[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Waschautomaten und einen
Waschautomaten.
[0002] Es gilt als Allgemeinwissen, dass Proteasen Woll- und Seidenfasern schädigen. Woll-
und Seidenfasern bestehen aus Proteinen d.h. Polypeptiden, die gemäß Theorie durch
in handelsüblichen Waschmitteln zur Eiweißfleckenentfernung eingesetzten Proteasen
in den Waschmitteln hydrolysiert und somit beschädigt werden. Daher gibt es kein Woll-
und Seidenwaschmittel, welches Proteasen als Bestandteil enthält, ebenfalls ist das
Bleichmittel Wasserstoffperoxid den Woll- und Seidenwaschmitteln nicht beigemischt.
Proteasen sind jedoch die qualitativ und quantitativ am häufigsten eingesetzten Enzyme
in allen herkömmlichen Voll- und Colorwaschmittel in flüssiger sowie fester Form.
Zum Waschen von Wolle und Seide gibt es hingegen ein separates bzw. spezielles Waschmittel.
Ein Nutzer des Waschautomaten ist daher gezwungen, ein spezielles Woll- und Seidenwaschmittel
zu kaufen, wenn er Wolle oder Seide waschen will. Dadurch entstehen Extra-Kosten.
Zudem muss er das spezielle Waschmittel lagern, was Platz wegnimmt.
[0003] Der Erfindung stellt sich somit das Problem, ein Verfahren zum Betreiben eines Waschautomaten
und einen Waschautomaten bereitzustellen, mit denen der Nutzer Wolle und Seide waschen
kann, ohne ein spezielles für diese Materialien geeigneten insbesondere proteasefreies
Waschmittel zu benötigen.
[0004] Erfindungsgemäß wird dieses Problem durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs
1 und einen Waschautomaten mit den Merkmalen des Patentanspruchs 9 gelöst. Vorteilhafte
Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den nachfolgenden
Unteransprüchen.
[0005] Die mit der Erfindung erreichbaren Vorteile bestehen neben einem erheblichen Komfort
und Bequemlichkeit für den Nutzer darin, dass er Platz zum Lagern des speziellen Waschmittels
und Kosten einsparen kann. Ein Waschmittel kann für alle gängigen Anwendungen genutzt
werden. Zudem kann zur Schonung der Umwelt beigetragen werden, da der Nutzer kein
separates Woll- und Seidenwaschmittel kaufen muss.
[0006] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Waschautomaten mit einem
Laugenbehälter zur Aufnahme von Waschflüssigkeit, einer drehbar in dem Laugenbehälter
gelagerten Trommel zur Aufnahme von Wäsche und einer Aufnahmeeinrichtung zum Aufnehmen
und Zuführen von Waschmittel in den Laugenbehälter, wobei das Verfahren aufweist:
- a) Behandeln des Waschmittels mittels Aussetzens zu einem Oxidationsmittel, einer
Temperaturänderung, einer Wasserhärteänderung und/oder einer pH-Änderung;
- b) Zuführen des behandelten Waschmittels in den Laugenbehälter; und
- c) Durchführen eines Waschschritts zum Waschen der Wäsche mit dem zugeführten Waschmittel.
[0007] Die Erfindung basiert auf der Idee, die Aktivität der Proteasen des proteasehaltigen
Waschmittels aktiv zu beeinflussen. Die Inaktivierung oder zumindest Reduzierung der
Aktivität wird durch die Änderung mindestens eines relevanten Parameters wie Temperatur,
Wasserharte/lonenkonzentration oder pH des zu behandelnden Fluids insbesondere des
Waschmittelkonzentrats oder verdünnten Waschmittels erreicht. Das Oxidationsmittel
ist. z.B. H
2O
2.
[0008] Bevorzugt wird der Schritt a) durchgeführt, wenn ein angewähltes und gestartetes
Waschprogramm ein Waschprogramm darstellt, das zum Waschen von proteaseempfindlichen
Materialien ausgebildet ist.
[0009] Bevorzugt sind die proteaseempfindlichen Materialien Wolle und/oder Seide. D.h.,
das angewählte und gestartete Waschprogramm stellt bevorzugt ein zum Waschen von Wolle
und/oder Seide geeignetes und/oder vorgesehenes Waschprogramm dar.
[0010] In einer bevorzugten Ausführungsform wird eine Aktivität einer in dem Waschmittel
enthaltenen Protease in dem Schritt a) um mindestens 1/2, bevorzugter 1/10 reduziert.
Diese Reduzierung ist ausreichend, um die Schädigung der Woll- und/oder Seidenfasern
in einem zufrieden stellenden Maße zu reduzieren oder zu verhindern.
[0011] Die Aufnahmeeinrichtung kann ein Einspülkasten sein. Bevorzugt ist die Aufnahmeeinrichtung
eine Dosiereinrichtung, die ausgebildet ist, das Waschmittel automatisch in den Laugenbehälter
zu dosieren. So wird eine Überdosierung des Waschmittels verhindert oder zumindest
reduziert.
[0012] In einer bevorzugten Ausführungsform weist der Schritt a) Aussetzen des Waschmittels
zu einem Oxidationsmittel, einer Temperatur-Erhöhung, einem wasserhärteverändernden
Mittel und/oder einem pH-verändernden Mittel über einen vorbestimmten Zeitraum auf.
Das Waschmittel wird im Waschprozess bereitgestellt, bis zu einem vorbestimmten Inaktivierungsgrad
behandelt und anschließend dem Laugenbehälter zugeführt. Dadurch wird weiterhin die
Schädigung der Woll- und/oder Seidenfasern verhindert oder zumindest reduziert.
[0013] Bevorzugt hängt der vorbestimmte Zeitraum von einer Konzentration des Waschmittels
und/oder einer Temperatur in dem Schritt a) ab. Je höher die Temperatur in dem Schritt
a), desto kürzer ist der vorbestimmte Zeitraum.
[0014] In einer bevorzugten Ausführungsform weist der Schritt a) Aussetzen des Waschmittels
zu der Temperatur-Erhöhung, bevorzugt zu einer Temperatur von mindestens 40°C, über
den vorbestimmten Zeitraum auf. Die Inaktivierung mittels Temperatureinfluss ist wenig
aufwändig. Durch Erwärmung des Waschmittels bevorzugt über den vorbestimmten Zeitraum,
der abhängig von der angewählten Temperatur und dem eingesetzten Konzentrat und/ oder
dessen Verdünnung ist, denaturieren die Proteasen und ggf. weitere in dem Waschmittel
enthaltene Waschmittelenzyme. Durch die erhöhte Temperatur verändert sich die dreidimensionale
Struktur des Enzyms und die Aktivität sinkt bzw. ist nicht mehr nachweisbar. Das nach
dem Schritt a) erhaltene proteasefreie Waschmittel kann nun als Woll- und Seidenwaschmittel
verwendet werden, ohne dass ein Schaden an den Woll- und/oder Seidenfasern in dem
Schritt c) entsteht.
[0015] Die Erfindung betrifft ferner einen Waschautomaten mit einem Laugenbehälter zur Aufnahme
von Waschflüssigkeit, einer drehbar in dem Laugenbehälter gelagerten Trommel zur Aufnahme
von Wäsche und einer Aufnahmeeinrichtung zum Aufnehmen und Zuführen des Waschmittels
in den Laugenbehälter und einer Steuer- und/oder Regeleinrichtung, die ausgebildet
ist, das Verfahren nach einer oder mehrerer der vorangehend beschriebenen Ausführungsformen
zu steuern und/oder zu regeln.
[0016] Der Ausdruck "Waschautomat" umfasst eine automatisierte Waschmaschine sowie ein Kombigerät
wie einen Waschtrockner.
[0017] Die Erfindung wird in der beigefügten Zeichnung nachfolgend näher beschrieben. Es
zeigt schematisch und nicht maßstabsgerecht
- Fig. 1
- eine Proteasestabilität als Funktion einer Zeit und einer Temperatur.
[0018] Fig. 1 zeigt eine Proteasestabilität als Funktion einer Zeit und einer Temperatur.
Wie ersichtlich, nimmt die Proteasestabilität mit steigernder Temperatur und Zeit
ab. Insbesondere bei einer Temperatur von 50°C oder 60°C sinkt die Proteasestabilität
vergleichsweise schnell.
1. Verfahren zum Betreiben eines Waschautomaten mit einem Laugenbehälter zur Aufnahme
von Waschflüssigkeit, einer drehbar in dem Laugenbehälter gelagerten Trommel zur Aufnahme
von Wäsche und einer Aufnahmeeinrichtung zum Aufnehmen und Zuführen von Waschmittel
in den Laugenbehälter, wobei das Verfahren aufweist:
a) Behandeln des Waschmittels mittels Aussetzens zu einem Oxidationsmittel, einer
Temperaturänderung, einer Wasserhärteänderung und/oder einer pH-Änderung;
b) Zuführen des behandelten Waschmittels in den Laugenbehälter; und
c) Durchführen eines Waschschritts zum Waschen der Wäsche mit dem zugeführten Waschmittel.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Schritt a) durchgeführt wird, wenn ein angewähltes und gestartetes Waschprogramm
ein Waschprogramm darstellt, das zum Waschen von proteaseempfindlichen Materialien
ausgebildet ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die proteaseempfindlichen Materialien Wolle und/oder Seide sind.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Aktivität einer in dem Waschmittel enthaltenen Protease in dem Schritt a) um
mindestens 1/2, bevorzugt 1/10 reduziert wird.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufnahmeeinrichtung eine Dosiereinrichtung ist, die ausgebildet ist, das Waschmittel
automatisch in den Laugenbehälter zu dosieren.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Schritt a) Aussetzen des Waschmittels zu einem Oxidationsmittel, einer Temperatur-Erhöhung,
einem wasserhärteverändernden Mittel und/oder einem pH-verändernden Mittel über einen
vorbestimmten Zeitraum aufweist.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der vorbestimmte Zeitraum von einer Konzentration des Waschmittels und/oder einer
Temperatur in dem Schritt a) abhängt.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Schritt a) Aussetzen des Waschmittels zu der Temperatur-Erhöhung, bevorzugt zu
einer Temperatur von mindestens 40°C, über den vorbestimmten Zeitraum aufweist.
9. Waschautomat mit einem Laugenbehälter zur Aufnahme von Waschflüssigkeit, einer drehbar
in dem Laugenbehälter gelagerten Trommel zur Aufnahme von Wäsche und einer Aufnahmeeinrichtung
zum Aufnehmen und Zuführen des Waschmittels in den Laugenbehälter und einer Steuer-
und/oder Regeleinrichtung, die eingerichtet und ausgebildet ist, das Verfahren nach
einem der vorangehenden Ansprüche zu steuern und/oder zu regeln.