrom
- I_B
- Bremsstromlimit, Bremsstrom
- S
- Start des Abbremsvorgangs
- E
- Ende des Abbremsvorgangs
- N
- Nulldurchgang
- t0
- nulltes Intervall, Betrieb der Werkzeugmaschine, zum Beispiel im Leerlauf
- t1
- erstes Intervall des Abbremsverfahrens
- t2
- zweites Intervall des Abbremsverfahrens
- t3
- drittes Intervall des Abbremsverfahrens
1. Werkzeugmaschine, die zur Durchführung von Arbeiten mit einem Werkzeug verbindbar
ist, wobei die Werkzeugmaschine einen Motor und eine Steuereinrichtung umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass
die Steuereinrichtung dazu eingerichtet ist, eine Versorgung des Motors mit elektrischer
Energie zu steuern, wobei eine Bewegung des Werkzeugs abgebremst werden kann, indem
eine Zufuhr der elektrischen Energie an den Motor durch die Steuereinrichtung reduziert
wird, wobei die Zufuhr der elektrischen Energie an den Motor in mindestens zwei Schritten
t1, t2 reduziert wird, wobei die Zufuhr der elektrischen Energie in einem zweiten
Schritt t2 stärker reduziert wird als in einem ersten Schritt t1.
2. Werkzeugmaschine nach Anspruch 1
dadurch gekennzeichnet, dass
eine Reduzierung der elektrischen Energie in dem ersten Schritt t1 durch einen ersten
Gradienten dl1/dt beschrieben wird und eine Reduzierung der elektrischen Energie in
dem zweiten Schritt t2 durch einen zweiten Gradienten dl2/dt beschrieben wird, wobei
ein Betrag des zweiten Gradienten größer ist als ein Betrag des ersten Gradienten:
|dl2/dt| > |dl1/dt|
3. Werkzeugmaschine nach Anspruch 1 oder 2
dadurch gekennzeichnet, dass
eine positive Zufuhr der elektrischen Energie ein Antreiben der Werkzeugmaschine bedeutet
und wobei eine negative Zufuhr der elektrischen Energie ein Abbremsen der Werkzeugmaschine
bedeutet, wobei ein Wechsel von einer positiven Zufuhr der elektrischen Energie zu
einer negativen Zufuhr der elektrischen Energie als Nulldurchgang N bezeichnet wird.
4. Werkzeugmaschine nach Anspruch 3
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Wechsel von dem ersten Schritt t1 zu dem zweiten Schritt t2 beim Nulldurchgang
N der Zufuhr der elektrischen Energie erfolgt.
5. Werkzeugmaschine nach Anspruch 3
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Wechsel von dem ersten Schritt t1 zu dem zweiten Schritt t2 bei einer positiven
oder einer negativen Zufuhr der elektrischen Energie erfolgt.
6. Verfahren zum Abbremsen einer Werkzeugmaschine nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Abbremsen der Werkzeugmaschine in mindestens zwei Schritten t1, t2 erfolgt, wobei
die Werkzeugmaschine in einem zweiten Schritt t2 stärker abgebremst wird als in einem
ersten Schritt t1.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Abbremsen der Werkzeugmaschine durch eine Reduzierung einer Zufuhr von elektrischer
Energie an einen Motor der Werkzeugmaschine erfolgt.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
der zweite Schritt des Abbremsverfahrens endet, wenn ein vorgegebener Bremswert I_B
für die elektrische Energie, die dem Motor der Werkzeugmaschine zugeführt wird, erreicht
wird, wobei sich an den zweiten Schritt t2 des Abbremsverfahrens ein dritter Schritt
t3 anschließt.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, dass
im dritten Schritt t3 des Abbremsverfahrens die Werkzeugmaschine mit dem vorgegebenen
Bremswert I_B für die elektrische Energie betrieben wird, bis die Werkzeugmaschine
abgebremst ist.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9
dadurch gekennzeichnet, dass
der vorgegebene Bremswert I_B für die elektrische Energie im Wesentlichen einem maximal
zulässigen Bremsmoment entspricht.