(19)
(11) EP 4 461 862 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
13.11.2024  Patentblatt  2024/46

(21) Anmeldenummer: 24170478.2

(22) Anmeldetag:  16.04.2024
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC): 
D06F 33/37(2020.01)
D06F 101/06(2020.01)
D06F 105/10(2020.01)
D06F 25/00(2006.01)
D06F 105/00(2020.01)
D06F 105/42(2020.01)
(52) Gemeinsame Patentklassifikation (CPC) :
D06F 2101/06; D06F 2105/10; D06F 2105/42; D06F 2105/00; D06F 33/37; D06F 25/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC ME MK MT NL NO PL PT RO RS SE SI SK SM TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA
Benannte Validierungsstaaten:
GE KH MA MD TN

(30) Priorität: 10.05.2023 BE 202305385

(71) Anmelder: Miele & Cie. KG
33332 Gütersloh (DE)

(72) Erfinder:
  • Strothoff, Werner
    48336 Sassenberg (DE)
  • Sever, Büsra
    33659 Bielefeld (DE)
  • Keller, Petra
    42119 Wuppertal (DE)

   


(54) VERFAHREN ZUM BETREIBEN EINES WASCHAUTOMATEN UND WASCHAUTOMAT


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Waschautomaten mit einem Laugenbehälter zur Aufnahme von Waschflüssigkeit, einer drehbar in dem Laugenbehälter gelagerten Trommel zur Aufnahme von Wäsche und einer Aufnahmeeinrichtung zum Aufnehmen und Zuführen von Waschmittel in den Laugenbehälter, wobei das Verfahren aufweist:
a) Behandeln des Waschmittels mittels Aussetzens zu einem Oxidationsmittel, einer Temperaturänderung, einer Wasserhärteänderung und/oder einer pH-Änderung;
b) Zuführen des behandelten Waschmittels in den Laugenbehälter; und
c) Durchführen eines Waschschritts zum Waschen der Wäsche mit dem zugeführten Waschmittel.
Ferner betrifft sie einen Waschautomaten mit einem Laugenbehälter zur Aufnahme von Waschflüssigkeit, einer drehbar in dem Laugenbehälter gelagerten Trommel zur Aufnahme von Wäsche und einer Aufnahmeeinrichtung zum Aufnehmen und Zuführen des Waschmittels in den Laugenbehälter und einer Steuer- und/oder Regeleinrichtung, die ausgebildet ist, das Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche zu steuern und/oder zu regeln.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Waschautomaten und einen Waschautomaten.

[0002] Es gilt als Allgemeinwissen, dass Proteasen Woll- und Seidenfasern schädigen. Woll- und Seidenfasern bestehen aus Proteinen d.h. Polypeptiden, die gemäß Theorie durch in handelsüblichen Waschmitteln zur Eiweißfleckenentfernung eingesetzten Proteasen in den Waschmitteln hydrolysiert und somit beschädigt werden. Daher gibt es kein Woll- und Seidenwaschmittel, welches Proteasen als Bestandteil enthält, ebenfalls ist das Bleichmittel Wasserstoffperoxid den Woll- und Seidenwaschmitteln nicht beigemischt. Proteasen sind jedoch die qualitativ und quantitativ am häufigsten eingesetzten Enzyme in allen herkömmlichen Voll- und Colorwaschmittel in flüssiger sowie fester Form. Zum Waschen von Wolle und Seide gibt es hingegen ein separates bzw. spezielles Waschmittel. Ein Nutzer des Waschautomaten ist daher gezwungen, ein spezielles Woll- und Seidenwaschmittel zu kaufen, wenn er Wolle oder Seide waschen will. Dadurch entstehen Extra-Kosten. Zudem muss er das spezielle Waschmittel lagern, was Platz wegnimmt.

[0003] Der Erfindung stellt sich somit das Problem, ein Verfahren zum Betreiben eines Waschautomaten und einen Waschautomaten bereitzustellen, mit denen der Nutzer Wolle und Seide waschen kann, ohne ein spezielles für diese Materialien geeigneten insbesondere proteasefreies Waschmittel zu benötigen.

[0004] Erfindungsgemäß wird dieses Problem durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 und einen Waschautomaten mit den Merkmalen des Patentanspruchs 9 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den nachfolgenden Unteransprüchen.

[0005] Die mit der Erfindung erreichbaren Vorteile bestehen neben einem erheblichen Komfort und Bequemlichkeit für den Nutzer darin, dass er Platz zum Lagern des speziellen Waschmittels und Kosten einsparen kann. Ein Waschmittel kann für alle gängigen Anwendungen genutzt werden. Zudem kann zur Schonung der Umwelt beigetragen werden, da der Nutzer kein separates Woll- und Seidenwaschmittel kaufen muss.

[0006] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines Waschautomaten mit einem Laugenbehälter zur Aufnahme von Waschflüssigkeit, einer drehbar in dem Laugenbehälter gelagerten Trommel zur Aufnahme von Wäsche und einer Aufnahmeeinrichtung zum Aufnehmen und Zuführen von Waschmittel in den Laugenbehälter, wobei das Verfahren aufweist:
  1. a) Behandeln des Waschmittels mittels Aussetzens zu einem Oxidationsmittel, einer Temperaturänderung, einer Wasserhärteänderung und/oder einer pH-Änderung;
  2. b) Zuführen des behandelten Waschmittels in den Laugenbehälter; und
  3. c) Durchführen eines Waschschritts zum Waschen der Wäsche mit dem zugeführten Waschmittel.


[0007] Die Erfindung basiert auf der Idee, die Aktivität der Proteasen des proteasehaltigen Waschmittels aktiv zu beeinflussen. Die Inaktivierung oder zumindest Reduzierung der Aktivität wird durch die Änderung mindestens eines relevanten Parameters wie Temperatur, Wasserharte/lonenkonzentration oder pH des zu behandelnden Fluids insbesondere des Waschmittelkonzentrats oder verdünnten Waschmittels erreicht. Das Oxidationsmittel ist. z.B. H2O2.

[0008] Bevorzugt wird der Schritt a) durchgeführt, wenn ein angewähltes und gestartetes Waschprogramm ein Waschprogramm darstellt, das zum Waschen von proteaseempfindlichen Materialien ausgebildet ist.

[0009] Bevorzugt sind die proteaseempfindlichen Materialien Wolle und/oder Seide. D.h., das angewählte und gestartete Waschprogramm stellt bevorzugt ein zum Waschen von Wolle und/oder Seide geeignetes und/oder vorgesehenes Waschprogramm dar.

[0010] In einer bevorzugten Ausführungsform wird eine Aktivität einer in dem Waschmittel enthaltenen Protease in dem Schritt a) um mindestens 1/2, bevorzugter 1/10 reduziert. Diese Reduzierung ist ausreichend, um die Schädigung der Woll- und/oder Seidenfasern in einem zufrieden stellenden Maße zu reduzieren oder zu verhindern.

[0011] Die Aufnahmeeinrichtung kann ein Einspülkasten sein. Bevorzugt ist die Aufnahmeeinrichtung eine Dosiereinrichtung, die ausgebildet ist, das Waschmittel automatisch in den Laugenbehälter zu dosieren. So wird eine Überdosierung des Waschmittels verhindert oder zumindest reduziert.

[0012] In einer bevorzugten Ausführungsform weist der Schritt a) Aussetzen des Waschmittels zu einem Oxidationsmittel, einer Temperatur-Erhöhung, einem wasserhärteverändernden Mittel und/oder einem pH-verändernden Mittel über einen vorbestimmten Zeitraum auf. Das Waschmittel wird im Waschprozess bereitgestellt, bis zu einem vorbestimmten Inaktivierungsgrad behandelt und anschließend dem Laugenbehälter zugeführt. Dadurch wird weiterhin die Schädigung der Woll- und/oder Seidenfasern verhindert oder zumindest reduziert.

[0013] Bevorzugt hängt der vorbestimmte Zeitraum von einer Konzentration des Waschmittels und/oder einer Temperatur in dem Schritt a) ab. Je höher die Temperatur in dem Schritt a), desto kürzer ist der vorbestimmte Zeitraum.

[0014] In einer bevorzugten Ausführungsform weist der Schritt a) Aussetzen des Waschmittels zu der Temperatur-Erhöhung, bevorzugt zu einer Temperatur von mindestens 40°C, über den vorbestimmten Zeitraum auf. Die Inaktivierung mittels Temperatureinfluss ist wenig aufwändig. Durch Erwärmung des Waschmittels bevorzugt über den vorbestimmten Zeitraum, der abhängig von der angewählten Temperatur und dem eingesetzten Konzentrat und/ oder dessen Verdünnung ist, denaturieren die Proteasen und ggf. weitere in dem Waschmittel enthaltene Waschmittelenzyme. Durch die erhöhte Temperatur verändert sich die dreidimensionale Struktur des Enzyms und die Aktivität sinkt bzw. ist nicht mehr nachweisbar. Das nach dem Schritt a) erhaltene proteasefreie Waschmittel kann nun als Woll- und Seidenwaschmittel verwendet werden, ohne dass ein Schaden an den Woll- und/oder Seidenfasern in dem Schritt c) entsteht.

[0015] Die Erfindung betrifft ferner einen Waschautomaten mit einem Laugenbehälter zur Aufnahme von Waschflüssigkeit, einer drehbar in dem Laugenbehälter gelagerten Trommel zur Aufnahme von Wäsche und einer Aufnahmeeinrichtung zum Aufnehmen und Zuführen des Waschmittels in den Laugenbehälter und einer Steuer- und/oder Regeleinrichtung, die ausgebildet ist, das Verfahren nach einer oder mehrerer der vorangehend beschriebenen Ausführungsformen zu steuern und/oder zu regeln.

[0016] Der Ausdruck "Waschautomat" umfasst eine automatisierte Waschmaschine sowie ein Kombigerät wie einen Waschtrockner.

[0017] Die Erfindung wird in der beigefügten Zeichnung nachfolgend näher beschrieben. Es zeigt schematisch und nicht maßstabsgerecht
Fig. 1
eine Proteasestabilität als Funktion einer Zeit und einer Temperatur.


[0018] Fig. 1 zeigt eine Proteasestabilität als Funktion einer Zeit und einer Temperatur. Wie ersichtlich, nimmt die Proteasestabilität mit steigernder Temperatur und Zeit ab. Insbesondere bei einer Temperatur von 50°C oder 60°C sinkt die Proteasestabilität vergleichsweise schnell.


Ansprüche

1. Verfahren zum Betreiben eines Waschautomaten mit einem Laugenbehälter zur Aufnahme von Waschflüssigkeit, einer drehbar in dem Laugenbehälter gelagerten Trommel zur Aufnahme von Wäsche und einer Aufnahmeeinrichtung zum Aufnehmen und Zuführen von Waschmittel in den Laugenbehälter, wobei das Verfahren aufweist:

a) Behandeln des Waschmittels mittels Aussetzens zu einem Oxidationsmittel, einer Temperaturänderung, einer Wasserhärteänderung und/oder einer pH-Änderung;

b) Zuführen des behandelten Waschmittels in den Laugenbehälter; und

c) Durchführen eines Waschschritts zum Waschen der Wäsche mit dem zugeführten Waschmittel.


 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Schritt a) durchgeführt wird, wenn ein angewähltes und gestartetes Waschprogramm ein Waschprogramm darstellt, das zum Waschen von proteaseempfindlichen Materialien ausgebildet ist.
 
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die proteaseempfindlichen Materialien Wolle und/oder Seide sind.
 
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass eine Aktivität einer in dem Waschmittel enthaltenen Protease in dem Schritt a) um mindestens 1/2, bevorzugt 1/10 reduziert wird.
 
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Aufnahmeeinrichtung eine Dosiereinrichtung ist, die ausgebildet ist, das Waschmittel automatisch in den Laugenbehälter zu dosieren.
 
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Schritt a) Aussetzen des Waschmittels zu einem Oxidationsmittel, einer Temperatur-Erhöhung, einem wasserhärteverändernden Mittel und/oder einem pH-verändernden Mittel über einen vorbestimmten Zeitraum aufweist.
 
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass der vorbestimmte Zeitraum von einer Konzentration des Waschmittels und/oder einer Temperatur in dem Schritt a) abhängt.
 
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Schritt a) Aussetzen des Waschmittels zu der Temperatur-Erhöhung, bevorzugt zu einer Temperatur von mindestens 40°C, über den vorbestimmten Zeitraum aufweist.
 
9. Waschautomat mit einem Laugenbehälter zur Aufnahme von Waschflüssigkeit, einer drehbar in dem Laugenbehälter gelagerten Trommel zur Aufnahme von Wäsche und einer Aufnahmeeinrichtung zum Aufnehmen und Zuführen des Waschmittels in den Laugenbehälter und einer Steuer- und/oder Regeleinrichtung, die eingerichtet und ausgebildet ist, das Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche zu steuern und/oder zu regeln.
 




Zeichnung







Recherchenbericht









Recherchenbericht